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Die Jungtierkrankheit der Tauben von Dr. med. vet. Matthias Warzecha

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Steckbriefe <strong>Tauben</strong>krankheiten _ No. 2 … <strong>Jungtierkrankheit</strong>ken und versterben. Ich erwähne diese PBFD hierdeshalb, weil die jungen Graupapageien eine ähnlicheForm <strong>der</strong> durch Circoviren verursachten PBFB zeigenwie unsere Jungtauben mit <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>.Wir behandeln übrigens auch die Papageien mit ähnlichenMethoden (s. u.) wie die <strong>Tauben</strong>. Aber nun zurückzu diesen.Circoviren verursachen also vor allem eine Schwächedes Immunsystems. Das taten die Adenoviren auch,aber (u. a.) mehr über die Schwächung <strong>der</strong> Leber und diedaraus resultierende Min<strong>der</strong>versorgung des Immunsystemsmit Globulinen und an<strong>der</strong>en Proteinen. <strong>Die</strong>Circoviren befallen direkt die Immunzellen. Und siepersistieren (überdauern) lange im <strong>Tauben</strong>organismusund fast je<strong>der</strong> Schlag (96 %) hat sie. Eigene Untersuchungen,die wir gemeinsam mit dem Robert Koch Institutund dem hämatologischen Labor Pendl durchführten,haben ergeben, dass Stress, den die <strong>Tauben</strong>erleben, eine Vermehrung <strong>der</strong> Circoviren zur Folgehat. Sieben Stunden Flug haben bei fast allen <strong>Tauben</strong>,die zu diesem Zeitpunkt 5 bis 8 Monate alt waren, zueiner starken Vermehrung <strong>der</strong> Viren geführt. Auch bei<strong>Tauben</strong>, die schon längere Zeit „negativ“ waren, beidenen also keine Viren (Virus-Antigen) nachweisbarwaren, war dies so.Faktorenkrankheit (?)Auch die <strong>Jungtierkrankheit</strong> tritt oft als Faktorenkrankheitauf. Wenn also bestimmte Faktoren – wie Überbesetzungdes Schlages, mangelnde Hygiene, hoherParasitenbefall, mäßige o<strong>der</strong> Fehl-Ernährung, weitererStress durch Greifvögel, schlecht durchgeführteTrainingsflüge o<strong>der</strong> ein grob agieren<strong>der</strong> Züchter, anhaltendnasses Wetter, weitere opportunistische Keimeim Bestand und viele an<strong>der</strong>e – vorkommen, so ist<strong>der</strong> Ausbruch <strong>der</strong> Krankheit wahrscheinlicher. Aber,es gibt viele Schläge, die vorbildlich geführt werden,und die trotzdem unter <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong> leiden.Hier „stimmen“ viele <strong>der</strong> erwähnten Faktoren undtrotzdem erkranken die <strong>Tauben</strong>. In solchen Fällenkönnen wir also nicht so direkt <strong>von</strong> einer Faktorenkrankheitsprechen. Wir lernen: <strong>Jungtierkrankheit</strong> istalso nicht gleich <strong>Jungtierkrankheit</strong>.Irrtum und Begriffsbestimmung<strong>Die</strong> Ausprägung <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong> und auch ihreSymptome sind vielgestaltig. <strong>Die</strong>s führt dazu, das vieleZüchter meinen, wenn ihre Jungtauben erkranken,handele es sich um die <strong>Jungtierkrankheit</strong>. Und imweiten Sinne ist es natürlich richtig. Einige Krankheitenkommen gerne bei den Jungtauben vor und sokönnte man sie als <strong>Jungtierkrankheit</strong>en benennen. Eswird dann oft eine <strong>der</strong> holländischen o<strong>der</strong> belgischenMedikamentenmischungen gegeben und manchmalhat man damit auch Erfolg. Welche Erkrankung manwirklich hatte und ob man sie wirklich erfolgreichbehandelt o<strong>der</strong> nur für ein paar Tage o<strong>der</strong> Wochenzurückgedrängt hat, bleibt im Dunkeln. Und auch obman diese Erreger mit den Schuhen im eigenen Bestandherumgetragen hat, zum Beispiel zu den nochreisenden Alttauben, erfährt so ein Schlag nie. Soeine Handlungsweise beweist also mangelhaftes Management.Es gibt sie aber noch – die bekannten Krankheiten,die wir schon immer hatten und sie sind nicht seltenergeworden. Jungtauben haben immer nochHexamiten (Spironucleus), Trichomonaden, Kokzidien,Würmer, Salmonellen und an<strong>der</strong>e bakterielle sowievirusbedingte Krankheiten, wie z. B. die Paramyxoviren.(Einwurf: Beson<strong>der</strong>s letztere sind heute immernoch hochaktuell und verursachen oft ein ganzähnliches Bild. Deshalb unbedingt an die Impfungaller <strong>Tauben</strong> im Bestand denken.) Und diese Krankheitserregerkönnen zwar Jungtiere krank machen,sie gehören jedoch nicht zu <strong>der</strong> heute im engerenSinne gemeinten <strong>Jungtierkrankheit</strong>. Wir behandelndiese Krankheitserreger nach ihrer Feststellung direktund gezielt und auf keinen Fall mit buntgemischtenAntibiotika-Schrotschüssen, die uns die heutige katastrophaleResistenzlage bei den Colibakterien undan<strong>der</strong>en Bakterienarten beschert haben.Lei<strong>der</strong> hat sich bis heute kein vernünftiger Begriff fürdie <strong>Jungtierkrankheit</strong> im eigentlichen, engeren Sinnedurchgesetzt. Wir verstehen darunter die Erkrankung<strong>der</strong> Jungtauben durch abwehrschwächende Circoviren(selten Adenoviren) in Kombination mit an<strong>der</strong>enKrankheitserregern, meist Colibakterien und evtl. weiterenBakterien. <strong>Die</strong>se schwächen dann gemeinsamden <strong>Tauben</strong>organismus, so dass auch an<strong>der</strong>e Parasiten,Bakterien, Viren und Pilze sich ebenfalls vermehrenkönnen. <strong>Die</strong> Grenzen sind also manchmal fließendund das macht die Definition <strong>Jungtierkrankheit</strong> etwasnebulös. Aber etwas vereinfachend lautet unsere Gebrauchsdefinitionheute:<strong>Jungtierkrankheit</strong> = Circoviren + Colibakterien.Alle weiteren Erreger nutzen nur die Vorarbeit dieserbeiden aus und sind, einfach gesagt, Beiwerk, welchesim Erkrankungsfall allerdings ebenfalls behandeltwerden muss.