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41 Vorarlberg1. Dezember 2013Ostschweizam SonntagIdee und Medienberatung: <strong>Medienservice</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Gojo</strong> - Publicitas GmbH Vorarlberg,Projektleitung: Andrea Matt, BA, Bregenz, www.gojo.atBild: Hanspeter SchiessDer jüngste Beweis Vorarlberger Architekturkunst ist das im Juni wiedereröffnete vorarlberg museum in Bregenz. Als Gussformen für die 16 656 «Betonblüten» auf der Fassade dienten Böden von PET-Flaschen.Dynamischer NachbarVorarlberg ist das zweitkleinste Bundesland Österreichs, Minderwertigkeitskomplexe sind seinenMenschen dennoch fremd. Dafür ist das Land auch zu erfolgreich. Zahlreiche Weltmarktführer in derWirtschaft und eine über die Grenzen strahlende Architekturszene prägen das Selbstbewusstsein.GeschichteWarum VorarlbergandersistWirtschaftInnovationskraft undBodenständigkeitTourismusMehr Qualitätstattneue ErschliessungenKulturEs gibt viel mehr als dieBregenzer FestspieleKulinarikSchon Goethe speistegerne im «Ländle»GerhardSchwarz, Direktor der liberalenDenkfabrik Avenir Suisse, ist österreichisch-schweizerischerDoppelbürger.Geboren am Vorarlberger Bodenseeufer,kennt er die Mentalität der Menschenjenseits des Rheins und weiss,dass vielen Wien nicht nur geographischferner ist als die Schweiz. S. 43Vorarlberg zählt zu den dynamischstenWirtschaftsregionen Europas.Längst istder Wandel von der Textil- zur Metallindustrievollzogen. Die Topunternehmenhaben vieles gemeinsam: eineLehrlingsausbildung auf hohem Niveau,die ständige Innovationsbereitschaftund die Treue <strong>zum</strong> Standort. S. 44Vorarlberg scheint für den harten Wettbewerbum zahlungskräftige Wintergästegerüstet. Jedes Jahr werden Millionenin die Modernisierung der Infrastrukturinvestiert. Darin sind sich dieSeilbahngesellschaften einig. Eine gemeinsameSaisonkarte lässt hingegenweiter auf sich warten. S. 46Wer von Kultur in Vorarlberg spricht,meint meist die Bregenzer Festspiele.Dabei hatdas Land weit mehr zu bietenals das sommerliche Spektakel auf demBodensee. Etwa Topmuseen wie dasKunsthaus Bregenz, das längst etabliertePhilosophicum in Lech oder dasPoolbar-Festival in Feldkirch. S. 47Kaum ein österreichisches Bundeslandhateine so hohe Dichte an Haubenlokalenwie Vorarlberg. 56Restaurants wurdenim jüngsten Gault Millau ausgezeichnet.Gutes Essen gab es scheinbarschon immer, denn Johann Wolfgangvon Goethe fand bereits 1788 lobendeWortefür die Vorarlberger Küche. S. 49


1. Dezember 2013Ostschweiz am Sonntag Vorarlberg 43Idee und Medienberatung: <strong>Medienservice</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Gojo</strong> - Publicitas GmbH Vorarlberg,Projektleitung: Andrea Matt, BA, Bregenz, www.gojo.atAusder GeschichteAls Napoleon derSchweiz Vorarlbergschenken wollteViele Vorarlberger fühlen sich derSchweiz nicht nur geographisch näherals dem Rest von Österreich. Das liegtauch an einer bewegten Geschichtezwischen dem westlichsten Bundeslandund der Schweiz.Napoleons GeschenkSchweizer und Vorarlberger haben eineähnliche Mentalität. Von diesem Umstandwollte bereits Napoleon profitieren.Um im Jahr 1809 die neutraleSchweiz als Verbündeten zu gewinnen,bot der Kaiser der Franzosen das LandVorarlberg als Geschenk an: «DiesesLand hat Ähnlichkeit mit Euch in Sittenund physischen Mitteln, es besitzt dennämlichen Freiheitsdurst wie ihr undwürde sich mit Eurer Verfassung gutvertragen», wollte erden SchweizerGesandten das Geschäft schmackhaftmachen. Die Schweiz lehnte dankend,aber bestimmt ab.Bild: Archiv Vorarlberg Tourismus/Gerald HotzModerne Holzbauten wie der Gemeindesaal in Andelsbuch neben traditionellen Häusern. Gerade im Bregenzerwald keine Besonderheit, sondern Normalität.«Kanton übrig»Von rosigen Zeiten träumten die Vorarlbergernach dem Zusammenbruchder Habsburger Monarchie. Mehr als80 Prozent der Bevölkerung stimmten1919 in einer Volksabstimmung für denAnschluss ihres «Ländle» andieSchweiz. In Bern war man erstaunt,verhielt sich jedoch betont diplomatisch:Was die Vorarlberger wollen, seija gut und recht, aber entscheidenmüssten andere: Aus Wien und ausBregenz kam ein klares «Nein» undauch die alliierten Siegermächte lehntendie Pläne kategorisch ab. Seithergilt Vorarlberg als der «Kanton übrig».GERHARD SCHWARZVorarlberg ist anders alsder Rest von Österreich.Man spricht hier Alemannisch,nicht Bajuwarisch,die Flüsse entwässernweitgehend <strong>zum</strong> Rhein undkaum zur Donau, aber am wichtigstenist: Vorarlberg ist nicht Kernland,sondern ausgeprägt Grenzland –seiteh und je.Zwar liegt es nicht an einerGrenze <strong>zum</strong> lateinischen oder slawischenSprachraum, aber dafür istseine Anbindung an das übrige Österreichbesonders schwach. SeineGrenzen mit Deutschland, derSchweiz und Liechtenstein sind viermalso lang wie jene mit dem österreichischenBundesland Tirol. Grenzgebieteschwanken zwischen Abwehrund Brückenschlag, zwischen abgrenzenderIdentitätssuche und befruchtenderVerbindung über dieGrenzehinweg, oft sogar in Kriegszeiten.Meist findet all das gleichzeitigstatt, und deshalb zeichnen sichGrenzgebiete fast immer durch spannendeMischungen aus, die oft einNährboden für Kreativität und Unternehmertumsind. Das trifft auch aufVorarlberg zu. Für den in Vorarlbergaufgewachsenen, seit Beginn des Studiums(also fast drei Viertel seinesVorarlbergModerates Wachstumbei der BevölkerungVorarlberg wächst langsam aber stetigdank des starken Zuzugs von Deutschen,die die Türken als zweitstärksteBevölkerungsgruppe abgelöst haben.Fläche (km 2 ) 2601,48Wohnbevölkerung 373008davonAusländer 50 683Anzahl Gemeinden 96davonStädte 5Hauptstadt Bregenz (28053 EW)grössteStadt Dornbirn (46243 EW)Vorund hinterm ArlbergNicht nur geographisch liegt das westlichste Bundesland für den Rest vonÖsterreich hinter dem Arlberg, für die Vorarlberger selbstverständlich davor.1919wollten 80% der Vorarlberger zur Schweiz7900Vorarlberger sind heute Grenzgänger12000Pkw passieren täglich die Grenze inAubisherigen Lebens) in der Schweizlebenden und viel in der Welt herumgekommenenschweizerisch-österreichischenDoppelbürger liegt indiesem Grenzlandcharakter, in derMischung aus österreichischen undschweizerischen Elementen, das BesondereundAttraktivedes «Ländles»,wie die Vorarlberger ihr Bundeslandliebevoll nennen.Flexibilität als GrundausstattungWenn man von der Schweiz kommendüber den Rhein nach Österreichfährt, empfindet man manchesin Vorarlberg etwas offener und lockerer,unkomplizierter und gemütlicherals zu Hause.Man gewinnt abergelegentlich auch den Eindruck, dassman die Dinge dort selbst dann nichtso genau nimmt, wenn man eseigentlich sollte. Die Bevölkerungscheint etwas musischer,der Umgangwirkt weniger bloss effizienzorientiert,die Leute strahlen mehr genuineFreundlichkeit aus, ohne sich anzubiedern,Humor und Selbstironiesind weit