13.07.2015 Aufrufe

Berechnung von Schmiege- und Gehrungswinkeln bei der ... - math IT

Berechnung von Schmiege- und Gehrungswinkeln bei der ... - math IT

Berechnung von Schmiege- und Gehrungswinkeln bei der ... - math IT

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Berechnung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schmiege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gehrungswinkeln</strong> <strong>bei</strong><strong>der</strong> TrichterzinkungElementargeometrische Betrachtung eines Standardproblems des TischlerhandwerksAndreas de VriesFH Südwestfalen University of Applied Sciences, Haldener Straße 182, D-58095 Hagen, Germanye-Mail: de-vries@fh-swf.deVersion: 9. Mai 20111 Trichterzinkungen im TischlerhandwerkDas Zinken ist eine mehrfache Verzahnung keilförmiger o<strong>der</strong> gera<strong>der</strong> Zapfen, die manZinken bzw. Schwalbenschwänze nennt. Man wählt diese Verbindung zum Zusammenbau<strong>von</strong> Vollholzflächen, da die so verb<strong>und</strong>enen Teile ungehin<strong>der</strong>t schwinden <strong>und</strong> quellen,sich aber nicht werfen können. Die Trichterzinkung gleicht einer abgestumpften Hohlpyramide,<strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>fläche ein geschlossenes Vieleck ist [S]. Meistens ist die Gr<strong>und</strong>flä-Abbildung 1: Trichterzinkung mit vierseitiger Gehrung. Quelle: [S]che ein Rechteck, siehe Abbildung 1, die Pyramide beschreibt also eine vierseitige Gehrungmit Eckwinkeln <strong>von</strong> jeweils ε = 90°. Allerdings kann die Gr<strong>und</strong>fläche durchaus mehrereSeiten haben, oft sechs o<strong>der</strong> acht. Auch muss sie nicht notwendig symmetrisch sein,kann also auch ein unregelmäßiges Vieleck darstellen.Die Problematik <strong>der</strong> Trichterzinkung existiert auch im Zimmerhandwerk, hier sprichtman vom Schifterschnitt. Ein Schifterschnitt o<strong>der</strong> auch Doppelgehrungsschnitt ist ein Schnittgleichzeitig mit zwei Winkeln. Dieser Schnitt kommt sehr häufig im Dachbau vor [B].Praktische Probleme <strong>bei</strong>m ZuschneidenSchon <strong>bei</strong>m Zuschneiden muss man die Seiten breiter halten, da die Kanten nach <strong>der</strong><strong>Schmiege</strong> des geneigten Winkels bestoßen werden müssen. Beachtet man die geneigteLage <strong>der</strong> Seiten nicht, dann wird später die Höhe des Kastens viel niedriger werden alsgeplant. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e muss man sich für die Herstellung eines solchen Kastens einenAuf-, Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Seitenriss anfertigen. Der Grad des Winkels an den Hirnholzkantenist <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Herstellung nicht <strong>der</strong> gleiche wie <strong>der</strong> Längsschnitt wie<strong>der</strong>gibt, da <strong>der</strong> Schnittrechtwinklig steht; dagegen stoßen die Seitenkanten des Kastens, einer Pyramide gleich,


<strong>von</strong> <strong>bei</strong>den Seiten geneigt zusammen. Es ist da<strong>bei</strong> natürlich gleich, ob man den schrägenKasten stumpf auf Gehrung o<strong>der</strong> gezinkt zusammenbaut [S].2 Mathematik <strong>der</strong> TrichterzinkungUm das Problem <strong>der</strong> Zuschneidung <strong>der</strong> Begrenzungswände eines Pyramidenstumpfs<strong>math</strong>ematisch zu untersuchen, müssen wir zunächst einige Bezeichnungen einführen.Wir wollen nur eine <strong>der</strong> möglichen Eckverbindungen betrachten, alle an<strong>der</strong>en ergebensich entsprechend.Zur Bezeichnung <strong>der</strong> relevanten Winkel betrachten wir die Skizze in Abbildung 2. Die<strong>bei</strong>den beteiligten Begrenzungswände bilden jeweils ein Trapez, ausgerichtet mit demNeigungswinkel α, <strong>und</strong> schmiegen sich unter einem Eckwinkel ε aneinan<strong>der</strong>. Der jewei-εOαTrapezσOAbbildung 2: Geometrie <strong>der</strong> Gehrung. Schematischer Aufriss (oben) <strong>und</strong> Seitenriss (rechts), sowie daszuzusägende Trapez mit <strong>Schmiege</strong>winkel σ <strong>und</strong> dem Neigungswinkel α <strong>der</strong> Begrenzungswände. Der Winkel<strong>der</strong> Sägeblattstellung γ, also <strong>der</strong> Gehrungswinkel, ist die Hälfte des in die um α gekippte Ebene projiziertenEckwinkels ε.lige <strong>Schmiege</strong>winkel σ im Punkt O sei <strong>der</strong> Winkel <strong>der</strong> Flächenmschmiege, also <strong>der</strong>jenigeWinkel, <strong>der</strong> durch die Neigung zu <strong>der</strong> rechtwinkligen Kante <strong>der</strong> Begrenzungswand hinzugefügtwerden muss, um die Begrenzungswände aneinan<strong>der</strong> zu schmiegen. (Mit an<strong>der</strong>enWorten, σ ist <strong>der</strong> Innenwinkel des im Punkt O minus 90°). Der entsprechend einzustellendeGehrungswinkel, also <strong>der</strong> Winkel des Sägeblatts, sei mit γ bezeichnet. Intuitivist sofort klar, dass durch Vorgabe <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Winkel α <strong>und</strong> ε sowohl <strong>der</strong> <strong>Schmiege</strong>winkelσ als auch <strong>der</strong> Gehrungswinkel γ eindeutig bestimmt sein müssen.Satz 2.1. Sind zwei Begrenzungswände eine Trichterzinkung wie in Abbildung 2 mit dem Eckwinkelε ∈ [0, 180 ◦ ) <strong>und</strong> dem Neigungswinkel α ∈ [0, 90 ◦ ] gegeben, so lauten <strong>der</strong> <strong>Schmiege</strong>winkelσ <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gehrungswinkel γσ = arctan(tan ε )2 sin α , γ = 1 (2 arccos 1 − cos2 α sin 2 )ε. (1)1 + cos εBeweis. Die Herleitung <strong>der</strong> Formel in (1) ist im Anhang angegeben.2


