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Das inklusive Museum – Ein Leitfaden zu Barrierefreiheit ... - NatKo

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<strong>Das</strong> <strong>inklusive</strong> <strong>Museum</strong> <strong>–</strong><strong>Ein</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>zu</strong><strong>Barrierefreiheit</strong> undInklusion


Inhalt5Vorwort6<strong>Ein</strong>leitungAuf dem Weg <strong>zu</strong>m <strong>inklusive</strong>n <strong>Museum</strong>1515171 Virtuelle und räumliche Zugänglichkeitdes <strong>Museum</strong>s1.1 Internet1.2 Vor Ort1818212225252 Zielgruppenorientierter Service2.1 Empfang2.2 Telefonservice2.3 Informationsangebote2.4 Veranstaltungen und Events2.5 Weitere Serviceangebote2727313 Texte3.1 Texte verfassen3.2 Texte gestalten363637394 Dauer- und Wechselausstellungen4.1 Konzeption4.2 Ausstellungsgestaltung4.3 Wegeführung


404142435 Bildungs- undVermittlungs angebote5.1 Personale Vermittlung5.2 Sensorische Vermittlung5.3 Mediale Vermittlung51Glossar67676974Literaturhinweise und Links1 Gesamtdarstellungen2 Darstellungen <strong>zu</strong>r barrierefreienGestaltung einzelner <strong>Museum</strong>sbereiche3 Sonstige nützliche InternetportaleHinweis: Der Text enthält Links <strong>zu</strong> externen Webseiten Dritter,auf deren Inhalte wir keinen <strong>Ein</strong>fluss haben. Deshalb können wirfür diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Fürdie Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieteroder Betreiber der Seiten verantwortlich.


VorwortIn der Reihe der Leitfäden des Deutschen <strong>Museum</strong>sbundesist nun „<strong>Das</strong> <strong>inklusive</strong> <strong>Museum</strong>“ erschienen.In weniger als zwei Jahren haben Vertreter des Bundesverbandes<strong>Museum</strong>spädagogik, des Deutschen <strong>Museum</strong>sbundes,des Bundeskompetenzzentrum <strong>Barrierefreiheit</strong>sowie der Museen und der Behindertenselbsthilfeorganisationendiese Publikation gemeinsam erarbeitet.Allen Beteiligten danken wir sehr herzlich.Die Zusammenarbeit war geprägt von einem partnerschaftlichenUmgang und kollegialem Verständnis. Nichtimmer waren wir einer Meinung, nicht alle Wünscheund Bedürfnisse konnten in der Publikation berücksichtigtwerden. Doch am Ende liegt ein Ergebnis vor, auf daswir gemeinsam stolz sind. So steht der Prozess der Entstehungdieses <strong>Leitfaden</strong>s stellvertretend für den Prozess,den wir auch in der Gesellschaft benötigen und dessenZiel es ist, Kunst und Kultur für alle erlebbar <strong>zu</strong> machen.Bettina Scheeder für den Deutscher <strong>Museum</strong>sbund e. V.Birgit Tellmann für den Bundesverband <strong>Museum</strong>s -pädagogik e. V.Klemens Kruse für das Bundeskompetenzzentrum<strong>Barrierefreiheit</strong> e. V.7


<strong>Ein</strong>leitungAuf dem Weg <strong>zu</strong>m <strong>inklusive</strong>n <strong>Museum</strong>Auf dem Weg <strong>zu</strong> einer <strong>inklusive</strong>n Gesellschaftkönnen Museen nicht stehen bleiben. Als Orte derBildungsbegegnung und Freizeitgestaltung <strong>–</strong> vomKindergarten bis ins hohe Alter <strong>–</strong> sind sie gefordert,sich aktiv mit der <strong>Barrierefreiheit</strong>, einem Teilaspekt derInklusion, <strong>zu</strong> beschäftigen <strong>–</strong> und dies nicht erst seit derRatifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durchdie Bundesregierung im Jahr 2009. Auch im Hinblickauf eine sich verändernde Gesellschaft, insbesonderevor dem Hintergrund des demografischen Wandels,müssen sich Museen dieser Herausforderung stellen undschrittweise Vorausset<strong>zu</strong>ngen schaffen, um z. B. lebenslangesoder generationenübergreifendes Lernen<strong>zu</strong> ermöglichen.Mit diesem <strong>Leitfaden</strong> möchten wir Ihnen das Thema<strong>Barrierefreiheit</strong> so barrierearm wie möglich näherbringenund Ihnen in jedem Kapitel vergleichsweise kostengünstigeund zeitnah <strong>zu</strong> realisierende Maßnahmen vorstellen.Damit der <strong>Leitfaden</strong> in der Praxis genutzt werdenkann, gibt es <strong>zu</strong> jedem Thema kurz gefasste Hinweise<strong>zu</strong>m Abhaken. Sie müssen Ihr <strong>Museum</strong> dafür nichtschließen oder jahrelang aufwändig umbauen.8


Schon bei der nächsten Wechselausstellung können Sieeinige unserer Hinweise ausprobieren.Haben Sie schon einmal darauf geachtet, wie vieleschwere Türen auf dem Weg <strong>zu</strong> barrierefreien Toilettenmitunter <strong>zu</strong> überwinden sind? Barrieren im <strong>Museum</strong>sind mehr als der nicht vorhandene Auf<strong>zu</strong>g oder diefehlende Brailleschrift neben den Exponaten. JedeHürde erschwert oder verhindert sogar die Teilhabeund Teilnahme am uneingeschränkten <strong>Museum</strong>sbesuch.Machen Sie sich darum mit uns auf den Weg in ein<strong>Museum</strong> ohne Hindernisse.Angemessene Gestaltung im <strong>Museum</strong> hat alle Menschenim Blick. <strong>Barrierefreiheit</strong> und „Design für Alle“ machenden Besuch <strong>zu</strong> einem positiven Erlebnis für jeden Gast.Zum Jahresende 2009 wurden in Deutschland rund9 % der gesamten Bevölkerung (7,1 Mio.) als schwerbehinderteingestuft. Dabei werden Menschen miteinem Behinderungsgrad von weniger als 50 % indieser Statistik nicht erfasst. Fast jeder vierte Jugendlichein Deutschland hat bereits jetzt einen nicht heilbarenHörschaden. Zudem wächst die Zahl von Kindern mitLernschwierigkeiten <strong>–</strong> häufig einhergehend mit psychosozialenBeeinträchtigungen. Mit <strong>zu</strong>nehmendem Altersteigt der Anteil von Menschen mit Seh-, Hör- und9


Mobilitätsbehinderungen sowie mit kognitiven Beeinträchtigungenoder demenziellen Veränderungen.Auch die absolute Zahl der betroffenen Personen iststeigend, da das durchschnittliche Lebensalter derMenschen <strong>zu</strong>nimmt. Damit wächst <strong>zu</strong>gleich dieZahl derjenigen, die sich in der nachberuflichenLebensphase befinden und potenziell mehr Zeit fürFreizeitaktivitäten haben.<strong>Barrierefreiheit</strong> beginnt im Kopf. <strong>Ein</strong>e Auseinanderset<strong>zu</strong>ngmit dem Thema wird Ihre Institution positivver ändern. An der Zufriedenheit Ihrer <strong>Museum</strong>sgästewerden Sie erleben, dass <strong>Barrierefreiheit</strong> jedem<strong>zu</strong> gute kommt. Jede Maßnahme <strong>zu</strong>r Beseitigung oderReduzierung von Barrieren <strong>–</strong> sei es beim tatsächlichenoder auch virtuellen <strong>Museum</strong>sbesuch <strong>–</strong> dient derServicequalität Ihrer <strong>Ein</strong>richtung und ihrer gesellschaftlichenAkzeptanz.Die Umset<strong>zu</strong>ng größtmöglicher <strong>Barrierefreiheit</strong> ist eineQuerschnittsaufgabe. Es empfiehlt sich, einen Ansprechpartnerim <strong>Museum</strong> <strong>zu</strong> benennen, bei dem alle die<strong>Barrierefreiheit</strong> betreffenden Fragestellungen bzw.Beschwerden <strong>zu</strong>sammenlaufen und der bei Anfragen<strong>zu</strong>r Verfügung steht. Auf dem Weg <strong>zu</strong> einem serviceorientierten,<strong>inklusive</strong>n <strong>Museum</strong> bietet es sich an, mitMaßnahmen <strong>zu</strong> beginnen, die mit wenig Aufwand ein10


arrierefreies Angebot schaffen, das gezielt inder Öffentlichkeit kommuniziert werden kann.Warum eine weitere Publikation <strong>zu</strong> <strong>Barrierefreiheit</strong>in Museen?Es gibt bereits eine Reihe von informativen Büchernund hilfreichen Checklisten <strong>zu</strong>r <strong>Barrierefreiheit</strong> inMuseen, darunter beispielsweise der <strong>Leitfaden</strong>„Barrierefrei Konzipieren und Gestalten“ des DeutschenTechnikmuseums Berlin oder die „Online-Checkliste<strong>zu</strong>r Konzeption und Gestaltung von barrierefreienAusstellungen“ des Landesverbandes der Museen<strong>zu</strong> Berlin. 11www.lmb.museum/de/fach-und-arbeitsgruppen/ag-barrierefreiheit-ausstellungen/barrierefreiheit/Die Checkliste benennt ebenfalls die DIN-Normen, die für diebaulichen Anforderungen an Verkehrswege, sanitäre Anlagen etc.relevant sind.11


Die meisten Publikationen <strong>zu</strong>m Thema folgen einembestimmten Muster: Empfehlungen und Maßnahmenwerden nach Zielgruppen getrennt beschrieben odernehmen eine spezielle Aufgabe in den Fokus. Dervor liegende <strong>Leitfaden</strong> beschreitet ausdrücklich einenanderen Weg, wobei er die Verschiedenheit derBehin derungen anerkennt. Denn auch, wenn mansich in einem <strong>Museum</strong> entscheidet, Maßnahmen <strong>zu</strong>r<strong>Barrierefreiheit</strong> der Reihe nach für einzelne Zielgruppenum<strong>zu</strong>setzen, ist es notwendig, die Bedürfnisse andererZielgruppen <strong>zu</strong> kennen und rechtzeitig in die Planungein<strong>zu</strong>beziehen. So können nachträgliche Um- oderNeubauten und unnötige Extrakosten vermieden werden.Um dem Anspruch <strong>zu</strong>nehmender barrierefreier Servicequalitätdes <strong>Museum</strong>s, seiner Ausstellungen und seinerAngebote gerecht <strong>zu</strong> werden, wird in der vorliegendenVeröffentlichung die Sichtweise der Besucherinnen undBesucher vor, während und nach dem <strong>Museum</strong>sbesuchberücksichtigt. „Hinkommen, reinkommen, klarkommen“<strong>–</strong> dieses Motto von PRO RETINA Deutschland e. V.,einer Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegeneration,haben sich die Autorinnen undAutoren dieser Publikation <strong>zu</strong> eigen gemacht.12


