Ich bin 1949 in Linz, Österreich geboren und dort aufgewachsen. Nach der Matura begann ich mit demMedizinstudium an der Universität Wien, wo ich 1977 als Doktor der Medizin abschloss. Vor m<strong>ein</strong>emPraktikum an der Universitätsklinik reiste ich nach Indien. Zu jener Zeit war man im Westen sehrfasziniert von der indischen Kultur und ich wollte Yoga lernen. Als ich schließlich hier ankam erwachtem<strong>ein</strong> Interesse an indischer Musik und ich begann in Dharmshala die Musikschule von Pandit DeshBandu zu besuchen. Er war es auch, der mich m<strong>ein</strong>em zukünftigen Ehemann Baba Kishan Nath vorstellte.Dieser lebte in <strong>ein</strong>em Dorf in der Nähe unter <strong>ein</strong>em Baum und war <strong>ein</strong> wundervoller Sänger. Ich besuchteihn regelmäßig um Gesang zu lernen und war bald völlig ins indische Leben <strong>ein</strong>getaucht. Ich blieb 3Jahre. M<strong>ein</strong>e Tochter Annapurna wurde 1979 in Benares geboren.Im Herbst desselben Jahres kehrte ich mit m<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Tochter und ihrem Vater Baba-ji nach Wienzurück. Dort absolvierte ich m<strong>ein</strong> Krankenhauspraktikum und setzte m<strong>ein</strong>e Studien fort, während ersich um unser Baby kümmerte. In dieser Zeit lernte ich viele Dinge, von denen ich wußte, dass sie mirspäter in Indien sehr zugute kommen würden. Im Hinblick darauf studierte ich auch Homöopathie undAkkupunktur bei zwei der besten Lehrer, Professor Dorcsi und Professor Brisko. M<strong>ein</strong> Sohn Shankarwurde in dieser Zeit geboren.1984 kehrten wir nach Indien zurück, da Baba-ji sehr krank war und in s<strong>ein</strong>er Heimat sterben wollte.Mit unseren zwei kl<strong>ein</strong>en Kindern richteten wir unser Zuhause in Rakkar <strong>ein</strong>, der Ort, an dem Baba-jiviele Jahre gelebt hatte. Dort knüpften wir unsere Kontakte zur lokalen Bevölkerung und ich begannernsthaft Hindi zu lernen. M<strong>ein</strong> Mann starb <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb Jahre nach unserer Rückkehr ins Dorf, als Shankar5 und Annapurna 7 Jahre alt war.Nach m<strong>ein</strong>er Rückkehr nach Indien arbeitete ich 3 Tage in der Woche im tibetischen Delek Spital inDharmshala. Das war sehr interessant und lehrreich für mich, da es mir <strong>ein</strong>en guten Einblick in diespezifischen Kranheiten der Gegend sowie deren Behandlungsmöglichkeiten und -methoden gewährte.Einige Zeit später wurde ich aufgefordert, als Ärztin in der Major Som Nath Memorial Charitable Clinicin Dadh, <strong>ein</strong>em rund 15 km von Rakkar entfernten Dorf zu arbeiten. Das entsprach mehr m<strong>ein</strong>erVorstellung, mich für die ärmsten der Einheimischen, die wenig Zugang zu Gesundheitsversorgung undBehandlung hatten, zu engagieren. Diese Klinik, die von <strong>ein</strong>er der großen und reichenIndustriellenver<strong>ein</strong>igungen <strong>ein</strong>gerichtet und geführt wurde, verteilte Medikamente kostenlos an diePatienten. Dort arbeitete ich 5 Jahre lang, während ich täglich mit dem Autobus zwischen Rakkar undDadh pendelte. Diese Erfahrung lehrte mich sehr viel über das Einrichten und Leiten <strong>ein</strong>erAmbulanzstation und ich setzte mich immer mehr mit dem Gedanken an <strong>ein</strong>e eigene Klinik aus<strong>ein</strong>ander.
