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Lebenslinien»Ich wolltealles am eigenenleib spUren«..Sie sprengte die Kommune 1, verdrehte Mick Jaggerden Kopf, experimentierte mit Drogen, reiste als Aussteigerinum die Welt: Uschi Obermaiers Leben ist eineeinzige Grenzerfahrung. Im DONNA-Interview spricht die Ikoneder 68er über die abenteuerliche Reise zu sich selbstFotos: gabo/agentur focus. Interview: Katja hertin, mark kuntzLeben nach demLustprinzip: UschiObermaier schertesich nie umKonventionen.Davon zeugt auchder auffälligeAbstand von KopfundLebenslinieüber dem Daumen –der steht fürSpontaneität undeinen Menschen,der neue Wege geht7/2011 =>Donna 91


Lebenslinien»Sex ist meineReligion.Aber nur mitLiebe. Sexohne Liebeist traurig undverzweifelt«Schal: taiana Giefer»Trauern zukönnen, wäre malein Anfang.Das habe ich niegemacht«7/2011 =>Donna 93


LebenslinienZZum Interview rauscht UschiObermaier mit Hut und souveränemHüftschwung in die Loungeim elften Stock eines Berliner Hotelsein. Sie sei am Vorabend miteiner Freundin ein bisschen versackt,erzählt sie. Sie spricht angenehmoffen, uneitel und authentisch.Wie sehr sie das Fotoshootingin der Orangerie von SchlossSanssouci genossen hat und dasssie mit der Fotografin vereinbarthat, die Bilder nicht am Computerbearbeiten zu lassen. Dass mansehen soll, dass sie 64 Jahre alt ist,und dass es „eine Unverschämtheitden anderen erwachsenen Frauengegenüber wäre“, die Bilder zu manipulieren.Ganz schön mutig füreine Frau, die mal das schönste Gesichtder 60er-Jahre war, einer Zeit,als sich eine neue Generation gegendie biedere Aufbau- und Wir-sindwieder-wer-Generationauflehnte.Uschi Obermaier wurde 1946 in München-Sendling geboren. Eine Ausbildung zur Retuscheurinbrach sie ab und widmete sich demaufblühenden Münchner Nachtleben. Als Modelwurde sie zunächst für die Zeitschrift „twen“entdeckt, später schaffte sie es auf den Titel deramerikanischen Vogue. Darüber hinaus wurdesie 1968 durch überwiegend inszenierte Fotos inder Berliner Kommune 1 mit Rainer Langhansbekannt. Legendär sind ihre Affären mit MickJagger und Keith Richards in den 70er-Jahrensowie ihre turbulente Beziehung zu dem HamburgerKiezkönig Dieter Bockhorn. Nach seinemTod beginnt Uschi Obermaier, mit Silberschmuckzu arbeiten, und findet ein neues Zuhause in Kalifornien.Die Designerin (www.schmuck.de) lebtheute in den Bergen bei Los Angeles.DONNA: Die wilden Zeiten IhrerLebenslinie beginnen Anfang der60er-Jahre in München. Was wardas für eine Zeit?Uschi Obermaier: Miefig, kleinbürgerlich,spießig. Leute, die denganzen Tag aus dem Fenster hingen:„Sie da, da dürfen S’ aber netparken“, in der Art. Alles war unglaublicheng, mir hat es die Luftzum Atmen genommen.Wenn einem die Luft zum Atmenfehlt, muss man ja schon früh ein Bildvon einem anderen Leben im Kopfhaben, oder?Ich wollte schon als Kind in dieWelt hinaus, ich hatte einfach immerden Drang. Doch leider binich nur bis zum Starnberger Seegekommen, da hatte mein Onkelein Haus. Mein Traum war, dort zuleben, wo Palmen sind und Zypressen.Jetzt wohne ich wirklich da (imTopanga Canyon bei Los Angeles).Auf meinem Grundstück steheneine Palme und drei Zypressen. Ichbin da, wo meine Mama mich immerhingewünscht hat, wenn ihrwas mit mir nicht gepasst hat: „Gehdoch dahin, wo der Pfeffer wächst.