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Von Wanderfalken, Lebenshilfen und der herrlichen Kraft des Lachens

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<strong>Von</strong> <strong>Wan<strong>der</strong>falken</strong>, <strong>Lebenshilfen</strong><strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>herrlichen</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Lachens</strong>Geschichtenüber ehrenamtliches Engagement in Herne


InhaltsverzeichnisGrußwort 4Oberbürgermeister Horst SchiereckKoordinierungsstelle „Bürgerschaftliches Engagement“ 6Beate Tschöke & Christine StrehlAusbildungspaten 10Mit Vertrauen gegen null BockFrank LutomskiCaritas 12Mit Leib <strong>und</strong> Seele für den NächstenLieselotte JoedeCircus Schnick-Schnack 14Strahlende Augen als BelohnungJens MeßfeldtDie Falken 16Über das Ehrenamt zum BerufBjörn ZöllerFreiwillige Feuerwehr 18Ein Traum geht in ErfüllungDino MaljisevicGospelprojekt Ruhr 20Eine große Gemeinschaft erlebenHanne Mittrach, Andrea Rö<strong>der</strong>, Allan EmmensKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendparlament 222 3Es macht einfach SpaßMandy Roheger & Darius RibbeKleines Theater Herne 24Die herrliche <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Lachens</strong>Jürgen SeifertLebenshilfe 26Nichts als ein bisschen zusammenlebenAnnette RöberLukas-Hospiz 28Das Leben bejahen bis zum SchlussWolf EckertMartin-Opitz-Bibliothek 30Spürbare Geschichte in den HändenKornelia RanzNaturschutzb<strong>und</strong> 32Entwicklungshilfe für <strong>Wan<strong>der</strong>falken</strong>Nicole LohrmannOase Wanne 34Glück weitergebenSusanne GrollmannPatengroßeltern 36Ein Lächeln kommt immer zurückFrohmut & Erwin SchulzSachk<strong>und</strong>ige Bürger 38Eigeninitiative für die DemokratieGilbert KrügerSenior-Experten 40Auf Erfahrung bauen!Wilfried NiggemannSeniorenberatungsstellen 42Scham <strong>und</strong> Not überwinden helfenRosemarie Hagen & Yildiz ErgülSpielplatzpaten 44Ein Himmelreich für Kin<strong>der</strong>Karola SobotkaStadtsportb<strong>und</strong> 46Anleitung zum FreischwimmenMargot & Theo WillingStadtteilprojekt „Älter werden in Crange“ 48Den Schritt nach draußen wagenBrigitte Michels & Günter SchlautmannTauschring Bickern/Unser Fritz 50Je<strong>der</strong> kann etwas, was ein an<strong>der</strong>er brauchtManfred HerrschaftVorlesepaten 52Sprachför<strong>der</strong>ung zum WeitererzählenMargherita SinnathambyWeißer Ring 54Verzweifelte Leben neu sortierenBrigitte GrüningWeltladen Esperanza 56Arme Län<strong>der</strong> brauchen mehr als nur MitleidViola Krone


GrußwortOberbürgermeister Horst SchiereckIn dieser Broschüre lernen wir24 Menschen kennen mit ihrenvielseitigen Fähigkeiten <strong>und</strong>Kenntnissen <strong>und</strong> mit ihrer ganzindividuellen Motivation, sichfür an<strong>der</strong>e stark zu machen. Inihrer Freizeit agieren sie <strong>des</strong>halbauch in sehr unterschiedlichenTätigkeitsfel<strong>der</strong>n <strong>und</strong> das Wichtigstedabei: Sie engagieren sichehrenamtlich <strong>und</strong> leisten damitfür unsere Bürgergesellschafteine unverzichtbare Arbeit.Die hier vorgestellten Bürgerinnen<strong>und</strong> Bürger unserer Stadt stehen für vieleweitere Menschen, die sich ebenfalls für an<strong>der</strong>eo<strong>der</strong> für eine gute Sache einsetzen. So sind nachaktuellen Schätzungen in Herne r<strong>und</strong> 40 000Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger ehrenamtlich aktiv.Das ist eine stolze Zahl, aber sie wird sich noch4erhöhen. Denn viele sind interessiert daran, ein Eh-5renamt zu übernehmen, wissen aber oft nicht, wosie ihre Hilfe <strong>und</strong> ihre Kenntnisse anbieten können.Die vorliegende Broschüre möchte zeigen, wasMenschen in unserer Stadt bislang schon für an<strong>der</strong>eleisten, welche Freude sie dabei empfinden,aber auch welchen Nutzen sie selbst daraus ziehen.Ich freue mich über die Initiative <strong>der</strong> Koordinierungsstelle,diese persönlichen Portraits zu veröffentlichen<strong>und</strong> damit viele weitere Menschen inunserer Stadt neugierig zu machen auf die vielenMöglichkeiten <strong>des</strong> ehrenamtlichen Engagements.Herzlichen Dank an die Autorin Ulrike Wahl, diealle Interviews führte <strong>und</strong> die Texte verfasste sowiean den Fotografen Jaroslaw Piotrowski. Für diegrafische Gestaltung zeichnete Stefan Peters verantwortlich.Der beson<strong>der</strong>e Dank aber gilt allen Ehrenamtlichen,die uns durch ihre Erlebnisse zeigen, wie wichtigihnen <strong>der</strong> persönliche Einsatz ist <strong>und</strong> wie viel manals Einzelner o<strong>der</strong> auch in einer kleinen Gruppebewegen kann. Sie alle haben mit ihren Kenntnissen,mit ihrer Power <strong>und</strong> Zielstrebigkeit einenwichtigen Beitrag für unsere Bürgerstadt Hernegeleistet. Bleiben Sie auch in Zukunft aktiv, denngemeinsam wollen wir auch weiterhin das bürgerschaftlicheEngagement in unserer Stadt stärken.Hierbei unterstützt die Koordinierungsstelle fürBürgerschaftliches Engagement (KoBuE). Bereitsim April 2006 hat sie ihre Arbeit als zentraleVermittlungsstelle für alle Fragen <strong>und</strong> Dienster<strong>und</strong> um ehrenamtliches <strong>und</strong> freiwilliges Engagementaufgenommen <strong>und</strong> steht allen HernerBürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern, die sich engagierenmöchten, mit Ratschlägen, aktuellen Angeboten<strong>und</strong> Informationen zur Verfügung.Horst Schiereck


Koordinierungsstelle „Bürgerschaftliches Engagement“Für mehr MIteinan<strong>der</strong> in HerneBeate TschökeEhrenamtliches Engagementist mo<strong>der</strong>n. Nacheiner aktuellen Untersuchung<strong>der</strong> Bertelsmann-Stiftung machen sichallein 35 Prozent <strong>der</strong>14- bis 24-Jährigen für dasGemeinwohl stark. Sie tunes mit Spaß <strong>und</strong> sie ziehenGewinn für sich daraus.Im Ehrenamt zeigt sichaber auch ein neuerTrend. Neben die traditionellenTätigkeitsbereiche, zum Beispiel in<strong>der</strong> Senioren- <strong>und</strong> Behin<strong>der</strong>tenbetreuung, tretenzunehmend Aufgaben, bei denen Freiwillige, vieleaus <strong>der</strong> Generation 50plus, ihre speziellen beruflichenKenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen einbringen.Christine StrehlIm Sommer 2011 hat die Stadtmit <strong>der</strong> erstmals in dieserForm organisierten Kirmes-Veranstaltung „Engagiert inHerne“ einen bunten Abendals Dankeschön für Ehrenamtlicheauf die Beine gestellt. Dort wurde auch die 300.Ehrenamtskarte überreicht. Eine Auszeichnung, diebeson<strong>der</strong>s Engagierte würdigt, die aber darüberhinaus dank <strong>der</strong> Kooperation mit Firmen <strong>und</strong> Institutionenso manch attraktive Vergünstigung bietet.Viele Schritte, die ein gemeinsames Ziel haben:Mehr Miteinan<strong>der</strong> in Herne zu schaffen.Beate Tschöke, Christine StrehlHierbei versucht die Koordinierungsstelle BürgerschaftlichesEngagement zu unterstützen.6In den letzten Jahren sind etliche neue Projekte7entstanden. Das Projekt „Starthilfe ins Berufsleben– Herner Ausbildungspaten“ etwa wirdkomplett von <strong>der</strong> Koordinierungsstelle BürgerschaftlichesEngagement getragen <strong>und</strong> weiterentwickelt.Inzwischen beteiligt sich einezweite Hauptschule an dem Programm.Mit <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esweiten Aktionswoche für dasEhrenamt haben wir auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong>Flagge gezeigt. Beson<strong>der</strong>s erfreulich ist, dass bereitszum dritten Mal an einer Herner Schule ein Tag<strong>des</strong> Ehrenamts mit Infos <strong>und</strong> Mitmach-Aktionenstattfand, diesmal am Haranni-Gymnasium.KontaktRathaus HerneKoordinierungsstelleBürgerschaftliches EngagementFriedrich-Ebert-Platz 244623 HerneBeate Tschöke 02323 / 16 - 35 48Christine Strehl 02323 / 16 - 25 95ehrenamt@herne.dewww.herne.de


54 34 2816 3018382452Geschichtenüber ehrenamtliches Engagement in Herne


AusbildungspatenStarthilfe ins BerufslebenMit Vertrauen gegen null Bock„Gebt mir einen mit Ecken <strong>und</strong> Kanten!“Das war <strong>der</strong> Wunsch von Frank Lutomski,als es darum ging, mit einem Schüler<strong>der</strong> neunten Klasse eine Ausbildungspatenschafteinzugehen. Für ihn stand vonvornherein fest, dass es ein Hauptschülermit Migrationshintergr<strong>und</strong> sein sollte: „In<strong>der</strong> heutigen Gesellschaft haben es beson<strong>der</strong>sdiese Jungs schwer. Sie haben kaumFürsprecher, gelten als faul <strong>und</strong> kriminell.Aber wenn man an sie glaubt <strong>und</strong> siemotiviert, sich dabei selbst öffnet <strong>und</strong> einbringt,kommt unheimlich viel zurück.“Bereits als Teenager hat Frank Lutomskiüber eine Jugendfreizeit das Rote Kreuzkennen gelernt <strong>und</strong> das Jugend-Rot-Kreuz in Wanne mit aufgebaut. 12 Jahrelang war er dabei, bis ihm <strong>der</strong> Job keineZeit mehr ließ für sein ehrenamtliches Engagement.Aber auch dann noch hat er alsBewerbungscoach im Fre<strong>und</strong>eskreis geholfen. 2008ein großer Bru<strong>der</strong> für mich.“10 11SteckbriefFrank Lutomski (41) ist ab Januar2012 bei dem Möbelhaus Zurbrüggenbeschäftigt. Der gelernte Baustoffkaufmannlebt in Herne-Mitte.Frank Lutomskiwar <strong>der</strong> Punkt erreicht, an dem er sich wie<strong>der</strong> stärkerehrenamtlich engagieren wollte. Mit Jugendlichenwollte er arbeiten, <strong>und</strong> es sollte um Bewerbungengehen, soviel war klar. Da passte die Ideemit den Ausbildungspaten wie die Faust aufs Auge.Mit Ali Dabbéche fing es an, das war an <strong>der</strong>Hauptschule am Hölkeskampring. Wie verhalteich mich richtig, wie artikuliere ich micham besten, wie schreibe ich gute Bewerbungen.Auch wenn die Patenschaft mit Ali offiziell längstausgelaufen ist, besteht nach wie vor ein enger<strong>und</strong> vertrauensvoller Kontakt. Ali ist überzeugt:„Mit Franks Hilfe habe ich gerade noch rechtzeitig„So langsam checke ich, wo es lang geht“, sagtBilal. „Wenn einer wie Frank hinter dir steht,bis du gut dran.“die Kurve gekriegt. Wer weiß, wassonst aus mir geworden wäre.“Erst seit Anfang 2011 kennen sichFrank Lutomski <strong>und</strong> <strong>der</strong> 17-jährigeBilal Kirik, <strong>der</strong> die Gustav-Adolf-Schule in Eickel besucht. Min<strong>des</strong>tenseinmal pro Woche sehen sie sichinzwischen, um gemeinsam für eineKlassenarbeit zu üben, Ausbildungsfragenzu besprechen <strong>und</strong> über alleszu reden, was gerade anliegt. BilalsEifer ist kaum zu bremsen, er willunbedingt den Realschulabschlusserreichen. „So langsam checke ich,wo es lang geht“, sagt er gerade heraus.„Wenn einer wie Frank hinterdir steht, bist du gut dran. Er ist wieKontaktRathaus HerneKoordinierungsstelleBürgerschaftliches EngagementBeate TschökeFriedrich-Ebert-Platz 244623 Herne 02323 / 16 - 35 48ehrenamt@herne.dewww.herne.de


