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Mechanisierte Holzernte in Steil- und Gebirgslagen - WSL

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Kurse <strong>und</strong> Vorführungen <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald/BE<br />

<strong>Mechanisierte</strong> <strong>Holzernte</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Steil</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gebirgslagen</strong><br />

Vom 20. bis 24. Oktober 2003<br />

führte das Amt für Wald des<br />

Kantons Bern Kurse zum Thema<br />

«Mechanisierung <strong>in</strong> <strong>Steil</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Gebirgslagen</strong>» durch. Das Bildungszentrum<br />

Wald <strong>in</strong> Lyss <strong>und</strong><br />

die Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

<strong>in</strong> Birmensdorf unterstützten<br />

dieses Vorhaben. In enger<br />

Zusammenarbeit mit sechs spezialisierten<br />

Forstunternehmern<br />

entstand e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Kursprogramm.<br />

An fünf Kurstagen konnten zirka<br />

550 Teilnehmer <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald begrüsst<br />

werden. Die ersten drei Kurstage waren<br />

für den Forstdienst des Kantons Bern<br />

reserviert. Sämtliche Förster <strong>und</strong> Forst-<br />

Von Roman Weber, Fritz Frutig<br />

<strong>und</strong> Michael Gloor*<br />

<strong>in</strong>genieure des Kantons wurden für e<strong>in</strong>en<br />

Kurstag aufgeboten. Aus den Kantonen<br />

Obwalden <strong>und</strong> Nidwalden nahmen ebenfalls<br />

alle Förster teil. R<strong>und</strong> 120 Forstwartlehrl<strong>in</strong>ge<br />

besichtigten zusammen mit<br />

ihren Lehrern die Arbeitsverfahren.<br />

Für die beiden öffentlichen Tage<br />

meldeten sich <strong>in</strong>sgesamt 330 <strong>in</strong>teressierte<br />

Personen an, vorwiegend Waldbesitzer,<br />

Mitglieder von Forstkommissionen, Geme<strong>in</strong>deräte,<br />

Forstbetriebe <strong>und</strong> Forstunternehmer.<br />

Fritz Frutig von der Abteilung<br />

Waldnutzung der <strong>WSL</strong> gab an den<br />

ersten drei Kurstagen zu Beg<strong>in</strong>n jeweils<br />

e<strong>in</strong>en Überblick über die E<strong>in</strong>satzschwerpunkte<br />

der heutigen hochmechanisierten<br />

<strong>Holzernte</strong>verfahren für<br />

steiles Gelände <strong>und</strong> zeigte auf, warum<br />

der Verfahrenswahl heute e<strong>in</strong>e grosse<br />

Bedeutung zukommt, welche Faktoren<br />

e<strong>in</strong> Bestverfahren bestimmen <strong>und</strong><br />

wie man bei der Verfahrenswahl konkret<br />

vorgehen kann.<br />

* Roman Weber: Mitarbeiter Zentrale Dienste Amt<br />

für Wald des Kantons Bern, Fritz Frutig: Mitarbeiter<br />

Abteilung Waldnutzung <strong>WSL</strong> <strong>in</strong> Birmensdorf,<br />

Michael Gloor: Revierförster Gr<strong>in</strong>delwaldtal Waldabteilung<br />

1 Oberland Ost.<br />

Der zuständige Revierförster Michael<br />

Gloor konnte dank <strong>in</strong>tensiven Vorarbeiten<br />

verschiedene Privatwaldbesitzer<br />

(Bergschaften Holzmatten, Bach, Wärgis-<br />

FORSTTECHNIK<br />

Holzschlag Nr. 1, Bergschaft Holzmatten. Mobilseilkran <strong>und</strong> Baggerprozessor: Riebli Forst AG,<br />

6072 Sachseln. Lkw-Strasse bergseitig, Hangneigung zirka 65%, Br<strong>in</strong>gungsdistanz<br />

zirka 300 m, zwei Seill<strong>in</strong>ien, Br<strong>in</strong>gungsrichtung bergauf, mittleres-starkes Baumholz,<br />

Fichte 100%, Holzmenge zirka 1200 m 3 .<br />

Holzschlag E<strong>in</strong>gesetzte Masch<strong>in</strong>en Systemkosten Produktivität<br />