Im Anhang finden Sie eine Auswahl von Publikationenund Links <strong>zu</strong> weiterführender Literatur oder <strong>zu</strong>r ge zieltenPlanung und Umset<strong>zu</strong>ng von Kooperationen und Maßnahmen.Zentrale Begriffe werden in einem Glossarerläutert, das Sie ebenfalls im Anhang finden. Dieentsprechenden Begriffe sind im Text unterstrichen.<strong>Ein</strong>e Seite des <strong>Leitfaden</strong>s bieten wir in Leichte Sprachean, um Ihnen einen <strong>Ein</strong>druck von der Leistungsfähigkeitdieser Vermittlungsform <strong>zu</strong> geben. Von dieser <strong>–</strong>wie auch von Texten in leicht verständlicher Spracheprofitieren nicht nur Menschen, die vom Bildungswesennicht erreicht werden oder geringe Deutschkenntnissehaben, sondern auch andere <strong>Museum</strong>sgäste.Der <strong>Leitfaden</strong> richtet sich an Menschen, die in undfür Museen tätig sind. Er eignet sich darüber hinausfür Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Selbsthilfeorganisationen, die Museen beim Abbau von Barrierenaktiv unterstützen möchten.Erarbeitet wurde der <strong>Leitfaden</strong> gemeinschaftlich vonVertretern des Deutschen <strong>Museum</strong>sbundes e. V., desBundesverbands <strong>Museum</strong>spädagogik e. V. sowie desBKB Bundeskompetenzzentrum <strong>Barrierefreiheit</strong> e. V.und Mitarbeitern von Organisationen der Behindertenselbsthilfe.13


<strong>Museum</strong> als Bildungseinrichtung„Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass <strong>inklusive</strong>sLernen in Deutschland eine Selbstverständlichkeitwird. Kindergärten und -tagesstätten, Schulen, Hochschulenund <strong>Ein</strong>richtungen der Weiterbildung sollen alleMenschen von Anfang an in ihrer <strong>Ein</strong>zigartigkeit undmit ihren individuellen Bedürfnissen in den Blicknehmen und fördern.“ 2 Nur wenn Museen dieses Ziel,das im „Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung<strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der UN-Behindertenrechtskonvention“festgeschrieben ist, unterstützen, können sie von derPolitik weiterhin als wichtige Bildungseinrichtungenwahrgenommen werden.2Unser Weg in eine <strong>inklusive</strong> Gesellschaft <strong>–</strong> Der NationaleAktionsplan der Bundesregierung <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der UN-Behindertenrechtskonvention,Bundesministerium für Arbeit und Soziales,Berlin, 2011, Seite 4714


In Zukunft wird in der Mehrzahl der Kindergärtenund Regelschulen inklusiv gearbeitet werden. Dortwird man selbstverständlich davon ausgehen, dassder <strong>Museum</strong>sbesuch für Kindergartengruppen oderSchulklassen, in denen junge Menschen mit und ohneBeeinträchtigungen gemeinsam betreut und unterrichtetwerden, möglich ist und es entsprechende museumspädagogischeAngebote gibt.Die UN-Konvention fordert keine sofortige, vollständigeUmset<strong>zu</strong>ng, sondern eine zielgerichtete, schrittweiseVorgehensweise. Die Umset<strong>zu</strong>ng von größtmöglicher<strong>Barrierefreiheit</strong> verlangt ein anspruchsvolles Gestaltungs-,Kommunikations-, Service- und Vermittlungskonzept.Viele Dinge müssen hierfür ineinandergreifen. Es istbeispielsweise gut, wenn das <strong>Museum</strong> stufenlos erreichtwerden kann. Sind aber Vitrinen so gestaltet, dasssie vom Rollstuhl aus nicht einsehbar sind, bleibt der<strong>Museum</strong>sgenuss auf der Strecke.Oder <strong>–</strong> um ein anderes Beispiel <strong>zu</strong> geben <strong>–</strong> wenneinzelne Ausstellungsgegenstände für sehbehinderteund blinde Menschen visuell wahrnehmbar bzw. tastbarsind, ist das wunderbar. Wird dies aber nur aufklein beschrifteten und wenig kontrastreich gestaltetenInformationsblättern erläutert, werden blinde Menschenund viele Sehbehinderte davon gar nichts erfahren.15


ZielDer <strong>Leitfaden</strong> will da<strong>zu</strong> anregen, vorhandene Barrierenab<strong>zu</strong>bauen und bewirken, neue <strong>zu</strong> vermeiden. Er ist keinBewertungs-, sondern ein Hilfsinstrument für Ihre notwendigenPlanungen und soll Sie gleichzeitig, sehr geehrteLeserinnen und Leser, für viele Barrieren in unserem(<strong>Museum</strong>s-)Alltag sensibilisieren. Der <strong>Leitfaden</strong> ist einAngebot für Ihren individuellen Weg <strong>zu</strong> einem barrierefreien<strong>Museum</strong>.Wir wünschen Ihnen und uns Ausdauer und viel Erfolgauf dem Weg <strong>zu</strong> einer <strong>inklusive</strong>n Gesellschaft.Die Redaktion16


1 Virtuelle und räumlicheZugänglichkeit des <strong>Museum</strong>sDarunter sind die reale Zugänglichkeit des <strong>Museum</strong>sund die Erschließung des Gebäudes <strong>zu</strong> verstehen sowieder vom tatsächlichen Besuch unabhängige Zugang<strong>zu</strong> Informationen.1.1 Internet<strong>Das</strong> Internet ist das Medium, um Informationen,Inhalte und Sammlungen <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong> machen.Objektdatenbanken dienen sowohl der Informationder Besucher 3 als auch der Forschung. Der Standard,um die Internetseite barrierefrei <strong>zu</strong> gestalten, ist dieBarrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV).Sie sollte in ihrer jeweils aktuellen Fassung und auchfür alle Unterseiten des Internetauftritts angewendetwerden. Lesen Sie auf der folgenden Seite diewichtigsten Empfehlungen:3Im vorliegenden Text wird bei Personenbezeich nungenüberwiegend die männliche Form benutzt. Dies geschieht ausschließlichaus Gründen der Sprache und besseren Lesbarkeit.In diesen Fällen ist immer auch die weibliche Form mitgemeint.17


• klare Menüführung• Bedienbarkeit auch ohne Maus• visuell kontrastierende Farbgestaltung• keine Laufschrift oder andere bewegliche Elemente• gut programmierte Funktionen, wie beispielsweise„Video/ Intro überspringen“• Abschaltfunktion für bewegte Bilder oder eineBeschreibung dessen, was sich dort bewegt• alle Abbildungen (Fotos, Logos, Grafiken etc.)mit hinterlegtem, beschreibendem Text, um vonHilfsmitteln (Screenreader) gelesen werden <strong>zu</strong>können. Die technische Grundlage dafür wirdbei der Programmierung vorgesehen (CMS etc.)• <strong>zu</strong>m Herunterladen nur barrierefreie PDF-Dokumente anbieten• Videoinformationen mit Untertiteln und /oderDeutsche Gebärdensprache (DGS)• Audio-Informationen möglichst im DigitalAccessible Information System (DAISY-Format)oder wenigstens MP3-Format <strong>zu</strong>m Herunterladenauf der Internetseite• Überprüfung der Darstellung auf verschiedenenBrowsern, da unterschiedliche Darstellungenmöglich sind.18


1.2 Vor Ort<strong>Ein</strong> <strong>Museum</strong>sbesuch beginnt vor der <strong>Ein</strong>gangstür,also bereits im Außenbereich. Nicht in allen Museenist der Haupteingang barrierefrei. So ermöglichenSie allen Besuchern einen barrierefreien Zugang<strong>zu</strong> Ihrem <strong>Museum</strong>:• Die barrierefreien <strong>Ein</strong>gänge sind klar gekennzeichnet,um unnötige Wege <strong>zu</strong> vermeiden.• Der Zugang ist stufenlos, ggf. über Rampenund Aufzüge.• Türen öffnen sich selbstständig bzw. sind leicht<strong>zu</strong> öffnen.• Die Türöffner sind leicht <strong>zu</strong> finden und guterreichbar.• An allen Glastüren ist in Knie- und Augenhöheein visuell kontrastierendes gestalterisches Element<strong>zu</strong>r besseren Sichtbarkeit vorhanden, das überdie gesamte Glasbreite reicht.• Die Anfahrtsbeschreibung enthält Längenangabenund beschreibt die durch die Bodenbeschaffenheitentstehenden Schwierigkeiten (z. B. für Rollatoren,Rollstühle, Blindenstock) oder Orientierungsmöglichkeiten.19


Benennen der barrierefreien ÖPNV-Haltestellen!Klare, unterbrechungsfreie Kennzeichnung aufSichtweite und ein Leitsystem (Bodenleitlinien)des Weges von der Haltestelle <strong>zu</strong>m <strong>Museum</strong>.Sprechen Sie die <strong>zu</strong>ständigen Verwaltungen inKreis und Kommune an und binden Sie auchden dortigen Behindertenbeauftragten ein.2 Zielgruppenorientierter ServiceBei einem <strong>Museum</strong>sbesuch ist es entscheidend,dass sich die Besucher wohlfühlen. <strong>Ein</strong> gutes undallen Menschen <strong>zu</strong>gängliches Serviceangebot istdafür unerlässlich.2.1 EmpfangLaut Besucherforschung sind die ersten fünf Minutendes <strong>Museum</strong>sbesuchs entscheidend. Freundliches,geschultes Personal und eine klare Orientierung imFoyer bestimmen maßgeblich den <strong>Museum</strong>seindruck.Nachfolgende Aspekte gewährleisten hohe Servicequalität.20


• Regelmäßig geschultes Personal empfängtdie Besucher, berät sie über Serviceleistungenund gibt gezielt Hinweise oder Unterstüt<strong>zu</strong>ng,etwa <strong>zu</strong> Orientierungsplänen, besonderenFührungen, <strong>zu</strong> Informationen für blinde und /oder gehörlose 4 Besucher, <strong>zu</strong> Aufzügen undServiceräumen, <strong>zu</strong>r Hausordnung etc.Personal mit Besucherkontakt (Telefon, Kasse,Info, Aufsicht, Vermittlung, Wachpersonal etc.)muss regelmäßig für den Umgang mit Menschenmit Behinderung sensibilisiert werden (Sensibilisierungs-,aber auch Kommunikations schulung <strong>zu</strong>Ausdrucks- und Sprech weise, Inhalt der <strong>zu</strong>gebenden Informationen etc.).4Die Verwendung des Begriffs „taub“ ist ebenfalls gebräuchlichund wird von einigen Betroffenen bevor<strong>zu</strong>gt. Die Redaktion hatsich für die vorliegende Publikation für den Begriff „gehörlos“ entschieden.Damit ist jedoch keine Aussage über die Angemessen heitder einen wie der anderen Begrifflichkeit verbunden.21


• Die Besucher- oder Hausordnung berücksichtigt<strong>Barrierefreiheit</strong> und erlaubt z. B. das Mitführenvon Behindertenbegleithunden oder größerenMedikamententaschen.• Der Empfangsbereich bietet ausreichendBewegungsflächen und Durchgangsbreiten.• Die Empfangstheke ist in Teilen niedriger undunterfahrbar.• Alle Anzeigen sowie das Kassendisplay sindgut einsehbar (Sichthöhe: Rollstuhlnutzer 125 cm).• Die Theke ist gut ausgeleuchtet und hebt sichvisuell kontrastierend ab, ohne <strong>zu</strong> reflektieren.• Sie ist über taktile Orientierungshilfen auffindbar.• Die Empfangstheke ist mit einer Induktionsanlageversehen. Die Verwendung dieser Technik istgekennzeichnet.Induktive Höranlagen als Kleinsystem sind kostengünstignachrüstbar, bestehend aus Drahtschleifeund Mikrofon. Der schwerhörige Besucher musssein Gerät auf „T“ stellen. Mobile Anlagen sindoftmals bei den Stadt verwaltungen vorhanden undkönnen ggf. ausgeliehen werden.22


