Fragebogen Sicherheitsschuh - RWTH Aachen University
Fragebogen Sicherheitsschuh - RWTH Aachen University
Fragebogen Sicherheitsschuh - RWTH Aachen University
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Möglichkeiten der Prävention von Erkrankungen am Stütz- und<br />
Bewegungsapparat durch das <strong>Sicherheitsschuh</strong>werk bei Mitarbeitern der<br />
Automobilindustrie<br />
Von der Medizinischen Fakultät<br />
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule <strong>Aachen</strong><br />
zur Erlangung des akademischen Grades<br />
einer Doktorin der Theoretischen Medizin<br />
genehmigte Dissertation<br />
Berichter: Herr Universitätsprofessor<br />
Dr. med. Thomas Kraus<br />
vorgelegt von<br />
Diplom-Wirtschaftsingenieurin<br />
Ulrike Noll<br />
aus Halle (Saale)<br />
Frau Universitätsprofessorin<br />
Dr. rer. nat. Catherine Dißelhorst-Klug<br />
Tag der mündlichen Prüfung: 6. Juni 2011<br />
Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek<br />
online verfügbar.
Für Dr. med. Stefan Sturm<br />
"Der Fuß ist ein Kunstwerk aus 26 Knochen, 19 Muskeln und 107 Bändern.<br />
Ein Kunstwerk braucht einen Rahmen, keinen Käfig"<br />
(Leonardo da Vinci)<br />
II
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung ..................................................................................................... 1<br />
1.1 Muskel-Skelett-Erkrankungen ........................................................... 1<br />
1.2 Fußschutz ......................................................................................... 2<br />
1.2.1 Gesetzliche Bestimmungen ........................................................ 2<br />
1.2.2 Tragekomfort und Langzeit-Gesundheitsschutz .......................... 4<br />
1.3 Aktueller Forschungsstand ................................................................ 9<br />
1.3.1 <strong>Sicherheitsschuh</strong>e ....................................................................... 9<br />
1.3.2 Schuhe und ihre Wirkung auf den Stütz- und ...............................<br />
Bewegungsapparat ................................................................... 15<br />
1.4 Fragestellung und Zielsetzung ........................................................ 19<br />
2 Material und Methoden ............................................................................. 22<br />
2.1 Untersuchungsbeschreibung .......................................................... 22<br />
2.2 Untersuchungsstichprobe ............................................................... 23<br />
2.3 Untersuchungsgegenstand ............................................................. 25<br />
2.4 Messtechnische Analyse ................................................................. 28<br />
2.4.1 Versuchsablauf Gangmessung ................................................. 28<br />
2.4.2 Versuchsablauf Arbeitsplatzmessung ....................................... 29<br />
2.4.3 Messtechnik .............................................................................. 30<br />
2.4.4 Messparameter ......................................................................... 31<br />
2.5 Befragung ....................................................................................... 35<br />
2.6 Auswertung und statistische Verfahren ........................................... 36<br />
2.6.1 Messtechnische Analyse ........................................................... 36<br />
2.6.2 Befragung ................................................................................. 39<br />
3 Ergebnisse ................................................................................................. 40<br />
3.1 Gangmessung ................................................................................. 40<br />
3.2 Arbeitsplatzmessung ....................................................................... 44<br />
3.3 Vergleich Gang- und Arbeitsplatzmessung ..................................... 53<br />
3.4 Befragung ....................................................................................... 69<br />
3.4.1 Arbeitsplatzbedingungen ........................................................... 69<br />
3.4.2 <strong>Sicherheitsschuh</strong>e ..................................................................... 70<br />
4 Diskussion ................................................................................................. 75<br />
4.1 Diskussion der Versuchsergebnisse ............................................... 75<br />
4.2 Fehlerbetrachtung ........................................................................... 83<br />
5 Zusammenfassung und Ausblick ............................................................ 84<br />
6 Literaturverzeichnis .................................................................................. 86<br />
7 Anhang....................................................................................................... 92<br />
III
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Beispiele für Bestandteile eines Schuhs ........................................ 3<br />
Abbildung 2: Schädigung des Vorfußes durch falsches Schuhwerk .................. 6<br />
Abbildung 3: Unzureichender Schutz der Zehenknochen durch ungenügenden<br />
Sitz der Zehenschutzkappe bei falscher Passform ................................. 7<br />
Abbildung 4: Konzeption der Untersuchung ...................................................... 22<br />
Abbildung 5: Arbeitsplatzbeschreibung der Anlagenführer ............................... 24<br />
Abbildung 6: Arbeitsplatzbeschreibung der KTL-Spengler ................................ 25<br />
Abbildung 7: <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 ....................................................................... 26<br />
Abbildung 8: <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 ....................................................................... 27<br />
Abbildung 9: <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 ....................................................................... 27<br />
Abbildung 10: Gehstrecke zur Gangaufzeichnung ............................................ 28<br />
Abbildung 11: Versuchsablauf Arbeitsplatzmessung ........................................ 29<br />
Abbildung 12: Prinzipieller Aufbau und Anbringung des CUELA-<br />
Messsystems ....................................................................................... 30<br />
Abbildung 13: Drucksensitive Einlegesohle zur Messung der plantaren<br />
Druckverteilung ..................................................................................... 31<br />
Abbildung 14: CUELA-Winkel: Brustwirbelsäulen-Neigung, Lendenwirbelsäulen-<br />
Neigung und Rückenkrümmung ............................................................ 32<br />
Abbildung 15: CUELA-Winkel: Beckenneigung, Hüft- und Kniegelenkflexion ... 32<br />
Abbildung 16: Einteilung der Messsohle in acht Zonen (links) und Druckbild mit<br />
Ganglinie (rechts) .................................................................................. 34<br />
Abbildung 17: Darstellung der Messdaten mit der CUELA-Software WIDAAN 37<br />
Abbildung 18: Darstellung der deskriptiven Statistik: Boxplot-Diagramm (links)<br />
und Säulen-Diagramm (rechts) ............................................................. 38<br />
Abbildung 19: Boxplot-Diagramm der Oberkörperneigungswinkel und Angabe<br />
der Signifikanz-Werte (Gangmessung) ................................................. 40<br />
Abbildung 20: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Gangmessung) .......................................................................... 41<br />
Abbildung 21: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Gangmessung) .......................................................................... 42<br />
Abbildung 22: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Gangmessung) .................................................................................... 43<br />
IV
Abbildung 23: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Längs) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Gangmessung) ....................................................... 43<br />
Abbildung 24: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Gangmessung) ....................................................... 44<br />
Abbildung 25: Boxplot-Diagramm der Oberkörperneigungswinkel und Angabe<br />
der Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer) ............... 45<br />
Abbildung 26: Boxplot-Diagramm der Oberkörperneigungswinkel und Angabe<br />
der Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler) ............... 46<br />
Abbildung 27: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer) ....................................... 46<br />
Abbildung 28: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler) ........................................ 47<br />
Abbildung 29: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer) ....................................... 47<br />
Abbildung 30: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler) ........................................ 48<br />
Abbildung 31: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer) .................................................. 49<br />
Abbildung 32: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler) .................................................. 50<br />
Abbildung 33: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Längs) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer) ..................... 51<br />
Abbildung 34: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Längs) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler) ..................... 51<br />
Abbildung 35: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer) ..................... 52<br />
Abbildung 36: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler) ..................... 52<br />
Abbildung 37: Steh- und Gehanteile der untersuchten Arbeitsplätze ................ 53<br />
Abbildung 38: Boxplot-Diagramm der Oberkörperneigungswinkel und Angabe<br />
der Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer) .. 54<br />
Abbildung 39: Boxplot-Diagramm der Oberkörperneigungswinkel und Angabe<br />
der Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-Spengler) ... 55<br />
Abbildung 40: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer) ........................... 56<br />
V
Abbildung 41: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-Spengler)............................ 56<br />
Abbildung 42: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer) ........................... 57<br />
Abbildung 43: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-Spengler)............................ 58<br />
Abbildung 44: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer) ...................................... 58<br />
Abbildung 45: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-Spengler) ...................................... 59<br />
Abbildung 46: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Längs) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer) ......... 60<br />
Abbildung 47: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Längs) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-Spengler) ......... 60<br />
Abbildung 48: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer) ......... 61<br />
Abbildung 49: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung stehen: KTL-Spengler) .......... 62<br />
Abbildung 50: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 (Anlagenführer) ...................................................... 63<br />
Abbildung 51: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 (KTL-Spengler) ...................................................... 64<br />
Abbildung 52: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 (Anlagenführer) ...................................................... 65<br />
Abbildung 53: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 (KTL-Spengler) ...................................................... 66<br />
Abbildung 54: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (Anlagenführer) ...................................................... 67<br />
Abbildung 55: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (KTL-Spengler) ...................................................... 68<br />
Abbildung 56: Darstellung der oft und gelegentlich ausgeführten Tätigkeiten .. 69<br />
Abbildung 57: Darstellung der oft und gelegentlich genutzten Arbeitsböden .... 70<br />
Abbildung 58: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 ................................................... 71<br />
Abbildung 59: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 ................................................... 71<br />
Abbildung 60: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 ................................................... 72<br />
VI
Abbildung 61: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (Anlagenführer) ......................... 73<br />
Abbildung 62: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (KTL-Spengler) ......................... 73<br />
Abbildung 63: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (Qualitätskontrolleure) ............... 74<br />
Abbildung 64: Krafteinwirkung beim Gehen ...................................................... 77<br />
Abbildung 65: Abrollweg des Fußes beim Aufsetzen mit der Ferse .................. 79<br />
VII
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Arbeitsbedingte Risikofaktoren ........................................................... 1<br />
Tabelle 2: Kurzzeichen für die Kennzeichnung der meistbenutzten<br />
Kombinationen von sicherheitsrelevanten Grund- und<br />
Zusatzanforderungen .............................................................................. 4<br />
Tabelle 3: Studien mit dem Forschungsschwerpunkt <strong>Sicherheitsschuh</strong>e ........... 9<br />
Tabelle 4: Studien zum Einfluss von Schuhen auf den Stütz- und<br />
Bewegungsapparat ............................................................................... 16<br />
Tabelle 5: Anthropometrische Daten aller Probanden ± Standardabweichung 23<br />
Tabelle 6: Anthropometrische Daten der Anlagenführer ±<br />
Standardabweichung ............................................................................ 24<br />
Tabelle 7: Arbeitsplatzbeschreibung und anthropometrische Daten der KTL-<br />
Spengler ± Standardabweichung .......................................................... 24<br />
Tabelle 8: Übersicht der untersuchten <strong>Sicherheitsschuh</strong>e ................................ 26<br />
Tabelle 9: Messparameter Körperwinkel/-haltung ............................................. 32<br />
Tabelle 10: Messparameter plantare Druckverteilung ....................................... 34<br />
VIII
Abkürzungsverzeichnis<br />
A Fläche [cm²]<br />
ALM Allgemeines Lineares Modell<br />
ANOVA Analysis of Variance<br />
BAuA Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />
BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />
BGR Berufsgenossenschaftliche Regel<br />
BMI Body Mass Index [kg/m²]<br />
BMW Bayerische Motorenwerke<br />
BWS Brustwirbelsäule<br />
CoP Center of Pressure<br />
CUELA Computer-Unterstützte Erfassung und Langzeit-Analyse<br />
von Belastungen des Muskel-Skelett-Systems<br />
DGUV Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
DIN Deutsches Institut für Normung e. V.<br />
EMG Elektromyographie<br />
EN Europäische Norm<br />
ESD Electric Static Discharge<br />
F Kraft [N]<br />
HVBG Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
IFA Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung<br />
ISO Internationale Organisation für Normung<br />
KTL Kathodische Tauchlackierung<br />
LSD Least Significant Difference<br />
LWS Lendenwirbelsäule<br />
MBT Masai Barfuß Technologie®<br />
MW Mittelwert<br />
n Anzahl<br />
p Druck [N/cm²]<br />
PC Personal Computer<br />
PSA Persönliche Schutzausrüstung<br />
PUR Polyurethan<br />
RoM Range of Motion<br />
SI Système International d'unités<br />
IX
StAbw Standardabweichung<br />
TPU Thermoplastisches Polyurethan<br />
WIDAAN Winkel-Daten-Analyse<br />
X
Kurzzusammenfassung<br />
Obgleich die körperliche Belastung für viele Arbeitnehmer durch eine<br />
Verbesserung der Arbeitsplatzbedingungen reduziert werden konnte, spielen<br />
Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems weiterhin eine große Rolle im<br />
betrieblichen Gesundheitsgeschehen. Das Ziel dieser Studie war es, den<br />
Einfluss unterschiedlicher <strong>Sicherheitsschuh</strong>e auf den Stütz- und<br />
Bewegungsapparat unter realen Arbeitsbedingungen bei gleichzeitigem Einsatz<br />
von Messtechnik zu untersuchen und die Frage zu klären, welche<br />
Konstruktionsmerkmale möglicherweise zu einer Reduktion der Belastung<br />
beitragen.<br />
Drei verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e wurden von 40 Mitarbeitern der<br />
Automobilfertigung am Arbeitsplatz getestet. Neben der Abfrage des<br />
subjektiven Empfindens erfolgte mit dem CUELA-Messsytem eine Erfassung<br />
der Körperhaltung und plantaren Druckverteilung für ein Teil des<br />
Studienkollektivs (n=20).<br />
Die Ergebnisse der CUELA-Messung zeigten statistisch signifikante<br />
Unterschiede in der Körperhaltung als auch plantaren Druckverteilung. So war<br />
das Tragen eines einfachen <strong>Sicherheitsschuh</strong>s ohne ergonomische<br />
Besonderheiten gegenüber Modellen mit ergonomischen Bauteilen (u. a.<br />
Dämpfungselemente) durch eine größere Oberkörpervorneigung, vermehrte<br />
Hüftbeugung und höhere Druckbelastung gekennzeichnet. Die Abfrage des<br />
subjektiven Empfindens bestätigten diese Ergebnisse. Die Bewertung des<br />
einfachen <strong>Sicherheitsschuh</strong>s fiel aufgrund mangelnder Komforteigenschaften<br />
gegenüber den beiden anderen Schuhen deutlich schlechter aus.<br />
Der präventive Aspekt bei <strong>Sicherheitsschuh</strong>en bezog sich bisher vorrangig auf<br />
die Vermeidung von Gesundheitsschäden durch akute Arbeitsunfälle. Die<br />
vorliegenden Studienergebnisse konnten einen Einfluss der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
nicht nur auf die plantare Druckverteilung, sondern ebenso auf die<br />
Körperhaltung nachweisen und geben damit Hinweise, dass der Fußschutz als<br />
präventives Instrument zur Gesunderhaltung des Stütz- und<br />
Bewegungsapparates langfristig geeignet ist.<br />
XI
Abstract<br />
Although physical strain has been reduced for many employees by improving<br />
workplace conditions, musculoskeletal disorders are still relevant in the working<br />
health system. The aim of the study was to analyse the effect of different safety<br />
shoes on the musculoskeletal system under real working conditions. This was<br />
accomplished by using measuring techniques to determine which construction<br />
characteristics of footwear could decrease physical strain on the worker.<br />
Three different types of safety shoes were tested at workplace by a total of 40<br />
workers from the automotive industry. Measurements included both subjective<br />
comfort ratings and objective posture and plantar pressure distribution<br />
measurements, which were taken with the CUELA system for a collective of 20<br />
subjects.<br />
The CUELA measurements showed significant differences in posture as well as<br />
in plantar pressure distribution. Wearing a simple safety shoe without<br />
ergonomic features led to an increase in trunk inclination, hip flexion and plantar<br />
pressure in comparison to wearing safety shoes with ergonomic components<br />
(i. e. cushioning). The objective measurements were correlated with the<br />
subjective comfort ratings. Based on a lack of comfort the simple safety shoe<br />
without any ergonomic features was rated worst.<br />
Up to now, the main preventive aspect of safety shoes has been the avoidance<br />
