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Verkaufstrainer Ingo Vogel über Vertrauen und Glaubwürdigkeit

Ein Artikel mit Ingo Vogel aus der BILDUNGaktuell 05/2015 Einander nicht über den Weg zu trauen, bringt im Geschäftsleben nicht weiter. Was hingegen hilft, sind Authentizität, ehrliche Gefühle und Persönlichkeit. Wie Vertrauen entsteht, und was wir dafür tun können, analysiert Ingo Vogel

Ein Artikel mit Ingo Vogel aus der BILDUNGaktuell 05/2015

Einander nicht über den Weg zu trauen, bringt im
Geschäftsleben nicht weiter. Was hingegen hilft, sind
Authentizität, ehrliche Gefühle und Persönlichkeit. Wie
Vertrauen entsteht, und was wir dafür tun können,
analysiert Ingo Vogel

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sondern einer rasend schnell <strong>und</strong> meist unbewusst<br />

getroffenen Entscheidung unseres Gehirns.<br />

Sie basiert auf einem folgenschweren<br />

Gesamturteil, das unser Gehirn bereits in den<br />

ersten Sek<strong>und</strong>en un-seres Zusammenseins mit<br />

einer Person fällt, <strong>und</strong> das alles Weitere beeinflusst.<br />

Denn <strong>Vertrauen</strong> entsteht nur, wenn wir<br />

uns in der Gegenwart des anderen wohl <strong>und</strong><br />

sicher fühlen <strong>und</strong> unsere archaischen, instinktiven<br />

Alarm-, Abwehr- <strong>und</strong> Überlebenssysteme<br />

ausgeschaltet sind.<br />

Dann stellt sich unser Gehirn auf den Modus<br />

„Fre<strong>und</strong>“ ein. Das heißt: Wir (ver-)trauen dem<br />

anderen, <strong>und</strong> er genießt unsere Sympathie.<br />

Bei Misstrauen geschieht genau das Gegenteil.<br />

Dann sind unsere Warnsysteme weiter<br />

aktiv. Unser Radar arbeitet auf der höchsten<br />

Alarmstufe <strong>und</strong> unser Gehirn hat auf „Feind“<br />

geschaltet. Also sucht es fortan nach Bestätigungen<br />

für seine negative Einstellung. Positives<br />

wird nicht mehr wahrgenommen. Befindet<br />

sich ein K<strong>und</strong>e in diesem Modus, ist dies die<br />

schlechteste Basis für den Aufbau einer Beziehung<br />

<strong>und</strong> für ein erfolgreiches (Verkaufs-)Gespräch.<br />

Ziel: den <strong>Glaubwürdigkeit</strong>scheck<br />

bestehen<br />

Für unsere Ahnen in grauer Vorzeit war dieses<br />

Feind-Verhalten <strong>über</strong>lebenswichtig. Nahmen<br />

sie Signale eines Angriffs oder einer Bedrohung<br />

wahr, blieben ihnen nur drei Möglichkeiten:<br />

angreifen, flüchten oder in Starre verfallen.<br />

Auch wir kennen solche Reaktionen, wenn<br />

auch in einer weniger <strong>über</strong>lebenswichtigen<br />

Form. Bei Zeitgenossen, die wir nicht mögen,<br />

Der Ton unserer Stimme kann<br />

unsere Worte unterstützen,<br />

emotionalisieren <strong>und</strong> unsere<br />

Botschaft dramatisch steigern.<br />

Er kann deren Wirkung aber<br />

auch zunichtemachen.<br />

<strong>Ingo</strong> <strong>Vogel</strong><br />

legen wir jedes Wort auf die Goldwaage. Unser<br />

Gegen<strong>über</strong> kann machen, was er will, er<br />

hat keine Chance. Denn er fiel bei uns durch<br />

den <strong>Glaubwürdigkeit</strong>s-Check <strong>und</strong> wurde als<br />

„Feind“ eingestuft.<br />

Doch wie kommt es genau zu dieser folgenschweren<br />

„Fre<strong>und</strong>- oder Feind-Entscheidung“<br />

in unserem Gehirn? Ganz einfach: Sie ist das<br />

positive oder negative Ergebnis, eines unbewussten<br />

„<strong>Glaubwürdigkeit</strong>schecks“, den der<br />

andere beim ersten Kennenlernen durchlief.<br />

Wir nennen diese spontane Prüfung auch „ersten<br />

Eindruck“. Er lässt sich nur schwer korrigieren.<br />

Drei Faktoren werden bei dem <strong>Glaubwürdigkeit</strong>scheck<br />

beim ersten Kennenlernen in Sek<strong>und</strong>enschnelle<br />

gecheckt <strong>und</strong> auf Übereinstimmung<br />

geprüft, wobei die Reihenfolge zugleich<br />

eine Rangfolge ist:<br />

1. Wie verhält sich die Kontaktperson<br />

(Körpersprache, Mimik, Gestik)?<br />

2. Wie klingt sie (Stimme)?<br />

