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BaldeggerJournal 12/2007 - Kloster Baldegg

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jobs@baldeggerschwestern.chIns <strong>Kloster</strong> gehtRoswitha Zieglersicher nichtOb ich auch Sorgen habe? Vielleicht die, dass die Lehrabschlussprüfungnicht in die Hosen geht, und ich eine guteStelle finde. Und dass ich weiterhin so tolle Kolleginnenund Kollegen habe. Aber das sind eher Hoffnungen oder?Sorgen habe ich nicht. Ich bin kein sorgenvoller Mensch.Mit meiner Lehrstelle im Kurhaus Oberwaid hatte ich halteinfach Glück. Andere Kochlehrlinge erzählten mir, dassihnen der Chef Teller nachschmeisse, den freien Tag entzieheoder den Lohn erst am 4. des Monats zahle. Bei mirist es hingegen super gelaufen: ich habe keine grösserenStreitereien gehabt. Ich habe auch nicht gehört, dass sienicht zufrieden sind mit mir. Gefunden habe ich die Lehrstelleübers baldeggerjournal. Es war mal ein Portrait vomKüchenchef drin. Da habe ich zu Mami gesagt, da möchteich schnuppern gehen und habe grad selber angefragt.Vermissen tue ich in der Oberwaid nur den Kontakt mitden Gästen. Die vom Saal haben es da besser. Die Gästehaben für sie ein Gesicht. In der Küche ist der Gast nur «d’Gallediät». Keinen Kontakt mit den Leuten zu haben, dasvermisse ich mega hier. Aber in einem Restaurant möchteich auch nicht arbeiten. Es ist nicht meines bis abends zehnUhr zu warten, bis noch jemand einen Coupe will. MeineTraumstelle finde ich vielleicht nicht sofort. Mein Papa sagt:«Irgendwann geht dann schon ein Türli auf für dich.» ÜberhauptPapa und ich sind absolut gleich. Vom Mami habeich nichts, rein gar nichts. Nein, ehrlich. Mami sagt immer:«Wenn ich nicht hundertprozentig wüsste, dass ich dich aufdie Welt gebracht habe, ich würde es nicht glauben, dass dumeine Tochter bist». Also von den Füssen bis zu den Haaren:alles vom Papa. Auch den Dickkopf, sagt Mami. Undbeim Essen ist es ebenso: wir haben genau das gleiche gern.Wenn er mich jeweils abholt am Bahnhof, dann erzählenwir uns auf der Heimfahrt alles, was den ganzen Tag gelaufenist. Das ist immer lustig. Ehrlich, mein Papa ist meinkleiner Schatz. Ich habe es auch super in meinem grossenKollegenkreis. Wir gehen miteinander in den Ausgang,lachen viel, tauschen News aus, gehen Velofahren und inden Turnverein oder machen einen Grillabend. Wir habenimmer unglaublich viel zu schwatzen. Am schlimmsten istes, wenn alle Kolleginnen bei mir zuhause sind. LetztesMal wurde es so laut, dass Papa kam und fragte: Sind hiereigentlich hundert Frauen am Schwatzen? Dabei waren wirnur gerade sieben! Aber Papa und Mami haben alle meineBekannten ins Herz geschlossen, das ist uuhlieb. Ich musssagen: eigentlich bin ich ein glücklicher Mensch. Die Leutesagen etwa zu meinem Mami: «Du hast eine freundlicheTochter.» Es ist wahr, daheim grüsse ich alle im Dorf. Einerder mich nie grüsste, den habe ich inzwischen so weit, dasser mir auch winkt. Ich habe einfach nicht aufgehört, ihmjeden Morgen zu winken. Jetzt tut er es auch!Kürzlich durfte ich meinen Eltern eine Einladung zu einemPrüfungsessen schicken. Papa hat extra einen freien Taggenommen und Mami ist auch nicht arbeiten gegangen. Alsich nach der Prüfung fragte: «Und Pa, wie war’s?», da hat ernicht viel gesagt, aber ich habe gemerkt, dass er richtig stolzwar auf mich. Und ich konnte es kaum glauben: er hat allesgegessen, obwohl in der Vorspeise Pilze waren und in derHauptspeise ebenfalls! Ich habe gedacht, der Pa, der isst daseh nicht. Mami hatte auch sehr Freude und hat alles gerngehabt. Sr. Zita und Sr. Bernadette waren bei diesem Mittagessendabei. Darum habe ich Papa gefoppt: «Du, jederMann würde sich freuen, mit drei Frauen essen zu dürfen.»Mit den Schwestern in der Oberwaid habe ich sonst nichtviel zu tun. Früher habe ich auch gemeint, dass die Schwesternden ganzen Tag nichts anderes machen als Beten.Aber ich habe jetzt gesehen, dass die auch da sind zumSchaffen. Ich finde es auch schön, dass mein Tanti im <strong>Kloster</strong>ist und dass sie die Chefin ist von allen. Irgendwie istsie ja auch die Chefin von der Oberwaid, aber nur so vonweitem. Aber selber ins <strong>Kloster</strong> gehen, das könnte ich nicht.Es hat mir zwar gut gefallen, als ich einmal in <strong>Baldegg</strong> in derKüche war. Der Küchenchef dort war megalieb. Aber wennich im <strong>Kloster</strong> wäre, könnte ich ja nicht mehr in den Ausgang.Und die <strong>Kloster</strong>frauenkleider möchte ich auch nichtanziehen, die sind nicht so mein Geschmack. Oh sorry, dastönt jetzt fast ein wenig beleidigend oder? Also, ich sucheeine nettere Begründung, warum ich nicht ins <strong>Kloster</strong> gehenkann. Ich hab’s! Zwei Ziegler im gleichen <strong>Kloster</strong>, das wäredann doch eine zuviel. Stimmt? Oder?jobs.17

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