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Aufgabenhierarchien in der Sprechapraxie-Therapie und der

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Phonetik I: Artikulatorische Phonetik (IV)Das Konzept <strong>der</strong> artikulatorischen GesteAuch bekannt als „Artikulatorische Phonologie“ Cathe Browman <strong>und</strong> Louis Goldste<strong>in</strong>,Hask<strong>in</strong>s Laboratories <strong>und</strong> Yale University; diverse Aufsätze 1985-1992;(An<strong>der</strong>e Bezeichnung: „Gestische Phonetik“)Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er Geste:E<strong>in</strong>e Geste ist e<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>ierte Bewegung e<strong>in</strong>er artikulatorischen Funktionse<strong>in</strong>heit mitdem Ziel <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>guistisch relevanten Enge- o<strong>der</strong> Verschlussbildung imVokaltrakt.Beispiel: Das System <strong>der</strong> Gesten des StandarddeutschenKroe02_Gesten(Kröger BJ 1998: E<strong>in</strong> phonetisches Modell <strong>der</strong> Sprachproduktion. Niemeyer, Tüb<strong>in</strong>gen)(es fehlt z.B. die Geste: hhgs: hohe Hebung des Gaumensegles)1


Geste aus phonetischer Sicht:Koord<strong>in</strong>ierte Bewegung e<strong>in</strong>er artikulatorischen Funktionse<strong>in</strong>heit mit dem Ziel <strong>der</strong> Ausbildunge<strong>in</strong>er Engebildung (Konstriktion) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Verschlusses (Okklusion) im Vokaltrakt.(Es fehlt hier: l<strong>in</strong>guistisch relevante ...)Die Geste führt zur aktiven Bewegung von Artikulatoren für e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertes Zeit<strong>in</strong>tervall:Gestisches Aktivitäts<strong>in</strong>tervall.Siehe Beispielwort „Panne“ Kroe02_10 Kroe02_GestenNeutralgesten:Im Falle <strong>der</strong> Abwesenheit von „gestischer Aktivität“ liegt e<strong>in</strong> Schwa-Laut (nichtnasaliert,normale Phonation) vor.Also: „Neutralgesten“ realisieren immer den Schwa-Laut.Kritik: Hebung des Gaumensegels, lockere Verschließung <strong>der</strong> Stimmritze zur Phonationbenötigt pr<strong>in</strong>zipiell gleichartige „artikulatorische Aktivität“ wie die „richtigen“ Gesten.2


Geste aus phonologischer Sicht:L<strong>in</strong>guistisch relevante E<strong>in</strong>heit: Gesten wirken bedeutungsunterscheidend.E<strong>in</strong> Phonem kann aus e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> aus mehreren Gesten aufgebaut se<strong>in</strong>.Das Gestensystem des Standarddeutschen Kroe02_GestenBsp.: /b/ vbli/p/ vbli + oegl/m/ vbli + segs/d/ vbzs/g/ vbzr/i/ (hhzr + vvzr)/y/ (hhzr + vvzr) + ruli.....Also auch die An- o<strong>der</strong> Abwesenheit e<strong>in</strong>er Geste wirkt bedeutungsunterscheidend.Achtung: E<strong>in</strong> Phonem / e<strong>in</strong> Laut kann somit aus mehreren Gesten bestehen3


Zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung von Gesten:Die Gesten e<strong>in</strong>er Äußerung können <strong>in</strong> drei „phonetisch - artikulatorischen Schichten“angeordnet werden: Kroe02_10• vokalische Gesten• konsonantische Gesten (zur Enge- bzw. Verschlussbildung)• Gesten des Gaumensegels <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stimmritze (Ariknorpel)(Anmerkung: Hier spiegelt sich <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> funktional-phonetischen Parameter unseresModells <strong>der</strong> Sprachproduktion (SpeechTra<strong>in</strong>er))Gesten s<strong>in</strong>d zeitlich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> koord<strong>in</strong>iert -> Assoziationsl<strong>in</strong>ien zeigen, welche Gestemit welcher an<strong>der</strong>en Geste zeitlich koord<strong>in</strong>iert (verb<strong>und</strong>en) ist.Also: Die zeitliche Lage <strong>der</strong> Gesten zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ist relativ:Siehe Beispielwort „Panne“ Kroe02_10 Kroe02_Gesten4


