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Projektkonzept "Steinzeitlernkiste plus" - Pädagogische Hochschule ...

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Problemstellung und Relevanz des ProjektesDie Lernkiste „Steinzeit“ der PHSHDas Konzept der Lernkiste, wie es Möller für den naturwissenschaftlichen Sachunterricht ander Grundstufe entwickelt und beforscht hat 1 , ist den <strong>Steinzeitlernkiste</strong>n der PHSH bei derErstellung durch Studierende unter der Leitung von Karin Huser Vetterli, Fachdidaktikerin,Pate gestanden. Ähnlich wie bei den naturkundlichen Lernkisten bieten die<strong>Steinzeitlernkiste</strong>n Anschauungs- und Verbrauchsmaterialien sowie eine kleineMediensammlung an, die es Lehrkräften erleichtern soll, einen handlungsorientiertenUnterricht zum Thema Alt- und Jungsteinzeit in ihren Klassen anzubieten.Das Bedürfnis nach der Lernkiste ist vorhandenNach zwei F+E-Projekten an der PHSH, in denen die Verwendung dieser Lernkisten in denSchulen im Fokus stand, hat sich gezeigt, dass sich die Weiterentwicklung der Lernkisten fürden Geschichtsunterricht lohnen würde: Die Befragungen bei Primarschullehrpersonen zeigen, dass die Kiste sehr beliebt ist.Die Lehrpersonen möchten ihren Klassen möglichst viel Anschauungsmaterial zurVerfügung stellen und die Möglichkeit haben, handwerklich arbeiten zu können(steinzeitliche Techniken nachvollziehen) . Daher sind sie froh um eine möglichstdidaktisch stimmige und ausreichende Bestückung der Kiste, damit sie ohne vielAufwand eine breite Basis für ihren Unterricht zur Verfügung haben. Auch auf der Vorschulstufe gibt es Möglichkeiten, das Geschichtsthemaanzusprechen. Die Ideen sind im Projekt „Erleb mit mir die Steinzeit“ durchStudentinnen der Vorschulstufe entwickelt worden, das ebenfalls auf einer Lernkistebasiert.Die aktuelle Lernkiste weist fachliche Mängel und Lücken aufIn der Diskussion mit Archäologiefachleuten 2 , denen die bestehende Lernkiste zur kritischenBegutachtung vorgelegt wurde, hat sich gezeigt, dass die Ausstattung der Kisten einefachgerechter Vermittlung von Steinzeittechniken nur basal abzudecken vermag: Kritisch an der jetzigen Ausgabe der Lernkisten ist, dass die vorhandenenGegenstände und Verbrauchsmaterialien ein fachgerechtes Handeln undNachvollziehen von Steinzeittechniken nur teilweise ermöglichen, resp. noch vielAufwand von Seiten der Lehrpersonen erfordern, um sowohl fachliche korrekt wiedidaktisch umsetzbar mit Klassen arbeiten zu können. Es fehlen weitgehend Repliken oder Originalfunde, die für die Diskussion und fürErkenntnisse zur Epoche wichtig wären. Die Epochen Alt- und Jungsteinzeit werden durch die vorhandenen Materialien zuwenig klar auseinandergehalten.1 http://www.unimuenster.de/Sachunterrichtsdidaktik/weiterbildung/primar/ausleihe_klassenkisten.shtml2 Kathrin Schäppi, Archäologin und Präsidentin von ExperimentA, sowie Jonas Nyffeler,Archäologiestudent und Mitarbeiter im Museum Allerheiligen SchaffhausenF+E-Projektbeschreibung Lernkiste Steinzeit plus / 25.9.2013 2