(CHF/Std.) (m 3 /Tag)<br />

1 Mobilseilkran mit Baggerprozessor, 490.– 80–100<br />

Traktor mit Kran <strong>und</strong> Rückeanhänger<br />

2 Kombiseilgerät (Lkw, Seilkran, Kran- 500.– 70–140<br />

prozessor), Lkw mit Kran<br />

3 Radharvester 280–350.– 80–300<br />

Forwarder 160–180.– 80–100<br />

4 Schreitharvester Menzi Muck 300–340.– 100–150<br />

Mobilseilkran (<strong>in</strong>kl. Montage <strong>und</strong> Lagern) 280–350.– 60–90<br />

1 <strong>und</strong> 2 Lkw mit Astbündler 320.– 20–30 Stck./Std<br />

Tabelle 1: E<strong>in</strong>ige Kennzahlen zur e<strong>in</strong>gesetzten <strong>Holzernte</strong>technik.<br />

tal <strong>und</strong> Itramen) überzeugen, dass auch<br />

heute unter erschwerten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>e kostendeckende Holznutzung<br />

im Gebirgswald möglich ist.<br />

WALD UND HOLZ 2/04 33


FORSTTECHNIK<br />

Abbildung 1: Das Bestverfahren erfüllt die Ziele unter den herrschenden<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen am besten.<br />

In den Wäldern der Region Gr<strong>in</strong>delwald<br />

konnten vier unterschiedliche<br />

Arbeitsverfahren gezeigt werden. Die vier<br />

Waldbesitzer liessen grössere Holzschläge<br />

von je 900–1500 m 3 durchführen.<br />

Wahl von zweckmässigen<br />

Arbeitsverfahren notwendig<br />

Die im Jahr 2002 von Jaakko Pöyry<br />

durchgeführte «Logistikstudie Schweizer<br />

Wald- <strong>und</strong> Holz<strong>in</strong>dustrie» hat aufgezeigt,<br />

dass <strong>in</strong> der Schweiz die <strong>Holzernte</strong>- <strong>und</strong><br />

Transportkosten r<strong>und</strong> doppelt so hoch<br />

s<strong>in</strong>d wie im benachbarten Süddeutschland<br />

<strong>und</strong> Österreich. Auch wenn diese<br />

Unterschiede zu e<strong>in</strong>em wesentlichen Teil<br />

auf die unterschiedlichen Besitzes- <strong>und</strong><br />

Bewirtschaftungsstrukturen zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d, zeigen sie doch, dass <strong>in</strong> der<br />

<strong>Holzernte</strong> <strong>und</strong> im Holztransport noch<br />

e<strong>in</strong> bedeutendes Rationalisierungspotenzial<br />

liegt.<br />

In den befahrbaren Lagen des Mittellandes<br />

hat die hochmechanisierte <strong>Holzernte</strong><br />

mit Vollernter <strong>und</strong> Forwarder<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Vorteile wie Kostensenkung,<br />

Arbeitssicherheit <strong>und</strong> Arbeitsqualität seit<br />

1990 weite Verbreitung gef<strong>und</strong>en. Deshalb<br />

wird <strong>in</strong>tensiv nach Lösungen gesucht,<br />

diese Vorteile auch im steilen Gelände<br />

nutzen zu können. Der Orkan «Lothar» hat<br />

e<strong>in</strong>en Entwicklungsschub bei der höheren<br />

Mechanisierung der <strong>Holzernte</strong> <strong>in</strong> Hanglagen<br />

ausgelöst.<br />

E<strong>in</strong> Hauptziel der Veranstaltung <strong>in</strong><br />

Gr<strong>in</strong>delwald war, weiten forstlichen<br />

Kreisen die gegenwärtig wichtigsten<br />

hochmechanisierten Arbeitsverfahren für<br />

das steile Gelände im praktischen E<strong>in</strong>satz<br />

zu zeigen <strong>und</strong> zu Diskussionen anzuregen.<br />

34 WALD UND HOLZ 2/04<br />

Das «Bestverfahren»<br />

Unter e<strong>in</strong>em Verfahren bzw. Arbeitsverfahren<br />

verstehen wir die Art <strong>und</strong> Weise<br />

wie e<strong>in</strong>e (<strong>Holzernte</strong>)Arbeit <strong>in</strong> organisatorischer<br />

