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Predigt mit Exegese - Mk. 10, 13-16 - Werde wie ein Kind - Veitc.de

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- O<strong>de</strong>r: Was für Auswirkungen hat es eigentlich, wenn man s<strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> segnet? Wasbringt das?- O<strong>de</strong>r: Hat es eigentlich Auswirkungen, wenn man s<strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> nicht segnet? Bin ichüberhaupt als <strong>Kind</strong> gesegnet wor<strong>de</strong>n? Als erstes gleich mal die Eltern zur Re<strong>de</strong>stellen.Soviel ich weiß, bin ich als <strong>Kind</strong> nicht gesegnet wor<strong>de</strong>n und ich <strong>de</strong>nke, dafür habeich mich doch ganz gut gehalten.Für mich war diese Frage im Vorfeld sehr interessant. Wir hatten überlegt, ob wirunsere <strong>Kind</strong>er überhaupt segnen lassen wollen. Kurz nach <strong>de</strong>r Geburt hat dasaus terminlichen Grün<strong>de</strong>n irgend<strong>wie</strong> nicht geklappt. Jetzt sind sie schon so alt.Und m<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach war ist <strong>de</strong>r Segen auch k<strong>ein</strong>e sakramentale Handlung,die m<strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> unbedingt haben muss, da<strong>mit</strong> ich Gottes Willen erfülle.Das ist gar nicht so <strong>ein</strong>fach <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kind</strong>ersegnung. Segen, was ist das <strong>de</strong>nnüberhaupt, habe ich mich gefragt. An<strong>de</strong>rseits: Ein bisschen Segen scha<strong>de</strong>t ja nie,egal <strong>wie</strong> alt man ist.Irgend<strong>wie</strong> war ich verunsichert, was das <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Segen so auf sich hat und da ichheute so<strong>wie</strong>so <strong>mit</strong> Predigen dran war, habe ich mir <strong>de</strong>n Text zur <strong>Kind</strong>ersegnungschlechthin zur Brust genommen und muss sagen: So ganz verstan<strong>de</strong>n habe ich ihnimmer noch nicht.Grundlage für diese Handlung ist <strong>ein</strong> Text, <strong>de</strong>r uns gleich in drei Büchern <strong>de</strong>r Bibelbegegnet. Interessanterweise sch<strong>ein</strong>t die <strong>Kind</strong>ersegnung in diesem Text nur <strong>de</strong>rRahmen für <strong>ein</strong>e hammerharte Aussage Jesu zu s<strong>ein</strong>. Sie spielt fast schon <strong>ein</strong>eNebenrolle zu spielen, obwohl alles <strong>mit</strong> ihr anfängt und aufhört. Hört selbst. Ich leseaus <strong>Mk</strong>. <strong>10</strong>, <strong>13</strong>-<strong>16</strong>.