Die Lernkiste ist ein ideales didaktisches Angebot, weil der Nachvollzugvon steinzeitlichen Techniken im Mittelpunkt stehtDie Schwierigkeit bei der Bearbeitung von historischen Themen ist es, dass direkteErfahrungen nicht möglich sind. Die Vergangenheit ist nun einmal vorbei und kann durchkeine Tricks wieder lebendig gemacht werden. Die Lernkiste mit ihrem Fokus aufsteinzeitliche Techniken hat nun die Möglichkeiten, diese Schwierigkeiten zu überwinden:Die im Fokus stehende steinzeitliche Technik kann mit dem richtigen Material und mit derkorrekten Handhabung auch heute noch nachvollzogen und dadurch „zum Leben erweckt“werden. Dabei werden Erfahrungen bei den Handelnden angeregt und Erkenntnisseermöglicht, die durch einen darbietenden Unterricht nicht hervorgerufen werden können.Beispielsweise werden die physikalischen Flugeigenschaften eines Speers auch heute nochdurch die Speerschleuder so beeinflusst, wie es zur Zeit der Rentierjäger der Fall war. Diezwei im Folgenden kurz skizzierten Begründungsstränge sollen die Vorteile der Lernkistedeutlich machen.Begründung 1: Präkonzepte erschütternIm Zentrum der didaktischen Überlegungen steht die Herausforderung, die Vorstellungsbilderder Kinder zur Steinzeit, ihre Präkonzepte, zu erschüttern:Kinder sind ausserordentlich stark von Filmen, Comics, Bilderbücher und allerhand„Erlebnisangebote“ zur Steinzeit geprägt, die in Fülle vorhanden sind und die sich das grosseInteresse der Kinder an dieser frühen Epoche zunutze machen 7 . Oft sind diese süffigaufgemachten Angebote aber aus fachlicher Sicht fragwürdig, weil sie zu starkenVereinfachungen, zu unzulässigen Analogien oder zur Vermischung von Epochen verleiten.Oft sind auch die fiktionalen und fachlichen Anteile so stark vermischt, dass die Kinder nichtmehr erkennen können, was „wahr“ oder „eine Geschichte“ ist. Oft werden in diesen„Steinzeiterlebnisangeboten“ zudem die Epochen idealisiert dargestellt, als eine Zeit, in derdie Menschen in harmonischer Eintracht mit der Natur lebten. Es entsteht also eine Art„Gegenbild“ zu unserer hochtechnisierten, modernen Welt, das mit einemkonstruktivistischen Geschichtsverständnis 8 , das die Schule vermitteln soll, kaum mehretwas gemein hat. Zu Beginn des Geschichtsunterrichts zur Steinzeit muss die Lehrpersonalso die in den Köpfen der Kinder vorhandenen Vorstellungen gründlich herausfordern.Konzepte und Vorstellungen in den Köpfen zu verändern, ist eine anspruchsvolle didaktischeAufgabe für die Lehrperson und eine anspruchsvolle kognitive Leistung für die Kinder. Möllerhat für die Naturwissenschaften eindrücklich aufzeigen können, wie handelnder Unterrichthier seine Stärke hat und welche Bedingungen ein solcher Unterricht erfüllen muss: 9 Die Kinder müssen mit ihren vorhandenen Konzepten unzufrieden werden. Die neuen Konzepte müssen durch geeignete Handlungen einsichtig gemacht und ineinem weiteren Schritt als glaubwürdig erlebt werden, am besten durch eigenekörperliche Erfahrungen.7 Das zeigen die Materialien der Befragung im Rahmen des F+E-Projekts H108 Lehrplan 21, NMG.9, Punkt 4: „Die Schülerinnen und Schüler können verstehen, wie Geschichte ausVergangenheit rekonstruiert wird und dass mit Geschichte Gegenwart entsteht.“9 Möller, K. (2004). Verstehen durch Handeln beim Lernen naturwissenschaftlicher undtechnikbezogener Sachverhalte. In: Lauterbach, Roland; Köhnlein, Wolfgang (Hrsg): Verstehen undBegründetes Handeln. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. S. 147-165.F+E-Projektbeschreibung Lernkiste Steinzeit plus / 25.9.2013 4