• Schreibutensilien für Anfragen gehörloser undschwerhöriger Besucher liegen bereit.• Rollstühle, Rollatoren und transportableSitzmöglichkeiten stehen <strong>zu</strong>r Verfügung.• Die barrierefreien Sanitärräume, die Garderobeund die Schließfächer sind klar gekennzeichnet.• Treppenhandläufe u. ä. sind mit Richtungsanzeigeund Angabe der Geschosshöhe in Profilschriftversehen.• Der Auf<strong>zu</strong>g ist barrierefrei.Prüfen Sie, ob möglicherweise ein Lasten auf<strong>zu</strong>gin einen barrierefreien Personenauf<strong>zu</strong>g umge -wandelt werden kann.2.2 TelefonserviceAm Empfang werden in der Regel auch telefonischeAnfragen angenommen. Wichtige Hinweise in Be<strong>zu</strong>gauf das Telefon und den Anrufbeantworter:• Die Anrufbeantworter-Ansage ist langsam unddeutlich gesprochen.• In kurzen Sätzen werden klare Angaben gegeben,wenn möglich mit Wiederholungsmöglichkeit.23


• Stör- und Hintergrundgeräusche werden vermieden.• Für schriftliche Anfragen ist die Telefaxnummerangegeben. Faxe werden zeitnah beantwortet,da das Fax gehörlosen und hochgradig schwerhörigenMenschen oftmals das Telefon ersetzt.• Verlässliche Angaben <strong>zu</strong> fehlenden Aspekten der<strong>Barrierefreiheit</strong> werden gemacht bzw. besondereErfordernisse abgefragt.2.3 InformationsangeboteInformationen <strong>zu</strong>m und im <strong>Museum</strong> liegen in möglichstvielseitiger Form vor (Audiodeskriptionen, Brailleschrift,DGS, Leichte Sprache etc.). Informationen sindgenerell nach dem Zwei-Sinne-Prinzip gestaltet.Weiter <strong>zu</strong> beachten ist:• Barrierefreie Zugänglichkeit <strong>zu</strong> <strong>Museum</strong>,Informationen sowie <strong>zu</strong> vorhandenenOrientierungshilfen und Leitsystemen werdenzielgruppenspezifisch kommuniziert und<strong>Ein</strong>schränkungen genau benannt.• In digitalen und gedruckten Medien werdenbarrierefreie Angebote und deren Umfanggenau benannt.• Bei <strong>Ein</strong>ladungen auf den Umfang der <strong>Barrierefreiheit</strong>hinweisen (Leistungen wie Gebärdensprachdolmetscheretc. genau benennen).24


• Service bzw. die vorhandenen Hilfen anbietenund den individuellen Bedarf des Besuchers durcheinfaches Ankreuzen ermitteln.Beispiel für eine AbfrageVon folgendem Angebot mache ich gern Gebrauch:GebärdensprachdolmetscherSchriftdolmetscherinduktive Höranlagerollstuhlgerechter ZugangWeitere Kriterien sind möglich.• Alle Beschilderungen sind in Großschrift undlese freundlich in Höhe und Sichtwinkel (sieheKapitel 3.2 <strong>zu</strong> Ausstellungstexten) angebracht.Alle Informationsmaterialien wie Flyer, Broschürenund Kataloge sollten mindestens in Schriftgröße12 Punkt und mit einem Zeilenabstand von mindestens1,2 Punkt gestaltet sein. Zum Rand solltemindestens 1 cm Abstand berücksichtigt werden.25


• Informationen <strong>zu</strong> den Exponaten und ausstellungsbegleitendePublikationen in Leichte Spracheliegen gut gekennzeichnet und mühelos auffindbarin Ausstellungsräumen, im Lesebereich sowiein <strong>zu</strong>gänglichen Bibliotheksräumen aus.• <strong>Ein</strong>e barrierefrei programmierte CD mit Informationen <strong>zu</strong>r Dauer- und Wechselausstellunger schließt diese kostengünstig auch blinden odersehbehinderten Besuchern.Achten Sie darauf, vor der Beauftragung vonFremdleistungen, z. B. Grafik, Ihre Anforderungenan <strong>Barrierefreiheit</strong> möglichst genau <strong>zu</strong>m Bestandteilder Leistungs beschreibung für Ihre Auftrag nehmer<strong>zu</strong> machen.26


2.4 Veranstaltungen und EventsDamit Menschen mit unterschiedlichen besonderenBedürfnissen an Programmen teilhaben können,sollte Folgendes vorgesehen sein:• Veranstaltungen und Events finden in barrierefrei<strong>zu</strong>gänglichen Räumen mit flexibler Bestuhlung statt.• Es wird Technik eingesetzt, die mit Hilfsmittelnvon Seh- und Hörbehinderten genutzt werdenkann, und diese wird zielgruppenspezifischgekennzeichnet. Für Schwerhörige werdeninduktive Höranlagen genutzt.• Für Gehörlose werden Überset<strong>zu</strong>ngen in DGSangeboten bzw. Schriftdolmetscher eingesetzt.• Es gibt keine blendende Beleuchtung und keinGegenlicht.• Umgebungsgeräusche werden vermieden.2.5 Weitere ServiceangeboteServiceangebote wie Café, Shop und Bibliotheksind wichtige Bestandteile der Dienstleistungsketteund so mitbestimmend für den Gesamteindruck desHauses. Hierbei gelten die gleichen Hinweise wiebeim Empfang.27


Wenn Serviceleistungen an Dritte vergebenwerden, z. B. Shopbewirtschaftung, müssen dieAnforderungen an die <strong>Barrierefreiheit</strong> nichtnur Bestandteil der Vertragsverhandlungen,sondern auch der Verträge sein.• Garderobe: Haken und Schließfächer sindin unterschiedlicher Höhe angebracht.• Akustische Ruhezonen für Gespräche sindvorhanden.• Vor dem Verlassen des <strong>Museum</strong>s habendie Besucher die Möglichkeit, z. B. in einembarrierefrei <strong>zu</strong>gänglichen Besucherbuch oderüber Rückmeldezettel, Anregungen undKommentare <strong>zu</strong> geben.28


3 TexteTexte für unterschiedliche Verwendungszwecke(Verkehrs text, Hinweistafel sowie alle inhaltlichen Textein Aus stellungen) lassen sich rasch und vergleichsweisekostengünstig barrierefrei anpassen. Damit erleichternSie z. B. auch Menschen, deren Muttersprache nichtDeutsch ist, den Zugang <strong>zu</strong> den Inhalten von DauerundWechselausstellungen.Es empfiehlt sich, vor der Produktion in einem erstenSchritt die Texte von Vertretern unterschiedlicher Selbsthilfeorganisationengegenlesen <strong>zu</strong> lassen. In einemzweiten Schritt sollte diesen auch der Gestaltungs entwurfvorgelegt werden.Nachfolgende Grundregeln sollten sowohl beim Verfassender Texte als auch bei der Gestaltung beachtetwerden.3.1 Texte verfassen• Alle Texte sind klar strukturiert, kurz, eindeutigund in verständlicher Sprache, sie besitzeneinen einfachen Satzaufbau und sind an derAlltagssprache orientiert.29


• Fachbegriffe, Fremdwörter, lange, <strong>zu</strong>sammengesetzteWörter, abstrakte Formulierungen undAbkür<strong>zu</strong>ngen werden vermieden oder erklärt.• Es werden eine bildhafte und aktive Spracheverwendet, praktische Vergleiche und Beispielegegeben sowie Zahlen als Ziffern geschrieben.• Bilder und Piktogramme werden an geeigneterStelle eingesetzt.• Auf Sonderzeichen wird verzichtet.• Zwischenüberschriften und Absätze werden<strong>zu</strong>r inhaltlichen Gliederung genutzt.Als <strong>zu</strong>sätzliches Angebot gibt es Ausstel lungstextein Leichte Sprache. Diese können, gekennzeichnetmit entsprechenden Signets, als Saaltexte in mattlaminierter Folie ausgelegt werden.Signet„Easy to read“ von„Inclusion Europe“www.leicht-lesbar.eu30


Um Ihnen einen <strong>Ein</strong>druck <strong>zu</strong> geben, formulierenwir nachfolgend einen Teil der vorangegangenenEmpfehlungen in Leichte Sprache:Es gibt Regeln für die Wörter:• Benutzen Sie kurze Wörter.• Benutzen Sie einfache Wörter. Zum Beispiel:Gut: Ich schreibe einen Brief.Schlecht: Ich verfasse einen Brief.• Benutzen Sie bekannte Wörter.Verzichten Sie auf Fach-Wörter und Fremd-Wörter. Zum Beispiel:Gut: Ausstellungs-StückSchlecht: Exponat• Benutzen Sie immer die gleichen Wörter fürdie gleichen Dinge.• Machen Sie in jedem Satz nur eine Aussage.• Trennen Sie lange Sätze.• Schreiben Sie viele kurze Sätze.• Verzichten Sie auf Abkür<strong>zu</strong>ngen.Schlecht: z. B.Gut: <strong>zu</strong>m Beispiel31


• Und ganz wichtig:Lassen Sie den Text immer prüfen. 5Berücksichtigen Sie, dass Texte in Leichte Sprachein der Regel länger sind, als andere Texte.Für folgende Textsorten sind weitere Überlegungen<strong>zu</strong> beachten:AusstellungstexteNeben der Gestaltung dienen Texte innerhalb vonAusstellungen <strong>–</strong> vergleichbar einem Leitsystem <strong>–</strong>der Orientierung der Besucher.Es gibt eine klare Texthierarchie zwischen Raum-,Bereichs- oder Abteilungstexten sowie Objekttexten:• Die Textmenge ist insgesamt gering gehalten.• Zeilen sind lesefreundlich auf Sinneinheitenabgestimmt (ca. 60 Zeichen pro Zeile).5Beispiel nach den Regeln für Leichte Sprache vom VereinNetzwerk Leichte Sprache. Für die Unterstüt<strong>zu</strong>ng danken wirGisela Holtz32


HörtexteFür das Verfassen von Hörtexten gelten eigene Regeln.Weitere Informationen <strong>zu</strong> Hörtexten finden Sie inKapitel 5.• Es wird beachtet, ob die Texte für sehendeoder nicht bzw. eingeschränkt sehende Besucherbestimmt sind.• Zusatzinformationen für blinde oder sehbehinderteMenschen werden <strong>zu</strong>sammen mit Fachleuten fürAudiodeskription erstellt.KatalogtexteKataloge werden oft <strong>zu</strong>r Vor- und Nachbereitungvon <strong>Museum</strong>sbesuchen genutzt. Auch bei Katalogtextensind die oben genannten allgemeinen Kriterien <strong>zu</strong>rTexterstellung hilfreich.3.2 Texte gestaltenBei der Gestaltung aller Texte werden grundlegendeKriterien beachtet.• Für den Schriftsatz wird linksbündiger Flattersatzgenutzt.• Es wird eine serifenlose Schrifttype verwendet.Sie wird durchgängig angewendet und es gibtkeinen Wechsel der Schriftarten.33


