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1 MAGAZIN FÜR POSTSTRUKTURALISTISCHE IRONIKER 3|2007 ...

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BLOG SCHRIFTDEZEMBER 2006STAUBIG, STAUBIG | 10. Dezember 2006Mit Staubmasken, Schutzbrillen und in Einweg-Arbeitsanzügen verkleidetsind am gestrigen Samstag die Werktätigen aus dem PottPorus-Umfeldmit schwerem Gerät zu Werke gegangen. Straßentauglich ausgedrückt: diereinste Drecksarbeit. Wenn von einer “Kernsanierung” die Rede ist, handeltes sich dabei keinesfalls um eine Übertreibung, wie aus Spöttermund angenommen.Vier Räume in der oberen Etage des Heinz-Westphal-Hauses ander Dorstener Straße 262 müssen von Schimmelbefall und bröckelndem Putzbefreit werden.Arbeiten mit der Wandraspel gehen richtig in die Arme.5


STAUB II | 11. Dezember 20067


SCHLAG:FERTIG | 13. Dezember 2006Sehr stilvoll gekleidet kam Jane heute auf die Baustelle − und hat geschuftet.Dieses war der dritte Streich. Die künftigen Büroräume im Heinz-Westphal-Haus sind von den Altlasten befreit. Ab jetzt beginnen die Feinarbeiten.11


GESCHLIFFEN | 17. Dezember 2006In den vergangenen Tagen ist es auf der (Groß)Baustellefür Heimwerker weiter voran gegangen. Alle Türen − unddavon gibt es im oberen Geschoß einige − sind jetzt fürden Lackiervorgang präpariert worden. Wenn jetzt amMontag der vom Gebäudemanagement der Stadt Hernezugesagte Container für den Abtransport des Bauschuttsgebracht wird, kann es mit dem Ausbau des geräumigenTanzsaals weitergehen.DIE BESCHÄFTIGUNGSGESELLSCHAFT INFORMIERT |26. Dezember 2006Im Heinz-Westphal-Haus an der Dorstener Straße imHerner Stadtteil Holsterhausen leistet die Beschäftigungsgesellschaftder PottPorus Group auch über diehöchsten Konsumfeiertage des Jahres ganze Arbeit. Diewesentliche Fortschritte sind im Hauptquartier jedoch inder vergangenen Woche gemacht worden. Sieben Säckemit je 30 kg Rotband sind mit den Bürowänden eine hoffentlichdauerhafte Verbindung eingegangen. Im künftigenTanzsaal wurden 32 Rigipsplatten − jede wiegt 20 kg− zu einer schicken, glatten Wand verarbeitet. Dort wirdin absehbarer Zeit eine Spiegelfront für das bewegungsfreudigePublikum installiert werden.Allerdings offenbart das Haus fast täglich eine neueÜberraschung. Ein ums andere Mal muss kräftig aufden Putz gehauen werden, zumal sich die in den letztenJahren vollzogenen Streichsanierungen im Haus nachgenauer Überprüfung der Oberfläche als Kosmetikerweisen denn als solider Untergrund für einen neuenAnstrich.13


IN DER TIEFE DES GRUNDES | 28. Dezember 2006Der Wandputz ist trocken, Dezi trägt Tiefgrund auf, damit der Anstrich hält.Aber welchen? Weiß? Zu langweilig. Erinnert an Zahnarztpraxis, Krankenhaus.Tapete? Hmm. Gold? Passt zum Photo Brut Logo, sehr teuer. Magenta?Allenfalls eine Wand. Die Diskussion geht in alter Frische weiter.Im Treppenhaus ist hingegen alles geklärt: Die Wände werden weiß.Unser Franzose Pierre schwingt lässig die aufgespießte Farbrolle. Der Farbtonim Hintergrund allerdings, den die Brutianerinnen Evi & Jane ausgewählthaben, gefällt ihm absolut nicht: Erinnert an ein Jugendheim.14


16Die verdiente Photo Brut Fachkraft Deziträgt dick auf: Es werde Gold.


BEFORE RICHTFEST | 30. Dezember 2006Q − das ist nicht der Herrenausstatter eines gewissen James Bond, sondernQuoc-Dung Nguyen, genannt Q, von der Dance Effect Company.50 Gäste werden morgen Abend zum Richtfest im Heinz-Westphal-Hauserwartet, umgangssprachlich auch Silvester genannt.Jane bei der Ausbesserungsarbeit; bestimmt nicht zum letzten Mal.17


18Cigdem und Desmina dekorieren die Tische in den spanischen Nationalfarben. Washat sich Herr Fenerci denn da wieder bei gedacht, als er die Farbwahl der Papiertischdeckengetroffen hat? Der Mann denkt eben in allem international.


Estelle und Q.19


20Dezi vorher …


und nachher.21


22Kurt Schrage.


Brutarianerin Golden Jane.23


24Christoph Wilde.


Evelyn Kwasny.25


BLOG SCHRIFTJANUAR 200727


28Keller-Aktivisten: Christoph und Evi


GROGGY | 3. JANUAR 2007Langsam aber sicher sind im Heinz-Westphal-Haus unter der frischen Farbe wieder Formen zuerkennen. Aus dem oberen Trakt ist nämlich der größte Siff raus. Ein Glück. Denn soviel Feinstaubhaben die Aktivisten noch nie geschluckt wie in den zurückliegenden fünf Wochen alsHeimwerker. Deshalb sind ihnen ein paar Tage zum Durchatmen gegönnt; bis Freitag.TANZSTUDIO 2 | 6. JANUAR 2007Gestern und heute haben sich Aktivisten der Künstlergruppe Photo Brut dem zweiten Tanzstudioim Keller des Heinz-Westphal-Hauses angenommen. Die Wände strahlen wieder in unschuldigemWeiß, aber die Decke, wie soll diese unsägliche Schwebedecke, die dem Kelleraum mit denschicken Glasbausteinen einen drückenden Knastcharakter verleiht, gestrichen werden? KeineAhnung. Da gibt es Diskussionsbedarf.KANN GANZ SCHÖN WERDEN | 7. JANUAR 2007Altlastenbeseitigung auf konventionelle Art: mit Kraftreiniger, Stahlwolle, Schwamm und Wasseran die Glasbausteine.29


BERICHT ÜBER BAUSTELLE | 10. Januar 2007Gestern trafen Vertreter der Herner WAZ Redaktion in Mannschaftstärkeauf der Baustelle ein: Schreiber Kai Wiedermann, Fotografin, Praktikantin.Der WAZ Redakteur wollte sich einen ersten Überblick über den Verlauf derArbeiten im Heinz-Westphal-Haus verschaffen. Sein Bericht wird in einer derkommenden Lokalausgaben zu lesen sein.30


TERMIN STEHT | 9. Januar 2007Der erste Termin für das 3. PottPorus Festival 2007 steht fest: Die Aktivistender Künstlerzeche Unser Fritz 2|3 haben beschlossen, der KünstlergruppePhoto Brut die Ausstellungsräume im Oktober 2007 zur Verfügung zu stellen.Mit ausschlaggebend für das positive Signal aus Unser Fritz ist die Besucherresonanzauf die Photo Brut Ausstellung im zurückliegenden Jahr. Insgesamt360 meist jüngere Kunstinteressierte haben diese Ausstellung gesehen.POTTPORUS-WERKERS PARADISE | 10. Januar 2007Nach unserer Vorstellung ist die Wand vor Kopf ein Bauhaus-Zitat? Die grünbeigenKlinker, die an der Wand einige Patina angesetzt hatte, wurde mit Latex-Farbegestrichen. Kommt besser und korrespondiert wunderbar mit demschwarzgestrichenen Heizungsensemble, das sich im Laufe der zurückliegendenJahre zu einem Spinnenreservat und einem Abfalleimer für Kippen,Flyer und Cola-Dosen entwickelt hatte. Schön ekelhaft. Eine Grundreinigungund klassische Bauhaus-Unmutung schaffen da Abhilfe.In den Büros geht es derzeit nur langsam voran. Oder doch nicht? Vielleichtwollen wir auch nicht alles zeigen. Eine kleine Überraschung sollte uns zugestandenwerden. Einzig soviel: Die Wände erhalten einen Anstrich, bei demviel Magerquark verwendet wird. Es handelt sich dabei aber weder um FengShui noch um die Waldorf-Schwammtechnik. Erraten?31


32ZWISCHEN DEN PINSELSTRICHEN | 10. Januar 2007


BERICHT ERSCHIENEN | 12. Januar 2007Gestern erschien der angekündigte Bericht über die Renovierungsarbeitenim Heinz-Westphal-Haus. Der Herner Lokalredaktion der WAZ ist die Actionim Haus die Aufmachergeschichte auf Seite 1 wert gewesen. Danke für dieBlumen. Allerdings: Das Foto von Kurt Schrage und Zekai Fenerci, hm: Dahält Zekai einen Farbeimer auf Bauchhöhe und Kurt tut so, als streiche ermit farbloser Rolle horinzontal eine Wand. Kurz: Jeder Handwerker, derdas sieht, muss sich scheckig lachen. Dennoch: Dynamisch ist das Foto. Unddarum geht es letztlich.ALLES QUARK | 14. Januar 2007Evelyn Kwasny, eine der aktivsten Renovierungsaktivistinnen, fragt: lernenMaler und Lackierer das auch? Hinter dem Das steckt eine verwendeteTechnik, an die wir uns mühsam herantasten müssen. Niemand weiß sorecht, ob die aufgetragene Naturfarbe auch tatsächlich auf den unterschiedlichenWanduntergründen hält; probieren geht über lamentieren.In wesentlichen besteht die Naturfarbe aus ungelöschtem Kalk, Zinksulfid-Pigmentenund Magerquark vom Discounter. Von der Farbintensität istdiese Mixtur kaum von herkömmlichen Kunststofffarben zu toppen. Ob dieseTechnik zum Kanon handwerklicher Ausbildung gehört ist nicht überliefert.Schade.Auf den Trichter gebracht hat uns der Herner Künstler Jürgen Grislawski.Nach seinen Anweisungen rühren wir die Mixtur an, gegen die alles andereBaumarkt-Farbe ist. Diese Technik wird in der Frescomalerei auf nassemPutz angewendet und verführt zu der Annahme, dass wenige städtische Gebäudein Herne in dieser Technik gestrichen worden sind. Von jetzt an zähleneinige Räume im Heinz-Westphal-Haus jedenfalls zu den Ausnahmen.Aber es kommt noch besser: Die künftigen Räumen der KünstlergruppePhoto Brut ist mit holzgebranntem Mamor-Sumpfkalk Jahrgang 1998 gestrichenworden. Übrigens drei Mal in einem Abstand von jeweils zwölf StundenTrockenzeit. Wie beim Wein gilt auch für Sumpfkalk: je älter desto besser.Warum das Ganze, warum nicht einfach Latex oder Alpina-Weiß auf dieWände? Entscheidender Grund ist ein deutlich besseres Raumklima als inRäumen, die mit Kunststoffarben gestrichen sind. Und: Der zur Verfügungstehe Materialetat ist längst ausgeschöpft; daher müssen alte Streichtechnikenher.33


BÜRGERFUNK | 15. Januar 2007Morgen um 16 Uhr treffen sich Herner Künstler imKulturzentrum mit einem Vertreter des örtlichen Bürgerfunks.In einem Vorgespräch stellen die Künstler ihregeplanten Projekte für das Kulturhauptstadtjahr 2010vor. Ab Februar sollen die Initiatoren der Projekte imBürgerfunk interviewt werden.OJE − ES BLÄTTERT | 15. Januar 2007Einen erschütternden Anblick bietet das pinselgestrichenePottPorus-Festival-Büro: An einigen Stellen blättertan den Wänden die Naturfarbe. Guter Rat ist da von nöten.Zur Ursachenklärung fragen wir den Herner KünstlerJürgen Grislawski. These eins: Der Putz ist an einigenStellen nicht richtig aufgetragen worden. Kann sein.Aber eine Probebohrung vorzunehmen, wäre zuviel desGuten. These zwei kommt der Sache schon näher: Dervorschnell auf den Putz gesprühte Acryl-TiefengrundVOLLE ROLLE | 18. Januar 200734