Unter zeitlicher Koord<strong>in</strong>ierung von Gesten / artikulatorischer Koord<strong>in</strong>ierung wird die relativeLage <strong>der</strong> Aktiv<strong>in</strong>tervalle <strong>der</strong> Gesten zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verstanden. Kroe02_10Die Assoziation (die Koord<strong>in</strong>ierung) <strong>der</strong> Gesten erfolgt immer• <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Silbe: vom Silbenkern (Vokal) zum Silbenrand (<strong>in</strong>itiale / f<strong>in</strong>ale Konsonanten)• <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Konsonanten: von <strong>der</strong> Geste zur konsonantischen (oralen) Enge- bzw.Verschlussbildung zur evtl. vorhandenen Geste <strong>der</strong> Stimmritze bzw. des GaumensegelsSiehe Beispielwort „Panne“ Kroe02_10 Kroe02_GestenVOT („voice onset time“) resultiert aus <strong>der</strong> zeitlichen Koord<strong>in</strong>ierung von oraler konsonantischerEnge- bzw. Verschlussgeste mit glottaler Öffnungsgeste:Je später die glottale Öffnungsgeste relativ zur oralen konsonantischen Geste auftritt, umso größer die VOT.5


Artikulatorische Phonetik:Artikulatorische Komplexität von Wortlisten<strong>Sprechapraxie</strong> (<strong>und</strong> verbale Entwicklungsdyspraxie) aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> artikulatorischenPhonologie / gestischen PhonetikDef<strong>in</strong>ition <strong>Sprechapraxie</strong>: „neurologisch bed<strong>in</strong>gte Störung auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> motorischartikulatorischenPlanung von Sprechbewegungen“(Im Kontrast zu Dysarthrien: „neurologisch bed<strong>in</strong>gte Störung auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> motorisch-artikulatorischenAusführung von Sprechbewegungen“)Also: Es existiert im ZNS die Ebene <strong>der</strong> motorischen Planung e<strong>in</strong>er Äußerung.E<strong>in</strong>e Darstellung des „Outputs“ dieser Planungsebene haben wir im Rahmen dieser Veranstaltungaus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> artikulatorischen Modellierung bereits konkretisiert: Die artikulatorischen Ablaufpläne.Kroe02_106


Dies ermöglicht e<strong>in</strong>e Unterteilung <strong>der</strong> auftretenden segmentalen Fehlermuster <strong>in</strong> mehrereKlassen:• Fehler bei <strong>der</strong> Ausführung e<strong>in</strong>er Geste• Fehler bei <strong>der</strong> zeitlichen Koord<strong>in</strong>ierung von (zwei) Gesteno <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Segmentes (Lautes)o benachbarter Segmente (Laute)• Fehler bei <strong>der</strong> Ausführung e<strong>in</strong>er Gesteo Variable <strong>und</strong> unpräzise Realisierung von Artikulationsort <strong>und</strong> Grad <strong>der</strong> Engebildung(o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zungenlage bei vokalischen Gesten)o Artikulatorisches Suchverhalten (z.B. bei isoliert gesprochenen Vokalen); dasSuchverhalten ist variabel: Es än<strong>der</strong>t sich von Ausführung zu Ausführung(evtl. mehrere Realisierungsversuche <strong>der</strong> (phonologischen) Geste h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>)7


• Fehler bei <strong>der</strong> zeitlichen Koord<strong>in</strong>ierung von Gesten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es SegmentesZ.B. Variable <strong>und</strong> falsche zeitliche Koord<strong>in</strong>ierung e<strong>in</strong>er orale Verschlussgeste <strong>und</strong>glottale Öffnungsgeste bei stimmlosen Plosiven -> Wird gemessen als VOT: Es zeigtsich VOT-Variabilität bei <strong>Sprechapraxie</strong>; siehe [p] <strong>in</strong> „Panne“ Kroe02_10 )Experiment: Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED):Während bei phonologischen Störungen systematische Fehler bezüglich stimmlosstimmhaftauftreten (die Verteilungen an sich aber erhalten bleiben), „verschmieren“bei VED (k<strong>in</strong>dliche <strong>Sprechapraxie</strong>) die Verteilungen <strong>der</strong> VOT für e<strong>in</strong>en bestimmtenLauttyp z.B. [p] zwischen [b] <strong>und</strong> [p].(Anmerkung: auch stimmhafte Laute können durch VOT beschrieben werden)• Fehler bei <strong>der</strong> zeitlichen Koord<strong>in</strong>ierung von Gesten benachbarter Segmente-> Fehlerhafte <strong>und</strong> variable Koartikulation8


