Merz Consumer Care - GIM
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Nr. 6 / Juni 2012<br />
Jahrgang 7<br />
Healthcare Marketing<br />
Das Fachmagazin für Gesundheitsmarken<br />
Transplantation Helios-Rhön<br />
Gelingt die Übernahme der Rhön-Kliniken durch Fresenius, würde eine neue Ära in der<br />
Gesundheitsversorgung anbrechen. Der Erfolg der geplanten Integration hängt vor allem<br />
von der Kommunikation ab Seite 30<br />
www.healthcaremarketing.eu
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
wenn in einer Branche der Erste den Zweiten übernimmt, dann ist nach so einem Ereignis<br />
nichts mehr so wie vorher. Diese Situation haben wir im Krankenhausmarkt, wo<br />
Fresenius-Helios die Rhön-Klinikum AG übernimmt. Das neue Unternehmen soll ‚Helios-<br />
Rhön’ heißen, was darauf hindeutet, dass das bisherige Branding und die Namenswelt des<br />
übernommenen Unternehmens nicht völlig getilgt werden. Tobias Meixner, Kommunikations-<br />
und Marketingchef der Helios GmbH in Berlin, sagt, dass „Stringenz in der Marke<br />
wichtig ist“, doch im Klinikbereich müsse man mit viel Sensibilität handeln. Mit Blick auf<br />
Integrierte Versorgung findet die Rhön-Übernahme Befürworter. Volker Amelung, Chef<br />
des Bundesverbandes Managed <strong>Care</strong>, misst Marktmacht und großen Strukturen eine zentrale<br />
Bedeutung für die Integrierte Versorgung bei (mehr ab Seite 30).<br />
Nicht das Image, sondern allein Geld stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Kampagne<br />
der deutschen Krankenhäuser, die im April und Mai lief. Auftraggeber war die Deutsche<br />
Krankenhausgesellschaft, die für gestiegene Tariflöhne bei den Politikern einen finanziellen<br />
Ausgleich durchsetzten wollte. Das hat die Krankenhausgesellschaft erreicht, die Kampagne<br />
wurde beendet. Experten sehen einerseits minimierte Kosten bei optimaler Qualität und<br />
andererseits wettbewerbsorientierte Unterscheidbarkeit als Parameter der Klinikführung.<br />
Je stärker aber der Ruf nach Konzepten für Klinikmarketing wird, desto deutlicher werden<br />
die noch bestehenden Defizite – so die Meinung der Veranstalter des neuen Kongresses<br />
KhochN. Klinikmarken seien ein Thema, aber keine Tatsache. Und angesichts<br />
nur in homöopathischen Dosen vorhandener Kommunikationsbudgets gebe es allenfalls<br />
kreative Einzelprojekte. Wie Kliniken mittels Kommunikation Imagewerte aufbauen und<br />
Menschen über ihre Qualitäten informieren, zeigen z.B. das Klinikum Augsburg und die<br />
Paracelsus-Kliniken (siehe Seite 35).<br />
Internetseiten, auf denen sich Verbraucher über ihre Gesundheit und Krankheit informieren<br />
können, gibt es etliche. NetDoktor ist eine davon. Die Münchner Betreibergesellschaft<br />
Netdoktor.de GmbH macht nun erstmals Eigenwerbung jenseits des WWW<br />
und schaltet Anzeigen z.B. in ‚Focus’. Zu den Zielen gehören Reichweitenausbau und<br />
Erhöhung der Zielgruppenbindung. Portale wie NetDoktor bieten auch Arztsuche und<br />
-bewertungen an. Dieser Service ist nicht unumstritten bzw. in rechtlicher Hinsicht noch<br />
nicht ausgereift. Ein aktueller Richterspruch verpflichtet Anbieter dazu, Beschwerden<br />
von Ärzten sorgfältig zu prüfen (ein User, der einen Arzt negativ bewertet, muss den Besuch<br />
beim betreffenden Arzt nachweisen). Mehr über dieses<br />
Thema nebst ‚Die Streitfrage des Monats’ ab Seite 58.<br />
Reiner Kepler<br />
Chefredaktion<br />
kepler@healthcaremarketing.eu<br />
Herzlichst Ihr<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
Editorial<br />
3
Inhalt Juni 2012<br />
Titelthema<br />
30 Das Mammut-Projekt<br />
Ob die Integration von Rhön in die Marke Helios<br />
klappt, hängt von der Kommunikation ab<br />
News<br />
6 WAZ-Gruppe eröffnet ‚Landapotheke‘<br />
6 MW Office wieder mit neuer Struktur<br />
8 Tetesept ruft Agenturen zum Pitch<br />
10 Claudia Rutt zurück an der DKMS-Spitze<br />
Märkte+Unternehmen<br />
12 Globale Dimensionen im Blick<br />
GfK übernimmt US-Firma Bridgehead und<br />
stärkt sich damit u.a. bei Market Access-Themen<br />
14 Strategisches Investement<br />
Interview mit David Mackenzie, GfK SE<br />
18 Via Online-Mafo nah an die Zielgruppe<br />
Dr. Ulrike Dulinski, IFAK, schreibt über<br />
Market Research Online Communities<br />
4 Healthcare Marketing 6/2012<br />
30<br />
22 Gesundheitssystem in der Bürokratiefalle<br />
Beitrag von Oliver Scheel, A.T. Kearney, über zu<br />
hohe Verwaltungskosten im Gesundheitssystem<br />
24 Der anspruchsvolle Apothekenkunde<br />
IFH Köln untersucht Wünsche der Bevölkerung an<br />
die Apotheker – Procter baut Freiwahlsortiment aus<br />
26 Pricing ohne Blindflug<br />
Wie Hersteller den optimalen Preis finden – ein<br />
Gastbeitrag von IMS Health<br />
28 Der Diät-Check<br />
Trend: Neue Produkte für das Traumgewicht<br />
Kommunikation+Agenturen<br />
30 Das Mammut-Projekt<br />
Das geplante Unternehmen Helios-Rhön stellt die<br />
Kommunikation vor eine schwierige Aufgabe<br />
35 Geld oder Liebe<br />
Krankenhausgesellschaft wirbt um mehr Geld, die<br />
einzelnen Kliniken um Sympathie und Image<br />
38 Kliniksprecher als Beruf<br />
Transplantation Helios-Rhön<br />
Die Nachricht von der Übernahme<br />
der Rhön-Klinikum AG durch Fresenius<br />
lässt eine ganze Branche aufhorchen.<br />
Gelingt der Deal, entstünde<br />
der mit Abstand größte private Klinikbetreiber<br />
Deutschlands. Damit<br />
hätte erstmals ein Konzern die Möglichkeit,<br />
neue Maßstäbe in der Gesundheitsversorgung<br />
zu setzten. Der<br />
Erfolg der Megafusion hängt vor allem<br />
von der Kommunikation ab.<br />
Eine Studie der Hochschule Osnabrück liefert<br />
neue Erkenntnisse über den Beruf des Kliniksprechers
12 Globale Marktforschung im Blick 61<br />
GfK übernimmt US-Firma Bridgehead und<br />
stärkt sich damit u.a. bei Market Access. Dieses<br />
Themas nimmt sich Knorr Health Strategie<br />
mit neuer Studie an.<br />
42 Kunden- statt Patientenorientierung?<br />
Prof. Riegl, Uni Augsburg, fragt, ob Patienten<br />
immer als Kunden behandelt werden sollten<br />
46 Wie innovativ darf‘s denn sein?<br />
Jessica Bogner und Uwe Lebok, K&A, über die<br />
Risiken von falschen Versprechen in der Werbung<br />
49 Welcher Weg führt in die Welt der Apotheke?<br />
Das ‚GWA Forum Healthcare‘ über Win-Win<br />
zwischen Herstellern und Pharmazeuten<br />
52 Der Wert der Emotionen<br />
Raphael Reyeros-Bienert, R&R/Com, erklärt<br />
Nutzen von Neuromarketing in der Pharmawerbung<br />
54 Kosten kappen bei Reprints<br />
Reprintsinternational.com startet in diesen Tagen<br />
56 Benefit gegen Budget<br />
Best Practice: BrandPepper über Imlan-Hautpflege<br />
Medien+Internet<br />
58 Fahren mit angezogener Handbremse<br />
NetDoktor.de investiert in Offline-Werbung und<br />
bastelt mit neuen Partnern am Markenimage<br />
Einer für alle<br />
Vermarktungsbündnisse haben Konjunktur. Die<br />
Verlage reagieren damit auf die sinkenden Printauflagen.<br />
Burda vermarktet künftig mehr als 30<br />
WAZ-Zeitschriften.<br />
60 Können Onlineportale die Qualität der Ärzte<br />
transparenter machen?<br />
‚Streitfrage des Monats‘ mit Philipp Goos, jameda,<br />
und Frank U. Montgomery, Bundesärztekammer<br />
61 Einer für alle<br />
Burda vermarktet über 30 WAZ-Zeitschriften<br />
Porträt<br />
64 Dem Trend auf der Spur<br />
xeomed-Gründer Markus Hartmann setzt der<br />
chaotischen Online-Welt Disziplin entgegen<br />
Rubriken<br />
03 Editorial<br />
66 Termine<br />
67 Vorschau/Impressum<br />
Inhalt Juni 2012<br />
6/2012 Healthcare Marketing<br />
5
News<br />
Gesundheitsmagazine<br />
WAZ-Gruppe eröffnet<br />