<strong>und</strong> technischer H<strong>in</strong>sicht abläuft.<br />

E<strong>in</strong> Arbeitsverfahren der <strong>Holzernte</strong> umfasst<br />

die ganze Arbeitskette vom stehenden<br />

Baum bis zum abfuhrbereiten Holzlager,<br />

wie beispielsweise Fällen mit der Motorsäge,<br />

Rücken der Vollbäume mit dem<br />

Mobilseilkran sowie Entasten, E<strong>in</strong>schneiden<br />

<strong>und</strong> Lagern mit dem Baggerprozessor.<br />

In letzter Zeit ist nun im Zusammenhang<br />

mit <strong>Holzernte</strong>verfahren vermehrt<br />

der Begriff «Bestverfahren» aufgetaucht.<br />

Unter e<strong>in</strong>em Bestverfahren wird <strong>in</strong> der<br />

Regel das für den Waldbesitzer bzw.<br />

Forstbetrieb kostengünstigste <strong>Holzernte</strong>verfahren<br />

verstanden. Die Kosten s<strong>in</strong>d<br />

wohl e<strong>in</strong> wichtiger, oft der wichtigste Faktor<br />

bei der Wahl e<strong>in</strong>es <strong>Holzernte</strong>verfahrens,<br />

jedoch nicht der e<strong>in</strong>zige. Abbildung 1<br />

zeigt, welche Faktoren aus den Bereichen<br />

Technologie, Bestand, Nutzung, Mensch,<br />

Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> Witterung bei<br />

der Wahl des Bestverfahrens e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen können.<br />

Vorgehen bei der Verfahrenswahl<br />

Der Wahl von <strong>Holzernte</strong>verfahren kommt<br />

e<strong>in</strong>e grosse Bedeutung zu. 60–80% der<br />

Endkosten e<strong>in</strong>es Arbeitsverfahrens werden<br />

bereits mit der Verfahrenswahl <strong>und</strong><br />

der Planung festgelegt. Durch e<strong>in</strong>e gute<br />

Arbeitsausführung lassen sich dann nur<br />

noch die verbleibenden 20–40% der Kosten<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Es ist also sehr wichtig, <strong>in</strong><br />

welche Richtung man «e<strong>in</strong>spurt». Abbil-<br />

Abbildung 2: Wie kann man bei der Verfahrenswahl vorgehen?<br />

dung 2 zeigt e<strong>in</strong>e Möglichkeit, wie bei<br />

der Verfahrenswahl vorgegangen werden<br />

kann.<br />

Im ersten Schritt wird abgeklärt, welche<br />

<strong>Holzernte</strong>verfahren aufgr<strong>und</strong> der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

(Gelände, Erschliessung, Boden,<br />

Bestand <strong>und</strong> Nutzung) <strong>in</strong> Frage<br />

kommen. Die technisch machbaren Verfahren<br />

werden im zweiten Schritt h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Wirtschaftlichkeit beurteilt.<br />

Mit Hilfe von Erfahrungswerten oder Kalkulationsmodellen<br />

können die <strong>Holzernte</strong>kosten<br />

berechnet werden. Zusammen mit<br />

dem geschätzten Erlös ergibt sich der holzerntekostenfreie<br />

Erlös. Das so ermittelte<br />

kostengünstigste Verfahren muss nun im<br />

dritten Schritt noch bezüglich der Faktoren<br />

Mensch <strong>und</strong> Umwelt beurteilt werden.<br />

E<strong>in</strong> wohl kostengünstiges Verfahren,<br />

welches aber beispielsweise hohe Bodenoder<br />

Bestandesschäden zur Folge hat,<br />

kann ke<strong>in</strong> Bestverfahren se<strong>in</strong>. Schliesslich<br />

muss das ausgewählte Verfahren auch<br />

noch zum richtigen Zeitpunkt verfügbar<br />

se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Rolle kann <strong>in</strong> bestimmten Fällen<br />

auch die Anfälligkeit auf Witterungse<strong>in</strong>flüsse<br />

spielen, etwa dann, wenn Holz<br />

«just-<strong>in</strong>-time» geliefert werden muss.<br />

E<strong>in</strong>satzschwerpunkte mechanisierter<br />

<strong>Holzernte</strong>verfahren<br />

für das steile Gelände<br />

Die E<strong>in</strong>satzschwerpunkte für mechanisierte<br />

Arbeitsverfahren im befahrbaren<br />

steilen Gelände (Abbildung 3) werden<br />

hauptsächlich durch Bestandesdaten <strong>und</strong><br />

Geländedaten bestimmt. Auf der l<strong>in</strong>ken<br />

Seite des Rasters f<strong>in</strong>den sich die Sortimente<br />

(Kurz- oder Langholz), der Holzanfall sowie<br />

die Entwicklungsstufen (Holzdimensionen).<br />

Oben s<strong>in</strong>d die Geländedaten aufgeführt:


Bodentragfähigkeit, Bodenrauhigkeit <strong>und</strong><br />

Hangneigung.<br />

Falls die Bodentragfähigkeit schlecht ist<br />

oder die Hangneigung mehr als zirka 60%<br />

beträgt, bef<strong>in</strong>den wir uns im nicht befahrbaren<br />

steilen Gelände (Abbildung 4).<br />

Hier kommen nur noch seilkrangestützte<br />

Arbeitsverfahren oder der Helikopter zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Auf der l<strong>in</strong>ken Seite des Rasters<br />

ist der Holzanfall <strong>in</strong> m 3 pro Laufmeter Seill<strong>in</strong>ie<br />

angegeben, oben die Hanglänge<br />

(E<strong>in</strong>satzdistanz) <strong>und</strong> die Transportrichtung.<br />

In den e<strong>in</strong>gezeichneten «Schwerpunktfeldern»<br />

ist zusätzlich vermerkt, ob es<br />

sich um e<strong>in</strong> Vollbaum- oder e<strong>in</strong> Sortimentsverfahren<br />

handelt.<br />

Schaffung besserer<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />

die Holzproduktion<br />

Das heutige Umfeld für die Holznutzung<br />

im Gebirgswald ist aufgr<strong>und</strong> steigender<br />

Lohnkosten, tiefer Holzpreise <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em<br />

mit billigem Käferholz übersättigten Holzmarkt<br />

ungünstig. Für die nähere Zukunft<br />

zeichnet sich ke<strong>in</strong>e deutliche<br />

Verbesserung dieser Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

ab. Mit den herkömmlichen <strong>Holzernte</strong>verfahren<br />

können Holzschläge vielerorts<br />

nicht mehr kostendeckend ausgeführt<br />

werden. Somit bleibt das Holz stehen, die<br />

Schutzwälder überaltern (oder s<strong>in</strong>d schon<br />

längst überaltert) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Verjüngung fehlt. Wichtige Schutzwälder<br />

nehmen <strong>in</strong> ihrer Leistungsfähigkeit ab;<br />

ihre Funktionstauglichkeit ist mittelfristig<br />

<strong>in</strong> Frage gestellt. Um dieser schlechten<br />

Entwicklung entgegenzuwirken, müssen<br />

die Gebirgswälder wieder vermehrt<br />

genutzt werden. Da die Holzpreise <strong>in</strong><br />

absehbarer Zeit kaum ansteigen, muss<br />

versucht werden, die übrigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu optimieren:<br />

• Bestverfahren: Auswahl des <strong>in</strong> jeder<br />

Beziehung rationellsten Arbeitsverfahrens<br />

ohne Rücksicht auf eigene<br />

Ressourcen. Nur so kann die Wirtschaftlichkeit<br />

wirklich festgestellt werden.<br />

• Holzmenge: Je grösser die anfallende<br />

Holzmenge, umso rationeller <strong>und</strong><br />

kostengünstiger ist die Nutzung. Das<br />

Umsetzen der <strong>Holzernte</strong>masch<strong>in</strong>en ist<br />

teuer (Transportkosten <strong>und</strong> vor allem<br />

Ausfall produktiver St<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> belastet<br />

den tiefen Holzerlös für den Waldbesitzer<br />

zusätzlich. Daher ist e<strong>in</strong>e Bündelung<br />

der Angebote anzustreben<br />

(grössere Holzmenge pro Holzschlag,<br />

mehr Holzschläge pro Region). E<strong>in</strong>e<br />

grössere Holzmenge bietet auch e<strong>in</strong>e<br />

bessere Verhandlungsbasis beim Holzverkauf.<br />

Beide Massnahmen s<strong>in</strong>d<br />

FORSTTECHNIK<br />

Abbildung 3: E<strong>in</strong>satzschwerpunkte mechanisierter <strong>Holzernte</strong>verfahren für das befahrbare<br />

steile Gelände. Die Ziffern 3 <strong>und</strong> 4 zeigen, wo die Holzschläge der Bergschaften Wärgistal<br />