Sehen Sie selbst <strong>–</strong> 14 Punkt ist nicht gleich 14 Punkt!Dies ist ein Beispieltext(Verdana, 14 Punkt)Dies ist ein Beispieltext(Lucida Sans, 14 Punkt)Dies ist ein Beispieltext(Century Gothic, 14 Punkt)Dies ist ein Beispieltext(Arial, 14 Punkt)Dies ist ein Beispieltext(Tahoma, 14 Punkt)Dies ist ein Beispieltext(Calibri, 14 Punkt)34


• Zur besseren Lesbarkeit wird Groß- undKleinschreibung verwendet (d. h. Fließtextenicht in Kapitälchen etc.).• Es wird keine Kursivschrift angewandt.• Die Bild- und Textanordnung ist übersichtlichund klar strukturiert.• Der Hintergrund ist einfarbig und die Textesind nicht mit Abbildungen hinterlegt. Dies giltauch für Bildunterschriften.• Die Texte sind vom Hintergrund visuellkontrastierend abgesetzt. Der Leuchtdichtekontrastwird beachtet.• Es gibt ausreichenden Abstand zwischenBuchstaben, Wörtern und Zeilen sowie <strong>zu</strong>m Rand.• Zeittafeln, Tabellen etc. sind lesbar gestaltet.• Es werden keine Materialien mit spiegelnderOberfläche verwendet (z. B. Hochglanzpapier,Folien oder Glanzlacke). Dies wird bei derAuftragsvergabe bzw. bei der Absprache mitder Druckerei ausdrücklich vereinbart.35


AusstellungstexteBei der Gestaltung von Ausstellungstexten solltebedacht werden, welche Schrift von Weitemund welche aus der Nähe lesbar sein soll. <strong>Ein</strong>besonderes Augenmerk liegt auf den Überschriften,da hier u. U. größere Leseentfernungen <strong>zu</strong>r Orientierunggewünscht sind. Die gute Lesbarkeit einesTextes hängt neben der Zeichengröße auch vomKontrast zwischen Zeichen und Hintergrund sowievon der Beleuchtung ab. Stark sehbehindertePersonen haben in der Regel individuelle Hilfsmitteldabei, mit denen sie Texte aus nächster Nähelesen können.Für Informationen in Ausstellungstexten, die <strong>zu</strong>gleichder Orientierung dienen, kann formal folgendes gelten:1,7 <strong>–</strong> 1,9 cm Buchstabenhöhe (gemessen an der Schrifthöheder Großbuchstaben) je ein Meter Betrach tungsabstand.36


Im Übrigen empfehlen wir folgende Mindestgrößen:• zwischen 45 und 60 pt für Raum- oderBereichstexte,• mindestens 14 pt für Objektbeschriftungen.• Raum- oder Bereichstexte befinden sich ineiner Lesehöhe von 100 bis 160 cm mit einermittleren Lesehöhe von 130 cm.• Objekttexte werden dem Exponat sowohl ander Wand als auch an und in Vitrinen eindeutig<strong>zu</strong>geordnet. Die optimale Lesehöhe liegt zwischen120 und 140 cm. Keine flach liegenden Texte,z. B. in Vitrinen, verwenden, da sie für Rollstuhlfahrerund Kinder häufig nicht einsehbar sind.• Raumtexte sind auch in Brailleschrift (z. B. alsSaalzettel) und /oder einer tastbaren, farbigabgesetzten Profilschrift vorhanden.• Objekttexte in Brailleschrift sind schräg inTasthöhe (85 bis 100 cm) angebracht, dasie mit flach aufliegender Hand gelesen werden.Achtung: Brailleschrift benötigt mehr Platzals Schwarzschrift.37


4 Dauer- und Wechselausstellungen<strong>Barrierefreiheit</strong> gelingt nur, wenn Kuratoren, Gestalter(Architektur, Lichtdesign, Grafik), Restauratoren undVermittler eng <strong>zu</strong>sammenarbeiten und die unterschiedlichenBedürfnisse ihres Publikums kennen.Die Präsentation berücksichtigt unterschiedliche Bildungsniveaus.Inhalte sind nicht nur intellektuell, sondern auchemotional und sinnlich erfahrbar. Reizüberflutung durcheine Vielzahl von Exponaten und Inszenierungen wirdvermieden <strong>–</strong> weniger ist mehr!4.1 KonzeptionBereits in der Konzeption der Ausstellung und beider Auswahl der Exponate werden die Maßgabender <strong>Barrierefreiheit</strong> bedacht.• Bei der Auswahl der Objekte ist das erzählerischePotenzial und die Möglichkeit der Vermittlung übermindestens zwei Sinne ein Kriterium (z. B. übervergrößerte /verkleinerte und abtastbare Kopien,Materialbeispiele etc.).• Für die Erschließung der Ausstellung und dieBesucherorientierung ist ein inhaltlich nachvollziehbarerRundgang konzipiert.38


4.2 AusstellungsgestaltungArchitektur und Design einer Ausstellung sindauf die Bedürfnisse aller Menschen ausgerichtet.So lassen sich unnötige Hürden vermeiden:• Zugänge, Treppen, Wand und Boden sindkontrastreich hervorgehoben (Stufenkantenmarkierung,kontrastreicher Handlauf, Auf merksamkeitsfeldervor Treppenabgängen).Der Untergrund ist schwellenlos, rutsch hemmendund gut befahr- und begehbar (nicht vibrierend,nicht elektrostatisch auf ladbar, geräuscharm berollbar,mit geringem Rollwiderstand), z. B. kein Kopfsteinpflaster,Sand, hochfloriger Teppich in derAusstellung. Rampen oder notfalls Rollstuhlliftegleichen unterschiedliche Ebenen in Ausstellungenaus.• Gefahrenquellen, wie herabhängende oderherausragende Bauteile, Geländer, Balken,Türen oder Beschilderungen sowie Vitrinenkonstruktionen,müssen markiert sein.• Die Farbgestaltung unterstreicht insgesamtKontraste, Ton-in-Ton-Gestaltung wird vermieden.39


• Objekte, Architekturelemente und<strong>Ein</strong>richtungsgegenstände sind in ihrer Funktionals solche erkennbar (z. B. eine Tür als Tür <strong>–</strong>nicht weiße Tür versteckt in weißer Wand <strong>–</strong>oder Stuhl in gleicher Farbe wie die Wand).• Glastüren sind aus Sicherheitsgründen visuellkontrastierend in Knie- und Augenhöhe überdie gesamte Breite der Tür markiert.• Texte, Objekte, Verkehrswege und Versammlungsflächensind angemessen und gut ausgeleuchtet(schatten-, blend- und flimmerfrei).Besonders wichtig ist dies für Führungenin Gebärdensprache.• Vitrinen, Schaukästen und <strong>Ein</strong>bauten sind unterfahrbarund /oder höhenverstellbar und gewährleisteneine optimale Sicht (mittlere Sichthöhezwischen 120 und 140 cm).• Vitrinen, die z. B. von Besuchern <strong>zu</strong>m Ertastenvon Objekten geöffnet werden dürfen, sindge kennzeichnet und leicht <strong>zu</strong> bedienen.• Tastmodelle sind in der Regel in einer Höhevon 80 bis 100 cm erreichbar.• Im Bodenbereich der entsprechenden Sockelund Vitrinen sind <strong>zu</strong>sätzliche taktile Markierungenfür blinde Besucher angebracht.40


• Es werden eine ausreichende Anzahl vonBänken, Stühlen o. ä. mit und ohne Rückenlehneund Armstützen und in verschiedenen Höhensowie tragbare Sitzmöglichkeiten angeboten.4.3 WegeführungBesucherfreundliche Wegeführung entsteht in derZusammenführung von Konzeption und Gestaltung.Die Ausstellung ist nicht als <strong>Ein</strong>bahnstraße gedacht,sondern bietet Besuchern Abkür<strong>zu</strong>ngen und Zwischenausgängesowie Möglichkeiten <strong>zu</strong>m Quereinstieg an.Dabei verdeutlichen Leitexponate den Ausstellungsrundgang.• Der Rundgang ist durch ein auf Sichtweiteunterbrechungsfreies Leitsystem gekennzeichnet,das alle Sinne berücksichtigt und durch eineklare Gestaltung der Ausstellungsarchitektur(taktil und visuell kontrastierend) unterstütztwird. Die Position der Brailleschrift-Schilderund tastbarer und akustischer Ausstellungselementeist in das Leitsystem integriert.• Die Raum- und Wegeplanung beachtet denbesonderen Platzbedarf für bestimmte Personengruppen,<strong>zu</strong>m Beispiel Rollstuhlfahrer oderNutzer von Rollatoren und mobilen Stühlen.41


• Alle taktilen und akustischen Elemente sindkontrastreich hervorgehoben und in einemPlan verzeichnet, damit der Besucher z. B.Bedienungsknöpfe oder Hörer auch findet.5 Bildungs- und VermittlungsangeboteDie Bildungs- und Vermittlungsangebote richten sichan alle Besucher. Sie sind ansprechend, verständlich,multisensorisch und interaktiv gestaltet. Sie bieten unterschiedlicheSchwierigkeitsgrade und berücksichtigendadurch Fähigkeiten von Besuchern. Spiel- und Lernbereiche<strong>zu</strong>m Ausprobieren und Entdecken sind ebensofrei <strong>zu</strong>gänglich wie Ruhezonen. Spezialrouten durchdie Sammlung, Angaben <strong>zu</strong> weiteren Räumen oderGebäuden sind auch in Audioguides, Videoguides, Faltblätternetc. <strong>zu</strong> finden. Für die Entwicklung der BildungsundVermittlungsangebote werden Institutionen und Selbsthilfeorganisationengezielt angesprochen, um Wünscheund Bedürfnisse <strong>zu</strong> erfahren und gemeinsam mit ExpertenKonzepte oder auch konkrete Angebote <strong>zu</strong> entwickeln.42


Bei zielgruppenspezifischen Angeboten kann esvorteilhaft sein, diese von Menschen mit ebendiesen besonderen Bedürfnissen umsetzen <strong>zu</strong>lassen, z. B. Führungen von gehörlosen Kunst- undKulturvermittlern in DGS. Aufgabe der Museen istes, diese inhaltlich / fachlich an<strong>zu</strong>leiten.5.1 Personale Vermittlung durch<strong>Museum</strong>smitarbeiterDer Vorteil der Vermittlung von Mensch <strong>zu</strong> Menschist, z. B. bei Führungen und <strong>Museum</strong>sgesprächen,Workshops und Kursen, auf individuelle Bedürfnisseund Fragen von Besuchern direkt eingehen <strong>zu</strong> können.• Die für die personale Vermittlung <strong>zu</strong>ständigen<strong>Museum</strong>smitarbeiter werden regelmäßig geschult,z. B. durch Sensibilisierungstrainings.43


Sensibilisierungsschulungen werden in den Bundesländernauch von Tourismuseinrichtungen angeboten.Mitarbeiter von Museen können daran ggf. teilnehmen.• Führungen mit Funkanlage (FM-Anlage) ermöglichenneben dem Anschluss von Kopfhörern auchden Anschluss von Halsringschleifen.5.2 Sensorische VermittlungNicht jedem Menschen erschließen sich Informationenallein über das gesprochene Wort, wie die Bildungsforschungim Hinblick auf die unterschiedlichen Lerntypenbelegt. Folgende Angebote ermöglichen auf unterschiedlicheWeise den Zugang <strong>zu</strong> Fakten und Erfahrungen:• Neben den Originalen bieten Repliken,Funktionsmodelle, Folientastbücher, Tastfolienoder ertastbare Flachware in Voll- oderTeilrelief, Schwellkopien, Riech- und Hörstationenalternative sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten.• Hands-on-Objekte sind nicht nur optisch,sondern auch auditiv, taktil und als Leichte-Sprache-Version gekennzeichnet. Sie sind<strong>zu</strong>dem robust gefertigt.44