‚Landapotheke‘<br />
Die WAZ Mediengruppe, Essen,<br />
startet einen neuen Ableger von<br />
‚Landidee‘ (siehe Cover): Die Erstausgabe<br />
von ‚Landapotheke‘ ist am<br />
30. Mai erschienen. Vorerst handelt<br />
es sich noch um ein Sonderheft der<br />
‚Landidee‘. Eine zweite Ausgabe ist<br />
im Herbst geplant. Bei Erfolg könnte<br />
‚Landapotheke‘ künftig viermal<br />
im Jahr herauskommen. Als Chefredakteurin<br />
zeichnet Sandra Schönbein<br />
verantwortlich.<br />
Das aktuelle Cover des<br />
Hauptheftes ‚Landidee‘<br />
‚Landapotheke‘ gehört zur Familie<br />
der zweimonatlichen Zeitschrift<br />
‚Landidee‘, die im August 2009 startete<br />
und derzeit eine verkaufte Auflage<br />
von 235.946 Exemplaren erreicht.<br />
Das Heft bringt der Landidee-Verlag<br />
heraus, ein Joint Venture des Gong<br />
Verlags, der zur WAZ Mediengruppe<br />
gehört, und des Verlagshauses Gera-<br />
Nova Bruckmann in München.<br />
Bislang war ‚Landapotheke‘ nur<br />
eine Rubrik im Mutterheft, in der<br />
Hausmittel aus der Natur, Arzneien,<br />
Kräuterkosmetik sowie Tipps<br />
zur gesunden Ernährung vorgestellt<br />
werden. Offenbar mit so viel Erfolg,<br />
dass daraus jetzt eine eigenständige<br />
Publikation entstehen soll.<br />
Neben ‚Landidee‘ und ‚Landidee<br />
Wohnen & Deko‘ wäre ‚Landapotheke‘<br />
das dritte Schwestermagazin<br />
aus dem Ismaninger Verlag. Zudem<br />
gibt es schon das Sonderheft ‚Landidee-Rezepte‘<br />
mit einer Folge von<br />
drei Exemplaren pro Jahr (Copypreis:<br />
4,95 Euro). (bs)<br />
6 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Pharma<br />
Weleda-Arzneimittel mit neuem Werbepartner<br />
Die Weleda AG vergibt nach einem Pitch<br />
den Etat ihrer Arzneimittelsparte für<br />
Deutschland und Österreich an Schmittgall.<br />
Das Produktportfolio erstreckt sich<br />
u.a. über die Kategorien Erkältung<br />
(Infludo, Ferrum phosporicum<br />
comp.), Stress (Neurodoron,<br />
Avena sativa comp.),<br />
Haut (Combudoron Gel, Calendula<br />
Wundsalbe), Herz-Kreislauf<br />
(Cardiodoron) und Onkologie<br />
(Iscador). Winfried Krenz, geschäftsführenderGesellschafter<br />
der Stuttgarter Agentur, und<br />
sein Kollege Wolf Stroetmann,<br />
Geschäftsleitung, erwartet ein<br />
Aufgabenspektrum, das sowohl<br />
OTC- als auch Rx-Bereich betrifft.<br />
Weleda will als weltweiter Hersteller<br />
von anthroposophischen<br />
Hans Baumann, langjähriger Leiter<br />
Media OTC bei der Agentur MW Office<br />
Gesellschaft für Marketing und<br />
Werbung mbH (MWO), Ismaning/<br />
München, hat Ende vergangenen Jahres<br />
seinen Schreibtisch geräumt. Eine offizielle<br />
Mitteilung gab es allerdings nicht.<br />
Auf Anfrage heißt es, Baumann wolle<br />
sich eine Auszeit nehmen. Seine Nachfolge<br />
hat Cornelia Hesbacher Anfang<br />
2012 angetreten. Sie hatte erst im Juni<br />
2011 die Unit eMedia bei MWO übernommen,<br />
nachdem ihr früherer Chef<br />
HealthcareMarketing.eu<br />
Häufig geklickt!<br />
1. Comprix-Award vergeben: 2 Agenturen mit je 5 Awards sind spitze<br />
2. Meda Pharma launcht Neuprodukt gegen Mundgeruch – Werbung von<br />
Ogilvy Healthworld<br />
3. Die neuen Anzeigenmotive im April 2012<br />
4. Schmittgall strotzt vor Potenz dank Cialis<br />
5. WAZ-Gruppe eröffnet „Landapotheke“<br />
Diese Artikel wurden im Mai 2012 (Stand: 18:05) nach Besuchern am häufigsten auf<br />
www.healthcaremarketing.eu gelesen.<br />
: Mehr frische Nachrichten unter:<br />
www.healthcaremarketing.eu<br />
Arzneimitteln seine „Vorreiterrolle noch<br />
aktiver wahrnehmen“ und Ärzten, Heilpraktikern,<br />
Apothekern, PTAs sowie<br />
Verbrauchern eine gute Orientierung im<br />
Markt bieten. Jutta Nagel, Marketingleiterin<br />
Weleda Arzneimittel,<br />
sagt: „In einer intensiven<br />
Einarbeitungsphase wird das<br />
Schmittgall-Team im Rahmen<br />
der Mitgestaltung des Marketing-<br />
Mixes nun frühzeitig in die Prozesse<br />
einbezogen.“ Erste Arbeiten<br />
werden in Kürze zu sehen sein.<br />
Seine Naturkosmetik lässt Weleda<br />
International seit Jahresende 2011<br />
von der Hamburger Werbeagentur<br />
Freunde des Hauses betreuen. (rk)<br />
Media-Agenturen<br />
MW Office wieder mit neuer Struktur<br />
Die Agentur Schmittgall betreut ab<br />
sofort die Produkte von Weleda<br />
Dr. Klaus-Ulrich Schmidt die Agentur<br />
Richtung WEFRA verlassen hatte. Zuständig<br />
für eMedia zeichnet jetzt Anke<br />
Thees als Agenturleiterin bei MWO.<br />
Zusätzlich zu ihrer neuen Funktion zeichnet<br />
Hesbacher weiterhin als Medialeiterin<br />
des Standortes Wiesbaden verantwortlich.<br />
Folglich besteht die MWO-Führungsmannschaft<br />
um den Agenturchef Werner<br />
Kern aus Cornelia Hesbacher,<br />
verantwortlich für den Bereich Media<br />
OTC, Marcus Leimeister (Media Rx)<br />
und Guido Fischbach (Finanzen). (bs)
Healthcare Marketing 6/2012<br />
News<br />
7
News<br />
Wellness+Gesundheit<br />
Tetesept ruft Agenturen zum Pitch<br />
<strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Care</strong>, Frankfurt, führt<br />
einen Pitch um seine Marke Tetesept<br />
durch, unter der Badezusätze, Erkältungs-<br />
und Selbstmedikationsprodukte<br />
angeboten werden. Auf Anfrage teilt das<br />
Unternehmen mit, dass eine Auswahl an<br />
Werbeagenturen zur Präsentationsrunde<br />
eingeladen wurde.<br />
<strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Care</strong> bewarb Tetesept<br />
in der jüngeren Vergangenheit mit Anzeigen<br />
in Zeitschriftengattungen wie<br />
Frauenmagazinen und Yellow Press<br />
(Media: Carat Wiesbaden). Seit 2008<br />
gestaltet Grey Worldwide die Werbung,<br />
die Düsseldorfer Agentur nimmt am<br />
Pitch teil. Grey hatte über all die Jahre<br />
Marketingleiterin Beate Anniés als Gesprächspartnerin.<br />
Auf dieser Position<br />
gab es vor einem Jahr eine Veränderung.<br />
Anniés wechselte innerhalb der <strong>Merz</strong>-<br />
Gruppe zu Senator, und Manuela Engesser<br />
übernahm ihren Posten. Engesser<br />
arbeitet – abzüglich einer zweijährigen<br />
8 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Tätigkeit bei Merck Selbstmedikation<br />
– seit vielen Jahren bei <strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong><br />
<strong>Care</strong>. Das Verpackungsdesign der Tetesept-Produkte<br />
entwickeln die Agenturen<br />
Aktuelle Kampagne von der Agentur Grey<br />
Pharmaunternehmen<br />
Von Kopf bis Fuß auf Togal eingestellt<br />
Die Togal-Werk AG mit Sitz in München<br />
investiert in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die Kölner PR-Agentur Jeschenko<br />
hat Mitte April dieses Jahres<br />
die klassische<br />
Pressearbeit für<br />
das Schmerzmittel<br />
Togal und<br />
das Fußpflegeprodukt<br />
efasit<br />
übernommen.<br />
Die Kommunikationsschaffenden<br />
sollen die<br />
Medienpräsenz<br />
beider Produkte<br />
erhöhen, um sie wieder ins Bewusstsein<br />
der Verbraucher zu rücken. Denn das<br />
Pharmaunternehmen hatte 2008 eine<br />
schwere Krise überstehen müssen, unter<br />
der auch die Marke Togal gelitten hat.<br />
Nach einer kompletten Reorganisation<br />
der Firma kam rund ein Jahr später in<br />
2010 die ortsansässige Agentur Saint<br />
Elmo‘s an Bord. Sie betreut bis heute<br />
die Togal-Werke. Die Zusammenarbeit<br />
umfasst die Markenberatung samt Stra-<br />
Die Marke Togal von Jeschenko wiederbelebt<br />
tegie für efasit, die Gestaltung von weiteren<br />
Produktlinien und -verpackungen<br />
sowie Werbeaktionen.<br />
Jeschenko entwickelte für Togal den<br />
Claim ‚Wirkt.Genau.Richtig‘.<br />
Die<br />
Marke efasit soll<br />