Circus Schnick-SchnackDem Leben ein Lächeln schenkenStrahlende Augen als BelohnungCircusluft muss einen beson<strong>der</strong>en Dufthaben. Sie zieht Menschen magisch an<strong>und</strong> schlägt sie gleich in ihren Bann.Kaum einer weiß das besser als JensMeßfeldt. Seine Tochter Lene hat damalsmit sechs Jahren als Zuschauerin dieallererste Vorstellung <strong>des</strong> Mitmach-CircusSchnick-Schnack in Herne erlebt, imzweiten Jahr war sie schon als Artistin dabei.„Klar, dass man da als Eltern unterstützt“,sagt <strong>der</strong> Vater. „Zumal helfendeHände dringend benötigt wurden.“12 Jahre ist er jetzt dabei <strong>und</strong> nach<strong>und</strong> nach in die Welt <strong>der</strong> Artisten,Zauberer <strong>und</strong> Clowns hineingewachsen.Zunächst hat er im Getränkewagenbeim Verkauf geholfen, aberdann zog es ihn mehr <strong>und</strong> mehr zumZelt, zum eigentlichen Geschehen.Der Spaß am Werkeln brachte ihn zur14Requisite. Gemeinsam mit acht Mitstreitern bautSohn Tim ist ebenfalls seit Jahren aktiv dabei,15SteckbriefJens Meßfeldt (55) arbeitet imtechnischen Innendienst <strong>der</strong> GEAHappel Klimatechnik in Herne. Erhat zwei erwachsene Kin<strong>der</strong>.Jens MeßfeldtJens Meßfeldt seitdem die Geräte, die die Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendlichen für ihre Darbietung brauchen.Ritterschilde, ein überdimensionales Uhrpendel,eine Wippe für den Einrad-Artisten. Aber auch <strong>der</strong>Bühnenhintergr<strong>und</strong> wird in Eigenarbeit erstellt:bewegliche Segel, eine Ritterburg, ein Urwald – jenach Motto <strong>der</strong> Zeltwoche, die je<strong>des</strong> Jahr im Frühlingden Höhepunkt im Circuskalen<strong>der</strong> markiert.„Am Anfang zerbrechen wir uns den Kopf, wiesoll das gebaut werden. Aber dann übertreffen wiruns immer selbst, <strong>und</strong> alles gelingt w<strong>und</strong>erbar.“„Ich kann doch nicht nur den Nutzen ziehen,eben meinen Spaß, ich muss doch auch was tun.“Beson<strong>der</strong>e Momente sind fürJens Meßfeldt, wenn die Vorstellungläuft <strong>und</strong> sie in Win<strong>des</strong>eiledie Requisiten für den Auftrittin <strong>der</strong> Manege aufstellen <strong>und</strong>wie<strong>der</strong> abbauen müssen. „Dasist Circusflair pur“, schwärmter. „Dabei sind unsere jungenKünstler ja keine Profis. Wennsie nach ihrer Nummer in denBackstage-Bereich kommen,sehe ich strahlende Augen. Freudentränenfließen, sie juchzenvor Glück.“ Klare Sache, dassJens Meßfeldt auch Mitglied im Verein ist <strong>und</strong> sichdarüber hinaus im Vorstand engagiert. „Ich kanndoch nicht nur den Nutzen ziehen, eben meinenSpaß, ich muss doch auch was tun“, sagt er.er kümmert sich um die Ton- <strong>und</strong> Lichttechnik,<strong>und</strong> auch einige Arbeitskollegen hat erfür den Circus begeistert. „Der Circus lebt von<strong>der</strong> M<strong>und</strong>propaganda“, weiß Jens Meßfeldt.Das Staunen hat er jedenfalls nicht verlernt.„Schon oft dachte ich, eigentlich hab’ ichdoch schon alle Kunststücke gesehen. Aberimmer wie<strong>der</strong> ist etwas Neues dabei.“KontaktCircus Schnick-SchnackSilke SchäferRoonstr. 22434629 Herne 023 23 / 146 4122info@schnick-schnack.dewww.schnick-schnack.de


Die FalkenSozial – is – mus(s)Über das Ehrenamt zum BerufFast w<strong>und</strong>ert er sich selbst ein bisschen,welchen beruflichen Umweg er genommenhat. Im Jahr 2006 ist Björn Zöller vonPa<strong>der</strong>born nach Bochum gezogen, uman <strong>der</strong> Fachhochschule Umwelttechnikzu studieren <strong>und</strong> Ingenieur zu werden.„Aber das Studium gefiel mir nicht. Dannhaben mir Fre<strong>und</strong>e gesagt, ich hätte einenHang zum Sozialen.“Den Rat hat er beherzigt <strong>und</strong> bei denHerner Falken zunächst einmal insEhrenamt reingeschnuppert. Tagesausflügezum Minigolfplatz o<strong>der</strong> ins Freibadbegleitet, Kreativ- <strong>und</strong> Spielangebote imJugendzentrum organisiert <strong>und</strong> betreut.„Für mich wurde immer deutlicher,ich wollte ein Freiwilliges Soziales Jahrableisten. Als Orientierungshilfe, um mirklarer über meine berufliche Zukunft zuwerden.“SteckbriefBjörn Zöller (24) ist angehen<strong>der</strong>Erzieher. Er hat bereits zwei Jahreschulische Ausbildung abgeschlossen<strong>und</strong> absolviert gerade seinAnerkennungsjahr.Björn Zöller16In dem Jahr hat er bei den Falken in <strong>der</strong> Begeg-17nungsstätte Horsthausen gearbeitet, in <strong>der</strong> OffenenKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendarbeit mit Angeboten für Kidsvon sechs bis 18 Jahren. <strong>Von</strong> <strong>der</strong> Kleingartenrallyeüber das gemeinsame Kochen bis zum Dartturnier.„Damals bin ich in den Sommerferien das erste Malins Zeltlager mitgefahren. Das war schon toll, denKin<strong>der</strong>n Freude zu bereiten <strong>und</strong> ihnen gleichzeitigdurch Mitbestimmung <strong>und</strong> Diskussion demokratischeWerte zu vermitteln.“ Auch heute begleit BjörnZöller ehrenamtlich verschiedene Freizeiten <strong>und</strong>Ausflüge mit Jugendlichen. Dazu kommen Feste <strong>und</strong>Aktionen wie „Tanz in den Mai“ o<strong>der</strong> „Rock gegenRechts“ sowie regelmäßige Bildungsveranstaltungen.„Die Falken haben mich auf die Schiene gesetzt.Sonst wäre ich nicht auf die Idee gekommen,Erzieher zu werden.“„Die Falken haben mich aufdie Schiene gesetzt“, ist er sichsicher. „Sonst wäre ich nicht aufdie Idee gekommen, Erzieherzu werden.“ Der Vorteil beimehrenamtlichen Einstieg ist fürihn, dass er nicht so verbindlichwie eine Ausbildung ist<strong>und</strong> man selbst die persönlicheGrenze ziehen kann, wie vielman leisten will. Heute ist BjörnZöller erster Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong>Herner Falken <strong>und</strong> somit auchim geschäftsführenden Vorstandtätig. Die Gremienarbeit frisst viel Zeit. Dort erfährter eins immer wie<strong>der</strong>: „Wir sind auf ehrenamtlichesEngagement angewiesen, es wird immer wichtiger.Denn vom Staat gibt es immer weniger Geld für dieKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendarbeit.“Nicht nur beim Kickern ist Björn Zöller ein gesuchterPartner im Team. Die Kin<strong>der</strong> wissen genau:„Björn spielt mit uns, ist immer nett <strong>und</strong> hilfsbereit.Er erklärt uns viel <strong>und</strong> schlichtet, wenn wir unsmal streiten.“KontaktSozialistische Jugend Deutschland –Die FalkenUnterbezirk HerneGunnar OsterhoffDorstener Str. 260 02325 / 47 166info@falken-herne.dewww.falken-herne.de


Freiwillige FeuerwehrDein Einsatz ist gefragt!Ein Traum geht in ErfüllungIn voller Feuerwehrmontur <strong>und</strong> mitbis zu 30 Kilogramm technischemGerät inklusive Schlauch <strong>und</strong> Atemschutzgerätauf dem Rücken wird dieÜbung ganz schön anstrengend. FürDino Maljisevic noch Zukunftsmusik,denn <strong>der</strong> richtige Umgang mit demAtemschutzgerät steht erst nach seinergerade absolvierten Gr<strong>und</strong>ausbildungauf dem Programm. Trotzdemgeht für ihn ein Traum in Erfüllung.„In meiner alten Heimat in Bosnien habeich oft deutsches Fernsehen geguckt <strong>und</strong>durch Zufall gesehen, wie die FreiwilligeFeuerwehr in Deutschland organisiert ist.Das hat mir sehr gefallen, so etwas wieunentgeltlichen Dienst an <strong>der</strong> Gemeinschaftgab es bei uns nicht.“2008, als sich die Familie aus dem vomBürgerkrieg gesch<strong>und</strong>enen Land nachSteckbriefDino Maljisevic (20) besucht dasEmschertal Berufskolleg für Technikin Herne; im nächsten Jahr machter dort sein Fachabitur. Danachmöchte er Elektrotechnik o<strong>der</strong>Informatik studieren.Dino Maljisevic18Deutschland rettete, war <strong>der</strong> Traum erst mal verperlichtopfit. Ein Einsatz bei einem Brand, einem19gessen. Ein Asylantrag musste gestellt werden, einlangwieriges Verfahren begann. Aber neben <strong>der</strong>Flüchtlingsberatung <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt befindetsich zufälligerweise die Hauptfeuerwache, <strong>und</strong> <strong>der</strong>AWO-Berater hat sich für Dino erk<strong>und</strong>igt: Ja, erdarf mitmachen, Nachwuchs wird gesucht.„Gleich die erste Löschübung spät abends im Waldmit riesigen Scheinwerfern war super“, erzählt er.Er hat sich direkt angemeldet. Zweimal im Monatgibt es seitdem einen Übungsabend im Kreis<strong>der</strong> Kameraden. „Jetzt sehe ich die Stolperfallenin <strong>der</strong> Stadt, registriere die Notausgänge <strong>und</strong> die„Ich fühle mich sicherer. Auch durch denErste-Hilfe-Kurs, <strong>der</strong> je<strong>des</strong> Jahr aufgefrischtwerden muss. Ich weiß, ich bin auf möglicheGefahren vorbereitet.“Hydranten in den Straßen. Ichfühle mich sicherer“, fährt DinoMaljisevic fort. „Auch durchden Erste-Hilfe-Kurs, <strong>der</strong> je<strong>des</strong>Jahr aufgefrischt werden muss.Ich weiß, ich bin auf möglicheGefahren vorbereitet.“ Unsicherist er nur, ob sich sein Einsatz fürdie Zukunft lohnt. Die Aufenthaltsgenehmigungwird seit Jahrenimmer nur für sechs Monateverlängert, das Gesetz will es so.Für den Vorsitzenden <strong>des</strong>Stadtfeuerwehrverbands JürgenSchomäker ist eine Sache klar: „Wir brauchen mehrsolche jungen Leute, die sportlich sind <strong>und</strong> kör-Verkehrsunfall o<strong>der</strong> einer Naturkatastrophe wieHochwasser o<strong>der</strong> Sturm erfor<strong>der</strong>t einiges an <strong>Kraft</strong>,Mut <strong>und</strong> Beweglichkeit. Das nötige Rüstzeug bekommensie bei uns.“KontaktFreiwillige Feuerwehr Löschzug BaukauHeinz Schürmann / Uwe WindenerSodinger Str. 944623 Herne 02323 / 599 -52 29kontakt@stadtfeuerwehrverband-herne.dewww.feuerwehr-herne.de


