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Interview mit Heidi Jost-Stucki, St. Erhard - Natur im Bild

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<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>-<strong><strong>St</strong>ucki</strong>, <strong>St</strong>. <strong>Erhard</strong>"<strong>Natur</strong>fotos sind dann als Kunst zu bezeichnen, wenn siesowohl als Illustration in einem naturwissenschaftlichenNachschlagewerk eingesetzt werden können als auch alseinzelne Momentaufnahme von hoher ÄsthetikEmotionen auslösen und berühren. Bei den <strong>Natur</strong>fotosvon <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong> ist das der Fall."Dr. Denis Vallan, Direktor <strong>Natur</strong>museum Luzern"Ach, da sitzt ja noch was ... "Eigentlich ist <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong> alsHandarbeitslehrerin mehr alsnur engagiert. Doch nun machtsie <strong>mit</strong> einem ganz anderenTalent auf sich aufmerksam. Mitihren <strong>Natur</strong>fotografien fasziniertsie sowohl die Fachwelt wieauch das breite Publikum. DieAusstellungen in <strong>St</strong>. <strong>Erhard</strong>, <strong>im</strong>KKL in Uffikon und aktuell <strong>im</strong><strong>Natur</strong>museum Luzern nehmenden Betrachter <strong>mit</strong> auf eineeinzigartige Reise durch dieWunder der <strong>Natur</strong> vor unsererHaustüre. Ein Gespräch <strong>mit</strong><strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong> ist wie eine Exkursionzu den Schönheiten der einhe<strong>im</strong>ischenTier- und Pflanzenwelt.Mit ihren Augen lernt sieuns, neu zu sehen.<strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>, in den vergangenenWochen waren Sie <strong>mit</strong> Ihren<strong>Natur</strong>fotos in den Medienstark präsent. Wie fühlt mansich, wenn man plötzlich <strong>im</strong>Interesse der Öffentlichkeitsteht?<strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>: Das Interesse derMedien hat mich überrascht. Daengagiert man sich während 25Jahren in seinem Beruf undniemand n<strong>im</strong>mt davon Notiz.Und nun hat man in kurzer Zeitviel über meine Arbeitengeschrieben. Diese Wertschätzungüberrascht, tut aber auchsehr gut und motiviert.Wie sind die Reaktionen auf46diese Auftritte ausgefallen?HJ. Ich habe unglaublich vielpositive Resonanz erhalten. Diemeisten Menschen haben nichtsvon meinem Hobby der<strong>Natur</strong>fotografie gewusst undwaren entsprechend überrascht,in den Medien davon zu lesen.Wie sind Sie zur <strong>Natur</strong>fotografie-Künstleringeworden?Als Handarbeitslehrerin istdas nicht unbedingt naheliegend.Sind Sie eine Voyeurin?HJ. Eigentlich war mein MannUrs der Auslöser. Er ist begeisterterReptilienkenner <strong>mit</strong> einemenormen Fachwissen und hatmich stets auf Erkundungsgängein die <strong>Natur</strong> <strong>mit</strong>genommen.Er hat mir da<strong>mit</strong> den Zugang ineine für mich bis dahin unbekannteWelt eröffnet. Ich entdecktevöllig neue Seiten vonFlora und Fauna, bekam einenBlick für die filigrane Schönheit,die da meistens <strong>im</strong> Verborgenenwartet. Ich versuchte allmählich,diese Schönheit desAugenblicks <strong>mit</strong> der Kamerafestzuhalten. Und ich spürte,dass mich diese Art des unbemerktenFotografierens, alsoeigentlich der äusserst diskreteBlick durch das Schlüsselloch,zunehmend faszinierte. Vor allem,als ich auf Makrofotografieumstieg, kam das für mich einerOffenbarung gleich.Wie lange sind Sie schon als<strong>Natur</strong>fotografin tätig?HJ. Angefangen habe ich da<strong>mit</strong>vor gut 20 Jahren. Und seitzehn Jahren beschäftige ichmich intensivst da<strong>mit</strong>.Könnte das auch Ihre Haupttätigkeitwerden?HJ. Ich bin nach wie vor <strong>mit</strong>grossem Engagement in meinemBeruf als Handarbeitslehrerintätig. Aber vielleicht ergebensich in der Zukunft neuePerspektiven und Wirkungsfelder<strong>im</strong> Bereich der <strong>Natur</strong>fotografie.Ich lasse es mal einfachauf mich zukommen.Was bedeutet Ihnen das Fotografieren?HJ. Es ist für mich Entdeckungund Entspannung zugleich. Ichkann stundenlang vor einemkleinen Tierchen liegen, um aufden richtigen Moment zuwarten, um dann irgendwannfestzustellen: ach, da sitzt janoch was ... Wenn ich <strong>mit</strong> meinerKamera unterwegs bin, betreteich eine andere Welt undvergesse alles andere um michherum. Ich bin jetzt nur noch <strong>im</strong>Dialog <strong>mit</strong> meinen "Sujets".Irgendwann akzeptieren michdie scheuen Tiere als Teil ihrerUmgebung. Und das ist einewunderbare Erfahrung.An der Vernissage <strong>im</strong> <strong>Natur</strong>-Museum Luzern lobte einBiologe die natürliche Ausstrahlungder fotografiertenTiere und stellte anerkennendfest, dass da überhauptnichts von <strong>St</strong>ress zu erkennensei. Wie entsteht denn ein<strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>-<strong>Bild</strong>?HJ. Vor allem braucht es denrichtigen Blick und viel, vielGeduld. Ich erläutere das am