Darüber h<strong>in</strong>aus existieren prosodische Fehler: (sollen hier nicht näher behandelt werden)• langsame Artikulationsgeschw<strong>in</strong>digkeit• silbisches / monotones Sprechen: Bildung gleichlanger Silben unabhängig von Betonung• monotone Intonationskontur• ....9


<strong>Aufgabenhierarchien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprechapraxie</strong>-<strong>Therapie</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> „metrische“ ÜbungsansatzZiegler W, Jaeger M (1993) <strong>Aufgabenhierarchien</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprechapraxie</strong>-<strong>Therapie</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>„metrische“ Übungsansatz. Neurol<strong>in</strong>guistik 7: 17-29Jaeger M, Ziegler W (1993) Der metrische Übungsansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprechapraxie</strong>behandlung.E<strong>in</strong> Fallbericht. Neurol<strong>in</strong>guistik 7: 31-4110


Materialien zur <strong>Sprechapraxie</strong>-<strong>Therapie</strong> nach Ziegler <strong>und</strong> JaegerZiegler W, Jaeger M (1993) Materialien zur <strong>Sprechapraxie</strong>-<strong>Therapie</strong>. EKN – Materialienfür die Rehabilitation 1. Borgmann, Dortm<strong>und</strong>.Hierarchische Glie<strong>der</strong>ung des Übungsmaterials:Stufenweise Steigerung <strong>der</strong> Komplexität von e<strong>in</strong>fachen VC-Silben bis h<strong>in</strong> zu komplexenSilben (CCVCCC) <strong>und</strong> mehrsilbilgen Wörtern-> geglie<strong>der</strong>te Wortlisten (Kapiteln) Ziegler93_t01Glie<strong>der</strong>ung aber nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> mehreren Dimensionen:• Steigerung <strong>der</strong> Silbenzahl: E<strong>in</strong>silbler, Zweisilbler, Dreisilbler, ...• Steigerung <strong>der</strong> segmentalen Komplexität <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Silbe: Größe <strong>der</strong> an- <strong>und</strong> auslautendenKonsonantkluster C, CC, CCCDabei gelten folgende Konventionen:o Affrikaten (ts, pf, ...) werden als Konsonantverb<strong>in</strong>dungen aufgefasst11


o Ambisilbische Konsonanten (Gelenkkonsonanten zweier aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong>Silben) werden als e<strong>in</strong> Segment aufgefasst <strong>und</strong> <strong>der</strong> nachfolgenden Silbe zugeordnet(z.B. „Welle“ nicht als [vl.l] son<strong>der</strong>n als [v.l]) (?)o Wörter mit <strong>der</strong> Endung „-el“, „-em“, „-en“ (z.B: <strong>in</strong> „Mantel“, „Atem“, „Laden“)werden dem Typ VC zugeordnet (trotz evtl. reduzierter Realisierung)o Epenthetische Konsonanten (z.B. [t] <strong>in</strong> „Hals“ [halts], „Gans“ [gants]) werdennicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Silbenstruktur berücksichtigto Auch „-er“ (z.B. <strong>in</strong> „Vater“) werden dem VC – Strukturtyp zugeordnet obwohl sieals [] realisiert werden. (?)o [] wird nicht als C gewertet, obwohl hier e<strong>in</strong> entsprechendes glottales Manöverzu leisten ist. (?)12


Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zweidimensionalität des Materials (Silbenzahl, segmentale Komplexität:Ziegler93_t01) kann die Glie<strong>der</strong>ung des Materials <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Ebene vorgenommenwerden: -> Ziegler93_01(Die Kapitel-Nummern benennen wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>zelne Wortlisten)• Die Gesamtkomplexität steigt entlang <strong>der</strong> Diagonalen• Freiheit für den Therapeuten: Es können je nach Patient unterschiedliche „Wege“durch die Ebene gewählt werden (durchgezogen / gestrichelt)(siehe auch Ziegler (1991) Sprechapraktische Störungen bei Aphasie. In: Blanken G.(Hrsg.) E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die l<strong>in</strong>guistische Aphasiologie. Theorie <strong>und</strong> Praxis. Hochschulverlag,Freiburg.)13


