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Bedienung von Hubarbeitsbühnen mit Gurt (PSA gegen Absturz)?

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InfoINTERNATIONAL POWERED ACCESS FEDERATIONIPAF DeutschlandGrüner Weg 528790 SchwanewedeTele: +49 421 6260310Email: deutschland@ipaf.org<strong>Bedienung</strong> <strong>von</strong> <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Gurt</strong> (<strong>PSA</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Absturz</strong>)?Das Unfallgeschehen <strong>mit</strong> fahrbaren <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> und orientierende Messungen zeigen, dass Rückhaltesysteme(<strong>PSA</strong> <strong>gegen</strong> den <strong>Absturz</strong>) nur für den Peitscheneffekt eine Sicherheit bieten. Das Auffangendes Bedieners beim Herausfallen aus dem Arbeitskorb kann da<strong>gegen</strong> Kräfte erzeugen, die möglicherweisezum Versagen des Anschlagpunktes bzw. der Standsicherheit der Hubarbeitsbühne führen.Die Verwendung <strong>von</strong> fahrbaren <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> an hochgelegenen Arbeitsplätzen ist für viele ArbeitsbereicheStand der Technik. Dies ist u. a. auf die Wirtschaftlichkeit und – im Vergleich <strong>mit</strong> der Benutzung <strong>von</strong> Leitern – aufdas bessere Sicherheitsniveau zurückzuführen.Fahrbare <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> sind gemäß Definition fahrbare Maschinen, die Personen zu den Arbeitsplätzenbefördern und <strong>von</strong> dessen Arbeitskorb die jeweiligen Tätigkeiten verrichtet werden können. Grundsätzlich lassensich fahrbare <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> anhand der Hubeinrichtung unterscheiden in und Auslegerbühnen. Im Gegensatzzur Senkrechtbühne kann die Auslegerbühne den Arbeitskorb nicht nur vertikal sondern darüber hinaus auchnoch horizontal bewegt werden kann.UnfallgeschehenTrotz der guten technischen Eigenschaften <strong>von</strong> fahrbaren <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> kann ein relevantes Unfallgeschehenbeobachtet werden. Als Unfallschwerpunkte lassen sich u. a. identifizieren:das Umkippen <strong>von</strong> fahrbaren <strong>Hubarbeitsbühnen</strong>,das Einquetschen der Bediener im Arbeitskorb,das Herausschleudern der Bediener durch Peitschen- / Katapulteffekt unddas Abstürzen der Bediener z. B. durch das Übersteigen des Arbeitskorbes.Aus den Unfallursachen wird deutlich, dass für den sicheren Umgang <strong>mit</strong> fahrbaren <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> die technischeBeschaffenheit allein nicht ausreicht. Es verbleibt für den Bediener ein Restrisiko, welches es zu minimierengilt. Grundsätzlich kommt der Arbeitgeber dem Minimierungsgebot nach, indem er die beim Umgang <strong>mit</strong> <strong>Hubarbeitsbühnen</strong>auftretenden Gefahren im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt, die notwendigenMaßnahmen des Arbeitschutzes festlegt und seine Mitarbeiter entsprechend unterweist. Eine wesentliche Hilfestellungbietet hierbei die Betriebsanleitung des Herstellers der fahrbaren Hubarbeitsbühne. In ihr sind sowohl derAufbau und die Standsicherheit als auch die sichere <strong>Bedienung</strong> geregelt. Des Weiteren sollte der Arbeitgeber fürdie Ausbildung und Beauftragung der Bediener <strong>von</strong> <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> den DGUV Grundsatz 966 „Ausbildungund Beauftragung der Bediener <strong>von</strong> <strong>Hubarbeitsbühnen</strong>“ nutzen, in dem diesbezüglich einheitliche Kriterien definiertwerden.Gegenstand <strong>von</strong> Diskussionen war in der Vergangenheit der Hinweis vieler Hersteller, in den Arbeitskörben <strong>PSA</strong><strong>gegen</strong> <strong>Absturz</strong> zu verwenden. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der BG BAU, der BG ETEM, der BGMetall Nord Süd, der BG HW, des Fachausschusses „Persönliche Schutzausrüstungen“ und IPAF (Verband, derHersteller, Vermieter, Schulungszentren und Bedienern <strong>von</strong> <strong>Hubarbeitsbühnen</strong>) hat diese Thematik anhand desUnfallgeschehens diskutiert.Die Auswirkungen des Peitschen- / Katapulteffektes können bei Auslegerbühnen <strong>mit</strong> weit vom Schwerpunkt entferntenArbeitskorb besonders gravierend sein. Dieser Effekt entsteht z. B. durch das Überfahren <strong>von</strong> Bodenunebenheiten,durch Kollision <strong>mit</strong> anderen Fahrzeugen oder durch das plötzliche Losreißen eines <strong>mit</strong> der Umgebungverhakten Arbeitskorbes. Je nach Ursache ist die Größe der auftretenden Kräfte abhängig <strong>von</strong> der Ausladung desArbeitskorbes und / oder der Geschwindigkeit der Hubarbeitsbühne.Das Abstürzen <strong>von</strong> Personen aus dem Arbeitskorb, könnte z. B. durch Fehlverhalten der Bediener wie durch dasHinauslehnen über den Seitenschutz oder dem Übersteigen des Geländers hervorgerufen werden. Weder für denPeitschen- / Katapulteffekt noch für den Sturz aus dem Arbeitskorb gab es wissenschaftliche Untersuchungenüber die am Anschlagpunkt des Arbeitskorbes auftretenden bzw. auf die Person einwirkenden Kräfte.


