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PALM BESEN-TRAGEN Hühneidieben ums Haus getragen werden.

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titleissuepageMaxima3/2013Oster Special6-10<strong>PALM</strong> <strong>BESEN</strong>-<strong>TRAGEN</strong>Ein beliebtes Symbol für den Palmsonntagsind die geschmückten Palmbuschen, diewegen ihrer Heilkräfte und zum Schutz vor<strong>Hühneidieben</strong> <strong>ums</strong> <strong>Haus</strong> <strong>getragen</strong> <strong>werden</strong>.1/5


J/FASZINIEREND, MANCHMAL AUCH KURIOS SIND DIE ALTEN BRÄUCHE ZUR OSTERZEIT.EIN ÖSTERLICHER BRAUCHTUMS-SPAZIERGANG DURCHS LANDvon SABINE JAHNEsist Frühling geworden im KärntnerLiesertal. Die Sonne, die das frischeGrün der Hänge rund um Pleßnitzzum Strahlen gebracht hat, ist bereits untergegangen,als sich eine Schar von Bubenund Mädchen vordem Kirchlein St.JohannBaptist versammelt. Jedes Kind trägt einBrett (die "Tafel"), an dem Klöppel befestigtsind. Alle Pleßnitzer sind am Gründonnerstagbeim "Tafeln" dabei. Der Brauch darf,so erzählt die Legende vom "Heiligen Hauptdes Johannes", nie ausgesetzt <strong>werden</strong>.Die Kinder bewegen ihre "Tafeln" so aufund ab. dass die Klöppel auf das Brett aufschlagen."Tock tock, tock tock. tock tock."Dreimal geht es klappernd um die Kircheherum, ehe die Kinder mit einem Tempo,als sei der Teufel hinter ihnen her, über dieFelder zu einem Bildstock ziehen, den siedreimal umrunden. Dann wird ein Rosenkranzgebetet. Mit dem Segen der Muttergottesgehen sie daran, am "Kniabrückel"den Tod herauszufordern: "Toad aue (heraus)!,Toad aue". Sie wissen: Auch wennder Tod und seine Gemahlin (die "Toadin")zum Schaudern aussehen und der "Zusel",der jauchegetränkte Lappen, mit dem sieum sich schlagen, erbärmlich stinkt, diefinstern Gestalten können ihnen dochnichts anhaben. Am Friedhofstor nämlichendet die Verfolgungsjagd. Der Tod weiß:Diese Grenze darf er nicht überschreiten.Von diesen Menschenkindern muss erablassen. Denn in drei Tagen wird Jesussein Grab verlassen haben und von denToten auferstanden sein, "Jesus lebt", istdie frohe Botschaft von Ostern für alleChristen, die durch das Wunder dieser"Auferstehung" das ewige Leben geschenktbekommen haben. "Halleluja!"FEST DES LICHTESWährend die Christenheit zu Ostern denSieg über den Tod feiert ("Christus ist auferstanden."),haben frühere Religionenschon seit jeher rund um den Frühlingsbeginn(21. März) das Wiedererwachender Natur zelebriert. Mit Feuerrädern undkultischen Opferhandlungen dankten dieMenschen Frühlingsgöttinnen, die als Herrscherinnenüber die Natur verehrt wurden.Den Namen "Ostern" führte man langeZeit auf eine germanische Göttin namens"Ostara" zurück, die es jedoch möglicherweisegar nicht gab. Sprachwissenschafterinnenbringen heute die indoeuropäischeSprachwurzel "aus-" ("scheinen,glänzen, leuchten") ins Spiel, aus der siedas altgermanische Wort "austro" (Morgenröte)bzw. das althochdeutsche "ostara"(östlich) ableiten. Beide verweisenauf die Bedeutung des Lichts: Der Ostenist jener Ort, an dem die Sonne aufgeht,und die Morgenröte wird im Christentumals Symbol für die Auferstehung gesehen,Ostern als Fest des zunehmenden Lichts,das nahe zum Frühlingsbeginn liegt. Alsbewegliches Fest im Jahreskreislauf fällt esauf den ersten Sonntag nach dem Frühjahrsvollmond,frühestens auf den 22. Märzund spätestens auf den 25. April.FLAMMENDE BOTSCHAFTENUm die Bedeutung des Lichtes für dasmenschliche Leben geht es auch