Taktile Objekte sollten maßstabgetreu und weder<strong>zu</strong> detailreich noch <strong>zu</strong> klein sein. Es empfiehlt sich,Betroffene oder Experten hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>ziehen.• Falls didaktische Materialien wie <strong>Museum</strong>skoffer,<strong>Museum</strong>srucksäcke oder <strong>Museum</strong>sspiele angebotenwerden, sind diese so bestückt, dass sieunterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen.• Bildnerisch-praktische, erforschende und multisensorischeVermittlungsformate richten sich auchan Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung.5.3 Mediale VermittlungElektronische Medien bieten großes Potenzial, musealeAngebote barrierefrei <strong>zu</strong> vermitteln. Um sie in dieserHinsicht möglichst sinnvoll nutzen <strong>zu</strong> können, werdenbei der Entwicklung neuer Medienangebote die nachfolgendenGesichtspunkte berücksichtigt.MedienstationenGrundsätzlich sind die Anforderungen für das Internet(siehe 1.1) übertragbar auf die Erfordernisse von entsprechendenmedialen Angeboten im <strong>Museum</strong>.45


• Gute manuelle Bedienbarkeit ist wichtig.Sie erfolgt über die Tastatur.• Die einzelnen Bedienungstasten sind ausreichendgroß, sicher tastbar, kontrastreich beschriftet undmit einem spürbaren Druckpunkt versehen.• Weitere <strong>Ein</strong>gabeformen, beispielsweise überTrackball oder Maus, werden <strong>zu</strong>sätzlich vorgesehen.• Touch-Screens sind nur sinnvoll, wenn dieBedienung durch eine Sprachausgabe unterstütztwird und eine entsprechende <strong>Ein</strong>weisung inderen Bedienung erfolgt.• Barrierefreie Software (z. B. veränderbareSchriftgröße, Kontraste, Option farbiger oderschwarz-weißer Darstellung) wird eingesetzt.• Bei Anleitungen <strong>zu</strong>r Mediennut<strong>zu</strong>ng wird eineÜberset<strong>zu</strong>ng in Leichte Sprache oder eineVorlesefunktion angeboten.• Inhalte werden akustisch sowie visuell gleichzeitigmit Untertitelung beziehungsweise mit Videos inGebärdensprache vermittelt.• Medienstationen mit Audioelementen habengeeignete technische Zusätze für Schwerhörige(Induktionsschleife oder Möglichkeit desAnbringens einer Halsringschleife).• Medienstationen sind für Rollstuhlfahrer unterfahrbarbzw. höhenverstellbar.46


• Es wird auf einen blendfreien Standort geachtet.• Es sind Sitzgelegenheiten vorhanden.Die Mitarbeiter des Hauses sollten didaktisch undfachlich in der Lage sein, Menschen mit besonderenBedürfnissen in die Nut<strong>zu</strong>ng der Medienangeboteein<strong>zu</strong>weisen.FilmeDidaktische oder dokumentarische Filme <strong>–</strong> von derkurzen Sequenz bis hin <strong>zu</strong>r umfangreichen Dokumentation<strong>–</strong> sind gern genutzte Angebote. Damit sie vonmöglichst vielen genutzt werden können, sollten sieüber verschiedene Sinne erschließbar sein.• Für blinde und sehbehinderte Menschen istAudiodeskription vorgesehen.• Hörbehinderten und gehörlosen Menschen wirdeine Untertitelung und /oder gebärdensprachlicheÜberset<strong>zu</strong>ng angeboten. Dabei werden sprechfreieBildstrecken als solche gekennzeichnet.• Auf Hintergrundmusik wird während derSprachdarbietung verzichtet.47


• Für hörbehinderte Menschen werden Höranlagen,vor<strong>zu</strong>gsweise indukTive Höranlagen, angeboten.<strong>Das</strong> Angebot ist durch ein (taktiles) Piktogrammvor Ort gekennzeichnet.• Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungensind Filmfassungen in Leichte Sprache <strong>zu</strong>gänglich.HörstationenIn vielen Museen werden Hörstationen eingesetzt.Mit Rücksicht auf Menschen, die Hörgeräte nutzen,sollten Raumeinheiten nur in Ausnahmefällen mitHintergrundgeräuschen beschallt werden. Für den<strong>Ein</strong>satz von Hörstationen ist <strong>zu</strong> beachten:• An den Hörstationen ist induktives Zuhörenmöglich <strong>–</strong> auf die jeweilige Technik wirdtaktil und visuell hingewiesen (z. B. Zeichenfür Induktionsschleife).• Der Inhalt ist auch visuell wahrnehmbar,sofern er nicht über andere Medien vermitteltwird (z. B. liegen Texte <strong>zu</strong>m Mitlesen aus).• Hörstationen für schwerhörige Menschen habenweder Hintergrundmusik noch -geräusche. Auchsonst wird auf strikte Trennung von Sprache undHintergrundgeräuschen geachtet.48


AudioguideAudioguides, die auch für blinde, seh- oder lernbehinderteBesucher nutzbar sind, bereiten Informationengesondert auf und machen diese abrufbar.• Audioguides informieren blinde und sehbehinderteBesucher mit Audiodeskription über Orientierungim Gebäude bzw. Wegeführung in der Ausstellung(beginnend und endend im <strong>Ein</strong>gangsbereich).<strong>Ein</strong>e selbstständige Mobilität ist nur möglich, wennsich die Angaben auf das taktile Leitsystem imHaus beziehen.• Die wichtigsten Ausstellungs- und Sammlungsstückesind mittels Audiodeskription erschließbar. Dieseenthält z. B. auch Hinweise auf Berührbarkeit,auf Inszenierung und Positionierung innerhalbder Gesamtpräsentation.• Informationen <strong>zu</strong> Exponaten enthalten Größenangabenund Größenvergleiche sowiewichtige Merkmale (z. B. bei SkulpturenKörperhaltung, Gesichtsausdruck, Bekleidung,Materialbeschaffenheit oder die Wirkung vonForm und Farbe). Dies ist auch bei betastbarenExponaten sinnvoll.49


• Audioguides für schwerhörige Menschen verzichtenauf Hintergrundmusik und -geräusche.Es empfiehlt sich, diese getrennt von derSprachspur auf einer extra Spur des Audioguidesan<strong>zu</strong>bieten.• <strong>Ein</strong>e Leichte-Sprache-Version wird ebenfalls alseigene Hörspur angeboten.• Ausstellungsobjekte, die über einen Audioguideerschlossen werden, sind in ein taktiles Leitsystemeingebunden.• Die Geräte sind mit einem Band <strong>zu</strong>m Umhängenund einem Kopfhörer ausgestattet; auf guteTonqualität wird geachtet.• Tasten sind taktil und visuell klar erkennbar undhaben einen eindeutigen Druckpunkt.• Die Kopfhörer liegen auf dem gesamten Ohrauf und sind für Hörgeräte (einschließlichMagnetfeldübertragung) geeignet. Außerdemwird eine Halsringschleife angeboten. BlindeBesucher bevor<strong>zu</strong>gen offene Systeme, weildann auch ein Gespräch mit der Begleitpersonmöglich ist.50


Elektronische Navigationssysteme für dasGebäudeinnere für blinde und sehbehinderteBesucher sind noch in der Entwicklung undwerden <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der Veröffentlichungnoch nicht marktgängig angeboten.VideoguideMithilfe eines Videoguides kann eine <strong>Museum</strong>ssammlungoder eine Wechselausstellung in DGS erschlossenwerden. Wenn Sie folgende Hinweise beachten, kanndies mit Fachfirmen kostengünstiger realisiert werden.• Der Inhalt von Videoguides wird aus den im<strong>Museum</strong> vorhandenen schriftsprachlichenInformationen <strong>zu</strong>sammengestellt.• Die Texte werden in Abstimmung mit den KunstundKulturvermittlern im Haus und gegebenenfallsmit der Fachfirma redaktionell erarbeitet, sodasssie leicht in DGS <strong>zu</strong> über setzen sind.• Mit der Überset<strong>zu</strong>ng in DGS werden Fachfirmen,die mit gehörlosen Gebärdensprachdolmetschernarbeiten, beauftragt.51


• Die Displays sind groß genug, um auch dieMimik der Personen ablesbar <strong>zu</strong> machen.(Es kommt nicht nur auf die Hände an!). DieAuflösung des Bildschirms ist nicht kleiner als320 x 240 Pixel.• Die Geräte haben guten Tragekomfort, eingeringes Gewicht und sind benutzerfreundlich,d. h. einfach und intuitiv <strong>zu</strong> bedienen.MultimediaguideNach dem aktuellen technischen Stand ist es möglich,die Funktionen von Audio- und Videoguide in einemGerät (Multimediaguide) <strong>zu</strong> vereinen. Die bei Medienstationen,Audio- und Videoguides genannten Anforderungensind auch hier <strong>zu</strong> beachten.52


GlossarAudiodeskriptionAudiodeskription ist ein Verfahren, das blinden undsehbehinderten Menschen ermöglicht, auch visuellübermittelte Informationen wahrnehmen <strong>zu</strong> können.<strong>Das</strong> Exponat und die Umgebung werden mit einemakustischen Kommentar beschrieben. Darüber hinauskönnen Informationen <strong>zu</strong>r Orientierung vermittelt werden.Weitere Hinweise <strong>zu</strong> Audiodeskriptionen finden Sie inden „Empfehlungen für die Auswahl von für blinde undsehbehinderte Nutzerinnen und Nutzer barrierefreienAudio- / Multimediaguides und Navigationssystemendes DBSV“ (siehe Literaturliste im Anhang). In der Regelwerden für die Erstellung Fachfirmen hin<strong>zu</strong>gezogen.AufmerksamkeitsfeldDies bezeichnet eine vom Umfeld taktil und visuellunterscheidbare Fläche innerhalb eines Leit- /Orientierungssystems, welche die Aufmerksamkeitdes Gehenden auf ein wichtiges Umgebungsereignislenkt. Aufmerksamkeitsfelder werden genutzt, umRichtungsänderungen, Gefahren, Hindernisse undInformationsquellen an<strong>zu</strong>zeigen. Je nach Umgebungkönnen sie sehr unterschiedlich gestaltet sein.53


Auf<strong>zu</strong>gFür die barrierefreie Nut<strong>zu</strong>ng eines Auf<strong>zu</strong>gs,müssen die Anforderungen gemäß DIN 18040-1und DIN EN 81-70 erfüllt sein.Für Rollstuhlfahrer ist eine Durchgangsbreite derKabinentür von 90 cm sowie ein Innenraum vonmindestens 110 x 140 cm nötig. Diese Mindestgrößeerlaubt dem Rollstuhlfahrer jedoch kein Wenden, dahermuss ein Spiegel <strong>zu</strong>m rückwärts Herausfahren vor handensein. Die Knöpfe <strong>zu</strong>m Bedienen des Auf<strong>zu</strong>gs sindhorizontal und so in der Mitte der Seitenwand angebracht,dass sie bequem von Rollstuhlfahrern erreichtwerden können.Damit blinde und sehbehinderte Menschen einenAuf<strong>zu</strong>g bedienen können, muss er mit Sprachansagensowie in Braille- oder Profilschrift gekennzeichnetenBedienelementen ausgestattet sein.Für schwerhörige bzw. gehörlose Menschen muss derNotruf über eine visuelle Anzeige mit „Bitte sprechen“und „Hilfe kommt“ verfügen. Der Auf<strong>zu</strong>g ist so groß,dass auch Elektrorollstühle mit Begleitperson ausreichendPlatz finden.54


