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Heizen mit der Sonne - Ritter XL Solar

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<strong>Heizen</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Sonne</strong>Sicherheit gegen thermischen Stillstand sorgt für EffizienzSOLARTECHNIKDR. ROLF MEISSNER*CPC-Vakuumröhrenkollektoren(VRK) <strong>mit</strong> Wasser alsWärmeträger liefern nahezuunabhängig von Witterungund Jahreszeiten Temperaturenvon 80 - 160 °Cund sind völlig eigensichergegen thermischen Stillstand,auch bei Stromausfall.Deshalb kann bei dieserTechnologie <strong>der</strong> Speicherfrei nach Platzbedarf, Lastprofilund Rentabilität optimiertund bei schönem Wetterauch im tiefsten Winterwie<strong>der</strong> vollgeladen werden.Dies prädestiniert sie für solares<strong>Heizen</strong> <strong>mit</strong> simplerTechnik und hohen Deckungsanteilen.* Rolf Meißner ist Physiker und befasst sich als Produktmanagerund Entwickler seit 1990 bei <strong>Ritter</strong>Energie- und Umwelttechnik <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Systemtechnikund Speicherung von <strong>Solar</strong>wärme. Gegen Ende2006 gründete er den Bereich Paradigma <strong>XL</strong> <strong>Solar</strong>und ist seit 2010 Geschäsführer <strong>der</strong> <strong>Ritter</strong> <strong>XL</strong> <strong>Solar</strong>GmbH. E-Mail: r.meissner@ritter-xl-solar.com1. CPC-Vakuumröhren -kollektorenGrundlage dieser Technik sind sog. Dewar-o<strong>der</strong> Sydney-Röhren. Dies sind evakuiertedoppelwandige Glasgefäße, soeinfach aufgebaut wie eine Vakuum-ermoskanne (Bild 1). Entsprechend<strong>der</strong> langjährigen Erfahrung <strong>mit</strong> gläsernenermoskannen seit 1874 beträgt ihreHaltbarkeit 20 bis 50 Jahre. Auf <strong>der</strong> Innenröhrebefindet sich im Vakuum einehochselektive Absorberschicht, die beiguten irdischen Strahlungsverhältnissenim Stillstand bis zu 350 °C heiß wird.Wenn <strong>der</strong> Kollektor nicht im Stillstandist, wird die Wärme über dünne, wasserführendeMetallrohrregister aus Kupfer,Stahl o<strong>der</strong> Edelstahl abgeführt. Der CPC-Spiegel (Compound Parabolic Concentrator)gewährleistet, dass pro Flächemöglichst wenig Röhren gebraucht werdenund trotzdem die Bruttokollektorflächezu über 90 % optisch aktiv ausgenutztwird. Er spart also vor allem Material,vergrößert den Ertrag und senkt dieWärmeverluste. Aufgrund seiner speziellenGeometrie wird nahezu alles direkteund diffuse Licht ausgenutzt (Bild 2).Die Kollektorkennlinie (Bild 3) zeigt,dass für Temperaturdifferenzen zwischenKollektor und Umgebung von 100Kelvin <strong>der</strong> CPC-VRK <strong>mit</strong> Plasmabeschichtungbei 800 Watt/m² Einstrahlungnoch 60 % Wirkungsgrad hat undselbst bei 400 W/m² noch knapp 50 %.Um Temperaturdifferenzen bis 75 Kelvin<strong>mit</strong> mindestens 40 % Wirkungsgrad zuerreichen, genügen bereits 250 W/m²Einstrahlung, dazu muss nicht einmaldie <strong>Sonne</strong> scheinen. Unter einer 5 cmstarken Schneedecke erhöht sich die Kollektortemperaturbei <strong>Sonne</strong>nschein nochum bis zu 50 K. Bei Betriebsdrücken von7 bar kann Wasser <strong>mit</strong> CPC-VRK bis aufca. 