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Merz Consumer Care - GIM

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Nr. 6 / Juni 2012<br />

Jahrgang 7<br />

Healthcare Marketing<br />

Das Fachmagazin für Gesundheitsmarken<br />

Transplantation Helios-Rhön<br />

Gelingt die Übernahme der Rhön-Kliniken durch Fresenius, würde eine neue Ära in der<br />

Gesundheitsversorgung anbrechen. Der Erfolg der geplanten Integration hängt vor allem<br />

von der Kommunikation ab Seite 30<br />

www.healthcaremarketing.eu


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wenn in einer Branche der Erste den Zweiten übernimmt, dann ist nach so einem Ereignis<br />

nichts mehr so wie vorher. Diese Situation haben wir im Krankenhausmarkt, wo<br />

Fresenius-Helios die Rhön-Klinikum AG übernimmt. Das neue Unternehmen soll ‚Helios-<br />

Rhön’ heißen, was darauf hindeutet, dass das bisherige Branding und die Namenswelt des<br />

übernommenen Unternehmens nicht völlig getilgt werden. Tobias Meixner, Kommunikations-<br />

und Marketingchef der Helios GmbH in Berlin, sagt, dass „Stringenz in der Marke<br />

wichtig ist“, doch im Klinikbereich müsse man mit viel Sensibilität handeln. Mit Blick auf<br />

Integrierte Versorgung findet die Rhön-Übernahme Befürworter. Volker Amelung, Chef<br />

des Bundesverbandes Managed <strong>Care</strong>, misst Marktmacht und großen Strukturen eine zentrale<br />

Bedeutung für die Integrierte Versorgung bei (mehr ab Seite 30).<br />

Nicht das Image, sondern allein Geld stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Kampagne<br />

der deutschen Krankenhäuser, die im April und Mai lief. Auftraggeber war die Deutsche<br />

Krankenhausgesellschaft, die für gestiegene Tariflöhne bei den Politikern einen finanziellen<br />

Ausgleich durchsetzten wollte. Das hat die Krankenhausgesellschaft erreicht, die Kampagne<br />

wurde beendet. Experten sehen einerseits minimierte Kosten bei optimaler Qualität und<br />

andererseits wettbewerbsorientierte Unterscheidbarkeit als Parameter der Klinikführung.<br />

Je stärker aber der Ruf nach Konzepten für Klinikmarketing wird, desto deutlicher werden<br />

die noch bestehenden Defizite – so die Meinung der Veranstalter des neuen Kongresses<br />

KhochN. Klinikmarken seien ein Thema, aber keine Tatsache. Und angesichts<br />

nur in homöopathischen Dosen vorhandener Kommunikationsbudgets gebe es allenfalls<br />

kreative Einzelprojekte. Wie Kliniken mittels Kommunikation Imagewerte aufbauen und<br />

Menschen über ihre Qualitäten informieren, zeigen z.B. das Klinikum Augsburg und die<br />

Paracelsus-Kliniken (siehe Seite 35).<br />

Internetseiten, auf denen sich Verbraucher über ihre Gesundheit und Krankheit informieren<br />

können, gibt es etliche. NetDoktor ist eine davon. Die Münchner Betreibergesellschaft<br />

Netdoktor.de GmbH macht nun erstmals Eigenwerbung jenseits des WWW<br />

und schaltet Anzeigen z.B. in ‚Focus’. Zu den Zielen gehören Reichweitenausbau und<br />

Erhöhung der Zielgruppenbindung. Portale wie NetDoktor bieten auch Arztsuche und<br />

-bewertungen an. Dieser Service ist nicht unumstritten bzw. in rechtlicher Hinsicht noch<br />

nicht ausgereift. Ein aktueller Richterspruch verpflichtet Anbieter dazu, Beschwerden<br />

von Ärzten sorgfältig zu prüfen (ein User, der einen Arzt negativ bewertet, muss den Besuch<br />

beim betreffenden Arzt nachweisen). Mehr über dieses<br />

Thema nebst ‚Die Streitfrage des Monats’ ab Seite 58.<br />

Reiner Kepler<br />

Chefredaktion<br />

kepler@healthcaremarketing.eu<br />

Herzlichst Ihr<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

Editorial<br />

3


Inhalt Juni 2012<br />

Titelthema<br />

30 Das Mammut-Projekt<br />

Ob die Integration von Rhön in die Marke Helios<br />

klappt, hängt von der Kommunikation ab<br />

News<br />

6 WAZ-Gruppe eröffnet ‚Landapotheke‘<br />

6 MW Office wieder mit neuer Struktur<br />

8 Tetesept ruft Agenturen zum Pitch<br />

10 Claudia Rutt zurück an der DKMS-Spitze<br />

Märkte+Unternehmen<br />

12 Globale Dimensionen im Blick<br />

GfK übernimmt US-Firma Bridgehead und<br />

stärkt sich damit u.a. bei Market Access-Themen<br />

14 Strategisches Investement<br />

Interview mit David Mackenzie, GfK SE<br />

18 Via Online-Mafo nah an die Zielgruppe<br />

Dr. Ulrike Dulinski, IFAK, schreibt über<br />

Market Research Online Communities<br />

4 Healthcare Marketing 6/2012<br />

30<br />

22 Gesundheitssystem in der Bürokratiefalle<br />

Beitrag von Oliver Scheel, A.T. Kearney, über zu<br />

hohe Verwaltungskosten im Gesundheitssystem<br />

24 Der anspruchsvolle Apothekenkunde<br />

IFH Köln untersucht Wünsche der Bevölkerung an<br />

die Apotheker – Procter baut Freiwahlsortiment aus<br />

26 Pricing ohne Blindflug<br />

Wie Hersteller den optimalen Preis finden – ein<br />

Gastbeitrag von IMS Health<br />

28 Der Diät-Check<br />

Trend: Neue Produkte für das Traumgewicht<br />

Kommunikation+Agenturen<br />

30 Das Mammut-Projekt<br />

Das geplante Unternehmen Helios-Rhön stellt die<br />

Kommunikation vor eine schwierige Aufgabe<br />

35 Geld oder Liebe<br />

Krankenhausgesellschaft wirbt um mehr Geld, die<br />

einzelnen Kliniken um Sympathie und Image<br />

38 Kliniksprecher als Beruf<br />

Transplantation Helios-Rhön<br />

Die Nachricht von der Übernahme<br />

der Rhön-Klinikum AG durch Fresenius<br />

lässt eine ganze Branche aufhorchen.<br />

Gelingt der Deal, entstünde<br />

der mit Abstand größte private Klinikbetreiber<br />

Deutschlands. Damit<br />

hätte erstmals ein Konzern die Möglichkeit,<br />

neue Maßstäbe in der Gesundheitsversorgung<br />

zu setzten. Der<br />

Erfolg der Megafusion hängt vor allem<br />

von der Kommunikation ab.<br />

Eine Studie der Hochschule Osnabrück liefert<br />

neue Erkenntnisse über den Beruf des Kliniksprechers


12 Globale Marktforschung im Blick 61<br />

GfK übernimmt US-Firma Bridgehead und<br />

stärkt sich damit u.a. bei Market Access. Dieses<br />

Themas nimmt sich Knorr Health Strategie<br />

mit neuer Studie an.<br />

42 Kunden- statt Patientenorientierung?<br />

Prof. Riegl, Uni Augsburg, fragt, ob Patienten<br />

immer als Kunden behandelt werden sollten<br />

46 Wie innovativ darf‘s denn sein?<br />

Jessica Bogner und Uwe Lebok, K&A, über die<br />

Risiken von falschen Versprechen in der Werbung<br />

49 Welcher Weg führt in die Welt der Apotheke?<br />

Das ‚GWA Forum Healthcare‘ über Win-Win<br />

zwischen Herstellern und Pharmazeuten<br />

52 Der Wert der Emotionen<br />

Raphael Reyeros-Bienert, R&R/Com, erklärt<br />

Nutzen von Neuromarketing in der Pharmawerbung<br />

54 Kosten kappen bei Reprints<br />

Reprintsinternational.com startet in diesen Tagen<br />

56 Benefit gegen Budget<br />

Best Practice: BrandPepper über Imlan-Hautpflege<br />

Medien+Internet<br />

58 Fahren mit angezogener Handbremse<br />

NetDoktor.de investiert in Offline-Werbung und<br />

bastelt mit neuen Partnern am Markenimage<br />

Einer für alle<br />

Vermarktungsbündnisse haben Konjunktur. Die<br />

Verlage reagieren damit auf die sinkenden Printauflagen.<br />

Burda vermarktet künftig mehr als 30<br />

WAZ-Zeitschriften.<br />

60 Können Onlineportale die Qualität der Ärzte<br />

transparenter machen?<br />

‚Streitfrage des Monats‘ mit Philipp Goos, jameda,<br />

und Frank U. Montgomery, Bundesärztekammer<br />

61 Einer für alle<br />

Burda vermarktet über 30 WAZ-Zeitschriften<br />

Porträt<br />

64 Dem Trend auf der Spur<br />

xeomed-Gründer Markus Hartmann setzt der<br />

chaotischen Online-Welt Disziplin entgegen<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

66 Termine<br />

67 Vorschau/Impressum<br />

Inhalt Juni 2012<br />

6/2012 Healthcare Marketing<br />

5


News<br />

Gesundheitsmagazine<br />

WAZ-Gruppe eröffnet<br />

‚Landapotheke‘<br />

Die WAZ Mediengruppe, Essen,<br />

startet einen neuen Ableger von<br />

‚Landidee‘ (siehe Cover): Die Erstausgabe<br />

von ‚Landapotheke‘ ist am<br />

30. Mai erschienen. Vorerst handelt<br />

es sich noch um ein Sonderheft der<br />

‚Landidee‘. Eine zweite Ausgabe ist<br />

im Herbst geplant. Bei Erfolg könnte<br />

‚Landapotheke‘ künftig viermal<br />

im Jahr herauskommen. Als Chefredakteurin<br />

zeichnet Sandra Schönbein<br />

verantwortlich.<br />

Das aktuelle Cover des<br />

Hauptheftes ‚Landidee‘<br />

‚Landapotheke‘ gehört zur Familie<br />

der zweimonatlichen Zeitschrift<br />

‚Landidee‘, die im August 2009 startete<br />

und derzeit eine verkaufte Auflage<br />

von 235.946 Exemplaren erreicht.<br />

Das Heft bringt der Landidee-Verlag<br />

heraus, ein Joint Venture des Gong<br />

Verlags, der zur WAZ Mediengruppe<br />

gehört, und des Verlagshauses Gera-<br />

Nova Bruckmann in München.<br />

Bislang war ‚Landapotheke‘ nur<br />

eine Rubrik im Mutterheft, in der<br />

Hausmittel aus der Natur, Arzneien,<br />

Kräuterkosmetik sowie Tipps<br />

zur gesunden Ernährung vorgestellt<br />

werden. Offenbar mit so viel Erfolg,<br />

dass daraus jetzt eine eigenständige<br />

Publikation entstehen soll.<br />

Neben ‚Landidee‘ und ‚Landidee<br />

Wohnen & Deko‘ wäre ‚Landapotheke‘<br />

das dritte Schwestermagazin<br />

aus dem Ismaninger Verlag. Zudem<br />

gibt es schon das Sonderheft ‚Landidee-Rezepte‘<br />

mit einer Folge von<br />

drei Exemplaren pro Jahr (Copypreis:<br />

4,95 Euro). (bs)<br />

6 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Pharma<br />

Weleda-Arzneimittel mit neuem Werbepartner<br />

Die Weleda AG vergibt nach einem Pitch<br />

den Etat ihrer Arzneimittelsparte für<br />

Deutschland und Österreich an Schmittgall.<br />

Das Produktportfolio erstreckt sich<br />

u.a. über die Kategorien Erkältung<br />

(Infludo, Ferrum phosporicum<br />

comp.), Stress (Neurodoron,<br />

Avena sativa comp.),<br />

Haut (Combudoron Gel, Calendula<br />

Wundsalbe), Herz-Kreislauf<br />

(Cardiodoron) und Onkologie<br />

(Iscador). Winfried Krenz, geschäftsführenderGesellschafter<br />

der Stuttgarter Agentur, und<br />

sein Kollege Wolf Stroetmann,<br />

Geschäftsleitung, erwartet ein<br />

Aufgabenspektrum, das sowohl<br />

OTC- als auch Rx-Bereich betrifft.<br />

Weleda will als weltweiter Hersteller<br />

von anthroposophischen<br />

Hans Baumann, langjähriger Leiter<br />

Media OTC bei der Agentur MW Office<br />

Gesellschaft für Marketing und<br />

Werbung mbH (MWO), Ismaning/<br />

München, hat Ende vergangenen Jahres<br />

seinen Schreibtisch geräumt. Eine offizielle<br />

Mitteilung gab es allerdings nicht.<br />

Auf Anfrage heißt es, Baumann wolle<br />

sich eine Auszeit nehmen. Seine Nachfolge<br />

hat Cornelia Hesbacher Anfang<br />

2012 angetreten. Sie hatte erst im Juni<br />

2011 die Unit eMedia bei MWO übernommen,<br />

nachdem ihr früherer Chef<br />

HealthcareMarketing.eu<br />

Häufig geklickt!<br />

1. Comprix-Award vergeben: 2 Agenturen mit je 5 Awards sind spitze<br />

2. Meda Pharma launcht Neuprodukt gegen Mundgeruch – Werbung von<br />

Ogilvy Healthworld<br />

3. Die neuen Anzeigenmotive im April 2012<br />

4. Schmittgall strotzt vor Potenz dank Cialis<br />

5. WAZ-Gruppe eröffnet „Landapotheke“<br />

Diese Artikel wurden im Mai 2012 (Stand: 18:05) nach Besuchern am häufigsten auf<br />

www.healthcaremarketing.eu gelesen.<br />

: Mehr frische Nachrichten unter:<br />

www.healthcaremarketing.eu<br />

Arzneimitteln seine „Vorreiterrolle noch<br />

aktiver wahrnehmen“ und Ärzten, Heilpraktikern,<br />

Apothekern, PTAs sowie<br />

Verbrauchern eine gute Orientierung im<br />

Markt bieten. Jutta Nagel, Marketingleiterin<br />

Weleda Arzneimittel,<br />

sagt: „In einer intensiven<br />

Einarbeitungsphase wird das<br />

Schmittgall-Team im Rahmen<br />

der Mitgestaltung des Marketing-<br />

Mixes nun frühzeitig in die Prozesse<br />

einbezogen.“ Erste Arbeiten<br />

werden in Kürze zu sehen sein.<br />

Seine Naturkosmetik lässt Weleda<br />

International seit Jahresende 2011<br />

von der Hamburger Werbeagentur<br />

Freunde des Hauses betreuen. (rk)<br />

Media-Agenturen<br />

MW Office wieder mit neuer Struktur<br />

Die Agentur Schmittgall betreut ab<br />

sofort die Produkte von Weleda<br />

Dr. Klaus-Ulrich Schmidt die Agentur<br />

Richtung WEFRA verlassen hatte. Zuständig<br />

für eMedia zeichnet jetzt Anke<br />

Thees als Agenturleiterin bei MWO.<br />

Zusätzlich zu ihrer neuen Funktion zeichnet<br />

Hesbacher weiterhin als Medialeiterin<br />

des Standortes Wiesbaden verantwortlich.<br />

Folglich besteht die MWO-Führungsmannschaft<br />

um den Agenturchef Werner<br />

Kern aus Cornelia Hesbacher,<br />

verantwortlich für den Bereich Media<br />

OTC, Marcus Leimeister (Media Rx)<br />

und Guido Fischbach (Finanzen). (bs)


Healthcare Marketing 6/2012<br />

News<br />

7


News<br />

Wellness+Gesundheit<br />

Tetesept ruft Agenturen zum Pitch<br />

<strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Care</strong>, Frankfurt, führt<br />

einen Pitch um seine Marke Tetesept<br />

durch, unter der Badezusätze, Erkältungs-<br />

und Selbstmedikationsprodukte<br />

angeboten werden. Auf Anfrage teilt das<br />

Unternehmen mit, dass eine Auswahl an<br />

Werbeagenturen zur Präsentationsrunde<br />

eingeladen wurde.<br />

<strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Care</strong> bewarb Tetesept<br />

in der jüngeren Vergangenheit mit Anzeigen<br />

in Zeitschriftengattungen wie<br />

Frauenmagazinen und Yellow Press<br />

(Media: Carat Wiesbaden). Seit 2008<br />

gestaltet Grey Worldwide die Werbung,<br />

die Düsseldorfer Agentur nimmt am<br />

Pitch teil. Grey hatte über all die Jahre<br />

Marketingleiterin Beate Anniés als Gesprächspartnerin.<br />

Auf dieser Position<br />

gab es vor einem Jahr eine Veränderung.<br />

Anniés wechselte innerhalb der <strong>Merz</strong>-<br />

Gruppe zu Senator, und Manuela Engesser<br />

übernahm ihren Posten. Engesser<br />

arbeitet – abzüglich einer zweijährigen<br />

8 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Tätigkeit bei Merck Selbstmedikation<br />

– seit vielen Jahren bei <strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong><br />

<strong>Care</strong>. Das Verpackungsdesign der Tetesept-Produkte<br />

entwickeln die Agenturen<br />

Aktuelle Kampagne von der Agentur Grey<br />

Pharmaunternehmen<br />

Von Kopf bis Fuß auf Togal eingestellt<br />

Die Togal-Werk AG mit Sitz in München<br />

investiert in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Die Kölner PR-Agentur Jeschenko<br />

hat Mitte April dieses Jahres<br />

die klassische<br />

Pressearbeit für<br />

das Schmerzmittel<br />

Togal und<br />

das Fußpflegeprodukt<br />

efasit<br />

übernommen.<br />

Die Kommunikationsschaffenden<br />

sollen die<br />

Medienpräsenz<br />

beider Produkte<br />

erhöhen, um sie wieder ins Bewusstsein<br />

der Verbraucher zu rücken. Denn das<br />

Pharmaunternehmen hatte 2008 eine<br />

schwere Krise überstehen müssen, unter<br />

der auch die Marke Togal gelitten hat.<br />

Nach einer kompletten Reorganisation<br />

der Firma kam rund ein Jahr später in<br />

2010 die ortsansässige Agentur Saint<br />

Elmo‘s an Bord. Sie betreut bis heute<br />

die Togal-Werke. Die Zusammenarbeit<br />

umfasst die Markenberatung samt Stra-<br />

Die Marke Togal von Jeschenko wiederbelebt<br />

tegie für efasit, die Gestaltung von weiteren<br />

Produktlinien und -verpackungen<br />

sowie Werbeaktionen.<br />

Jeschenko entwickelte für Togal den<br />

Claim ‚Wirkt.Genau.Richtig‘.<br />

Die<br />

Marke efasit soll<br />

mit der Botschaft<br />

‚Richtige Pflege<br />

ist das Geheimnis<br />

schöner Füße‘<br />

überzeugen.<br />

Seit Ende 2011<br />

tritt zudem die<br />

Schauspielerin<br />

Christine Kaufmann<br />

als Botschafterin für das Produkt<br />

Ortho RegiVital auf. Zuständig bei Togal<br />

für das Marketing zeichnet das Vorstandsmitglied<br />

Melanie Rusch.<br />

Im Laufe des Jahres soll neben der klassischen<br />

Produkt-PR auch die Distribution<br />

für Togal und efasit ausgebaut werden.<br />

Zu den Vertriebskanälen zählen<br />

z.B. Apotheken, Fachhandel und Drogerien.<br />

Ziel ist es, die Sichtbarkeit der<br />

Marken generell zu erhöhen. (bs)<br />

Peter Schmidt und Paxx. Laut Hersteller<br />

zeichnen sich die Produkte durch die<br />

„wirksame Verbindung traditioneller<br />

Naturheilkunde mit modernen medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen<br />

aus“. Tetesept sei in Deutschland die<br />

Nr.1 im Markt für Erkältungsbäder und<br />

bei den Erkältungsprodukten außerhalb<br />

der Apotheke.<br />

Ermöglicht wird die Verbindung von<br />

Naturheilkunde und Schulmedizin<br />

durch die Struktur der <strong>Merz</strong>-Gruppe:<br />

Das Unternehmen hat auch eine Pharmasparte<br />

und vertreibt hier u.a. Alzheimer-Medikamente<br />

und verschreibungspflichtige<br />

Präparate für Narben- und<br />

Faltentherapie. Zum Bereich <strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong><br />

<strong>Care</strong> gehören noch die ‚<strong>Merz</strong><br />

Spezial Dragees‘, die international von<br />

Leo Burnett betreut werden. (rk)<br />

: <strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Care</strong><br />

www.merz.de<br />

Werbeagenturen<br />

Klautzsch und Grey<br />

ist Geschichte<br />

Die Kölner Pharmaagentur Klautzsch<br />

und Grey ist Geschichte. Die von Mehrheitsgesellschafter<br />

Olav Klautzsch 1995<br />

gegründete Agentur, an der das Werbenetwork<br />

Grey eine Minderheit hielt,<br />

meldete Anfang dieses Jahres Insolvenz<br />

an und stellte zum 30. April ihren Betrieb<br />

ein. Als letzter Akt eröffnete das<br />

Amtsgericht Köln am 1. Mai das Insolvenzverfahren.<br />

RA Christoph Nüsser<br />

von Kübler Rechtsanwälte, Erfurt,<br />

wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.<br />

Klautzsch, der im Sommer 66 Jahre alt<br />

wird, hat sich ins Privatleben zurückgezogen.<br />

Den Anfang vom Ende machten<br />

Etatkürzungen und die Tatsache, dass<br />

Klautzsch keinen Nachfolger aufbaute.<br />

Zu den Kunden, die die Agentur zuletzt<br />

betreute, gehörten Bayer mit dem Bereich<br />

Männergesundheit, Dr. Willmar<br />

Schwabe (Prostagutt) und Takeda. Immerhin<br />

beschäftigte Klautzsch und Grey<br />

vor zwei Jahren noch knapp 25 Mitarbeiter<br />

– so jedenfalls die damalige Angabe<br />

der Agentur. (rk)


Studien<br />

Pharma-Trend: Branche nicht länger tragfähig<br />

68 Prozent der Pharma-Entscheider halten<br />

das aktuelle Geschäftsmodell ihrer<br />

Branche für nicht länger tragfähig. Dies<br />

zeigen die Ergebnisse einer Studie der<br />

internationalen Strategieberatung Booz<br />

& Company. Kritisiert werden vor allem<br />

die schlecht vorbereiteten Patentabläufe<br />

der Pharma-Manager. 58 Prozent der<br />

Verantwortlichen machen sich erst ein<br />

bis drei Jahre vor Ablauf des Patenschutzes<br />

Gedanken über die Vermarktung<br />

ihres dann nicht mehr exklusiven Wirkstoffes.<br />

Alleine bis 2015 sollen Patente<br />

für mehr als 40 Prozent des heutigen<br />

weltweiten Pharmaumsatzes auslaufen.<br />

Zudem treten die Pharma-Manager laut<br />

Studie bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe<br />

bedeutend zu spät in den Dialog<br />

mit den Krankenversicherungen.<br />

Der Trend ginge weiterhin zu innovativen,<br />

meist hochpreisigen Therapien für<br />

seltene Krankheiten. Booz & Company<br />

rechnet für dieses Marktsegment bis<br />

Kommunikationsanalysen<br />

Brigitte-Studie<br />

Die 15. Brigitte Kommunikationsanalyse<br />

untersucht unter anderem die Einstellung<br />

von Frauen zum Thema Gesundheit.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass<br />

entgegen einer weitverbreiteten Meinung<br />

sich nur drei Prozent der befragten<br />

Frauen im Internet zum Thema Gesundheit<br />

informieren. 69 Prozent geben an,<br />

gar nicht im Internet nach Kommentaren<br />

und Bewertungen anderer Marken<br />

oder Produkte aus dem Gesundheitsbereich<br />

zu suchen. Lediglich zwei Prozent<br />

der Probandinnen sind selbst im Web<br />

aktiv und kommentieren oder bewerten<br />

online Gesundheitsmarken.<br />

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch:<br />

In der Rangliste der Medikamentenmarken<br />

steht Aspirin an erster Stelle.<br />

Zu den Top drei der bekanntesten Marken<br />

zählen auch ACC Akut und Wick.<br />

Die Brigitte Kommunikationsanalyse<br />

erhebt alle zwei Jahre die Einstellungen<br />

von rund 30 Millionen deutschen Frauen<br />

im Alter von 14 - 70 Jahren. (je)<br />

:<br />

15. Brigitte KA 2012<br />

www.gujmedia.de/print/portfolio/<br />

brigitte/brigitte-studien<br />

2015 mit einem Umsatzplus von 10 Prozent.<br />

Auch den Bereichen personalisierte<br />

Medizin und Diagnostik bestätigt die<br />

Booz-Studie großes Zukunftspotenzial.<br />

Weiteres Wachstum generiert Big Pharma<br />

dabei künftig voraussichtlich vor<br />

allem in Schwellenländern wie Brasilien,<br />

Russland oder China. Die von Booz &<br />

Company befragten Pharma-Manager<br />

erwarten, dass sich dieser Trend weiter<br />

verschärft und Deutschland als Investitionsziel<br />

der Unternehmen dabei zunehmend<br />

hinterfragt wird.<br />

Befragt wurden weltweit über 150 Entscheider<br />

der Pharma- und Healthcare-<br />

Industrie zu den Marktentwicklungen<br />

und Vertriebsstrategien. Partner und<br />

Pharmaexperte bei Booz & Company ist<br />

Rolf Fricker. (je)<br />

:<br />

Booz & Company<br />

www.booz.com/de<br />

Diese Aussage trifft auf mich persönlich...<br />

(Angaben in Prozent)<br />

Über das Thema Gesundheit informiere<br />

ich mich in Frauenzeitschriften<br />

Beim Thema Gesundheit bekomme ich<br />

häufig Anregungen durch Freunde,<br />

Verwandte und Bekannte<br />

Beim Thema Gesundheit frage ich häufig<br />

andere um Rat<br />

Beim Thema Gesundheit werde ich häufig<br />

von anderen um Rat gefragt<br />

Über das Thema Gesundheit informiere<br />

ich mich im Internet<br />

Ich suche im Internet häufig Kommentare<br />

und Bewertungen anderer zu Marken<br />

und Produkten aus dem Gesundheitsbereich<br />

Ich kommentiere/bewerte im Internet<br />

häufig Marken und Produkte aus dem<br />

Gesundheitsbereich<br />

Ich kommuniziere im Internet häufig<br />

direkt mit Marken aus dem Gesundheitsbereich<br />

29,99 Mio. Frauen, 14–70 Jahre<br />

voll und<br />

ganz zu<br />

über-<br />

wiegend zu<br />

weniger<br />

zu<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

News<br />

Fachverlage<br />

Govi mit ‚gesund reisen‘<br />

Der Govi- und der EuBuCo-Verlag bringen<br />

die Zeitschrift ‚gesund reisen‘ heraus.<br />

Der Titel richtet sich an Leser ab 40<br />

Jahren und verbindet die Themen ‚Gesundheit‘<br />

und ‚Reisen‘. Die Erstausgabe<br />

soll am 17. September 2012 erscheinen,<br />

danach vierteljährlich mit einer Auflage<br />

von 350.000 Exemplaren. Die Kundenzeitschrift<br />

wird kostenlos in Reisebüros<br />

und Apotheken erhältlich sein.<br />

Nach Angaben der Verlage ist die Generation<br />

40plus eine Zielgruppe, bei der<br />

vor allem persönlicher Kontakt und Beratung<br />

im Vordergrund stehen. Sie bucht<br />

ihre Reisen direkt über das Reisebüro<br />

und schätzt die Apotheke vor Ort als<br />

Ratgeber in Gesundheitsfragen.<br />

Zum Redaktionsteam von ‚gesund reisen‘<br />

gehören Apotheker, die auch für die<br />

Apothekenzeitschrift ‚Neue Apotheken<br />

Illustrierte‘ (Govi) schreiben sowie Journalisten<br />

der Fachzeitschrift ‚touristik aktuell‘.<br />

(bs)<br />

Einstellungen zu Gesundheit und Wellness (in Prozent)<br />

gar nicht<br />

zu<br />

5 21 35 39<br />

6 32 43 19<br />

7 30 42 22<br />

6 22 45 27<br />

3 15 26 56<br />

2 10 18 69<br />

2 6 14 78<br />

2 6 13 80<br />

Gesundheitsmarken im Internet sind unter den Befragten noch kaum ein Thema<br />

9<br />

Quelle: Brigitte KA 2012


News<br />

Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++<br />

Pharmaagenturen<br />

Stefan Oevermann alleinigerGeschäftsführer<br />

bei CDM Munich<br />

Stefan Oevermann, 51, hat die alleinige<br />

Geschäftsführung der Agentur<br />

CDM Munich übernommen. Sein<br />

langjähriger Partner, Christian Reu-<br />

Stefan Oevermann, CDM Munich<br />

ter, hat die Agentur aus privaten<br />

Gründen verlassen. Zusammen hatten<br />

Oevermann und Reuter 2001<br />

die Agentur new*performance gegründet.<br />

In 2009 schlossen sich<br />

die Münchener Werber der CDM<br />

Cline Davis & Mann (Omnicom-<br />

Holding) an.<br />

Seither konnte die Agentur neben<br />

zahlreichen lokalen Projekten auch<br />

internationales Geschäft hinzugewinnen.<br />

Unter den aktuellen Kunden<br />

auf der Website finden sich<br />

zum Beispiel Bristol-Meyers Squibb,<br />

Daiichi Sankyo, Novartis, Pfizer<br />

und Serono, ein Unternehmen der<br />

Merck Serono S.A.<br />

Der Pharma-Kreative Oevermann<br />

will künftig die strategische und medizinische<br />

Beratung verstärken und<br />

den Digitalbereich weiter ausbauen.<br />

Oevermann lernte Siebdrucker, und<br />

war als Kirchenmaler tätig, bevor er<br />

Kommunikationsdesign studierte.<br />

Später arbeitete er für verschiedene<br />

Werbeagenturen: Von 1995 bis<br />

2000 zunächst als Art Director, später<br />

als Creative Director bei Pharma<br />

Performance und Pharma Performance<br />

Euro RSCG Life. (bs)<br />

10 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Spendenorganisationen<br />

Claudia Rutt wieder zurück an der DKMS-Spitze<br />

Claudia Rutt, DKMS<br />

Claudia Rutt kehrt als Geschäftsführerin<br />

zur Kölner DKMS Deutsche Knochenspenderdatei<br />

zurück. Sie schied dort vor<br />

zwei Jahren aus, um für den ADAC einen<br />

Lobbyverband für Senioren aufzubauen,<br />

das Generationen Netzwerk für<br />

Deutschland (GND). Dort ist sie jedoch<br />

seit Anfang 2012 nicht mehr als Geschäftsführerin<br />

tätig – das GND wird<br />

künftig deutlich abgespeckt. Nun ist<br />

Rutt plötzlich wieder Geschäftsführerin<br />

der DKMS. An sich kein großes Ding,<br />

Max Müller leitet seit Anfang Mai dieses<br />

Jahres die Unternehmenskommunikation<br />

der Rhön-Kliniken in Bad Neustadt.<br />

Die Position wurde neu geschaffen. In<br />

seiner Funktion bei Rhön bringt der gebürtige<br />

Hannoveraner seine langjährige<br />

Eerfahrung im Gesundheitswesen sowie<br />

seine Kontakte zu Medien, Politik und<br />

Verbänden ein.<br />

Der 36-Jährige kommt von der Celesio<br />

allerdings geht die Organisation kommunikativ<br />

nicht eben offensiv damit um.<br />

Rutt hat bei der DKMS Professor Stefan<br />

F. Winter abgelöst, wie die Organisation<br />

bestätigt. Der einstige Staatssekretär im<br />

NRW-Gesundheitsministerium war damals<br />

auf Rutt gefolgt und muss ihr nun<br />

wieder weichen. Ob es an den engen Familienbanden<br />

zum DKMS-Initiator Peter<br />

Harf liegt, mit dem Rutt verschwägert<br />

ist? Oder am Wunsch Winters, die Organisation<br />

und auch die Kampagne zu<br />

modernisieren? Harf – einer der erfolgreichsten<br />

Manager des Landes – war bis<br />

April Chairman beim Braukonzern AB<br />

Inbev, künftig will er sich aber wieder<br />

verstärkt um die DKMS kümmern. Die<br />

Spendenorganisation hatte Harf 1991<br />

für seine krebskranke Frau gegründet<br />

und zählt inzwischen zu den weltweit<br />

größten Knochenmarkspenderdateien,<br />

für die seit Jahren viele Prominente von<br />

Lukas Podolski über Sarah Connor bis<br />

Tom Buhrow werben (Agentur: Select<br />

NY, Berlin). (bs)<br />

Kliniksprecher<br />

Ex-Celesio-Lobbyist Müller heuert bei Rhön an<br />

Max Müller spricht für Rhön-Klinik<br />

AG in Stuttgart. Dort vertrat er zuletzt<br />

als Head of External Affairs die Belange<br />

des Pharmaunternehmens in Berlin und<br />

Brüssel gegenüber den offiziellen Organen<br />

der Politik.<br />

Medienberichten zufolge hat er freiwillig<br />

seinen Schreibtisch bei dem Pharmagroßhändler<br />

geräumt. Müller ist Vater von<br />

zwei Kindern. Seine Karriere startete er<br />

als Mitarbeiter im Pressestab des Bundesministeriums<br />

für Verteidigung.<br />

Für Müller könnte es sich allerdings<br />

bei der Rhön-Gruppe nur um ein kurzes<br />

Gastspiel handeln. Der Konzern soll<br />

schon bald an Fresenius verkauft werden.<br />

Mehr über die Transaktion und die<br />

Kommunikationsstrategie von Klinikträger<br />

Helios lesen Sie ab Seite 30. (bs)<br />

: Weitere Köpfe-Meldungen auf<br />

www.healthcaremarketing.eu


Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++<br />

Versorgungsmanagement<br />

Bruer steigt bei der Compugroup auf<br />

Christian Bruer, Compugroup<br />

Dr. Christian Bruer, früherer Leiter<br />

Marketing & Vertrieb bei der ifap Service-Institut<br />

für Ärzte und Apotheker<br />

GmbH in Martinsried/München, hat<br />

innerhalb des Konzerns einen neuen<br />

Im Rahmen der Neustrukturierung des<br />

Pharma-Dienstleisters Diapharm steigt<br />

Martin Vortkamp neu in die Geschäftsführung<br />

auf. Die bislang rechtlich eigenständigen<br />

Unternehmen Diapharm<br />

Regulatory Services GmbH, Diapharm<br />

GmbH und Hälsa Pharma GmbH schließen<br />

sich in der Diapharm GmbH & Co.<br />

KG mit Sitz in Münster zusammen.<br />

Vortkamp, der bereits seit 2009 bei Diapharm<br />

tätig ist, steuert nun gemeinsam<br />

mit Ralf Sibbing die Fachbereiche Regulatory<br />

Affairs, Quality Management,<br />

Medical & Clinical sowie Business Development<br />

mit rund 100 Mitarbeitern.<br />

Posten übernommen. Seit Mai dieses<br />

Jahres leitet er das Geschäftsfeld Kostenträger<br />

& Versorgungsmanagement<br />

bei der Compugroup Medical AG in<br />

Koblenz. Das ifap Service-Institut ist ein<br />

Unternehmen der Compugroup Medical<br />

AG und innerhalb der Holding auf digitale<br />

Arzneimitteldatenbanken spezialisiert.<br />

Bei ifap zuständig für Pressearbeit<br />

ist jetzt Nicole Schmidt. Bevor Bruer<br />

2008 zur ifap kam, war er als leitender<br />

Redakteur (u.a. ‚Praxis-Depesche‘) und<br />

Chefredakteur (‚Arzt&Prävention‘) bei<br />

der GFI. Gesellschaft für medizinische<br />

Information tätig. Zuvor arbeitete der<br />

Facharzt für Chirurgie mehrere Jahre<br />

lang als Assistenzarzt an der Chirurgischen<br />

Klinik München-Bogenhausen.<br />

(bs)<br />

Gesundheitsindustrie<br />

Martin Vortkamp rückt auf in die Diapharm-<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Vortkamp, Geschäftsführer Diapharm<br />