3 ErgebnisseFür den speziellen Fall α = 0, also einen Trichter ohne Neigung, ergeben die Formeln in(1) genau σ = 0 <strong>und</strong>()γ = 1 2 arccos 1 − sin2 ε1 + cos εcos 2 ε{ }} {= 1 2 arccos cos ε + 1 − sin 2 ε= ε 1 + cos ε 2 .Für den neigungsfreien Fall ist also <strong>der</strong> Gehrungswinkel die Hälfte des Eckwinkels. Iman<strong>der</strong>en Extremfall <strong>der</strong> Neigung α = 90 ◦ folgt sofort σ = ε 2<strong>und</strong> γ = arccos 1 = 0,d.h. für den Fall, dass <strong>bei</strong>de Wände flach in <strong>der</strong> Bezugsebene liegen, ist die <strong>Schmiege</strong> dieHälfte des Eckwinkels <strong>und</strong> die Gehrung ist Null. In Tabelle 1 befinden sich einige mitden Formeln berechnete Wertekombinationen <strong>der</strong> beteiligten Winkel. Die Werte für dieSägeblatteinstellungen für die vierseitige Gehrung stimmen recht genau mit den in [L]angegebenen Tabellenwerten überein.Tabelle 1: Nach Formel (1) berechnete Werte für <strong>Schmiege</strong>winkel σ <strong>und</strong> Gehrungswinkel γ in Abhängigkeit<strong>von</strong> Neigung α <strong>und</strong> Eckwinkel ε.Neigung Eck <strong>Schmiege</strong> Gehrung Eck <strong>Schmiege</strong> Gehrung Eck <strong>Schmiege</strong> Gehrungα ε σ γ ε σ γ ε σ γ0 90 0,00 45,00 120 0,00 60,00 135 0,00 67,505 4,98 44,78 8,58 59,62 11,88 66,9810 9,85 44,14 16,74 58,53 22,74 65,4815 14,51 43,08 24,15 56,77 32,00 63,1820 18,88 41,64 30,64 54,47 39,55 60,2525 22,91 39,86 36,20 51,71 45,58 56,8630 26,57 37,76 40,89 48,59 50,36 53,1435 29,84 35,40 44,81 45,19 54,16 49,1840 32,73 32,80 48,07 41,56 57,20 45,0545 35,26 30,00 50,77 37,76 59,64 40,7950 37,45 27,03 53,00 33,83 61,60 36,4355 39,32 23,93 54,82 29,78 63,18 32,0060 40,89 20,70 56,31 25,66 64,44 27,5165 42,19 17,39 57,50 21,47 65,44 22,9870 43,22 14,00 58,43 17,23 66,21 18,4275 44,01 10,55 59,13 12,95 66,79 13,8380 44,56 7,05 59,62 8,65 67,19 9,2385 44,89 3,53 59,91 4,33 67,42 4,6290 45,00 0,00 60,00 0,00 67,50 0,00A Anhang: Herleitung <strong>der</strong> Formeln (1)Betrachten wir die Begrenzungswand, die in Abbildung 2 mit „Trapez“ bezeichnet ist.Rotiert man das Trapez um die Mittellinie seiner Auflage auf <strong>der</strong> Basisebene als Achse, soüberstreichen die rechte Begrenzungsgrade des Trapezes <strong>und</strong> die rechtwinklig zur Achsegedachte Kante die Seitenflächen eines Tetrae<strong>der</strong>s OABC, siehe Abbildung 3 links. Fürgegebene Werte α <strong>und</strong> ε sind somit die Punkte D <strong>und</strong> E eindeutig bestimmt. Beschränktauf das Tetrae<strong>der</strong> ergibt sich damit die Skizze in Abbildung 3 rechts, mit σ = ∢ DOE.Nehmen wir ohne Einschränkung <strong>der</strong> Allgemeinheit an, dass die Längen <strong>der</strong> StreckenOA <strong>und</strong> OC Eins sind, also |OA| = |OC| = 1 ist, so gilt|AC| = √ 2.3