160 °C überhitzt und für Prozesswärmegenutzt werden. Auch die Erzeugungvon Dampf ist kein Problem und bereitsin praktischer Erprobung /1/. Ein beson<strong>der</strong>erVorteil zylindrischer Absorberist die weitreichende Unabhängigkeit<strong>der</strong> Einstrahlungsnutzung vom radialenEinfallswinkel. Praktisch heißt dies, dasswährend eines Tages über viele Stundeneine hohe Leistung erzielt werden kann.Mit dem <strong>Solar</strong> Keymark Output Calculator(SKOC) erhält man Jahressimulationenfür konstante <strong>mit</strong>tlere Kollektortemperaturen(Bild 4). Der SKOC gehtdavon aus, dass die <strong>Solar</strong>wärme vollständiggenutzt wird. Verluste, außer denendes Kollektors, bleiben vom SKOC unberücksichtigt,ebenso kapazitive Effektebzw. thermische Trägheiten. Wenn vorallem in <strong>der</strong> Heizzeit <strong>der</strong> Speicher tagsüberimmer bis auf 95 °C geladen werdensoll, sind 80 °C als <strong>mit</strong>tlere Kollektortemperaturrealistisch. Die Simulationen<strong>mit</strong> dem SKOC zeigen, dass diemaximalen Jahreserträge in Deutschlandsehr verschieden sind. Sie zeigen auch,dass sich die Verbesserung <strong>der</strong> CPC-VRK durch die Plasmabeschichtung aufdas Jahresergebnis noch stärker auswirktals auf die Kennlinie. Es wird deutlich,dass die 2 - 3-fache Fläche guter Flachkollektorennötig ist, um das Ergebnis<strong>der</strong> CPC-VRK zu erreichen. Einfachebzw. „günstige“ Flachkollektoren sindzum solaren <strong>Heizen</strong> offenbar nicht geeignet.Interessant ist, dass bei 80 °C guteFlachkollektoren nicht einmal mehr dendoppelten Jahres-Wärmeertrag versprechenals <strong>mit</strong> Photovoltaik gewonneneElektroenergie /2/. CPC-VRK <strong>mit</strong> Plasma-Beschichtungschaffen gegenüberPV immerhin noch den 4-fachen Ertrag.2. Heizungswasser im<strong>Sonne</strong>nkollektorZum <strong>Heizen</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Sonne</strong> braucht manwintertaugliche Kollektoren. Das sindnach Stand <strong>der</strong> Technik Vakuumkollektoren.CPC-Vakuumröhrenkollektorensind dabei die ertragreichsten, am weitestenverbreiteten und <strong>mit</strong> 15 JahrenFel<strong>der</strong>fahrung weltweit die bewährtesten.Aber auch die Kennlinien von Vakuum-Flachkollektoren versprechen hervorragendeErgebnisse im Winter. Eine hoheLeistung im Winter allein genügt jedochnicht. Eine <strong>Solar</strong>anlage zur Winterheizungmuss vor allem robust und stagnationssichersein, denn im Sommer erzeugtsie viel Wärme im Überfluss. Stagnations-Eigensicherheit,also auch beiStrom- o<strong>der</strong> Pumpenausfall ist <strong>mit</strong> Frost-50 SANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 4/2013


▲ Bild 1 • Dewar-Röhre, CPC-Spiegel,Wärmeleitblech und Rohrregisterschutz<strong>mit</strong>tel für Hochleistungskollektorenbisher nicht möglich. Deshalb sollteWasser in den Kollektoren fließen. Seit2004 gibt es wasser-basierte stagnationseigensichere<strong>Solar</strong>systeme am Markt, diesich bis heute weit über 50.000-mal bewährten,darunter auch in einigen Großanlagen<strong>mit</strong> bis zu mehreren TausendQuadratmetern. Im Winter werden vorallem nachts kleine Wärmemengen zumFrostschutz benötigt. Nach Zertifikatenüber Klimakammertests bei -25 °C von2003 ist dabei für Kleinanlagen <strong>mit</strong> 2 - 4% des Jahressolarertrages zu rechnen. Dieseit 2007 gut vermessene Großanlage Festoin Stuttgart/Esslingen <strong>mit</strong> 1300 m² benötigteweniger als 2 % und die <strong>der</strong>zeitgrößte Anlage in Wels/Österreich benötigtein ihrem ersten Winter nur 1,0 %Fremdwärme für Frostschutz. Heizungswasserin den Kollektoren ist nicht nur<strong>der</strong> leistungsstärkste, anlagenschonendsteund langlebigste Wärmeträger, es gestattetvor allem den Verzicht auf <strong>Solar</strong>wärmetauscher,Frostschutz<strong>mit</strong>telauffang- und–befüllvorrichtungen sowie auf