Der Mops an sich~ So sieht das aus!
Auszug aus Band I der Trilogie " Der Mops an sich"
Auszug aus Band I der Trilogie " Der Mops an sich"
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<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich<br />
<strong>So</strong> <strong>sieht</strong> <strong>das</strong> <strong>aus</strong>!<br />
Holly Lavender<br />
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<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich<br />
<strong>So</strong> <strong>sieht</strong> <strong>das</strong> <strong>aus</strong>!<br />
Holly Lavender<br />
1. Auflage, Dezember 2013<br />
ISBN: 9781494226978<br />
© Holly Lavender<br />
Verlag: Nadja Krieger Nissen, Westerheidweg 21, 25938 Nieblum, Insel Föhr<br />
Lektorat & Layout (Print): S<strong>an</strong>dra Schmidt; www.text-theke.com<br />
Umschlaggestaltung: Nadja Krieger Nissen<br />
Coverbild: © Nadja Krieger Nissen<br />
Printed in Germ<strong>an</strong>y by Amazon Distribution GmbH, Leipzig<br />
Alle Rechte sind der Autorin vorbehalten.<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.<br />
Jede Verwertung und Vervielfältigung – auch <strong>aus</strong>zugsweise –<br />
ist nur mit <strong>aus</strong>drücklicher schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.<br />
Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes in <strong>an</strong>dere Sprachen, liegen<br />
alleine bei der Autorin. Zuwiderh<strong>an</strong>dlungen sind strafbar und verpflichten zu<br />
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Hinweis: Die Inhalte dieses Buchs sind <strong>aus</strong>schließlich ironisch und/oder märchenhafter<br />
Natur, entsprechen keiner tatsächlichen Lebenswirklichkeit und<br />
stellen keine H<strong>an</strong>dlungs- und/oder Verhaltensempfehlung dar.<br />
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten<br />
sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />
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<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich<br />
<strong>So</strong> <strong>sieht</strong> <strong>das</strong> <strong>aus</strong>!<br />
Holly Lavender<br />
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Den werten Damen Fräulein von und zu Lottaflitz<br />
und Lilly v<strong>an</strong> Pug, Musen und Befreier,<br />
Animatrices und Trostspender,<br />
widme ich dieses Buch.<br />
In Gedenken <strong>an</strong> Alice und Julius<br />
und ihren Alpha & Omega am 1. Februar<br />
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Zur Einstimmung<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> gleicht einer unwiderstehlich charm<strong>an</strong>ten Diva,<br />
dessen Naturell souveräne Anhänglichkeit <strong>aus</strong>zeichnet. Unerschütterlich<br />
loyal fügt er sich, mehr oder weniger flexibel,<br />
stur in den Alltag ein. Er ist weitgehend <strong>an</strong>spruchslos, relativ<br />
geduldig und so gut wie selbsterklärend.<br />
Im Grunde genommen ist es so simpel wie stringent. <strong>Der</strong><br />
<strong>Mops</strong> will nur eins: mit seinem Dasein <strong>das</strong> Leben der Menschen<br />
freudig bereichern. <strong>Der</strong> erklärte Wille des <strong>Mops</strong>besitzers<br />
sollte sein, seinem kleinen Liebling ein wesengerechtes<br />
Dasein zu ermöglichen.<br />
Zentrale Vor<strong>aus</strong>setzung ist die uneingeschränkte Bereitschaft,<br />
sich auf ein harmonisches Mitein<strong>an</strong>der einzulassen,<br />
wie es der <strong>Mops</strong> zu Recht erwartet und einfordern wird.<br />
Innerhalb der Klasse der Säugetiere – eigentlich der Familie<br />
der Hunde zugehörig – hat die Gattung <strong>Mops</strong> eine<br />
(r)evolutionäre Stufe erklommen. Hat der <strong>Mops</strong>besitzer<br />
<strong>das</strong> erst begriffen, ergibt sich alles Weitere von allein. Mit<br />