Zuvor leitete er die Bereiche Business<br />

Development und Regulatory Affairs der<br />

nun verschmolzenen Diapharm Regulatory<br />

Services GmbH sowie den Bereich<br />

API Audits.<br />

Geschäftsführer Ralf Sibbing leitete bislang<br />

die Bereiche Quality Management<br />

und Medical Devices Services. Seit 2004<br />

ist er Geschäftsführer der nun zur Diapharm<br />

GmbH & Co. KG verschmolzenen<br />

Hälsa Pharma GmbH. Zudem ist<br />

Sibbing seit 2002 Geschäftsführer und<br />

Chief Operating Officer (COO) der Diapharm<br />

GmbH.<br />

Firmengründer Dr. Stefan Sandner bleibt<br />

persönlich haftender Gesellschafter des<br />

neuen Unternehmens. Er hatte Diapharm<br />

1988 als Fachagentur für regulatorische<br />

Beratung gegründet. Heute besitzt der<br />

Dienstleister Standorte in Bielefeld, Bukarest,<br />

London, Lübeck, Münster, Oldenburg<br />

und Wien. (je)<br />

Diapharm GmbH & Co. KG<br />

: :<br />

www.diapharm.com<br />

Fiftyfifty PR<br />

www.5050-pr.de<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

News<br />

PR-Agenturen<br />

Ex-wbpr-Geschäftsführer<br />

gründet Agentur<br />

Agenturgründer Thomas Stahlschmidt<br />

Der ehemalige Geschäftsführer der<br />

Münchner wbpr Agentur Thomas Stahlschmidt<br />

gründet die neue Münchner<br />

Agentur Fiftyfifty Public Relations. Der<br />

50-Jährige nimmt die PR-Managerin<br />

Bettina Schönherr, 48, mit an Bord,<br />

die er von wbpr kennt. Dort war Stahlschmidt<br />

von 1988 bis Juli 2011 als Geschäftsführer<br />

tätig.<br />

Im März 2011 hatte wbpr das Geschäftsführerteam<br />

um Dr. Andreas Bachmeier<br />

erweitert, der zuletzt als Leiter Beratung<br />

bei Scholz & Friends tätig war. Bachmeier<br />

ist nun neben Markus Eicher und<br />

dem Unternehmensgründer Dietrich von<br />

Gumppenberg dritter Geschäftsführer<br />

in München. Stahlschmidt betreute bei<br />

wbpr Pharma-/Healthcarekunden wie<br />

die Pfizer GmbH und FSA (Freiwillige<br />

Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie<br />

e.V.). Aktuell verantworten Markus<br />

Eicher und Eva-Maria Eichenseher<br />

den Bereich Healthcare.<br />

Stahlschmidts neue Agentur Fiftyfifty<br />

konzentriert sich auf die Branchen Tourismus,<br />

Hotellerie, Wellness und Gesundheit,<br />

wobei der Gesundheitsbereich<br />

ca. ein Viertel ausmacht. Der inhaltliche<br />

Schwerpunkt der Agentur soll auf dem<br />

Bereich ‚Kommunikation 50plus‘ liegen.<br />

Da sich die Agentur in der Gründungsphase<br />

befindet, können noch keine<br />

Kunden genannt werden. Das Leistungsspektrum<br />

von Fiftyfifty umfasst Beratung,<br />

Strategieentwicklung, Medienarbeit,<br />

Publikationen, Veranstaltungen<br />

und Online-Kommunikation. (je)<br />

11


Märkte + Unternehmen<br />

Pharma-Marktforschung<br />

Globale Dimensionen im Blick<br />

Neue internationale Herausforderungen der Pharmaindustrie stellen die<br />

Marktforschungs-Dienstleister auf die Probe. GfK Healthcare hat mit der<br />

Übernahme der amerikanischen Firma Bridgehead International reagiert.<br />

Effizienz und Attraktivität sind das Ziel.<br />

Der Gesundheitsmarkt steht vor ständig<br />

neuen Herausforderungen, die Rahmenbedingungen<br />

sind stetig im Wandel. Das<br />

stellt auch die Marktforschungs-Branche<br />

vor laufend neue Herausforderungen.<br />

GfK Global Healthcare hat mit der<br />

jüngsten Übernahme der Beratungsfirma<br />

Bridgehead International strategische<br />

Zeichen gesetzt (siehe auch Interview).<br />

Als altbekannte, starke Treiber für Veränderungen<br />

in der Pharmalandschaft<br />

bezeichnet Gerald Müller, Global Lead<br />

Healthcare Programs bei GfK, den Auslauf<br />

von Patenten umsatzstarker Präparate,<br />

den damit einhergehenden Generika-Wettbewerb,<br />

die in vielen Firmen<br />

unbefriedigende Pipeline-Situation und<br />

nicht zuletzt die Tatsache, dass heutzutage<br />

ein neues Präparat in vielen Märkten<br />

vor und nach einem Markteintritt seinen<br />

Wert beweisen muss.<br />

Die Folgen für die großen, entwickelten<br />

Märkte wären beispielsweise ein Abbau<br />

von Außendienstressourcen in der alten<br />

Welt und Hinwendung zu alternativer<br />

Marktbearbeitung. Die Verschiebung der<br />

Kernzielgruppen vom API zu Spezialis-<br />

12 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Gerald Müller, GfK, will aus Local Knowledge<br />

eine globale Expertise generieren<br />

ten, Opinion Leadern, Payern und nicht<br />

zuletzt Patienten. Außerdem die Etablierung<br />

von Liaison Management für die<br />

neuen Stakeholder. Hinzu kämen eine<br />

stärkere Nutzung neuer, digitaler Kommunikationsmedien<br />

und entsprechender<br />

Kanäle. Aber auch generell eine Verschiebung<br />

von Ressourcen in die Emerging<br />

Markets ist nach Müllers Worten<br />

eine weitere nennenswerte Entwicklung.<br />

„Das hat direkte Auswirkungen für uns,<br />

die Healthcare-Marktforschung in der<br />

GfK, die diesen exemplarischen Veränderungen<br />

Rechnung tragen muss.“<br />

Die Akquisition von Bridgehead dokumentiere<br />

das Bestreben der GfK, der Industrie<br />

durch den Zugang zu den neuen<br />

Stakeholdern die Informationen und<br />

Daten zu beschaffen, die notwendig seien,<br />

den Nutzen und Wert von Präparaten<br />

zu beweisen. „Unsere Expertise in<br />

der Verbraucherforschung verschafft uns<br />

Zugang zu großen Patientenzahlen, denn<br />

der Verbraucher ist wohl häufig auch ein<br />

Patient“, konstatiert Müller und ergänzt:<br />

„Wir wollen aber auch diejenigen sein,<br />

die die Pharmaindustrie beraten, welche<br />

digitalen Kanäle relevant sind für<br />

eine erfolgreiche Kommunikation, wo<br />

Möglichkeiten und Grenzen der digitalen<br />

Medien liegen und letztlich wo und<br />

wie Ressourcen am effizientesten eingesetzt<br />

sind.“ Zur Beschaffung der Datengrundlage<br />

nutzt die GfK neueste digitale<br />

Tools wie Mobiltelefone oder TabletPCs.<br />

Der Entwicklung in der Industrie, mehr<br />

in aufstrebende Länder und Regionen<br />

Fortsetzung auf Seite 15<br />

Foto: fotolia


Märkte + Unternehmen<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

13


Märkte + Unternehmen<br />

Strategisches Investment<br />

HEALTHCARE MARKETING: Welche strategischen Ziele<br />

verfolgt GfK mit der Übernahme der Beratungsfirma Bridgehead<br />

International?<br />

DAVID MACKENZIE: Diese Akquisition unterstreicht die Bereitschaft<br />

der GfK, strategisch zu investieren und das globale<br />

Healthcare-Geschäft auszubauen. Gleichzeitig kommt die GfK<br />

den Bedürfnissen ihrer Kunden nach umfassender Beratung und<br />

strategischer Unterstützung in den hochkomplexen und sich ständig<br />

entwickelnden Bereichen von Payer & Market Access nach.<br />

HEALTHCARE MARKETING: Die Anforderungen an Hersteller<br />

von Pharmazeutika, medizinischen Geräten und Diagnostika<br />

sind im Wandel, worin liegt der besondere Erfahrungsschatz<br />

Ihrer Neuakquisition?<br />

MACKENZIE: Bridgehead, 1994 gegründet und global tätig,<br />

liefert als ‚preferred partner‘ vieler Firmen aus dem Healthcare-<br />

Bereich entscheidungsrelevante Informationen und Knowhow<br />

zu Fragestellungen hinsichtlich Pricing, Reimbursement,<br />

Health Economics und Market Access; dies in etablierten wie<br />

auch in Entwicklungsmärkten. - Das GfK Bridgehead Team<br />

verbindet auf einzigartige Weise Expertise aus den Bereichen<br />

Industrie, öffentliche Hand, Politik, Gesundheitsökonomie sowie<br />

strategische Beratung.<br />

HEALTHCARE MARKETING: Welche Synergien stehen im<br />

Fokus, beispielsweise bezogen auf die Besonderheiten des deutschen<br />

Marktes?<br />

MACKENZIE: Die Verbindung des Market Access-Fachwissens<br />

von Bridgehead mit der globalen Präsenz und Reichweite<br />

sowie der namhaften Expertise der GfK in quantitativer und<br />

qualitativer Marktforschung macht uns zum idealen Partner<br />

unserer Kunden. Wir bieten unseren Kunden das volle Spektrum<br />

an Beratung zu Market Access und Payer Insights hinsichtlich<br />

deren Strategien zu R&D, Portfolioentwicklung,<br />

Business Development, Kommerzialisierung und Lifecycle Management.<br />

HEALTHCARE MARKETING: In welchen (Forschungs)-<br />

Bereichen wird sich die GfK zukünftig spezialisieren und das<br />

14 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Durch die Übernahme von Bridgehead International,<br />

eines amerikanischen, global orientierten Beratungsunternehmens,<br />

hat sich die GfK SE im Healthcare-Segment<br />

noch breiter aufgestellt. David Mackenzie, Global Lead<br />

Healthcare, erläutert gegenüber ‚Healthcare Marketing‘<br />

die Strategie der Zukunft.<br />

David Mackenzie, GfK Healthcare<br />

Angebot erweitern?<br />

MACKENZIE: Als Global Player ist es das Ziel der GfK, alle<br />

Fragenstellungen unserer Kunden in allen Marktsituationen<br />

und zu jedem Zeitpunkt im Produkt-Lifecycle zu beantworten.<br />

HEALTHCARE MARKETING: Bridgehead punktet mit Erfahrungen<br />

vom amerikanischen und englischen Markt. Inwieweit<br />

sind diese auf andere lokale Märkte übertragbar?<br />

MACKENZIE: GfK-Bridgeheads Erfahrung und Expertise ist<br />

nicht auf die USA und UK beschränkt. Die Gruppe ist in allen<br />

gegenwärtig strategisch wichtigen Märkten tätig wie EU Top 5,<br />

USA und Japan, aber natürlich auch in Wachstumsmärkten wie<br />

Brasilien und China. Eine Vielzahl unserer derzeitigen Pricing-,<br />

Reimbursement- und Market Access-Projekte beinhalten auch<br />

Entwicklungen in Deutschland.<br />

Das GfK-eigene Market Access-Team, mit Sitz in Deutschland,<br />

wurde in das GfK-Bridgehead-Team integriert. Zusätzlich zu<br />

globalen und europäischen Market Access-Projekten wird dieses<br />

Team in erster Linie Healthcare-Kunden in Deutschland<br />

unterstützten.<br />

HEALTHCARE MARKETING: Preisfindungs- und Rückvergütungskontrollen<br />

verunsichern zunehmend die Industrie.<br />

Aufgrund welcher Stärken kann die GfK für mehr Durchblick<br />

sorgen?<br />

MACKENZIE: GfK-Bridgehead hat einzigartigen Zugang zu<br />

nationalen und internationalen Payers in allen wichtigen Europäischen<br />

Märkten, den USA, Asia Pacific sowie den BRIC-<br />

Märkten. Genauso wichtig aber ist es, Erfahrung und Expertise<br />

zu haben, um dem Kunden Einblick geben zu können zu<br />

Auswirkungen, die neue Therapien/Therapieverfahren auf den<br />

gesamten Healthcare-Markt haben. Aber auch Einflüssen,<br />

die sich verändernde Healthcare-Märkte auf neue Therapien/<br />

Therapieverfahren haben sowie die Förderung eines positiven<br />

Healthcare-Umfelds, das Marktzugang und Marktakzeptanz<br />

positiv beeinflusst. Ferner schaffen wir bestmögliche Kommunikation<br />

an alle Marktbeteiligten über den Wert neuer Therapien/Therapieverfahren.<br />

Interview: Uwe Käckenhoff


zu investieren, folge sein Unternehmen durch einen deutlichen<br />

Ausbau eigener Ressourcen und Expertise in diesen<br />

Märkten. Müller: „Für die multinationalen Kunden heißt<br />

es für uns aus Local Knowledge eine Global Expertise zu<br />

generieren.“<br />

Es herrsche starker Wettbewerbs- und Preisdruck. Als Institut<br />

könne man nur effizient, attraktiv und erfolgreich<br />

sein, wenn man die Entwicklungen bei den Kunden voraussieht<br />

und schnell darauf reagiert „Wir sind als großes<br />

Institut sehr gut aufgestellt die zunehmend globalen Anforderungen<br />

an unsere Kunden erfüllen zu können. Dazu<br />

gehört auch und insbesondere die strikte Beachtung von<br />

umfangreichen Compliance-Regeln, denen wir bei der Zusammenarbeit<br />

mit unseren Kunden und Stakeholdern verpflichtet<br />

sind“, fasst Müller zusammen.<br />

Wünsche der Industrie<br />

„Insgesamt wird sich die Marktforschung dem gesellschaftlichen<br />

Wert eines Arzneimittels stärker widmen müssen,<br />

da die politische Kommunikation einen noch höheren<br />

Stellenwert für die Unternehmen einnehmen wird. Eine<br />

gute Marketing- und Kommunikationsstrategie erfordert<br />

künftig einen umfassenden Approach auf alle relevanten<br />

Kunden. Die institutionellen Entscheider nehmen weiter an<br />

Bedeutung zu“, bringt Alexander Fröhlich, Leiter Market<br />

Access der Desitin Arzneimittel GmbH, Hamburg, die Situation<br />

auf den Punkt. Damit verbindet er die Forderung:<br />

„Die Fragestellungen der Marktforscher müssen somit deren<br />

Treiber für Entscheidungen systematisch herausarbeiten,<br />

um den Kunden aus der Pharmaindustrie zielführende<br />

Daten zur Verfügung stellen zu können.“ Neben diesen<br />

inhaltlichen Aspekten spielen nach seinen Worten auch<br />

Aspekte in der Zusammenarbeit mit den Marktforschungsunternehmen<br />

eine wichtige Rolle. Künftig werde man eher<br />

mit Unternehmen zusammenarbeiten, die alle Zielgruppen<br />

adäquat bedienen können. Die Marktforschungs-Agenturen<br />

sollten also über ein Spezialisten-Netzwerk verfügen,<br />

das schnell auf spezielle Anforderungen des Kunden eingehen<br />

kann. Fröhlich: „Marktscreening über webbasierte Befragungstools<br />

wird weiter zunehmen.“ Die Marktforscher<br />

müssten enge Kooperationen mit Spezialisten-Panels aller<br />

Zielgruppen eingehen, um die Kundenbedürfnisse in Hinsicht<br />

auf qualitative Marktforschung bedienen zu können.<br />

Quantitative Marktforschung werde hingegen noch mehr<br />

standardisiert über die webbasierten Möglichkeiten. „Der<br />

Ausbau der qualitativen Marktforschung über ein Netzwerk<br />

an guten Spezialisten-Panels wird ein wichtiger Wettbewerbsfaktor<br />

sein“, hebt Fröhlich hervor.<br />

Im generischen Bereich geht es nach seinen Worten um Fragen<br />

nach dem Wert zukünftiger galenischer Innovationen<br />

und ob man sich vorstellen könnte, diese vom generischen<br />

Preisbildungsmechanismus bei entsprechendem Nutzenbelegen<br />

zu lösen. Eine weitere Frage ist, inwieweit Nutzenbelege<br />

für bewährte Wirkstoffe auch über Real-Live Versorgungsdaten<br />

möglich sind. Wie steht es um die Sichtweise<br />

des G-BA, der Kassen und der Patientenorganisationen<br />

in diesem Zusammenhang, fragt der Experte. Strategisch<br />

seien Marktforscher gefragt, inwieweit Firmen sich als In-<br />

Märkte + Unternehmen<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

15


Märkte + Unternehmen<br />

Alexander Fröhlich, Desitin: „Institutionelle<br />

Entscheider nehmen an Bedeutung zu“<br />

dikationsanbieter im Markt positionieren<br />

werden, und wer die Driver für eine<br />

solche Positionierung sind. Fröhlich:<br />

„Sind wertschöpfende Modelle mittelfristig<br />

überhaupt möglich? Wie sehen die<br />

Krankenkassen und die Patienten diese<br />

Geschäftsmodelle? Was sind geeignete<br />

Benchmarks aus anderen Märkten?“<br />

Und schließlich möchte der Market Access-Mann<br />

wissen, welches die geeigneten<br />

Kommunikationsmaßnahmen sind.<br />

Dazu gehöre beispielsweise auch die<br />

Frage, ob und wie die Strukturen und<br />

Prozesse der Pharmafirmen mittelfristig<br />

zu ändern beziehungsweise anzupassen<br />

seien.<br />

„Market Access Kompass“<br />

Auch Carolin Knorr, Inhaberin und<br />

Geschäftsführerin von Knorr Health<br />

Strategie, Rheinstetten, beobachtet eine<br />

zunehmende Segmentierung im Markt.<br />

Stichworte wie Nutzenbewertung und<br />

Zusatznutzen führen auf Seiten der empirischen<br />

Marktforschung zur Neuausbildung<br />

von spezialisierten Instituten,<br />

die sich dem neuen Themenfeld Market<br />

Access besonders widmen. Bis zum<br />

Inkrafttreten des AMNOG habe der<br />

Schwerpunkt auf den Zielgruppen der<br />

Krankenkassen und Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen gelegen. Themenschwerpunkte<br />

seien selektiv Vertragsoptionen<br />

von Rabattverträgen über integrierte<br />

Versorgungsverträge bis hin zu Disease<br />

Management Programmen gewesen. Seit<br />

2011 habe die frühe Nutzenbewertung<br />

alles in den Schatten gestellt. Heute sei<br />

die alles beherrschende Thematik die<br />

Bewertung von neuen Arzneimitteln, die<br />

Antizipation von Bewertungsergebnis-<br />

16 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Doris Fuchs, <strong>GIM</strong>, sieht sich zunehmend in<br />

die strategische Planung mit einbezogen<br />

sen, die optimale Vorbereitung auf den<br />

Bewertungsprozess einschließlich der<br />

Neuausrichtung der klinischen Prüfung<br />

sowie die Vorbereitung auf die Preisverhandlungen<br />

mit dem GKV-Spitzenverband<br />

beziehungsweise das gegebenenfalls<br />

folgende Schiedsverfahren. Knorr:<br />

„Um diesen Bedarf zu decken, haben<br />

wir zwischen Februar und Mai 2012 in<br />

einem Eigenprojekt eine umfassende Er-<br />

hebung bei Vertretern der Unternehmen<br />

und der Bewertungsinstitutionen durchgeführt.“<br />

Die Ergebnisse der Studie sollen<br />

im Juni 2012 als erstes Element der<br />

geplanten Reihe „Market Access Kompass“<br />

erscheinen.<br />

Globale Strategien<br />

Drei wesentliche Trends der Zukunft<br />

sieht Doris Fuchs, Director of Pharma<br />

Research bei der <strong>GIM</strong>-Marktforschung.<br />

Zum einen die weitere Globalisierung der<br />

Pharmamarktforschung, zum anderen<br />

Insights und Fakten für die strategische<br />

Planung sowie Digitalisierung, Internet<br />

und Social Media. In der Gesundheitsmarktforschung<br />

gehe es immer mehr<br />

um die Entwicklung globaler Strategien<br />

und von Marketingkonzepten. Dabei<br />

dürften nationale Besonderheiten nicht<br />

aus den Augen verloren werden. Fuchs:<br />

„Dies führt zu globalen Mehrländerstu-<br />

Marktforscherin Carolin Knorr präsentiert<br />

im Juni ihren „Market Access Kompass“<br />

dien, die mehr und mehr die nationalen<br />

Einzelprojekte ablösen. Eine besondere<br />

Rolle in der international vergleichenden<br />

Position spielen die BRIC-Märkte.“ Für<br />

ihr Unternehmen bedeute dies, im OTC-<br />

Bereich brauche es den Cultural Broker,<br />

der kulturelle Spezifika zu deuten weiß,<br />

im ethischen Bereich erfordere es profunde<br />

Kenntnisse der Gesundheitssysteme<br />

in den einzelnen Ländern. „Standen<br />

„Marktscreening über webbasierte Befragungstools<br />

wird weiter zunehmen.“<br />

Alexander Fröhlich, Desitin<br />

früher Kommunikations- und Positionierungsstudien<br />

für Produkte, die kurz<br />

vor der Zulassung standen, im Fokus, so<br />

wird die Pharma-Marktforschung heute<br />

immer stärker in die strategische Planung<br />

einbezogen“, verdeutlicht Fuchs.<br />

Die Unmet Needs von Patienten, Selbstzahlern,<br />

und Healthcare-Professionals<br />

würden systematisch erforscht, um die<br />

Produktentwicklung an den Bedürfnissen<br />

des Marktes auszurichten. „Die<br />

Weiterentwicklung unserer Methoden,<br />

internes Wissensmanagement, sowie<br />

die Zusammenarbeit von Experten aus<br />

verschiedenen Bereichen wie Internet<br />

und Pharma, qualitativ und quantitativ,<br />

Online und Offline sind unsere Strategien,<br />

diesen Trends zu begegnen. Ganz<br />

abgesehen davon stellen wir bevorzugt<br />

Sozialwissenschaftler mit internationalen<br />

Erfahrungen und fundierten Kenntnissen<br />

in mehr als einer Fremdsprache<br />

ein“, zieht Fuchs Bilanz.<br />

Uwe Käckenhoff


Auswahl an Marktforschungsinstituten<br />

Firmenname Internetadresse<br />

1stLine www.1stline.de<br />

2Communicare www.2communicare.de<br />

Adelphi Germany www.adelphi-germany.com<br />

Agemas www.agemas.de<br />

AnswerS AG www.answers.de<br />

Bever Medizin Marktforschung www.phar-ma.de<br />

Blauw Research www.blauw-research.de<br />

Cegedim Strategic Data www.cegedimstrategicdata.com<br />

Cido Research www.cidoresearch.com<br />

Concentra Marketing Research www.concentra.de<br />

Consilium & Co www.consilium-co.de<br />

creative analytic 3000 www.ca3000.de<br />

DemoScope www.demoscope.ch<br />

Dialego AG www.dialego.de<br />

Dr. Rönsberg www.dr-roensberg.com<br />

Dr. von Keitz www.vonkeitz.com<br />

Ernest Dichter Institut www.edichter.de<br />

eTracker www.etracker.com<br />

Eumara www.eumara.com<br />

Forschungswerk www.forschungswerk.de<br />

GfK www.gfk.com<br />

<strong>GIM</strong> www.g-i-m.com<br />

GMS Dr. Jung www.gms-gmbh.com<br />

GO Research www.go-research.de<br />

GP Forschungsgruppe www.gp-f.com<br />

H,T,P, Concept www.inspirationformarketing.com<br />

Harris Interactive AG www.harrisinteractive.de<br />

Icon Added Value www.icon-added-value.com<br />

IFAK Institut www.ifak.com<br />

IFM Mannheim www.ifm-mannheim.de<br />

IMIG – Institut für Marktforschung<br />

www.imig-institut.de<br />

IMK www.i-m-k.de<br />

IMS HEALTH www.imshealth.de<br />

Insight Europe www.insighteurope.de<br />

Ipsos Deutschland www.ipsos.de<br />

ISM Global Dynamics www.globdyn.com<br />

Märkte + Unternehmen<br />

Firmenname Internetadresse<br />

K&A BrandResearch AG www.ka-brandresearch.com<br />

KantarHealth www.kantarhealth.com<br />

Knorr Marktforschung www.knorr-marktforschung.de<br />

Konkret www.konkret-mafo.de<br />

LINK Institut www.link-institut.de<br />

Maritz Research www.maritzresearch.de<br />

Marketagent.com www.marketagent.com<br />

Masmi Deutschland www.masmi.com<br />

mc markt-consult www.markt-cosult.com<br />

medipharm www.medi-pharm.de<br />

mediXline www.medixline.de<br />

MKM Marketinginstitut www.mkm-europe.com<br />

net-request www.net-request.de<br />

objective consumer www.objective-research.de<br />

Opinion Market www.opinion.de<br />

Pharma-Insight www.pharma-insight.de<br />

Pharmafakt www.pharmafakt.de<br />

Pharmalink www.pharmalink.eu<br />

Pharmecon www.pharmecon.de<br />

Produkt + Markt www.produktundmarkt.de<br />

Psyma www.psyma.com<br />

rheingold www.rheingold-online.de<br />

RSG Marketing Research www.rsg.ddf.de<br />

Seniorresearch www.seniorresearch.de<br />

Skopos www.skopos.de<br />

TNS Infratest www.tns-infratest.com<br />

Vocatus AG www.vocatus.com<br />

Wickert Institute www.wickert-institute.de<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

17


Märkte + Unternehmen<br />

Online-Marktforschung<br />

Via Communities auf<br />

Augenhöhe mit der Zielgruppe<br />

Ein relativ neues Tool in der qualitativen Online-Forschung sind Market Research<br />

Online Communities, mittels derer Patienten und Gesundheitskonsumenten<br />

zu Co-Kreatoren für die Entwicklung und Verbesserung von Produkten<br />

und Services werden können. Im Folgenden werden sieben Besonderheiten<br />

zum Einsatz dieser Communities im Bereich Health & Pharma dargestellt.<br />

Social Media-Plattformen haben sich<br />

durchgesetzt und sind mittlerweile fest<br />

im Alltag von Abermillionen Menschen<br />

etabliert. Nicht nur einseitig nach Informationen<br />

zu suchen, sondern zu<br />

chatten, zu posten und sich mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen gehört mittlerweile<br />

zum Verhaltensrepertoire des<br />

normalen Internet-Nutzers, zu denen<br />

auch Patienten und Angehörige zählen.<br />

Warum also nicht dieses neue gelern-<br />

18 Healthcare Marketing 6/2012<br />

te Verhalten auch für die Markt- und<br />

Innovationsforschung im Healthcare-<br />

Bereich nutzen?<br />

Gerade die normale Lebenswelt der Patienten<br />

und Angehörigen bietet genügend<br />

Stoff für Innovationen und Impulse für<br />

Produkt- und Serviceoptimierungen:<br />

Dazu zählen vermeintlich „banale“<br />

Hinweise von RA-Patienten, dass die<br />

Finger manchmal zu steif sind, um Tabletten<br />

aus Blisterpackungen zu drücken,<br />

Autorin: Dr. Ulrike Dulinski, IFAK<br />

Probleme von Herz-Kreislauf-Patienten<br />

beim Umgang mit Waschzetteln, Unverständnis<br />

der Pen-Stoppfunktion bei<br />

Diabetes-Patienten oder Tagesabläufe<br />

von Alzheimer-Angehörigen.<br />

Wie an Insights kommen?<br />

Ein neues Werkzeug der qualitativen<br />

Online-Forschung sind MROCs (Market<br />

Research Online Communities), die<br />

Foto: iStock Photo


speziell für Marktforschungsprojekte<br />

aufgesetzt werden. Der Zugang ist beschränkt,<br />

die Teilnehmer werden für einen<br />

begrenzten Zeitraum rekrutiert und<br />

honoriert.<br />

Neu im Vergleich zu bisherigen Ansätzen<br />

ist insbesondere ein umfangreicher<br />

Methodenmix. Dabei kann sowohl auf<br />

interaktiv-kollektive Module (Chat,<br />

Forum, Bulletin Board) als auch individuell-persönliche<br />

Module (Online-<br />

Tagebuch und Einzelaufgaben) zurückgegriffen<br />

und mit Quick Polls oder<br />

Kreativübungen kombiniert werden.<br />

Die Pharmabranche hat bei diesem Thema<br />

– wie viele anderen Bereichen auch –<br />

ihre Besonderheiten und Restriktionen,<br />

die es zu beachten gilt.<br />

1. Rekrutierung<br />

Community-Projekte stellen ihre eigenen<br />

Anforderungen an die Teilnehmer.<br />

Diese müssen neben einem gewissen<br />

Maß an Experimentierfreude vor allem<br />

bereit sein, auch an einem längerfristigen<br />

Forschungsprojekt zuverlässig teilzunehmen.<br />

Aufgrund der rechtlichen<br />

Vorgaben zum direkten Kontakt mit Patienten<br />

(u.a. Vorgaben des HWG) gibt<br />

es juristische Bedenken bei der Nutzung<br />

unternehmenseigener Homepages oder<br />

Betreuungsplattformen zur Rekrutierung<br />

der Teilnehmer. In der Regel wird<br />

daher die Rekrutierung in die neutralen<br />

Hände eines Dienstleisters gegeben, der<br />

prinzipiell zwei Möglichkeiten hat:<br />

· Online:<br />

Der direkte Zugriff auf spezialisierte<br />

Online-Panel ist vergleichsweise günstig,<br />

aber teilweise weniger planungssicher.<br />

Erfahrene Panel-Anbieter wissen<br />

inzwischen, dass sich die Rekrutierung<br />

von Teilnehmern für die qualitative<br />

Online-Marktforschung deutlich vom<br />

Sampling für Online-Befragungen unterscheidet.<br />

· Klassische Offline-Rekrutierung:<br />

Alle Rekrutierungswege, die im Bereich<br />

der medizinischen Offline-Studien gängig<br />

sind (spezialisierte regionale Rekrutierer,<br />

honorierte Vermittlung durch<br />

Healthcare Professionals (HCPs) und<br />

Selbsthilfegruppen usw.) liefern mehr<br />

Planungssicherheit und eine geringere<br />

Teilnehmermortalität, sind aber potentiell<br />

kostspieliger.<br />

Skepsis gegenüber der „Echtheit“ der<br />

Märkte + Unternehmen<br />

Online Communities als Tool der qualitativen Marktforschung<br />

speziell rekrutierte<br />

Teilnehmer<br />

nicht offen für jeden!<br />

Patienten ist ein nicht zu unterschätzender<br />

Einwand des Auftraggebers. Vermittlung<br />

über HCPs, sorgfältig durchgeführte<br />

Screenings und spezielle, auf<br />

die Zielgruppe ausgerichtete Wissensfragen<br />

können Zweifel ausräumen.<br />

2. Incentives / Teilnahmemotivation<br />

Generell kann man insbesondere in der<br />

Pharmamarktforschung drei Honorierungsformen<br />

unterscheiden:<br />

a) Ideell: Bereitstellung exklusiver Informationen<br />

und Feedback zu Forschungsergebnissen<br />

b) Materiell: Sachpreise, Gutscheine<br />

oder Spenden für gemeinnützige Körperschaften<br />

c) Sozial: empathischer Austausch<br />

(Informationen und Neuigkeiten von<br />

Gleichgesinnten), Möglichkeit, der eigenen<br />

Meinung unmittelbar Gehör zu<br />

verschaffen, im (indirekten) Dialog mit<br />

dem Hersteller an einer gemeinsamen<br />

Lösung zu arbeiten<br />

Die Nutzung aller drei Motivationsebenen<br />

erhöht die Teilnahmebereitschaft<br />

dabei deutlich.<br />

3. Datenschutz und<br />

Code of Conduct<br />

Zugang<br />

Eigenschaften <br />

Zeithorizont<br />

Gemäß den 2011 von der ESOMAR<br />

veröffentlichten Richtlinien für die<br />

Social Media-Forschung können drei<br />

Fokus<br />

zeitlich auf Projekt limitiert<br />

nicht open end!<br />

qual. und quant.<br />

Marktforschung<br />

kein Marketing/Branding!<br />

Interaktiv-kollektive (Chat, Forum) und individuell-persönliche Module (Online-<br />

