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iii. mythos – verwandlung und spiel - FONTES - Lesebuch für Latein

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5. OVID <strong>–</strong> METAMORPHOSEN5.1 PROLOG (I, 1<strong>–</strong>4)Ovid bittet die Götter um ihre Gunst <strong>für</strong> sein Werk, die Metamorphosen. In einemcarmen perpetuum, das von der Urzeit bis in seine Gegenwart führt, zeigt der Dichter,dass nichts in der Welt vergeht, alles jedoch in Form <strong>und</strong> Gestalt ständiger Verwandlungunterworfen ist.In nova fert animus mutatas dicere formascorpora. Di, coeptis <strong>–</strong> nam vos mutastis et illas <strong>–</strong>adspirate meis primaque ab origine m<strong>und</strong>iad mea perpetuum deducite tempora carmen!1 animus fert hier ich habe vor <strong>–</strong> ordne animus fert formas mutatas in nova corpora dicere <strong>–</strong>dicere hier besingen <strong>–</strong> 2 di ~ dei <strong>–</strong> coeptum, -i Vorhaben LW <strong>–</strong> mutastis ~ mutavistis <strong>–</strong>et ~ etiam <strong>–</strong> 3 ad-spirare zuhauchen, gewogen sein hier m. Dat. ordne zu meis coeptis <strong>–</strong>4 perpetuus, -a, -um ewigwährend, beständig <strong>–</strong> ordne deducite carmen perpetuum ad meatempora166Allegorisches Relief „Saturnia Tellus“ der „Ara Pacis Augustae“,des Augusteischen Friedensaltars, Rom (entstanden 13<strong>–</strong>9 v. Chr.)Die Ara Pacis ist ein Denkmal Augusteischer Repräsentationskunst, das die vonAugustus nach den Bürgerkriegen neu gestaltete Friedenszeit verherrlichend darstellt.Ovid erlebt diese Zeit in Rom: „ad mea tempora“. (s. Prolog, V. 4)Ähnliche Zustände schildert er in der „aurea aetas“, dem goldenen Zeitalter. (vgl. S. 169)


202530Paulatimque metu dempto modo pectora praebetvirginea palpanda manu, modo cornua sertisimpedienda novis; ausa est quoque regia virgonescia, quem premeret, tergo considere tauri,cum deus a terra siccoque a litore sensimfalsa pedum primis vestigia ponit in <strong>und</strong>is.Inde abit ulterius mediique per aequora pontifert praedam. Pavet haec litusque ablata relictumrespicit et dextra cornum tenet, altera dorsoinposita est: tremulae sinuantur flamine vestes.Iamque deus posita fallacis imagine taurise confessus erat Dictaeaque rura tenebat.19 demere, demo, dempsi, demptum wegnehmen LW <strong>–</strong> metu dempto Abl. abs. <strong>–</strong> virgineus,-a, -um Adj. zu virgo <strong>–</strong> ordne pectora virginea manu palpanda praebet <strong>–</strong> 20 palparestreicheln <strong>–</strong> sertum, -i Kranz, Gewinde <strong>–</strong> 21 impedire hier umwinden <strong>–</strong> 22 nescius, -a, -umnicht ahnend <strong>–</strong> premeret konsekutiv <strong>–</strong> tergo ergänze in tergo <strong>–</strong> considere sich setzen <strong>–</strong>23 siccus, -a, -um trocken LW <strong>–</strong> sensim allmählich <strong>–</strong> 24 vestigia pedum Fußstapfen <strong>–</strong> ordnein primis <strong>und</strong>is <strong>–</strong> 25 ulterius adv. weiter hinaus <strong>–</strong> pontus, -i Meer, hohe See LW <strong>–</strong> ordneper aequora medii ponti <strong>–</strong> 26 pavere, -eo beben, zittern <strong>–</strong> ablata Part. coni. zu haec <strong>–</strong>27 respicere m. Akk. hier zurückblicken auf <strong>–</strong> dextra Abl. instr. <strong>–</strong> cornum ~ cornu hier Akk.Sg. <strong>–</strong> altera Subjektswechsel; ergänze manu <strong>–</strong> dorsum, -i Rücken <strong>–</strong> 28 tremulus, -a, -umzitternd <strong>–</strong> sinuari mediopassiv sich bauschen <strong>–</strong> flamen, -inis n Wind <strong>–</strong> 29 ordne imagine taurifallacis posita Abl. abs. <strong>–</strong> fallax, -acis täuschend LW <strong>–</strong> 30 se confiteri sich bekennen <strong>–</strong>Dictaeus, -a, -um kretisch Adj. zu Dicte, Berg auf der Insel Kreta <strong>–</strong> rura tenere übs. inGefilden verweilenEin Teil des Wittelsbacher-Brunnens stellt die Entführung der Europa dar (Lenbachplatz/Maximiliansplatzin der Münchner Innenstadt). Gestaltet wurde der Brunnen von Adolf von Hildenbrand (1893<strong>–</strong>1895).Die Fertigstellung der Wasserleitungen <strong>für</strong> alle Münchner Haushalte im Jahr 1895 gab hierzu den Anlass.174