etwas gutem Willen und Auffassungsgabe erfasst der<br />
<strong>Mops</strong>besitzer mit der Zeit sein komplexes Wesen.<br />
Nichts vermittelt deutlicher die tatsächliche Lebenswirklichkeit<br />
mit dem <strong>Mops</strong> als fiktive Geschichten. Die be-<br />
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währte Her<strong>an</strong>gehensweise von Versuch & Irrtum (engl.:<br />
trial <strong>an</strong>d error) gewährt realsatirische Einblicke, verweist<br />
auf Besonderheiten und vor allem auf <strong>das</strong> Wesentliche:<br />
der <strong>Mops</strong> als Katalysator für ein ballastbefreites Leben.<br />
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Teil 1<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich<br />
<strong>So</strong> <strong>sieht</strong> <strong>das</strong> <strong>aus</strong>!<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> oder die verk<strong>an</strong>nte Gefahr<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich ist und bleibt ein Phänomen. Gesegnet<br />
mit unterdurchschnittlicher Körpergröße, ist er im Alltag<br />
überproportional Objekt der Wahrnehmung. Es ist quasi<br />
unmöglich, irgendwo aufzutauchen, ohne <strong>das</strong>s der kleine<br />
Liebling im Mittelpunkt steht. Mit einem rosa-karierten<br />
Nilpferd <strong>an</strong> der Seite könnte m<strong>an</strong> unauffälliger seine Einkäufe<br />
erledigen. Obgleich weitgehend eignungsfrei, was die<br />
praktische Nutzbarkeit betrifft, mit der Menschen tierische<br />
Existenz verfechten, ist er stets und überall willkommen.<br />
Doch damit nicht genug.<br />
Kein <strong>Mops</strong>besitzer muss sich oder seinen kleinen Liebling<br />
mit Scheinwissen einschlägiger Fachbücher quälen. Noch<br />
muss er un<strong>aus</strong>gegorenen Halbwahrheiten Glauben schenken,<br />
wie sie von sogen<strong>an</strong>nten Experten gewöhnlich Hunden<br />
und deren Besitzern gepredigt werden. Das klingt sonderbar,<br />
ist es aber nicht. Warum nicht?<br />
8
Selbst Nicht-<strong>Mops</strong>besitzer erklären, der <strong>Mops</strong> sei nur der<br />
äußeren Hülle nach ein Hund. Niem<strong>an</strong>d befürchtet aggressive<br />
Aussetzer. Mit Ausnahme seiner selbst nimmt kaum<br />
jem<strong>an</strong>d den <strong>Mops</strong> ernst und g<strong>an</strong>z gewiss nicht als Gefahr<br />
wahr. Ein Trugschluss, der fatale Risiken in sich birgt. <strong>Der</strong><br />
<strong>Mops</strong> ist nämlich keinesfalls harmlos.<br />
<strong>Der</strong> weitgehend unbek<strong>an</strong>nte <strong>Mops</strong>virus (von <strong>Mops</strong>besitzern<br />
verharmlosend <strong>Mops</strong>liebe, <strong>Mops</strong>ergebenheit gen<strong>an</strong>nt)<br />
gilt als unheilbar. Wissenschaftlich unerforscht mutmaßt<br />
m<strong>an</strong>, der <strong>Mops</strong> sei insgeheim kontaminiert – quasi Überträger<br />
einer artspezifischen Sucht, vergleichbar mit einer<br />
lebensl<strong>an</strong>gen Dauerinfektion, die vom <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> den Menschen<br />
weitergegeben wird. Die Immunabwehr (ugs.: gesunder<br />
Menschenverst<strong>an</strong>d) wird überrumpelt, der <strong>Mops</strong>virus<br />
breitet sich <strong>aus</strong>.<br />
Als erste Warnzeichen gelten überpositive Wahrnehmung<br />
sinnlos mit <strong>Mops</strong>motiven verhunzter Alltagsgegenstände,<br />
Verniedlichung strassbestückter Lederhalsbänder und<br />
plötzliche Vorliebe für <strong>an</strong> Geschmacklosigkeit nicht zu<br />
überbietende Hundekörbchen. <strong>Der</strong> akute Ausbruch der<br />
Sucht führt zur vagen Absichtserklärung nach einem eigenen<br />
kleinen Liebling. Gefolgt vom innigen Wunsch mündet<br />
sie unweigerlich in den Erwerb.<br />
