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Sexuell grenzverletzende Kinder? - Violetta

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Herzlich willkommen !<strong>Sexuell</strong>e Grenzverletzungen zwischen<strong>Kinder</strong>nDr. Peter MosserDipl.-PsychologeBeratungsstelle Kibs, MünchenHannover, 10.06.2013Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16k ontakt-,i nformations- undb eratungsstellefür männliche Opfer sexueller Gewalt


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Mosser, P. (2012). <strong>Sexuell</strong> <strong>grenzverletzende</strong> <strong>Kinder</strong> –Praxisansätze und ihre empirischen Grundlagen. EineExpertise für das InformationszentrumKindesmisshandlung/Kindesvernachlässigung (IzKK)http://www.dji.de/izkk/IzKK_Mosser_Expertise.pdf


Programm1. Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir von sexuell<strong>grenzverletzende</strong>m Verhalten von <strong>Kinder</strong>n sprechen?2. Warum machen die das?3. Und was ist mit den Opfern?4. Was ist zu tun?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Programm1. Von wem sprechen wir eigentlich, wenn wir vonsexuell <strong>grenzverletzende</strong>n <strong>Kinder</strong>n sprechen?2. Warum machen die das?3. Und was ist mit den Opfern?4. Was ist zu tun?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Im <strong>Kinder</strong>garten spielen die <strong>Kinder</strong>„Mädchen ärgern Jungen“. Dabeiversuchen die Mädchen, die Jungen zuküssen.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


11-jähriger geistig behinderter Jungeläuft jeden Morgen im Schlafanzug miterigiertem Penis durch die Wohngruppe.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


5-jährige Mädchen benutzenSchimpfwörter wie „Nutte“, „Fotze“,„Ficker“, „Wichser“, etc.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Ein 4-jähriger Junge zeigt einemgleichaltrigen Jungen, wie „Pimmellutschen“ geht, indem er ihn auffordert,seinen Penis in den Mund zu nehmen.Danach fordert er ihn auf, niemandemetwas davon zu erzählen.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


7-Jähriger fordert seine geistigbehinderte 10-jährige Schwester auf, mitder Hand an seinem Penis zu spielen.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


6-jähriger Junge führt beimDoktorspielen im <strong>Kinder</strong>gartenKnetmasse in die Scheide eines 5-jährigen Mädchens einKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


3-jähriges Mädchen legt sich in derBauecke im <strong>Kinder</strong>garten auf einengleichaltrigen Jungen und macht dabeimerkwürdige Stöhngeräusche.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Zwei 5-jährige Mädchen wollen auf derToilette des <strong>Kinder</strong>gartens immer wiederdas „Pipi“ eines 4-jährigen Jungenangucken.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


12-jähriger Rollstuhlfahrer schickt einemgleichaltrigen Mädchen Nacktbilder vonsich, weil er in sie verliebt ist.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


5-jähriger Junge, der neu in den<strong>Kinder</strong>garten gekommen ist, folgtbereitwillig der Einladung zumDoktorspielen und zieht sich vor dreianderen <strong>Kinder</strong>n aus.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Im <strong>Kinder</strong>garten spielen die <strong>Kinder</strong>„Jungen ärgern Mädchen“. Dabeiversuchen die Jungen, die Mädchen zuküssen.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


11-jähriges geistig behindertes Mädchenläuft jeden Morgen mit nacktemOberkörper durch die Wohngruppe.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


5-jährige Jungen benutzenSchimpfwörter wie „Ficker“, „Wichser“,„ Nutte“, „Fotze“, etc.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Ein 4-jähriger Junge zeigt einemgleichaltrigen Mädchen, wie „Pimmellutschen“ geht, indem er sie auffordert,seinen Penis in den Mund zu nehmen.Danach fordert er sie auf, niemandemetwas davon zu erzählen.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


7-Jährige fordert ihren geistigbehinderten 10-jährigen Bruder auf, mitder Hand an ihrer Scheide zu spielen.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


6-jähriges Mädchen führt beimDoktorspielen im <strong>Kinder</strong>gartenKnetmasse in den After eines 5-jährigenJungen einKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