ÜbertragungCircoviren sind entwe<strong>der</strong> schon im Bestand o<strong>der</strong>kommen durch Zuflieger (ein glücklicher Umstand,wenn es früh geschieht) o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Kabine in denBestand. Sie werden, wie die Colibakterien, überWasser, Kot und auch die Luft aufgenommen. Wennman Glück hat, bekommt man den Ausbruch, <strong>der</strong> dasImmunsystem <strong>der</strong> <strong>Tauben</strong> massiv for<strong>der</strong>t und eine gewissestabile aber nicht sichere Immunität verursacht,bereits im Mai o<strong>der</strong> Juni, so dass die <strong>Tauben</strong> sich zuden Trainingsflügen im Juli wie<strong>der</strong> ausreichend erholthaben. Viele Schläge haben Jahr für Jahr Ausbrüche,— Jungtierkankheit … 2 —


<strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>vet</strong>. <strong>Matthias</strong> <strong>Warzecha</strong>nachdem sie das erste Mal Jungtauben in die Kabinegesetzt haben. Da wir wissen, dass eigentlich 96 %<strong>der</strong> Schläge mit Circoviren durchseucht sind, muss essich bei den Neuinfektionen in <strong>der</strong> Kabine entwe<strong>der</strong>um neue aggressivere o<strong>der</strong> einfach das Immunsystem„überlistende“ Circoviren handeln o<strong>der</strong> um den zweitenAnteil <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>, die Colibakterien.<strong>Die</strong>se arbeiten mit den bereits vorhandenen Circovirenprima zusammen, schwächen das Immunsystemund vermehren sich. Dafür, dass es die Colibakteriensind, die aus <strong>der</strong> Kabine aufgenommen werden, spricht,dass diese Formen <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong> meist relativschnell innerhalb weniger Tage behandelbar sindund die <strong>Tauben</strong> sich anschließend auch vergleichsweiseschnell innerhalb einer o<strong>der</strong> zwei Wochen erholen.Natürlich kann man aus <strong>der</strong> Kabine auch daskomplette Paket Circoviren + Colibakterien erwerben.Symptome – Erscheinungsbil<strong>der</strong><strong>der</strong> KrankheitFrüher gab es das typische Bild <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>mit wässrigen Kröpfen, Durchfall und stark gekrümmtemund gesträubtem Sitzen. Es gab recht schnellTodesfälle und viele überlebende <strong>Tauben</strong> magertenstark ab. <strong>Die</strong> Leber wurde so geschwächt, dass die<strong>Tauben</strong> lange brauchten, um sich zu erholen. Heutekann die Krankheit immer noch so aussehen, das abereher selten. Und wenn man die beschriebenen Symptomeim Schlag hat, so sollte man immer genau untersuchenlassen, denn oft handelt es sich um an<strong>der</strong>eKrankheiten wie Salmonellen, Paramyxovirose, starkeKokzidien- o<strong>der</strong> Hexamitenbefälle o<strong>der</strong> auch schonmal Vergiftungen.Heute sieht man viel häufiger eine viel schwächereAusprägung <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>. Und diese ist tükkischer,weil viele Züchter sie nicht mehr bemerken.<strong>Die</strong> <strong>Tauben</strong> haben keinen regelrechten Durchfall, vielleichthier und da etwas schmierigen Kot, vielleichtsitzt auch hier und da ein Tier gesträubt. Sie fliegenoft sogar noch eine Stunde um‘s Haus. Nicht schnellund auch nicht weit, aber doch so einigermaßen. Nur,wenn sie nach dem täglichen Training herunterkommen,sitzen die <strong>Tauben</strong> einige Zeit gesträubt herum,bevor sie wie<strong>der</strong> munter werden. Nicht so munter wiekerngesunde <strong>Tauben</strong>. Aber doch so, dass die meistenZüchter sich an den Anblick gewöhnen, auch weildieser Zustand über einige Wochen anhalten kann.Sie denken, dass Jungtauben wohl so aussehen unddass dies <strong>der</strong> Normalzustand ist. <strong>Die</strong>ser Irrtum führtdazu, dass die <strong>Tauben</strong> viel zu früh gesetzt werden undist mitverantwortlich für die hohen Jungtaubenverluste.Man bedenke also: Gesunde Junge sitzen auchnach dem Training genauso glatt und verhalten sichgenauso munter wie gesunde Alttauben. Tun sie dasnicht – stimmt etwas nicht. Man überlege weiter,dass es für ein (Flucht-)Tier, welches vor kurzemnoch ein Wildtier war, überlebenswichtig ist, für dieBeutegreifer gesund auszusehen und sich das innereUnwohlsein auf keinen Fall anmerken zu lassen. An<strong>der</strong>nfallssind sie die ersten, die <strong>von</strong> Ihren Feinden, dienicht umsonst auch Gesundheitspolizei genannt werden,ausgesucht und geschlagen werden. Wenn wirden <strong>Tauben</strong> also auch nur geringste Krankheitssymptomeansehen, so können wir sicher sein, dass etwasErnsteres in Ihnen steckt. Der genauere Beobachterist also <strong>der</strong> bessere Züchter, <strong>der</strong> die Weichen für dieZukunft <strong>der</strong> Jungtauben und damit des gesamtenSchlages