1 8Die Ehrenoffiziere im Jubiläumsjahr(vorne v. l.) Heinrich Wasserkort, Helmut Klaus, Heinz Sonntag, Josef Wellige, Heinz-Josef Hupe, Wilhelm Schlüter und TheodorSchulte (hinten v. l.) Josef Hüppmeier, Bernhard Wippermann, Franz-Josef Schmidtmeier, Hermann Timmermann, Georg Eikel,Rudolf Temborius und Johannes Kirchhoff
<strong>350</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Schützenbruderschaft</strong>1 9Historische StreiflichterWas bewegt Menschen, einer Idee, einerAufgabe oder Prinzipien über einen solangen Zeitraum von dreieinhalb Jahrhundertenallen Widrigkeiten zum Trotzdie Treue zu halten? Wie haben sich diepolitischen, sozialen und bildungsmäßigenRahmenbedingungen gewandelt?Die Bruderschaft durchlebte in dieserZeit epochale Veränderungen: Das Lebennach dem 30jährigen Krieg, in demsich die dörflichen landwirtschaftlichenVerhältnisse in bescheidenem Rahmenkonsolidierten, die Aufklärung und Restauration,den Wechsel vom Leben „unterdem Krummstab“ im HochstiftPaderborn zur Herrschaft des protestantischenPreußen mit seinem Kulturkampfgegen die katholische Kirche, die nationalenFreiheits- und Einigungsbewegungen,Kaiserreich und die WeimarerRepublik, Kriege und Weltkriege, Wirtschaftswunderund Globalisierung ...Auf den folgenden Seiten soll der Versuchunternommen werden, die Bruderschaftauf ihrem Weg durch die Epochenschlaglichtartig zu begleiten.1 664Der 30jährige Krieg hatte das HochstiftPaderborn hart getroffen. Allein dieHauptstadt Paderborn wurde 1 6mal belagertoder erobert; bei der noch heutebekannten Plünderung der Stadt durchden Herzog von Braunschweig, den „tollenChristian“, war es längst nicht geblieben.Seuchen grassierten. Die Einwohnerzahldes Hochstifts war während desKrieges um ein Drittel zurückgegangen.Aberglaube und Hexenverfolgung hatteneinen neuen Höhepunkt erreicht. Undwie erbärmlich sah es durch die Ohnmächtigkeitder Obrigkeit – in sozialerund religiöser Hinsicht – erst auf demLande aus in den Bauernschaften, diekeinerlei Schutz hatten! Not und Elendwurden nach dem Kriege durch Kontributionszahlungenan die LandgrafschaftHessen-Kassel zunächst nur noch größer.Erst langsam, vor allem unter FürstbischofFerdinand von Fürstenberg(1 661 -1 683), verbesserte sich die wirtschaftlicheLage und es setzte ein Wiederaufbauein.Die ländliche Bevölkerung war sich damalsihrer geringen Möglichkeiten gegenübermarodierenden Landsknechtenund ihrer Abhängigkeit von den Launender Natur unmittelbar bewusst. Sie suchtedaher Zuversicht und Trost im Glauben.Die Ausdrucksformen des katholischenGlaubens gaben ihr Halt. Obwohldie Stadt Paderborn und auch größereTeile des Hochstifts sich zwischenzeitlichzur Reformation bekannt hatten, war unterFürstbischof Dietrich von Fürstenberg(1 585-1 61 8) eine Rekatholisierung erfolgt.So förderte er besonders die Jesuitenin Paderborn und gründete eineeigene Universität am Kamp, die in diesemJahr als Theologische Fakultät ihr400jähriges Jubiläum feiert.Das Schützenwesen nahm nach dem30jährigen Krieg in den Städten und aufden Dörfern eine unterschiedliche Entwicklung.Während in den Städten dieWehrhaftigkeit und der Schutz der Stadtmauernim Vordergrund standen, war aufden Dörfern der Bruderschaftsgedankeund die Teilnahme an kirchlichen Aktivitätenvorrangig. Aus diesem Gedankengutentwickelte sich wohl auch die<strong>Schützenbruderschaft</strong> in <strong>Scharmede</strong>.Der Überlieferung nach sahen die Bewohnervon Thüle, Salzkotten und Elsenim <strong>Jahre</strong> 1 664 gegen Mitternacht dieGemeinde <strong>Scharmede</strong> in Flammen stehen.Als sie jedoch das Dorf erreichten,fanden sie die Bewohner friedlich schla-