of injury in case of an industrial accident. This study could demonstrate an<br />
effect not only on plantar pressure but also on the posture by wearing different<br />
safety shoes. Therefore, safety shoes may be assumed to be a long-term<br />
preventive instrument for maintaining the health of the musculoskeletal system.<br />
XII
1 Einleitung<br />
1.1 Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
Einleitung<br />
Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates zählen mit 24,6 % zu den<br />
häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und stellen mit 16 % die zweit<br />
häufigste Diagnosegruppe für Rentenzugänge wegen verminderter<br />
Erwerbsfähigkeit dar (BMAS & BAuA 2010). Zu diesen Beschwerden gehören:<br />
Erkrankungen der Gelenke mit entzündlichen und nichtentzündlichen<br />
Komponenten, Erkrankungen des Bindegewebes, der Wirbelsäule, des<br />
Rückens, des Weichteilgewebes sowie der Knochen und Knorpel. Hierbei<br />
überwiegen vor allem die Rücken- und Gelenkerkrankungen. Die Folgen sind<br />
neben Minderung der körperlichen Leistungsfähigkeit vor allem Kosten durch<br />
hohe Ausfallzeiten. So können etwa zwei Drittel der jährlich verursachten<br />
Kosten durch arbeitsbedingte Gesundheitsbeeinträchtigungen den Muskel-<br />
Skelett-Erkrankungen zugeordnet werden (Gröben et al. 2004).<br />
Die Belastungsfaktoren für Erkrankungen am Stütz- und Bewegungsapparat<br />
sind vielfältig und bedingen eine Verflechtung von Risikofaktoren aus dem<br />
beruflichen und nicht-beruflichen Bereich. Muskuloskelettale Erkrankungen<br />
gelten jedoch als stark arbeitsabhängig und die Ursachen hängen mit der<br />
Gestaltung der Arbeitssysteme zusammen. Eine Aufstellung der<br />
arbeitsbedingten Risikofaktoren gibt Tabelle 1.<br />
Tabelle 1: Arbeitsbedingte Risikofaktoren (Gröben et al. 2004)<br />
Physische Einflussfaktoren Arbeitsumgebung und –organisation<br />
• Ständig wiederkehrende<br />
Bewegungen<br />
• Kraftaufwändige manuelle<br />
Tätigkeiten<br />
• Lasten<br />
• Falsche Körperhaltung<br />
• Direkter mechanischer Druck<br />
auf Körperstellen<br />
• Körpervibrationen<br />
• gleichförmig sich wiederholende<br />
Tätigkeiten<br />
• Arbeitsrhythmus<br />
• Arbeitszeitvorgaben<br />
• Entlohnungssysteme<br />
• monotone Arbeit<br />
• Ermüdung<br />
• Arbeit in kalter Umgebung<br />
• Arbeitsunzufriedenheit<br />
• psychosoziale Arbeitsfaktoren<br />
1
1.2 Fußschutz<br />
1.2.1 Gesetzliche Bestimmungen<br />
Einleitung<br />
Gemäß dem Arbeitsschutzgesetz muss eine Ermittlung der mit der<br />
Arbeitsaufgabe verbundenen Gefährdungen durch den Arbeitgeber erfolgen.<br />
Sofern diese Gefährdungsbeurteilung eine Notwendigkeit zum Tragen von<br />
Fußschutz ergibt, ist der Unternehmer verpflichtet, diesen den Mitarbeitern zur<br />
Verfügung zu stellen. Die Auswahl, Beschaffung, Bereitstellung und Benutzung<br />
von Fußschutz ist in der Berufsgenossenschaftlichen Regel 191 („Benutzung<br />
von Fuß- und Knieschutz“) festgelegt, welche die Achte Verordnung zum<br />
Geräte- und Produktsicherheitsgesetz („Verordnung über das Inverkehrbringen<br />
von persönlichen Schutzausrüstungen“), das Arbeitsschutzgesetz als auch die<br />
PSA-Benutzungsverordnung 1 berücksichtigt. Der Fußschutz, als Bestandteil der<br />
persönlichen Schutzausrüstung, zielt auf den Schutz der Füße vor äußeren,<br />
schädigenden Einwirkungen und dem Ausrutschen ab. Unterschieden wird<br />
gemäß BGR 191 zwischen (HVBG 2007):<br />
1. <strong>Sicherheitsschuh</strong>e sind Schuhe, die die sicherheitstechnischen<br />
Anforderungen erfüllen; sie sind mit Zehenkappen für hohe Belastungen,<br />
deren Schutzwirkung mit einer Prüfenergie von 200 J bzw. mit einer<br />
Druckkraft von 15 kN geprüft wurden (Kurzbezeichnung S) ausgestattet<br />
(siehe auch DIN EN ISO 20 345).<br />
2. Schutzschuhe sind Schuhe, die die sicherheitstechnischen Anforderungen<br />
erfüllen; sie sind mit Zehenkappen für mittlere Belastungen, deren<br />
Schutzwirkung mit einer Prüfenergie von 100 J bzw. mit einer Druckkraft von<br />
10 kN geprüft wurden (Kurzbezeichnung P) ausgestattet (siehe auch DIN EN<br />
ISO 20 346).<br />
3. Berufsschuhe sind Schuhe, die mit mindestens einem schützenden<br />
Bestandteil (siehe Tabelle 6) ausgestattet sind, jedoch keine Zehenkappen<br />
haben müssen (Kurzbezeichnung O) (siehe auch DIN EN ISO 20 347).<br />
1 PSA = Persönliche Schutzausrüstung<br />
2
Einleitung<br />
Der Aufbau und wesentliche Elemente eines Schuhs sind in Abbildung 1<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 1: Beispiele für Bestandteile eines Schuhs (HVBG 2007)<br />
Innerhalb der drei Schuhausführungen (S, P, O) erfolgt die Differenzierung<br />
nach zwei Klassifizierungsarten:<br />
I: Schuhe aus Leder oder anderen Materialien, hergestellt nach herkömmlichen<br />
Schuhfertigungsmethoden (z.B. Lederschuhe).<br />
II: Schuhe vollständig geformt oder vulkanisiert (Gummistiefel, Polymerstiefel -<br />
z.B. aus Polyurethan (PUR) - für den Nassbereich).<br />
An alle drei Schuhausführungen, abhängig von der Klassifizierungsart I oder II,<br />
werden gleiche Sicherheitsgrundanforderungen an Obermaterial, Futter,<br />
Lasche, Brand- und Laufsohle und den kompletten Schuh gestellt.<br />
Entsprechend den ermittelten Anforderungen aus der Gefährdungsbeurteilung<br />
können die geeigneten Schuhe aus Tabelle 2 ausgewählt werden (HVBG<br />
2007).<br />
3
Tabelle 2: Kurzzeichen für die Kennzeichnung der meistbenutzten<br />
Kombinationen von sicherheitsrelevanten Grund- und<br />
Zusatzanforderungen (HVBG 2007)<br />
1.2.2 Tragekomfort und Langzeit-Gesundheitsschutz<br />
Einleitung<br />
Neben den in den Normen festgeschriebenen Mindestanforderungen an<br />
Sicherheit und Komfort sind noch weitere Ansprüche an einen <strong>Sicherheitsschuh</strong><br />
zu stellen: die Schuhe sollen nicht nur beim – insgesamt doch seltenen - Unfall<br />
optimal schützen, sondern dem Träger auch in einem langen Berufsleben<br />
gesunde Füße garantieren. Als Schnittstelle zwischen Fuß und Untergrund<br />
nimmt das Schuhwerk eine besondere Rolle ein. Der Fuß, welcher einer<br />
verspannten Gewölbekonstruktion gleicht und deren Pfeiler viskoelastisch<br />
unterfüttert sind, ist ursprünglich für das Gehen auf natürlichem Untergrund<br />
(Wiesen- und Waldböden etc.), nicht aber für die heute häufig vorkommenden<br />
harten Böden (Beton-, Asphalt- und Estrichböden etc.) ausgelegt. Mögliche<br />
Folgen sind Schäden der Sohlenhaut, der vorzeitige Verschleiß der<br />
viskoelastischen Polster, das Durchsinken der Gewölbe, das Abknicken der<br />
Fußachsen sowie Schädigungen der aufsteigenden Gelenk- und<br />
Wirbelsäulenkette (Diebschlag 1992, Sturm 1994). Die Sohlenkonstruktion<br />
sollte daher zur Entlastung der körpereigenen Mechanismen die Funktion einer<br />
zusätzlichen Dämpfung übernehmen und ist daher besonders zu beachten.<br />
4
Einleitung<br />
Weitere Kriterien bei der Gestaltung eines nach biomechanisch-physiologischen<br />
Anforderungen hergestellten <strong>Sicherheitsschuh</strong>s sind die Passform und das<br />
Mikroklima.<br />
a) Sohlenkonstruktion: Ein <strong>Sicherheitsschuh</strong> besteht im Wesentlichen aus<br />
einem Schuhoberteil (Schaft) und dem Schuhboden (Sohle). Dieser gliedert<br />
sich prinzipiell in die Schichten Lauf-, Brand- und Einlegesohle. Die Laufsohle<br />
ist dabei der äußere Teil des Schuhbodens, der direkt mit dem Boden in<br />
Kontakt ist. Auf der Laufsohle ist die Brandsohle angebracht, die einen nicht<br />
herausnehmbaren Teil des Schuhs darstellt. Je nach Modell wird das<br />
Schuhoberteil in gezwickter oder gestrobelter Form an Brand- und Laufsohle<br />
befestigt (vgl. Abbildung 1). Die Laufsohlen können je nach Schuhausführung<br />
ein- oder zweischichtig sein. Letztere haben über einer eher schmalen,<br />
hochverdichteten Laufsohle (Shore-Härte 2 A ca. 55 - 65) eine<br />
Dämpfungsschicht, die in der Regel aus weicherem Polyurethan besteht<br />
(Shore-Härte A ca. 45; „DUO-Sohlen“). Als Einlegesohle bezeichnet man den<br />
herausnehmbaren oder dauerhaft befestigten Bestandteil eines Schuhs, der die<br />
Brandsohle ganz oder teilweise bedeckt (DIN EN ISO 20345 2007).<br />
Aufgrund der industriell harten Böden sollte aus arbeitsmedizinischer Sicht eine<br />
geeignete Sohlenkonstruktion die Funktion der Belastungsminderung erfüllen.<br />
Die Materialauswahl für den Schuhboden muss dabei so erfolgen, dass die<br />
Materialien weder zu hart sind, wodurch kaum eine Verformung auftreten kann,<br />
noch zu weich sind, dass sie durchgedrückt werden und dadurch letztlich zu<br />
hart wirken. Idealerweise sollte die Materialqualität den einwirkenden Kräften<br />
entsprechend angepasst sein, die nach Körpergewicht und Fußzone variieren.<br />
In Bezug auf das Dämpfungsverhalten des Sohlenmaterials sollte dieses<br />
ausschließlich in vertikaler Richtung erfolgen, um die Gangstabilität nicht<br />
negativ zu beeinflussen. Diebschlag empfiehlt hierbei eine Materialkompression<br />
von bis zu 40 % der Materialausgangsdicke (Diebschlag et al. 1988, Diebschlag<br />
1992). Darüber hinaus sollte die gesamte Sohlenkonstruktion so längsflexibel<br />
sein, dass die natürliche Fußdynamik während des Abrollens der Fußsohle<br />
2 Die Shore-Härte ist ein Werkstoffkennwert für Elastomere und Kunststoffe und in der DIN<br />
53505 verankert.<br />
5
Einleitung<br />
erhalten bleibt. Zur Unterstützung eignet sich zusätzlich eine Sohlenrundung<br />
der Ferse in Längsrichtung sowie eine Sprengung/Spitzenhub am Vorfuß.<br />
Weiterhin empfiehlt sich ein anatomisch geformtes Fußbett (Kugelferse,<br />
Innengelenkerhöhung, Mittelfußpelotte). Als unmittelbares Bindeglied zwischen<br />
Fuß und Schuhsohle kann damit eine Vergrößerung der lastaufnehmenden<br />
Fläche und damit eine Nivellierung der Druckverteilung erzielt werden<br />
(Diebschlag 1992, Sturm 1994).<br />
b) Passform: Bei der Auswahl der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e sollte auf eine hohe<br />
Passgenauigkeit in Länge und Weite geachtet werden. Falsche Passformen<br />
können zu Schädigungen des Fußes führen und die entstehenden<br />
Folgeschäden betreffen auf Dauer den gesamten Bewegungsapparat. Fehlt<br />
dem schmalen Fuß durch eine zu große Schuhweite der Halt, fällt die Wahl<br />
häufig auf eine zu kleine Schuhlänge. Das Tragen zu kurzen Schuhwerks führt<br />
zu einer kontinuierlichen Stauchung der Zehen („Krallenstellung“) und zu einer<br />
Absenkung des Quergewölbes zwischen dem zweiten und dritten<br />
Mittelfußknochen (vgl. Abbildung 2). Zusätzlich daraus entstehende<br />
Fußdeformitäten können der Spreizfuß sowie der Hallux valgus sein (Henkel<br />
2006).<br />
Abbildung 2: Schädigung des Vorfußes durch falsches Schuhwerk<br />
(Herold 2004)<br />
Ein weiteres Phänomen ungenügender Anpassung ist der Ausgleich der<br />
erforderlichen Weite über die Schuhlänge. Kann eine unzureichende Weite<br />
bzw. unzureichender Umfang im Vorfußbereich nicht über ein<br />
Mehrweitensystem variiert werden, wird dies in der Regel durch weitere<br />
Längenzugaben kompensiert. Zu große Schuhe können vor allem im<br />
Fersenbereich keinen Halt gewährleisten, begünstigen das Umknicken,<br />
6
Einleitung<br />
beeinträchtigen das Abrollverhalten und bieten keinen ausreichenden<br />
Zehenschutz durch die zu weit vorne sitzende Schutzkappe (pro Längenzugabe<br />
ca. 7,5 mm; vgl. Abbildung 3). Für die Gesunderhaltung der Füße ist aber eine<br />
Passform in richtiger Länge und Weite erforderlich. Um dem Aspekt der hohen<br />
Passgenauigkeit Rechnung zu tragen, wurde das Schuhgrößensystem<br />
Mondopoint entwickelt. Die Grundmaße des Mondopoint-Systems sind die<br />
Länge und die größte Breite des bekleideten Fußes 3 , gemessen in Millimetern.<br />
Auf Grundlage des Forschungsprojektes Nr. 476 der Bundesanstalt für<br />
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zur Entwicklung eines fußgerechten<br />
Schuhleistens wurde ermittelt, dass ein Bedarf von 4 Weiten bei einem<br />
Längensprung von 7,5 mm (R 2 nach DIN 66074-2) vorhanden ist (Fischer &<br />
Mattil 1986). Die Anprobe eines neuen <strong>Sicherheitsschuh</strong>es ist aufgrund der<br />
Zunahme des Fußvolumens im Tagesverlauf möglichst erst nach der Arbeit<br />
durchzuführen. Im Ballen- und Fersenbereich sollte der Schuh dem Fuß festen<br />
Halt und im Vorfußbereich genügend Platz unter der Zehenschutzkappe bieten,<br />
damit eine ungehinderte Beweglichkeit der Zehen gewährleistet ist<br />
(„Klavierspielen“) (Sturm 1994, HVBG 2007).<br />
Abbildung 3: Unzureichender Schutz der Zehenknochen durch ungenügenden<br />
Sitz der Zehenschutzkappe bei falscher Passform (Sturm 2007)<br />
3<br />
Die Grundlagen des Mondopoint-Systems sowie die Maße für die Längen- und Weitenstufung<br />
finden sich in den Normen DIN 66074-1, DIN 66074-2 und DIN 66074-3.<br />
7
Einleitung<br />
c) Mikroklima: Wenn es um die Trageakzeptanz von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en geht,<br />
spielt die Thermophysiologie eine entscheidende Rolle. Das Schuhinnenklima<br />
sollte im Bereich zwischen 29°C und 32°C liegen. Die Füße produzieren täglich<br />
bis zu 200 ml Flüssigkeit und diese muss aus dem Schuhinneren<br />
abtransportiert werden. Kann der Schweiß in Form von Wasserdampf nicht<br />
entweichen, sind infolge der Feuchtestauung Hautschäden (Aufweichungen,<br />
Entzündungen, Pilzerkrankungen) zum Teil mit Abschereffekten und<br />
Blasenbildungen die Konsequenz. Zu feuchte Füße können je nach<br />
Umgebungstemperatur auch zu stark auskühlen und aufsteigend die<br />
Durchblutung beinträchtigen bzw. Erkältungen Vorschub leisten. Langfristig<br />
können sogar Schäden der Kniegelenke, des Ischiasnervs, der Niere und Leber<br />
hervorgerufen werden (Jäger 2002).<br />
Um übermäßigem Schwitzen vorzubeugen, bietet sich ein Gesamtkonzept aus<br />
Schuh, Einlegesohle und Socken an. Solange das Schuhobermaterial nicht<br />
perforiert werden kann, muss es mit dem Innenfutter harmonieren, so dass<br />
einerseits von außen möglichst keine Feuchtigkeit eintreten kann und<br />
andererseits von innen der Fußschweiß durch spezielle Membranen aufgesaugt<br />
und an das Obermaterial abgegeben wird („Löschblatteffekt“). Nicht nur aus<br />
Gründen der Fußbettung, sondern auch zur Schweißaufnahme empfiehlt sich<br />
eine anatomisch geformte, herausnehmbare und eventuell waschbare<br />
Langeinlage, die den Schweiß zur Brandsohle hin ableitet. Weiterhin sollten<br />
reine Baumwollsocken durch sogenannte Funktionssocken substituiert werden.<br />
Diese sind durch eine hohe Atmungsaktivität gekennzeichnet, distanzieren<br />
Feuchtigkeit von der Haut und können bei Silberfaserzusatz zusätzlich<br />
antibakteriell wirken (Donner 2006).<br />
8
1.3 Aktueller Forschungsstand<br />
1.3.1 <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
Einleitung<br />
Tabelle 3 gibt einen Überblick der Literaturrecherche zur Thematik<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e, die im Folgenden näher erläutert wird. Der Fokus bisheriger<br />
Studien lag auf der Passform, Dämpfung und Beschwerden verursacht durch<br />
das <strong>Sicherheitsschuh</strong>werk.<br />
Tabelle 3: Studien mit dem Forschungsschwerpunkt <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
Autor/en: Titel Jahr<br />
(Kohortengröße)<br />
Fischer W., Mattil K.:<br />
Fußgerechte<br />
Schuhleisten [�]<br />
Marr S.J., Quine S.:<br />
Shoe concerns and<br />
foot problems [�]<br />
Akbar-Khanzadeh F.:<br />
Factors contributing<br />
[�]<br />
Wood G. et al.:<br />
Underground and<br />
coal miners´ [�]<br />
Lakemeyer M. et al.:<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e –<br />
haben sie ein [�]<br />
Müller-Lux A. et al.:<br />
Präventionspotenzial<br />
von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en<br />
[�]<br />
Loch S.: Prävalenz<br />
von Erkrankungen<br />
am Bewegungs-<br />
apparat bei [�]<br />
Baur H. et al.:<br />
Plantare<br />
Druckverteilung und<br />
muskuläre [�]<br />
Baur H. et al.:<br />
Langzeitevaluation<br />
der plantaren [�]<br />
Untersuchungsmethodik<br />
Ergebnis<br />
1986 (97) Fußvermessung Mangelnde Passform<br />
1993 (321) Befragung,<br />
körperliche<br />
Untersuchung<br />
Probleme mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en,<br />
Fußbeschwerden<br />
1998 (366) Befragung Probleme mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en<br />
1999 (400) Befragung,<br />
körperliche<br />
Untersuchung<br />
Probleme mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en,<br />
Fußbeschwerden<br />
2002 (219) Befragung Probleme mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en,<br />
Beschwerden am<br />
Bewegungsapparat<br />
2003 (565) Befragung,<br />
körperliche<br />
Untersuchung<br />
Probleme mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en,<br />
Beschwerden am<br />
Bewegungsapparat<br />
2003 (218) Befragung Probleme mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en,<br />
Beschwerden am<br />
Bewegungsapparat<br />
2003 (13) Druckverteilungsmessung,<br />
EMG<br />
2006 (48) Druckverteilungsmessung,<br />
Befragung<br />
Reduktion der<br />
Druckbelastung durch<br />
Dämpfungsmaterialien<br />
Reduktion der<br />
Druckbelastung durch<br />
Dämpfungsmaterialien<br />
9
Walther M., Grosse<br />
V.: Vorfußdämpfung<br />
im <strong>Sicherheitsschuh</strong><br />
[�]<br />
Hofgärtner C.:<br />
Evaluierung der<br />
Fußmaße [�]<br />
Noll U. et al.:<br />
Untersuchungen zum<br />
Boden- [�]<br />
Kunst T.:<br />
Präventionspotential<br />
von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en<br />
[�]<br />
2006 (80) Druckverteilungsmessung,<br />
Fußvermessung,<br />
Befragung<br />
Einleitung<br />
Mangelnde Passform,<br />
Reduktion der<br />
Druckbelastung durch<br />
Dämpfungsmaterialien<br />
2007 (517) Fußvermessung Ermittlung drei<br />
typischer Fußformen<br />
2008 (77) Druckverteilungsmessung,<br />
Befragung<br />
2008 (579) Befragung,<br />
Fußvermessung,<br />
orthopädische<br />
Untersuchung<br />
Reduktion der<br />
Druckbelastung durch<br />
Dämpfungsmaterialien<br />
Probleme mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en,<br />
Beschwerden am<br />
Bewegungsapparat<br />
Mit dem Ziel, die Passgenauigkeit von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en zu verbessern,<br />
untersuchten Fischer und Mattil 97 Mitarbeiter eines industriellen<br />
Großunternehmens. Einschlusskriterium war das Tragen von<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en der Größe 42. Anschließend wurde die reale Fußlänge<br />
vermessen. Mit dem Ergebnis, dass es zu einer erheblichen Diskrepanz<br />
zwischen der Zuordnung der Schuhlänge zur Fußlänge gab: Etwa 33 % der<br />
Probanden trugen Schuhe, die mindestens eine Schuhlänge größer waren, als<br />
dies die Fußlänge erfordert hätte. 21 % der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e waren zwei,<br />
15 % drei und 2 % waren sogar vier Schuhgrößen über der vermessenen<br />
Fußlänge. Lediglich 24 % der Mitarbeiter besaßen Schuhe, die ihrer<br />
eigentlichen Fußlänge entsprachen. Ein kleiner Teil (5 %) trug Schuhe, die eine<br />
Schuhlänge zu kurz waren. Das Ergebnis macht deutlich, dass es bei Fehlen<br />
von ausreichender Schuhweite zu einem Ausgleich durch die Schuhlänge<br />
kommt (Fischer & Mattil 1986).<br />
In der Vergangenheit gab es eine Reihe von Untersuchungen, dessen<br />
Forschungsschwerpunkt auf dem <strong>Sicherheitsschuh</strong>werk und den damit<br />
verursachten Problemen lag. Im Jahr 1993 befragten Marr und Quine 321<br />
australische Arbeitnehmer aus fünf verschiedenen Betrieben (Verlag, Flug-,<br />
Sende-, Transport- und Schwermetallgesellschaft) zu Problemen mit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>en. Von den befragten Personen berichteten 91 % von<br />
mindestens einem Fußproblem, wobei 72 % dafür die <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
10
Einleitung<br />