Tagebuch) können kombiniert werden<br />

verschiedene Arten von Social Media<br />

mit jeweils unterschiedlichen ethischen<br />

Anforderungen an die Marktforschung<br />

unterschieden werden: die Public Social<br />

Media oder virtuelle Öffentlichkeit, die<br />

Private Social Media wie geschlossene<br />

Communities und Market Research Social<br />

Media. In den jüngst überarbeiteten<br />

Verhaltenskodizes der EphMRA findet<br />

sich mittlerweile auch ein ganzes Kapitel<br />

zu Internet und Social Media. Die<br />

Prinzipien in diesen Verhaltenskodizes<br />

lassen sich dahingehend bündeln, dass<br />

es stets das Ziel sein muss, den Teilnehmern<br />

größtmögliche Transparenz über<br />

das Projekt, den Community-Anbieter,<br />

die organisatorischen Abläufe des Projekts,<br />

Vertraulichkeit sowie die Rechte<br />

der Nutzer zu geben.<br />

4. Adverse Event Reporting<br />

Besonders bei Patientenstudien haben<br />

die Abteilungen Legal / Compliance<br />

und Arzneimittelsicherheit Angst vor<br />

einer Flut von Nebenwirkungsmeldungen.<br />

Ein abgestimmtes Vorgehen bei<br />

NW-Meldungen ist daher im Vorfeld<br />

einer MROC zwischen Auftraggeber<br />

und Dienstleister festzulegen.<br />

Eine mindestens tägliche Überprüfung<br />

der Beiträge, die Fallbearbeitung und<br />

-meldung ist mit einzukalkulieren. Die<br />

Erfahrung zeigt jedoch, dass die Anzahl<br />

der Meldungen gering ist und sich der<br />

Arbeitsaufwand durch einen guten Monitoringprozess<br />

und eine gute Moderation<br />

im Rahmen hält.<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

19


Märkte + Unternehmen<br />

5. Angst vor inhaltlichem<br />

Kontrollverlust<br />

Shitstorm ist ein anderer Begriff für<br />

negative Gerüchte und Falschmeldungen,<br />

die sich im Web 2.0 ungefiltert und<br />

unkorrigiert verbreiten können. Was<br />

tun, wenn falsche Informationen sich<br />

bei Meinungsführern verbreiten? Pharmahersteller<br />

sind diesbezüglich extrem<br />

sensibel. Doch Grenzen sind bereits<br />

durch die Abgeschlossenheit und spezielle<br />

Rekrutierung gegeben. Dadurch,<br />

dass nicht wie bei Facebook & Co. jeder<br />

an der Community teilnehmen kann, ist<br />

das Risiko einer schnellen und umfangreichen<br />

Verbreitung eher gering.<br />

Zudem lässt sich gerade an diesem<br />

Punkt auch eine der Stärken der Community-Lösung<br />

festmachen: Durch<br />

die ständige Reaktionsmöglichkeit der<br />

Moderatoren und Beobachter (z.B. des<br />

Marketing-Teams) können strittige Fragen<br />

direkt umgemünzt werden in einen<br />

Diskussionspunkt, der zur Klärung der<br />

potentiellen „Fehlinterpretationen“ der<br />

Zielgruppen beitragen.<br />

6. Besonders geeignete Zielgruppen<br />

Health & Pharma<br />

Einer der ganz großen Vorteile der<br />

Community ist die Anonymität der<br />

Teilnehmer. Diese Anonymität führt<br />

oftmals zu tiefer gehenden Insights. Neben<br />

den Standardfragestellungen ist dadurch<br />

insbesondere auch die Forschung<br />

in sensiblen Indikationsgebieten sehr<br />

geeignet. HIV, Psoriasis, Psychische<br />

Erkrankungen, aber auch Erektile Dysfunktion<br />

oder Reizdarmsyndrom sind<br />

Beispiele dafür. Im Einzelnen ist bei jeder<br />

Fragestellung zu diskutieren, ob die<br />

Patienten selbst und/oder eher ihre <strong>Care</strong>-<br />

giver und Angehörigen als Gesprächspartner<br />

in Frage kommen.<br />

7. Aktuelle Fragestellungen /<br />

Anwendungsfelder<br />

Adhärenz ist in aller Munde. Sie umschreibt<br />

die gemeinsame Verantwortung<br />

des medizinischen Fachpersonals<br />

und des Patienten zum Einhalten von<br />

Therapieplänen. Die Entwicklung adhärenz-fördernder<br />

Maßnahmen rückt<br />

auch zunehmend in den Fokus der In-<br />

20 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Vor- und Nachteile von Market Research Online Communities<br />

PRO<br />

·Tiefe und umfangreiche Insights<br />

durch Alltagsnähe, größere Teilnehmerzahl,<br />

Anonymität, ethnografische Elemente, hohes<br />

Teilnehmerinvolvement<br />

· Schnelligkeit<br />

Entscheidungsgrundlagen liegen während des<br />

Projekts permanent vor<br />

· Methodische Flexibilität ‚on the go‘<br />

· Keine räumliche Kopräsenz nötig<br />

· Überregionale Rekrutierung<br />

· Weniger Reisetätigkeit<br />

· Schwierige Zielgruppen gut einbindbar<br />

· 1:1 Protokoll ohne Zusatzkosten direkt<br />

verfügbar<br />

· Kunden können verdeckt beobachten<br />

oder sogar teilnehmen<br />

dustrie: Zahlreiche Untersuchungen<br />

auf Ebene der Patienten ergeben mittlerweile<br />

alarmierende Einblicke in das<br />

Einnahmeverhalten. Das Kennenlernen<br />

von Patientenlebenswelten und von Erfahrungen<br />

der Angehörigen im Umgang<br />

mit der Erkrankung liefern sehr gute<br />

Ansatzpunkte zur Entwicklung adhärenz-fördernder<br />

Maßnahmen.<br />

Weitere community-geeignete Themen<br />

sind z.B.:<br />

· Beurteilungen oder alternativ sogar<br />

Inhouse-Tests von Medizinprodukten<br />

und Kleingeräten für den Endverbraucher<br />

(Blutzucker- oder Blutdruckmessgeräte,<br />

Pens etc.)<br />

· Interdisziplinärer Austausch zur Biological-Therapie<br />

(z.B. mit Schwestern<br />

aus der Rheumatologie, Dermatologie<br />

und Gastroenterologie)<br />

· Kommunikations-Checks: Wahrnehmung<br />

und Bewertung von Websites,<br />

Betreuungsprogrammen, Kommunikationskampagnen<br />

und Infomaterialien<br />

· Ernährungsverhalten spezieller Patientengruppen<br />

CONTRA<br />

· Mehr Breite als Tiefe – daher weniger<br />

geeignet für<br />

· Tiefgehende Diskussion komplexer Fragestellungen<br />

und Motivationen<br />

· Detailliertes Eingehen auf Einzelmeinungen<br />

· Anonymität als Gefahr für Validität<br />

· Einfluss des Mediums sehr individuell<br />

und schwer abzuschätzen (z.B.: Würde<br />

man verbal anders antworten?)<br />

· Wenn die Methode zu sehr an die Technik<br />

angepasst werden muss<br />

Fazit<br />

Market Research Online Communities<br />

eröffnen neue, tiefe Einblicke in das<br />

Leben von Patienten und <strong>Care</strong>givern.<br />

Der dabei vorherrschende Kontakt<br />

auf Augenhöhe ist es, der von vielen<br />

Pharmaunternehmen gewünscht wird.<br />

Denn nur so lassen sich erfolgreiche Innovationen<br />

innerhalb des Produkt- und<br />

Serviceportfolios entwickeln sowie die<br />

Patientenansprache und das Marketing<br />

passgenau aufsetzen.<br />

Wie in vielen anderen Bereichen gilt es<br />

aber auch hier, die spezifischen Rahmenbedingungen<br />

der Pharmaindustrie zu berücksichtigen.<br />

Der Einsatz einer MROC<br />

ist daher bei jeder Studie genauestens zu<br />

überdenken. Wenn sich der Einsatz aber<br />

nicht verbietet, eröffnen MROCs eine<br />

neue Möglichkeit, Patienten und <strong>Care</strong>giver<br />

schnell und flexibel in Unternehmensprozesse<br />

mit einzubinden. In anderen<br />

Branchen wie der Konsumgüterindustrie<br />

ist das Instrument schon seit längerem<br />

dabei, sich zu etablieren. Die Chancen,<br />

dass sich MROCs auch im Pharmasektor<br />

durchsetzen, stehen nicht schlecht.<br />

Dr. Ulrike Dulinski<br />

ist seit 2011 Head of Health & Pharma beim IFAK Institut für Markt-<br />

und Sozialforschung, Taunusstein. Während ihres Werdegangs leitete<br />

sie nationale und internationale Pharma-Marktforschungsprojekte<br />

und moderierte Einzelexplorationen und Gruppendiskussionen mit<br />

Healthcare Professionals sowie Patienten und deren Angehörigen.<br />

Zu ihren Spezialgebieten zählen Rheumatologie, Diabetologie, Pneumologie,<br />

Schmerztherapie, Onkologie und ZNS. Zuvor war sie bei Go<br />

Research, Frankfurt, tätig.<br />

F Kontakt: ulrike.dulinski@ifak.com


Märkte + Unternehmen<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

21


Märkte + Unternehmen<br />

Gesetzliche Krankenkassen<br />

Gesundheitssystem in<br />

der Bürokratiefalle<br />

Das Gesundheitssystem krankt an zu hohen Verwaltungskosten. Grund hierfür<br />

sind unter anderem unnötig viele Schnittstellen zwischen den handelnden<br />

Akteuren sowie chaotische Kommunikationswege. Eine aktuelle Umfrage<br />

unter den Leistungserbringern ermittelt ein Einsparpotenzial von mindestens<br />

13 Milliarden Euro in 2010.<br />

Autor: Dr. Oliver Scheel, A.T. Kearney<br />

Der öffentliche Gesundheitssektor ist<br />

geprägt von immer komplexeren Strukturen<br />

– und das in Kombination mit stetig<br />

steigenden Kosten und ausufernden<br />

Verwaltungsprozessen. Die gesetzlichen<br />

Krankenkassen (GKV) sind dabei in die<br />

Funktion einer Zentralinstanz gerückt,<br />

deren Hauptaufgabe – neben der Zusicherung<br />

erforderlicher Patientenversorgung<br />

– die Kontrolle und Allokation von<br />

Leistungsausgaben an die Leistungser-<br />

22 Healthcare Marketing 6/2012<br />

bringer, zum Beispiel Krankenhäuser<br />

und Ärzte, ist. 2009 wurde zum ersten<br />

Mal die Grenze von elf Prozent des<br />

Bruttoinlandsproduktes überstiegen und<br />

Krankenkassenbeiträge haben die 15,5<br />

Prozent-Marke erreicht. Zwar gab es<br />

in den vergangenen Jahren eine große<br />

Anzahl tiefgreifender Reformen, eine finanzielle<br />

Entlastung des Systems konnte<br />

jedoch nicht erreicht werden.<br />

Verursacht wird der hohe Verwaltungs-<br />

aufwand vor allem durch eine Reihe<br />

von Komplexitätstreibern wie etwa die<br />

Vielzahl unterschiedlicher Akteure, ein<br />

Überangebot an Produkten und Dienstleistungen,<br />

unterschiedliche IT-Systeme,<br />

häufig wechselnde Reformen und Gesetze<br />

sowie Schnittstellenprobleme aufgrund<br />

nicht aufeinander abgestimmter<br />

Prozesse.<br />

Denn: Die Komplexität eines arbeitsteilig<br />

organisierten Systems steigt durch<br />

Foto: iStock


die interne Organisation von<br />

Arbeitsabläufen. Ist das Zusammenspiel<br />

der einzelnen handelnden Akteure nicht<br />

optimal organisiert, so werden unnötig<br />

viele Schnittstellen zur Arbeitsbewältigung<br />

benötigt. Diese Schnittstellen<br />

wirken dann als Komplexitätstreiber<br />

und hemmen die Effizienz der Funktion<br />

des Gesamtsystems. Je vielschichtiger<br />

ein System in sich vernetzt ist und<br />

je mehr ‚Knotenpunkte‘ von ihm intern<br />

bewältigt werden müssen, desto<br />

schwieriger gestaltet sich die Erledigung<br />

seiner Hauptaufgabe. Die Konsequenz<br />

ist fehlende Transparenz über die tatsächlichen<br />

Verwaltungskosten und ein<br />

zunehmend schwieriger zu steuerndes<br />

Gesamtsystem.<br />

Zudem werden die Verwaltungskosten<br />

dadurch in die Höhe getrieben, dass<br />

die GKV zunehmend Verwaltungstätigkeiten<br />

auf die Leistungserbringer<br />

überträgt. Als Beispiel sei die Praxisgebühr<br />

genannt. Sie wurde 2004 eingeführt,<br />

um die Anzahl der Arztkontakte<br />

einzuschränken und stellt eine private<br />

Zuzahlung der Patienten für ärztliche<br />

Leistungen dar, die pro Quartal an den<br />

behandelnden Arzt zu entrichten ist. Die<br />

Praxisgebühr stellt somit eine 100-prozentige<br />

Verwaltungstätigkeit des Arztes<br />

dar, die ihm von der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

übertragen wird, durch<br />

die er selbst aber keinen Gewinn erzielt.<br />

Mafo-Analyse zeigt hohe<br />

Verwaltungskosten auf<br />

In Summe fallen also innerhalb des<br />

Gesundheitssystems wesentlich höhere<br />

Verwaltungskosten an, als offiziell berichtet.<br />

Dies haben wir unter anderem<br />

mittels einer groß angelegten Marktforschungsanalyse<br />

aufgezeigt. Um die Verwaltungsaufwände<br />

der Leistungserbringer<br />

im Einzelnen zu ermitteln, wurde<br />

im Zeitraum von Juni bis August 2011<br />

eine deutschlandweite Umfrage durchgeführt,<br />

an der sich 6.000 Leistungserbringer<br />

beteiligt haben.<br />

Für 2010 hat die GKV etwa Verwaltungskosten<br />

in Höhe von 9,5 Milliarden<br />

Euro ausgewiesen. Tatsächlich jedoch<br />

wurden von den rund 176 Milliarden<br />

Euro GKV-Gesundheitsausgaben 40,4<br />

Milliarden Euro für Verwaltungsaktivitäten<br />

aufgewendet, anstatt sie für Vorsorge,<br />

Medizin, Heilung und Pflege auszugeben.<br />

Zusätzlich sind nämlich 30,9<br />

Milliarden Euro auf Seiten der Leistungserbringer<br />

entstanden. Die Folge:<br />

Von einem Euro Beitrag zur gesetzlichen<br />

Krankenversicherung kamen nur maximal<br />

77 Cent in Form von Gesundheitsdienstleitungen<br />

direkt beim Patienten<br />

an. 23 Cent wurden für rein administrative<br />

Aufgaben ausgegeben.<br />

Von den 30,9 Milliarden Euro, die bei<br />

den Leistungserbringern entstanden<br />

sind, wurden 18 Milliarden Euro direkt<br />

oder indirekt durch die GKV verursacht,<br />

etwa durch zunehmende Aufgabenver-<br />

lagerungen. Die gesamten, durch die<br />

GKV verursachten Verwaltungskosten<br />

beliefen sich somit auf 27,5 Milliarden<br />

Euro (9,5 Milliarden bei der GKV direkt<br />

und 18 Milliarden bei den Leistungserbringern).<br />

Damit beträgt die Verwaltungskostenquote<br />

der GKV nicht, wie<br />

ausgewiesen, 5,4 Prozent, sondern 15,6<br />

Prozent. Sie ist mehr als doppelt so hoch<br />

wie die durchschnittliche Verwaltungskostenquote<br />

deutscher Unternehmen<br />

von 6,1 Prozent.<br />

Beitragssatz von 14,2 Prozent<br />

oder weniger möglich<br />

Die Befragung der Leistungserbringer<br />

hat ferner ergeben, dass mindestens<br />

die Hälfte der von der GKV verursachten<br />

Verwaltungsaufwände und -kosten<br />

durch die Reduktion der Komplexität<br />

der Prozesse, Systeme und Regelungen<br />

eingespart werden könnte. Konkret lässt<br />

sich das Einsparpotenzial für 2010 auf<br />

mindestens 13 Milliarden Euro beziffern.<br />

Das bedeutet, dass von jedem Euro<br />

Märkte + Unternehmen<br />

Beitragszahlung acht Cent eingespart<br />

werden können und sich der Beitragssatz<br />

von 15,5 Prozent sich auf mindestens<br />

14,2 Prozent senken ließe.<br />

Ganzheitliche Optimierung<br />

des Systems nötig<br />

Es besteht also dringender Handlungsbedarf,<br />

sollen die heute schon ausufernden<br />

Verwaltungskosten nicht noch weiter<br />

steigen. Dabei gibt es eine Reihe von<br />

Ansatzpunkten, mit deren Hilfe die Kosten<br />

gesenkt und ohne weiteren Mittelzufluss<br />

Leistungssteigerungen erzielt werden<br />

können. Vorteilhaft auf das System<br />

würde sich zum Beispiel eine gesamthaft<br />

koordinierte Reduktion der Anzahl ge-<br />

setzlicher Krankenkassen sowie die Optimierung<br />

des Verwaltungsapparats der<br />

Kassenärztlichen Vereinigungen auswirken.<br />

Außerdem ist das komplexe Portfolio<br />

an Produkten und Dienstleistungen<br />

und der damit verbundene Verwaltungsaufwand<br />

auf ein für das Gesamtsystem<br />

sinnvolles Maß zu reduzieren. Wichtig<br />

sind zudem schlanke, direkte und<br />

durchgängige Informationsströme, die<br />

Kosten sparen und Schnittstellen reduzieren.<br />

Nur dann, wenn einzelne Akteure<br />

sich mit ihren Entscheidungen<br />

nicht wiederholt bei anderen Beteiligten<br />

rückversichern müssen, wird die Schaffung<br />

schlankerer Verwaltungsstrukturen<br />

durch direkte Kommunikation gelingen.<br />

Es besteht kein Zweifel daran, dass das<br />

deutsche Gesundheitswesen über ein<br />

signifikantes und bislang ungenutztes<br />

Effizienzsteigerungs- und Kostendämpfungspotenzial<br />

verfügt. Eine tatsächliche<br />

und substanzielle Verbesserung kann allerdings<br />

nur erreicht werden, wenn sich<br />

alle Akteure aktiv im Sinne einer Systemtransformation<br />

daran beteiligen.<br />

Dr. Oliver Scheel ist Partner bei A.T. Kearney und leitet dort den Bereich Pharma &<br />

Healthcare für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Er berät<br />

nationale und internationale Unternehmen der Pharmabranche, Medizintechnik<br />

und des Gesundheitswesens. Dabei ist der Biochemiker<br />

spezialisiert auf wertschöpfungskettenübergreifendes Komplexitätsmanagement,<br />

Strategieentwicklung sowie innovative Ansätze zur<br />

Optimierung im Bereich Operations (Beschaffung, Supply Chain und<br />

Produktion). F Kontakt: oliver.scheel@atkearney.com<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

23


Märkte + Unternehmen<br />

Apotheken<br />

Der anspruchsvolle Kunde<br />

Eine Studie des IFH Köln untersucht die Wünsche der Bevölkerung an die<br />

Apotheker. Dabei zeigt sich: Die bewährte Apothekenlandschaft soll auch in<br />

Zukunft beibehalten werden. Am Beispiel von Procter & Gamble wird deutlich,<br />

wie ein Unternehmen seinen Vertrieb über Pharmazeuten ausbaut.<br />

Vor dem Hintergrund einer alternden<br />

Gesellschaft wird die Bedeutung der<br />

Apotheken in den kommenden Jahren<br />

steigen. Das fand das Institut für Handelsforschung<br />

(IFH Köln) im Rahmen<br />

der Studie „Zukunft der Apotheken“<br />

heraus, die auf Initiative der nordrheinwestfälischen<br />

Apothekerkammern und<br />

Apothekerverbände durchgeführt wurde.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die deutsche<br />

Bevölkerung klare Vorstellungen<br />

davon hat, was sie von den Apotheken<br />

erwartet. Zu den Basisanforderungen<br />

gehören eine gute Erreichbarkeit und<br />

die schnelle Verfügbarkeit von Arzneimitteln.<br />

Die Profilierung erfolgt über die<br />

Beratung und den Service. Wenn es nach<br />

den Verbrauchern ginge, soll beides weiterhin<br />

ausgeweitet werden.<br />

Die repräsentativen Ergebnisse der Studie<br />

zeigen, dass Apotheker bereits als kompetente<br />

Ansprechpartner und Lotsen im<br />

Gesundheitswesen wahrgenommen wer-<br />

24 Healthcare Marketing 6/2012<br />

den. 60 Prozent der Verbraucher nutzen<br />

auch schon heute den Apotheker als erste<br />

Anlaufstelle bei leichten Beschwerden.<br />

Apotheker genießen großes<br />

Vertrauen<br />

In Zeiten, in denen die ärztlichen Leistungen<br />

ständig gekürzt werden, glauben<br />

über zwei Drittel der Verbraucher, dass<br />

der Apotheker als Ansprechpartner in<br />

Gesundheitsfragen eine immer größere<br />

Rolle spielen wird. Vor diesem Hintergrund<br />

wird aus Sicht der Befragten die<br />

Beratungsaufgabe des Apothekers künftig<br />

noch weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Der Studienleiter des IFH Köln Dr. Markus<br />

Preißner fordert: „Im Apothekengeschäft<br />

gibt es eine intensive Kunden-<br />

Mitarbeiter-Beziehung wie kaum in<br />

einer anderen Branche. Deshalb muss<br />

der Faktor Mensch in den Apotheken<br />

Dr. Markus Preißner, IFH Köln<br />

noch weiter ausgebaut werden.“<br />

Laut Studie gibt es für den Ausbau des<br />

Beratungsangebotes gute Voraussetzungen:<br />

Die Beziehung zum Apotheker und<br />

seinem Team wird von den Apothekenkunden<br />

als vertrauensvoll wahrgenommen.<br />

Entsprechend hoch ist der Stammkundenanteil<br />

von 79 Prozent. Obwohl<br />

Foto: fotolia


der Berufsstand des Apothekers großes<br />

Vertrauen genießt, zeigt beispielsweise<br />

eine Studie von Stiftung Warentest, dass<br />

Kunden keineswegs immer kompetent<br />

beraten werden. Stiftung Warentest untersuchte<br />

2010 50 Apotheken (Vor-Ort<br />

und Versandapotheken), von denen elf<br />

Apotheken mit einem mangelhaften<br />

Qualitätsurteil bewertet wurden.<br />

„Wo Apotheke drauf steht,<br />

muss Apotheke drin sein“<br />

„Zukunft der Apotheken“ zeige im Gegensatz<br />

zu Stiftung Warentest, was die<br />

Verbraucher wollen. Gewünscht wird<br />

vor allem eine sinnvolle und engere<br />

Zusammenarbeit zwischen den Arztpraxen<br />

und Apotheken. Was der Kunde<br />

von dem Apotheker will und wie<br />

dies am besten umzusetzen ist, erläutert<br />

Preißner: „Freundlichkeit, Kompetenz,<br />

Einfühlungsvermögen und die Glaubwürdigkeit,<br />

eine vertrauensvolle Beratung<br />

durchführen zu können. Dies kann<br />

einerseits durch bauliche Maßnahmen<br />

im Kassenbereich verstärkt werden, andererseits<br />

kann der Apothekenmitarbeiter<br />

das Gefühl dafür entwickeln, wann<br />

es angebracht ist, in den Nebenraum zu<br />

gehen.“ Preißner plädiert zudem: „Überall<br />

wo Apotheke drauf steht, muss auch<br />

Apotheke drin sein. Man braucht einen<br />

einheitlichen Standard für Apotheken,<br />

weshalb es wichtig ist, dass sich die Apotheker<br />

fortwährend fortbilden.“<br />

Was diese Forderung für das Freiwahlsortiment<br />

bedeutet, hängt zunächst von<br />

den Standorten der Apotheke ab. Einzugsgebiet<br />

und Wettbewerbssituation<br />

ist für den Verkaufserfolg entscheidend,<br />

weiß auch Preißner: „Das Produkt darf<br />

nicht willkürlich im Sortiment gelistet<br />

sein, sondern muss sich in die Positionierung<br />

der Apotheke einfügen. Die Industrie<br />

muss den Apotheker in das gesamte<br />

Leistungsportfolio einbinden und den<br />

Fokus auf die Beratung legen.“<br />

Der Konsumgüterhersteller Procter &<br />

Gamble (P&G) hat in Kooperation mit<br />

Alliance Boots die Schönheitspflegemarke<br />

Boots Laboratories auf den Markt<br />

gebracht und drängt ins Freiwahlsortiment.<br />

Seit Januar 2012 sind die Pflegelinien<br />

Serum7 und Serum7 Lift für<br />

Anti-Aging Bedürfnisse sowie die Optíva<br />

Linie zur Feuchtigkeitspflege in den<br />

Apotheken erhältlich. Für den erfolgreichen<br />

Vertrieb der Produkte bietet P&G<br />

Relevanz von Apotheken<br />

Die Bundesbürger sehen Apotheken in zentraler Rolle<br />

den Apothekenteams ein umfangreiches<br />

Trainingsprogramm an. Es werden Online-Videos<br />

und andere Lehrmittel zur<br />

Verfügung gestellt, um die Apothekenmitarbeiter<br />

auf persönliche Verkaufsgespräche<br />

vorzubereiten. Künftig sollen<br />

weitere Elemente folgen, um die Beratungskompetenz<br />

für die Marke weiter<br />

auszubauen.<br />

Der Fokus liegt auf der<br />

Beratung<br />

Nach den Ergebnissen der Kölner Studie<br />

spielt das Ergänzungssortiment mit Kosmetika,<br />

Körperpflegemitteln etc. eine<br />

eher untergeordnete Rolle. Gewünscht<br />

werde eine klare Fokussierung auf Arzneimittel.<br />

Umso wichtiger ist es für die<br />

Hersteller von Ergänzungssortimenten,<br />

ein ausgereiftes Marketingkonzept zu<br />

entwickeln.<br />

Um den Kunden auf das Produkt aufmerksam<br />

zu machen, stellt P&G den<br />

Apothekern sowohl Dekorationselemente<br />

für Schaufenster und Theke als<br />

auch Infotainment-Material zur Verfügung.<br />

Schließlich wird Boots Laboratories<br />

apotheken-exklusiv vertrieben.<br />

Der Launch der Pflegeserie wird durch<br />

eine Printkampagne in Publikumszeitschriften<br />

und der pharmazeutischen<br />

Fachpresse begleitet. P&G beauftragte<br />

für die Kommunikation gleich mehrere<br />

Agenturen. Leo Burnett ist als Kreativagentur<br />

verantwortlich, die DSB & K<br />

Werbeagentur GmbH kümmert sich um<br />

die Gestaltung der Instore-Materialien,<br />

Märkte + Unternehmen<br />

während die Cocomore AG den digitalen<br />

Bereich übernimmt. Für die PR<br />

zeichnen Brandzeichen (<strong>Consumer</strong> PR)<br />

und MSL Germany (Professional PR)<br />

verantwortlich.<br />

Das Thema Kundenbeziehung sollte<br />

nach wie vor weit oben auf der Agenda<br />

der Unternehmen stehen. Macht man<br />

Kunden zu Fans, kann man sich eine<br />

hohe Loyalität sichern. Dies erkennt<br />

auch Dr. Wolfgang Kaerkes, geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied der Deutschen<br />

Gesellschaft für Qualität (DGQ).<br />

Nach Kaerkes Ansicht werde es im<br />

Zeitalter austauschbarer Produkte und<br />

Dienstleistungen immer wichtiger, Kunden<br />

auch emotional an die eigene Marke<br />

zu binden.<br />

Als positives Beispiel geht die Bahnhof-<br />

Apotheke Eberbach voran, die 2012<br />

bereits zum dritten Mal in Folge zu<br />

Deutschlands Kundenchampion ausgezeichnet<br />

wurden. Die Beziehung der<br />

Bahnhof-Apotheke zu ihren Kunden<br />

wird nach eigenen Aussagen über die<br />

stetige Weiterbildung der Mitarbeiter,<br />

ein über dem Standard liegendes Leistungsangebot<br />

und ein professionelles<br />

Qualitätsmanagement gewährleistet.<br />

Seit 2008 suchen die Deutsche Gesellschaft<br />

für Qualität e.V. und die forum!<br />

Marktforschung GmbH jedes Jahr die<br />

Unternehmen mit den besten Kundenbeziehungen<br />

in Deutschland. Dabei werden<br />

die Kundenbeziehungen von Unternehmens-,<br />

Kunden- und Expertensicht<br />

beleuchtet.<br />

Janika Ebmeyer<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

25


Märkte + Unternehmen<br />

OTC-Marketing<br />

Pricing ohne Blindflug<br />

Der Preis eines Arzneimittels wurde lange Zeit zu wenig beachtet. Doch<br />

neben der Marke ist der Preis immer wichtiger für den Abverkaufserfolg. Ein<br />

neues statistisches Modell soll helfen, den optimalen Preises zu finden.<br />

Mit der Gesundheitsreform 2004 wurden<br />

die OTC-Preise freigegeben. Zunächst<br />

blieb diese Neuregelung ohne<br />

Auswirkungen für den Verbraucher.<br />

Denn die Apotheken nahmen die unverbindliche<br />

Preisempfehlung (UPE) noch<br />

über Jahre als tatsächlichen ‚Festpreis‘.<br />

Mit der Zunahme des OTC-Geschäfts<br />

über den sehr preisaktiven Versandhandel<br />

und die Gründung erster Discountapotheken<br />

bekam das Argument Preis<br />

jedoch auch für Apotheken einen wesentlich<br />

höheren Stellenwert.<br />

Dennoch wurde der Preis eines Produktes,<br />

eines der 4 Ps im Marketing Mix<br />

(Produkt, Promotion, Platzierung, Preis)<br />

im aktuellen OTC-Marketing lange zu<br />

wenig beachtet. Erst mit dem zunehmenden<br />

Druck des Marktes sowie daraus<br />

folgend immer häufigeren Preisaktionen<br />

der Apotheken rückte dieses Element<br />

26 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Autoren: Agnieszka Wolk und Janina Bäder, IMS Health<br />

der Marketingstrategie verstärkt auch<br />

in den Blickwinkel der Verantwortlichen<br />

bei der Industrie. Denn neben der Marke<br />

ist der Preis immer entscheidender für<br />

den Abverkaufserfolg.<br />

Zur Findung des optimalen Preises gehört<br />

aber inzwischen deutlich mehr als<br />

die einfache Rechnung ‚Kosten plus x‘.<br />

In diese Berechnungen müssen zahlreiche<br />

weitere Faktoren einfließen, wie<br />

Wettbewerbsstellung, Preishistorie des<br />

Produktes, die Preissensitivität und das<br />

Image des Produktes. Entscheidend ist<br />

schließlich, ob der empfohlene Preis tatsächlich<br />

auch umgesetzt wird. Und das<br />

ist oft nicht der Fall. Zumal viele Apotheken<br />

aus Angst vor preisaktiven Wettbewerbern<br />

am Ort oder dem Versandhandel<br />

dazu übergegangen sind, sogar<br />

bekannte Marken zu verramschen.<br />

Um Hersteller bei der optimalen Preis-<br />

strategie zu unterstützen, bietet IMS<br />

ein neues statistisches Modell an, dass<br />

Faktoren wie diese berücksichtigt. Die<br />

entsprechenden Berechnungen basieren<br />

auf der Auswertung der evidenzbasierten<br />

Daten des rund 4.200 Apotheken<br />

umfassenden IMS-Apothekenpanels. Im<br />

Rahmen eines solchen Projektes werden<br />

zunächst die effektive Preisstellung des<br />

untersuchten Produktes und die dazu<br />

gehörenden Mengen analysiert. Daraus<br />

wird ermittelt, welcher Zusammenhang<br />

zwischen Preis und Absatz besteht. Abschließend<br />

erfolgt eine Beratung zur optimalen<br />

Pricing-Strategie.<br />

Im ersten Schritt eines solchen Projektes<br />

werden die Rohdaten aus dem<br />

Apothekenpanel für einen bestimmten<br />

Zeitraum ausgewertet. Die Analyse der<br />

Preisstellung und Menge zeigt dem beauftragenden<br />

Unternehmen, wie viele<br />

Foto: fotolia


Apotheken die UPE bei welchem Absatz<br />

umgesetzt haben. So kann der Hersteller<br />

beurteilen, ob sich eine kritische Anzahl<br />

von Apotheken nicht an die UPE gehalten<br />

hat und ob er gegebenenfalls gegensteuern<br />

sollte.<br />

Interessant kann dies z.B. auch bei Preisanhebungen<br />

sein. Denn der Hersteller<br />

erfährt so anhand echter Daten, wie<br />

viele Apotheken diese Erhöhung nicht<br />

(mehr) mitgegangen sind. Erkennbar<br />

ist zudem die Geschwindigkeit, mit der<br />

die Apotheken die Anhebung des Preises<br />

umgesetzt haben. Anhand von Kurvendiagrammen<br />

sieht das Unternehmen wie<br />

groß die Differenz des UPE zum tatsächlichen<br />

Abverkaufspreis ist. Es kann dabei<br />

nicht nur sehen, ob diese Differenz<br />

z.B. nach einer Preiserhöhung wächst,<br />

sondern auch aus den Daten ablesen, wie<br />

sich die Apotheken in den unterschiedlichen<br />

Umsatzgrößenklassen verhalten.<br />

Daraus lässt sich beispielsweise ablesen,<br />

ob die großen Apotheken preisaktiver<br />

als ihre kleineren Mitbewerber sind.<br />

Die detaillierte Analyse der Apothekendaten<br />

erlaubt schließlich Rückschlüsse<br />

darüber, wie die tatsächlichen Preisspannen<br />

sind und zu welchem Preis die<br />

Mehrzahl der Apotheken das untersuchte<br />

Produkt anbietet. Damit die beauftragenden<br />

Unternehmen ein reales Bild erhalten,<br />

werden aus den Apothekendaten<br />

Marketingaktionen herausgefiltert, bei<br />

denen mit Sonderangeboten gearbeitet<br />

wurde. Berücksichtigt werden nur Preise<br />

bzw. Preis-Mengen-Kombinationen, die<br />

länger als fünf Wochen gehalten wurden.<br />

Sind diese Zahlen bereits ein erster Indikator<br />

für die Akzeptanz des aktuellen Pricings,<br />

lässt sich mit der Preis-Absatz-Funktion<br />

zusätzlich ermitteln, wie empfindlich<br />

ein Produkt auf Veränderungen des Preises<br />

reagiert. Grundsätzlich gilt nach den<br />

Gesetzen der Betriebswirtschaftslehre,<br />

dass der Absatz umso geringer wird, je<br />

höher der Preis der Handelsform ist. Wie<br />

aber zeigt sich das bei bestimmten Produkten<br />

in den Apotheken?<br />

Um hier die Relationen genau zu berechnen,<br />

wird nicht nur das Produkt<br />

selbst beobachtet. Zusätzlich werden<br />

auch die Besonderheiten der Apotheken<br />

berücksichtigt. Für die Berechnung der<br />

Marktsituation des aktuellen Produktes<br />

wird lediglich ein ‚robuster Bereich‘ herangezogen.<br />

Hierbei handelt es sich um<br />

eine Preishöhe, die von besonders vielen<br />

Apotheken gewählt wurde.<br />

Durch die Kombination verschiedener<br />

Berechnungsmodelle ist es so möglich,<br />

Preisschwellen erkennbar zu machen<br />

und die Preiselastizität zu quantifizieren.<br />

Konkret lassen sich mit diesem Modell<br />

dann nicht nur die Auswirkungen von<br />

Preiserhöhungen berechnen. Die Einbeziehung<br />

der zahlreichen Koeffizienten<br />

ermöglichen es dem Unternehmen auch,<br />

exakt den Preis zu finden, mit dem es<br />

unter Berücksichtigung des Marktverhaltens<br />

seiner Apothekenpartner den<br />

besten Rohertrag erzielen kann.<br />

Relevante Faktoren<br />

Doch selbst diese bereits sehr harten Zahlen<br />

ermöglichen noch nicht das optimale<br />

Pricing. Hierzu ist die Berücksichtigung<br />

weiterer Wettbewerbsfaktoren erforderlich.<br />

Dazu gehört natürlich in erster Linie<br />

die Positionierung des Herstellers selbst.<br />

Ein Premium-Anbieter wird im Gegensatz<br />

zu Discountmarken nicht auf Billigprodukte<br />

setzen. Zu beachten ist zudem,<br />

wie die Wettbewerber voraussichtlich auf<br />

Preisveränderungen reagieren werden.<br />

Schließlich spielt auch die Handelsstufe<br />

noch eine entscheidende Rolle. Dies gilt<br />

vor allem dann, wenn von den Apotheken<br />

der Wunsch nach Preissenkungen<br />

geäußert wird, die das Unternehmen<br />

nicht mitgehen will. Mit dem neuen statistischen<br />

Modell ist es möglich einen<br />

Vorschlag zu entwickeln, der optimal zur<br />

Gesamtstrategie des Unternehmens passt.<br />

IMS Health<br />

ist ein Anbieter von Informationen und Dienstleistungen für die Pharma- und Gesundheitsindustrie<br />

mit über 55 Jahren internationaler Markterfahrung. IMS führt mehr als 100 Niederlassungen und<br />

verknüpft Healthcare-Informationen mit analytischem Know-How und Consulting-Expertise.<br />