Bald wurde mir jedoch die Schwierigkeit des ersten Schrittes inRichtung <strong>ein</strong>es unabhängigen Projektes sehr bewußt. OhneUnterstützung konnte ich m<strong>ein</strong>en Job nicht aufgeben, so stressiger auch war, nicht zuletzt durch die Stunden, die ich täglich imAutobus verbrachte sowie durch Probleme mit <strong>ein</strong>er derMitarbeiterinnen. Ich konsultierte <strong>ein</strong>en tibetischen Lama, dermir riet, <strong>ein</strong> Tararitual zur Beseitigung von Hindernissendurchführen zu lassen. Er warnte mich auch davor, daß dieseRituale sehr gewaltig sind und auch nicht immer das bewirken,was man sich erwünscht. Ein paar Tage nach dem Ritual, als ichschon m<strong>ein</strong>en Kündigungsbrief geschrieben hatte, erhielt ichselbst <strong>ein</strong>en Brief mit der Aufforderung zu gehen. Der Zufallwollte es, daß es gerade <strong>ein</strong> Samstag war und <strong>ein</strong>e Freundin, dieebenfalls schon seit <strong>ein</strong>igen Jahren mit ihrer Familie in dieserGegend lebte, mich zu <strong>ein</strong>er Wochenendunternehmung abholte.An jenen Tag war sie in Begleitung <strong>ein</strong>er Österreicherin, die, wiesich herausstellte, <strong>ein</strong>e Schlüsselperson in der OrganisationCARE-Österreich war. So wurde dieser Tag zu <strong>ein</strong>emWendepunkt und in Kürze waren wichtige Kontakte geknüpft. Frau Gerlinde W<strong>ein</strong>gaertner z.B. ist dieGründerin von Aktion Regen, die bis heute m<strong>ein</strong>e Hauptförderer und Sponsoren in Österreich sind.Während m<strong>ein</strong>er letzten Arbeitswoche in Dadh kam m<strong>ein</strong> schwedischer Freund Uffer, der von BerufFotograf ist, mit mir in die Klinik und machte <strong>ein</strong> paar besonders gelungene Aufnahmen von m<strong>ein</strong>erArbeit dort. Diese Bilder wurden zur Grundlage für m<strong>ein</strong>e Einführung bei Aktion Regen und die darauffolgenden Bemühungen zur Beschaffung von Geldern. Ist es nicht erstaunlich wie sich alles fügte?In den nächsten paar Wochen kontaktierte ich <strong>ein</strong> paar der ortsansässigen Bekannten, wie z.B. FrauGosh, <strong>ein</strong>e langjährige Einwohnerin dieser Gegend. Sie half mir dabei <strong>ein</strong>e Stiftung anzumelden. ZuWeihnachten desselben Jahres kam ich nach Europa und lernte Gerlinde persönlich kennen. Es gelanguns in <strong>ein</strong>em Monat 150 000Rupien zur Gründung m<strong>ein</strong>er eigenen Klinik aufzutreiben. Ich kehrte nachRakkar zurück und begann als erstes damit, <strong>ein</strong>en Platz für <strong>ein</strong>e Übergangsklinik zu organisieren. ImFebruar schloss sich mir Ram an, der in der Dadh Klinik als Apotheker gerarbeitet hatte und gem<strong>ein</strong>samrichteten wir <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Ambulanz in m<strong>ein</strong>em eigenen Haus <strong>ein</strong>. Inzwischen haben wir als größereEinrichtung <strong>ein</strong>e Klinik, die neben m<strong>ein</strong>em Haus errichtet wurde. Geplant wurde das schöneKlinikgebäude von Didi Contractor, <strong>ein</strong>e in dieser Gegend bekannte, innovationsfreudige Architektin,die mit den <strong>ein</strong>heimischen Handwerkern zusammen arbeitet und in der Umgebung vorhandene Materialenverwendet, um ökologisch freundliche Bauten zu schaffen.Ich arbeite nun schon seit <strong>ein</strong>igen Jahrenmit <strong>Dr</strong>. Kusum Thapa zusammen, <strong>ein</strong>er inajurvedischer Medizin ausgebildetenÄrztin, die aus der ortsansässigennepalesischen Gem<strong>ein</strong>de stammt und dieich in allopathischer Medizin, Hoöopathieund Akupunktur ausgebildet habe. Sieleitet die Klinik selbstständig, wenn ichzweimal im Jahr nach Europa fahre um dieGelder aufzutreiben, die noch immerunsere finanzielle Basis sind. Ram, unserApotheker wird von Suresh unterstützt,<strong>ein</strong>em jungen Mann, der früher in denSchieferminen gearbeitet hat. Inzwischenhat er sich zu <strong>ein</strong>em geschicktenKlinikassistenten entwickelt und ist nun