dieser Frage auf <strong>de</strong>n lieben<strong>de</strong>n Gott, <strong>de</strong>r mich liebt, <strong>de</strong>r m<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er liebt und <strong>de</strong>r esgut <strong>mit</strong> uns m<strong>ein</strong>t.3. Eine falsche Vorstellung wird korrigiertGehen wir zum nächsten Vers. Hier nimmt Jesus diese <strong>Kind</strong>ersegnung und das bisjetzt von <strong>de</strong>n Jüngern veranstaltete Chaos zum Anlass, <strong>ein</strong>e wichtige Aussage zumachen, die sich an alle Erwachsenen richtet egal ob sie <strong>Kind</strong>er haben o<strong>de</strong>r nichtund die es in sich hat.V. 15 lesenJesus sagt im Prinzip: <strong>Wer<strong>de</strong></strong> <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>! Und er knüpft da <strong>ein</strong>e Bedingung dran:Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>, <strong>de</strong>r kommt da gar nicht hin<strong>ein</strong>.Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Man kann <strong>mit</strong> Gott k<strong>ein</strong>en Kontakt haben, man kann zu Gottnicht gehören, wenn man nicht <strong>ein</strong>e kindliche Haltung hat - Ja <strong>wie</strong> ist Jesus <strong>de</strong>nn hierdrauf? <strong>Wer<strong>de</strong></strong> <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>!Ich möchte zwei Dinge nennen, die Jesus da<strong>mit</strong> nicht m<strong>ein</strong>t:- Jesus m<strong>ein</strong>t nicht, dass man sich ab sofort kindlich Verhalten soll, <strong>wie</strong><strong>de</strong>r imSandkasten spielt und <strong>Kind</strong>erlie<strong>de</strong>r hört. Im Gegenteil. Vom Verhalten sollen wiruns erwachsen benehmen, dazu for<strong>de</strong>rt uns das NT an mehreren Stellen auf.- Jesus m<strong>ein</strong>t auch nicht, dass <strong>Kind</strong>er irgend<strong>wie</strong> beson<strong>de</strong>rs heilig und unschuldigwären. <strong>Kind</strong>er können ganz schon gem<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>, sich streiten, neidisch s<strong>ein</strong>....<strong>Kind</strong>er tun das sogar offen, während wir Erwachsenen das eher versteckt tun.Was Jesus hier anspricht, ist die kindliche Einstellung, die kindliche Situation. Ichmöchte das am Beispiel m<strong>ein</strong>er <strong>Kind</strong>er ver<strong>de</strong>utlichen.- M<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er haben Vertrauen - Schlimm und brutal ist es, wenn diesesVertrauen missbraucht wird und dies sch<strong>ein</strong>t in unserer Gesellschaft zu oft


vorzukommen. M<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er vertrauen darauf, sie haben ja auch k<strong>ein</strong>e an<strong>de</strong>reChance, dass wir als Eltern ihnen helfen und das tun wir.- Ich liebe m<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er - Warum liebe ich m<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er? Bestimmt nicht wegenihrer tollen Leistungen, die sie in ihrem jetzigen Alter verbringen. Sie wer<strong>de</strong>ngeliebt, weil sie da sind und m<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er sind- M<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er sind hilflos - ohne uns Eltern sind sie aufgeschmissen. Sie könntenauf Dauer nicht existieren. Die Win<strong>de</strong>ln wür<strong>de</strong>n ziemlich schnell überquellen.K<strong>ein</strong>er da, <strong>de</strong>r das Essen macht. K<strong>ein</strong>er da, <strong>de</strong>r sagt, wo es lang geht.Auf diese