− eigentlich war als Anstrich Alpina-Weiß vorgesehenOJE − gibt - ES der BLÄTTERT handgemachten | 15. Januar Naturfarbe 2007 teilweise keineMöglichkeit, eine Verbindung mit dem Putz einzugehen.Einen Und welche erschütternden Lösung bietet Anblick Jürgen bietet an, das der pinselgestrichene über Erfahrungin der blättert Technik an den verfügt? Wänden Die die bröselnden Naturfarbe. Stellen Guter von Rat ist da vonnöten. Zur UrsachenklärungPottPorus-Festival-Büro: An einigenStellenfragen der Wand wir bürsten, den Herner neue Künstler Farbe in Jürgen einem Grislawski. Maurerbecher These eins: Der Putz ist an einigen Stellennicht anrühren richtig und aufgetragen mit einem dünnen worden. Pinsel Kann vorsichtig sein. Aber auftragen.Guten. Und das These hält? zwei Ja, sagt kommt Jürgen. der Sache Hoffentlich. schon näher: Der vorschnell auf den Putz gesprühteeine Probebohrung vorzunehmen, wäre zuvieldesAcryl-Tiefengrund - eigentlich war als Anstrich Alpina-Weiß vorgesehen - gibt der handgemachtenGOING Naturfarbe UNDERGROUND teilweise | keine 17. Januar Möglichkeit, 2007 eine Verbindung mit dem Putz einzugehen. Und welcheLösung bietet Jürgen an, der über Erfahrung in der Technik verfügt? Die bröselnden Stellenvon Nach der Rücksprache Wand bürsten, mit neue einem Farbe als Restaurator in einem Maurerbecher arbeitendenMalermeister vorsichtig auftragen. hat sich der Und Sachverhalt das hält? Ja, geklärt: sagt Jürgen. Dass Hoffentlich.anrühren und mit einem dünnenPinselan einigen wenigen Stellen die aufgetragene Naturfarbebröselt, liegt an der Tragfähigkeit der Wand. Der teilsdünn aufgetragene Rotband-Putz kann die Spannung, dievon der Kaseinfarbe während der Trocknung aufgebautwird, nicht halten. Die Farbe kann mit dem Putz keinemineralische Verbindung eingehen, weil er auf dem Untergrundkeinen Halt findet. Wir arbeiten dran.35


36›Nein, nein, da ist inzwischenSchnee über die Sache gewachsen.‹Andreas Herzog, Ex-Fußballprofi


AHHHH | 21. Januar 2007Das Wochenende − wir haben Freitag, Samstag und bis heute Abend 20 Uhr gearbeitet − ist ausSicht der Aktivisten positiv verlaufen. Anders: Wir haben erhebliche Fortschritte bei der Renovierunggemacht. Wenn sieben Leute Hand in Hand arbeiten, fluppt die Sache. Der größte Schmutzist jetzt raus, Türen, Heizungsverkleidungen sind vorgestrichen, Wände sind okay. Das Problemmit bröckelndem Putz haben wir gelöst. Freude.VENTILWECHSEL | 25. Januar 2007Fachmonteure haben heute insgesamt 31 Heizungsventile im künftigen Quartier der PottPorusGroup ausgewechselt. Jetzt kann die Energiezufuhr in den einzelnen Räumen manuell geregeltwerden. Unklar ist aber noch, nach welchem System der Verbrauch berechnet werden soll. Pimal Daumen? Nach einem Mittelwert der städtischen Gebäude mit einem ähnlichen Zuschnitt?Da gibt es noch Diskussionsbedarf, zumal nicht alle Räume im Haus den ganzen Tag über beheiztwerden müssen. Ideal wären in Privathaushalten eingesetzte Quecksilbersäulen, über die derVerbrauch jeder Heizung am Jahresende abgelesen werden kann.38


STAUN, STAUN | 25. Januar 2007In der nächsten Sitzung des Herner Kulturausschusses berichtet ein Vertreter des Kulturdezernats,der gestern Nachmittag das Heinz-Westphal-Haus besichtigt hat, über die Renovierungsarbeitenan der Dorstener Straße 262. In Kenntnis dessen, wie der Zustand des Hauses vor “Einzug”der PottPorus Group aussah, war die Verblüffung entsprechend groß. Hell und einladendzeigt sich das Haus, das von der Nutzungkonzeption eine Energiezentrale für kreative Kräftewird. Alte Denkmuster finden dort keinen Platz.ARBEITSBESUCH | 24. Januar 2007Für den heutigen Mittwoch haben sich um 15 Uhr Vertreter des städtischen Gebäudemanagementsund des Kulturdezernats zu einem Arbeitsbesuch im Heinz-Westphal-Hauses angemeldet.Zu klären gibt es für die künftigen Nutzer vor allem die Fragen, wann beschädigte respektivedefekte Teile des festen Inventars repariert oder ausgetauscht werden. Bauchschmerzen bereitetden künftigen Nutzern die volle Pulle laufende und schwer zu regulierende Heizungsanlage.Defekte Fensterscheiben, ein morscher Fensterrahmen, nicht schließbare Fenster, die Instandsetzungder Elektrik, das Fehlen eines Bodenbelages, die Abwesenheit von Syphons und weitererKleinigkeiten, die sich bei der Renovierung herausgestellt haben, sind im Vergleich zu der angesprochenenHeizung Marginalien.39


SKY UND ERKAN | 26. Januar 2007Zwei verdiente Renovierungskräfte: “Sky” (l.) und Erkan.Erkan ist übrigens einer der vielen Helfer hinter den Kulissen, die das PottPorus Festival möglichmachen. Dafür gebührt ihm Respekt.PLANUNG LÄUFT | 26. Januar 2007Der erste Termin im Rahmen des 3. PottPorus Festivals 2007 in Herne steht fest: Die AusstellungPhoto Brut − Straight Photography II wird vom 26.10. - 11.11.2007 in der Künstlerzeche Unter Fritz2|3 zu sehen sein. Der Aufbau der Arbeiten beginnt ab dem 22. oder 23. Oktober, der Abbau sollteam 12. und 13. November vollzogen sein.41


VERRISSEN | 28. Januar 2007Nobody is perfect: Am dickenBrett ist das Stichsägeblatt ausder Spur geraten. Sieht wüsteraus als es tatsächlich ist; Abhilfeschafft der Fuchsschwanz.42


Das Strippengewirr wird noch von ordnender Handin Kabelkanäle verstaut. Es dient zum Fernsprechenund anderer Nettigkeiten aus dem Repertoire von BigBrother.43


POTPORRI | 28. Januar 2007Evi an der Kreischsäge: Warummüssen diese Geräte eigentlichnervtötende Geräusche abgeben?Um Respekt einzuflößen? Als Warnung:Ratz Fatz, Finger ab? Evi −versiert in der Werbetechnik − weißmit gefräßigen Maschinen umzugehen.In jedem Fall erhält Evi den GoldenGlobe für ihre Hauptrolle in derPottPorus Produktion: The Laminator.(Das Requisit Taucherbrillekönnte einen falschen Eindruckerwecken. Es ist kein Unterwasserdrama,sondern es befindet sichalles im trockenen Bereich.)45


46Evi, Jane und Christoph.


GLANZ STATT RANZ | 28. Januar 2007Vor genau Monaten begannen die Aktivisten mit denRenovierungsarbeiten im Heinz-Westphal-Haus an derDorstener Straße. Und mit jedem Tag verschwindet derRanz aus den Räumen. Ab sofort sollten vor Betreten desBürotrakts Sonnenbrillen getragen werden, denn derGlanz in den Räumen blendet; ohne Blender zu sein.Bis 22.30 Uhr gestern abend haben die Brutarianer Evi,Christiane und Christoph den Klick-Laminat geschnittenund blitzsauber verlegt. Heute morgen ging es mitvollem Elan und bis zum frühen Abend weiter, bis ihnenschließlich die Knie schmerzten.Auch hinter der Heizungsverkleidung, die vormals alsMülldeponie diente, wird sauber verlegt.47


48Lutz Kahnwald, Architekt der Künstlerzeche Unser Fritz2|3, besuchte gestern Abend die Werktätigen im Heinz-Westphal-Haus.


Gepimptes Kellerfoyer: Designer im Hause geben demeinst abgefuckten Vorraum zur Hölle wieder seine architektonischeWürde zurück.49


ES WERDE LICHT | 30. Januar 2007Überraschung auf der Baustelle: Zwei Elektriker haben heute morgen einigeDutzend Steckdosen und Lichtschalter im Obergeschoss des Hauses installiert.Am Mittwoch geht die Arbeit im Kellertrakt weiter. Das treibt denAktivisten doch glatt die Glückshormone ins Gesicht.MIT GEDULD UND SPUCKE | 30. Januar 2007Der gestrige Ruhetag hat den Werktätigen im Heinz-Westphal-Haus ganz gutgetan. In alter Frische geht es heute weiter. Im Kellertrakt muss eine Deckefarblich umgewidmet und die daneben liegenden Räume, die bisher als Depotfür Werkzeuge, Rotband, Farbeimer, Sperrmüll und dergleichen genutztwurden, müssen komplett saniert werden. Im oberen Trakt harren noch zehnQuadratmeter Fußboden der Dinge. So banale Aufgaben wie das Streichenvon drei Türen, Zargen, Fußleisten und Fensterbänke sind angesichts deranderen Aufgaben kaum der Rede wert. Nach einen kompletten Grundreinigungdes Hauses, die Mitte dieser Woche vollzogen werden soll, geht es abEnde der Woche an den Feinschliff.Und worauf warten die Aktivisten? Dass die Elektriker kommen (für diesesGewerk gibt es einiges zu tun), die Glaser defekte Scheiben an der Fensterfrontersetzen, Fußbodenleger einen neuen Belag im Tanzraum platzieren,ein morscher Fensterrahmen ersetzt wird, eine zerschlagen vorgefundeneFensterbank ausgetauscht wird, an der separaten Eingangstür ein neuesSchloss eingebaut wird. Es gibt viel zu tun − fangen wir schon mal an.51


TREFFERQUOTE 0107 | 31. Januar 2007Im Januar 2007 haben über 4000 Internetnutzer dieses Blog besucht unddarin geblättert. Das ist wenig? Viel? Die Überraschung: Über die Hälfte (53Prozent) unserer Blog-Leser kommen aus den USA, erst dann aus Deutschland.Auf Platz 3 der Statistik stehen Nutzer aus Frankreich, gefolgt vonjenen, die sich aus von Vietnam, Kuwait und Australien einloggen.FRAGEN | 31. Januar 2007Ein lesender Arbeiter fragt: PottPorus ist ein Festival der Straßenkultur?Stimmt. Aber passt dieses aufgebretzelte Festivalbüro mit den allgemeinenVorstellungen von Straßenkultur überein? Wo ist die streetcredibility? Existiertsie allein im Fernsehen und in den Köpfen von Werbe- und Verkaufsstrategen?Photo-Brut-Büro I − die Verfechter des trashy styles geben sich alle Mühe,mit einem Vorteil aufzuräumen. Aber mit welchem?Diese Glaaaaaaasbausteine: Mindestens vier Lagen Lack lagen drauf. Versagthaben Cillit Bang und Stahlwolle, Rasierklingen, Anlauger. Erst Lackbeizeließ die Altlasten erweichen. Optisch hat sich der Aufwand gelohnt.52


54Doppelstrich: Erkan und Ibo nehmen eine Farbkorrektur der Decke vor. DasTaubenblau passt nicht zum auberginefarbenen Wandsockel.


BLOG SCHRIFTFEBRUAR 2007PATINA | 3. Februar 2007Den 262 Schichten Patina auf den schwarzen Steinfliesen im Kellergeschossgeht es mit schwerem Gerät und chemischer Keule an den Kragen.55


56*


KEINEN AUFTRAG | 4. Februar 2007Seit geraumer Zeit erhalten wir einen Einblick in dieweichgespülte Sprache der Dienstleistungsgesellschaft,genauer in die Gedankenwelt der Handwerksgewerke.Dabei handelt es sich um jene Spezialisten, die lautAuftrag das unbewegliche Inventar des Heinz-Westphal-Hauses wieder in einen gebrauchsfähigen Zustand zurückversetzensollen. An der fachlichen Qualifikation derHandwerker hapert es sicher nicht. Viel mehr geht esum einen Satz, der das ganze Dilemma des Handwerksauf den Punkt bringt: „Dafür habe ich keinen Auftrag.“Übersetzt bedeutet dieser Satz: „Ich tue keinen Handschlagmehr als ich muss. Sind weitere Handgriffe vonmir gewünscht, brauche ich dafür einen Auftrag.“Eine Stilblüte hinter dieser Worthülse ist im Eingangsbereichdes Hauses zu besichtigen, einem Winzraum, deretwas Farbe vertragen könnte. In wochenlanger Arbeitist nach einem Wasserschaden der komplette untereTrakt des Hauses renoviert worden, in dem sich dieAWO-Rosen und der Akkordeon-Club treffen. Komplett?Um es kurz zu machen: Für diesen Winzraum sieht sichniemand zuständig. Kommentar des verantwortlichenMalers: „Dafür haben wir keinen Auftrag.“ Das gleichegilt für die Toilettentüren des unteren Traktes: Vonaußen wurden die Türen lackiert, von innen aber nicht.Warum? Weil es dafür keinen Auftrag gab.Zuerst haben wir dies für einen schlechten Scherz gehalten,bis uns ein Glaser von der Ernsthaftigkeit dieserinneren Haltung überzeugte. Der Glaser sollte laut Auftragein paar Scheiben einer Glasfront auswechseln. Wirboten ihm an, ein wuchtiges Geländer zur Erleichterungseiner Arbeit zu entfernen. Er beharrte darauf, dasserst die Heizung abgebaut werden müsse. Er habe keineLust, sich beim Entfernen der Altlasten die Knochenaufzuschlagen. Routiniert kittete er auf Thekenhöheund in Sekundenschnelle ein paar Fensterfugen. Auf dieFrage, ob er bereit sei, noch drei, vier weitere Fensterfugenüberzukitten, die vormals amateurhaft aufgetragenworden waren, kam zur Antwort: „Dafür habe ich keinenAuftrag.“Alles Zufall? Andernorts, wo es vornehmer zugeht als imHandwerk, versteckt man sich hinter dem Wort Zuständigkeit,wenn es im eine Entscheidung geht. „Dafür binich nicht zuständig.“Die einen haben also dafür keinen Auftrag, andere sindnicht zuständig. Schön, dass wir mal darüber gesprochenhaben. Und danke für ihr Verständnis.SPONSOREN GESUCHT | 4. Februar 2007Je weiter die Arbeiten im Haus fortschreiten, desto mehrdrängt sich die Frage nach der Einrichtung auf. Wie undvor allem wovon soll die Einrichtung bestritten werden?Dringend vonnöten sind in den Studios Schwingböden fürdie Tänzer, damit diese sich nicht die Bänder und Sehnenlädieren. Es fehlen Stühle, Tische, Turnhallengardroben,Bänke, eine Spiegelfront für die Tänzer, Handläufe und,und, und. Hat jemand zu diesen Punkten eine Idee?BODENPERSONAL | 7. Februar 2007Keine Sorge: Wir berichten nicht nur über jeden verwendetenFarbeimer. Die abgebildeten Eimer spielen eineentscheidende Rolle bei der Grundreinigung der Steinfußöden.Dazu eine Preisfrage: Welche Funktion hat derWeißblechbehälter*? Schon Erraten? Dann schreiben Sieuns. Unter den Einsendern verlosen wir einen unbezahltenArbeitstag auf der Baustelle.57