sehr viel besser stellen kann.Jedem sollte also klar geworden sein, dass man Junge,die in ihren Reihen auffällige Kollegen haben, nichtsetzen darf. Denn durch den Trainings- o<strong>der</strong> Wettflugwerden weitere <strong>Tauben</strong> anfälliger und erkrankenebenfalls. Wir kennen alle die Schläge, die bei jedemFlug die Hälfte ihrer <strong>Tauben</strong> verlieren und irgendwannaufhören zu setzen, wenn sie nur noch wenige<strong>Tauben</strong> übrig behalten haben. <strong>Die</strong>s kann also anmangeln<strong>der</strong> Beobachtungsgabe o<strong>der</strong> Gleichgültigkeitgegenüber den Jungtauben liegen. Eine zweite hiermitim Zusammenhang stehende und mindestensgenauso wichtige Ursache für hohe Verluste beiJungtauben und auch Jährigen wollen wir im nächstenKapitel besprechen.Stress – Blut – OrientierungDen nun beschriebenen überaus wichtigen Zusammenhangversuche ich seit vielen Jahren jedem Züchterbewusst zu machen. Er ist ein Grund, warum wir M28 Sport entwickelten und warum es so erfolgreichwirkt.Viele Stoffwechsel- und Aufbauprozesse sind in <strong>der</strong>jungen Taube noch in <strong>der</strong> Entwicklung begriffen. DasImmunsystem haben wir schon kurz beschrieben. DasOrientierungssystem wird ebenfalls aufgebaut undmuss trainiert werden. Und auch die Blutbildungssystemesind natürlich noch nicht <strong>von</strong> Jugend an invollem Maße leistungsfähig. Zu diesen Entwicklungsvorgängenkommen nun die übrigen Beson<strong>der</strong>heiten<strong>der</strong> Jungtauben in unserer Obhut im „Zeitalter <strong>der</strong>Circoviren“. Wie erwähnt, beherbergen nahezu alleSchläge (96 %) Circoviren. <strong>Die</strong>se schwächen generelldas Immunsystem und warten auf Gelegenheiten, umsich vermehren zu können. <strong>Die</strong> übrigen Kin<strong>der</strong>- (undErwachsenen-)Krankheiten, die ebenfalls auf ihreGelegenheiten warten, haben wir schon erwähnt.Nun haben wir die <strong>Tauben</strong> so flugfreudig gezüchtet,dass sie, wenn alles gut geht, „ziehen“. Sie fliegen alsomorgens und abends zügig weite Strecken oft mehrereStunden täglich. <strong>Die</strong>s wollen wir nicht nur, es istja sogar eine <strong>der</strong> wichtigen Voraussetzungen für dieEntwicklung einer leistungsfähigen Reisetaube. Wenn<strong>Tauben</strong> nicht ziehen, kann dies nur mühsam mithäufigem Privattraining kompensiert werden. (Undnatürlich muss unbedingt herausgefunden werden,— Jungtierkankheit … 3 —


Steckbriefe <strong>Tauben</strong>krankheiten _ No. 2 … <strong>Jungtierkrankheit</strong>warum <strong>Tauben</strong> nicht ziehen). Aber Ziehen ist aucheine Belastung. Wir wissen <strong>von</strong> Ausdauersportlern,dass die Anzahl <strong>der</strong> roten Blutkörperchen (Erythrozyten)und des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) durchdie häufigen Trainingsanreize zwar eigentlich steigt,dass in <strong>der</strong> Praxis aber auch Blutmangelzustände(Anämien) Realität sind. Und bei unseren Jungtaubenführen die (eigentlich positive) Belastung durch dasZiehen und die Circoviren sowie die an<strong>der</strong>en lauerndenKrankheiten zusammen mit weiteren Stressfaktoren(Hitze, Einkorben, Trainings- und Wettflüge, neue Erregeraus <strong>der</strong> Kabine, beginnende Geschlechtsreife,Überbesetzung des Schlages, etc.) ebenfalls zu leichtenAnämien. Gesunde ausgeglichene <strong>Tauben</strong> habeneinen prozentualen Anteil roter Blutkörperchen amGesamtblut (Hämatokritwert) <strong>von</strong> 56 (- 58) %. Durchdie beschriebenen Einflüsse sinkt <strong>der</strong> Hämatokrit-Wert auf 54 - 52 %, manchmal sogar darunter. <strong>Die</strong>swäre an sich nicht so tragisch, denn damit kann manebenfalls noch prima fliegen. Aber die Brieftauben,die ja bekanntlich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Felsentaube abstammen,haben einen Schutzmechanismus zur Vermeidung<strong>von</strong> Anämien. Wenn sie beispielsweise in Syrienmehrfach die z. B. 20 km <strong>von</strong> ihren Nistplätzen zu denWasserstellen zurücklegen müssen, so erfor<strong>der</strong>t dasbei den dort herrschenden Temperaturen eine rechtgroße körperliche Leistung. <strong>Die</strong> Orientierungsleistung,die sie hierfür benötigen, ist dagegen eher gering.<strong>Die</strong>se Orte finden sie vermutlich „im Schlaf“.Der Körper tut also alles „taubenmögliche“, um auchdie geringste Anämie zu verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> auszugleichen.<strong>Die</strong> Eisenresorption wird verbessert, <strong>der</strong> Eisentransportim Körper und die weitere Verstoffwechselungwird optimiert und alle Eisenressourcen werdenausgenutzt. Das ist für die syrische Felsentaube sehrsinnvoll. Aber lei<strong>der</strong> wird auch Eisen aus den Magnetitkristallen<strong>der</strong> Orientierungsorgane in <strong>der</strong> Nase undin den Nieren <strong>der</strong> <strong>Tauben</strong> abgebaut. <strong>Die</strong>s führt zueinem weniger gut funktionierenden Magnetfeldorientierungssystem.Der syrischen Felsentaube machtdas nicht viel aus. Für unsere Brieftauben ist dieserZusammenhang fatal. Sie werden ständig an verschiedenenOrten unter verschiedenen Wetter- undOrientierungsbedingungen aufgelassen und sind dahersehr viel mehr auf ein optimal