Gospelprojekt RuhrMitreißende Musik, weltbewegende BotschaftEine große Gemeinschaft erlebenHanne Mittrach, Andrea Rö<strong>der</strong>, Allan EmmensDrei Menschen, ganz verschieden, je<strong>der</strong>in seinem Bereich engagiert, sind ineinem vereint. „In <strong>der</strong> Mitte gibt es einenruhenden Pol“, sagt Hanne Mittrach. „Datreffen wir uns. Allan erzählt von Gott,wir beten <strong>und</strong> hören Geschichten voneinan<strong>der</strong>,in denen sich je<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>findet.Sie geben Hoffnung <strong>und</strong> <strong>Kraft</strong>.“ Derjunge Theologe ergänzt: „Wir glauben,dass wir Menschen Gott wichtig sind. Wirsingen tolle Lie<strong>der</strong> <strong>und</strong> haben hier einenspirituellen Ort geschaffen, wo je<strong>der</strong> seinenGlauben leben kann wie er möchte.“Die Konzerte sind etwas Beson<strong>der</strong>es,aber das Wesentliche sind die Proben, dasind sie sich einig. Andrea Rö<strong>der</strong> erzählt:„Meine Tochter Jana, damals sieben Jahrealt <strong>und</strong> gerade im Kin<strong>der</strong>chor aufgenommen,hat es auf den Punkt gebracht: ‚Ichfühle mich, als ob ich zu einer großenFamilie gehöre‘.“ Ebenso wie Andrea Rö<strong>der</strong>, dieschon mal, warum macht man so viel. Aber dann20 21SteckbriefHanne Mittrach (54, Bildmitte)arbeitet im Büro <strong>der</strong> Herner Wohnstättenfür Behin<strong>der</strong>te, AndreaRö<strong>der</strong> (40) ist bei einem Reiseveranstalterfür Australien-Tourentätig. Allan Emmens (29) stammtaus Chicago. Er hat dort Theologiestudiert <strong>und</strong> ist Assistant Teacheran einer zweisprachigen Gr<strong>und</strong>schulein Bochum.für die Kin<strong>der</strong>betreuung zuständig ist, kam HanneMittrach über ihre Tochter zum Gospelprojekt. Mitr<strong>und</strong> einem Dutzend Mitstreiterinnen kümmert siesich um die Verpflegung während <strong>der</strong> Proben <strong>und</strong><strong>der</strong> Aufführungen.Im XM-Chor kommen r<strong>und</strong> 40 Jugendliche zusammen.Er ist erst durch Allan entstanden, vieleJungs sind dabei. „Sie zu stärken, ist eine schöneAufgabe“, sagt er. „Zu sehen, wie aus einem totalschüchternen Jungen ein junger Mann wird, <strong>der</strong>selbstbewusst von sich sagt: ‚Ich kann etwas, <strong>und</strong>ich will etwas bewegen’.“ Gerade für einen jungenMenschen ist es eine wichtige Erfahrung, sich als„Wir haben hier einen spirituellen Ortgeschaffen, wo je<strong>der</strong> seinen Glauben lebenkann wie er möchte.“begabten Künstler zu begreifen.Zum Beispiel in dem Kin<strong>der</strong>-Musical „Theophiles - Die Suchenach dem passenden Schuh“,geschrieben von Gospelprojekt-Leiterin Christa Merle. Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Chöre sowie<strong>der</strong> hauseigenen Ballett- <strong>und</strong>Schauspielschule präsentieren indem aktuellen Bühnenstück, wassie gelernt haben.Weihnachten 2011 wird miteinem riesigen Jubiläumskonzertgefeiert, das Gospelprojekt Ruhrbesteht seit zehn Jahren. Hanne Mittrach erinnertsich an das letzte Jahr. „Wir haben wie<strong>der</strong> geackertwie verrückt, damit alles klappt. Da fragt man sichwar da <strong>der</strong> Vater eines Jungen, <strong>der</strong> im XM-Chorsingt, <strong>der</strong> hat gesagt: ‚Ich habe eine Scheidunghinter mir. Ihr habt mir über diese schwere Zeithinweggeholfen <strong>und</strong> das über vier lange Jahre’.“KontaktGospelprojekt RuhrTiffy EmschermannFriedensstr. 644651 Herne 02325 / 37 53 87info@gospelprojekt-ruhr.dewww.gospelprojekt-ruhr.de


Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendparlamentKleine Schritte hin zur kin<strong>der</strong>fre<strong>und</strong>lichen StadtEs macht einfach SpaßDie farbigen Spots <strong>der</strong> Lichtanlagezucken, die Musik schwillt an, LadyGagas Superhit „Monster“ ertönt. 17Uhr, die Disco beginnt <strong>und</strong> Scharen vonquirligen Kin<strong>der</strong>n zwischen acht <strong>und</strong>13 Jahren stürmen den umgeräumtenBürgersaal <strong>der</strong> Akademie Mont Cenis.Mandy Roheger <strong>und</strong> Darius Ribbe sindbestens vorbereitet. Sie sind zwei vonr<strong>und</strong> zehn Helfern <strong>des</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong>Jugendparlaments, die dafür sorgen,dass an diesem Nachmittag allesklappt. Darius sitzt an <strong>der</strong> Kasse, Mandyverkauft hinter <strong>der</strong> improvisiertenTheke Kin<strong>der</strong>sekt <strong>und</strong> Süßigkeiten.k.o. Groß ausgehen ist dann nicht mehr drin.22 23SteckbriefMandy Roheger (19) besucht dasPestalozzi-Gymnasium in Herne. Imnächsten Jahr wechselt sie in die13. Klasse. Darius Ribbe (20) hat seinenZivildienst abgeschlossen <strong>und</strong>im Wintersemester ein Studium <strong>der</strong>Politikwissenschaft begonnen.Mandy Roheger & Darius RibbeSeit drei Jahren arbeiten die beiden kontinuierlichim Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendparlament<strong>der</strong> Stadt Herne. Und organisierenalle zwei Monate die Kin<strong>der</strong>disco. „Esmacht einfach Spaß“, sagen sie einhellig.„In dem Alter haben die Kin<strong>der</strong> wenige Möglichkeiten,es gibt kaum Angebote für sie. Besser wirstellen etwas Eigenes auf die Beine, als wenn sie aufVeranstaltungen für Ältere gehen.“Beide sind durch Schule <strong>und</strong> Studium zeitlich eingespannt,aber trotzdem: „Die Zeit muss man sichnehmen. Wenn es Spaß macht, findet man auch dieZeit.“ Den Fre<strong>und</strong>en kommt dieses Engagementeher ungewöhnlich vor, viele haben an<strong>der</strong>e Interessen,aber Darius ergänzt: „Ich hoffe, dass an<strong>der</strong>espäter für meine Kin<strong>der</strong> auch so etwas machen.“„Ich hoffe, dass an<strong>der</strong>e später für meine Kin<strong>der</strong>auch so etwas machen“, sagt Darius.Im Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendparlament <strong>und</strong> seinen Arbeitskreisenstemmen sie gemeinsam mit Gleichgesinntenaber noch viel mehr: DieJungparlamentarier haben einProgramm für saubere Schulengestartet, beteiligen sich am Umwelttag<strong>und</strong> am Herkulesfest miteinem Anhänger voller Spiele<strong>und</strong> haben gemeinsam mit <strong>der</strong>Kin<strong>der</strong>anwältin die Aktion„Not-eingang“ ins Leben gerufen.Geschäfte kleben einen speziellenAufkleber auf ihre Scheibe,<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>n signalisiert: Hierfindet ihr Schutz, wenn ihr aufoffener Straße bedroht werdet.Spätabends nach <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>disco, wenn allesaufgeräumt ist <strong>und</strong> die r<strong>und</strong> 150 Nachwuchs-Hip-Hopperschon selig in ihren Bettenschlummern, sind Mandy <strong>und</strong> Darius stehendFreuen dürfte sie <strong>des</strong>halb umso mehr das Lob<strong>der</strong> 12-jährigen Celine: „Ich komme gern in dieKin<strong>der</strong>disco. Man darf sich Musik wünschen<strong>und</strong> dazu ein bisschen herumhüpfen. Unddie Betreuer sind immer so gut drauf.“KontaktRathaus HerneGeschäftsstelleKin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendparlament HernePetra Kübber-RösmannFriedrich-Ebert-Platz 244623 Herne 02323 / 16 -23 98Kijupa@herne.dewww.kijupa.herne.de


Kleines Theater HerneRenaissance <strong>des</strong> ZimmertheatersDie herrliche <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Lachens</strong>Man mag ihm seine Geschichte kaumglauben, wenn er nicht so seriös wirkenwürde. Ein bisschen wie Loriot, <strong>der</strong> kürzlichgestorbene große Humorist. Nahezusein gesamtes Berufsleben hat JürgenSeifert als Elektromonteur auf Baustellenzugebracht, <strong>und</strong> jetzt ist er Komödienautor,Regisseur <strong>und</strong> Schauspieler in einerPerson. Zur Comedy kam er tatsächlicherst im reifen Alter. „Als ich um die 50Jahre alt war, gab es immer mehr silberneHochzeiten im Bekanntenkreis. Da habeich dann die Tischreden gehalten. Danachbin ich angesprochen worden, ob ich imKarneval auftreten will. Ich hab’ in <strong>der</strong>Bütt gestanden <strong>und</strong> auch so manche Redeim Sportverein geschwungen.“Bald folgten Auftritte im weiteren Umkreis.Als Jürgen Seifert 2002 in den Vorruhestandwechselte, rief das KleineTheater Herne gerade zu einem Casting für eineneue Staffel von Loriots „Dramatischen Werken“auf. Prompt bekam er sechs Rollen in verschiedenenSketchen.24 25SteckbriefJürgen Seifert (67) hat 36 Jahrelang als Elektroanlagenbauerbei einer internationalen Firmagearbeitet <strong>und</strong> im In- <strong>und</strong> AuslandWasserreinigungsanlagen inBetrieb gesetzt. Er lebt mit seinerEhefrau in Sodingen.Jürgen SeifertInzwischen hat er über 400 Mal auf <strong>der</strong> Bühnegestanden, bei vier Stücken Regie geführt <strong>und</strong>selbst zwei geschrieben. „Rabatz im Altenheim“läuft <strong>der</strong>zeit mit großem Erfolg im Kleinen TheaterHerne, das Dreigenerationen-Stück „Die Hummels“hat im März <strong>des</strong> nächsten Jahres Premiere,<strong>und</strong> das nächste Lustspiel hat er schon im Kopf.„Wir brauchen nicht zum Millowitsch nachKöln, um einmal richtig abzulachen, son<strong>der</strong>nnur zur Neustraße in Herne“, schrieb einbegeisterter Zuschauer.„Ich w<strong>und</strong>ere mich selbst, wie leicht mir dasSchreiben von <strong>der</strong> Hand geht. Ich habe immer einenNotizblock dabei, um meineIdeen zu notieren. Nach spätestensneun Monaten ist es fertig.“Am liebsten aber steht JürgenSeifert auf den Brettern, diebekanntlich die Welt bedeuten.„Meine Para<strong>der</strong>olle ist <strong>der</strong>eigensinnige Opa mit Humor“,bekennt er. „Den jugendlichenLiebhaber kann ich ja lei<strong>der</strong>nicht mehr spielen.“ Was denSpaßfaktor nicht unerheblicherhöht, ist die Mischung vonjung <strong>und</strong> alt. „Wir haben vielejüngere Leute dabei, auch im Schauspielbereich.Die Mischung macht’s.“Bei aller Liebe, das Engagement bedeutet viel Arbeit.Drei Monate lang wird zweimal in <strong>der</strong> Wochefür ein neues Stück geprobt. Doch was ein begeisterterZuschauer über „Rabatz im Altenheim“schrieb, entlohnt Jürgen Seifert für alles: „Wirbrauchen nicht zum Ohnsorg-Theater nachHamburg zu fahren o<strong>der</strong> zum Millowitsch nachKöln, um einmal richtig abzulachen, son<strong>der</strong>nnur zur Neustraße in Herne.“KontaktKleines Theater HerneHeike HebingNeustr. 6744623 Herne 02323 / 91 11 91info@theaterherne.dewww.theaterherne.de


