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von Reinhard Tross

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Dr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong>Die Rolle rückwärts gehockt.Wir befreien den Kopf!Frühe Dreherfahrungen sind in der motorischen Entwicklung des Kindes <strong>von</strong> nachhaltigerBedeutung. Gerade im Kleinkinderturnen, Mutter und Kind Turnen, im Rahmen <strong>von</strong>sinnorientierten Bewegungsangeboten oder in allgemein spielbetonten Erfahrungssituationenfinden in der Regel die unterschiedlichsten Formen des Rollens Anwendung. DieFortbewegung bei konvex gekrümmtem Körper erfolgt um momentane Drehachsen und wirdals Rolle vorwärts, rückwärts (beides Breitenachsendrehungen) oder seitwärts(Längenachsendrehung) wie ein Baumstamm praktiziert. Beim Sammeln <strong>von</strong> erstenBewegungserfahrungen bis ins 6./7. Lebensalter sollten Bewegungsimpulse durchentsprechende Gerätearrangements nicht fehlen. Dabei erfreuen sich die vielen möglichenschrägen Ebenen, gestaltet durch unterschiedlichste Geräte, Matten und Bänke bei den Kidsgrößter Beliebtheit (Abb. 1).Das Spüren des Drehsinns bis hin zum leichten Schwindelgefühl wird als toll empfunden.Diese Erfahrungsebene des „sich turnen lassens durch die Schwerkraft“ wird jetzt verlassen.Wir begeben uns in das Stadium der Selbststeuerung und erleben dadurch die Rolle alsErgebnis des eigenen Tuns und nicht als Ergebnis der schrägen Ebene.Die Rolle rückwärts stellt an die meisten Kinder (und auch Erwachsene) starke koordinativeAnforderungen, wenn man <strong>von</strong> den Füßen rückwärts rollend wieder auf die Füsse kommensoll, ohne dabei die Zwischenstation Kniestand einzunehmen. Der Lernvorgang machtdeutlich, die Rolle rückwärts ist in jeder Hinsicht kopfgesteuert. Nicht nur derHandlungsplan läuft über den Kopf sondern er stellt sich der Handlung sogar als zuDr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong> Institut für Sportwissenschaft Universität Heidelberg 1


überwindendes Hindernis in den Weg. Das Hindernis Kopf lässt sich sozusagen nur durchArmstützhilfe und entsprechende Bewegungsgeschwindigkeit überrollen. Wir erkennendamit, dem Freiheben des Kopfes während dem Rollvorgang rückwärts müssen wir beimLehr-Lernprozess größte Aufmerksamkeit schenken. Es handelt sich sozusagen um dieHauptfunktion während der gesamten Bewegung (Abb.2).Was muss der Lernende können damit die Hauptfunktion erfüllt ist?♦ Der Übende setzt sich aus dem Stand zügig nach hinten unten ab um genügendAnfangsrotation zu erzielen.♦ Maximales Zusammenkauern unterstützt das Erhalten der Drehgeschwindigkeit undsichert die notwendige Krümmung, um wie eine Kugel zu rollen.♦ Frühes Aufsetzen der Hände nahe den Schultern sorgt für ein rechtzeitigesWirksamwerden der Armstreckung in der Hauptfunktionsphase.♦ Die Armstreckung hebt den Kopf <strong>von</strong> der Unterlage und verhindert den unerwünschtenDruckaufbau in der Halswirbelsäule.♦ Das Freiheben des Kopfes sichert ebenso das kontrollierte Aufsetzen der Füsse.Welche Fehler sind zu erwarten?♦ Holpriges, unkontrolliertes Absetzen aus dem Stand in die Kauerstellung. Häufig wird dasGesäß zu weit <strong>von</strong> den Fersen abgesetzt und damit nicht „rund“ zurückgerollt. Dies undjede weitere Öffnung der Hüft- und Kniegelenke verlangsamt die Gesamtbewegung.♦ Zu spätes Positionieren der Hände neben die Ohren.♦ Seitliches Wegdrehen der Hände beim Handaufsatz. Die Finger zeigen nicht gegen dieRollrichtung.Dr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong> Institut für Sportwissenschaft Universität Heidelberg 2