verbreitet, Flexibilität undImprovisation gehören fast zurGrundausstattung. Kurz: man fühltsich bereits in Österreich.VonOsten, vorallem vonWien herkommend ist es genau umgekehrt.Vieles wirkt etwas strenger und sturer,aber gleichzeitig geniesst Handschlagqualität,also Verlässlichkeit injeder Hinsicht (Termintreue, Pünktlichkeit,das Einhalten von Abmachungen)einen hohen Stellenwert.Die Sensibilität gegenüber Interessenkonfliktenund Freunderlwirtschaftscheint ausgeprägter. Und natürlichkommen auch all die anderen,weiter östlich gepflegten Klischeesüber die etwas verächtlich «Gsiberger»genannten einzigen AlemannenÖsterreichs nicht ganz von ungefähr:Arbeitsamkeit, Sparsamkeit bis <strong>zum</strong>Geiz, Unbestechlichkeit, eine gesundeSkepsis gegenüber zu viel Staat,mehr Bescheidenheit im Auftritt,mehr Eigenverantwortung, aber vielleichtweniger Lebenslust und insgesamteine gewisse Nüchternheit. Manwähnt sich fast in der Schweiz. Dazuträgt der Dialekt nicht unwesentlichbei. Er erscheint den meisten Menschenöstlich des Arlbergs schweizerisch–und somit unverständlich.Die nüchterne Beschränkung aufdas Wesentliche, wie sie etwa in der(nicht in allen Teilen des Landesgleich ausgeprägt gepflegten) modernenVorarlberger (Holz-)Architektur<strong>zum</strong> Ausdruck kommt, ist immer wiederbesonders wohltuend, wenn mansie vergleicht mit der barocken bajuwarischenÜppigkeit, aber auch mitder da und dort etwas neureichenProtzigkeit oder den Zweitwohnungs-Spekulationsobjekten Helvetiens. Esist übrigens österreichweit, ja wohlweltweit die einzige Architekturszene,die nicht nur, ja nicht einmal inerster Linie vonspektakulären Repräsentationsbautengeprägt ist, sondernhauptsächlich von der Breite.Daspasst zur antifeudalen Mentalitätund Geschichte.Was das zweitkleinste österreichischeBundesland ebenfalls etwasschweizerisch macht, ist ein ausgeprägtererSinn für Subsidiarität, fürden Staatsaufbau von unten nachoben. Man kann sogar den Namendahingehend deuten: von oben, vonder Bundeshauptstadt Wien aus gesehenliegt das Land ja hinter demArlberg, nur von der unteren Staatsebene,vom Bundesland selbst ausgesehen liegt es davor. Selbst innerhalbdes Bundeslandes pochen dieMenschen auf ihre Eigenständigkeit,die Walser, die Montafoner, die Bregenzerwälder,dieOberländer und dieUnterländer.Pflege der WurzelnGelegentlich kann dieses Betonender Eigenständigkeit bis fast zur Widerborstigkeitgehen. Doch letztlichstecken darin jenes Suchen nachIdentität und jene Pflege der Wurzeln,die in Zeiten der Globalisierung besonderswichtig sind. Vorarlberg istzwar – auch darin übrigens derSchweiz ähnlich – entgegen demSelbstbild und dem Fremdbild einbesonders weltoffenes Land. Statistikenüber Exporte, Emigranten,Grenzgänger und ausländischeWohnbevölkerung belegen es, derBlick über den Bodensee vom Pfänderob Bregenz macht es erlebbar.Aber gerade in der globalisierten Weltbrauchen die Menschen lokaleAnker,emotionale Heimat. Vorarlberg versuchtseit je diese schwierige Balancezwischen Offenheit und Identität zuleben – nicht immer, aber alles inallem doch meist mit Erfolg.ZumAutorVorarlberger WurzelnGerhard Schwarz wurde 1951 in Hard,Vorarlberg, geboren. Von 1981 bis 2010war erMitglied der Wirtschaftsredaktionder NZZ, ab 1994 deren Leiter undvon 2008 bis 2010 stellvertretenderChefredaktor. Seit 1. November 2010 ister Direktor der liberalen DenkfabrikAvenir Suisse. Schwarz ist österreichisch-schweizerischerDoppelbürger. Schweizer Hilfe nach dem WeltkriegDen raschen wirtschaftlichen Aufschwungnach dem Zweiten Weltkrieghat Vorarlberg massgeblich derSchweiz zu verdanken. Über die «WirtschaftsstelleVorarlberg-Schweiz» inBregenz wurde die grösste Not gelindert.Der Schweizer Konsul Carl Bitzvermittelte 6000 Flüchtlinge ins AuffanglagerSt.Margrethen. Wichtige Informationenholten sich die Vorarlbergeraus Schweizer Zeitungen wie der«Neuen Zürcher Zeitung» und aus demSchweizer Radio. Daauch Genussmittelwie Tabak Mangelware waren, wurdeder «Schweizer Stumpen» damals <strong>zum</strong>Inbegriff des eidgenössischen Wohlstandes.EinkaufsbummelJahrelang war esinVorarlberg üblich,am Wochenende mit Kind und Kegel indie Schweiz zu pilgern und preisgünstigeinzukaufen. Ganz oben auf derMigros-Einkaufsliste standen die «Klassiker»Schokolade, Fondue und Tabak.Freilich waren auch andere Nahrungsmittelsowie Textilien heiss begehrt.Dies änderte sich mit der Einführungdes Euro und dem immer stärker werdendenFranken.


1. Dezember 2013Ostschweiz am SonntagIdee und Medienberatung: <strong>Medienservice</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Gojo</strong> - Publicitas GmbH Vorarlberg,Projektleitung: Andrea Matt, BA, Bregenz, www.gojo.atBlum beschäftigt in Vorarlberg mehr als 4500 Mitarbeiter. Reine Lohnkosten sind für Blum kein Argument, mit der Produktion abzuwandern.Die Seilbahnen von Doppelmayr sind überwiegend in alpinem Terrain zu finden. Aber auch in grWeltmarken mit BodenhaftVorarlberg zählt zu den dynamischsten Wirtschaftsregionen Mitteleuropas, Weltmarktführer geben sich hier dieDen erfolgreichen Wandel von der Textil- zur Metallindustrie verdankt das Land Innovationstreibern wie Blum unFLORIAN DÜNSERDie Industrie geniesst amWirtschaftsstandort Vorarlberghistorisch gewachseneinen übergeordnetenStellenwert. Bereits zu Zeitender Habsburgermonarchie zähltedas kleine Vorarlberg zu den amstärksten industrialisierten RegionenÖsterreich-Ungarns. Eine Entwicklung,die sich – freilich untergeänderten Vorzeichen – bis ins«Unsere Innovationskraftist die besteAbsicherung für dieZukunft»Gerhard E.BlumGeschäftsführer Julius Blum GmbH21. Jahrhundert fortgesetzt hat. Daswestlichste Bundesland Österreichsist eine der exportstärksten Regionendes Landes, Güter im Wert von 8,3Milliarden Euro werden jährlich indie Welt verschickt. Zum Vergleich:Die gemessen an der Einwohnerzahlknapp fünfmal so grosse MetropoleWien exportiert im gleichen ZeitraumWaren imWert von 18,3 MilliardenEuro. Ein Umstand, der dergrossen Flexibilität der Vorarlbergergeschuldet ist. Wareseinst die Textilindustrie,die den florierenden Wirtschaftsstandortweit über die Grenzenbekannt machte, ist es im Jahre2013 der erfolgreich vollzogene Wandelzur Metallbranche, die in der als«Ländle» bezeichneten Region gleichmehrere Weltmarktführer ihres Metiershervorbrachte. Zwei der grössten,oft als «Hidden Champions» bezeichnetenVertreter der VorarlbergerMetallindustrie: Blum und Doppelmayr.Zusammen bieten sie rund5500 Menschen im Rheintal Arbeit.Und Standortfragen werden bei beiden– trotz oder gerade aufgrundihrer internationalen Ausrichtung –keine geführt.Konzentration auf engsten RaumGerhard E.Blum leitet die JuliusBlum GmbH zusammen mit seinemBruder Herbert in zweiter Generation.Knapp 6000 Mitarbeiter weltweitproduzieren Scharnier-, Klappen-,Box- und Führungssysteme fürMöbel in mehr als 100 Ländern.Ein