<strong>und</strong> Itramen liegen.<br />

Abbildung 4: E<strong>in</strong>satzschwerpunkte mechanisierter <strong>Holzernte</strong>verfahren für das nicht<br />

befahrbare steile Gelände. Die Ziffern 1 <strong>und</strong> 2 zeigen, wo die Holzschläge der Bergschaften<br />

Holzmatten <strong>und</strong> Bach liegen.<br />

kostensenkend <strong>und</strong> daher im Interesse<br />

des Waldbesitzers.<br />

• Waldbau: Die E<strong>in</strong>griffe müssen, wo es<br />

die Schutzfunktion erlaubt, grosszügig<br />

mit Schlitzen oder gar mit Saumschlägen<br />

gemacht werden. Nur so kann der<br />

Wald e<strong>in</strong>erseits genügend verjüngt<br />

<strong>und</strong> andererseits wirtschaftlich genutzt<br />

werden. In Beständen, welche<br />

über Jahrzehnte nicht gepflegt wurden,<br />

gefährdet e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelbaumweise<br />

Nutzung meist ohneh<strong>in</strong> die Bestandesstabilität.<br />

Im Interesse e<strong>in</strong>er kostendeckenden<br />

Holznutzung <strong>und</strong> Waldverjüngung<br />

wird man <strong>in</strong> Zukunft nicht<br />

WALD UND HOLZ 2/04 35


FORSTTECHNIK<br />

Holzschlag Nr. 2, Bergschaft Bach. Gebirgsharvester (Kombiseilgerät):<br />

Abächerli Forstunternehmen AG, 6072 Giswil.<br />

Lkw-Strasse berg- <strong>und</strong> talseitig, Hangneigung zirka 65%,<br />

Br<strong>in</strong>gungsdistanz 800 m, zwei Seill<strong>in</strong>ien, Br<strong>in</strong>gungsrichtung<br />

bergauf, mittleres-starkes Baumholz, Fichte 100%,<br />

Holzmenge zirka 1500 m 3 .<br />

36 WALD UND HOLZ 2/04<br />

Holzschlag Nr. 3, Bergschaft Wärgistal.<br />

Radvollernter: B. Hofstetter <strong>und</strong> Sohn,<br />

2556 Schwadernau, Forwarder: Studer &<br />

Müller AG, 3818 Gr<strong>in</strong>delwald. Lkw-Strasse<br />

bergseitig, Hangneigung zirka 25%,<br />

befahrbar, grosse Bodenrauheit, schwaches-(mittleres)<br />

Baumholz, Fichte 100%,<br />

Holzmenge zirka 900 m 3 .<br />

Holzschlag Nr. 4, Bergschaft Itramen.<br />

Schreitvollernter Menzi Muck: Gebrüder<br />

Straumann, 4632 Trimbach, Mobilseilkran:<br />

Studer <strong>und</strong> Müller AG, 3818 Gr<strong>in</strong>delwald.<br />

Lkw-Strasse bergseitig, Hangneigung<br />

zirka 40%, teilweise befahrbar, mittleresstarkes<br />

Baumholz (teilweise Vorfällen mit<br />

Motorsäge), Fichte 100%, Holzmenge<br />

zirka 1 000 m 3 .


umh<strong>in</strong> kommen, die waldbaulichen<br />

Vorstellungen fallweise den veränderten<br />

Gegebenheiten anzupassen.<br />

• Überbetriebliche Zusammenarbeit:<br />

Durch e<strong>in</strong>e räumliche <strong>und</strong> zeitliche<br />

Koord<strong>in</strong>ation der E<strong>in</strong>sätze kann der<br />

Unternehmere<strong>in</strong>satz optimiert werden,<br />

was sich letztlich für den Unternehmer<br />

<strong>und</strong> den Waldbesitzer auszahlt.<br />

• Überzeugungsarbeit /Information:<br />

Die Waldbesitzer müssen genau über<br />

die heute möglichen <strong>Holzernte</strong>verfahren<br />

<strong>und</strong> waldbaulichen E<strong>in</strong>griffe<br />

<strong>in</strong>formiert werden. Nur so können sie<br />

überzeugt <strong>und</strong> kann das brach liegende<br />

Potenzial genutzt werden.<br />

• Unternehmerwahl: Vor e<strong>in</strong>er Arbeitsvergabe<br />

s<strong>in</strong>d Referenzen e<strong>in</strong>zuholen.<br />

Es gibt heute bestens ausgerüstete<br />

<strong>und</strong> ausgebildete Unternehmer, die<br />

qualitativ e<strong>in</strong>wandfreie Arbeit leisten.<br />

Davon konnten sich die Teilnehmer <strong>in</strong><br />

allen vier Holzschlägen <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald<br />