Zum Weiterlesen <strong>und</strong> VertiefenBegleittext I: (s. Aufgabe 4, S. 180)Im Anhang zu seinem Roman „Die letzte Welt“ führt Christoph Ransmayr EIN OVIDI-SCHES REPERTOIRE an, in dem Echo als Gestalt der letzten Welt wieder erscheint.Echo … leidet an einem Schuppenfleck, der unstetig über ihre Gestalt wandert. Verschwindetdieser Fleck unter ihren Kleidern, ist Echo von einer berückenden Schönheit;kehren aber die Schuppen auf ihr Antlitz zurück, bereitet ihr nicht nur jede Berührung,sondern schon ein gaffender Blick solchen Schmerz, dass von ihr lässt <strong>und</strong>sie meidet, wer sie liebt. Wenn auch heimlich, wird Echo doch von vielen Bewohnernder Schwarzmeerküste geliebt; Viehhirten wie Erzkocher suchen sie im Schutz derDunkelheit manchmal auf, um sich in Echos Armen in Säuglinge, in Herren oder inTiere zu verwandeln. Ihre Liebhaber wissen sich durch Echos Verschwiegenheit vonallen Vorwürfen <strong>und</strong> aller Scham geschützt <strong>und</strong> hinterlassen da<strong>für</strong> im Schutt einerRuine Bernstein, Felle, getrockneten Fisch <strong>und</strong> Töpfe voll Fett.Begleittext II: (s. Aufgabe 4, S. 180)John Milton (1608<strong>–</strong>1674) huldigt der Nymphe Echo in seinem Werk „Comus“:Sweet Echo, sweetest nymph that liv’st unseenWithin thy airy shellBy slow Meander’s margent green,And in the violet imbroider’d valeWhere the love-lorn nightingaleNightly to thee her sad song mourneth well.Canst thou not tell me of a gentle pairThat likest thy Narcissus are?O if thou haveHid them in som flowry cave,Tell me but whereSweet Queen of Parly, Daughter of the Sphear!So maist thou be translated to the skies,And give reso<strong>und</strong>ing grace to all Heaven’s harmonies!livest du lebstthy dein <strong>–</strong> airy luftig <strong>–</strong> shell SchluchtMeander (Personifikation) <strong>–</strong> margentgreen Ufergrünimbroidered geschmückt <strong>–</strong> vale Tallove-lorn liebesvergessento thee <strong>für</strong> dich <strong>–</strong> to mourneth klagencanst ~ can <strong>–</strong> thou duthy deinhid ~ hidden <strong>–</strong> som ~ some <strong>–</strong> flowrycave mit Blumen geschmückte HöhleParly das Gesprächmaist thou be translated <strong>–</strong> mögest duemporgehoben werdengrace Anmut, WürdeEcho <strong>und</strong> Narcissus,J. W. Waterhouse(1849<strong>–</strong>1917),Walker Art Gallery,Liverpool181

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