MÖBEL GESUCHT | 12. Februar 2007Gespendete Telefone sind da, erster Tisch und Stuhl: Christoph Wilde probt schon mal denErnstfall – wenn auch kalt. Noch gibt es keinen Anschluss unter dieser Nummer. Die Leitungenwerden voraussichtlich Anfang – Mitte März freigeschaltet.Dringend !!!!! benötigt die PottPorus Group weitere Sachspenden wie Bestuhlung, Tische, Regaleund dergleichen. Selbstverständlich holen wir die Sachen ab.58


FROM BÖRLIN | 14. Februar 2007Eine Decke mit dem Spachtel abzukratzen, geht mal richtig ins Kreuz. Auf dem Foto ist zu sehen,warum das so ist: Bei der Überkopfarbeit ist die Position des Ellenbogens über dem Schulterniveau.Dies führt zu einer deutlich spürbaren Belastung der Wirbelsäule und zur Flügellahmheit.Der Aktivist am Spachtel hat mit der PottPorus Group indirekt zu tun: Es handelt sich um ChristophWildes Freund Oliver aus Berlin, der in seiner Heimatstadt Herne zu Besuch war. Bei derGelegenheit zeigte ihm Christoph das Heinz-Westphal-Haus und … Oliver war so begeistert vonder Idee, dass er spontan zum Werkzeug griff. Eine tolle Geste und dringend zur Nachahmungempfohlen.59


TÄNZER SIND IM HAUS | 19. Februar 2007Im Kellertrakt des Heinz-Westphal-Hauses laufen noch die Renovierungsarbeiten,oben im Tanzsaal nimmt gleichzeitig das Streetlife-Team des RenegadeTheatres die Proben für ihren Auftritt in Winterthur auf. Toll.Eilens legten sie in Ermangelung eines angemessen Untergrundes einen ausEssen herbeigekarrten Teppichboden auf den Estrich. Morgen früh trudeln dieanderen Tänzer und Tänzerinnen ein. Nach zwei Tagen im Heinz-Westphal-Haus zieht das Ensemble dann weiter zu Proben in die Flottmann-Hallen.Schwer beeindruckt zeigten sich die französischen Choreographen LorcaRenoux und Samir Akiki von den augepeppten Räumen des einsten Falkenheimes.Überhaupt scheint großes Interesse daran zu bestehen, wie die Hausdemnächst bespielt wird. Abwarten.FARBKLIMA | 19. Februar 2007Es hat in den vergangenen Wochen, in der Hauptphase der Renovierungarbeitenim Heinz-Westphal-Haus, einige Diskussionen über das Farbleitsystemgegeben. Einig waren sich die Beteiligten zumindest in einem Punkt: DasHaus soll keine “Villa Kunterbunt” werden. Die Farben sollen an expornierterStelle aufgetragen werden, aber welche? Die Wahl fiel auf sattes Magenta,Petrol, Lichtgrau, auf vorgefundene Schwarz-Weiß-Kontraste im Bauhausstilund Terrakotta-Glanzpunkte im Bürotrakt, die vom Tonwert her als Hommagean den einstigen Montanindustrie-Standort Ruhrgebiet, dem Land der1000 Feuer verstanden werden können.Im Kellertrakt streicht Christoph Wilde (Foto) den letzten noch aufzuhübschendenRaum. Dann geht das Bodenpersonal an die Steinfliesen. Mitschwerem Gerät, Spezialchemie, viel Wasser und einer gehörigen Portiongutem Willen wird der Muff von 40 Jahren aus den Steinporen befreit.BESUCH | 19. Februar 2007Zu einem Informationsaustausch trafen sich gestern nachmittag FrankGauert und Zekai Fenerci im Heinz-Westphal-Haus an der Dorstener Straßein Herne-Holsterhausen. Frank Gauert, Jurist und Betriebswirt, ist Inhaberder Agentur Culture Concept. Ende letzten Jahres veranstaltete er mit großemErfolg im Herner Kulturzentrum die Benefiz-Gospel-Gala zugunstender Alzheimer Gesellschaft.61


TALENT VERPFLICHTET | 20. Februar 2007Langsam nimmt die Planung, von wem und wie dasHeinz-Westphal-Haus in Zukunft bespielt werden soll,konkrete Formen an. Als Status ist ein gemeinnützigerVerein anvisiert, der sich zuoberst die Kreativförderungvon Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf die Fahneschreibt. Damit keine Mißverständnisse entstehen: dieZielsetzung beinhaltet keine Ausschlussklausel. AndereAltersgruppen, die Interesse an den Kursangeboten imHaus haben, sind ebenfalls willkommen.Deutlich gemacht werden soll auch ein anderer Sachverhalt:Beim Kursangebot im Heinz-Westphal-Haushandelt es sich weder um einen Wiederbelebungsversuchdes im Herner Stadtteil Bickern dichtgemachtenHauses der Jugend noch um ein neues Angebot aus demjugendpflegerischen Tätigkeitsfeld. Beides wird dezidiertverneint.In zwei Sätzen ist das Profil der PottPorus Group imHeinz-Westphal-Haus umrissen: An die Kursteilnehmerrichtet sich der Satz: “Hast du ein Talent, scheue dichnicht, es herauszulassen.” Und in Analogie zum Grundgesetz-Paragraphen“Eigentum verpflichtet” handelt diePottPorus Group nach dem Prinzip: “Talent verpflichtet”auch. Ein Laborexperiment im Zeitalter des Kosten-Nutzen-Denkens,der Ich AGen, der neuen Eigentlichkeit?AUSSCHUSS | 21. Februar 2007Gleich zwei Ausschusssitzungen sind im April im Heinz-Westphal-Haus vorgesehen: Am 18.4. tagt ab 16 Uhr derKulturausschuss, am 24.4. ab 14.30 Uhr der AusschussSchule und Jugend. Zuvor werden die jeweils verantwortlichenVertreter der Verwaltung und der ins Stadtparlamentgewählten Parteien eine Besichtigung derneuen Heimstatt für Kreative vornehmen.STÜHLE SUCHEN TISCHE | 21. Februar 2007Ein edler Spender aus Duisburg hat der PottPorus Group30 unkaputtbare Stühle aus den 70er Jahren in der FarbkombinationOrange-Schwarz in Aussicht gestellt. Damitwäre der Anfang in Richtung Einrichtung getan.Jetzt fehlen Tische: derangierte Küchentische, Kneipentische,(nach Möglichkeit aus Vollholz) Tischgestelle ausMetall undundund. Der Zustand der Ware ist sekundär,denn die Aktivisten scheuen sich nicht davor, die altenStücken aufzumöbeln. Bliebe es bei den 30 Stühlen,könnten die Aktivisten zumindest eine Therapierundebilden.ALTE BROCKEN | 22. Februar 2007Als abenteuerlich erweist sich die Suche nach ausrangiertemMobiliar im Wanne-Eickeler AltmöbellagerBrockenhaus. Ein wildes Sammelsurium an Brocken istdort zusammengetragen worden, dass es einiger gymnastischerÜbungen bedarf, um ein bestimmtes Stück inAugenschein zu nehmen. In diesem Falle: Tische, hinterwuchtigen Schränken im Gelsenkirchener-Barock-Stilübereinander gestapelt, die einst in Omas Küche undWohnzimmer standen, keine Spanplatte, sondern Vollholz.Das passt.Pünktlich wurden die Brocken heute geliefert. Ein weitererAnfang ist getan.THINK TANK | 24. Februar 2007Die Eröffnungstermine stehen fest: Am Freitag, 30.März 2007, laden die Aktivisten der PottPorus Group imHeinz-Westphal-Haus die Vertreter der Herner Politik,Verwaltung, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebenssowie Vertreter des Essener Kulturhauptstadtbürosund der Landespolitik zu einem Rundgang durch dieneu gestalteten Räume an der Dorstener Straße 262 inHerne-Holsterhausen ein. Bei dieser Gelegenheit stellendie Aktivisten auch ihr Nutzungskonzept vor, in dessenMittelpunkt die Vernetzung des PottPorus Festivals mitKooperationspartnern in Rom, Paris, der europäischenKulturhausptstadt 2010 Istanbul und der Herner PartnerstadtKonin (Polen) steht.Tags darauf haben am Samstag, 31. März 2007, kulturinteressierteBürgerInnen dazu Gelegenheit, sich an einemTag der offenen Tür über das “niederschwellige” Programmangebotim Haus zu informieren.® © - RESTAURIER-CLUB | 24. Februar 2007Dreck, Staub, beissender Geruch − wann hört das endlichauf? Die unangenehmen Nebeneffekte hemmen aberkeineswegs die Motivation, aus Sperrmüll wieder ansehnlicheMöbelstücke zu machen; in Ermangelung von¥$.62


VEKTORPROGRAMM <strong>FÜR</strong>S HIRN | 24. Februar 2007Das knackige Wort Talentschuppen bringt präzise aufden Punkt, welcher Geist in das neu gestaltete Heinz-Westphal-Haus Einzug hält: Freudentänzer und Tanzwütigeab dem 6. Lebensjahr können in alters- und teilsgeschlechtsspezifischen Kursangeboten ihrer physischernEnergie Ausdruck verleihen. Einmal abgesehendavon, dass der Tanz das körperliche Wohlbefinden unddas Selbstbewusstsein fördert, dem Stress entgegenwirktund als willkommener Nebeneffekt dem Speck zuLeibe rückt, soll der Tanz einer Studie zufolge auch dasräumliche Denken positiv beeinflussen. Anders: Nebengenannten Erscheinungen ist Tanz auch Intelligenztraining,Vektorprogramm für die Synapsen.POTTPORUS MAG | 25. Februar 2007Nicht erzählen, sondern zeigen: Zur Neueröffnung desHeinz-Westphal-Hauses am 30.-31. März 2007 werdendie Aktivisten der Gestalter-Kooperative Photo Brut Mediadie Nullnummer des vorerst als Halbjahresperiodikumgeplanten PottPorus Mags produzieren. Es wird alsPDF auf CD-ROM gekokelt. Als Druckerzeugnis wäre essicher handlicher, aber zum Akquirieren von Anzeigenkundenkönnte ein PDF reichen. Außerdem lässt es sichkostengünstig in alle Welt verschicken. Interessiert?SCHWEIN DES ANSTOSSES | 26. Februar 2007Gestern nachmittag mussten die Aktivisten richtig reinklotzen,um das Photo-Brut-Wappentier “Rudi” in dieBedeutungsperspektive zu hieven. Von jetzt an wachenalso die ausgestopften sterblichen Überreste eines Wildschweinsaus dem Forst von Prinz Bernhard der Niederlandeüber das Treiben im Heinz-Westphal-Haus. Istdas ein gutes oder schlechtes Zeichen für die Zukunft?Manch einem Aktivisten widerstrebt der Anblick vonlächelndem Aas. Andere treibt es die Glückshormone indie Backen. Demokratie ist, wenn man trotzdem lacht.DIESER BODEN! | 28. Februar 2007Langsam sind wir mit unserem Latain am Ende: Ganzgleich, mit welchem Zeug wir die Asphaltfliesen im Kellertraktattackieren, das Ergebnis bleibt unter aller Sau;am besten sprengen.Seit Wochen mühen sich die Aktivisten ab, schleifen denBoden mit einem Handschwingschleifer (eine Dreckfresserarbeit),mit Grundreiniger und Allzweck-Einscheibenmaschinezur professionellen Reinigung von Fußböden,schrubben sich die Seele aus dem Leib. Negativ. EineErklärung wäre: Unter dem Heinz-Westphal-Haus einunbekanntes Kohleflöz verborgen. Ja dann.BÜRGER FUNKEN | 25. Februar 2007Ein weiterer Termin steht an: Am 12. März 2007 stellt derBürgerfunk um 21 Uhr auf Herne 90.8 die eingereichtenlokalen Projekte für das Kulturhauptstadtjahr 2010 vor.Mal reinhören, zu welchen Aussagen sich die PottPorus-Konzeptioner Kurt Schrage und Zekai Fenerci habenhinreißen lassen.64