grosser Teil der produziertenWaren stammt aus der Heimatgemeindedes Firmengründers JuliusBlum in Höchst. Im beschaulichen8000-Seelen-Dorf direkt über derGrenze bei St.Margrethen stehendrei Produktionswerke, vier weitereWerke sind mit maximal zehn KilometerEntfernung in unmittelbarerSchlagdistanz. Warum sich Blum aufso einen engen Raum konzentriert?In Vorarlberg seien gute Fachkräfte,eine entsprechende Infrastrukturund sichere rechtliche Rahmenbedingungenvorzufinden. Faktoren,die für das Familienunternehmen inder täglichen Arbeit eine übergeordneteRolle spielen. Auch wenn derBlick weit über den sprichwörtlichenTellerrand gerichtet ist. «Internationalisierungist ein Grundpfeiler unsererstrategischen Ausrichtung», erklärtGeschäftsführer Gerhard E.Blum. «Und durch eine gute Marktstreuungkönnen wir unser Risikoreduzieren.» Einen Vorteil, den Blumwährend der Wirtschaftskrise einzusetzenwusste: Somusste trotz einesUmsatzrückganges von zehn Prozentkein Personal abgebaut werden.Schwankungen gebliebenHeute stehen die Zeichen wiederauf Wachstum. 1,317 Milliarden Eurowurden im Geschäftsjahr 2012/13 erwirtschaftet–ein Plus von 4,4 Prozentim Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahreszeitraum.Was sich durch die Zäsur derWirtschafts- und Finanzkrise veränderthat? «Vor allem die enormenSchwankungen bei den Auftragseingängen.Die sind mit der Krise gekommen– und geblieben», erklärtBlum. Der Faktor Qualität gewinnedadurch noch stärkeranBedeutung.Und mit hochwertigen Produktenkennt sich das Vorarlberger Traditionsunternehmenaus. Dem ThemaInnovation wird seit jeher grosse Bedeutungbeigemessen –vor allem fürAnwendungen in der Küche.Dortseidie Beanspruchung eines Möbelbeschlagsam grössten, erklärt GerhardE. Blum. Vier Prozent des Umsatzesfliessen jährlich in den Bereich Forschungund Entwicklung. Für Blum«die beste Absicherung für die Zukunft».Und das sind für die Beschläge-Expertennicht nur leere Worthülsen,sondern gelebter Alltag: Sowurde das Unternehmen vor wenigenMonaten für die eigene Möbel-Dämpfung «Blumotion» mit demeuropäischen Erfinderpreis ausgezeichnet–der grössten InnovationsehrungEuropas.Weg beibehaltenWo sieht Blum das Unternehmenin zehn Jahren?«Vorhersagen sind amallerschwersten, wenn sie die Zukunftbetreffen», hält sich der bodenständigeFirmenchef bedeckt. Und dochgibt er der nächsten Generation, diebereits im Unternehmen aktiv ist,einen bescheidenen Wunsch mit aufden Weg: «Ich hoffe, der eingeschlageneWegwirdbeibehalten.»Wirtschaftsstandort VorarlbergVorarlberg zählt zu einer der dynamischsten Regionen Österreichs. Der hohe Anteil anIndustriebetrieben macht das zur Schweiz angrenzende Bundesland zu einem Export-Meister.Rund 16000 Vorarlberger pendeln täglich in die Schweiz oder Liechtenstein.Quelle: Wirtschaftskammer Vorarlberg, Statistik Austria (Werte 2010 bis 2012)BeiDoppelmayr im nurzehn Kilometerentfernten Wolfurt sind diePrioritäten ganz ähnlich gesetzt.Wachstum hat man sich beimSeilbahn-Weltmarktführer auf dieFahnen geheftet. Und das nicht nurim alpinen Kerngeschäft, sondernvor allem dort, wo Seilbahnen bisdato eher selten zu finden sind:in Städten. «Wir orten im urbanenBereich ein sehr grosses Wachstumspotenzial»,ist der neue CEO derGruppe, Bernd Schedler, überzeugt.Und tatsächlich setzen immer mehrMetropolen auf das aus Skigebietenbekannte Fortbewegungsmittel.Warum? «Kein Stau, in Relationkostengünstig, Erschliessung einerzusätzlichen Verkehrsebene mit wenigPlatzbedarf», fasst Schedler dieVorteile zusammen.Vorteile, die man etwain London zu schätzen wusste.Dort wurde im vergangenen Jahrdie erste städtische Cable-Car-Bahn Englands eröffnet. Sie führtdirekt über die Themse, als Verbindungvon Greenwich mit den königlichenDocks. «Wir werden fast wöchentlichvon Städten kontaktiert,die eine solche Option andenkenund Informationen anfordern. DieSilhouette der Stadt der Zukunft wirdeine Seilbahn inkludieren», istSchedler überzeugt.In den Bergen zu HauseOhne das eigentlich erlernte Metierim alpinen Raum aus den Augenzu verlieren. Dort ist Doppelmayr zuHause, dort ist die Kompetenz inWolfurt gebündelt. Und dort soll sievor allem auch bleiben, wie Doppelmayrmit dem im nächsten Jahr startendenNeubau des Verwaltungshauptsitzesin Wolfurt untermauert.Bis zu 40 Millionen Euro werdenin den Neubau investiert. «Das HerzvbTUgllgdwsm«SeiBCklstfplMwtuUmi


Bilder: pdossen Städten gibt es Marktchancen.ungKlinkKlinke indie Hand.d Doppelmayr.vonoDoppelmayr schlägt in Vorarlberg,wir haben hier eine 120jährigeTradition», rstellt Schedler klar.Undndie in Vorarlberg kulturellgewachsenen Werte –partnerschaftlicherUmgang und Handschlagqualität–würden auch im Rest der Weltgut angenommen. «Das zieht sichdurch unser ganzes Unternehmen»,will der CEO betont wissen.Dass man in Vorarlberg als wachsendesinternationales Unternehmenaber nicht nur mit VorteilenDie Silhouette dertadt der Zukunft wirdine Seilbahnnkludieren»ernd SchedlerEO Doppelmayronfrontiert ist, auch das will Sched-nicht unerwähnt lassen. Der zuehendsgrösser werdende Fachkräfemangelin Mitteleuropa birgt auchür einen Branchenleader wie DopelmayrProbleme, werden doch al-ereine in Vorarlberg mehr als 1100iitarbeiter beschäftigt (2 300 welt-Das Rezept? «Wir binden poenzielleArbeitnehmer sehr früh anns –etwa durch Praktika», erklärter.eit).nd die Rechnung –einmal Doppelayr,immer Doppelmayr – gehtmmer öfter auch auf.Arbeitgeber Die Top 10Das sind –gemessen an der Mitarbeiterzahlin Vorarlberg –die zehn grösstenArbeitgeber der Wirtschaftsregion.Mit mehr als 4700 Mitarbeitern ansieben Standorten ist die Julius BlumGmbH mit Sitz in Höchst der grössteArbeitgeber in Vorarlberg. Das Unternehmenproduziert Möbelbeschläge(hauptsächlich für die Küche) undexportiert diese in 108 Länder derWelt. 2012/13 wurden 1,317 Mrd. Euroerwirtschaftet.Die Handelskette Spar Österreich istheute mit knapp 1600 Standorten undeinem Umsatz von 12,6 Mrd. Euro diegrösste Spar-Gesellschaft der Welt. InVorarlberg werden rund 3100 Mitarbeiterbeschäftigt. Der Konzern wird vomgebürtigen Vorarlberger Gerhard Drexelgeleitet.Der Konzern aus Dornbirn entwickeltinnovative Lichtlösungen überwiegendfür die Industrie. Von knapp 1900 Mitarbeiternin Vorarlberg und 5500 Mitarbeiternim Ausland werden jährlichrund 1,3 Mrd. Euro erwirtschaftet. DieZumtobel-Aktie notiert an der WienerBörse.Die österreichische Genossenschaftsbankist auch in Vorarlberg stark vertreten.Knapp 1600 Mitarbeiter werdenbeschäftigt. Die Bilanzsumme derRaiffeisenlandesbank Vorarlberg beliefsich 2012 auf 11,1 Mrd. Euro.Am Fertigungsstandort Nenzing werdenvon Liebherr auf 254000 QuadratmeternSchiffs-, Bohrinsel- undHafenkrane gefertigt. Die knapp 1700Mitarbeiter erwirtschafteten im vergangenenGeschäftsjahr 951 Millionen Euro–ein Plus von neun Prozent.Die regionale Energie-Gruppe ist zu100 Prozent im Besitz des Landes Vorarlberg.Rund 