fahrradfreundlich - Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte ...
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4 | ffmobil 31<br />
Titelthema<br />
Erfolgsfaktor Kommunikation<br />
Mit unzähligen Mitteln zum Ziel<br />
Schon längst hat die Fahrrad- bzw. Nah-<br />
mobilitätsszene erkannt: Ohne Öffentlichkeitsarbeit<br />
geht es nicht. Auch wenn zweifelsohne<br />
eine gute Infrastruktur die beste<br />
Werbung fürs Radfahren oder Zufußgehen<br />
ist, Kommunikation ist aus der Nahmobilitätsförderung<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
Mittlerweile gibt es unzählige Kampagnen,<br />
Flyer, Aktionen, die sich um eine<br />
Verhaltensänderung bei der sogenannten<br />
„breiten Öffentlichkeit“ bemühen. Thematisch<br />
ist alles dabei: von der schlichten<br />
Botschaft „Fahr mehr Rad!“ über Verkehrssicherheit<br />
bis hin zu themenübergreifenden<br />
Kampagnen wie „Ich bin die Energie“.<br />
Doch auch Formate wie Fachkongresse<br />
oder Informationsveranstaltungen mit<br />
der Zielgruppe „Entscheider“ gehören zur<br />
Kommunikationsarbeit.<br />
Drei Säulen der Nahmobilitätsförderung<br />
Begonnen hat alles mit „Radverkehr als<br />
System“. Hinter diesem etwas sperrigen<br />
Titel verbirgt sich die Idee, dass der alleinige<br />
Ausbau der Radinfrastruktur nicht<br />
ausreicht, um den Modal Split maßgeblich<br />
positiv zu beeinflussen. Vielmehr sollen<br />
flankierende Serviceleistungen sowie<br />
Informations- und Kommunikationsmaßnahmen<br />
als gleichberechtigte Elemente<br />
behandelt werden.<br />
Was für den Radverkehr gilt, lässt sich eins<br />
zu eins auf die Nahmobilitätsförderung<br />
übertragen. Unlängst wurde im Rahmen<br />
der Konzeptidee Nahmobilität 2.0 auch<br />
Nahmobilität als System vorgestellt und<br />
entsprechend die drei Säulen Infrastruktur,<br />
Service und Information/Kommunikation<br />
beleuchtet.<br />
Infrastruktur<br />
Service<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Nahmobilitätsförderung<br />
Das liebe Geld<br />
Noch immer liegt nicht nur das Gesamtbudget<br />
für Nahmobilitätsförderung weit<br />
hinter den Summen zurück, die dem MIV<br />
oder dem ÖPNV zur Verfügung gestellt werden.<br />
Auch die Kommunikationsetats sind<br />
– vorsichtig ausgedrückt – bescheiden.<br />
In den letzten Jahren gab es lediglich drei<br />
nennenswerte Budgets für Kommunika-<br />
tionsmaßnahmen im Bereich Radverkehr/<br />
Nahmobilität: die Kampagne „Kopf an:<br />
Motor aus. Für null CO 2 auf Kurzstrecken“,<br />
die Kampagne „Radlhauptstadt München“<br />
und das Projekt „Still-Leben Ruhrschnellweg“.<br />
Für alle anderen bleibt nur, kreative<br />
aber effektive Ideen zu finden, die<br />
wenig kosten, und kontinuierlich am Ball zu<br />
bleiben. So hat bspw. die Stadt Moers mit<br />
ihrem Null-Euro-Projekt „Fahrradbotschafter“<br />
sogar den Deutschen Fahrradpreis<br />
2011 gewonnen. Wie es gehen kann, zeigt<br />
auch die Stadt Köln auf den nächsten Seiten.<br />
Mit wenig finanziellem Einsatz wird<br />
dort eine Menge kommuniziert.<br />
Die Fahrradbotschafter aus Moers bei der<br />
Preisverleihung des Deutschen Fahrradpreises<br />
Netzwerke und andere Kooperationen<br />
Hilfreich ist es auch, mit anderen gemeinsam<br />
aktiv zu werden. Die AGFS-Mitgliedskommunen<br />
wissen die Vorteile ihres Netzwerkes<br />
schon länger zu schätzen. Das<br />
Prinzip „Zentral produzieren, dezentral<br />
einsetzen“ hat dafür gesorgt, dass bspw.<br />
die „Aktion Licht – sehen und gesehen<br />
werden“ seit fast 10 Jahren, mittlerweile<br />
in neuer Ausführung, in mehr als 180<br />
Kommunen durchgeführt werden konnte.<br />
Allein in 2012 werden so rund 10.000<br />
Mit Flexibilität zum Erfolg<br />
Wie man mit einer – gemessen am<br />
Kommunikationsziel – missglückten<br />
Aktion umgeht, um davon zu profitieren,<br />
hat das Versandhaus Otto gezeigt.<br />
