Kostnotizen vom Kranachberg Sauvignon blanc 2010 - Sattlerhof
Kostnotizen vom Kranachberg Sauvignon blanc 2010 - Sattlerhof
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Das Terroir <strong>vom</strong> <strong>Kranachberg</strong><br />
Die Lage <strong>Kranachberg</strong> (496 Meter<br />
Seehöhe) befindet sich in einem ehemaligen<br />
tertiären Teilbecken der Mittelsteirischen<br />
Schwelle westlich der<br />
Hochzone von Labitschberg, welches<br />
im Erdzeitalter des unteren Badeniums<br />
vor ca. 12 Millionen Jahren nach dem<br />
fortschreitenden Rückzug des Meeres<br />
mit teils altkristallinen (Gneise, Amphibiolithe,<br />
Marmor) und teils paläozoischen<br />
Gesteinen (Kalke, Dolomite,<br />
Schiefer) durch Flusstransport aufgefüllt<br />
wurde. Dementsprechend finden<br />
sich Granite, Quarzprophyre, Glimmerschiefer,<br />
Karbonate, Quarzsande, immer<br />
mehr oder minder vermengt mit<br />
Fossilien (Schalentiere wie Muscheln)<br />
aus den marinen Sedimenten des einstigen<br />
bestehenden Flachmeeres. Die<br />
Ablagerungen wechseln in Folge zwischen<br />
den oberen Kreuzbergschichten<br />
(zusätzlich Grobgerölle, Sand, Schotter)<br />
und den unteren Kreuzbergschichten<br />
(meist glimmerreiche Quarzsande)<br />
häufig mit Holzrest einlagerungen ab.<br />
Aus diesen Sedimenten sind lehmige,<br />
teils kalkige und tiefgründige Sandböden<br />
mit geringem bis mäßigem<br />
Kies- und Schotteranteil entstanden,<br />
welche eine mäßige Wasserspeicherkraft<br />
und eine sehr hohe Durchlässigkeit<br />
aufweisen. Die Böden besitzen<br />
zumeist eine große Durchwurzelungstiefe<br />
und sind großteils entkalkt. Im<br />
Bereich der Bodenbildung aus der<br />
reinen Sandsteinverwitterung zeigen<br />
die Bodeneigenschaften eine äußerst<br />
geringe Wasserspeicherkraft und sehr<br />
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hohe Durchlässigkeit. In Trockenperioden<br />
kann auf solchen Sandböden eine<br />
knappe Wasserversorgung der Reben<br />
häufiger auftreten und zu gedrosselter<br />
Wüchsigkeit (sogenannter Trockenstress)<br />
führen. Durch sorgfältige Humuswirtschaft<br />
und Bodenbearbeitung<br />
wird ein stabiles Bodengefüge erreicht,<br />
welches extreme Trockenheiten teilweise<br />
ausgleicht.<br />
<strong>2010</strong> - 1990: 20 Jahre <strong>Kranachberg</strong><br />
Die Lage macht den Wein<br />
„Die Aromatik ist ein Produkt der Lage<br />
daher soll ein Winzer seinen Wein immer<br />
jahrgangsentsprechend ausbauen<br />
und nicht künsteln.“ Willi Sattler weiß<br />
wovon er spricht. Seit 20 Jahren baut<br />
er seinen <strong>Sauvignon</strong> Blanc am <strong>Kranachberg</strong><br />
lagen- und sortenrein aus. Der Tradition<br />
entsprechend kam sein 1990er<br />
<strong>Sauvignon</strong> aus diesem Weinberg noch<br />
unter der Bezeichnung Kabinett auf den<br />
Markt, die Jahrgänge 1991 bis 1994 als<br />
Prämium und seit 1995 ausschließlich<br />
als <strong>Sauvignon</strong> Blanc <strong>Kranachberg</strong>. „Die<br />
Lage macht den Wein“, deshalb kann<br />
sich sich Willi Sattler vorstellen, dass in<br />
Zukunft allein die Lagenbezeichnung<br />
<strong>Kranachberg</strong> als Synonym für diesen<br />
großen <strong>Sauvignon</strong> Blanc steht und ausreicht.<br />
So wie Blanc Fumé de Pouilly in<br />
Frankreich für <strong>Sauvignon</strong> Blanc steht.<br />
Ein herausragendes Statement für die<br />
Langlebigkeit eines steirischen Weines<br />
setzte im Sommer 2012 auf Initiative<br />
von steiermarkwein eine Vertikalverkostung<br />
<strong>vom</strong> <strong>Kranachberg</strong> <strong>Sauvignon</strong><br />
Blanc der Jahrgänge <strong>2010</strong> bis 1990. Die<br />
teilnehmenden Weinkenner sowie die<br />
Gastgeber Willi und Maria Sattler und<br />
ihre Söhne Andreas, Alexander und<br />
Lukas steuerten dabei aussagekräftige<br />
Wortspenden bei.<br />
Emmerich Knoll <strong>vom</strong> gleichnamigen<br />
Weingut in der Wachau beeindruckte<br />
die Kontinuität der hohen Qualität der<br />
ganzen Serie. „Für mich ist der <strong>Kranachberg</strong><br />
<strong>Sauvignon</strong> Blanc ein großer Wein.“<br />
Großen Respekt vor diesem Gewächs<br />
zeigte auch Alois Gross: „Diese Verkostung<br />
beweist wieder einmal, dass auch<br />
steirische Weine mit Primärfrucht hervorragend<br />
altern könnnen." Für Bernd<br />
Pischetsrieder widerlegte diese Vertikale<br />
alle Vorurteile, steirische Weine verfügen<br />
nicht über Lagerungspotenzial.<br />
Der ehemalige Kellereiinspektor Martin<br />
Gartner zeigte sich positiv überrascht<br />
von der hohen Qualität auch kleinerer<br />
Jahrgänge: „Trotz unterschiedlicher<br />
Qualitäten war kein einziger Blender<br />
dabei.“ Ein Highlight war der 1999er,<br />
der im Frühjahr 2001 bei einem internationalen<br />
Weinbewerb in München<br />
den Rest der Welt weit hinter sich ließ<br />
und mit großem Punkteabstand gewann.<br />
In Erinnerungen schwelgte Willi<br />
Sattler beim 1992er Jahrgang. „Das war<br />
ein Scheidepunkt in meiner Weingeschichte,<br />
als ich erstmals botrytisbefallene<br />
Trauben mitverarbeitet habe.“ Kurz<br />
und kompakt das Statement von Karl<br />
Steines aus München: „Nicht Helm ab<br />
vor dem Gebet, die erste Bestimmung<br />
von einem guten Wein ist, getrunken zu<br />
werden, um unsere Seele zu streicheln.“<br />
Siehe auch Seite 114