funktionierendesOrientierungssystem angewiesen als die Felsentauben.Aber das Erbe <strong>der</strong> Felsentauben wirkt in ihnen.Zum Glück hat jede Brieftaube aber einen Züchter,<strong>der</strong> hier Abhilfe schaffen könnte – es lei<strong>der</strong> abermeist nicht tut.Der Abbau des Magnetfeldorientierungssystems istein schleichen<strong>der</strong> Prozess und man kann ihn nicht sehen.Er hat große Verluste zur Folge und zwar auch,wenn die <strong>Tauben</strong> am Haus sehr gut fliegen und in<strong>der</strong> Hand einen prächtigen Eindruck machen. Undbeson<strong>der</strong>s dann, wenn die <strong>Tauben</strong> Mühe haben sichnach <strong>der</strong> Sonne zu orientieren. Das ist lei<strong>der</strong> häufig<strong>der</strong> Fall. Immer dann, wenn bei bedecktem Himmel,diesigem Wetter, in Regenfronten o<strong>der</strong> bei strahlendblauem, wolkenlosem Himmel aufgelassen wird. Beson<strong>der</strong>sdie Auflässe bei bedecktem Himmel werdentrotz Aufklärung unverständlicherweise nicht weniger.Je<strong>der</strong> Flugleiter muss wissen, dass in <strong>der</strong> heutigenZeit (Zeitalter des Circovirus) viele <strong>Tauben</strong> unterdem Virus und den Colibakterien leiden, die meisten<strong>Tauben</strong> in <strong>der</strong> Kabine eine mangelhafte Magnetfeldorientierunghaben und dass sie deshalb viel mehrals Alttauben auf eine gute Sicht und einen blauenHimmel mit Wolken angewiesen sind. (Für die Jährigengelten diese Verhältnisse in abgeschwächterForm übrigens noch ebenso). Noch eine zusätzlicheSchwierigkeit gibt es für die Jungen. Oft än<strong>der</strong>t sichdie Großwetterlage Ende Juli / Anfang August sehr.Von strahlend blauem Himmel auf diesiges Wettero<strong>der</strong> umgekehrt. <strong>Die</strong> <strong>Tauben</strong>, die dann 3-7 Monate altsind, haben einen Großteil ihres Lebens eine ähnlicheWetterlage mit ähnlichen Orientierungsbedingungenkennengelernt. Plötzlich än<strong>der</strong>t sich diese zu <strong>der</strong> Zeit,in <strong>der</strong> sie sich orientieren müssen. Ohne gut funktionierendeMagnetfeldorientierung eine Katastrophe.Aber auch mit <strong>der</strong> Magnetfeldorientierung bleibt esschwer genug für die noch ungeübten <strong>Tauben</strong> undes erfor<strong>der</strong>t kundige und ambitionierte Flugleiter, diediese Verhältnisse berücksichtigen.Wichtig ist, dass es gar nicht erst zum Verlust desMagnetiteisens kommt. Denn selbst wenn man plötzlichzu Beginn <strong>der</strong> Saison die Vorräte wie<strong>der</strong> auffüllt,so haben die <strong>Tauben</strong> doch über längere Zeit einschlecht funktionierendes System zur Verfügung gehabt,mit dem sie nicht son<strong>der</strong>lich gut Erfahrungensammeln konnten.Wie heisst es doch – ohne gutes Werkzeug ... Alsomuss man <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zeit des ersten Ziehens o<strong>der</strong> <strong>der</strong>ersten Krankheitssymptome an vorbeugend wirken.Wie das funktioniert, wird in den beiden letzten Kapitelnbeschrieben.Weitere GrundlagenBevor wir zum Therapiekonzept kommen, müssen wirnoch ein paar Grundlagen kurz wie<strong>der</strong>holen.Wir haben es mit einem Virus und einem oft sehrresistenten Colibakterium zu tun. Zu Beginn schoneinmal schlechte Voraussetzungen. Gegen Viren wirktkein Antibiotikum und gegen hochgradig resistenteBakterien ist es schwer, ein Antibiotikum zu finden.Oft findet man keines mehr. <strong>Die</strong> Ursache für die großeZahl <strong>der</strong> resistenten Bakterien bei Tier und Menschsind <strong>der</strong> große Verbrauch und Missbrauch sowohl beiTieren als auch bei Menschen. So auch in <strong>der</strong> <strong>Tauben</strong>welt.Was viele nicht verstehen, die selber wenigo<strong>der</strong> kein Antibiotikum gegeben haben und trotzdemresistente Keime haben: Man bekommt die resis-— Jungtierkankheit … 4 —


Steckbriefe <strong>Tauben</strong>krankheiten _ No. 2 … <strong>Jungtierkrankheit</strong><strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>vet</strong>. <strong>Matthias</strong> <strong>Warzecha</strong>tenten Keime aus <strong>der</strong> Kabine, <strong>von</strong> neu eingeführten<strong>Tauben</strong> o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Landwirtschaft frei Haus undman bekommt sie mal auch nur, wenn man sich<strong>von</strong> irgendeiner Toilette, Türklinke o. ä. Keime an dieHände schmiert und danach die <strong>Tauben</strong>tränke bereitet.Zu allem Überfluss handelt es sich beim Circovirusauch noch um eines, welches die Abwehrkraft <strong>der</strong><strong>Tauben</strong> sehr schwächt, so dass die (resistenten) Bakterienund weitere Krankheitserreger sich um so besservermehren können.Sobald ein Antibiotikum o<strong>der</strong> eine AB-Mischung gutund schnell wirkt, weiß man, dass das Virus wenigo<strong>der</strong> keine Bedeutung bei dieser Erkrankung hat unddass es sich hier offensichtlich um keine resistentenKeime handelt.Anfor<strong>der</strong>ungen an den ZüchterJedem sollte bis jetzt deutlich geworden sein, dassdiese Erkrankung und ihre Folgen nicht mal ebenmit einer Antibiotikamischung behandelt werdenkann und darf, wenn man verantwortungsvoll an<strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> <strong>Tauben</strong> und