1400 Mitarbeiter werdenbeschäftigt, im Jahr 2012 wurden insgesamt125 Millionen Euro indie örtlicheInfrastruktur investiert. Mit demKopswerk II haben die Illwerke dasmodernste Pumpspeicherkraftwerk derWelt in Betrieb.Das Unternehmen mit Hauptsitz inWolfurt ist Weltmarktführer im Seilbahnbau.2014 sollen bis zu 50 MillionenEuro inden Neubau des Hauptsitzesinvestiert werden. Weltweit beschäftigtdas Unternehmen 2300 Mitarbeiterund erwirtschaftet rund630 Millionen Euro Umsatz.Das älteste und zugleich grösste privateTransport- und LogistikunternehmenÖsterreichs hat seinen Hauptsitzin Lauterach bei Bregenz. GebrüderWeiss ist weltweit an 158 Standortenvertreten und beschäftigt insgesamt5300 Mitarbeiter, davon knapp 1000in Vorarlberg.Die Luxus-Fashion-Marke Wolford isteiner der letzten verbliebenen Grossbetriebeder einst soflorierenden TextilbrancheVorarlbergs. Das auf hochwertigeStrumpfmode spezialisierteUnternehmen beschäftigt am Hauptsitzin der Landeshauptstadt rund 900 Mitarbeiter.Neben Blum ist mit Grass ein weitererHersteller von Möbelbeschlägen in derkleinen Gemeinde Höchst situiert. Rund900 Mitarbeiter arbeiten in unmittelbarerNachbarschaft <strong>zum</strong> grösstenKonkurrenten.Wolford Vonder Provinz indie Fashion-MetropolenFLORIAN DÜNSERElegant, hochwertig und sexy: Solassensich die Produkte der BregenzerFashion-Marke Wolfordamtreffendstenbeschreiben. Das vor allem aufStrumpfmode und Lingerie fokussierteUnternehmen fühlt sich in denMetropolen der Welt zu Hause, führtüber 260 eigene oder Partner-geführteBoutiquen und zählt 13 Tochtergesellschaftenzur Gruppe. Vor allemin Europa und in den USA geniesstWolford als Luxusmarke einen herausragendenRuf. Ein Ruf, an demnicht etwa in New York oder Mailandgefeilt wird. Hauptsitz der Fashion-Marke ist das beschauliche, knapp30 000 Einwohner starke Bregenz.«Hier liegen unsere Wurzeln», stelltVorstandsvorsitzender Holger Dahmenklar.«Wirsind in allen Metropolenvertreten. Unsere sehr gute internationaleVernetzung ermöglicht es,jederzeit mit den Leuten vor Ort inVerbindung zu sein.»Etwa über die digitalen Kanäle, diebei Wolford inden vergangenen Jahrenmassiv ausgebaut wurden. DasUnternehmen setzt starke Akzente inSachen Social Media, der Online-Shop ist laut Dahmen der mit Abstandam stärksten wachsende Vertriebskanal.«UnseredigitaleStrategiegeniesst intern eine sehr hohe Aufmerksamkeit»,betont der Vorsitzendedes an der Wiener Börse notiertenUnternehmens.Auch die Rücksendequoteder im Online-Shop bestelltenWare halte sich im Vergleich zu anderenFashion-Marken in Grenzen.«Unsere Produkte eignen sich idealfür diesen Vertriebsweg.Die Produktestretchen und formen, das wird vonunseren Kunden sehr gut akzeptiert»,erklärt Dahmen. Hat ein internationalausgerichtetes Unternehmen mitSitz in der Provinz Nachteile? «Wirkönnen das sehr gut managen, dasstellt für uns kein Problem dar. Wirfühlen uns am Standort Bregenz sehrwohl, vor allem aufgrund der hochqualifiziertenMannschaft und dendamit einhergehenden Innovationsmöglichkeiten»,lautet die klare AntwortdesVorstandsvorsitzenden. EineStrategie, die nicht für alle Textilbetriebein Vorarlberg aufgegangenist. Wolfordzählt zu einem der letztenverbliebenen, grossen Vertreter dereinstigen Textilhochburg Vorarlberg.Auch wenn das Produkt-Portfoliovon Wolford in den vergangenenJahrzehnten mit Lingerie, Swimwearund Ready-to-wear stark ausgeweitetwurde: Knapp 50 Prozent des Umsatzeswird weiterhin mit demStammgeschäft Legwearerwirtschaftet. EineAusweitung auf andereGeschäftsbereiche –etwa Mode für denMann – sei aktuellnicht geplant. «Wolfordist primär einefeminine Marke»,sagtDahmen. Aktuell seiman vielmehr darauffokussiert, die «Markestärkernach vorne zubringen». Einen <strong>zum</strong>indestkurzfristigenAbstecher in dieVerlustzone musstedabei in Kauf genommenwerden. Imabgelaufenen Geschäftsjahrkonntemit 156,6 MillionenEuro zwar ein leichtesUmsatzplus erwirtschaftetwerden– unterm Strichblieb jedoch einVerlust von 2,8 MillionenEuro. EineTalsohle, die bereitsim laufenden Geschäftsjahrüberwundenwerdensoll. «Wir habenalle Massnahmengesetzt,die unszu einemerfolgreichenUnternehmenfürdie Zukunftmachen»,betontDahmen.Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner wünschte sich die Schweizin der EU und freut sich über immer mehr Urlauber ausdem Nachbarland.Gerngesehene GästeCHRISTIAN ORTNEREs gibt so hohe Grenzgängerzahlenwie schon lange nicht mehr. MachtIhnen das Sorge? Facharbeiter sindüberall Mangelware.Markus Wallner: Das ist für uns einegewohnte Situation und daher keinGrund zur Sorge. Das war in der Geschichteimmer so. Aber natürlichgibt es Bereiche, wowir die Attraktivitätder Schweiz deutlich gespürthaben. Das war am stärksten bei derÄrzteschaft und im Pflegebereich,weniger bei den Facharbeitern.Es gab –dank des starken Frankens–noch nie einen so starkenAnsturm aus der Schweiz. Handel,Gastronomie und Hotellerie jubeln.Wallner: Man darf das nicht auf denstarken Franken reduzieren. Vielmehrschätzen die Gäste das qualitativhochwertige Angebot bei uns.Wie hoch ist der Anteil derSchweizer Gäste verglichen mitanderen Nationen?Wallner: Im Sommer machen nurDeutsche und Österreicher mehr Urlaubbei uns als Schweizer.ImWinterist die Schweiz gar schon auf Platz«Die Schweiz wärefür Vorarlberg einwichtiger Partnerin der EuropäischenUnion.»Markus WallnerLandeshauptmann von Vorarlbergzwei hinter Deutschland, noch vorden Österreichern. Wir hatten überdie letzten Jahre Wachstumsratenvon über zehn Prozent. Die Schweizersind gerngesehene Gäste, weil sievon ihrer Art sehr angenehm sindund auch länger bleiben als andere.Nicht so gutnachbarlich sind dieBeziehungen, wenn es um dieAtompolitik der Schweiz geht.Vorarlberg 45Idee und Medienberatung: <strong>Medienservice</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Gojo</strong> - Publicitas GmbH Vorarlberg,Projektleitung: Andrea Matt, BA, Bregenz, www.gojo.atWallner: Wir haben eine klare Geschichtegegen die Atomkraft. Dasstört die Beziehungen aber nichtnachhaltig, weil wir schon zwischenEinzelinteressen und der Gesamtlageunterscheiden können.Vorarlberg geht gegen die Schweizsogar vor Gericht.Wallner: Wir wählen durchaus einehärtere Gangart. Wir anerkennenaber auch, dass die Schweiz Zeitbraucht, um die Strategie <strong>zum</strong> Ausstiegumzusetzen.Würden Sie sich die Schweiz alsMitglied der Europäischen Unionwünschen?Wallner: DieSchweiz wärefür uns einwichtiger Partner in der EU. Erstens,weil sie den Gedanken des Föderalismusinsich trägt und damit einemEuropa der Regionen sehr viel zugänglicherist als andere Regionen.Zweitens, weil sie eine starke Wirtschaftskraftist und damit viel einbringenkönnte. Aus unserer Sichtwäre esnur von Vorteil, wenn sichdie Schweiz noch stärker inRichtungEuropa bewegen würde. Aber das isteinzig und allein die Entscheidungdes Schweizer Souveräns.