Barrierefrei programmierte CDAnstelle eines gedruckten Katalogs oder als Beilage<strong>zu</strong> diesem können auch CDs für Blinde oder DVDs fürGehörlose produziert werden. Bei der Programmierungmüssen die Grundsätze der Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung(BITV) beachtet werden.BehindertenbegleithundDiese speziell ausgebildeten Hunde, auch AssistenzoderRehabilitationshund genannt, sind in der Lage,die einem Menschen fehlenden Sinnes- oder Körperfunktionenmit seinen eigenen Fähigkeiten <strong>zu</strong> kompensieren.Bekannt sind vor allem Blindenführhunde.Bodenindikatorensiehe ‡ Leitlinie.BrailleschriftDie Brailleschrift ist eine von Louis Braille Anfangdes 19. Jahrhunderts entwickelte Blindenschrift. Dabeiwerden die Schriftzeichen durch ein variierendes Systemvon sechs tastbaren Punkten dargestellt. Mit Hilfe derBlindenkurzschrift können Texte in Brailleschrift übertragenwerden.55


Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV)Die BITV von 2002 bzw. die Neufassung BITV 2.0von 2011 ist eine Ergän<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m Behindertengleichstellunggesetz(BGG). Über die Vorgaben der Verordnungsoll gewährleistet werden, dass die Informationenauf Internetseiten für Menschen mit Behinderung<strong>zu</strong>gänglich sind. Über den so genannten BITV-Test kann die <strong>Barrierefreiheit</strong> informationsorientiererWebseiten getestet werden. Seit 2013 unterstützt einvom Bundesministerium für Arbeit und Soziales inAuftrag gegebener BITV-Lotse bei der Erstellung barrierefreierInternetseiten (siehe ‡ Link-Liste).DAISY-FormatUnter Digital Accessible Information System, kurz DAISY,versteht man ein Speicherformat für digitale Daten.Gesprochene Texte werden an charakteristischen Stellen,wie Kapitelüberschriften, mit elektronischen Markengekennzeichnet und im MP3-Format komprimiert aufCD-ROM gespeichert. Die CD kann mit handelsüblichenCD-Playern abgehört werden. Um jedoch gekennzeichneteStellen ansteuern <strong>zu</strong> können, braucht es einespezielle Software.Deutsche Gebärdensprache (DGS)siehe ‡ Gebärdensprachliche Überset<strong>zu</strong>ng56


FM-AnlageDie drahtlose Tonübertragungsanlage wird für schwerhörigeMenschen bei Veranstaltungen und Führungeneingesetzt. Der Zuhörer trägt einen Empfänger, der dasFunksignal entweder mit einem eigenen Ohrhörer <strong>zu</strong>mOhr oder über Kabel oder Halsringschleife an ein angeschlosseneseigenständiges Hörgerät leitet.Gebärdensprache / GebärdensprachdolmetscherGebärdensprachen sind eigenständige und vollwertigeSprachen, mit denen Gehörlose und Menschen mitHörbehinderung sowie gebärdensprachkompetentehörende Menschen kommunizieren können. Gebärdensprachdolmetscherübersetzen zwischen der gesprochenenund der gebärdeten Sprache. Sie werden beiVorträgen, Führungen, Konferenzen oder im Fernseheneingesetzt.Gehörlose GebärdensprachdolmetscherGehörlose Gebärdensprachdolmetscher übersetzenschriftliche Texte in Gebärdensprache oder dolmetschenzwischen zwei verschiedenen Gebärdensprachen. Siesind für den <strong>Ein</strong>satz von gebärdeten Videos im <strong>Museum</strong>(z. B. für Videoguides) besonders geeignet, da sie Textein ihrer Muttersprache produzieren. Darüber hinaus sindsie in der Lage, Erklärungen für Fachvokabular an<strong>zu</strong>bieten,für das es (noch) keine Gebärdenzeichen gibt.57


Kulturbegeisterte gehörlose Gebärdensprachdolmetscherkönnen auch für Führungen im <strong>Museum</strong> geschult werden.Bei deren <strong>Ein</strong>satz ist <strong>–</strong> anders als bei Führungen<strong>zu</strong>sammen mit Gebärdensprachdolmetschern <strong>–</strong> dieKommunikation mit den Besuchern direkt und zeitlichnicht verzögert. Spontanes Nachfragen oder gemeinsamesErarbeiten von Inhalten im Rahmen dieserAngebote ist so möglich.GroßschriftAls Großschrift bezeichnet man einen vergrößertenSchriftgrad. Um die Lesbarkeit von Printprodukten fürsehbehinderte Menschen <strong>zu</strong> verbessern, sollte einekontrastierende, serifenlose Schrift und <strong>–</strong> unter Beachtungder DIN 32975 <strong>–</strong> eine den Lichtverhältnissen sowiedem möglichen Leseabstand angepasste Punktgrößegewählt werden.HalsringschleifeHalsringschleifen sind mobile Hörverstärker, die nachdem Prinzip der Induktionsschleife auch über Hörgerätemit Telefonspule funktionieren. Sie ersetzen den Kopfhörer.Die Geräte können an verschiedene Audioquellen,wie Tonanlagen, Audioguides oder Mobiltelefone,angeschlossen werden.58


Hands-on-ObjekteDarunter versteht man Objekte, die angefasst werdendürfen. Sie werden meist als maßstabgetreue Kopienoder als verkleinerte oder vergrößerte Nachbildungenangeboten. Praktische Interaktion mit Gegenständendurch Befühlen, Ertasten und Ausprobieren ist für dasLernen wichtig. Beteiligt ist dabei nicht nur die Haptik,die Wahrnehmung der Umwelt durch alle Sinnesorganeder Haut sowie ihrer Schmerz- und Temperaturrezeptoren.Beteiligt ist auch die Kinästhesie, die Rezeptorenin Sehnen, Muskeln, Gelenken, die unbewusst reflektorischeBewegung, Lage und Spannung des Körpers undseiner Teile im Raum kontrollieren und steuern.Induktionsschleife|Induktionsanlage|indukTive HöranlageDie indukTive Höranlage wandelt Schall in elektromagnetischeWechselfelder um, die den Frequenzverlaufdes Signals abbilden. Hörgeräte mit Telefonspule(<strong>Ein</strong>stellung „T“) sind in der Lage, die elektromagnetischenWechselfelder wieder in akustische Signale um<strong>zu</strong>setzen.So hören hörgeschädigte Besucher unverzerrtund ohne Störgeräusche. Schwerhörige Menschen ohneHörgerät können spezielle Empfänger mit Kopfhörernutzen, die idealerweise vor Ort ausleihbar sind.59


Nur moderne Anlagen in Konstantstromtechnik übertragendie für die Sprachdeutlichkeit wichtigen hohenFrequenzen. Vor der Verlegung müssen möglicheStörungen der Anlage durch fremde Magnetfelder,wie beispielsweise Metallkonstruktionen in Wand undBoden, geprüft und ausgeschlossen werden. Parallel<strong>zu</strong> Lautsprecheranlagen für Hörende sollte es auchHöranlagen (vor<strong>zu</strong>gsweise indukTive) für Schwerhörendegeben.InklusionDer Begriff der Inklusion beschreibt eine Form desgesellschaftlichen Zusammenlebens, die allen Menschen„volle und wirksame Teilnahme und Teilhabe am gesellschaftlichenLeben” ermöglicht. Laut Artikel 3 derUN- Konvention über die Rechte von Menschen mitBe hinderung begründet sich dieses Zusammenlebenauf dem „Respekt vor der Unterschiedlichkeit und (der)Akzeptanz behinderter Menschen als Teil der menschlichenVielfalt und des Menschseins” sowie auf derGrundlage der „Achtung der dem Menschen innewohnendenWürde, der Autonomie des <strong>Ein</strong>zelnen,einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen <strong>zu</strong>treffen sowie der Unabhängigkeit der Person.” <strong>Das</strong>schließt ein: „Chancengleichheit, <strong>Barrierefreiheit</strong>,Nicht diskriminierung aller Menschen, die Gleichberechtigungvon Mann und Frau, den Respekt vor den sich60


entwickelnden Fähigkeiten behinderter Kinder undAchtung des Rechts behinderter Kinder auf Wahrungihrer Identität.” (vgl. UN-BRK, Artikel 3). 6Knie- und AugenhöheGanzglastüren müssen nach DIN 18040-1 (Kap. 4.3.3.5)sowie DIN 32975 (Kap. 4.5) Sicherheitsmarkierungenhaben, die gemäß DIN in einer Höhe von 40 bis 70 cmund 120 bis 160 cm über Oberkante Fußboden angeordnetsein müssen. Die Streifen sollen jeweils auf einerHöhe von 8 cm und über die gesamte Türbreite angebrachtsein. Sie sollten als hell-dunkle Wechselmarkierunggestaltet sein, um auch bei wechselnden Lichtverhältnissen<strong>zu</strong> funktionieren.6Kostenfrei bestellbar beim Bundesbeauftragen derBundesregierung für die Belange behinderter Menschen.www.behindertenbeauftragter.de/SharedDocs/Publikationen/DE/Broschuere_UNKonvention_KK.pdf?__blob=publicationFile61


Leichte SpracheLeichte Sprache ist der feststehende Begriff für einennach klaren Regeln konsequent vereinfachten Sprachstil.Leichte Sprache soll Menschen mit Lernschwierigkeiten,aber auch Kindern und Menschen mit Leseschwächenoder schlechten Deutschkenntnissen den inhaltlichenZugang erleichtern. Regeln für Leichte Sprache sindbeispielsweise: Schreibe viele kurze Sätze statt wenigerlanger Sätze. Schreibe kurze und einfache Wörter undgrammatikalisch einfache Sätze. Verzichte auf Fremdwörter,Abkür<strong>zu</strong>ngen, den Konjunktiv und miss verständlichebildliche Sprache.Leitlinie|Leitsystem|BlindenleitsystemAls Blindenleitsystem bezeichnet man ein System vonBodenindikatoren, z. B. Orientierungslinien zwischenbe nachbarten Belagsflächen, die für blinde Menschendurch den taktilen und für sehbehinderte Menschen durchden visuellen Kontrast wahrnehmbar sind. <strong>Ein</strong> solches Systemkann aus verschiedenen Elementen bestehen. Grundlegendsind ertastbare Bodeninformatio nen (Leit linien undAufmerksamkeitsfelder), die mit dem Langstock oder denFüßen wahrgenommen werden können. (Vgl. DIN 32984„Bodenindikatoren im öffent lichen Raum“, siehe auchTaktile Orientie rungshilfen). Zu einem taktilen Leitsystemgehören außerdem Tastpläne, ertastbare Be schilderungensowie Markierungen an Handläufen von Treppen.62