drei Aspekte <strong>de</strong>s <strong>Kind</strong>s<strong>ein</strong>s bezieht sich Jesus hier:- Als Erwachsener muss ich Vertrauen haben, um Gott kennenzulernen. Gott istda, er ist <strong>de</strong>r liebe Vater, <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>r m<strong>ein</strong> Vertrauen nicht missbraucht. Er ist<strong>wie</strong> <strong>ein</strong>e gute Mutter, die ihre <strong>Kind</strong>er schützt und tröstet (Jes. 66, <strong>13</strong>). Wenn ichGott dieses Vertrauen nicht entgegen bringe, dann kann ich Gott gar nicht richtigkennenlernen - Deshalb: <strong>Wer<strong>de</strong></strong> <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> und vertraue Gott, <strong>de</strong>r Vater undMutter zugleich ist!- Warum kann ich dieses Vertrauen haben - weil Gott mich liebt. Gott liebt mich, so<strong>wie</strong> ich bin, kl<strong>ein</strong>, unfähig, ständig am schreien, mache nur Arbeit, waschen,bügeln, koste viel Geld, ich koste das Leben. Jesus stirbt für mich am Kreuz, sosehr liebt mich Gott. Bei Gott kommt es nicht auf m<strong>ein</strong>e Leistung an. Ein kl<strong>ein</strong>es<strong>Kind</strong> kann noch nichts leisten.- Deshalb: <strong>Wer<strong>de</strong></strong> <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> und genieße dieLiebe Gottes, frei von je<strong>de</strong>m Leistungsdruck.- Dabei muss ich endlich erkennen, dass ich völlig hilflos bin. Ich habe m<strong>ein</strong> Lebenauf Dauer ohne Gott nicht im Griff. Irgendwann quillt die Win<strong>de</strong>l über. M<strong>ein</strong>eSchuld, m<strong>ein</strong>e Sün<strong>de</strong> wird mich <strong>ein</strong>holen und mich anklagen und mir <strong>ein</strong>


schlechtes Gewissen machen und ich kann es nicht abstellen, nur betäuben -Deshalb: <strong>Wer<strong>de</strong></strong> <strong>wie</strong> <strong>Kind</strong> und erkenne d<strong>ein</strong>e Hilflosigkeit.Jesus räumt hier <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r falschen Vorstellung auf, dass man in das Reich Gottesdurch Leistung gelangen könnte.- Er for<strong>de</strong>rt dazu auf, <strong>ein</strong>e kindliche Gesinnung anzunehmen, also Gott zuvertrauen.- Er for<strong>de</strong>rt dazu auf, die Liebe Gottes zu genießen und nicht zu m<strong>ein</strong>en, mankönnte durch s<strong>ein</strong>e Leistung zu Gott kommen.- Er for<strong>de</strong>rt dazu auf, s<strong>ein</strong>e Hilflosigkeit zu erkennen und sich <strong>mit</strong> s<strong>ein</strong>er Schuld anGott zu wen<strong>de</strong>n.Nur dann kommt man ins Reich Gottes. V. 15 lesen.- Wie lange willst du Gott noch misstrauen?- Wie lange willst du vor Gott noch <strong>ein</strong>e fromme Leistungsschau abziehen?- Wie lange willst du noch <strong>ein</strong>e Schuld ignorieren?Das sind die Fragen, die jetzt im Raum stehen.Zwei Möglichkeiten sie zu beantworten: Lebe so weiter <strong>wie</strong> bisher, o<strong>de</strong>r <strong>Wer<strong>de</strong></strong> <strong>wie</strong><strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>!Das ist die Aussage dieses Textes.4. Eine Segnung fin<strong>de</strong>t statt 22 Hier könnte man auf <strong>de</strong>n ganzen Aspekt <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>ein</strong>er Segnung <strong>ein</strong>gehen. Ich bin <strong>de</strong>r M<strong>ein</strong>ung, dassdies schon vor <strong>de</strong>r Segnung geschehen sollte und lasse ihn hier weg, weil es nicht die Grundaussage <strong>de</strong>s