“An meiner Einfahrt entlang wachsenPfefferbäume.Ihre Eltern haben sich getrennt, alsSie sechs waren. Wie haben Sie dasdamals empfunden?Es war schlimm für mich, denn ichhabe meinen Vater danach nurnoch unregelmäßig gesehen. Ichwar ja wahnsinnig verliebt in meinenVater. Er war mein Idol.Ein schöner Mann?Ja, ein schöner Mann. Und dasschwarze Schaf in der Familie, aberdas heiß geliebte schwarze Schaf.Ich bin noch Jahre nach der Trennungmit der Straßenbahn zu ihmgefahren, hab auf der großen Eisentreppe,die rauf zu seiner Wohnungführte, auf ihn gewartet, under ist nicht gekommen, obwohl wirverabredet waren.Sie waren früh unabhängig?Ja, musste ich. Meine Mutter undich, wir lebten in getrenntenWelten. Sie wollte, dass ich Sekretärinwerde. Ich wollte nicht mehrauf die Schule, sondern Grafikerinwerden. Dann hat mich meineMama in die Lehre gesteckt. Tiefdruckretusche.Kataloge. Morgensum sieben vor den anderen da sein,die dreckigen Patronen auswaschen,der Chef ein Nazi, es war dieHölle, eine Vergewaltigung. Dahabe ich mir gedacht: Für den Restmeines Lebens will ich Herrin übermeine Zeit sein, will mich nichtmehr von anderen bestimmen lassen.Das hat relativ gut geklappt.Sie sind dann ziemlich konsequentin die angesagten Münchner Clubsausgegangen. Kann man sagen:Über die Musik kamen Sie raus ausder beklemmenden Enge?Ja, es war eine Revolution! Mode,Musik, Gesinnung, alles war totalneu. Als ich zum ersten Mal dieBeatles gehört habe mit „Love medo“ war ich wie vom Blitz getroffen.Die Beatles waren der Anfang,aber erst die Stones waren wirklichso, wie ich immer sein wollte. Sofrei, so wild. Damals kam man jaauch noch viel leichter an Musikerran. Immer wenn ich in den ZeitungenTypen gesehen habe unddachte: „Der gefällt mir, den willich“, hat das geklappt. Es gab backstagezwar auch Kontrollen, abernicht so streng wie heute.Stimmt die Geschichte, dass Sie RainerLanghans eifersüchtig machenwollten, indem Sie mit Jimi Hendrixin der Kommune 1 auftauchten?Ja. In der Kommune hieß es ja immer,es dürfe keine Eifersucht mehrgeben. Also musste ich zusehen,wie mein Lover Rainer mit einerKleid auf S. 90: Kaviar GAuche. kleid rechts: lala berlin. schmuck: uschi obermaier kollektion»Die Stoneswaren so,wie ich immersein wollte.So frei, so wild«94 =>Donna 7/2011 7/2011 =>Donna 95


Lebenslinien»Ich habegedacht:Was ihrkönnt, kannich auch«anderen auf der Matratze nebenanzugange war. Ich habe mir gedacht:Gut, einen Versuch war’s wert, aberich merkte, dass ich trotzdem eifersüchtigbin wie Hölle. Das Nächste,was ich hörte, war, dass JimiHendrix in der Stadt war. Also fuhrich in sein Hotel und wartete unten.Jimi kam die Treppe runter,sah mich, nahm meine Hand undnahm mich mit.Und, hat’s geklappt? Wurde Rainereifersüchtig?Der war ja immereifersüchtig, hat esaber nie zugegeben.Als ich Jimimitgeschleppt habein die Kommune,waren alle total abweisend.Wir sinddann auch baldwieder gegangen.Warum sollten wiruns das antun? Ich wollte mit Jimiallein sein. Und Jimi war wirklicheine Freude, so sanft, so weich.Und Rainer hat die Geschichte imgepflegten Berliner Altbau im Kreiseseiner Mitbewohner besprochen?Von wegen gepflegter Altbau: Daswar ein Hinterhof-Fabrikgebäudein Moabit. Hässlich. Und mankriegte da alles mit, alles. Da warein Tisch in der Mitte, und dieganzen Matratzen sternförmigdrum herumgelegt. Aber was soll’s,ich war damals halt neugierig undhabe alles mitgemacht. Ich wolltealles am eigenen Leib spüren. Erzählenlassen genügte mir nicht.Welche wichtigen Erfahrungenhaben Sie aus der Kommune-Zeitmitgenommen?Den