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Silberpfeil - Intelisano Aviation

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[Motorfliegen]Fliegt mindestens so gutwie sie ausschaut: dieTecnam P2002-JR. Siebringt es auf 120 ktsReisegeschwindigkeit.Fotos: Holland-MoritzTecnam P2002-JR<strong>Silberpfeil</strong>Dieses VLA vereint Spaß und Vernunft: Die Tecnam P2002-JRbietet mit Einziehfahrwerk und Verstellpropeller sportlicheFlugleistungen – und schont gleichzeitig den Geldbeutel. Imdeutschen Luftraum ist sie (noch) ein Einzelstück.16 aerokurier 12/2012aerokurier 12/2012 17


[Motorfliegen]Gesucht und gefunden: Josef Lampersberger hat mit derTecnam P2002-JR sein Idealflugzeug gekauft.Das geschleppte Fahrwerkgarantiert gute Landeeigenschaften.Seinerobuste Mechanik bewährtsich auch auf Grasplätzen.Wartungsfreundlich: ImNu ist der Rotax-Motorfreigelegt. Die weitöffnenden Klappenmachen den Vorflugcheckzum Kinderspiel.Lichtspiel: Beim Fotofluggeht es über die bayerischeHerbstlandschaft.Fotos: Holland-MoritzIm Cockpit treffen RundundDigitalinstrumenteaufeinander. Oben: derHebel zur Betätigung desEinziehfahrwerks.Als Josef Lampersbergerim Frühjahr 2011 mitdem Kauf eines Zweisitzersliebäugelt, steht er voreinem Problem: Seine Anforderungenans neue Flugzeug sindklar umrissen, und die Finanzierungim Rahmen einer zweiköpfigenHaltergemeinschaft steht.Allein der Markt scheint nichtsPassendes parat zu haben. Gesuchtwird ein Doppelsitzer mitvernünftiger Reisegeschwindigkeit,ordentlicher Zuladung undzeitgemäßem Verbrauch, dasGanze wenn möglich in Metallbauweise.Verstellpropeller undEinziehfahrwerk sind für denpassionierten Flächen- und Helikopterpilotenein Muss, auch dieAvionik muss State of the Artsein. Die Kabine soll dabei natürlichangemessenen Komfortbieten – ein „Schuhlöffelflugzeug“mit beengten Platzverhältnissenkommt für Lampersbergernicht in Frage.Bei diesen Anforderungenist ein UL aus dem Rennen. AlsUL-Fluglehrer und Prüfer kenntJosef Lampersberger das Problemder gesetzlich limitiertenZuladung nur zu gut. Auch einExperimental steht für ihn nichtzur Debatte. Er hat weder Zeitnoch Lust, sein Flugzeug selbstzu bauen. „Die europäischeLSA-Klasse war Anfang 2011noch Zukunftsmusik, also bliebnur ein VLA übrig.“ Die üblichenVertreter dieser Klasse wie AT-3,Aquila oder Katana sind ihm jedochschlicht zu bieder.Fündig wird Lampersbergerschließlich bei Tecnam. Der süditalienischeHersteller hat mitder P2002-JR ein von der EASAzertifiziertes VLA im Angebot,das sämtliche Kriterien erfüllt:Einziehfahrwerk, Verstellpropellerund ein sparsamer Rotax-Motor machen den Metall-Tiefdeckerzur ersten Wahl.„Die P2002-JR füllt wirklicheine Marktlücke“, sagt Lampersberger.Wir treffen ihn aneinem sonnigen Tag im Oktoberam Flugplatz Eggenfelden zumProbeflug. Seine im benachbartenVilsbiburg beheimatete D-EXLB ist das einzige Exemplarder P2002-JR mit deutscher Kennung.Das Flugzeug ist zugleichdie einzige Tecnam in dieser silberfarbenenLackierung. KeinWunder, dass das Flugzeugwährend unseres Gesprächs immerwieder die Blicke neugierigerPiloten auf sich zieht.Während die P2002-JR inDeutschland noch