3-jähriger Junge legt sich in der Baueckeim <strong>Kinder</strong>garten auf gleichaltrigesMädchen und macht dabei merkwürdigeStöhngeräusche.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Zwei 5-jährige Jungen wollen auf derToilette des <strong>Kinder</strong>gartens immer wieder„die Muschi“ eines 4-jährigen Mädchensangucken.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


12-jährige Rollstuhlfahrerin schickteinem gleichaltrigem Jungen Nacktbildervon sich, weil sie in ihn verliebt ist.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


5-jähriges Mädchen, das neu in den<strong>Kinder</strong>garten gekommen ist, folgtbereitwillig der Einladung zumDoktorspielen und zieht sich vor dreianderen <strong>Kinder</strong>n aus.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Was verstehen Sie unter „Doktorspielen“?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


InformationWas?Wie oft?Wiereagiert?Kommunikation (… z.B. um eigeneWahrnehmungsmuster zu hinterfragen.)Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16K i n d e s w o h l g e f ä h r d u n gSinguläresVorkommnisChronifiziertesVerhaltensmuster alsTeil einer psychischenStörungenVerhaltenPerson


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Terminologie• Minderjährige Sexualstraftäter?• <strong>Sexuell</strong> auffällige <strong>Kinder</strong>?• <strong>Sexuell</strong> <strong>grenzverletzende</strong> <strong>Kinder</strong>?• <strong>Sexuell</strong> übergriffige <strong>Kinder</strong>?• <strong>Sexuell</strong> aggressive <strong>Kinder</strong>?• <strong>Kinder</strong> mit sexuellen Verhaltensproblemen?


Was ist normal?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Was ist normal?• Moralische Normen• Gesundheitliche Normen• Entwicklungsnormen• Häufigkeit des Auftretens bestimmter VerhaltensweisenHohe Variabilität kindlichen sexuellen Verhaltens inverschiedenen Entwicklungsphasen


„Normal“: aus den Bereichen Medizin, Psychologie undEntwicklungspsychologie.Abweichungen werden als „pathologisch“ oder „abnormal“bezeichnet. Dabei geht es um eine Störung des natürlichen odernormalen kindlichen Entwicklungsprozesses.„Normativ“ oder „Angemessen“: aus den Bereichen Soziologie,Sozialarbeit, Justizsystem.Damit ist die Norm innerhalb einer Gesellschaft, Kultur oderGruppe gemeint. Abweichungen werden hier als „deviant“ oder„kriminell“ bezeichnet.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Kindliche SexualitätHäufige Verhaltensweisen:Körperkontakt suchen und auf Körperkontaktreagieren.Lindblad et al. (1995)


Kindliche SexualitätVersucht andere <strong>Kinder</strong> auszuziehenZeigt anderen <strong>Kinder</strong>n häufig eigene GenitalienImitiert mit Puppen GeschlechtsverkehrImitiert mit <strong>Kinder</strong>n häufig sex. HandlungenSpielt häufig Doktor-SpieleHat ein- oder zweimal Genitalien gemalt1,1 % (m/w)1,1 (w) 9,5 (m)0,0 (m/w)0,0 (w) 1,1(m)13,5 (w) 10,5 (m)3,4 (w) 8,4 (m)Larsson & Svedin (2002)Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Kindliche SexualitätBei Jungen gar nicht beobachtete Verhaltensweisen:• Eigenen Körper an Personen oder Objekten reiben• Mit Objekten masturbieren• Versuch, die Genitalien einer Frau zu berühren• Versuch, die Genitalien eines Mannes zu berühren• Versuch, einen Erwachsenen dazu zu bringen, die eigenenGenitalien zu berührenLarsson & Svedin (2002)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Kindliche SexualitätEltern berichten signifikant mehr sexuelleVerhaltensweisen ihrer <strong>Kinder</strong> alsErzieherinnen in <strong>Kinder</strong>tagesstätten.Signifikante Geschlechtsunterschiede nur im Bereich der<strong>Kinder</strong>tagesbetreuung (Jungen zeigen mehr sexuellesVerhalten als Mädchen)Larsson & Svedin (2002)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Kindliche SexualitätOrale, anale oder vaginale Penetration (oder auchnur der entsprechende Versuch) werden in denStudien zu kindlichem sexuellen Verhaltendurchwegs praktisch nicht beobachtet.