mit der Botschaft<br />
‚Richtige Pflege<br />
ist das Geheimnis<br />
schöner Füße‘<br />
überzeugen.<br />
Seit Ende 2011<br />
tritt zudem die<br />
Schauspielerin<br />
Christine Kaufmann<br />
als Botschafterin für das Produkt<br />
Ortho RegiVital auf. Zuständig bei Togal<br />
für das Marketing zeichnet das Vorstandsmitglied<br />
Melanie Rusch.<br />
Im Laufe des Jahres soll neben der klassischen<br />
Produkt-PR auch die Distribution<br />
für Togal und efasit ausgebaut werden.<br />
Zu den Vertriebskanälen zählen<br />
z.B. Apotheken, Fachhandel und Drogerien.<br />
Ziel ist es, die Sichtbarkeit der<br />
Marken generell zu erhöhen. (bs)<br />
Peter Schmidt und Paxx. Laut Hersteller<br />
zeichnen sich die Produkte durch die<br />
„wirksame Verbindung traditioneller<br />
Naturheilkunde mit modernen medizinisch-wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen<br />
aus“. Tetesept sei in Deutschland die<br />
Nr.1 im Markt für Erkältungsbäder und<br />
bei den Erkältungsprodukten außerhalb<br />
der Apotheke.<br />
Ermöglicht wird die Verbindung von<br />
Naturheilkunde und Schulmedizin<br />
durch die Struktur der <strong>Merz</strong>-Gruppe:<br />
Das Unternehmen hat auch eine Pharmasparte<br />
und vertreibt hier u.a. Alzheimer-Medikamente<br />
und verschreibungspflichtige<br />
Präparate für Narben- und<br />
Faltentherapie. Zum Bereich <strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong><br />
<strong>Care</strong> gehören noch die ‚<strong>Merz</strong><br />
Spezial Dragees‘, die international von<br />
Leo Burnett betreut werden. (rk)<br />
: <strong>Merz</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Care</strong><br />
www.merz.de<br />
Werbeagenturen<br />
Klautzsch und Grey<br />
ist Geschichte<br />
Die Kölner Pharmaagentur Klautzsch<br />
und Grey ist Geschichte. Die von Mehrheitsgesellschafter<br />
Olav Klautzsch 1995<br />
gegründete Agentur, an der das Werbenetwork<br />
Grey eine Minderheit hielt,<br />
meldete Anfang dieses Jahres Insolvenz<br />
an und stellte zum 30. April ihren Betrieb<br />
ein. Als letzter Akt eröffnete das<br />
Amtsgericht Köln am 1. Mai das Insolvenzverfahren.<br />
RA Christoph Nüsser<br />
von Kübler Rechtsanwälte, Erfurt,<br />
wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.<br />
Klautzsch, der im Sommer 66 Jahre alt<br />
wird, hat sich ins Privatleben zurückgezogen.<br />
Den Anfang vom Ende machten<br />
Etatkürzungen und die Tatsache, dass<br />
Klautzsch keinen Nachfolger aufbaute.<br />
Zu den Kunden, die die Agentur zuletzt<br />
betreute, gehörten Bayer mit dem Bereich<br />
Männergesundheit, Dr. Willmar<br />
Schwabe (Prostagutt) und Takeda. Immerhin<br />
beschäftigte Klautzsch und Grey<br />
vor zwei Jahren noch knapp 25 Mitarbeiter<br />
– so jedenfalls die damalige Angabe<br />
der Agentur. (rk)
Studien<br />
Pharma-Trend: Branche nicht länger tragfähig<br />
68 Prozent der Pharma-Entscheider halten<br />
das aktuelle Geschäftsmodell ihrer<br />
Branche für nicht länger tragfähig. Dies<br />
zeigen die Ergebnisse einer Studie der<br />
internationalen Strategieberatung Booz<br />
& Company. Kritisiert werden vor allem<br />
die schlecht vorbereiteten Patentabläufe<br />
der Pharma-Manager. 58 Prozent der<br />
Verantwortlichen machen sich erst ein<br />
bis drei Jahre vor Ablauf des Patenschutzes<br />
Gedanken über die Vermarktung<br />
ihres dann nicht mehr exklusiven Wirkstoffes.<br />
Alleine bis 2015 sollen Patente<br />
für mehr als 40 Prozent des heutigen<br />
weltweiten Pharmaumsatzes auslaufen.<br />
Zudem treten die Pharma-Manager laut<br />
Studie bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe<br />
bedeutend zu spät in den Dialog<br />
mit den Krankenversicherungen.<br />
Der Trend ginge weiterhin zu innovativen,<br />
meist hochpreisigen Therapien für<br />
seltene Krankheiten. Booz & Company<br />
rechnet für dieses Marktsegment bis<br />
Kommunikationsanalysen<br />
Brigitte-Studie<br />
Die 15. Brigitte Kommunikationsanalyse<br />
untersucht unter anderem die Einstellung<br />
von Frauen zum Thema Gesundheit.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass<br />
entgegen einer weitverbreiteten Meinung<br />
sich nur drei Prozent der befragten<br />
Frauen im Internet zum Thema Gesundheit<br />
informieren. 69 Prozent geben an,<br />
gar nicht im Internet nach Kommentaren<br />
und Bewertungen anderer Marken<br />
oder Produkte aus dem Gesundheitsbereich<br />
zu suchen. Lediglich zwei Prozent<br />
der Probandinnen sind selbst im Web<br />
aktiv und kommentieren oder bewerten<br />
online Gesundheitsmarken.<br />
Die Ergebnisse der Studie zeigen auch:<br />
In der Rangliste der Medikamentenmarken<br />
steht Aspirin an erster Stelle.<br />
Zu den Top drei der bekanntesten Marken<br />
zählen auch ACC Akut und Wick.<br />
Die Brigitte Kommunikationsanalyse<br />
erhebt alle zwei Jahre die Einstellungen<br />
von rund 30 Millionen deutschen Frauen<br />
im Alter von 14 - 70 Jahren. (je)<br />
:<br />
15. Brigitte KA 2012<br />
www.gujmedia.de/print/portfolio/<br />
brigitte/brigitte-studien<br />
2015 mit einem Umsatzplus von 10 Prozent.<br />
Auch den Bereichen personalisierte<br />
Medizin und Diagnostik bestätigt die<br />
Booz-Studie großes Zukunftspotenzial.<br />
Weiteres Wachstum generiert Big Pharma<br />
dabei künftig voraussichtlich vor<br />
allem in Schwellenländern wie Brasilien,<br />
Russland oder China. Die von Booz &<br />
Company befragten Pharma-Manager<br />
erwarten, dass sich dieser Trend weiter<br />
verschärft und Deutschland als Investitionsziel<br />
der Unternehmen dabei zunehmend<br />
hinterfragt wird.<br />
Befragt wurden weltweit über 150 Entscheider<br />
der Pharma- und Healthcare-<br />
Industrie zu den Marktentwicklungen<br />
und Vertriebsstrategien. Partner und<br />
Pharmaexperte bei Booz & Company ist<br />
Rolf Fricker. (je)<br />
:<br />
Booz & Company<br />
www.booz.com/de<br />
Diese Aussage trifft auf mich persönlich...<br />
(Angaben in Prozent)<br />
Über das Thema Gesundheit informiere<br />
ich mich in Frauenzeitschriften<br />
Beim Thema Gesundheit bekomme ich<br />
häufig Anregungen durch Freunde,<br />
Verwandte und Bekannte<br />
Beim Thema Gesundheit frage ich häufig<br />
andere um Rat<br />
Beim Thema Gesundheit werde ich häufig<br />
von anderen um Rat gefragt<br />
Über das Thema Gesundheit informiere<br />
ich mich im Internet<br />
Ich suche im Internet häufig Kommentare<br />
und Bewertungen anderer zu Marken<br />
und Produkten aus dem Gesundheitsbereich<br />
Ich kommentiere/bewerte im Internet<br />
häufig Marken und Produkte aus dem<br />
Gesundheitsbereich<br />
Ich kommuniziere im Internet häufig<br />
direkt mit Marken aus dem Gesundheitsbereich<br />
29,99 Mio. Frauen, 14–70 Jahre<br />
voll und<br />
ganz zu<br />
über-<br />
wiegend zu<br />
weniger<br />
zu<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
News<br />
Fachverlage<br />
Govi mit ‚gesund reisen‘<br />
Der Govi- und der EuBuCo-Verlag bringen<br />
die Zeitschrift ‚gesund reisen‘ heraus.<br />
Der Titel richtet sich an Leser ab 40<br />
Jahren und verbindet die Themen ‚Gesundheit‘<br />
und ‚Reisen‘. Die Erstausgabe<br />
soll am 17. September 2012 erscheinen,<br />
danach vierteljährlich mit einer Auflage<br />
von 350.000 Exemplaren. Die Kundenzeitschrift<br />
wird kostenlos in Reisebüros<br />
und Apotheken erhältlich sein.<br />
Nach Angaben der Verlage ist die Generation<br />
40plus eine Zielgruppe, bei der<br />
vor allem persönlicher Kontakt und Beratung<br />
im Vordergrund stehen. Sie bucht<br />
ihre Reisen direkt über das Reisebüro<br />