In regelmäßigen Abständen äußern sich Experten von IMS Health in ‚Healthcare Marketing‘ in der Rubrik<br />

Märkte zu aktuellen Themen und stellen ihr Wissen über hochspezialisierte Märkte zur Verfügung.<br />

F Kontakt: awolk@de.imshealth.com und jbaeder@de.imshealth.com<br />

Märkte + Unternehmen<br />

Der rechnerisch ertrags- und/oder umsatzoptimale<br />

Preis lässt sich dann auf<br />

Basis der ermittelten Preiselastizitäten<br />

in einem halbtägigen Workshop mit<br />

dem Consulting Team ermitteln. Hierbei<br />

werden auch eventuelle Interdependenzen<br />

zwischen den einzelnen Handelsformen<br />

sowie die Preise der Wettbewerber<br />

einbezogen. Dank der validen Datenlage<br />

können die Absatzeffekte der eigenen<br />

Preisänderung prognostiziert und mögliche<br />

Reaktionen der Wettbewerber darauf<br />

modelliert werden.<br />

Am Ende des Projektes erhält das Unternehmen<br />

eine detaillierte Übersicht aller<br />

quantitativen Umsatz-/Absatzparameter<br />

für seine Entscheidungsfindung. Dabei<br />

kann sogar konkret vorausberechnet<br />

werden, welche Umsatzveränderung bei<br />

Findung des optimalen Preises erwirtschaftet<br />

werden kann.<br />

Das neue statistische Modell ist ebenso<br />

flexibel wie schnell einsetzbar. Je nach<br />

Bedarf können die optimalen Preise<br />

für einzelne Handelsformen oder Produktlinien<br />

in einem statischen Markt<br />

mit wenig Preisaktivitäten bis hin zu<br />

Produktlinien in dynamischen Märkten<br />

mit ausgeprägter Preisaktivität ermittelt<br />

werden.<br />

Damit sind Unternehmen nicht nur dazu<br />

in der Lage, ihre Preisanpassungen unter<br />

Berücksichtigung der realen Marktsituation<br />

durchzuführen; sie können auch begleitende<br />

Maßnahmen vorbereiten, mit<br />

denen sie die Akzeptanz in der Apotheke<br />

befördern. Für die letzte Entscheidung<br />

kann die evidenzbasierte Vorlage aber<br />

nur eine Orientierungshilfe sein. Denn<br />

diese muss dann auf die Gesamtstrategie<br />

des Herstellers angepasst werden. Klar<br />

ist aber: Für die Unternehmen, die das<br />

neue Instrument kreativ nutzen, gehören<br />

‚Preisanpassungen im Blindflug‘ der Vergangenheit<br />

an. Denn durch das statistische<br />

Modell weiß man vorab, wie der<br />

Markt auf veränderte Preise reagiert. Im<br />

Idealfall bis auf die Kommastelle genau.<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

27


Märkte + Unternehmen<br />

Micro-Trends<br />

Der Diät-Check<br />

Ob Brille, Inhalator oder Kantine in Tokio – innovative Produkte und Dienstleistungen<br />

sollen das Abnehmen einfacher machen. Unternehmen glänzen mit<br />

Erfindergeist und Mut zur Nische. Der Markt rund ums Traumgewicht boomt.<br />

28 Healthcare Marketing 6/2012<br />

+++ Zukunftsfenster +++ Zukunftsfenster +++ Zukunfts<br />

Brille verleitet dazu, weniger zu essen<br />

Eine von Michitaka Hirose und seinem Team von der University of Tokyo entwickelte<br />

Brille vergrößert das wahrgenommene Bild der Speisen und verringert so den<br />

Appetit. Die eingebaute Kamera sendet die Aufnahmen an den Computer, wo sie von<br />

einem Bildverarbeitungssystem manipuliert werden. Lediglich das Essen sieht nach<br />

bis zu 50 Prozent mehr oder 33 Prozent weniger aus, während Hand und Besteck die<br />

originale Größe behalten. In einem Experiment wurden Probanden dazu aufgefordert,<br />

so viel zu essen, bis sie sich satt fühlten. Bei optischer Vergrößerung der Speisen<br />

aßen sie 9,3 Prozent weniger und bei der Verkleinerung rund 15 Prozent mehr.<br />

Quelle: www.rcast.u-tokyo.ac.jp/en/people/staff-hiros...<br />

Initiator: University of Tokyo<br />

Kalorienloses Dessert zum Inhalieren<br />

Vaportrim hat ein Diäthilfsmittel vorgestellt, das Konsumenten den Geschmack<br />

und Geruch von unterschiedlichen Desserts einatmen lässt und so das Hungergefühl<br />

nimmt. Die Technologie basiert auf einer Untersuchung, die zeigt, dass Geruch<br />

und Geschmack eng verbunden sind und das Riechen von Essen die Ausschüttung<br />

bestimmter Hormone auslöst, die ein Sättigungsgefühl hervorrufen. Jeder Inhalator<br />

enthält 50 Portionen in den Geschmacksrichtungen Vanilla Cupcake, Strawberry<br />

Shortcake, Raspberry Cheesecake, Caramel Frappe und Cinnamon Bun.<br />

Quelle: www.vaportrim.com/<br />

Initiator: Vaportrim<br />

Die gesundheitsfördernde Kantine<br />

Die von Tanita, einem Hersteller medizinischer Geräte, eröffnete Kantine ‚Tanita<br />

Shokudo‘ in Tokio bietet nicht nur gesunde und ausgewogene Mahlzeiten, sondern<br />

auch Diätessen und Nahrungsmittelberatung von Experten an. Tanita testete das<br />

Konzept zunächst in der unternehmenseigenen Kantine. Die Speisekarten der Kantine<br />

enthalten Informationen und Wertetabellen zum Menü. Die Gäste können ihre<br />

Speisen am Tisch abwiegen, um überflüssig große Portionen zu vermeiden. Zudem<br />

lädt ein Beratungsraum dazu ein, Experten zu konsultieren und sich beispielsweise<br />

einen Diätplan erstellen zu lassen.<br />

Quelle: www.tanita.co.jp/company/shokudo/index.php<br />

Initiator: Tanita Corporation<br />

Über TrendONE<br />

Die Hamburger Firma TrendONE ermittelt seit 2003 weltweit Micro-Trends, die konkrete Innovationen und<br />

zugleich Signale für Macro-Trends sind. Dazu scannen Trend-Scouts verschiedene Quellen und filtern nach<br />

Innovationen. Eine Auswahl stellen wir im ‚Zukunftsfenster‘ in jedem Heft vor. Kontakt: www.trendone.de


fenster +++<br />

Märkte + Unternehmen<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

29


Kommunikation + Agenturen<br />

Klinik-Marketing<br />

Das Mammut-Projekt<br />

Die Nachricht von der Übernahme der Rhön-Gruppe durch Fresenius lässt<br />

eine ganze Branche aufhorchen. Gelingt der Deal, entstünde der mit Abstand<br />

größte private Klinikbetreiber Deutschlands. Damit hätte erstmals ein Konzern<br />

die Möglichkeit, neue Maßstäbe in der Gesundheitsversorgung zu setzten.<br />

Der Erfolg des Megaprojekts hängt speziell von der Kommunikation ab.<br />

Wer sich in diesen Tagen nach dem Zusammenschluss<br />

von zwei der größten<br />

privaten Klinikbetreiber erkundigt, bekommt<br />

das Bild vom Gewinner Fresenius<br />

und dem Verlierer Rhön geschildert.<br />

Etwa so: Rhön-Gründer und Großaktionär<br />

Eugen Münch hatte immer schon<br />

die Vision einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung<br />

in Deutschland.<br />

Kleinere Häuser sollten übernommen<br />

werden und mit Maximalversorgern<br />

kooperieren, wofür die Möglichkeiten<br />

der Telematik zum Einsatz kommen<br />

sollten. Münchs Strategie geriet jedoch<br />

in die Sackgasse. Der Wettbewerb um<br />

Transaktionen im Markt wurde zunehmend<br />

größer, sodass das erforderliche<br />

Wachstum ins Stocken geriet. Münchs<br />

sogenanntes Teleportal-Konzept scheiterte,<br />

denn die dazu notwendige regionale<br />

Masse wurde nie erreicht.<br />

Der Gesundheitskonzern Fresenius<br />

setzte hingegen frühzeitig auf Maximalversorger,<br />

übernahm Kliniken in<br />

30 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Erfurt, Berlin-Buch, Wuppertal, Schwerin,<br />

Krefeld und Duisburg. Im Markt<br />

tritt das Tochterunternehmen Helios<br />

als Klinikbetreiber auf. Mit 75 Kliniken<br />

(davon sechs Maximalversorger), über<br />

43.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz<br />

von rund 2,7 Milliarden Euro<br />

zählen die Helios Kliniken bereits zu<br />

den größten privaten Krankenhausanbietern<br />

neben Asklepios, Rhön und den<br />

Sana Kliniken (Marktanteil insgesamt<br />

15 Prozent).<br />

Neuer Name: Helios-Rhön<br />

Nun bietet Fresenius für Rhön insgesamt<br />

3,1 Milliarden Euro. Das Angebot<br />

muss noch kartellrechtlich geprüft<br />

werden. Fresenius macht Tempo und<br />

will die Transaktion im dritten Quartal<br />

2012 noch abschließen. Bis Juni soll<br />

klar sein, ob die erhoffte Mehrheit unter<br />

den Aktionären von über 90 Prozent zustande<br />

kommt. Damit würde der größte<br />

private Klinikverband in Deutschland<br />

entstehen, mit einem gemeinsamen<br />

Umsatz von sechs Milliarden Euro und<br />

80.000 Mitarbeitern. Eine neue Ära<br />

in der Gesundheitsversorgung begänne.<br />

Noch nie zuvor hätte es einen Klinikbetreiber<br />

gegeben, der eine nahezu<br />

flächendeckende Versorgung erreichen<br />

würde. Die Größe des neuen Unternehmens<br />

mit dem Namen Helios-Rhön<br />

lässt ahnen, vor welchen komplexen<br />

Aufgaben die Unternehmenskommunikation<br />

bei Helios steht, die für die Markenarchitektur<br />

des Klinikverbundes<br />

verantwortlich zeichnet. Zuständig als<br />

Leiter Unternehmenskommunikation<br />

und Marketing bei der Helios GmbH in<br />

Berlin zeichnet Tobias Meixner. Noch<br />

sei es, wie er sagt, viel zu früh darüber<br />

zu diskutieren, wie das Unternehmen<br />

am Markt auftreten werde. „Wie wir<br />

Kliniken in unser Markenportfolio integrieren,<br />

stellt für uns eine Riesenherausforderung<br />

dar“, sagt Meixner. Er<br />

und sein Team (neun Mitarbeiter) küm-


Kommunikation + Agenturen<br />

Helios Klinikum Berlin-Bruch, Uni-Klinik Gießen (Rhön), Klinikum Meiningen (Rhön), Helios Endo-Klinik Hamburg (v.l.)<br />

mern sich um nichts anderes als um das<br />

Zusammenführen der vom Mutterkonzern<br />

akquirierten Kliniken unter das<br />

Markendach Helios – dazu zählen Strategien,<br />

Standards und Rollouts.<br />

Externe Dienstleister wie Agenturen<br />

werden nach eigenen Angaben nur auf<br />

Projektbasis etwa für das Design und<br />

Werbematerialien beauftragt. „Wir<br />

stärken mit Instrumenten und Erfahrungswerten<br />

die regionalen Strukturen,<br />

um Klinken zu integrieren“, so Meixner.<br />

Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrer<br />

Abteilung, ihrer Station oder dem gesamten<br />

Krankenhaus. Daher sei es wichtig,<br />

dem Klinikpersonal Zeit zu geben,<br />

Änderungen zuerst intern zu kommunizieren,<br />

bevor man damit nach draußen<br />

gehe. An der jüngsten Übernahme der<br />

Damp-Gruppe durch Helios Fresenius<br />

im Oktober vergangenen Jahres wird<br />

die Markenstrategie des Klinikverbundes<br />

deutlich. Die Integration von Damp<br />

erfolgte nach und nach. Die Endo-Klinik<br />

in Hamburg (ein Unternehmen der<br />

Damp-Gruppe) wurde erst vor kurzem<br />

komplett unter das Markendach eingebunden,<br />

das bisherige Logo (rot- blau)<br />

wurde durch das Helios-Signet samt<br />

dem neuen Namen Helios Endo Klinik<br />

Hamburg ersetzt. Nach diesem Prinzip<br />

(Helios + Klinikname + Ortsname) soll<br />

auch die Damp-Gruppe im Mutterkonzern<br />

aufgehen. „Stringenz in der Marke<br />

ist wichtig“, erläutert Meixner, um eine<br />

gewisse Markenstärke sicherzustellen,<br />

„doch im Klinikbereich müssen wir mit<br />

viel Sensibilität vorgehen“, erklärt er.<br />

Ein einfaches Übertragen der Strukturen<br />

aus dem übernehmenden Haus sei<br />

kaum erfolgversprechend.<br />

Dieses Feingefühl wird Fresenius aber<br />

durchaus zugetraut. Sebastian Irps,<br />

Geschäftsführer bei IMC clinicon, einer<br />

auf den Krankenhausmarkt spezialisierten<br />

Tochter des Iges-Instituts,<br />

sagt über das Markenimage von Helios:<br />

„In der Qualitätsfrage hat Helios<br />

einen überdurchschnittlich guten Ruf.<br />

„Stringenz in der Marke ist wichtig, um eine gewisse<br />

Stärke zu zeigen. Doch im Klinikbereich müssen<br />

wir mit viel Sensibilität vorgehen.“<br />

Tobias Meixner, Helios<br />

Diesen Ruf sollte man versuchen, auf<br />

die Rhön-Kliniken zu erweitern.“ Helios<br />

und Rhön waren lange Jahre bittere<br />

Konkurrenten. Es gab eine Zeit, in der<br />

Rhön-Gründer Münch die Übernahme<br />

von Helios geprüft hatte. Nun kommt<br />

es offenbar anders als gedacht. Entscheidend<br />

für den erfolgreichen Zusammenschlusses<br />

der Konzerne ist jedoch,<br />

dass nicht eine Seite als Verlierer und<br />

die andere Seite als Gewinner daraus<br />

hervorgeht. Irps von IMC clinicon rät<br />

daher, die Mitarbeiter an den Prozessen<br />

zu beteiligen: „Wenn eine gut organisierte<br />

größere Krankenhausgruppe<br />

ein weiteres Krankenhaus übernimmt,<br />

wird es meist sinnvoll sein, die erfolgreichen<br />

Strukturen auch in dem neuen<br />

Krankenhaus einzuführen. Da wird<br />

man nicht alles mit allen neu diskutieren<br />

wollen und können. Aber über eine<br />

gute Kommunikationskultur können<br />

die Mitarbeiter für die Sache gewonnen<br />

werden und das Gefühl bekommen, an<br />

der Fusion beteiligt gewesen zu sein.“<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

31


Kommunikation + Agenturen<br />

„Von der Geburt bis zum<br />

Sarg ein komplettes Paket“<br />

Das Besondere im Fall Fresenius und<br />

seinem Plan, einen flächendeckenden<br />

Krankenhauskonzern zu schmieden,<br />

sind die positiven Reaktionen vieler<br />

Marktteilnehmer in einem sonst schwer<br />

zerstrittenen Gesundheitsmarkt. Branchenkenner<br />

sind sich darin einig, dass<br />

es in der Gesundheitsversorgung einer<br />

gewissen Größe bedarf, um besser in<br />

Strukturen investieren, Kompetenzen<br />

aufbauen und Geschäftsmodelle entwickeln<br />

zu können. Marktbeobachter<br />

Jürgen Wasem vom Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement<br />

der Universität<br />

Duisburg Essen sagte zur ‚Welt‘: „Für<br />

die Patienten bietet der Zusammenschluss<br />

mittelfristig erst einmal Chancen.“<br />

Konzern wie Patienten könnten<br />

künftig von besser abgestimmten Ver-<br />

Foto: fotolia<br />

32 Healthcare Marketing 6/2012<br />

sorgungsprogrammen profitieren, so<br />

Wasem weiter. „Fresenius befähige sich<br />

mit jedem Zukauf mehr dazu, von der<br />

Geburt bis zum Sarg ein komplettes Gesundheitspaket<br />

anzubieten – Medikamente,<br />

Dienstleistungen, Versorgung“,<br />

erläuterte der Wissenschaftler gegenüber<br />

der Zeitung.<br />

Wasem spielt auf den Plan von Fresenius-Chef<br />

Ulf Schneider an, der bereits<br />

angekündigt hatte – bei erfolgreicher<br />

Zusammenführung beider Konzerne –<br />

über neue Formen der integrierten Versorgung<br />

sowie über neue Produkte nachdenken<br />

zu wollen. Im Gespräch ist etwa<br />

eine private Krankenversicherung, die<br />

Patienten an den Krankenhausverbund<br />

binden soll. Helios-Sprecher Meixner<br />

verspricht: „Wenn es soweit ist, wollen<br />

wir die Produkte mit niedergelassenen<br />

Ärzten und Kostenträgern gemeinsam<br />

entwickeln.“<br />

„Gemeinsam mit Ärzten und Kostenträgern neue Produkte entwickeln“<br />

„Jede Entwicklung zu professionellen Strukturen<br />

und größeren Einheiten ist ein Schritt in die richtige<br />

Richtung zu mehr integrierter Versorgung.“<br />

Volker Amelung, Bundesverband Managed <strong>Care</strong><br />

Grünes Licht bekommt Fresenius auch<br />

von Volker Amelung vom Institut für<br />

Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung<br />

der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover. In seiner<br />

Funktion als Vorstandsvorsitzender des<br />

Bundesverbandes Managed <strong>Care</strong> sagt<br />

er: „Von zentraler Bedeutung bei der<br />

integrierten Versorgung ist die Größe<br />

und Marktmacht. Jede Entwicklung zu<br />

professionellen Strukturen und größeren<br />

Einheiten sind ein Schritt in die richtige<br />

Richtung zu mehr integrierter Versorgung.“<br />

Derzeit gäbe es zwar viele tolle<br />

Konzepte am Markt, aber viele seien so<br />

klein, dass sie überhaupt keine Chance<br />

hätten, profitabel zu sein. Entscheidend<br />

sei eine starke Rolle vor Ort, da Gesundheitsversorgung<br />

hochgradig regional sei.<br />

Ein Anbieter wie Helios-Rhön bedeutete<br />

auch eine Konzentration von Macht. Die<br />

aber Amelungs Ansicht nach von Mitbewerbern<br />

und Marktteilnehmern als positiv<br />

betrachtet werden könnte: „Wenn<br />

es in Richtung Professionalisierung geht,<br />

sind bessere Kooperationen möglich.“<br />

Defizitäre Häuser in die<br />

Gewinnzone führen<br />

Strategisch bedeutet die Übernahme-<br />

Aktion von Fresenius laut Experten<br />

mehr Marktvorteile. Etwa im Einkauf<br />

könnten tiefere Preise verhandelt werden.<br />

Münch sei letztlich mit seinem<br />

Geschäftsmodell daran gescheitert, defizitäre<br />

Krankenhäuser zu kaufen und<br />

diese in die Gewinnzone zu führen.<br />

Dies ist aufgrund des generell stärkeren<br />

Wettbewerbs zunehmend schwieriger<br />

geworden. Denn nicht nur im Pharma-<br />

sondern auch im Klinikmarkt wird die<br />

Kostendebatte immer heftiger geführt.


Kommunikation + Agenturen<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

33


Kommunikation + Agenturen<br />

Nach einer Roland Berger Studie lagen<br />

die Gesundheitsausgaben von Krankenhäusern<br />

in Deutschland 2010 bei rund<br />

73 Milliarden Euro. Davon seien 40<br />

Prozent der Krankenhausausgaben auf<br />

Sachkosten zurückzuführen, die laut<br />

Studie bis 2016 voraussichtlich auf über<br />

50 Milliarden Euro steigen werden. Einkaufsgesellschaften<br />

könnten etwa helfen,<br />

die Sachkosten bei Kliniken auf bis<br />

zu 15 Prozent zu reduzieren. Hier ginge<br />

der Trend zu mehr Verbindlichkeit und<br />

Professionalisierung, prognostiziert die<br />

Unternehmensberatung.<br />

IT-Hersteller erhoffen Neugeschäft<br />

durch Übernahme<br />

Was heißt nun all das für die Anbieter<br />

von Klinikinformationssystemen?<br />

Bedeuten professionellere Strukturen<br />

mehr Digitalisierung und damit mehr<br />

Geschäft für IT-Unternehmen? Oder<br />

bedeutet eine weitere Konsolidierung<br />

in der Kliniklandschaft eher schwierigere<br />

Marktbedingungen? Die systema<br />

Deutschland GmbH in Koblenz ist ein<br />

Unternehmen der CompuGroup Medical<br />

AG (CGM) und spezialisiert auf<br />

IT-Lösungen für den Akut-, Reha- und<br />

Sozialmarkt. Zudem ist CGM in den<br />

Bereichen MVZ-Lösungen, Arztpraxen-<br />

IT und in der Vernetzung unterschiedlicher<br />

Leistungserbringer tätig. Christoph<br />

Becker zeichnet als Geschäftsführer bei<br />

systema und sieht zwei Szenarien für den<br />

Markt: Kleinere Krankenhausverbünde<br />

werden bei guter finanzieller Lage tendenziell<br />

versuchen, ihre IT-Systeme zu<br />

homogenisieren, sich also auf ein System<br />

umstellen. Die großen und mittelgroßen<br />

Klinikverbünde dagegen werden<br />

Beckers Ansicht nach mit zwei bis drei<br />

34 Healthcare Marketing 6/2012<br />

„Wir erhofffen uns von einem Zusammenschluss<br />

wie von Helios und Rhön, ein bereits installiertes<br />

Produkt auf neue Standorte ausrollen zu können.“<br />

Christoph Becker, systema<br />

IT-Herstellern zusammenarbeiten, um<br />

nicht von einem Software-Unternehmen<br />

abhängig zu sein. Zu den drei größten<br />

Kliniksoftware-Unternehmen zählen<br />

Aqua, Siemens und SAP. Die systema<br />

GmbH ist als junges Unternehmen noch<br />

nicht so weit verbreitet im Klinikmarkt.<br />

Geschäftsführer Becker wittert Chancen<br />

vor allem da, wo die systema bereits mit<br />

Angeboten gelistet ist. „Wir erhoffen<br />

uns von einem Zusammenschluss wie<br />

zum Beispiel von den Helios-Kliniken<br />

mit der Rhön-Gruppe, ein bereits installiertes<br />

Produkt auf mehrere neue Standorte<br />

ausrollen zu können.“ Das Risiko<br />

bestünde aber auch, komplett aus den<br />

Listen herauszufallen, wenn andere Anbieter<br />

den Zuschlag bekämen, räumt<br />

Becker.<br />

Das Thema Standort-Vernetzung spielt<br />

bei Helios schon lange eine große Rolle.<br />

Helios wie auch andere private Krankenhausträger<br />

sind laut Branchenbeobachtern<br />

sehr gut darin, andere Häuser zu<br />

integrieren. „Ob eine weitere Konzentration<br />

von Macht in einer Hand von der<br />

Sebastian Irps, IMC clinicon: „Schnelle<br />

Imageverbesserung durch Helios möglich“<br />

Bevölkerung und den Patienten positiv<br />

aufgenommen wird, gilt es abzuwarten“,<br />

mahnt Klinikexperte Irps. Nicht<br />

immer läuft alles glatt, wenn ein neuer<br />

Eigentümer in ein regionales Krankenhaus<br />

einzieht. Bei den Uni-Kliniken Gießen<br />

und Marburg handelte es sich beispielsweise<br />

um die erste Privatisierung<br />

eines Universitätsklinikums. Die Häuser<br />

hatte die Rhön-Gruppe 2006 erworben,<br />

aber dann nicht erfolgreich restrukturieren<br />

können, „da die betriebswirtschaftliche<br />

Trennung zwischen dem Lehrbetrieb<br />

und der Krankenhausbewritschaftung<br />

nie recht gelang“, schreibt ‚Die Welt‘.<br />

Zuletzt hatten Pläne für einen Stellenabbau<br />

dort zu Protesten und Querelen geführt.<br />

Sonderrolle Uni-Kliniken<br />

Gießen und Marburg<br />

Vor diesem Hintergrund wiegt die Tatsache<br />

besonders schwer, dass die Uni-<br />

Kliniken bis 2010 auf keinen Pressesprecher<br />

zurückgreifen konnten. Die Stelle<br />

wurde erst vor zwei Jahren geschaffen<br />

und mit Frank Steibli besetzt, der zuvor<br />

als Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion<br />

in Hessen tätig war. Nun begrüßt<br />

die hessische Landesregierung laut<br />

Medienberichten die Fusion und hofft,<br />

mit dem kommenden neuen Eigentümer<br />

die Interessen des Landes bei Krankenversorgung,<br />

Forschung und Lehre besser<br />

wahren zu können. Aber auch aus Marketingsicht<br />

könnte der Wechsel gelingen:<br />

„Ein Krankenhaus mit weniger gutem<br />

Ruf kann durch die Übernahme durch<br />

einen starken Partner durchaus eine<br />

schnelle Imageverbesserung erfahren“,<br />

sagt Irps von IMC clinicon.<br />

Birte Schäffler


Kliniken<br />

Geld oder Liebe<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Die Kliniken Deutschlands schalteten eine gemeinsame Werbekampagne mit<br />

dem Ziel, dass der Staat Geld locker macht. Das wurde erreicht, die Kampagne<br />

beendet. Kliniken sind also auch künftig auf sich selber angewiesen,<br />

Sympathiewerte aufzubauen und ihre Qualitäten zu kommunizieren.<br />

Die Situation steigender Kosten und<br />

etwa gleichbleibender Einnahmen veranlasste<br />

die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG), eine kleine Werbekampagne<br />

loszutreten. Etwa fünf Wochen<br />

lang wurden verschiedene Anzeigen in<br />

meinungsbildenden Zeitschriften und<br />

Zeitungen geschaltet, die von den Agenturen<br />

Fischer Appelt (Kreation), Berlin,<br />

und Pilot (Media), Hamburg, betreut<br />

wurden. Der Anlass war die Tariferhöhung<br />

in Kliniken, die die finanzielle<br />

Ausstattung der Häuser weiter verschlechtert.<br />

Experten schätzen, dass die<br />

aktuell 2.060 Kliniken Deutschlands 75<br />

Milliarden Euro umsetzen. Davon kommen<br />

61 Milliarden aus der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung. Neben den Personalkosten<br />

steigen übrigens auch die<br />

Sachausgaben.<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

rechnet in einer Studie vor, dass aktuell<br />

40 Prozent der Ausgaben auf Sachkos-<br />

In den Gemeinschaftskampagnen der Kliniken geht‘s ums Geld (l.: 2008; r.: 2012)<br />

ten entfallen. Bis 2016 sollen diese Kosten<br />

auf über 50 Milliarden Euro steigen.<br />

Der Rat der Consultants: Einkaufsgesellschaften<br />

können helfen, hier bis zu<br />

15 Prozent zu reduzieren. „Angesichts<br />

der steigenden Kosten müssen Krankenhäuser<br />

Wege finden, ihre Ausgaben<br />

zu senken und möglichst kostengünstig<br />

einzukaufen“, erklärt Zun-Gon Kim,<br />

Partner von Roland Berger Strategy<br />

Consultants.<br />

Einkaufsgesellschaften – sie können unterschiedlicher<br />

Ausprägung sein – bündeln<br />

den Produktbedarf vieler Krankenhäuser<br />

und erzielen dadurch niedrigere<br />

Kosten. Das Volumen über Einkaufsgesellschaften<br />

nimmt seit Jahren zu. Wurden<br />

im Jahr 2000 nur rund 20 Prozent<br />

der Sachkosten über Einkaufsgesellschaften<br />

abgewickelt, so sind es aktuell 42<br />

Prozent. Die Roland Berger-Experten gehen<br />

davon aus, dass dieser Anteil im Jahr<br />

2012 auf knapp 50 Prozent steigen wird.<br />

Fischer Appelt – erfahren in<br />

Public Campaigning<br />

Zurück zu den Tariferhöhungen und<br />

der Kampagne. Werbepartner Fischer<br />

Appelt ist im Kern eine PR-Agentur<br />

mit 230 Mitarbeitern und Zentrale in<br />

Hamburg. Das Berliner Büro unter der<br />

Leitung von Marius Voigt ist auf Public<br />

Campaigning spezialisiert, d.h. es entwickelt<br />

Kommunikation für Verbände, Ministerien<br />

und Auftraggeber der Öffentlichen<br />

Hand. Die frühere, 2008 gelaufene<br />

Kampagne stammte von der Berliner<br />

Agentur Lecker Werbung. Damals wurden<br />

Anzeigen geschaltet und eine Großdemonstration<br />

durchgeführt.<br />

Der diesjährige Klinik-Auftritt mit dem<br />

Claim ‚Wann immer uns das Leben<br />

braucht‘ lief im Zeitraum April / Mai<br />

und startete mit einer Erklärung des<br />

DKG-Präsidenten Alfred Dänzer: „Das<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

35


Kommunikation + Agenturen<br />

Hauptproblem für die Krankenhäuser<br />

ist die Refinanzierung der aktuellen<br />

Tariferhöhungen bei gleichzeitig weiter<br />

stattfindenden Kürzungen.“ Weitere<br />

Brisanz komme in die Situation, weil<br />

bei Gesundheitsfonds und Krankenkassen<br />

ein Überschuss von 20 Milliarden<br />

Euro aufgelaufen sei.<br />

Auf all das machte die DKG mit Aktionen<br />

an Klinikstandorten, Plakaten und<br />

Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen<br />

und Zeitschriften wie ‚Spiegel’,<br />

‚Focus’ und ‚Stern’ aufmerksam. In die<br />

Fläche getragen werden die Maßnahmen<br />

über die 16 Landeskrankenhausgesellschaften,<br />

zwölf Spitzenverbände<br />

sowie die 1,1 Millionen Mitarbeiter der<br />

Krankenhäuser.<br />

Die Maßnahmen der DKG zeigten Wirkung,<br />

denn Anfang Mai stand fest: Die<br />

Kliniken bekommen einen finanziellen<br />

Ausgleich für die gestiegenen Löhne<br />

ihrer Angestellten. Experten gehen von<br />

einer Summe zwischen 300 bis 350 Millionen<br />

Euro aus. Die genauen weiteren<br />

Schritte sollten auf einer Präsidiumssitzung<br />

Ende Mai beschlossen werden.<br />

„Genau der richtige Ansatz“<br />

Damit ist die Anzeigenkampagne beendet,<br />

und in Sachen Kommunikation<br />

tritt für die DKG wieder Alltag ein –<br />

die politische Lobbyarbeit steht wieder<br />

oben auf der Prioritätenliste. Zuständig<br />

für Kommunikation, ob Anzeigenkampagne,<br />

Lobbying oder PR, ist Moritz<br />

Quiske, Leiter des DKG-Bereichs Presse<br />

und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Die Zahl der Kliniken in Deutschland<br />

sinkt, wobei sich diese Tendenz in den<br />

letzten Jahren abgeschwächt hat. Der<br />

Druck kommt nicht nur über die Finanzen,<br />

sondern auch durch den zunehmenden<br />

Wettbewerb z.B. durch private<br />

Anbieter.<br />

Gerade geht die Mega-Übernahme der<br />

Rhön-Klinikum AG durch den Klinik-<br />

Marktführer Helios bzw. dessen Konzernmutter<br />

Fresenius über die Bühne.<br />

Erst vor wenigen Monaten hatte Rhön<br />

selber die Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken<br />

in Wiesbaden (HSK) geschluckt und<br />

Helios die stark in Norddeutschland<br />

vertretene Damp-Gruppe.<br />

Druck also von vielen Seiten, eine Situation,<br />

die nicht gerade die Patientensicherheit<br />

in den Operationssälen und<br />

Behandlungsräumen der Kliniken er-<br />

36 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Geld ist das Hauptproblem der Krankenhäuser:<br />

DKG-Präsident Alfred Dänzer<br />

höht. Felix Dorn, Leiter Marketing und<br />

Vertrieb der Hamburger Klinikgruppe<br />

Albertinen, hält die breit in die Bevölkerung<br />

gehende DKG-Kampagne für<br />

richtig: „An genau diejenigen mit dieser<br />

flammenden Kampagne zu gehen, die<br />

in Zukunft ihre Patientenrechte noch<br />

besser informiert und versorgt wahrnehmen<br />

möchten, halte ich für genau<br />

den richtigen Ansatz.“ Die Begründung:<br />

Neben der gesundheitspolitischen Dimension,<br />

wie viel Geld für Hich-Tech<br />

ausgegeben werden soll, finden sich Klinikmanager<br />

schnell in einem Zukunftsthema<br />

des Krankenhausmarketings<br />

wieder – der Patientensicherheit. Diese<br />

wird in Zukunft noch mehr von Kliniken<br />

abverlangen, z.B. „den Einsatz viel<br />

mehr motivierter wie qualifizierter Mitarbeiter<br />

und damit ansteigender Investitionen,<br />

die uns bei ausbleibender Unterstützung<br />

der Politik fehlen werden“.<br />

In Gesprächen, die Dorn mit Kollegen<br />

führt, betrübe es ihn immer wieder,<br />

dass „Kliniken meist prozentual nicht<br />

mehr Marketing-Budget aufbringen als<br />

ein kleiner Sanitärbetrieb“.<br />

„Am Ende kein Unterschied,<br />

ob ich für Schokolade oder<br />

eine Klinik werbe.“<br />

Die Gemeinschaftskampagne der deutschen<br />

Kliniken blieb ein Strohfeuer – sie<br />

war aber auch von Anfang an darauf<br />

angelegt, dass die Politik Geld als Tarifausgleich<br />

locker macht. Die einzelnen<br />

Klinikunternehmen sind auch künftig<br />

allein dafür verantwortlich, welches<br />

Image und welchen Bekanntsgrad sie<br />

haben und wie sie ihre Behandlungs-<br />

Flammende Kampagne ist richtig: Felix<br />

Dorn, Marketing-/Vertriebsleiter Albertinen<br />

qualität gegenüber den Menschen kommunizieren.<br />

Ein Marktteilnehmer, der<br />

seine Geschicke offensiv in die Hand<br />

nimmt, ist die Paracelsus-Kliniken<br />

Deutschland GmbH. Das Osnabrücker<br />

Unternehmen setzt seit einigen Monaten<br />

auf die Werbeagentur Butter, Düsseldorf/Berlin,<br />

die den Internetauftritt<br />

und das Corporate Design von Paracelsus<br />

neu entwickelte und aktuell eine<br />

Imagebroschüre erstellt. Butter ist eine<br />

klassische Agentur, die für verschiedene<br />

Branchen arbeitet, hin und wieder auch<br />

für Ministerien – z.B. das Bundesgesundheitsministerium<br />

– und die SPD.<br />

Zuständig bei Paracelsus ist Simone<br />

Hoffmann als Direktorin Unternehmenskommunikation<br />

und Marketing.<br />

Sie hat eine offensive Haltung zur Werbung:<br />

„Am Ende macht es keinen Unterschied,<br />

ob ich für ein Krankenhaus<br />

werbe oder für eine Schokolade. In beiden<br />

Fällen greifen die gleichen Marketingmechanismen,<br />

und in beiden Fällen<br />

geht es am Ende nur um das Eine: Ich<br />

muss meine Zielgruppe davon überzeugen,<br />

sich für mich zu entscheiden.“<br />

Ist eine Klinik inaktiv, dürfe sie sich<br />

nicht wundern, wenn die Verbraucher<br />

etwa folgende Gleichung aufmachen:<br />

veraltetes Auftreten gleich veraltete<br />

Medizin und Pflege. Für Hoffmann hat<br />

Kommunikation daher die Aufgabe,<br />

dafür zu sorgen, dass die „breite Öffentlichkeit<br />

das Angebot eines Krankenhauses<br />

sowie dessen Image und<br />

Philosophie kennt und glaubt“. Ein<br />

Weg dahin sei es, Expertenthemen in<br />

allgemeinverständliche und interessante<br />

Sprache zu übersetzen, um damit eine<br />

möglichst große Anzahl von verschiedensten<br />

Menschen zu erreichen.