überzeugen. Wichtig ist e<strong>in</strong> entsprechender<br />

Vertrag mit e<strong>in</strong>er geregelten<br />

Holzschlagabnahme, der für beide<br />

Seiten (Unternehmer <strong>und</strong> Waldbesitzer)<br />

stimmt. Er verh<strong>in</strong>dert spätere<br />

Probleme <strong>und</strong> Unstimmigkeiten.<br />

Mit diesen Massnahmen ist es auch<br />

heute noch möglich, den Gebirgswald<br />

vielerorts kostendeckend oder gar<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zu nutzen. Die vier<br />

Waldbesitzer <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald konnten ihre<br />

Holzschläge mehr oder weniger gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend<br />

ausführen. Sie lösten im Verkauf<br />

ab Stock, je nach Sortiment durchschnittlich<br />

Fr. 1.– bis Fr. 10.– pro m 3 .<br />

FORSTTECHNIK<br />

Neue Bündelungstechnik für Ast- <strong>und</strong> Kronenmaterial<br />

Energieholzbündler von Atzigen Holzschnitzel, 6055 Alpnach<br />

Bei der modernen <strong>Holzernte</strong> im Gebirgswald wird das Holz häufig im Baumverfahren<br />

mit dem Seilkran an die Waldstrasse gerückt <strong>und</strong> dort aufgearbeitet. Dabei fallen<br />

grosse Ast- <strong>und</strong> Restholzmengen an. Mit e<strong>in</strong>er neuen Bündeltechnik aus Skand<strong>in</strong>avien<br />

kann dieses Material nun für den Transport aufbereitet <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Folge energetisch<br />

genutzt werden. Weitere E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten für den Energieholzbündler f<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> der Landschaftspflege (Strassenböschungen, Auslichten von Uferzonen,<br />

Unterhalt Wildbäche, Baumschnitt). Das Bündleraggregat ist wegen des häufigen<br />

Umsetzens <strong>und</strong> den teilweise grossen Distanzen zwischen den E<strong>in</strong>satzorten auf<br />

e<strong>in</strong>em Lastwagen aufgebaut.<br />

Astmaterial gepresst Ø 70cmu3m<br />

B<strong>und</strong>volumen gepresst ~ 1,15 m 3<br />

Schnitzelvolumen pro Bündel~ 1,60 Sm 3<br />

Energie<strong>in</strong>halt pro Bündel ~ 1 MWh = 1000 kWh = ~ 160 l Heizöl<br />

Gewicht pro Bündel 500–700 kg<br />

B<strong>in</strong>demittel Hanf- oder Polypropylenschnüre<br />

Was ist e<strong>in</strong> Energieholzbündel?<br />

Vorteile der Energieholzbündel<br />

• Das bei der Nutzholzaufrüstung mit Baggerprozessoren <strong>und</strong> Gebirgsharvestern<br />

anfallende Astmaterial kann <strong>in</strong> idealer Form der energetischen Nutzung zugeführt<br />

werden.<br />

• Energieholzbündel verkle<strong>in</strong>ern das Transportvolumen von Astmaterial <strong>und</strong> können mit<br />

den herkömmlichen R<strong>und</strong>holztransportmitteln transportiert werden.<br />

• Durch die Lagerung der Bündel wird e<strong>in</strong>e Trocknung bis zu 40 % Restfeuchtigkeit<br />

erreicht.<br />

• Masch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Energieholzkette werden kosten- <strong>und</strong> ressourcenoptimiert<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

• Mühsame Schlagräumungsarbeiten entfallen.<br />

• Das Problem der grossen Ast- <strong>und</strong> Reisigmengen am Aufarbeitungsplatz ist gelöst.<br />

• Die Bündeltechnologie hilft, den e<strong>in</strong>heimischen Energieträger Holz vermehrt zu<br />

verwenden.<br />

WALD UND HOLZ 2/04 37

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