und schätzt die Apotheke vor Ort als<br />
Ratgeber in Gesundheitsfragen.<br />
Zum Redaktionsteam von ‚gesund reisen‘<br />
gehören Apotheker, die auch für die<br />
Apothekenzeitschrift ‚Neue Apotheken<br />
Illustrierte‘ (Govi) schreiben sowie Journalisten<br />
der Fachzeitschrift ‚touristik aktuell‘.<br />
(bs)<br />
Einstellungen zu Gesundheit und Wellness (in Prozent)<br />
gar nicht<br />
zu<br />
5 21 35 39<br />
6 32 43 19<br />
7 30 42 22<br />
6 22 45 27<br />
3 15 26 56<br />
2 10 18 69<br />
2 6 14 78<br />
2 6 13 80<br />
Gesundheitsmarken im Internet sind unter den Befragten noch kaum ein Thema<br />
9<br />
Quelle: Brigitte KA 2012
News<br />
Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++<br />
Pharmaagenturen<br />
Stefan Oevermann alleinigerGeschäftsführer<br />
bei CDM Munich<br />
Stefan Oevermann, 51, hat die alleinige<br />
Geschäftsführung der Agentur<br />
CDM Munich übernommen. Sein<br />
langjähriger Partner, Christian Reu-<br />
Stefan Oevermann, CDM Munich<br />
ter, hat die Agentur aus privaten<br />
Gründen verlassen. Zusammen hatten<br />
Oevermann und Reuter 2001<br />
die Agentur new*performance gegründet.<br />
In 2009 schlossen sich<br />
die Münchener Werber der CDM<br />
Cline Davis & Mann (Omnicom-<br />
Holding) an.<br />
Seither konnte die Agentur neben<br />
zahlreichen lokalen Projekten auch<br />
internationales Geschäft hinzugewinnen.<br />
Unter den aktuellen Kunden<br />
auf der Website finden sich<br />
zum Beispiel Bristol-Meyers Squibb,<br />
Daiichi Sankyo, Novartis, Pfizer<br />
und Serono, ein Unternehmen der<br />
Merck Serono S.A.<br />
Der Pharma-Kreative Oevermann<br />
will künftig die strategische und medizinische<br />
Beratung verstärken und<br />
den Digitalbereich weiter ausbauen.<br />
Oevermann lernte Siebdrucker, und<br />
war als Kirchenmaler tätig, bevor er<br />
Kommunikationsdesign studierte.<br />
Später arbeitete er für verschiedene<br />
Werbeagenturen: Von 1995 bis<br />
2000 zunächst als Art Director, später<br />
als Creative Director bei Pharma<br />
Performance und Pharma Performance<br />
Euro RSCG Life. (bs)<br />
10 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Spendenorganisationen<br />
Claudia Rutt wieder zurück an der DKMS-Spitze<br />
Claudia Rutt, DKMS<br />
Claudia Rutt kehrt als Geschäftsführerin<br />
zur Kölner DKMS Deutsche Knochenspenderdatei<br />
zurück. Sie schied dort vor<br />
zwei Jahren aus, um für den ADAC einen<br />
Lobbyverband für Senioren aufzubauen,<br />
das Generationen Netzwerk für<br />
Deutschland (GND). Dort ist sie jedoch<br />
seit Anfang 2012 nicht mehr als Geschäftsführerin<br />
tätig – das GND wird<br />
künftig deutlich abgespeckt. Nun ist<br />
Rutt plötzlich wieder Geschäftsführerin<br />
der DKMS. An sich kein großes Ding,<br />
Max Müller leitet seit Anfang Mai dieses<br />
Jahres die Unternehmenskommunikation<br />
der Rhön-Kliniken in Bad Neustadt.<br />
Die Position wurde neu geschaffen. In<br />
seiner Funktion bei Rhön bringt der gebürtige<br />
Hannoveraner seine langjährige<br />
Eerfahrung im Gesundheitswesen sowie<br />
seine Kontakte zu Medien, Politik und<br />
Verbänden ein.<br />
Der 36-Jährige kommt von der Celesio<br />
allerdings geht die Organisation kommunikativ<br />
nicht eben offensiv damit um.<br />
Rutt hat bei der DKMS Professor Stefan<br />
F. Winter abgelöst, wie die Organisation<br />
bestätigt. Der einstige Staatssekretär im<br />
NRW-Gesundheitsministerium war damals<br />
auf Rutt gefolgt und muss ihr nun<br />
wieder weichen. Ob es an den engen Familienbanden<br />
zum DKMS-Initiator Peter<br />
Harf liegt, mit dem Rutt verschwägert<br />
ist? Oder am Wunsch Winters, die Organisation<br />
und auch die Kampagne zu<br />
modernisieren? Harf – einer der erfolgreichsten<br />
Manager des Landes – war bis<br />
April Chairman beim Braukonzern AB<br />
Inbev, künftig will er sich aber wieder<br />
verstärkt um die DKMS kümmern. Die<br />
Spendenorganisation hatte Harf 1991<br />
für seine krebskranke Frau gegründet<br />
und zählt inzwischen zu den weltweit<br />
größten Knochenmarkspenderdateien,<br />
für die seit Jahren viele Prominente von<br />
Lukas Podolski über Sarah Connor bis<br />
Tom Buhrow werben (Agentur: Select<br />
NY, Berlin). (bs)<br />
Kliniksprecher<br />
Ex-Celesio-Lobbyist Müller heuert bei Rhön an<br />
Max Müller spricht für Rhön-Klinik<br />
AG in Stuttgart. Dort vertrat er zuletzt<br />
als Head of External Affairs die Belange<br />
des Pharmaunternehmens in Berlin und<br />
Brüssel gegenüber den offiziellen Organen<br />
der Politik.<br />
Medienberichten zufolge hat er freiwillig<br />
seinen Schreibtisch bei dem Pharmagroßhändler<br />
geräumt. Müller ist Vater von<br />
zwei Kindern. Seine Karriere startete er<br />
als Mitarbeiter im Pressestab des Bundesministeriums<br />
für Verteidigung.<br />
Für Müller könnte es sich allerdings<br />
bei der Rhön-Gruppe nur um ein kurzes<br />
Gastspiel handeln. Der Konzern soll<br />
schon bald an Fresenius verkauft werden.<br />
Mehr über die Transaktion und die<br />
Kommunikationsstrategie von Klinikträger<br />
Helios lesen Sie ab Seite 30. (bs)<br />
: Weitere Köpfe-Meldungen auf<br />
www.healthcaremarketing.eu
Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++ Köpfe +++<br />
Versorgungsmanagement<br />
Bruer steigt bei der Compugroup auf<br />
Christian Bruer, Compugroup<br />
Dr. Christian Bruer, früherer Leiter<br />
Marketing & Vertrieb bei der ifap Service-Institut<br />
für Ärzte und Apotheker<br />
GmbH in Martinsried/München, hat<br />
innerhalb des Konzerns einen neuen<br />
Im Rahmen der Neustrukturierung des<br />
Pharma-Dienstleisters Diapharm steigt<br />
Martin Vortkamp neu in die Geschäftsführung<br />
auf. Die bislang rechtlich eigenständigen<br />
Unternehmen Diapharm<br />
Regulatory Services GmbH, Diapharm<br />
GmbH und Hälsa Pharma GmbH schließen<br />
sich in der Diapharm GmbH & Co.<br />
KG mit Sitz in Münster zusammen.<br />
Vortkamp, der bereits seit 2009 bei Diapharm<br />
tätig ist, steuert nun gemeinsam<br />
mit Ralf Sibbing die Fachbereiche Regulatory<br />
Affairs, Quality Management,<br />
Medical & Clinical sowie Business Development<br />
mit rund 100 Mitarbeitern.<br />
Posten übernommen. Seit Mai dieses<br />
Jahres leitet er das Geschäftsfeld Kostenträger<br />
& Versorgungsmanagement<br />
bei der Compugroup Medical AG in<br />
Koblenz. Das ifap Service-Institut ist ein<br />
Unternehmen der Compugroup Medical<br />
AG und innerhalb der Holding auf digitale<br />
Arzneimitteldatenbanken spezialisiert.<br />
Bei ifap zuständig für Pressearbeit<br />
ist jetzt Nicole Schmidt. Bevor Bruer<br />
2008 zur ifap kam, war er als leitender<br />
Redakteur (u.a. ‚Praxis-Depesche‘) und<br />
Chefredakteur (‚Arzt&Prävention‘) bei<br />
der GFI. Gesellschaft für medizinische<br />
Information tätig. Zuvor arbeitete der<br />
Facharzt für Chirurgie mehrere Jahre<br />
lang als Assistenzarzt an der Chirurgischen<br />
Klinik München-Bogenhausen.<br />
(bs)<br />
Gesundheitsindustrie<br />
Martin Vortkamp rückt auf in die Diapharm-<br />
Geschäftsführung<br />
Martin Vortkamp, Geschäftsführer Diapharm<br />
Zuvor leitete er die Bereiche Business<br />
Development und Regulatory Affairs der<br />
nun verschmolzenen Diapharm Regulatory<br />
Services GmbH sowie den Bereich<br />
API Audits.<br />
Geschäftsführer Ralf Sibbing leitete bislang<br />
die Bereiche Quality Management<br />
und Medical Devices Services. Seit 2004<br />
ist er Geschäftsführer der nun zur Diapharm<br />
GmbH & Co. KG verschmolzenen<br />
Hälsa Pharma GmbH. Zudem ist<br />
Sibbing seit 2002 Geschäftsführer und<br />
