Fit für Firmenkauf - Günther & Partner
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Ausgabe 10/06 Seite 88<br />
Versierter Käufer: Jörg Alexander Ronde übernahm innerhalb von nur zwei Jahren mehrere Firmen.<br />
<strong>Fit</strong> <strong>für</strong> <strong>Firmenkauf</strong><br />
Im deutschen Mittelstand steigt die Zahl der Übernahmen und Fusionen.<br />
Lange waren es vor allem ausländische Investoren, die sich die Firmen einverleibten.<br />
Nun kaufen Mittelständler selbst. Wie eine Finanzierung gelingt.<br />
von Andrea Martens<br />
Am Anfang war es der Wunsch nach<br />
Selbstständigkeit und mehr Verantwortung.<br />
Als die übernommenen<br />
Unternehmen gut liefen, kaufte Jörg<br />
Alexander Ronde weitere Firmen hinzu,<br />
um sich Marktanteile zu sichern und neue<br />
Standorte zu erschließen. Heute ist der 38-<br />
Jährige Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Casting Solutions Technologies GmbH<br />
(CST) mit Sitz in Göppingen. Die beiden<br />
deutschen Unternehmen unter dem Dach<br />
der CST-Holding, die bac<br />
Electronic GmbH und die Gima GmbH,<br />
stellen Spezialgießmaschinen <strong>für</strong> die Aluminiumindustrie<br />
her. Pro Jahr machen sie<br />
rund 30 Millionen Umsatz. Zur Firmengruppe<br />
gehören mittlerweile ein Ingenieurbüro,<br />
ein Werkzeugbauer sowie eine<br />
Gießerei-Gruppe in Österreich. All diese<br />
Akquisitionen hat Ronde in gerade einmal<br />
zwei Jahren getätigt – und die Finanzierung<br />
gestemmt.<br />
„Im Juli 2004 wurde ich gefragt, ob ich<br />
an einem Management-Buy-in interessiert<br />
sei“, erinnert sich der heutige Firmenchef.<br />
Einen technischen Manager gab es <strong>für</strong> die<br />
Bac Electronic und die Gima GmbH be-<br />
reits, Ronde sollte den kaufmännischen<br />
Part übernehmen. „Zunächst haben wir<br />
uns die Unternehmen ganz genau angeschaut“,<br />
erinnert er sich. Als die Entscheidung<br />
<strong>für</strong> die Übernahme gefallen<br />
war, ging es an die Finanzierung der künftigen<br />
CST. Für den Einstieg sollte Ronde<br />
einen unteren zweistelligen Millionenbetrag<br />
bezahlen.<br />
Über ein Darlehen stellte die Investkredit<br />
Bank AG circa 60 Prozent der Investitionssumme<br />
zur Verfügung. „An dem<br />
übrigen Betrag haben wir uns beide zu 30<br />
Prozent beteiligt, 40 Prozent hat DZ Equity<br />
<strong>Partner</strong> GmbH, Frankfurt, übernommen“,<br />
erklärt Ronde. Für den Erwerb der<br />
CST gründeten er und sein Geschäftspartner<br />
jeweils eine Beteiligungs-GmbH,<br />
eine sogenannte NewCo. Alleiniger Zweck<br />
„Der Kauf eines<br />
Unternehmens über<br />
eine NewCo hat<br />
deutliche Vorteile.<br />
Jörg Alexander Ronde, Chef der CST GmbH<br />
einer solchen Gesellschaft ist stets der<br />
Kauf eines Unternehmens. „Dieses Modell<br />
hat unter anderem den Vorteil, dass Erträge<br />
aus dem operativen Firmengeschäft<br />
steueroptimiert in die jeweilige private Beteiligungsgesellschaft<br />
fließen“, sagt Ronde.<br />
So können sie weitestgehend steuerfrei<br />
entnommen werden, um beispielsweise<br />
Verbindlichkeiten aus dem Anteilserwerb<br />
zu bedienen. „Das Finanzierungsmodell<br />
hat sehr gut funktioniert“,<br />
erinnert er sich. „Deshalb haben wir es<br />
bei den weiteren Zukäufen genauso gemacht.“<br />
Ronde und die CST sind ein geradezu<br />