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Praktizieren von Erwachsenensexualität„Das Praktizieren von vaginalem, oralem oder analemGeschlechtsverkehr schadet den beteiligten <strong>Kinder</strong>n, weildie eigene Qualität der kindlichen Sexualität als sinnlichesErleben damit eingeschränkt oder sogar beendet wird.“(Freund & Riedel-Breidenstein, 2004, S. 26)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Was ist normal?Faktoren, die eine Orientierung geben über missbräuchlichenCharakter des Verhaltens:• Altersdifferenz (3 Jahre Differenz oder mehr sind prinzipiellkritisch zu betrachten)• Unterschiede im Entwicklungsalter: Ist eines der <strong>Kinder</strong>entwicklungsverzögert?• Unterschiede in der körperlichen Größe, Stärke• Unterschiede im Status: Welche Rolle haben die beteiligten<strong>Kinder</strong> in der Gruppe?• Art der sexuellen Handlung• Dynamik des sexuellen Spiels Gil (1993)


Normales sexuelles Spiel:Motiv: Neugierde.Beziehung der Beteiligten: Wechselseitiges Interesse und Einverständnis.Gezeigter Affekt: „Blödeln“ oder „Spaß haben“.Verhalten: Betrachten und berühren.Missbräuchliches sexuelles Spiel:Motiv: Zwang, schikanieren, einschüchtern.Beziehung der Beteiligten: Machtgefälle.Gezeigter Affekt: Angst, Scham und Unbehagen.Verhalten: Reinszenierung erwachsener sexueller Handlungen = „Sexhaben“.Crisci & Brown (zit. nach Kikuchi, 1995) (S.9)Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Kontinuum sexuellen VerhaltensAffekte?Wechselseitigkeit?Kontrolle?Art d. sex. Handlung?NormalessexuellesSpiel<strong>Sexuell</strong>reaktivesVerhaltenausgedehnteswechselseitigessex. Verhalten<strong>Sexuell</strong>eMisshandlungenJohnson & Feldmeth (1993)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Allgemein beinhaltenabnorme/missbräuchliche sexuelleVerhaltensweisen folgendes:• Zwang• Bedrohung• Aggression• Geheimhaltung oder• je nach Entwicklungsgrad unangemessene sexuelleHandlungen oder• MachtgefälleCunningham & Mc Farlane (1991, 1996),


Kategorien sexuellen Verhaltens undInterventionsebenen1. Entwicklungsgemäßes sex. Verhalten: z.B.„Doktorspiele“2. Notwendigkeit einer erwachsenen Reaktion: z.B.„sexuell explizite Sprache“3. Korrektur kindlichen Verhaltens empfohlen: z.B.Berührung der Genitalien anderer Menschen4. Prinzipiell problematisches Verhalten, regelhaftInterventionen notwendig: z.B. orale, anale,vaginale PenetrationRyan (2000)Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Informed consent“ (wissentliche Zustimmung) ist wichtig, umFreiwilligkeit zu analysieren. Diese beinhaltet• Verstehen des Vorschlags – abhängig von Alter, Reife,Entwicklungsstand, Kompetenz und Erfahrung• Wissen über gesellschaftliche Standards im Zusammenhang mit dem,was vorgeschlagen wird.• Einschätzung bezüglich möglicher Konsequenzen undAlternativen• Annahme, dass Zustimmung und Ablehnung in gleicher Weiserespektiert werden.• willentliche Entscheidung, ausreichende kognitive KompetenzKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Gil (1993)