Chief Operating Officer (COO) der Diapharm<br />
GmbH.<br />
Firmengründer Dr. Stefan Sandner bleibt<br />
persönlich haftender Gesellschafter des<br />
neuen Unternehmens. Er hatte Diapharm<br />
1988 als Fachagentur für regulatorische<br />
Beratung gegründet. Heute besitzt der<br />
Dienstleister Standorte in Bielefeld, Bukarest,<br />
London, Lübeck, Münster, Oldenburg<br />
und Wien. (je)<br />
Diapharm GmbH & Co. KG<br />
: :<br />
www.diapharm.com<br />
Fiftyfifty PR<br />
www.5050-pr.de<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
News<br />
PR-Agenturen<br />
Ex-wbpr-Geschäftsführer<br />
gründet Agentur<br />
Agenturgründer Thomas Stahlschmidt<br />
Der ehemalige Geschäftsführer der<br />
Münchner wbpr Agentur Thomas Stahlschmidt<br />
gründet die neue Münchner<br />
Agentur Fiftyfifty Public Relations. Der<br />
50-Jährige nimmt die PR-Managerin<br />
Bettina Schönherr, 48, mit an Bord,<br />
die er von wbpr kennt. Dort war Stahlschmidt<br />
von 1988 bis Juli 2011 als Geschäftsführer<br />
tätig.<br />
Im März 2011 hatte wbpr das Geschäftsführerteam<br />
um Dr. Andreas Bachmeier<br />
erweitert, der zuletzt als Leiter Beratung<br />
bei Scholz & Friends tätig war. Bachmeier<br />
ist nun neben Markus Eicher und<br />
dem Unternehmensgründer Dietrich von<br />
Gumppenberg dritter Geschäftsführer<br />
in München. Stahlschmidt betreute bei<br />
wbpr Pharma-/Healthcarekunden wie<br />
die Pfizer GmbH und FSA (Freiwillige<br />
Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie<br />
e.V.). Aktuell verantworten Markus<br />
Eicher und Eva-Maria Eichenseher<br />
den Bereich Healthcare.<br />
Stahlschmidts neue Agentur Fiftyfifty<br />
konzentriert sich auf die Branchen Tourismus,<br />
Hotellerie, Wellness und Gesundheit,<br />
wobei der Gesundheitsbereich<br />
ca. ein Viertel ausmacht. Der inhaltliche<br />
Schwerpunkt der Agentur soll auf dem<br />
Bereich ‚Kommunikation 50plus‘ liegen.<br />
Da sich die Agentur in der Gründungsphase<br />
befindet, können noch keine<br />
Kunden genannt werden. Das Leistungsspektrum<br />
von Fiftyfifty umfasst Beratung,<br />
Strategieentwicklung, Medienarbeit,<br />
Publikationen, Veranstaltungen<br />
und Online-Kommunikation. (je)<br />
11
Märkte + Unternehmen<br />
Pharma-Marktforschung<br />
Globale Dimensionen im Blick<br />
Neue internationale Herausforderungen der Pharmaindustrie stellen die<br />
Marktforschungs-Dienstleister auf die Probe. GfK Healthcare hat mit der<br />
Übernahme der amerikanischen Firma Bridgehead International reagiert.<br />
Effizienz und Attraktivität sind das Ziel.<br />
Der Gesundheitsmarkt steht vor ständig<br />
neuen Herausforderungen, die Rahmenbedingungen<br />
sind stetig im Wandel. Das<br />
stellt auch die Marktforschungs-Branche<br />
vor laufend neue Herausforderungen.<br />
GfK Global Healthcare hat mit der<br />
jüngsten Übernahme der Beratungsfirma<br />
Bridgehead International strategische<br />
Zeichen gesetzt (siehe auch Interview).<br />
Als altbekannte, starke Treiber für Veränderungen<br />
in der Pharmalandschaft<br />
bezeichnet Gerald Müller, Global Lead<br />
Healthcare Programs bei GfK, den Auslauf<br />
von Patenten umsatzstarker Präparate,<br />
den damit einhergehenden Generika-Wettbewerb,<br />
die in vielen Firmen<br />
unbefriedigende Pipeline-Situation und<br />
nicht zuletzt die Tatsache, dass heutzutage<br />
ein neues Präparat in vielen Märkten<br />
vor und nach einem Markteintritt seinen<br />
Wert beweisen muss.<br />
Die Folgen für die großen, entwickelten<br />
Märkte wären beispielsweise ein Abbau<br />
von Außendienstressourcen in der alten<br />
Welt und Hinwendung zu alternativer<br />
Marktbearbeitung. Die Verschiebung der<br />
Kernzielgruppen vom API zu Spezialis-<br />
12 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Gerald Müller, GfK, will aus Local Knowledge<br />
eine globale Expertise generieren<br />
ten, Opinion Leadern, Payern und nicht<br />
zuletzt Patienten. Außerdem die Etablierung<br />
von Liaison Management für die<br />
neuen Stakeholder. Hinzu kämen eine<br />
stärkere Nutzung neuer, digitaler Kommunikationsmedien<br />
und entsprechender<br />
Kanäle. Aber auch generell eine Verschiebung<br />
von Ressourcen in die Emerging<br />
Markets ist nach Müllers Worten<br />
eine weitere nennenswerte Entwicklung.<br />
„Das hat direkte Auswirkungen für uns,<br />
die Healthcare-Marktforschung in der<br />
GfK, die diesen exemplarischen Veränderungen<br />
Rechnung tragen muss.“<br />
Die Akquisition von Bridgehead dokumentiere<br />
das Bestreben der GfK, der Industrie<br />
durch den Zugang zu den neuen<br />
Stakeholdern die Informationen und<br />
Daten zu beschaffen, die notwendig seien,<br />
den Nutzen und Wert von Präparaten<br />
zu beweisen. „Unsere Expertise in<br />
der Verbraucherforschung verschafft uns<br />
Zugang zu großen Patientenzahlen, denn<br />
der Verbraucher ist wohl häufig auch ein<br />
Patient“, konstatiert Müller und ergänzt:<br />
„Wir wollen aber auch diejenigen sein,<br />
die die Pharmaindustrie beraten, welche<br />
digitalen Kanäle relevant sind für<br />
eine erfolgreiche Kommunikation, wo<br />
Möglichkeiten und Grenzen der digitalen<br />
Medien liegen und letztlich wo und<br />
wie Ressourcen am effizientesten eingesetzt<br />
sind.“ Zur Beschaffung der Datengrundlage<br />
nutzt die GfK neueste digitale<br />
Tools wie Mobiltelefone oder TabletPCs.<br />
Der Entwicklung in der Industrie, mehr<br />
in aufstrebende Länder und Regionen<br />
Fortsetzung auf Seite 15<br />
Foto: fotolia
Märkte + Unternehmen<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
13
Märkte + Unternehmen<br />
Strategisches Investment<br />
HEALTHCARE MARKETING: Welche strategischen Ziele<br />
verfolgt GfK mit der Übernahme der Beratungsfirma Bridgehead<br />
International?<br />
DAVID MACKENZIE: Diese Akquisition unterstreicht die Bereitschaft<br />
der GfK, strategisch zu investieren und das globale<br />
Healthcare-Geschäft auszubauen. Gleichzeitig kommt die GfK<br />
den Bedürfnissen ihrer Kunden nach umfassender Beratung und<br />
strategischer Unterstützung in den hochkomplexen und sich ständig<br />
entwickelnden Bereichen von Payer & Market Access nach.<br />
HEALTHCARE MARKETING: Die Anforderungen an Hersteller<br />
von Pharmazeutika, medizinischen Geräten und Diagnostika<br />
sind im Wandel, worin liegt der besondere Erfahrungsschatz<br />
Ihrer Neuakquisition?<br />
MACKENZIE: Bridgehead, 1994 gegründet und global tätig,<br />
liefert als ‚preferred partner‘ vieler Firmen aus dem Healthcare-<br />
Bereich entscheidungsrelevante Informationen und Knowhow<br />
zu Fragestellungen hinsichtlich Pricing, Reimbursement,<br />
Health Economics und Market Access; dies in etablierten wie<br />
auch in Entwicklungsmärkten. - Das GfK Bridgehead Team<br />
verbindet auf einzigartige Weise Expertise aus den Bereichen<br />
Industrie, öffentliche Hand, Politik, Gesundheitsökonomie sowie<br />
strategische Beratung.<br />
HEALTHCARE MARKETING: Welche Synergien stehen im<br />
Fokus, beispielsweise bezogen auf die Besonderheiten des deutschen<br />
Marktes?<br />
MACKENZIE: Die Verbindung des Market Access-Fachwissens<br />
von Bridgehead mit der globalen Präsenz und Reichweite<br />
sowie der namhaften Expertise der GfK in quantitativer und<br />
qualitativer Marktforschung macht uns zum idealen Partner<br />
unserer Kunden. Wir bieten unseren Kunden das volle Spektrum<br />
an Beratung zu Market Access und Payer Insights hinsichtlich<br />
deren Strategien zu R&D, Portfolioentwicklung,<br />
Business Development, Kommerzialisierung und Lifecycle Management.<br />