Lebenshilfe e.V.Es ist normal, verschieden zu seinNichts als ein bisschen zusammenlebenWas kann man bloß tun, wenn <strong>der</strong>Sohn mit einer seltenen Krankheit zurWelt kommt <strong>und</strong> kein Arzt eine klareDiagnose stellen will? Ein Alptraum,den Annette Röber durchlebt hat. DieÄrzte waren vorsichtig <strong>und</strong> wolltensich nicht festlegen, die Eltern bliebenhilflos zurück. Zum Glück gab es damalsschon die Lebenshilfe in Herne.Sie war bereits 1962 gegründet worden,um die Lebenssituation von Menschenmit Behin<strong>der</strong>ungen zu verbessern. „DieLeute dort waren eine wirkliche Hilfe“,sagt Annette Röber. „Ich hatte gleich denEindruck, da sitzen kompetente, auchemotional kompetente Menschen. Ichhabe mich gut aufgehoben gefühlt.“Im Haus 1 <strong>der</strong> Lebenshilfe an <strong>der</strong> Wer<strong>der</strong>straßeleben heute 46 geistige behin<strong>der</strong>teMenschen zusammen. Jeden Samstagnachmittagkommt Annette Röber für einigeDie Schwierigkeiten sind nicht so groß, wie man26 27SteckbriefAnnette Röber (60) hat ein Studium<strong>der</strong> Erziehungswissenschaftabgeschlossen <strong>und</strong> als Lehrerin fürDeutsch <strong>und</strong> Pädagogik gearbeitet.Sie ist Mutter von zwei erwachsenenSöhnen.Annette RöberSt<strong>und</strong>en vorbei, um etwas gemeinsam mit MarliesGroßefrie zu unternehmen. Sie gehen shoppen,Eis essen, in den Zoo, ins Kino, o<strong>der</strong> schauen sicheinfach nur Bildbände an. Ganz hoch oben in <strong>der</strong>Gunst stehen Gesellschaftsspiele, denn beide spielengern. Oft nimmt sie Marlies Großefrie, die wieviele an<strong>der</strong>e Behin<strong>der</strong>te kaum verwandtschaftlicheKontakte hat, auch mit zu sich nach Hause.„Ich wollte <strong>der</strong> Lebenshilfe etwas zurückgeben vondem, was sie für mich getan hat. Das ist es eigentlich.“Als Annette Röber vor fast vier Jahren begann,sich dort zu engagieren, hat sie sich zunächstin aller Ruhe eine Gruppe angeschaut, die Betreuerkennen gelernt, <strong>und</strong> sich abgeguckt,wie diese mit den Behin<strong>der</strong>tenumgehen. „Viele <strong>der</strong>Bewohner haben Fähigkeiten,die ich nicht habe“, sagt sie. „Wirbegegnen uns auf Augenhöhe.“Entstanden ist ein entspanntes<strong>und</strong> herzliches Miteinan<strong>der</strong> vonzweien, die sich gut verstehen.„Ich mache im Prinzip nichts.Nichts als ein bisschen zusammenleben.Weil ich Spaß daranhabe, mit Menschen umzugehen.“An<strong>der</strong>en, die sich ehrenamtlichbetätigen wollen, rät sie: „Soviel falschmachen kann man eigentlich nicht. Man muss sichnur etwas zutrauen. Und dann stellt sich heraus:sich eingebildet hat.“„Ich mache im Prinzip nichts als ein bisschenzusammenleben. Weil ich Spaß daran habe,mit Menschen umzugehen.“KontaktLebenshilfe für Menschenmit geistiger Behin<strong>der</strong>ung e.V.Rainer BattlingWer<strong>der</strong>str. 2044628 Herne 02323 / 98 54 -20leitung.haus1@lebenshilfe-herne.dewww.lebenshilfe-herne.de


Lukas-HospizDen Tagen mehr Leben gebenDas Leben bejahen bis zum SchlussAm Ende <strong>des</strong> fre<strong>und</strong>lichen, lichtdurchflutetenEingangsbereichs gibt es einen„Baum <strong>der</strong> Erinnerung“. Hier sind dieNamen von all den Menschen verewigt,die im Lukas-Hospiz gestorben sind. DerPlatz reicht kaum noch aus, über 300 sin<strong>des</strong> seit Eröffnung <strong>des</strong> Hauses vor r<strong>und</strong>vier Jahren. Wolf Eckert ist seit <strong>der</strong> erstenSt<strong>und</strong>e dabei. Zunächst im För<strong>der</strong>verein,<strong>der</strong> sich um den Bau <strong>und</strong> Unterhalt<strong>des</strong> Hospizes gekümmert hat. „Ich hattevorher schon über die Hospiz-Bewegunggelesen <strong>und</strong> fand, dass sie eine gute <strong>und</strong>wichtige Sache ist.“sie wissen, dass dies ihre letzte Station ist. Brigitte28 29SteckbriefWolf Eckert (66) ist Diplom-Ökonom<strong>und</strong> hat 30 Jahre lang alsWirtschaftsprüfer von Banken imIn- <strong>und</strong> Ausland gearbeitet. Geradehat er eine Ausbildung zum Betreuungs-Assistentenfür Menschen mitDemenz abgeschlossen.Wolf EckertIm Vorbereitungskurs für Ehrenamtlichelernte er dann ein Jahr lang viel über dasSterben, den Schmerz, über Loslassen<strong>und</strong> Trauerarbeit. Er lernte aber auch umzudenken:„Mir war immer <strong>der</strong> Gedankesympathisch, dass man sein Ende selbstbestimmen kann <strong>und</strong> nicht hilflos an lebenserhaltendenSchläuchen hängt. Aber erst hier begriffich, dass je<strong>der</strong> Mensch auch die letzte Phase seinesLebens in Würde verbringen kann.“ Das heißt vorallem körperlich schmerzfrei <strong>und</strong> mit viel menschlicherZuwendung. Zusätzlich gibt es Aromatherapie<strong>und</strong> Angebote, mit meditativen Klängen <strong>und</strong>Musik neue Erlebniswelten zu erfahren, sowieTrauerarbeit mit den Angehörigen.Auch daran beteiligt sich Wolf Eckert. Einmal dieWoche für vier St<strong>und</strong>en kommt er, um den Bewohnern,die hier Gäste heißen, die Mahlzeiten anzureichen,das Bett aufzuschütteln <strong>und</strong> Gespräche anzubieten.Bei allein stehenden Menschen geht es auchWoher er die <strong>Kraft</strong> schöpft? „Sie ist eben da.Ich verhalte mich so, wie auch ich behandeltwerden möchte.“schon einmal darum, Unterlagenvon zu Hause abzuholen, einenwichtigen Brief zu schreiben.O<strong>der</strong> sich um die Angehörigenzu kümmern, denn manchmalist <strong>der</strong> Abschied für sie schwierigerals für den Sterbenden.Woher er die <strong>Kraft</strong> schöpft?„Sie ist eben da. Ich verhaltemich so, wie ich auch behandeltwerden möchte. Und das heißt:Nicht als Trauerkloß rumlaufen,son<strong>der</strong>n fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> fröhlich,eben lebensbejahend.“R<strong>und</strong> 18 Tage ist die Verweildauer <strong>der</strong> Gäste imLukas-Hospiz. Für die Menschen, die hierherkommen, gibt es keine medizinische Hilfe mehr,Rauenschwen<strong>der</strong> war eine von ihnen <strong>und</strong> erzähltekurz vor ihrem Tod: „Was die Ehrenamtlichen hierleisten, ist toll. Ich würde diese Arbeit selbst auchmachen, wenn ich es ges<strong>und</strong>heitlich noch könnte.“KontaktLukas-HospizAnneli WallbaumJean-Vogel-Str. 4344625 Herne 02323 / 229 71-11wallbaum@lukas-hospiz.dewww.lukas-hospiz.de


Martin-Opitz-BibliothekBücher bauen BrückenSpürbare Geschichte in HändenKornelia RanzBehutsam nimmt Kornelia Ranz dievergilbte Postkarte aus dem polnischenLodz mit Poststempel vom 21. November1915 aus <strong>der</strong> Klarsichthülle.Sie betrachtet das handkolorierte Foto,versucht, die winzige Schrift auf <strong>der</strong>Rückseite zu entziffern <strong>und</strong> legt sie dannauf die Platte <strong>des</strong> Flachbettscanners.Einscannen, nummerieren, beschriften,das sind die einzelnen Arbeitsschritte.Zweimal in <strong>der</strong> Woche kommt KorneliaRanz für einige St<strong>und</strong>en in die Martin-Opitz-Bibliothek,um Bücher, alteZeitungen <strong>und</strong> Postkarten zu digitalisieren.„Schon in <strong>der</strong> Schule hatte ich inGeschichte den Leistungskurs belegt“,erklärt sie. „Wenn ich die historischenDokumente in den Händen halte, ist dasspürbare Geschichte für mich. Außerdemlerne ich dabei viel.“30Als ihre Kin<strong>der</strong> erwachsen <strong>und</strong> aus dem Haus31waren, war es Kornelia Ranz wichtig, etwas für sichzu tun, etwas, was ihr auch Spaß bereitet. Den Anfangmachte sie vor gut zwei Jahren im Treffpunkt„Oase“, wo sie Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen seitdemnachmittags bei den Hausaufgaben hilft.„Wenn ich die historischen Dokumente in denHänden halte, ist das spürbare Geschichte fürmich. Außerdem lerne ich dabei viel.“300 000 Werke hat die Martin-Opitz-Bibliothek im Bestand.Und erst zwei Prozent sinddigitalisiert <strong>und</strong> damit dauerhaftfür die Nachwelt erhalten.Dr. Hans-Jakob Tebarth, stellvertreten<strong>der</strong>Leiter <strong>der</strong> Martin-Opitz-Bibliothek, freut sich überdie Unterstützung: „KorneliaRanz ist eine große Hilfe bei <strong>der</strong>Konservierung unseres altenwertvollen Schriftguts. Wenn sienicht wäre, müsste diese Arbeitaus Geld- <strong>und</strong> Stellenmangeleinfach liegen bleiben.“SteckbriefKornelia Ranz (52) ist gelernteBankkauffrau <strong>und</strong> Mutter vonzwei erwachsenen Kin<strong>der</strong>n. Sieengagiert sich zusätzlich in <strong>der</strong>Oase Wanne.Kurz danach kam sie über eine Empfehlung <strong>der</strong>städtischen Ehrenamtsagentur auf die Martin-Opitz-Bibliothek in <strong>der</strong> Herner Innenstadt. Immerhindie größte Spezialbibliothek für deutsche Kultur<strong>und</strong> Geschichte im östlichen Europa mit einemeinzigartigen Kulturschatz. „Genau das Richtige fürmich“, sagt sie. „Geschichte <strong>und</strong> alte Bücher.“KontaktMartin-Opitz-BibliothekDr. Hans-Jakob TebarthBerliner Platz 544623 Herne 02323 / 16 -28 05hans-jakob.tebarth@herne.dewww.martin-opitz-bibliothek.de


Naturschutzb<strong>und</strong>Natur erleben <strong>und</strong> schützenEntwicklungshilfe für <strong>Wan<strong>der</strong>falken</strong>Nicole Lohrmanns Augen leuchten,wenn sie erzählt: „Ende April geht es mit<strong>der</strong> Beringung <strong>der</strong> Jungvögel los. Dannfahren wir von einem Schornstein zumnächsten, um zu den Nistplätzen hochzuklettern.Ich genieße es.“ Manch einemmag <strong>der</strong> Atem stocken angesichts von 100Metern Höhe, aber Nicole Lohrmann klettertfür ihr Leben gern <strong>und</strong> verfügt überlangjährige Erfahrung. „Das Aufsteigenerfor<strong>der</strong>t viel <strong>Kraft</strong>, <strong>und</strong> man darf keineHöhenangst haben.“Schon immer hat sich Nicole Lohrmannfür die Natur begeistert. Direkt nach demStudium hat sie eineinhalb Jahre auf <strong>der</strong>Insel Mauritius an verschiedenen Vogelschutzprojektenmitgearbeitet. 2009 erfuhrsie von <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<strong>Wan<strong>der</strong>falken</strong>schutz in Nordrhein-Westfalen<strong>und</strong> war gleich angetan. Dort nämlichkonnte sie ihre beiden Leidenschaften vereinen,das Klettern <strong>und</strong> den Naturschutz.32 33SteckbriefNicole Lohrmann (35) hat Umweltschutzmit dem SchwerpunktÖkologie studiert <strong>und</strong> arbeitet alsQuartiersmanagerin in einem Dortm<strong>und</strong>erBüro für Stadtplanung.Nicole LohrmannNatürlich gibt es auch nebenbei noch viel zu erledigen;Erlaubnis einholen von den betroffenen Firmen,Sicherheitsschulungen absolvieren, Protokolleerstellen, aber immer wie<strong>der</strong> gibt es diese beson<strong>der</strong>enMomente. „Für mich ist es ein Glücksgefühl,wenn ich sehe, dass Jungtiere es geschafft haben.Es ist einfach toll, mit wild lebenden Tieren zuarbeiten“, sagt sie. <strong>Wan<strong>der</strong>falken</strong> sind die schnellstenVögel <strong>der</strong> Welt <strong>und</strong> wahre Flugkünstler. Mitbis zu 250 St<strong>und</strong>enkilometern jagen sie ihrer Beutehinterher.„Für mich ist es ein Glücksgefühl, wenn ichsehe, dass Jungtiere es geschafft haben. Es ist einfachtoll, mit wild lebenden Tieren zu arbeiten.“Nach <strong>der</strong> Beringung folgt dieZeit, in <strong>der</strong> Nicole Lohrmann<strong>und</strong> ihre zwei Kollegen dieNistplätze reparieren <strong>und</strong> neueanlegen. Ein Weidenkörbchenmit feinem Kies darin reichtden Vögeln, sie selbst bauenkeine Nester, son<strong>der</strong>n brütenursprünglich im hohen Fels.Die Schornsteine, Gasometer<strong>und</strong> Kühltürme im Ruhrgebiethaben sie als zweite Heimat aberoffensichtlich angenommen.„In diesem Jahr haben wir 140Jungvögel beringt. Allein in Herne gibt es drei Brutplätze“,freut sich die Expertin über den Erfolg, denin <strong>der</strong> Region fast ausgestorbenen <strong>Wan<strong>der</strong>falken</strong>wie<strong>der</strong> anzusiedeln.Bis in den Juni hinein ist ihr Einsatz für die Greifvögelein zusätzlicher Vollzeitjob. „Dann bin ich jedefreie Minute unterwegs, oft bis spät in die Nacht.Manchmal kriege ich schon Ärger zu Hause“, lachtNicole Lohrmann. Aber es lohnt sich: „Jede Art hatdas Recht zu überleben. Wir Menschen müssenVerantwortung übernehmen <strong>und</strong> geeignetenLebensraum für bedrohte Tiere schaffen.“KontaktArbeitsgemeinschaft <strong>Wan<strong>der</strong>falken</strong>schutzNordrhein-Westfalenim Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland (NABU)Nicole Lohrmannwan<strong>der</strong>falkenschutz@googlemail.comwww.nabu-nrw.de