des Schlages arbeitenwill. Son<strong>der</strong>n dass man auf verschiedenen Ebenenden <strong>Tauben</strong>organismuss schützen, stärken und aufbauenmuss. In <strong>der</strong> heutigen Zeit benötigt <strong>der</strong>Züchter ein höheres Maß an Managementqualität,Beobachtungsgabe und Anpassungsfähigkeit an diejeweiligen Verhältnisse als zu Zeiten, als man nochmit Terramycin Hen die meisten Krankheiten kurierenkonnte und es noch keine <strong>Jungtierkrankheit</strong> gab.Heute gibt es resistente Krankheitserreger und wirmüssen mit <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong> leben. <strong>Die</strong> Aufgabelautet demnach: <strong>Die</strong> <strong>Tauben</strong> ans Ziehen und durch dieKrankheiten bringen, dabei darauf achten, dass dasOrientierungssystem nicht leidet. Sie dann gesundans Training bringen, auf die Reaktionen <strong>der</strong> <strong>Tauben</strong>nach dem ersten Setzen in die Kabine sehr genauachten und selber adäquat reagieren. Dabei jeglichenEhrgeiz ausschließlich in die Gesun<strong>der</strong>haltung o<strong>der</strong>das Krankheitsmanagement und ein gutes Training<strong>von</strong> Körper, Seele, Geist und Orientierungssystem <strong>der</strong>Jungen legen und nicht in den Reiseerfolg. <strong>Die</strong>serstellt sich dann <strong>von</strong> selbst ein, wenn man konsequent,umsichtig, clever und mit Ruhe dieses alles beachtethat. Nur so schafft man das Kapital für die Zukunfteines erfolgreichen Schlages.Anfor<strong>der</strong>ungen an die ReisevereinigungDabei muss man sehen, dass die <strong>Tauben</strong> nach Genesung<strong>von</strong> <strong>der</strong> Krankheit erst wie<strong>der</strong> gesetzt werdenkönnen, wenn wie<strong>der</strong> alle freiwillig und gut am Hausfliegen. Alle drei Punkte müssen erfüllt sein, sonstkann sich die Krankheit sehr lange hinziehen. Das bedeutet– und wir sehen das Jahr für Jahr –, dass sehrviele Züchter ihre <strong>Tauben</strong> zum Beginn <strong>der</strong> Wettflügenicht rechtzeitig fit haben. Darunter befinden sichdie meisten Schläge, die sich die Krankheit erst zumSaisonbeginn frisch aus <strong>der</strong> Kabine geholt haben.Später einzusteigen ist oft schwierig. Also werdenirgendwelche Kompromisse gemacht, die zu Verlustenführen, die beson<strong>der</strong>s dann sehr hoch sind, wenn<strong>der</strong> Flugleiter und (manchmal) die RV-Führung auchnoch gleichgültig bei mäßigen o<strong>der</strong> sogar schlechtenSichtverhältnissen auflassen.Wenn man auch nur einen Teil <strong>der</strong> hier beschriebenen(nicht neuen) Zusammenhänge bedenkt, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong>gesunde Menschenverstand für die Reisevereinigungenmit (oft massiven) Problemen einen (1-2-3 Wochen)späteren Beginn <strong>der</strong> Wettflüge o<strong>der</strong> zumindest weitereEinstiegschancen in die Wettflüge.<strong>Die</strong> Behandlung <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>A: was behandelt werden muss<strong>Die</strong> Behandlung dieser vielschichtigen Krankheit erfor<strong>der</strong>teine Behandlung auf mehreren Ebenen:<strong>Die</strong> Behandlung <strong>der</strong> Viren:Ein wirksames chemisches Mittel gibt es nicht. Daherbehandeln wir mit pflanzlichen (phytotherapeutischen),homöopathischen und manchmal isopathischenAufbereitungen, die zum Teil seit 2000 Jahrenangewendet werden und die heute wie<strong>der</strong> sehrmo<strong>der</strong>n und vor allem immer noch sehr wirkungsvollsind. Patrocinium und Adaptol, gehören immerdazu. Kovilysin findet bei hartnäckigen Fällen Anwendung.<strong>Die</strong> antibiotische Behandlung <strong>der</strong>bakteriellen Erreger, vor allemColibakterien und die Behandlungweiterer Sekundärerreger:Je nach Befund und Resistenztest wird eine Medikamentenkombinationgewählt. Viele fertige Antibiotika-Mischungenwirken nicht mehr, da Millionen <strong>Tauben</strong>sie über die letzten Jahre regelmäßig verabreichtbekamen. Deshalb führen wir über das ganze Jahrviele Resistenztests durch, auch um die allgemeineResistenzlage einschätzen zu können. Manchmalwirkt kein Mittel mehr, so dass man vollkommen aufdie erwähnten Naturmittel angewiesen ist.Trichomonaden und Hexamiten (Spironucleus) werdenmit Ridzol (Ronidazol 10 %) 4 g / Liter 6 Tage behandelt.Kokzidien werden mit Baycox (Toltrazuril)3 ml / Liter 2 Tage (ausbrennen während <strong>der</strong> Kur)behandelt. Spul- und Haarwürmer werden mit Concurat(Levamisol) 3 Tage 1 Btl. (7,5 g) / 2,5 Liter behandelt.Ebenfalls wird hier während <strong>der</strong> Kur ausgebrannt.— Jungtierkankheit … 5 —