verantwortlich machten. Die meist genannten Kritikpunkte waren u. a. Hitze im<br />
Schuh (65 %), unbewegliche Sohlen (52 %), zu hohes Schuhgewicht (48 %),<br />
Beschwerden mit der Stahlkappe (47 %) und Einschränkung der<br />
Bewegungsfreiheit durch die Stahlkappe (44 %). Die Fußuntersuchung ergab<br />
eine hohe Anzahl an Fußbeschwerden (95 %). Hierzu zählten Druckstellen,<br />
Schwielen, Entzündungen und Pilzinfektionen (Marr & Quine 1993).<br />
In einer 1998 durchgeführten Studie von Akbar-Khanzadeh wurden 366<br />
Raffineriearbeiter zu dem Komfort ihrer Sicherheitskleidung interviewt, wobei<br />
358 Fragebögen zu der Problematik <strong>Sicherheitsschuh</strong>e ausgewertet werden<br />
konnten. 54 % der Probanden beschrieben ihre <strong>Sicherheitsschuh</strong>e als bequem,<br />
32 % als akzeptabel und 6 % als unbequem. 8 % machten hierzu keine<br />
Angaben. Die häufigsten Beschwerden waren zu hohes Schuhgewicht (64 %),<br />
Aussehen (64 %), mangelnder Tragekomfort (32 %), Hautirritationen (27 %),<br />
Druckstellen (27 %) und 14 % gaben an, das falsche Schuhmodell zu tragen<br />
(Akbar-Khanzadeh 1998).<br />
1999 gab es eine Studie von Wood et al., in der 400 australische Arbeitnehmer<br />
zu Fuß- und Schuhproblemen befragt wurden. Die Arbeiter trugen<br />
Sicherheitsstiefel aus Gummi und genannte Probleme waren auch hier Hitze im<br />
Schuh bzw. Schweißfüße (77 %), Fußbrennen (26,3 %) und Juckreiz (8 %). Die<br />
Untersuchung der Füße zeigte vorrangig Komplikationen mit Schwielen<br />
(48,5 %), Hohlfüßen (47,6 %), Plattfüßen (20,8 %) sowie Probleme mit der<br />
Fußhaut (Wood et al. 1999).<br />
Drei Jahre später erfolgte von Lakemeyer et al. eine Befragung von 219<br />
Arbeitnehmern einer mittelständischen Druckerei, mit dem Ziel,<br />
Zusammenhänge zwischen dem getragenen Schuhwerk und den Beschwerden<br />
am Bewegungsapparat zu untersuchen. 42,7 % der Befragten gaben Probleme<br />
beim Tragen von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en an, wobei Druckstellen (36,2 %) und<br />
Probleme mit der Stahlkappe (23,2 %) zu den häufigsten Antworten zählten.<br />
Weiterhin wurden Vorerkrankungen und jetzige Beschwerden ermittelt. Die<br />
jetzigen Beschwerden bezogen sich insbesondere auf Schmerzsymptome,<br />
wobei die Ursachen mit 37 % vorwiegend in der Tätigkeit (Haltungskonstanz,<br />
schwere Arbeit) und mit 26 % am Arbeitsplatz (Vibration, Betonfußboden) zu<br />
11
Einleitung<br />
finden waren. Der Anteil der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e betrug hierbei 14 % (Lakemeyer<br />
et al. 2002).<br />
Die Untersuchungsergebnisse von Müller-Lux et al. im Jahr 2003 belegen, dass<br />
Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat häufig subjektiv mit dem<br />
getragenen Arbeitssicherheitsschuhwerk in Zusammenhang gebracht werden.<br />
Von den 565 Arbeitnehmern erfüllten 495 Personen das Einschlusskriterium<br />
(<strong>Sicherheitsschuh</strong>tragezeit ≥ 3 Monate). 75,2 % der befragten Personen gaben<br />
Probleme mit ihren Schuhen an, dies waren Schuhinnenfeuchtigkeit (67,1 %),<br />
unangenehmer Fußgeruch (59,4 %), Druckstellen (34,4 %) und Behinderung<br />
durch Stahlkappe (14,1 %). Bei Problemen am Bewegungsapparat wurden vor<br />
allem Wirbelsäulen- (47,1 %), Fuß- (26,3 %) und Knieschmerzen beklagt<br />
(Müller-Lux et al. 2003).<br />
Im Jahr 2003 wurde von Loch eine Studie durchgeführt, in der durch Befragung<br />
von 218 <strong>Sicherheitsschuh</strong>trägern muskuloskelettale Beschwerden und deren<br />
subjektive Kausalitätsangaben untersucht wurden. Die Arbeiter waren<br />
Belastungen wie langes Stehen auf hartem Untergrund und Vibrationen<br />
ausgesetzt. 47,1 % der Personen klagten über Beschwerden mit ihren<br />
Schuhen. Genauer differenziert waren dies Druckstellen (25,9 %), Probleme mit<br />
der Stahlkappe (14,3 %), Hitze im Schuh (14,3 %), Mängel der Schuhqualität<br />
(11,6 %) und Verschleiß des Schuhwerks (11,6 %). 63,3 % der Probanden<br />
gaben mindestens eine Beschwerde am Bewegungsapparat an, wovon<br />
überwiegend die Wirbelsäule (45 %) und die Füße (44 %) betroffen waren. Als<br />
Hauptursache dieser Beschwerden wurde der Arbeitsplatz (59 %) gesehen und<br />
an zweiter Stelle mit knapp 18 % die <strong>Sicherheitsschuh</strong>e (Loch 2003).<br />
Im gleichen Jahr gab es eine Untersuchung von Baur et al., wobei der<br />
Schwerpunkt auf den Dämpfungseigenschaften von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en lag.<br />
Das Ziel war die Ermittlung der optimalen Dämpfung, ohne das muskuläre<br />
Aktivierungsmuster negativ zu beeinflussen. Getestet wurden fünf<br />
unterschiedlich gedämpfte <strong>Sicherheitsschuh</strong>e inklusive einer Barfußmessung.<br />
Mit Hilfe der plantaren Druckverteilung im Schuh wurden die Parameter<br />
Maximaldruck und das Druck-Zeit-Integral unter dem Gesamtfuß als auch in<br />
einzelnen Fußarealen bestimmt. Ferner wurde eine elektromyographische<br />
Messung an fünf Muskeln der unteren Extremität durchgeführt. Die Schuhe<br />
12
Einleitung<br />
unterschieden sich lediglich durch ihre Dämpfungselemente in der<br />
Zwischensohle (Standard, Fleece, Silikon, weiche Velourslederbrandsohle,<br />
Plastazote). Die Ergebnisse der Druckmessungen wiesen eine deutliche<br />
Minderung der Druckbelastung in den Schuhen gegenüber barfuß auf.<br />
Innerhalb der getesteten Schuhe reduzierte das Dämpfungsmaterial Plastazote<br />
den Druck gegenüber den Vergleichsschuhen, die sich ansonsten nicht weiter<br />
voneinander unterschieden. Die Ergebnisse der Elektromyographie zeigten<br />
keinerlei signifikante Unterschiede zwischen den getesteten Konditionen, was<br />
darauf schließen lässt, dass durch Optimierung der Dämpfungseigenschaften<br />
im Schuh der Tragekomfort verbessert werden kann ohne dass hierfür<br />
muskuläre Mehrarbeit notwendig wäre (Baur et al. 2003)<br />
Erneut um die Dämpfungseigenschaften von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en ging es in der<br />
von Baur et al. absolvierten Langzeitstudie im Jahr 2006. Dort testeten 48<br />
Personen einen Standardsicherheitsschuh und einen Prototypsicherheitsschuh<br />
über einen Zeitraum von 6 Monaten. Der Prototypschuh unterschied sich vom<br />
Standardschuh durch eine Plastazote-Schicht in der Zwischensohle und einer<br />
Langeinlage aus Plastazote (Längsgewölbeanhebung, Rückfußschale). Zu<br />
Vergleichszwecken wurde auch hier eine Barfußmessung durchgeführt, die<br />
wiederum zeigte, dass durch beide Schuhe eine Reduzierung der<br />
Druckbelastung realisiert werden konnte. Im Vergleich beider Schuhe konnte<br />
die Spitzendruckbelastung im Prototypschuh während der sechsmonatigen<br />
Tragezeit deutlich verringert werden. Dies bestätigte sich auch in der<br />
Beurteilung der Schuheigenschaften durch die Träger. Die Untersuchung zeigt,<br />
dass durch veränderte Schuhkonstruktionen eine verbesserte Dämpfung im<br />
Schuh akut und dauerhaft zu realisieren ist (Baur et al. 2006).<br />
Ebenfalls im Jahr 2006 wurde von Walther und Grosse eine Studie<br />
durchgeführt, in der es um die Dämpfung und Passform bei <strong>Sicherheitsschuh</strong>en<br />
ging. Untersuchungsgegenstand waren zwei <strong>Sicherheitsschuh</strong>modelle, die<br />
jeweils in vier Weiten angeboten wurden und sich durch ihre Dämpfung im<br />
Vorfußbereich unterschieden. Bei dem einen Schuhmodell handelte es sich um<br />
eine Standardsohlenkonstruktion und in dem anderen Modell war ein spezielles<br />
Dämpfungselement im Vorfußbereich integriert. Die Passprobe ergab, dass<br />
65,3 % einen breiten, 26,3 % einen normalen, 7 % einen extra breiten und<br />
13
Einleitung<br />
1,4 % einen schmalen Schuh benötigten. Aufgrund dieser Beschuhung im<br />
Mehrweitensystem trugen anschließend 25 % einen kürzeren, breiteren Schuh<br />
und 6 % einen längeren, aber schmaleren Schuh. Dies bestätigt wiederum die<br />
Ergebnisse der Studie von Fischer und Mattil, dass mangelnde Weiten über<br />
größere Schuhlängen ausgeglichen werden (Fischer & Mattil 1986). Die<br />
Beurteilung der Schuhe wurde mit Hilfe eines <strong>Fragebogen</strong>s durchgeführt. Im<br />
Ergebnis wurde der Schuh mit Vorfußdämpfung von 63,8 % der Probanden als<br />
besser beurteilt. 30,6 % bevorzugten den Schuh mit konventionellem Aufbau<br />
und 5,6 % konnten keinen Unterschied feststellen. Auffällig war, dass<br />
besonders Probanden über 40 Jahre den Schuh mit Vorfußdämpfung<br />
bevorzugten, was mit der Abnahme der körpereigenen<br />
Dämpfungsmöglichkeiten zu begründen ist. Ein weiterer Aspekt dieser<br />
Untersuchung war der Vergleich von Dämpfungsmatten und dem Schuh mit<br />
Vorfußdämpfung. Dabei schätzten 43,2 % den vorfußgedämpften Schuh besser<br />
als die Matten ein, 38,6 % konnten keinen Unterschied feststellen und 18,2 %<br />
schätzten die Matte als überlegen ein. Die Ergebnisse der<br />
Druckverteilungsmessung ergaben eine Reduktion des Spitzendruckes von ca.<br />
30 %, wobei vor allem die Probanden mit hohen Maximaldruckwerten<br />
(> 300 kPa/cm²) profitierten (Walther & Grosse 2006).<br />
Der Aspekt der Passform wurde von Hofgärtner im Jahr 2007 wieder<br />
aufgegriffen. Dabei wurden durch Laserscannung über 1000 Füße im<br />
Zusammenhang mit Größe und Gewicht von Mitarbeitern der Automobil- und<br />
Stahlindustrie vermessen. Ein Resultat dieser Studie war, dass anhand der<br />
Daten drei unterschiedliche Fußformen abgeleitet werden konnten. Diese<br />
unterschieden sich nicht nur in Länge und Weite des Gesamtfußes, sondern<br />
auch in der Zehenlänge, der Fersenweite sowie die Winkelstellung des<br />
Fußballens (Hofgärtner 2007).<br />
Eine eigene Untersuchung im Jahr 2008 verglich das Gehen in drei<br />
verschiedenen <strong>Sicherheitsschuh</strong>en auf Beton und einer Arbeitsplatzmatte. Die<br />
eingebauten Dämpfungselemente konnte in allen Schuhen durch eine<br />
Reduzierung der Druckbelastung nachgewiesen werden, jedoch zeigten sich<br />
Unterschiede abhängig von der Verbauweise der Elemente. Der Schuh mit dem<br />
14
Einleitung<br />
Dämpfungselement in der Innensohle (Vor- und Rückfußbereich) zeigte hierbei<br />
die größte Belastungsminderung (Noll et al. 2008).<br />
Eine umfangreiche Studie von Kunst zur Thematik Fußschutz endete im Jahr<br />
2008. Hierbei wurden 579 Mitarbeiter aus sechs unterschiedlichen Firmen zu<br />
ihren <strong>Sicherheitsschuh</strong>en befragt. Des Weiteren erfolgten eine orthopädische<br />
Untersuchung sowie die Vermessung der Füße mittels Fuß-Scan-System. Die<br />
Ergebnisse der Befragung zeigten, dass 46,8 % der Befragten Probleme mit<br />
den verwendeten <strong>Sicherheitsschuh</strong>en hatten. Im Speziellen waren dies<br />
Feuchtigkeit im Innenraum (66,3 %), Fußgeruch (58,5 %),<br />
Beschwerdezunahme mit steigender Tragzeit (46,8 %) und Druckstellen<br />
(33,1 %). Aufgrund der ersten Erhebung bekam jeder Proband ein mit seinen<br />
persönlichen Fußdaten gespeicherten Schuhpass sowie neue, angepasste<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e. In der darauffolgenden Phase erfolgte eine erneute<br />
Befragung nach einer Tragezeit des angepassten Schuhwerks von mindestens<br />
6 Monaten. Diese zeigte insgesamt eine Reduktion der in der Erstbefragung<br />
genannten Probleme, wobei diese unterschiedlich hoch ausfielen. Lediglich für<br />
die Beschwerdezunahme mit Verlängerung der Tragezeit konnte keine<br />
auffällige Verbesserung erreicht werden (Kunst, in Bearbeitung).<br />
1.3.2 Schuhe und ihre Wirkung auf den Stütz- und Bewegungsapparat<br />
In mehreren Studien wurde der Zusammenhang zwischen getragenem<br />
Schuhwerk und dem darüber liegenden Stütz- und Bewegungsapparat<br />
untersucht. Die nachfolgende Tabelle 4 gibt eine Auswahl über die für diese<br />
Untersuchung relevanten Arbeiten.<br />
15
Tabelle 4: Studien zum Einfluss von Schuhen auf den Stütz- und<br />
Bewegungsapparat<br />
Autor/en: Titel Jahr<br />
(Kohortengröße)<br />
Bergmann G. et al.:<br />
Influence of shoes<br />
and heel strike [�]<br />
Rozema A. et al.: Inshoe<br />
plantar<br />
pressure during [�]<br />
Lee C. et al.:<br />
Biomechanical<br />
effects of wearing [..]<br />
Hardin E. et al.:<br />
Kinematic adaptions<br />
during running [�]<br />
Long J.T. et al.:<br />
Biomechanics of the<br />
Double Rocker [�]<br />
Myers K.A. et al.:<br />
Biomechanical<br />
implications of [�]<br />
Shakoor N., Block<br />
J.A.: Walking barefoot<br />
decreases [�]<br />
Nigg B. et al.: Effect<br />
of unstable shoe<br />
construction on lower<br />
extremity gait [�]<br />
Romkes J. et al.:<br />
Changes in gait and<br />
EMG when [�]<br />
Stewart L. et al.: Inshoe<br />
pressure<br />
distribution in [�]<br />
New P., Pearce J.:<br />
The effects of Masai<br />
Barefoot [�]<br />
Untersuchungsmethodik<br />
1995 (1) Hüftimplantat mit<br />
dreidimensionaler<br />
Kräftemessung<br />
1996 (12) Druckverteilungsmessung<br />
2001 (5) Körperwinkelmessung,<br />
EMG<br />
2004 (12) Körperwinkelmessung<br />
2004 (40) Körperwinkelmessung<br />
2006 (40) Körperwinkelmessung<br />
2006 (75) Körperwinkelmessung<br />
2006 (8) Körperwinkelmessung,<br />
EMG,<br />
Vibrationen,<br />
Sauerstoffaufnahme,<br />
Kinetik<br />
2006 (12) Körperwinkelmessung,<br />
EMG<br />
2007 (10) Druckverteilungsmessung<br />
2007 (12) Körperwinkelmessung<br />
Ergebnis<br />
Einleitung<br />
Geringste<br />
Hüftgelenksbelastung<br />
barfuß, Gangstabilität<br />
entscheidend<br />
Drücke bei Aktivitäten<br />
des täglichen Lebens<br />
teilweise höher<br />
Absatzschuhe<br />
beeinflussen<br />
Körperhaltung negativ<br />
Änderung des<br />
Sprunggelenkwinkels<br />
Änderung des Becken-<br />
, Hüft-, Knie- und<br />
Sprunggelenkwinkels<br />
Änderung des Becken-<br />
, Hüft-, Knie- und<br />
Sprunggelenkwinkels<br />
Belastungsreduzierung<br />
im Barfußgang<br />
Änderung des<br />
Sprunggelenkwinkels,<br />
Belastungsreduzierung<br />
in Knie- und<br />
Hüftgelenk<br />
Änderung des<br />
Sprunggelenkwinkels<br />
Verlagerung der<br />
Druckbelastung<br />
Änderung der<br />
Oberkörperhaltung<br />
16
Einleitung<br />
Im Jahr 1995 wurde eine Studie von Bergmann et al. veröffentlicht, bei der<br />
Kräfte in implantierten Hüftgelenken aufgrund eines Dehnungsmessstreifen und<br />
entsprechender Messtechnik im Hüftimplantat aufgezeichnet werden konnten.<br />
Hintergrund war es, die Beanspruchung und den Verschleiß einer Hüftprothese<br />
durch unterschiedliches Schuhwerk zu erforschen. Untersucht wurden 14 Paar<br />
Schuhe, darunter 8 Sportschuhe, 2 Wanderschuhe, 2 Lederschuhe, 2 Clogs<br />
und eine Barfußmessung. Hierbei konnte im Barfußgang die geringste<br />
Belastung während des Gehens und Joggens nachgewiesen werden. Durch<br />
alle Schuhkonditionen stieg die Belastung gleich an und es gab keine<br />
Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen. Lediglich Schuhe mit sehr<br />
harten Laufsohlen erwiesen sich als nachteilig. Maßgeblichen Einfluss auf eine<br />
Belastungsreduzierung hätte die Gangstabilität und sie sei als Kriterium für die<br />
Auswahl von Schuhen entscheidend (Bergmann et al. 1995).<br />
1996 untersuchten Rozema et al. die Höhe und Verteilung des Fußdrucks bei<br />
verschiedenen Aktivitäten des täglichen Lebens. Der<br />
Untersuchungsgegenstand war ein Lederschuh und die Probanden absolvierten<br />
verschiedene Aufgaben wie Stehen, schnelles und langsames Gehen, im Kreis<br />
gehen, Treppenauf- und absteigen und Aufstehen aus dem Sitz. Bis auf das<br />
Aufstehen aus dem Sitz waren die Drücke gegenüber dem einfachen<br />
Geradeaus gehen, wie es bei einer Gangmessung unter Laborbedingungen<br />
üblich ist, deutlich höher (Rozema et al. 1996).<br />
Mit dem Effekt von Absatzschuhen auf die Körperhaltung beschäftigten sich im<br />
Jahr 2001 eine Forschergruppe um Lee et al. Hierbei konnte mit zunehmender<br />
Absatzhöhe eine abnehmende Flexion der Lendenwirbelsäule, eine Zunahme<br />
der Muskelaktivität in diesem Bereich sowie eine ansteigende<br />
Vertikalbewegung des Körperschwerpunktes nachgewiesen werden. Dies führe<br />
zu einer instabileren Körperhaltung und weiterhin zu einer Erhöhung der<br />
Kompressionskräfte in der Lendenwirbelsäule (Lee et al. 2001).<br />
In einer Studie von Hardin et al. im Jahr 2004 ging es unter anderem darum,<br />
wie sich die Bewegungen von Läufern durch bspw. Variation der<br />
Mittelsohlenhärte der Laufschuhe verändert. Die Ergebnisse zeigten, dass<br />
lediglich das Sprunggelenk durch eine höhere Mittelsohlenhärte beeinflusst<br />
wurde, indem die Winkelbeugegeschwindigkeit im härteren Schuh deutlich<br />
17
Einleitung<br />
höher war. In Hüft- und Kniegelenk konnte durch Modifizierung der Schuhsohle<br />
keine Änderung festgestellt werden (Hardin et al. 2004).<br />
Untersuchungsgegenstand der von Long et al. im Jahr 2004 durchgeführten<br />
Studie waren Schuhe mit einer besonderen Sohlenkonstruktion („Rocker<br />
Sohle“), welche bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt werden (z. B.<br />
Polyneuropathie). Die Sohle soll aufgrund ihrer Bauweise zu einer aktiven<br />
Abrollbewegung beitragen („rocking“). Diese Schuhe gibt es in verschiedenen<br />
Ausführungen, wobei in dieser Studie die Laufsohlen im Fersen- und<br />
Zehenbereich stark abgeschrägt waren und im Mittelfußbereich eine Wölbung<br />
aufwiesen. Hierdurch kam es im Vergleich zu Schuhen mit geraden Sohlen zu<br />
einer Änderung im Bereich des Beckens, Hüfte, Knie und Sprunggelenk (Long<br />
et al. 2004). Gleiches bestätigten Myers et al. mit einem ähnlich gebauten<br />
Schuh, wobei dieser keine Wölbung im Mittelfußbereich besaß, sondern die<br />
Sohlenhöhe im Fersenbereich der im Vorfußbereich entsprach (Myers et al.<br />
2006).<br />
Shakoor und Block verglichen im Jahr 2006 die Körperwinkel der unteren<br />
Extremitäten im Barfußgang und im Gehen mit normalen Schuhen. Dabei zeigte<br />
sich, dass durch das Gehen mit Schuhen die Schrittlänge zunahm und somit<br />
der Bewegungsumfang im Knie-, Hüft- und Sprunggelenkbereich anstieg.<br />
Weiterhin konnten durch biomechanische Modellierungen erhöhte Belastungen<br />
im Knie- und Hüftgelenk durch das Gehen mit Schuhen nachgewiesen werden<br />
(Shakoor & Block 2006).<br />
In einer umfassenden Studie von Nigg et al. im Jahr 2006 wurde die<br />
Wirkungsweise eines Schuhs untersucht, der aufgrund seiner abgerundeten<br />
Sohle für Instabilität und damit zu einer erhöhten Muskelaktivität führen soll<br />
(Masai Barfuß Technologie® = MBT). Die Ergebnisse zeigten, dass während<br />
der Stehaufgabe die Auslenkung des Druckschwerpunktes und Aktivität<br />
verschiedener Muskelgruppen im Vergleich zu einem normalen Schuh größer<br />
waren. Im Gehen führte die Sohlenkonstruktion zu einem veränderten Auftritt<br />
und somit einer Änderung des Sprunggelenkwinkels. Weitere Effekte waren<br />
u. a. ein erhöhter Sauerstoffverbrauch sowie eine über biomechanische<br />
Modellierung abgeschätzte Belastungsreduzierung im Hüft- und Kniegelenk<br />
(Nigg et al. 2006a).<br />
18
Einleitung<br />
Eine weitere Studie im Jahr 2006 beschäftigte sich mit dem Schuh mit der<br />
abgerundeten Laufsohle, der Masai Barfuß Technologie®. Die Untersuchungen<br />
von Romkes et al. zeigen ebenfalls deutliche Änderungen im Sprunggelenk im<br />
Vergleich zum Gehen in Normalschuhen. Die Dorsalflexion beim Auftritt nimmt<br />
zu ebenso wie die Muskelaktivität im Schienbein- und Wadenmuskel. Weitere<br />
Ergebnisse waren die Abnahme der Schrittlänge und damit verbunden ein<br />
kleinerer Bewegungsumfang der Knie- und Hüftgelenke (Romkes et al. 2006).<br />
Im Jahr 2007 untersuchten Stewart et al. die Druckverteilung im Stehen und<br />
Gehen mit der Masai Barfuß Technologie®. Hierbei zeigte sich eine<br />
Verlagerung der plantaren Druckbelastung in den Zehenbereich zu Gunsten<br />
einer Druckreduzierung im Fersen- und Mittelfußbereich (Stewart et al. 2007).<br />
Im gleichen Jahr gab es eine weitere Studie zur Masai Barfuß Technologie®.<br />