46 Vorarlberg1. Dezember 2013Ostschweiz am SonntagIdee und Medienberatung: <strong>Medienservice</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Gojo</strong> - Publicitas GmbH Vorarlberg,Projektleitung: Andrea Matt, BA, Bregenz, www.gojo.atGegen den GrössenwahnVorarlbergs Seilbahnbetreiber investieren jährlich Millionen in die Aufwertung der 1114 Pistenkilometer.Eine moderne Infrastruktur geniesst höchste Priorität – auch weil in SachenSkigebietsgrösse der Zenit nahezu erreicht ist.FLORIAN DÜNSERKein Jahr ohne Millioneninvestitionen.Auch diesesJahr haben die Seilbahnbetreiber45 MillionenEuro (55 MillionenFranken) in die Skigebiete investiert.Etwa in die Verbindung zwischen denbeiden Skiregionen Lech-Zürs undWarth-Schröcken. Oder in eine Sesselbahnin Mellau-Damüls, im Bregenzerwald.Das klar vorgegebene Ziel: Stärkungder Wettbewerbsfähigkeit imnationalen und internationalen Vergleich.Und wie man das erreichenwill, scheint in Vorarlberg klar definiertzusein. «Der wichtigste Faktorsind moderne und sichere Anlagen.Das heisst: Keine Wartezeiten undhohe Beförderungskapazitäten», soSeilbahnsprecher Wolfgang Beck.Schliesslich würden die Gäste fürsSki- und nicht Liftfahren bezahlen.Schneekanonen ein MussUnd der zweite, nicht weniger bedeutendePunkt: die Beschneiung.Auch wenn Vorarlbergs Berge<strong>zum</strong>eistreichlich mit Naturschnee gesegnetsind: Ohne Schneekanonen geht offenbardoch nichts mehr. «Bei dergrossen Pistenbelastung braucht esden mechanischen Schnee zur Qualitätssicherung»,erklärt Beck. Massnahmen,durch die man sich erfolgreichmit den besten Skigebieten derWelt messen kann. Auch wenn derZenit – <strong>zum</strong>indest in Sachen Grösse –offenbar erreicht ist: Neue Skigebietedürfen, so sieht es die Tourismusstrategievor, nicht gebaut werden. Ebensogibt es ein gesetzliches Verbot derGletscher-Erschliessung.«Dort, woesSinn macht, sind Skigebietszusammenschlüssemöglich.Aber wir fokussieren uns auf Qualitätsverbesserungender bestehendenSkigebiete», betont der zuständigeTourismus-Landesrat, Karlheinz Rüdisser.Ein erfolgreiches Bestreben –auch wenn man sich längst nicht inallen Belangen einig ist. Etwa bei derin Vorarlberg seit so vielen Jahren diskutiertengemeinsamen «Vorarlberg-Card». Obwohl mit den BundesländernTirol und Salzburg gleich zweiVorbilder für eine DestinationenübergreifendeLösung existieren,scheint das Thema im «Ländle» inweite Ferne gerückt. Landesrat Rüdisser,klarerBefürworter der «Vorarlberg-Card»,will das letzte Wort abernoch nicht gesprochen haben. «EineVorarlberg-Karte ist im Interesse desSkisports – und würde einen kräftigenImpuls für den Tourismus ermöglichen.»Bisherige Stolpersteine – etwaPreis, Technik und Verrechnung –sind aber längst nicht überwunden.Das weiss auch SeilbahnsprecherBeck: «Es ist schlicht und einfach so:Wenn man etwas gemeinsam machenwill, muss man sich auch gemeinsameinig werden.» Inzwischenhat sich mit dem 3-Täler-Pass aberlängst eine Alternative zur «Vorarlberg-Card»etabliert.Saisonkarte für 570 FrankenKnapp 80 Prozent der Skigebiete inVorarlberg werden vondieser Saisonkartefür rund 570 Franken abgedeckt.Undmit 26 000 verkauften Pässenin der vergangenen Saison übertrifftdas Produkt sogar die Erwartungender Anbieter. «Wir gehen davonaus, dass wir heuer nochmals 20 Prozentmehr verkaufen», erklärt Beck.Wasfehlt, sind Big Player wie die SilvrettaNova im Montafon oder derArlberg. wo mit dem 3-Täler-Pass bereitsvergünstigte Tagestickets erworbenwerden können.BregenzerwaldMit 29 Liften und Bahnen sowie109 Pistenkilometern ist die VerbindungMellau–Damüls dasgrösste Skigebiet der beliebtenVorarlberg UrlaubsdestinationBregenzerwald. Eine Besonderheitin der neuen Saison: Die«Skimovie-Strecke». Die Fahrtsowie die gefahrene Zeit auf derausgewiesenen Riesentorlauf-Strecke wird auf Video aufgezeichnet– und steht anschliessendkostenlos unter Angabe derSkipassnummer auf dem Online-Portal des Skigebiets <strong>zum</strong> Abrufbereit.3-Täler-PassEine Skikarte für ganz Vorarlbergscheint – so lässt es die aktuelleDiskussion der Seilbahnbetreiber<strong>zum</strong>indest erahnen – in weiteFerne gerückt. Mit dem 3-Täler-Pass positioniert sich aber <strong>zum</strong>indesteine attraktive Alternative.Aktuell werden damit 41 Skigebieteund 638 Pistenkilometerin Vorarlberg abgedeckt. Mit denRegionen Arlberg und Kleinwalsertalsowie Teilen des Montafonsfehlen aber drei Destinationen fürWintersport-Begeisterte.Facts Skigebiete: 41inganz Vorarlberg Saisonkarte Erwachsene: 570 Fr. Saisonkarte Senioren: 485 Fr. Saisonkarte Kinder: 50–375 Fr. 194 Bahnen und Lifte, 638 kmPisteKleinwalsertalDas Kleinwalsertal geniesst eineSonderstellung. Geographisch alsauch politisch zählt das entlegeneTalzuVorarlberg – ist über herkömmlicheStrassenwege jedochnur über Deutschland erreichbar.Als Tourismus-Hochburg erfreutsich die Skiregion mit seinen128 Kilometern Piste vor allem beideutschen Touristen entsprechendhoher Beliebtheit. AuchLangläufer kommen mit 45 KilometernLoipe auf ihre Kosten.Facts Skigebiete: Au/Schoppernau,Warth–Schröcken, Mellau–Damüls,Egg–Schetteregg, Andelsbuch–Bezau Tagespreise Erwachsene: 37–48 Fr. Tagespreise Senioren: 32–45 Fr. Tagespreise Kinder: 21–28 Fr. Skigebiet: 92 Lifte undSeilbahnen, 272 Kilometer Piste Saison: 6. Dezember–22. April 2014BrandnertalBesonders Familien stehen im biszu 2000 Meter hoch gelegenenSkigebiet im Mittelpunkt. Undüber Schneesicherheit müssensich diese beim Planen desUrlaubs keine Sorgen machen:80 Prozent der Pisten werdenbeschneit. Mit der so genannten«Einführungsrunde» bietet dieSkischule Brandnertal den Gästenjeden Sonntag die Möglichkeit,das 55 Kilometer grosse Skigebietaus erster Hand kennenzulernen.Mit vier Rodelbahnen wartet dasBrandnertal auch mit einer spassigenSki-Alternative auf.MontafonDas Montafon wurde 2012 vomADAC SkiGuide <strong>zum</strong> «Aufsteigerdes Jahres» gekürt. Und mit der«Hochjoch Totale» verfügt dasSkigebiet über die längste TalabfahrtVorarlbergs (1700 Höhenmeter).Rund 90 Prozent der Pistenwerden beschneit, als einzigesSkigebiet in der Region verfügtder Golm über ausschliesslichkuppelbare Gondel- sowieVierer- und