Mut zu haben, aus mir herauszugehen,für meine Meinung einzustehen,meinen Instinkten zutrauen. Auch wenn dieses Lebenohne jede Privatheit letztlich nichtmein Ding ist, fand ich den Ansatzrichtig: Eigentlich haben wir alledie gleichen Probleme, aber jedermacht das in seinem Kämmerchenmit sich allein ab. Wir wollen dasnicht, wir wollen darüber sprechen.Das war schon sehr gut.In den 70er-Jahren wurde Ihr Liebeslebenvorübergehend etwas unübersichtlich:Mick Jagger, KeithRichards, Dieter Bockhorn. Auf denersten Blick haben die drei ja nichtso viel gemeinsam.Ich mag Männer, von denen ichwas lernen kann. Rainer zum Beispielhat mich immer total ermutigt,hat immer nach meiner Meinunggefragt und oft auf mich gehört.Das rechne ich ihm hoch an.Für die anderen war ich ja nur dasdepperte Model, das schon mit 13runter von der Schule ist.Was haben Sie von Keith gelernt?Seinen Humor, seine Bodenständigkeit.Der ist ein Gentleman.Und er ist immer er selbst, egal, woer ist. Ja, in Keith war ich schwerverliebt.Sie sind immer noch verliebt, wennman Sie so schwärmen hört ...Stimmt. Ich bin auch noch in Bockhornverliebt. Da bin ich stolzdrauf, dass ich mich meinen Ex-Lovern noch so nah fühle. Immerhinwar man ja mal sehr intim.Und Mick Jagger? War das eher einTyp für eine Affäre?Bei Mick war immer klar: Wennder um die Ecke ist, dann ist erwieder an einer anderen dran.Bockhorn war auf seine Art auchein Rockstar, sehr charismatisch,ein Anführer. Ihm wurde viel Unrechtgetan, weil er Läden auf demHamburger Kiez hatte. Dabei warer nie Zuhälter. Das waren eherStrip- und Nepplokale. Es gab sogarFrauen, die haben ihm angeboten:„Ich kauf dir einen Ferrari,wenn du mein Zuhälter wirst.“Aber das war ihm unangenehm, erwollte sein Geld selbst verdienen.Eigentlich war er ein Aktionskünstler,sein ganzes Leben war einHappening, er hat es halt nur nichtso in Worten ausdrücken können.Sie sind dann zwischen Bockhorn inHamburg und den Stones hin- undhergependelt.Na ja, so war die Zeit. Man war füralles offen. Und außerdem habe ichimmer gedacht: Wenn ihr Männerdas könnt, dann kann ich das schonlange. Aber dann kamen wieder diealten Verletzungen hoch, diese Erfahrung:Der hält jetzt nicht wirklichzu mir. Das ist schon mein Lebensthema,dass ich nie einenMann finde, der total zu mir hält.Hätten Sie denn so einen Mannüberhaupt gewollt?Ich weiß es nicht. Einerseits wollteich immer die ganz Wilden. Abermit denen ist es ja so: Wenn manden richtigen Schlüssel findet, sindes die Liebsten, Muttersöhnchenletztlich. Die tun halt nur so wild.Treue war damals auch nicht besondersangesagt, oder?Nein, vor allem wenn einem jemandwie Keith Richards vor derNase rumschwebt – der mich anruftund sucht in Paris, Hamburgoder San Francisco. Das war grandios,und ich bereue nichts.Auch nicht die Drogen?Nein, ich konnte Maß halten.Auch mit Heroin?Na ja, zu den Shootings bin ich immerfit und clean gekommen, daswar ich meinen Kunden schuldig,aber ein paar Tage Entzug warenvorher schon nötig. Heroin ist einewunderbare Droge, gerade fürFrauen, man fühlt sich ganz wunderbar,wie in Watte gewickelt,auch der Sex ist grandios, die ganzeWahrnehmung wird unglaublichFotos: alfred haase/sz photo; interfoto (3); kevin lynch/contour by getty images; bokelberg.com;gnoni press; privat (2). Beratung Handlesen: Ulrike Albinsson (palmist.ch)sensitiv. Aber es hält nicht lange an,es geht sehr schnell nur noch darum,das Level zu halten.High