esten an einem konkretenBeispiel. Ich nehme mir beispielsweisevor, frühmorgensdas Schachbrettchen zu fotografieren,das ich am Bahnübergangbe<strong>im</strong> Vorbeifahren <strong>mit</strong>dem Velo gesehen habe. Obwohlich ein schrecklicherMorgenmuffel bin, bereitet mirdas Aufstehen für solche fotografischeVorhaben keineMühe. Denn ich weiss, dass dieschönsten <strong>Bild</strong>er bei den erstenSonnenstrahlen entstehen.Um 06.45 Uhr stapfe ich <strong>mit</strong>meiner Fotoausrüstung durchsnasse Gras und halte Ausschaunach dem Schachbrettfalter.Obwohl ich inzwischen (fast)wach bin, müssen sich meineAugen zuerst auf volleKonzentration umstellen, dennso gross ist dieser Schmetterlingnicht, wenn er noch kalt undetwas schläfrig irgendwozwischen taunassen Halmensitzt.Es dauert nicht lange, und ichentdecke ihn. Ich pirsche michan und hoffe, dass er mich nichtbemerkt. Die letzten Meter kriecheich vorsichtig durchs Gras.Obwohl es kühl ist und ich nachkurzer Zeit völlig durchnässtbin, spüre ich nichts von alledem.Ich bin nur aufgeregt undstaune, was für ein herrlichesTier ich vor der Linse habe. Dader Winkel noch nicht st<strong>im</strong>mt,um die volle Tiefenschärfe zubekommen und das Licht vondieser Seite auch nicht opt<strong>im</strong>alist, versuche ich, das Insektvon der anderen Seite anzuschleichen.Der Schmetterlinghat mich bemerkt, da er abernoch nicht aufgewärmt ist undich mich kaum bewege, bleibter sitzen. Nun habe ich ihn <strong>im</strong>vollen Gegenlicht, bin etwa 40cm von ihm entfernt und eswird mir einmal mehr bewusst,wie entscheidend das Licht füreine schöne <strong>Natur</strong>fotografie ist.Der Hintergrund verschwindet<strong>im</strong> Sonnenlicht und derSchmetterling wird zum optischenSchwerpunkt <strong>im</strong> <strong>Bild</strong>.Nun versuche ich noch etwasnäher ranzukommen. Ich wagenun kaum mehr zu atmen, weildie kleinste Bewegung der Kameradas <strong>Bild</strong> unscharf werdenlässt. Ich bin so nahe, dass derSchmetterling formatfüllend <strong>im</strong>Sucher ist und das Auge glänzt.Der Flügel ist aber völlig verschwommen.Da ich für solcheAufnahmen selten ein <strong>St</strong>ativbenütze, ändere ich nochmalsmeine Position, verstelle dieBlende und die Verschlusszeitund vertraue meiner ruhigenHand. Ich bin überwältigt vomAnblick des Schmetterlings <strong>im</strong>Morgenlicht. Ich kann mich fastnicht mehr losreissen vor lauterFaszination.Nachdem ich das Schachbrettchen<strong>im</strong> schönsten Morgenlichteinige Male fotografiert habe,versuche ich nun noch ein bisschenzu exper<strong>im</strong>entieren. Dasheisst, ich verstelle die Blendeund die Verschlusszeit einigeMale, um verschiedene Schärfentiefenbereichezu erhalten.Inzwischen ist es fast 08.00Uhr. Die Sonne steht schonetwas höher, und das Schachbrettchenbreitet seine Flügelaus, um sich zu wärmen. Dabemerke ich auf einmal, dassdirekt neben mir ein andererSchmetterling, ein braunerWaldvogel abgesessen ist. Dasganze "Spiel" beginnt nun vonNeuem ........................Mehr über die <strong>Natur</strong>fotografienvon <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>-<strong><strong>St</strong>ucki</strong> unterwww.carbonaria.ch/fotonaturama"<strong>Natur</strong> in unserer Umgebung" Ausstellung <strong>Natur</strong>fotografien von <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>-<strong><strong>St</strong>ucki</strong> <strong>im</strong><strong>Natur</strong>-Museum Luzern bis 26. August 2007.Die neue Ausstellungs-Plattform <strong>im</strong> Treppenhaus des <strong>Natur</strong>-Museums Luzern wurde<strong>mit</strong> <strong>Bild</strong>ern von <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>-<strong><strong>St</strong>ucki</strong> eröffnet. <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong> zeigt bis am 26. August 2007 die«Die <strong>Natur</strong> in unserer Umgebung» <strong>mit</strong> Grossaufnahmen von meist unscheinbarenPflanzen und Tieren der Region. Mit viel Ausdauer und einem Blick für besondereMomente setzt <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>-<strong><strong>St</strong>ucki</strong> ihre Entdeckungen in der Welt der kleinen<strong>Natur</strong>wunder in farbenprächtige <strong>Bild</strong>er um.Am 5. Juni 2007 um 18 Uhr führt <strong>Heidi</strong> <strong>Jost</strong>-<strong><strong>St</strong>ucki</strong> durch die Ausstellung, Dauer ca. 1h, Eintritt frei.47

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