Fazit: Die Steinzeittechniken stellen grosse Leistungen der Menschen dar, die nachhaltigund über viele Tausende von Jahren deren Leben geprägt haben und Grundprobleme desdamaligen Lebens zu meisten halfen. In der Auseinandersetzung damit eröffnet sich denSchülerinnen und Schülern die Möglichkeit, dem Wissen und Können der Menschen dieserEpoche nachzugehen.Die Lernkisten ergänzen das Angebot des Museums AllerheiligenDas Museum Allerheiligen in Schaffhausen besitzt eine neu eröffnete Dauerausstellung zurFrühgeschichte. Lehrpersonen benützen oft diesen Lernort und es ist erstrebenswert, wenndie Lernkisten an das Angebot des Museums anschliessen. Die Situation präsentiert sichnun so, dass kein spezifisch handlungsorientiertes Angebot zur Alt- und Jungsteinzeitvorhanden oder geplant ist und ein Angebot von Seiten der PHSH, resp. des DidaktischenZentrums erwünscht wäre. Die Ausstellung im Museum und die handlungsorientiertausgerichteten Lernkisten können sich also optimal ergänzen.© Diorama Kesslerloch Museum AllerheiligenDie Ausgestaltung des ProjektesIm Moment liegen zwei Konzepte für die Lernkisten vor: „Steinzeitkiste PHSH“ für die Primarstufe von Kathrin Schäppi und Jonas Nyffeler(vgl. Konzeptidee im Anhang) „Erleb mit mir die Steinzeit“ für die VS-Stufe von Studentinnen VS H10 (Konzeptideeim Anhang)Es ist das Ziel, beide Konzepte für zwei Lernkisten (PS und VS) umzusetzen und so dasAngebot an Lernkisten für den handlungsorientierten Geschichtsunterricht zum Thema AltundJungsteinzeit zu erweitern, sowie zusätzlich ein spezifisches Angebot für die VS-Stufeanzubieten, auf das die PS-Stufe aufbauen kann.Kurzcharakterisierungen der beiden Konzepte„Steinzeitkiste plus“ für die Primarstufe (zwei Lernkisten: Altsteinzeit undJungsteinzeit)Aufgrund der oben angeführten fachlichen und didaktischen Überlegungen ist die Grundideedie Vermittlung von verschiedenen Themenbereichen der Steinzeit durch ein interaktivesRollenspiel. Dieses Setting garantiert, dass die Klasse diskutieren, herstellen, vergleichen,ausprobieren, bewerten kann, also handlungsorientiert das Thema bearbeitet. So wird dieF+E-Projektbeschreibung Lernkiste Steinzeit plus / 25.9.2013 6


von Völkel geforderte Vorstellungskraft bei den Kindern fachgerecht gefördert und dieErprobung von neuen Konzepten, wie es Möller vorschlägt, aktiv durchgeführt.Ausgangspunkt sind die zwei historischen Problemsituationen „Jagd“ und „Verarbeitung der Beute“ (Altsteinzeit) „Dorfbrand, bei welchem die Häuser, sowie die Vorräte zerstört werden“(Jungsteinzeit)Nach einer gemeinsamen Einführung lösen die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen imKontext der Problemsituation verschiedene Aufgaben, welche diverse Lebensbereiche derdamaligen Menschen umfassen. Ihnen stehen Wissenskarten, Materialien,Herstellungshinweise usw. zur Verfügung. Durch Diskussionen, Tauschaktionen,Modellbauten, Bastelarbeiten usw. handeln die Schülerinnen und Schüler konkret und lösenso die Problemsituation gemeinsam auf. Das Erreichte wird dann in der „Jagdgruppe“, resp.der „Dorfgemeinschaft“ besprochen. Die Lehrperson ist während des Spiels ebenfallseinbezogen und fungiert in verschiedenen Rollen (als Händler, Dorfältester o.ä.).„Erleb mit mir die Steinzeit“ für die VorschulstufeRahmengebend sind hier die Bilderbücher „Flieg, Yoa, flieg“ 12 sowie „Ein Tag in derSteinzeit“ 13 mit Geschichten aus der Altsteinzeit 14 . Entsprechend dem Alter der Kinder liegendie Unterrichtsziele bei dem Vergleich „früher – heute“ durch gemeinsames Nachdenken und Philosophierenentlang der Bilderbücher und in Spielsettings (Rollenspiele, Freispiel) bei der Hinführung an ausgewählte Techniken, die ausprobiert werden, wobeiinsbesondere die Begegnung mit den Naturmaterialien im Vordergrund stehen soll 15 . der Tätigkeit des Sammelns und BetrachtensIn der Lernkiste werden neben der Materialsammlung die Steinzeittechniken zuhanden derVS-Lehrperson kurz und knapp erklärt sowie didaktische Hinweise für die Umsetzung imKindergartenalltag bereitgestellt. Dabei werden sogenannte „Technikkarten“ (Informationenzu den Jungsteinzeittechnik Schleifen, Töpfern, Nähen und Bohren, Flechten, Weben) und„Lebensweltkarten“ (Informationen zu den Lebensbereichen Nahrung, Feuer, Magie undgeistige Welt, Jagd und Nomadentum sowie Wohnen) unterschieden.Erprobung der LernkistenDie Erprobung der Lernkisten soll als eigenes Forschungsprojekt konzipiert werden, das imRahmen der F+E-Forschungsmodule mit Studierenden umgesetzt werden soll (Zeitraum HS2014).12 ISBN-10:3-522-43706-313 ISBN-10:3-551-08938-814 Beide Publikationen wurden von den VS-Studierenden H10 als passend für die Lernkisteausgewählt.15 Hier entstehen Verbindungen zu verschiedenen Lehrplanzielen im NMG-Bereich „Natur undTechnik“F+E-Projektbeschreibung Lernkiste Steinzeit plus / 25.9.2013 7