ein Schattendaseinfristet, ist sie im Auslandpopulär. Die D-EXLB ist das200. VLA der P2002-Reihe. Weitere500 Exemplare fliegen alsultraleichte P2002 Sierra – eineVersion, die in Deutschland ausGewichtsgründen nicht zugelassenist.Schützende Strukturumgibt die InsassenMit der betagten P96 hat derGanzmetall-Tiefdecker trotz äußerlicherÄhnlichkeit übrigensnichts gemein. Tecnams Ingenieurehaben den voluminösenRumpf ebenso neu entworfenwie den Trapezflügel, dessenProfil auf Sportlichkeit getrimmtist. Das Höhenruder ist, wie beiTecnam üblich, als Pendelleitwerkausgelegt. Eine Stahlrohrkonstruktionsoll die Besatzungvor den Folgen eines Crashsschützen. Der Rahmen der Kabinenhaubewirkt im Fall einesÜberschlags als Überrollbügel.Im Mai 2004 erhielt die P2002-JFmit starrem Fahrwerk die EASA-Zulassung als VLA, Anfang 2007folgte die Version JR mit elektrohydraulischemEinziehfahrwerk.Nach einem Werksbesuch mitProbeflug im süditalienischenCapua ordert Lampersberger imSeptember 2011 über den deutschenImporteur <strong>Intelisano</strong> <strong>Aviation</strong>schließlich seine P2002-JR.In der Bestellung ist ein analogbestücktes Panel mit klassischemSixpack vermerkt. „Mitanalogen Instrumenten habeich das IFR-Fliegen gelernt, diemöchte ich nicht missen. Außerdemsind sie auch bei strahlendemSonnenschein gut ablesbar.Diesen Aspekt sollteman im Tiefdecker nicht unterschätzen“,begründet er seineEntscheidung. Zudem wäre einreines Glascockpit keineswegsleichter, aber gleich um einigetausend Euro teurer gewesen.In der Mitte des Panels geht esdann doch noch modern zu: EinGarmin GNS 430, ein mit einemwww.aerokurier.deaerokurier 12/2012 19


[Motorfliegen]Fotos: Holland-MoritzAus der Perspektivesind die Nietenbesonders gut zuerkennen. SoliderMetallbau gehört zuTecnams Kernkompetenzen.DatenTecnam P2002-JRHersteller CostruzioniAeronauticheTecnam, Capua,ItalienInternet tecnam.comAllgemeine AngabenSitzplätze 2ZulassungVLABauweise Metall-TiefdeckerBasispreisinkl. MwSt. Euro 155652AntriebMotor Rotax 912 SLeistung kW/PS 74/100TBO h 2000PropellerHersteller HoffmannBauart Zweiblatt- Verstellpropeller, HolzDurchmesser m 1,78Massen und MengenMTOW kg 600Leermasse kg ab 370Treibstoff l/kg 2 x 50/71AbmessungenSpannweite m 8,60Länge m 6,61Höhe m 2,35Flugleistungenzul. HöchstgeschwindigkeitV NEKIAS 144ManövergeschwindigkeitV AKIAS 99Reisegeschwindigkeit V Cbei 71 % Leistung in3000 ft KIAS 117KlappengeschwindigkeitV FEKIAS 68FahrwerksgeschwindigkeitV LO/V LEKIAS 68Überziehgeschwindigkeitin Landekonfig. V SOKCAS 40bestes Steigen ft/min1000bei V YKIAS 63Startrollstrecke m 180Startrollstreckeüber 15-m-Hindernis m 360Reichweite inkl.30 min. Reserve NM 600Die Angaben basieren auf denDaten des Herstellers.Kollisionswarnsystem gekoppeltesFlymap L, ein Audiopanelund ein Mode-S-Transponderhaben dort ihren Platz gefunden.Wer sich heute für eine P2002-JR entscheidet, bekommt stattdes GNS 430 ein Garmin GTN650 mit Touchscreen. Mit dieserAusrüstung ist das Flugzeugauch für VFR-Flüge bei Nachtzugelassen. Der Listenpreis derD-EXLB liegt am Ende bei rund200 000 Euro.Wenig flexibel zeigt sich derHersteller bei den Sonderwünschen.Die