beim"Fackeltragen" im Kärtner Gösseiing beiLaunsdorf. "Komm Sonne, werde wiederstärker, damit die Saat aufgeht", rufen dieFackelträger der Lebensspenderin zu,wenn sie mit brennenden Ba<strong>ums</strong>tämmenleuchtende Muster in die Nacht zeichnen.Während sich die meisten Orte damit begnügen,beim "Osterfeuer" in der Nachtdes Karsamstag aufgeschlichtete Haufenaus Holz, Ästen und Reisig zu entzünden,erweisen sich die Gösselinger als Meisterleuchtender Schriftzeichen: Als Fackelnverwenden sie vier Meter lange, getrockneteBa<strong>ums</strong>tämme mit einem Durchmesservon bis zu 40 cm, die speziell bearbeitet<strong>werden</strong>: Damit eine bestimmte Flammenführungerzielt wird, <strong>werden</strong> alle 10 cmkleine Keile aus Fichtenholz in den2/5


OSTERFEUER"Komm. Sonne, werde wieder starkei,cloniil die Saal aufgeht", rufen dieGösseiinger Fackellräger das Licht alebensspendende Kiaft an.OSTEREIERDas Ei gilt seit jeher als Symbol des Lebens, derReinheit und Fruchtbarkeit. Das Antlass-Ei stehtfür dos Entlassen<strong>werden</strong> aus den Sünden.Stamm getrieben. Diese Stämme <strong>werden</strong>am Osterfeuer entzündet und nach einereigenen Dramaturgie gehoben, gesenkt,geschwungen und gedreht. Auf Kommandozeichnen die Fackelträger Musterin den schwarzen Nachthimmel, auch das-Kreuz denn es soll die Felder schützen.EIN "FALSCHER HASE"Während Feuerrituale schon von unserengermanischen Vorfahren zelebriert wurden,ist der Hase als österliches Symbolviel jüngeren Dat<strong>ums</strong>. Reinhard Kriechbaumerzählt in seinem spannend zulesenden Buch über Faschings- und Frühlingsbräuchein Österreich Scheller, Schleicher,Maibaumkraxler, dass der Hase vondem Mediziner und Naturkundler GeorgFranck von Franckenau 1682 zum ersten-Mal erwähnt wurde in seinem Buch überOstereier De ovis paschalibus. Der angeblichengermanischen Göttin Ostara wurdeein Hase als heiliges Tier zugesprochen.Oft gilt der Hase auch als heiliges Tier, dasbereits in der Bibe! vorkomme. Der biblische"Hase" dürfte aber auf einen Übersetzungsfehlervon Martin Luther zurückgehen,der die hebräische Tierbezeichnung"shaphan" anstatt mit "Schliefer" bzw."Klippdachs" fälschlich mit Hase übersetzte.<strong>PALM</strong>BUSCHEN GEGEN UNHEILIst das biblische Evangelium der Maßstaballer österlichen Feierlichkeiten, hat jedochein anderes Tier zu Ostern seinen großenAuftritt: der Esel, der Jesus bei seinem Einzugin Jerusalem <strong>getragen</strong> hat. Als Symbolfür den Palmsonntag haben ihm die bis zuüber zehn Meter hohen Stangen namens"Palmbuschen", "Palmbesen" oder "Palmlatten"den Rang abgelaufen. Die ausPalmkätzchen, Buchsbaum, Segenbaum.Immergrün, Wacholder oder Stechpalmenoder Ölzweigen und Erika bestehenden,mancherorts mit Brezen und Bändern geschmücktenPalmbuschen wurden frühernur von Männern gebunden, Die Kunstwurde vom Vater an den Sohn weitergegeben.Den "Palmbesen" wird eine besondereHeilkraft nachgesagt. Deshalb trugenBauern sie früher dreimal um das <strong>Haus</strong>,um eine Schutzlinie gegen den Fuchs undandere Geflügel jagende Tiere zu ziehen.Die Bauern nannten das "Heahner einzäunen",wie Inge Fried) in ihrem neuen BuchSo war's der Brauch, einer Sammlung vonRitualen und Bräuchen aus der Steiermark,Körnten und Oberösterreich erzählt.Auch heute noch stecken die Bauern diegeweihten Buschen auf ihre Felder, umalles Unbill fernzuhalten.DER VERBOTENE ESELNoch einmal zurück zum Esel: In Form des"Palmesels", einer hölzernen Eselsfigur miteinem sitzenden Christus darauf, kommtdas Tier bei Palmsonntagsprozessionen ineinigen wenigen Orten Österreichs nochzu Ehren. In dem Tiroler OrtThaur etwa, wodas Holzfier auf Rollen von acht Ministrantenvon der Pfarrkirche vonThaur überWiesen hinauf zum Romedi-Kirchlein undvon dort in den Nachbarort Rom gezogen3/5


