4 Das <strong>Seenland</strong> <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> – ein Werk der Elemente Rauener Steine <strong>Oder</strong>landschaft Adonisröschen bei Mallnow
Brandenburgs großer Wanderer Theodor Fontane fand sie einst enttäuschend unspektakulär. Ihn erinnerten die <strong>Mark</strong>grafensteine südlich des Ortes Rauen eher an einen „toten Elefanten“(*Seite 40). Deutschlands großer Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe war dagegen angesichts ihrer Ausmaße davon überzeugt, dass diese Steine nie und nimmer von weit her gekommen sein konnten. Doch er irrte. Der Große und der Kleine <strong>Mark</strong>grafenstein, bislang die größten Findlinge im Brandenburgischen, haben eine lange Reise hinter sich. Die beiden aus etwa 1420 Millionen Jahre altem rotem Granit bestehenden Schwergewichte rollten und rutschten während der Eiszeit aus Südschweden bis auf den Kamm der Rauener Berge. Dort liegen sie in 143 Metern Höhe noch heute. Eiszeitliche Urgewalten waren es auch, die jene Landschaften schufen, in welche der <strong>Tourismusverband</strong> <strong>Seenland</strong> <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> zum „Natur erleben“ einlädt. Über 20 000 Jahre ist es her, dass sich das Eis der Weichsel-Kaltzeit, der bislang jüngsten Eiszeitperiode, bis circa 50 Kilometer südlich von Berlin schob. Etwa auf einer Linie von Havelberg über Brandenburg an der Havel, Luckenwalde, Lübben und Guben endete damals der Vorstoß der kilometerdicken eisigen Massen. Zurück blieb im <strong>Seenland</strong> <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>, zwischen der deutschen Hauptstadt, der Grenze zu Polen, dem <strong>Spree</strong>wald im Süden und dem Barnim im Norden, landschaftliche Vielfalt auf engstem Raum. Hunderte Seen, die Flüsse <strong>Oder</strong>, <strong>Spree</strong> und Dahme, Flüsschen, Fließe und Kanäle, dazu Hügel, Schluchten und Täler, Felder, Wiesen, Wälder und Moore und nicht zuletzt der vom Schmelzwasser der letzten Kaltzeit zurückgelassene Sand beheimaten eine mannigfaltige Fauna und Flora. Besonders deutlich wird deren Zusammenspiel mit den Relikten eiszeitlichen Landschaftsbaus in den Naturparks der Region: im 1998 gegründeten Naturpark Dahme-Heidesee, im 227 Quadratkilometer großen, zu mehr als zwei Drittel mit Wald bedeckten Naturpark Schlaubetal oder im Naturpark Märkische Schweiz, wo der 45 Meter tiefe Schermützelsee nur zwei Kilometer vom 130 Meter hohen Krugberg entfernt ist. Nicht weniger anziehend ist der Osten der Region <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>. Das <strong>Oder</strong>bruch, ein in der Weichseleiszeit entstandenes Binnendelta der <strong>Oder</strong>, ist eine Gegend der stillen Reize. Weit und flach, knapp 60 Kilometer lang und zwölf bis 20 Kilometer breit, bietet das <strong>Oder</strong>bruch mit zahlreichen Naturschutz- und Vogelschutzgebieten vielen Vogelarten ideale Plätze zum Brüten, Rasten und Überwintern, ließ den dort ausgerotteten Biber wieder heimisch werden und zieht zu jeder Jahreszeit viele Gäste an. Vor Jahrtausenden schufen die Elemente diese vielfältige Landschaft, nun warten Wasser, Erde, Luft und Feuer darauf, im <strong>Seenland</strong> <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> vom Besucher hautnah wiederentdeckt und genossen zu werden. „Natur erleben“ eben. Kneippkurort Buckow (Märkische Schweiz) 5