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Der Jahresablauf auf einem Bauernhof im Dobriner Land. Wenn ...

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danach erst zu dünnen Fäden spinnen, um anschließend <strong>auf</strong> <strong>einem</strong> Webstuhl zu wertvollemLeinen zu verarbeiten.Auch mit der Obsternte musste angefangen werden. Ein großer Teil des Obstes wurde inder Darre getrocknet (Dörrobst). Am besten eigneten sich Zwetschgen dazu, aber auchbest<strong>im</strong>mte Birnen- und Apfelsorten wurden <strong>auf</strong> diese Weise verarbeitet. Das Einkochen oderEindünsten in Gläsern oder Dosen hatte man damals noch nicht praktiziert. Das Dörrobstwurde verk<strong>auf</strong>t, ein Teil davon <strong>im</strong> eigenen Haushalt als Beilage zu Suppen und als Kompottverwendet.Besonders verbreitet war das Kochen des Pflaumenmuses. Im Garten wurde eineHerdstelle gegraben, in die man einige Ziegelsteine setzte. Dar<strong>auf</strong> wurde ein großerKupferkessel gestellt, der mit ausgesteinten Pflaumen gefüllt wurde. Zwischen den<strong>auf</strong>gebauten Ziegelsteinen wurde Holz <strong>auf</strong>geschichtet und angezündet. Damit wurde schonam frühen Morgen begonnen. Die Kochprozedur dauerte 24 Stunden, wobei man das ständigeUmrühren mit <strong>einem</strong> langen Holzrührer nicht vergessen durfte, sonst brannte alles an. Ab undzu wurden noch Pflaumen nachgefüllt. An der Herdstelle fanden sich am Abend Leute ein,wärmten sich, versuchten den Mus, erzählten alte Geschichten und schauten <strong>auf</strong> die nahegelegene Wiese mit ihren Torfgräben, um die Irrlichter zu sehen. Bald verschwanden einige <strong>im</strong>Haus und begaben sich zur Nachtruhe. 2-3 Personen blieben <strong>auf</strong> bis der Mus, auch Kreidegenannt - ich kann mir die Herkunft dieses Namens nicht erklären - topffertig war. GagenMorgen wurde das Mus in Steintöpfe abgefüllt und oben mit <strong>einem</strong> Leinentuch zugebunden.Auf ähnliche Art und Weise kochte man auch Sirup, der jedoch viel süßer war. Um Zucker zusparen, mischte man auch nicht selten beide Arten zusammen und kochte sie noch einmal <strong>auf</strong>.Diese "Kreide" diente oft als Brot<strong>auf</strong>strich und wurde gern von Kindern gegessen, die sichdabei die Wangen verschmierten und versuchten, mit der Zunge den Mund wieder sauber zulecken. <strong>Wenn</strong> der letzte Acker tief für den Winter umgepflügt war, dann folgte das Harkender Blätter und Nadeln <strong>im</strong> nahe gelegenen Wald, damit die schon erwähnten Mietenwinterfest abgedeckt werden konnte«. Auch nicht winterfeste Stallungen oder Hundehüttenwurden damit gegen Frost geschützt. Nun wurden noch die Keller mit Kartoffeln und Rübenvollgefüllt und meistens gegen Martini kam auch der erste Schnee. Die Kinder waren dar<strong>auf</strong>gespannt, ob St. Martin <strong>auf</strong> <strong>einem</strong> Sch<strong>im</strong>mel oder Rappen geritten kommt. Zu diesem Zeitpunktwechselte mancher Knecht und manche Magd ihren Bauer. Man fuhr <strong>auf</strong> den Jahrmarkt,kleidete sich für den erhaltenen Lohn neu ein und schaute nach <strong>einem</strong> neuen Arbeitgeber.Fand man einen neuen Herrn, so wurden der Lohn und sonstige Vereinbarungen gegenHandschlag getroffen. Langsam dachte man auch an die Hausschlachtungen, die <strong>auf</strong> dem Hoferfolgten. Am Vortag wurden die Messer <strong>auf</strong> dem Schleifstein geschärft und mit <strong>einem</strong>Wetzstein nachgezogen. Das Holz wurde vorbereitet, damit genügend heißes Wasser <strong>auf</strong> demHerd zur Verfügung stand. Jetzt konnte man das ausgesuchte Schwein schlachten. Meistenswurde dazu ein Nachbar oder Verwandter, der dieses Handwerk verstand, hergebeten. Dasabgeschlachtete Schwein wurde in einen Trog gelegt und mit kochendem Wasser abgebrüht,dann die Borsten mit scharfen Messern abgeschabt. Dann wurde das saubere Tier mit denHinterfüßen an <strong>einem</strong> Haken <strong>auf</strong>gehängt, der Bauch <strong>auf</strong>geschnitten und die Innereienherausgenommen. Jetzt reinigte man die Därme, das Fleisch wurde dem Verwendungszweckentsprechend <strong>auf</strong>geteilt, <strong>im</strong> Kessel gekocht und zur Wurst verarbeitet. Schinken und Wursträucherte man, einen Teil hat man als Salzlake in <strong>einem</strong> Steintopf eingepökelt. Dass an solch<strong>einem</strong> Tage ein deftiges Fleischgericht <strong>auf</strong> dem Tisch stand, versteht sich von selbst. Oft habenVerwandte und Bekannte in der Stadt davon etwas versuchen dürfen.Jetzt kam auch die Zeit, in der die Städter ihren Winterbrand bekamen. Die Frauen hattenjetzt Zeit, Flachs und Wolle zu spinnen, um noch rechtzeitig vor Wintereinbruch warmePullover, Socken und Handschuhe zu stricken oder zu häkeln. <strong>Der</strong> Bauer und seine Helferhäckselten und schroteten <strong>auf</strong> Vorrat, brachten Roggen und Weizen in die Mühle, um für

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