Sechsersesselbahnen.Mit Snowboardcrossbewerben istder Weltcup Montafon auch imFIS-Kalender zu finden.Facts Tagespreise Erwachsene: 52 Fr. Tagespreise Senioren: 40 Fr. Tagespreise Kinder: 19 Fr. Skigebiet: 47 Lifte undSeilbahnen, 128 Kilometer PisteSaison 1. Dezember bis 1. Mai 2014ArlbergDas grösste und teuerste Skigebietin Vorarlberg ist zugleichbevorzugte Winterdestinationzahlreicher europäischer Adelshäuserund Prominenter. Und dasist nicht dem Zufall geschuldet.Das Skigebiet Lech-Zürs wurde inden erlesenen Kreis «Best oftheAlps» aufgenommen und wirdvon unabhängigen Reiseportalenzu den schönsten Skigebieten derWelt gezählt. Neben dem beeindruckendenPanorama ist esvorallem die ausgezeichnete Infrastruktur,die die Wintersport-Destination auszeichnet.Facts Tagespreise Erwachsene: 48 Fr. Tagespreise Senioren: 46 Fr. Tagespreise Kinder: 31 Fr. Skigebiet: 14 Lifte und Seilbahnen,55 Kilometer Piste Saison: 7. Dezember–6. April 2014Facts Skigebiete: Silvretta Montafon,Golm, Gargellen Tagespreise Erwachsene: 53–56 Fr. Tagespreise Senioren: 48–51 Fr. Tagespreise Kinder: 31–32 Fr. Skigebiet: 61 Lifte und Seilbahnen,218 km Piste Saison: 5. Dezember–21. April 2014Facts Tagespreise Erwachsene: 59 Fr. Tagespreise Senioren: 54 Fr. Tagespreise Kinder: 36 Fr. Skigebiet: 94 Lifte undSeilbahnen, 341 kmPiste Saison: 6. Dezember–27. April 2014Grafik: Ostschweiz am Sonntag/Marion Oberhänsli


1. Dezember 2013Ostschweiz am Sonntag Vorarlberg 47Idee und Medienberatung: <strong>Medienservice</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Gojo</strong> - Publicitas GmbH Vorarlberg,Projektleitung: Andrea Matt, BA, Bregenz, www.gojo.atZauberhaft reichhaltigIn Vorarlberg ist man weniger bodenständig, als es scheint, und setzt das grösste Theater gleich auf dasWasser. Obwohl sie über 200 000 Menschen anzieht, macht eine Mozart-Oper aber auch dann nochkeinen Sommer, wenn sie derart einzigartig daherkommt wie hier.CHRISTA DIETRICH*Die Schriftstellerin VerenaRossbacher wird baldunter dem Titel «Schwätzenund Schlachten» ihrenzweitenRoman nachdem Erfolgsdébut «Verlangen nachDrachen» vorlegen. Nadine Kegele,die dieses Jahr beim Bachmann--Wettbewerb in Klagenfurt Eindruckmachte, schreibt ebenfalls eifrig anNeuem, Wolfgang Mörth ersinnt Textefür das Aktionstheater und HansPlatzgumer hat bereits geschrieben.«Trans-Maghreb» heisst eine Novelle,die in Libyen spielt, und zwar ineinem Containerlager, indem europäischeArbeiter und Ingenieure vonRevolution und Bürgerkrieg auf besondereWeisetangiertwerden. Platzgumerkönnte aufgrund seiner Fähigkeitendie Musik zur Bühnenversiondieses Textes auch selbst verfassthaben, sie stammt jedoch vom BassistenPeter Herbert. «Trans-Maghreb»ist jedenfalls einer der überraschendenProgrammpunkte imFestspielsommer 2014. DieUraufführungfindet am 21. August statt undbietet sozusagen eine Klammer zwischenden Festspielprojekten unddem Geschehen unterm Jahr, wennder Kulturkalender durchaus reich anMusiktheaterproduktionen ist.Dazu zählen nicht nur Verdis «Rigoletto»,eine Oper, die das Landestheaterim Februar gemeinsam mitdem Symphonieorchester Vorarlbergrealisiert, sondern auch «Alcina» vonHändel, ein Märchen, dem die österreichischeBand «Naked Lunch» imMärz einiges an Barockem nimmtund durch Pop ersetzt. Nachdem dasauf hohem Niveau geschieht, stehtauch das Landeskonservatorium mitseinen besten Kräften und dem DirigentenBenjamin Lack zur Seite. Diesemkommt auch im Sommer einewichtige Aufgabe zu, wenn er denFestspielchor für die Aufführung vonBrittens «War Requiem» zu schulenhat. Mit seiner pazifistischen Botschafthat esIntendant David Pountneyam 28. Juli, dem 100. Jahrestagdes Ausbruchs des Ersten Weltkrieges,angesetzt.Über 200000 BesucherTrotzaller poesievollen Aspekte erzähltauch Mozarts 1791 uraufgeführteOper «Die Zauberflöte» mit demLibretto von Schikaneder von derÜberwindung der Machtstrukturen.Dass weder die Königin der Nachtnoch Sarastro taugliche gesellschaftlicheKonzepte vertreten, machtePountney in seiner Inszenierungdeutlich. Das Bühnenbild von JohanEngels mit den drei rund 20 Meterhohen Drachenhunden und einerdrehbaren Dschungelwelt erwies sichin diesem Sommer als spektakulärund unwiderstehlich anziehend.Über 200 000 Besucher wurden in denausverkauften Vorstellungen gezählt.Der Vorverkauf für die Wiederaufnahmeder Produktion läuft so gut,dass für das kommende Jahr 28 Vorstellungenangesetzt wurden. Füreine 29., mit der man am absolutenLimit wäre, haben die Wiener Symphonikerbereits eine Anfrage ausBregenz auf dem Tisch. Das Orchesterbestreitet auch die Produktion imFestspielhaus, hat demnächst alsodie Partitur zur Oper «Geschichtenaus dem Wiener Wald» vorliegen.Das Auftragswerk anden österreichischenKomponisten HK Gruberbeschliesst eine Ur- und Erstaufführungsserie,diePountney im Jahr 2010mit «DiePassagierin» vonWeinberginGang setzte, die von der Begegnungeiner Auschwitz-Überlebenden mitihrer ehemaligen Peinigerin erzählt.Ödön von Horváths 1931 uraufgeführte«Geschichten aus dem WienerWald» spielen in der Zeit des aufkeimendenFaschismus und entlarvendie Doppelbödigkeit der vielzitiertenWiener Gemütlichkeit. Eine musikalischeUmsetzung in der Art der «Dreigroschenoper»hätte sich der Autorselbst gut vorstellen können. Es kamnicht dazu, die Intellektuellen verliessenNazi-Deutschland, Horváth selbstentkam nach Paris, verunglückte dortaber bei einem Sturm. Der gleichnamigeWalzer von Johann Straussspiele auch in seiner Partitur einekleine Rolle, bestätigt Gruber, der inseiner tonalen Sprache Tragik, aberauch Komik und Skurrilität bedienenwill. Wasfür ein grossartiger Satirikerer zudem ist, bewies er vor einigerZeit mit der Oper «Gloria von Jaxtberg»,inder sich ein Schwein ausgerechnetin einen Metzger verliebt. DieVerspottung einer kleinkariertenGeisteshaltung verbindet den Jodlermit Jazz, Blues und Klangballungeneines Wagners und kommt ins BregenzerKornmarkttheater.