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Nierenkarzinom mit multiplen Knochen- und einer Lungenmetastase

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Seit der Diagnose der <strong>Knochen</strong>metastasen ist er sehr<br />

depressiv <strong>und</strong> empfindlich. Die Depressionen sind<br />

genau wie die früher, er „sieht alles nur noch<br />

schwarz“ <strong>und</strong> eigentlich keinen Sinn mehr darin,<br />

weiterzuleben – bei der Erkrankung. Immer wieder<br />

kommt der Gedanken an Suizid in ihm hoch. „Mich<br />

hält nur das Verantwortungsgefühl m<strong>einer</strong> Familie<br />

gegenüber davon ab, der kann ich so etwas nicht antun“.<br />

Die Suizidgedanken waren auch bei den früheren<br />

depressiven Schüben vorhanden. Er zieht sich<br />

dann zurück <strong>und</strong> grübelt vor sich hin oder hört klassische<br />

Musik, vorwiegend Bach. Die Musik, vor allem<br />

Bachs Klavierstücke, können die Depression aufhellen,<br />

dann fasst er wieder Mut <strong>und</strong> die Suizidgedanken<br />

geraten mehr in den Hintergr<strong>und</strong>. Die Depression<br />

ist nachts deutlich stärker. Wenn er im TV Menschen<br />

sieht, die das erreicht haben, was sie sich vorgenommen<br />

haben oder die in <strong>einer</strong> Szene gerade ihre<br />

innersten Gefühle nach außen bringen, muss er leicht<br />

weinen. Er selbst kann zurzeit über seinen Kummer<br />

<strong>und</strong> die Verzweiflung über seinen Zustand nicht<br />

sprechen, vor allem <strong>mit</strong> s<strong>einer</strong> Familie nicht <strong>und</strong><br />

auch jetzt in der Anamnese fällt es ihm sehr schwer.<br />

Er kann es nur, weil er meint, es sei nötig, um vielleicht<br />

doch ein Mittel zu finden, das die Erkrankung<br />

eindämmen kann, wie er sagt. Allgemein geht es ihm<br />

schlechter bei trübem, wolkigem Wetter.<br />

Analyse<br />

Kasuistik<br />

An erster Stelle stehen für mich die tumorinduzierten<br />

Symptome wie die nächtlichen <strong>Knochen</strong>schmerzen,<br />

die er als einschießend <strong>und</strong> schneidend beschreibt <strong>und</strong><br />

die ihn nötigen,aus dem Bett aufzustehen <strong>und</strong> die Müdigkeit,<br />

die schon vor Beginn der Chemo- bzw. Strahlentherapie<br />

bestand <strong>und</strong> sich beim Lesen verstärkt.<br />

Weiterhin der Gemütszustand, der geprägt ist durch<br />

Depressionen <strong>mit</strong> Suizidgedanken, der stille Kummer<br />

<strong>und</strong> die leichte, aber doch deutliche Besserung beim<br />

Hören von klassischer Musik. Ferner die eisige Kälte<br />

der Hände, Füße <strong>und</strong> Unterschenkel, die ebenfalls<br />

schon vor der Chemo- bzw. Strahlentherapie bestand.<br />

Der Umstand, dass die nächtlichen <strong>Knochen</strong>schmerzen<br />

ihn nötigten aus dem Bett aufzustehen, wird für<br />

mich am Besten durch die Rubrik Extre<strong>mit</strong>äten,<br />

Schmerz, nachts, treibt aus dem Bett wiedergegeben.<br />

Der Patient hatte die Schmerzen zwar vorwiegend in<br />

der Wirbelsäule, aber auch im Oberarm.<br />

Da ich nicht abschätzen kann, ob der Durchfall irgendetwas<br />

<strong>mit</strong> der Krebserkrankung zu tun hat oder<br />

durch die Chemo- bzw. Strahlentherapie induziert ist,<br />

spielt er für mich keine Rolle in der aktuellen Repertorisation.<br />

➔ Abb. 1 s. S. 37<br />

Die allgemeine Verschlechterung bei wolkigem beziehungsweise<br />

trübem Wetter ist für Aurum metallicum<br />

bekannt.<br />

2003/2004 hatte ich mich intensiv <strong>mit</strong> Ramakrishnans<br />

A Homoeopathic Approach to Cancer beschäftigt <strong>und</strong><br />

habe Versuche <strong>mit</strong> s<strong>einer</strong> Plussing-Methode gemacht.<br />

Seine Idee, ein Mittel für den Tumor bzw. die tumorinduzierte<br />

Symptomatik im Wechsel <strong>mit</strong> einem Mittel<br />

für die Karzinogenie, die miasmatische Ebene zu geben,<br />

fand <strong>und</strong> finde ich auch heute noch genial. Damals<br />

war ich von den Ergebnissen in der Praxis da<strong>mit</strong><br />

noch begeistert. Heute bin ich da<strong>mit</strong> allerdings sehr<br />

vorsichtig geworden, nachdem ich heftigste Reaktionen<br />

bei Patienten erlebt habe.<br />

Aurum metallicum C 200 (Gudjons), in der ersten<br />

Woche nach der Plussing-Methode 1 in der zweiten<br />

Woche Carcinosinum C 200 (Schmidt-Nagel) nach<br />

der Plussing-Methode. In der dritten Woche dann<br />

wieder Aurum, in der vierten Woche wieder Carcinosinum<br />

usw.<br />

Dem Patienten ringe ich das Versprechen ab, einmal<br />

wöchentlich <strong>mit</strong> mir zu telefonieren, da ich über den<br />

aktuellen Stand informiert sein möchte.<br />

Weitere Follow-Ups<br />

Einmal wöchentlich telefonieren wir nun <strong>mit</strong>einander.<br />

Nach 6 Wochen scheint sich das Blatt zu wenden<br />

<strong>und</strong> es geht ihm psychisch <strong>und</strong> körperlich deutlich<br />

besser. In der 6. Woche sagt er zum ersten Mal, dass er<br />

die Einnahme der Mittel, die sich über 2,5 St<strong>und</strong>en<br />

hinzieht, langsam als lästig empfindet <strong>und</strong> nur der<br />

Hinweis, dass es ihm doch besser gehe, lässt ihn <strong>mit</strong><br />

der Dosierung weiter fortfahren.<br />

1 Ich gebe den Patienten immer schriftliche Einnahmeanweisungen<br />

<strong>mit</strong>. Wer Interesse hat, kann sich deswegen bei mir<br />

melden, ich schicke sie gerne per Mail zu.<br />

36 Homöopathie KONKRET 3.08

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