Im Fokus von New und Pearce standen die Körperhaltung beim Gehen und<br />
Stehen in Abhängigkeit vom Schuhwerk. Durch das Gehen mit der<br />
abgerundeten Sohle kam es wie bei Romkes et al. und Nigg et al. zu einer<br />
Zunahme des Bewegungsumfang des Sprunggelenks (Romkes et al. 2006,<br />
Nigg et al. 2006a). Ein weiteres Ergebnis zeigte sich im Bereich des<br />
Oberkörpers. Hier war im Gang der Neigungswinkel beim Fersenauftritt<br />
geringer als in Normalschuhen (New & Pearce 2007).<br />
1.4 Fragestellung und Zielsetzung<br />
Obgleich die körperliche Belastung für viele Arbeitnehmer durch eine<br />
Verbesserung der Arbeitsplatzbedingungen reduziert werden konnte, spielen<br />
Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates weiterhin eine enorme<br />
Rolle im gesundheitlichen Arbeitnehmerschutz. In Hinblick auf die fortwährende<br />
Häufigkeit von Muskel-Skelett-Erkrankungen stellt sich die Frage, ob das<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>werk hierfür einen Risikofaktor darstellt und durch geeignete<br />
Schuhe die individuelle Beanspruchung minimiert werden kann. Der präventive<br />
Aspekt bei <strong>Sicherheitsschuh</strong>en bezieht sich gemäß der gesetzlichen Normung<br />
vorrangig auf die Vermeidung von Gesundheitsschäden durch akute<br />
Arbeitsunfälle und weniger auf den Fokus des nachhaltigen<br />
Gesundheitsschutzes. Ebenso besteht aber die Forderung, die Gesundheit trotz<br />
19
Einleitung<br />
langjähriger Belastungen im Arbeitsleben, wie stehende und gehende<br />
Tätigkeiten auf harten Böden, zu erhalten.<br />
Bisherige Untersuchungen zum Forschungsschwerpunkt <strong>Sicherheitsschuh</strong>werk<br />
wiesen verschiedene Messmethoden auf. In der Mehrzahl der Studien wurden<br />
relevante Zielgruppen zu ihren <strong>Sicherheitsschuh</strong>en und dem damit<br />
verbundenen Tragekomfort befragt. Um neben der subjektiven Beurteilung eine<br />
objektive Bewertung zu erhalten, wurde zur Ermittlung der plantaren<br />
Beanspruchung die Druckverteilungsmessung angewendet. Diese Methode<br />
findet häufig Anwendung in der Diabetesforschung und durch sie lassen sich<br />
quantitative Aussagen über Belastungen an der Schnittstelle zwischen Fuß und<br />
Schuh sowie Fuß und Untergrund treffen. Dennoch gibt es bis heute keine<br />
individuell anwendbaren Grenzwerte und es ist fraglich, inwieweit man anhand<br />
ermittelter Belastungen am Fuß auf Belastungen des gesamten Stütz- und<br />
Bewegungsapparates schlussfolgern kann. Weitere angewandte Messverfahren<br />
sind die Erfassung muskulärer Aktivität mittels Elektromyographie (EMG),<br />
Messung der Herzschlagfrequenz, Hauttemperatur und der Körpergelenkwinkel<br />
(Goniometrie). Der Nachteil der auf Messtechnik basierender Studien besteht<br />
darin, dass sie aufgrund der Messapparatur bisher in einem standardisierten<br />
Umfeld (Labor) durchgeführt werden müssen und somit die Frage aufwerfen,<br />
inwieweit die Ergebnisse in das reale Arbeitsumfeld übertragbar sind.<br />
Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat sind durch das<br />
Zusammenwirken verschiedener Risikofaktoren bedingt. Inwieweit das<br />
getragene <strong>Sicherheitsschuh</strong>werk an der Entstehung von Gesundheitsstörungen<br />
am Muskel-Skelett-System beteiligt und als präventive Maßnahme zu deren<br />
Minderung einsetzbar ist, bleibt offen. Aufgrund fehlender Kenntnis über den<br />
Zusammenhang zwischen <strong>Sicherheitsschuh</strong>en und Belastungen am Muskel-<br />
Skelett-System besteht dringender Forschungsbedarf. Ziel dieser Studie ist es<br />
daher, den Einfluss unterschiedlicher <strong>Sicherheitsschuh</strong>e auf den darüber<br />
liegenden Stütz- und Bewegungsapparat unter realen Arbeitsbedingungen bei<br />
gleichzeitigem Einsatz von Messtechnik zu untersuchen und die Frage zu<br />
klären, welche Modelle möglicherweise zu einer Reduktion der Belastung<br />
beitragen.<br />
20
Einleitung<br />
Mit Hilfe der vorliegenden Arbeit sollen folgende Fragestellungen überprüft<br />
werden:<br />
F1: Können verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e die Körperhaltung und die<br />
plantare Druckverteilung beeinflussen?<br />
F2: Lassen die Ergebnisse einer standardisierten Gangmessung Rückschlüsse<br />
auf Messungen unter realen Arbeitsbedingungen zu?<br />
F3: Wie beurteilen die <strong>Sicherheitsschuh</strong>träger die verschiedenen Schuhe?<br />
F4: Welche Konstruktionsmerkmale können zu einer Reduktion der Belastung<br />
des Stütz- und Bewegungsapparates und einem hohen Tragekomfort führen?<br />
Hieraus ableitbare Erkenntnisse spielen eine wichtige Rolle für:<br />
• die optimale Gestaltung von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en,<br />
• die Frage, ob <strong>Sicherheitsschuh</strong>e zu den Risikofaktoren für Muskel-<br />
Skelett-Erkrankungen zählen und<br />
• die mögliche Eignung von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en als dauerhaft präventives<br />
Instrument zur Vermeidung von Beschwerden am Bewegungsapparat.<br />
21
2 Material und Methoden<br />
2.1 Untersuchungsbeschreibung<br />
Material und Methoden<br />
Im Rahmen dieser Querschnittsstudie wurden 40 Mitarbeiter aus der<br />
Automobilfertigung mit drei verschiedenen <strong>Sicherheitsschuh</strong>modellen<br />
untersucht. Zur Überprüfung der in Kapitel 1.2.2 aufgeführten Kriterien wurde<br />
hinsichtlich der Untersuchungsmethodik ein ganzheitlicher Ansatz aus<br />
messtechnischer Analyse und Abfrage des subjektiven Empfindens (Befragung)<br />
gewählt.<br />
Um Vergleiche mit bisherigen Studien zum Einfluss des Schuhwerkes auf den<br />
Bewegungsapparat zu führen, wurde die messtechnische Analyse zunächst<br />
unter standardisierten Versuchsbedingungen (Gangmessung) durchgeführt.<br />
Des Weiteren erfolgten dann Messungen unter realen Bedingungen an zwei<br />
verschiedenen Arbeitsplätzen. Der Vorteil solcher Feldmessungen liegt in der<br />
Aufnahme der tatsächlich auftretenden Belastungen während des<br />
Arbeitsablaufes. Nachteilig wirken sich jedoch die aufgrund ihrer hohen<br />
Komplexität nicht zu standardisierenden Einzeltätigkeiten aus.<br />
Befragung (n=40)<br />
40 Mitarbeiter<br />
Karosseriebau/Lack<br />
Standardisierte<br />
Gangmessung<br />
Messtechnische<br />
Analyse (n=20)<br />
Abbildung 4: Konzeption der Untersuchung<br />
Messung am<br />
Arbeitsplatz<br />
Anlagenführer (n=10)<br />
KTL-Spengler (n=10)<br />
22
2.2 Untersuchungsstichprobe<br />
Material und Methoden<br />
Das gesamte Studienkollektiv rekrutierte sich aus 40 Mitarbeitern der<br />
Automobilfertigung, welche ihre Arbeit überwiegend stehend und gehend<br />
verrichteten (vgl. Tabelle 5). Alle Probanden hatten symptomfreie Füße und<br />
wiesen ab 6 Monate vor Studienbeginn keine Beschwerden und Verletzungen<br />
der unteren Extremitäten oder des Rückens auf.<br />
Tabelle 5: Anthropometrische Daten aller Probanden ± Standardabweichung<br />
Anzahl<br />
Alter<br />
[Jahre]<br />
Größe [cm]<br />
Gewicht<br />
[kg]<br />
BMI<br />
[kg/m²]<br />
Schuhgröße<br />
40 35,8 ± 6,6 178,2 ± 6,3 82,8 ± 11,4 26,0 ± 2,6 42,9 ± 1,7<br />
Eine subjektive Bewertung der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e wurde von allen Probanden<br />
aufgenommen. Hierbei wurden die Mitarbeiter so ausgewählt, dass ein breites<br />
Spektrum an verschiedenen Tätigkeiten gegeben war. Grundsätzlich ließen sich<br />
die untersuchten Arbeitsplätze in drei Gruppen gliedern:<br />
• Qualitätskontrolleure (n=8)<br />
• Anlagenführer (n=19)<br />
• KTL-Spengler 4 (n=13)<br />
Die Arbeitsaufgabe der Qualitätskontrolleure besteht hauptsächlich in der<br />
Beaufsichtigung diverser, räumlich verteilter Anlagen. Demnach ist mit dieser<br />
Tätigkeit ein sehr hoher Laufaufwand verbunden. Für die messtechnische<br />
Analyse wurde eine Teilstichprobe von 20 Mitarbeitern 5 definiert, die sich in 10<br />
Anlagenführer und 10 KTL-Spengler unterteilte. Eine detaillierte Beschreibung<br />
der messtechnisch untersuchten Arbeitsplatzgruppen geben Tabelle 6,<br />
Abbildung 5 sowie Tabelle 7 und Abbildung 6.<br />
4 Spengler (bes. südd., österr., schweiz.) = Klempner, Blechbearbeiter<br />
5 Grundlage hierfür bildet die Stichprobenkalkulation mittels des Statistikprogramms nQuery<br />
Advisor® 4.0: So kann bei einer Stichprobengröße von 20 eine ANOVA-Analyse mit<br />
Messwiederholung bei einem Signifikanzlevel von 0,05 einen Mittelwertsunterschied des<br />
Parameters Maximaldruck unter dem Gesamtfuß [N/cm²] zwischen den drei Levels mit einer<br />
Effektgröße = 0,29 (Varianz der Mittelwerte = 57,56; Standardabweichung = 20,0; Korrelation<br />
zwischen den Levels = 0,5) mit einer Power = 95% entdecken. Die Annahmen beruhen auf<br />
Ergebnissen vorausgegangener eigener Untersuchungen (Noll et al. 2008).<br />
23
Material und Methoden<br />
Tabelle 6: Anthropometrische Daten der Anlagenführer ± Standardabweichung<br />
Anzahl<br />
Alter<br />
[Jahre]<br />
Größe [cm]<br />
Gewicht<br />
[kg]<br />
BMI<br />
[kg/m²]<br />
Schuhgröße<br />
10 37,8 ± 8,3 178,7 ± 3,7 85,3 ± 7,8 26,7 ± 2,4 42,9 ± 0,6<br />
Die von den Anlagenführern durchgeführte Tätigkeit beinhaltet in der Regel<br />
folgende Schritte:<br />
1. Aufnahme des Einzelteils aus einem Behälter bzw. Regalwagen<br />
2. Transport des Einzelteils zum Einlegebereich bzw. Werkzeug<br />
3. Einlegen des Einzelteils in die in der Anlage befindlichen Vorrichtung<br />
4. Freigabe des Fertigungsprozesses durch Knopfdruck<br />
5. Entnehmen der Baugruppe<br />
6. Ablegen in Behälter für Baugruppe<br />
7. Gehen zum Einzelteilebehälter<br />
Gruppe 1: Anlagenführer<br />
Anlagenführer bedienen und bestücken Produktionsmaschinen zum<br />
Zusammenfügen von Baugruppen der Automobilkarosse. Für die Wartung der<br />
Maschinen sind sie ebenfalls verantwortlich. Primär stehen die Mitarbeiter oder<br />
laufen auf kurzen Distanzen.<br />
Abbildung 5: Arbeitsplatzbeschreibung der Anlagenführer<br />
Tabelle 7: Arbeitsplatzbeschreibung und anthropometrische Daten der KTL-<br />
Spengler ± Standardabweichung<br />
Anzahl<br />
Alter<br />
[Jahre]<br />
Größe [cm]<br />
Gewicht<br />
[kg]<br />
BMI<br />
[kg/m²]<br />
Schuhgröße<br />
10 31,9 ± 4,7 177,2 ± 4,5 76,3 ± 4,5 24,3 ± 1,6 42,7 ± 1,3<br />
24
Material und Methoden<br />
Die KTL-Spengler führen im Allgemeinen folgende Arbeitsschritte durch:<br />
1. Herumgehen um die Karosserie und dabei visuelle und manuelle<br />
Überprüfung der Karosserie auf Abweichungen<br />
2. Gegebenenfalls Vornahme von Ausbesserungen<br />
3. Nach beendeter Bearbeitung Freigabe der Karosserie durch Knopfdruck<br />
4. Warten auf nächste Karosserie in zumeist stehender oder ggf. sitzender<br />
Haltung<br />
Gruppe 2: KTL-Spengler<br />
Nach der kathodischen Tauchlackierung (KTL) überprüfen die KTL-Spengler in<br />
speziell ausgeleuchteten Kabinen die Oberfläche jeder Karosserie auf<br />
Abweichungen, welche dann sofort beseitigt werden.<br />
Gearbeitet wird hauptsächlich im Stehen. Ergonomische Hubtische unterstützen<br />
die Arbeiter um Fehlhaltungen zu vermeiden.<br />
Abbildung 6: Arbeitsplatzbeschreibung der KTL-Spengler<br />
2.3 Untersuchungsgegenstand<br />
Die in dieser Studie verwendeten <strong>Sicherheitsschuh</strong>e erfüllten alle die<br />
Anforderungen der DIN EN ISO 20345. Sie stammten von drei verschiedenen<br />
Schuhherstellern und unterschieden sich hinsichtlich ihrer baulichen Merkmale,<br />
Anschaffungskosten und der Gestaltung nach ergonomischen Erkenntnissen.<br />
Die Ausgabe der Testschuhe erfolgte nach vorausgegangener Passprobe in<br />
randomisierter Reihenfolge und die Messungen wurden nach einer Tragezeit<br />
von mindestens 10 Arbeitstagen vorgenommen. In Tabelle 8 sind die<br />
Eigenschaften der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e zusammenfassend dargestellt.<br />
25
Tabelle 8: Übersicht der untersuchten <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
Material und Methoden<br />
Merkmale Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Sicherheitsklasse S1 S1 S2<br />
Zehenschutzkappe Stahl Aluminium Stahl<br />
Gewicht (pro<br />
530 g 630 g 720 g<br />
Schuh, Größe 43)<br />
Mehrweitensystem nein ja nein<br />
Dämpfung gering Vorfuß, Ferse Ferse<br />
Fußbettung/<br />
Einlegesohle<br />
Laufsohle<br />
Ergonomische<br />
Besonderheiten<br />
nein ja ja<br />
PUR<br />
(Polyurethan)<br />
keine<br />
TPU<br />
(Thermoplastisches<br />
Polyurethan)<br />
Fersendämpfung<br />
(gewichtsabhängig,<br />
austauschbar)<br />
PUR/TPU<br />
Sohlenkonstruktion<br />
(Fersentaster,<br />
Anrollrampe,<br />
Kippkante)<br />
Preis 15 EUR 60 EUR 230 EUR<br />
Das Schuhmodell 1 ist im unteren Preissegment angesiedelt und erfüllt<br />
hinsichtlich ergonomischer Gestaltungsprinzipien nur wenige Merkmale, wie<br />
beispielsweise ein geringes Gewicht. Die Funktion der Dämpfung übernimmt<br />
die zweischichtige PUR-Sohle.<br />
Abbildung 7: <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1<br />
Um der großen Vielfalt an individuellen Fußformen gerecht zu werden, wird das<br />
Schuhmodell 2 in vier verschiedenen Weiten angeboten. Die spezifische<br />
Fußlänge und Weite kann im Vorfeld durch ein so genanntes<br />
Messschalensystem näherungsweise ermittelt werden. Die Dämpfung wird im<br />
Fersenbereich durch auswechselbare, gewichtsabhängige Module realisiert und<br />
26
Material und Methoden<br />
im Vorfuß (Ballen- und Zehenbereich) durch ein spezielles Dämpfungselement<br />
unterhalb der Brandsohle.<br />
Abbildung 8: <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2<br />
Der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 ist durch seine besondere Sohlenkonstruktion<br />
gekennzeichnet. Diese führt im Stehen zu einer natürlichen Instabilität unter<br />
den Füßen, auf die der gesamte Körper automatisch mit kleinen<br />
Ausgleichsbewegungen reagiert und damit einer rein statischen Körperhaltung<br />
entgegenwirken soll. Weiterhin soll nach Angaben des Herstellers das Gehen<br />
auf weichen, unebenen Untergründen imitiert und die Muskulatur als aktiver<br />
Stoßdämpfer eingesetzt werden. Die Wahl fiel aufgrund des andersartigen<br />
Bewegungskonzeptes auf diesen Schuh, da er die Belastungen auf den<br />
Bewegungsapparat sowohl beim Gehen als auch beim Stehen durch ein mehr<br />
dynamisches Gehen und Stehen vermindern soll.<br />
Abbildung 9: <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3<br />
27
2.4 Messtechnische Analyse<br />
2.4.1 Versuchsablauf Gangmessung<br />
Material und Methoden<br />
Der Versuchsablauf der Gangmessung beinhaltete das Gehen auf ebenem<br />
Untergrund, wobei zentrale Überlegungen die Teststrecke und die<br />
Ganggeschwindigkeit betrafen. Die Teststrecke musste lang genug sein, um<br />
mehrere Doppelschritte des Probanden in seinem gewohnten Gangtempo<br />
messen zu können. Hierbei sind drei wesentliche Phasen zu beachten: die<br />
Initialisierung des Ganges, die Analysedistanz und das Auslaufen. Zur<br />
Erreichung einer konstanten Geschwindigkeit sind mindestens drei Schritte<br />
notwendig (Miller & Verstraete 1996). Um eine gleichmäßige Geschwindigkeit<br />
über die Analysedistanz zu ermöglichen, sollte weiterhin eine entsprechende<br />
Auslaufstrecke eingeplant werden. Daraus ergab sich für diese Studie eine<br />
Länge von mindestens 10 Metern (vgl. Abbildung 10). Diese Distanz stellte<br />
einen sinnvollen Kompromiss zwischen Raumangebot, Ausdauer der<br />
Probanden und Datenbedarf dar (Perry 2003). Die Beschaffenheit des Bodens<br />
war Industriebeton (Magnesitestrich), wie er für Arbeitsplätze in der<br />
Automobilindustrie charakteristisch ist.<br />
Abbildung 10: Gehstrecke zur Gangaufzeichnung (Gesamtlänge 10 m,<br />
Datenaufzeichnung in den mittleren 6 m) (Perry 2003)<br />
In vorausgegangenen Studien konnten hinsichtlich der Ganggeschwindigkeit<br />
und der in dieser Studie untersuchten Messvariablen enge Zusammenhänge<br />
nachgewiesen werden (Hegewald 2000). Aus Gründen der Einheitlichkeit und<br />
Vergleichbarkeit sah das Versuchsprotokoll daher das Ablaufen der Teststrecke<br />
28
Material und Methoden<br />
mit einer definierten Geschwindigkeit von 5 km/h 6 vor. Das Einhalten der<br />
Geschwindigkeit wurde durch das Mitlaufen eines Versuchsleiters mit<br />
Metronom neben dem Probanden realisiert.<br />
2.4.2 Versuchsablauf Arbeitsplatzmessung<br />
Die Messdauer wurde so geplant, dass von einer repräsentativen Abbildung der<br />
durchschnittlich auftretenden Arbeitsabläufe und Arbeitsbelastungen<br />
ausgegangen werden konnte und eine Berücksichtigung der<br />
produktionsbedingten sowie organisatorischen Schwankungen erfolgte. Die<br />
Abfolge eines kompletten Tätigkeitszyklus („Takt“) betrug bei den<br />
Anlagenführern in der Regel 60 Sekunden und bei den KTL-Spenglern je nach<br />
Bearbeitungsaufwand zwischen 80 und 100 Sekunden. Die Überprüfung der<br />
Vormessungen zeigte, dass es sinnvoll ist, aus einer Gesamtmesszeit von 30<br />
bis 60 Minuten (Bruttomessdauer) ein Intervall von 20 Minuten<br />
(Nettomessdauer) für die Auswertung zu extrahieren. In dieser Zeit wurden die<br />
für diesen Arbeitsplatz charakteristischen, ständig wiederkehrenden Tätigkeiten<br />
erfasst und atypische Tätigkeiten (z. B. Überprüfung der Anlage bei Störung,<br />
Gespräch mit Kollegen etc.) herausgefiltert. Der gesamte Messaufwand ist in<br />
Abbildung 11 dargestellt.<br />
Abbildung 11: Versuchsablauf Arbeitsplatzmessung<br />
6 Die normale freie Ganggeschwindigkeit auf ebenen Untergrund beträgt beim Erwachsenen<br />
durchschnittlich 82 m/min (entspricht 1,36 m/s bzw. 4,92 km/h) (Perry 2003). Dieser Wert wurde<br />
für Studien im Ganglabor (Murray et al. 1964, Murray et al. 1970, Waters et al. 1988) als auch<br />
bei verdeckten Beobachtungen von Fußgängern bestätigt (Drillis 1958, Finley & Cody 1970).<br />
29
2.4.3 Messtechnik<br />
Material und Methoden<br />
Zur Erfassung und Bewertung der Messvariablen wurde das im Institut für<br />
Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) entwickelte<br />
CUELA-Messsystem (Computer-Unterstützte Erfassung und Langzeit-Analyse<br />
von Belastungen des Muskel-Skelett-Systems) eingesetzt. Das<br />
personengebundene Messsystem beruht auf dem Einsatz moderner Sensorik,<br />
die es ermöglicht, sowohl Bewegungen der oberen und unteren Extremitäten<br />
als auch Fußdruckverteilungen zu erfassen. Die Aufnahme der Körper- und<br />
Gelenkbewegungen wurde mit einer Abtastfrequenz von 50 Hz vorgenommen.<br />
Das Ablegen der Messdaten erfolgte auf einer tragbaren Speichereinheit<br />
(Datenlogger), welche anschließend zur Weiterverarbeitung am PC ausgelesen<br />
werden konnten. Das System arbeitete darüber hinaus batteriebetrieben, so<br />
dass eine ortsungebundene Erfassung der Messdaten unter realen<br />
Arbeitsbedingungen gewährleistet war (Ellegast & Herrmanns 2006).<br />
Das CUELA-Messsystem wurde über die Arbeitskleidung der Probanden<br />
angebracht und die Messsohlen zur Erfassung der Fußdrücke in die<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e eingelegt. Der Aufbau sowie die Anbringung des Systems<br />
durch mechanische Bauteile, Gurte und Bänder sind in Abbildung 12<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 12: Prinzipieller Aufbau und Anbringung des CUELA-Messsystems<br />
(Ellegast et al. 2009)<br />
30
Körperwinkel bzw. Körperhaltung:<br />
Material und Methoden<br />
Die Flexionswinkel der Knie- und Hüftgelenke wurde in der Sagittalebene<br />
erfasst. Dabei erfolgte die Messung durch Potentiometer, welche neben den<br />
Gelenken in Verlängerung der Drehachse befestigt waren (vgl. Abbildung 12<br />
rechtes Bild).<br />
Die Flexion und Extension des Oberkörpers wurde mithilfe von Gyroskopen und<br />
Inklinometern untersucht. Dabei erfolgte die Bewegungsmessung im<br />
Lendenwirbel- und Brustwirbelbereich. Die Oberkörperneigung wurde ebenfalls<br />
in der Sagittalebene gemessen (vgl. Abbildung 12 mittleres Bild).<br />
Plantare Druckverteilung:<br />
Die Aufnahme der plantaren Druckverteilung erfolgte mithilfe von Messsohlen<br />