klassisches Beispiel <strong>für</strong> Firmenübernahmen,<br />
die bei Mittelständlern hierzulande<br />
an Bedeutung gewinnen. Zwar bescheinigen<br />
Studien bereits seit 2003 immer<br />
wieder eine stetige Zunahme von Übernahmen<br />
und Fusionen (M&A) im deutschen<br />
Mittelstand. Bislang waren diese jedoch<br />
hauptsächlich auf das hohe Interesse<br />
ausländischer Großinvestoren an deutschen<br />
Mittelständlern zurückzuführen.<br />
Inzwischen sind es die Unternehmen<br />
selbst, die kaufen, übernehmen, fusio-
Ausgabe 10/06 Seite 89<br />
nieren. Eine aktuelle Untersuchung der<br />
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />
KPMG, Frankfurt, sagt dem europäischen<br />
und dem deutschen Mittelstand<br />
einen wahren Übernahmeboom<br />
voraus. Laut der Studie versprechen sich<br />
die Unternehmen von den Akquisitionen<br />
vor allem eine Steigerung ihres Marktanteiles,<br />
die Nutzung von Synergien und<br />
den Eintritt in neue Märkte. Horst Friedrich,<br />
M&A-Experte bei der Corporate-Finance-Beratung<br />
<strong>Günther</strong> & <strong>Partner</strong> in<br />
Oberursel, sieht es etwas anders. „Der<br />
Boom steht nicht bevor“, urteilt er. „Wir<br />
sind schon mittendrin.“ Die Gründe da<strong>für</strong><br />
seien vielfältig. „In letzter Konsequenz<br />
steht hinter jeder Übernahme aber immer<br />
eine Wertsteigerung des fusionierten Unternehmens<br />
im Vergleich zur Situation<br />
vor dem Kauf.“<br />
So einfach ist es. Nicht so leicht hingegen<br />
gestaltet sich die Finanzierung angesichts<br />
dünner Eigenkapitaldecken und oft<br />
erschwerter Kreditvergabe im Zuge von<br />
Basel II. Doch Friedrich macht Mittelständlern<br />
Mut. „Zum einen wenden sich<br />
die Banken mittelständischen Unternehmen<br />
wieder mehr zu“, sagt er. Darlehen<br />
sind heute leichter zu bekommen als noch<br />
vor zwei Jahren. „Außerdem steht Firmen<br />
eine Bandbreite von Finanzierungsinstrumenten<br />
zur Verfügung, an die noch vor<br />
einigen Jahren nicht zu denken war“, erklärt<br />
der Experte. Die Kunst dabei ist es,<br />
den richtigen Mix zu finden. „Natürlich ist<br />
jede Akquisitionsfinanzierung eine individuelle,<br />
maßgeschneiderte Sache“, sagt<br />
Friedrich. Gewisse Grundregeln lassen<br />
sich aber herleiten. Zunächst sollten Mittelständler<br />
nicht zu stark auf Nummer<br />
Strategische Ziele<br />
von M&A-Aktivitäten<br />
Was Unternehmer erreichen wollen<br />
21 % Markenübernahme<br />
37 % Gewinnung neuer Technologien<br />
41 % „Den Kunden folgen“<br />
45 % Diversifizierung des Geschäfts<br />
61 % Ausweitung der regionalen Verbreitung<br />
66 % Steigerung des Shareholder Value<br />
67 % Stärkung des Kerngeschäfts<br />
69 % Eintritt in neue Märkte<br />
77 % Nutzung von Synergien<br />
80 % Steigerung des Marktanteils<br />
mum 10/2006<br />
Sicher gehen. „Meiner Erfahrung nach<br />
versuchen Unternehmer immer noch,<br />
Akquisitionen zu großen Teilen aus liquiden<br />
Mitteln zu bestreiten“, so der<br />
M&A-Berater. Finanzierungen mit sehr<br />
hohem Eigenkapitalanteil sind jedoch<br />
teuer. So sind an den Einsatz von Eigenmitteln<br />
oft Renditeanforderungen von etwa<br />
20 Prozent geknüpft. Das gilt umso<br />
mehr, wenn externe Eigenkapitalgeber,<br />
also Private-Equity-<strong>Partner</strong>, mit ins Boot<br />
genommen werden. Bei mittelfristigen<br />
Krediten mit einer Laufzeit von fünf Jahren<br />