Entlüer.Die immer hohen Temperaturen <strong>der</strong> Kollektorengestatten den Verzicht auf Umlenkventile,Mischer, Vorwärmschaltungen,weitere Wärmetauscher auf verschiedenenSpeicherhöhen – vor allem aberauf große Speicher. Denn wenn ein Speicherauch im Winter richtig heiß geladenwerden kann, benötigt er viel wenigerPlatz. Für eine Fußbodenheizung müssteein Speicher <strong>mit</strong> 50 °C 4 - 5-mal so großsein wie ein am Tage <strong>mit</strong> 95 °C beladener,ganz abgesehen einmal davon, dassWarmwasser bei 50 °C Puffertemperaturgar nicht mehr hygienisch einwandfreibereitet werden kann. <strong>Solar</strong>anlagen <strong>mit</strong>CPC-VRK und Wasser sind annäherndso einfach zu ergänzen und zu handhabenwie ein Zusatzkessel. Die in Bild 5skizzierte Standardanlage <strong>mit</strong> einem stagnationssicheren<strong>Solar</strong>system, zu demneben CPC-VRK auch ein speziellerHigh-Tech-Kombispeicher /3/ gehört,wurde bereits tausendfach erprobt.Die Art <strong>der</strong> Heizkreise kann beliebig sein,doch selbstverständlich ist <strong>der</strong> Speicherumso wirkungsvoller, je niedriger dieHeizkreistemperaturen sind. Die Nach-▲ Bild 2 • Strahlengangbei direkterund diffuserEinstrahlung▲ Bild 3 • Kollektorkennlinien und die Abhängigkeit <strong>der</strong> Strahlungsnutzung vom Einfallswinkel für CPC-Röhren- und für FlachkollektorenSANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 4/201351


heizung erfolgt am besten <strong>mit</strong> einem umweltfreundlichenPellet- o<strong>der</strong> Scheitholzkessel.Ein kleiner Gas- o<strong>der</strong> Ölkessel istvielleicht am komfortabelsten, wenn dieInfrastruktur (Hausanschluss, Tank, ...)bereits vorhanden ist. Auch Wärmepumpensind als Nachheizung möglich, bildenaber keine optimale Ergänzung für<strong>Solar</strong>anlagen. Sie erreichen o nicht diegewünschten Temperaturen und vermischenden Speicher, was sich min<strong>der</strong>ndauf die solare Speicherkapazität und densolaren Deckungsgrad auswirkt. Außerdembelasten sie das Stromnetz <strong>mit</strong> zusätzlichenSpitzenlasten und haben eineentschieden schlechtere CO 2-Bilanz alsje<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Wärmeerzeuger.3. Die PrimärenergieeinsparungWenn an zwei frostigen, sonnigen Januartagendie Nachheizung für einen Tagkomplett ausbleibt, erreicht dieses Systemin Deutschland eine Primärenergieeinsparungfür Heizung und Warmwasservon mindestens 50 %. Es leuchtet ein, dassdazu höchstens ein Eintages- und mindestensein Halbtagsspeicher nötig sind.Diese einfache Formel soll an den Anfanggestellt werden, um zu zeigen, dass hinteraller Komplexität alles wie<strong>der</strong> recht einfachund vorstellbar wird. Tatsächlich hängen<strong>der</strong> Energieverbrauch und das Einsparpotentialvon sehr vielen Faktoren ab.Die wichtigsten sind <strong>der</strong> Gebäudetyp, dasNutzungsprofil, <strong>der</strong> geografische Standort,◀ Bild 4 • JährlicheKollektorerträgepro QuadratmeterBruttoflächeinWürzburg beiSüdausrichtungund 30 GradNeigung für<strong>mit</strong>tlere Kollektortemperaturenvon 60 °Cund für 80 °Cfür CPC-VRKund Flachkollektoren,berechnet<strong>mit</strong> demSKOC, sowie fürPV, berechnet<strong>mit</strong> einem Internet-RechnervonIBC <strong>Solar</strong>.