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Wüsten, Wälder, Weite - Team Pressl

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Reise | Die Reise meines Lebens„Wir haben all unsere Zweifel besiegt, unsere Herausforderungenbewältigt und unser Ziel überglücklich erreicht.“Französische Mittelmeerküste – wir genießen Sonne, Meer und Strand(oben), nachdem Thomas unsere erste Reifenpanne behoben hat (Mitte).Mit vereinter Kraft strampelt sich‘s leichter (unten).Tschüs Salzburg! Auf eigener Achse ans Ende der Welt zu radeln kostet Kraftund Nerven, schweißt aber zusammen wie kaum ein anderes Erlebnis.Der Blick durch die gewaltige Ankerkette lässt die Dimensionen desContainerschiffes deutlich werden.sen zu lassen und nicht zuletzt die Liebe zumFahrrad, haben die Idee zu einem fixen Plan reifenlassen.Mitte Juli 2011 brechen wir also von SalzburgRichtung Mittelmeerküste auf, um knapp zweiMonate später von Valencia mit Hilfe eines Containerschiffesnach Buenos Aires zu gelangen.Thomas und Lukas sind die Großen und Starken.Die Beiden pilotieren das zwei Zentner schwereTandem und bekommen als zusätzliche Hürdeden je nach Trinkwasserstand zum Teil weit über30 Kilo schweren Anhänger auferlegt. Andreaund Felix teilen sich das leichte Tandem, das mit80 Kilo ebenso mehr als deren gemeinsamesKörpergewicht auf die Waage bringt. Es wirdsich erst noch zeigen, dass wir, abgesehen vonden Medikamenten, Verbandsmaterialien undso manchem Ersatzteil, tatsächlich jedes einzelnemittransportierte Stück benötigen werden.Geprägt durch die berufliche Vorbelastung vonThomas als Entwickler bei KTM-Fahrrad, habenwir penibel auf jedes Gramm geachtet. Das warauch nötig: Die ersten Etappen machen uns unbarmherzigklar, dass ein Tandem im Vergleichzum herkömmlichen Tourenbike lediglich für einenzusätzlichen Menschen, aber nicht für dessenmateriellen Überfluss Sorge tragen kann.Somit stellt sich die Frage erst gar nicht, wie weitwir uns beschränken wollen – es ist glasklar, dasswir uns beschränken müssen.Die ersten 2.500 Kilometer auf dem heimischenKontinent nutzen wir, um unseren Reiserhythmusund unsere Kondition, die wir in den hektischenletzten Wochen verloren haben, zufinden. Mental und körperlich zu 120 Prozentgefordert, bezwingen wir in der ersten Wocheden Radweg Bodensee-Königssee. Dauerregenund Temperaturen im einstelligen Bereich sindNahrung für die Zweifel in uns. Doch nach wenigenhundert Kilometern finden wir den Einklangmit den täglichen Anforderungen unseres neuenLebens. Ein ausgiebiges Frühstück, die kurzeRoutenplanung, der obligatorische Einkauf, dieSchlafplatzfindung gehören neben dem Zeltbauund einer Stunde Schulunterricht ebenso zurgeschätzten Routine, wie die Zubereitung derSpaghetti am einflammigen Benzinkocher. Inder Schweiz erwärmen die ersten Sonnenstrahlenunsere Glieder und Gemüter. Die nationaleVelo-Route 5 führt uns quer durch das letzteNachbarland unserer Heimat, in das für uns bisdato unbekannte Frankreich. Auch wenn unserWortschatz nicht über „Bonjour“ und „Merci“hinausreicht, geleitet uns das französischeRhônetal freundlich bis ans Mittelmeer. DasBewusstsein, unsere zentnerschweren Gefährterein mit Muskelkraft vom heimatlichen Binnenlandbis ans Meer bewegt zu haben, lässt unsereEndorphine brodeln. Frohen Mutes radeln wirgenüsslich hunderte Kilometer an Strandpromenadenentlang, um von der zweitgrößten HafenstadtSpaniens unsere Atlantiküberquerung inAngriff zu nehmen.Genau rechtzeitig gelangen wir in Valencia aufunser etwas verfrüht auslaufendes Containerschiff.Um hier mitfahren zu dürfen, war nichtwenig Überzeugungskraft bei den Hafen- undReedereimitarbeitern von Nöten – eine ganzeFamilie, die mit zwei Fahrrädern auf ein Containerschiffnach Südamerika möchte, kommtoffenbar nicht alle Tage vorbei. Der erste Blickauf den 274 Meter langen, 32 Meter breiten und63.505 Tonnen schweren Stahlkoloss ist genausophantastisch wie die nächsten 19 Tage auf hoherSee. Die Kinder erobern nicht nur in Windeseilevon der Brücke bis zum Maschinenraum daskomplette Schiff, sondern auch die Herzen derBesatzung. Etwas schwermütig verlassen wirMitte Oktober in Buenos Aires unser schwankendesHeim, um eine für uns bis dahin völlig118 | aktiv Radfahren 9-10/2012aktiv Radfahren 9-10/2012 | 119

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