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SchweizerDeutsch 1/13

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«Ab der Primarschule ist HochdeutschUnterrichtssprache»Eine Kantonsumfrage der EDK zum Schuljahr 2011-2012 zeigt,dass alle Deutschschweizer Kantone ab der Primarschule dieAnwendung von «grundsätzlich Standardsprache» oder «ausschliesslichStandardsprache» vorschreiben. Eine konsequenteAnwendung von ausschliesslich Hochdeutsch wäre zu begrüssen,einerseits im Sinne der Harmonisierung unter den Kantonen,andrerseits weil die Anwendung von Mundart bei gewissen Modulenund Fächern wieder die unter Punkt 3 erwähnte künstlicheAufteilung in «Herz- und Kopfsprache» mit sich bringt.(Stellungnahmen und Vorschläge 9)Vor und nach «PISA»Bis 2005 lag dem Lehrplan der ZürcherVolksschule im Bereich Spracheeine ausgewogene, auf die Sprachsituationund die Sprachbildung gleichermassenabgestimmte Zielsetzungzu Grunde:Für die individuelle Entfaltung der Persönlichkeitund auch für das spätereBerufsleben ist eine differenzierteAusdrucksfähigkeit in Mundart undHochdeutsch von grosser Bedeutung.Zum Bildungsauftrag der Schule gehörtdeshalb die Förderung der Ausdrucksfähigkeitin beiden Sprachformen.2005 strich der Zürcher Bildungsratin dieser Zielsetzung den Bezugauf die Mundart und reduzierte sieeinseitig auf eine «umfassende Förderungder standardsprachlichenKompetenz»:Durch konsequenten Gebrauch von Hochdeutschin allen sprachlichen Handlungsbereichen(Hören und Sprechen, Lesen,Schreiben) wird die standardsprachlicheKompetenz umfassend gefördert.Vgl. <strong>SchweizerDeutsch</strong> 3/11, Seite 17 f.Zwei Thesen der Tagungsunterlagen befassen sich mit der Spracheim Kindergarten und in der Primarschule – und schaffen eine fragwürdigeDiskrepanz. Nach der These für den Kindergarten strebtdieser eine ausgeglichene Förderung von Mundart und Hochdeutschan, nutzt die Chance, beide Sprachvarianten lustvoll undspielerisch einzusetzen und sieht eine Generation herauswachsen,die mit Hochdeutsch unbeschwert umgeht.Im Gegensatz dazu blendet die These für die Primarschuledas Ziel einer umfassenden Sprachförderung aus, beschränktsich auf die «Unterrichtssprache» und schreibtdafür eine «konsequente Anwendung von ausschliesslichHochdeutsch» vor. Als Argument dafür nennt sie als erstesdie «Harmonisierung unter den Kantonen». Das zweiteArgument ist zwar didaktischer Natur, vergisst aber den übergeordnetenVorsatz von These 2 des Tagungspapiers, Mundart undHochdeutsch nicht gegeneinander auszuspielen.Die Diskrepanz zwischen diesen beiden Thesen erinnert an denbedauerlichen Paradigmenwechsel, mit dem der Zürcher Bildungsratin seinem Lehrplan 2005 auf den sogenannten PISA-Schockreagiert hat. Er glaubte, das schreibsprachliche Manko im Hochdeutschen«durch konsequenten Gebrauch von Hochdeutsch inallen sprachlichen Handlungsbereichen» ausgleichen zu können,und vergass darüber, was im bisherigen Zürcher Lehrplan stand:«Zum Bildungsauftrag der Schule gehört die Förderung der Ausdrucksfähigkeitin beiden Sprachformen.» Dies gilt nicht für dieAusdrucksfähigkeit allein. Sprachunterricht in der Deutschschweizheisst, Mundart und Hochdeutsch in ihren formalen, rationalen,emotionalen und funktionalen Gemeinsamkeiten und Besonderheitenund in ihrer Wechselwirkung zu erfahren und zu fördern.<strong>SchweizerDeutsch</strong> 1 I 20<strong>13</strong>4

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