Tischlein duck dich?65


GUTEN TAG, HERR Y TONG | 28. Februar 2007Im angeblich beliebtesten deutschen Baumarkt hat mansich auf Otto-Normalheimwerker prima eingestellt.Zum Beispiel ytong, der brüchige Wunderstein für alleGelegenheiten, leicht zu verarbeiten, günstig im Preis.Was will man mehr? Aber wie wird das Zeug geklebt? MitFliesenkleber? „Oh oh, Vorsicht“, sagt der freundlicheBaumarktmitarbeiter, „die Wand könnte einkrachen.“Und dann? Keine Ahnung. „Ich empfehle den originalytong-Dünnmörtel. Damit kann nichts passieren.“ WelcheMenge empfehlen sie für 20 Steine 60×20x10? „Das25-Kilogramm-Gebinde.“ Kostet? „Knapp 26 Euro.“ Istja ein Spottpreis im Vergleich zu Rotband, Estrich. „Wiemeinen sie das?“ Genau so wie sie.UNTER FENSTERBÄNKEN | 1. März 2007Drei dynamische Herren kamen heute in die “Disco” gerauscht.Ratzfatz montierten die Männer vom Schreinergewerkdie neuen Preßspanplatten zum Schutz vor blankliegenden Heizungsrohren. Auf wundersame Weisewaren die Vorgängermodelle verlustig gegangen.Tolle Sache. Aber mal ganz doof gefragt: Und die fünfte,noch fehlende Platte in der Mitte, wann wird die angebracht?„Fünfte Platte“, fragt ein Schreiner überrascht.„Wir haben den Auftrag, die Heizungen zu verkleiden.Das haben wir gemacht.“ Genau in der Mitte fehlt jetztaber eine Platte. „Da ist aber keine Heizung.“ Da waraber eine Platte. Und außerdem, wie sieht es aus, wennin der Mitte ein Loch klafft. „Hm….. Kein Problem. Dasklären wir mit der Bauleitung.“Und sonst? Och − es läuft.66


BLOG SCHRIFTMAERZ 200767


SAM SUNG FRAGT | 2. März 2007Bekommen die Aktivisten nach Ende der Keulerei imHWH ein Ehrengrab auf dem Heimwerkerfriedhof derKulturhauptstadt 2010?68


Gibt es eine Beziehung zwischen schwarz-gelbem Flatterbandund Gasleitungen?Warum sickert Wasser in den Keller? Liegt es am Laub,das die Rohre verstopft?Haben die Brückenbauer die Statik falsch berechnet?Warum randalieren Jugendliche in Kopenhagen? Habendie nix anderes zu tun, als sich für ein autonomes Zentrumdie Rübe einschlagen zu lassen?69


70SAM SUNG SAGT | 2. März 2007


ENTHÜLLUNG | 3. März 2007Für kommenden Mittwoch hat sich hoher Besuch imHeinz-Westphal-Haus ankündigen lassen: Peter Weber,Leiter des Herner Kulturamtes, verschafft sich einenersten Überblick über das Voranschreiten der Renovierungsarbeiten.Bei dieser Gelegenheit kommt auchzur Sprache, wie eine konstruktive Zusammenarbeitzwischen dem städtischen Kulturamt und den im Hausangesiedelten Aktivisten aussehen kann.72


BUDE GEKNIPST | 4. März 2007Das Unterseminar hatte die Tiefe des Raumes zumThema. Schafft es der Unversalreiniger Cillet Bang imdirekten Zusammentreffen mit blinkalin den Zementschleiervon der Spielfläche im Keller zu entfernen? Dieersten Proben sahen überzeugend aus. Blinkalin, vonsachverständigen Ausputzern empfohlen, erwies sichals treffsichere Investition. Wie geht das denn? Warumist Cillet Bang chancenlos, die gleichen Ergebnisse zuerzielen wie blinkin? Ballack, der Knipser brachte dieentscheidende Wende. Irgendwo im Keller lag noch einMerchandising-T-Shirt des 13ners. Blinkalin aufs Shirt,Fußboden einreiben, klappt.73


74Einfacher ist es, wenn eine Aktivistin aus den eigenenReihen den Plan A hat.


MOTIVATION IM KELLER | 4. März 2007Spezialwerkzeuge sind vorhanden: Schließlich leben wirim Ruhrgebiet, da hat jemand einen Schwager, der einenKollegen hat und der kennt jemanden aus dem Fußballverein,der eine Stichsäge besorgen kann.RAHMBO | 6. März 2007War es der Holzwurm, der sich in die Fensterrahmenfraß? Die Antwort weiß allein Kyrill. Ein morsches Loch,das locker eine Winkehand durchreichte, klaffte in zweiFensterrahmen im großen Tanzsaal und sorgte für eineschlechte CO2-Bilanz. Von heute an ist das Problembehoben. Zwei Schreiner haben den ganz Tag über einekniffelige Teilsanierung der schadhaften Teile vorgenommen.Tag X rückt näher.Buchverlag ein fotografisches Porträt von GeraldTraufetter zur Bewerbung seines 300-Seiten-Projektes. Nach zweienhalb Stunden Porträtstehenvor der Kamera reiste Traufetter von Wanne-EickelHbf wieder zurück nach Amsterdam.GOLDFINGER | 8. März 2007Die Modefarbe Gold, von führenden Fußball-Profis empfohlen, dekoriert die Treppenstufenzu den Büros der PottPorus Group. Ein Wink mitdem Laserschwert? Einsicht in die Notwendigkeit?Viel Qualm um nichts? Ganz gleich wie dieAntwort ausfällt: Was nicht passt, wird passendgemacht.BESUCH | 7. März 2007Heute morgen hatte die PottPorus Group einen Gastaus Amsterdam: Gerald Traufetter, Korrespondent desHamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel, ist eigenszu einem Photo Shooting nach Wanne-Eickel gekommen.Für sein Buch über Hirnforschung, das im nächsten Jahrauf den deutschen Markt kommt, braucht ein namhafter75


76Für den Zuschnitt der schicken Laminatbretter und derzum Dekor passenden Abschlussleisten bediente sichZekai Fenerci einer professionellen Kreischsäge −Leihgabe eines Kollegen.


KESSEL BUNTES | 9. März 2007Die Vorbereitungen für den Tag der offenen Tür (bittevormerken: 31. März 2007, ab 13 Uhr geht es los) sindim Gange. Einige Programmpunkte stehen fest, anderewiederum sind leider noch mit einem Fragezeichenversehen.In jedem Fall wird das Multitalent Evelyn Kwasny gleichzwei Programmpunkte zur Eröffnung beitragen:• Im Kellertrakt stellt sie 15 großformatige Fotografienaus, die sie während der diesjährigen Berlinale am rotenTeppich und hinter den Kulissen des internationalenFilmfestivals aufgenommen hat. Einige dieser Arbeitensind in diesem Blog zu besichtigen. Übrigens: Die Fotoswerden − ein paar Nummern kleiner − noch bis zum 23.März 2007 im renommierten Fotografieforum C|O Berlinim alten Postfuhramt an der Oranienburger Straße ausgestellt.• Und: sie wird mit ihrer Frauenband für entsprechendeRhythmen sorgen.• Mit von der Partie ist in jedem Fall die BreakdancerCrew “Reckless” aus Herne | Dortmund | Bochum. MarcelGebhard, der sich wegen des inflationären Gebrauchsdes Künstlernamens “Speedy” den Nickname “Kuya” gegebenhat, ist dem Kulturpublikum vor allem als Akteurin den Tanzptheaterproduktionen des Renegade Theatres,RUMBLE und STREETLIFE, ein Begriff.• Eine Kostprobe ihres Tanztalentes wird auch die DanceEffect Company geben. In Zukunft werden die jungenTänzerinnen das Heinz-Westphal-Haus als Trainingsstättenutzen.• Der Künstler Jochem Ahmann, Mitglied des WestdeutschenWerkbundes, bietet Multiples zum kleinen Preis an.• Für das leibliche Wohl am Tag der offenen Tür sorgtunter anderem der Bio-Metzger Hollack an seinemGrillstand: chemiefreie Bratwurst und Frikadellen sowieleckere Reibeplätzchen sind im Angebot.• Klar, gibt es auch selbstgebackenen Kuchen.• Die Kleinen haben die Möglichkeit, sich kreativ anSchwämmen zu erproben; sie basteln ihren eigenenSpongebob | Schwammkopf. Hilfestellung leistet ChristophWilde.Angefragt sind:• Christoph Platz, der Holzbildhauer und Maler undPottPorus-Künstler der ersten Stunde, der sich kongenialmit hochkarätigen Grafittikünstlern an der BerlinerStraße in Wanne-Eickel verewigt hat, kann sich vorstellen,mit seiner Kunst im Heinz-Westphal-Haus präsentzu sein.• Nicole Olbs, Maskenbildnerin bei Starlight Express,kann sich vorstellen, am Tag der offenen Tür Kinder zuschminken. Vorausgesetzt, sie kann ihre Schicht miteiner Kollegin tauschen.• Ebenfalls ist ein Stralight-Tänzer angefragt. Wäre toll,wenn es klappt.Fortsetzung folgt.77


ES WIRD LANGSAM | 9. März 2007Auf diese Weise kommt der einstigeBundestagsabgeordnete HeinzWestphal, Sozialminister im Kabinettvon Helmut Schmidt undBundestagsvizepräsident posthumzu Ehren.78


FUNKY | 11. März 2007Morgen stellt der Bügerfunk auf Herne 90.8 die lokalenProjektvorschläge für die Kulturhauptstadt 2010 vor. Mitvon der Partie sind die PottPorussen Zekai Fenerci undKurt Schrage.Sendetermin: 21 UhrSTEILISCH | 12. März 200734 Jahre alt und kein bisschen wackelig auf den Beinen:heute mittag konnten 40 “unkaputtbare” Sitzgelegenheitenvon den Rheinischen Kliniken in Duisburgnach Herne-Holsterhausen zum Heinz-Westphal-Haustransportiert werden. Vom Design her passen die Objekteideal zum Ambiente. Mit etwas Lasur lassen sich dieStuhlbeine wieder optisch auffrischen.Besonderer Dank gilt der Pressesprecherin der Kliniken,Hille Ahuis, die sich für die Naturalienspende an diePottPorus Group stark gemacht hat.SCHWEIGEN DER HÄMMER | 12. März 2007Klar kann es sein, dass versehentlich ein voller 10-Liter-Eimer Latex-Wandfarbe im Müll landet. Dass eine Designer-Sonnerbrillein den Tiefen der Räume unauffindbargeworden ist. Dass volle Lackdosen, Farbpigmente undWerkzeuge sich absentieren. Ein bisschen Schwund istschließlich immer. Merkwürdig ist allerdings der heutigeFall: Die genagelten Abschlussleisten des Laminatfußbodensim Renegade-Büro, sauber auf Gährung geschnitten,sind weg. Einfach so. Hallo! Wer auch immerdafür Verwendung hat, ein kleiner Tipp: in der Küche imBasement liegt noch eine Abschlussleiste im gleichenDekor. Interesse?Da waren die Leisten dran. Jetzt sind sie weg.KONTROLLGANG | 15. März 2007In Mannschaftsstärke hat sich heute nachmittag dieHerner Berufsfeuerwehr in Begleitung der Bauaufsichtzu einem Kontrollgang im Heinz-Westphal-Haus aufgehalten.Akribisch haben die Herren das Haus vor allemin Bezug auf die Bereitstellung von Fluchtwegen geprüft.Im oberen Trakt gibt es keine Beanstandungen. WichtigesKriterium: im Notfall lassen sich alle Fenster öffnen.Anders hingegen im Kellertrakt. Von den Vertreternder Feuerwehr und Bauaufsicht wird das Fehlen eineszentralen Fluchtweges reklamiertt. Als Lösung bietetsich der Fluchtweg durch den Heizungskeller in denGarten an. Hierfür müssen die Schlüssel der PottPorusGroup zugänglich gemacht und die Türen als Fluchtwegegekennzeichnet werden.Des Weiteren bedarf es als Schutzmaßnahme gegen einemögliche Rauchentwicklung im oberen Trakt, dass imFoyer des Kellertraktes eine zusätzliche Wand eingezogenwird. Es gibt noch einiges zu tun; fangen wir schonmal an.2. SHOOTING | 15. März 2007Morgen reist der Schauspieler und Tänzer Frederik Rohnaus Wiesbaden zu einer Photo Session im Heinz-Westphal-Hausnach Herne; er benötigt Fotos für das Selbstmarketing.Der an der Folkwang-Hochschule ausgebildete Künstlerzählt zu den festen Größen im Ensemble des internationalerfolgreichen Renegade Theatres.NICHTS LÄSST SICH ANNAGELN | 15. März 2007Gestern haben sich Vertreter des Herner Kulturamteseinen ersten Eindruck über den Stand der Dinge imHeinz-Westphal-Haus verschafft. Bei dieser Gelegenheitwurde auch diskutiert, welche Möglichkeiten der Kulturförderungvonseiten Dritter bestehen. Welche Töpfe woangezapft werden können, muss jetzt von der PottPorusGroup im Einzelnen geprüft werden.Beeindruckt zeigten sich Peter Weber, Manfred Scheibeund Regina Stieler-Hinz von der konzeptionellen Ausrichtungder neuen Kultureinrichtung. Multipele Raumnutzungist da ein Stichwort. Im Kellertrakt können dieRäume als Studios, Seminarräume und als PottPorusGallery genutzt werden. Außerdem ist dort langfristigder Aufbau einer HipHop-Archivs geplant. Kurz: dasHeinz-Westphal-Haus bekommt eine neue Ausrichtung,es verändert sich. “Veränderung kennzeichnet den Übergangvon Gleich zu Verschieden.” (Wikipedia)CLAUDE | 16. März 2007Der Choreograph und Tänzer Claude de Souza wirdheute nachmittag sein künftiges Kursangebot im Heinz-Westphal-Haus vorstellen. In jedem Fall können sichseine baldigen SchülerInnen auf einen Hochkaräter derSzene freuen, denn Claude de Souza erarbeitete unteranderem die Bühnenshows der Soulröhre Tina Turnerund der US-Sängerin und Filmschauspielerin NathalieCole, Tochter von Nat King Cole.79


