Der „Europa-Palast“ - Film- und Fernsehmuseum Hamburg
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<strong>Hamburg</strong>er Flimmern 6/99 Seite 5<br />
Das mit Kränzen geschmückte Foyer des neuen Kinos mit Kassenhäuschen.<br />
den Vordach prangte der neonbeleuchtete Schriftzug<br />
mit dem Namen des Kinos. Und auch im Innern<br />
erwartete die Besucher Eleganz im Stil der<br />
50er Jahre: im Foyer gab es Blumennischen mit<br />
Bambusrohr <strong>und</strong> ein messingverkleidetes Kassenhäuschen.<br />
An dieses Kassenhäuschen erinnerte<br />
sich die ehemalige Kassiererin, Frau Leye, noch<br />
mit gemischten Gefühlen. Sie mußte nämlich dafür<br />
Sorge tragen, daß der Messingglanz erhalten<br />
blieb. Und das nur, weil ihre Vorgängerin aus Unwissenheit<br />
die Schicht matten Zapon-Lacks abgeputzt<br />
hatte, die das Metall schützen sollte.<br />
Ein schmuckes Kino<br />
<strong>Der</strong> riesige Kinosaal hatte die zeittypischen, kunststoffbespannten<br />
Wände <strong>und</strong> war mit zweiarmigen<br />
Leuchtern bestückt. Das zur Eröffnung verteilte<br />
Faltblatt schwärmte: „Auf allen 800 Plätzen [Anm.:<br />
in Wahrheit dürften es nur ca. 760 gewesen sein]<br />
hochgepolstertes Gestühl ... Neuzeitliche Klimaanlage<br />
mit ständiger Be- <strong>und</strong> Entlüftung ... Leistungsstarke,<br />
modernste Ton-Anlage ... Indirekte, behagliche<br />
Beleuchtung ... Volkstümliche Preise: DM —<br />
.90, 1.10, 1.25, 1.40 ... Neueste deutsche <strong>und</strong><br />
ausländische <strong>Film</strong>e, darunter zahlreiche in <strong>Hamburg</strong>er<br />
Erstaufführung ...“ Kein W<strong>und</strong>er, daß auch<br />
die Presse überschwenglich von der Eröffnung des<br />
neuen Kinos berichtete. Das „<strong>Hamburg</strong>er Abendblatt”<br />
schrieb beispielsweise: „Beschwingte Festlichkeit<br />
lag gestern über der Eröffnung des neuen<br />
‘Europa-Palastes’ in der Jarrestraße. <strong>Der</strong> formschöne<br />
Kino-Bau verdankt seine Entstehung der<br />
Theaterbesitzerin Helene Meiniger <strong>und</strong> wurde von<br />
der Architektengemeinschaft O. Barthel <strong>und</strong> E.<br />
Brandau ausgeführt. 760 Plätze mit Polstergestühl<br />
sind vorhanden. Für Schwerhörige gibt es zwölf<br />
Verstärker.” Die „<strong>Hamburg</strong>er Freie Presse” wußte<br />
zu berichten: „Eine endlose Wagenauffahrt begleitete<br />
die Premiere des Europa-Palastes an der Jarrestraße.<br />
Frau Helene Meininger, eine der erfahrendsten<br />
Persönlichkeiten der <strong>Hamburg</strong>er<br />
<strong>Film</strong>theaterwirtschaft, empfing als Bauherrin die<br />
Glückwünsche zahlreicher Persönlichkeiten des öffentlichen<br />
Lebens, der Berufskollegen <strong>und</strong> der Vertreter<br />
des <strong>Film</strong>verleihgewerbes. Von der blumenumsäumten<br />
Bühne des repräsentativen, 800 Plätze<br />
fassenden Theaters begrüßte Franz Felix das<br />
festliche Haus ...”. „Die Welt” meinte: „<strong>Hamburg</strong> ist<br />
damit um ein sehr schönes, repräsentatives<br />
<strong>Film</strong>theater reicher geworden. Nach guter hamburgischer<br />
Sitte überreichten zahllose Fre<strong>und</strong>e der Inhaberin,<br />
Frau Meininger, w<strong>und</strong>erbare farbenprächtige<br />
Blumenarrangements, die, in der Vorhalle aufgestellt,<br />
dem Abend einen festlichen Rahmen<br />
gaben”. Und die „Morgenpost” sprach von einem<br />
„reizenden Festprogramm”, wies darauf hin, daß<br />
man u.a. alle Arbeiter eingeladen hatte, die am Bau<br />
beteiligt gewesen waren, daß die r<strong>und</strong> 800 Plätze<br />
mit Schlarrafia-Polster ausgestattet wurden <strong>und</strong><br />
daß die Klimaanlage <strong>und</strong> eine indirekte Beleuchtung<br />
höchsten Komfort boten.<br />
Es gab schon einen <strong>„Europa</strong>-<strong>Palast“</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>„Europa</strong>-<strong>Palast“</strong> war übrigens nicht das erste<br />
Kino dieses Namens in <strong>Hamburg</strong>. Schon seit 1926<br />
existierte ein <strong>„Europa</strong>-<strong>Palast“</strong> am Barmbeker Markt