wird. Dieses sehenswerte Spektakel wäreuns beinahe verloren gegangen, wärees nach der katholischen Geistlichkeitgegangen: Die verbot im 18. Jahrhundertdas Mitführen einer geschnitten Christusstatueauf einem Esel als zu theatralisch.Viele barocke Palmesel wurden damalszerstört, Nur wenige überlebten, nebendem Exemplar von Thaur auch eines vonHall in Tirol und Puch bei Salzburg. DerHaller Palmesel kann mit noch mit einerzusätzlichen Attraktion aufwarten: Seinhohler Bauch wurde früher mit geweihtenBroten gefüllt, die beim Zug durch die mitKopfstein gepflasterten Straßen zur Freudeder Kinder nach und nach herausfielen.ENGLISCHER GRUSSAuch das österliche Ratschen bereitet denKindern, die als "Ratschenbuben" und-mädchen durch den Ort ziehen dürfen,große Freude. Die "Ratschen", hölzerneLärminstrumente, dienen als Ersatz fürdie Glocken, die der Legende nach amGründonnerstag "nach Rom fliegen". Mitihnen ziehen die Buben und Mädchenum sechs, zwölf und drei Uhr nachmittagsdurch den Ort, um die Gläubigen zur Andachtzu rufen: "Wir ratschen, wir ratschenzum englischer GruaßVdamit die Leut wissen,wann man beten muaß. Fallt's nieder!Fallt's nieder auf Euere Knia! Bet's dreiVaterunser, drei Ave Maria!" Worum dieGlocken sich auf eine Reise nach Rom *SELTENE OSTERBRÄUCHEÖlberg- und Leiden-Christi-Singen in Großarl, SalzburgAm Gründonnerstag und Karfreitag singen in Großarl zwei Chöre von je rund 30 Männern dieganze Nacht hindurch zu jeder vollen Stunde Passionslieder: Am Gründonnerstag sind dieBauern beim "Ölbergsingen" unterwegs, am Karfreitag die "Dörfer" beim Leiden-Christi-SingenGonesrennen in Wölting bei Tamsweg, SalzburgBeim Fangensptel am Ostermontag steht ein Spieler, der "Gones" (Lungauerisch für "Gänserich"),vor einer langen Reihe von Paaren Wenn er das Spie! mit den Worten "Gones, GonesKikeriki, des letzte Paardl her far mi" startet, muss das letzte Paar sich trennen und nach vornelaufen, um sich als erste in der Schlange einzureihen. Gelingt es dem "Gones", das Mädchenzu fangen, ist der andere Bursch der neue "Gones".Widderopfer in Ötting bei Oberdrauburg, KämtnenAm Freitag vor Palmsonntag wird ein geschmückter Widder in der Kirche zweimal um denAltar geführt und dann amerikanisch versteigert Das Tier wird dann zur Zucht verwendet.Kugelstechen in Judendorf/Villach, KärnlnenViel Geschick ist erforderlich, wenn die Spieler der zwei Mannschaften am Ostermontag versuchen.Holzkugeln durch eine ;u einer Schlinge gebogene Haselnussstaude ("Spragel") zu werfenoder zu schieben. Verlierer ist die Mannschaf! mit den meisten Schlechtpunkten ("Rieseln*)Vierbergelauf, KärntnenDer Vierbergelauf, der am "Diemagelfreitag", dem zweiten Freitag nach Ostern, stattfindet, isteine Wallfahrt über die Berge (Magdalensberg, Ulrichsberg. Veitsberg, Lorenziberg) rund umSt. Veit. Die 50 km lange Strecke wird in 17 Stunden zurückgelegt. Von einigen Wanderinnenwird sie auch als keltische Kultwanderung über die vier heiligen Keltenberge verstandenOSTERHASEDer Hase war vermutlich nie das Tier der FruchtbarkeitsgöttinOstara, sondern wurde durchLuthers Übersetzungsfehler zum Ostersymbol.4/5