ANTHRAZIT | 16. März 2007Einst war es in Fotografenkreisen schick, sich einenproletarischen Anstrich zu geben. Dass man vor demStudium an der Essener Folkwang-Hochschule eine Ausbildungzum Maurer gemacht hat oder im Studium alsHilfsheizer auf einer Dampflok die Kohlenschippe in derHand hatte. Heute werden solche biografischen Notizengerne aus der Künstlervita gestrichen. Sie könnten zufalschen Schlussfolgerungen führen.Ende der Siebziger haben sich in Essen ehemalige Otto-Steinert-Schüler zu der Agentur Anthrazit zusammengeschlossen.Ihre Schwarz-Weiß-Arbeiten oder anders,in Grautöne abstrahierte Momente aus der Ruhrgebiets-Wirklichkeit, gehören inzwischen zu den Klassikernregionaler Dokumentarfotografie. Dennoch musste dieAgentur in der Neunzigern wegen Auftragsmangelsschließen.Ein Relikt aus dieser Zeit stand jahrelang bei der Stern-Fotografin, Buchautorin und Ex-Anthrazit-Mitglied BrigitteKraemer aus Wanne-Eickel im Keller. Es handeltsich um einen wuchtigen Leuchttisch, auf dem von denAnthrazit-FotografInnen Tausende von Negativen undDias gesichtet wurden. Genau dieses mit Geschichtenaufgeladene Stück steht jetzt im Heinz-Westphal-Hausden JungfotografInnen von Photo Brut zur Verfügung;ein Geschenk von Brigitte Kraemer und ihrem GattenJürgen Grislawski.LIEBES TAGESBUCH | 19. März 2007FETT | 21. März 2007Das Schwerlastregal, das sogarChristoph trägt, ist ein ebay-Zuschlag.Es musste von Frechenbei Köln nach Herne transportiertwerden. Übrigens: noch neun Tagebis zur Eröffnung.Wir biegen auf die Zielgerade ein: Freitag nächste Wocheist Eröffnung, tags darauf Tag der offenen Tür. Dass diesnoch jede Menge Organistion erfordert, ist auf der gestrigensich bis in die späten Abendstunden hinziehendenSitzung noch einmal deutlich geworden. Um das Bruttosozialproduktzu steigern, muss in die Hände gespucktwerden.Am 2. April 2007 beginnt die PottPorus Group mit ihreroffiziellen Arbeit. Zufällig werden am selben Tag auchdie leitenden Angestellten im Essener Kulturhauptstadtbüroihre Tätigkeit aufnehmen. Zufall?80


82SIXPACK VS TETRA PAK | 23. März 07So sieht ein durchtrainierter Bauchaus, wie man in spätestens seit derCalvin-Klein-Werbung kennt. Woandere Zeitgenossen ein Tetra Pakvor sich her tragen, hat PottPorus-Choreograph Claude de Souza diebesagten “Schnitte” im Bauch, Gütesiegelmodernen Körperdesigns.Wie man das bekommt? Mittelshartem Training, Selbstdisziplin und– Slow Food statt Fast Food.Claude hat in Paris und Los AngelesBallett und Modern Dance studiert.Er ist Choreograph von SarahConnor, tanzte in den Kult-MusicalsRocky Horror Picture Show, Hair undanderen, coachte Tina Turner undNathalie Cole.Im Heinz-Westphal-Haus bietetClaude Jazz-Dance und HipHop-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittenean. Interessiert?


Gerade erst ist das Wanne-EickelerUrgewächs Chris Greiffenbach jobtechnischaus Los Angeles zurückgekehrt.Neben zahlreichen TV-Auftrittenin den USA und der Türkei istChris auch Tour Dancer von NellyFurtado! Hallo! “Maneater” NellyFurtado? Genau.Christ trainiert im Heinz-Westphal-Haus die Dance Effect Company undbietet dort Kurse im HipHop NewStyle an. Übrigens: Am 31. März2007, Tag der offenen Tür im Heinz-Westphal-Haus, sind Claude undChris anwesend.83


ALLES ROGER | 24. März 2007Als ausgebildeter Folkwang-Tänzer kennt Roger dieTücken eines Tanzbodens. Umso erfreulicher ist es, dassder inzwischen als freiberuflicher Licht- und Bühnentechnikerarbeitende Wahl-Essener mit dem SchweizerZungenschlag dieses Wochenende im Heinz-Westphal-Haus tätig ist; und das für Nüsse. Freundschaftsdienstnannte man solche Gesten in grauer Vorzeit als es nochnicht hieß: dafür hab’ ich keinen Auftrag. Repekt, Roger.DEM INJENÖR IST NICHTS ZU SCHWÖR | 24. März 2007In den Tanzstudios geht es heute rund, aber Hallo: dieSchwingböden werden gelegt. Tonnenweise OSB-Platten,Dachlatten, Styropor, Tausende Schrauben.Gestern wurde in den Abendstunden das Zeug mit einemLKW angeliefert. Die anschließende Schlepperei insHaus: Hölle. Nichts für feingliedrige Klavierspielerhände,die für den Feinschliff im Haus zuständig sind. DieserFall wurde großzügig den Aktivisten aus der AbteilungGrobmotorik überlassen.HECKMAC | 26. März 2007Deko auf Damenklo: Die Ladies aus dem Photo-Brut-Girls-Camp stehen selbst auf güldenem Schuhwerk.Subtile Farbkombination: Rot und Weiß. Moment mal,sind das nicht auch gewisse Flaggenfarben?85


“ICH HABE FERTIG.” | 27. März 2007Zum Ende der Renovierung kommen die größten Aphoristikerdes Sports zu Wort: “Ich habe fertig.” Nachdreimonatigen Stress “ist Schnee über die Sache gewachsen”.Anfangs “standen unsere Chancen”, die Budebis zum 30. März fertig zu machen “70:50. Dennoch “darfman nicht alles so schlecht reden, wie es war”. Ob dasHaus in Wanne oder Holsterhausen steht − “HauptsacheItalien”. Anders kann man es nicht ausdrücken: “Speziellin der zweiten Renovierungsphase “haben wir einenguten Tag erwischt”. YO!86


CLOSE UP IIBERLINALE 2007Schönen guten Tach...habe beschlossen, Dir jeden Tag einen kurzen Bericht zuschicken. Selbstverständlich nicht uneigennützig – ich bines einfach nicht gewohnt, so wenig zu reden – und außerdemist es wohl besser, alles direkt zu schreiben, statt noch10mal drüber nachzudenken.Tag 1 – AngekommenTue, 06. Feb 2007 19:34:26 +0100Tag 1:Angekommen mit dem ICE – ganz ohne Verspätung durchtechnische Schwierigkeiten oder Selbstmörder, die beschliessen,sich aufs Gleis zu werfen – wer hätte gedacht, daß diedeutsche Bahn mich beeindrucken kann.Das Hostel ist weitaus weniger komfortabel als ich eserwartet hätte (und ich hatte da nicht gerade die höchstenAnsprüche). Mini-Zimmer mit zwei Etagenbetten, eins davonbesetzt mit nem halbschlafenden Typen (14h). Egal, hierbin ich nur zum schlafen.Also auf zum Potsdamer Platz, erste Station: Museum fürKommunikation. Hauptsächlich wegen der Oliver KernAusstellung, aber die blaue Mauritius ist ja auch schonwas...Die Berlinale Fotos, von 1999-2006, sind schon sehenswert.Leider ist die Voraussetzung für solche Bilder, einenanderen Platz als alle anderen Fotografen zu haben, quasigegenüber. Auf vielen Bildern sieht man im Hintergrundnur eine Masse Paparazzi (und wenn ich an deren Objektivedenke, wird mir ganz anders).Kleine Beruhigung durch Nasi Goreng (Juchu! Ich hab verstanden,was die chinesische Verkäuferin zu ihrem Kollegengesagt hat) und Eis.Und dann hab ich schonmal den Berlinale Palast gecheckt,wo im Scheinwerferlicht noch die Aufbauteams zugangesind. Vom roten Teppich keine Spur.Getz noch etwas www und mal schauen, was der abendbringt.Morgen mehr von den Offiziellen.89


Tag 2 - SchlachtplanWed, 07. Feb 2007 19:25:51 +0100Schönen guten abend...trotz kurzem Telefonat, der Tagesbericht:Tag 2:Die erste Nacht ist gut überstanden und obwohl ich um6:30h von dem schnarchenden Mitbewohner, der im erstenStock des Etagenbettes seine Nacht verbringt, gewecktwurde (der nicht vorhandene Kaffee wird hier erst gar nichterwähnt), bin ich doch ziemlich fit gegen 8:00h unter dieDusche gesprungen, um mich schnellstens auf den Weg zumachen.Erste Mission: Fotolabor. Auf Empfehlung war die ersteAdresse Pixel grain in der Rosenstraße (die Oliver KernPrints von gestern wurden übrigens da produziert). Sofortgefunden, netter Laden, viel Weißraum, ne Theke so lang alswollte sie Düsseldorf Konkurrenz machen.Nette Dame, die mir lächelnd verkündete, daß Filmentwicklungund Scan desselben 25,- kosten und man wenigstensbis 12h für den Vorgang bräuchte – als hätte ich noch nien Film entwickelt. Aber vornehmes Schweigen schien mirangebracht. Also erstmal raus.Hendrik angerufen, von dem ich auch die erste Adressebekommen hatte. Hilfe folgte unverzüglich und ich bekam– es lebe das Handy – direkt die nächste Adresse: BFL, Friedrichstraße.Aus Ermangelung einer Hausnummer bin ichdie ganze Straße runter gelatscht. Keine Spur von BFL, aberdafür ein anderes Labor. Netter Verkäufer, Entwicklung imHalb-Std.-Service und auch noch meine Preisklasse. Geritzt.Zweite Mission: Besprechung des Schlachtplans in der c/oBerlin. Der erste Teil der Gruppe, die Berlinfraktion, hattebereits Montag die Besprechung und so sammelten sichheute nach und nach die weiter Angereisten in der Eingangshalle.Also rein ins Gründungszimmer der c/o, sehr schlicht, roheWände, ein großer Tisch, Bücherregale voller must haves fürFotografen – würde Dir gefallen. Jeder der 3 Gründungsmitglieder,Marc Naroska, Ingo Pott und Stephan Erfurt,präsentiert sich auf einer Wand. Chic.Verträge bekommen, Ablauf, Öffnungszeiten und Abgabeder Bilder geklärt. Fazit der Besprechung: Jeden Tag 15:30hPflichttermin am roten Teppich, jeden Tag muß ein Bildbis 14h für den Berliner Tagesspiegel abgegeben werden(täglich wählt die Redaktion für den Druck eines davonaus), außerdem bis 11h je 10 Bilder von allen Beteiligten, dietagsüber als Slideshow in der c/o Berlin gezeigt werden.Endgültig gibt jeder 9 Bilder ab, die von der Jury bewertetwerden. Vorgaben: Es müssen Bilder von der 16h Veranstaltungam roten Teppich sein, keine 20h-der-Star-ist-da-Fotos.Sonderveranstaltungen sind erlaubt, aber jeder sollte eineSerie machen.Die 100.000 Euro frage: Welches Thema? Die anderen Fotografen?Klamotten? Schmuck? Kreischende Fans? Bedienstete?Bodenpersonal?Weil ich nicht der große Entscheider bin, fang ich einfachmal an. Morgen gibt es noch keine Pflichtveranstaltung,auch wenn die Berlinale offiziell beginnt – also perfekt zumwarm werden. Mal sehen, ob Gerard mir helfen kann.Weiter in Warteposition.Auf den ersten Eindruck eine nette Gruppe, durchwegFotostudenten aus Kassel, Hamburg, Erfurt, Hannover,Zürich...wo sind da eigentlich die Dortmunder? Egal, keinerhat danach gefragt.91


