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Bönnsches Karnevalsmagazing 2012/2013 - bei der Ehrengarde ...

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die in dem Lied erwähnt sind, vergessen<br />

machen wollte.<br />

Was den Standort <strong>der</strong> Villa betriff t,<br />

sind schon einige Vorschläge gemacht<br />

worden (Trierer Straße,<br />

Meckenheimer Allee), für die aber<br />

urkundliche Belege fehlen, sodass<br />

die Bonner Rundschau Anfang<br />

1991 zu dem Schluss kommt:<br />

„Noch heute beschäftigt viele<br />

Menschen die geheimnisumwobene<br />

Geschichte <strong>der</strong> Schmitze Billa,<br />

doch aufgeklärt hat sie bisher niemand.<br />

Selbst über den Standort<br />

<strong>der</strong> Villa sind die Chronisten uneins.“<br />

Bei <strong>der</strong> Recherche für sein neues<br />

Buch über Kriminalfälle im Rheinland<br />

in <strong>der</strong> Preußenzeit, das im<br />

Frühjahr <strong>2013</strong> im Kölner Emons-<br />

Verlag erscheinen wird (nochmals<br />

mit dem Fall Billa Schmitz), fand<br />

<strong>der</strong> Autor Udo Bürger aus Remagen-Unkelbach<br />

in <strong>der</strong> Kölner Gerichts-Zeitung<br />

vom 14. April 1906<br />

einen Artikel, <strong>der</strong> die bisherige Situation<br />

auf den Kopf stellt. Endlich<br />

erfahren wir Näheres – wenn auch<br />

nicht immer Erfreuliches – über<br />

Sibilla Schmitz, ihre Villa und <strong>der</strong>en<br />

Standort. In dem Artikel wird über<br />

eine Verhandlung <strong>der</strong> Bonner Strafkammer<br />

berichtet, die am 8. April<br />

1906 begann und auf zwei Tage<br />

angesetzt war. 35 Zeugen waren<br />

erschienen. Der Andrang des neugierigen<br />

Publikums war so groß,<br />

dass <strong>der</strong> geräumige Gerichtssaal<br />

schon vor Beginn <strong>der</strong> Verhandlung<br />

besetzt war. Der größte Teil <strong>der</strong><br />

Erschienenen<br />

musste jedoch<br />

nach<br />

<strong>der</strong> Verlesung<br />

<strong>der</strong><br />

BÖNNSCHES<br />

KARNEVALS-MAGAZIN<br />

Anklage den Saal verlassen, da die<br />

Verhandlung unter verschlossenen<br />

Türen stattfand. Die Neugier war<br />

wahrscheinlich deshalb so groß,<br />

weil die <strong>bei</strong>den angeklagten Frauen<br />

zuvor für einiges Aufsehen in<br />

Bonn gesorgt hatten. Es handelte<br />

sich eben um Sibilla Schmitz, die<br />

schon damals, so heißt es in dem<br />

Artikel, „unter dem Namen ,Et<br />

Schmitze Billa’ allgemein bekannt<br />

war“, und ihre Tochter Else (Elsa).<br />

Sibilla Henriette Francisca Maria<br />

Schmitz war eine gebürtige Bonnerin.<br />

Sie erblickte am 17. Februar<br />

1852 mittags gegen 12 Uhr in <strong>der</strong><br />

damaligen Straße Am Bahnhof Nr.<br />

1 als Tochter des Wirtes Wilhelm<br />

Heinrich Schmitz und dessen Frau<br />

Catharina, geborene Piel, das Licht<br />

<strong>der</strong> Welt. Der 1813 im Kreis Bergheim<br />

geborene Vater Wilhelm<br />

Heinrich (gestorben am 7. Dezember<br />

1896 in Bonn in <strong>der</strong> Bahnhofstraße<br />

10), betrieb in jenem Haus<br />

Am Bahnhof Nr. 1 (teilweise auch<br />

Nr. 1 und 2) einen Gasthof. Spätere<br />

Adressen einer von ihm geführten<br />

Gastronomie sind die damalige<br />

Bahnhofstraße 7/8 (dort war Sibilla<br />

Schmitz von Ende 1882 ab als<br />

wohnhaft gemeldet) und ab 1889<br />

die Bahnhofstraße 10. Die 1820<br />

in Endenich geborene Mutter Sibillas,<br />

Catharina (gestorben am<br />

7. Juli 1894), war die zweite Frau<br />

des Gastronomen. Vorher war er<br />

mit Barbara (geborene Schmitz)<br />

verheiratet. Geschwister von Sibilla<br />

waren Hubert August (geb. 31.<br />

Januar 1844 in Köln, aus 1. Ehe),<br />

Hubert Ernst (geb. 7. März 1865 in<br />

Bonn), Gertrud (geb. 18. November<br />

1855 in Bonn), Margarethe (geb. 3.<br />

Januar 1860 in Bonn, verheiratet<br />

mit Robert Ermekeil in Endenich),<br />

Lorenz (geb. 22. November 1857,<br />

Kaufmann), Clementine (verheiratet<br />

mit Odenkirchen in Köln, aus<br />

1. Ehe) und Mathias (Weinhändler,<br />

wohnhaft in Bonn, Münsterstraße<br />

4, aus 1. Ehe).<br />

Dass Louis mit seiner Andeutung<br />

einer Liebschaft <strong>der</strong> Sibilla Schmitz<br />

mit einem „Hochwohlgeboren“ gar<br />

nicht so falsch lag, geht aus <strong>der</strong> Tatsache<br />

hervor, dass die am 28. Februar<br />

1882 in Berlin geborene Else<br />

Schmitz eine uneheliche Tochter<br />

des Ulrich Graf von Schack war, <strong>der</strong><br />

zwar mit <strong>der</strong> erwähnten Schwester<br />

von Sibilla Schmitz, Gertrud,<br />

verheiratet war (Heirat in St. Goar),<br />

aber auch mit Sibilla ein Verhältnis<br />

hatte, aus dem eben das Kind Else<br />

entstammte: „Ihm wurde durch<br />

diese Mesalliance sein Majoratserbe<br />

entzogen.“ Ein Sohn des Grafen,<br />

Adolf Friedrich Graf von Schack,<br />

wurde später als Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />

<strong>bei</strong>m Aufstand vom 20.<br />

Juli 1944 gegen Hitler bekannt.<br />

Else Schmitz wurde in <strong>der</strong> Gerichtsverhandlung<br />

zur Last gelegt,<br />

sich unter Führung eines falschen<br />

Namens, nämlich als Gräfi n von<br />

Schack, und unter Vorspiegelung<br />

falscher Tatsachen in mehreren<br />

Fällen Geld und Waren im Gesamtwert<br />

von über 210.000 Mark erschwindelt<br />

zu haben. Ihre Mutter<br />

war <strong>der</strong> Beihilfe zu diesem Betrug<br />

und <strong>der</strong> Kuppelei angeklagt. Die<br />

<strong>bei</strong>den erschienen vor Gericht in<br />

einfacher Kleidung: „Die Mutter ist<br />

trotz ihrer 50 Jahre eine gefällige<br />

Gestalt. Ihre Tochter ist eine hübsche,<br />

imponirende Erscheinung,<br />

<strong>der</strong>en üppige Körperfülle durch die<br />

lange Untersuchungshaft beträchtige<br />

Einbuße erlitten hat.“ Auch<br />

über die Einkünfte <strong>der</strong> „Schmitze<br />

Billa“ gibt <strong>der</strong> Artikel Aufschluss:<br />

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