Der Baum, tadasana (Vorphase +Endstellung)Erst nachdem dieses Bild über die körperliche Ausführung des Baums gedanklichgeschaffen wurde, gehen wir in die körperliche Ausführung hinein. Nachdem wirdie Übung ausgeführt haben, achten wir bewusst auf die Empfindung, die nach derÜbung spürbar sein kann. Beim Baum können wir z.B. bei einiger Übungspraxis dasEmpfinden der Zentriertheit erleben. Eine Empfindung ist seelischer Natur und eskann daher einige Zeit der gedanklichen Übungspraxis benötigen, bis sie für unserlebbar wird.Ebenso wie bei der Seelenübung „Das rechte Lesen“, ordnen wir in der asana-Praxisunsere Seelenkräfte. Die Gedanken werden vor der Ausführung konkret undanschaulich gebildet. Je konkreter und klarer wir die Gedanken zu einer Übunggebildet haben, desto deutlicher können auch die Empfindungen wahrgenommenwerden. Ein zu schnelles Hineingehen in eine asana würde vielleicht ein nuroberflächliches Gefühl der Sympathie oder des Wohlseins entwickeln, da dieKörperenergien (prana, chi etc.) etwas besser ins Fließen gekommen sind. DieEmpfindung der Zentriertheit oder Innerlichkeit hingegen wird unserer Seelenlebenerfüllen und bereichern. Der Wille wird durch den Gedanken harmonischeingestimmt und bewirkt eine ruhige körperliche Ausführung. Ohne diesegedankliche Ordnung könnte der Wille leichter einem Leistungs- und Erfolgsdenkenunterliegen.Seite 5
Heinz Grill schreibt, dass diese wahrnehmbaren Empfindungen in einer Übung,tatsächlich wahre Empfindungen unseres Seelenlebens sind. So können wir dieEmpfindung der Konzentration auch im alltäglichen Leben erfahren.Das anahata cakra und die inhaltliche Gestaltung des LebensWir können uns eine einfache Situation aus dem Alltag vorstellen. Nehmen wir an,wir gehen am Wochenende in einen Supermarkt zum Einkaufen, ohne dass wir unskonkrete Gedanken gebildet haben. Wir werden leicht bemerken können, wie unsereSinne hin und her springen, sie förmlich nach außen gezogen werden. DieReizwirkung durch die vielen Sonderangebote, die oftmals im Hintergrund laufendeMusik, bzw. die gesprochenen Werbetexte, ziehen unsere Aufmerksamkeit unddamit unsere Lebenskräfte nach außen. Neben dem Seh- und Gehörsinn erfährt auchder Geschmackssinn eine Reizung durch die angebotenen „Probierhäppchen“. Nichtselten erleben wir durch diese Reizwirkungen eine nervliche Erschöpfung und einAusgezehrtsein nach einem Besuch im Supermarkt.Dieser Zustand bei dem die Sinne hin und her springen und inhaltslos an denObjekten vorbeistreifen wird im Baum durch die ausgebreiteten Arme in derVorphase dargestellt.Es stellt sich nun die Frage, wie wir bei dem o.g. Einkauf im Supermarkt eineZentrierung bewirken könnten. Hilfreich ist es sicherlich, dass wir uns überhauptdieser Reize und ihrer Wirkung bewusst sind. Je mehr die Reize bewusstwahrgenommen werden, desto weniger können sie unser Nervensystemunangenehm belasten. Eine Hintergrundmusik, die wir z.B. nicht bewusst hören,wirkt dennoch auf unser Nervensystem. Wir bemerken dies z.B. wenn wir aus einemGeschäft herausgehen und wir auf einmal ein bestimmtes Lied im Kopf haben.Dieses Lied hatten wir im Geschäft nicht bewusst gehört, aber es hatte trotzdemseine Wirkung. Wir kennen dieses Phänomen unter der Bezeichnung „Ohrwurm“.Eine weitere Möglichkeit geordneter und zentriert zu bleiben wäre es, wenn wir unseinen Einkaufszettel schreiben und uns auch an diesen halten. Wenn wir dasGeschäft bereits kennen, so wissen wir auch in etwa, wo die diversen Produktestehen und können gezielter an die Regale gehen.Sind wir dann glücklich an der Kasse angekommen und befinden uns dann in einerlangen Warteschlange, so können wir auch diese Minuten zu einer kurzenAufmerksamkeitsschulung nützen. Wir können z.B. die Kassiererin aufmerksamwahrnehmen, so dass wir im Nachhinein ein konkretes Bild von ihr haben. Wirnehmen z.B. die Frisur, die Haarfarbe und wo sich der Scheitel befindet konkretSeite 6