Tag 3 - lasset die Spiele beginnenThu, 08. Feb 2007 22:22:11 +0100Schönen guten, erschöpften abend...Tag 3:8.00h raus in den Schnee, ab zum Potsdamer Platz. Vormersten Kaffe erstmal die Lage gecheckt. Die kleine gelbePlasikkarte öffnet mehr Türen, als ich gedacht hätte. Dazuspäter mehr.Bei meiner Ankunft heute morgen lag leider schon der roteTeppich. Abgedeckt mit Plastikfolie, sowohl innen als auchvor dem Gebäude. Und auf selbigem wurde kräftig dekoriert,organisiert, telefoniert und kontrolliert. Also hab icherstmal alles, was ich irgendwie für sinnvoll hielt, abgelichtet:Floristen, Security, Putzfrauen, Cateringpersonal...Nach der ersten Euphonie und einem mehr als nötigenFrühstück hab ich dann noch mal alles in Ruhe begutachtet.Und siehe da: 3. Etage, Musik, offene Tür. Hinein. Esstellte sich raus, das ich da eher zufällig in die Generalprobeder Berlinale gestolpert war. Die Sicherheitsbestimmungenscheinen aber nicht die straffsten zu sein und irgendwiestörte es niemanden, das ich fotografierte, was das Zeughielt.In einer günstigen Minute, in der sich Charlotte Roche nebenmich in die erste Reihe setzte – kleine Verschnaufpausebeim Auftritt von Joy Denalany – konnte ich ihr glatt denPhoto Brut Katalog in die Hand drücken. Und den hat sienicht sofort beiseite gelegt, sondern erstmal geblättert. Leidergings dann direkt weiter. Unterhaltung? Keine Chance.Hatte ich aber auch nicht erwartet.Irgendwann – so ca. nach einer Std. – kam dann doch n Typauf mich zu und fragte, wer mir eigentlich erlaubt hätte,Bilder zu machen. (Wahrscheinlich musste er fragen, weilgerade die Jury, u.a. mit Mario Adorf und Willem Dafoeim Raum war) Total perplex hab ich ihm nur die Akkreditierunggezeigt und gesagt „die Tür stand auf.“ Er hatdann nur irgendwas gebrabbelt „...nicht an die Zeitungverkaufen, ne?!“ und war anscheinend beruhigt, als ichmich einverstanden erklärte. Rausgeschmissen hat er michjedenfalls nicht. Hätte sich auch nicht gelohnt, die Probewar eh zu Ende. Also wieder raus.Auf Deinen Rat hin, hab ich mich mal an das Sicherheitspersonalgewendet – gar nicht einfach, da Infos zu kriegen.Zuerst hab ich mal draußen gefragt: Der Potsdamer Platz,sowie der Palast von anliegenden Gebäuden aus, wird vonstädtischen Angestellten überwacht.Die Veranstaltung selbst hat einen eigenen PersonenundBegleitschutz-Service. Chef: Herr Herbst. Herr Herbst,sehr beschäftigt, sehr oft am Telefon, aber auch sehr nett,hat sich meine Sache angehört und auch direkt sein o.K.gegeben. Hat mir auch direkt gesagt, das BMW Sponsor ist,wenn Frau Stone am Montag ihren Auftritt hat und ichdoch bitte Bilder machen sollte, auf denen man Logo undFrau zusammen sieht. Bezahlung inklusive.Bedingung: Sein Chef, Herr Hartmann, muß einwilligen.Also hat er mich bis zu dessen Büro gebracht. Leider warnur die Sekretärin, Frau Kugler, da. Auch die hat sich meineGeschichte angehört und mir daraufhin ne Handynr.durchgegeben.Also hab ich Herrn Hartmann angerufen. Der hat sich, miteiner Stunde Wartezeit auf das Ende seiner Besprechung,meine Geschichte angehört und mir sein o.K. gegeben.Bedingung: die Pressechefin Heide Grasnick ums ihr o.K.geben.Er wollte das für mich klären und sich noch mal melden.Also wieder Warteposition. Leider hab ich bis getz nochnichts gehört, aber ich werde morgen mittag mal anrufen,falls er sich bis dahin ich selbst meldet. Ich glaube aber,meine Chancen stehen ganz gut.Zeit fürs pai dui oder auch: Schlange stehen. Hab 3 Stundenin der Kälte verbracht, um noch einen einigermaßengescheiten Platz am Teppich zu bekommen, der sich aber alsnicht lohnenswert rausstellen sollte. Zum Teil kommen dieHerrschaften gefahren, z.T. zu Fuß einen extra angelegtenWeg entlang. Der Bereich, wo man sie gut fotografierenkann, ist nur den Presseleuten vorbehalten, alle anderenkönnen hoffen.Hoffend, frierend stand ich also da, zusammen mit einemMitstreiter, Henning aus Hamburg. So konnte man wenigstensdie Wartezeit durch Quatschen verkürzen. Die meistenGäste kannten wir gar nicht, die anderen sind zu 95% nichtin Reichweite gekommen. Einige hab ich schon erwischt(Marie Luise Marian z.B.), aber die Warterei hat sich eigentlichnicht gelohnt. Ich hör noch im Hinterkopf von der grölendenFotografen-Masse: „Mario, Mario...über die Schulter.oben rechts!“ oder „ohne Jacke, ohne Jacke!“ – schrecklich.Da hat doch keiner Bock, sich fotografieren zu lassen, wennman so angebrüllt wird.Insgesamt muß man s mal gesehen haben, aber ganz sichkein Job, den ich haben wollte.Morgen kann ich also die 5 Filme, die ich heute gemachthab, endlich begutachten und was schicken.Bin total geplättet und wer mich ins Bett begeben, damitich morgen auch um Punkt 9h beim Labor bin.Bilder folgen.93


Tag 4 - kissing Cate oder soSat, 10. Feb 2007 00:39:18 +0100Mein lieber Kurt (und just in diesem Moment bin ich betrunkengenug, um das zu schreiben)...ich schulde Dir was. Und das ist mein Ernst, also denk Dirwas aus (und nicht das Kodak Buch mit Widmung – dasbefindet sich noch in meinem Hinterkopf).Die Securitiy Idee ist der Knaller. Volltreffer sozusagen. Ichhab das offizielle o.K. von Chef und Chef vom Chef undPressechefin. Morgen um 13.30h treff ich mich mit demChef, um die genauere Vorgehensweise zu besprechen.Aber nun mal von Anfang: 8.00h raus, Labor, Frühstück,Warten auf die Prints, um festzustellen, daß alles o.K. istund die Yashica super ist. Habe beschlossen, die Canon inder Tasche zu lassen, außer es wird verlangt. Dann auf zurc/o, Arbeitsplätze waren noch nicht eingerichtet, aberSabine hat mir netterweise n Laptop zur Verfügunggestellt. Also schnell ne Auswahl gemacht und Bilderverschickt (muß morgen mal ne Zeitung besorgen, um zusehen, ob mein Bild drin ist. Falls nicht: Selbst schuld).Dann auf zum roten Teppich, Pflichtveranstaltung, nichtviel los, aber wenigstens weiß ich getz, wo die wichtig-wichtig-Fotografenso stehen.Kleine Pause, wiedermal mit Henning, wiedermal chinesisch.Eigentlich dachte ich, das wär n verschwendeter Tag,keine weiteren Aufgaben oder Pläne.Aber nein, Irrtum. Trotz Schnee sammelte sich langsam dieFan-Meute vor dem Berlinale Palast und irgendwie war ichmal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konntedirekt neben den ZDF Leuten meine Position beziehen.Mal wieder warten, mal wieder unbekannte (ich red schonso, als würde ich das dauernd machen, dabei ist es erst der2te Tag). Dann kommt Cate Blanchett, das ZDF bittet zumInterview und auf einmal steht sie so nah vor mir, daß ichsie auf die Stirn hätte küssen können. Fotos, Fotos, Fotos.Alles geht ganz schnell. Schon ist sie wieder weg. Die SecurityMänner gucken extra-grimmig. Ich hoffe, sie ist nicht zunah und alles ist unscharf...Das ging alles ziemlich fix, alle Gäste sind da, der Filmbeginnt und ich steh draußen. Was nun? Henning undChristian sind eingetragen zu irgendeiner Veranstaltungdirekt am Potsdamer Platz. Weil ich nichts besseres zu tunhabe, geh ich also mit und die kleine, gelbe Karte öffnetauch mir die Tür.Viel wichtiger als die semi-interessante Veranstaltung, diemich da erwartet, ist aber das Telefonat mit Herrn Hartmann,der Chef vom Security-Chef, der mir das offizielle o.K.von der Pressechefin erteilt. BÄMS, Juchu, Volltreffer. Schnellden Hörer weitergereicht an Herrn Herbst, mit dem ichmich morgen treffe, um alles zu besprechen.Soweit, sogut. Ich kriegs Grinsen nicht aus der Fresse, Getränkesind für lau, Hennings Mitbewohner kommen vorbeiund geben sich als Hannoveraner Filmstudenten aus. Party.Den Plan, sich noch in die deutsche Film Party zu schleichen,haben wir irgendwie doch wieder aufgegeben. Wenkümmerts?Super Tag. Ich glaube wieder gute Bilder. Her mit der Security.NachtragSat, 10. Feb 2007 01:03:04 +0100Hab da gestern noch was vergessen:Gestern treffe ich zwischendurch am Potsdamer Platz einenMitstreiter. Er hat ne fette Digi-Cam um den Hals, ich dieYashica.Ich: „Und, wie läufts so?“Er (entdeckt keine Kamera): „Gut. Sach ma, womit fotografierstdu eigentlich?“Ich zeig ihm die Yasica.Er: „Kein Geld für eine andere oder willst du die benutzen?“Und wegen c/o Berlin:Sabine Seidel erzählte mir heute, das ihre Kollegin, alles,was mit close up zu tun hätte, gegoogelt hat und dabei aufdeinen Artikel (von der Ra Seite?) gestoßen ist. »BruterianerinEvelyn Kwasny...Edelgalerie c/o Berlin...«Alle fühlen sich sehr geschmeichelt, aber sie sagte mir auchdirekt, das Galerie nicht die richtige Bezeichnung wäre. ImPrinzip ist es weder Museum, noch Galerie.Von einer Mitarbeiterin hab ich erfahren, das c/o vomdamaligen Postfuhramt übrig geblieben ist und für care ofsteht. Zu dem Zweck, das jemand die Post für einen anderenentgegen nimmt, z.B. der Mieter für einen Untermieter.Das care of könnte man heute noch auf die c/o Berlin imVerhältnis zur Fotografie als Untermieter sehen.95