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Vorbeugend sollte m<strong>an</strong> einen weiten Bogen um <strong>Mops</strong>besitzer<br />
machen, präventiv den Blickkontakt mit dem <strong>Mops</strong><br />
vermeiden, keinesfalls Körperkontakt zulassen oder durch<br />
Streicheln erwidern. Es ist beinahe gesichert, <strong>das</strong>s insbesondere<br />
Welpen hochgradig sucht<strong>aus</strong>lösend sind. Grundsätzlich<br />
gilt jeder <strong>Mops</strong> als potentiell suchtgefährdend,<br />
gleich welchen Alters. Studien würden belegen, <strong>das</strong>s allein<br />
durch <strong>das</strong> bloße Betrachten einer Fotografie der <strong>Mops</strong>virus<br />
ungehemmt übertragen werden k<strong>an</strong>n. Aus purem<br />
Leichtsinn wird gelegentlich ein <strong>Mops</strong> gestreichelt, weil<br />
m<strong>an</strong> sich resistent wähnt. Damit ist nur ein weiteres<br />
Schicksal besiegelt.<br />
Es gibt mehr <strong>Mops</strong>besitzer wider Willen, als m<strong>an</strong> <strong>an</strong>nehmen<br />
sollte. Zwei von drei geben <strong>an</strong>, sich nachweislich vehement<br />
in aller Deutlichkeit gegen den Erwerb <strong>aus</strong>gesprochen<br />
zu haben. (Diese sind später am heftigsten vom<br />
<strong>Mops</strong>virus betroffen.) <strong>Der</strong> Besuch von Tierheimen sollte<br />
<strong>aus</strong>schließlich erfolgen, wenn verbindlich sichergestellt ist,<br />
<strong>das</strong>s sich dort kein <strong>Mops</strong> befindet. Nachweisbar haben einige<br />
<strong>Mops</strong>besitzer wider Willen explizit nach einem Labrador<br />
oder Mischling Ausschau gehalten.<br />
Betroffenen ist nicht einmal bewusst, <strong>das</strong>s sie Opfer des<br />
<strong>Mops</strong>virus sind. Sie empfinden ihr Leben als aufgewertet,<br />
sinnvoll und sehen sich als endlich vollkommen glücklich<br />
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<strong>an</strong>. In der Folge wird im Laufe der Zeit sogar ein zweiter<br />
<strong>Mops</strong> aufgenommen. Oder m<strong>an</strong> bietet einem bis mehreren<br />
als Notmops bezeichneten kleinen Lieblingen überg<strong>an</strong>gsweise<br />
eine Heimstätte. Daher ist es nicht verwunderlich,<br />
wieso sie die noch nicht infizierte Umwelt unverdrossen<br />
mit ihrer Gegenwart erfreuen – oder sie mit Anekdoten<br />
vom kleinen Liebling belustigen.<br />
<strong>Mops</strong>besitzer begegnen ein<strong>an</strong>der in sozialen Netzwerken,<br />
gründen Gruppen, deren Haupt<strong>an</strong>liegen alles rund um den<br />
kleinen Liebling ist. Dort t<strong>aus</strong>chen sie Erfahrungen, <strong>Mops</strong>bedarf<br />
und Futterempfehlungen <strong>aus</strong>. Sie betreiben Internetforen,<br />
richten <strong>Mops</strong>treffen <strong>aus</strong> und amüsieren sich nach<br />
Herzenslust.<br />
Nicht wenige <strong>Mops</strong>besitzer sind Anhänger einer absurden<br />
These: Weil <strong>das</strong> Leben mit <strong>Mops</strong> mehr Leichtigkeit habe,<br />
sei der Besitz des kleinen Lieblings ein Privileg, Ausgleich<br />
und Luxus, den sich eben nicht jeder gönne. Selbst schuld!<br />
Die Symbiose<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich ist vom ersten Tag <strong>an</strong> folgsam, was<br />
wortwörtlich und nicht metaphorisch zu verstehen ist. Seine<br />
natürliche Wohlfühlzone ergibt sich <strong>aus</strong> dem Radius<br />
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von weniger als einem halben Meter Dist<strong>an</strong>z zu seinem<br />
Besitzer. D<strong>an</strong>k seinem <strong>an</strong>geborenen Bedürfnis nach<br />
menschlicher Nähe und bestehender Neugierde weicht der<br />
<strong>Mops</strong> ihm nicht von der Stelle.<br />
Verlässt der Besitzer den Raum, folgt ihm der <strong>Mops</strong><br />
grundsätzlich beim Betreten der Küche, des Bades oder<br />
