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ÜBERREGIONAL23Foto: fotolia | copridJedoch ist die Bibel nicht nur <strong>als</strong> Quelle für den ethischen Umgang mitTieren zu sehen, auch der Gegenstand der Ethik im Tierreich selbstwird in ihr thematisiert. In dem vierten Buch Mose 22, 21 – 28 wirdfern der Anthropozentrik ein biozentrisches Ethikkonzept verhandelt.Der Seher Bileam, der mit seiner Eselin reist, soll von einem Engel desHerrn an seiner Reise gehindert werden. Bileam sieht jedoch den Engel,der sich dreimal mit einem Schwert in der Hand in seinen Wegstellt, nicht. Nur die Eselin empfindet Frucht und weicht deshalb immerwieder vom Weg ab, was dazuführt, dass Bileam sie gewaltsam aufden Weg zurück drängt. Ganz zuletzt greift Gott in das Gesehen ein:»Der Herr aber tat der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam:Was habe ich dir getan, dass du mich nun schon dreimal geschlagenhast?«Später spricht die Eselin dann noch: »Bin ich nicht deine Eselin, aufder du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War es je meine Art,mich so gegen dich zu benehmen?« Diese beiden Aussagen zeigen diemoralischen Grundprinzipien der Eselin. Sie beklagt sein Verhalten,verurteilt es jedoch nicht. Und weiter akzeptiert sie ihren Status derUnterordnung und erinnert Bileam an ihr konstant loyales Verhalten.In dieser Textstelle wird das Tier <strong>als</strong> die moralische Instanz präsentiert,nicht der Mensch. Über diese neue Erkenntnis hinaus verbirgt sich einweiters wichtiges Detail in der Textstelle. Gott tut der Eselin den Mundauf. Tiere bedürfen <strong>als</strong>o nach biblischen Vorstellungen Gott, um inKommunikation mit dem Menschen treten zu können.Sofern man antiken Lehren folgt, sind Moral und Ethik untrennbarmit dem Besitz einer Seele (Psyche) verbunden. Nach der »Seelenwanderungslehre«des griechischen Philosophen Platon galten auch Tiere<strong>als</strong> beseelte Wesen. Die Grenze zwischen Mensch und Tierverschwamm durch diese Deutung.Vornehmlich trug derchristliche Auferstehungskultdazu bei, dass nur der Menschnach dem Tod durch die letzte Instanz(Gott) in das Eschaton eintretendarf. Diese exklusive Ansichtsprach fortan den Tieren den Besitzeiner Seele ab. Und doch lassen sichauch Perspektiven in der Bibel finden,die den Tieren die Unsterblichkeit,<strong>als</strong>o den Besitz einer Seele zubilligen.In dem zweiten Schöpfungsberichtpräsentiert sich Gott dem Menschen<strong>als</strong> Töpfer,der den Mensch aus dem Acker der Erde schafft. 1Erst durch den Lebensodem erwacht Adam. Tiere werden in diesemSchöpfungsbericht nicht explizit durch den geschenkten Odem beseelt,jedoch in Psalm 104 Vers 29 und 30 wird die Notwendigkeit desOdems (Seele) bei Tieren erwähnt. »[…] nimmst du ihren Odem hin, sowerden sie wieder zu Staub. Sendest du deinen Odem aus, so werdensie geschaffen«.Nicht nur die Theologie, <strong>oder</strong> auch die Philosophie haben sich mitdem Themenfeld Ethik im Tierreich beschäftig und vor allem gezeigt,dass sie nach diesen Disziplinen existent ist. Auch die Verhaltensbiologiehat zahlreiche Untersuchungen dazu durchgeführt. Eine teilsapologetische Haltung, die den Ruf der empirischen Wissenschaftschützen soll, ordnet jede soziale Verhaltensinteraktion dem dringlichenBedürfnis der Art- und Individuenerhaltung zu. Wenn man sichjedoch auf diese »Biologisierung der Moral« 2 einlässt, so stellt sich berechtigterweisedie Frage, ob Moral <strong>oder</strong> gar Ethik einer biologischenÜberlebensstrategie entspringen? Viele Verhaltensforscher haben gezeigt,dass das Bild der »rauen Natur« nur auf eine Fehlinterpretationvon Darwins »survival of the fittest« zurück zuführen ist.Paläontologische Funde haben außerdem bewiesen, dass Höhlenmenschenkurz nach dem Einwandern in Europa stark eingeschränkteGruppenmitglieder (Zwergwuchs, Kauunfähigkeit und Gliederlähmung)unterstützten und durchfütterten. Gründe sind dafür nach derMeinung der Wissenschaft die extrem günstigen Umstände des neuenLebensraumes, der sämtliche Ressourcenbedürfnisse ausgiebig erfüllte.Und heute? Wir leben in Städten, die uns schon lange von der Naturentkoppelt haben und uns von jeglicher Bedrohung aus der Tierweltlosgesagt haben. Der Mensch hat eine jahrtausend lange Entwicklungdurchlaufen und feiert sich nun für seine Intellektualität und seinethisches Bewusstsein, doch seiner kreatürlichen Herkunft ist er sichnur noch theoretisch bewusst.Genau aus diesen beiden Gründen stellt die Existenz der Moral imTierreich den Menschen in die Pflicht einer doppelten Verantwortungsethik.Einer Verantwortung vor seiner eigene Herkunft aus derNatur und der Verantwortung vor seiner geistigen Entwicklung.Die Bibel beschreibt es zwar plakativ, aber richtig. Das Tier kann sichnicht äußern, der Mensch jedoch kann den Auftrag Gottes zur Bewahrungder Schöpfung annehmen!1 hebräisch: Adam, adamah = Ackerboden2 vgl. de Waal, Frans: »Der gute Affe«, S. 19 – 23DieWelt ist kein Machwerk und dieTiere sind kein Fabrikat zu unseremGebrauch. Nicht Erbarmen, sondernGerechtigkeit ist man den Tierenschuldig.ARTHUR SCHOPENHAUER

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