Simone Hoffmann, Kommunikations- und<br />

Marketingchefin der Paracelsus-Kliniken<br />

Jubiläumskommunikation<br />

in Augsburg<br />

Ein gern genommener Anlass für eine<br />

kommunikative Offensive ist ein Jubiläum.<br />

So zu beobachten bei Vivantes,<br />

Berlin, im Jahr 2011. In diesem Jahr feiert<br />

das Klinikum Augsburg sein 30-jähriges<br />

Bestehen – nicht mit einem einzelnen<br />

Großevent, sondern einer Reihe<br />

von Veranstaltungen. Folgende wurden<br />

bereits oder werden noch durchgeführt<br />

(eine Auswahl): Neujahrsempfang<br />

(erstmals überhaupt); ‚Tag der Impul-<br />

Öffentlichkeit darüber aufklären, dass Schlaganfallfolgen<br />

minimiert werden, wenn innerhalb<br />

von 60 Minuten behandelt wird<br />

Raphael Doderer, Kommunikations- und<br />

Marketingchef am Klinikum Augsburg<br />

se’ im Februar für die Führungskräfte<br />

aus Medizin, Pflege und Administration;<br />

Mitarbeiterfest im April in einem<br />

Volksfest-Festzelt mit 3.000 Kollegen<br />

(von 5.300 Mitarbeitern): u.a. wurden<br />

Auszüge aus neuen Mitarbeiterspots<br />

gezeigt, die künftig beim Personalmarketing<br />

eingesetzt werden können, und<br />

der neue Gesamtimagefilm; Tag der offenen<br />

Tür am 15. Juli; Charity-Golfturnier<br />

im August zugunsten von ‚mukis’,<br />

dem Förderverein für die neue ‚Kinderklinik<br />

Augsburg Mutter-Kind-Zentrum<br />

Schwaben‘.<br />

Das Jubiläumsjahr zeigt sich in einem<br />

Zusatz zum Logo, im Patientenmagazin<br />

gibt es eine Serie über die letzten<br />

30 Jahre der Klinik, und<br />

auch das Klinik-TV greift das<br />

Thema auf, das zudem im Lokalfernsehen<br />

und bei YouTube<br />

ausgestrahlt wird.<br />

Die Aktivitäten werden laut<br />

Raphael Doderer, Leiter Unternehmenskommunikation<br />

und Marketing, alle zentral<br />

inhouse durch ihn und sein<br />

Team gesteuert sowie weitgehend<br />

in Eigenleistung durchgeführt.<br />

Verstärkung gibt es für<br />

die Klinik-TV-Sendungen mit<br />

dem lokalen Partner a.tv sowie<br />

dem Produktionsunternehmen<br />

rt1.tv. „Für den Imagefilm haben<br />

wir mit der Augsburger pro air<br />

Medienagentur GmbH zusammengearbeitet“,<br />

erläutert Doderer.<br />

Das Patientenmagazin und<br />

die Zusatzbeilage betreue in gewohnter<br />

Weise der Vindelica Verlag,<br />

Gersthofen, die Inhalte aber<br />

stellt die Klinik mit eigenem Team.<br />

Für den neuen Kongress ‚Augsbur-<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

ger Perspektiven’ wird mit der Agentur<br />

Wok, Berlin, kooperiert.<br />

Qualität und Patientensicherheit als eigene<br />

besetzte Themenfelder spielen in<br />

der Jubiläumskampagne der Augsburger<br />

keine Sonderrolle, sondern sind integriert<br />

in die Gesamtkommunikation. Doderer:<br />

„Der Imagefilm beispielsweise zeigt die<br />

Mitarbeiter bei der Arbeit und macht so<br />

die hohen Standards sichtbar. Wir betonen<br />

nicht die Qualität oder Zertifikate<br />

also solche, sondern wollen durch die<br />

Leistung überzeugen.“ Patientensicherheit<br />

spielte als ganzes Thema eine Rolle.<br />

Mit der Einführung seines neuen Patientenarmbandes<br />

habe das Klinikum in der<br />

internen wie externen Kommunikation<br />

die Maßnahmen gebündelt und damit<br />

„gezeigt, wie wichtig uns die Sicherheit<br />

ist“. Doderer: „Nichtsdestotrotz sind<br />

übergeordnete und zentrale Kampagnen<br />

für die Krankenhäuser wichtig, um<br />

damit Lobbyarbeit zu unterstützen und<br />

ein Agenda-Setting zu betreiben. Durch<br />

eine gute Zusammenarbeit von Partnern<br />

im Gesundheitswesen können wir unseren<br />

zentralen Forderungen mehr Nachdruck<br />

verleihen und unsere Botschaften<br />

mit einer Stimme an die Öffentlichkeit<br />

bringen.“<br />

Pars pro toto<br />

Relativ losgelöst von der Unternehmenskommunikation<br />

der Uniklinik Freiburg<br />

beauftragen deren Neurologie- und Psychiatrie-Abteilungen<br />

die ortsansässige<br />

Agentur Bird & Schulte Advertising mit<br />

der Kreation von Aufklärungskampagnen,<br />

d.h. mit Anzeigen, Druckmaterialien,<br />

Websites und Social Media. So entstand<br />

jüngst eine Anzeige zum Thema<br />

Schlaganfall. Agenturkreativchef Jeremy<br />

Bird sagt: „Das Schöne an diesen Projekten<br />

ist, dass wir bei den Anzeigen größtmöglichen<br />

kreativen Freiraum genießen,<br />

da sie völlig eigenständig funktionieren<br />

und nicht in die CI des Klinikmarketings<br />

eingebunden sind.“ Vorgegeben<br />

werde nur das Thema. So könnten sich<br />

die Werber mit ungewöhnlichen Visuals<br />

kreativ austoben. Tätig ist Bird & Schulte<br />

außerdem für das Freiburger Bündnis<br />

gegen Depression, das eng mit der<br />

Uniklinik Freiburg vernetzt ist.<br />

Gut möglich, dass eine Klinik als Ganzes<br />

von Einzelmaßnahmen dieser Art<br />

profitiert.<br />

Reiner Kepler<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

37


Kommunikation + Agenturen<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Kliniksprecher als Beruf<br />

Im Krankenhaussektor etabliert sich das Berufsbild des Kliniksprechers. Dies<br />

zeigt eine empirische Studie, die an der Hochschule Osnabrück durchgeführt<br />

wurde. Doch noch mangelt es vielen Kliniksprechern an Akzeptanz und<br />

Durchsetzungskraft an ihren Arbeitsplätzen.<br />

Erst die spektakuläre Nachricht, dass<br />

Fresenius als größter Arbeitgeber auf<br />

dem deutschen Gesundheitsmarkt die<br />

Nummer zwei dieser Liste, die Rhön-<br />

Kliniken, schlucken will, hat das Augenmerk<br />

einer breiten Öffentlichkeit auf ein<br />

Wirtschaftsfeld gerichtet, in dem – wie<br />

in anderen Branchen auch – mit publizistisch<br />

teils harten Bandagen gerungen<br />

wird. Und damit fällt der Blick auf ein<br />

recht junges Berufsfeld: die Kliniksprecher.<br />

Bis zu viertausend dürfte es von<br />

ihnen in Deutschland geben. Und wenn<br />

noch vor zehn Jahren die Unternehmenskommunikation<br />

der Krankenhäuser<br />

allenfalls als semiprofessionell bezeichnet<br />

werden durfte, so hat es in jüngster<br />

Zeit einen echten Professionalisierungsschub<br />

gegeben. Immerhin, so fand jetzt<br />

eine Studie der Hochschule Osnabrück<br />

heraus, wenden die Kliniken (ohne<br />

Personalkosten) zwischen 50.000 und<br />

38 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Autor: Prof. Dr. Achim Baum, Hochschule Osnabrück<br />

150.000 Euro jährlich für ihre Kommunikation<br />

auf und stellen durchschnittlich<br />

etwas mehr als vier Planstellen dafür<br />

zur Verfügung. Damit nehmen auch die<br />

Kommunikationsfachleute – im Ganzen<br />

gesehen – am Stellenboom in der Gesundheitsbranche<br />

teil und ihre Häuser<br />

stehen, was die Budgets und Stellenpläne<br />

betrifft, im Vergleich zu mittelständi-<br />

schen Betrieben in vergleichbarer Größe<br />

richtig gut da.<br />

Die wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen<br />

Rahmenbedingungen haben<br />

dafür gesorgt, dass Krankenhäuser<br />

Kommunikation und Marketing für sich<br />

als wichtige Betätigungsfelder entdecken<br />

müssen. In den Klinikvorständen und<br />

Die Studie ‚Beruf Kliniksprecher‘<br />

wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Achim Baum (Hochschule Osnabrück) durchgeführt.<br />

Das Forschungsprojekt umfasste 42 Fragen zu den strukturellen Rahmenbedingungen,<br />

Ressourcen, Handlungsfeldern und Kompetenzen von Kliniksprechern. Die Grundgesamtheit<br />

der Studie bildeten die Mitarbeiter in deutschen Krankenhäusern und Klinikgruppen,<br />

die für die Kommunikation im Unternehmen zuständig sind – sowohl in verantwortlicher<br />

Position als auch als Mitarbeiter einer Kommunikationsabteilung. Die Einladung zur Teilnahme<br />

an der Studie wurde an 975 Kliniksprecher bundesweit verschickt. Die Erhebung<br />

erfolgte im April und Mai 2011. Die Auswertung basiert auf insgesamt 228 vollständig<br />

ausgefüllten Fragebögen. Damit beträgt die Rücklaufquote 23,4 Prozent.<br />

Foto: iStock Photo


Quelle: lege artis<br />

Quelle: lege artis<br />

Anzahl der Planstellen in der Unternehmenskommunikation 2011<br />

Über die Hälfte der Kliniken plant mit einer festen Stelle im Bereich Marketing und Kommunikation<br />

Geschäftsleitungen hat sich im Großen<br />

und Ganzen allerdings noch kein Bewusstsein<br />

für strategische Kommunikation<br />

entwickelt, das über das reine Case-<br />

Mix-Denken hinausgeht. Vor allem die<br />

Großen der Branche haben mittlerweile<br />

erkannt, dass Gesundheit und Kommunikation<br />

zusammengehören. Dass<br />

sich insgesamt die Kliniksprecher in der<br />

Krankenhaushierarchie – quer durch<br />

alle Häuser – weit oben ansiedeln, ist<br />

aber noch weitgehendes Wunschdenken:<br />

So bezeichnen sich 71 Prozent der<br />

Befragten als „Leiter der Unternehmenskommunikation“<br />

– und insgesamt fast<br />

drei Viertel aller Kliniksprecher sind mit<br />

ihrer Tätigkeit zufrieden oder sogar sehr<br />

zufrieden. Doch die meisten von ihnen<br />

sind Einzelkämpfer, sie leiten sich gewissermaßen<br />

selbst.<br />

Ein fehlendes Kommunikationskonzept<br />

wird auch daran deutlich, dass die klassische<br />

Presse- und Medienarbeit für 81<br />

Prozent der Befragten noch den höchsten<br />

Stellenwert besitzt. Daneben sind<br />

auch die Handlungsfelder Corporate<br />

Branding (64 Prozent), Standort-PR (62<br />

Prozent) und Mitarbeiterkommunikation<br />

(51 Prozent) zu relevanten Tätigkeiten<br />

im Arbeitsalltag der Kliniksprecher<br />

geworden. Doch für die Medienarbeit<br />

Aufwendungen für die Unternehmenskommunikation<br />

Rund ein Viertel der Kliniken veranschlagt 150.000 Euro oder mehr für die Kommunikation<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

wird die meiste Zeit aufgewendet;<br />

Krankenhausbroschüren und Veranstaltungen<br />

nehmen beim Zeitaufwand<br />

die zweite und dritte Stelle ein. Onlinekommunikation<br />

und soziale Medien<br />

spielen eine noch nachrangige Rolle.<br />

60 Prozent halten sie für weniger wichtig<br />

– ein deutliches Zeichen dafür, dass<br />

eine umfassende Strategie noch nicht<br />

überall wirksam geworden ist. Erst<br />

dann könnten die Kommunikationsverantwortlichen<br />

das Web 2.0 nämlich<br />

zielgruppenadäquat und kommunikativ<br />

sinnvoll nutzen.<br />

Diskrepanz zwischen Selbst-<br />

und Fremdwahrnehmung<br />

Defizite in der strategischen Bedeutung<br />

und Ausrichtung der Unternehmenskommunikation<br />

für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg eines Krankenhauses zeigen<br />

sich auch, wenn man die hierarchische<br />

Stellung des Kliniksprechers genauer<br />

beleuchtet: Zwar schätzen mehr als die<br />

Hälfte von ihnen die eigene Akzeptanz<br />

und den eigenen Handlungsspielraum<br />

als hoch ein. Diese Daten sprechen jedoch<br />

nicht unbedingt für ihre tatsächliche<br />

Durchsetzungskraft. Im operativen<br />

Geschäft hält ein Drittel der Kliniksprecher<br />

bei der Pressearbeit immer noch<br />

Rücksprache mit den Entscheidungsträgern<br />

oder lässt sich sämtliche Beiträge<br />

zur Veröffentlichung autorisieren. Gefragt<br />

nach der Einschätzung, ob „der<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

39


Kommunikation + Agenturen<br />

Leitung meines Unternehmens noch das<br />

Verständnis für strategische Unternehmenskommunikation“<br />

fehlt, halten sich<br />

Zustimmung und Ablehnung die Waage.<br />

Zudem wird das Verhältnis zu den<br />

Chefärzten – im Vergleich zur Verwaltungsleitung<br />

und zur Pflege – insgesamt<br />

schlechter bewertet. Das Ergebnis lässt<br />

erahnen, dass man nach wie vor Chefärzte<br />

vom alten Schlag antrifft, für die<br />

der Kommunikationsleiter allenfalls<br />

ein gescheiterter Pressemensch ist, der<br />

in der Lokalzeitung gelegentlich ‚einen<br />

Artikel schaltet’.<br />

Geringe Handlungsfreiheit<br />

Die eingeschränkte Handlungsfreiheit<br />

zeigt sich zudem, wenn man die Frage<br />

nach den Budgets differenziert betrachtet.<br />

Denn die meisten Kliniksprecher<br />

(60 Prozent) besitzen kein eigenes Budget.<br />

Nur bei den privaten Klinikträgern<br />

kehrt sich das Verhältnis genau um.<br />

Hier verfügen mehr als die Hälfte der<br />

Kliniksprecher (61 Prozent) über einen<br />

eigenen Kommunikationsetat. Und wenig<br />

erstaunlich: Die Häuser der Grund-<br />

und Regelversorgung haben eher kein<br />

eigenes Kommunikationsbudget, große<br />

Häuser und Klinikgruppen überwiegend<br />

schon. Deutlich wird, dass mehr<br />

als die Hälfte aller Befragten (52 Prozent)<br />

Einzelkämpfer im Bereich der Unternehmenskommunikation<br />

sind – und<br />

das zum Teil nur auf einer halben Stelle.<br />

Kommunikation und Marketing<br />

wird oft verwechselt<br />

Ein Drittel der Befragten gibt an, neben<br />

der Kommunikation auch mit anderen<br />

Aufgaben innerhalb der Organisation<br />

(wie Controlling, EDV und Qualitätsmanagement)<br />

betraut zu sein. Da können<br />

die Position in der Hierarchie und die<br />

Akzeptanz des Kliniksprechers noch so<br />

hoch sein, der Eindruck einer teils stiefmütterlichen<br />

Behandlung der Unternehmenskommunikation<br />

schimmert trotz<br />

aller Professionalisierung durch. Vielleicht<br />

liegt es daran, dass in den meisten<br />

Krankenhäusern Unternehmenskommunikation<br />

und Marketing über einen<br />

Leisten geschlagen werden. Knapp die<br />

Hälfte (48 Prozent) der Befragten gibt<br />

an, in ihrem Unternehmen nicht zwischen<br />

Kommunikation und Marketing<br />

40 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Relevanz der Handlungsfelder<br />

Kliniksprecher managen ein breites Aufgabenfeld<br />

zu unterscheiden. Genau ein Drittel<br />

der Häuser (33 Prozent) unterhält eine<br />

gemeinsame Abteilung für Marketing<br />

und Unternehmenskommunikation.<br />

Erschwerend kommt schließlich hinzu,<br />

dass die wenigsten Kliniksprecher vor<br />

ihrem Job im Krankenhaus überhaupt<br />

in der Unternehmenskommunikation<br />

gearbeitet haben, nämlich nur sechs<br />

Prozent. Der überwiegende Teil (rund<br />

81 Prozent) arbeitete vorher in einem<br />

anderen Bereich: Verwaltung/Management<br />

(29 Prozent), Medizin/Pflege/Soziales<br />

(16,7 Prozent) oder Journalismus<br />

(32,5 Prozent). Damit sind die meisten<br />

Kliniksprecher Quereinsteiger oder sind<br />

vom Journalismus in die PR gewechselt.<br />

Ein Drittel der Kliniksprecher hat weniger<br />

als fünf Jahre Berufserfahrung in<br />

der Unternehmenskommunikation. Ein<br />

weiteres Drittel arbeitet bereits seit bis<br />

zu zehn Jahren in der Kommunikation.<br />

In der Mitte angekommen<br />

Trotz aller Defizite in punkto Autonomie<br />

und Akzeptanz zeigt die Studie<br />

immerhin, dass die Kliniksprecher in<br />

der Mitte der Kommunikationsbranche<br />

angekommen sind. Denn viele ihrer<br />

Probleme teilen sie mit den übrigen<br />

Vertretern ihrer Branche. Und nicht<br />

zuletzt gibt es auch in den Kommunikationsabteilungen<br />

der Krankenhäuser<br />

eine – branchentypische – Dominanz<br />

der Frauen: 68 Prozent der Kliniksprecher<br />

sind Sprecherinnen und mit durchschnittlich<br />

42 Jahren im besten Alter,<br />

die Professionalisierung ihres jungen<br />

Berufs offensiv voranzutreiben.<br />

Prof. Dr. Achim Baum<br />

lehrt seit zehn Jahren Kommunikationsmanagement an der Hochschule<br />

Osnabrück. Als Seniorpartner der Agentur lege artis in Münster<br />

berät er Unternehmen und Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich.<br />

Nach seinem Studium an der Universität Münster war er<br />

Redakteur bei RIAS-TV und bei der Deutschen Welle, Medienjournalist<br />

für die taz, Berliner Zeitung und den Branchendienst Funkkorrespondenz,<br />

1995-1996 Leiter des Referats für Publizistik und<br />

Öffentlichkeitsarbeit am Adolf Grimme Institut, seit 1997 Senior<br />

PR-Beratung u.a. für den Deutschen Presserat, IBM, WDR, WGZ-Bank, 2001-2002 Vertretung<br />

der Professur für Kommunikationswissenschaft (Journalistik) am Institut für Kommunikationswissenschaft<br />

der WWU Münster.<br />

F Kontakt: a.baum@hs-osnabrueck.de<br />

Quelle: lege artis


Kommunikation + Agenturen<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

41


Kommunikation + Agenturen<br />

Positionierungen I<br />

Kundenorientierung statt<br />

Patientenorientierung?<br />

Kernidee des Marketings ist eine unübertreffliche Kundenorientierung. Somit<br />

ist es vorhersehbar, dass mit dem Marketingeinzug in Praxis und Klinik in<br />

Anlehnung an die Konsumwelt die Ausrichtung am Kunden-Leitbild propagiert<br />

werden könnte. Aber ist Kundenorientierung tatsächlich ideal? Kann<br />

man einem kranken Menschen wünschen oder zumuten, im Ernstfall als<br />

Kunde behandelt zu werden?<br />

Autor: Prof. Dr. Gerhard F. Riegl, Universität Augsburg<br />

Vorbei sind die Zeiten, als Ärzte in<br />

Praxen oder Kliniken quasi ein himmlisches<br />

Mandat genossen, weil sie für<br />

Patienten äußerst wichtig und damit<br />

unverzichtbar waren. Heute sind auch<br />

Patienten, egal ob Kassenversicherte,<br />

Privatversicherte, Wahlleistungsfälle,<br />

IGeL-Nachfrager oder „Scheichs“<br />

wichtig für die so genannten Leistungserbringer.<br />

Ärzte und Kliniken haben gelernt:<br />

Jeder bekommt die Patienten, die<br />

er sich verdient. Das große Umdenken<br />

42 Healthcare Marketing 6/2012<br />

hat begonnen. Patienten Empowerment<br />

liegt im Trend der Informations- und<br />

Bildungsgesellschaft. Aber das Entscheidungsverhalten<br />

der mündigeren<br />

Verbraucher wird sich anders entwickeln,<br />

als viele Medien und Patientenschützer<br />

vermuten. Internet und Social<br />

Media liefern den engagierten Patienten<br />

in Zukunft so viel Informationen, dass<br />

sie sich immer schwerer tun, alles noch<br />

zu durchschauen. Die Intransparenz<br />

nimmt mit der Vielfalt der Informati-<br />

onsangebote zu. Mehr Informationsangebote<br />

und mehr Wettbewerb führen<br />

nach neuen Erkenntnissen der Verhaltensforscher<br />

bei Verbrauchern nicht zu<br />

besseren, sondern sogar zu nachteiligen<br />

Entscheidungen, z.B. mit Entscheidung<br />

für teuere Alternativen. Krankenkassen<br />

wollen sich als Patientenlotsen positionieren,<br />

aber sie haben einen systemimmanenten<br />

Interessenskonflikt, denn Patienten<br />

sind eigentlich Schadensfälle für<br />

Risikoversicherer und Patienten haben<br />

Foto: iStock Photo


oft Flatrate-Mentalitäten. Es ist noch<br />

nicht abschließend erforscht, ob gut informierte<br />

Patienten zu anspruchsvolleren<br />

Kostenverursachern im Solidarsystem<br />

werden oder zu kostensenkenden<br />

Mitentscheidern.<br />

Genauso wie die Kundenorientierung in<br />

der lange angeprangerten Servicewüste<br />

in den letzten Jahrzehnten nachweisbare<br />

Verbesserungen erlebt hat, musste sich<br />

natürlich auch die Patientenorientierung<br />

positiv weiterentwickeln. Das Klischee<br />

vom geduldigen, leidensfähigen, passiven,<br />

demütigen, ehrfürchtigen und relativ<br />

einfach zu steuernden Patienten, der<br />

eigentlich nur einen einzigen Wunsch<br />

beim Arzt hat, ist überholt und nicht<br />

mehr akzeptabel. Gute ärztliche Leistungen<br />

in Praxen und die Fachkompetenz<br />

in Kliniken reichen nicht mehr zur<br />

Wettbewerbs-profilierung und Existenzsicherung.<br />

Im Herzen und bei Kopfentscheidungen<br />

sind die Menschen jedoch angesichts<br />

der Informations-Überangebote<br />

in Ausnahmesituationen, wenn es um<br />

ihr wertvollstes „Gut“, die Gesundheit<br />

geht, immer noch auf der Suche nach<br />

menschlicher Geborgenheit, persönlichem<br />

Vertrauen, hoher Glaubwürdigkeit<br />

und verlässlichen Lotsenfiguren.<br />

Es ist zu fraglich, ob der heute besser<br />

informierte, direkt finanziell beteiligte<br />

Patient tatsächlich zum cleveren<br />

verhandlungs-souveränen Kunden mit<br />

eigenverantwortlichen Entscheidungen<br />

gemacht werden will, weil er sich damit<br />

angeblich besser stellt. Geldzahlungen<br />

oder Wunschleistungen machen im Gesundheitssektor<br />

nicht automatisch aus<br />

Patienten Kunden. Gesundheit ist nur<br />

begrenzt käuflich zu erwerben und für<br />

viele Kranke sind die unvermeidlichen<br />

Behandlungsmühen noch belastender<br />

als eine unangenehme Bezahlung. Anders<br />

ausgedrückt: So mancher würde<br />

gerne noch mehr bezahlen, wenn er sich<br />

von seiner leidigen Krankheit freikaufen<br />

könnte.<br />

Die viel gepriesene unsichtbare Hand<br />

der Marktsteuerung mit Kundenorientierung<br />

versagt im Gesundheitssektor<br />

und passt nicht zu Ärzten oder zu Kliniken.<br />

Deshalb darf angezweifelt werden,<br />

ob Kundenorientierung als Vorbild für<br />

bessere Patientenorientierung taugt.<br />

Viele Verbraucher sind im Zeichen von<br />

Lebensmittelskandalen und Bankenkrisen<br />

sehr ernüchtert von Kundenbeziehungen.<br />

Das Motto ‚Der Kunde ist<br />

König.“ könnte unerfüllbare Patientenerwartungen<br />

wecken. Auch Studierende<br />

sind trotz neuer Studiengebühren<br />

noch keine privilegierten VIP-Kunden<br />

mit Lernvereinfachungen, leichteren<br />

Klausuren, spielerischen Abschlüssen<br />

und garantiert besseren Noten auf<br />

Grund ihrer Geldzahlungen.<br />

Nobody is Perfect – das gilt<br />

auch für Patienten<br />

Nach den Erfolgsgesetzen der Kundenorientierung<br />

wird in der Marktwirtschaft<br />

darum konkurriert, möglichst<br />

viele Wünsche von Verbrauchern<br />

übererfüllen zu dürfen, selbst wenn es<br />

sich um unvernünftige Erwartungen<br />

handelt. Leider wird dabei im Wettbewerb<br />

mehr profitiert, wenn man auch<br />

menschliche Schwächen gezielt bedient<br />

oder Angebote schön färbt. Abraten bei<br />

Kundenwünschen, Ermahnungen oder<br />

Verweigern von Wunscherfüllungen<br />

bietet in den deregulierten Anbieter-<br />

Nachfrager-Beziehungen keine Wertschöpfungen<br />

für Anbieter. Wie z.B. eine<br />

Freizeiteinrichtung durch das Verweigern<br />

von gesundheitlich umstrittenem,<br />

aber durchaus gefragtem Bungee-Jumping<br />

Geld verdient, muss erst noch erfunden<br />

werden.<br />

Befürworter der Patientenautonomie<br />

propagieren: Patienten könnten stets für<br />

sich selbst bessere Entscheidungen treffen<br />

als andere. Experten wissen jedoch:<br />

selbst Ärzte sind im eigenen Krankheitsfall<br />

nicht zwingend die besten Entscheider.<br />

Patienten können und wollen<br />

nicht bei eigener Erkrankung um jeden<br />

Preis den Boss spielen. Nach Erkenntnissen<br />

der Verhaltensforscher haben wir<br />

es in der Realität mit unperfekten Men-<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

schen zu tun. Das betrifft z.B. den so<br />

genannten „Unmittelbarkeits-Defekt“,<br />

der auch zur Erkrankung mit Diabetes<br />

Typ 2 führen kann. Nach diesem Defekt<br />

wird Gewinn, Genuss und Vorteil<br />

in der Gegenwart viel begehrenswerter<br />

eingestuft als eine Gegenrechnung der<br />

damit verursachten Kosten, Einschränkungen,<br />

Folgerisiken und Gesundheitsverluste<br />

in Zukunft. Es stellt sich somit<br />

im Rahmen aufrichtiger, nachhaltiger<br />

Patientenorientierung die Frage: Wer<br />

hilft dem Patienten am besten und effizientesten<br />

so zu sein, wie er schon<br />

längst sein wollte (z.B. in der Prävention<br />

und bei der Ermahnung zu Vorsorgeuntersuchungen)?<br />

Dies ist auch gesundheitspolitisch<br />

bedeutungsvoll, wenn es<br />

um Risiken geht, die auf Kosten der<br />

Solidargemeinschaft finanziert werden<br />

und für die Ärzte womöglich finanziell<br />

mithaften müssen. Manchmal braucht<br />

der Patient eben auch einen Schutz vor<br />

sich selbst. Dieser Patientenschutz ist<br />

wesentlich anspruchsvoller als Kundenverwöhnung<br />

um jeden Preis.<br />

Bei der im Konsumbereich viel zitierten<br />

Maxime ‚Kunde ist König‘ sind die<br />

Anbieter bildlich gesprochen untergeordnet.<br />

Das passt nicht zur qualifizierten<br />

Arzt-Patienten-Beziehung, denn<br />

ein Arzt, der dem Patienten nach dem<br />

Mund redet, ist nicht zwangsläufig gut.<br />

Unterschiede in der Patienten-<br />

und Kundenorientierung<br />

Im Gegenteil: Der gewissenhafte fachkompetente<br />

Arzt in Praxis und Klinik<br />

muss auch den Mut und das Durchsetzungsvermögen<br />

besitzen, Unangenehmes,<br />

Unbequemes, Verdrängtes,<br />

Unerwünschtes, Heikles aber Wichtiges<br />

der Klientel trotz Wettbewerbsdruck<br />

(mit Softvorschlägen manchmal auch<br />

von Seiten eigentlich unvergleichbarer<br />

„Voodoomediziner“) positiv zu ver-<br />

Riegl, G. F. : Krankenhaus Marketing & Qualitäts-Management,<br />

Verlag Prof. Riegl & Partner, Augsburg, ISBN 3-926047-12-7. Das im<br />

Jahr 2000 erschienene, 573 Seiten starke Handbuch beschreibt,<br />

welches die wirtschaftlichen Naturgesetze beim Umgang mit kranken<br />

Menschen sowie mit Klinikentscheidern sind. Nachhaltiges Klinikmarketing<br />

hat auch Vorbildcharakter für die Konsumwelt, in der<br />

übertriebenes Marketing manchmal zum Dirty Word abrutscht. Am<br />

Beispiel Mitarbeiterorientierung wird gezeigt, wie Klinikmarketing<br />

mehr mit Menschen als mit Werbefeldzügen zu tun hat.<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