des Flurs wie auch in Wohn- oder Schlafräume. Aus Gründen<br />
der Sicherheit verzichtet der umsichtige <strong>Mops</strong>besitzer<br />
grundsätzlich auf <strong>das</strong> Tragen von festem Schuhwerk.<br />
Wenn er strauchelt und der Länge nach hinschlägt, weil<br />
ihm aufgrund eigener Unachtsamkeit der <strong>Mops</strong> zwischen<br />
die Füße gerät, vermeidet er so wenigstens unerfreuliche<br />
Verletzungen des kleinen Lieblings.<br />
Besteht Sichtkontakt, k<strong>an</strong>n sich der Radius der Wohlfühlzone<br />
im Laufe der Zeit auf ein g<strong>an</strong>zes Zimmer erstrecken.<br />
K<strong>an</strong>n, muss aber nicht. Dies ist vergleichbar mit der These<br />
über die mögliche Existenz <strong>an</strong>derer, bewohnter Pl<strong>an</strong>eten,<br />
was m<strong>an</strong> nicht gänzlich <strong>aus</strong>schließt, wobei es tatsächlich als<br />
unwahrscheinlich gilt.<br />
Verlässt der Besitzer kurz die Wohnstätte, um beispielsweise<br />
Post <strong>aus</strong> dem Briefkasten zu holen, dringt infernalisches<br />
Geheule und Jammern durch Flure und Stockwerke.<br />
Schon der winzigste <strong>Mops</strong> erreicht dabei eine für die Umwelt<br />
besorgniserregende Lautstärke. <strong>Der</strong> sensible Besitzer<br />
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erkennt augenblicklich die Gefühlsnotlage. Zu Recht befürchtet<br />
er, von besorgten Nachbarn beim Tierschutz denunziert<br />
zu werden. Gerade noch rechtzeitig k<strong>an</strong>n er sich<br />
ducken, um nicht von einer Bewohnerin durch ihre zum<br />
Schlagstock umfunktionierte Gehhilfe ernsthaft verletzt zu<br />
werden. Beinahe unversehrt hechtet er in Richtung des<br />
kleinen Lieblings die Treppe hinauf. Von g<strong>an</strong>z allein entwickelt<br />
sich die Symbiose, die von Natur <strong>aus</strong> vorgesehen ist,<br />
wor<strong>aus</strong> sich gewisse Modifikationen des Alltags ergeben.<br />
Das Entnehmen der Post oder Tageszeitung <strong>aus</strong> dem<br />
Briefkasten, der Kauf der morgendlichen Brötchen oder<br />
Ähnliches erfolgt gemeinschaftlich. Auf die Weise ergeben<br />
sich auch für den <strong>Mops</strong> wichtige <strong>So</strong>zialkontakte – und <strong>das</strong><br />
schon vor dem ersten Morgenkaffee, was mehr würde ein<br />
<strong>Mops</strong>besitzer wollen?<br />
Bei Entfernungen von mehr als 100 Metern nutzt der Besitzer<br />
<strong>das</strong> mit einem Anhänger oder Korb <strong>aus</strong>gestattete<br />
Fahrrad oder den Kleinwagen. Geschäfte, in denen dem<br />
<strong>Mops</strong> Zutritt verwehrt ist, werden <strong>aus</strong>nahmslos boykottiert.<br />
Wozu gibt es schließlich <strong>das</strong> Internet, den mobilen<br />
Friseur, Physiotherapeuten und <strong>an</strong>dere Dienstleister?<br />
Um dem <strong>Mops</strong> seine ungestörte Aufmerksamkeit zu widmen,<br />
hatte der Besitzer eigentlich den Jahresurlaub nebst<br />
Überstunden <strong>an</strong>getreten. Als Nächstes verlängert er diese<br />
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Phase, indem er sie auf ein Sabbatjahr <strong>aus</strong>dehnt und ersucht<br />
um einen Gesprächstermin mit seinem Arbeitgeber.<br />
Er thematisiert notwendige Korrekturen für die Anwesenheit<br />
im Büro, um seinem kleinen Liebling auch dort beste<br />
Bedingungen zu schaffen und <strong>das</strong> gute Betriebsklima zu<br />
fördern. Weil der <strong>Mops</strong> beim Gespräch <strong>an</strong>wesend ist, nehmen<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen zumeist den erwünschten Verlauf.<br />
Überraschenderweise ist nicht jeder Arbeitgeber einsichtig<br />
genug, nach Abschluss der Eingewöhnungsphase neben<br />
dem Arbeitnehmer auch den <strong>Mops</strong> im Arbeitsalltag zu integrieren.<br />