CCDTrapezAEBED|OC| = 1ασBαε2OεAε2OAbbildung 3: Beziehungen des <strong>Schmiege</strong>winkels σ, des Eckwinkels ε, <strong>und</strong> des Neigungswinkels α. Rotiertman das Trapez um seine Auflageachse, so vergrößert sich <strong>der</strong> <strong>Schmiege</strong>winkel σ, so dass er einen Schnittdurch das Tetrae<strong>der</strong> OABC ausfüllt.Da nach Konstruktion ∢ODE ein rechter Winkel ist, gilt dies auch für die Projektion∢ OAB = 90 ◦ . Daher ist |ED| = |DO| tan σ <strong>und</strong>, mit dem Sinussatz im Dreieck CDO,Mit dem Strahlensatz folgt damit|DO|sin 45 ◦ = |CD||CD|, d.h. |DO| = √ .sin α 2 sin α|CD||AC| = |ED| |DO| tan σ=|AB| tan ε 2=|CD| tan σ√ ,2 sin α tanε2o<strong>der</strong> tan σ = tan ε 2sin α, also die erste Gleichung in (1). Gemäß <strong>der</strong> Skizze in Abbildung 4schneiden sich die <strong>bei</strong>den Einheitsnormalen PQ <strong>und</strong> RQ <strong>der</strong> Begrenzungswände unterdem Winkel ε ′ = ∢ PQR, während die Projektion dieses Winkels auf die Ebene des Bezugssystemsden Eckwinkel ε = ∢ PSR ergibt. Da die Normalen jeweils die Länge 1 ha-PSQRαAbbildung 4: Projektion des Eckwinkels ε ′ = ∢ PQR bezüglich <strong>der</strong> Wandbretter auf den Eckwinkel ε =∢ PSR im Bezugssystem.ben, also |PQ| = |RQ| = 1 gilt, ist einerseits die Länge |PR| im Dreieck PSR mit demKosinussatz [1] durch die Gleichung|PR| 2 = 2 (1 − cos ε ′ ) (2)gegeben. An<strong>der</strong>erseits ist das projizierte Dreieck PSR gleichschenklig <strong>und</strong> es gilt nach demSinussatz [1]sin ε|PR| = sin(90◦ − ε 2 )|PS|d.h.|PR| = |PS| sin εcos ε . (3)2Da ε ′ auf ε projiziert wird, ist ∢ QSP ein rechter Winkel; da ferner ∢ SPQ = α, ist |PS| =cos α, ergeben damit (2) <strong>und</strong> (3), nach Umstellung nach |PR|,12 |PR|2 = 1 − cos ε′2 = cos2 α sin 2 ε2 cos 2 ε ,42


o<strong>der</strong>(ε ′ = arccos1 − cos2 α sin 2 ε2 cos 2 ε2). (4)√Da für den Gehrungswinkel γ = ε′2 gilt, folgt mit <strong>der</strong> Halbwinkelformel cos ε 2 =die zweite Gleichung in (1).Literatur[1] Zeidler, E. (Hrsg.): Teubner Taschenbuch <strong>der</strong> Mathematik. Teil 1. Leipzig : B. G. Teubner, 19961+cos ε2Web-Quellen[B] http://www.1-2-do.com/wissen/index.php/Schifterschnitt – Robert Bosch GmbH, Wissensdatenbank 1-2-do.com: Definition des Schifterschnitts [letzter Abruf 2011-05-01][D] http://www.dga-soft.de/handbuch/de/node145.html – Benutzerhandbuch <strong>der</strong> DGA-Soft: Beschreibung desSchifterschnitts am Pyramidenstumpf mit unterschiedlichen Neigungen. [letzter Abruf 2011-05-01][K] http://www.caro-keilig.de/trichterzinken.html – Matthias Keilig (2005): “Einen Trichter zinken” [letzterAbruf 2011-05-01][L] http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbear<strong>bei</strong>tungsmaschinen/webbbs_config.pl/ noframes/read/ 45363 –Bernhard Loos (2008): Blogeintrag im Handwerkerforum woodworking.de mit <strong>der</strong> Kopie einer Tabelle<strong>von</strong> Sägeblatteinstellungen für Verb<strong>und</strong>gehrschnitte <strong>bei</strong> verschiedenen Neigungen [letzter Abruf2011-05-01][S] http://www.schreiner-seiten.de/verbindungen/v_zinkung-trichter.php – Anschauliche Beschreibung <strong>der</strong>Trichterzinkung für Vierertrichter (Pyramidenstumpf) [letzter Abruf 2011-05-01]5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!