Feiere ich Weihnachten?
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November 2011 – Jänner 2012<br />
Warum feiern wir den Advent?<br />
Kaum eine andere Zeit des Kirchenjahres<br />
ist so prägend für unser leben wie<br />
die des Advents und von <strong>Weihnachten</strong>.<br />
Man kann s<strong>ich</strong> der Wirkung kaum entziehen,<br />
selbst wenn man wollte. Und<br />
auch wenn das gesellschaftl<strong>ich</strong>e leben<br />
nur wenig vom christl<strong>ich</strong>en Geist erfüllt<br />
ist – der Monat Dezember zeigt,<br />
dass die Ränder des Christentums<br />
überall hinre<strong>ich</strong>en und dazu beitragen<br />
sollen, dass Menschen motiviert<br />
werden. Wenn schon am 17. Oktober<br />
in den Geschäften Adventl<strong>ich</strong>es und<br />
Weihnachtl<strong>ich</strong>es dominiert (wie halten<br />
das VerkäuferInnen aus?), ist es angebracht,<br />
den Ursprung dieser Zeit zu<br />
suchen.<br />
„Die Einsamkeit“ Marc Chagall, 1933<br />
Gesch<strong>ich</strong>te des Advents<br />
Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts gab<br />
es in Spanien und Gallien eine dreiwöchige<br />
Vorbereitungszeit für <strong>Weihnachten</strong>.<br />
Die Gläubigen wurden eingeladen<br />
zum eifrigeren Gottesdienstbesuch und<br />
zur Askese (fasten, Werke der Nächstenliebe).<br />
Seit dem 6. Jahrhundert feiert man in<br />
Rom den Advent als geprägte liturgische<br />
Zeit. Hier entsteht auch die tradition<br />
der vier Adventsonntage vor<br />
<strong>Weihnachten</strong>, während in Mailand<br />
heute noch sechs Adventsonntage gefeiert<br />
werden.<br />
Geleitet ist der Advent vom Inhalt,<br />
dass die Kirche am Ende des Neujahres<br />
ausschaut nach dem Kommen<br />
des Gottessohnes in diese Welt. Die<br />
Kirche tut dies in einem zweifachen<br />
Sinn:<br />
1. In Erwartung auf Christus, den<br />
Herrn, der wiederkommen wird<br />
(„Wenn er wiederkommt im Glanz<br />
seiner Herrl<strong>ich</strong>keit, werden wir<br />
s<strong>ich</strong>tbar empfangen, was wir jetzt<br />
mit wachem Herzen gläubig erwarten“<br />
– Präfation von Advent).<br />
2. Als Vorbereitungszeit auf die weihnachtl<strong>ich</strong>en<br />
Hochfeste.<br />
Beide Inhalte machen den Advent zu<br />
einer Zeit froher Erwartung.<br />
Der Advent ist geprägt von besonderen<br />
Heiligen:<br />
Maria, die Muttergottes, als jene frau,<br />
die mit ihrem Ja zum Heilsplan Gottes<br />
das Kommen Christi in diese Welt ermögl<strong>ich</strong>t<br />
hat.<br />
Johannes der täufer, der auf den Messias<br />
hinweist und der schon beim Besuch<br />
Marias bei Elisabeth im Mutterleib<br />
s<strong>ich</strong> bewegt (Ck 1,44).<br />
In der frömmigkeit und im Brauchtum<br />
haben s<strong>ich</strong> je nach Gebiet verschiedene<br />
StRASSGANGER PfARRBlAtt<br />
„Der Engel mit der Palette“, 1927-1936<br />
Praktiken gebildet: das Einfrischen der<br />
Barbarazweige am Barbaratag (4. Dezember);<br />
der Besuch des hl. Nikolaus;<br />
das Strohhalmlegen in die Krippe für<br />
gute taten; das tragen eines Marienbildes<br />
von Haus zu Haus, verbunden<br />
mit Gebetsandachten (Herbergsuche);<br />
Mitfeier der Rorate (morgendl<strong>ich</strong>e Marienmesse<br />
im Advent); Adventkalender<br />
und Adventkranz sind relativ junge<br />
Ze<strong>ich</strong>en für diese Zeit (19. Jhdt.). Der<br />
Adventkranz fand s<strong>ich</strong> erst nach dem 2.<br />
Weltkrieg im katholischen Brauchtum<br />
und stammt aus häusl<strong>ich</strong>en evangelischen<br />
Kreisen.<br />
Advent heute<br />
Heute sind wir aufgerufen, anhand der<br />
gesch<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>en Entwicklung des Advents<br />
uns zu fragen, wie wir diese besondere,<br />
religiöse Zeit gestalten.<br />
Gibt es noch den Unterschied zwischen<br />
Advent und <strong>Weihnachten</strong>?<br />
Können wir die sogenannte stillste Zeit<br />
im Jahr erfahren?<br />
Ist uns der Glaubensinhalt dieser Zeit<br />
bewusst?<br />
Pfarrer Wolfgang Posch<br />
Marc Chagall (*1887 in Witebsk/Weißrussland,<br />
+1985 in Saint-Paul-de-Vence/frankre<strong>ich</strong>)<br />
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