HEALTHCARE MARKETING: In welchen (Forschungs)-<br />
Bereichen wird sich die GfK zukünftig spezialisieren und das<br />
14 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Durch die Übernahme von Bridgehead International,<br />
eines amerikanischen, global orientierten Beratungsunternehmens,<br />
hat sich die GfK SE im Healthcare-Segment<br />
noch breiter aufgestellt. David Mackenzie, Global Lead<br />
Healthcare, erläutert gegenüber ‚Healthcare Marketing‘<br />
die Strategie der Zukunft.<br />
David Mackenzie, GfK Healthcare<br />
Angebot erweitern?<br />
MACKENZIE: Als Global Player ist es das Ziel der GfK, alle<br />
Fragenstellungen unserer Kunden in allen Marktsituationen<br />
und zu jedem Zeitpunkt im Produkt-Lifecycle zu beantworten.<br />
HEALTHCARE MARKETING: Bridgehead punktet mit Erfahrungen<br />
vom amerikanischen und englischen Markt. Inwieweit<br />
sind diese auf andere lokale Märkte übertragbar?<br />
MACKENZIE: GfK-Bridgeheads Erfahrung und Expertise ist<br />
nicht auf die USA und UK beschränkt. Die Gruppe ist in allen<br />
gegenwärtig strategisch wichtigen Märkten tätig wie EU Top 5,<br />
USA und Japan, aber natürlich auch in Wachstumsmärkten wie<br />
Brasilien und China. Eine Vielzahl unserer derzeitigen Pricing-,<br />
Reimbursement- und Market Access-Projekte beinhalten auch<br />
Entwicklungen in Deutschland.<br />
Das GfK-eigene Market Access-Team, mit Sitz in Deutschland,<br />
wurde in das GfK-Bridgehead-Team integriert. Zusätzlich zu<br />
globalen und europäischen Market Access-Projekten wird dieses<br />
Team in erster Linie Healthcare-Kunden in Deutschland<br />
unterstützten.<br />
HEALTHCARE MARKETING: Preisfindungs- und Rückvergütungskontrollen<br />
verunsichern zunehmend die Industrie.<br />
Aufgrund welcher Stärken kann die GfK für mehr Durchblick<br />
sorgen?<br />
MACKENZIE: GfK-Bridgehead hat einzigartigen Zugang zu<br />
nationalen und internationalen Payers in allen wichtigen Europäischen<br />
Märkten, den USA, Asia Pacific sowie den BRIC-<br />
Märkten. Genauso wichtig aber ist es, Erfahrung und Expertise<br />
zu haben, um dem Kunden Einblick geben zu können zu<br />
Auswirkungen, die neue Therapien/Therapieverfahren auf den<br />
gesamten Healthcare-Markt haben. Aber auch Einflüssen,<br />
die sich verändernde Healthcare-Märkte auf neue Therapien/<br />
Therapieverfahren haben sowie die Förderung eines positiven<br />
Healthcare-Umfelds, das Marktzugang und Marktakzeptanz<br />
positiv beeinflusst. Ferner schaffen wir bestmögliche Kommunikation<br />
an alle Marktbeteiligten über den Wert neuer Therapien/Therapieverfahren.<br />
Interview: Uwe Käckenhoff
zu investieren, folge sein Unternehmen durch einen deutlichen<br />
Ausbau eigener Ressourcen und Expertise in diesen<br />
Märkten. Müller: „Für die multinationalen Kunden heißt<br />
es für uns aus Local Knowledge eine Global Expertise zu<br />
generieren.“<br />
Es herrsche starker Wettbewerbs- und Preisdruck. Als Institut<br />
könne man nur effizient, attraktiv und erfolgreich<br />
sein, wenn man die Entwicklungen bei den Kunden voraussieht<br />
und schnell darauf reagiert „Wir sind als großes<br />
Institut sehr gut aufgestellt die zunehmend globalen Anforderungen<br />
an unsere Kunden erfüllen zu können. Dazu<br />
gehört auch und insbesondere die strikte Beachtung von<br />
umfangreichen Compliance-Regeln, denen wir bei der Zusammenarbeit<br />
mit unseren Kunden und Stakeholdern verpflichtet<br />
sind“, fasst Müller zusammen.<br />
Wünsche der Industrie<br />
„Insgesamt wird sich die Marktforschung dem gesellschaftlichen<br />
Wert eines Arzneimittels stärker widmen müssen,<br />
da die politische Kommunikation einen noch höheren<br />
Stellenwert für die Unternehmen einnehmen wird. Eine<br />
gute Marketing- und Kommunikationsstrategie erfordert<br />
künftig einen umfassenden Approach auf alle relevanten<br />
Kunden. Die institutionellen Entscheider nehmen weiter an<br />
Bedeutung zu“, bringt Alexander Fröhlich, Leiter Market<br />
Access der Desitin Arzneimittel GmbH, Hamburg, die Situation<br />
auf den Punkt. Damit verbindet er die Forderung:<br />
„Die Fragestellungen der Marktforscher müssen somit deren<br />
Treiber für Entscheidungen systematisch herausarbeiten,<br />
um den Kunden aus der Pharmaindustrie zielführende<br />
Daten zur Verfügung stellen zu können.“ Neben diesen<br />
inhaltlichen Aspekten spielen nach seinen Worten auch<br />
Aspekte in der Zusammenarbeit mit den Marktforschungsunternehmen<br />
eine wichtige Rolle. Künftig werde man eher<br />
mit Unternehmen zusammenarbeiten, die alle Zielgruppen<br />
adäquat bedienen können. Die Marktforschungs-Agenturen<br />
sollten also über ein Spezialisten-Netzwerk verfügen,<br />
das schnell auf spezielle Anforderungen des Kunden eingehen<br />
kann. Fröhlich: „Marktscreening über webbasierte Befragungstools<br />
wird weiter zunehmen.“ Die Marktforscher<br />
müssten enge Kooperationen mit Spezialisten-Panels aller<br />
Zielgruppen eingehen, um die Kundenbedürfnisse in Hinsicht<br />
auf qualitative Marktforschung bedienen zu können.<br />
Quantitative Marktforschung werde hingegen noch mehr<br />
standardisiert über die webbasierten Möglichkeiten. „Der<br />
Ausbau der qualitativen Marktforschung über ein Netzwerk<br />
an guten Spezialisten-Panels wird ein wichtiger Wettbewerbsfaktor<br />
sein“, hebt Fröhlich hervor.<br />
Im generischen Bereich geht es nach seinen Worten um Fragen<br />
nach dem Wert zukünftiger galenischer Innovationen<br />
und ob man sich vorstellen könnte, diese vom generischen<br />
Preisbildungsmechanismus bei entsprechendem Nutzenbelegen<br />
zu lösen. Eine weitere Frage ist, inwieweit Nutzenbelege<br />
für bewährte Wirkstoffe auch über Real-Live Versorgungsdaten<br />
möglich sind. Wie steht es um die Sichtweise<br />
des G-BA, der Kassen und der Patientenorganisationen<br />
in diesem Zusammenhang, fragt der Experte. Strategisch<br />
seien Marktforscher gefragt, inwieweit Firmen sich als In-<br />
Märkte + Unternehmen<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
15
Märkte + Unternehmen<br />
Alexander Fröhlich, Desitin: „Institutionelle<br />
Entscheider nehmen an Bedeutung zu“<br />
dikationsanbieter im Markt positionieren<br />
werden, und wer die Driver für eine<br />
solche Positionierung sind. Fröhlich:<br />
„Sind wertschöpfende Modelle mittelfristig<br />
überhaupt möglich? Wie sehen die<br />
Krankenkassen und die Patienten diese<br />
Geschäftsmodelle? Was sind geeignete<br />
Benchmarks aus anderen Märkten?“<br />
Und schließlich möchte der Market Access-Mann<br />
wissen, welches die geeigneten<br />
Kommunikationsmaßnahmen sind.<br />
Dazu gehöre beispielsweise auch die<br />
Frage, ob und wie die Strukturen und<br />
Prozesse der Pharmafirmen mittelfristig<br />
zu ändern beziehungsweise anzupassen<br />
seien.<br />
„Market Access Kompass“<br />
Auch Carolin Knorr, Inhaberin und<br />
Geschäftsführerin von Knorr Health<br />
Strategie, Rheinstetten, beobachtet eine<br />
zunehmende Segmentierung im Markt.<br />
Stichworte wie Nutzenbewertung und<br />
Zusatznutzen führen auf Seiten der empirischen<br />
Marktforschung zur Neuausbildung<br />
von spezialisierten Instituten,<br />
die sich dem neuen Themenfeld Market<br />
Access besonders widmen. Bis zum<br />
Inkrafttreten des AMNOG habe der<br />
Schwerpunkt auf den Zielgruppen der<br />
Krankenkassen und Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen gelegen. Themenschwerpunkte<br />
seien selektiv Vertragsoptionen<br />
von Rabattverträgen über integrierte<br />
Versorgungsverträge bis hin zu Disease<br />
Management Programmen gewesen. Seit<br />