PersonalProjektleitung Annemarie Loosli-Locher, F+E-Dozentin PHSHWissenschaftliche Begleitung Kathrin Schäppi, Archäologin, Spezialistin für experimentelle Archäologie undPräsidentin von „ExperimentA – Verein für experimentelle Archäologie“ Jonas Nyffeler, Archäologiestudent, Mitarbeiter Museum AllerheiligenProjektausführung Annemarie Loosli-Locher, F+E-Dozentin PHSHProjektmitarbeit Je eine Studierende/ein Studierender PHSH PS und VS Einbezug des Didaktischen Zentrums:F+E-Projektbeschreibung Lernkiste Steinzeit plus / 25.9.2013 8


LiteraturlisteHuser K., Loosli-Locher A. (2010): F+E-Studie "Pilotprojekt Lernkiste". Interner ArbeitsberichtPHSH.http://www.phsh.ch/de/Forschung-und-Entwicklung/Publikationen/Publikationen_Annemarie_Loosli-Locher/Mahler, E. (2006). Handlungsorientierter Geschichtsunterricht: Theorie – Praxis – Empirie. Idsein:Schulz-Kirchner Verlag.Möller, K. (2004). Verstehen durch Handeln beim Lernen naturwissenschaftlicher undtechnikbezogener Sachverhalte. In: Lauterbach, R.; Köhnlein, W. (Hrsg.): Verstehen undbegründetes Handeln. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 147-165.Link auf die Homepage von Prof. Dr. Kornelia Möllerhttp://www.unimuenster.de/Sachunterrichtsdidaktik/weiterbildung/primar/ausleihe_klassenkisten.shtmlVölkel, B. (2008). Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht. Schwalbach: Wochenschau.Link auf die Archäologiekoffer Kt. Zürichhttp://www.starch-zh.ch/sites/0603.php (abgerufen am 11.12.2012)Link auf die Homepage des Vereins für experimentelle Archäologie Schweizhttp://www.aeas-gaes.ch/index.html (abgerufen am 11.12.2012)Adamina M. (2008). Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern zu raum-, zeit- undgeschichtsbezogenen Themen: Eine explorative Studie in Klassen des 1., 3., 5. und 7. Schuljahresim Kanton Bern. Dissertation: Uni Münster.Grunder H.-U.et al. (2007). Unterricht verstehen, planen, gestalten, auswerten. Hohengehren:Schneider. S. 264 – 273.Heyking von A. (2004). Historical Thinking in the Elementary Years: A Review. In: Canadian SocialStudies, Vol. 39, Nr.1.Schäppi K. et al. (2006). Du vor 3000 Jahren am Zugersee! Ein Rollenspiel ums (Über-) Leben inder Bronzezeit auf achäologischen Spuren: Ein Zuger Ferienpass. Museum für Urgeschichte(n)Zug.Schmeinck D. (2004). Forschungen zu Lernvoraussetzungen von Grundschulkindern. Wie Kinderdie Welt sehen. Karlsruher pädagogische Schriften – Band 3: Karlsruhe.Sénécheau M. (2006). Archäologie im Schulbuch. Dissertation Universität Freiburg im Breisgau.F+E-Projektbeschreibung Lernkiste Steinzeit plus / 25.9.2013 10

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