Lackierung in Silberist in der straff organisiertenSerienfertigung zunächst nichtvorgesehen. Den Hersteller davonzu überzeugen, ausnahmsweisevon der weißen Standardlackierungabzuweichen, kostetJosef Lampersberger einige Anstrengung.Auch der Wunschnach einem verchromten Propellerspinnerstößt bei Tecnamauf wenig Gegenliebe. Einige E-Mails und Telefonate zwischendem Kunden, dem Importeur,Tecnam und Hoffmann Propellerfolgen – doch keiner macht einpreislich attraktives Angebotfür dieses kleine Extra. Schließlichbringt der Kunde selbst denSpinner zu einem bayerischenUnternehmen, dem er gerademal 60 Euro fürs Verchromenzahlt. „Die Firma Hoffmann Propellerhat daraufhin angedeutet,künftig selbst verchromte Spinneranbieten zu wollen“, sagtLamperserger, der sich ein Grinsennicht verkneifen kann. Auchder Innenraum mit den blaugrauenLedersitzen entsprichtnicht dem Standard. Die hellenSitze der Serie empfindet Lampersbergerals zu schmutzempfindlich.Problemloser Betriebauf einer GraspisteSchließlich gefällt selbst demanfangs so skeptischen Herstelllerdie D-EXLB so gut, dass dieÜbergabe im Rampenlicht derAERO 2012 zelebriert wird.Nach einem halben Jahr und40 Stunden in der Luft ist Lampersbergermit seinem neuenFlugzeug rundum zufrieden.Stationiert ist es auf dem SonderlandeplatzVilsbiburg. Des-sen 450 m kurze Graspiste istsicher nicht das klassische Revierfür ein sportliches Motorflugzeugmit Einziehfahrwerk.„Das Fahrwerk bewährt sich bisherbestens“, zieht Lampersbergereine Zwischenbilanz. TechnischeProbleme gab es mit dersolide anmutenden elektrohydraulischenKonstruktion nicht.Allenfalls ein wenig Zeit, um dieMechanik vom Gras zu befreien,sollte sich der Pilot nach getanerArbeit nehmen.Und die Flugleistungen? Diemöchte Josef Lampersberger amliebsten in der Luft demonstrieren,jedoch nicht ohne mir vorabdas Wichtigste zu erklären. 124kts Reisegeschwindigkeit bei 75Prozent Leistung hat er mit dem100 PS starken Rotax 912 S unterder Cowling erflogen. Bei maximalerDauerleistung sind 134kts in 5000 ft möglich. „Die imHandbuch angegebenen Wertelassen sich mühelos erzielen.“Bei den Angaben für MindestundAnfluggeschwindigkeitsollte man hingegen noch einwenig Reserve einplanen. „Hiertut man gut daran, ein paar Knotendraufzulegen. Insbesonderebeim Start sollte man das Flugzeugruhig etwas laufen lassen.Im Vergleich zum UL spürtman das deutlich schnellere Profilund das höhere Gewicht. ImVergleich zu anderen VLAs machensich rund zwei Meter wenigerSpannweite bemerkbar.“Erfreulich niedrig ist der Verbrauch:Bei 120 kts am Stau genehmigtsich das Rotax-Triebwerk18 bis 19 l Mogas proStunde. Zweimal 50 l Mogasfassen die beiden Flügeltanks,so dass inklusive einer halbenStunde Reserve Etappen bis zu600 NM möglich sind.Am Flugplatz Eggenfeldenist inzwischen ordentlich waslos. Einmots und ULs startenund landen, Fallschirmspringertoben sich aus. Höchste Eisenbahn,selbst in die Luft zu kommen.Auf Anhieb fühle ich michmit dem Flugzeug vertraut. Voreinigen Jahren durfte ich beiTecnam die P2002 mit starremFahrwerk fliegen (siehe aerokurier4/2006), und auch ein paarStunden mit P92 und P96 habensich im Flugbuch