aus dem Parotec-System ® der Firma Paromed 7 . Das System basiert auf einem<br />
Hydrozellen-Sensorsystem. 24 Hydrozellen mit piezoresistiver Drucksensorik<br />
waren jeweils in die Messsohle integriert (vgl. Abbildung 13).<br />
Abbildung 13: Drucksensitive Einlegesohle zur Messung der plantaren<br />
Druckverteilung<br />
2.4.4 Messparameter<br />
Die messtechnische Analyse diente der Erfassung und Beurteilung folgender<br />
Variablen:<br />
• Körperwinkel bzw. Körperhaltung<br />
• Plantare Druckverteilung<br />
7 Paromed Medizintechnik GmbH, Neubeuern; www.paromed.de<br />
31
Material und Methoden<br />
Im Rahmen dieser Studie wurde die Körperhaltung hinsichtlich<br />
Oberkörperneigung, Hüft- und Kniegelenk untersucht. Die Körperwinkel werden<br />
in der Einheit Grad (°) dargestellt. Die nachstehende Tabelle und Abbildungen<br />
geben eine detaillierte Beschreibung der Parameter.<br />
Tabelle 9: Messparameter Körperwinkel/-haltung<br />
Parameter Beschreibung<br />
Mittlerer Neigungswinkel der Lenden- und<br />
Oberkörperneigungswinkel Brustwirbelsäule: (LWS + BWS)/2<br />
(vgl. Abbildung 14)<br />
Hüftwinkel<br />
Kniewinkel<br />
Abbildung 14: CUELA-Winkel:<br />
Brustwirbelsäulen-Neigung,<br />
Lendenwirbelsäulen-Neigung und<br />
Rückenkrümmung (Ellegast et al. 2004)<br />
Winkel zwischen Becken- und<br />
Oberschenkelachse<br />
(vgl. Abbildung 15 grüner Winkel)<br />
Winkel zwischen Ober- und<br />
Unterschenkelachse<br />
(vgl. Abbildung 15 brauner Winkel)<br />
Abbildung 15: CUELA-Winkel:<br />
Beckenneigung, Hüft- und<br />
Kniegelenkflexion<br />
(Ellegast et al. 2004)<br />
32
Material und Methoden<br />
Die Messung der plantaren Druckverteilung (Pedobarographie) ist eine<br />
Messmethode, die es ermöglicht, die Verteilung des spezifischen Druckes über<br />
die gesamte Berührungsfläche innerhalb definierter, abgegrenzter Zonen der<br />
Fußsohle darzustellen (Jacob 2001). Durch sie lassen sich quantitative<br />
Aussagen über Belastungen direkt am Interface Fuß-Schuh oder Fuß-<br />
Untergrund treffen und es können wertvolle Ergebnisse für die Erkennung von<br />
Über- und/oder Fehlbelastungen des Fußes erzielt werden (Brunner et al. 1983)<br />
Dabei ist der Druck der Quotient aus einer Kraft und der Fläche, auf die diese<br />
Kraft senkrecht zur Fläche wirkt. Die SI-Einheit des Druckes ist das Pascal [Pa].<br />
Ein Pascal entspricht einem Druck von einem Newton pro Quadratmeter<br />
[1 Pa = 1 N/m²]. Bei Fußdruckmessungen wird für den Druckwert jedoch die<br />
Einheit Newton pro Quadratzentimeter [N/cm²] verwendet. Aus Gründen der<br />
Einheitlichkeit und der Vergleichbarkeit wird im Folgenden der Arbeit ebenfalls<br />
diese Einheit gebraucht.<br />
Für acht Fußzonen wurde der maximale Druckwert 8 gemittelt über die zwei<br />
höchstbelasteten Sensoren pro Sensorreihe ausgewertet. Die Auswertung der<br />
zwei höchstbelasteten Sensoren beruht auf der Überlegung, dass hohe Drücke<br />
einen immer wiederkehrenden mechanischen Stress darstellen und die<br />
Entstehung von Ulzerationen begünstigen können (Armstrong et al. 1998).<br />
Besonders bei der Versorgung des diabetischen Fußes ist die Vermeidung<br />
lokaler Spitzendrücke von enormer Bedeutung (Baumann 2001). Aus Sicht von<br />
Prävention und Heilung gilt es durch eine optimale Schuhversorgung diese<br />
Druckspitzen räumlich zu verteilen und damit zu reduzieren (Jacob 2001). Um<br />
ein anschauliches Bild über das Abrollverhalten beim Gehen zu erhalten, wurde<br />
der Verlauf des Center of Pressure 9 (Ganglinie) als weiterer Parameter<br />
betrachtet. Die Messparameter der plantaren Druckverteilung sind in Tabelle 10<br />
und Abbildung 16 zusammengefasst.<br />
8 Der maximale Druckwert entspricht hierbei nicht dem absoluten Maximum, sondern dem 97,5.<br />
Perzentil der Verteilung. Grundlage hierfür ist eine Berechnung aus der Gangmessung, in<br />
der der Mittelwert aus fünf manuell ausgezählten Maximalwerten mit Lagemaßen der<br />
Verteilung verglichen wurde. Das 97,5. Perzentil stellt dabei den optimalen Kompromiss<br />
zwischen dem 95. Perzentil und dem während einer Messung einmalig auftretenden<br />
Maximalwert dar.<br />
9 Center of Pressure (CoP) = Druckzentrum (Perry 2003)<br />
33
Tabelle 10: Messparameter plantare Druckverteilung<br />
Parameter Beschreibung<br />
Fußdruck Zone1-8<br />
Ganglinie Längs<br />
Ganglinie Quer<br />
Material und Methoden<br />
Druckwert gemittelt über die 2 höchstbelasteten<br />
Sensoren pro Sensorreihe (vgl. Abbildung 16 links)<br />
Auslenkung der Ganglinie in Längsrichtung<br />
(vgl. Abbildung 16 rechts)<br />
Auslenkung der Ganglinie in Querrichtung<br />
(vgl. Abbildung 16 rechts)<br />
Abbildung 16: Einteilung der Messsohle in acht Zonen (links) und Druckbild mit<br />
Ganglinie (rechts)<br />
34
2.5 Befragung<br />
Material und Methoden<br />
Zur Erfassung der subjektiven Bewertung erfolgte die Entwicklung eines<br />
standardisierten <strong>Fragebogen</strong>s. Das Ausfüllen der <strong>Fragebogen</strong> wurde nach einer<br />
angemessenen Tragezeit (≥ 10 Arbeitstage) empfohlen.<br />
Der Aufbau gliederte sich grundsätzlich in vier Abschnitte. Um eine möglichst<br />
genaue Vorstellung von den Probanden und dessen Arbeitsplätze zu<br />
bekommen, wurden im ersten Abschnitt allgemeine Personenangaben und im<br />
zweiten Abschnitt die Arbeitsplatzbedingungen abgefragt. Hierbei sollten die<br />
Teilnehmer Angaben zu ihren Tätigkeiten (z. B. Stehen, Gehen, Handhabung<br />
schwerer Lasten, ungünstige Körperhaltungen) und zum Arbeitsuntergrund<br />
(z. B. Beton, Holz, Kunststoff) in Form einer zeitlichen Anordnung (oft,<br />
gelegentlich, selten und nie) machen.<br />
Im dritten <strong>Fragebogen</strong>abschnitt ging es um den zur Verfügung gestellten<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>. Die Beurteilung nachstehender Eigenschaften erfolgte mittels<br />
einer Rangreihe (sehr gut, gut, mittel, schlecht und sehr schlecht):<br />
• Passform<br />
• Zehenfreiheit („Klavierspielen“)<br />
• Bequemlichkeit / Tragekomfort<br />
• Halt<br />
• Dämpfung des Auftritts<br />
• Abrollverhalten beim Gehen<br />
• Rutschfestigkeit der Sohle<br />
• Gewicht<br />
• Mikroklima (Schwitzen im Schuh)<br />
• Aussehen / Optik<br />
• Wie fühlen Sie sich nach einer kompletten Arbeitsschicht mit diesem<br />
Schuh? (Stichworte: Ermüdung, schmerzende Beine)<br />
Der vierte und letzte Abschnitt bot den Versuchsteilnehmern Gelegenheit,<br />
Bemerkungen, Ergänzungen und nähere Erläuterungen zu geben. Der<br />
vollständige <strong>Fragebogen</strong> ist im Anhang aufgeführt.<br />
35
2.6 Auswertung und statistische Verfahren<br />
2.6.1 Messtechnische Analyse<br />
Material und Methoden<br />
Nach visueller Überprüfung der erfassten Daten erfolgte hinsichtlich der<br />
Gangmessung die Auswertung von fünf vollständigen Doppelschritten 10 aus der<br />
Mitte der Messstrecke. Grundlage für die Auswertung der Arbeitsplatzmessung<br />
bildete die Nettomessdauer von 20 Minuten (vgl. Kapitel 2.4.2)<br />
Die Weiterverarbeitung und Darstellung der aufgenommen Messdaten wurde<br />
mit der CUELA-Software WIDAAN (Winkel-Daten-Analyse) vorgenommen. Die<br />
Auswertemöglichkeiten durch WIDAAN waren äußerst vielseitig. So bot das<br />
Programm neben der Erkennung ungünstiger Körperhaltungen und<br />
arbeitswissenschaftlichen Analysen (z. B. OWAS 11 ) auch die Erstellung<br />
umfangreicher Statistiken. Die Körperwinkel ließen sich zudem durch eine<br />
animierte Puppe darstellen, wodurch Körperhaltungen und Bewegungen<br />
zeitgleich visualisiert werden konnten. Um eine Zuordnung der Messwerte zu<br />
den entsprechenden Belastungssituationen zu realisieren, wurden die<br />
Messungen mit einer Videokamera dokumentiert (vgl. Abbildung 17).<br />
10 Ein Doppelschritt entspricht dem Intervall zwischen zwei aufeinander folgenden initialen<br />
Bodenkontakten derselben Extremität (Perry 2003).<br />
11 OWAS = OVAKO-Working-Analysing-System (Karhu et al. 1977)<br />
36
Material und Methoden<br />
Abbildung 17: Darstellung der Messdaten mit der CUELA-Software WIDAAN<br />
(Ellegast & Hermanns 2006)<br />
Die Auswertung der Messdaten erfolgte zunächst deskriptiv (beschreibend).<br />
Hierbei wurden die Körperwinkel und die Werte der Ganglinien in einem<br />
Boxplot-Diagramm abgebildet. Dieses beinhaltet fünf charakteristische Werte<br />
der Verteilung (vgl. Abbildung 18 links): Die Werte des 25., 50. und 75.<br />
Perzentils werden in Form von Querbalken dargestellt, die eine Box, welche<br />
50 % der Messdaten repräsentiert, bildet. Die Länge der Box zeigt somit das<br />
Maß der Streuung der Messwerte auf. Der 50. Perzentilwert (Median) definiert<br />
durch seine Lage innerhalb der Box die Schiefe der zugrunde liegenden<br />
Verteilung. Der 5. und 95. Perzentilwert wird als Eckwert der Verteilung durch<br />
sogenannte „Whisker“ visualisiert. Für die fünf charakteristischen Perzentilwerte<br />
wurden die Mittelwerte gebildet, sodass ein mittlerer Boxplot über alle 20<br />
Versuchsteilnehmer je <strong>Sicherheitsschuh</strong> und Messparameter berechnet werden<br />
konnte. Die Visualisierung der Fußdrücke in den acht Zonen erfolgte mittels<br />
eines Säulendiagramms (vgl. Abbildung 18 rechts).<br />
37
Maxim aldruck [N/cm ²]<br />
Material und Methoden<br />
Abbildung 18: Darstellung der deskriptiven Statistik: Boxplot-Diagramm (links)<br />
und Säulen-Diagramm (rechts)<br />
Im zweiten Schritt, der Erstellung der schließenden Statistik, wurden auf<br />
Grundlage der bereits in Kapitel 1.4 beschriebenen Fragestellungen F1 und F2<br />
folgende drei Nullhypothesen entwickelt:<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
F1: Können verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e die Körperhaltung und die<br />
plantare Druckverteilung beeinflussen?<br />
H10: Unterschiedliche <strong>Sicherheitsschuh</strong>e haben im Gehen mit 5 km/h keinen<br />
Einfluss auf Parameter der Körperhaltung und der plantaren Druckverteilung.<br />
H20: Unterschiedliche <strong>Sicherheitsschuh</strong>e haben bei der Arbeit keinen Einfluss<br />
auf Parameter der Körperhaltung und der plantaren Druckverteilung.<br />
F2: Lassen die Ergebnisse einer standardisierten Gangmessung Rückschlüsse<br />
auf Messungen unter realen Arbeitsbedingungen zu?<br />
H30: Charakteristische Ergebnismuster der Gangmessung finden sich in der<br />
Arbeitsplatzmessung wieder.<br />
Die Auswertung der schließenden Statistik erfolgte mit dem Statistikprogramm<br />
SPSS 15.0 für Windows®. Für die Überprüfung der oben genannten<br />
Hypothesen wurde eine ANOVA-Analyse mit Messwiederholung (Allgemeines<br />
Lineares Modell, ALM) durchgeführt. Paarweise multiple Vergleiche erfolgten<br />
durch Post-Hoc-Spannweiten-Tests mit LSD-Korrektur (Least Significant<br />
Difference). Das Signifikanzniveau wurde auf p≤0,05 festgelegt.<br />
38
2.6.2 Befragung<br />
Material und Methoden<br />
Das Hauptziel der Analyse der Fragebögen war die Beantwortung der Frage,<br />
wie die Mitarbeiter den Tragekomfort der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e einschätzten und<br />
welcher <strong>Sicherheitsschuh</strong> subjektiv am angenehmsten empfunden wurde. Die<br />
Daten der Befragung wurden auf Ordinalniveau erhoben. Daher bildeten sie<br />
eine Rangreihe, wobei zwischen den einzelnen Rangstufen eine<br />
Ordnungsrelation bestand (sehr gut, gut, mittel, schlecht, sehr schlecht).<br />
Anzumerken ist hier, dass die Abstände zwischen den Stufen nicht definiert<br />
bzw. gleich groß waren. Deshalb erfolgte die Zuordnung der Rangstufen in ein<br />
Notensystem (Note 1 = sehr gut bis Note 5 = sehr schlecht). In die Auswertung<br />
der Fragebögen gingen demnach nicht die Daten selbst, sondern die Noten 1<br />
bis 5 ein.<br />
39
3 Ergebnisse<br />
3.1 Gangmessung<br />
F1: Können verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e die Körperhaltung und die<br />
plantare Druckverteilung beeinflussen?<br />
Ergebnisse<br />
H10: Unterschiedliche <strong>Sicherheitsschuh</strong>e haben im Gehen mit 5 km/h keinen<br />
Einfluss auf Parameter der Körperhaltung und der plantaren Druckverteilung.<br />
Die Boxplot-Verteilungen der Oberkörperneigungswinkel für das Gehen mit 5<br />
km/h sind in Abbildung 19 dargestellt. Der Median des Schuh 1 liegt 2,2° bzw.<br />
3° über den Medianen von Schuh 2 und Schuh 3 (p
Ergebnisse<br />
In Abbildung 20 sind die Mittelwerte der Verteilungen des Hüftwinkels<br />
dargestellt. Die Lage des Median von Schuh 1 beträgt 14° und ist damit um 2,5°<br />
bzw. 3,8° größer als die Mediane von Schuh 2 und Schuh 3 (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -0,3 2,8 -0,1 2,9 -0,1 2,9 0,915 0,724 0,748 0,907<br />
50. 15,6 3,2 15,3 4,0 14,9 3,5 0,525 0,628 0,316 0,455<br />
95. 62,0 4,2 63,9 4,3 61,9 4,8 0,007 0,017 0,876 0,005<br />
95.- 5. 62,3 3,4 64,0 3,6 62,0 4,3 0,003 0,008 0,695 0,000<br />
Abbildung 21: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Gangmessung)<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Maximaldrücke der drei untersuchten<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e in den acht Zonen (vgl. Abbildung 22). Im Rückfuß (Zone 1<br />
und 2) erreicht der Schuh 1 die höchsten Spitzendruckwerte, die bis zu 37 %<br />
über denen der Vergleichsschuhe liegen. Im Bereich des Mittelfußes treten bei<br />
allen drei Schuhen geringe Maximaldrücke auf, wobei sich die gemessenen<br />
Werte des Schuh 2 und 3 annähernd gleichen und etwas über denen des<br />
ersten <strong>Sicherheitsschuh</strong>s liegen. Im vorderen Fußareal differieren die<br />
Maximaldruckwerte der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e erheblich. In Zone 6 weist das<br />
Schuhmodell 2 um 49 % bzw. 28 % höhere Druckwerte als Schuh 1 bzw.<br />
Schuh 3 auf. Dieses Verhältnis ändert sich in der benachbarten Zone 7. Hier<br />
liegen die Spitzendrücke des Schuh 1 (25,0 N/cm²) über Schuh 2 (22,9 N/cm²)<br />
und Schuh 3 (20,9 N/cm²). Im Zehenbereich konnte für den <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3<br />
(19,8 N/cm²) etwas höhere Maximaldruckwerte als für die Vergleichsschuhe<br />
(17,7 N/cm² bzw. 17,1 N/cm²) gemessen werden. Sämtliche Unterschiede<br />
befinden sich auf statistisch signifikantem Niveau (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
1 27,9 3,1 24,2 2,0 24,2 2,9 0,000 0,000 0,000 0,507<br />
2 19,7 3,1 14,4 2,6 18,1 2,7 0,000 0,000 0,083 0,000<br />
3 4,7 1,3 5,5 1,0 5,6 1,1 0,002 0,002 0,005 0,555<br />
4 2,8 0,7 4,5 1,2 5,2 1,5 0,000 0,000 0,000 0,002<br />
5 2,9 0,9 4,7 1,5 4,0 1,1 0,000 0,000 0,000 0,002<br />
6 12,0 5,7 17,9 5,9 14,0 5,3 0,000 0,000 0,057 0,000<br />
7 25,0 4,0 22,9 3,4 20,9 3,4 0,000 0,003 0,000 0,000<br />
8 17,7 6,8 17,1 6,4 19,8 4,9 0,035 0,439 0,091 0,025<br />
Abbildung 22: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Gangmessung)<br />
In Abbildung 23 sieht man die Boxplot-Verteilungen für die Ganglinie in<br />
vertikaler Auslenkung. Es fällt auf, dass die Mediane annähernd gleiche Werte<br />
aufweisen, jedoch die Längen der Ganglinien (= Abstand zwischen 5. und 95.<br />
Perzentil) deutlich differieren. Schuh 1 weist mit 159,5 mm die größte Länge im<br />
Vergleich zu Schuh 2 (149,1 mm) und Schuh 3 (143,7 mm) auf (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
50. 2,0 1,7 3,5 2,0 2,0 2,0 0,000 0,000 0,926 0,002<br />
95.- 5. 22,1 5,1 22,2 4,7 20,2 4,7 0,003 0,836 0,022 0,001<br />
Abbildung 24: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Gangmessung)<br />
In Hinblick auf die oben aufgeführten Ergebnisse und das festgelegte<br />
Testniveau von p≤0,05 wird die Nullhypothese H10 abgelehnt und die<br />
Alternativhypothese H1A angenommen.<br />
F1: Können verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e die Körperhaltung und die<br />
plantare Druckverteilung beeinflussen?<br />
H1A: Unterschiedliche <strong>Sicherheitsschuh</strong>e haben im Gehen mit 5 km/h einen<br />
Einfluss auf Parameter der Körperhaltung und der plantaren Druckverteilung.<br />
3.2 Arbeitsplatzmessung<br />
F1: Können verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e die Körperhaltung und die<br />
plantare Druckverteilung beeinflussen?<br />
H20: Unterschiedliche <strong>Sicherheitsschuh</strong>e haben bei der Arbeit keinen Einfluss<br />
auf Parameter der Körperhaltung und der plantaren Druckverteilung.<br />
Abbildung 25 zeigt die Verteilung der Oberkörperneigungswinkel am<br />
Arbeitsplatz der Anlagenführer. Die Bewegungsumfänge betragen bei allen drei<br />
Schuhen etwa 23,5° bis 25,1°. Der Median des Schuh 1 weist mit 3,0° einen<br />
44
Ergebnisse<br />
signifikanten höheren Wert (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -0,7 2,8 -3,1 1,5 -4,1 1,6 0,001 0,007 0,004 0,134<br />
50. 4,6 3,3 2,6 2,0 2,4 1,9 0,009 0,019 0,016 0,853<br />
95. 23,2 7,2 21,8 7,1 27,4 15,7 0,277 0,451 0,325 0,215<br />
95.-5. 24,0 6,0 24,9 6,4 31,5 15,8 0,115 0,661 0,117 0,157<br />
Abbildung 26: Boxplot-Diagramm der Oberkörperneigungswinkel und Angabe<br />
der Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler)<br />
Die Verteilungen der Hüftwinkel für die Arbeitsplatzmessung der Anlagenführer<br />
zeigen einen Unterschied hinsichtlich der Lage des 50. Perzentils (vgl.<br />
Abbildung 27). Schuh 1 liegt mit 3,1° über den Medianen von Schuh 2 und<br />
Schuh 3 (p0,05).<br />
46
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -4,3 2,6 -5,6 2,5 -6,5 2,1 0,053 0,071 0,042 0,367<br />
50. 3,1 2,8 2,1 2,4 2,1 2,2 0,471 0,175 0,314 0,953<br />
95. 16,1 4,6 17,5 4,6 20,1 11,6 0,321 0,323 0,189 0,470<br />
95.-5. 20,4 5,1 23,1 3,8 26,6 12,1 0,100 0,098 0,084 0,294<br />
Abbildung 28: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler)<br />
Die Abbildung 29 zeigt die Verteilungen der Kniewinkel der Anlagenführer. Die<br />
fünf charakteristischen Perzentilwerte unterscheiden sich nicht und es befinden<br />
sich keine Werte auf statistisch signifikanten Niveau (p>0,05).<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -3,7 1,8 -3,8 1,8 -4,3 1,5 0,372 0,824 0,154 0,168<br />
50. 5,7 4,6 5,5 4,4 4,9 4,0 0,718 0,892 0,456 0,358<br />
95. 45,2 6,9 45,4 7,1 44,0 6,6 0,625 0,878 0,446 0,420<br />
95.-5. 48,8 7,1 49,2 7,2 48,3 6,8 0,823 0,794 0,669 0,608<br />
Abbildung 29: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer)<br />
47
Ergebnisse<br />
Die Verteilungen der Kniewinkel der KTL-Spengler unterscheiden sich lediglich<br />
in der Lage ihrer 95. Perzentilwerte (vgl. Abbildung 30). Hierbei weist der Schuh<br />
2 mit 42,1° die größte Auslenkung gegenüber den anderen Testschuhen auf<br />
(p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
1 18,8 2,7 16,0 2,5 15,6 2,1 0,000 0,000 0,000 0,451<br />
2 13,1 1,7 9,8 1,1 12,6 1,1 0,000 0,000 0,306 0,000<br />
3 4,4 0,8 5,3 0,8 4,9 0,6 0,000 0,001 0,012 0,077<br />
4 3,9 0,7 5,9 1,3 6,2 1,2 0,000 0,000 0,000 0,222<br />
5 5,2 1,6 6,3 1,6 5,7 1,5 0,000 0,002 0,022 0,008<br />
6 13,0 4,9 14,6 4,9 11,4 3,9 0,012 0,198 0,034 0,016<br />
7 15,1 3,2 11,7 2,5 11,9 2,2 0,000 0,000 0,001 0,483<br />
8 8,4 2,7 7,5 2,6 10,4 3,1 0,001 0,055 0,020 0,002<br />
Abbildung 31: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer)<br />
Die Maximaldruckwerte der KTL-Spengler sind in Abbildung 32 dargestellt. Die<br />
Druckverteilung ähnelt sehr dem Druckbild der Anlagenführer. So zeigt der<br />
erste <strong>Sicherheitsschuh</strong> besonders hohe Druckspitzen in den Zonen 1, 2 und 7,<br />
was durch eine geringere Druckbelastung im Mittelfußbereich ausgeglichen<br />
wird. Auffällig sind auch hier wieder die Druckwerte des <strong>Sicherheitsschuh</strong>s 2 in<br />
Zone 6. Sie liegen 43 % bzw. 23 % über denen von Schuh 1 und 3. Bis auf<br />
Zone 3 und 8 bewegen sich alle gemessenen Unterschiede auf statistisch<br />
signifikanten Niveau (p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
1 17,1 1,8 14,9 1,3 15,2 1,4 0,000 0,000 0,004 0,256<br />
2 12,8 1,1 8,7 1,3 11,2 1,4 0,000 0,000 0,007 0,005<br />
3 3,7 0,4 4,7 0,4 3,9 0,7 0,236 0,093 0,170 0,920<br />