Textestrifft.Auf je<strong>de</strong>n Fall sch<strong>ein</strong>t <strong>de</strong>r Begriff Segen sehr sch<strong>wie</strong>rig zu s<strong>ein</strong>. Segen ist <strong>ein</strong> Zuspruch, <strong>ein</strong> Wunsch, <strong>de</strong>r zurWirklichkeit wer<strong>de</strong>n kann, wenn Gott sich dazu stellt. Segen ist im AT materiell und vor allen Dingen dieGem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Gott, also das Gegenteil von Fluch. Im NT ist <strong>de</strong>r Segen die Gem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Jesus Christus,


Und dann erst kommt Jesus zur eigentlichen <strong>Kind</strong>ersegnung. Eine Segnungwohlgemerkt, nicht <strong>ein</strong>e Taufe. Jesus nimmt die <strong>Kind</strong>er in die Arme und segnet sie.Genauso wird Jesus je<strong>de</strong>m begegnen, <strong>de</strong>r zu ihm <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> kommt. Jesus nimmtsolche Menschen in die Arme und sagt:M<strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>! Herzlich willkommen. Lass dich von mir segnen. Ich bin bei dir in diesemLeben und ich schenke dir ewiges Leben.D. Amen<strong>de</strong>r schon im AT Abraham verheißen war. Materiell wirkt er sich im Himmel aus, wo Gott schon <strong>ein</strong>e Villa füruns stehen hat.Wir sind aufgefor<strong>de</strong>rt zu segnen: 1. Petr. 3, 9. Was heißt das? Ich <strong>de</strong>nke wir sollen an<strong>de</strong>ren die Gem<strong>ein</strong>schaftGottes anbieten und unsere Gem<strong>ein</strong>schaft nicht verweigern. Wir sollen auch an<strong>de</strong>re materiell segnen, wenn sie esnötig haben.Wenn wir von diesem Text her <strong>Kind</strong>er segnen, dann... siehe <strong>Exegese</strong>


<strong>Exegese</strong> <strong>Mk</strong>. <strong>10</strong>, <strong>13</strong>-<strong>16</strong>© by Veit ClaesbergVeröffentlichungen, egal welcher Art, nur nach Rücksprache <strong>mit</strong> <strong>de</strong>m Verfasser. - webmaster@veitc.<strong>de</strong> - www.veitc.<strong>de</strong>Aufbau:1. Überblick über das gesamte Dokument - entfällt2. Textkritik - entfällt3. Textglie<strong>de</strong>rung4. Kontext5. Synoptischer Vergleich6. Vers für Vers - Kommentar7. Skopus8. WirkungsgeschichteLiteratur3. Textglie<strong>de</strong>rung1. Einige Leute wollen ihre <strong>Kind</strong>er zu Jesus bringen. <strong>13</strong>a2. Die Jünger regen sich darüber auf und motzen die Leute an.<strong>13</strong>b3. Jesus kritisiert daher die Jünger und belehrt sie über die <strong>Kind</strong>er und das 14-15Reich Gottes.3.1. Jesus will das die <strong>Kind</strong>er zu ihm kommen können, <strong>de</strong>nn ihnen 14gehört die neue Welt Gottes.3.2. Wer sich das Reich Gottes nicht so schenken lässt <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>, 15


<strong>de</strong>r kommt niemals hin<strong>ein</strong>.4. Jesus nimmt die <strong>Kind</strong>er in die Arme und segnet sie. <strong>16</strong>4. KontextJesus ist unterwegs nach Jerusalem.In 9, 33-37 macht Jesus schon mal an <strong>ein</strong>em <strong>Kind</strong> etwas <strong>de</strong>utlich. Wer im NamenJesu <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> aufnimmt, nimmt Jesus selber auf und da<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Vater.Un<strong>mit</strong>telbar vor diesem Text, re<strong>de</strong>te Jesus interessanterweise über die Ehe und dieEhescheidung (<strong>10</strong>, 1-12).5. Synoptischer VergleichParallelen in Mt. 19, <strong>13</strong>-15 und Lk. 18, 15-176. Vers für Vers - Kommentar1. Einige Leute wollen ihre <strong>Kind</strong>er zu Jesus bringen.<strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,<strong>13</strong>Und sie brachten <strong>Kind</strong>er zu ihm, da<strong>mit</strong> er sie anrührte.Markus spart hier <strong>mit</strong> Information über Personen. Es wird nicht erwähnt, wer die<strong>Kind</strong>er brachte (wahrsch<strong>ein</strong>lich die Eltern) und <strong>wie</strong> Alt die <strong>Kind</strong>er waren.Es war zur Zeit Jesu üblich, dass man <strong>Kind</strong>er von Rabbinern segnen lies, was dasWort anrühren hier be<strong>de</strong>utet (vgl. dazu V. <strong>16</strong>; Mt. 19, <strong>13</strong>). „Die Berührung soll dieSegenskraft auf die <strong>Kind</strong>er überströmen lassen. Da<strong>mit</strong> ist <strong>ein</strong> für die Bewohner <strong>de</strong>sLan<strong>de</strong>s bekanntes Bild gezeichnet.“ 3Solche Segnungen <strong>mit</strong> Handauflegung waren also gut bekannt und da Jesus alsRabbi galt, ist es nicht verwun<strong>de</strong>rlich, das auch an ihn <strong>de</strong>r Wunsch <strong>de</strong>r<strong>Kind</strong>ersegnung herangetragen wur<strong>de</strong>. Üblicherweise stan<strong>de</strong>n solche Segnungen im3 Gnilka, S. 80


Zusammenhang <strong>mit</strong> Ermahnungen zur Einhaltung <strong>de</strong>r Gesetze und zum Fleiß in <strong>de</strong>rSchule. 42. Die Jünger regen sich darüber auf und motzen die Leute an.Die Jünger aber fuhren sie an.Das Ansinnen <strong>de</strong>r vermutlichen Eltern passt <strong>de</strong>n Jüngern nicht und sie weisen sie ab.Interessant, dass die Jünger sch<strong>ein</strong>bar die Termine für Jesus regelten. 5Pohl m<strong>ein</strong>t, dass sie theologisch entrüstet waren. Sie gingen davon aus, dass dasReich Gottes anbrechen wür<strong>de</strong>, also <strong>de</strong>r Messias durchgreifen und Israel befreienwür<strong>de</strong>. Da passte jetzt k<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>ersegnung dazwischen, als Routinepflicht <strong>ein</strong>esRabbis. Maier m<strong>ein</strong>t außer<strong>de</strong>m, dass die Jünger sich evtl. schon als Minister <strong>de</strong>sneuen Reiches sahen und auf Erwachsene setzten und nicht auf <strong>Kind</strong>er, die bei <strong>de</strong>rHerbeiführung <strong>de</strong>s Reiches helfen sollten. 6Gnilka will dagegen nicht viel interpretieren. Er erwähnt das <strong>Kind</strong>er in <strong>de</strong>rGesellschaft <strong>ein</strong>e niedrige Stellung hatten und es sich so die Jünger leisten konnten,sie abzuweisen. Allerdings hätte ihnen auch bewusst s<strong>ein</strong> müssen, dass Jesus vielfür <strong>Kind</strong>er übrig hatte (5, 35-43; 7, 24-30; 9, 36f). Daher fin<strong>de</strong> ich die Erklärung vonPohl und Maier nachvollziehbar.3. Jesus kritisiert daher die Jünger und belehrt sie über die <strong>Kind</strong>er und dasReich Gottes.3.1. Jesus will das die <strong>Kind</strong>er zu ihm kommen können, <strong>de</strong>nn ihnen gehörtdie neue Welt Gottes.4 vgl. Pohl, S. 3745 vgl. Maier, S. 4186 vgl. Maier, S. 418


<strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,14Als aber Jesus es sah, wur<strong>de</strong> er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die<strong>Kind</strong>er zu mir kommen! Wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das ReichGottes.Das Verhalten <strong>de</strong>r Jünger passt Jesus überhaupt nicht. Er wird unwillig. Es ist hierdie <strong>ein</strong>zige Stelle, wo von <strong>ein</strong>er solch harten Reaktion in <strong>de</strong>r Bibel berichtet wird. Espassiert gera<strong>de</strong> hier, wo man an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>n Zugang zu Jesus verwehren will.Er korrigiert s<strong>ein</strong>e Jünger in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit und for<strong>de</strong>rt, dass die <strong>Kind</strong>er zu ihmgelassen wer<strong>de</strong>n. Sie sollen nicht aufgehalten wer<strong>de</strong>n.Warum nicht?Den <strong>Kind</strong>er gehört das Reich Gottes.Wenn <strong>de</strong>n <strong>Kind</strong>er vorbehaltlos das Reich Gottes zugesagt wird, erinnert das an dieerste Seligpreisung... nach Lk. 6, 29... Das Reich Gottes ist Gna<strong>de</strong>, ist <strong>ein</strong> Geschenk,das Gott <strong>de</strong>n Menschen machen will. Nach zeitgenössischem Urteil hatte das <strong>Kind</strong>,das <strong>de</strong>s Gesetztes unkundig war, noch k<strong>ein</strong>e Verdienste in <strong>de</strong>r Thora und vor Gott.Wenn gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n <strong>Kind</strong>ern das Reich verheißen wird, wen<strong>de</strong>t sich Jesus gegen dastheologische Verdienst<strong>de</strong>nken <strong>ein</strong>er ...Gesellschaft und erklärt die Fähigkeit <strong>de</strong>s<strong>Kind</strong>es für be<strong>de</strong>utsam, Gott vertrauensvoll Vater zu nennen und sich von ihmbeschenken zu lassen“ 7Be<strong>de</strong>utet diese Aussage Jesu, dass alle <strong>Kind</strong>er automatisch im Reich Gottes sind?Paisley: <strong>Kind</strong>er und alle <strong>mit</strong> kindlichem Glauben gehen in Gottes Reich <strong>ein</strong>. 8Maier: Man darf nicht herauslesen „..., daß alle kl<strong>ein</strong>en <strong>Kind</strong>er automatisch insGottesreich kommen, wenn sie sterben.“ 97 Gnilka, S. 818 Paisley, S. <strong>13</strong>59 Maier, S. 418


Sonst bräuchte Jesus sie auch nicht mehr zu segnen, also ihnen die Gem<strong>ein</strong>schaftGottes zusprechen.3.2. Wer sich das Reich Gottes nicht so schenken lässt <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>, <strong>de</strong>rkommt niemals hin<strong>ein</strong>.<strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,15Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt <strong>wie</strong> <strong>ein</strong><strong>Kind</strong>, wird dort {nicht} hin<strong>ein</strong>kommen.Dieser Vers fehlt bei Matthäus.Es ist <strong>de</strong>r Spitzensatz in diesem Abschnitt. „Das Segenswort gehört immer zusammen <strong>mit</strong> <strong>de</strong>ranstößigen Botschaft <strong>de</strong>s Evangeliums. Ohne sie wird es von s<strong>ein</strong>em Ursprung gelöst und wirktgera<strong>de</strong>zu schädlich. Denn so verhin<strong>de</strong>rt es die Umkehr <strong>de</strong>s schuldigen Menschen und zementiert dieschlechten Verhältnisse.“ <strong>10</strong> Jesus macht hier<strong>mit</strong> <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r guten Nachricht <strong>de</strong>utlich: Errettung ausr<strong>ein</strong>er Gna<strong>de</strong> und nicht aus Werken.Jesus radikalisiert. Nicht auch <strong>Kind</strong>ern, son<strong>de</strong>rn nur <strong>Kind</strong>ern gehört das ReichGottes. 11 „Ihr Heil bekommt Mo<strong>de</strong>llcharakter.