angesammelt.Der Einstieg gelingt, ohne aufdie Sitzflächen zu treten. Hinterden Sitzen ist Platz fürs Gepäck –der Beladeplan erlaubt maximal20 kg. Ein Wunder an Zuladungist die P2002-JR allerdings nicht:Mit 600 kg MTOW schöpft siedas 750-kg-Limit für VLAs beiweitem nicht aus. Leer wiegtdie D-EXLB 402 kg, es bleibenalso knapp 200 kg für Insassenund Sprit. Bei karger Ausstattungsollen 370 kg Leermassemöglichsein.Ein Blick auf den Fahrtmessermacht klar, in welchem GeschwindigkeitsbereichdieP2002-JR unterwegs ist. DieKlappen dürfen unterhalb von68 kts gesetzt werden. Das giltauch fürs Ausfahren der Räder.Der gelbe Vorsichtsbereich beginntbei 113 kts. Bei 144 ktsist der rote Strich erreicht. Praktisch:Unterhalb von 70 kts darfmit offener Haube geflogen werden.Die Bedienelemente und Instrumentesind Tecnam-typischgünstig platziert. Die Rundumsichtist gut, allenfalls der breiteHaubenrahmen behindert denBlick nach draußen.+–Fazit• Haube lässt sichwährend des Flugsöffnen• innen wie außen rechtleise• komfortable Kabine• flotte Flugleistungen• erprobte Technik einesrenommierten Herstellers• abruptes Abrissverhalten• nur 200 kg ZuladungDer Rotax hält sich am Bodenund in der Luft dezent im Hintergrund.In der Kabine der P2002-JR geht es vergleichsweise ruhigund vibrationsarm zu, auchnach außen gehört das VLA mit62,4 db(A) zu den Leisetreternunter den Motorflugzeugen.Mit 75 kts steigen wir aus derPlatzrunde. Das Variometer meldetknapp 1000 ft/min. Im Reiseflugkommt beim Blick auf denFahrtmesser Freude auf: Bei2200 U/min am Propeller und 25inHg Ladedruck liegen rund 115kts an. Mit maximaler Leistunggeht es mit 135 kts über die bayerischeHerbstlandschaft hinweg.In Sachen Handling hat dieP2002-JR alle guten Tecnam-Tugenden geerbt: Sie flitzt lustvollums Eck, liegt dabei aberstets stabil in der Luft. Im Überflugstatten wir LampersbergersHeimatplatz Vilsbiburg einenBesuch ab, drehen ein paar flotteKurven. Klarer Fall: Mit dieserTecnam kann man auch ohneKunstflugambitionen eine MengeSpaß haben.Wie vermutet, ist beim Langsamflugetwas Aufmerksamkeitgeboten. Lampersberger nimmtdie Fahrt zurück, die Fahrwerkswarnungmeldet sich. Bei angezeigten45 kts am Fahrtmesserist auch ohne Klappen die Weltnoch in Ordnung, das Flugzeugnoch steuerbar. Dennoch: „Esgibt kein ausgeprägtes Buffeting.Der Strömungsabriss erfolgtziemlich plötzlich.“Viel zu schnell endet unserFlug. Mit 65 kts, neun mehr, alsim Handbuch empfohlen, gehenwir in den Endanflug. Das Fahrwerkund die stufenlos bis 40°ausfahrenden Klappen sorgenfür 1200 ft/min Sinken.Fazit: Design, Komfort undFlugleistungen überzeugen. DieUnterhaltskosten dürften auchauf längere Sicht überschaubarbleiben. Bis Ende des Jahresmöchte Tecnam die P2002 mitstarrem Fahrwerk auch als LSAzulassen, die JR könnte dannebenfalls folgen. TechnischeSchwächen leistet sich die sportlicheItalienerin nicht. Tecnamist es gelungen, mit der P2002-JR ein Flugzeug zu entwickeln,das Spaß und Vernunft gut vereint.Was will man mehr!? aePatrick Holland-Moritz20 aerokurier 12/2012 www.aerokurier.dewww.aerokurier.deaerokurier 12/2012 21

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