13.07.2015 Aufrufe

Eine Reise durchs südliche Afrika - Heike Pander

Eine Reise durchs südliche Afrika - Heike Pander

Eine Reise durchs südliche Afrika - Heike Pander

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FERNWEHAFRIKAWir schreiben den 1. April 2010 und Matthiasmüht sich gerade ab, auf der BMWden großen Gepäckberg, der sich vor ihmauftürmt, fest zu schnüren. Denn heutegeht es los auf die große <strong>Reise</strong>. Von Bonnfahren wir nach Kapstadt – selbstverständlichüber Land. Bisher haben wir uns in der Vorbereitungsphaseerfolgreich um eine Probefahrt mit Gepäck gedrückt. Dasrächt sich nun. Nach schweißtreibenden Stunden ist am Nachmittagendlich alles auf den Motorrädern verschnürt. Die ersteProbefahrt findet nach wenigen Metern ein abruptes Ende: Matthiaswinkt völlig entnervt ab. Die Maschinen sind einfach unfahrbarund eine Fahrt bis Kapstadt damit undenkbar.Frustriert laden wir die Motorräder wieder ab und schleppen dasGepäck in die Wohnung zurück. Der Nachmieter kommt zumGlück erst morgen. Wir beginnen damit, drei Haufen zu bilden:»unverzichtbar«, »eventuell« und »geht gar nicht«. SchwerenHerzens trennen wir uns von einigen Annehmlichkeiten. Mit gemischtenGefühlen starten wir am 2. April, Karfreitag, unserennächsten Versuch. Die Nachbarn winken amStraßenrand und sind genauso erstaunt wiewir, dass es nun doch trotz randvoll bepackterMaschinen endlich los geht.Nach einer Schleife bei Familie undFreunden erreichen wir Wien. Dort erwartenwir ein paar ruhige Tage, bevor wir die SicherheitEuropas für lange Zeit verlassenwerden. Aus der Ruhe wird aber nichts,denn wir haben Bonn ohne Visum für denSudan verlassen. Unsere Visa-Agentur teiltuns mit, dass die Erteilung des Visums fehl geschlagen ist undschickt uns die »leeren« Pässe nach Wien. Bei Punschkrapfen undPowidltascherln wägen wir die Alternativen ab. Wir könntenweiterfahren bis nach Kairo, um dort auf einem staubigen Campingplatzauf den ungewissen Ausgang der Visafrage zu warten,über Westafrika fahren – auf das wir uns überhaupt nicht vorbereitethatten – oder die leichteste, dafür auf den ersten Blick auchteuerste Option wählen: <strong>Eine</strong>n Flug mitsamt unseren Maschinenvon München direkt bis Kapstadt. Wir entscheiden uns für denFlug und ehe wir uns versehen, sind wir wieder auf dem Rückwegnach Deutschland – Destination München.Am Tag darauf werden die Motorräder als Gefahrgut inspiziert.Die Lichtmaschineist das Ersatzteil, dasder ersten GepäckoptimierungzumOpfer gefallen ist1 2Die anschließende Abfertigung verläuft reibungslos,die Motorräder werden von der Spedition auf Palettengeschoben und so nach Südafrika verfrachtet.Zufrieden machen wir uns auf den Weg nach Hause.Die Meldung in einem großen deutschen Boulevard-Blatt,dass ein Vulkan mit unaussprechlichemNamen auf Island Unmengen an Aschewolken in dieAtmosphäre pustet, beachten wir nur beiläufig. DieAuswirkungen des Vulkanausbruchs bekommen wirerst am nächsten Morgen zu spüren. Alle Flüge vonMünchen aus sind storniert. So sitzen wir zehn Tagefest, bevor wir Ende April am Kap landen.Bereits bei der ersten Ausfahrt um Stellenboschkränkelt die BMW. Wir suchen Hilfe beim BMW-Händler, doch dort erklärt man uns, dass man sichmit Motorrädern in dieser Altersklasse nicht mehr auskenne. Wirsind entsetzt, finden aber nach einigem hin und her doch noch einenSchrauber, der sich mit Motorrädern der älteren Jahrgängeauskennt. Dieser verkündet, dass die Lichtmaschine ein Problemhat. Wir halten beide die Luft an, denn dieLichtmaschine ist genau das Ersatzteil, dasder ersten Gepäckoptimierung unterwegszum Opfer gefallen ist und nun in einemSchrank im Schwäbischen vor sich hinstaubt. Der Schrauber verspricht unsschnelle Hilfe, die auch nach wenigen Tagenin Form eines restaurierten Rotors eintrifft.Leider gibt genau dieser Rotor nach wenigenKilometern den Geist auf und erst der zweitefunktioniert.Langsam gewöhnen wir uns an den Linksverkehr und testen ersteSchotterpisten. Von Stellenbosch treibt es uns zunächst inRichtung Kimberley. Dort möchten wir die riesigen Diamantenminensehen. Natürlich findet der Abbau lange nicht mehr so stattwie in den Anfangszeiten. Geblieben ist in Kimberley vor allemein riesiges Erdloch, das uns entgegen gähnt und ein Museum, dasan die »reichen« Diamanten-Jahre erinnert. Wir wollen weiteraber die BMW streikt wieder. Der Lichtmaschinen-Rotor wirdzum dritten Mal (!) getauscht.