LeuchtdichtekontrastDer Leuchtdichte- oder auch physikalische Kontrastbeschreibt das Verhältnis zwischen der Helligkeiteines Objekts und der seines Hintergrunds bzw. deran grenzenden Fläche. Menschen mit Farbsinnstörungenorientieren sich ausschließlich an diesem Hell-Dunkel-Kontrast, der durch den Wert des Leuchtdichtekontrastesausgedrückt wird. Für eine kontrastreiche Gestaltungund Präsentation von Exponaten und Ausstellungstextensind <strong>zu</strong>dem die Lichtverhältnisse entscheidend: Blendungen,Abschattungen, Spiegelungen und Reflexionenauf Exponaten und Ausstellungstexten sind <strong>zu</strong> vermeiden.Offene Systeme für KopfhörerKopfhörer, die für die Orientierung wichtige Geräuschenicht völlig ausschließen und auch die Kommunikationmit einer Begleitperson ermöglichen.PiktogrammGute Piktogramme vermitteln international verständlichkomplexe Inhalte durch einfache grafischeDarstellung. Manche Piktogramme eignen sich auchfür die taktile Gestaltung und sind <strong>–</strong> sofern standardisiertePiktogramme verwendet werden <strong>–</strong> für Blindeund Sehbehinderte nutzbar (z. B. Audioguidezeichen).63


Piktogramme <strong>zu</strong> den verschiedenen Behinderungsarteneignen sich dafür, schnell und ohne Text auf Angeboteaufmerksam <strong>zu</strong> machen. Leider gibt es bisher im Internetkeine verbindlichen, herunterladbaren Vorlagen. 7ProfilschriftDie Profil- oder auch Prismenschrift besteht aus fühlbarerhabenen Schriftzeichen. Nach Möglichkeit werden nurGroßbuchstaben verwendet. Für Späterblindete, die dieBrailleschrift nicht erlernt haben, kann die Profil schrift dieeinzige Möglichkeit sein, etwas <strong>zu</strong> lesen. Die tastbareReliefhöhe der Zeichen (Erhabenheit) soll mindes tenseinen Millimeter betragen. Im Gegensatz <strong>zu</strong>r Braille schriftkönnen auch Sehende die Profilschrift lesen. Der Entwurfder DIN-Norm 32986 „Taktile Schriften <strong>zu</strong>r Gestaltungder Zeichen“ wurde im März 2013 ver öffentlicht.7Im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium gefördertenProjektes <strong>zu</strong>r Entwicklung eines einheitlichen Kennzeichnungssystemsfür barrierefreie touristische Angebote in Deutschlanderarbeiten das Deutsche Seminar für Tourismus und die <strong>NatKo</strong> einbundesweit geltendes Kennzeichnungssystem. <strong>Das</strong> Projekt wirdvoraussichtlich 2014 abgeschlossen. (www.mobidat.net). <strong>Ein</strong>kostenpflichtiges Zertifizierungssystem mit Piktogrammen bietetdas Projekt „Tourismus für alle“, siehewww.deutschland-barrierefrei-erleben.de/index.php/tourismus-fur-alle/aktueller-stand/64


Punktschriftsiehe ‡ BrailleschriftRichtungsangabensiehe ‡ LeitlinieSchriftdolmetscherSchriftdolmetscher oder auch Schriftmittler schreiben dasgesprochene Wort wortwörtlich oder in <strong>zu</strong>sammengefassterForm möglichst schnell mit. In Veranstaltungen wirddieser Text oftmals an eine Wand projiziert. So könnenMenschen mit Hörbehinderung gesprochenen Worten,z. B. bei Reden und Vorträgen, durch Mitlesen folgen.Schrift dolmetschung ist eine Unterstüt<strong>zu</strong>ng für Menschenmit Hör einschränkung, die nicht die Gebärdensprachebenutzen.Schwarzschrift = NormalschriftSchwellkopieSchwellkopie, auch als Schwell- oder Quellpapierbe zeichnet, ist ein thermisch verformbares Spezialpapier<strong>zu</strong>r einfachen und preiswerten Erzeugung taktilerGrafiken.65


ScreenreaderScreenreader sind Computerprogramme, die den Bildschirminhalterfassen und entweder mit synthetischerSprache über die Soundkarte oder über eine angeschlosseneBraille-Zeile in Blindenschrift ausgebenkönnen.Taktile OrientierungshilfenFühlbare Orientierungshilfen erfüllen nicht notwendigdie DIN-Anforderungen eines Blindenleitsystems,dennoch ermöglichen sie Orientierung. Gezielt verlegteTeppichläufer oder auch Tastleisten am Fußboden, z. B.vor Vitrinen, deren Wände nicht bis <strong>zu</strong>m Fußbodenreichen, können so mit dem Blindenlangstock wahrgenommenwerden.UnterfahrbarkeitUnterfahrbare Möbel (z. B. Empfangstheke, Tischvitrine)oder andere Präsentations-Konstruktionen sind mindestens90 cm breit und haben in diesem Bereich eineHöhe von maximal 80 cm und eine Tiefe von 55 cm.66


Visuell kontrastierendZu einer guten visuellen Wahrnehmung müssen sichaneinandergrenzende Flächen in ihrer Helligkeit undnicht nur ihrer Farbgestaltung unterscheiden lassen.Dieser Hell-Dunkel-Kontrast ist für Menschen mit partielleroder totaler Farbenblindheit von sehr großer Bedeutung.Gleiche oder sehr ähnliche Farbtöne wie Hellblau aufDunkelblau, Dunkelgrün auf Hellgrün sollten dahervermieden werden (Berücksichtigung der DIN32975:2009-12 „Gestaltung visueller Informationenim öffentlichen Raum <strong>zu</strong>r barrierefreien Nut<strong>zu</strong>ng“).Völlig ungeeignet ist die Farbkombination aus Rot undGrün bzw. Rot mit einer dunklen Farbe, denn etwa9 % der Bevölkerung leidet an einer Rot-Grün-Blindheit.VorlesefunktionDie Vorlesefunktion ist eine meist auf Internetseiten verankerteSoftware, die dort vorhandene Texte vorliestoder weitere Elemente, z. B. Bilder, beschreibt. DerDienst verbessert für Menschen mit Sehbehinderung,aber auch für Menschen, die nicht gut lesen können,die Erschließung der Inhalte. Die Vorlesefunktion mussim Content-Management-System der Website angelegtwerden. <strong>Ein</strong>e reine Vorlesefunktion ermöglicht jedoch <strong>–</strong>im Unterschied <strong>zu</strong>r Sprachausgabe eines Screenreaders<strong>–</strong> noch nicht die eigenständige Nut<strong>zu</strong>ng einer Website.67


Zwei-Sinne-PrinzipUm nicht vorhandene oder eingeschränkte Sinne durchandere Kanäle aus<strong>zu</strong>gleichen, müssen Informationenüber mindestens zwei der drei Sinne <strong>–</strong> Sehen, Hören,Fühlen <strong>–</strong> erfassbar sein. Bei eingeschränktem Sehsinnunterstützen hör- und tastbare Angebote die Informationsaufnahme,bei eingeschränktem Hörsinn kompensierenSicht- und Tastbares.68


Literaturhinweise und Links1 Gesamtdarstellungen <strong>zu</strong>r Barriere freiheitvon Museen2 Darstellungen <strong>zu</strong>r barrierefreien Gestaltungeinzelner <strong>Museum</strong>s bereiche3 Nützliche Internetportale1 GesamtdarstellungenPraxisorientierte HandreichungenBarrierefrei Konzipieren und Gestalten. <strong>Leitfaden</strong>für Ausstellungen im Deutschen Technikmuseum Berlin.Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin <strong>–</strong> AbteilungBildung und Besucherbetreuung, Konzept und Text:Svenja Gaube, Berlin 2008. In Form einer PDF-Dateifür <strong>Museum</strong>sfachleute erhältlich bei der Autorin:gaube@sdtb.de. <strong>Ein</strong>e überarbeitete Neuauflage istgeplant.Checkliste <strong>zu</strong>r Konzeption und Gestaltung von barrierefreienAusstellungen des Landesverbands der Museen<strong>zu</strong> Berlin, 2011www.lmb.museum/de/fach-und-arbeitsgruppen/ag-barrierefreiheit-ausstellungen/barrierefreiheit/69


Darstellungen für einzelne Behinderungsgruppen<strong>Leitfaden</strong> für barrierefreie Museen für blinde undsehbehinderte Besucher, Deutscher Blinden- undSehbehindertenverband e. V., 2011.www.museumsbund.de/fileadmin/geschaefts/dokumente/Leitfaeden_und_anderes/<strong>Leitfaden</strong>_barrierefreie_Museen_und_Ausstellungen_2011_dbsv.pdfBuchveröffentlichungen<strong>Barrierefreiheit</strong> in Kultur und Freizeit. Nutzbarkeitvon Museen für Seh- und Gehbehinderte im Vergleich,Reihe Leipziger Impulse <strong>zu</strong>r <strong>Museum</strong>spraxis,Markus Walz (Hrsg.), Band 3, Berlin 2011.<strong>Das</strong> barrierefreie <strong>Museum</strong>. Theorie und Praxiseiner besseren Zugänglichkeit, Patrick S. Föhl,Stefanie Erdrich, Hartmut John, Karin Maaß (Hrsg.),Bielefeld 2007.Wege <strong>zu</strong>r Kultur. Barrieren und <strong>Barrierefreiheit</strong> inKultur- und Bildungseinrichtungen, Schriften desDeutschen Hygiene-<strong>Museum</strong>s Dresden. Köln, Weimar,Wien 2012.70


2 Darstellungen <strong>zu</strong>r barrierefreienGestaltung einzelner <strong>Museum</strong>sbereicheTexteLesen ohne Grenzen! Checkliste: NutzerfreundlichePrintmedien. Die BAGSO (Hrsg.) 2010.www.bagso.de/fileadmin/Aktuell/Verbraucherempfehlung/checkliste_print_11_2010.pdfLeidmedien.de <strong>–</strong> Über Menschen mit Behinderungenberichten: <strong>Ein</strong> Online-Ratgeber über Sprache undBehinderung.www.leidmedien.deKlartext! Barrierefreie Gestaltung von schriftlichenInformationen, Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverbande. V. (Hrsg.), Berlin 2008.www.dbsv.org/fileadmin/publikationen/20_265_Testwarenkorb/DBSV_Klartext.pdfLeichte Sprache. Die Bilder. Lebenshilfe Bremen (Hrsg.),Lebenshilfe Verlag Marburg 2013. Zu beziehen überwww.lebenshilfe.de71


Regeln für Leichte Sprache, Netzwerk fürLeichte Sprache (Hrsg.), 2008.www.leichtesprache.org/downloads/Regeln%20fuer%20Leichte%20Sprache.pdfInternetBITV-Lotse: Unterstützt bei der Erstellung von barrierefreienInternetseiten gemäß der Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung(BITV 2.0) durch die Bereitstellungvon praktischen Handlungsanleitungen sowieverständlicher Informations- und Schulungsmaterialien.www.bitv-lotse.de/BL/DE/Home/home_node.htmlBITV-Test: Der BITV-Test ist ein Prüfverfahren für dieumfassende und <strong>zu</strong>verlässige Prüfung der <strong>Barrierefreiheit</strong>von informationsorientierten Webangeboten. Nur dieSelbstbewertung ist kostenlos.www.bitvtest.de72