hingegen liegen die Zinsen momentan<br />
bei etwa sechs bis acht Prozent.<br />
Welchen Kreditspielraum Unternehmen<br />
nutzen können, um die Finanzierung<br />
möglichst kostengünstig zu halten, sollten<br />
sie zuerst prüfen. „Allerdings darf dieser<br />
Spielraum auf keinen Fall bis auf den letzten<br />
Cent ausgereizt werden“, mahnt<br />
Friedrich. Schließlich müssen Tilgung<br />
und Zinsen innerhalb der kommenden<br />
Jahre aus dem operativen Gewinn des<br />
künftigen, verschmolzenen Unternehmens<br />
erwirtschaftet werden. „Verläuft die<br />
Entwicklung nicht so wie geplant, ist die<br />
Firma schnell in der Insolvenz“, so Friedrichs.<br />
Auf jeden Fall sollten Unternehmer<br />
in ihre Finanzierung einen Puffer von etwa<br />
zehn Prozent einbauen. Die Kredit gebende<br />
Bank stellt bei ihren Berechnungen<br />
auf die Verschuldungsfähigkeit des künftigen<br />
Unternehmens ab. Dabei wird die<br />
Ertragsgröße des Zielunternehmens in<br />
Relation zur Nettoverschuldung gesetzt.<br />
Bei dieser Berechnung ergibt sich ein Faktor,<br />
der in der Regel einen Wert von etwa<br />
Fünf nicht übersteigen darf. Vereinfacht<br />
bedeutet dies: Ein Zielunternehmen, das<br />
Quelle: KPMG<br />
Richtig planen<br />
So gehen Sie vor, damit Ihre<br />
Übernahme ein Erfolg wird<br />
Grundsatzentscheidung Fragen Sie sich<br />
zunächst, ob die Übernahme eines<br />
Unternehmens tatsächlich die richtige<br />
Wachstumsstrategie <strong>für</strong> Ihre Firma ist.<br />
Warum wollen Sie dazukaufen? Welche<br />
Ziele verfolgen Sie? Lassen sie sich über<br />
eine Akquisition wirklich am besten<br />
erreichen. Machen Sie auf keinen Fall den<br />
Fehler, aus reiner Gier nach Größe zu kaufen.<br />
Auch um einen ungebliebten Wettbewerber<br />
loszuwerden, ist ein Kauf nicht<br />
das geeignete Mittel. Schließlich müssen<br />
die beiden Unternehmen zu einer Einheit<br />
zusammenwachsen.<br />
Asset oder Share Bei einem Asset-Deal<br />
werden nur einzelne Bereiche eines<br />
Unternehmens gekauft. So zum Beispiele<br />
Maschinen, Grundstücke oder aber auch<br />
der Kundenstamm. Beim Share-Deal<br />
übernehmen Sie die gesamte Firma so<br />
wie sie ist. Prüfen Sie genau, welche<br />
Form <strong>für</strong> Sie geeignet ist. Rechtlich haben<br />
Asset- und Share-Deal unterschiedliche<br />
Konsequenzen, über die Sie sich vor einer<br />
Entscheidung informieren sollten.<br />
M&A-Berater einschalten Fusionen und<br />
Übernahmen bergen zahlreiche Fallstricke.<br />
Wenden Sie sich daher immer an<br />
eine gute M&A-Beratung. Informationen<br />
bekommen Sie bei den Banken, die meist<br />
mit Beratern zusammenarbeiten. Fragen<br />
Sie andere Unternehmer, die bereits einen<br />
Zukauf hinter sich haben, nach ihrer<br />
Zufriedenheit. Die M&A-Beratung wird<br />
Ihnen auch bei der Suche nach einem<br />
geigneten Zielobjekt zur Seite stehen.<br />
Due Diligence Ist das passende Objekt<br />
gefunden, beginnt die Due Diligence, also<br />
die Unternehmensbewertung und<br />
Kaufpreisermittlung. In dieser Phase wird<br />
das Zielobjekt genau unter die Lupe genommen.<br />
Je gründlicher die Analyse,<br />
desto höher sind die Kosten. Geizen Sie<br />
hier nicht, denn eine detaillierte Prüfung<br />
ist wichtig. Sprechen Sie jetzt mit Kunden<br />
und Mitarbeitern, um schon zu klären,<br />
ob Ihnen diese erhalten bleiben.