<strong>Eine</strong>n Tag vor der Ausreise nach Namibia lernen wir auf einemCampingplatz im Augrabies Nationalpark zwei Südafrikaner kennen,Vater und Sohn, die auf einer Abenteuerfahrt in das Kaokoveldnach Namibia unterwegs sind. Wir sind uns sofort sympathischund beschließen, ein Stück des Weges gemeinsam zurückzu legen. Der Grenzübertritt ist erwartungsgemäß einfach. DerTag ist schon voran geschritten und weit und breit kein Campingplatzin Sicht. Die beiden Südafrikaner sind jedoch gewöhntzu improvisieren und so campieren wir kurzerhand auf dem Geländeeiner Farm unter freiem Himmel. Es wird eine unruhigeNacht, denn Schakale und Erdferkel streifen um unsere Zelte. Dernächste Tag bringt uns Windhoek näher. Allerdings müssen wiruns wieder von unseren <strong>Reise</strong>begleitern trennen, denn eines derMotorräder hat ein Problem mit – der Lichtmaschine!In Windhoek treffen wir Bekannte aus Deutschland, die dort alsEntwicklungshelfer tätig sind. Es hat offenbar Tradition, dass fürNeuankömmlinge mit dem Motorrad eine Ausfahrt organisiertwird und so verlassen wir uns darauf, dass unsere Begleiter allesim Griff haben. An einem Sonntagmorgen fahren wir los – geplantist eine »einfache«, 200 km lange Tour nahe Windhoek. Die rukkeligenPisten mit Tiefsandpassagen durch trocken gefalleneFlüsse sind vor allem für mich eine Herausforderung, aber ichnehme es sportlich. Bis ich den auf der ganzen Strecke einzigen1 OrdentlichesBuschfeuer in Sambia.2 Freundlicher Elefantenbesuchauf dem Campingplatzin Livingstone,Sambia. 3 AufgeregteKinder am Lake Malawi.4 Tagesaktuelle Speisekartein Liwonde, Malawi.3 4Nagel finde und ihn mir gekonnt in den Hinterreifen bohre. ZumGlück haben wir Flickzeug dabei, denn der Nagel hat ein riesigesLoch in den Schlauch gerissen. Allerdings sind die Flicken nur minimalgrößer als das Loch und wir zweifeln an der Haltbarkeit dieserLösung. Zunächst hält der Reifen aber die Luft und die Fahrtgeht weiter. Nach etwa 70 weiteren Kilometern ist Schluss, derReifen platt und weitere Reparaturversuche scheitern. Guter Ratist teuer und uns bleibt wenig Zeit bis zum Sonnenuntergang. Wirsind immer noch etwa 90 km von Windhoek entfernt. Uns bleibtnichts anderes übrig, als einen Pick-up aus Windhoek zu organisieren,um die platte Honda wieder in die Stadt zu transportieren.Gerade als die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwinden,kommt der Pick-up in Windhoek an. Glück gehabt!Die <strong>Reise</strong> führt uns nun von Windhoek in Richtung Küste undinzwischen hat auch die Fußballweltmeisterschaft begonnen. Waruns in Südafrika an jeder Ecke Werbung zu diesem Ereignis entgegengeweht, so hält sich dieses Informationsspektakel in Namibiasehr in Grenzen. Uns wird klar: Fußball wird im <strong>südliche</strong>n<strong>Afrika</strong> eher von der schwarzen Bevölkerung favorisiert. Die Weißen,die wir in Namibia treffen, kommen überwiegend aus Südafrikaund bezeichnen sich als WM-Flüchtlinge. So erkunden wirdie Fußgängerzone in Swakopmund und treffen dort tatsächlichauf ein Prinzenpaar – denn in Namibia, der ehemaligen deutschenKolonie, ist Karneval!An den Epupa-Fällen an der Grenze zu Angola haben wirGlück und bekommen gerade noch einen Campingplatz direktam Fluss in der Nähe der Wasserfälle. Viele Fussball-Flüchtlinge hatten dieselbe Idee. Lag in Mariental morgensnoch Frost auf dem Zelt, ist es nun auch nachts angenehmwarm geworden. Die Bevölkerungsdichte ist hier sehr geringund so erweckt die Landschaft mit den grandiosen Wasserfällennoch den Eindruck fast unberührter Wildheit. Sie ist vor allemHeimat der Himba, die Viehhaltung betreiben und teils noch sehrursprünglich leben. Nach vielen Wochen unserer <strong>Reise</strong> treffen wirnun auch endlich auf die lang ersehnten Baobabs, die wie aufgepfropftzwischen den Fällen teils auf nacktem Fels stehen. Besondersim Sonnenuntergang entsteht ein magisches Leuchten,das den Betrachter in seinen Bann zieht. Wir sind hingerissen!Die Einreise nach Botswana erfolgt »auf eigene Gefahr« durchdas Mahango Wildreservat unweit der Popa Falls im Westen desCaprivi Streifens. Matthias fühlt sich wie im »Jurassic Parc«. AmParkeingang hängt ein großes Schild. Alle »Großen« scheinen hier64 MotorradABENTEUER 2/20122/2012 MotorradABENTEUER 65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!