D<strong>an</strong>k <strong>Mops</strong> geht in vereinzelten Fällen ein l<strong>an</strong>g<br />
gehegter Wunsch des <strong>Mops</strong>besitzers in Erfüllung: <strong>Der</strong><br />
Weg in die Selbstständigkeit.<br />
Die Phase der Neuorientierung lässt sich leicht ein Jahr<br />
oder länger fin<strong>an</strong>zieren. Allein vom Verkauf nicht länger<br />
genutzter Alltagsgegenstände, weil sie in irgendeiner Weise<br />
<strong>das</strong> Befinden vom <strong>Mops</strong> stören, lebt es sich gut. Hinzu<br />
kommen Einsparungen <strong>an</strong> unvermuteter Stelle. Urlaubsreisen<br />
in exotische und/oder hochtemperierte Länder stehen<br />
ohnehin nicht g<strong>an</strong>z oben auf der Liste der Begehrlichkeiten<br />
beim <strong>Mops</strong> – somit auch nicht länger beim <strong>Mops</strong>besitzer.<br />
Das hat er mit seinem kleinen Liebling gemeinsam:<br />
Vom ersten Tag <strong>an</strong> ist er folgsam – im wortwörtlichen wie<br />
metaphorischen Sinn.<br />
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Die Sache mit dem Namen<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich ist allein deshalb wundervoll, weil sich<br />
schon die Namensgebung einfacher gestaltet, <strong>an</strong>ders als<br />
beim Hund. <strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> ist von Natur <strong>aus</strong> so konzipiert,<br />
<strong>das</strong>s ihm jeder Name gerecht wird. Egal welcher. <strong>Der</strong> versierte<br />
<strong>Mops</strong>besitzer weiß und schätzt auch <strong>das</strong> <strong>an</strong> seinem<br />
kleinen Liebling.<br />
Im günstigsten Fall nehmen ihm Züchter eine Vorentscheidung<br />
ab. Eddie oder Lolita klingen von Beginn <strong>an</strong><br />
recht nett und bleiben bisweilen. Cäsar mag seinem edlen<br />
Namen alle Ehre machen. Oder auch nicht. Vielleicht,<br />
denkt sich der <strong>Mops</strong>besitzer, entwickelt er sich zu einem<br />
eher zurückhaltenden, nahezu lustlosen Herrn.<br />
Züchter sind quasi verpflichtet, ihre Würfe alphabetisch zu<br />
benennen. Dazu gesellt sich der geschlechtsspezifische<br />
Aspekt. Mit den Jahren grenzt <strong>das</strong> den Fundus ein, zumal<br />
einige Buchstaben wenig eleg<strong>an</strong>te Kl<strong>an</strong>gkombinationen <strong>an</strong>bieten.<br />
Vrija und Orabelle mögen wundervolle Bedeutungen<br />
haben. <strong>Der</strong> <strong>Mops</strong>besitzer nimmt sie eher zurückhaltend<br />
euphorisch zur Kenntnis und wägt erneut ab. Aus humoristischen<br />
Gründen käme die Verwendung seines Lieblingsmodeh<strong>aus</strong>es<br />
infrage. Was aber, wenn der Name seines<br />
kleinen Lieblings einen Anwalt aufschreckt, der sein Ein-<br />
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kommen allein mit Abmahnungen in Bezug auf Markenrechte<br />
bestreitet und am Ende den Hund als Beweismittel<br />
einzufordern droht?<br />
Bei der eigenständigen Namensvergabe helfen ein paar einfache<br />
Grundsätze: Generell ist jeder zweisilbige Name geeignet,<br />
da er sich mit den Nachsilben -chen und -lein optimieren<br />
lässt. Nicht, <strong>das</strong>s der Besitzer dies unbedingt beabsichtigt.<br />
Es ergibt sich, wie m<strong>an</strong>ches, einfach so. Das birgt<br />
aber auch Risiken.<br />
Aus Bruno wird herzerwärmend Brunochen, was m<strong>an</strong> gerade<br />
noch ohne Knoten in der Zunge <strong>aus</strong>sprechen k<strong>an</strong>n.<br />
Wohingegen Aragornchen <strong>an</strong>mutet, als habe m<strong>an</strong> bisl<strong>an</strong>g<br />
unbek<strong>an</strong>nte Baumtierbewohner oder eine neue Insektenart<br />
entdeckt. M<strong>an</strong> darf den Einfluss der Massenmedien nie unterschätzen.<br />
Bruno wird auch zärtlich Problembärchen gen<strong>an</strong>nt,<br />
bei einer Lilly ist offensichtlich, welchem Wesen der<br />