2011 habe die frühe Nutzenbewertung<br />
alles in den Schatten gestellt. Heute sei<br />
die alles beherrschende Thematik die<br />
Bewertung von neuen Arzneimitteln, die<br />
Antizipation von Bewertungsergebnis-<br />
16 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Doris Fuchs, <strong>GIM</strong>, sieht sich zunehmend in<br />
die strategische Planung mit einbezogen<br />
sen, die optimale Vorbereitung auf den<br />
Bewertungsprozess einschließlich der<br />
Neuausrichtung der klinischen Prüfung<br />
sowie die Vorbereitung auf die Preisverhandlungen<br />
mit dem GKV-Spitzenverband<br />
beziehungsweise das gegebenenfalls<br />
folgende Schiedsverfahren. Knorr:<br />
„Um diesen Bedarf zu decken, haben<br />
wir zwischen Februar und Mai 2012 in<br />
einem Eigenprojekt eine umfassende Er-<br />
hebung bei Vertretern der Unternehmen<br />
und der Bewertungsinstitutionen durchgeführt.“<br />
Die Ergebnisse der Studie sollen<br />
im Juni 2012 als erstes Element der<br />
geplanten Reihe „Market Access Kompass“<br />
erscheinen.<br />
Globale Strategien<br />
Drei wesentliche Trends der Zukunft<br />
sieht Doris Fuchs, Director of Pharma<br />
Research bei der <strong>GIM</strong>-Marktforschung.<br />
Zum einen die weitere Globalisierung der<br />
Pharmamarktforschung, zum anderen<br />
Insights und Fakten für die strategische<br />
Planung sowie Digitalisierung, Internet<br />
und Social Media. In der Gesundheitsmarktforschung<br />
gehe es immer mehr<br />
um die Entwicklung globaler Strategien<br />
und von Marketingkonzepten. Dabei<br />
dürften nationale Besonderheiten nicht<br />
aus den Augen verloren werden. Fuchs:<br />
„Dies führt zu globalen Mehrländerstu-<br />
Marktforscherin Carolin Knorr präsentiert<br />
im Juni ihren „Market Access Kompass“<br />
dien, die mehr und mehr die nationalen<br />
Einzelprojekte ablösen. Eine besondere<br />
Rolle in der international vergleichenden<br />
Position spielen die BRIC-Märkte.“ Für<br />
ihr Unternehmen bedeute dies, im OTC-<br />
Bereich brauche es den Cultural Broker,<br />
der kulturelle Spezifika zu deuten weiß,<br />
im ethischen Bereich erfordere es profunde<br />
Kenntnisse der Gesundheitssysteme<br />
in den einzelnen Ländern. „Standen<br />
„Marktscreening über webbasierte Befragungstools<br />
wird weiter zunehmen.“<br />
Alexander Fröhlich, Desitin<br />
früher Kommunikations- und Positionierungsstudien<br />
für Produkte, die kurz<br />
vor der Zulassung standen, im Fokus, so<br />
wird die Pharma-Marktforschung heute<br />
immer stärker in die strategische Planung<br />
einbezogen“, verdeutlicht Fuchs.<br />
Die Unmet Needs von Patienten, Selbstzahlern,<br />
und Healthcare-Professionals<br />
würden systematisch erforscht, um die<br />
Produktentwicklung an den Bedürfnissen<br />
des Marktes auszurichten. „Die<br />
Weiterentwicklung unserer Methoden,<br />
internes Wissensmanagement, sowie<br />
die Zusammenarbeit von Experten aus<br />
verschiedenen Bereichen wie Internet<br />
und Pharma, qualitativ und quantitativ,<br />
Online und Offline sind unsere Strategien,<br />
diesen Trends zu begegnen. Ganz<br />
abgesehen davon stellen wir bevorzugt<br />
Sozialwissenschaftler mit internationalen<br />
Erfahrungen und fundierten Kenntnissen<br />
in mehr als einer Fremdsprache<br />
ein“, zieht Fuchs Bilanz.<br />
Uwe Käckenhoff
Auswahl an Marktforschungsinstituten<br />
Firmenname Internetadresse<br />
1stLine www.1stline.de<br />
2Communicare www.2communicare.de<br />
Adelphi Germany www.adelphi-germany.com<br />
Agemas www.agemas.de<br />
AnswerS AG www.answers.de<br />
Bever Medizin Marktforschung www.phar-ma.de<br />
Blauw Research www.blauw-research.de<br />
Cegedim Strategic Data www.cegedimstrategicdata.com<br />
Cido Research www.cidoresearch.com<br />
Concentra Marketing Research www.concentra.de<br />
Consilium & Co www.consilium-co.de<br />
creative analytic 3000 www.ca3000.de<br />
DemoScope www.demoscope.ch<br />
Dialego AG www.dialego.de<br />
Dr. Rönsberg www.dr-roensberg.com<br />
Dr. von Keitz www.vonkeitz.com<br />
Ernest Dichter Institut www.edichter.de<br />
eTracker www.etracker.com<br />
Eumara www.eumara.com<br />
Forschungswerk www.forschungswerk.de<br />
GfK www.gfk.com<br />
<strong>GIM</strong> www.g-i-m.com<br />
GMS Dr. Jung www.gms-gmbh.com<br />
GO Research www.go-research.de<br />
GP Forschungsgruppe www.gp-f.com<br />
H,T,P, Concept www.inspirationformarketing.com<br />
Harris Interactive AG www.harrisinteractive.de<br />
Icon Added Value www.icon-added-value.com<br />
IFAK Institut www.ifak.com<br />
IFM Mannheim www.ifm-mannheim.de<br />
IMIG – Institut für Marktforschung<br />
www.imig-institut.de<br />
IMK www.i-m-k.de<br />
IMS HEALTH www.imshealth.de<br />
Insight Europe www.insighteurope.de<br />
Ipsos Deutschland www.ipsos.de<br />
ISM Global Dynamics www.globdyn.com<br />
Märkte + Unternehmen<br />
Firmenname Internetadresse<br />
K&A BrandResearch AG www.ka-brandresearch.com<br />
KantarHealth www.kantarhealth.com<br />
Knorr Marktforschung www.knorr-marktforschung.de<br />
Konkret www.konkret-mafo.de<br />
LINK Institut www.link-institut.de<br />
Maritz Research www.maritzresearch.de<br />
Marketagent.com www.marketagent.com<br />
Masmi Deutschland www.masmi.com<br />
mc markt-consult www.markt-cosult.com<br />
medipharm www.medi-pharm.de<br />
mediXline www.medixline.de<br />
MKM Marketinginstitut www.mkm-europe.com<br />
net-request www.net-request.de<br />
objective consumer www.objective-research.de<br />
Opinion Market www.opinion.de<br />
Pharma-Insight www.pharma-insight.de<br />
Pharmafakt www.pharmafakt.de<br />
Pharmalink www.pharmalink.eu<br />
Pharmecon www.pharmecon.de<br />
Produkt + Markt www.produktundmarkt.de<br />
Psyma www.psyma.com<br />
rheingold www.rheingold-online.de<br />
RSG Marketing Research www.rsg.ddf.de<br />
Seniorresearch www.seniorresearch.de<br />
Skopos www.skopos.de<br />
TNS Infratest www.tns-infratest.com<br />
Vocatus AG www.vocatus.com<br />
Wickert Institute www.wickert-institute.de<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
17
Märkte + Unternehmen<br />
Online-Marktforschung<br />
Via Communities auf<br />
Augenhöhe mit der Zielgruppe<br />
Ein relativ neues Tool in der qualitativen Online-Forschung sind Market Research<br />
Online Communities, mittels derer Patienten und Gesundheitskonsumenten<br />
zu Co-Kreatoren für die Entwicklung und Verbesserung von Produkten<br />
und Services werden können. Im Folgenden werden sieben Besonderheiten<br />
zum Einsatz dieser Communities im Bereich Health & Pharma dargestellt.<br />
Social Media-Plattformen haben sich<br />
durchgesetzt und sind mittlerweile fest<br />
im Alltag von Abermillionen Menschen<br />
etabliert. Nicht nur einseitig nach Informationen<br />
zu suchen, sondern zu<br />
chatten, zu posten und sich mit Gleichgesinnten<br />
auszutauschen gehört mittlerweile<br />
zum Verhaltensrepertoire des<br />
normalen Internet-Nutzers, zu denen<br />
auch Patienten und Angehörige zählen.<br />
Warum also nicht dieses neue gelern-<br />
18 Healthcare Marketing 6/2012<br />
te Verhalten auch für die Markt- und<br />
Innovationsforschung im Healthcare-<br />
Bereich nutzen?<br />
Gerade die normale Lebenswelt der Patienten<br />
und Angehörigen bietet genügend<br />
Stoff für Innovationen und Impulse für<br />
Produkt- und Serviceoptimierungen:<br />
Dazu zählen vermeintlich „banale“<br />
Hinweise von RA-Patienten, dass die<br />
Finger manchmal zu steif sind, um Tabletten<br />
aus Blisterpackungen zu drücken,<br />
Autorin: Dr. Ulrike Dulinski, IFAK<br />
Probleme von Herz-Kreislauf-Patienten<br />