Übrigens: Wer angibt, sich vonBeckett und der Bibel inspirieren zulassen, muss einigermassen überdrehtsein oder einfach nur riesigePuppen ebenso perfekt führen könnenwie die ganz kleinen. MarkDown, der einige Gestalten auf der«Zauberflöten»-Bühne bewegt, beweistmit seiner Kompanie «BlindSummit», dass der Massstab keineRollespielt, wenn es um grosse Kunstgeht, die er auch auf einer kleinenBühne mit «The Table» zeigt. Damitwären wir bei einer der vielen zusätzlichenProduktionen der nächstenFestspiele und gedanklich auch bei«Homunculus», einem frechen Figurentheaterfestivalin Hohenems, mitdem der Sommer beginnt, der frühestensbeim musikalischen und literarischenWalserherbst enden darf.*Christa Dietrich ist Leiterin des RessortsKultur bei den «Vorarlberger Nachrichten».Bild: Bregenzer Festspiele/ralphlarmann.comMehr als 200000 Besucher sahen 2013 die Zauberflöte auf der Seebühne.Die Höhepunkte des Vorarlberger Kulturjahres 2014BurgspieleLautmalereiin derRuineWas in der Gesellschaftschiefläuft, das wussteAristophanes schon vorrund 2500 Jahren so exaktzu benennen, dass seineStücke immer noch gültigsind. Wie man die Gesellschaftbzw. eine ganzeRegion am besten in eineMusiktheaterproduktioneinbindet, das hat derKomponist Gerold Amannbereits mit einigen seinerWerke gezeigt. Mit demProjekt «DieVögel» werdendie Burgspiele inder RuineJagdberg über Schlins wiederbelebt.Eine Hundertschaftvon Amateuren beschäftigtsich bereits unterAnleitung von Profis miteiner Partitur, die ab 3. Julinur mit Lautmalerei dieEntblössung von Machtstrukturenauf den Punktbringt.LandestheaterRaus aufdieFreiluftbühneMit «One tomake her happy»wurde Marcus Nigsch,alias Marque,<strong>zum</strong> Star.Fürdas Vorarlberger Landestheaterhat erdie «GefährlichenLiebschaften» vonChoderlos de Laclos so inTöne gesetzt, dass ein weitererAuftrag folgte.«Dasgrosse Welttheater»von Calderon de la Barcawird esnun sein. Ende Maihat das Stück vom Lebenund der Moral Premiereund dazu zieht man rausaus dem Haus.Die Architekten Cukrowiczund Nachbaur bauenfür einen Platz inBildsteinbereits die Freiluftbühne.PhilosophicumErst Denker,dann SportlerBevor amArlberg die Pistenfreigegeben werden,wird der Geist aktiviert. EinerInitiative des SchriftstellersMichael Köhlmeierund des Philosophen KonradPaul Liessmann ist eszu verdanken, dass in Lechdie Denker tagen. Was imSommer 1997 mit «Faszinationdes Bösen» begann,hat sich insofern <strong>zum</strong> Gutengewendet, als hier beigrossem Zuspruch brennendeFragen der Zeit erörtertwerden. Warenjüngst auch Tiere bzw. derMensch und seine NaturThema, so referierten heuerWissenschafter über dasIch. Vom 17. bis 21. September2014 heisst es«Schuld und Sühne. Nachdem Ende der Verantwortung».SpielbodenTanz-ist-Festival,AktionstheaterDer Dornbirner Spielbodenist eines der bestenBeispiele für die Öffnungder Kultur in den frühen1980er-Jahren. Wenn PeterHörburger 2014 die Leitungübernimmt, werden einigeKonstanten bleiben. Dazuzählt das Tanz-ist-Festivalunter Günter Marinelli, zudem Mitte Juni Künstleraus Indien anreisen. Dazuzählt aber auch das Aktionstheaterunter MartinGruber, das gerade in diesenTagen ein Projekt zuden Themen Angst undGlück realisiert und sichmit seiner eigenwilligenBühnensprache jeweils imRahmen des Festivals «BregenzerFrühling» und imSpielboden-Herbst etablierthat.FrauenmuseumOhneesfehltetwasDass Susi Weigel (1914–1990) vieleJahreinBludenzlebte, haben die meistenihrer Fans,die sich etwa anden Illustrationen zu «DieOmama im Apfelbaum»oder «Das kleine Ich binich» erfreuten, vermutlichgar nicht gewusst. DasFrauenmuseum Hittisauim Bregenzerwald hat dasSchaffen von Weigel sowiejenes von weiteren Künstlerinnen,Wissenschafterinnenoder Politikerinnenetc. gewürdigt. Bis EndeMai 2014 sind in der mehrfachausgezeichneten EinrichtungArbeiten vonAnne-Marie Jehlezusehen.Die Künstlerin, die Rollenbilderthematisierte,wurde1937 in Feldkirch geborenund ist 2000 in Vaduz gestorben.FestivalsMitund ohneBadehoseGegen jegliche Durchhängerin den Uni-Ferien gibtes in Vorarlberg seit Jahrenein probates Mittel. DiePoolbar im Alten Hallenbadin Feldkirch bietet vonAnfang Juli bis Mitte Augustnämlich nicht nurKonzerte und Theater,sondernauch Erhellendes inSachen Architektur undDesign. Badehose ist dafürkeine nötig.Diekann man beim Szene-Open-Airam AltenRhein in Lustenau allerdingsgut brauchen. Fürden Sprung ins kühlendeNass, wenn es einmal zuheiss wird. Vom31. Juli bis2. August soll es so weitsein. Cryssis haben sich jedenfallsschon angesagt.KunsthausRichardPrinceund JeffWallDer mexikanische KünstlerGabriel Orozco brachteheuer einen Wal mit nachBregenz. Und nicht nurdas,für das Kunsthaus entstandeigens eine Autoskulptur.Richard Princebeschäftigt sich ebenfallsmit der Art, zu leben undsich fortzubewegen. In derSommerausstellung 2014werden neue Arbeiten desAmerikaners zu sehen sein.Mitseinen Cars ist dabei zurechnen. Das Automobilund seine Bedeutung spieltauch in den Arbeiten desberühmten Kanadiers JeffWall eine grosse Rolle. Mitihm kommt ein weiterermoderner Meister nachVorarlberg. www.landestheater.org www.kunsthaus-bregenz.at www.burgspieleschlins.at www.philosophicum.com www.spielboden.at www.frauenmuseum.at www.poolbar.at www.szeneopenair.at


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1. Dezember 2013Ostschweiz am Sonntag Vorarlberg 49Idee und Medienberatung: <strong>Medienservice</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Gojo</strong> - Publicitas GmbH Vorarlberg,Projektleitung: Andrea Matt, BA, Bregenz, www.gojo.atRestauranttipsttipsVonLochau bis LechRestaurant MangoldDas «Mangold» von Michael Schwarzenbacherist seit Jahren unangefochteneines der Vorarlberger Spitzenrestaurantsund hat dazu ein besondersangenehmes Ambiente.A-6911 Lochau, Pfänderstrasse 3Tel. +43 5574 42431www.restaurant-mangold.atGeöffnet Mibis So FreigeistDie Beiz von Jan Lucas Härle könnteauch «Zeitgeist» heissen, so voll ist sieimmer. Wegen der Produktfrische istdie Karte klein, deshalb Reservierungdringendst angeraten!Bild: Markus GmeinerJan Lucas Härle vom «Freigeist» legt Hand an. In Vorarlberg drängt eine Generation von jungen Köchen nach und lockt immer mehr Schweizer Gäste nach Vorarlberg.Vonder Bauernküchezur GourmandiseWer aufmerksam durch das gastronomische Vorarlberg streift, wird schnellfeststellen, dass das Ländle eine hohe Dichte erstklassiger Restaurants bietet.KURT BRACHARZ*Auf