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Leben in der Finsternis - PTB

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E<strong>in</strong> Leuchten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dunkelheit<br />

Vom Grund des Ozeans geht es<br />

langsam aufwärts <strong>in</strong> die mittleren<br />

und oberen Regionen <strong>der</strong> Tiefsee.<br />

Auch hier <strong>in</strong> rund 1500 Metern<br />

Tiefe gibt es ke<strong>in</strong>en blassen Schimmer<br />

von Sonnenlicht. Doch aus dem<br />

Dunkel tauchen vere<strong>in</strong>zelt leuchtende<br />

Lebewesen auf: Fische, Quallen,<br />

Krebse und Oktopusse „knipsen“<br />

sich ihr eigenes Licht an.<br />

Fotos: Harbor Branch Oceanographic<br />

66<br />

maßstäbe<br />

Das Geheimnis des kalten<br />

Biolichts<br />

Das Phänomen heißt Biolum<strong>in</strong>eszenz.<br />

Dabei wird das Prote<strong>in</strong><br />

Luzifer<strong>in</strong> oxidiert, als Katalysator<br />

dient das Enzym Luziferase.<br />

Durch diese Reaktion wird Biolicht<br />

freigesetzt, aber kaum Wärme abgegeben.<br />

Hier ist die Natur <strong>der</strong><br />

menschlichen Technik um Längen<br />

voraus. Zum Vergleich: Glühbirnen<br />

können nur fünf Prozent <strong>der</strong> zugeführten<br />

Energie <strong>in</strong> Licht umsetzen.<br />

Der Rest geht als Wärme verloren.<br />

Biolum<strong>in</strong>eszenz beruht auf <strong>der</strong><br />

Aktivität eigener Zellen (primäres<br />

Leuchten) o<strong>der</strong> gel<strong>in</strong>gt mit Hilfe<br />

von e<strong>in</strong>gelagerten Bakterien (sekundäres<br />

Leuchten), die z. B. mit Fischen<br />

<strong>in</strong> Symbiose leben. Die Bakterien<br />

sitzen zu Millionen <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

Drüsenzellen, den Photophoren.<br />

Dort werden sie über das<br />

Blut mit Stärke und Sauerstoff<br />

versorgt. Zum Ausgleich leuchten<br />

sie ihrem Wirt.<br />

„In dem unendlichen Dunkel hilft<br />

das Biolicht, Beute anzulocken,<br />

Fe<strong>in</strong>de zu täuschen und abzuwehren<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Fortpflanzungspartner zu<br />

f<strong>in</strong>den“, erklärt Thomas Soltwedel<br />

vom Alfred-Wegener-Institut für<br />

Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven.<br />

Licht als Lockmittel<br />

Anglerfische besitzen Leuchtorgane,<br />

die wie e<strong>in</strong>e Laterne vor ihrem<br />

Maul baumeln. Jede Lichtquelle<br />

weckt die Neugier. Die arglose<br />

Beute nähert sich dem Glühen und<br />

wird prompt verspeist. E<strong>in</strong> Riesenmaul<br />

mit Vampirzähnen macht e<strong>in</strong><br />

Entkommen unmöglich. Auch<br />

Staatsquallen nutzen Biolicht, um<br />

Beute zu machen. Dabei setzen die<br />

W<strong>in</strong>zl<strong>in</strong>ge auf Teamarbeit: Hun<strong>der</strong>te<br />

kle<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zeltiere bilden bis zu<br />

40 Meter lange Lichterketten. Die<br />

größere Oberfläche sorgt für e<strong>in</strong>en<br />

reichen Fang. Der Korallenfisch<br />

Photoblepharon beherbergt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en unter den Augen gelegenen<br />

Leuchtorganen Bakterien, die<br />

ununterbrochen leuchten. Durch<br />

Bewegung se<strong>in</strong>es Augenlids kann<br />

<strong>der</strong> Fisch den Lichtfluss nach außen<br />

regulieren. E<strong>in</strong>e Reflektor- und e<strong>in</strong>e<br />

Pigmentschicht schließen das Auge<br />

nach h<strong>in</strong>ten ab. Se<strong>in</strong>e Leuchtorgane<br />

erfüllen gleich mehrere Funktionen:<br />

Sie unterstützen wie e<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong>werfer<br />

das Sehen des Fischs, locken<br />

Beute an, wehren durch plötzliches<br />

Aufbl<strong>in</strong>ken Fe<strong>in</strong>de ab und senden<br />

Signale an Fortpflanzungspartner<br />

aus. Wissenschaftler vermuten, dass<br />

sich die Tiere an artspezifischen<br />

Lichtmustern erkennen.

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