Audio-und MultimediaguidesEmpfehlungen für die Auswahl von für blinde und sehbehinderteNutzerinnen und Nutzer barrierefreienAudio- / Multimediaguides und Navigationssystemen,Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V.,2012.www.dbsv.org/dbsv/unsere-struktur/dbsv-gremien/tourismus/fachtagung-<strong>zu</strong>-barrierefreien-audio-undmultimediaguides-2012/HöranlagenIndukTive Höranlagen. Richtlinien für den Auftraggeber,Deutscher Schwerhörigenbund e. V., 2011.www.schwerhoerigen-netz.de/DSB/SERVICE/HOERANLAGEN/flyer.pdfIndukTive Höranlagen. Beliebte Fehler und wie man sievermeidet, Deutscher Schwerhörigenbund e. V., 2009.www.taubertundruhe.de/fileadmin/taubertundruhe/images/images_content/downloads/2009-12-16-IndukTive-Hoeranlagen_beliebte_Fehler.pdf73


VeranstaltungenCheckliste für barrierefreie Veranstaltungen. Ministeriumfür Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familien und FrauenRheinland-Pfalz (Hrsg.), 2009. Kostenlos gegen Erstattungder Versandkosten beim Ministerium erhältlich.Der Barriere-Checker. Veranstaltungen barrierefreiplanen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband, LandesverbandHessen e. V. (Hrsg.), 2012.www.paritaet-hessen.org/fileadmin/dokumente/veroeffentlichungen/Der_Barriere-Checker_.pdfHandbuch und Checkliste für barrierefreieVeranstaltungen, BKB Bundeskompetenzzentrum<strong>Barrierefreiheit</strong> (Hrsg.), 2012. Kostenlos gegenErstattung der Versandkosten beim BKB erhältlich.www.barrierefreiheit.de/handreichung_und_checkliste_für_barrierefreie_Veranstaltungen.htmlÖffentliche Veranstaltungen <strong>–</strong> AUCH für Menschenmit Hör- und Sehschädigungen! Technische Saalausstattungund Hinweise <strong>zu</strong>r Darbietung, DeutscherSchwerhörigenbund e. V., 2008.www.schwerhoerigen-netz.de/RATGEBER/BARRIEREFREI/PDF/veranstaltungen.pdf74


Hinweise <strong>zu</strong>r visuellen GestaltungBarrierefrei <strong>–</strong> und jeder weiß, wo es lang geht!Gefahrenabsicherung, Orientierung und Komforterhöhungdurch Kontraste, PRO RETINA Deutschlande. V. 2012.www.bag-selbsthilfe.de/tl_files/PDF-Version%20Broschuere%20Barrierefrei.pdfBarrierefreie Gestaltung von Kontrasten und Beschriftung,Dietmar Böhringer, Fraunhofer IRB Verlag, 2012.Verbesserung von visuellen Informationen im öffentlichenRaum: Handbuch für Planer und Praktiker <strong>zu</strong>r bürgerfreundlichenund behindertengerechten Gestaltung desKontrasts, der Helligkeit, der Farbe und der Form vonoptischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsräumenund in Gebäuden. Bundesministerium für Gesundheit(Hrsg.), Bonn 1996.www.pro-retina.de/dateien/ea_handbuch_fuer_planer_und_praktiker.pdfVisuelle Kommunikation für Menschen mit Demenz.Grundlagen <strong>zu</strong>r visuellen Gestaltung des Umfeldes fürSenioren mit (Alzheimer-) Demenz. Petra Breuer, 2009.75


3 Nützliche InternetportaleAllgemeine Informationen <strong>zu</strong>r <strong>Barrierefreiheit</strong>www.wegweiser-barrierefreiheit.deErläuterung und Wiedergabe der rechtlichen undtechnischen Vorschriften <strong>zu</strong>r <strong>Barrierefreiheit</strong>, derLandesbauordnungen und der einschlägigen DIN-Normen.www.barrierefreiheit.deInformationsportal des BKB Bundeskompetenzzentrum<strong>Barrierefreiheit</strong>www.nullbarriere.deKommerziell betriebene Informationsplattform mitHinweisen <strong>zu</strong>r <strong>Barrierefreiheit</strong> insgesamt. Unter demSuchbegriff „<strong>Museum</strong>“ sind einschlägige Beiträgeabrufbar.www.museumsbund.deWebseiten des Deutschen <strong>Museum</strong>sbundes Themenseite„<strong>Barrierefreiheit</strong>“ unter: <strong>Das</strong> <strong>Museum</strong> / Themen / <strong>Barrierefreiheit</strong>im <strong>Museum</strong> mit weiteren Informationen undLiteraturhinweisen.76


Vermarktungs- und Kommunikationsportalewww.databus.dbsv.orgDatenbank touristischer Angebote für sehbehinderteund blinde Menschen in Deutschlandwww.schwerhoerigen-netz.de/MAIN/hoeranlagen.asp?inhalt=01Der Deutsche Schwerhörigenbund e. V. veröffentlichtauf dieser Seite, welche öffentlichen Gebäude hörgeschädigtengerechte<strong>Ein</strong>richtungen wie <strong>zu</strong>m BeispielIndukTive-Höranlagen, Infrarot- oder FM-Anlagen haben,nutzen und auch darauf hinweisen.www.deutschland-barrierefrei-erleben.deBundesweit einheitliches Zertifizierungssystem mit Online-Datenbank für barrierefreie Angebote im Tourismus.www.museumforall.euEuropäisches Netzwerk mit Online-Datenbank vonMuseen in Europa im Hinblick auf <strong>Barrierefreiheit</strong>.Versteht sich als Forum für Gedankenaustausch <strong>zu</strong>mThema und bietet Informationen.Regionale Datenbanken bieten auch die Landesmarketinggesellschaftender Bundesländer, kommunalen Behindertenbeauftragtenund andere regionale <strong>Ein</strong> richtungen an.77


Organisationen der Behindertenselbsthilfe<strong>Ein</strong>e Auswahl möglicher Ansprech- und /oderKooperationspartner• ABID <strong>–</strong> Allgemeiner Behindertenverbandin Deutschland e. V.; www.abid-ev.de;Tel.: 030 - 27593429,• BAG Selbsthilfe <strong>–</strong> BundesarbeitsgemeinschaftSELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung undchronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V.;www.bag-selbsthilfe.de; Tel.: 0211- 31006 - 0• BSK <strong>–</strong> Bundesverband Selbsthilfe Körperbehindertere. V.; www.bsk-ev.org;Tel.: 06294 - 4281- 0• Bundesverband der Kehlkopfoperierten e. V.;www.kehlkopfoperiert-bv.de;Tel.: 0228 - 33889 - 300• bvkm <strong>–</strong> Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderteMenschen e. V.; www.bvkm.de;Tel.: 0211- 64004 - 0• DBSV <strong>–</strong> Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverbande. V.; www.dbsv.org;Tel.: 030 - 285387- 0• Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten <strong>–</strong>Selbsthilfe und Fachverbände e. V.;www.deutsche-gesellschaft.de;Tel.: 04331- 58975078


• Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V.;www.rheuma-liga.de; Tel.: 0228 - 766060• Deutscher Gehörlosen-Bund e. V.;www.gehoerlosen-bund.de;Tel.: 030 - 609895360• Deutscher Schwerhörigenbund e. V.;www.schwerhoerigen-netz.de;Tel.: 030 - 47541114• DVBS <strong>–</strong> Deutscher Verein der Blinden undSehbehinderten in Studium und Beruf e. V.;www.dvbs-online.de; Tel.: 06421- 94888 - 0• ISL <strong>–</strong> Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben inDeutschland e. V.; www.isl-ev.de;Tel.: 030 - 40571409• Lebenshilfe <strong>–</strong> Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V.;www.lebenshilfe.de; Tel.: 06421- 491-0• PRO RETINA Deutschland e. V.;www.pro-retina.de; Tel.: 0241- 870018• SoVD <strong>–</strong> Sozialverband Deutschland e. V.;www.sovd.de; Tel.: 030 - 726222 - 0• VdK <strong>–</strong> Sozialverband VdK Deutschland e. V.;www.vdk.de, Tel.: 0228 - 82093 - 0• Weibernetz e. V.; www.weibernetz.de;Tel.: 0561- 728858579


Mitglieder der Arbeitsgruppe „Museen und<strong>Barrierefreiheit</strong>“Für den Deutschen <strong>Museum</strong>sbund e. V.:• Bettina Scheeder (Leitung der Arbeitsgruppe),<strong>Museum</strong>sverband Rheinland-Pfalz,scheeder@museumsverband-rlp.de• Mira Höschler, office@museumsbund.de• Astrid Pellengahr, Stadtmuseum Kaufbeuren,astrid.pellengahr@kaufbeuren.de• Anja Schaluschke, office@museumsbund.de• Corinna Schmidt, office@museumsbund.de• Ursula Wallbrecher, Landesmuseum Mainz,ursula.wallbrecher@gdke.rlp.deFür den Bundesverband <strong>Museum</strong>spädagogik e. V.:• Birgit Tellmann, Kunst- und Ausstellungshalleder Bundesrepublik Deutschland,tellmann@bundeskunsthalle.deFür das BKB Bundeskompetenzzentrum<strong>Barrierefreiheit</strong> e. V.:• Klemens Kruse, info@barrierefreiheit.deFür die Behindertenverbände:• Rüdiger Leidner, Deutscher Blinden- undSeh behindertenverband e. V., r.leidner@dbsv.de80


Für die Mitwirkung an dem <strong>Leitfaden</strong> danken wir:• Wolfgang Bachmann, Deutscher Gehörlosenbunde. V., Berlin• Ulrike Boppel, BKB Bundeskompetenzzentrum<strong>Barrierefreiheit</strong> e. V., Berlin• Uta Deiß, BKB Bundeskompetenzzentrum<strong>Barrierefreiheit</strong> e. V., Berlin• Svenja Gaube, Deutsches Technikmuseum Berlin• Hilke Groenewold, Referat BarrierefreiesPlanen und Bauen des Deutschen Schwerhörigenbundese. V., Berlin• Marianne Hilke, LVR-Archäologischer Park Xantenund Bundesverband <strong>Museum</strong>spädagogik• Anja Hoffmann, LWL-IndustriemuseumWestf. Landesmuseum für Industriekultur,Dortmund,und Bundesverband <strong>Museum</strong>spädagogik e. V.• Elke Lehning-Fricke, PRO RETINA Deutschland e. V.• Dr. Sabina Leßmann, Kunstmuseum Bonn undBundesverband <strong>Museum</strong>spädagogik e. V.• Joachim Kumpch, Allgemeiner BehindertenverbandLand Brandenburg e. V. (ABB), Potsdam• Ulrich Niehoff, Bundesvereinigung Lebenshilfe,Berlin• Dr. Volker Sieger, Institut für barrierefreieGestaltung und Mobilität, Mainz81


• Nicole Stäbler, Allgemeiner BehindertenverbandLand Brandenburg e. V. (ABB), Potsdam• Helmut Vogel, Deutscher Gehörlosenbund e. V.,Berlin82


84<strong>Das</strong> <strong>inklusive</strong> <strong>Museum</strong> <strong>–</strong><strong>Ein</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>zu</strong> <strong>Barrierefreiheit</strong> und InklusionDeutscher <strong>Museum</strong>sbund <strong>Das</strong> <strong>inklusive</strong> <strong>Museum</strong>

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