4 3,3 0,8 5,0 1,1 4,6 1,4 0,000 0,000 0,001 0,271<br />
5 3,0 0,5 4,3 0,8 4,1 1,0 0,000 0,000 0,003 0,239<br />
6 9,0 1,3 12,9 1,6 10,5 1,2 0,000 0,001 0,017 0,002<br />
7 16,2 2,9 13,6 3,0 13,4 2,1 0,000 0,226 0,000 0,004<br />
8 8,3 2,8 7,4 3,2 10,4 3,9 0,980 0,830 0,964 0,886<br />
Abbildung 32: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte<br />
(Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler)<br />
In Abbildung 33 sind die Verteilungen der Ganglinien (Längs) der Anlagenführer<br />
veranschaulicht. Die Linie des ersten <strong>Sicherheitsschuh</strong>s weist dabei mit<br />
127,8 mm die größte Auslenkung (Abstand zwischen 5. und 95. Perzentil)<br />
gegenüber Schuh 2 und 3 auf (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
50. 125,5 7,6 123,0 9,1 127,1 5,4 0,328 0,313 0,570 0,200<br />
95.-5. 127,8 13,5 116,1 9,1 113,1 10,4 0,001 0,002 0,009 0,384<br />
Abbildung 33: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Längs) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer)<br />
Abbildung 34 zeigt die Ganglinien (Längs) der KTL-Spengler. Im<br />
Schuhvergleich fällt auf, dass der Schuh 1 den größten Abstand zwischen 5.<br />
und 95. Perzentil aufweist und somit 11,4 mm bzw. 12,7 mm über den beiden<br />
anderen Versuchsmodellen liegt (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
50. 1,5 2,7 3,0 2,8 1,4 3,0 0,002 0,010 0,702 0,004<br />
95.-5. 23,8 7,3 22,1 6,1 20,9 5,8 0,042 0,059 0,035 0,338<br />
Abbildung 35: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: Anlagenführer)<br />
In der folgenden Abbildung 36 sind die Boxplot-Diagramme der Ganglinien<br />
(Quer) der KTL-Spengler dargestellt. Das maximale Ausmaß der<br />
Querauslenkungen liegt bei allen Schuhen in einem Bereich von 19,7 mm bis<br />
20,8 mm. Der Schuh 2 weist mit 2,8 mm einen etwas höheren Median als<br />
Schuh 1 und Schuh 3 auf (p>0,05).<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
50. 1,9 2,4 2,8 2,2 1,9 1,6 0,390 0,009 0,988 0,370<br />
95.-5. 20,8 5,1 19,7 5,1 20,3 5,1 0,552 0,148 0,679 0,572<br />
Abbildung 36: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung: KTL-Spengler)<br />
52
Ergebnisse<br />
Aufgrund der oben beschriebenen Ergebnisse und dem festgelegten<br />
Testniveau (p≤0,05) kann die Nullhypothese H20 zugunsten ihrer<br />
Alternativhypothese H2A verworfen werden.<br />
F1: Können verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e die Körperhaltung und die<br />
plantare Druckverteilung beeinflussen?<br />
H2A: Unterschiedliche <strong>Sicherheitsschuh</strong>e haben bei der Arbeit einen Einfluss<br />
auf Parameter der Körperhaltung und der plantaren Druckverteilung.<br />
3.3 Vergleich Gang- und Arbeitsplatzmessung<br />
F2: Lassen die Ergebnisse einer standardisierten Gangmessung Rückschlüsse<br />
auf Messungen unter realen Arbeitsbedingungen zu?<br />
H30: Charakteristische Ergebnismuster der Gangmessung finden sich bei der<br />
Arbeitsplatzmessung wieder.<br />
Um die Fragestellung F2 zu beantworten, erfolgte zunächst eine Auswertung<br />
der Arbeitsplatzmessungen hinsichtlich ihrer tatsächlichen Gehanteile an der<br />
Arbeitszeit. Hierfür wurde mithilfe der CUELA-Software WIDAAN eine Analyse<br />
der Steh- und Gehanteile der beiden Arbeitsplatzmessungen vorgenommen.<br />
Das Ergebnis zeigt, dass nicht das Gehen sondern die Stehanteile überwiegen<br />
(vgl. Abbildung 37). Aus diesem Grund wurden die Messparameter noch einmal<br />
explizit für die Stehanteile untersucht.<br />
Arbeitszeit [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
35,5<br />
Anlagenführer<br />
64,5<br />
Gehen Stehen<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
39,2<br />
KTL-Spengler<br />
60,8<br />
Gehen Stehen<br />
Abbildung 37: Steh- und Gehanteile der untersuchten Arbeitsplätze<br />
Arbeitszeit [%]<br />
53
Ergebnisse<br />
In Abbildung 38 sind die Oberkörperneigungswinkel der Anlagenführer für die<br />
Stehanteile dargestellt. Die Bewegungsumfänge bewegen sich annähernd auf<br />
gleichem Niveau. Lediglich der Median des ersten <strong>Sicherheitsschuh</strong>s liegt 1,9°<br />
bzw. 1,8° über Schuh 2 und 3 (p0,05).<br />
54
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -0,6 2,6 -3,0 1,5 -4,5 3,1 0,006 0,006 0,014 0,193<br />
50. 4,8 3,4 3,0 2,2 3,3 2,6 0,086 0,054 0,066 0,774<br />
95. 28,8 8,1 27,7 8,4 32,8 19,2 0,530 0,681 0,478 0,375<br />
95.-5. 29,4 7,9 30,6 7,6 37,3 20,3 0,277 0,657 0,226 0,285<br />
Abbildung 39: Boxplot-Diagramm der Oberkörperneigungswinkel und Angabe<br />
der Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-<br />
Spengler)<br />
Die Hüftwinkel der Anlagenführer in den Stehanteilen zeigen keine<br />
Unterschiede hinsichtlich der Bewegungsumfänge (vgl. Abbildung 40). Der<br />
Median von <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 liegt 1,8° über den beiden anderen Modellen.<br />
Die gemessenen Unterschiede konnten statistisch nicht bestätigt werden<br />
(p>0,05).<br />
55
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3 Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -4,8 3,4 -6,2 3,5 -6,8 2,9 0,288 0,753 0,169 0,112<br />
50. 2,3 3,2 0,5 2,8 0,5 2,5 0,871 0,944 0,610 0,569<br />
95. 16,5 4,2 15,8 4,7 15,9 3,7 0,827 0,588 0,697 0,835<br />
95.-5. 21,2 5,2 22,0 6,1 22,6 5,1 0,788 0,601 0,544 0,920<br />
Ergebnisse<br />
Abbildung 40: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer)<br />
Die Abbildung 41 stellt die Verteilungen der Hüftwinkel der KTL-Spengler für die<br />
Stehanteile der Arbeitsplatzmessung dar. Auffällig ist hier der um 6° bzw. 7°<br />
größere Bewegungsumfang beim <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3. Die Mediane<br />
unterscheiden sich geringfügig (p>0,05).<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -4,1 2,9 -5,5 2,8 -6,5 2,4 0,076 0,109 0,052 0,362<br />
50. 2,2 2,9 1,1 2,5 1,4 2,6 0,530 0,186 0,415 0,809<br />
95. 18,4 7,8 18,0 7,6 23,0 14,5 0,272 0,787 0,270 0,243<br />
95.-5. 22,5 5,5 23,5 6,2 29,5 14,5 0,136 0,576 0,132 0,132<br />
Abbildung 41: Boxplot-Diagramm der Hüftwinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-Spengler)<br />
In Abbildung 42 sind die Kniewinkel der Anlagenführer für die Stehintervalle der<br />
Arbeitsplatzmessung dargestellt. Die charakteristischen Perzentilwerte liegen in<br />
etwa auf gleichen Niveau (p>0,05).<br />
56
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3 Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -4,0 1,6 -3,8 1,7 -4,4 1,63 0,036 0,127 0,006 0,483<br />
50. 3,4 5,0 3,3 4,8 2,9 4,19 0,034 0,081 0,022 0,979<br />
95. 25,8 6,8 27,1 12,4 26,7 9,96 0,783 0,629 0,477 0,929<br />
95.-5. 29,8 6,4 30,9 12,1 31,1 9,60 0,537 0,608 0,207 0,609<br />
Ergebnisse<br />
Abbildung 42: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer)<br />
Die Mediane der Kniewinkel an den KTL-Spengler Arbeitsplätzen (vgl.<br />
Abbildung 43) zeigen keinerlei Unterschiede (p>0,05). Jedoch weist das 95.<br />
Perzentil von Schuh 2 und Schuh 3 einen deutlich höheren Wert als der erste<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> auf (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
5. -4,7 0,5 -4,5 0,8 -4,6 0,9 0,631 0,355 0,568 0,700<br />
50. -0,2 1,7 -0,1 1,9 0,4 1,7 0,682 0,974 0,523 0,425<br />
95. 23,4 6,8 29,2 12,8 29,1 7,3 0,044 0,018 0,053 0,969<br />
95.-5. 28,2 5,8 33,7 8,3 33,7 6,2 0,055 0,021 0,061 0,997<br />
Abbildung 43: Boxplot-Diagramm der Kniewinkel und Angabe der Signifikanz-<br />
Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: KTL-Spengler)<br />
Die Maximaldruckwerte im Stehen der Anlagenführer sind in Abbildung 44<br />
dargestellt. Im Rückfußbereich konnten im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 die höchsten<br />
Spitzendrücke verzeichnet werden. Ebenso weist er im Vorfußbereich hohe<br />
Druckwerte auf. So liegen seine Werte in Zone 7 37 % bzw. 27 % über Schuh 2<br />
und Schuh 3. Wo hingegen in Zone 6 der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 den höchsten<br />
Maximaldruckwert aufweist und in Zone 8 der dritte <strong>Sicherheitsschuh</strong> einen um<br />
27 % bzw. 50 % höheren Maximalwert als die beiden anderen Modelle aufzeigt<br />
(p
Ergebnisse<br />
Die nachstehende Abbildung 45 verdeutlicht die Maximaldruckwerte im Stehen<br />
der KTL-Spengler. In Zone 1 und 2 konnten im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 die<br />
niedrigsten Druckwerte gemessen werden. Der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 weist in<br />
diesem Bereich die höchsten Drücke auf. Im Mittelfußbereich liegen alle<br />
Druckwerte auf etwa einem Niveau. Im Bereich des Vorfußes fällt auf, dass in<br />
Zone 7 der Maximaldruckwert des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 deutlich über den beiden<br />
anderen Schuhen liegt und in Zone 8 der Spitzendruck des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3<br />
fast doppelt so hoch ist wie im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2. Alle ermittelten Unterschiede<br />
befinden sich auf statistisch signifikanten Niveau (p
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3 Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
50. 124,5 10,3 121,9 10,9 125,1 9,0 0,711 0,947 0,558 0,519<br />
95.-5. 116,4 15,8 102,7 10,6 103,3 15,5 0,015 0,002 0,057 0,896<br />
Ergebnisse<br />
Abbildung 46: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Längs) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung Stehen: Anlagenführer)<br />
Abbildung 47 zeigt die Verteilungen der Ganglinien (Längs) der KTL-Spengler.<br />
Die Mediane weisen einen geringen Unterschied auf (p>0,05). Weiterhin beträgt<br />
die gesamte Ganglinienlänge des ersten <strong>Sicherheitsschuh</strong>s 116,7 mm und liegt<br />
damit über den Gesamtauslenkungen der Vergleichsschuhe (p
Ergebnisse<br />
In der folgenden Abbildung 48 sind die Ganglinien in Querrichtung für die<br />
Stehanteile der Anlagenführer dargestellt. Der Boxplot des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2<br />
liegt über den beiden anderen Schuhmodellen. So beträgt der Median des<br />
zweiten Schuhs 2,9 mm und liegt damit 1,4 mm bzw. 1,7 mm über den<br />
Medianen von Schuh 1 und Schuh 3 (p
Ergebnisse<br />
Schuh 1 Schuh 2 Schuh 3<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Perzentil MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM 1 vs. 2 1 vs. 3 2 vs. 3<br />
50. 1,5 2,6 2,5 2,3 1,2 1,5 0,249 0,015 0,721 0,183<br />
95.-5. 18,5 5,2 17,1 5,6 18,9 5,5 0,256 0,040 0,787 0,146<br />
Abbildung 49: Boxplot-Diagramm der Ganglinie (Quer) und Angabe der<br />
Signifikanz-Werte (Arbeitsplatzmessung stehen: KTL-Spengler)<br />
Zur Beantwortung der Fragestellung F2 wurden in einem zweiten Schritt die<br />
plantaren Druckwerte der standardisierten Gangmessung (v = 5 km/h) und der<br />
Arbeitsplatzmessung je <strong>Sicherheitsschuh</strong>modell verglichen. Die Auswertung für<br />
die Arbeitsplatzmessung erfolgte hierbei noch einmal getrennt für das Steh- und<br />
Gehintervall.<br />
In Abbildung 50 sind die Maximaldruckwerte des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 für die<br />
Gruppe der Anlagenführer dargestellt. Die ermittelten Druckwerte bei der<br />
Gangmessung (v = 5 km/h) liegen im Vor- und Rückfuß deutlich über denen der<br />
Arbeitsplatzmessung. So liegt der Spitzendruck im Gang in Zone 1<br />
beispielsweise 38 % bzw. 62 % über den Werten bei der Arbeit (Gehen) bzw.<br />
Arbeit (Stehen) (p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 (Anlagenführer)<br />
Gang (5 km/h) Arbeit (gehen) Arbeit (stehen)<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Gang Arbeit (G) Arbeit (S)<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM Gang vs. A(G) Gang vs. A(S) A(G) vs. A(S)<br />
1 28,5 1,9 20,7 2,4 17,6 1,8 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
2 19,3 3,3 14,2 1,8 12,7 1,6 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
3 4,9 1,6 4,6 0,9 4,4 0,8 0,441 0,566 0,378 0,023<br />
4 3,0 0,7 4,0 0,8 3,9 0,8 0,035 0,032 0,046 0,351<br />
5 3,3 1,1 6,3 1,8 5,0 1,5 0,085 0,070 0,169 0,015<br />
6 15,3 6,2 14,8 5,1 11,3 4,0 0,061 0,890 0,070 0,000<br />
7 26,1 3,9 18,8 2,8 12,2 1,9 0,000 0,003 0,000 0,000<br />
8 15,0 5,0 10,5 3,2 7,3 1,9 0,001 0,017 0,001 0,001<br />
Abbildung 50: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 (Anlagenführer)<br />
Die folgende Abbildung 51 zeigt ebenfalls die Maximaldruckwerte des ersten<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>s, jedoch für die Gruppe der KTL-Spengler. Auch hier zeigt<br />
sich ein deutlicher Unterschied zwischen Gang- und Arbeitsplatzmessung. Die<br />
Druckwerte im Gang mit einer Laufgeschwindigkeit von 5 km/h liegen<br />
besonders in Zone 1, 2, 7 und 8 über denen der Arbeit (p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 (KTL-Spengler)<br />
Gang (5 km/h) Arbeit (gehen) Arbeit (stehen)<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Gang Arbeit (G) Arbeit (S) Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM Gang vs. A(G) Gang vs. A(S) A(G) vs. A(S)<br />
1 27,2 4,0 17,8 1,8 16,5 1,9 0,000 0,000 0,000 0,003<br />
2 20,2 3,0 13,4 1,3 12,2 1,0 0,000 0,000 0,000 0,001<br />
3 4,4 0,8 3,8 0,5 3,5 0,5 0,000 0,003 0,000 0,003<br />
4 2,6 0,6 3,6 0,8 3,1 0,8 0,000 0,000 0,003 0,002<br />
5 2,5 0,6 3,4 0,6 2,7 0,5 0,000 0,001 0,532 0,000<br />
6 8,7 2,5 10,4 1,6 7,7 1,4 0,001 0,031 0,260 0,000<br />
7 23,9 4,0 18,9 3,2 12,8 3,0 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
8 20,4 7,5 10,9 4,0 6,1 2,0 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
Abbildung 51: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 (KTL-Spengler)<br />
Die Maximaldruckwerte für den zweiten <strong>Sicherheitsschuh</strong> für die Gruppe der<br />
Anlagenführer sind in Abbildung 52 dargestellt. Die höchsten Drucke wurden<br />
auch hier im Gang gemessen. Besonders deutlich wird dies im Vor- und<br />
Rückfußbereich. In Zone 7 beispielsweise beträgt der Druckanstieg 50 %<br />
gegenüber Arbeit (Gehen) und 157 % gegenüber Arbeit (Stehen) (p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 (Anlagenführer)<br />
Gang (5 km/h) Arbeit (gehen) Arbeit (stehen)<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Gang Arbeit (G) Arbeit (S)<br />
Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM Gang vs. A(G) Gang vs. A(S) A(G) vs. A(S)<br />
1 24,6 1,7 17,9 2,2 15,0 2,1 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
2 15,4 3,0 10,6 1,1 9,5 1,0 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
3 5,9 1,3 5,4 0,8 5,3 0,8 0,298 0,358 0,257 0,006<br />
4 4,9 1,5 6,0 1,3 5,9 1,3 0,151 0,137 0,167 0,315<br />
5 5,5 1,6 7,3 1,8 6,0 1,6 0,276 0,213 0,583 0,001<br />
6 20,4 7,9 17,2 5,6 12,2 3,6 0,010 0,285 0,005 0,000<br />
7 22,9 4,4 15,3 2,3 8,9 1,4 0,000 0,001 0,000 0,000<br />
8 14,1 6,3 9,4 2,9 6,2 1,8 0,000 0,016 0,001 0,001<br />
Abbildung 52: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 (Anlagenführer)<br />
Ein weiteres Bild über die Druckverteilung des Schuhs 2 gibt Abbildung 53.<br />
Hierbei sind die Werte der Arbeitsplatzgruppe KTL-Spengler dargestellt. Wie<br />
auch bei den Anlagenführern liegen die Hauptbelastungspunkte im Vor- und<br />
Rückfußbereich. Auffällig bei diesem Druckbild ist besonders der Zehenbereich.<br />
In Zone 8 beträgt die Drucksteigerung im Gang gegenüber Arbeit (Gehen) mehr<br />
als das Doppelte (116 %) und gegenüber Arbeit (Stehen) sogar mehr als<br />
Dreifache (328 %) (p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 (KTL-Spengler)<br />
Gang (5 km/h) Arbeit (gehen) Arbeit (stehen)<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Gang Arbeit (G) Arbeit (S) Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM Gang vs. A(G) Gang vs. A(S) A(G) vs. A(S)<br />
1 23,7 2,4 15,8 1,3 13,8 1,4 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
2 13,5 2,6 9,0 1,3 8,2 1,3 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
3 5,0 0,8 4,8 0,4 4,5 0,4 0,037 0,175 0,021 0,001<br />
4 4,0 1,2 5,3 1,1 4,6 1,1 0,000 0,000 0,028 0,000<br />
5 3,8 1,5 4,7 0,8 3,7 0,8 0,000 0,002 0,676 0,000<br />
6 15,3 4,0 14,7 1,6 10,0 2,2 0,001 0,483 0,002 0,000<br />
7 22,8 4,0 15,9 3,2 9,3 2,6 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
8 20,1 8,1 9,3 4,0 4,7 2,0 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
Abbildung 53: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 (KTL-Spengler)<br />
Abbildung 54 zeigt die Maximaldrücke im Vergleich für den <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3.<br />
In diesem Schuh liegen die Druckwerte im Gang ebenfalls über denen der<br />
Arbeit (Gehen und Stehen). Jedoch fällt auf, dass es in keiner Zone deutlich<br />
höheren Druckspitzen gibt, sondern die Druckbelastung relativ gleichmäßig<br />
verteilt ist. Die gemessenen Unterschiede befinden sich bis auf Zone 4 und 5<br />
auf statistisch signifikantem Niveau (p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (Anlagenführer)<br />
Gang (5 km/h) Arbeit (gehen) Arbeit (stehen)<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Gang Arbeit (G) Arbeit (S) Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM Gang vs. A(G) Gang vs. A(S) A(G) vs. A(S)<br />
1 24,9 2,3 17,3 1,6 14,8 1,9 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
2 19,2 1,9 13,7 0,8 12,1 1,0 0,000 0,000 0,000 0,001<br />
3 6,2 1,0 5,2 0,6 4,8 0,6 0,006 0,019 0,003 0,000<br />
4 6,1 1,1 6,6 1,4 6,0 1,1 0,441 0,481 0,933 0,001<br />
5 4,5 1,2 6,7 1,7 5,5 1,4 0,107 0,081 0,332 0,000<br />
6 16,8 6,0 14,0 3,8 10,2 2,6 0,002 0,266 0,009 0,000<br />
7 21,4 3,7 15,3 2,3 9,6 1,2 0,000 0,001 0,000 0,000<br />
8 19,2 4,0 12,7 3,9 9,3 3,0 0,000 0,001 0,000 0,005<br />
Abbildung 54: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (Anlagenführer)<br />
Die nachstehende Abbildung 55 stellt die Maximaldrücke des<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 für die Gruppe der KTL-Spengler dar. Die höchsten Drücke<br />
in diesem Schuh wurden in Zone 1, 7 und 8 beim Gehen mit 5 km/h erzielt. Am<br />
deutlichsten wird dieser Druckanstieg in Zone 8. Hier liegt der Maximaldruck im<br />
Gang 68 % bzw. 126 % über der Arbeit (Gehen) und Arbeit (Stehen) (p
Maximaldruck [N/cm²]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (KTL-Spengler)<br />
Gang (5 km/h) Arbeit (gehen) Arbeit (stehen)<br />
Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6 Zone 7 Zone 8<br />
Rückfuß Mittelfuß Vorfuß<br />
Ergebnisse<br />
Gang Arbeit (G) Arbeit (S) Paarweise Vergleiche<br />
Zone MW StAbw MW StAbw MW StAbw ALM Gang vs. A(G) Gang vs. A(S) A(G) vs. A(S)<br />
1 22,6 3,2 15,7 1,6 14,6 1,3 0,000 0,000 0,000 0,005<br />
2 17,1 3,1 11,6 1,5 10,7 1,5 0,000 0,000 0,000 0,006<br />
3 5,0 0,9 4,1 0,6 3,7 0,7 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
4 4,4 1,4 5,0 1,4 4,2 1,3 0,040 0,076 0,627 0,000<br />
5 3,6 0,9 4,5 0,9 3,7 0,9 0,001 0,001 0,697 0,000<br />
6 11,2 2,4 11,5 1,2 9,3 1,2 0,011 0,691 0,020 0,000<br />
7 20,4 3,1 15,1 2,6 11,1 2,0 0,000 0,000 0,000 0,000<br />
8 20,3 5,9 12,1 4,7 9,0 3,3 0,000 0,000 0,000 0,001<br />
Abbildung 55: Maximaldruckwerte und Angabe der Signifikanz-Werte für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (KTL-Spengler)<br />
Obgleich die Stehanteile der Arbeitsplatzmessung mit 64,5 % (Anlagenführer)<br />
bzw. 60,8 % (KTL-Spengler) überwiegen und die Mitarbeiter bedingt durch die<br />
Arbeitsaufgabe gewisse Körperhaltungen einnehmen bzw. die<br />
Bewegungsabläufe je nach Arbeitsplatz variieren, zeigen sich jedoch<br />
schuhspezifische Muster in der Gang- als auch in der Arbeitsplatzmessung. Zu<br />
erwähnen sei hier die Neigung des Oberkörpers, die Ganglinien in Längs- und<br />
Querrichtung und die Werte der plantaren Druckverteilung. Deshalb kann auf<br />
dem zu Grunde gelegten Testniveau von p≤0,05 die Nullhypothese H30<br />
beibehalten werden.<br />
F2: Lassen die Ergebnisse einer standardisierten Gangmessung Rückschlüsse<br />
auf Messungen unter realen Arbeitsbedingungen zu?<br />
H30: Charakteristische Ergebnismuster der Gangmessung finden sich in der<br />
Arbeitsplatzmessung wieder.<br />
68
3.4 Befragung<br />