43


Kommunikation + Agenturen<br />

mitteln. Dazu braucht der nachhaltig<br />

erfolgreiche Arzt eine hervorragende<br />

Patienten-Compliance, die jede Markenloyalität<br />

übertrifft. Schließlich ist<br />

der Patient in der Medizin durch Compliance-Notwendigkeit<br />

ein aktiver und<br />

qualitätsentscheidender Mitwirkender,<br />

nicht nur ein passiv Behandelter oder<br />

Konsument von Gesundheitsleistungen.<br />

Nach den Regeln der ärztlichen Kunst<br />

können Ärzte nur gut sein, wenn sie<br />

bei Patienten eine „Lizenz zum positiven<br />

Nein-Sagen“ besitzen. Für den<br />

frühzeitigen Aufbau dieser belastbaren<br />

Beziehung ist ein besonderes Praxis-<br />

oder Klinik-Marketing unverzichtbar,<br />

das andere Naturgesetze kennt als<br />

im Konsumbereich. Im Gegensatz zu<br />

Kunden sind kranke Menschen relativ<br />

preisunelastisch und können nicht wie<br />

gesunde Smart Shopper frei verhandeln.<br />

Um in der Verhandlung nicht zu unterliegen,<br />

müssten die Patienten im Prinzip<br />

ihren schlechten, manchmal erbärmlichen<br />

Gesundheitszustand verschweigen.<br />

Dies ist jedoch keine Basis für ein<br />

ärztliches Vertrauensverhältnis.<br />

Markenartikler sollten sich<br />

an Patientenorientierung<br />

eine Scheibe abschneiden<br />

Übermäßiges und unkorrektes Marketing<br />

mit Kundenorientierung wird heute<br />

bereits als „Dirty Word“ gebrandmarkt.<br />

Bei zu viel kundenorientierter Werbung<br />

werden Patienten stutzig, warum eine so<br />

gute Leistung so viel Werbung braucht.<br />

Eine perfekt organisierte Service-Praxis<br />

ohne Wartende bringt Patienten ins<br />

Grübeln, warum hier so wenig los ist.<br />

Der nachhaltige Lösungsansatz für ein<br />

adäquates patientenorientiertes Marketing<br />

in Praxis und Klinik wird von der<br />

Verhaltensforschung rund um den „Libertären<br />

Paternalismus“ (Maternalismus<br />

bei Ärztinnen) aufgezeigt. Patienten<br />

werden bei diesem Ansatz als völlig<br />

freie Entscheider (Libertär – mit freier<br />

Arzt- und Klinikwahl usw.) betrachtet,<br />

die durch die fürsorgliche, fachkompetente<br />

und ethisch verantwortliche<br />

Betreuung der Ärzte/ Ärztinnen (Paternalismus/<br />

Maternalismus) geführt<br />

werden. Allerdings räumen die Forscher<br />

ein, eine völlig neutrale Nichtbeeinflussung<br />

von Menschen kann es in der Re-<br />

44 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Das Wichtigste für Praxen und Kliniken ist „Excellence in Menschlichkeit“, nicht aber Hochglanzbroschüren<br />

oder preisgekrönte Websites<br />

alität nicht geben. Selbst ergebnisoffene<br />

ausgewogene Patientenaufklärungen<br />

sind stets beeinflussend.<br />

Der Marketingansatz mit Patientenorientierung<br />

hat unter diesen Bedingungen<br />

das große Ziel, Ärzte, Praxen oder Kliniken<br />

zu vertrauenswürdigen, profilierten<br />

Lotsen und Navigatoren mit Markenmythos<br />

weiter zu entwickeln und auf den<br />

einzigartigen, unaustauschbaren sowie<br />

unverzichtbaren personifizierten Markenkern<br />

der Leitfiguren aufzubauen.<br />

Exzellente Patientenorientierung ist<br />

eine Steigerung gegenüber bester Kundenorientierung<br />

und nicht umgekehrt.<br />

Das Konsummarketing mit seiner Ausrichtung<br />

auf Kunden kann noch sehr<br />

viel von der nachhaltigen, zwischenmenschlichen<br />

und ganzheitlichen Patientenorientierung<br />

lernen. In unserer<br />

Patientenforschung haben wir erkannt:<br />

Die hoch begehrte, unbezahlbare, aber<br />

nicht käuflich erwerbbare Wettbewerbsspitzenleistung<br />

der Zukunft für<br />

Praxen und Kliniken ist „Excellence<br />

in Menschlichkeit“. Dafür braucht<br />

man kein Marketing-Budget, denn<br />

das hat mehr mit dem Streicheln der<br />

Patientenseele zu tun als mit Vierfarb-<br />

Hochglanz-Prospekten, preisgekrönten<br />

Webseiten oder Videofilmen. Reklame<br />

von Praxen oder Kliniken versprechen<br />

allzu gerne eine Welt, die es womöglich<br />

gar nicht gibt oder die mehr Wert auf<br />

austauschbare Äußerlichkeiten legt als<br />

auf das wichtige Menschliche.<br />

„Excellence in Menschlichkeit“ gibt es<br />

nicht im Internet, nicht im Ausland und<br />

nicht bei merkantilen Anbietern. In Zukunft<br />

trainieren hoffentlich die Besten aus<br />

der Sparte „Patientenorientierung“ des<br />

Gesundheitssektors, die Marketing-anwender<br />

in der Konsumwirtschaft, z. B. der<br />

Fluggesellschaften oder im Bankensektor<br />

und nicht umgekehrt. Das fortschrittliche<br />

patientenorientierte Menschenbild im<br />

Gesundheitssektor hat Vorbild-Charakter<br />

für nachhaltiges Marketing in der Konsumwelt<br />

und für die künftige Ausbildung<br />

an den Hochschulen.<br />

Prof. Dr. Gerhard F. Riegl<br />

ist Gründer und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Management<br />

im Gesundheitsdienst PR&P GmbH, Augsburg. Zudem lehrt er<br />

an der Hochschule Augsburg, Fakultät für Wirtschaft, Schwerpunkt<br />

Marketing Management International. Darüber hinaus ist er Patientenforscher,<br />

Klinikanalyst und Praxis-Berater.<br />

Mehr unter www.prof-riegl.de<br />

F Kontakt: prof.riegl@hs-augsburg.de<br />

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Kommunikation + Agenturen<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

45


Kommunikation + Agenturen<br />

Positionierungen II<br />

Wie innovativ<br />

darf’s denn sein?<br />

Die ‚Gesundheits‘-Positionierung ist in Mode. Krankenkassen verstehen sich<br />

als Gesundheitskassen, Krankenhäuser werben mit innovativer Spitzenmedizin.<br />

Welche Risiken birgt dieses Vorgehen? Verbraucher stehen den Versprechungen<br />

skeptisch gegenüber.<br />

Autoren: Dr. Jessica Bogner und Dr. Uwe Lebok, K&A<br />

Zunehmend mehr Unternehmen der<br />

Healthcarebranche positionieren sich<br />

heute als Gesundheitsdienstleister. Krankenkassen<br />

verstehen sich als Gesundheitskassen,<br />

Pharmaunternehmen als<br />

Gesundheitsunternehmen und Krankenhäuser<br />

werben mit innovativer Spitzenmedizin.<br />

All diese Akteure schreiben<br />

sich auf die Fahne, für eine gesündere<br />

Welt wichtig zu sein. Besonders für<br />

Pharmaunternehmen und wissenschaftlich<br />

ausgerichtete Kliniken spielen hier<br />

Innovationen eine Rolle und werden als<br />

Differenzierungskriterium ausgebaut.<br />

Doch in der Realität sieht es so aus, dass<br />

Innovationen mehr Distanz schaffen als<br />

Anziehungskraft ausüben.<br />

Die Positionierung als „innovative Gesundheitsdienstleister“<br />

trägt vermutlich<br />

den beiden Tatsachen Rechnung, dass<br />

erstens Innovationen eine besondere<br />

Ausstrahlungskraft unterstellt wird<br />

46 Healthcare Marketing 6/2012<br />

und zweitens die aktive Gestaltung der<br />

eigenen Gesundheit grundsätzlich immer<br />

mehr zunimmt. Denn unbestritten<br />

wächst durch das steigende Lebensalter<br />

die Bedeutung der Erhaltung der Gesundheit,<br />

und des Weiteren ist die Bevölkerung<br />

durch die Veränderungen im<br />

Gesundheitssystem zur eigenen Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Gesundheit<br />

gezwungen. Und diese aktive Auseinandersetzung<br />

wird ja auch durch die<br />

Just-in-Time-Verfügbarkeit von Informationen<br />

ermöglicht. Eigeninitiative in<br />

Bezug auf die eigene Gesundheit zwingen<br />

Gesundheitsdienstleister, ganz gleich<br />

ob sie im entsprechenden Segment ihre<br />

Endkunden direkt ansprechen dürfen<br />

oder nicht, sich mit deren Bedürfnissen<br />

auseinander zu setzen. Daher sollte eine<br />

Kernfrage lauten, wie Gesundheitsunternehmen<br />

den Benefit ihrer innovativen<br />

Leistun-gen so kommunizieren, dass<br />

er von der entsprechenden Zielgruppe<br />

auch richtig dekodiert wird.<br />

Nimbus von Innovation und<br />

Modernität<br />

Aus vielen anderen Industriezweigen<br />

kennen wir die Anziehungskraft von Innovationen<br />

und wie mit dieser im Rahmen<br />

der Kommunikation gespielt wird.<br />

Innovativ zu sein gilt als chic und stärkt<br />

das Selbstbewusstsein der Marketingverantwortlichen.<br />

Ob Unterhaltungselektronik<br />

oder Autos, ob Putzmittel<br />

oder Rasenmäher: Fortschrittlichkeit<br />

ist ein wichtiger Auslöser für das „Habenwollen“<br />

und wirkt sich direkt auf<br />

die Imagewahrnehmung entsprechender<br />

Marken aus. Firmen wie Kodak, die hier<br />

nicht Schritt halten, werden von Kunden<br />

abgestraft. Einige Pharmaunternehmen<br />

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sowie Kliniken nutzen die vermeintliche<br />

Kraft der Innovation bereits kommunikativ<br />

und präsentieren sich beispielsweise<br />

im Rahmen ihres Internetauftritts<br />

als hochmoderne Versorger. Doch so<br />

modern und aufgeklärt der Patient heute<br />

sein mag, aus K&A-Eigenstudien resultiert,<br />

dass medizinische Innovationen<br />

hier keinen vergleichbaren Reiz ausüben<br />

wie in anderen Branchen! Knapp 40 Prozent<br />

der chronisch Kranken suchen zwar<br />

ab und an nach Informationen zu innovativen<br />

Heilungsmöglichkeiten. Jedoch<br />

scheint die Vorstellung vom Nutzen medizinischer<br />

Innovationen sehr vage und<br />

wird von den Befragten sehr rational in<br />

einer schnelleren oder besseren Heilung<br />

oder weniger Nebenwirkungen gesehen,<br />

dem klassischen Grundnutzen aller medizinischer<br />

Maßnahmen. „Wunder“<br />

oder zumindest ansatzweise emotionale<br />

Benefits werden keine erwartet, denn<br />

dass man durch medizinische Innovationen<br />

tatsächlich besser oder länger lebt,<br />

kann sich nur etwa ein Drittel der Befragten<br />

vorstellen (vgl. Abb. 1).<br />

Interessant ist auch die Unsicherheit<br />

hinsichtlich des persönlichen Nutzens:<br />

Fast 40 Prozent der Befragten gibt an,<br />

sich nicht sicher zu sein, ob sie selbst von<br />

medizinischen Innovationen profitieren<br />

könnten. Das gilt sowohl für die Gesunden<br />

als auch für chronisch Kranke.<br />

Fast erschreckend ist die Tatsache, dass<br />

sich die Befragten im Vergleich sogar als<br />

nachrangigste (!) Nutznießer von medizinischen<br />

Innovationen verstehen, denn<br />

sie gehen davon aus, dass nicht nur die<br />

Pharmaindustrie oder Apotheken, sondern<br />

sogar Ärzte, Krankenhäuser und<br />

Abb.2: Nutznießer medizinischer Innovationen<br />

Krankenkassen von neuen Medikamenten<br />

mehr profitieren als sie selbst (vgl.<br />

Abb. 2)!<br />

Wendet man sich speziell dem Krankenhausmarkt<br />

zu, so wird hier häufig<br />

an den Bedürfnissen der Kunden vorbei<br />

kommuniziert. Das geschieht maßgeblich<br />

durch diejenigen Krankenhäuser, die<br />

sehr stark den Benefit einer hochmodernen<br />

Versorgung besetzen wollen. Doch<br />

qualitative Marktforschungsstudien<br />

zeigen: Das Gros der Patienten möchte<br />

nur dann hochmodern und höchst wissenschaftlich<br />

versorgt werden, wenn es<br />

buchstäblich um Leben und Tod oder<br />

um starke akute Schmerzen geht: Hier<br />

zahlt der Benefit der Wissenschaftlichkeit<br />

auf den persönlichen hochemotionalen<br />

Need des Überlebenwollens bzw.<br />

der sofortigen Schmerzfreiheit ein. Die<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Was erhoffen Sie sich persönlich von zukünftigen medizinischen Innovationen? Bitte wählen Sie die<br />

5 Aspekte aus, die Sie sich am meisten wünschen.<br />

Eine schnellere / bessere Heilung von<br />

Erkrankungen (wirksamere<br />

Behandlungsmöglichkeiten)<br />

Weniger Nebenwirkungen<br />

Linderung der Symptome von Erkrankungen<br />

Bessere Vorbeugung gegen Erkrankungen<br />

Einfachere Behandlungsmöglichkeiten von<br />

Erkrankungen<br />

Günstigere Behandlungsmöglichkeiten von<br />

Erkrankungen<br />

Ein angenehmeres Leben<br />

Mehr generelles Wohlbefinden<br />

Mehr Kraft fürs Privatleben<br />

Im Vergleich zu heute länger leben<br />

Bedingungslose Gesundheit (Immunität gegen<br />

Erkrankungen)<br />

Im Vergleich zu heute länger jung bleiben<br />

Mehr Leistungsfähigkeit für den Beruf<br />

In welchem Ausmaß profitieren die folgenden Personen / Institutionen aus Ihrer Sicht von medizinischen<br />

Innovationen? (Top Box 4+5 = stimme voll und ganz zu)<br />

Pharmaunternehmen<br />

Apotheken<br />

Ärzte<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenkassen<br />

25%<br />

21%<br />

22%<br />

23%<br />

Patienten 13% 23%<br />

Top Box 5 Top Box 4<br />

70%<br />

24%<br />

40%<br />

38%<br />

35%<br />

2<br />

13%<br />

Patienten haben nur wenig Nutzen von Innovationen<br />

Abb.1: Hoffnungen an medizinische Innovationen<br />

Top Box<br />

4+5<br />

83%<br />

65%<br />

59%<br />

57%<br />

47%<br />

36%<br />

1<br />

69%<br />

59%<br />

59%<br />

51%<br />

50%<br />

43%<br />

39%<br />

36%<br />

20%<br />

18%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

Vorbeugung und Behandlung<br />

von Erkrankungen!<br />

Generelle Lebensqualität<br />

(ein angenehmes, langes,<br />

gesundes und aktives Leben)!<br />

Nur ein Drittel der Befragten glaubt, dank Innovationen besser oder länger zu leben<br />

Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)<br />

Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)<br />

Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=250)<br />

Rechnung geht aber nur für das verhältnismäßig<br />

kleine Segment von Akutpatienten<br />

auf! Geht es jedoch um die<br />

breite Masse weniger schwerwiegender<br />

Erkrankungen, so wünschen sich Patienten<br />

eher umsorgt zu werden, und das<br />

auf menschlicher Ebene und nicht auf<br />

höchstem wissenschaftlichen Niveau.<br />

Zum Gesundwerden gehören nämlich<br />

primär weiche Faktoren. Technisierung,<br />

Innovation und Wissenschaftlichkeit<br />

schaffen hingegen Distanz und machen<br />

Angst. In die Kerbe „Menschlichkeit“<br />

schlagen speziell Krankenhäuser christlicher<br />

Träger, denn sie haben erkannt, was<br />

Patienten wünschen<br />

Das Glaubwürdigkeitsproblem<br />

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin,<br />

dass die eher pessimistisch-verhaltene<br />

Einstellung gegenüber Innovationen<br />

auch mit einem Glaubwürdigkeitsproblem<br />

der Anbieter zusammen hängt.<br />

Man kann eindeutig erkennen, dass der<br />

mündige Patient Krankenhäuser, Krankenkassen<br />

und natürlich auch die Pharmaindustrie<br />

mitnichten als patienten-,<br />

sondern überwiegend als gewinnorientiert<br />

wahrnimmt. Die Erforschung neuer<br />

Behandlungsmöglichkeiten wird sogar<br />

als vorsätzlich zu langsam wahrgenommen,<br />

denn das Motiv, Menschen gesund<br />

zu erhalten bzw. zu machen, erscheint<br />

nicht glaubwürdig, wie Originalzitate<br />

aus der Social Media Research zeigen:<br />

„[Die Pharmaindustrie] braucht kranke<br />

Menschen. Die Chemos sind gerade<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

47<br />

Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=250)


Kommunikation + Agenturen<br />

nicht giftig genug um einen Menschen<br />

zu töten. Nur helfen tun sie nicht.“ oder:<br />

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass<br />

mit Hochdruck in der Krebs-, Aids- oder<br />

Alzheimerforschung geforscht wird, weil<br />

denen die Menschen Leid tun!“. Der<br />

Vergleich mit anderen, hochinnovativen<br />

Industriezweigen verstärkt die Skepsis<br />

weiter: „Wieso gibt es noch keine Heilung<br />

für Aids oder Krebs? Die Technik<br />

ist so weit, aber die Medizin…?“.<br />

Dies wird auch durch quantitative Daten<br />

gestützt, die ein erhebliches Gap<br />

zwischen dem Ideal und der Realität<br />

aufzeigen: Während man sich von einer<br />

hochmodernen Versorgung als oberste<br />

Priorität wünscht, dass ein Gesundheitsdienstleister<br />

ehrlich an der Gesundheit<br />

der Patienten interessiert ist, gibt es hier<br />

die größte Soll-Ist-Abweichung, und<br />

das nicht nur bei gewinnorientierten<br />

Pharmaunternehmen oder Krankenkassen,<br />

sondern auch bei Ärzten und Apothekern<br />

(vgl. Abb. 3).<br />

Alles in allem wird durch diese Wahrnehmungen<br />

ein kognitives Schema aufgebaut,<br />

das die Bemühungen der Anbieter<br />

konterkariert: Die Diskrepanz zwischen<br />

dem, wofür diese werben und dem, was<br />

sie aus Sicht von Patienten tun, ist so<br />

stark ausgeprägt, dass ein echtes Imageproblem<br />

entstehen kann.<br />

Wie kommuniziert ein<br />

Innovator richtig?<br />

Für eine glaubwürdige Darstellung innovativer<br />

Leistungen ist es unerlässlich,<br />

seine Zielgruppen so gezielt anzusprechen,<br />

dass auch ein individueller Nutzen<br />

erkannt wird. Denn weder modernen<br />

noch bewährten noch natürlichen Wirkstoffen<br />

vertraut der Deutsche so sehr<br />

wie einer als individuell empfundenen<br />

Therapie. Zu pauschale Versprechungen<br />

wie „Wir machen Sie gesund.“ sprechen<br />

Dr. Uwe Lebok ist Vorstand bei K&A BrandResearch. Zuvor<br />

war er in Forschung und Lehre an verschiedenen<br />

Universitäten tätig. Heute zählt zu<br />

seinen Hauptaufgabenfeldern die strategische<br />

Markenbetreuung und Methodenentwicklung<br />

in besonderen Zielgruppen. K&A<br />

BrandResearch, Röthenbach bei Nürnberg,<br />

ist ein Full Service-Marktforschungsinstitut<br />

für Zielkundenpositionierung von Markenartiklern.<br />

F Kontakt: u.lebok@ka-brandresearch.com<br />

48 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Abb.3: Ideal-Real-Vergleich für Pharmaunternehmen<br />

Bitte wählen Sie die drei wichtigsten Merkmale aus, die Sie sich von Pharmaunternehmen wünschen.<br />

Und nun geben Sie bitte an, wie aus Ihrer Sicht Pharmaunternehmen im Allgemeinen tatsächlich sind.<br />

sind wirklich an meiner<br />

Gesundheit interessiert<br />

sind immer ehrlich<br />

bieten eine bewährte medizinische<br />

Versorgung an<br />

bieten innovative<br />

Behandlungsmöglichkeiten an<br />

verhelfen mir zu einem<br />

angenehmeren Leben<br />

helfen mir, mein Leben zu<br />

verlängern<br />

begleiten mich über einen<br />

längeren Zeitraum<br />

sind gewinnorientiert<br />

niemanden auf einer persönlichen Ebene<br />

an und verpuffen ohne Effekt. Für eine<br />

effektive Kommunikation muss man<br />

zwei Dinge beachten: die grundsätzliche<br />

Skepsis gegenüber Innovationen<br />

sowie zu Grunde liegende Bedürfnisse<br />

der jeweiligen Zielgruppe. So haben beispielsweise<br />

Menschen mit psychischen<br />

Erkrankungen ein ausgeprägtes Sicherheitsmotiv,<br />

während es für Menschen<br />

mit Herz-, Haut- und ZNS-Erkrankungen<br />

wichtig ist, die „bestmögliche“ Therapie<br />

zu erhalten.<br />

Neben dem Inhalt einer Botschaft muss<br />

auch der Kanal der passende sein. Wenngleich<br />

zumindest im RX-Bereich gesetzliche<br />

Beschränkungen die direkte Kundenansprache<br />

erheblich erschweren, so<br />

darf man nicht vergessen: Social Media<br />

sind unbestritten auf dem Vormarsch,<br />

wobei es hier auch wieder Unterschiede<br />

ja nach Art der Erkrankung gibt. So nutzen<br />

beispielsweise bereits 15 Prozent der<br />

psychisch Erkrankten aus unserer Stichprobe<br />

Facebookgruppen, um sich über<br />

die Erkrankung auszutauschen, und sogar<br />

20 Prozent von ihnen nutzen Blogs.<br />

Real Ideal<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

3<br />

Differenz<br />

Große Soll-Ist-Abweichung (63%) beim Thema ‚wirklich an der Patientengesundheit interessiert‘<br />

-63%<br />

-51%<br />

Dr. Jessica Bogner<br />

ist seit 2007 bei K&A BrandResearch beschäftigt.<br />

Seit 2011 ist die Diplom-Psychologin<br />

Leiterin der K&A Healthcare-Unit.<br />

Zu ihren Aufgaben gehören die Kundenberatung,<br />

die Entwicklung spezifischer Methoden<br />

und die Ausbildung der Projektleiter der<br />

Unit. Vorher war sie u.a. bei der TargetGroup<br />

GmbH tätig.<br />

F Kontakt: j.bogner@ka-brandresearch.com<br />

5%<br />

11%<br />

-1%<br />

1%<br />

13%<br />

85%<br />

Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)<br />

In „älteren“ Social Media wie Internetforen<br />

halten sich insgesamt fast die Hälfte<br />

der befragten chronisch Kranken auf.<br />

Für eine erfolgreiche Performance im<br />

Web 2.0 muss zunächst ehrliches Interesse<br />

der Anbieter am Wohlergehen ihrer<br />

Endkunden wahrgenommen werden,<br />

damit Botschaften überhaupt ankommen.<br />

Social Media sind sicherlich nicht<br />

der alles entscheidende Kanal für die<br />

Durchdringung von innovativen Lösungen<br />

rund um Gesundheit. Gerade wegen<br />

des allgemeinen Hypes ist besonders dafür<br />

Sorge zu tragen, dass bei Nutzung<br />

der neuen Kanäle die richtigen Signale<br />

gesendet werden, damit die Inhalte möglichst<br />

exakt dekodiert werden. Insbesondere<br />

bei den angeteaserten Zielgruppen<br />

können unglaubwürdige Versprechungen<br />

oder aber „Verdachtsfälle“ von<br />

Schwindel, Betrug oder unethischen Absichten<br />

desaströse Folgen haben, wenn<br />

sich Negativpresse via Blogs, Facebook<br />

& Co. ausbreitet.<br />

Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)


Übern Tag hinaus gedacht<br />

Trade Marketing<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Welcher Weg führt in die Welt<br />

der Apotheke?<br />

Die Apotheken, früher Abgabestelle von Arzneimitteln, verändern sich hin zu<br />

einem Allround-Anbieter für Gesundheit. Wie können Hersteller von Produkten<br />

dabei die Pharmazeuten unterstützen? Was haben die Hersteller vom<br />

Vertriebsweg Apotheke?<br />

Autor: Wolfgang Pachali, WEFRA<br />

Waren die Apotheken früher vor allem<br />

für die medikamentöse Versorgung im<br />

Krankheitsfall zuständig, erwachsen<br />

sie heute zunehmend zu Einkaufs- und<br />

Beratungszentren mit umfassendem<br />

Leistungsangebot in Sachen Gesundheit,<br />

Prävention und Wellness. Das<br />

macht die Offizin nicht nur für die<br />

Kunden, sondern auch als Absatzmarkt<br />

für freiverkäufliche Gesundheitsprodukte<br />

immer interessanter. Aber der<br />

Platz in der Freiwahl ist begrenzt – und<br />

der Apothekenmarkt spielt nach seinen<br />

ganz eigenen Regeln.<br />

Vier Millionen Apothekenbesucher<br />

zählen wir täglich in Deutschland. Kein<br />

Wunder, denn: 66 Prozent der Deutschen<br />

konsultieren laut ‚Verbraucher<br />

Foto: iStock Photo<br />

Analyse 2011‘ bei leichten Beschwerden<br />

nicht ihren Arzt, sondern ihren Apotheker.<br />

Warum? Rund 60 Prozent der Befragten<br />

schätzen beim Kauf rezeptfreier<br />

Produkte die fachlich fundierte gesundheitsorientierte<br />

Beratungskompetenz<br />

des Pharmazeuten – eine Aussage, die<br />

von Apothekenvertretern bei einer Diskussionsrunde<br />

zwischen Apotheke und<br />

Industrie bestätigt wurde. So erstaunt<br />

es kaum, dass der Absatz von apothekenpflichtigen<br />

OTC-Präparaten und<br />

freiverkäuflichen Gesundheitsprodukten<br />

häufig höher ist als der, den Apotheker<br />

heute mit verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimitteln erzielen - auch bedingt<br />

durch deren zunehmende Entlassung<br />

aus der Erstattungspflicht der GKV.<br />

Kampf um Freiwahl-Plätze<br />

eröffnet<br />

Gerade das sogenannte Nebensortiment<br />

ist es, das die Apotheke als Absatzkanal<br />

zunehmend auch in den Fokus von<br />

Herstellern rückt, deren Waren auf den<br />

ersten Blick eher apotheken-untypisch<br />

wirken. Und der Kampf um die beliebten<br />

Freiwahl-Plätze scheint durchaus<br />

erfolgreich zu verlaufen, nehmen Apotheker<br />

doch immer mehr Produkte in<br />

ihr Nebensortiment auf. Entsprechend<br />

groß ist der Verdrängungswettbewerb<br />

– denn sogar klassische OTC-Produkte<br />

gegen Erkältung, Schmerz und Gelenkbeschwerden<br />

müssen ihren Stammplatz<br />

in der Sichtwahl nun immer häufiger<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

49


Kommunikation + Agenturen<br />

für Wärmflaschen, Wasserfilter, Fruchtsnacks,<br />

Lufterfrischer & Co. räumen.<br />

Beim Apotheker punkten<br />

Für die Hersteller klassischer Nebensortiments-Produkte<br />

gilt: Wer mit der<br />

Apothekerschaft ins Geschäft kommen<br />

möchte, muss genau wissen, mit wem<br />

er es zu tun hat, denn: Der Absatzkanal<br />

Apotheke spielt nach seinen ganz<br />

eigenen Spielregeln. Und nur wer diese<br />

Regeln beherrscht, kann die begehrten<br />

Plätze in der Offizin auch gewinnen. Ein<br />

maßgebliches Kriterium für die Aufnahme<br />

eines neuen Produktes in das eigene<br />

Sortiment ist nach Meinung vieler Experten<br />

die Apothekenexklusivität. Sie<br />

trägt zur Untermauerung der Wahrnehmung<br />

der Apotheken in der Bevölkerung<br />

bei und bildet somit eine wichtige Säule<br />

im Markt. Darüber hinaus sind ein klar<br />

ersichtlicher Gesundheitsnutzen und<br />

eine hochwertige Produktqualität Kriterien,<br />

die die Aufnahme ins Sortiment sicherlich<br />

beeinflussen. Auch die Stärke einer<br />

Marke ist letztlich spielentscheidend<br />

dafür, ob der Apotheker ein bestimmtes<br />

Produkt ins Sortiment aufnimmt oder<br />

nicht, denn starke Marken geben Orientierungshilfe<br />

bei der Kaufentscheidung.<br />

Ein ungeklärter Zulassungsstatus, unseriöse<br />

Marketingaktivitäten sowie zu<br />

hohe Preisvorstellungen oder ein nichtadäquater<br />

Außendienst können hingegen<br />

von vornherein das Verhandlungsaus<br />

bedeuten.<br />

Betriebsordnung regelt den<br />

Produkteverkauf<br />

Als Kardinalfehler all jener Unternehmen,<br />

die traditionell mit Drogerien und<br />

Supermarktketten arbeiten und sich nun<br />

den Vertriebsweg Apotheke erschließen<br />

möchten, dürfte vor allem der fragwürdige<br />

Gesundheitsnutzen des Produktes<br />

sein. Denn anders als der einfache Einzelhandelskaufmann<br />

vom Laden um die<br />

Ecke kann der Apotheker nicht einfach<br />

alles verkaufen, was er möchte: Was in<br />

der Apotheke über den HV-Tisch gehen<br />

darf, ist ganz klar geregelt. So müssen<br />

die Waren der in § 25 der Apothekenbetriebsordnung<br />

(ApBetrO) festgeschriebenen<br />

Definition der gesundheitlichen<br />

Zweckbestimmung entsprechen, will<br />

sagen: der Wiederherstellung der Ge-<br />

50 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Schwerpunkte für die Sortimentsgestaltung<br />

sundheit oder der Aufrechterhaltung<br />

des bestehenden Gesundheitszustandes<br />

(= Prävention / Pflege). Hat der Apotheker<br />

Produkte im Sortiment, die nicht<br />

den Vorgaben der ApBetrO entsprechen,<br />

muss er mit erheblichen rechtlichen<br />

Konsequenzen rechnen.<br />

Ein Sortiment, das den<br />

Unterschied macht<br />

Wer als Hersteller mit Apothekern ins<br />

Gespräch kommen möchte, sollte das<br />

Prinzip der Gegenseitigkeit im Hinterkopf<br />

haben: Wie wird aus dem „puren“<br />

Deal eine Win-Win-Situation für<br />

beide Seiten? – Viele Apotheken richten<br />

ihr Sortiment heute bewusst in eine be-<br />

Übern Tag hinaus gedacht<br />

Festgeschriebene Definition der gesundheitlichen Zweckbestimmung<br />

stimmte Richtung aus, um sich vom<br />

Wettbewerb abzuheben und eindeutig zu<br />

positionieren. Denn zukunftsfähig sind<br />

insbesondere Apotheken mit speziellen<br />

pharmazeutischen Kompetenzfeldern,<br />

starker Beratung und attraktiven Angeboten<br />

wie Liefer- bzw. Versandservices.<br />

Sie wandeln sich zu Gesundheitstempeln,<br />

zur Apotheke mit Schwerpunkt Diabetes<br />

oder spezialisieren sich z.B. über einen<br />

Sportler-Shop – mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln,<br />

Bandagen und<br />

Tapes, Büchern und Trainingsgeräten.<br />

Kluge Hersteller unterstützen die Pharmazeuten<br />

dabei, sich auf diese Weise klar<br />

vom Wettbewerb zu differenzieren und<br />

schnüren passend zur Neueinführung ihres<br />

Produkts ein entsprechendes Profilierungs-Paket<br />

für den Pharmazeuten.<br />

Aufnahme in das Sortiment: Entscheidungskriterien der Apotheker<br />

Spezialisierung ist angesagt, z.B. für Sportler mit Bandagen, Tapes und Büchern<br />

Quelle: Wefra Consult<br />

Quelle: Wefra Consult


Übern Tag hinaus gedacht<br />

Die Apotheke perfekt in<br />

Szene setzen<br />

Und da ist der Kreativität keine Grenze<br />

gesetzt. Die unterstützenden Angebote<br />

der Hersteller an den Apotheker<br />

reichen von Schulungen, Aktionstagen,<br />

Fortbildungen, Kommunikations- und<br />

Verkaufstrainings bis zum Support beim<br />

Product-Placement. Sortimentspräsentationen<br />

werden vorbereitet, Kundentypologien<br />

erstellt. Gleichzeitig helfen<br />

aufmerksamkeitsstarke POS-Aktivitäten<br />

mit Flyern, Broschüren, Probierständen,<br />

Gewinnspielen und Schaufenster-<br />

Dekorationen dem Apotheker, das neue<br />

Produkt in der Offizin wirkungsvoll zu<br />

präsentieren. Ein weiterer nicht zu unterschätzender<br />

Faktor ist ein geschulter<br />

Außendienst, der auch für individuelle<br />

Fragenstellungen Hilfe anbietet und so<br />

die Beratungskompetenz des Fachpersonals<br />

in der Apotheke unterstützt.<br />

Apotheke als Synonym für<br />

Produktqualität<br />

Im Gegenzug lädt die Apotheke die Marke<br />

des Herstellers mit ihrem gemeinhin<br />

akzeptierten Gesundheitsfachwissen<br />

und ihrem hohen Qualitätsanspruch an<br />

in der Offizin vertriebene Produkte auf.<br />

Maßgebliche Faktoren sind hier insbesondere<br />

das seriöse Image der Apotheken,<br />

die hohe Beratungskompetenz des<br />

Personals sowie der Vertrauensvorschuss<br />

auf Kundenseite. Ein Image-Transfer, der<br />

funktioniert: Laut ‚Verbraucher Analyse<br />

2011‘ favorisieren 83 Prozent der Konsumenten<br />

die Apotheke als Einkaufsstätte<br />

für rezeptfreie Gesundheitswaren. Die<br />

Drogerie folgt mit 29 Prozent weit abgeschlagen<br />

auf Platz Zwei. Darüber hinaus,<br />

so das Ergebnis einer 2009 durchgeführten<br />

Umfrage des Kölner Instituts für<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Kardinalfehler bei der Erschließung des Vertriebswegs Apotheke<br />

Je maßgeschneiderter Positionierung und Distribution, desto größer der Erfolg in der Offizin<br />

Handelsforschung, sind 43 Prozent der<br />

befragten 450 Verbraucher überzeugt,<br />

dass freiverkäufliche Arzneimittel aus<br />

Apotheken hochwertiger sind als solche<br />

aus der Drogerie.<br />

Einmal in der Apotheke –<br />

immer in der Apotheke?!<br />

Aber auch wer mit seinen Produkten<br />

einmal den Weg in die Apotheke geschafft<br />

hat, darf sich auf diesen Lorbeeren<br />

nicht ausruhen: Einmal erfolgreich<br />

in der Apotheke heißt keineswegs immer<br />

erfolgreich in der Apotheke! Insbesondere<br />

eine Abkehr von einer einmal<br />

getroffenen Entscheidung für eine<br />

Vertriebsstrategie ist sowohl gegenüber<br />

dem Handelspartner als auch gegenüber<br />

den Konsumenten nur schwer zu<br />

verargumentieren. Bestes Beispiel: Ein<br />

Knoblauch-Produkt etablierte sich als<br />

Marke in der Apotheke ausgesprochen<br />

erfolgreich – bis sich der Hersteller fatalerweise<br />

dazu entschied, das Präparat<br />

fortan nicht mehr apothekenexklusiv<br />

Wolfgang Pachali<br />

ist Geschäftsführer der WEFRA Werbeagentur Frankfurt und Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der WEFRA Consult GmbH.<br />

F Kontakt: wp@wefra.de<br />

Innerhalb des Agenturenverbands GWA, Frankfurt, gibt es das Forum Healthcare<br />

Kommunikation, dem 24 Agenturen angehören. 2011 startete das Forum den GWA<br />

Healthcare Award. Er zeichnet Kommunikation aus, die durch „Klarheit und Unverwechselbarkeit<br />

von Auftritt und Positionierung sowie durch ihre channel-übergreifende<br />

Marken- und Mediastrategie überzeugt“. Der nebenstehende Beitrag erscheint in<br />

unserer Rubrik ‚übern Tag hinaus gedacht‘, in der sich Führungskräfte aus Healthcare-<br />

Agenturen zu einem visionären Thema ihrer Wahl äußern (www.gwa.de).<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

