A MBIente5Ein Gespräch – über ArchitekturDer Stuttgarter Architekt <strong>Alexander</strong> <strong>Brenner</strong> gehört seit Jahren zu denprofiliertesten Vertretern seiner Zunft. Beispiellos konsequent hat ersich insbesondere mit dem Bautypus der Villa auseinandergesetzt undin seiner Formensprache beziehungsweise Konzeption ganz unverwechselbareWohnhäuser geschaffen, die neue Maßstäbe setzen.Charakteristisch für <strong>Alexander</strong> <strong>Brenner</strong> sind leuchtend weiße kubischeGebäude, deren plastisch-geometrische Fassaden oft an konstruktivistischetableaus erinnern. Die Gemeinsamkeit aller Projekte ist eineintegrierte Planung, die sowohl den Hochbau, <strong>als</strong> auch die räumlicheGestaltung und alle Fachplanungen in einer Hand vereint. tOP Magazinsprach mit dem Stuttgarter <strong>Architekten</strong> über seine Philosophie undHerangehensweise. Die Fragen stellte Matthias Gaul Fotos: Zooey BraunTM: Herr <strong>Brenner</strong>, welche trends sinddenn in der Architektur zu beobachten?<strong>Brenner</strong>: Der trend geht schon seit einigerZeit zu Häusern, die in ihrer Strukturund nutzung dieselben sind wie vor 30Jahren, aber neue Kleider tragen. DieseKleider sind aber oftm<strong>als</strong> Modeerscheinungen,die in sich schon den Charakterdes ständigen und relativ schnellen Wechselstragen. Im privaten Wohnungs- undvor allem im Villenbau hingegen erkenneich den trend hin zu historisierenden odersüdlichen Bauformen etwa im „toskanischenStil“. Für mich ist dies allerdingsAusdruck einer gewissen Orientierungslosigkeit.Zugleich sehe ich darin eine Artekklektizismus und Rückwärtsgewandtheitnach dem Motto: „Früher war allesbesser.“ Dessen ungeachtet kann manaber an alten Häusern vor dem ZweitenWeltkrieg tatsächlich viel mehr intensiveZuwendung entdecken <strong>als</strong> bei vielen Gebäudenunserer Zeit.TM: Ist die intensive Zuwendung auch einMerkmal Ihrer Architektur?<strong>Brenner</strong>: Unser Anspruch führt zu einersehr präzis detaillierten Architektur miteinem hohen Maß an Zuwendung in derAusführung und der Art der Fügung. Daskann sich darin äußern, dass zum Beispieleine Wand bei uns nicht nahtlos in die Deckeübergeht. Zur Differenzierung integrierenwir hier noch eine Fuge oder eineProfilierung. Die Wand ist <strong>als</strong>o Wand, dieDecke ist Decke. Will heißen: Wir betrachtenbeides <strong>als</strong> eigenständige Bauteile. DieselbeZuwendung gilt auch den verwendetenMaterialien, die wir ganz bewussteinsetzen. Jedes Bauteil erfährt – <strong>als</strong> Re-<strong>Alexander</strong> <strong>Brenner</strong>verenz an die Jahrtausende alte Bautradition– eine Beachtung und Wertschätzung.Das sind wir nicht nur uns, sondern auchdem jeweiligen Bauherren schuldig. Geradeim Gewerbebau vermisse ich heute dieseWertschätzung. Das liegt unter anderemdaran, dass es vor allem bei größerenInstitutionen meist keine wirklichen Bauherrenmehr gibt, sondern relativ anonymeGremien, die mit dem Bau direkt garnicht in Verbindung stehen. Auf der anderenSeite heißt es bei engagierten Bauwerkenschnell: „Ah, da hat sich wieder einerverwirklicht.“ Das hat dann auch wiedereinen negativen touch. Dabei sollte esdoch positiv sein, wenn jemand einen gelungenenBeitrag zum Stadtbild leistet.TM: es gibt für Sie <strong>als</strong>o durchaus gute undschlechte Architektur?<strong>Brenner</strong>: Auf jeden Fall, anstelle vonschlechter würde ich aber eher von belangloserArchitektur ohne bleibendenWert sprechen.TM: Wodurch zeichnet sich für Sie guteArchitektur aus?<strong>Brenner</strong>: Grundsätzlich schon einmal dadurch,dass Menschen dahinter stehen,die über den tag hinaus denken. Architekturprägt unsere Umwelt in höchstemMaße, umso verantwortungsvoller mussman deshalb mit ihr umgehen. Auch wennein Gebäude nicht meiner Architekturauf-fassung entspricht, aber dennoch engagiertund gut gemacht ist, halte ich es füreinen sinnvollen Beitrag. Die StuttgarterStaatsgalerie zum Beispiel könnte ich sonicht gezeichnet haben, aber sie ist dennochdas Zeugnis einer seinerzeit gut undengagiert gemachten Architektur. es istein wiedererkennbarer Ort entstandenund für eine Stadt sind Architektur undKunst das A und O – gerade auch, was dieerkennbarkeit nach außen und die Unterscheidungvon anderen Städten anbelangt.In puncto markante Bauwerke dürfteStuttgart meiner Ansicht nach noch einwenig zulegen.„Architektur darf natürlich schön aussehen,vor allem aber muss sie im Alltagfunktionieren.“TM: Kommen wir nochm<strong>als</strong> auf die menschlicheZuwendung in der Architektur zurück.Das heißt doch in Ihrem Fall sicher auch, dassSie sich intensiv mit den Vorstellungen undWünschen Ihrer Bauherren auseinandersetzen,um für sie ein schönes und über den taghinaus währendes Umfeld zu schaffen, indem sie sich wohl und geborgen fühlen?<strong>Brenner</strong>: Unbedingt. Ich bin der festenDas Vista House mit Außenpool und Lichtinstallation des renommierten Künstlers und Bildhauers tobias RehbergerAuffassung, dass man <strong>als</strong> Architekt niem<strong>als</strong>etwas ohne einen Bauherren erschaffenkann. Vielmehr bedarf es einerengen Partnerschaft, die darauf fußt, dassman sich gegenseitig ein maximales Verständnisentgegenbringt. Dazu gehörtauch, dass man die Lebensgewohnheitender Bauherren beobachtet und zu verstehenversucht, um zu erkennen, was gehtund was nicht geht. Architektur darf natürlichschön aussehen, vor allem abermuss sie im Alltag funktionieren.TM: Das bedingt demnach viele Gespräche.<strong>Brenner</strong>: In der tat setzen wir uns im Vorfeldzusammen und sprechen viel miteinander,auch um zu eruieren, ob man miteinanderkann. es ist ja ein bisschen wie in einerehe – man muss sich während der Zusammenarbeitgegenseitig bessere wie schlechterenachrichten überbringen können. DieChemie muss stimmen, sonst ist ein gutesergebnis wohl nur schwer möglich.TM: Welchen Zeitraum nehmen diese Gesprächeein?<strong>Brenner</strong>: Das lässt sich schwer sagen.es gibt Fälle, da ist ein einklang beziehungsweiseein gegenseitiges Verständnisrelativ schnell vorhanden. Wir habenes in unserem Büro oft mit „erwachsenen“Bauherren zu tun, die meist schonreichhaltige Lebenserfahrung habenund oft auch nicht zum ersten Mal bauen.Sie können deshalb meist sehr klarDas SU House bietet seinen nutzern viel Freiraumzur persönlichen entfaltung