Programm1. Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir von sexuell<strong>grenzverletzende</strong>m Verhalten von <strong>Kinder</strong>n sprechen?2. Warum machen die das?3. Und was ist mit den Opfern?4. Was ist zu tun?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Warum machen die das?• Eigene sexuelle Missbrauchserfahrungen• Andere Misshandlungserfahrungen• Life events (Scheidung der Eltern, Tod nahe stehenderPersonen,...)• Familiäre Situation• Medien• Geschlecht und Alter als relevante Variablen (je jüngerdie <strong>Kinder</strong>, desto höher der Mädchenanteil)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Medien• Beaufsichtigung durch Eltern?• Ausmaß an Pornographie im Internet als „Spiegel derGesellschaft“? Wird Pornographie angesichts ihrerständigen Verfügbarkeit „normaler“?• Wirkung ist mehrdimensional: sexuelle Einstellungen,moralische Werte, <strong>Sexuell</strong>e Grenzüberschreitungen,sexuelle Aktivität


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Warum machen die das?• Ein relevanter Anteil von <strong>Kinder</strong>n, die von sexuellem Missbrauchbetroffen sind, entwickelt sexuell auffälliges Verhalten•Ein relevanter Anteil von <strong>Kinder</strong>n, die sexuell auffälliges Verhaltenzeigen, ist von sexuellem Missbrauch betroffen•Bei vielen <strong>Kinder</strong>n, die sexuell auffälliges Verhalten zeigen, konntein der Vorgeschichte kein sexueller Missbrauch nachgewiesenwerden.•Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen sexuell auffälligemVerhalten und anderen Belastungszeichen


Warum machen die das?Es können auch nicht-sexuelleBelastungsfaktoren zur Entwicklungsexuell <strong>grenzverletzende</strong>n Verhaltens beitragen.Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16<strong>Kinder</strong> mit BehinderungBehinderte <strong>Kinder</strong> werden mit mindestens3fach erhöhter Wahrscheinlichkeit Opfer vonsexuellem Missbrauch als <strong>Kinder</strong> ohneBehinderung.(Sullivan & Knutson, 2000)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16<strong>Kinder</strong> mit Behinderung• Behinderte <strong>Kinder</strong> sind vor allem im <strong>Kinder</strong>garten –undVorschulalter gefährdet, misshandelt zu werden. (Sullivan & Knutson,2000).• Behinderte <strong>Kinder</strong> sind oft fremd untergebracht und daheranfällig für Beziehungsangebote von pädokriminellen Tätern.(Brookhauser et al., 1986)• Täter: Mehr als 50% der untersuchten Täter kamen mit ihrenOpfern durch Behinderteneinrichtungen und –dienste (z.B. auchTransportdienste) in Kontakt (Sobsey, 1992)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Gefährdungen behinderter <strong>Kinder</strong>• Behinderte <strong>Kinder</strong> werden bezüglich ihres sexuellen Verhaltensoft als extrem erachtet – promiskuitiv vs gefühllos.• Sie sind oft isoliert und haben keine Gelegenheit angemessenesoziale Fertigkeiten zu entwickeln• Unsicherheit darüber, was im Bereich des <strong>Sexuell</strong>en alsangemessen vs unangemessen gilt.• Unterdrückung ihrer sexuellen Rechte (Bestrafung vonMasturbation, rigide Trennung der Geschlechter, erzwungeneSterilisation…)


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16<strong>Kinder</strong> mit BehinderungBehinderte <strong>Kinder</strong> sind nicht deshalb sexuell auffällig, weil siebehindert sind, sondern weil sie häufig (sexuell) traumatisiertsind und/oder ungünstige Bedingungen für ihre sexuelleSozialisation vorfinden.


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Sind sexuell auffällige <strong>Kinder</strong> die„Täter von morgen“?Nein...... aber es gibt eine relevante, besonders gefährdete Risikogruppe, dieals solche erkannt werden muss und für die wirksameInterventionen zugänglich gemacht werden müssen....aber sexuelle Auffälligkeiten können ein Hinweis aufKindeswohlgefährdungen und/oder allgemeine klinische Belastungensein, die behandelt werden müssen.


Programm1. Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir von sexuell<strong>grenzverletzende</strong>m Verhalten von <strong>Kinder</strong>n sprechen?2. Warum machen die das?3. Und was ist mit den Opfern?4. Was ist zu tun?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16<strong>Sexuell</strong>e Grenzverletzungendurch <strong>Kinder</strong>„Allebeteiligten<strong>Kinder</strong> sind 4bzw. 5 Jahrealt.“„Haben zu viert dasMädchen festgehaltenund einen Stock inderen Scheideeingeführt.“„Mädchen erzählt d. Muttervon dem Vorfall. Zeigt inder Folge keineAuffälligkeiten.“


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16<strong>Sexuell</strong>e Grenzverletzungendurch <strong>Kinder</strong>•Wer war in welcher Weisewovon betroffen?•Wurde ein Kindüberredet/gezwungenmitzumachen?•Was hat ein Kind gesehen undwie geht es ihm damit?