3. Was sagt sie (Sprache, Worte)?<br />

Dabei geht es nicht so sehr um „richtig oder<br />

falsch“ sowie „angenehm oder unangenehm“,<br />

sondern in erster Linie um Stimmigkeit. Sie<br />

entscheidet dar<strong>über</strong>, ob wir „echt“ wirken – ob<br />

also unsere verbale <strong>und</strong> non-verbale Ausstrahlung<br />

<strong>über</strong>zeugt.<br />

Besonders wichtig: die Mimik <strong>und</strong><br />

die Augensprache<br />

An erster Stelle steht also unser Verhalten –<br />

unsere Körpersprache, Gestik <strong>und</strong> Mimik.<br />

Nichts <strong>über</strong>zeugt Menschen nachhaltiger als<br />

ein in ihren Augen eindeutiges, insgesamt positives<br />

Verhalten. Und kaum etwas stößt uns<br />

so ab oder sorgt für so viel Misstrauen, wie ein<br />

Verhalten, das nach Täuschung aussieht.<br />

An zweiter Stelle folgt die Stimme. Der Volksm<strong>und</strong><br />

weiß: Der Ton macht die Musik. Und genau<br />

so ist es. Der Ton unserer Stimme kann unsere<br />

Worte unterstützen, emotionalisieren <strong>und</strong><br />

unsere Botschaft dramatisch steigern. Er kann<br />

deren Wirkung aber auch zunichtemachen.<br />

Die „schönsten“ Worte nutzen nichts, wenn<br />

der Ton der Stimme nicht dazu passt. Wirklich<br />

interessierte Fragen, ehrlich begeisterte Worte<br />

<strong>und</strong> motivierend gemeinte Appelle hören sich<br />

eben auch so an. Noch folgenschwerer ist es,<br />

wenn unsere Mimik <strong>und</strong> die Ausstrahlung unserer<br />

Augen nicht zu unseren Worten passen.<br />

Dann können wir uns all unsere schönen Worte<br />

sparen. Denn für die Sprache des Gesichts <strong>und</strong><br />

speziell der Augen sind wir Menschen seit Urzeiten<br />

besonders empfänglich. Denn bereits für<br />

unsere Ahnen waren sie das eindeutigste <strong>und</strong><br />

ehrlichste, weil kaum manipulierbare Signal,<br />

um zu erkennen, wer ihnen gegen<strong>über</strong> stand:<br />

Fre<strong>und</strong> oder Feind?<br />

Die Mimik hilft uns, die anderen non-verbalen<br />

Botschaften wie Gestik <strong>und</strong> Haltung richtig einzuordnen<br />

– auch ohne, dass wir ausgewiesene<br />

Körpersprache-Experten sind. Denn diese nonverbalen<br />

Zeichen versteht jeder Mensch. Deshalb<br />

können wir zum Beispiel ein aufgesetztes<br />

von einem echten Lächeln unterscheiden –<br />

denn hierbei werden unterschiedliche Muskelpartien<br />

des Gesichts aktiviert.<br />

Mut zu mehr Persönlichkeit<br />

<strong>Vertrauen</strong> heißt also vor allem, sich wechselseitig<br />

zu „trauen“. Und es wird nur Menschen<br />

geschenkt, die einem offen <strong>und</strong> ehrlich, als<br />

Fre<strong>und</strong>, begegnen <strong>und</strong> dieses auch durch ihr<br />

Verhalten bestätigen. Nur bei ihnen schalten<br />

K<strong>und</strong>en, nachdem sie den <strong>Glaubwürdigkeit</strong>scheck<br />

durchlaufen haben, ihre Alarmsysteme<br />

aus <strong>und</strong> öffnen sich.<br />

Dafür dass dies geschieht, können Verkäufer<br />

viel tun. Sie können sich auf den K<strong>und</strong>en freuen,<br />

ihm mit einer positiven Einstellung begegnen<br />

<strong>und</strong> sich wirklich für ihn als Mensch (<strong>und</strong><br />

nicht nur als Umsatz- <strong>und</strong> Provisionsbringer)<br />

interessieren.<br />

Und was mindestens ebenso wichtig ist: Sie<br />

können sich, weil sie wirklich interessiert sind,<br />

als Mensch zu erkennen geben – also Persönlichkeit<br />

zeigen. Denn warum sollte der Mensch<br />

K<strong>und</strong>e sich für einen Verkäufer öffnen, wenn<br />

dieser ihm als Maske gegen<strong>über</strong> tritt? ■<br />

<strong>Ingo</strong> <strong>Vogel</strong> gilt als Experte für emotionales Verkaufen<br />

<strong>und</strong> emotionale Kommunikation. Er ist<br />

auch Autor des Bestsellers „Top Emotional Selling<br />

– Die 7 Geheimnisse der Spitzenverkäufer“.<br />

ÒÒKlick! www.ingovogel.de<br />

BILDUNGaktuell 05/2015 Seite 4

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