kann man auch anders werden:Mick Jagger und Keith Richardshaben mal im Abstand von fünf Minutenan Ihrer Tür geklingelt. Nichtso schlecht. Wer durfte bleiben?Mick. Mit Keith habe ich mich amnächsten Tag verabredet. Ja, unschlagbarerAugenblick für meinEgo, kann ich nicht anders sagen.Sie haben sich dann aber letztendlichschon sehr klar für einen Mannentschieden.Ja, für Dieter Bockhorn. Bei Keithkam erst die Musik, dann die Musik,dann noch mal die Musik, danndie Drogen und erst dann ein andererMensch. Da wollte ich michnicht hinten anstellen. Bockhornhatte sich damals einen Bus wie einenkleinen Palast ausgebaut, mitdem sind wir durch die ganze Weltgefahren. Am Ende waren wir inMexiko. Dort ist dem Bockhornder Motorradunfall passiert. Er istam Neujahrsabend gestorben, 1983auf 1984. Der konnte ja nicht aneinem normalen Tag sterben.Und Keith Richards hatte kurz davorgeheiratet, ein Dorf weiter ...Das war totaler Zufall. Damals warja nichts los in Cabo (Cabo San Lucas,südlichster Zipfel der Baja California),da gab’s nur drei Hotels.Und die Strände waren leer. Warschon hart: Erst heiratet der einevor meiner Nase – und eine Wochespäter stirbt der andere. Da habeich die beiden wichtigsten Männerin meinem Leben verloren. Siekönnen sich vorstellen, wie es sichanfühlte, als beide weg waren. Ichwar wie gelähmt.Sie waren zum ersten Mal in IhremLeben völlig allein?Es gab schon Freunde, die für michda waren. Das war sehr wichtig in1969: Natürlich undstark. So lieben dieFotografen das Model1969: Über LoverRainer Langhanskommt sie indie Kommune 12006: Die Schmuckdesignerinam Strand von Santa Monicabei einem Elle-Shooting1974: Keith Richards isteine große Liebe1951: Schon alsKind ihr Liebstes –fotografiert werden1970: MitMick Jaggerin München1973: Auf dem Covervon Andy WarholsMagazin „Interview“1976–83: In ausgebautenBussen reistsie mit Dieter Bockhornum die Welt2007: Natalia Avelon(re.) ist ihr Film-Ichin „Das wilde Leben“96 =>Donna 7/2011 7/2011 =>Donna 97


Lebenslinien»Die Arbeitam Schmuckist heute derThrill meinesLebens«diesem Moment. Und es war gut,am Meer zu sein. Ich habe mir gesagt:Schau einfach in die Wellen,dieses Kommen und Gehen wirddir auf irgendeine Weise verständlichmachen, was passiert ist. Aberes hat lange gedauert, bis ich BockhornsTod einigermaßen verarbeitethatte. Es heißt ja, so lange, wiedu mit jemandem zusammen warst,so lange trauerst du. Bei mir hat eswirklich zehn Jahre gedauert.Die härteste Zeit Ihres Lebens?Die härteste Zeit meines Lebens.Ich war 37, als Bockhorn starb, hattekein Geld und keine Ahnung,was ich tun sollte. Als Model konnteich ja nicht mehrarbeiten. Meine Familiehat gedacht:Jetzt kommt sieendlich nach Hausewie ein Hundmit eingezogenemSchwanz. Doch ichhabe gesagt, daskönnte euch sopassen, ich gehenicht zurück. Aber dann kamenzum Glück meine „amerikanischenEltern“, wie ich sie getauft habe:ein älteres Ehepaar, das ich nochmit Bockhorn in Baja kennengelernthatte. Sehr abenteuerlustigeMenschen, die auch viel gereistsind. Die haben mir angeboten, beiihnen zu wohnen, in meinem Bus,auf ihrem Grundstück.Wie entdeckten Sie Ihre Leidenschaftfür Ihren heutigen Beruf, dasSilberschmieden?Ich musste mir ja etwas einfallenlassen, um Geld zu verdienen. Undkreativ war ich schon immer. Ersthabe ich Porträts gemalt von meinenFreunden, die mir die Bilderabkauften. Als ich die durch hatte,kam ich auf die Idee, mit Silber zuarbeiten. Carol, eine