Beispiele e<strong>in</strong>zelner Wortlisten:• VC <strong>und</strong> CV Ziegler93_l01• CVC Ziegler93_l02• CV.CV Ziegler93_l05 (zumeist trochäisches Betonungsmuster)• (C)VCC Ziegler93_l07Weitere Unterglie<strong>der</strong>ungen des Wortmaterials:• Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> segmentalen Komplexität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Silbe nach An- <strong>und</strong> Auslaut:o Unterschied zwischen VC, CV, CVC (wo steht C?)o Unterschied zwischen CVCC, CCVC, CCVCC, ... (wo steht CC?)Ziegler93_t01These: Anlautende Konsonanten s<strong>in</strong>d für <strong>Sprechapraxie</strong>-Patienten schwerer zurealisieren als Auslautende. -> mögliches Übungs-Konzept:Steigerung <strong>der</strong> silbischen Komplexität zuerst im Auslaut, dann im Anlaut.14


• Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> segmentalen Komplexität nach <strong>der</strong> gestischen Struktur <strong>der</strong> Silbef<strong>in</strong>det statt: -> „gestische Komplexität“o Vokale werden aber nicht hierarchisch geglie<strong>der</strong>tZiegler93_l01o Konsonanten werden nach primär artikulierendem Organ bzw. dem Wechsel desArtikulators <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Silbe unterschieden (labial, apikal, dorsal, glottal)Ziegler93_l02o Konsonanten werden zusätzlich nach Stimmhaftigkeit <strong>und</strong> Nasalität <strong>und</strong> Wechseldieser Merkmale <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Silbe unterschieden15


Detaillierte Betrachtungen zur gestischen Komplexität <strong>in</strong> den <strong>Sprechapraxie</strong>-MaterialienAlso: Weitere Unterglie<strong>der</strong>ung des Materials unterhalb <strong>der</strong> Kapitel-Punkte(Ziegler93_t01: segmentale silbische Komplexität <strong>und</strong> Silbenzahl),also <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Wortliste (e<strong>in</strong>es Kapitels, z.B. Ziegler93_l02) nach 3 Kriterien:1 ) artikulierendes Organ2 ) Stimmhaftigkeit3 ) Nasalität ( Kursivdruck)Ordnung nach Wichtigkeit: 1 -> 2 -> 316


1 ) Artikulierendes Organ: Die möglichen Organe: Ziegler93_t02Die artikulatorische Komplexität steigt mit <strong>der</strong>Anzahl <strong>der</strong> Wechsel des primären konsonantischen Artikulationsorgans im Wort.Dies ist das wichtigste Glie<strong>der</strong>ungspr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Wörter <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Wortliste.Was ist damit geme<strong>in</strong>t?Ziegler93_02: zunehmende Komplexität von l<strong>in</strong>ks nach rechts:Zunahme des Wechsels des konsonantischen Artikulators. (C-Artikulator:) DerArtikulator zur Ausbildung <strong>der</strong> kons. Enge / Verschluss (nicht: oegl, oegs)Wir unterscheiden somit• Wörter, die mit nur e<strong>in</strong>em C-Artikulator („Jacke“, „Geige“, „Kuckuck“, ...) gebildetwerden; also ke<strong>in</strong> Wechsel des C-Artikulators• E<strong>in</strong> Wechsel des C-Artikulators („Gabe“, „Decke“, „kokett“, ...)CVC-Wörtern: Ziegler93_l02siehe z.B. <strong>in</strong>• Zwei Wechsel des Konsonantartikulators („Paket“, „König“, „Teppich“, ...) siehez.B. <strong>in</strong> CV.CVC-Wörtern: Ziegler93_l0617


Dies gilt bis hier her nur für segmentale Komplexität „C“!Bei komplexeren Wörtern: Wortlisten mit segmentaler Komplexität „CC“ <strong>und</strong> höher:Glie<strong>der</strong>ung nur nach Anzahl <strong>der</strong> Wechsel des C-Artikulators <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Konsonantverb<strong>in</strong>dung(Konsonantkluster).Annahme: Der Wechsel des C-Artikulators über Vokale h<strong>in</strong>weg ist weniger aufwendig.Bei CC-Klustern f<strong>in</strong>det dann das selbe Pr<strong>in</strong>zip Anwendung:• Kluster, die mit nur e<strong>in</strong>em C-Artikulator („Lump“, „M<strong>und</strong>“, „Hans“, „Wunsch“,„W<strong>in</strong>k“ ...) gebildet werden; also ke<strong>in</strong> Wechsel des C-Artikulators• E<strong>in</strong> Wechsel des C-Artikulators („Amt“, „Mönch“, „Halm“, ...)• Zwei Wechsel des C-Artikulators: Kommt wohl nicht vor.18


