Schreiben an die Gemeinde- vertretung Helgoland

Schreiben an die Gemeindevertretung
Helgoland
Helgoland, 13. August 2011
Auf der letzten Sitzung der Gemeindevertretung wurde ein Brief von Helgoländer
Jugendlichen und Heranwachsenden vorgelesen. Da der SSW hier insbesondere
angesprochen wurde, haben wir uns entschlossen diesen Brief auch
direkt zu beantworten. Wir drucken hier den Wortlaut ab:

Liebe Jennifer, liebe MitunterzeichnerInnen,
wir hoffen es ist in Ordnung, dass wir Euch in diesem Schreiben mit Du anreden. Erst
einmal herzlich Dank für Euer Schreiben an die Gemeindevertretung. Da Ihr uns als SSW
direkt angesprochen habt, möchten wir Euch hiermit auch gerne persönlich antworten.
Von der Gemeindevertretung werdet Ihr in den nächsten Tagen sicherlich auch noch eine
Antwort erhalten.
Das Abstimmungsergebnis vom 26. Juni war mit knapp 55 % gegen die Landverbindung
eindeutig und Mehrhaltsentscheidungen, sollte man - auch wenn es manchmal etwas
schwer fällt - akzeptieren, dafür leben wir nun einmal in einer Demokratie.
Wir finden es aber etwas befremdlich, dass Ihr Eure Zukunft von einer Landverbindung der
Hauptinsel mit der Düne abhängig macht, denn Helgoland hat natürlich auch ohne diese
Maßnahme eine Zukunft.
Wichtigstes Ziel ist natürlich die Schaffung von Ganzjahresarbeitsplätzen. Es nützt uns nur
wenig, wenn Helgoland sich auf 5 bis 6 Monate Saison beschränkt. Das Jahr hat nun einmal
12 Monate und das restlich halbe Jahr in Arbeitslosigkeit zu fallen ist kein Zukunftsmodell.
Daher ist der Ausbau des touristischen Standbeins erst einmal auf eine mindestens
8 Monate langen Saison dringend notwendig. Das sollten wir gemeinsam als aller
erste Maßnahme anpacken und dazu bedarf es keiner Landverbindung.
Eine weitere Zukunftsperspektive wird die Ansiedlung der Wind-Off-Shore-Firmen im Südhafen
sein. Hier werden vielleicht nicht ganz so viele Arbeitsplätze entstehen wie versprochen,
aber jeder neue Arbeitsplatz der hier entsteht, ist ein Arbeitsplatz für die Zukunft
Helgolands. Auch dieses Vorhaben ist ohne eine Landverbindung möglich.
Die Helgoländerinnen und Helgoländer arbeiten seit knapp zwei Jahren an einem Regionalen
Entwicklungskonzept (REK) für die Insel Helgoland. Die Vorarbeiten hierzu sind seit
Mai 2011 abgeschossen und das Resultat kann sich durchaus sehen lassen. Das REK
beinhaltet nämlich über 70 Einzelprojekte, die auch ohne eine Landverbindung verwirklicht
werden können und so die Zukunft Helgolands sichern sollen.
Von der schwierigen Wohnraumproblematik über die unbefriedigende Schulsituation bis
hin zu Landerweiterungsmaßnahmen sind in dem REK fast alle Dinge beschrieben, die die
Zukunft Helgolands betreffen. Hierzu haben sich 4 Arbeitsgruppen zu den Gebieten Wohnen
und Städtebau - Tourismus - Natur, Landschaft, Umwelt und Forschung sowie Verkehr
und Häfen, Wirtschaft, Ver- und Entsorgung gebildet. Auch Ihr könnt hier aktiv mitarbeiten
und so die Zukunft Helgolands mitgestalten. Nähere Informationen erhaltet Ihr auf
der Internetseite der Gemeinde Helgoland unter www.helgoland.de/helgoland/regionalesentwicklungskonzept-rek.
Hier ist das gesamte Regionale Entwicklungskonzept nachzulesen.
Außerdem könnt Ihr hier nachschauen welche Arbeitsgruppen wann tagen.
Unserer Meinung nach verbaut eine jetzige Entscheidung zu einer Landverbindung der
Hauptinsel mit der Düne langfristig die Zukunft Helgolands. Allein die Kosten, die nicht von
privaten Investoren übernommen werden, beispielsweise Infrastrukturmaßnahmen und
Küstenschutz, werden den Haushalt der Gemeinde Helgoland auf lange Zeit so hoch belasten,
das nachfolgende Generationen – also Ihr und Eure Kinder – die Zeche bezahlen
dürfen. Es wäre also nicht fair auf eine Zukunft zu bauen, die auf Eure Kosten geht. Vielmehr
sollten wir gemeinsam schauen was heute möglich ist. Über eine Landverbindung
mit der Düne sollten wir erst dann nachdenken, wenn Helgoland wirklich aus allen Nähten
platzt. Das ist in der derzeitigen Situation nicht zu erkennen.
Von unseren Infotischen her und aus Gesprächen, wissen wir von einigen Jugendlichen
und Heranwachsenden, dass sie sich gegen die Landverbindung ausgesprochen haben.
Es sind also nicht nur „die Alten“ die sich dagegen ausgesprochen haben. Wenn Ihr möch-

tet, stellen wir gerne einen Kontakt mit diesen Jugendlichen her, damit Ihr Euch gemeinsam
austauschen könnt.
Wir würden uns besonders freuen, wenn Ihr Euch als Jugendliche und Heranwachsende
ehrenamtlich für die Insel einsetzt. Denn gerade in der ehrenamtlichen Tätigkeit liegt die
Zukunft Helgolands, denn ohne unsere Vereine und Zusammenschlüsse würde schon
heute das Inselleben ziemlich langweilig aussehen.
Wenn Ihr weitere Fragen an uns habt, könnt Ihr Euch gerne an uns wenden. Vielleicht sehen
wir uns aber auch an einem unserer nächsten Infotische – sprecht uns ruhig an.
Wir wünschen Euch für die Zukunft alles Gute.
Mit lieben Grüßen
Uwe Gerwin