<strong>der</strong> Heizungstyp, die Kollektorfläche unddie Speichergröße. Die Standardanlagenach Bild 5 wurde im Simulations- undAuslegungsprogramm POLYSUN möglichstgenau abgebildet (Bild 6). Da<strong>mit</strong>wurden ein Passivhaus, ein Niedrigenergiehausund ein älteres Standardhaus undje 4 verschiedene Speichergrößen in Abhängigkeitvon <strong>der</strong> Kollektorfläche <strong>mit</strong> 60°C Neigung nach Süden für ein Einfamilienhausin Pforzheim <strong>mit</strong> 160 m² Wohnflächegerechnet. Als Standort wurdePforzheim gewählt, weil dort ganz in <strong>der</strong>Nähe auch das praktische Anlagenbeispielsteht, das im nächsten Kapitel vorgestelltwird. Bereits <strong>mit</strong> 10 m² Hochleistungskollektorflächeund 1100 Liter Kombispeicherlassen sich bei Passivhäusern solareDB von 60 % erreichen, bei Standardhäusern(U=0,5) immerhin noch deutlichüber 25 %. Bei dieser relativ kleinen Kollektorflächelässt sich <strong>mit</strong> größeren Speichernpraktisch überhaupt kein Mehrertragerzielen. Erst <strong>mit</strong> wachsenden Kollektorflächenbringen größere Speicherauch größere Jahreserträge. Dabei wächst<strong>der</strong> solare Deckungsgrad prozentual vielschneller <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Kollektorfläche als <strong>mit</strong><strong>der</strong> Speichergröße. Eine Vervierfachung<strong>der</strong> Fläche bringt beim Passivhaus zwischen33 % (1100 Liter) und 50 % (8800Liter) an Mehrertrag, ein Verachtfachendes Speichers dagegen nur zwischen 2 %(10 m²) und 15 % (40 m²). Aber bereits<strong>mit</strong> 20 m² Kollektorfläche sind solare Deckungsgradevon 50 % auch bei Niedrigenergiehäusernerreichbar und <strong>mit</strong> 30 m³sogar bei Standardhäusern ab ca. 4000 LiterSpeichergröße. Die Ergebnisse hängenauch stark vom Standort ab (Bild 7).4. Hinweise zur AuslegungEine Vergrößerung <strong>der</strong> Kollektorflächeist wesentlich effektiver als eine Vergrößerungdes Speichers, wie Abb. 6 zeigt.Wenn <strong>mit</strong> Biomasse nachgeheizt wird,darf <strong>der</strong> Speicher auch viel größer sein,mindestens 50 Liter zusätzlich pro KilowattKesselleistung o<strong>der</strong> noch mehr,wenn man im Jahr komfortabel möglichstselten heizen möchte. Um die Wärmejedoch über mehr als 2 - 3 Tage zuspeichern, bedarf es exzellenter und da<strong>mit</strong>tendenziell teurer Speichersysteme▶ Bild 5 • <strong>Solar</strong>anlage <strong>mit</strong>Kombispeicher Aqua EXPRES-SO zur Warmwasserbereitungund Raumheizung als typischerStandard für Ein- undZweifamilienhäuser.52 SANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 4/2013


und viel freien Platzes. Weil relativ kleineSpeicher in dieser Zeit aber sehr viel ihrergespeicherten Energie wie<strong>der</strong> verlieren,sind <strong>der</strong> Speichereffizienz und -dauerGrenzen gesetzt. Mehr als 150 Liter<strong>Solar</strong>speicherinhalt pro QuadratmeterKollektorfläche sind nicht ratsam. MitGlykol gefüllte Heizsysteme brauchengrundsätzlich viel größere Speicher,denn dort arbeiten die Speicher im Sommerals Überhitzungsschutz, sind o zusätzlich<strong>mit</strong> elektrisch betriebenen Notkühlernausgestattet o<strong>der</strong> müssen monatelangTag und Nacht <strong>mit</strong> Vollast die<strong>Solar</strong>pumpe laufen lassen. Die <strong>Solar</strong>anlagekann vom technischen Standpunktaus beliebig groß sein. Für „normalesWohnen“ <strong>mit</strong> Warmwasserbereitungund Heizung sind aus wirtschalicherSicht jedoch mindestens 30 Liter Speicherinhaltpro Quadratmeter Kollektorflächezu empfehlen, denn sonst wachsen<strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Fläche die Kostenviel schneller als <strong>der</strong> Energiegewinn.Wenn genügend Platz vorhanden ist,sind größere Speicher willkommen.Zum <strong>Heizen</strong> in <strong>der</strong> Übergangszeit undim Winter sind 60 - 75 Grad Kollektorneigungund Südausrichtung optimalaber nicht Bedingung, denn das Systemist tolerant. Zwischen 40 und 90 GradNeigung bei Südost- bis Südwestausrichtungist alles möglich. In schneereicherGegend sind mindestens 60 Grad Neigungund Freiheit für abrutschendenSchnee notwendig. Auch reine Fassadenanwendungen<strong>mit</strong> 90 Grad Neigungsind sehr vernünige Lösungen für hohesolare Deckungsgrade. Beim FrischwasserspeicherAqua EXPRESSO kann die<strong>Solar</strong>wärme auch bei kaltem Speicherbereits nach wenigen Minuten <strong>Sonne</strong>nschein<strong>mit</strong> hoher Temperatur wie<strong>der</strong> genutztwerden, was bei manch an<strong>der</strong>enKombispeichern sonst viele Stundendauern kann.5 Ein nicht alltägliches BeispielDas Haus in Bild 8 in Dietlingen beiPforzheim ist kein neues, aber ein futuristisches<strong>mit</strong> langer Betriebserfahrung.Bereits 1994 gewann es den Europäischen<strong>Solar</strong>preis. Das Gesamtkonzeptberuht auf <strong>der</strong> Minimierung <strong>der</strong> Gebäudeoberflächebei gleichzeitiger Optimierung<strong>der</strong> <strong>Solar</strong>apertur und Größe. Dieswird durch einen kreissegmentförmigenGrundriss <strong>mit</strong> 212° erreicht, dessen Bogennach Süden weist, während die geradefensterlose Nordseite noch etwa zurHäle in <strong>der</strong> Erde verschwindet. Durchspezielle 3-Scheiben-Holz-Aluminium-▲ Bild 6 • <strong>Solar</strong>er Deckungsgrad (o<strong>der</strong> Primärenergieeinsparung) für ein Passivhaus,ein Niedrigenergiehaus und ein älteres Standardhaus für 4 verschiedeneSpeichergrößen in Abhängigkeit von <strong>der</strong> CPC-VRK-Kollektorfläche▲ Bild 7 • <strong>Solar</strong>er Deckungsgrad (o<strong>der</strong> Primärenergieeinsparung) für ein Passivhaus<strong>mit</strong> 1100 Liter Kombispeicher Aqua EXPRESSO und 20 m² CPC-VRK-Bruttokollektorfläche für verschiedene StandorteVerbundfenster <strong>mit</strong> integrierter Jalousie(U-Wert 1,1 W/m²K) kann <strong>der</strong> Lichteinfallstufenlos geregelt und die Atmosphärevon introvertiert bis extrovertiertverän<strong>der</strong>t werden. Die opaken, gedämmtenFlächen besitzen einen U-Wert von ca. 0,2 W/m²K. 90 m² transparenteWärmedämmung (TWD) bildetdie Hauptheizung. Über eine kontrollierteBe- und Entlüung <strong>mit</strong> Wärmerückgewinnung(Rückwärmzahl über80 %) sowie einige wenige Heizkörperkann den Wohnräumen eine Wärmeleistungvon max. 20 W/m² zugeführtwerden. Die Wärme für diese Zusatzheizungwird von 24 m² CPC-VRK undvon einem 10 -kW -Brennwertkessel zurVerfügung gestellt.Den 24 m² CPC-VRK steht nur ein 840-Liter-Aqua-EXPRESSO-Speicher zurVerfügung. Die 2011 gemessenen 5500kWh/a <strong>Solar</strong>ertrag entsprechen bei nur35 Litern Speicher pro m² Kollektorflächeimmerhin noch 250 kWh pro m²Apertur, obwohl die Anlage im Beobachtungsjahr772 Stunden in thermischerStagnation war.Das Bild 9 zeigt deutlich, dass <strong>der</strong> Dezemberund <strong>der</strong> Januar ohne Gas (grün)einfach nicht auskommen, dass aberauch nur diese beiden Monate ohnethermischen Stillstand (rot) sind. Ansonstenliefert die <strong>Solar</strong>anlage (gelb) nahezudie gesamte Wärme. Eine deutlicheVergrößerung des Speichers könntenoch den geringen Gasverbrauch imMärz und im November eliminieren, amDezember- und Januarergebnis än<strong>der</strong>tedas aber wenig.6. ZusammenfassungSeit 2010 wurden über 750 EFH ähnlichSANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 4/201353