2 ) Stimmhaftigkeit:Die artikulatorische Komplexität steigt mit <strong>der</strong>Anzahl <strong>der</strong> glottalen Ab- <strong>und</strong> Adduktionsgesten im Wort.Abduktionsgeste: Öffnung <strong>der</strong> Stimmritze durch AriknorpelmanöverAdduktionsgeste: Schließung <strong>der</strong> Stimmritze durch AriknorpelmanöverZiegler93_03: zunehmende Komplexität von rechts oben nach l<strong>in</strong>ks unten• re<strong>in</strong> stimmhafte Wörter: ke<strong>in</strong>e glottale Abduktionsgeste („Bude“)• stimmloser Anlaut: e<strong>in</strong>e glottale Adduktionsgeste („Taube“)• stimmloser Auslaut: e<strong>in</strong>e Abduktionsgeste (nicht gezeigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abb. Ziegler93_03)• stimmloser Anlaut e<strong>in</strong>er zweiten Silbe: e<strong>in</strong>e Ab- <strong>und</strong> Adduktionsgeste („Beute“)• zwei stimmlose Anlaute: zwei Ab- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Abduktiosngeste („Taufe“)Siehe z.B. die Ordnung des Materials <strong>der</strong> Liste CV.CV: Ziegler93_l0519


Dies gilt bis hier her nur für segmentale Komplexität „C“Bei komplexeren Wörtern: Wortlisten mit segmentaler Komplexität „CC“ <strong>und</strong> höher:Glie<strong>der</strong>ung nur nach Anzahl <strong>der</strong> Wechsel <strong>der</strong> Stimme <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Konsonantverb<strong>in</strong>dung(Konsonantkluster).Annahme: Der Wechsel <strong>der</strong> Stimme über Vokale h<strong>in</strong>weg ist weniger aufwendig.CC-Kluster:• auslautend beide Laute stimmhaft: „Halm“, ...• auslautend letzter Laut stimmlos: „Bild“, „Fels“, „welk“, „Dolch“, ...• auslautend die beiden letzten Laute stimmlos: „Kopf“, „Sitz“, „Raps“, „Docht“, ...• anlautend beide Laute stimmhaft: „Blei“, „glatt“, ...• anlautend erster Laut stimmlos: „Plan“, „flau“, ..• anlautend ersten beiden Laute stimmlos: „Zug“, „spät“, „Skat“, ...20


3 ) Nasalität:Nasallaut bedeutet zusätzliche Geste: Senkung des Gaumensegels (GS).Diese Geste steigert die artikulatorische Komplexität.Ziegler93_04: zunehmende Komplexität von oben nach untenWörter mit nur oral gebildeten Konsonanten („Tag“, ...) o<strong>der</strong> mit nur nasal gebildetenKonsonanten („Mann“, ...) werden als „e<strong>in</strong>fach“ e<strong>in</strong>gestuft.Es werden als komplexer e<strong>in</strong>gestuft:Wörter mit e<strong>in</strong>em Wechsel zwischen oralen <strong>und</strong> nasalen Konsonanten.• über Vokale h<strong>in</strong>weg („Biene“, „Made“, ...)• <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Konsonantklusters („Halm“, „Hemd“, ....)21


Dargestellt durch Kursivdruck <strong>in</strong> den Wortlisten:z.B. <strong>in</strong> CVC: Ziegler93_l02( dies liefert e<strong>in</strong>e dritte Dimension)Es wird von Ziegler zusätzlich e<strong>in</strong>e systematische Liste mit Übungen zur Gaumensegelartikulationangegeben: Ziegler93_t03Es wird hier getrennt:• zwischen GS-Anhebung <strong>und</strong> -Absenkung (siehe auch Ziegler93_04)• zwischen GS-Geste über Vokal h<strong>in</strong>weg <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es CC-Klusters.• zwischen gleichem <strong>und</strong> wechselndem artikulierendem Organ <strong>der</strong> Konsonanten22