♦ Fehlende Armstreckung und damit seitliches Wegdrehen des Kopfes. Es wird über eineSchulter gerollt.♦ Einnehmen eines unkontrolliertem Kniestandes statt des Hockstandes.Übungsformen zum Erlernen der gehockten Rolle rückwärts.1. Rückenschaukel aus dem Hocksitz bis die Hände die Matte berühren.2. Partnerweise Hinsetzen zur Rückenschaukel, gemeinsam Aufstehen mit Handfassung(auch mit Positionswechsel durch Hüpfen mit Handhaltung) und sich erneut in dieRückenschaukel begeben.3. 2. 1. 1.2. 3.3. 4. 5. 5. 4. 3.Dr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong> Institut für Sportwissenschaft Universität Heidelberg 3


3. Abrollen aus dem Kniestand <strong>von</strong> einem Kastendeckel, einem Turnkasten oder besser einerWeichbodenmatte in den Hockstand. Anschließend wieder zurückrollen und durch selbstgesteuerte Armstreckung Freiheben des Kopfes. Landung im Kniestand auf demKastendeckel, einem Turnkasten oder einer Weichbodenmatte.4.3.2.1.1.....Schüler ASchüler BAbrollen aus dem KniestandWeic hb od e n5. 6. 7. 8.9. 10. 11. 11.....Weic hb od e nZurüc krollen in den KniestandDr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong> Institut für Sportwissenschaft Universität Heidelberg 4


4.3.2.1.Schüler ASc hüle r B1. ....Abrollen aus dem KniestandKa ste nob e rte il5. 6.7. 8. 8. 7....Ka ste no b e rte ilZurückrollen in den KniestandHinweis zur Hilfestellung:Bei dieser Lernstation sollten für schwache Schüler ein oder zwei Helfer eingesetzt werden,die das Freiheben des Kopfes wegen fehlender Stützkraft unterstützen indem sie im„Sandwich-Griff“ (eine Hand auf dem Bauch, die andere auf dem Rücken) dieAufwärtsbewegung in den Kniestand unterstützen.Dr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong> Institut für Sportwissenschaft Universität Heidelberg 5


4. Gleiche Übung wie 3. Mit Beendigung im Hockstand auf dem Kastendeckel oder einerWeichbodenmatte. Der kleine Turnkasten eignet sich wegen zu großer Höhe für dieseÜbung nicht.5. Aus dem Stand zurückrollen in den Hockstand.6. Aus dem Stand zurückrollen in den Grätschstand.Dr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong> Institut für Sportwissenschaft Universität Heidelberg 6


7. Aus dem Grätschstand zurückrollen in den Hockstand oder den Grätschstand.Anmerkung zum Thema "schräge Ebene":Wer im Lehrweg die schräge Ebene vermisst soll nicht verunsichert werden. Wie a. a. O.bereits erwähnt hat die schräge Ebene im Kleinkinderturnen noch ihren Stellenwert. ImRahmen der Technickvermittlung und –verbesserung erscheint es jedoch sinnvoll denÜbenden selbst handeln zu lassen indem er seinen Körper selbständig in eine neue Positiontransportiert. Die schräge Ebene entzieht dem Übenden die Selbständigkeit wegen der hohenzur Verfügung gestellten potentiellen und der daraus sich ergebenden "Roll"energie.Außerdem wissen wir aus der Praxis, das Bauen <strong>von</strong> schrägen Ebenen kostet Zeit, setztbestimmte Geräte und Gerätekombinationsmöglichkeiten voraus und verführt zum lässigenHandhaben des eigenen Körpers. Diese Gründe bewegen uns zum selbstgesteuerten Lernwegoder wie Pädagogen dazu sagen : Fordern statt verwöhnen!Verfasser:Dr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong>Institut für SportwissenschaftUniversität HeidelbergIm Neuenheimer Feld 700<strong>Reinhard</strong>.<strong>Tross</strong>@urz.uni-heidelberg.deDr. <strong>Reinhard</strong> <strong>Tross</strong> Institut für Sportwissenschaft Universität Heidelberg 7

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