seinem Weg nachItalien notierte JohannWolfgang von Goethe1788 in Feldkirch: «DieDurchreisenden findenallhie guten Einkehr und werden vonder guten, zahmen und wilden Federprachtund schönen Früchtentractiert und mit gutem Trunk versehen,welches alles im Land wächstund zu bekommen ist.»Im Arlberggebiet oder im Bregenzerwaldwäre dem deutschen Dichterfürstendas damals so nicht in denSinn gekommen, denn die Bergbauernlebten jahrhundertelang untereinfachsten Bedingungen. Bauernkostwar Mus, an dessen Verzehr sichbeteiligte,wer einen Löffel hatte.Messerund Gabel brauchte die Landbevölkerungkaum, weil Fleisch seltenauf den Tisch kam. Muse aus Mehlund Milch waren die Hauptnahrungaller Älpler.Das Muswar im Laufe derZeit aus Suppe entstanden und wurde<strong>zum</strong> Mehlbrei, der nach der Ausbreitungdes amerikanischen Maises inEuropa zu Riebel und Polenta überleitete.Das alemannische Vorarlbergnahm Einflüsse aus Tirol, Bayern,Schwaben und der Schweiz auf. Mankann historisch verfolgen, wie um1650 die Bregenzerwälder von denSchweizern das Fettkäsen erlerntenoder wie der Mais Ende des 17. Jahrhundertsvon Norditalien über dieSchweiz nach Hohenems kam. DasRezept für das Schwoazamus brachtenTirolerFlösser aus Schwaz mit, dieTiroler Knödel kamen über Galtür insMontafon, der Germteig stammt ausBayern, die Spätzle aus dem Schwabenland.Käsknöpfle und RiebelDas heutige «Signature Dish» derVorarlberger Küche, die Kässpätzleoder -knöpfle, kommt in den beiden«Man nehme eine grossePortion Vorarlberg undgeniesse.»Eckart WitzigmannJahrhundertkochKäsknöpfle Ein Rezept aus dem Jahr 1892Aus 1 ⁄ 2 kg Mehl und etwas Wasser miteinem Ei und Salz macht man einenTeig, drückt ihn durch die Knöpfleformin siedendes Wasser. Schwimmen dieKnöpfle auf dem Wasser, werden siemit der Schaumkelle herausgenommen,mit kaltem Wasser abgeschwenkt, indie Schüssel gegeben und mit feingeschnittenemalten Käse bestreut.Zum Schluss werden sie abgeschmälzt.Je heisser sie auf den Tisch gebrachtwerden, desto schmackhafter sind sie.Man stelle sie zugedeckt ins heisseRohr, damit der Käse vergeht. Mannimmt ambesten rässen Alpkäse oderalten sauren Käse.Vorarlberger Kochbüchern von AnnaWehinger (1891) und Fanni Amann(1931) nicht oder nur beiläufig vor,entweder weil sich die Autorinnendachten, es wisse in Vorarlberg ohnehinjeder, wie man Kässpätzle oderRiebel zubereite,oder aber sie geniertensich ein wenig ob dieser «Armenküche»–Wehingergab Kurse an einervon Dornbirner Textilfabrikantengegründeten Koch- und Haushaltungsschulefür Fabrikarbeiterinnen,Amann war eine erfolgreiche Pensionswirtin.Anderseits wird auch derheute von den Gästen meistgefragteBodenseefisch, der Flussbarsch (Egli,Kretzer) in beiden Kochbüchernüberhauptnicht erwähnt. Eine echte VorarlbergerSpezialität scheinen übrigensKutteln zu sein, die in der Pfannemit Zwiebeln und Kümmel knuspriggeröstet werden; diese Zubereitungsartist in Frankreich, Italien und derSchweiz unbekannt.Austern und HausmannskostEs war der Tourismus, der nachdem Zweiten Weltkrieg zu radikalenVeränderungen in den WirtshausundHotelküchen führte und heuteFestspiel- und Messestädte wie Bregenzund Dornbirn und Wintersportortewie Lech und Zürs zu den Hochgebietender Vorarlberger Gastronomiegemacht hat. Nirgendwo sonstdrängen sich auf so engem Raumso viele Gault-Millau-Haubenrestaurantswie in Lech. Aber nicht nurdort,sondern auch in kleinen Orten wieBraz oder Lochau kann man heute beiden richtigen Adressen Tauben, Gillardeau-Austernoder Wagyu-Beef essen,auch wenn derzeit eher wiederRegionales und Hausmannskost angesagtsind. Kässpätzlebekommt manin allen Gasthäusern, der Versuch,auch Riebel anzubieten, ist hingegengescheitert, werihn gerne isst, tut dasnach wie vor zuHause. InLech undZürs forciert man die Walserküche,die viel mit Käse arbeitet. Räumlichweiter verteilt als am Arlberg sinderstklassige Wirtshäuser und Hotelrestaurantsim Bregenzerwald und imMontafon, aber natürlich auch imRheintal. Spitzenküche ist heute ambesten mit einem Hotelbetrieb imHintergrund realisierbar;dafür bietensich am Arlbergdie besten Voraussetzungen,mangelt es hier doch nicht an«Die VorarlbergerRestaurants sind immerund zu jedem Anlasseinen Besuch wert.»Alfred Bercherehemaliger ChefredakteurGuide Michelin D+AGästen, welche die Keller voll alterBordeaux-Jahrgänge zu schätzen wissen,so dass Goethe heute mit mehrGrund als damals fortfahren könnte:«Derohalben neben gutem Trankauch gute Ansprach oder Conversationallda zu finden.»*Kurt Bracharz ist freier Schriftsteller undlangjähriger Gastrokritiker.Buchtip: Mein Appetit-Lexikon; HaymonRiebel Der Versuch eines BasisrezeptsRiebel kann mit Weizengriess, Maisgriess,Rheintaler Riebelmehl, Maismehloder frisch gemahlenem Mais zubereitetwerden. Auch die empfohlenenMilch- und Butterschmalzmengen variieren.Im Prinzip wird Weizen- oder/und Maisgriess ineine gesalzene Milch-Wasser-Mischung eingekocht und wiederabgekühlt. Diese Masse wird ineiner Bratpfanne in Butterschmalzgebraten, wobei sie eine gute Stundelang gerührt, gewendet und zerstossenwird, bis der Riebel goldgelb und bröseliggeworden ist. Bei eingebranntemRiebel wird das Milchwasser allmählichhinzugefügt.A-6890 Lustenau, Raiffeisenstrasse 2Tel. +43 699 11049508, www.<strong>zum</strong>freigeist.atGeöffnet Dibis Sa St’IllDenise Amann hat erfolgreich in Wiengekocht, ist inihre Heimat zurückgekehrtund hat dieses kleine Restaurantan der Ill eröffnet. «Raffiniert» istdas beste Wort für ihre Würzungen.A-6800 Feldkirch, Vorstadt 12,Tel. +43680 4012411,www.restaurant-still.atGeöffnet Dibis SaGasthof AdlerAuch im Bregenzerwald können provençalischeFischsuppe oder Kaninchen-SaltimboccaHighlights derSpeisekarte sein. Eine weitere Spezialitätvon Engelbert Kaufmann sindInnereien.Hof 15, 6867 SchwarzenbergTel. +43 5512 2966,www.adler-schwarzenberg.atGeöffnet Mibis SoHagen’sIm gut eingerichteten Gastraum gibt’sbeste Metzgerei-Qualität vom gebratenenLeberkäse mit Spiegelei über dasCordon bleu vom Schwein bis zu dryaged Prime Cuts vom Alpenrind.Hagen’s Dorfmetzgerei &Imbiss6764 LechTel. +43 5583 2303www.hagens.atGeöffnet Mobis Sa


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