“ 12 Dabei geht es nicht um kindlicheR<strong>ein</strong>heit. <strong>Kind</strong>er können schuldig wer<strong>de</strong>n, Fehler machen, angeben, eitel s<strong>ein</strong>,neidisch und bösartig s<strong>ein</strong>. Darum geht es Jesus hier nicht. Pohl re<strong>de</strong>t hier vomsubjektiven Zustand <strong>de</strong>s <strong>Kind</strong>es.Dagegen setzt er <strong>de</strong>n objektiven Zustand <strong>de</strong>s <strong>Kind</strong>es. Sie können nichts all<strong>ein</strong>e,stehen am Anfang ihres Leben, brauchen Hilfe, können sich nichts erwerben, sindvoll vertrauen. Diese objektive Seite <strong>de</strong>s <strong>Kind</strong>es gilt es <strong>ein</strong>zunehmen. In diesemSinne müssen wir von Neuem geboren wer<strong>de</strong>n (Joh. 3, 3).Der Zustand <strong>ein</strong>es <strong>Kind</strong>es und auch s<strong>ein</strong> hilfloses auf Vertrauen basieren<strong>de</strong>s und aufAnnahme hoffen<strong>de</strong>s Verhalten sind Symbol für die Haltung, die ins Reich Gottes<strong>10</strong> Wilhelm Hofius in Biblisches Wörterbuch, Artikel Segen11 Pohl, S. 37512 Pohl, s. 375


führt. Sie sind <strong>ein</strong> Sinnbild für Menschen, die durch ihr kindliches Verhalten, Bürgerim Reich Gottes wer<strong>de</strong>n. Es gibt auch k<strong>ein</strong>en an<strong>de</strong>ren Weg. Das Reich Gottes istempfangen und nicht verdient.Sie können nichts aus eigener Kraft. Die Aufnahme ins Reich Gottes geschieht nichtdurch Leistung, son<strong>de</strong>rn durch Umkehr und <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass ich Gott nichtsbringen kann. Ich komme zu ihm <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> hilfloses kl<strong>ein</strong>es <strong>Kind</strong> - das gilt es zukapieren.4. Jesus nimmt die <strong>Kind</strong>er in die Arme und segnet sie.<strong>Mk</strong> <strong>10</strong>,<strong>16</strong>Und er nahm sie in s<strong>ein</strong>e Arme, legte die Hän<strong>de</strong> auf sie und segnete sie.Hier ersch<strong>ein</strong>t Jesus in aller Menschlichkeit. Er erfüllt die Bitte <strong>de</strong>r Eltern und umarmtdie <strong>Kind</strong>er und macht da<strong>mit</strong> auch <strong>de</strong>utlich, dass das Reich Gottes jetzt <strong>mit</strong> ihm schonangebrochen ist. Die <strong>Kind</strong>er dürfen zu ihm. Es folgt nun auch die normale Handlung<strong>ein</strong>es Rabbis. Er segnet die <strong>Kind</strong>er und rechnet also da<strong>mit</strong>, das Gott sich <strong>de</strong>n <strong>Kind</strong>erbeson<strong>de</strong>rs zuwen<strong>de</strong>t.Segen im AT:Segen fin<strong>de</strong>n wir im AT und im NT. Oft ist er <strong>mit</strong> <strong>ein</strong>er symbolischen Handlung verknüpft, z.B. dieHandauflegung.Vom AT her kann man Segen zweifach verstehen. Es ist <strong>ein</strong>mal die Gem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Gott. DasGegenteil von Segen ist Fluch, also die Trennung von Gott. Wer in <strong>de</strong>r Gem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Gott lebt, istgesegnet. So ist auch Abraham gesegnet, <strong>de</strong>r Gott glaubte und dadurch die Gem<strong>ein</strong>schaft hatte.Durch ihn sind letztlich alle Menschen gesegnet, die durch s<strong>ein</strong>en Nachkommen Jesus Christus,<strong>wie</strong><strong>de</strong>r Gem<strong>ein</strong>schaft, also Segen, <strong>mit</strong> Gott haben können.Segen wirkt sich aber auch, beson<strong>de</strong>rs im AT, materiell und körperlich aus: Lebenskraft,Fruchtbarkeit, Güter, <strong>Kind</strong>er, Hohes Alter, Energie...