3.4.1 Arbeitsplatzbedingungen<br />
Ergebnisse<br />
Um einen Überblick über die Arbeitsplatzbedingungen zu erhalten, gab die<br />
gesamte Versuchsgruppe (n=40) eine Selbsteinschätzung im Rahmen der<br />
Befragung ab. In Abbildung 56 wird deutlich, dass 95 % der Mitarbeiter (n=38)<br />
ihre Arbeit oft stehend bzw. 97,5 % (n=39) oft gehend verrichteten. Die<br />
Handhabung schwerer Lasten wurde von 55 % (n=22) gelegentlich ausgeführt<br />
sowie eine ungünstige Körperhaltung eingenommen.<br />
Häufigkeit [%]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
95<br />
5<br />
97,5<br />
2,5<br />
5<br />
32,5<br />
2,5<br />
35<br />
2,5<br />
Stehen Gehen Sitzen Knien Handhabung<br />
schwerer<br />
Lasten<br />
oft<br />
Tätigkeit<br />
gelegentlich<br />
55<br />
0<br />
20<br />
Über-Kopf-<br />
Arbeit<br />
22,5<br />
55<br />
Ungünstige<br />
Körperhaltung<br />
Abbildung 56: Darstellung der oft und gelegentlich ausgeführten Tätigkeiten<br />
Der häufigste Arbeitsuntergrund war der Industriebeton. Er wurde von 70 % der<br />
Mitarbeiter (n=28) oft und von 7,5 % (n=3) gelegentlich genutzt (vgl. Abbildung<br />
57). Weiterhin häufig verwendet wurden die Böden Metall/Roste (n=18) und<br />
Holz (n=13).<br />
69
Häufigkeit [%]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
70<br />
7,5<br />
45<br />
oft<br />
gelegentlich<br />
32,5 32,5<br />
7,5<br />
17,5<br />
Beton Metall (Roste) Holz Kunststoff / Matte<br />
Arbeitsuntergrund<br />
Abbildung 57: Darstellung der oft und gelegentlich genutzten Arbeitsböden<br />
3.4.2 <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
F3: Wie beurteilen die <strong>Sicherheitsschuh</strong>träger die verschiedenen Schuhe?<br />
27,5<br />
Ergebnisse<br />
Die subjektive Bewertung der einzelnen <strong>Sicherheitsschuh</strong>e ist in den<br />
nachfolgenden Abbildungen dargestellt. Der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 wurde<br />
hinsichtlich seiner Dämpfung, Tragekomfort, Abrollverhalten, Mikroklima, Optik<br />
und dem gesamten Wohlbefinden nach einer Schicht als mittelmäßig bis<br />
schlecht bewertet. Im Vergleich zur Gesamtnote von 3,3 wurden bei diesem<br />
Schuh die Zehenfreiheit, Rutschfestigkeit und das Gewicht als gut bis<br />
mittelmäßig empfunden (vgl. Abbildung 58).<br />
70
Bewertung<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Passform<br />
3,2<br />
Zehenfreiheit<br />
2,6<br />
Tragekomfort<br />
3,6<br />
Halt<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1<br />
3,3<br />
Dämpfung<br />
4,1<br />
3,6<br />
Rutschfestigkeit der Sohle<br />
Abrollverhalten beim Gehen<br />
Abbildung 58: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1<br />
2,7<br />
Gewicht<br />
2,5<br />
Mikroklima<br />
3,6 3,6 3,7<br />
Optik<br />
Wohlbefinden nach Arbeitsschicht<br />
Mittelwert<br />
Ergebnisse<br />
In Abbildung 59 sind die Ergebnisse des <strong>Sicherheitsschuh</strong>s 2 dargestellt. Es<br />
fällt auf, dass dieser Schuh homogen gut bewertet wurde. Lediglich das<br />
Mikroklima wurde mit Tendenz zu mittelmäßig beurteilt. Die Gesamtbewertung<br />
ergibt einen Mittelwert von 2,1 und ist damit im Schuhvergleich die beste<br />
Benotung.<br />
Bewertung<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Passform<br />
1,8<br />
Zehenfreiheit<br />
2,0 1,9 2,0<br />
Tragekomfort<br />
Halt<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2<br />
Dämpfung<br />
2,2<br />
2,5<br />
Rutschfestigkeit der Sohle<br />
Abrollverhalten beim Gehen<br />
Abbildung 59: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2<br />
2,1<br />
Gewicht<br />
1,9<br />
Mikroklima<br />
2,6<br />
Optik<br />
1,8<br />
Wohlbefinden nach Arbeitsschicht<br />
2,4<br />
Mittelwert<br />
3,3<br />
2,1<br />
71
Ergebnisse<br />
Der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 wurde insgesamt mit einer 2,4 (gut) bewertet (vgl.<br />
Abbildung 60). Jedoch ist hier eine hohe Variation bzgl. der einzelnen Kriterien<br />
zu verzeichnen. Als sehr gut wurden bei diesem Schuh die Dämpfung und das<br />
Abrollverhalten empfunden. Das Gewicht, das Mikroklima und die Optik wurden<br />
dagegen mittelmäßig (3,2 bis 3,4) beurteilt.<br />
Bewertung<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Passform<br />
2,1 2,1<br />
Zehenfreiheit<br />
Tragekomfort<br />
2,2<br />
Halt<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3<br />
2,3<br />
Dämpfung<br />
1,4 1,3<br />
Rutschfestigkeit der Sohle<br />
Abrollverhalten beim Gehen<br />
Abbildung 60: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3<br />
2,5<br />
Gewicht<br />
3,4 3,3 3,2<br />
Mikroklima<br />
Optik<br />
Wohlbefinden nach Arbeitsschicht<br />
2,3<br />
Mittelwert<br />
Die Auswertung der <strong>Fragebogen</strong> differenziert nach den drei<br />
Arbeitsplatzgruppen Anlagenführer, KTL-Spengler und Qualitätskontrolleure<br />
ergab für das <strong>Sicherheitsschuh</strong>modell 1 und 2 keinen Gruppenunterschied.<br />
Lediglich bei dem <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 konnte eine Abweichung festgestellt<br />
werden. So wurde dieser Schuh in der Gruppe der Anlagenführer schlechter<br />
bewertet (Mittelwert = 2,7) als in den beiden anderen Arbeitsplatzgruppen<br />
(Mittelwert = 2,0 bzw. 2,1). Dies ist insbesondere auf die schlechtere Bewertung<br />
der Schuheigenschaften Tragekomfort, Halt und Rutschfestigkeit der Sohle<br />
zurückzuführen (vgl. Abbildung 61, Abbildung 62 und Abbildung 63).<br />
2,4<br />
72
Bewertung<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Passform<br />
2,2 2,2<br />
Zehenfreiheit<br />
Tragekomfort<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 Anlagenführer (n=19)<br />
2,6<br />
Halt<br />
2,7<br />
Dämpfung<br />
1,7<br />
1,5<br />
Rutschfestigkeit der Sohle<br />
Abrollverhalten beim Gehen<br />
3,1<br />
Gewicht<br />
3,7 3,7<br />
Mikroklima<br />
Optik<br />
3,2<br />
Wohlbefinden nach Arbeitsschicht<br />
Abbildung 61: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (Anlagenführer)<br />
Bewertung<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Passform<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 KTL-Spengler (n=13)<br />
1,8 1,8 1,8 1,8<br />
Zehenfreiheit<br />
Tragekomfort<br />
Halt<br />
Dämpfung<br />
1,1 1,1<br />
Rutschfestigkeit der Sohle<br />
Abrollverhalten beim Gehen<br />
1,7<br />
Gewicht<br />
3,2<br />
Mikroklima<br />
2,8<br />
Optik<br />
3,1<br />
Wohlbefinden nach Arbeitsschicht<br />
Abbildung 62: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (KTL-Spengler)<br />
2,8<br />
Mittelwert<br />
1,9<br />
Mittelwert<br />
2,7<br />
2,0<br />
Ergebnisse<br />
73
Bewertung<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Passform<br />
2,0<br />
Zehenfreiheit<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 Qualitätskontrolleure (n=8)<br />
Tragekomfort<br />
1,9 1,9 1,8<br />
Halt<br />
Dämpfung<br />
1,1 1,1<br />
Rutschfestigkeit der Sohle<br />
Abrollverhalten beim Gehen<br />
2,0<br />
Gewicht<br />
3,0<br />
Mikroklima<br />
3,1<br />
Optik<br />
3,4<br />
Wohlbefinden nach Arbeitsschicht<br />
1,8<br />
Mittelwert<br />
Abbildung 63: Bewertung <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 (Qualitätskontrolleure)<br />
2,1<br />
Ergebnisse<br />
74
4 Diskussion<br />
4.1 Diskussion der Versuchsergebnisse<br />
F1: Können verschiedene <strong>Sicherheitsschuh</strong>e die Körperhaltung und die<br />
plantare Druckverteilung beeinflussen?<br />
Diskussion<br />
In Hinblick auf die Körperhaltung konnten die Messungen im Gang als auch am<br />
Arbeitsplatz zeigen, dass es eine statistisch signifikante Änderung im Bereich<br />
des Oberkörpers und der Hüfte durch die verschiedenen <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
gab. Obgleich die Bewegungsumfänge des Oberkörperneigungs- und des<br />
Hüftwinkels im Schuhvergleich nahezu gleich waren, wies die Lage der Boxplot-<br />
Verteilungen des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 Abweichungen im Vergleich zum<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 und 3 auf. Der Unterschied in den Perzentilwerten spiegelt<br />
eine größere Vorneigung des Oberkörpers sowie eine größere Hüftbeugung<br />
und geringere Hüftstreckung beim Tragen des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 gegenüber<br />
den anderen Schuhen wider. Dies deckt sich mit den Ergebnissen bisheriger<br />
Untersuchungen. New & Pearce wiesen beim Gehen in Schuh 3 eine<br />
aufrechtere Körperhaltung in der Phase des Auftritts im Vergleich zu einem<br />
herkömmlichen Schuh nach (New & Pearce 2007). In Bezug auf das Hüftgelenk<br />
konnten Romkes et al. ebenfalls eine geringere Beugung im Gehen mit<br />
Schuhmodell 3 aufzeigen, obgleich hier auf den Zusammenhang zwischen<br />
kürzerer Schrittlänge, geringerer Laufgeschwindigkeit und damit verbunden ein<br />
geringerer Bewegungsumfang der Hüft- und Kniegelenke verwiesen wird. In der<br />
hier vorliegenden Studie war die Gehgeschwindigkeit in der Gangmessung<br />
hingegen definiert und konnte nur in der Arbeitsplatzmessung frei gewählt<br />
werden (Romkes et al. 2006). Eine mögliche Erklärung für die hier vorliegenden<br />
Befunde könnte die Charakteristik der Messparameter (vgl. Kapitel 2.4.4) und<br />
dem damit resultierenden Einfluss der Rumpfneigung auf den Hüftwinkel sein.<br />
Ebenso werden aber auch die unterschiedliche Konstruktion der Sohlen und die<br />
Dämpfung als weitere Faktoren für eine veränderte Körperhaltung<br />
herangezogen. Das Schuhmodell 3 besitzt eine ausgeprägte, halbrunde<br />
Sohlenkonstruktion, die im Gehen einen spezifischen Abrollvorgang hervorruft<br />
und die Körperhaltung positiv beeinflussen kann. Im Stehen kommt es zu einer<br />
permanenten Instabilität, auf die der Träger mit Ausgleichsbewegungen<br />
reagieren muss. Für dieses Ausbalancieren erscheint eine aufrechtere, zum<br />
Körperschwerpunkt näher liegende Oberkörperhaltung von Vorteil (Naik et al.<br />
75
Diskussion<br />
2004). Als weitere Ursache für eine veränderte Körperhaltung könnte darüber<br />
hinaus der Aspekt der Dämpfung darstellen. Farley & Gonzales fanden heraus,<br />
dass die Steifigkeit der Gliedmaßen bei weicherem Untergrund zunimmt. Diese<br />
Steifigkeit bzw. Starrheit drückt sich in einer zunehmenden Streckung der<br />
unteren Extremitäten und aufrechteren Körperhaltung aus (Farley & Gonzales<br />
1996). Derartiges Verhalten wird als aktive Anpassung des Körpers an passive<br />
mechanische Effekte interpretiert bzw. um die Stoßbelastung in der Phase des<br />
Auftritts zu kompensieren (Hardin et al. 2004). Die Stoßbelastung kommt beim<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 durch sehr hohe Maximaldruckwerte im Fersenbereich<br />
(Zone 1 und 2) zum Ausdruck und lässt diesen Zusammenhang als eine weitere<br />
mögliche Erklärung für die vermehrte Beugung des Hüftgelenks und<br />
Oberkörpervorneigung erscheinen. Die Oberkörpervorneigung sollte besonders<br />
unter dem Aspekt der Wirbelsäulenbelastung im Bereich des Lenden-<br />
Kreuzbein-Übergangs Beachtung finden, da die Druckkraft auf die Bandscheibe<br />
L5/S1 mit zunehmendem Rumpfneigungswinkel steigt (Jäger et al. 1984,<br />
Luttman et al. 1991). Obgleich anzumerken ist, dass die in dieser Studie<br />
gemessenen Werte des Oberkörperneigungswinkels überwiegend in einem<br />
Bereich zwischen 0° und 20° lagen und damit gemäß den internationalen<br />
Standards als akzeptabel einzustufen sind (ISO 11226:2000). Die Auswertung<br />
der Kniewinkelverläufe ergab keine statistisch signifikanten Unterschiede in den<br />
Perzentilwerten. Dies deckt sich mit den Ergebnissen von Nigg et al., welche in<br />
ihren Studien das Gehen im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 näher untersuchten (Nigg et al.<br />
2006a, Nigg et al. 2006b).<br />
Die Ergebnisse der plantaren Druckmessungen zeigten in der Gang- als auch in<br />
der Arbeitsplatzmessung, dass die Schuhe einen statistisch signifikanten<br />
Einfluss auf die plantare Druckverteilung ausüben. Der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 wies<br />
dabei im Rück- und Vorfuß höhere Maximaldrücke als die beiden anderen<br />
Testmodelle auf. Mögliche Ursache hierfür stellt die unzureichende Dämpfung<br />
der zweischichtigen PUR-Sohle dar, die eine druckmindernde Gangabwicklung<br />
verhindert. Die Hauptbelastungspunkte befinden sich in diesem Schuh an der<br />
Ferse beim Auftritt (Zone 1, 2) und im Vorfuß im Bereich des Quergewölbes<br />
(Zone 7). Eine immer wiederkehrende mechanische Belastung in diesen<br />
76
Diskussion<br />
Fußarealen kann lokal zu einer Überbeanspruchung des Fersenbeins (z. B.<br />
Fersensporn 14 ) und der Mittelfußköpfchen (z. B. Metatarsalgie 15 ) führen (Mueller<br />
1999). In Hinblick auf die Belastung des gesamten Stütz- und<br />
Bewegungsapparates ist die Stoßbelastung in der Auftrittsphase im<br />
Fersenbereich von besonderer Bedeutung. Hier erfolgt die Krafteinwirkung bzw.<br />
Stoßrichtung vom Boden auf den gesamten Körper (vgl. Abbildung 64). Diesen<br />
passiven Impact gilt es daher gezielt zu dämpfen (Cavangh 1990).<br />
Abbildung 64: Krafteinwirkung beim Gehen (Cavangh 1990)<br />
Durch ein dem Körpergewicht anpassbares Dämpfungselement im<br />
Rückfußbereich sowie ein in die die Brandsohle eingearbeitetes<br />
Vorfußdämpfungselement zeigte der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 in den Zonen 1, 2, 7<br />
und 8 geringe Druckwerte. Dieser Effekt konnte durch weitere Untersuchungen<br />
bestätigt werden (Walther & Große 2006, Noll et al. 2008). Ein ergonomisch<br />
geformtes Fußbett scheint ursächlich für eine Vergrößerung der<br />
druckaufnehmenden Fußkontaktfläche im Mittelfuß zu sein und ermöglicht<br />
damit eine Verteilung der plantaren Drucklast auch in diesem Fußareal. Auffällig<br />
bei diesem Schuh stellte der hohe Druckwert in Zone 6 dar, der im Gang bis zu<br />
49 % über denen der Vergleichsschuhe lag. Gründe hierfür können die in der<br />
14 Dornartige Verknöcherung an der Unterseite der Ferse (Pschyrembel 2007).<br />
15 Schmerzen im Bereich des Mittelfußes (Pschyrembel 2007).<br />
77
Diskussion<br />
Einlage geformte Pelotte 16 als auch der in die Brandsohle integrierte<br />
Graphitpunkt 17 darstellen.<br />
Die gemessenen Druckwerte des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 gleichen annähernd<br />
denen des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 (vgl. Noll et al. 2008). Dieser Schuh besitzt<br />
ebenfalls ein Dämpfungselement im Fersenbereich und ist darüber hinaus<br />
durch seine halbrunde Sohle gekennzeichnet. Stewart et al. sehen diese beiden<br />
Konstruktionsmerkmale als Ursache für eine gleichmäßige Verteilung der<br />
plantaren Drucklast. Es kommt zu einer Verlagerung der Hauptlast von der<br />
Ferse auf den Mittel- und Vorfuß und mündet dann in einem Vorschub, der sich<br />
durch höhere Druckwerte im Zehenbereich ausdrückt (Stewart et al. 2007).<br />
Diese Annahme bestätigt sich bei Betrachtung der Ganglinien in Längsrichtung.<br />
Die Ganglinien des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 waren deutlich kürzer, was einen Auftritt<br />
der Ferse näher zum Mittelfuß gelegen widerspiegelt (Nigg et al. 2006a,<br />
Stewart et al. 2007).<br />
Die Auswertung der Ganglinien in Querauslenkung für alle Schuhe ergab, dass<br />
die Probanden im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 mehr in Richtung äußerer Fußrand<br />
abrollten. Dies entspricht der Charakteristik eines typischen Abrollvorgangs:<br />
Aufsetzen der Ferse mit der Außenkante, Abrollen des Fußes von der Ferse<br />
über den Außenrist bis zur Abdruckbewegung der Zehen (vgl. Abbildung 65).<br />
Diese Abrollbewegung bzw. Führung des Fußes wird möglicherweise durch das<br />
ergonomisch geformte Fußbett mit Pelotte, der Laufsohlenkonstruktion<br />
(Abschrägung des Absatzes) und den Dämpfungselementen im Vor- und<br />
Rückfußbereich begünstigt.<br />
16<br />
Ballenförmiges Druckpolster (Pschyrembel 2007).<br />
17<br />
Der Hersteller nutzt dieses Verfahren, um die Ableitfähigkeit (leitende Brücke zwischen Fuß,<br />
Einlegesohle und Laufsohle bei der Verwendung von Lederbrandsohlen) des<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>s zu gewährleisten.<br />
78
Diskussion<br />
Abbildung 65: Abrollweg des Fußes beim Aufsetzen mit der Ferse (LEX 2003)<br />
F2: Lassen die Ergebnisse einer standardisierten Gangmessung Rückschlüsse<br />
auf Messungen unter realen Arbeitsbedingungen zu?<br />
Obgleich die Körperhaltung durch die arbeitsplatztypischen Anforderungen<br />
beeinflusst wurde und sich dies auch in den Verteilungen widerspiegelte,<br />
konnten schuhspezifische Besonderheiten, sowohl in der Gang- als auch in der<br />
Arbeitsplatzmessung, nachgewiesen werden. Die statistisch signifikanten<br />
Unterschiede betrafen hierbei die Oberkörpervorneigung, Ganglinie (Längs- und<br />
Querauslenkung) und die plantare Druckverteilung. Der Oberkörper war beim<br />
Tragen des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 in allen Messungen etwas vorgeneigter als in<br />
den beiden anderen Schuhen. Im Gang zeigte sich hierbei die größte Differenz<br />
von bis zu 3°. Weitere Übereinstimmungen zeigten sich hinsichtlich des<br />
Messparameters Ganglinie. Die Auslenkung in Längsrichtung wies im<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 stets höhere Werte gegenüber der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e 2 und<br />
3 auf. Ebenso zeigte sich in allen Messungen das Phänomen, dass die<br />
Mitarbeiter mit dem <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 mehr in Richtung äußerer Fußrand<br />
abrollten.<br />
Im Vergleich der Schuhe untereinander zeigten die plantaren Druckmessungen<br />
ebenfalls gleiche Muster für die Gang- als auch Arbeitsplatzmessung. Der<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 wies in den Zonen 1, 2 und 7 die größte und im<br />
Mittelfußbereich die kleinsten Druckbelastung auf. In Zone 6 konnten im<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 die höchsten Spitzendrücke gemessen werden. In Zone 8<br />
traf dies für den <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 zu. Betrachtet man dagegen die<br />
79
Diskussion<br />
Druckverteilung je Schuhmodell in Abhängigkeit von der Tätigkeit, stellt man<br />
eine Variation der Druckwerte fest. Die Drücke beim Gehen lagen im Vor- und<br />
Rückfuß (Zone 1, 2 und 6, 7, 8) deutlich über denen der Arbeitsplatzmessung.<br />
Ursache hierfür stellt die geringere Laufgeschwindigkeit am Arbeitsplatz dar. Im<br />
Mittelfußbereich hingegen nahm die Druckbelastung mit abnehmender<br />
Geschwindigkeit zu. Der Zusammenhang zwischen Ganggeschwindigkeit und<br />
plantarer Druckverteilung sind bekannt und wurden in vergangenen Studien<br />
beschrieben (Rosenbaum et al. 1994, Hegewald 1999). Die Ergebnisse der<br />
Arbeitsplatzmessung bilden die während der Arbeit tatsächlich auftretenden<br />
Druckbelastungen ab. Die gemessenen Druckwerte während des Stehens<br />
waren hier niedriger als beim Gehen. Im Vorfuß gab es eine deutliche<br />
Druckreduzierung gegenüber Gehen und im Rück- und Mittelfußbereich lagen<br />
die Spitzendrücke nur etwas unter den Werten der Gehanteile. Die<br />
Druckentlastung im Vorfußbereich während des Stehens ist möglicherweise in<br />
einer Verlagerung des Masseschwerpunktes auf den Fersenbereich zu sehen<br />
und dahingehend bedeutsam, dass der Stehanteil einen überwiegenden Teil<br />
der Arbeitsplatzmessung darstellt. Obgleich die arbeitsbedingte Stehhaltung<br />
eine Druckreduzierung im Vorfuß bewirkt, sind damit negative Folgen wie<br />
Einschränkung des Blutkreislaufs in den Beinen (z. B. Venenleiden) und<br />
Absenkung der Fußgewölbe (z. B. Senk- bzw. Plattfuß) verbunden<br />
(Rüschenschmidt et al. 2004).<br />
Die Methodik aus standardisierter Gangmessung und Messung am Arbeitsplatz<br />
konnte nicht nur den Zusammenhang zwischen getragenem<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>werk und der Körperhaltung sowie plantarer Druckverteilung<br />