Anmerkungen zu Nasalen:• Nasal bedeutet Senkung des Gaumensegels. Ok. Aber weiter:• Obstruent bedeutet starke Hebung des Gaumensegels zur Erfüllung des aerodynamischenKriteriums „luftdichter Abschluss“. Das wird <strong>in</strong> dieser Liste noch nicht berücksichtigt:Ziegler93_04 <strong>in</strong> „Bude“ f<strong>in</strong>det starke Hebung des GS von „vokalisch gehoben“ statt!• Es ist nicht nur <strong>der</strong> Wechsel zwischen nasalen <strong>und</strong> oralen Konsonanten wichtig, son<strong>der</strong>n<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch <strong>der</strong> Wechsel zwischen Nasal <strong>und</strong> Obstruentz.B. Unterschied: „Null“ vs. „Not“, o<strong>der</strong>: „Helm“, „Halm“ vs. „Amt“, „Mönch“, ....23


Die Wortlisten im Überblick• VC <strong>und</strong> CV Ziegler93_l01• CVC Ziegler93_l02• V.CV Ziegler93_l03• V.CVC Ziegler93_l04• CV.CV Ziegler93_l05• CV.CVC Ziegler93_l06• /r/ ....• (C)VCC Ziegler93_l07• CCV(C) Ziegler93_l08• CCVCC ....24


Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> artikulatorischen Komplexität durch phonologische FaktorenZiegler (2004) A nonl<strong>in</strong>ear model of word length effects <strong>in</strong> apraxia of spech. CognitiveNeuropsychology.These:Schwierigkeitsgrad <strong>der</strong> Artikulation von Wörtern ist zunächst mal hauptsächlich durchphonologische Struktur <strong>der</strong> Wörter determ<strong>in</strong>iert(Erst danach kommen die fe<strong>in</strong>en gestischen Strukturunterschiede)Phonologische Struktur• Anzahl <strong>der</strong> Segmente im Wort• Anzahl <strong>der</strong> Silben im Wort• Anzahl <strong>der</strong> Segmente pro Silbe• Anzahl <strong>der</strong> Segmente <strong>in</strong> Silbenstrukturkonstituenten: Onset <strong>und</strong> Reim25


E<strong>in</strong>schub: Aufbau <strong>der</strong> SilbeSilbe/ \Onset Reim⇓ / \⇓ V C-Kluster⇓ ⇓ ⇓/ t r m pf /Die phonologische Strukturierung <strong>der</strong> Silbe <strong>in</strong> Onset <strong>und</strong> Reim drückt aus, dass Vokale<strong>in</strong>e größere B<strong>in</strong>dung zum silbenf<strong>in</strong>alen als zum silben<strong>in</strong>itialen Konsonantcluster hat.26


Die Studie von Ziegler (2004) zeigt:• Silbengrenzen vere<strong>in</strong>fachen die ArtikulationBeispiel:/glas/ schwerer als /glas/ (obwohl das 2-Silbige Wort e<strong>in</strong> Segment mehr umfasst)• Konsonantrealisierungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>facher im Reim als im OnsetBeispiele: siehe Ziegler (2004)27


Mögliche weitere Arbeiten zur <strong>Sprechapraxie</strong>:Erstellung weiterer Wortlisten für den Aufbau von Übungsprogrammen (Ähnlich wie zurGaumensegelfunktion Ziegler93_t03):• zur glottalen Ab-/Adduktion (stimmhaft-stimmlos-Kontrast):jeweils e<strong>in</strong>- <strong>und</strong> zweisilbig <strong>in</strong> CVC- bzw.- CC-Übergänge ohne <strong>und</strong> mit Wechsel desartikulierenden Organs• zur selektiven „Ansteuerung“ <strong>der</strong> verschiedenen Artikulationsorgane bei konsonantischerArtikulation:z.B. labial-apikal-Übergang: e<strong>in</strong>- <strong>und</strong> zweisilbig, <strong>in</strong> CVC- <strong>und</strong> CC-Übergängen; dann:apikal-labial-, labial-dorsal-, dorsal-labial-, apikal-dorsal- <strong>und</strong> dorsal-apikal-ÜbergangWeitere Aufgabe:• Erweiterung <strong>der</strong> Wortlisten um e<strong>in</strong>e Lautliste: artikulatorische ElementarbewegungenElementare Gesten setzen Vokale zusammen: hezr, vvzr,... Kroe02_Gestensiehe die begonnenen Listen SpeechTra<strong>in</strong>er28

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