Immer ist klar: Gott ist <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Segens. Der Segen geht all<strong>ein</strong>e von Jahwe aus, auch wennMenschen ihn geben und niemand kann segnen, ohne das Gott es will, bzw. <strong>de</strong>r Segen ohne GottesWille bewirkt nichts.Das Gegenteil von Segen ist Fluch. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r nicht in <strong>de</strong>r Gem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Gott lebt, ist verflucht.Bei <strong>de</strong>r <strong>Kind</strong>ersegnung, die wir von dieser Stelle her begrün<strong>de</strong>t praktizieren, machen wir mehrerAspekte symbolisch <strong>de</strong>utlich:- Wir segnen das <strong>Kind</strong> im Namen Gottes, weil wir selber <strong>de</strong>n Segen Gottes erfahren haben. MitSegen m<strong>ein</strong>e ich hier vor allen Dingen die Beziehung, die Gem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Gott. Das Gott beiuns ist, dass ist Segen.- Wir sprechen <strong>de</strong>n Segen Gottes <strong>de</strong>m <strong>Kind</strong> zu, <strong>wie</strong> Jesus es hier tat und machen <strong>de</strong>utlich, dassdieses <strong>Kind</strong> in <strong>de</strong>r Gem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Gott lebt. Gott ist bei <strong>de</strong>m <strong>Kind</strong>.- Wir bitten Gott und hoffen, dass es <strong>ein</strong>mal das Angebot Gottes zur Gem<strong>ein</strong>schaft annimmt. Dases erkennt, dass es die Gem<strong>ein</strong>schaft <strong>mit</strong> Gott durch die Sün<strong>de</strong> verlassen hat und so nicht mehrunter <strong>de</strong>m Segen, son<strong>de</strong>rn unter <strong>de</strong>m Fluch Gottes steht und daher Jesus Christus annimmtin<strong>de</strong>m es sich an ihn wen<strong>de</strong>t, <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>.- Wir wünschen uns für das <strong>Kind</strong> Gesundheit und Versorgung. Dabei wissen wir, dass es nicht dasWichtigste ist, wenn man Gesund ist und materiell ausgesorgt hat. Daher können wir auch <strong>mit</strong>Leid und Krankheit umgehen, weil wir wissen, dass <strong>de</strong>r eigentliche Segen erst nach <strong>de</strong>m Tod aufuns wartet.Auch das Handauflegen ist nur Symbol um <strong>ein</strong>e Verbindung zum Gesegneten <strong>de</strong>utlich zu machen, um<strong>ein</strong>e Nähe spürbar stellvertretend auszudrücken, die schon da ist und nicht erst durch dasHandauflegen entsteht (das wäre magisches Verständnis).7. SkopusJesus räumt <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r falschen Vorstellung auf, dass man in das Reich Gottes durchLeistung gelangen könnte und for<strong>de</strong>rt dazu auf, <strong>ein</strong>e kindliche Gesinnunganzunehmen, <strong>de</strong>nn nur sie ermöglicht <strong>de</strong>n Zugang zu ihm, <strong>de</strong>n er jetzt schon <strong>Kind</strong>erngewährt.


8. WirkungsgeschichteDieser Text wur<strong>de</strong> oft als Argument für die <strong>Kind</strong>ertaufe herangezogen (Calvin). Faktist: Der Text hat <strong>ein</strong>fach gar nichts <strong>mit</strong> Taufe zu tun und <strong>de</strong>shalb gehört das Themahier gar nicht hin. „Die Antwort lautet, daß die Perikope von dieser Fragestellung freizu halten ist.“ <strong>13</strong>Literatur- Gnilka, Jochim, Das Evangelium nach Markus (EKK)- Paisley, Harold, Markus (Was die Bibel lehrt), Dillenburg- Maier, Gerhard, Markus Evangelium (Edition C), Neuhausen-Stuttgart- Pohl, Adolf, Markus (Wuppertaler Studienbibel), Wuppertal- Rienecker, Fritz, Das Evangelium <strong>de</strong>s Markus (WStB), Wuppertal<strong>13</strong> Gnilka, Joachim, Das Evangelium nach Markus (<strong>Mk</strong>. 8, 27-<strong>16</strong>, 20) (EKK II/2), Neukirchen-Vluyn 3 1989

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