Günstige Gelder<br />
Zuschüsse und Fördermittel<br />
Bund, Länder, Gemeinden Fragen Sie Ihre<br />
Bank und Ihren M&A-Berater immer nach<br />
möglichen Zuschüssen von Kommunen,<br />
dem Land Ihres Firmensitzes oder vom<br />
Bund. Häufig gibt es bestimmte Töpfe, aus<br />
denen beispielsweise Unternehmen gesponsert<br />
werden, die Arbeitsplätze schaffen<br />
oder die Infrastruktur verbessern. Mit<br />
diesen Geldern können Sie den Eigenanteil<br />
an der Finanzierung sehr gut erhöhen.<br />
MBG Eine Mittelständsiche Beteiligungsgesellschaft<br />
(MBG) gibt es in fast jedem Bundesland.<br />
Diese öffentlichen Geldgeber bieten<br />
Eigenkapital meist zu deutlich<br />
günstigeren Konditionen an als Private-<br />
Equity-Gesellschaften. Ein Verzeichnis aller<br />
MBGs bekommen Sie im Internet unter<br />
www.bb-sachsen-anhalt.de.<br />
Kfw-Mittelstandsbank Zinsgünstige Förderdarlehen<br />
bietet die Kreditanstalt <strong>für</strong><br />
Wiederaufbau an. Für Firmenübernahmen<br />
stehen vier Programme zur Verfügung: das<br />
ERP-Beteiligunsgprogramm, das ERP-Kapital<br />
<strong>für</strong> Wachstum, das Unternehmerkapital<br />
sowie der Unternehmerkredit. Es handelt<br />
sich um Darlehen in unterschiedlichen<br />
Größenordnungen und Laufzeiten. Zu bekommen<br />
sind reine Fremdkapitalfinanzierungen<br />
aber auch Nachrangtranchen. Alle<br />
Kredite können Sie ausschließlich über Ihre<br />
Bank beantragen. Ausführliche Informationen<br />
finden Sie auf den Internetseiten der<br />
Kfw Mittelstandsbank unter<br />
www.kfw-mittelstandsbank.de.<br />
BayernLB Unternehmen mit Sitz in Bayern<br />
können auch günstige Förderdarlehen der<br />
Bayerischen Landesbank in Anspruch zu<br />
nehmen. Alle Produkte und Fördervoraussetzungen<br />
gibt es bei<br />
www.bayernlb.de.<br />
Bürgschaftsbanken In den meisten Bundesländern<br />
gibt es Bürgschaftsbanken.<br />
Diese übernehmen unter bestimmten Voraussetzungen<br />
Bürgschaften <strong>für</strong> Kredite, die<br />
dann leichter zu bekommen sind. Eine Liste<br />
der Bürgschaftsbanken erhalten Sie unter<br />
www.vdb-info.de.<br />
„<br />
Mittelständler sollten<br />
Banken als echte<br />
<strong>Partner</strong> betrachten,<br />
statt wie Bittsteller aufzutreten.<br />
Alexander Trojan, Chef der GTM GmbH<br />
seine Kreditverbindlichkeiten innerhalb<br />
von fünf Jahren nicht bedienen kann, bekommt<br />
meist kein zusätzliches Darlehen.<br />
Die Möglichkeiten der Fremdfinanzierung<br />
sind also begrenzt. Auch sollte die<br />
Eigenkapitalquote des Zielunternehmens<br />
auf keinen Fall unter 30 Prozent sinken.<br />
Doch statt nun auf Teufel komm raus aus<br />
eigener Kraft liquide Mittel zu mobilisieren,<br />
können Mittelständler sogenannte<br />
Mezzanine-Tranchen nutzen. Mezzanine-<br />
Kapital nimmt eine Zwischenstellung<br />
zwischen Eigen- und Fremdkapital ein.<br />
Wirtschaftlich gesehen ist es dem Eigenkapital<br />
zuzurechnen, da der Unternehmer<br />
es im Falle der Insolvenz nachrangig, also<br />
erst nach den Bankverbindlichkeiten,<br />
zurückzahlen muss. Steuerlich gesehen<br />
wird es jedoch wie Fremdkapital behandelt.<br />
Die zu zahlenden Zinsen kann die<br />
Firma daher abschreiben.<br />
Je nach<br />