Tag 5 - Security AufwärmrundeSat, 10. Feb 2007 23:51:50 +0100Schönen guten abend...wie jeden abend beginnt der Bericht mit: 8.00h raus, abzum Labor. Aber weil ja heute Samstag ist – was ich leiderin dem ganzen Trubel vergessen habe – öffnet das Laborerst um 10.00h.Also frühstücken, wieder zum Labor und warten. Netterweisekonnte ich direkt den PC nutzen, also meine Bilderbearbeiten und verschicken. Guter Start.Dann auf zur c/o. Leider lief noch die Slide Show von gestern,die ich durchweg schlecht finde. Das soll nicht arrogantsein, aber es ist kein einziges Bild dabei, das mich anspricht(es sind aber auch nur Bilder von einigen, vielleicht4-5, Teilnehmern). Die neue Slide Show läuft immer erstgegen mittag an. Trotzdem bleiben die Leute stehen undgucken. Jeder, der in die Lagerfeld-Ausstellung geht, mußdurch diesen Raum. Hinter einer kleinen Theke ist unserArbeitsbereich. Bisher hat mich noch niemand was gefragt,aber die c/o Mitarbeiter geben kräftig Auskünfte.13.30h, Termin mit Herrn Herbst zur weiteren Vorgehensweise.Der Mann hat wenig Zeit, aber innerhalb von 2 Min.ist alles geritzt, nur auf den roten Teppich kann ich um20.00h nicht. Er hat mich dann mal direkt mitgenommenzum Hintereingang, der zur Pressekonferenz führt. Da stehennatürlich auch jeden Tag Autogrammjäger, Fotografenund meine Mitsteiter. Hinter der Absperrung versteht sich.Wir sind mal locker an den anderen vorbeiflaniert, HerrHerbst hat allen anwesenden Bescheid gesagt, das ich dasRundum-sorglos-ok von oben habe. In Erwartung: Robertde Niro und Matt Damon.Irgendwann kam auch die Agentin von Herrn de Niro raus,und erklärte sich leider nicht mit meiner Anwesenheiteinverstanden. Also keine lange Diskussion, ich hab aufdem Absatz kehrt gemacht, weil es eh nix bringt, in so nemMoment ne Diskussion anzufangen.Die Straße stand schon voller Autos, plötzlich geht direktvor mir die Tür auf und Mister de Niro steigt aus. Schnell 2Bilder gemacht und schon war er weg. Die Schwierigkeit istfür heute eher zu nah dran als nicht nah genug.Matt Damon kam dann auch noch und nach 2 Min. waralles vorbei. Wieder rumstehen. Aber wieder n Irrtum: 2Security Typen gehen los, der eine nickt mit zu, ich hinterher.Wir laufen n Stück und ich frage: „Wo geht’s n hin?“Antwort: „Wir holen die Jury ab.“Also rein ins Hyatt, ne Runde quatschen über Fotos, Personenschutzetc. und dann warten und nochmal warten.dann kommt die Jury und wir laufen los, ich mach Bilderund komm mir ziemlich penetrant vor – auch wenn sichkeiner geäußert hat...eklig. Ich glaub, da is kein gutes Bilddabei, aber war ne gute Übung.Die Security Typen – Axel und Mario – sind auch sehr nettund bei denen häng ich mich an die Hacken. Ich glaube, derFrauenbonus ist schon wichtig, also seh ich zu, daß ich denbehalte.Kleine Anmerkung zu meinen Mitstreitern: 2 von ihnenstürzten sich auf mich wie die Aasgeier, um rauszufinden,was das für n Deal ist. Also hab ich knapp geantwortet,daß das mein Thema ist. Was dann zurückkam, hätte ichmir denken können: „Ja, is ne gute Idee, hab ich auch schondran gedacht, wollte ich machen, aber mir fehlte die Recherchezeit...“Ja sicher. Blabla.Abends natürlich wieder roter Teppich, wieder neben demZDF. Heute wars n ziemliches Gedränge, aber trotzdem habich Robert de Niro, Matt Damon und Martina Gedeck direktvor der Linse gehabt. Alles bestens.Die Party Geschichte beginnt morgen (Sonntag bis Dienstagjeden abend Veranstaltungen) und ich muß unbedingt fragen,ob es da irgendeine Security gibt – kann ich mir abernicht vorstellen.Herr Herbst war noch so nett mir mitzuteilen, daß sie nichtnur Sharon Stone begleiten, sondern auch Joseph Finnesund Antonio Banderas. Da muß ich unbedingt noch wasarrangieren.Es läuft also alles, ich bin erstaunt über die fehlerfreieBelichtung mit der Yashica, obwohl ich recht viel mit Blitz,Aufhellblitz und ganz ohne probiere. Vielleicht ist es ja auchder 400er Film?Und du hast auf jeden Fall was gut bei mir, schließlich wardas deine Idee und damit geht hier einiges.Leider morgen keine neuen Bilder, weil ja Sonntag ist.97


Tag 6 - Der wächserne ClintSun, 11. Feb 2007 23:42:48 +0100Schönen guten abend...gerade wieder zurück und nun Tag 6:Der erste Tag, an dem irgendwie alles mau ist. Ich habeheute mehr Zeit mit Warten als Fotografieren zugebracht.Das war wahrscheinlich jeden Tag so, aber irgendwie hatsmich erst heute genervt.Weil Sonntag ist, gab s heute leider keine neuen Bilder undvielleicht fehlte mir deswegen die richtige Motivation. DeNiro war gestern, ich kann mich nicht erinnern, was ichüberhaupt gemacht habe und weil ich leider auch nix Neuesaus dem Labor habe, wußte ich heute nicht recht weiter.Es hilft ja nix. Ich bin hier, also angefangen. Ein kleinerLichtblick heute morgen war, daß mich Herr Herbst angerufenhat und mir ein paar Zeiten für den Tag durchgegebenhat. Soll heißen, Interesse von der Security ist auch da undich komm mir nicht ganz so vor, als müßte ich allem hinterherrennen.Heute lief die neue Slide Show in der c/o und es warenschon n paar gute Sachen dabei, aber eher unwesentlich.Das Zeitungsbild fand ich mal wieder unter aller Kanone:Keine erkennbare Person (wie bisher immer), unscharf,nichtssagend.Bin mal wieder zum Potsdamer Platz, Pressekonferenz.Heute Joseph Finnes und Diane Kruger. Bilder gemacht,kurz mit der Security gequatscht, vorbei. Ganz gut ist, daßmittlerweile ziemlich alle Bescheid wissen und mir denRücken freihalten, wenn die Polizei mich wegschicken will.Das heißt aber leider nicht, daß ich überall hin komme, woich gerne möchte. Das meiste innerhalb von Gebäuden isttabu. Aber ich arbeite dran. Heute war auch Herr Herbstnicht da und er ist derjenige, der mich eigentlich überallhin bringt.16h, roter Teppich Pflichttermin, langweilig. Dann ClintEastwood am Hintereingang vor der Pressekonferenz unddas ging so unglaublich schnell, daß ich mich nicht mehrerinnern kann. Grundsätzlich konzentriere ich mich auf dieSecurity, die, je berühmter der Star, immer noch ein weniggrimmiger gucken.Dann wieder zum roten Teppich, leider war es heute unmöglichmeine Platz beim ZDF zu ergattern, Mister Eastwoodscheint ja doch so wichtig zu sein, daß sich die Anzahl derTeam-Mitglieder über Nacht verdoppelt hat. Also war meinPlatz heute Nr. 0, direkt bei der blonden Gala-Frau Carinaund ihrem Kameramann, der mir netterweise seine Leiterzur Verfügung gestellt hat.Endlich ist dann auch Clint aufgetaucht, der aussieht wieaus Wachs, sich ziemlich schnell hin- und herwurschtelt, umdann ganz schnell zu verschwinden. Hab trotzdem ein paarBilder. Mit Bodyguard.Getz is Feierabend und ich hoffe auf gute Bilder morgen undvielleicht auch auf eine bessere Party.Irgendwie muß ich noch anders an die Security kommen,anderes Umfeld, Büro, Straße, Pause, sonstwas. Ich überlegmir was.Zu der Hotel Arie: gestern waren wir im Ritz-Carlton, im Hyattsind immer die Pressekonferenzen, hab mich da vertan.Ich hab da auch n Bild in der Lobby gemacht und keiner hatwas gesagt, aber irgendwann kam doch n Angestellter undmeinte, daß man nur außerhalb des Hotels fotografierendarf. Nix zu machen. (Der hatte nur gesehen, daß ich neKamera habe, nicht daß ich schon fotografiert hatte.)Mit der Bildauswahl muß ich echt mal sehen, so zweitrangigist das nicht, wann die Bilder entstanden sind. In demVertrag, den wir bekommen haben steht drin, das keine 20hVeranstaltungen mit zu den eingereichten Bildern gehörendürfen. Weil es da schon letztes Jahr Streß gab, wird wohlnoch eher drauf geachtet.Bilder kannst du übrigens gerne bei Metropuls reinstellen.Die Rechte sind komplett bei mir und die CSM ist doch selbstinteressiert, was ich da so mache.Bis morgen in alter Frische. Gegen 12h kommen neue Bilder.Dann die erste Party für heute. Auch langweilig. Viel zu voll,irgendwelche (noch nicht mal besonders gestylten) Leute,die sich mit Häppchen vollstopfen. Hab trotzdem n paarBilder gemacht.99


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Tag 7 – BüroarbeitMon, 12. Feb 2007 23:16:34 +0100Der Durchhänger ist überwunden und ich bin doch rechtzufrieden mit dem Tag.Erstmal das Bild von mir im Tagesspiegel, dann neue Bilderund dann noch folgende Geschehnisse:Hab heute morgen erstmal aus der c/o Herrn Herbstangerufen und mich erkundigt, was denn so passiert. Haberfahren, daß ich leider die Sharon Stone Pk. verpaßt habe,aber da war auch schon nix mehr zu machen – nichtmalmit Hetzerei.Also hab ich erstmal in Ruhe meine Bildauswahl gemacht.Besser gesagt wurde ich zur Ruhe gezwungen, weil heutemorgen um 11h vier Leute da waren (ich als 3te eingetroffen)und es leider nur zwei Rechner gibt. Also warten aufjemanden, der keinen Plan von Photoshop hat und seineAuswahl nach Augen-zu-und-angeklickt macht. Toll.Irgendwann konnte ich dann doch die Oranienburger Str.verlassen und mal wieder den Potsdamer Platz aufsuchen.Da war allerdings noch nicht viel los. Also erstmal in Security-Büro– das mach ich eigentlich jeden Tag, aber da istmeist keiner oder der, der da ist, macht sich gerade auf denWeg irgendwohin. Heute war aber jemand da und ich binin eine kleine Dienstbesprechung geplatzt. Erster Impulswar: Nicht stören, kehrt machen. Aber Mario meinte: „HeyEvi, komm rein“ – wunderbar. Hab dann mal ein paarMinuten zugehört und jede Menge Bilder gemacht. DieHerrschaften haben sich auch gar nicht von mir störenlassen. Ein munteres Kommen und Gehen, Kaffee trinken,Aufgaben verteilen und um Wagen feilschen konnte dokumentiertwerden.Ich hab dann noch recht Lage mit Mario über seinenJobgequatscht; interessante Terrorismus-Einschätzung beiMedienveranstaltungen wie der Berlinale.Die Besprechung war grundsätzlich gut für kurze Notizenwie Namen der Beteiligten, Arbeitszeiten (ca. 16 Std.täglich), Wohnort etc. Konnte also zufrieden das Büroverlassen.Dann war da noch der große Auftritt von Frau Stone,endlich wieder Platz am ZDF Stand für mich. Gute Bilder,aber ein noch besseres Bild (hoffentlich) hab ich aus dem Innenraum,ich den ich gesprintet bin: Herr Herbst rechts vororangener Wand, nestelt an seinem Stecker im Ohr, FrauStone links im Bild im Anschnitt, schwarzes Glitzerkleid inPressepose.Dann noch heute abend der Berlin today award, stinklangweiligeVeranstaltung, viel Gequatsche, gute Band, leidermit schlechten Sängern und drei Kurzfilme. Der letzte vonden dreien hat echt alles rausgehauen. Ein Film über dieWasserschlacht, die auf der Brücke zwischen Friedrichtshainund Kreuzberg stattfindet – The great border battle.Mit vielen Interviews der Bewohner, der Polizei etc. – wirklichgut gemacht.Getz komm ich gerade an und lese die Email, die ich dirschon weitergeleitet habe. So eine Unverschämtheit. Sabinehatte heute noch gesagt, daß sie unsere komplettenKonzepte zur Jury geschickt hat und es wurde mit keinemTon erwähnt, daß sich da irgendwas ähnelt. Ich ärger michschon, aber auch wieder nicht, weil ich von den CSM Leutenweiß, daß ich die einzige mit so ner Regelung bin – also imZweifelsfall näher dran. Sie hat in der Email ja geschrieben,daß wir das unter uns regeln sollen und ich hab auch direktne Mail an die beiden anderen verfasst, aber dann dochnicht abgeschickt. Am besten sag ich einfach nix und machmein Zeug.Wäre das ein Zufall, daß sich Themen überschneiden, fändich das gar nicht schlimm. Aber jeder hier hat mitbekommen,daß ich viel bei der Security bin (müssen ja nur dieÄuglein aufsperren) und bei jeder Pk. VOR der Absperrungstehe...Wie du merkst, bin ich gerade leicht gereizt. Aber eigentlichhör ich schon deine Stimme im Hinterkopf: „Reg dich nichtauf, Nachahmer, Neider. Mach dein Ding.“ Und so wirdsgemacht.101