Steckbriefe <strong>Tauben</strong>krankheiten _ No. 2 … <strong>Jungtierkrankheit</strong>Aufbau einer funktionsstarken,abwehrstarken Verdauungsfloranach einer antibiotischen Kur:Stabac enthält Milchsäurebakterien, die sehr vielMilchsäure produzieren. Milchsäurebakterien und an<strong>der</strong>etaubeneigene Bakterien besetzen schützendSchleimhäute und kleinste Nischen, in denen sonstkrankmachende Bakterien wie Salmonellen o<strong>der</strong> Colibakterienund viele an<strong>der</strong>e siedeln könnten undgeben so den taubeneigenen „guten“ Bakterien einenVorsprung. M 28 und M 28 Sport unterstützen dieVermehrung taubeneigener Milchsäurebakterien. AC65 vermin<strong>der</strong>t Colibakterien und Kokken (s. u.) undsäuert den Verdauungstrakt etwas an, so dass dieMilchsäurebakterien nochmal einen Vorteil im Wettlaufum die (nach <strong>der</strong> antibiotischen Kur „leeren“)Wohnplätze im Verdauungstrakt erhalten. Regulansund viele an<strong>der</strong>e Säuerungsmittel haben hier ebenfallsihre Berechtigung. VD1 pflegt ebenfalls intensivdie Schleimhaut und enthält eine an<strong>der</strong>e positiveMilchsäurebakterienart.Biologische Abwehr unerkanntero<strong>der</strong> resistenter Bakterien:Viele Bakterien sind, wie erwähnt, resistent geworden.Aber viele Bakterien, werden auch gar nicht erkannt.<strong>Die</strong> Niedrigpreise bei <strong>Tauben</strong>- und Kotuntersuchungenerlauben keine aufwendigen mikrobiologischenUntersuchungen. Es gibt sogar Untersucher, die ausGründen <strong>der</strong> Arbeits- und Kostenersparnis keine mikrobiologischenUntersuchungen durchführen. Patrociniumist daher auch in diesem Bereich ein wichtigesSchutzmittel. Mit AC 65 bringt man Colibakteriendazu, dass sie sich „einkugeln“ müssen und sich nichtmehr mit ihren Fortsätzen an Schleimhäuten festhaltenkönnen, so dass sie ausgeschieden werden. ZweiVorteile: Der Colibefall ist verringert und die Gifte <strong>der</strong>Colibakterien werden nicht resorbiert. (Wir erinnernuns an das EHEC-Problem. Man durfte diese Colibakteriennicht antibiotisch behandeln, weil sonst die z.T.tödlichen Gifte <strong>der</strong> abgetöteten Bakterien vom Körperaufgenommen worden wären.)Stärkung des Immunsystems:Virumun wird bei Feststellung <strong>der</strong> ersten Symptomeca. 10 Tage gegeben. Und zwar immer zu jeglichenMedikamenten, aber auch, wenn man keine Medikamentegibt. M 28 Sport enthält neben seinen vielenernährenden und entgiftenden Inhaltsstoffen auchwichtige abwehrsteigernde Stoffe. Adaptol wirktauf an<strong>der</strong>e Weise deutlich abwehrsteigernd.Stärkung <strong>der</strong> Leber:<strong>Die</strong> Leber ist ein Zielorgan vieler Krankheitserreger undbei <strong>Tauben</strong> aufgrund ihrer starken Belastung recht anfällig.Sie muss also bei je<strong>der</strong> Gelegenheit unterstütztwerden. Es gibt ausschließlich pflanzliche Leberheilmittelund die Mariendistel ist das stärkste da<strong>von</strong>. Mansollte während <strong>der</strong> Zucht, während <strong>der</strong> Reisesaison undbis zum Ende <strong>der</strong> Mauser je<strong>der</strong> Taube täglich 3-5 Samenkörnergeben. Übrigens auch den Alt- und Zuchttauben.Zu dieser einfach durchzuführenden „phytotherapeutischen“Behandlung gibt man das homöopathisch-pflanzlicheKondition 1. Man nutzt dadurcheinen vielfach bewährten Synergieeffekt. WeitereLebermittel sind zum Beispiel auch Löwenzahn (Blatt,Blüte und Wurzel) und Artischockenextrakt.Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anämie und desAbbaus des Orientierungssystems:<strong>Die</strong> Kombination <strong>von</strong> M 28 Sport und Kamalyt istein Muss für Jungtauben und Jährige. Nicht nur diebloße Eisenfütterung, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> schnelle Aufbau<strong>von</strong> Hämoglobin (dem roten Blutfarbstoff und Sauerstoffträgeraus dem die roten Blutkörperchen aufgebautsind) aus den Proteinvorstufen des M 28 Sportund dem Eisen aus Kamalyt und M 28 Sport machendiese Kombination wertvoll und unentbehrlich.Adaptogene Wirkungen:Junge sind vielfachem Stress ausgesetzt. Zur Erinnerung:Circoviren und an<strong>der</strong>e Krankheitserreger sowiestarke körperliche und psychische Belastungen(Überbesatz, Greifvögel, Hitze, Training, Einkorben,Transport, Durst, Angst, etc.) verursachen ständigeCortison- und Adrenalinausschüttungen im <strong>Tauben</strong>organismus.<strong>Die</strong>se schwächen das Immunsystem zusätzlichzu den Circoviren, die dies ebenfalls ständigversuchen und oft schaffen. Deswegen ist es wichtig,die negativen Auswirkungen <strong>von</strong> Stress auf das Immunsystemzu verhin<strong>der</strong>n. Es gibt Pflanzenwirkstoffe,die hier unterstützend wirken, sogenannte Adaptogene.Adaptol geben wir daher <strong>von</strong> Beginn <strong>der</strong> erstenBelastungen bis zum Saisonende.Generelle Entzündungsbereitschaftim Organismus:Mensch und Tier leiden heute unter <strong>der</strong> industriellenLandwirtschaft mit Pestiziden, Düngern undschnell wachsenden industriell erntbaren Agrar- (undTier-)Produkten. Unter an<strong>der</strong>em nehmen wir zu vielOmega-6-Fettsäuren auf. Das Verhältnis Omega-3 zuOmega-6 beträgt heute bei Mensch und Tier oft 1: 20und es sollte 1: 3 betragen, akzeptabel wäre noch 1: 5.Ein riesiges, wichtiges Kapitel, beson<strong>der</strong>s auch fürLeistungssportler (und auch chronisch kranke Menschenund Tiere), was wir hier nur streifen können.Hier nur soviel: Omega-6-Fettsäuren wirken im Entzündungsbereichund Omega-3-Fettsäuren wirkenEntzündungsreaktionen entgegen. Wir versuchen dasVerhältnis mit Megaform und vor allem mit <strong>der</strong>60%igen Alphalinolensäure (ALA) ins rechte Verhältniszu rücken. Letzteres Präparat haben wir Helios-Ölgenannt. Es ist empfindlich und soll innerhalb <strong>von</strong> 3-4Wochen nach Anbruch verbraucht werden. (Sonnenblumenkerneenthalten fast ausschließlich Omega-6-Fettsäuren und sollten deshalb nicht o<strong>der</strong> sehr sparsamverwendet werden, ebenso wie das Öl in <strong>der</strong> Küche).— Jungtierkankheit … 6 —


<strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>vet</strong>. <strong>Matthias</strong> <strong>Warzecha</strong>Stärkung aller Zellen:Unter dem gesamten Geschehen <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>mit den Folgewirkungen und den vielfältigen Stresswirkungenleiden alle Zellen im Organismus. <strong>Die</strong>sesollten sofort geschützt und aufgebaut werden, damitsie ihre Aufgaben bestmöglichst erfüllen können.<strong>Die</strong>s geschieht mit mehreren <strong>der</strong> bisher erwähntenMittel. Beson<strong>der</strong>s M 28 (bzw. M 28 Sport ab demZeitpunkt des Ziehens <strong>der</strong> Jungen) und Kondition 1sind hier unentbehrliche Helfer.Entgiftung des Verdauungstraktes:Infektionserreger und ihre Stoffwechselprodukte, sowiedie durch Antibiotika und an<strong>der</strong>e Mittel abgetötetenErreger belasten den Verdauungstrakt vomRachen über Kropf, <strong>Dr</strong>üsenmagen, Muskelmagen,Dünndarm, Mittel- und Enddarm bis zur Kloake. Beisehr starker Abwehrschwäche können sich Pilze entwickeln.Wir geben im Anschluss an die antibiotischeKur MKK zur Entgiftung, Entpilzung, Pflege und zumAufbau <strong>der</strong> Schleimhäute. VD1 kann man sehr gutnach MKK über 2 Wochen geben. Es pflegt Schleimhäuteund baut sie auf.<strong>Die</strong> Behandlung <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>B: womit behandelt werden kannAnwendung <strong>der</strong> Mittel mit Dosierungen. (Alle Mittel sindsinnvoll und wichtig und gehören weitgehend auch in eingutes Reiseprogramm. <strong>Die</strong> ersten fünf Mittel <strong>von</strong> M 28Sport bis Kondition 1 sind zur Vorbeugung <strong>der</strong> Krankheitund ihrer Folgewirkungen allerdings oft unentbehrlich).Antibiotika und Parasitenmittel (s.o.) nach Untersuchungsergebnisund individuellem Behandlungsplan.M 28 Sport: 10 g / 300 g Futter nach <strong>der</strong> antibiotischenBehandlung 1 Woche täglich zu einer Mahlzeit,sonst alle 2-3 Tage. Ab dem Zeitpunkt des Ziehens.Mit Megaform, Oxypur-Kräuterhefe o<strong>der</strong> Joghurtmit lebenden Kulturen über das Futter mischen.Kamalyt Profi: 2 g / Liter 2 x pro Woche ins Trinkwasser.Während <strong>der</strong> Saison Donnerstag und Sonntag,wenn Samstag Flugtag ist.Patrocinium: 20 Tr. / Liter täglich in jede Tränke. Mitallem mischbar. Nach Feststellung <strong>der</strong> ersten Krankheitssymptomeo<strong>der</strong> spätestens 1 Woche vor dem erstenKabinenaufenthalt und dann bis Saisonende.Adaptol: 1 ml / Liter täglich in jede Tränke. Mit allemmischbar. Nach Feststellung <strong>der</strong> ersten Krankheitssymptomeo<strong>der</strong> spätestens 2 Wochen vor dem erstenKabinenaufenthalt und dann bis Saisonende.Kondition 1: 1 ml / Liter (= 20 Tropfen) entwe<strong>der</strong> abFeststellung <strong>der</strong> ersten Symptome o<strong>der</strong> bei stärkererBelastung über 2 Wochen täglich o<strong>der</strong> nach jedemFlug 3 Tage (Sonntag bis <strong>Die</strong>nstag, wenn SamstagFlugtag ist).Virumun: 6 ml / Liter zu je<strong>der</strong> Kur, 10 Tage lang injede Tränke nach ersten Krankheitssymptomen undeinen Tag vor und nach dem Flug.AC 65: Bei Coli und / o<strong>der</strong> Kokkenbefall 2 Wochen täglichund 3 Tage nach jedem Flug 30 ml / Liter geben.Stabac: Nach je<strong>der</strong> antibiotischen Kur 10 g / 300 gFutter 1 Woche lang zusammen mit M 28 Sport undMegaform o<strong>der</strong> Oxypur-Kräuterhefe o<strong>der</strong> Joghurt(s. o.) über das Futter geben. Dann alle 2-3 Tage1-3 g über die gesamte Saison weitergeben.VD1: Bei ersten Symptomen <strong>der</strong> Krankheit 2 Wochentäglich übers Trinkwasser 2 Esslöffel pro Liter o<strong>der</strong>über das Futter. Bewährt hat sich auch die Gabe 3Tage lang nach jedem Flug.Helios-Öl: 2-3 ml / 300 g Futter, immer wenn manohnehin etwas über das Futter mischt o<strong>der</strong> alle 2Tage.MKK, Allium Plus, Regulans, Infex, Kolloidales Silber,isopathische Mittel, Oreganum, SenfölglykosidhaltigeMittel o<strong>der</strong> Bartflechte können bedenkenloszusätzlich gegeben werden.Weitere MöglichkeitenFrüh züchten.Natürlich ist es gut, wenn die <strong>Tauben</strong> möglichst ältersind, wenn sie sich mit Krankheiten auseinan<strong>der</strong>setzenmüssen. Hat man also mit <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong>regelmäßig zu tun, wie die meisten Schläge, so sollteman früher züchten, um im August vielleicht schonmit 6-8 Monate alten <strong>Tauben</strong> teilzunehmen undnicht erst mit 3-5 Monate alten Tieren.Hygiene und die Strohecke.Bei seltenerem „Kratzen“ und im Stroh setzen sich die<strong>Tauben</strong> früher mit den Keimen des Bestandes auseinan<strong>der</strong>.<strong>Die</strong> Hoffnung ist, dass man dann mit <strong>der</strong><strong>Jungtierkrankheit</strong> nicht so in Zeitnot vor den Flügenkommt. Wenn man allerdings einen Ausbruch einerKrankheit hat, ist strenge Hygiene und häufiges„Kratzen“ mit Brennen während <strong>der</strong> Behandlung wie<strong>der</strong>dran.<strong>Die</strong> Par atyphus-Impfung.<strong>Die</strong> paramunisierende, allgemein abwehrsteigerndeWirkung <strong>der</strong> Paratyphus-Impfung mit Zoosal Twirkt sich auf manchen Schlägen positiv aus. Zusätzlicherhält man einen weitgehenden Schutz gegen dieSalmonellose, die immer noch große Bedeutung hat— Jungtierkankheit … 7 —