<strong>Mops</strong>besitzer eigentlich Obdach gewährt: einer holden<br />
schwarzfelligen Fee.<br />
Kosenamen sind für den Besitzer eine wortgew<strong>an</strong>dte Best<strong>an</strong>dsaufnahme.<br />
Eine Lotta ist als Welpe ab und <strong>an</strong> eine<br />
Pipilotta. Andere entscheiden sich liebevoll für Pummelliese,<br />
Hosenmatz oder Hasepups. Die Liste ist unendlich, nur<br />
eingegrenzt durch die F<strong>an</strong>tasie der <strong>Mops</strong>besitzer. Madame,<br />
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Fräulein Charlotte, Herr von und zu … Je nach Betonung<br />
hört m<strong>an</strong> den Stimmungsumschwung dezent her<strong>aus</strong>.<br />
Steht m<strong>an</strong> sich nicht selbst durch zu viel Überlegungen im<br />
Weg, ergibt sich der Name mopstypisch wie von selbst. In<br />
den ersten Wochen verwenden versierte Besitzer daher guten<br />
Gewissens Arbeitsnamen, vergleichbar mit dem vorläufigen<br />
Buchtitel eines Autors. Eine krampfhaft <strong>an</strong>gestrengte<br />
Suche entsp<strong>an</strong>nt sich ungemein, wenn m<strong>an</strong> zur<br />
Probe wochenweise vorläufige Namen vergibt – so l<strong>an</strong>ge,<br />
bis m<strong>an</strong> bemerkt, <strong>das</strong>s es längst Zeit für den neuen Wochennamen<br />
gewesen wäre. In genau dem Moment offenbart<br />
sich dem achtsamen <strong>Mops</strong>besitzer die Vollkommenheit<br />
des vermeintlich vorläufigen Namens. Simpel wie<br />
stringent.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> seinerseits wird ohnehin lebensl<strong>an</strong>g dem Eindruck<br />
erliegen, sein Name sei Ohwiesüß. <strong>So</strong> oder ähnlich<br />
hört er <strong>das</strong> nämlich <strong>an</strong>dauernd, nicht <strong>aus</strong>schließlich von<br />
seinem Besitzer.<br />
Es scheint eine Art Urreaktion der Umwelt auf seine Existenz<br />
zu sein, etwas, <strong>das</strong> ihn seit den ersten Tagen der<br />
Schöpfung begleitet. „Oh, wie süß!“ verknüpft er mit sich<br />
und reagiert zuverlässig. Es sei denn, er hat Besseres zu<br />
tun. M<strong>an</strong>cher <strong>Mops</strong> reagiert jederzeit auf <strong>das</strong> melodisch<br />
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weich intonierte „Lecker!“ und verknüpft es mit Schmackhaftem,<br />
<strong>an</strong> dem ihm sehr gelegen ist. <strong>So</strong> <strong>sieht</strong> <strong>das</strong> <strong>aus</strong>!<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong>, <strong>das</strong> Paradoxon<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich ist praktisch selbsterklärend, auch wenn<br />
er dabei den Begriff Paradoxon laufend neu definiert. Die<br />
Außenwelt ist dem <strong>Mops</strong>besitzer dabei nur bedingt eine<br />
Hilfe. G<strong>an</strong>z im Gegenteil. Beispielhaft hierfür ist der erste<br />
morgendliche Spazierg<strong>an</strong>g mit dem frisch geschlüpften<br />
kleinen Liebling. Kaum betritt er eine öffentliche Straße,<br />
<strong>sieht</strong> er sich der ersten Frage <strong>aus</strong>gesetzt, die beinahe immer<br />
lautet: „Was ist <strong>das</strong> denn?“<br />
<strong>Der</strong> sprachkundig versierte <strong>Mops</strong>besitzer wartet vergebens<br />
auf die Vollendung der Frage, die ihm zufolge lauten sollte:<br />
Was ist <strong>das</strong> denn für ein Hund?<br />
Er beendet <strong>das</strong> Schweigen, indem er verkündet: „Das ist<br />
ein <strong>Mops</strong>.“ (Es entwickelt sich ein dürftiger Dialog.)<br />
„Oh, wie süüüß! Ist der goldig!“<br />
„D<strong>an</strong>ke, er ist ein Mädchen.“<br />
„Das ist eine Sie? Oh, wie süüüß! Wie heißt er denn?“<br />
„Emma. Jedenfalls vorläu...“ (<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong>besitzer wird unterbrochen.)<br />
„Emma, ja, <strong>das</strong> passt zu ihm. Wird der noch größer?“<br />