Quelle: Wefra Consult<br />

zu vermarkten und den Vertriebsweg<br />

in Richtung Massenmarkt zu öffnen.<br />

Die Konsequenz war vernichtend: Die<br />

Apothekerschaft hat das Produkt gezielt<br />

boykottiert, nicht mehr empfohlen und<br />

Restbestände zurückgesandt – das Aus<br />

einer Marke und schließlich fast das<br />

Ende eines Traditionsunternehmens.<br />

Fazit<br />

Ob Apothekenexklusivität, Mehrkanal-<br />

oder Mass Market-Strategie der richtige<br />

Vertriebsansatz ist, hängt letztlich davon<br />

ab, ob die Positionierung des Produkts<br />

mit der Einkaufsstätte tatsächlich kompatibel<br />

ist. Und insbesondere für den Absatzkanal<br />

Apotheken gilt: Je spitzer und<br />

maßgeschneiderter die Positionierung,<br />

je klarer die Distributionspolitik, desto<br />

höher die Chancen für die erfolgreiche<br />

Behauptung der Marke in der Offizin.<br />

Denn – da sind sich quasi alle Experten<br />

einig: Was letztendlich erstrebenswert<br />

ist, ist eine Win-Win-Situation für alle<br />

Beteiligten.<br />

51


Kommunikation + Agenturen<br />

Neuromarketing<br />

Der Wert der Emotionen<br />

Viele Ärzte lehnen Werbung ab. Informationen ja, aber bitte ohne Emotionen.<br />

Entsprechend schwer tun sich Arzneimittelhersteller mit der Ansprache ihrer<br />

wichtigsten Klientel. Warum es dennoch sinnvoll ist, expressive Auslöser zu<br />

verwenden, zeigen neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft.<br />

Bitte keine Werbung! Um diese oder ähnliche<br />

Aussagen zu kennen, müssen Sie<br />

nicht Briefzusteller sein. Es reicht aus,<br />

einmal an Interviews mit Ärzten zum<br />

Thema Pharmamarketing teilgenommen<br />

zu haben. Damit sind die Klagen<br />

über die Vermarktungsaktivitäten der<br />

Pharmaunternehmen aber noch nicht<br />

am Ende. Wenn Werbung unbedingt<br />

sein muss, dann aber bitteschön frei von<br />

jeglicher Interpretation und Kommentierung,<br />

auch Bilder sind nicht gewünscht.<br />

Die kommunikativen Aktivitäten sollen<br />

sich auf die Schilderung der Faktenlage<br />

beschränken. Eine zu deutliche Aktivierung<br />

soll möglichst vermieden werden.<br />

Und: auf gar keinen Fall Emotionen!<br />

Dabei kommen kleine Kinder, niedliche<br />

Tiere und schöne Frauen, die beliebtesten<br />

Auslöser für Emotionen in Werbung<br />

und Kommunikation, eigentlich immer<br />

gut an. Hinter diesen bekannten Auslösern<br />

steht in vielen Fällen die Absicht<br />

eine (emotionale) Bindung zwischen Angebot<br />

und Zielgruppe aufzubauen. Das<br />

ist der Faktor, der am häufigsten mit<br />

52 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Autor: Rafael Reyeros-Bienert, R&R/COM<br />

emotionaler Werbung verbunden wird.<br />

Größere Bedeutung, besonders aus Sicht<br />

der werbenden Pharmaunternehmen,<br />

haben Emotionen in der Werbung allerdings<br />

bei der Einleitung und Nutzung<br />

emotionsinduzierter Effekte. Das ist<br />

zum Beispiel die Kaufentscheidung. Einige<br />

Unternehmen offerieren Produkte,<br />

die den Einsatz der emotionalen Auslöser<br />

ganz einfach machen, wie die Modebranche.<br />

Andere tun sich schwer die<br />

richtigen Emotionen zu identifizieren.<br />

Dazu gehört der Pharmabereich.<br />

Ist es tatsächlich so, dass der Einsatz von<br />

Emotionen in der Kommunikation für<br />

bestimmte Zielgruppen nicht zum Ziel<br />

führt, weil die Zielgruppe dies ablehnt?<br />

Ist es sogar besser, ganz auf emotionale<br />

Auslöser zu verzichten, um die geschätzte<br />

Klientel nicht zu sehr abzuschrecken?<br />

Sicher ist auch dies oft eine Frage der<br />

Dosierung. Besonders der Pharmabereich<br />

tut sich traditionell schwer, wenn<br />

es um Emotionen geht. Zum einen wiegelt<br />

die Zielgruppe wie beschrieben früh<br />

ab. Auf der anderen Seite geht es um<br />

ernste Themen, die entsprechend kommuniziert<br />

werden sollen. Trotzdem kann<br />

hier eine eindeutige Aussage getroffen<br />

werden. Emotionen können auch im<br />

Pharmabereich für den entscheidenden<br />

Wettbewerbsvorteil sorgen.<br />

Für den Einsatz von Emotionen im<br />

Pharmamarketing sprechen wesentliche<br />

Erkenntnisse der Neurologie und<br />

der Neuropsychologie. Seit einiger Zeit<br />

manifestiert sich daraus das Gebiet des<br />

Neuromarketings. Die Bezeichnung<br />

bewegt sich zwischen Neurologie und<br />

Werbepsychologie. Im Wesentlichen<br />

aber konzentriert sich das Neuromarketing<br />

auf den Einsatz von Emotionen<br />

in Werbung und Kommunikation. Das<br />

Neuromarketing geht davon aus, dass<br />

Emotionen eine direktere Verbindung<br />

zu unserem Handeln haben als rationale<br />

Informationen. Dieser Zusammenhang<br />

ist zwar schon seit Darwin bekannt,<br />

hat durch neuere Forschungsergebnisse<br />

aber weitere wesentliche Erkenntnisfort-<br />

Foto: iStock Photo


schritte erzielt, die für das Marketing<br />

von Nutzen sind.<br />

Die entscheidenden Ansätze dafür hat<br />

der Neurologe und Psychiater Antonio<br />

R. Damasio mit seinen Forschungsergebnissen<br />

Ende der 90iger Jahre des vergangen<br />

Jahrhunderts geliefert. Danach<br />

ist eine der wesentlichen Aufgaben von<br />

Emotionen die effiziente Entscheidungsfindung<br />

in besonders komplexen Situationen.<br />

Situationen, die entweder einer<br />

umgehenden Entscheidung bedürfen<br />

oder die scheinbar nicht voneinander<br />

unterscheidbare Lösungen anbieten. Das<br />

Gehirn bearbeitet diese Entscheidungssituationen<br />

mit einem überraschend einfachen<br />

Lösungsprozess: die Entscheidung<br />

wird von der unlösbaren rationalen, vergleichenden,<br />

bewertenden Ebene auf die<br />

emotionale, gefühls- und belohnungsorientierte<br />

Ebene verlagert.<br />

Die Emotionen, auf die das Gehirn in<br />

scheinbar ausweglosen Entscheidungssituationen<br />

zurückgreift, sind assoziierte,<br />

also mit der Entscheidung verbundene,<br />

Emotionen. Die wesentliche Verbindung<br />

entsteht über das Modell der Belohnung.<br />

Das Gehirn sucht nach Emotionen, die<br />

eine relevante, von der Entscheidung<br />

ausgehende Belohnung darstellen. So<br />

sind zwei herumtollende kleine Eisbären<br />

zwar niedlich, allerdings haben die beiden<br />

oft wenig mit den damit beworbenen<br />

Produkten und deren Vorzügen gemein.<br />

So steht in der Produkterinnerung keine<br />

relevante Emotion für eine Entscheidung<br />

zur Verfügung.<br />

Deshalb gilt es, die richtigen Emotionen<br />

zu identifizieren. Richtig sind<br />

produktrelevante Emotionen, die zur<br />

Unterstützung der Produktdarstellung<br />

genutzt werden können und den Weg zu<br />

einer klaren Entscheidung weisen. Die<br />

Identifizierung der richtigen Emotionen<br />

muss dazu zweigleisig vorgenommen<br />

werden. Sie muss Produkt und Zielgruppe<br />

gleichermaßen berücksichtigen, um<br />

einen wirklichen emotionalen Anker<br />

zwischen beiden herzustellen. Produkte<br />

und ihre Anwendung enthalten viele Ansatzpunkt<br />

für einen emotionalen Wert:<br />

Schutz, Sorge, Zufriedenheit sind häufige<br />

emotionale Aspekte. Auch Zielgruppen<br />

sind für viele Emotionen empfänglich,<br />

nur eben nicht in jedem beliebigen<br />

Zusammenhang. Die Emotion ‚Spaß‘ ist<br />

sicher für fast alle Zielgruppen relevant.<br />

Aber Pharmaprodukte lassen sich nur<br />

schwer glaubwürdig mit diesem Wert<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Key Visuals als Träger und Auslöser von Emotionen<br />

Entscheidungen von der rationalen auf die emotionale Ebene verlagern<br />

ausstatten. Die Relevanz muss also nicht<br />

nur für die Beziehung Produkt-Emotion,<br />

sondern auch für die Beziehung Zielgruppe-Emotion<br />

ermittelt werden.<br />

Die Identifizierung des emotionalen<br />

Ankers ist allerdings nur der Ausgangspunkt<br />

für die weitere marketing-kommunikative<br />

Arbeit. Denn auf Basis des<br />

Ankers muss die weitere Kommunikation<br />

ausgerichtet werden. Einen wesentlichen<br />

Bereich nimmt dabei die Entwicklung<br />

des emotionalen Key Visuals für<br />

das Produkt ein. Das Visual steht dabei<br />

für den emotionalen Kern des Produktes<br />

und liefert der Zielgruppe den nachvollziehbaren<br />

(glaubhaften) emotionalen<br />

Anker. Die Glaubwürdigkeit der Kampagne<br />

wird dabei wesentlich von einer<br />

optimalen Übersetzung des emotionalen<br />

Ankers in das Key Visual bestimmt.<br />

Auslöser wie kleine Kinder, niedliche Tiere<br />

und schöne Frauen führen hier in die<br />

falsche Richtung. Die damit assoziierten<br />

Emotionen können zwar eine gewisse<br />

Relevanz haben (Schutz, Liebe), fokus-<br />

sieren aber zu sehr familiäre, zwischenmenschliche<br />

Aspekte. Optimale Umsetzungen<br />

verarbeiten den Produkteinsatz<br />

ebenso wie Verwendungssituation der<br />

Zielgruppe. Die Visualisierungen sollten<br />

dabei auf einer umfangreichen Datenbank<br />

basieren, die Verknüpfungen<br />

zwischen Emotionen oder emotionalen<br />

Begriffen und stereotypischen Visualisierungen<br />

herstellt. In einem letzten Konkretisierungsschritt<br />

sollten diese Umsetzungen<br />

getestet werden. Zum Schluss<br />

müssen die Aussagen und die Texte nach<br />

dem emotionalen Anker und der Visualisierung<br />

ausgerichtet werden.<br />

Emotionen können der Pharmawerbung<br />

erfolgversprechende Differenzierungen<br />

im Wettbewerb liefern. Allerdings sollten<br />

diese Differenzierungen Ergebnisse<br />

eines strukturierten Entwicklungsprozesses<br />

sein. Dieser Prozess sollte die relevanten<br />

emotionalen Anker für Produkt<br />

und Zielgruppe identifizieren. Erst dann<br />

sind es diese Emotionen wert, erfolgreiche<br />

Werbung zu werden.<br />

Rafael Reyeros-Bienert<br />

ist Mitinhaber und kreativ-strategischer Geschäftsführer der Agentur<br />

R&R/COM in München. Vorher arbeitete er unter anderem als<br />

freier Autor für Print und Fernsehen, zum Beispiel für Gruner + Jahr<br />

sowie für Interpublic-Werbeagenturen. „Emotionale Werbung“ im<br />

Healthcare-Bereich entwickelte er für die Kunden GlaxoSmithKline,<br />

Weber & Weber und Gambro Deutschland.<br />

F Kontakt: rafael.reyeros@r-u-r.com<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

Quelle: R&R/COM<br />

53


Kommunikation + Agenturen<br />

Reprints<br />

Kosten kappen<br />

Reprints von wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />

über Studien sind unterstützendes<br />

Material im Marketingmix.<br />

Die Agentur WEFRA sieht Synergiepotenzial<br />

– vor allem internationale<br />

Konzerne bestellen relativ unkoordiniert<br />

Reprints bei Verlagen – die neue Plattform<br />

Reprintsinternational.com soll hier helfen.<br />

Reprints, also Sonder- beziehungsweise<br />

Fortdrucke von medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen in Fachzeitschriften,<br />

dienen der Kommunikation<br />

von Arzneimittelunternehmen. Vor allem<br />

sind es die Veröffentlichungen von Studienergebnissen,<br />

die für die Marktzulassung<br />

einerseits und die Vermarktung von<br />

Arzneimitteln andererseits eine wichtige<br />

Rolle spielen. Große Volumina von Reprints<br />

türmen sich speziell bei international<br />

tätigen Unternehmen auf. Experten<br />

rechnen mit einem Betrag in Höhe von<br />

rund 20 Millionen Euro, die Unternehmen<br />

von der Größe Pfizers in Europa pro<br />

Jahr ausgeben. Hier wittert die WEFRA<br />

Werbeagentur Frankfurt eine Geschäftschance<br />

und gründet das Portal Reprintsinternational.com.<br />

Laut der Agentur lassen sich die oben<br />

beschriebenen Reprints „hervorragend<br />

für PR- und Reputationszwecke“ einsetzen,<br />

und zwar speziell zur Ausgabe auf<br />

Messen, als Tagungsunterlage, für Kundenmailings,<br />

Pressemitteilungen und als<br />

gesprächsunterstützendes Material für<br />

den Außendienst. Auch die Möglich-<br />

54 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Matthias Haack, geschäftsführender<br />

Gesellschafter der<br />

Agentur WERFA (l.), und sein<br />

Partner Andrew King von der<br />

Londoner Mediaagentur MMS<br />

keit, Artikel über die eigenen<br />

Arzneimittel digital über das<br />

Internet zu verbreiten, werde<br />

immer häufiger in Anspruch<br />

genommen. Die Voraussetzung<br />

für all das: Der Artikel muss<br />

in einer angesehenen Orginalien-Zeitschrift<br />

veröffentlicht<br />

sein wie ‚Lancet‘, ‚European<br />

Heart Journal‘, ‚Circulation‘,<br />

‚European Respiratory<br />

Journal‘, ‚Current Medical<br />

Research & Opinion‘ oder<br />

‚New England Journal of Medicine‘.<br />

„Bisherige unterschiedliche Bestellprozesse verursachen<br />

bei Unternehmen erhebliche Kosten.“<br />

Matthias Haack, WEFRA


Nationale Interessen<br />

im Vordergrund<br />

Agenturchef Matthias Haack hat analysiert,<br />

dass bisher der Bestellprozess<br />

für einen Reprint in der Regel wie folgt<br />

abläuft: „Ein verantwortlicher Marketingmitarbeiter<br />

– aus Land A – wird<br />

aufmerksam auf die Veröffentlichung<br />

und bestellt beim Verlag des entsprechenden<br />

Journals einen Nachdruck in<br />

Originalsprache in einer Auflage von<br />

10.000 Stück. Er weiß aber nicht, dass<br />

der Kollege aus Land B auch Interesse<br />

an diesem Reprint hat – allerdings in<br />

seiner Sprache. Der Kollege aus Land B<br />

bestellt also seinerseits beim Herausgeber-Verlag<br />

5.000 übersetzte Nachdrucke<br />

des veröffentlichten Fachbeitrags.“<br />

Eine Vorgehensweise, die nicht gerade<br />

nach Kosten sparen oder abgestimmten<br />

Marketingaktionen klingt.<br />

Obendrein kann es passieren, dass Kollegen<br />

in anderen Länderniederlassungen<br />

des betreffenden Unternehmens<br />

weder etwas von der Veröffentlichung<br />

noch von den Bestellungen der Länder<br />

A und B weiß. So entscheidet sich eventuell<br />

ein halbes Jahr später eine weitere<br />

Niederlassung für den Druck von einigen<br />

Tausend Exemplaren.<br />

Synchronisiert weltweit<br />

Reprint-Bestellungen<br />

„Durch diese unterschiedlichen Bestellprozesse<br />

werden wertvolle Kapazitäten<br />

gebunden – dem Unternehmen entstehen<br />

insgesamt erhebliche Kosten. Hätte<br />

man von Anfang an gewusst, welche<br />

Auflage und wie viele Übersetzungen<br />

benötigt werden, hätte man eventuelle<br />

Mengenrabatte vom Verlag erhalten<br />

und zeitgleich sowie länderübergreifend<br />

den Sonderdruck als PR- und Marketinginstrument<br />

nutzen können“, spielt<br />

Haack einen umfangreichen Fall theoretisch<br />

durch.<br />

Reprintsinternational.com, zunächst in<br />

englischer und deutscher Sprache, soll<br />

nicht nur den Kauf von Sonderdrucken<br />

innerhalb eines Unternehmens bündeln,<br />

sondern auch dazu dienen, Produktmanager<br />

bzw. Kollegen aus verschiedenen<br />

Kontinenten miteinander zu vernetzen.<br />

Beispielsweise erfolgen Freigabeprozesse<br />

bezüglich Layout und Anzeigen- wie<br />

Logo-Platzierung nach klaren Regeln<br />

und werden damit transparent für<br />

Ablaufdiagramm für Reprintsinternational.com<br />

Einkäufer und Marketingverantwortlichen.<br />

„Auch das Nachbestellen von<br />

produzierten Reprints wird deutlich<br />

einfacher und schneller“, so Haack. Die<br />

Plattform hält nach seinen Worten „alle<br />

Beiträge führender Zeitschriften in einer<br />

Datenbank“ für alle Kunden bereit.<br />

Außerdem hat der User die Möglichkeit,<br />

Studien und Fachbeiträge – sowohl<br />

die Originalveröffentlichung als auch<br />

den Nachdruck – zu archivieren.<br />

Die Idee zu Reprintsinternational.com<br />

hatte WEFRA gemeinsam mit der Agentur<br />

MMS Medical Media Services Ltd.,<br />

London (Design und Programmierung<br />

der Site stammen von den Frankfurtern).<br />

Auch für die Umsetzung und den<br />

Betrieb agieren beide Agenturen Arm<br />

in Arm. MMS ist ein 1982 gegründeter<br />

und von Andrew King geleiteter Media-<br />

Dienstleister im englischen Gesundheitssegment,<br />

mit dem die Deutschen bereits<br />

kooperieren. Zusammen mit anderen<br />

Inhaber-Mediaagenturen gründete man<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Über ein Bestellformular legt ein Einkäufer aus Land A z.B. fest: Auflage, Sprache, Format<br />

(ePrint o.ä.), schwarz-weiß oder farbig, Auslieferungsart (z.B. Bündelung von 50 Stück),<br />

Währung und Termin der Auslieferung<br />

Heal International, ein Netzwerk mit<br />

sechs auf den Healthcare-Markt spezialisierten<br />

Mediaagenturen aus Europa<br />

und den USA.<br />

London ist übrigens auch der Standort<br />

der Verhandlungen, die mit den Startkunden<br />

von Reprintsinternational.com<br />

am weitesten fortgeschritten sind. Namen<br />

von Kunden werden noch nicht<br />

genannt. Die Website der Plattform<br />

ist für den Testlauf bereits online, der<br />

komplette Rollout ist für Juli dieses<br />

Jahres geplant. Das operative Reprintsgeschäft<br />

leitet Beckie Abnett. Derzeit ist<br />

Reprintsinternational.com ein Produkt<br />

der beiden Agenturen, im Laufe dieses<br />

Jahres soll die Site die Rechtsform einer<br />

Gesellschaft erhalten.<br />

Interessant auch für Verlage<br />

Die Vernetzung der Einkäufer und Produktmanager,<br />

die Reprintsinternational.com<br />

ermöglicht, wird laut Haack<br />

den Vertrieb der international tätigen<br />

Verlage unterstützen. Ein dank der<br />

neuen Plattform gesteigertes Interesse<br />

mehrerer Länder an einer einzelnen<br />

Veröffentlichung führe automatisch zu<br />

höheren Bestellmengen, die von Reprintsinternational.com.<br />

direkt beim<br />

Verlag eingehen. Durch diese zentrale<br />

Ansprechpartnerfunktion reduziere<br />

sich für Verlage der vertriebliche Aufwand.<br />

Reiner Kepler<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

55


Kommunikation + Agenturen<br />

Hautpflege-Markt<br />

Benefit gegen Budget<br />

Wie man sich mit einem Benefit auch in einem Markt voller budgetär übermächtiger<br />

Wettbewerber seinen Platz erkämpfen kann: Die Hautpflegeserie<br />

Imlan der Birken AG mischt sich trotz kleiner Budgets erfolgreich in den<br />

Markt der apothekenexklusiven Hautpflegeprodukte ein.<br />

Hautpflegeprodukte gibt es viele – echte<br />

Innovationen nur wenige. Die Birken<br />

AG mit Sitz im süddeutschen Niefern-<br />

Öschelbronn bietet mit ihrer medizinischen<br />

Hautpflegeserie Imlan Apothekern<br />

und deren Kunden überzeugende<br />

Produkte – und mit den Kommunikationsmaßnahmen<br />

der Agentur Brand-<br />

Pepper ein wirkungsvolles Konzept zur<br />

Ansprache und nachhaltigen Bindung<br />

der Kunden.<br />

Hohes Interesse = hohe<br />

Aufmerksamkeit<br />

Der Leidensdruck von Patienten mit<br />

Neurodermitis, Psoriasis, Juckreiz und<br />

anderen Hauterkrankungen ist hoch –<br />

die Suche nach dem richtigen Hautpflegeprodukt<br />

gleicht häufig einer Odyssee.<br />

Aber auch Menschen mit trockener oder<br />

zu Allergien neigender Haut suchen oft<br />

56 Healthcare Marketing 6/2012<br />

+++ Best Practice +++ Best Practice +++ Best Pra<br />

Autor: Ingo Meyer-Berhorn, BrandPepper<br />

nach Alternativen in der Hautpflege.<br />

Dies liegt unter anderem an enorm langen<br />

Listen von Inhaltsstoffen diverser<br />

Hautpflegeprodukte – in vielen Cremes<br />

sind zahlreiche Zusatzstoffe enthalten,<br />

die im Zweifel für zusätzliche Hautirritationen<br />

sorgen können.<br />

Reduktion auf das Minimum<br />

Und genau bei den Zusatzstoffen setzt<br />

die Hautpflegeserie von Imlan an –<br />

durch den vollständigen Verzicht auf<br />

jegliche Zusatz- und Reizstoffe. So besteht<br />

die Imlan- Creme ‚Pur‘ aus drei Bestandteilen:<br />

Betulin, Öl und Wasser. Und<br />

wo keine Zusatzstoffe enthalten sind,<br />

kann auch kein Zusatzstoff für Hautirritationen,<br />

Juckreiz oder Allergien sorgen.<br />

Betulin ist die natürliche Basis für die<br />

maximal reduzierte Formulierung von<br />

Imlan. Nach einem patentierten Ver-<br />

fahren wird Betulin aus der weißen<br />

Birkenrinde gewonnen und hat sowohl<br />

emulsionsstabilisierende Eigenschaften<br />

als auch eine vielfältige medizinische<br />

Wirksamkeit, die durch Studien belegt<br />

ist. Dabei ist Betulin auch für Birkenpollenallergiker<br />

unbedenklich.<br />

Interesse wecken,<br />

nachhaltig argumentieren<br />

Von diesem echten Benefit profitieren die<br />

Apotheker, denn die Pharmazeuten können<br />

aus Überzeugung ihren Kunden die<br />

Imlan-Hautpflegeserie guten Gewissens<br />

empfehlen. Die Kunden der Apotheker<br />

profitieren, weil sie eine Hautpflegeserie<br />

finden, die durch den Verzicht auf irritierende<br />

Zusatzstoffe und eine hohe medizinische<br />

Wirksamkeit helfen kann.<br />

Bei der Entwicklung der Kampagne für<br />

die medizinische Hautpflegeserie Imlan


ctice +++ Best Practice +++ Best Practice +++<br />

bestand die Herausforderung darin, die<br />

richtige Lücke in einem extrem starken<br />

Wettbewerbsumfeld zu finden und trotz<br />

kleiner Budgets diese Lücke zu nutzen.<br />

Zunächst musste die Apotheke für das<br />

Produkt und die Produktstory gewonnen<br />

werden. Intensive Information und<br />

Schulungen für das gesamte Apothekenteam<br />

sowie eine apothekenindividuelle<br />

Kampagne mit lokalem Zuschnitt machten<br />

aus Apothekern und PTAs Empfehler<br />

und „Überzeugungstäter“.<br />

Die teilnehmenden Apotheken wurden<br />

mit einem umfangreichen Paket für den<br />

Point of Sale ausgestattet, dabei war<br />

aber auch ein gewisses Eigenengagement<br />

der Apotheke gefordert. Eine individualisierte<br />

Hauswurfsendung musste von<br />

der Apotheke selbst im Umfeld verteilt<br />

werden – wodurch das Interesse der<br />

Apotheken am Gelingen der Aktion<br />

deutlich höher war als bei einer reinen<br />

Push-Kampagne.<br />

Doppelte Kundenansprache<br />

Mit der Hauttest-Aktion im Herbst<br />

2011 wurde Imlan bei Apotheken und<br />

Anwendern zusätzlich positiv verankert.<br />

Die Aktion bot mit dem Hauttest einerseits<br />

den Apotheken die Möglichkeit,<br />

ihre Beratungskompetenz hinsichtlich<br />

Hautpflege zu zeigen und die Kunden<br />

gleich zwei Mal in der Apotheke zu begrüßen.<br />

Andererseits konnte mit dem<br />

Hauttest dem Anwender „bewiesen“<br />

werden, dass die Pflege mit Imlan die<br />

Hautfeuchte erhöht – und dies bei absoluter<br />

Verträglichkeit. Der Herbst (Jahreszeit<br />

der trockenen Haut) wurde dabei<br />

als Aufhänger zusätzlich visualisiert.<br />

Karin Boden, Bereichsleiterin medizinische<br />

Hautpflege der Birken AG, sagt:<br />

„Dank der kreativen Umsetzung der<br />

neuen Positionierung von Imlan durch<br />

BrandPepper hat sich der Absatz in den<br />

letzten Jahren im zweistelligen Prozentbereich<br />

erhöht und das in einem wettbewerbsintensiven<br />

Umfeld. Die absatzstarken<br />

PoS-Aktionen werden von immer<br />

mehr Apothekern unterstützt. Für uns<br />

der Beweis, dass man mit einem sauber<br />

kommunizierten Benefit auch mit vergleichsweise<br />

kleinen Budgets erfolgreich<br />

sein kann.“<br />

Das gemeinsame Engagement zahlt sich<br />

also für allen Seiten aus – denn zufriedene<br />

Kunden bleiben dauerhafte Kunden.<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Schaufensterposter soll Laufkundschaft in die<br />

Apotheken holen<br />

Imlan-Hauttest sorgt für zweifache Ansprache –<br />

bei Apothekern und Endkunden<br />

BrandPepper<br />

berät als Marken- und Kreativagentur<br />

Kunden aus dem gesamten Gesundheitsmarkt.<br />

Mit zehn festen und zwölf freien Mitarbeitern versteht sich die 2007 gegründete<br />

Düsseldorfer Agentur als Fullservice-Dienstleister – geleitet von Ingo Meyer-Berhorn<br />

(GF) und Jörg Barnhusen (Management Supervisor). Sie ist Teil der Vendus Group und<br />

arbeitet u.a. für Ärztekammer Nordrhein, Dolorgiet, Medica-Messe, Otto Bock und 3M.<br />

Aus der Markenartikelwerbung kommend (Agenturen: Cayenne, BMZ), steht Meyer-Berhorn<br />

seit der Gründung an der Spitze von BrandPepper.<br />

F Kontakt: imb@brandpepper.de<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

57


Medien + Internet<br />

Gesundheitsportale<br />

Fahren mit angezogener Handbremse<br />

NetDoktor erweist sich als investitionsfreudig und geht in die Offensive, was<br />

den Ausbau seiner Marke betrifft. Doch ein neues Gerichtsurteil zu Arztbewertungen<br />

könnte das Gesundheitsportal in die Defensive zwingen.<br />

Gesundheitsportale gibt es im Web inzwischen<br />

einige. Allesamt wollen sie<br />

Patienten besser informieren und medizinisches<br />

Wissen verständlich aufbereiten.<br />

So auch das nach eigenen Aussagen<br />

marktführende Gesundheitsportal<br />

NetDoktor. Doch die Konkurrenz ist<br />

groß: Neben NetDoktor tummeln sich<br />

noch weitere Wettbewerber wie Vitanet,<br />

Onmeda, Gesundheit.de, Imedo.de und<br />

Apotheken-umschau.de auf dem Markt.<br />

Arzt-Patienten-Gespräche<br />

auf Augenhöhe<br />

Mit den gestiegenen Informationsmöglichkeiten<br />

muss auch das gestiegene<br />

Informationsbedürfnis der Deutschen<br />

befriedigt werden. Genau dies versucht<br />

NetDoktor und verspricht eine hohe<br />

Qualität der Beiträge, die nach eigenen<br />

Angaben von Medizinjournalisten und<br />

Ärzten publiziert werden. NetDoktor<br />

58 Healthcare Marketing 7/2011<br />

sieht sich selbst als Partner für Arzt und<br />

Patienten und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

Patienten umfassend zu informieren, damit<br />

das Arzt-Patienten-Gespräch „auf<br />

Augenhöhe“ stattfinden kann. Die Qualität<br />

der Internetbeiträge kann jedoch<br />

sehr variieren. Dr. Olivier Blanchard,<br />

Geschäftsführer der Netdoktor.de<br />

GmbH, versucht daher die Qualität der<br />

Beiträge abzusichern: „Wir arbeiten mit<br />

Experten aus verschiedenen Fachgebieten<br />

zusammen, die uns bei der Konzeption<br />

der Themen unterstützen und alle<br />

Artikel auf ihre medizinische Richtigkeit<br />

prüfen. […] Auch auf die Diskussionen<br />

im Forum haben wir ein waches Auge,<br />

um gerade bei diesen Themen Qualitätsstandards<br />

einzuhalten. Aber insgesamt<br />

stellen wir fest, dass es in unserer Community<br />

ein hohes Maß an Selbstregulierung<br />

gibt. Sie achtet selbst darauf, dass<br />

kein medizinischer Unsinn verbreitet<br />

wird.“ NetDoktor will künftig vermehrt<br />

patienten-generierte Inhalte auf die Ge-<br />

sundheitsplattform stellen. Der Trend<br />

bei medizinischen Fragestellungen ginge<br />

dahin, Zweit- oder Drittmeinungen einzuholen,<br />

weshalb user-generated content<br />

eine größere Bedeutung in der Online-<br />

Welt erhält. Die Erfahrungswerte anderer<br />

und unabhängige Meinungen von<br />

Ärzten, Studenten oder der Redaktion<br />

sollen ähnlich wie eine Selbsthilfegruppe<br />

in der realen Welt funktionieren. Im<br />

Zuge dessen startet die Münchner Werbeagentur<br />

Zum goldenen Hirschen eine<br />

Kampagne und übernimmt dabei sowohl<br />

deren Entwicklung als auch Umsetzung.<br />

Es werden Printanzeigen in Titeln wie<br />

‚Focus‘, ‚Focus Gesundheit‘ und ‚Zeit<br />

Wissen‘ sowie Online-Banner geschaltet.<br />

Erstmals seit dem Start des Portals 1999<br />

wird NetDoktor auch außerhalb des<br />

Webs werblich aktiv. Zudem hat sich die<br />

NetDoktor-Website am 21. Mai 2012<br />

eine neue CI zugelegt. Ziel ist es, die Bekanntheit<br />

und die Quote der direkten Besucher<br />

der Website zu erhöhen.<br />

Foto: fotolia


NetDoktor in Investitionslaune<br />

Doch nicht nur Zum goldenen Hirschen,<br />

sondern auch eine neue PR-Agentur holte<br />

sich NetDoktor ins Haus. Nach einem<br />

Pitch erhielt die Münchner Agentur<br />

Edelman den Etat und löst Element C ab.<br />

Blanchard, der seit September 2011 Geschäftsführer<br />

ist, kündigte bereits damals<br />

an, dass er in das Portal und die Marke<br />

investieren wolle. Seit dem 1. Mai hat<br />

Bewertungskriterien bei NetDoktor<br />

NetDoktor-User können mit einem Schulnotensystem und<br />

einem Freitextfeld Empfehlungen für Praxen abgeben<br />

NetDoktor auch einen neuen Bereichsleiter<br />

Produktmanagement. Jens Mayer<br />

löst damit Sebastian Müller ab und<br />

übernimmt die strategische Produktentwicklung<br />

der Plattform. Mayer soll den<br />

Reichweitenausbau, die Usability sowie<br />

die Zielgruppenbindung ins Visier nehmen.<br />

Die Netdoktor.de GmbH gehört<br />

zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck<br />

und zählt 2,93 Millionen Unique<br />

User (AGOF internet facts 2012-01) und<br />

4,34 Millionen Visits (IVW April 2012).<br />

Sollte die Website durch die neue Kampagne<br />

mehr Besucher<br />

erhalten, könnte dies<br />

auch positive Auswirkungen<br />

auf den<br />

Arztbewertungsbereich<br />

von NetDoktor<br />

haben. Die Chefredakteurin<br />

des Portals<br />

Ingrid Müller schreibt<br />

im NetDoktor-Blog:<br />

„Es gibt die Möglichkeit<br />

der Arztbewertung,<br />

aber kaum einer<br />

geht hin. Der erste<br />

Schritt wäre also, Patienten<br />

überhaupt zum<br />

Mitmachen zu motivieren.<br />

Die fleißigsten<br />

Arztgänger sind aber<br />

ältere Menschen –<br />

und die tummeln sich<br />

wiederum oft nicht im<br />

Internet.“ Doch nicht<br />

nur das ist problematisch<br />

an der grundsätzlich<br />

guten Idee,<br />

die Patienten über<br />

einem Portal zu Wort<br />

kommen zu lassen.<br />

Die Bewertungskriterien<br />

vieler Anbieter<br />

Medien + Internet<br />

„Auch auf die Diskussionen im Forum haben wir<br />

ein waches Auge, um gerade bei diesen Themen<br />

Qualitätsstandards einzuhalten.“<br />

Olivier Blanchard, NetDoktor<br />

sind laut Müller oftmals undurchsichtig.<br />

In einem Freitextfeld können Nutzer<br />

subjektive Empfinden äußern. Auch ist<br />

nicht auszuschließen, dass ein Nutzer<br />

unter verschiedenen Pseudonymen mehrere<br />

Bewertungen abgibt – zum Beispiel<br />

durchweg schlechte Noten oder eben<br />

gute, schreibt Müller im Blog.<br />

Arztbewertung vor Gericht<br />

Ein solcher Fall landete erst vor kurzem<br />

vor Gericht. Ein User hatte anonym im<br />

Forum eine negative Bewertung zu seiner<br />

zahnärztlichen Behandlung eingestellt.<br />

Der Zahnarzt wies den Betreiber<br />

darauf hin, dass er bei diesem Patienten<br />

gar keine Behandlung durchgeführt<br />

habe. Als Reaktion dieser Beschwerde<br />

fragte der Betreiber beim Nutzer des<br />

Forums nach. Der Nutzer bestätigte, es<br />

sei alles so gewesen wie im Forum beschrieben.<br />

Mit dieser Antwort gab sich<br />

der Internetprovider zufrieden. Das<br />

Landgericht Nürnberg-Fürth gab dem<br />

Zahnarzt recht und beschloss, dass Internetprovider<br />

ihre Prüfpflicht konkretisieren<br />

müssen. Der Betreiber des Portals<br />

hätte die Beschwerde des Zahnarztes<br />

sorgfältiger prüfen und sich von seinem<br />

User einen Nachweis für den Arztbesuch<br />

geben müssen.<br />

Der grundsätzliche Konflikt der dahinter<br />

steht, wird offensichtlich: Der Arzt<br />

steht unter Schweigepflicht, die Nutzer<br />

besitzen ein Recht auf Meinungsfreiheit<br />

und die Portale haben die Pflicht, solche<br />

Aussagen zu überprüfen. Wie soll das<br />

funktionieren?<br />

Das Web 2.0. entwickelt sich rasant und<br />

vermutlich muss nicht lange auf neue<br />

Urteile gewartet werden.<br />

Janika Ebmeyer<br />

Healthcare Marketing 7/2011<br />

59


Medien + Internet<br />

Arztbewertungen 2.0<br />

„Empfehlungen anderer<br />

Patienten sind schon seit<br />

jeher die zentrale Entscheidungsgrundlage<br />

für die<br />

Wahl des richtigen Arztes.<br />

Das Internet ermöglicht es,<br />

sie nicht nur mit Bekannten<br />

zu teilen, sondern auch mit<br />

Fremden. Dadurch kann<br />

jeder von Empfehlungen<br />

außerhalb seiner direkten<br />

Kontakte profitieren.<br />

Zudem kann der Patient<br />

Empfehlungen von Patienten<br />

erhalten, die sich in<br />

einer ähnlichen Situation<br />

wie er selbst befinden. Beispielsweise Personen, die an<br />

der gleichen Krankheit leiden und gute Erfahrungen<br />

mit einem Arzt gemacht haben.<br />

Patientenempfehlungen sind immer subjektiv und keine<br />

objektive Messung der Arztkompetenz. Doch gerade<br />

sie geben anderen Patienten Transparenz über Patientenzufriedenheitskriterien<br />