Hilfen für betroffene <strong>Kinder</strong>1. Beenden der Übergriffe2. Schutz3. Vertrauen (in die Fähigkeit Erwachsener, für einesichere Umgebung zu sorgen)4. Information: Was ist erlaubt – Was ist nicht erlaubt?(Prävention in der Einrichtung, Regeln)5. Diagnostische Abklärung möglicher FolgesymptomeKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Symptome• Schlafstörungen• Einnässen/Einkoten• Ängste• Sozialer Rückzug• sexuelle Auffälligkeiten• Wutausbrüche• Übermäßiges Bindungsverhalten• PTBS-Symptomatik (z.B. dissoziative Symptome,nachspielen; Belastung b. Konfrontation mitHinweisreizen)


Hilfen für betroffene <strong>Kinder</strong>6. Elternberatung („fortlaufende Diagnostik“)7. Beratung der Einrichtung („fortlaufende Diagnostik“)8. Therapeutische Interventionen: Information,Psychoedukation, Prävention (Selbstwahrnehmung,Umgang mit Grenzen,…). Im Bedarfsfalltraumafokussierende MaßnahmenKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


„Ich glaube, er hat gar nicht gemerkt,dass ich das nicht mag.“Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Und was ist mit den Opfern?• <strong>Kinder</strong>, die sexuelle Grenzverletzungen durch andere <strong>Kinder</strong>erfahren, haben ein ebenso hohes Belastungserleben wie <strong>Kinder</strong>,die von Erwachsenen sexuell missbraucht werden.• Folgen können genauso ernsthaft sein [z.B. Scham- undSchuldgefühle, Ängste (vor dem Täter),…]• Folgen sind eher kurzfristig und missbrauchsbezogen und wenigeri.S. langfristiger psychopathologischer Störungen zu verstehen.(Aber: Risiko von Sekundärschädigungen)Sperry & Gilbert (2005)Forschungsbedarf!Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Programm1. Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir von sexuell<strong>grenzverletzende</strong>m Verhalten von <strong>Kinder</strong>n sprechen?2. Warum machen die das?3. Und was ist mit den Opfern?4. Was ist zu tun?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Wir können nur helfen, wenn wirwissen, worum es gehtDiagnostik:• Allg. psychologisch u. psychiatrisch• Erfassung sexueller Verhaltensweisen• Familiäre SituationSystemisch, gegenwartsbezogen,entwicklungssensibelProblem: Erfahren wir alles, was wir wissen sollten?Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Intervention und BehandlungMehrdimensional:• Unmittelbare pädagogische Interventionen im institutionellenKontext (Strohhalm, 2004; Enders, 2012)• Institutionelle Netzwerke zur Koordination von Hilfen (z.B.Hamburger Modellprojekt, 2007 – 2010): Polizei – Jugendamt –spezialisierte Einrichtungen• Therapeutische Hilfen: Einzel-, Gruppen-; systemisch, kognitivverhaltenstherapeutisch,tiefenpsychologisch, bindungsorientiert,…


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16ElternBeratungsstelleKJPKigaKonfliktdynamik durch„Verschleppung“


Wortwahl„<strong>Sexuell</strong>er Missbrauch“…… übersteigerte Reaktionen bei Eltern undFachkräften… Ausgrenzung von „Täterkindern“… weist auf Ernsthaftigkeit des Problems hinAlternativ:„<strong>Sexuell</strong>e Grenzverletzungen“Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Eltern desJungen2Genaue WortwahlLeugnungMutter des Mädchens11. „Hat dasMädchen an dieWand gedrückt undmit seinem FingersägeartigeBewegungen inderen Scheidegemacht.“Kiga2. „Hat sichsexuellübergriffigverhalten.“