Ausgestaltung ist<br />
Mezzanine-Kapital<br />
teurer als ein<br />
Bankdarlehen. Zu<br />
Finanzquellen<br />
<strong>für</strong> M&A<br />
Für über 60 Prozent<br />
der mittelständischen<br />
Firmen in Europa ist<br />
Eigenkapital eine<br />
wichtigte Quelle <strong>für</strong><br />
die Finanzierung von<br />
66<br />
%<br />
Innenfinanzierung<br />
39 %<br />
Private Finanzmittel<br />
74 %<br />
Finanzierung über den Kapitalmarkt<br />
Finanzierung durch Banken<br />
52 %<br />
73 %<br />
Private Equity<br />
Übernahmen. Quelle: KPMG<br />
Ausgabe 10/06 Seite 90<br />
unterscheiden ist zwischen standardisierten<br />
Programmen und individuellen<br />
Mezzanine-Tranchen. Standardisierte<br />
Programme tragen Namen wie Preps,<br />
Heats oder Equinotes und werden von<br />
Banken angeboten. Der Clou dabei: Die<br />
Produkte bündeln die Verbindlichkeiten<br />
gegenüber vielen Unternehmen und platzieren<br />
sie am Kapitalmarkt. Da das Risiko<br />
der Rückzahlung an die Anleger weitergegeben<br />
wird, sind die Kosten <strong>für</strong> eine<br />
solche Finanzierungsvariante mit acht bis<br />
zehn Prozent relativ gering.<br />
Standen Mezzanine-Mittel lange Zeit<br />
nur in sehr großen Tranchen zur Verfügung,<br />
so sind heute bereits Summen von<br />
250 000 Euro zu bekommen. Allerdings<br />
benötigt ein Unternehmen, das ein Mezzanine-Programm<br />
in Anspruch nehmen<br />
möchte, ein Rating. Statt ein Vollrating erstellen<br />
zu lassen, das zwischen 30 000<br />
und 45 000 Euro kostet, kann die Firma<br />
aber ein wesentlich günstigeres Bilanzrating<br />
vorlegen. Erreicht das Unternehmen<br />
eine bestimmte Mindestratingquote,<br />
qualifiziert es sich <strong>für</strong> das Mezzanine-Programm.<br />
Individuelles Mezzanine-Kapital<br />
hingegen wird auf die spezifische Situation<br />
der Firma zugeschnitten. Da<strong>für</strong> liegen<br />
die Refinanzierungskosten bei 13 bis 18<br />
Prozent vom erhaltenen Kapital. Auch die<br />
Mindesthöhe einer Tranche ist höher.<br />
Alexander Trojan, Inhaber der GTM<br />
GmbH in Gäufelden bei Stuttgart, hat bei<br />
seinem Unternehmenskauf auf Mezzanine-Mittel<br />
verzichtet. „Wir haben unsere Finanzierung<br />
aufgesplittet“, berichtet Tro-
jan, der inzwischen stolz darauf ist, Mittelständler<br />
zu sein. Seine Firma beschäftigt<br />
25 Mitarbeiter und produziert nach<br />
Kundenzeichnungen Konstruktionsteile,<br />
die in industriellen Maschinen- und Produktionsanlagen<br />
benötigt werden. „Die<br />
Betriebsmittel haben unsere Hausbanken<br />
finanziert“, sagt der Firmenchef. Einen<br />
Teil des Kaufpreises hat das Internationale<br />
Bankhaus Bodensee AG (IBB) übernommen.<br />
„Ich kann Mittelständlern nur<br />
raten, bei Banken nicht als Bittsteller aufzutreten,<br />
sondern sie als <strong>Partner</strong> zu betrachten“,<br />
sagt Trojan. Für die weitere<br />
Fremdfinanzierung hat der 53-Jährige ein<br />
zinsgünstiges Darlehen der Kfw-Bankengruppe<br />
in Anspruch genommen. „Mittelständler<br />
sollten sich auch an öffentliche<br />
Eigenkapitalgeber wenden“, rät Axel<br />
Pichol, Abteilungsdirektor Financial Engineering<br />
bei der IBB. Diese Mittelständischen<br />
Beteiligungsgesellschaften (MBG)<br />