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Tag 8 - Kleiner MannTue, 13. Feb 2007 23:13:57 +0100Schönen guten abend...ich war gerade im Kino und bin deswegen nicht ans Telefongegangen. Getz scheinst Du nicht mehr erreichbar.Erstmal die Ereignisse des Tages:Mal wieder Labor. Bin eigentlich ganz zufrieden mit denFotos, aber heute morgen in der Hektik war mir das alleszuviel mit den Sicherheitsmännern im Büro...hab da kurzweiligden Überblick verloren.Getz sitz ich hier vorm Rechner und mir fällt das erste malnicht ein, wen ich heute fotografiert habe...aber Moment,getz doch: Antonio Banderas. Aber das ist auch eher unwichtig.Hab den Tag mal wieder bei der Security verbracht,wenn auch heute nicht im Büro. Zuerst ein bissl quatschen– Email Adressen erhalten – so langsam werden doch alleneugierig.Dann Antonio, der erst ins Auto eingestiegen ist, dann dochwieder ausgestiegen, um xy zu begrüßen (Security hektisch),dann doch wieder eingestiegen. Zu schnell, zu klein.Später hab ich mit Axel und Martin die Jury aus dem Ritzabgeholt, d.h. versucht, denn die Jury wollte sich gar nichtabholen lassen. Termin ausgefallen, also wieder zurück insBasislager.In der Lobby und auf dem Weg hat mir Martin erstmal erzähltwie das so abgeht mit den Star-Objekten im Mediengetümmel.(Ich hab bestimmt schon n Bild von ihm geschickt,sehr kantig, Bodybuilder-Türsteher Typ.) Er ist wohlschon länger im Geschäft und meinte, daß – bis auf dieganz Großen – die Promis eben nur funktionieren müssen.Egal ob müde, krank oder lustlos, bedroht vom Exfreundoder sonstwem. Das Management hält sowas zurück, solangedie Show läuft. Und das Sharon Stone täglich Besuchvon Arzt bekommt, der sie mit Vitaminspritzen o.ä. hochpäppeltwird natürlich nirgends abgedruckt. Wozu auch?Dann der 2te Versuch mit Antonio im Zoo Palast: KleinesKino, viele Leute, noch mehr Security. Foto von dem Starhab ich natürlich nicht, aber zum Glück ist die Absperrungdirekt vor mit umgekippt und die Sicherheit stürmte. Weißallerdings nicht, ob was rausgekommen ist. Alles ging malwieder schnell und ich hab nichtmal mehr durch denSucher geschaut.Dann schnell schnell weiter zur Verleihung der Kurzfilmbären.Nett. Kein einziges Bild gemacht (im Gegensatz zumeinen Ich-muss-in-der-ersten-Reihe-sitzen-Kollegen). Undnun back im Backpacker.Zwischendrin hab ich irgendwie mit den beiden Themendiebengesprochen: Nr. 1 macht Portraits, aber nicht nur vonSecuritys; Nr. 2 macht dasselbe Thema wie ich, aber weißdaß ich ne Spezialerlaubnis hab. Zitat: „Nee, ich find das eigentlichganz gut auch mal ne andere Sicht auf das Themazu haben. Ich hab mich auch nicht endgültig entschieden.“Blabla. Die CSM Typen wurden jedenfalls nicht wegen nerweiteren Erlaubnis angesprochen (die es auch nicht gebenwürde) und mir ist das – einen Tag später – auch schonwieder alles egal. Glaube, das Typ is n Schwätzer (und Tele-Benutzer).Wegen der Auswahl: Natürlich find ich das Charlotte-GoldschuhBild auch super, aber ich befürchte, es paßt nichtzum Rest. Die Funken allerdings schon. Ich möchte liebernur bei der Security bleiben und auch wenn das ein gutesBild ist, hat das für mich keinen Bezug zum Rest.Ich hab heute mal angefragt, ob ich nicht einen (oder mehrere)von denen im Wagen begleiten kann. Antwort: „Dasläßt sich in den nächsten Tagen bestimmt mal einrichten.“Hoffe ich doch.Ich mach von Tag zu Tag immer weniger Bilder, weil ichdoch langsam weiß, was noch fehlt. Ich mach einfach neAuswahl und von Bildern (20, 30?) und du hilfst mir dann, 9Stück auszusuchen.Du merkst, ich bin gerade wieder zuversichtlich, aber dasschwankt zwischen alles-ist-super und Skepsis, weil ichdazu neige, die anderen zu unterschätzen. oder? odernicht? oder doch?Wie auch immer. War n guter Tag heute.Gute Nacht in Erwartung neuer Bilder.103


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Tag 9 - Schlechtes timingWed, 14. Feb 2007 21:00:22 +0100Die Fotos werden immer weniger. Gestern 2 Filme, heutenur noch einen. So langsam bin ich geschafft und wartenur noch darauf, die Bilder zu machen, die ich mir sovorstelle...Heute ist meine Mutter angekommen und deswegen habich nur Bilder abgeholt und n bissl sortiert. Dann zumBahnhof, zurück ins Hostel und dann erst los. Kein einzigesBild vor 14.30h.Bin gerade noch rechtzeitig gekommen, um die Jury mit abzuholen,die leider nicht aufgetaucht ist. Schon wieder. Alsozurück zur Pk. und warten auf Nina Hoss – die ich natürlichnicht kenne. N bissl mit Alex gequatscht, Handy Nr. abgegeben:„Dann kann ich dich ja anrufen wenn irgendwaspassiert.“Und angerufen hat er auch. Und mich direkt mit ins Kinozum Hintereingang genommen. Das war super. Neuer Ort.Nach und nach kamen dann auch alle, Sekt war schonaufgebaut und der Abspann lief, vier Autos vor der Tür zurAbholung. Just in diesem Moment kam leider der Chef-Koordinator den Gang runter, hat mich gefragt, was ichmache und mich weggeschickt. Mist. Alex hat mir spätererzählt, daß dieser Typ zum allererstenmal in genau diesenSeitengang gekommen ist. Dumm gelaufen.Auch dumm gelaufen ist, daß ich gestern J. Lo. verpaßthabe (23.30h) – hab ich einfach nicht gewußt. Axel hat mirerzählt, daß die Leute so auf sie gestürmt sind, daß dieSecurity n Ring um sie bilden musste. Schon wieder Mist.Das hätte ich lieber erst gar nicht gewußt. N bissl mehrAction hätt ich auch noch gerne dabei.Abwarten, ob morgen noch was besseres geht. Die Autofahrtist klargemacht.Vielleicht ein paar neue Bilder.105


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Tag 10 – DscheniiiifaaaaThu, 15. Feb 2007 23:58:02 +0100Ereignisse des Tages:Gestern nacht war es dann soweit: Ich hab zum ersten malvon den Man in black der Berlinale geträumt. Bin ein paarmalaufgewacht, um wieder einzuschlafen und denselbenTraum weiterzuverfolgen. Und immer nur mit Blick durchdie Yashica. Gestörte Wahrnehmung nennt man das wohl...Die magere Ausbeute (ein ganzer Film), die ich heute zumLabor bringen konnte, hat auch nicht viel gebracht. Hast Duja gesehen. Heute morgen also irgendwie nicht soviel mitMotivation.Aber irgendwie gehts ja trotzdem immer los und wenigstenswar heute ein Tag mit prominenter Besetzung, was jaauch immer Streß für die Sicherheit mit sich bringt. Also Pk.,roter Teppich 16h, 19h und 22h. Um 19h stand ich beim ZDFund ein dicklicher Kabelträger meinte, sich direkt vor mirausbreiten zu müssen. Kleine Diskussionsrunde...Bilder habich trotzdem gemacht. Ich versteh ja den Platzanspruchwenn man sein Geld damit verdient, aber freundlich bleibenkann man auch, erstrecht wenn man nur Assi ist.Das Arsenal an Mitarbeitern war mal wieder beachtlichund die Autogrammjäger, die ihre Zeit gestohlen habenund an ihren Plätzen festgewachsen sind schrien abwechselndim Chor „Dscheniiiifaaaa, i laaaf ju“ oder „Espania,Espania,...Antonio, Antonio,...“Dann ein kleiner Treff mit meinem Ex, der mittlerweile inBerlin wohnt – ich hatte das eigentlich als Feierabend geplant.Die Zeit hat aber nur auf ein schnelles Bier gereichtund schon hatte ich wieder die Security an der Strippe, diemich zum Hinterausgang rief. Das hat zeitlich so geradegeklappt, aber ich glaub, da is nix Dolles dabei.Morgen kann (hoffentlich) endlich die Autofahrt gemachtwerden und ich hab auch wieder mehr abzugeben.Zu Deiner Auswahl: Kann ich leider nix sagen, weil ich sitnicht entpacken kann. Bitte schick mir das als zip oder alsEinzelbilder. Schade, daß noch nix bei Metropuls ist. Aber sobleibt noch Spannung bis morgen.Die Bilder von heute hast du morgen bis 11h auf deinemRechner.Auch wenn morgen der letzte Tag ist, werde ich drauf achten,den Leuten nicht mehr die Füße abzuschneiden. Undnatürlich nehm ich solche Kritik nicht übel.107


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Tag 11 – EndspurtFri, 16. Feb 2007 23:55:46 +0100Geschehnisse:So ein Mist, daß dein Mail Account nicht funktioniert. Undauch noch gerade heute. So ziemlich genau das hab ichheute morgen gedacht. Und dann noch die Auswahlmachen...schwierig.Irgendwie hat das ja dann noch hingehauen mit den verschiedenenDateien. Mittlerweile, nachdem ich gute zweiStd. versucht habe, den Monitor zu hypnotisieren, bin ichzufrieden bei elf Bildern angelangt. Die lass ich alle morgenmachen, leg sie nebeneinander und schmeiss dann nochzwei raus.Nach ausgedehntem vormittag / mittag im Labor / in derc/o, hab ich heute auch mal politische Prominenz fotografiert:Steinmeier. Unsympathisch. War das fotografierennicht wert. Und das war auch schon alles, was heute fototechnischzu machen war.Die Security konnte mir bei Kaffee und Zigarette (Nicht fürmich. Danke.) berichten, daß es nichts zu berichten gibt. Diemeisten fahren morgen schon und für die Bärenverleihungist nur noch die Notbesetzung vor Ort. Alles zur Zufriedenheitgelaufen.Also ein etwas entspannterer Tag, den ich mit Auswahl,telefonieren, Auswahl und Negativsuche verbracht habe.Irgendwie seltsam, daß schon zwei Wochen rum sind. Esüberwiegt das Bedauern.Morgen werd ich mir dann doch noch einen Film ansehen,Magnum in motion, Magnum photos - ein Mythos ändertsich, deswegen kommt man ja schließlich auch zur Berlinale.Und netterweise hat die c/o sechs Karten für die Close upLeute organisiert, von denen ich zum Glück eine ergatternkonnte.Bevor das allerdings auf dem Plan steht, müssen nochLabor- und Kaschierarbeiten erledigt werden. Ärgerlicherweisehaben wir nichts mit der Hängung zu tun.Ich bin sehr gespannt auf die Auswahl oder überhauptdie Bilder der anderen. Ich hab mir nochmal in Ruhe dieDiashow heute angeschaut und es sind schon gute Sachendabei, genaugenommen glaube ich, daß zwei gute Leutedabei sind. Aber getz ist es gelaufen und ich bin zufrieden.Ich melde mich morgen nochmal aus dem Labor – so gegen11h – in der Hoffnung, daß dein Rechner wieder ausgeschlafenist.109


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Tag 12 + 13 – finaleSun, 18. Feb 2007 11:49:26 +0100Gestern bzw. heute war ich erst so spät zu Hause, daß derInternetraum leider schon geschlossen war. Nix mehr zumachen mit dem Tagesbericht.Angefangen hat alles im Labor. Ich war doch leicht aufgekratzt,aber der Labormensch ist ganz entspannt gebliebenund hat seine Sache gut gemacht. Warum auch nicht? DiePrints sind gar nicht übel geworden – auf jeden Fall farblichstimmig untereinander.Dann mußten die guten Stücke ja noch aufgezogen werdenund so um 12.30h stand ich dann auch bei der c/o. Reger betrieb,bei dem ich nur das Gefühl hatte, daß die linke Handnicht weiß, was die rechte tut. Handwerkliche Katastrophe– das hab ich wohl schon gestern erwähnt – aber ich habemich in vornehmer Zurückhaltung geübt. Will mich ja nichtaufdrängen. Was da z.T. abgegeben wurde – rein technisch– hätte ich nichtmal mit beiden Augen fest zu abgegeben.Aber wen kümmerts. Ich bekam noch von einer Mitarbeiterinzugefüstert: „Zieh die Sachen sauber auf.“...sehr nett,hatte ich aber eh schon.Dann entspannt mit meiner Mutter zum Essen und späterins Kino. Der Magnum Film war wirklich sehr gut. Mitverschiedenen Fotografen-Interviews und kleinen Geschichtenzur Entstehung und Arbeit von und bei Magnum.Insgesamt lief es auf charmantes Chaos aus, was sicher nurzum Teil war ist. Sehr nett fand ich allerdings Mitschnittevon den Mitgliedertreffen, in denen entschieden wird, werneues assoziiertes Mitglied werden darf. Per Handzettel,eingesammelt in einem alten Strohhut.Naja, und dann eben noch n bissl Kneipe etc. Alle warenaber recht fertig und irgendwie bedauern es wohl die meisten,daß Feierabend ist.Ich meld mich, sobald ich was weiß.Ende der Geschichte:Leider habe ich nicht den ersten Preis gewonnen. Aber dasärgert mich nicht, denn es ist eine gute Fotoarbeit entstandenund ich würde mir jederzeit wieder zwei WochenStress in Berlin antun.111


112Auf Wiedersehen, Freunde der Nacht.

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