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Institutionelle Maßnahmen (nach Enders, 2012)• Unmittelbar reagieren und benennen• Getrennte Befragungen (auch der <strong>Kinder</strong>, die etwasmitansehen mussten)• Dokumentation• Befragung der übergriffigen <strong>Kinder</strong>: „Wer hat dir dasbeigebracht?“ „Wo hast du das schon mal gesehen?“ -Kindeswohlgefährdung?• Keine erhöhte Aufmerksamkeit f. sex. übergriffigesKind (evtl. Delegation an andere Stellen)• Gefühle der betroffenen <strong>Kinder</strong> ernst nehmen


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Institutionelle Maßnahmen (nach Enders, 2012)• Zu starke Reaktionen seitens der Erwachsenenvermeiden• Angemessene Sanktionen für übergriffiges Kind• Keine Entschuldigung einfordern!• Eltern der beteiligten <strong>Kinder</strong> informieren• Aufarbeitung: Elternabende, Umgestaltung vonRäumen, pädagogische Maßnahmen• Übergriffige <strong>Kinder</strong> in der Institution belassen:Zugänglichkeit für pädagogische Interventionen?


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Wie war‘s heuteim<strong>Kinder</strong>garten?Schön war‘s. Der X hatmich nicht gehauen,nicht geschimpft undnicht Arschloch zu mirgesagt.


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Maßnahmen• Betroffenes Kind muss geschützt, aber nichteingeschränkt werden• Übergriffiges Kind muss kontrolliert werden(altersabhängig, abhängig von der Intensität desÜbergriffs):- Z.B. Verbot, Toberaum aufzusuchen- Verbot, sich dem betroffenen Kind zu nähern- Anweisung, sich in der Nähe der Erzieherin aufhalten• Schließen von Toberäumen, Kuschelecken usw…• Maßnahmen müssen für zeitlich überschaubaren Rahmen gültig sein.[zit. nach Freund & Riedel-Breidenstein (2004)]


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Eltern• Eltern der beteiligten <strong>Kinder</strong> müssen informiertwerden.• Eltern des übergriffigen Kindes niemals mit Verdachtauf sexuellen Missbrauch konfrontieren!• Spezialisierte Beratungsstelle kontaktieren![zit. nach Freund & Riedel-Breidenstein (2004)]


Elternverlässtdie OrganisationKindschwererkranktSchwererkranktErst seit 5Tagen imDienstEltern<strong>Kinder</strong>gartenKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16MangelndeRessourcen vonEinrichtungen


Was hilft?Achtung:<strong>Sexuell</strong> <strong>grenzverletzende</strong> <strong>Kinder</strong> müssen andersbehandelt werden als jugendliche oder erwachseneSexualtäter!Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Probleme• Was ist normal? (Zutreffende Identifikation derVerhaltensweisen)• Tabu• Mangelnde Kooperation d. Eltern (Misshandler?)• Mangelnde Behandlungsmotivation (FehlendeStrafmündigkeit!)


Warum sollten wir uns mit sexuell<strong>grenzverletzende</strong>n <strong>Kinder</strong>nbeschäftigen?• Aufdeckung und Beendigung von Kindeswohlgefährdung• Verhinderung von Entwicklungsstörungen und Langzeitfolgen(allg. klinisch und /oder sexuell)• Schutz von <strong>Kinder</strong>n, die durch sexuell <strong>grenzverletzende</strong> <strong>Kinder</strong>gefährdet sind („Epidemien“)• Entwicklung von institutionalisierten PräventionsprogrammenKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16Was ist zu tun?Entwicklung und Förderung integrativer kommunalerKonzepte zum Umgang mit sexuell <strong>grenzverletzende</strong>n<strong>Kinder</strong>n.Kennzeichen:• Spezialisierung/Expertise• Prävention, Information• Etablierung zuverlässiger institutionellerNetzwerke:•Entwicklungssensibilität•Systemische Herangehensweise•Prozessorientierung


Spezialisierung innerhalb kommunaler HilfesystemeKathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16


Vielen Dank für IhreAufmerksamkeit!Kathi-Kobus- Tel.: (089) 23 17 16

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