InfoINTERNATIONAL POWERED ACCESS FEDERATIONIPAF DeutschlandGrüner Weg 528790 SchwanewedeTele: +49 421 6260310Email: deutschland@ipaf.orgOrientierende MessungenDas Sachgebiet „<strong>PSA</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Absturz</strong>/Rettungsausrüstungen“ im Fachausschuss „Persönliche Schutzausrüstungen“hat zusammen <strong>mit</strong> dem Institut für Arbeitssicherheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)orientierende Untersuchungen <strong>mit</strong> einer Auslegerbühne durchgeführt. Die Auslegerbühne wurde gewählt, weilhier der Peitschen- / Katapulteffekt im Vergleich <strong>mit</strong> der Senkrechtbühne maßgeblich ist. Als Fallkörper diente einDummy Hybrid III <strong>mit</strong> einer Masse <strong>von</strong> 95 kg. Als <strong>PSA</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Absturz</strong> wurde ein Rückhaltesystem bestehend auseinem Auffanggurt und einem in der Länge verstellbaren Verbindungs<strong>mit</strong>tel verwendet. Das Verbindungs<strong>mit</strong>telwar entsprechend der Versuche <strong>mit</strong> der rückwärtigen bzw. vorderen Auffangöse des Auffanggurtes verbundenund hatte eine maximale Länge <strong>von</strong> 1,50 m. Als Anschlag dienten die im Arbeitskorb vorhandenen Anschlagpunkte.Es wurden im Wesentlichen drei Prüfszenarien untersucht:1. Herausfallen bzw. Sturz infolge Hinauslehnen oder Übersteigen des ArbeitskorbesEs wurden Fangstoßkräfte bis zu 6,9 KN an der Person und bis zu 6,3 KN am Anschlagpunkt imArbeitskorb er<strong>mit</strong>telt.2. Peitschen- / Katapulteffekt durch fest- bzw. eingeklemmten ArbeitskorbEs wurden Fangstoßkräfte kleiner 1 KN an der Person bzw. am Anschlagpunkt er<strong>mit</strong>telt.3. Peitschen- / Katapulteffekt durch das Überfahren einer BodenwelleEs wurden Fangstoßkräfte bis zu 2,3 KN an der Person bzw. am Anschlagpunkt er<strong>mit</strong>telt.Gemäß dem Normentwurf „Fahrbare <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> – Berechnung, Standsicherheit, Bau, Sicherheit, Prüfungen“(prEN 280) sollen zukünftig bereits beim Inverkehrbringen <strong>von</strong> <strong>Hubarbeitsbühnen</strong> in den Arbeitskörben fürdie zulässigen Anzahl <strong>von</strong> Bedienern Anschlagpunkte für Rückhaltesysteme vorhanden sein. Diese Anschlagpunktesollen dabei für eine maximale Rückhaltekraft <strong>von</strong> 3kN dimensioniert werden. Für derartig konzipierte<strong>Hubarbeitsbühnen</strong> zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass die durch den dabei nachgestellten Peitschen- /Katapulteffekt möglicherweise auftretenden Rückhaltekräfte am Anschlagpunkt aufgenommen werden. Dies bedeutet,dass durch die Verwendung der <strong>PSA</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Absturz</strong> ein Großteil der Unfallereignisse zukünftig vermeidbarwird. Anders sieht der Sachverhalt bei den durch Herausfallen bzw. Sturz verursachten dynamischen Kräftenaus, die wesentlich größer als 3 KN sind. Hier besteht u. a. die Gefahr, dass der Anschlagpunkt versagt bzw.dass die Hubarbeitsbühne umkippt.SchlussfolgerungenZusammengefasst ergibt sich, dass bei Senkrechtbühnen in der Regel auf das Rückhaltesystem verzichtet werdenkann, wenn der Hersteller in seiner Betriebsanleitung nichts anderes vorsieht und der Arbeitgeber in seinerGefährdungsbeurteilung zu keinem anderen Ergebnis kommt.In Auslegerbühnen müssen nach dem Stand der Technik - auch bei geliehenen Bühnen - Anschlagpunkte in denArbeitskörben vorhanden sein, da<strong>mit</strong> durch das Tragen <strong>von</strong> Rückhaltesystemen das Herausschleudern durch denPeitschen- / Katapulteffekt verhindern werden kann. Hieraus folgt, dass der Anwender im Rahmen seiner Gefährdungsbeurteilungzum Schluss kommen müsste, Auslegerbühnen ohne Anschlagpunkte nicht zu verwenden.Die Hersteller beschreiben in ihrer Betriebsanleitung die sichere Verwendung, insbesondere die Größe der amAnschlagpunkt zulässigen Kraftaufnahme. Für <strong>Hubarbeitsbühnen</strong>, die auf der Grundlage der „neuen“ Norm EN280 in Verkehr gebracht werden, beträgt die maximale Kraftaufnahme 3 KN. Die durch Herausfallen bzw. Sturzverursachten dynamischen Kräften sind größer, so dass möglicherweise der Anschlagpunkt versagen bzw. dieHubarbeitsbühne umkippen könnte.Das Verbindungs<strong>mit</strong>tel sollte, um ein Herausfallen zu verhindern, in Abhängigkeit der Korbgeometrie und derdurchzuführenden Arbeiten so kurz wie möglich und in der Länge variabel einstellbar sein. Zur Begrenzung derLasteinwirkungen auf den Anschlagpunkt infolge möglicher höherer Krafteinleitungen als bei den nachgestelltenKatapulteffekten wird empfohlen generell das Verbindungs<strong>mit</strong>tel <strong>mit</strong> einem energieabsorbierenden Element (Falldämpfer)als Rückhaltesystem zu verwenden. Derartige <strong>PSA</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Absturz</strong> ist handelsüblich, d. h. auf demMarkt verfügbar.10. Dezember 2010

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