Ende November 2010 startete Otto auf<br />
seiner Facebook-Seite einen Model-<br />
Wettbewerb. Nutzer konnten Bilder<br />
von sich hochladen, die andere Facebook-Mitglieder<br />
bewerten sollten. Insgesamt<br />
nahmen etwa 50.000 Frauen<br />
und Männer an der Aktion teil. Der<br />
Gewinner war „Brigitte“, ein BWL-Student<br />
in Frauenkleidern und Perücke,<br />
mit 23.000 User-Stimmen. Der Versandhaushändler<br />
Otto nahm die Geschichte<br />
mit Humor. Laut Pressesprecher<br />
wuchs die Fangemeinde durch<br />
diese ungewöhnliche Aktion von<br />
rund 10.000 auf am Ende 160.000<br />
Fans. Das Medienecho war groß – ein<br />
Glücksfall für Otto und eine zufriedene<br />
Internetgemeinde.<br />
(Quelle: Kai Leppert, Student Informationsdesign,<br />
Hochschule der Medien,<br />
Stuttgart)<br />
Schulkinder erreicht. Landesweite Bekanntheit<br />
inklusive! Auch in anderen Bundesländern<br />
wird mittlerweile erfolgreich<br />
„genetzwerkt“.<br />
Ziele setzen …<br />
Untersuchungen haben ergeben, dass der<br />
häufigste Grund für misslungene Werbekampagnen<br />
eine schlechte oder fehlende<br />
strategische Planung ist. Wichtiges Element<br />
einer Strategie ist das „Kommunikationsziel“.<br />
Denn: Der Erfolg von Werbung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit wird daran<br />
gemessen, inwieweit das Kommunika-<br />
tionsziel bzw. die gewünschte Verhaltensänderung<br />
eintritt. So etwas könnte sein:<br />
Der Radverkehrsanteil im Modal Split ist<br />
gestiegen, die Zahl der Verkehrsunfälle<br />
ist gesunken, die AGFS ist bekannter geworden<br />
etc. So macht es Sinn, eine Gesamtstrategie<br />
für die Kommune zu entwickeln<br />
und daraus für einzelne Bereiche<br />
untergeordnete Ziele festzulegen.<br />
Wissenschaftlich bewiesen<br />
Die Dissertation „Radverkehr und Kommunikation“ aus dem Jahr 2011 hat erstmalig<br />
Radverkehrskampagnen wissenschaftlich durchleuchtet. Herausgekommen ist unter<br />
anderem ein Zehn-Punkte-Katalog für die erfolgreiche Umsetzung.<br />
Evaluation<br />
Finanzierung<br />
sichern<br />
Synergien<br />
anstreben<br />
Kommunale<br />
Umsetzung<br />
Langfristigkeit<br />
anstreben<br />
Erfolgreiche<br />
Umsetzung<br />
durch:<br />
Sowohl die komplette Dissertation wie auch die Kurzfassung können Sie über<br />
www.<strong>fahrradfreundlich</strong>.nrw.de herunterladen.<br />
… und Ziele bewerten<br />
Ob eine Maßnahme – welcher Größenordnung<br />
auch immer – nun als gelungen eingestuft<br />
werden kann, lässt sich letztendlich<br />
nur durch eine begleitende Evaluation<br />
herausfinden. Die Ergebnisse können zum<br />
einen für die weitere Planung und Umsetzung<br />
von PR-Maßnahmen eingesetzt werden,<br />
zum anderen dienen sie zur Legitimation<br />
der – erfolgreich – durchgeführten<br />
Aktion. Wer nicht die Ressourcen besitzt,<br />
um eine umfassende Evaluation durch-<br />
zuführen, kann sich u.a. an der Art und<br />
dem Umfang der Presseberichterstattung<br />
orientieren.<br />
Und so geht’s:<br />
Einbeziehung<br />
der Politik<br />
Zielgruppen<br />
direkt<br />
ansprechen<br />
t Radlhauptstadt München<br />
Wie schon erwähnt, stand den Münchnern<br />
ein nicht unerhebliches Budget zur Verfügung<br />
– und auch wenn Geld nicht alles ist:<br />
Im Fall von Werbung erleichtert es die Angelegenheit<br />
enorm. Andererseits nützt der<br />
größte Etat nichts, wenn man danebenliegt.<br />
Glücklicherweise war in München das Gegenteil<br />
der Fall. Mit einer modernen und<br />
außergewöhnlichen Kampagne ist es nicht<br />
nur gelungen, die Aufmerksamkeit der<br />
Münchner zu erreichen – inklusive Steigerung<br />
des Radverkehrsanteils –, sondern<br />
Einbeziehung<br />
der Bevölkerung<br />
Titelthema<br />
Einbeziehung<br />
der Verwaltung<br />
Emotionen<br />
ansprechen<br />
www.radlhauptstadt.de<br />
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