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„Ja, sicher, sie ist ein Welpe. Zwölf Woch...“ (Erneut wird<br />
er unterbrochen. Sein M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Koffein macht sich bemerkbar.)<br />
„Nein, so ein süßer <strong>Mops</strong>! Darf ich ihn streicheln? Meine<br />
Großt<strong>an</strong>te hieß Emma. Die hat immer Graupensuppe gegessen,<br />
wie in der alten Heimat ...“<br />
An dieser Stelle wird der Dialog zum Monolog. Dessen Inhalt<br />
erschließt sich dem Besitzer im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
der Situation nicht wirklich. Kurz darauf weiß er, <strong>das</strong><br />
Großt<strong>an</strong>te Emma sich nach der Flucht allein durchgeschlagen<br />
hat, <strong>das</strong>s die Kriegswitwe nie wieder heiratete, ein kleines<br />
Vermögen hinterließ, und <strong>das</strong>s ein so karges Leben<br />
traurig sei. Aus unerklärlichen Gründen betrachtet ein<br />
wildfremder Mensch den <strong>Mops</strong>besitzer urplötzlich als vertraut<br />
genug, um ihm derlei Details zu unterbreiten. Dieses<br />
Phänomen webt sich durch den morgendlichen Spazierg<strong>an</strong>g<br />
wie ein unsichtbarer roter Faden.<br />
<strong>Der</strong> nächste Bewunderer der kleinen Emma ist der Ansicht,<br />
Gesundheit könne m<strong>an</strong> eben nicht kaufen, und gibt<br />
in schillernden Farben Details seiner jüngst erduldeten Magenoperation<br />
preis. Von <strong>an</strong>derer Seite erfährt der <strong>Mops</strong>besitzer,<br />
der Bäcker habe seinen <strong>So</strong>hn enterbt, <strong>aus</strong> Gründen,<br />
über die es sich nicht zu reden zieme. Außerdem würde die<br />
Dorfschule geschlossen, dabei seien Kinder doch <strong>das</strong><br />
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höchste Gut. Stunden später ist der <strong>Mops</strong>besitzer immer<br />
noch mit der Verarbeitung der verwirrenden Daten <strong>aus</strong>gelastet.<br />
Zumindest hat er die dazu benötigte Menge <strong>an</strong> Kaffee<br />
intus. Er erinnert sich nicht, nur einen der redseligen<br />
Herrschaften jemals zuvor je wahrgenommen oder gar gesprochen<br />
zu haben.<br />
Neun von elf Bewunderern behaupten, ein <strong>Mops</strong> sei eigentlich<br />
kein Hund, darunter zwei, die keine Hunde mögen<br />
und es deshalb wissen müssen, wie sie sagen. Zum Beweis<br />
kraulen und herzen sie den kleinen Liebling <strong>aus</strong>giebig.<br />
Sieben der elf Bewunderer hätten den <strong>Mops</strong> auch Emma<br />
gen<strong>an</strong>nt, weshalb drei von ihnen erwägen, einen eigenen<br />
zu erwerben, die Edda, Paul und Hertha heißen würden.<br />
Um die Nachmittagszeit ebbt die informationsgeschuldete<br />
Überlastung seines Gehirns l<strong>an</strong>gsam ab. Im Nachhinein<br />
bleibt ihm unklar, was Auslöser für jene Gesprächigkeit<br />
war. <strong>Der</strong> <strong>Mops</strong>besitzer ist nicht einmal mehr sicher, ob<br />
m<strong>an</strong> ihm, dem <strong>Mops</strong> oder sich selbst freimütig was auch<br />
immer erzählt hat. Es entbehrt jeder Logik. Paradoxerweise<br />
hatte er den Eindruck, als seien jene Wildfremde jedoch<br />
enge Vertraute seines kleinen Lieblings.<br />
Wie den <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich nimmt m<strong>an</strong> ein Paradoxon besser<br />
gelassen wahr. Pl<strong>aus</strong>ibilität wirkt einschränkend, merkliches<br />
Hemmnis beim zum Scheitern verurteilten Versuch,<br />
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logische Erklärungen für Ereignisse im Leben zu finden.<br />
<strong>So</strong>gar, wenn sie nur im weitesten Sinn mit dem <strong>Mops</strong> zu<br />
tun haben. <strong>Der</strong> <strong>Mops</strong>besitzer sitzt vor seinem Becher<br />
Nachmittagskaffee, liebkost den <strong>Mops</strong>, der auf seinem<br />