Oase Wanne Mittagstisch <strong>und</strong> mehr ...Glück weitergeben„Beim ersten Mal musste ich ganz schönschlucken, als ein Mädchen erzählte,dass die Mama wie<strong>der</strong> seinen Geburtstagvergessen hat“, sagt Susanne Grollmann.Dann hat sie ganz pragmatisch mit ihrenMitstreiterinnen eine Geburtstagslisteaufgestellt. Seitdem bekommt je<strong>des</strong> Kind,das die Oase besucht, ein kleines persönlichesGeschenk zu seinem Ehrentag.„Die Freude ist je<strong>des</strong> Mal riesengroß.“Jeden Montag zwischen 12 <strong>und</strong> 16 Uhrverwandelt sich das Gemeindehaus<strong>der</strong> Herz-Jesu-Gemeinde in Crangein einen aufgeregten Bienenstock.Gewusel im großen Gemeinschaftsraum,Kin<strong>der</strong>lachen im angrenzendenGarten. 40 bis 50 Schulkin<strong>der</strong> kommenregelmäßig, um hier kostenlosMittag zu essen, Hausaufgaben zumachen, zu basteln <strong>und</strong> zu spielen.34Vor r<strong>und</strong> fünf Jahren hat sich <strong>der</strong> gemeinnützigenebenan. Gleich nach Schulschluss komme ich in35SteckbriefSusanne Grollmann (54) ist mit ihremMann aus beruflichen Gründenvor r<strong>und</strong> vier Jahren von Bremennach Herne gezogen. Ihre beidenKin<strong>der</strong> sind bereits aus dem Haus<strong>und</strong> studieren.Susanne Grollmann„Uns geht es zuallererst um die Kin<strong>der</strong>.Egal aus welchen Gründen sie zu Hausenicht betreut werden.“Verein Oase in Herne gegründet, kurz darauf zogSusanne Grollmann in die Emscherstadt. „Ich hattejede Menge Zeit. Die Kin<strong>der</strong> im Studium, das Hausverkauft. Ich hatte das Gefühl, ich kann etwas vonmeinem Glück, von meiner Zufriedenheit, an an<strong>der</strong>eweitergeben.“ Zwei Jahre später hat SusanneGrollmann dann die Oase im Wanner Norden mitaufgebaut, die sie heute leitet; sich die Akzeptanz<strong>der</strong> Kirchengemeinde erarbeitet, Kontakte zu Sponsorengeknüpft, von den Spendengel<strong>der</strong>n Spiel<strong>und</strong>Bastelsachen gekauft. Viel lieber jedoch spieltsie mit den Kin<strong>der</strong>n, vor allem Bewegungsspielewie Tischtennis, Kickern o<strong>der</strong> Billard. „Dabei lernendie Kin<strong>der</strong> auch, dass mansich an Regeln halten muss.“Was beim Spiel so eindeutigist, gilt auch für das Zusammenseinam Tisch <strong>und</strong> in <strong>der</strong>Gruppe. In Ruhe aufessen, ohneden Nachbarn anzurempeln.Keine Schimpfworte benutzen,Deutsch sprechen. „Die meistenKin<strong>der</strong> nehmen gern Regeln an“,weiß Susanne Grollmann.Erziehungsarbeit, die eigentlichdie Familien leisten sollten.„Uns geht es zuallererst um dieKin<strong>der</strong>“, sagt sie. „Egal aus welchen Gründen siezu Hause nicht betreut werden.“ Sema, neun Jahre,spürt das: „Ich gehe zur Laurentiusschule, die istdie Oase, weil ich hier alles Mögliche machen kann.Und das Mittagessen schmeckt immer so gut.“KontaktOase WannePeckelsenhaus, Herz-Jesu-KircheSusanne GrollmannDorstener Str. 54944653 Herne 0173 / 952 26 13grollmann@t-online.dewww.oase-<strong>und</strong>-mehr.de


Patengroßelternklein trifft GROßEin Lächeln kommt immer zurückFrohmut & Erwin SchulzAn den Schock, <strong>der</strong> ihnen damals in dieGlie<strong>der</strong> fuhr, erinnern sich Frohmut <strong>und</strong>Erwin Schulz noch genau. Enkelin Leana,drei Jahre alt, krähte auf die Frage <strong>der</strong>Großeltern, wo denn ihr Schnuller sei,vergnügt: „Wenn ich erst in Kanada bin,brauche ich keinen mehr.“ „Das tat weh“,sagen beide. Jeden Tag war Leana bei ihnen<strong>und</strong> so erfuhren sie, dass Sohn Petermit seiner Frau, <strong>der</strong> Tochter <strong>und</strong> demeinjährigen Sohn Jaron auswan<strong>der</strong>n wollte.Er hatte eine Aussprache stets hinausgeschoben,weil er wusste, wie sehr seineEltern an den Kleinen hingen. Zumal diean<strong>der</strong>en beiden Enkel längst groß waren.Das war 2006 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anstoß, sich ehrenamtlichzu engagieren.Zunächst ging es für Frohmut Schulz alsFrühstückspatin los. Bis vor kurzem betreutesie eine 83-jährige Dame, die sehrschlecht sehen kann. Einmal die Woche fuhr sie zugehen an<strong>der</strong>s mit Kin<strong>der</strong>n um, <strong>und</strong> sie erzählen36 37SteckbriefIm nächsten Jahr feiern Frohmut<strong>und</strong> Erwin Schulz (beide 72)Goldene Hochzeit. Stolze 50 Jahresind sie dann verheiratet. FrohmutSchulz arbeitete bis zur Pensionierungals Verwaltungsangestellte,ihr Ehemann war technischer Leiterbei einem Betonhersteller.ihr, begleitete sie zu Arztbesuchen <strong>und</strong> lud sie imSommer in ihren schönen Garten ein.Über den Kontakt zur städtischen Ehrenamtsstellegab es dann ein Kennenlernen in größerer R<strong>und</strong>efür alle, die sich für das Projekt Patengroßeltern interessierten.Familie Schulz lernte Brigitta Stockey<strong>und</strong> Söhnchen Julius kennen, <strong>und</strong> alle waren sichsofort sympathisch. Es hatte gefunkt. „Ich liebeeinfach Kin<strong>der</strong>“, sagt Frohmut Schulz. „Es machtviel Spaß, mit ihnen zusammen zu sein. Und eslädt die Batterien auf.“ Jeden Donnerstagnachmittagist Julius mit seiner Mutter zu Besuch. Er weißgenau, wo das Fischfutter steht <strong>und</strong> mag es, dieDen Sandkasten, die Schaukel <strong>und</strong> die Lego-Eisenbahn, alles längst eingemottet, hat ErwinSchulz für Julius wie<strong>der</strong> hervorgeholt.Fische im großen Gartenteichzu füttern <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Wiesedavor Fußball zu spielen. DenSandkasten, die Schaukel <strong>und</strong>die Lego-Eisenbahn, alles längsteingemottet, hat Erwin Schulzfür Julius wie<strong>der</strong> hervorgeholt.Er unterstützt die Pläne seinerFrau. „Ich habe alles genehmigt“,lächelt er verschmitzt.Brigitta Stockey <strong>und</strong> ihremMann hat die Idee mit denPatengroßeltern sofort gefallen.„Wir haben nur noch eine Omain <strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> finden es wichtig, dass einegroße Familie da ist <strong>und</strong> Rückhalt gibt. Großelternhaben eine an<strong>der</strong>e Perspektive aufs Leben. Siespannende Geschichten von früher.“Gern hätte Frohmut Schulz noch ein weiteres Patenenkelkind.„Wenn du ein Kind anlächelst, kommtimmer ein Lächeln zurück. Das finde ichschön.“ Im Kin<strong>der</strong>zimmer hängt ein großes Poster,darauf steht: „Drei Dinge sind uns aus demKontaktRathaus HerneParadies gegeben: Sterne, Blumen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>.“ KoordinierungsstelleBürgerschaftliches EngagementBeate TschökeFriedrich-Ebert-Platz 244623 Herne 02323 / 16 - 35 48ehrenamt@herne.dewww.herne.de


Sachk<strong>und</strong>ige BürgerPolitik beraten, Politik mitgestaltenEigeninitiative für die DemokratieBlindenleitlinien auf dem zentralen Willi-Pohlmann-Platz, ein Aufzug fürs Rathausin Wanne. Als schwerbehin<strong>der</strong>ter Rollstuhlfahrerist Gilbert Krüger Experte fürbarrierefreies Bauen, <strong>und</strong> seine Stimmeist gefragt. Er ist sachk<strong>und</strong>iger Bürgerim Selbsthilfebeirat <strong>der</strong> Stadt Herne <strong>und</strong>außerdem im Behin<strong>der</strong>tenbeirat <strong>und</strong> imSozialausschuss tätig. „Wenn du willst,dass sich was än<strong>der</strong>t, tu es selbst“, lautetsein Motto. „Demokratie frisst viel Zeit,aber die nehme ich mir.“Sein halbes Leben lang ist Gilbert Krügerschon ehrenamtlich aktiv. Wurden dieges<strong>und</strong>heitlichen Probleme größer, hat ersich um so mehr ins Zeug gelegt. „Ich bingläubig <strong>und</strong> habe das Christentum schonmit <strong>der</strong> Muttermilch eingesogen“, sagt er.Mit 14 Jahren betreute er die Jungschar<strong>der</strong> evangelischen Kirchengemeinde Eickel. SpäterSteckbriefGilbert Krüger (24) hat voreinigen Monaten eine Ausbildungzum Bürokaufmann imBerufsbildungswerk Volmarsteinabgeschlossen. Nun holt ererst einmal das Abitur nach.Gilbert Krüger38hat er den Konfirmandenunterricht <strong>und</strong> den Ju-Erfahrungen <strong>und</strong> sein Fachwissen ein <strong>und</strong> thema-39gendgottesdienst mit vorbereitet, Jugendfreizeiten<strong>und</strong> Kickerturniere organisiert. „Alles, womit manJugendlichen eine Freude machen <strong>und</strong> sie Gottnäher bringen kann. Dabei bin ich richtig aufgeblüht,<strong>und</strong> diese <strong>Kraft</strong> habe ich dann in die Politikverlagert.“Politik, das heißt aber nicht nur Gremienarbeitin Herne. Auch die Zeit im BerufsbildungswerkVolmarstein, wo er mit vielen an<strong>der</strong>en jungenbehin<strong>der</strong>ten Menschen einen Beruf erlernte, hater intensiv genutzt <strong>und</strong> sich in <strong>der</strong> Jugendvertretungfür die Interessen <strong>der</strong> Auszubildenden stark„Wenn du willst, dass sich was än<strong>der</strong>t, tues selbst. Demokratie frisst viel Zeit, aberdie nehme ich mir.“gemacht. Seine Erfahrung: „Diegrößte Barriere ist nicht die, dieman sieht, son<strong>der</strong>n die in denKöpfen. Auch heute ist es nochso, dass man als behin<strong>der</strong>terMensch auf Vorurteile stößt<strong>und</strong> nicht ernst genommenwird. Man muss sich immer erstselbst beweisen, bevor es um dieSache geht, wegen <strong>der</strong> man sichzusammengesetzt hat.“Im Selbsthilfebeirat ist diesgarantiert nicht <strong>der</strong> Fall. Fürden Vorsitzenden Erich Leichnersteht fest: „Ohne ehrenamtliches Engagementwürde unsere ganze Arbeit hier nicht funktionieren.Und Gilbert Krüger bringt seine individuellentisiert immer wie<strong>der</strong> Aspekte, die wir gar nichtbeachtet haben.“InfoSachk<strong>und</strong>ige Bürger werden von den imRat <strong>der</strong> Stadt Herne vertretenen Parteiennominiert, eine Parteizugehörigkeit istnicht erfor<strong>der</strong>lich.Interessierte wenden sich an das entsprechendeParteibüro in Herne.