wie zum Beispiel wahrgenommenen<br />

Behandlungserfolg, genommene Zeit, etc.<br />

Patientenempfehlungen sind auch für die<br />

mehr als 2 Millionen Patienten, die alleine<br />

auf jameda jeden Monat nach einem<br />

Arzt suchen, wichtige Entscheidungshilfe<br />

bei der Arztwahl. Nicht zuletzt diese<br />

Nutzerzahl belegt das große Bedürfnis<br />

nach diesen Informationen und<br />

deren hohe Relevanz.“<br />

Dr. Philipp Goos, jameda Dr. Frank U. Montgomery,<br />

Dr. Philipp Goos<br />

ist seit Beginn des Jahres 2011 Geschäftsführer der Arztbewertung<br />

jameda GmbH, die eine 100-prozentige Tochter der<br />

börsennotierten Tomorrow Focus AG mit Hubert Burda Media<br />

als Hauptaktionär ist.<br />

F Kontakt: gesundheit@jameda.de<br />

60 Healthcare Marketing 7/2011<br />

+++ Die Streitfrage des Monats +++ Die Streitfrage des Mona<br />

Können Portale die Qualität der<br />

Ärzte transparenter machen?<br />

Pro Contra<br />

„[…] In Arztbewertungsportalen<br />

werden Informationen<br />

von Patienten für<br />

Patienten bereitgestellt, die<br />

im Einzelfall sinnvoll sein<br />

können. Die Einschätzungen<br />

können durchaus zu<br />

mehr Patientenorientierung<br />

Bundesärztekammer und Patientenzufriedenheit<br />

beitragen. Voraussetzung<br />

aber ist, dass diese Bewertungen nach fairen Spielregeln<br />

erfolgen. Deshalb haben Bundesärztekammer und<br />

Kassenärztliche Bundesvereinigung […] Standards für<br />

gute Arztbewertungsportale entwickeln lassen. Hierzu<br />

zählen unter anderem der sensible Umgang mit persönlichen<br />

Daten, Transparenz bezüglich des Portalbetreibers<br />

und der Finanzierung des Angebots sowie natürlich ein<br />

verständliches und nachvollziehbares Bewertungsverfahren.<br />

[…]<br />

Anonyme Internetbewertungen sind nicht nachprüfbar.<br />

Hinzu kommt, dass Patienten die wirklich wichtigen<br />

Kriterien kaum nachprüfen können. Wie sieht es mit der<br />

Hygiene in der Praxis aus, sind die Geräte auf dem neusten<br />

Stand und erfüllt der Arzt die fachliche Qualifikation?<br />

Gewissheit darüber, dass diese Kriterien eingehalten<br />

werden, geben allein die ärztliche Körperschafen und die<br />

zuständigen staatlichen Stellen.“<br />

Dr. med. Frank Ulrich Montgomery<br />

ist seit 2011 Präsident der Bundesärztekammer sowie seit<br />

2006 Präsident der Ärztekammer Hamburg. Als Facharzt für<br />

Radiologie war er am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

tätig.<br />

F Kontakt: monti@montgomery.de


ts +++<br />

Foto: fotolia<br />

Print-Vermarktung<br />

Einer für alle<br />

Print verliert an Auflage, die Einnahmen gehen runter, und der Kostendruck<br />

steigt. Verlage von Publikumstiteln müssen handeln, um sich dem wandelnden<br />

Mediennutzungsverhalten anzupassen. Die Lösung scheint in Vermarktungsbündnissen<br />

und Konzentrationsprozessen zu liegen.<br />

Print verliert an Auflage, das ist schon<br />

längst kein Geheimnis mehr. Die aktuellen<br />

IVW-Zahlen I/2012 haben<br />

erneut den Negativtrend bei der verkauften<br />

Auflage der Publikumspresse<br />

bestätigt: So erzielte die Gattung im<br />

Quartalsdurchschnitt je Ausgabe rund<br />

1,43 Prozent weniger Auflage als im<br />

gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dies<br />

bedeutet in Stückzahlen ein Minus von<br />

1.610.000 verkauften Exemplaren (im<br />

Quartalsdurchschnitt Gesamtergebnis<br />

110,61 Millionen Exemplare.) Die Tagespresse<br />

verliert sogar gegenüber dem<br />

Vorjahr 3,39 Prozent ihrer verkauften<br />

Auflage (I/2011: 22,10 Millionen Exemplare<br />

laut IVW).<br />

Mit den bröckelnden Auflagen geraten<br />

die Verlage unter Handlungsdruck. Das<br />

Mediennutzungsverhalten der Verbraucher<br />

hat sich mit neuen digitalen Produkten<br />

wie Smartphones und Tablets<br />

verändert, und dieser Trend wird sich<br />

laut Studien fortsetzen. „Die Verlage<br />

haben diesem Wandel jedoch kaum<br />

Rechnung getragen. Die sinkenden<br />

Werbeerlöse in Print konnten durch<br />

Online nie aufgefangen werden“, sagt<br />

ein Vermarkter aus Düsseldorf. Nun<br />

werden die Vermarktungsstrukturen<br />

überdacht, um die Kosten in den Griff<br />

zu bekommen. Ein Beispiel sind die<br />

WAZ-Zeitschriften: Ab 1. Juli 2012<br />

vermarktet das Burda Community Network<br />

(BCN) die Publikumstitel von<br />

Gong Verlag und WAZ-Women Group.<br />

Ein entsprechender Vertrag wurde Mitte<br />

März von der WAZ Zeitschriften<br />

Marketing GmbH und dem BCN unterzeichnet.<br />

Zum Gong Verlag und zur<br />

WAZ-Women Group gehören 32 Titel<br />

mit einem Bruttowerbeumsatz von 70<br />

Millionen Euro. Der Bruttowerbeumsatz<br />

des BCN beträgt 599 Millionen<br />

Euro.<br />

Angebots- und Preishoheit, Marktpositionierung<br />

und Titelmarketing verbleiben<br />

in der Verantwortung der WAZ<br />

Zeitschriften Marketing GmbH unter<br />

Medien + Internet<br />

der Führung von Daniela Sakowski. Sie<br />

sagt über die Zusammenarbeit: „Dem<br />

hohen Anspruch, dem Medienvermarkter<br />

heute gerecht werden müssen, können<br />

wir bei wachsendem Titelportfolio<br />

künftig nur in Kooperation mit einem<br />

deutlich größeren und breiter aufgestellten<br />

Vermarkter entsprechen.“<br />

Manfred Braun, Zeitschriftenchef und<br />

Mitglied der Geschäftsleitung der WAZ<br />

Mediengruppe, ergänzt: „Die Zusammenarbeit<br />

mit dem erfolgreichen Vermarkter<br />

ist für uns eine strategische<br />

Weichenstellung für eine immer komplexer<br />

werdende Medienwelt mit deutlich<br />

gewachsenen Herausforderungen.“<br />

Für beide Partner bietet das Bündnis<br />

laut Branchenbeoachtern Vorteile. Michael<br />

Denker, Group Head Kundenbindung<br />

bei der Mediaagentur Initiative,<br />

sagt: „Das Titelportfolio beider Verlage<br />

ergänzt sich grundsätzlich sehr gut.<br />

Das Burda Community Network kann<br />

mit den WAZ-Titeln ein breiteres Port-<br />

Healthcare Marketing 7/2011<br />

61


Medien + Internet<br />

folio insbesondere im Bereich der Programmzeitschriften<br />

anbieten und damit<br />

seine Position besonders gegenüber<br />

Bauer und Axel Springer stärken.“ Die<br />

eher kleinere WAZ-Gruppe könne auf<br />

die Vermarktungsstrukturen von Burda<br />

zurückgreifen.<br />

„Kritische Größe erreichen“<br />

Auch Mediaagenturen können von Vermarktungsbündnissen<br />

profitieren. Der<br />

Ruf nach einfacheren Buchungsprozessen<br />

seitens der Mediaagenturen ist<br />

schon seit Längerem hörbar. Denn der<br />

Markt der regionalen Zeitungen ebenso<br />

wie der Special-Interest-Zeitschriften<br />

ist kleinteilig. Werbungtreibende oder<br />

ihre Agenturen müssen viel Energie aufwenden,<br />

um die für sie interessanten<br />

Zielgruppen zu identifizieren. „Wenn<br />

sich in der Verlagsbranche Vermarktungsbündnisse<br />

herausbilden, so werden<br />

diese von Mediaplanern zunächst<br />

begrüßt“, sagt Lars Kirschke, CEO<br />

Optimedia. Erfolgreich könnten solche<br />

Verbünde laut Kirschke aber nur sein,<br />

wenn sie eine kritische Größe erreichen.<br />

Zielgruppenpakete und gemeinsame<br />

Wirkungsnachweise seien Pflicht.<br />

Für die Healthcare-Branche, sagt Kirschke,<br />

„könnten die crossmedialen Konzepte,<br />

die das WAZ-BCN-Bündnis zweifellos<br />

anbieten wird, interessant sein.<br />

In Zielgruppenbefragungen sehen wir<br />

schon länger, dass Healthcare-Produkte<br />

viel stärker digital beworben werden<br />

sollten“, sagt er weiter. Viele Hersteller<br />

zögerten jedoch, Online-Display und<br />

Search tiefer zu erschließen. „Der Wandel<br />

wird aber kommen“, konstatiert der<br />

Mediaexperte.<br />

Der Markt in Zahlen<br />

Aktuelle Zahlen von Nielsen Media Research<br />

bestätigen diesen Trend: Während<br />

der Werbemarkt im ersten Quartal<br />

ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr verzeichnet und damit rund<br />

5,8 Milliarden Euro im ersten Quartal<br />

2012 einnimmt, sind die Bruttowerbeeinnahmen<br />

im Segment der Publikumszeitschriften<br />

um 3,6 Prozent auf 874<br />

Millionen Euro gesunken (siehe Tabelle<br />

1). Speziell im OTC-Markt sieht es noch<br />

düsterer aus: Hier sind die Bruttowerbespendings<br />

im ersten Quartal 2012<br />

62 Healthcare Marketing 7/2011<br />

Tab. 1: Gesamt-Werbemarkt im ersten Quartal 2012<br />

Kanäle 2011 Mio in Euro I/2012 Mio in Euro +/- in % zu I/2011<br />

Fernsehen 11.109,31 2.381,91 7,74<br />

Zeitungen 5.397,81 1.290,30 -3,78<br />

Publikumszeitschriften 3.729,90 874,29 -3,56<br />

Internet 2.465,19 533,81 16,14<br />

Radio 1.444,90 325,64 6,53<br />

Out of Home 1.275,16 274,37 -4,16<br />

Fachzeitschriften 419,01 106,75 -0,69<br />

Kino 93,65 17,59 4,32<br />

Gesamt 25.934,94 5.804,67 3,45<br />

Online-Spendings erzielen ein Plus von 16 Prozent zum ersten Quartal 2011<br />

um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />

auf 215,1 Millionen Euro gefallen.<br />

Allein die Publikumspresse muss einen<br />

Einbruch von rund 5,5 Prozent verkraften.<br />

Damit belaufen sich die Spendings<br />

in diesem Segment im ersten Quartal<br />

2012 auf 75,1 Millionen Euro (siehe Tabelle<br />

2).<br />

Verlage auf Aufholjagd<br />

Das Vermarktungsbündnis zwischen<br />

WAZ-Zeitschriften und BCN ist nicht<br />

der erste Schulterschluss von Verlagen,<br />

die sich sonst in punkto Auflagen<br />

und Einnahmen spinne Feind sind. Wie<br />

auf ‚healthcaremarketing.eu‘ berichtet,<br />

gründeten die drei Verlagshäuser Bauer<br />

Media Group, Axel Springer und<br />

Hubert Burda Media bereits im Juni<br />

2010 die Initiative ‚Take Five‘, um die<br />

Programmpresse voranzubringen. In<br />

der Tageszeitungslandschaft gibt es das<br />

Tab. 2: OTC-Werbemarkt im ersten Quartal 2012<br />

nationale Vermarktungsbündnis NBRZ<br />

(mit Geschäftsführer Sven Holsten) sowie<br />

den Anzeigenverbund ACN für Tageszeitungen<br />

aus Nordrhein-Westfalen<br />

(Motto: ‚One Order, one Bill‘). Zudem<br />

staunte die Branche zu Beginn des Jahres<br />

nicht schlecht, als ‚Der Spiegel‘ bekannt<br />

gab, mit der ‚Süddeutschen Zeitung‘ im<br />

Werbegeschäft kooperieren zu wollen.<br />

In den letzten Monaten setzte sich der<br />

Konzentrationsprozess noch weiter fort,<br />

als die Zusammenarbeit von Vision Media<br />

und dem Jahreszeiten Verlag durch die<br />

Gründung des gemeinsamen Vermarkters<br />

Brand Media bekannt wurde.<br />

Das Ziel ist klar: Verlage können durch<br />

die Bündnisse Kosten reduzieren. Sie<br />

können ein größeres Portfolio abdecken,<br />

profitieren von Skalierungseffekten und<br />

punkten bei Werbungtreibenden und<br />

Agenturen mit zielgruppenspezifischen<br />

Konzepten. Das sind die Vorteile. Allerdings<br />

sagt Michael Denker von Initiative<br />

Kanäle 2011 Mio in Euro I/2012 Mio in Euro +/- in % zu I/2011<br />

Fernsehen 429,69 115,59 -5,29<br />

Publikumszeitschriften 260,42 75,13 -5,49<br />

Internet 26,20 7,97 -48,71<br />

Zeitungen 13,05 5,34 -39,45<br />

Fachzeitschriften 18,29 4,84 7,37<br />

Radio 12,65 3,53 -46,88<br />

Out of Home 8,56 1,95 71,27<br />

Kino 0,83 0,78 -59,46<br />

Gesamt 769,69 215,14 -7,72<br />

OTC-Spendings 2012 verzeichnen ein Minus von 7,7 Prozent zum ersten Quartal 2011<br />

Quelle: Nielsen Media Research; Stand: 31.03.2012<br />

Quelle: Nielsen Media Research; Stand: 31.03.2012


Michael Denker, Media-Group Head Kundenbindung<br />

bei Initiative: „Konzentration<br />

von Zeitschriften nicht immer von Vorteil“<br />

auch: „Ein Zusammenschluss von Vermarktern<br />

und die damit einhergehende<br />

stärkere Konzentration im Zeitschriftenmarkt<br />

sind für die Kundenseite nicht immer<br />

von Vorteil. So muss sich das Bündnis<br />

daran messen lassen, inwieweit auch<br />

in Zukunft individuelle Kundenangebote<br />

mit attraktiven Konditionen realisierbar<br />

sind – auch wenn die Angebots- und<br />

Lars Kirschke, CEO Optimedia: „OTC-<br />

Hersteller zögern noch, Online-Werbung<br />

beherzter zu erschließen“<br />

Preisverantwortung für die WAZ-Titel bei<br />

der WAZ-Mediengruppe bleiben soll.“<br />

Bauer ins Premium-Segment<br />

Nun wurde bekannt, dass die deutschen<br />

Marquard Media-Zeitschriften Cosmopolitan‘,<br />

‚Joy‘ und ‚Shape‘ künftig bei der<br />

Medien + Internet<br />

Bauer Media Group erscheinen. Verlegerin<br />

Yvonne Bauer geht damit neue Wege,<br />

denn mit der Übernahme stößt die Bauer<br />

Media Group in den Premium-Markt<br />

vor. Zu den vertriebsstarken Titeln der<br />

Bauer Media Group kommen nun Magazine<br />

mit großem Anzeigenpotenzial<br />

im Lifestyle- und Luxussegment. „Die<br />

Transaktion bietet für uns im Print- wie<br />

auch im Digitalbereich neue Vermarktungs-<br />

und Vertriebschancen mit starken<br />

Marken in unserem Portfolio“, sagt<br />

Yvonne Bauer. „Wir freuen uns auf die<br />

Zusammenarbeit mit einem erfolgreichen<br />

und engagierten Team in München,<br />

unter der Leitung von Geschäftsführerin<br />

Waltraut von Mengden.“ Marquard behält<br />

in Deutschland indes die Computec<br />

Media AG.<br />

Zudem gehört zu Bauer seit Juni 2010<br />

die zweimonatliche Wohlfühl- und<br />

Esoterik-Zeitschrift ‚Happinez‘ (siehe<br />

‚Healthcare Marketing 6/2010). Das<br />

Magazin erreichte zuletzt eine verkaufte<br />

Gesamtauflage von 100.673 Exemplaren<br />

(IVW I/2012).<br />

Birte Schäffler<br />

Healthcare Marketing 7/2011<br />

63


Porträt<br />

Online-Agenturen<br />

Dem Trend auf der Spur<br />

Er wettet auf die Zukunftsaussichten: Markus Hartmann ist Geschäftsführer der Agentur<br />

xeomed, die Online-Marketing-Lösungen für den Healthcaremarkt anbietet. Ob im<br />

Verlagswesen oder in der Agenturbranche – mit qualitativ hochwertigen Inhalten will<br />

Hartmann punkten.<br />

Markus Hartmann ist Geschäftsführer<br />

der auf den Gesundheitsbereich spezialisierten<br />

xeomed GmbH. 2009 gründete<br />

der inzwischen 34-Jährige die Agentur<br />

in Nürnberg. Er ist gewissermaßen<br />

in die Rolle des Unternehmers hineingewachsen,<br />

wie er selbst sagt. „Wenn<br />

man von klein auf sieht, dass man erfolgreich<br />

selbstständig sein und<br />

Agenturgründer Markus Hartmann<br />

64 Healthcare Marketing 6/2012<br />

Verantwortung für andere übernehmen<br />

kann, dann ist es sicherlich ein einfacherer<br />

Schritt“, erzählt Hartmann. Sein<br />

Vater ist Gründer des Hartmann Verlages<br />

im mittelfränkischen Heßdorf,<br />

der Fach- und Publikumszeitschriften<br />

für Ärzte und Patienten verlegt. In dem<br />

Familienbetrieb konnte Hartmann<br />

schon früh mit anpacken. 2005 nahm<br />

er nach Lehre und Studium die Geschicke<br />

des medizinischen Verlages mit in<br />

die Hand. Die Schnittstelle zum Bereich<br />

Gesundheit ist somit gegeben. Durch<br />

die damit einhergehenden Verbindungen<br />

zur pharmazeutischen<br />

Industrie konnte er die Agentur<br />

bereits mit drei Kunden starten.<br />

Gegenwärtig, so freut sich<br />

Hartmann, könne er 15 Kunden<br />

zählen.<br />

Gute Informationen<br />

zählen<br />

Schwerpunkt der Agentur ist das<br />

sogenannte Healthcare Performance<br />

Marketing. xeomed versteht<br />

darunter, mit relevanten<br />

Inhalten die Kunden<br />

für ihre jeweiligen Zielgruppen<br />

im Internet auf<br />

verschiedenen Kanälen<br />

sichtbar zu machen. Was<br />

qualitativ gute Inhalte bedeuten,<br />

erkannte der gelernte<br />

Verlagskaufmann<br />

schon früh. Besonders<br />

sein Vater lehrte ihm, wie<br />

wichtig gute Inhalte für<br />

die Leser sind. „Egal ob<br />

Papier, Flachbildschirm<br />

oder iPad, es geht darum,<br />

dass ich gute Informatio-<br />

nen biete.“ Diesen Grundsatz hat sich<br />

Hartmann zur Philosophie gemacht.<br />

Das Besondere an seiner Agentur sei die<br />

ganzheitliche Betrachtung des Internets.<br />

Dementsprechend werden die Online-<br />

Marketing-Maßnahmen in die gesamte<br />

Kommunikationsstrategie eines Unternehmens<br />

integriert. xeomed will hier<br />

die effizientesten Kanäle ansteuern, um<br />

Websites erfolgreich zu machen. Dazu<br />

gehören zum Beispiel Google AdWords<br />

(als Google-zertifizierte Partneragentur)<br />

und Suchmaschinenoptimierung.<br />

Hartmann erklärt: „Wir machen messbar,<br />

welchen geschäftlichen Erfolg die<br />

Maßnahmen haben.“<br />

Wachstumsmarkt Online<br />

Der Unternehmer sieht im Online-<br />

Bereich eine erkennbar wachsende Bedeutung<br />

für die Healthcare-Branche:<br />

„Online ist für die Pharmaindustrie ein<br />

Wachstumsmarkt. Bislang wird sehr<br />

stark über den Außendienst oder über<br />

klassische Medien gearbeitet. Viele betreiben<br />

zudem eine Website. Welchen<br />

Anteil jedoch der Bereich Online am<br />

Geschäftserfolg hat, bleibt unklar. Darauf<br />

geben wir eine Antwort.“ Sein Ziel<br />

ist es, den Marketingverantwortlichen<br />

weitere Möglichkeiten der Kommunikation<br />

aufzuzeigen. „Wir machen deutlich,<br />

wie man mit Online-Kommunikation<br />

erfolgreich sein kann.“ Hartmann<br />

rät seinen Kunden daher, zunächst ein


Die Entwicklung, Betreuung<br />

und Optimierung einer<br />

Website sieht xeomed nicht<br />

als Projekt, sondern als<br />

Prozess – ein dauerndes Optimieren,<br />

Verändern, Erweitern<br />

und Verstärken.<br />

ganzheitliches und auf die Zielgruppe<br />

abgestimmtes Konzept zu erstellen, in<br />

dessen Mittelpunkt die eigene Website<br />

steht. Themen wie Social Media oder<br />

YouTube sind für ihn nicht erste Wahl.<br />

Gleichwohl sieht er auch in Social Media<br />

großes Potentiale für erfolgreiche<br />

Online-Marketing-Strategien. Schon<br />

Tino Niggemeier, Co-Geschäftsführer der<br />

Agentur xeomed<br />

seit 1997 beschäftigt er sich mit Online-Marketing<br />

und der operativen Umsetzung<br />

von Internetauftritten. Er kann<br />

selbst programmieren, so dass er nicht<br />

nur die theoretische Seite beherrscht.<br />

Hartmann, der seine Fähigkeiten im<br />

kreativen, aber auch im technischen<br />

Bereich sieht, führt seit zwei Jahren das<br />

Unternehmen nicht mehr alleine. Tino<br />

Niggemeier ist gleichberechtigter Geschäftsführer<br />

von xeomed. Laut Hartmann<br />

hat der studierte Wirtschaftsingenieur<br />

Niggemeier hierbei den<br />

organisatorischen und kaufmännischen<br />

Part inne.<br />

Die Konkurrenz ist groß<br />

Hartmann und Niggemeier legen viel<br />

Wert darauf, ihre Mitarbeiter zu fördern.<br />

„Wir als Agentur stellen gegenwärtig ein<br />

Nachwuchsproblem fest. Es gibt kaum<br />

konkrete Ausbildungsberufe und Studiengänge<br />

für Online-Marketing. Deshalb<br />

holen wie viele unserer Mitarbeiter direkt<br />

von der Universität ab und bilden<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

Porträt<br />

Foto: iStock Photo<br />

für den Online-Bereich Mediengestalter,<br />

Redakteure und Marketing-Spezialisten<br />

aus“, so Hartmann. Aktuell sind bei<br />

xeomed zehn feste Mitarbeiter tätig.<br />

Für das laufende Jahr sind drei weitere<br />

Stellen ausgeschrieben. Hartmann sieht<br />

seine Firma auf Wachstumskurs, wobei<br />

der Wettbewerb nicht einfach sei,<br />

zumal es eine Vielzahl konkurrierender<br />

Agenturen gäbe. Daher setzt er auf Spezialisierung:<br />

„Wir sehen unsere Stärken<br />

vorrangig im Bereich Online-Marketing.<br />

Hier decken wir für unsere Kunden alle<br />

Leistungsstufen ab.“<br />

Hartmanns Ehrgeiz ist auch im privaten<br />

Bereich sichtbar. Nach einem Halbmarathon<br />

will er als nächstes einen Marathon<br />

laufen. Diesen Ehrgeiz zur ständigen<br />

Verbesserung überträgt er auch<br />

auf seine Firma: „Die Entwicklung, Betreuung<br />

und Optimierung einer Website<br />

sehen wir nicht als Projekt, sondern als<br />

Prozess. Es ist ein dauerndes Optimieren,<br />

Verändern, Erweitern und Verstärken<br />

der Site. Optimierungsleistungen<br />

sehen wir als zentrales Element.“<br />

Janika Ebmeyer<br />

65


Service<br />

Tagungen, Kongresse und Messen<br />

Juni<br />

Kommunikationskongress<br />

Medizintechnologie<br />

05.06.2012, Köln<br />

Jährliche Branchenveranstaltung<br />

Veranstalter: Bundesverband<br />

Medizintechnologie e. V.<br />

Kontakt: www.bvmed.de<br />

Hauptstadtkongress 2012<br />

Medizin und Gesundheit<br />

13.-15.06.2012, Berlin<br />

Treffpunkt für Politik und Wirtschaft<br />

Veranstalter: WISO S.E. Consulting<br />

Kontakt: www.hauptstadtkongress.de<br />

PerMediCon<br />

19.-20.06.2012, Köln<br />

Internationale Kongressmesse<br />

zur Personalisierten Medizin<br />

Veranstalter: Koelnmesse GmbH<br />

Kontakt: www.permedicon.de<br />

Strategisches Marketing für<br />

Führungskräfte im Gesundheitsmarkt<br />

21.06.2012, Köln<br />

Stephan Rotthaus, Experte für Klinikmarketing,<br />

über Marketingkonzepten<br />

Veranstalter: rotthaus medical GmbH<br />

Kontakt: www.klinikerfolg.org<br />

Fehlverhalten im Gesundheitswesen<br />

28.-29.06.2012, Frankfurt/Main<br />

3. Euroforum-Jahrestagung mit<br />

Vorträgen, Diskussionsrunden<br />

und Round Table Sessions<br />

Veranstalter: Euroforum-<br />

Deutschland SE<br />

Kontakt: www.euroforum.de<br />

Juli<br />

8. Nationale Branchenkonferenz<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

04.-05.07.2012, Rostock<br />

Zweitägige Konferenz mit dem Titel<br />

‚Gesundheit erleben!‘ über Aspekte<br />

branchenübergreifender Kooperationen<br />

Veranstalter: BioCon Valley GmbH<br />

Kontakt: www.konferenzgesundheitswirtschaft.de<br />

66 Healthcare Marketing 5/2012<br />

August<br />

8. Gesundheitswirtschaftskongress<br />

29.-30.08.2012, Hamburg<br />

Zweitägiger Netzwerk-Kongress für<br />

Manager aus verschiedenen Bereichen<br />

der Gesundheitswirtschaft<br />

Veranstalter: WISO Hanse management<br />

Kontakt: www.gesundheitswirtschaftskongress.de<br />

September<br />

Social Media-Strategien in<br />

der MedTech-Branche<br />

25.09,2012, Berlin<br />

Seminar für Mitarbeiter der<br />

MedTech-Branche ohne eigene<br />

Kommunikationsabteilung<br />

Veranstaler: MedInform<br />

Kontakt: www.medinform.de<br />

Oktober<br />

KommGe 2012<br />

09.-10.10.2012, Hamburg<br />

Tagung zu aktuellen Trends in<br />

der Gesundheitskommunikation<br />

Veranstalter: Eligehausen<br />

Kommunikation<br />

Kontakt: www.kommge.de<br />

Rehacare<br />

10.-13.10.2012, Düsseldorf<br />

Internationale Fachmesse und Kongress<br />

zum Thema ‚Selbstbestimmt leben‘<br />

Veranstalter: Messe Düsseldorf GmbH<br />

Kontakt: www.rehacare.de<br />

Mehr Termine unter<br />

www.healthcaremarketing.eu Foto: Fotolia<br />

Mehr Termine unter<br />

www.healthcaremarketing.eu<br />

Expopharm 2012<br />

10.-13.10.2012, München<br />

Internationale Pharmazeutische<br />

Fachmesse mit rund 500 Austellern<br />

Veranstalter: WuV - Werbe-<br />

und Vertriebsgesellschaft<br />

Deutscher Apotheker mbH<br />

Kontakt: www.expopharm.de<br />

Landes Gesundheitsmesse<br />

Berlin-Brandenburg<br />

26-28.10.2012, Berlin<br />

Publikumsmesse für den<br />

Gesundheitsbereich<br />

Veranstalter: Messe Berlin GmbH<br />

Kontakt: www.messe-berlin.de<br />

11. Europäischer Gesundheitskongress<br />

München<br />

11-12.10.2012, München<br />

Mehr als 800 Referenten widmen<br />

sich den Herausforderungen<br />

im Gesundheitsbereich<br />

Veranstalter: WISO S.E. Consulting<br />

Kontakt: www.gesundheitskongress.de<br />

November<br />

7. Kongress Klinikmarketing<br />

05.-08.09.11.2012, Köln<br />

Kongress über Erfolgsstrategien im<br />

Gesundheitsmarkt<br />

Veranstalter: rotthaus medical GmbH<br />

Kontakt: www.klinikerfolg.org


Die neue Ausgabe erscheint<br />

am 28.06.2012, darin lesen Sie:<br />

Saft und Kraft<br />

Der Markt rund um Lebensmittel mit<br />

gesundem Zusatznutzen boomt. Doch<br />

für Hersteller wird es künftig schwieriger,<br />

sich ein entsprechendes Image<br />

aufzubauen. ‚Healthcare Marketing‘<br />

stellt neue Marketing-Strategien vor.<br />

Online und Vermarktung<br />

Print verliert Reichweite und damit<br />

auch Werbeeinnahmen. Gleichzeitig<br />

steigen die Besucherzahlen im Internet.<br />

Healthcare-Unternehmen zögern<br />

jedoch noch, die digitale Welt für sich<br />

zu erschließen. ‚Healthcare Marketing‘<br />

berichtet über den kommenden Wandel.<br />

Kundenmagazine und Preise<br />

Es wird spannend. Wer sind die Gewinner<br />

des diesjährigen BCP Best of Corporate<br />

Publishing Awards? ‚Healthcare<br />

Marketing‘ berichtet über das Branchen-Event<br />

des Jahres und stellt die<br />

Gold-Gewinner aus dem Gesundheitsmarkt<br />

vor.<br />

Impressum<br />

Healthcare Marketing erscheint in der<br />

New Business Verlag GmbH & Co. KG,<br />

Nebendahlstraße 16, 22041 Hamburg<br />

Gegründet 2006<br />

Fon: 040/60 90 09-0<br />

Fax: 040/60 90 09-55 (Verlag)<br />

ISDN: 040/60 90 09-47<br />

Internet: www.healthcaremarketing.eu<br />

Mail: nachname@new-business.de<br />

Healthcare Marketing 5/2012<br />

Service<br />

Verleger: Peter Strahlendorf<br />

Kfm. Geschäftsführung: Antje-Betina<br />

Weidlich-Strahlendorf<br />

Grafik/Layout: Daniela Rocksin<br />

Anzeigenverkauf: Jörg Luttkau (-59)<br />

Abo-Marketing: Birgit Jessen (-62)<br />

Vertriebsleitung: Angelika Schmidt (-65)<br />

Druck und Lithos: Lehmann Offsetdruck<br />

GmbH, Norderstedt<br />

Herausgeber: Peter Strahlendorf<br />

Chefredakteur: Reiner Kepler (rk, -72)<br />

Redaktion: Janika Ebmeyer (je -78)<br />

Uwe Käckenhoff (kae)<br />

Agneta Melzer (am, -73)<br />

Birte Schäffler (bs, -76)<br />

Autoren dieser<br />

Ausgabe: Siehe gekennzeichnete<br />

Beiträge<br />

Erscheinungsweise monatlich<br />

(inklusive einer Doppel ausgabe)<br />

Druckauflage: 3.000<br />

Verbreitete Auflage: 2.796<br />

Bezugspreis:<br />

Jahresabonnement: 140,00 Euro zzgl. Porto<br />

und Umsatzsteuer<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 3 vom<br />

1. Januar 2012<br />

Bankverbindung:<br />

Hamburger Sparkasse (BLZ 200 505 50),<br />

Kto.-Nr. 1217 131 323<br />

Commerzbank (BLZ 200 400 00),<br />

Kto.-Nr. 48 22 821<br />

Das Heft und alle enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist die Verwertung nur mit schriftlicher<br />

Einwilligung des Verlages erlaubt. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine<br />

Haftung übernommen.<br />

© Healthcare Marketing 2012<br />

ISSN: 1862-2100<br />

Titelbild: Helios Kliniken<br />

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