sind in fast allen Bundesländern vertreten<br />
und stellen Kapital oft zu deutlich<br />
günstigeren Konditionen zur Verfügung<br />
als Private-Equity-Gesellschaften.<br />
Das hohe Risiko der privaten Kapitalgeber,<br />
das sie bei der Finanzierung einer Firmenakquisition<br />
übernehmen, schlägt sich<br />
in den Kosten nieder“, erklärt Friedrich.<br />
Wer einen Private-Equity-<strong>Partner</strong> ins Boot<br />
nimmt, muss sich auf Renditeanforderungen<br />
von oft über 20 Prozent einstellen.<br />
Auch erhalten die neuen Gesellschafter<br />
Mitspracherechte und haben das Recht,<br />
den Käufer zu bestimmen, wenn sie ihre<br />
Anteile einige Jahre nach der Finanzierung<br />
wieder veräußern. „Gerade kleinere<br />
mittelständische Unternehmen sollten<br />
daher – wenn ihnen dieser Weg nicht<br />
schon durch ihre Größe verwehrt ist – gut<br />
überlegen, ob Private Equity <strong>für</strong> sie ein<br />
geeignetes Mittel ist“, sagt Pichol.<br />
Ronde allerdings ist mit diesem Modell<br />
gut gefahren. Mit der Entscheidung, <strong>für</strong><br />
den Unternehmenskauf eine NewCo zu<br />
gründen, ist der Firmenchef ebenfalls zufrieden.<br />
Eine solche Erwerbsgesellschaft<br />
bietet einen großen Vorteil. Wenn etwas<br />
schiefgeht, dann betrifft der Verlust zumindest<br />
nicht die Bilanz des eigenen Unternehmens,<br />
sondern die der NewCo. Und<br />
schiefgehen kann immer mal etwas.<br />
andrea.martens@marktundmittelstand.de<br />
Ausgabe 10/06 Seite 91<br />
Integration<br />
möglichst<br />
früh planen<br />
Ernst-&-Young-Experte<br />
Joachim Spill über kritische<br />
Aspekte bei Übernahmen.<br />
von Andrea Martens<br />
MuM: Herr Spill, eine aktuelle Studie<br />
der Ernst & Young AG besagt, dass nur<br />
jede zweite Unternehmensübernahme<br />
erfolgreich ist. Woran liegt das?<br />
Spill: Hauptsächlich an einer unzureichenden<br />
Vorbereitung. Die meisten Manager<br />
planen nur bis zum Firmenzusammenschluss.<br />
Sie haben teilweise zu<br />
wenig Zeit, sich Gedanken darüber zu<br />
machen, wie die beiden Unternehmen<br />
nach der Transaktion eine Einheit bilden<br />
sollen. Es ist jedoch immens wichtig,<br />
so früh wie möglich zu entscheiden,<br />
wie Kunden und Mitarbeiter zusammengeführt<br />
werden können. Schließlich<br />
muss das neue Unternehmen sofort<br />
nach der Fusion an den Start gehen.<br />
MuM: Wie können Unternehmen dieses<br />
Problem lösen?<br />
Spill: Sie sollten bereits im Vorfeld der<br />
Übernahme klar festlegen, wer später<br />
<strong>für</strong> die Integration verantwortlich sein<br />
wird. Im Idealfall sind es dieselben Personen,<br />
die den Zusammenschluss auch<br />
planen.<br />
MuM: Eine schlecht geplante Finanzierung<br />
ist nicht der Grund <strong>für</strong> wertvernichtende<br />
Übernahmen?<br />
Spill: Nein, die Finanzierungen laufen<br />
recht gut. Zuweilen gibt es Schwächen<br />
in der Due Diligence. Das kann zum<br />
Misserfolg führen. Unternehmen sollten<br />
viel Wert auf eine gute Analyse legen.«<br />
Joachim Spill ist<br />
M&A-Experte bei<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Ernst<br />
&Young in<br />
Düsseldorf.<br />
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