Senior-ExpertenEin Netzwerk für Existenzgrün<strong>der</strong>Auf Erfahrung bauen!Fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> einladend wirkt daskleine Ladenlokal an <strong>der</strong> Neustraße.„Bacówka“ heißt es, zu deutsch „Berghütte“<strong>und</strong> ist <strong>der</strong> erste Franchise-Laden<strong>der</strong> polnischen Lebensmittelkettein Deutschland überhaupt. Dass dieHerner dort seit zwei Monaten Wurst,Piroggen, Pasteten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e traditionellepolnische Spezialitäten kaufeno<strong>der</strong> im Bistro probieren können, istauch ein Verdienst von Wilfried Niggemann.Er hat die JungunternehmerinYvonne Jokiel vorab beraten, <strong>und</strong> sieist überzeugt: „Ohne ihn hätte ich nieeinen Euro För<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Kredit von<strong>der</strong> Bank bekommen. Er hat mir denrichtigen Weg gewiesen.“Worin <strong>der</strong> bestanden hat? „Wir habenuns etliche Male zusammengesetzt,um beispielsweise über die Verträgeo<strong>der</strong> den Businessplan zu sprechen. Den fertigSteckbriefWilfried Niggemann (60) istBetriebswirt <strong>und</strong> Diplom-Kaufmann.Bis zu seiner Pensionierungwar er im Einkauf <strong>der</strong> DeutschenSteinkohle AG beschäftigt, zuletztals Prokurist <strong>und</strong> stellvertreten<strong>der</strong>Einkaufsleiter für Material- <strong>und</strong>Dienstleistungsbeschaffung.Wilfried Niggemannausgearbeiteten Geschäftsplan haben wir dann <strong>der</strong>Sparkasse vorgelegt“, erläutert <strong>der</strong> Senior-Experte,<strong>der</strong> als gestandener Manager gemeinsam mit r<strong>und</strong>30 Fachleuten aus <strong>der</strong> Praxis ehrenamtlich für dieIndustrie- <strong>und</strong> Handelskammer tätig ist. Im viertenJahr ist er jetzt dabei.„Als ich in den Ruhestand ging, suchte ich eineneue Herausfor<strong>der</strong>ung. Ich wollte mein Wissenweitergeben; die Erfahrungen <strong>und</strong> vielen Kontakte,die ich durch meinen Beruf hatte, halten <strong>und</strong>ausbauen - <strong>und</strong> damit dazu beitragen, dass guteIdeen zum Erfolg führen.“ Neben Gr<strong>und</strong>satzfragenzum Geschäftsmodell <strong>und</strong> <strong>der</strong> Finanzierung geht es„Als ich in den Ruhestand ging, suchte icheine neue Herausfor<strong>der</strong>ung. Ich wollte meinevielen Kontakte, die ich durch meinen Berufhatte, halten <strong>und</strong> ausbauen.“meist um K<strong>und</strong>enakquise, Marketing<strong>und</strong> Werbung, manchmalauch um Krisenberatung, wennein Unternehmen schlecht läuft.„Der Grün<strong>der</strong> kommt mit einerIdee <strong>und</strong> ich stelle dann Fragen.Oft sind es gute Konzepte,die aber nicht zu Ende gedachtsind.“ So wie die kleine Eisdielein Wattenscheid. „Da habe ichgeraten, die abgetrennte Rauchereckezu entfernen <strong>und</strong> dieEistheke niedriger zu bauen,damit die Produkte optimalpräsentiert werden.“Zu einem außergewöhnlich erfolgreichen Ge-40 schäft entwickelte sich die Idee von zwei Stu-41denten <strong>der</strong> Universität Bochum. Sie haben einebeson<strong>der</strong>e Messsonde erf<strong>und</strong>en, mit <strong>der</strong> etwaWasserwerke automatisch den Pegelstandihrer Brunnen überwachen können. „Sie sinddamit für den Deutschen Grün<strong>der</strong>preis nominiertworden. Ich konnte ihnen auf Anhiebinteressante Kontakte vermitteln, ein Kollegeaus unserem Netzwerk günstige Geschäftsräume“,erklärt Wilfried Niggemann, <strong>und</strong>ein bisschen Stolz klingt schon durch.KontaktIndustrie- <strong>und</strong> HandelskammerMittleres RuhrgebietGeschäftsbereich Gr<strong>und</strong>satzfragen,Wissenschaft, Dienstleistungen, Unternehmensför<strong>der</strong>ungStefan GraveOstring 30 - 3244787 Bochum 0234 / 91 13 -144grave@bochum.ihk.dewww.bochum.ihk.de


SeniorenberatungsstellenLebensmittel frei HausScham <strong>und</strong> Not überwinden helfenRosemarie Hagen & Yildiz Ergül„Auch wenn <strong>der</strong> Hunger von <strong>der</strong> Fensterbankspringt, wollen sie so schnell keineHilfe annehmen. Die Scham ist einfachgrößer als die Not.“ Rosemarie Hagen<strong>und</strong> Yildiz Ergül wissen, wovon sie sprechen.Jeden Dienstagvormittag fahrensie zum Lager <strong>der</strong> Herner Tafel, packennach den Diätvorgaben <strong>der</strong> Seniorenberatungsstellenverschiedene Lebensmittel inKörbe <strong>und</strong> verteilen sie an Bedürftige imStadtgebiet. Genau zehn Adressen fahrensie ab <strong>und</strong> sehen dabei viel Armut <strong>und</strong>Gebrechlichkeit. Immer sind es Frauenim Alter von 70 bis 90 Jahren, die von <strong>der</strong>Gr<strong>und</strong>sicherung leben <strong>und</strong> bei denen eshinten <strong>und</strong> vorne nicht reicht.Seit Anfang <strong>des</strong> Jahres fahren die beidendie Route gemeinsam. Kennen gelernthaben sie sich durch die Seniorenberatungsstelle<strong>der</strong> Familien- <strong>und</strong> Krankenpflege.Sie liegen auf einer Wellenlänge <strong>und</strong> was sie42 draußen gehen kann, lebt von einer Mini-Rente43SteckbriefRosemarie Hagen ist im wohlverdientenRuhestand <strong>und</strong> arbeitetehrenamtlich bei <strong>der</strong> Diakonie<strong>und</strong> <strong>der</strong> Caritas. Außerdem ist sieFrühstückpatin. Yildiz Ergül (54)hat mit ihrem Ehemann mehrereImbissbetriebe geführt, bis ihreGes<strong>und</strong>heit nicht mehr mitmachte.Jetzt ist sie für die Familien- <strong>und</strong>Krankenpflege im Einsatz.verbindet, wird schnell klar. Rosemarie Hagen sagt:„Als mein Mann Ende 2006 gestorben ist, brauchteich Arbeit. Einfach was zu tun. Wenn man Zeit seinesLebens gearbeitet hat, kann man nicht einfachaufhören. Dafür sind wir beide nicht <strong>der</strong> Typ.“Yildiz Ergül nickt. „Zwar bin ich ges<strong>und</strong>heitlichziemlich eingeschränkt. Aber nur zu Hause kochen<strong>und</strong> putzen <strong>und</strong> sich ab <strong>und</strong> zu um die Enkelkin<strong>der</strong>zu kümmern, das war mir zu wenig.“Ein paar Worte, ein kleiner Plausch sind immerdrin, wenn das Team anklingelt. „Wir bleiben auchdiskret, wenn die Nachbarn neugierig gucken <strong>und</strong>fragen. ‚Wir helfen beim Einkauf’, sagen wir dann“,„Wir bleiben auch diskret, wenn die Nachbarnneugierig gucken <strong>und</strong> fragen. ‚Wir helfen beimEinkauf’, sagen wir dann“, meint RosemarieHagen <strong>und</strong> lächelt wissend.meint Rosemarie Hagen <strong>und</strong>lächelt wissend. Stets werden siebereits erwartet. Sie bringen einebunte Mischung mit: Nudeln,eine Packung Wurst, Quark,etwas Käse, Tomaten, eineOrange. Zum Geburtstag gibtes einen Blumenstrauß. Min<strong>des</strong>tensgenauso viel aber zähltdas fre<strong>und</strong>liche Wort <strong>und</strong> dieherzliche Umarmung. „Geht esIhnen gut? Was gibt es Neues?Erzählen Sie mal!“Seit 55 Jahren schon wohnt Elsbeth Möller in Horsthausen,sie geht stramm auf die 90 zu. Die alteDame, die immerhin noch mit dem Rollator nach<strong>und</strong> strahlt je<strong>des</strong> Mal, wenn <strong>der</strong> Besuch kommt:„Mit wem spreche ich denn sonst? Ich habe dochkaum jemanden.“KontaktSeniorenberatungsstelle DiakonieSigrun FidoraBismarckstr. 98a44629 Herne 02323 / 23 07 49s.fidora@diakonie-herne.dewww.diakonie-herne.deKontaktSeniorenberatungsstelle Familien- <strong>und</strong>KrankenpflegeUlrike LangeGneisenaustr. 144628 Herne 02323 / 80 031ulrike-lange@versanet.dewww.familien-krankenpflege-herne.de


SpielplatzpatenSpielräume schaffen <strong>und</strong> erhaltenEin Himmelreich für Kin<strong>der</strong>„Ich wollte nur den Spielplatz für die Kin<strong>der</strong>zurückhaben“, sagt Karola Sobotka.„Dass da so ein Rattenschwanz dranhängt,hätte ich nie gedacht.“ Das war imHerbst 2005, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anfang ging so: AmEnde <strong>der</strong> Saarlandstraße in Eickel gab eseine zugewucherte Grünfläche, daraufwar ein offizielles Schild zu erkennen:„Ballspielen strengstens verboten.“Alteingesessene Anwohner konnten esbestätigen, dort befand sich früher malein Spielplatz.Für Karola Sobotka war die Sache klar.„Auch wenn viele hier Gärten haben,die Kin<strong>der</strong> brauchen ein eigenes Reich,wo sie machen können, was sie wollen.“Gesagt, getan. Die Mutter von zwei kleinenKin<strong>der</strong>n sammelte kurzentschlossensämtliche Namen <strong>und</strong> Adressen <strong>der</strong> r<strong>und</strong>50 Kin<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Nachbarschaft <strong>und</strong>schickte die Liste an die städtische Kin<strong>der</strong>anwältinBibi Buntstrumpf. Es dauerte eine Zeit, aber dannkam ihr Anruf: „Du kriegst deinen Spielplatz!“44 45SteckbriefKarola Sobotka (44) ist Krankenschwesterfür Anästhesie <strong>und</strong>Intensivpflege <strong>und</strong> arbeitet Teilzeit.Sie hat zwei Kin<strong>der</strong>, Melina (12) <strong>und</strong>Mika (9), <strong>und</strong> engagiert sich auchin <strong>der</strong> Schulpflegschaft <strong>der</strong> beidenSchulen, die ihre Kin<strong>der</strong> besuchen.Karola Sobotka„Ich habe vor Freude am Telefon geheult,“ gestehtKarola Sobotka. Die Planung begann, immerunterstützt Bibi Buntstrumpf alias Nuray Sülü. In<strong>der</strong> heimischen Garage wurden Tische <strong>und</strong> Bänkeaufgestellt, <strong>und</strong> alle Kin<strong>der</strong> durften ihre Wünschefür einen tollen Spielplatz aufschreiben: eineRitterburg, eine Rutsche, irgendwas zum Turnen,eine Schaukel, eine Tischtennisplatte ... Die Eltern,begeistert von <strong>der</strong> Initiative, zogen mit.Zweimal im Jahr stellt Karola Sobotka eingroßes Spielplatzfest mit Würstchen grilleno<strong>der</strong> Waffeln backen auf die Beine.Ihr Ehemann hatte noch eineoriginelle Idee, <strong>und</strong> KarolaSobotka organisierte über dieRuhrkohle einen ausgedientenGrubenwagen. Das TechnischeHilfswerk aus Herne besorgteden Schwertransport, die Expertenvon Stadtgrün kümmertensich um die Standsicherheit, <strong>und</strong>die Jugendkunstschule bereitetedas arg ramponierte Schätzchenwie<strong>der</strong> auf. Zum Schlussbemalten es die Kin<strong>der</strong> wieein Aquarium mit Fischen <strong>und</strong>Ranken. „Sie waren unheimlich stolz <strong>und</strong> glücklich,was sie gemeinsam geschafft hatten,“ erinnert sichKarola Sobotka lächelnd. „Und ich bin es je<strong>des</strong> Malvon neuem, wenn ich sie so sehe.“Heute ist <strong>der</strong> Spielplatz ein Selbstläufer, die Kin<strong>der</strong>kümmern sich selbst um die Sauberkeit. Zweimalim Jahr stellt Karola Sobotka ein großes Spielplatzfestmit Würstchen grillen o<strong>der</strong> Waffeln backen aufdie Beine. Wie die Kin<strong>der</strong> das alles finden? Einstimmigschallt es aus den Kin<strong>der</strong>kehlen: „DerSpielplatz ist coooool!“KontaktKin<strong>der</strong>anwältin Bibi BuntstrumpfNuray SülüDorstener Str. 26044625 Herne 02325 / 77 737info@bibibuntstrumpf.dewww.bibibuntstrumpf.de