◀ Bild 8 • <strong>Solar</strong>haus Abrecht <strong>mit</strong>356 m² Nutzfläche, 24 m² CPC-VRK<strong>mit</strong> 840-l-Kombispeicher erzielentrotz 772 Stunden in Stagnation5500 kWh/Jahr bzw. 55 % solarenDeckungsbeitrag.SOLARTECHNIKWasser als Wärmeträger am einfachsten,ertragreichsten, ökologischsten undgünstigsten möglich ist. Was ist an diesemSystem nun besser? Nur die Kollektoren?Sie bringen bei dieser „Nie<strong>der</strong>temperatur“-Anwendung„nur“ zwischen10 und 20 % mehr solaren Deckungsbeitragals gute Flachkollektoren.Das klingt nicht spektakulär. Man kannes aber auch an<strong>der</strong>s formulieren: Um<strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Kollektoren zu den gleichenDeckungsbeitrag zu kommen, brauchtman bei den gleichen, kleinen Speichergrößendie doppelte bis vierfache Kollektorfläche/4/. O<strong>der</strong> ist vor allem <strong>der</strong>Minimalismus ein Vorteil - kleine Speicher,keine <strong>Solar</strong>-WT, kein Glykol, …?Auch das ist nicht entscheidend. DerSchlüssel-Systemvorteil ist die Stagnationssicherheit.Denn nur in völlig stagnationssicheren<strong>Solar</strong>anlagen sind nahezubeliebig kleine Speicher und nahezubeliebig große Kollektorflächen überhauptmöglich. Und zusätzlich muss betontwerden, dass das System auch nochbei Stromausfall völlig stagnationssicherist. Man darf sich getrost fragen, woraufdie deutschen För<strong>der</strong>grenzen (BAFA bis40 m²: 50 Liter Speicher pro m² Kollektorfläche,BAFA-Effizienzbonus ab 40m²: 100 L/m² und BAFA-Speicherbonusab 40 m² und 10 m³: 250 L/m²) eigentlichabzielen, sollte sich bei <strong>der</strong> Auslegungeiner ertragsorientierten <strong>Solar</strong>anlageaber nicht davon beirren lassen.▲ Bild 9 • Gasverbrauch,<strong>Solar</strong>ertragundthermische Stagnation<strong>der</strong> <strong>Solar</strong>anlagefürdas <strong>Solar</strong>hausAbrecht imMessjahr 2011ausgestattet wie das <strong>Solar</strong>haus Abrecht.Niemand kann sagen, bei wie vielen die<strong>Sonne</strong> die Häle o<strong>der</strong> noch viel mehrbeisteuert, aber mehr als 25 % tragenwohl alle diese Anlagen zur Primärenergieeinsparungbei. Doch jede achte davonblieb wegen zu kleiner Speicher vermutlichohne BAFA-För<strong>der</strong>ung. Wasfürs EFH gut ist, funktioniert umso besserbeim MFH, in Hotels, Wohnheimenusw. Dabei kommen immer wie<strong>der</strong> dieselbenKomponenten, Verfahren undPrinzipien zum Einsatz: CPC-VRK, neuerdings<strong>mit</strong> Plasma-Beschichtung, <strong>der</strong>Wärmeträger Wasser und spezielleKombispeicher Aqua EXPRESSO, dieauch die Stagnationswärme <strong>der</strong> <strong>Solar</strong>anlagenutzen, manchmal auch <strong>mit</strong> Heizungspuffernzur Speicherkaskade ergänzt.Simulationen und Praxiserfahrungenzeigen, dass effizientes solares<strong>Heizen</strong> <strong>mit</strong> Vakuumkollektoren undLiteratur/1/ R. Meißner, CPC-Vakuumröhren-Kollektoranlagen für Prozesswärme bis160°C, Erneuerbare Energien Austria,4-2012, S.16/2/ Internetseite http://www.ibcsolar.de/?id=1771/3/ B. Lernout, R. Meißner, Aqua EX-PRESSO: Neues Frischwassersystem –ein Meilenstein in Energieeffizienz undWarmwasserkomfort, FEE HeizungsjournalSpezial, 10/2009/4/ H. Drück, H. Müller-Steinhagen: InnovativeSpeicherkonzepte für Kombianlagen<strong>mit</strong> hohen solaren Deckungsanteilen,Tagungsband <strong>Solar</strong>thermischesSymposium Staffelstein 200354 SANITÄR+HEIZUNGSTECHNIK 4/2013

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