Steckbriefe <strong>Tauben</strong>krankheiten _ No. 2 … <strong>Jungtierkrankheit</strong>und nicht selten mit <strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong> verwechseltwird.Nicht ins Ziehen impfen.Es ist in manchen Jahren schwer genug, die <strong>Tauben</strong>ans Ziehen zu bekommen. Oft hat man sie mühsamsoweit bekommen und dann muss geimpft werden,weil die Flüge nahen. So „kann man sie wie<strong>der</strong> vomHimmel holen“. Mit <strong>der</strong> Impfung kann man den Ausbruch<strong>der</strong> <strong>Jungtierkrankheit</strong> provozieren. Dann ziehendie <strong>Tauben</strong> ohnehin nicht mehr. Aber auch diereine Beschäftigung des Organismus mit <strong>der</strong> Impfungkann dazu führen, dass die Fluglust sinkt. Sowohl dieParamyxo- als auch die Paratyphusimpfung sollendeshalb wenige Wochen nach dem Absetzen <strong>der</strong> Jungendurchgeführt werden.Früh setzen.Je früher man die <strong>Tauben</strong> mit möglichst vielen <strong>Tauben</strong>aus fremden Schlägen zusammenbringt, desto eherkönnen sie sich anstecken und desto eher „sind siedamit durch“. So dass man leichter den Anschluss andas Reiseprogramm finden kann, welches lei<strong>der</strong> meistkeine Rücksicht auf die Krankheitssituation seinerTeilnehmer nimmt. Behandlung und anschließen<strong>der</strong>Aufbau mit Erholungsphase braucht seine Zeit. Frühsetzen ist natürlich nur möglich, wenn die <strong>Tauben</strong> gesundund trainiert sind. Das zu erreichen ist einfacher,wenn sie früher gezüchtet wurden.Grün füttern.Viele Züchter füttern Grün aus dem Garten. Das istsehr för<strong>der</strong>lich für viele Bereiche des <strong>Tauben</strong>organismus.Sinnvoll ist auch, dass Grün außerhalb desGartens zu sammeln und zu füttern. Vogelmiere, Löwenzahn,Wegerich, Giersch, Melde, Hirtentäschel,Knoblauchrauke, später Beifuß mit seinen Samen undviele an<strong>der</strong>e sind willkommene Lieferanten <strong>von</strong> Stoffen,welche die <strong>Tauben</strong> mit <strong>der</strong> normalen Versorgungnicht bekommen und die zu einem fitten Immun- undStoffwechselsystem beitragen.eines Lebens nach seinem Gewicht zu bewerten unddeswegen für unsere <strong>Tauben</strong> die <strong>med</strong>izinische Steinzeitherbeizuwünschen. Selbstverständlich ist eswünschenswert und kostengünstig, wenn man mitFutter, Wasser, Grit, Kalk und <strong>der</strong> täglichen Gabe <strong>von</strong>Grün kerngesunde <strong>Tauben</strong> halten kann. Das wünscheich jedem Züchter - aber Wenigen gelingt es heute.Unsere Praxis mit ihren diagnostischen Möglichkeiten,ausgebildeten Mitarbeitern, naturheilkundlichenund schul<strong>med</strong>izinischen Therapiemitteln und sorgfältigentwickelten und bewährten Therapieplänenhalten wir jedoch bereit für Züchter mit gesundheitlichenProblemen ihrer <strong>Tauben</strong> und Züchter, die eineden Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Zeit angepasste Versorgung<strong>der</strong> <strong>Tauben</strong> wünschen. Und – ich wie<strong>der</strong>hole es jetztzum letzten Mal – wir leben heute im Circovirus-Zeitalter, welches beson<strong>der</strong>e Ansprüche an <strong>Tauben</strong>,Züchter und Tierärzte stellt. Ob es uns gefällt – o<strong>der</strong>nicht ...Wir wünschen allen Züchtern, dass sie dieses Wissenund diese Möglichkeiten zum Vorteil ihrer <strong>Tauben</strong>und ihres Schlages in erfolgreiche Praxis umsetzenkönnen.Fragen zu diesen Themen beantworten Frau Christiansen,Frau Bellgardt und <strong>Dr</strong>. <strong>Warzecha</strong> unter Tel.045 35 –16 76 gerne.Informationen zu an<strong>der</strong>en aktuellen <strong>Tauben</strong>themensowie Versorgungspläne, welche die aktuelle Situationberücksichtigen, erhalten Sie ebenfalls in unsererPraxis.Nachtrag<strong>Die</strong>se Seiten habe ich für Mitarbeiter und Züchtermit Informationsbedarf und natürlich für Züchter mitProblemen geschrieben. <strong>Die</strong> meisten <strong>der</strong> beschriebenenMittel haben wir sorgsam über Jahre hinwegselbst entwickelt und getestet. Einige haben wir nachmehrjähriger Testungsphase übernommen. Wenn dieFülle <strong>der</strong> Fakten und Möglichkeiten verwirrend wirkt,lese man noch einmal und frage dann uns. Ein Organismus,auch ein <strong>Tauben</strong>organismus, ist nicht einfach.Und wenn er einmal, <strong>von</strong> Krankheitserregern malträtiert,am Boden liegt, so bedarf es, wie bei Mensch,Hund, Katze, Pferd etc., mehrerer Ansatzpunkte undHebel um ihm bei <strong>der</strong> Genesung zu helfen. Zumal,wie bei uns so oft nötig, unter dem Zeitdruck <strong>der</strong> beginnendenFlüge. Ich halte nichts da<strong>von</strong>, den Wert<strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. <strong>vet</strong>. <strong>Matthias</strong> <strong>Warzecha</strong>Hauptstraße 8D - 23845 Oering / HolsteinTelefon 0 45 35 . 16 76Telefax 045 35 . 86 15info@dr-warzecha.dewww.kleintierpraxis-oering.deKlimaneutral gedruckt— Jungtierkankheit … 8 —

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