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Erinnerungen von Schülerinnen - Dreilinden-Grundschule

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Ach ja, dann hatten wir ja noch Religion, die Katholischenbei Frau Kliem, die Evangelischen bei FrauHaserott. Wie beneideten wir die „Katholen“, denenimmer „Schnüpperle“ vorgelesen wurde, wir jedochin diesen Genuß immer nur in vereinzelten Vertretungsstunden<strong>von</strong> Frau Kliem kamen.So hatte der Nikolaus wohl doch mitregiert in derFiliale. Aber da wir ab und zu etwas aus seiner Wundertüteabbekamen, brauchten wir die „Rute“ nichtallzu ernst zu nehmen!Dorothea Spring (eingeschult 1983)In dreizehn Schuljahren wird viel erzählt, vor allemüber Vergangenes. Dabei konnte ich immer wiederfeststellen, daß meine Erfahrungen, die ich in derurigen Filiale am Hohenzollernplatz machte, an Kuriositätniemand überbieten konnte.Der Schultag begann damit, das Fahrrad den kleinen,fast zugewachsenen Nebeneingang hochzuhieven.Das war enorm anstrengend, wenn man dieschmale Rampe nicht genau angepeilt hatte undwomöglich noch an dem verrosteten Geländer hängenblieb. Die ganze Aktion muß man sich unterZeitdruck und Gedränge <strong>von</strong> hinten vorstellen, ganzabgesehen <strong>von</strong> den entgegenströmenden Mitschülern,denen Herr Kohlstedt in nie nachlassenderFreundlichkeit mal wieder den Seiteneingang insSchulgebäude nicht aufschloß. Die Fahrradständerselbst waren die Krönung. Wäre Herkules ein Schulkindgewesen, selbst er hätte Schwierigkeiten damitgehabt, sein Rad in den fast senkrecht stehendenStänder zu bugsieren! Geschweige denn erst wirKnirpse mit normalen „Muckis“!Das Zentrum der Schule war das große Treppenhaus.Unter der geschwungenen Wendeltreppe lagdas Kabuff des Hausmeisters, aus dem heraus erblaffend seine Anweisungen gab. Auch unsere Elternbehandelten ihn mit Samthandschuhen, umsich nicht seinen sehr nachtragenden Zorn zuzuziehen.Wehe, wir steckten den Kopf durch die großeSchultür, ehe es geklingelt hatte: ein wortlosesGrunzen aus dem Kabuff ließ jede Hoffnung fahren,etwas eher in das Schulgebäude zu gelangen. Sostanden wir bei Wind und Wetter vor der Türe, egalob es stürmte oder schneite. Ich habe nicht einmalerlebt, daß eine mitleidige Seele uns einige Minuteneher in die Schule gelassen hätte.Eine Besonderheit war übrigens die Zeit des Schulanfangs:War es schon im Hauptgebäude an der<strong>Dreilinden</strong>straße üblich, erst um 8.10 Uhr zu beginnen(ein Relikt aus der Zeit, als noch Schüler aus Kladowin Wannsee mit dem Dampfer anlandeten), sostartete unsere erste Stunde sogar erst um 8.15 Uhr,um den Lehrern Gelegenheit zu geben, rechtzeitignach Konferenzen vom Hauptgebäude in die Filialezu gelangen. So konnten wir zwar länger schlafen,aber mittags zogen längst die Schüler der Siemens-Oberschule an uns vorbei, wenn wir gerade erst denUnterricht beendeten.Die hohe Eingangshalle machte es möglich, daß wirden größten und schönsten Weihnachtsbaum weitund breit hatten. Und damit nahte die Stunde derRache – ganz unchristlich (was wohl der Nikolausüber dem Eingang dabei dachte?): Der Baum wurdeso aufgestellt, daß die Wendeltreppe nach oben ihnsozusagen umlief. Wenn wir nun, egal auf welcherHöhe, eine der vielen elektrischen Kerzen aus derFassung drehten, war die Folge der gesamte Ausfallder anderen Lichter! Noch heute fühle ich klammheimlicheFreude bei dem Gedanken, an wie vielenGlühbirnen Herr Kohlstedt wohl gedreht habenmuß, um das corpus delicti dingfest zu machen!!Ein weiteres Highlight waren die verschiedenen Fußböden,in meinem Klassenraum lagen echte Dielen,die wie im „Wirtshaus im Spessart“ quietschten undknarrten. Das machte uns immer wieder Freude undmotzte den langweiligsten Unterricht auf. Splitter inden Füßen oder Knien verschafften uns auch immerwieder die begehrten Zwangspausen. Im Sport- undMusikunterricht sah es nicht besser aus, nur tendiertehier der Fußbodenbelag zu Schürfwunden, sodaß auch der schönste „Ticke-die-Tack der Tausendfüßler“eingentlich nie ganz zum Zuge kommenkonnte, weil immer einige seiner Beine durch Verletzungengehandicapt waren. So war Frau Hochmannsicher mehr mit dem Verbandskasten unterwegs alsmit ihrer Gitarre!Unter diesen Bedingungen Tänze und Musikvorführungeneinzustudieren, war schon eine Kunst fürsich, doch ging das Gerücht, daß der gemütliche Filialenmief<strong>von</strong> den drei Lehrerinnen nur ungern aufgegebenwurde, als später der Umzug in die neueSchule anstand. Ob das wohl stimmte? Frau Weinberger,die ich in den ersten drei Jahren als Klassenlehrerinhatte, jedenfalls schmiß bald danach „dasHandtuch“ und wir konnten nicht mehr die silbernenoder goldenen Wappenknöpfe an ihren ewiggrünenTrachtenkostümen im Unterricht bestaunen.Frischer Wind kam mit Herrn Sauer in die Filiale, derin der 4. Klasse unser Klassenlehrer wurde. Das behäbigeTempo, die immer gleichen Abläufe kamennach unserem Eindruck dadurch etwas ins Wankenund gaben den drei eingeborenen Damen einen erstenVorgeschmack auf das wirkliche Leben einergroßen Schule. Zu unserem Ärger durfte die Parallelklasseein Jahr eher umziehen, was die Sympathienfür die „A“ nicht gerade steigerte.Als im Frühjahr 1990 der Umzug aktuell wurde,wanderten wir „symbolisch“ über die Rehwiese indie neue Schule, die 4a kam uns auf halben Wegeentgegen, um uns dann zurück zu begleiten. Daswar nett gedacht, aber aus dem freudigen Empfangin der neuen Schule wurde nichts, denn das Gezeterund Gezanke zwischen den beiden Klassen begannschon unterwegs ...Die folgenden Jahre fuhr ich fast täglich an unserereinstigen Filiale vorbei, freute mich an der Renovierung,die aus unserer gräulichen „Penne“ ein kleinesSchmuckstück machte. Auch der Nikolaus war nunsehr viel besser zu sehen, auch schaute er frisch restauriertsehr viel freundlicher drein. Mit seiner Rutedrohte er allerdings noch immer. Ob dies nun derPolizei galt, die inzwischen dort eingezogen war???Anna Barbara Spring (eingeschult 1986)

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