Stadtsportb<strong>und</strong>Menschen in Bewegung bringenAnleitung zum FreischwimmenMehr Einsatz geht nicht. Beim Frühschwimmenim Hallenbad Eickel, demoffenen Schwimmtreff <strong>des</strong> Stadtsportb<strong>und</strong>es,waren Margot <strong>und</strong> Theo Willingdie ersten, die freiwillig die Aufsicht vonhalb sieben bis acht Uhr morgens übernahmen;zehn Jahre lang, immer einmalim Monat. „Eine Wasserratte war ichschon immer“, gesteht Margot Willing.„Mein Vater hat spaßeshalber zu mirgesagt, wenn ich mit sechs Jahren nochnicht schwimmen kann, wirft er mich von<strong>der</strong> Kanalbrücke.“ Theo Willing dagegenhat erst im Teenageralter zum nassenElement gef<strong>und</strong>en.Als <strong>der</strong> ältere Sohn nach einer Kin<strong>der</strong>kurauf Nor<strong>der</strong>ney plötzlich Scheuvor dem Wasser hatte, meldete ihnMargot Willing direkt im SchwimmclubHellas an. Alte Kontakte aus <strong>der</strong>eigenen Jugendzeit waren schnell aufgefrischtauch Zugang zu den Erwachsenen. Nur so können46 47SteckbriefMargot Willing (73) hat als Fachverkäuferinzuletzt beim ModehausBaltz in Bochum gearbeitet, TheoWilling (72) war Architekt <strong>und</strong>bis zur Rente als Bauleiter bei <strong>der</strong>Ruhrkohle beschäftigt. Das Ehepaarhat zwei erwachsene Söhne.Margot & Theo Willing<strong>und</strong> ehe sie sich versahen, waren sie Übungsleiter<strong>und</strong> Jugendwart. Dazwischen lagen viele,viele Lehrgänge, weitere folgten. Seit mehr als30 Jahren sind die beiden Wettkampfrichter <strong>und</strong>Schiedsrichter, <strong>und</strong> noch heute geben sie etlicheSchwimmkurse. „Den Spaß haben wir behalten<strong>und</strong> so sind wir <strong>der</strong> Sportgemeinschaft Friedrich<strong>der</strong> Große treu geblieben“, ergänzt Theo Willing.Zum Glück für die vielen kleinen <strong>und</strong> großen Menschen,die davon profitieren. Immer montags leitetdas Ehepaar Willing die Schwimm-AG im HernerSüdpool für Schulkin<strong>der</strong> ab <strong>der</strong> fünften Klasse.Die Schwimmanfänger lernen, ihre Angst vor demSeit mehr als 30 Jahren sind die beiden Wettkampfrichter<strong>und</strong> Schiedsrichter, <strong>und</strong> nochheute geben sie etliche Schwimmkurse.tiefen Nass zu verlieren. „Wirbringen sie so weit, dass sie denKlassenstandard erreichen. Zielist das Schwimmabzeichen inBronze“, sagt Margot Willing.Jeden Mittwoch wie<strong>der</strong>umtreffen sich Zuwan<strong>der</strong>er-Familienim Lehrschwimmbecken<strong>der</strong> Erich-Kästner-Schule inHorsthausen. Margot Willingbringt vor allem muslimischenMüttern <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Töchtern dieersten Schwimmzüge bei, ihrEhemann betreut die Väter <strong>und</strong>Söhne. „Die Kleinen trauen sich mehr zu, wenn einElternteil dabei ist“, so die Erfahrung <strong>der</strong> Willings.„Haben wir die Kin<strong>der</strong> erreicht, bekommen wirwir die Menschen integrieren. Nicht erzählen, son<strong>der</strong>nda sein <strong>und</strong> machen.“KontaktStadtsportb<strong>und</strong> HerneJürgen CokelcBahnhofstr. 14344623 Herne 02323 / 53 693info@ssb-herne.dewww.ssb-herne.de


Stadtteilprojekt „Älter werden in Crange“Senioren helfen SeniorenDen Schritt nach draußen wagenBrigitte Michels & Günter Schlautmann„Man wird von Geburt an älter“, sagtGünter Schlautmann <strong>und</strong> guckt dabeiganz ernst. „Die meisten Menschen vonuns möchten alt werden, doch keinermöchte alt sein.“ Und wenn es dann dochpassiert ist? Wichtig sei, die eigenen Interessen<strong>und</strong> Bedürfnisse zu erkennen <strong>und</strong>mit denen an<strong>der</strong>er zusammenzubringen.Da sind sich Brigitte Michels <strong>und</strong> GünterSchlautmann einig, <strong>und</strong> das haben sie mitGleichgesinnten umgesetzt.Schon 1992 entstand aus dem Diakonieausschuss<strong>der</strong> Evangelischen KirchengemeindeCrange das Stadtteilprojekt„Älter werden in Crange“, initiiert vominzwischen verstorbenen Diakon FriedhelmMichels, dem Ehemann von BrigitteMichels. Günter Schlautmann war damalsGründungsmitglied: „Wir sind eineBedürfnisanstalt, weil wir auf die Bedürfnisse<strong>der</strong> Leute hier eingehen.“48 Zum Programm <strong>des</strong> Stadtteiltreffs gehören auch49SteckbriefBrigitte Michels (71) hat früherbeim Diakonischen Werkin <strong>der</strong> Verwaltung gearbeitet,Günter Schlautmann (66) warEisenbahner <strong>und</strong> hat auf <strong>der</strong>Dienststelle Wanne gelernt.Wie diese genau aussehen, hatten sie damals durcheine Umfrage in <strong>der</strong> Gemeinde schnell herausgef<strong>und</strong>en:„Viele Ältere leben in einem Single-Haushalt.Sie wollen etwas unternehmen, am liebstensonntags. Denn Sonntag ist <strong>der</strong> schlimmste Tag.“Brigitte Michels ergänzt: „Eine Frau hat erzählt,sie sei seit 25 Jahren Witwe <strong>und</strong> in <strong>der</strong> ganzen Zeitnicht ein Mal in einem Lokal gewesen.“Im Nu hatten sich zehn Gruppen zusammengef<strong>und</strong>en:ein Stadtteiltreff, eine Spielegruppe, einTheaterring, ein Wan<strong>der</strong>trupp, ein Gourmetkreis ...Es folgten eine Skat- <strong>und</strong> eine Englischr<strong>und</strong>e sowie„Viele Ältere leben in einem Single-Haushalt. Siewollen etwas unternehmen, am liebsten sonntags.Denn Sonntag ist <strong>der</strong> schlimmste Tag.“eine Tippelgruppe für Senioren,die nicht mehr gut zu Fuß sind.Den Höhepunkt <strong>des</strong> Jahresbildet aber das Kirmescafé amRande <strong>der</strong> Cranger Kirmes, woes sich bestens vom Rummelausruhen lässt. Brigitte Michels<strong>und</strong> Günter Schlautmannsind mit ihren Mitstreiternwährend <strong>der</strong> zehn tollen Tageabwechselnd nachmittags imEinsatz <strong>und</strong> verkaufen Kaffee<strong>und</strong> selbst gebackenen Kuchenzu zivilen Preisen. „DieEinnahmen fließen zur Hälfte in unser Projekt,<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil geht in den Topf für den Umbauunseres neuen Gemeindehauses“, sagt BrigitteMichels zufrieden. Sie kümmert sich zusätzlichum den Einkauf <strong>und</strong> die Buchhaltung.Vorträge <strong>und</strong> Diskussionen. Günter Schlautmannspricht wohl für die zahlreichen Besucher: „Wirhaben Politiker, Rechtsanwälte <strong>und</strong> Ärzte als Referentenbei uns. Leute, an die man sonst nur schwerherankommt. Obwohl unsere Arbeit ehrenamtlichist, springt für mich persönlich viel dabei heraus.“KontaktGünter SchlautmannScharpwinkelring 8544653 Herne 02325 / 79 40 85aelter-werden-in-crange@arcor.deKontaktBrigitte MichelsDorstener Str. 48844653 Herne 02325 / 77 366


Tauschring Bickern/Unser Fritz… mehr als NachbarschaftshilfeJe<strong>der</strong> kann etwas, was ein an<strong>der</strong>er brauchtManfred Herrschaft„Durch die gegenseitige Unterstützungbei alltäglichen Arbeiten entsteht einbeson<strong>der</strong>er Zusammenhalt.“R<strong>und</strong> 60 Leute aus ganz Herne<strong>und</strong> darüber hinaus beteiligensich inzwischen an <strong>der</strong> erweitertenNachbarschaftshilfe. DieTauschgeschäfte kommen perTelefonanruf o<strong>der</strong> spontan beiden regelmäßigen Treffen <strong>der</strong>Vereinsmitglie<strong>der</strong> zustande.Gleich beim ersten Treffen, 2007war es, wurde Manfred Herrschaftin den Vorstand gewählt,als <strong>des</strong>sen Sprecher er heuteagiert. Er besucht Projektmessen<strong>und</strong> organisiert b<strong>und</strong>esweite Treffen,bildet sich fort. Mittlerweile ist er Mitgliedin weiteren vier Tauschringen; dort gibt er seineErfahrungen weiter <strong>und</strong> berät an<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Gründung.„Das gibt mir viel, auf Menschen zuzugehen50 51SteckbriefManfred Herrschaft (59) hat alsMaschinenbautechniker gearbeitet<strong>und</strong> lebt mit seiner Frau in Eickel.„Es muss doch etwas geben, wo ichmeine Talente einbringen kann <strong>und</strong> netteMenschen kennen lerne, ohne mich gleichwer weiß wie zu verpflichten“, dachtesich Manfred Herrschaft, als er in den Ruhestandwechselte. Dann las er in <strong>der</strong> Zeitungvon <strong>der</strong> Idee <strong>des</strong> StadtteilprojektesBickern/Unser Fritz, einen Tauschring zugründen. „Das passte wie die Faust aufsAuge.“ Sein erster Einsatz in vier Wändenbestand darin, Lampen in <strong>der</strong> Wohnungeiner älteren Dame abzunehmen. EinAnruf hatte genügt: „Hast du Zeit, kannstdu mal helfen?“Mit dem H<strong>und</strong> Gassi gehen, bügeln,Fahrrad reparieren, kochen, anstreichen,beim Umzug helfen. So mancher entdeckterst nach <strong>und</strong> nach, welches Wissen <strong>und</strong>Können in ihm steckt. „Der Tauschringweckt jede Menge Kreativität“, schmunzeltComputerexperte Manfred Herrschaft.Die aufgewendete Zeit wird nach einem festenSchlüssel gutgeschrieben: Drei Minuten gleich einTalent. Wer eine St<strong>und</strong>e investiert <strong>und</strong> an<strong>der</strong>enhilft, bekommt 20 Talente auf sein Konto. Geldgibt es nicht <strong>und</strong> zwar ganz bewusst. „Durch diegegenseitige Unterstützung bei alltäglichen Arbeitenentsteht ein beson<strong>der</strong>er Zusammenhalt. Daraufkommt es an: Dass Menschen zusammenfinden“,ist Manfred Herrschaft überzeugt. „Immer mehrLeute haben viel Zeit, die sie lei<strong>der</strong> oft vor demFernseher verbringen. Bei uns kann sich je<strong>der</strong>ausprobieren, dadurch Anerkennung erfahren <strong>und</strong>auch an an<strong>der</strong>e weitergeben.“<strong>und</strong> mit ihnen zusammenzuarbeiten“, sagt ManfredHerrschaft.Tauschfre<strong>und</strong> Bernd Wein fügt hinzu: „Manfredist <strong>der</strong> Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt in unserem Verein,er hält die Fäden in <strong>der</strong> Hand. Deshalb läuftes auch so gut, weil er <strong>und</strong> einige an<strong>der</strong>e sichkümmern.“KontaktTauschring Bickern/Unser FritzManfred HerrschaftLessingstr. 1644652 Herne 02325 / 58 62 95trmanfred@aol.dewww.bickern-unser-fritz.de