Bikerbraut,brachte mir die Technik bei. Undmeine „amerikanischen Eltern“stellten mir einen Raum in ihremHaus als Werkstatt zur Verfügung.Die handwerkliche Arbeit hatte etwastotal Befriedigendes für mich.Ich war auf niemanden angewiesen,für alles selbst verantwortlich.Mir ist wichtig, dass der SchmuckAusdruck meiner Persönlichkeitist. Ich würde alle Stücke selber tragen.Die Arbeit am Schmuck istheute der Thrill meines Lebens.Und wie sieht es mit Sex aus? Daswar doch mal der große Thrill inIhrem Leben?Ja, das ist immer noch das Schönsteim Leben überhaupt. Manschwebt. Wenn man liebt, liebtman die ganze Welt. Wir sind jaauf der Welt, um zu lieben, das istmeine Philosophie, Sex ist meineReligion. Aber nur mit Liebe. Sexohne Liebe ist einfach nur traurigund verzweifelt.Und was macht die Liebe? Es ist fürMänner vermutlich nicht einfach,die Nachfolge von Jimi Hendrix undKeith Richards anzutreten, oder?Stimmt. Das ist echt ein Problem,in den Schuhen soll mal jemandgehen. Und natürlich bin ich auchverwöhnt gewesen mit diesen Legenden.Andererseits habe ich miraber auch immer Männer ausgesucht,die ich nicht wirklich habenkonnte. Long-Distance-Beziehungen,bis heute.Der Vater, der nicht kam, dasheulende Mädchen auf der Eisentreppe– nie lieben, weil man danur verletzt wird?Hört sich vielleicht platt an, aberja: Ich habe wirklich eine Eckeweg dadurch. Ich weiß gar nicht,ob ich das jetzt sagen soll ... Warumeigentlich nicht: Seit letzten Sommermache ich eine Therapie, undmein Therapeut hat rausgefunden,was es ist. Wenn ein Ding mal einenNamen hat, dann ist es schon diehalbe Miete. Abandonment Depression– Verlassenheitsdepression.Das ist nicht so, dass manmorgens nicht aus dem Bettkommt. Es ist eher so, dass ich inden letzten Jahren immer häufigerexplodiert bin, wenn mir nur irgendwasKleines in die Quere gekommenist, dass ich mich nichtgut behandelt fühle oder Freundenach jedem kleinen Streit verlasse.Am Ende wieder der Vater?Ja, das ist eine Wunde, die kaum zuheilen ist. Dass ich überhaupt maltrauern könnte, wäre mal ein Anfang,sagt mein Therapeut, dashabe ich ja nie gemacht, nie. Ichhabe ja immer alles geschlucktund übertüncht, alles war ja immerso toll und glamourös. Aber dasstimmt ja nicht. Meine Mama warsehr kalt, die ganze Obermaier-Familie ist eiskalt gewesen, als Kindhattest du nichts zu sagen. Du hältstdas Maul. Und sitzt am Kindertisch.Wenn ich sehe, wie heuteVäter mit ihren Töchtern umgehen– das tut mir echt weh, da binich eifersüchtig, das hatte ich nie.Ich kann auch nicht weinen. „Reißdi zsamm“, habe ich nur gehört.Mein ganzes Leben lang habe ichversucht, immer die positive Seitezu sehen, immer. Aber jetzt, glaubeich, wäre es nicht schlecht, mirmal die andere Seite anzusehen.Würden Sie sagen, dass damalsdas Drama auf Baja California derentscheidende Wendepunkt inIhrem Leben war?Eigentlich nicht. Eigentlich ist meineLebenslinie doch sehr durchgehend.Ich muss immer enthusiastischsein. Ich muss mich freuen.So wie früher schon, ich muss dasFeuer spüren. Und klar, manchmalverbrennt man sich. Und dannheul ich. Aber ich muss das Feuerspüren. Das war so von Anfang an.Und jetzt auch. Immer.styling: anna röhrig/blossom management. haare & make-up: stephan schmied/blossom management.Schmuck: Uschi Obermaier kollektion»Ich habe mirimmer Männerausgesucht,die ich nicht wirklichhaben konnte«98 =>Donna 7/2011

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