aufzeigen, sondern ebenso die Sensibilität des Messsystems bestätigen, indem<br />
schuhspezifische Unterschiede durchgängig belegt wurden. Die Betrachtung<br />
der Belastungen unter realen Arbeitsbedingungen erscheint darüber hinaus<br />
besonders aus Sicht der Druckverteilungsmessung sinnvoll, da sich die<br />
Ergebnisse der Gang- und Arbeitsplatzmessung unterschieden. Bereits<br />
Rozema et al. wiesen in ihrer Studie auf die Notwendigkeit von<br />
Druckmessungen alltäglicher, realer Tätigkeiten und die damit verbundenen<br />
Unterschiede zum standardisierten Gehen im Labor hin (Rozema et al. 1996).<br />
80
F3: Wie beurteilen die <strong>Sicherheitsschuh</strong>träger die verschiedenen Schuhe?<br />
Diskussion<br />
Die Abfrage des subjektiven Empfindens ergab eine Präferenz für den<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 2, gefolgt von dem <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3. Die einzelnen<br />
Kriterien wurden beim <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 im Vergleich zu den beiden anderen<br />
Schuhen fast einheitlich gut bewertet. Hintergrund für die hohe Passgenauigkeit<br />
in diesem Schuh ist ein Mehrweitensystem, welches pro Länge vier<br />
verschiedene Weiten anbietet. Der Aspekt der optimalen Passform ist<br />
besonders aus Sicht des Gesundheitsschutzes (z. B. Fußdeformitäten) und der<br />
Unfallverhütung (passgenauer Sitz der Zehenschutzkappe) zu beachten.<br />
Weitere Ausführungen zur Passform finden sich in Kapitel 1.2.2 und<br />
vergangenen Studien wieder (Fischer & Mattil 1986, Walther & Große 2006).<br />
Die Dämpfung und das Abrollverhalten wurden am besten im <strong>Sicherheitsschuh</strong><br />
3 bewertet und zeigen damit deutlich die Vorteile dieses Schuhs auf. Ebenso<br />
erhielt der <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 eine positive Beurteilung seiner<br />
Dämpfungselemente. Damit bestätigen sich die Ergebnisse der plantaren<br />
Druckverteilungsmessung und verdeutlichen die Notwendigkeit von<br />
dämpfenden Bauteilen in <strong>Sicherheitsschuh</strong>en (vgl. Baur et al. 2003, Baur et al.<br />
2006, Walther & Große 2006, Noll et al. 2008). Die schlechte Bewertung des<br />
Kriteriums Gewicht im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 ist auf das hohe Eigengewicht<br />
zurückzuführen, welches das der beiden anderen Modelle um 90 Gramm bzw.<br />
190 Gramm überstieg (vgl. Kapitel 2.3). Trotz eines sehr guten Abrollverhaltens<br />
wird zu hohes Schuhgewicht vom Träger als störend empfunden (vgl.<br />
Marr & Quine 1983, Akbar-Khanzadeh 1998).<br />
Ein in der Vergangenheit oft genanntes und immer noch bestehendes Problem<br />
in Zusammenhang mit <strong>Sicherheitsschuh</strong>en ist das Mikroklima bzw. die<br />
Hitzeentwicklung im Schuh (Marr & Quine 1983, Wood et al. 1999, Müller-Lux<br />
et al. 2000, Noll et al. 2008, Kunst 2009). Obgleich alle drei <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
in der hier vorliegenden Studie aus verschiedenen Sohlen- und Obermaterialien<br />
gefertigt waren, wurde das Merkmal Mikroklima überdurchschnittlich schlecht<br />
bewertet. Wie bereits in Kapitel 1.2.2 erwähnt, sollte zur Vermeidung von<br />
übermäßigem Schwitzen auf eine optimale Kombination aus Schuh (mit<br />
geeignetem Obermaterial), herausnehmbarer Einlegesohle und Funktionssocke<br />
geachtet werden (Donner 2006).<br />
81
Diskussion<br />
Die Auswertung der <strong>Fragebogen</strong> hinsichtlich der einzelnen Arbeitsplatzgruppen<br />
ergab, dass die Merkmale Tragekomfort, Halt und Rutschfestigkeit der Sohle<br />
des <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 in der Gruppe der Anlagenführer deutlich schlechter<br />
bewertet wurden. Dies ist auf die Bedingungen und Anforderungen am<br />
Arbeitsplatz zurückzuführen. Tätigkeiten wie Prüfen der Anlage, Roller fahren,<br />
Wagen schieben, Sprossen steigen und Arbeiten auf Böden mit Schweißstaub<br />
waren mit dem <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 aufgrund seiner geringen Auftrittsfläche und<br />
Instabilität nicht bzw. nur schwer ausführbar. Daher ist der Einsatz dieses<br />
Schuhs als persönliche Schutzausrüstung nur bedingt empfehlenswert und<br />
erfordert eine vorausgehende Arbeitsplatzanalyse.<br />
F4: Welche Konstruktionsmerkmale können zu einer Reduktion der Belastung<br />
des Stütz- und Bewegungsapparates und einem hohen Tragekomfort führen?<br />
Im Sinne einer Belastungsreduzierung ergaben die messtechnische Analyse<br />
und die Befragung eine klare Präferenz für den <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 und<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong> 3. In Zusammenhang mit den hier vorliegenden Ergebnissen<br />
und bisher gewonnener Erkenntnisse sollte ein optimaler <strong>Sicherheitsschuh</strong><br />
daher folgende Gestaltungsmerkmale aufweisen (Jäger 2002, Donner 2006):<br />
• Hohe Passgenauigkeit in Länge und Weite sowie anatomisch optimale<br />
Leistenwahl<br />
• Guter Halt durch ein flexibel anpassbares und haltbares Schnürsystem<br />
und einen festen Fersensitz<br />
• Optimale Dämpfung, zonengerecht für die Wirbelsäule und den<br />
gesamten Fuß<br />
• Abpolsterung der Zehenschutzkappe, der Zunge sowie des oberen<br />
Schaftrandabschlusses<br />
• Anatomisch geformtes Fußbett bzw. anatomisch geformte,<br />
herausnehmbare, dämpfend-elastische Einlegesohle<br />
• Flexible, im Fersen- und Vorfußbereich abgeschrägte Sohle zur<br />
Realisierung eines guten Abrollverhaltens<br />
• Geringes Gewicht<br />
• Optimales Mikroklima.<br />
82
4.2 Fehlerbetrachtung<br />
Diskussion<br />
Messabweichungen können bei dem CUELA-System zum einen durch die<br />
Fußdruckmesssohlen und zum anderen durch die Anbringung des Systems am<br />
Probanden auftreten. Die Aufnahme der plantaren Druckverteilung erfolgte<br />
durch das Parotec-System® der Firma Paromed 18 . Die Messsohlen besitzen 24<br />
Sensoren je Seite und erfassen damit lediglich eine Gesamtfläche von 46 % der<br />
Fußsohle. Nach Herstellerangaben sind die Messsensoren jedoch so<br />
angeordnet, dass an diesen Stellen die Maximaldrücke zu erwarten sind 19 . Den<br />
Nachweis, dass das Parotec-System® für die Bestimmung des<br />
Druckschwerpunktes (Center of pressure) im Gehen geeignet ist, erbrachten<br />
Chesnin et al. in ihrer im Jahre 2000 durchgeführten Studie (Chesnin et al.<br />
2000).<br />
Das CUELA-Messsystem ist ein Ganzkörpermesssystem, welches auf die<br />
Arbeitskleidung der Probanden angebracht wird. Der maximale Winkelfehler der<br />
Sensoren liegt bei +/-1°. Beim Verrutschen der Sensoren können größere<br />
Fehler auftreten. Dem wurde durch eine Kontrolle am Ende jeder Messung<br />
entgegen gewirkt.<br />
Ein Nachteil der hier vorliegenden Untersuchung ist die Tatsache, dass mithilfe<br />
des Messsystems der Sprunggelenkswinkel nicht vermessen werden konnte. In<br />
einer Vielzahl bisher durchgeführter Studien zum Untersuchungsgegenstand<br />
Schuhe traten in diesem Gelenk die größten Änderungen auf (vgl. Hardin et al.<br />
2004, Long et al. 2004, Myers et al. 2006, Shakoor & Blook 2006, Nigg et al.<br />
2006a, Romkes et al. 2006). Der Einfluss von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en auf das<br />
Sprunggelenk unter realen Arbeitsbedingungen wäre ein interessantes<br />
Forschungsthema für weitere wissenschaftliche Arbeiten.<br />
18<br />
Paromed Medizintechnik GmbH, Neubeuern; www.paromed.de<br />
19<br />
Grundlage der Sensorenanordnung war eine Studie, bei der an 350 Probanden<br />
Druckverteilungsmessungen mit einem hochauflösenden System durchgeführt wurden. Die<br />
Auswertung erfolgte dahingehend, dass eine kosten- und materialsensitive<br />
Messstellenreduktion vorgenommen werden konnte, ohne dass es zu einer<br />
überproportionalen Einbuße der Aussagequalität kam (TÜV Product Service 1995).<br />
83
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Ursachen für Muskel-Skelett-Erkrankungen sind vielfältig und werden durch<br />
berufliche und außerberufliche Faktoren beeinflusst. Es bestehen<br />
Erkenntnisdefizite darüber, inwieweit das <strong>Sicherheitsschuh</strong>werk zu diesen<br />
Belastungsgrößen gehört. Gegenstand dieser Arbeit war es daher, den<br />
Zusammenhang zwischen <strong>Sicherheitsschuh</strong>en und Belastungen des Stütz- und<br />
Bewegungsapparates näher zu untersuchen mit dem Ziel, Empfehlungen für die<br />
Gestaltung von <strong>Sicherheitsschuh</strong>en im Sinne des präventiven<br />
Gesundheitsschutzes zu formulieren.<br />
Um die Fragen der wissenschaftlichen Aufgabenstellung zu beantworten,<br />
wurden drei verschiedenartige <strong>Sicherheitsschuh</strong>modelle von 40 Mitarbeitern der<br />
Automobilfertigung getestet. Die Schuhe stammten von unterschiedlichen<br />
Herstellern und variierten u. a. in ihren Dämpfungselementen,<br />
Sohlenkonstruktionen und Passgenauigkeiten. Neben der Abfrage des<br />
subjektiven Empfindens wurde eine messtechnische Analyse durchgeführt, bei<br />
der die Körperhaltung und die plantare Druckverteilung für ein Teilkollektiv<br />
(n=20) mittels einer CUELA-Messung am Arbeitsplatz und im Gang untersucht<br />
wurden.<br />
Im Rahmen der CUELA-Messung konnte der Einfluss der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e<br />
auf die Körperhaltung und plantare Druckverteilung aufgezeigt werden. So war<br />
das Gehen und Arbeiten im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 durch eine größere<br />
Oberkörpervorneigung von bis zu 3° und einer vermehrten Hüftbeugung von<br />
maximal 3,8° gekennzeichnet. Im Kniegelenk konnten keine Auffälligkeiten<br />
nachgewiesen werden. Die Messung der plantaren Druckverteilung ergab eine<br />
deutlich höhere Druckbelastung im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1. Besonders im<br />
Rückfußbereich lagen die maximalen Druckwerte teilweise 49 % über den<br />
Werten der Vergleichsmodelle. Die Analyse des Parameters Ganglinie zeigte in<br />
der Längs- und Querauslenkung ebenfalls schuhspezifische Unterschiede. Das<br />
Gehen im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 3 war durch eine kürzere Ganglinie und einem<br />
Auftritt näher zur Fersenmitte gekennzeichnet. Im <strong>Sicherheitsschuh</strong> 2 prägte die<br />
dichter zum äußeren Fußrand stattfindende Abrollbewegung das Bild der<br />
Ganglinie.<br />
84
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Ergebnisse der messtechnischen Analyse konnten durch die Abfrage des<br />
subjektiven Empfindens bestätigt werden. So wurde beispielsweise der Aspekt<br />
der Dämpfung beim <strong>Sicherheitsschuh</strong> 1 besonders unangenehm empfunden.<br />
Im Schuh-Vergleich war die Akzeptanz für diesen <strong>Sicherheitsschuh</strong> am<br />
geringsten. Die <strong>Sicherheitsschuh</strong>e 2 und 3 wurden im Durchschnitt als gut<br />
eingeschätzt, obgleich die Bewertung des <strong>Sicherheitsschuh</strong>s 3 differierte und<br />
von den Anforderungen am Arbeitsplatz abhing. Ein generelles Problem stellte<br />
das Mikroklima der Schuhe dar.<br />
Diese Studie konnte den Einfluss des <strong>Sicherheitsschuh</strong>werks auf den Stütz-<br />
und Bewegungsapparat nachweisen und damit die Bedeutung der „richtigen“<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e aufzeigen. Um den Träger nicht nur unmittelbar vor<br />
Verletzungen bei einem Arbeitsunfall zu schützen, sondern das Wohlbefinden<br />
langfristig aufrecht zu erhalten, bedarf es der Berücksichtigung einiger<br />
Konstruktionsmerkmale. So sollte hierbei u. a. auf eine hohe Passgenauigkeit<br />
durch Mehrweitensysteme, zonengerechte Dämpfung und geeignetes<br />
Obermaterial geachtet werden. Optimal erfolgt die Schuhauswahl durch die<br />
Beratung von geschultem Personal und es empfiehlt sich immer eine<br />
vergleichende Schuhanprobe verschiedener Herstellermodelle inklusive<br />
Tragetest 20 . Die Vorteile aus dem damit verbundenen organisatorischen<br />
Aufwand sind die Erhaltung der Mitarbeitergesundheit, der Beitrag zur<br />
Mitarbeiterzufriedenheit und die Erhöhung des Unfallschutzes.<br />
Gegenstand weiterführender Arbeiten wäre die Betrachtung des Sprunggelenks<br />
beim Tragen der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e unter realen Arbeitsbedingungen. Ferner<br />
wäre eine messtechnische Analyse und Abfrage des subjektiven Empfindens<br />
nach einem längeren Tragezeitraum notwendig und sinnvoll. Es stellt sich die<br />
Frage, inwieweit der Einfluss der Schuhe auf den Muskel-Skelett-Apparat<br />
aufgrund der Alterung des Materials erhalten bleibt und welche Modelle auch<br />
langfristig zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter beitragen können.<br />
20<br />
Im Tragetest sollten möglichst alle arbeitstypischen Tätigkeiten mit dem Musterschuh<br />
ausprobiert werden. Dies beinhaltet nicht nur das Gehen auf ebenen Boden, sondern auch<br />
Bücken, Knien, Treppensteigen, Drehbewegungen etc.<br />
85
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91
7 Anhang<br />
<strong>Fragebogen</strong> <strong>Sicherheitsschuh</strong> …<br />
1. Allgemeine Angaben:<br />
Name: ___________________________<br />
Abteilung: ___________________________<br />
Alter: ___________________________ [Jahre]<br />
Gewicht: ___________________________ [kg]<br />
Größe: ___________________________ [cm]<br />
Wöchentliche Arbeitszeit: ________________ [Std.]<br />
2. Arbeitsbedingungen:<br />
Bitte charakterisieren Sie kurz Ihre Arbeitsplatzbedingungen anhand der beiden<br />
nachfolgenden Tabellen:<br />
Tätigkeit: oft gelegentlich selten nie<br />
Stehen<br />
Gehen<br />
Sitzen<br />
Knien<br />
Handhabung schwerer Lasten<br />
Über-Kopf-Arbeit<br />
Ungünstige Körperhaltung<br />
Andere:<br />
Arbeiten auf den Böden: oft gelegentlich selten nie<br />
Beton<br />
Metall (Roste)<br />
Holz<br />
Kunststoff/Matte<br />
Andere:<br />
Anhang<br />
92
3. <strong>Sicherheitsschuh</strong>e:<br />
Anhang<br />
Wie beurteilen Sie die folgenden Eigenschaften der von Ihnen getesteten<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e?<br />
sehr gut mittel schlecht sehr<br />
gut<br />
schlecht<br />
Passform<br />
Zehenfreiheit („Klavierspielen“)<br />
Bequemlichkeit/Tragekomfort<br />
Halt<br />
Dämpfung des Auftritts<br />
Abrollverhalten beim Gehen<br />
Rutschfestigkeit der Sohle<br />
Gewicht<br />
Mikroklima (Schwitzen im Schuh)<br />
Aussehen/Optik<br />
Wie fühlen Sie sich nach einer<br />
kompletten Arbeitsschicht mit diesem<br />
Schuh? (Stichworte: Ermüdung,<br />
schmerzende Beine)<br />
4. Bemerkungen/Anregungen:<br />
Bitte nutzen Sie die „Bemerkungen/Anregungen“ auch, um besonders gute oder<br />
schlechte Eigenschaften der <strong>Sicherheitsschuh</strong>e näher zu beschreiben:<br />
____________________________________________________________<br />
____________________________________________________________<br />
____________________________________________________________<br />
____________________________________________________________<br />
Ansprechpartner:<br />
Ulrike Noll<br />
Tel.: +49 …<br />
Handy: +49 …<br />
Fax: +49 …<br />
Email: …<br />
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!!!<br />
93
Eigene Publikationen<br />
Noll U., Krahn G., Leuchte S., Kraus T.: Untersuchungen zum Boden-Schuh-<br />
System an typischen Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie. Arbeitsmedizin<br />
Sozialmedizin Umweltmedizin (2008) 43 (6):320-324<br />
Noll U., Ochsmann E., Krahn G., Leuchte S., Kraus T.: Plantare Druckbelastung<br />
bei verschiedenen Boden-Schuh-Kombinationen – eine Untersuchung an<br />
typischen Arbeitsplätzen der Automobilindustrie. Arbeitsmedizin Sozialmedizin<br />
Umweltmedizin (2009) 44 (3):147<br />
Noll U., Ochsmann E., Krahn G., Leuchte S., Kraus T.: Plantare Druckbelastung<br />
bei verschiedenen Boden-Schuh-Kombinationen – eine Untersuchung an<br />
typischen Arbeitsplätzen der Automobilindustrie. Dokumentation zur 49.<br />
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und<br />
Umweltmedizin e. V. (2009):400-401 (CD-ROM, ISSN 1861-6577 / ISBN 978-3-<br />
9811784-2-5)<br />
Noll U., Ellegast R.E., Hermanns I., Ochsmann E., Kraus T.: Möglichkeiten der<br />
Prävention von Erkrankungen am Stütz- und Bewegungsapparat durch das<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>werk bei Mitarbeitern der Automobilindustrie. Arbeitsmedizin<br />
Sozialmedizin Umweltmedizin (2010) 45 (6):302<br />
Noll U., Ellegast R.E., Hermanns I., Ochsmann E., Kraus T.: Möglichkeiten der<br />
Prävention von Erkrankungen am Stütz- und Bewegungsapparat durch das<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>werk bei Mitarbeitern der Automobilindustrie. Tagungsband<br />
der 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und<br />
Umweltmedizin e. V. (2010): in Druck
Danksagung<br />
An dieser Stelle möchte ich mich bei der BMW AG für die Finanzierung und<br />
damit Ermöglichen dieser wissenschaftlichen Arbeit bedanken. Im Besonderen<br />
gilt mein Dank der Leiterin Frau Gabriele Klyszcz und dem gesamten Team der<br />
Abteilung Arbeitssicherheit, Umweltschutz, Ergonomie des Werkes Leipzig<br />
sowie allen Probanden bzw. Mitarbeitern, die durch ihr Engagement großen<br />
Anteil am Erfolg dieser Studie haben.<br />
Bedanken möchte ich mich recht herzlich bei Univ.-Prof. Dr. Thomas Kraus und<br />
Dr. Elke Ochsmann vom Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin der<br />
<strong>RWTH</strong> <strong>Aachen</strong> für die wissenschaftliche Betreuung dieser Arbeit.<br />
Weiterhin gilt mein besonderer Dank Dr. Rolf Peter Ellegast und Ingo Hermanns<br />
vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(IFA) für die Bereitstellung des CUELA-Messsystems sowie den Hilfestellungen<br />
im gesamten Verlauf der Promotion.<br />
Für ihre fortwährende Unterstützung richtet sich auch mein ganz besonderer<br />
Dank an Matthias und meine Familie.<br />
In besonderem Maße möchte ich mich bei Dr. Stefan Sturm für die unzähligen<br />
fachlichen Diskussionen und vielfältigen Hinweise im Rahmen dieser Arbeit<br />
bedanken. Ich habe stets von seinem umfassenden Wissen über<br />
<strong>Sicherheitsschuh</strong>e profitieren dürfen und war dadurch in der Lage einen engen<br />
Bezug zwischen Theorie und Praxis herzustellen.
Erklärung § 5 Abs. 1 zur Datenaufbewahrung<br />
Hiermit erkläre ich, dass die dieser Dissertation zu Grunde liegenden<br />
Originaldaten bei mir, Ulrike Noll, Ernst-König-Straße 11, 06108 Halle (Saale)<br />
hinterlegt sind.<br />
Halle (Saale), den 7. Juni 2011 Ulrike Noll
L E B E N S L A U F<br />
BERUFSERFAHRUNG<br />
Seit 08/2010<br />
05/2010 – 07/2010<br />
ULRIKE NOLL<br />
���� UNOLL@GMX.NET<br />
Familienstand: ledig<br />
geboren am: 17.06.1980<br />
geboren in: Halle (Saale)<br />
Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt<br />
Dezernentin im Fachbereich Arbeitsschutz<br />
Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin<br />
(<strong>RWTH</strong> <strong>Aachen</strong> - Universitätsklinikum)<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
10/2007 – 03/2010 BMW AG (Leipzig)<br />
Promotion zur Erlangung des Dr. rer. medic. am Institut für Arbeitsmedizin und<br />
Sozialmedizin (<strong>RWTH</strong> <strong>Aachen</strong> - Universitätsklinikum)<br />
STUDIUM<br />
10/2000 – 02/2007 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Halle/Saale)<br />
Studium des Wirtschaftsingenieurwesens<br />
04/2006 – 12/2006 BMW AG (Leipzig)<br />
Diplomarbeit<br />
PRAKTISCHE ERFAHRUNGEN<br />
05/2003 – 09/2003 BioEnterprise Corp., Fleishman-Hillard Inc.,<br />
Yormick & Associates Co. (Cleveland/Ohio)<br />
Firmenübergreifendes Betriebspraktikum<br />
09/2002 Bio-Energie-Consult BEC GmbH (Halle/Saale)<br />
Betriebspraktikum<br />
SCHULBILDUNG<br />
08/1997 – 07/2000<br />
Berufsbildende Schule IV „Friedrich List“, Fachgymnasium<br />
Wirtschaft (Halle/Saale)<br />
08/1991 – 07/1997 Christian-Thomasius-Gymnasium (Halle/Saale)