VorlesepatenKomm mit ins LesebärenlandSprachför<strong>der</strong>ung zum WeitererzählenMargherita SinnathambyWo gibt es das, zwei Dutzend Kin<strong>der</strong>verschiedenen Alters <strong>und</strong> verschiedenerNationalitäten, mucksmäuschenstill aufweichen Bodenkissen hockend, andächtigeiner wohlklingenden Stimme lauschend?Jeden Donnerstagnachmittag in<strong>der</strong> Herner Stadtbücherei. Dann erzählendie Herner Vorlesepaten spannendeGeschichten aus aller Welt. MargheritaSinnathamby ist eine von ihnen <strong>und</strong> nurselten ist von ihr ein leise ermahnen<strong>des</strong>„Pssst“ zu hören, wenn sie von Abenteuernauf dem Mond, vom magischenBaumhaus, vom Amazonas <strong>und</strong> vonmächtigen Zauberinnen berichtet.Seit zwei Jahren ist die erfolgreiche Schülerinjetzt Vorlesepatin. „Ich habe selbsteinen Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> kannnachvollziehen, wie steinig ein Anfang ineinem fremden Land ist“, sagt sie. „Unshaben unsere Verwandten geholfen, hier Fuß zuSchluss einen Stempel in seinen Lesepass. Najinth,52 53SteckbriefMargherita Sinnathamby (20) istnach dem Besuch <strong>der</strong> RealschuleStrünkede auf das Haranni-Gymnasiumgewechselt <strong>und</strong> besuchtdie Klasse 13. Im nächsten Jahrabsolviert sie ihr Abitur. Danachwill sie auf jeden Fall studieren,entwe<strong>der</strong> Psychologie, Sozialpädagogiko<strong>der</strong> Lehramt.fassen <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb möchte ich jetzt Kin<strong>der</strong> ausan<strong>der</strong>en Kulturen dabei unterstützen, die deutscheSprache zu lernen.“ Margheritas Eltern stammenaus Sri Lanka, zu Hause <strong>und</strong> im Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong>Bekanntenkreis <strong>der</strong> Familie wird seit jeher deutsch<strong>und</strong> tamilisch gesprochen.„Durch so ein Zusammensein lernen die Kin<strong>der</strong>auch, sich untereinan<strong>der</strong> sozial zu verhalten. WelchesSpiel am Schluss gespielt wird, wird demokratischabgestimmt.“ Den Kin<strong>der</strong>n gefällt es, fastalle kommen regelmäßig. Die Patenschaft beruhtaber auf Gegenseitigkeit: „Ich lerne für mich, wasich gut kann <strong>und</strong> was nicht. Das kommt mir bei„Ich habe selbst einen Migrationshintergr<strong>und</strong><strong>und</strong> kann nachvollziehen, wie steinig ein Anfangin einem fremden Land ist.“meiner Berufswahl zugute.“ Inihrer Schule hilft MargheritaSinnathamby Schülern <strong>der</strong> fünftenbis siebten Klasse während<strong>der</strong> Über-Mittag-Betreuung beiden Hausaufgaben <strong>und</strong> erteiltNachhilfe. Darin besitzt sieErfahrung, als Bildungslotsinhat sie schon vor Jahren in denRäumen <strong>des</strong> CVJM mit Gr<strong>und</strong>schulkin<strong>der</strong>nHausaufgabengemacht. Und den „Tag <strong>des</strong>Ehrenamts“, <strong>der</strong> in diesem Jahrmit vielen Info-Ständen erstmaligam Haranni-Gymnasium stattfand, hat sie selbstbei <strong>der</strong> Schulleiterin angeregt.In <strong>der</strong> Stadtbücherei erhält je<strong>des</strong> Kind ganz zum10 Jahre alt, erntet zustimmen<strong>des</strong> Kopfnicken aus<strong>der</strong> R<strong>und</strong>e, als er erklärt: „Wir hören hier tolleGeschichten, die kann ich hinterher an<strong>der</strong>en weitererzählen.Außerdem lerne ich viele neue Wörter.“KontaktStadtbibliothek HerneKarin AnlaufKulturzentrumWilli-Pohlmann-Platz 144623 Herne 02323 / 16 -28 03stadtbibliothek@herne.dewww.herne.de


Weißer RingHilfe für VerbrechensopferVerzweifelte Leben neu sortieren„Ich habe es mir nie leicht gemacht“,sagt Brigitte Grüning lächelnd. Schonihr Praktikum während <strong>des</strong> Sozialpädagogik-Studiumshat sie beim VereinNachbarn e.V. für psychisch krankeMenschen gemacht. Das Studium hatsie auch dazu animiert, sich sozial zuengagieren. Zu einer Zeit, als ihre Kin<strong>der</strong>langsam flügge wurden, las sie in <strong>der</strong>Zeitung den Aufruf, sich beim WeißenRing zu beteiligen. Dann ist sie einfachzu einem <strong>der</strong> monatlichen Mitarbeitertreffengegangen <strong>und</strong> hat sich gleichwohl gefühlt. Seit 1995 ist sie dabei, seitfünf Jahren als Leiterin <strong>der</strong> Außenstelle.Bei ihr kommen alle Opferfälle an. Entwe<strong>der</strong>melden sich die Leute selbst telefonisch,o<strong>der</strong> die Polizei schickt ihr dieDaten <strong>des</strong> Opfers, das Beistand braucht.Immer ein verzweifelter Mensch. Sieprüft, wer vom fünfköpfigen Team die BetreuungEiner Trickbetrügerbande fiel Hildegard Mayerzum Opfer. Die betagte Dame ließ zwei angeblicheFachleute vom Wasserwerk in ihre Wohnung. Nachdem Besuch waren Schmuck, Bargeld <strong>und</strong> Sparbuchgestohlen. „Ich war fürchterlich aufgeregt.54 55SteckbriefBis Mitte dieses Jahres hat BrigitteGrüning (62) beim DeutschenRoten Kreuz Herne/Wanne-Eickelals Sozialpädagogin in <strong>der</strong>Seniorenberatung gearbeitet.Jetzt ist sie im Ruhestand.übernehmen kann.Brigitte GrüningR<strong>und</strong> 120 Delikte pro Jahr hat das Team, diemeisten davon häusliche Gewalt o<strong>der</strong> sexuellerMissbrauch. Die Mitarbeiter begleiten das Opfer,hören zu, beraten, stellen einen Antrag nach demOpferentschädigungsgesetz <strong>und</strong> helfen auch finanziell.Darüber zu reden ist jedoch <strong>der</strong> erste Schritt,um das Geschehene zu verarbeiten. „Wenn manin einer verzwickten Situation ist, hat man keinenklaren Blick“, weiß Brigitte Grüning. „Man brauchtjemanden, <strong>der</strong> einem das Leben ein bisschen sortiert.“„Wenn man in einer verzwickten Situationist, hat man keinen klaren Blick.“Sie ergänzt: „Wenn Leute esschaffen, nach einem schlimmenErlebnis wie<strong>der</strong> ein halbwegslebenswertes Leben zu führen,o<strong>der</strong> wenn sie es schaffen, denTäter endlich anzuzeigen, dannziehe ich für mich persönlichdaraus eine Menge. Das tut mirgut.“ Und wenn es mal zu vielwird? „Ich kann gut abschalten<strong>und</strong> mich beim Walken wie<strong>der</strong>runterbringen. Selbstschutz istwichtig, vor Überfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong>auch vor zu viel Nähe.“Frau Grüning hat mir erst mal finanziell ausgeholfen,ich hatte ja nur noch ein paar Cent im Portemonnaie.Und sie hat mich so schön getröstet.“KontaktWeißer Ring, Außenstelle HerneBrigitte GrüningRingstr. 82a44627 Herne 02323 / 94 43 35Brigitte_gruening@hotmail.comwww.weisser-ring.de


Weltladen Esperanza„Esperanza“ heißt HoffnungArme Län<strong>der</strong> brauchen mehr als nur MitleidMitten im Abitur hat man ja eigentlichan<strong>der</strong>e Sorgen, aber genau zu <strong>der</strong> Zeit hatViola Krone im „Weltladen Esperanza“angefangen. „Nach etlichen Schulst<strong>und</strong>en<strong>und</strong> <strong>der</strong> ganzen Lernerei wollte ich maldrei St<strong>und</strong>en in <strong>der</strong> Woche nicht ans Abidenken. An<strong>der</strong>e haben vielleicht Sportgemacht, ich wollte hier sein.“Der Kontakt zum Laden besteht allerdingsweitaus länger. Schon als kleinesKind hat Viola ihre Mutter begleitet,die bis heute regelmäßig im „WeltladenEsperanza“ einkauft <strong>und</strong> über viele Jahreeinen Eine-Welt-Stand sonntags nachdem Gottesdienst in <strong>der</strong> Johanniskirchemitbetreut hat. „Ich bin quasi mit demWeltladen aufgewachsen <strong>und</strong> <strong>des</strong>senChef Gisberth Weiß kenne ich auch schonewig“, erinnert sie sich.Zunächst hat die damals 18-Jährige56hinter <strong>der</strong> Ladentheke gestanden <strong>und</strong> verkauft:<strong>der</strong> Anbaulän<strong>der</strong> herrscht absolute Knappheit an57SteckbriefViola Krone (21) hat ihren Bachelor-Abschluss in Geographie an <strong>der</strong>Ruhr-Universität Bochum gemacht<strong>und</strong> absolviert jetzt das daraufaufbauende Master-Studium. Außerdemist sie in <strong>der</strong> studentischenSelbstverwaltung aktiv.Viola KroneWildkaffee aus Äthiopien, Kunsthandwerk ausIndien <strong>und</strong> Indonesien, Filzhandtaschen aus Nepal,Seidenschals aus Vietnam. Alles fair gehandeltehochwertige Waren, die direkt von Kleinbauerngenossenschaftengekauft werden. Den Erzeugernwerden gerechte Preise gezahlt <strong>und</strong> langfristigeAbnahmeverträge garantiert. So können sie sicheine wirtschaftliche Existenz aufbauen. „Da steheich voll hinter“, sagt Viola Krone. „Es geht darum,die kleinen Leute in den Län<strong>der</strong>n <strong>des</strong> Südens <strong>und</strong>Ostens zu för<strong>der</strong>n, damit sie menschenwürdigleben können.“„Ich konnte schon vom ersten Semester anKenntnisse <strong>und</strong> Arbeitstechniken aus meinemStudium einbringen.“Heute unterstützt sie GisberthWeiß hauptsächlich bei <strong>der</strong>Buchhaltung <strong>und</strong> erstellt Statistikenüber Einnahmen <strong>und</strong>Ausgaben. Was sie beson<strong>der</strong>smotiviert: „Ich konnte schonvom ersten Semester an Kenntnisse<strong>und</strong> Arbeitstechniken ausmeinem Studium einbringen.“Zum Beispiel, wenn sie für denWeltladen im Internet recherchiert,was partnerschaftlicherHandel mit Wasser zu tun hat.Sie weiß: „Bei biologisch <strong>und</strong>von Kleinbauern angebautem Kaffee entsteht wenigerBodenerosion <strong>und</strong> es wird deutlich wenigerWasser verbraucht. Das ergibt Sinn, denn in vielendiesem kostbaren Gut.“ Auch im Studium beschäftigtsich Viola Krone mit dem lebenswichtigenStoff: „Mein Schwerpunkt ist Gewässerökologie,wozu beson<strong>der</strong>s das Umfeld von Gewässern, alsodie Aue, zählt.“KontaktWeltladen EsperanzaGisberth WeißFreiligrathstr. 1744623 Herne 023 23 / 52 681


HerausgeberStadt HerneDer OberbürgermeisterFachbereich Rat <strong>und</strong> BezirksvertretungenPostfach 10182044621 HerneKonzeption <strong>und</strong> RedaktionBeate Tschöke, Ulrike WahlTexteUlrike WahlFotosJaroslaw PiotrowskiThomas Schmidt, Stadt Herne (S. 4)Thorsten Thomas (S. 33)GestaltungStefan PetersNovember 2011Alle Rechte vorbehalten


www.sparlotterie.de„Ich spare <strong>und</strong>gewinne für einenguten Zweck.“An sich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e denken!Mit <strong>der</strong> Sparlotterie <strong>der</strong> Sparkassen.S Herner Sparkassewww.herner-sparkasse.deHinweis: Glücksspiel kann süchtig machen. Informationen zu Spielsucht, Prävention <strong>und</strong> Behandlungerhalten Sie bei allen beteiligten Sparkassen o<strong>der</strong> am kostenlosen anonymen Beratungstelefon <strong>der</strong>B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung, Telefon: 0800 137200.

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