zweijebegeben, ist keineswegs klar; Um dort zubeichten, Kraft zu schöpfen oder sich denpäpstlichen Segen zu holen, meinen dieeinen. Um Ostereier und Geschenke zuholen, die sie bei ihrer Rückkehr am Ostersonntagmitbringen, die anderen.MAGISCHE EIERWas wäre Ostern ohne bunt gefärbte Eier?Schon seit Urzeiten gilt das Ei als Symboldes Lebens, der Reinheit und der Fruchtbarkeit.Eine besondere Wirkung wird denam Gründonnerstag von den Hühnerngelegten so genannten "Antlass-Eiern" zugesprochen:Das Wort "Antlass", das vomWort "entlassen" stammt, hat mit demRitual der fastenzeitlichen Buße zu tun. Infrüheren Zeiten mussten Büßer ab demAschermittwoch in Sack und Asche ge-OSTER-RATSCHENDa die Glocken am Gründonnerstagnach Rom fliegen, ziehen die Kinder mjllautem Ratschen durchs Dorf, um dieGläubigen in die Kirche zu treibenhen, bis sie am Gründonnerstag aus ihrenSünden entlassen wurden. Der Gründonnerstagsteht daher auch für Aufbruchund Erneuerung. In manchen Gegendenwurde das "Antlass-Ei" früher über das<strong>Haus</strong> geworfen, womit man die Hoffnungverband, dadurch einen magischenSchutzkreis entstehen zu lassen."HIMMELSHENNE"Während das Monopol des Hasen in SachenEier heute als unangefochten erscheint,stand in früheren Jahrhunderteneine andere Gestalt im Mittelpunkt desGeschehens: die "Himmelshenne", derenName zu fantasievollen Spekulationenüber ihr Aussehen einlädt. Rund <strong>ums</strong> Eihaben sich viele Spiele entwickelt, derenZiel es ist, möglichst viele Eier in seinenBesitz zu bekommen: Da gibt es etwa das-"Eierpecken" Eier <strong>werden</strong> gegeneinandergeschlagen; wessen Ei ganz bleibt,der erhält das des anderen. Beim "Eierhacken"oder "Eiertschecken" wird versuchtwird, das Ei mit einer Münze zu treffen, Das"Eierrollen" war besonders schwierig: Inbäuerlichen Familien ließ man früher Eierüber zwei Rechenstiele nach unten rollen.Traf das Ei auf ein darunter liegendes,durfte man dieses behalten.NUR KEINE "MÜLLEN"Große Lust am Spielen steht auch den"Kugelschlagern" ins Gesicht geschrieben,die zum jährlichen Ostersonntag-Highlightins Kärntner Zweinirz kommen. Ein Musikerduospornt mit steirischer Harmonika undTuba die Spielerinnen aus ganz Kärtnenan. Die Osterjause gewinnen müssen dieWettkämpferinnen aber schließlich selbst.Eine unbedingte Voraussetzung dafür istdas geeignete Schlagwerkzeug. DerSchläger besteht aus einem aus Hartholzhergestellten rechteckigen Holzstück, dem"Kolm", durch dessen Mitte der Stiel eineskleinen, langsam gewachsenen Fichtenbäumchensgezogen wird. Die zu schlagendeKugel wird aus einem Birkenstamm-gedrechselt. Die erste Gruppe zwei-gegen zwei Spieler nimmt vor der "BrinarMühl" Aufstellung. Der Mann seh aftsführerwirft die Kugel dus, Die Teammitgliedermüssen "aufschauen" gehen, d.h. kontrollieren,wo die Kugel gelandet ist. Ist sienicht innerhalb des vorgegebenen Wegesaufgeschlagen oder weniger weit ais dieder Gegner gelandet, so gibt es "Mulle",also Schlechtpunkte Am Ortsschild vonZweinitz wird die Kugel in einer Röhre ver--senkt. "Ausgemacht" ist es das Spiel istzu Ende. Manche freuen sich schon jetztauf den nächsten Ostersonntag. "Ichnehme schon seit zehn Jahren teil", sagtein Kugelschläger. "Unvorstellbar, das nichtzu tun. Das wären für mich keine Ostern."TippsBUCHTIPPSSo war's der BrauchInge Friedt, Styria Verlag 2012Scheller, Schleicher, Mai bäum kraxler.Bräuche in Österreich:Fasching, Ostern, FrühlingReinhard Kriechbaum, Pustet Verlag 20125/5

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