Schoß ruht, und filtert <strong>das</strong> Wesentliche her<strong>aus</strong>.<br />
Emma ist ein passender Name. Einer der elf Bewunderer<br />
ließ sich die Adresse des Züchters geben. Vermutlich gibt<br />
es bald für die kleine Emma ein unerwartetes Wiedersehen<br />
mit ihrem niedlichen Bruder Edward.<br />
L<strong>an</strong>gsam dämmert dem <strong>Mops</strong>besitzer, <strong>das</strong>s Spaziergänge<br />
mit dem <strong>Mops</strong> guter Vorbereitung bedürfen. Er beschließt<br />
den zeitnahen Erwerb eines Thermokaffeebechers.<br />
Die <strong>an</strong>dere Sache mit dem Namen<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> <strong>an</strong> sich ist durch<strong>aus</strong> geneigt, dem menschlichen<br />
Bedürfnis nach Nähe Beachtung zu schenken. Nur nicht<br />
immer d<strong>an</strong>n, wenn es nötig wäre. Am liebsten nicht, wenn<br />
er herbeigerufen wird, wo er gerade Besseres zu tun hat.<br />
Was aber, wenn m<strong>an</strong> noch in der Phase der Namensfindung<br />
ist? Im Außenbereich häufen sich Möglichkeiten, bei<br />
denen der <strong>Mops</strong> dazu neigt, die übliche Wohlfühlzone erheblich<br />
<strong>aus</strong>zudehnen.<br />
21
Am weitläufigen Str<strong>an</strong>d muss m<strong>an</strong> nicht unbedingt den<br />
Blick in die Ferne schweifen lassen, um nach dem Verbleib<br />
des kleinen Lieblings zu suchen. Im Wald mag es <strong>an</strong>ders<br />
sein. <strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> neigt zuweilen zu Kontrollverhalten,<br />
wähnt sich als Hüter einer Ordnung, die sich nur ihm erschließt.<br />
(Aus Sicht des kleinen Lieblings trifft es vice versa<br />
für den <strong>Mops</strong>besitzer zu.)<br />
Es gibt aber tatsächlich gefährliche Situationen. Daher<br />
empfiehlt es sich wirklich, beizeiten ein Sicherheitssystem<br />
einzuführen, z. B. d<strong>an</strong>n, wenn der Besitzer ihn sehr gerne<br />
sehr viel näher bei sich, statt auf der Pferdekoppel hätte –<br />
was der <strong>Mops</strong> als Eingriff in seine Privatsphäre zu werten<br />
geruht. <strong>So</strong> ruft der Besitzer vergebens. Nicht nur einmal<br />
oder zweimal.<br />
<strong>Der</strong> ambitionierte Besitzer erwirbt in der Folge ein simples<br />
technisches Gerät: einen Klicklautverursacher. Weil der<br />
<strong>Mops</strong> gelehrig und klug ist, überdies Gefallen dar<strong>an</strong> findet,<br />
dem Menschen zu gefallen, lässt sich gut mit Tricks arbeiten.<br />
M<strong>an</strong>cher <strong>Mops</strong> ist hochtalentiert, erfindet Kunststückchen,<br />
wie putziges Tänzeln und Drehen auf den Hinterbeinen.<br />
Dass er dabei <strong>aus</strong><strong>sieht</strong> wie ein gut dressiertes Zirkusäffchen,<br />
stört ihn nicht. Er ist glücklich, den Künstler in<br />
sich entdeckt zu haben. Bei jedem Wohlverhalten, auch<br />
wenn es nur <strong>an</strong>satzweise gezeigt wird, klickt der <strong>Mops</strong>be-<br />
22
sitzer aber so was von auf der Stelle. <strong>Der</strong> <strong>Mops</strong> wird direkt<br />
belohnt und hat etwas wie von selbst verinnerlicht. Mit<br />
spielerischer Leichtigkeit wird Wohlverhalten vermittelt,<br />
was Gefahrensituationen erheblich entschärft. Schon sind<br />
Aufenthalte in der Außenwelt ein wahres Vergnügen, z. B.<br />
d<strong>an</strong>n, wenn der Besitzer seinen kleinen Liebling schon wieder<br />
sehr gerne sehr viel näher bei sich, statt auf der Pferdekoppel<br />
hätte – was der <strong>Mops</strong> immer noch als Eingriff in<br />
seine Privatsphäre zu werten geruht. Eins ist gar<strong>an</strong>tiert: In<br />
genau solchen Momenten findet sich massenhaft Publikum<br />
ein, <strong>das</strong> nur darauf lauert, den <strong>Mops</strong> als unerziehbar <strong>an</strong>zupr<strong>an</strong>gern<br />
…<br />
23