beim Umgang mit Waschzetteln, Unverständnis<br />
der Pen-Stoppfunktion bei<br />
Diabetes-Patienten oder Tagesabläufe<br />
von Alzheimer-Angehörigen.<br />
Wie an Insights kommen?<br />
Ein neues Werkzeug der qualitativen<br />
Online-Forschung sind MROCs (Market<br />
Research Online Communities), die<br />
Foto: iStock Photo
speziell für Marktforschungsprojekte<br />
aufgesetzt werden. Der Zugang ist beschränkt,<br />
die Teilnehmer werden für einen<br />
begrenzten Zeitraum rekrutiert und<br />
honoriert.<br />
Neu im Vergleich zu bisherigen Ansätzen<br />
ist insbesondere ein umfangreicher<br />
Methodenmix. Dabei kann sowohl auf<br />
interaktiv-kollektive Module (Chat,<br />
Forum, Bulletin Board) als auch individuell-persönliche<br />
Module (Online-<br />
Tagebuch und Einzelaufgaben) zurückgegriffen<br />
und mit Quick Polls oder<br />
Kreativübungen kombiniert werden.<br />
Die Pharmabranche hat bei diesem Thema<br />
– wie viele anderen Bereichen auch –<br />
ihre Besonderheiten und Restriktionen,<br />
die es zu beachten gilt.<br />
1. Rekrutierung<br />
Community-Projekte stellen ihre eigenen<br />
Anforderungen an die Teilnehmer.<br />
Diese müssen neben einem gewissen<br />
Maß an Experimentierfreude vor allem<br />
bereit sein, auch an einem längerfristigen<br />
Forschungsprojekt zuverlässig teilzunehmen.<br />
Aufgrund der rechtlichen<br />
Vorgaben zum direkten Kontakt mit Patienten<br />
(u.a. Vorgaben des HWG) gibt<br />
es juristische Bedenken bei der Nutzung<br />
unternehmenseigener Homepages oder<br />
Betreuungsplattformen zur Rekrutierung<br />
der Teilnehmer. In der Regel wird<br />
daher die Rekrutierung in die neutralen<br />
Hände eines Dienstleisters gegeben, der<br />
prinzipiell zwei Möglichkeiten hat:<br />
· Online:<br />
Der direkte Zugriff auf spezialisierte<br />
Online-Panel ist vergleichsweise günstig,<br />
aber teilweise weniger planungssicher.<br />
Erfahrene Panel-Anbieter wissen<br />
inzwischen, dass sich die Rekrutierung<br />
von Teilnehmern für die qualitative<br />
Online-Marktforschung deutlich vom<br />
Sampling für Online-Befragungen unterscheidet.<br />
· Klassische Offline-Rekrutierung:<br />
Alle Rekrutierungswege, die im Bereich<br />
der medizinischen Offline-Studien gängig<br />
sind (spezialisierte regionale Rekrutierer,<br />
honorierte Vermittlung durch<br />
Healthcare Professionals (HCPs) und<br />
Selbsthilfegruppen usw.) liefern mehr<br />
Planungssicherheit und eine geringere<br />
Teilnehmermortalität, sind aber potentiell<br />
kostspieliger.<br />
Skepsis gegenüber der „Echtheit“ der<br />
Märkte + Unternehmen<br />
Online Communities als Tool der qualitativen Marktforschung<br />
speziell rekrutierte<br />
Teilnehmer<br />
nicht offen für jeden!<br />
Patienten ist ein nicht zu unterschätzender<br />
Einwand des Auftraggebers. Vermittlung<br />
über HCPs, sorgfältig durchgeführte<br />
Screenings und spezielle, auf<br />
die Zielgruppe ausgerichtete Wissensfragen<br />
können Zweifel ausräumen.<br />
2. Incentives / Teilnahmemotivation<br />
Generell kann man insbesondere in der<br />
Pharmamarktforschung drei Honorierungsformen<br />
unterscheiden:<br />
a) Ideell: Bereitstellung exklusiver Informationen<br />
und Feedback zu Forschungsergebnissen<br />
b) Materiell: Sachpreise, Gutscheine<br />
oder Spenden für gemeinnützige Körperschaften<br />
c) Sozial: empathischer Austausch<br />
(Informationen und Neuigkeiten von<br />
Gleichgesinnten), Möglichkeit, der eigenen<br />
Meinung unmittelbar Gehör zu<br />
verschaffen, im (indirekten) Dialog mit<br />
dem Hersteller an einer gemeinsamen<br />
Lösung zu arbeiten<br />
Die Nutzung aller drei Motivationsebenen<br />
erhöht die Teilnahmebereitschaft<br />
dabei deutlich.<br />
3. Datenschutz und<br />
Code of Conduct<br />
Zugang<br />
Eigenschaften <br />
Zeithorizont<br />
Gemäß den 2011 von der ESOMAR<br />
veröffentlichten Richtlinien für die<br />
Social Media-Forschung können drei<br />
Fokus<br />
zeitlich auf Projekt limitiert<br />
nicht open end!<br />
qual. und quant.<br />
Marktforschung<br />
kein Marketing/Branding!<br />
Interaktiv-kollektive (Chat, Forum) und individuell-persönliche Module (Online-<br />
Tagebuch) können kombiniert werden<br />
verschiedene Arten von Social Media<br />
mit jeweils unterschiedlichen ethischen<br />
Anforderungen an die Marktforschung<br />
unterschieden werden: die Public Social<br />
Media oder virtuelle Öffentlichkeit, die<br />
Private Social Media wie geschlossene<br />
Communities und Market Research Social<br />
Media. In den jüngst überarbeiteten<br />
Verhaltenskodizes der EphMRA findet<br />
sich mittlerweile auch ein ganzes Kapitel<br />
zu Internet und Social Media. Die<br />
Prinzipien in diesen Verhaltenskodizes<br />
lassen sich dahingehend bündeln, dass<br />
es stets das Ziel sein muss, den Teilnehmern<br />
größtmögliche Transparenz über<br />
das Projekt, den Community-Anbieter,<br />
die organisatorischen Abläufe des Projekts,<br />
Vertraulichkeit sowie die Rechte<br />
der Nutzer zu geben.<br />
4. Adverse Event Reporting<br />
Besonders bei Patientenstudien haben<br />
die Abteilungen Legal / Compliance<br />
und Arzneimittelsicherheit Angst vor<br />
einer Flut von Nebenwirkungsmeldungen.<br />
Ein abgestimmtes Vorgehen bei<br />
NW-Meldungen ist daher im Vorfeld<br />
einer MROC zwischen Auftraggeber<br />
und Dienstleister festzulegen.<br />
Eine mindestens tägliche Überprüfung<br />
der Beiträge, die Fallbearbeitung und<br />
-meldung ist mit einzukalkulieren. Die<br />
Erfahrung zeigt jedoch, dass die Anzahl<br />
der Meldungen gering ist und sich der<br />
Arbeitsaufwand durch einen guten Monitoringprozess<br />
und eine gute Moderation<br />
im Rahmen hält.<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
19
Märkte + Unternehmen<br />
5. Angst vor inhaltlichem<br />
Kontrollverlust<br />
Shitstorm ist ein anderer Begriff für<br />
negative Gerüchte und Falschmeldungen,<br />
die sich im Web 2.0 ungefiltert und<br />
unkorrigiert verbreiten können. Was<br />
tun, wenn falsche Informationen sich<br />
bei Meinungsführern verbreiten? Pharmahersteller<br />
sind diesbezüglich extrem<br />
sensibel. Doch Grenzen sind bereits<br />
durch die Abgeschlossenheit und spezielle<br />
Rekrutierung gegeben. Dadurch,<br />
dass nicht wie bei Facebook & Co. jeder<br />
an der Community teilnehmen kann, ist<br />
das Risiko einer schnellen und umfangreichen<br />
Verbreitung eher gering.<br />
Zudem lässt sich gerade an diesem<br />
Punkt auch eine der Stärken der Community-Lösung<br />
festmachen: Durch<br />
die ständige Reaktionsmöglichkeit der<br />
Moderatoren und Beobachter (z.B. des<br />
Marketing-Teams) können strittige Fragen<br />
direkt umgemünzt werden in einen<br />
Diskussionspunkt, der zur Klärung der<br />
potentiellen „Fehlinterpretationen“ der<br />
Zielgruppen beitragen.<br />
6. Besonders geeignete Zielgruppen<br />
Health & Pharma<br />
Einer der ganz großen Vorteile der<br />
Community ist die Anonymität der<br />
Teilnehmer. Diese Anonymität führt<br />
oftmals zu tiefer gehenden Insights. Neben<br />
den Standardfragestellungen ist dadurch<br />
insbesondere auch die Forschung<br />
in sensiblen Indikationsgebieten sehr<br />
geeignet. HIV, Psoriasis, Psychische<br />
Erkrankungen, aber auch Erektile Dysfunktion<br />
oder Reizdarmsyndrom sind<br />
Beispiele dafür. Im Einzelnen ist bei jeder<br />
Fragestellung zu diskutieren, ob die<br />
Patienten selbst und/oder eher ihre <strong>Care</strong>-<br />
giver und Angehörigen als Gesprächspartner<br />
in Frage kommen.<br />
7. Aktuelle Fragestellungen /<br />
Anwendungsfelder<br />
Adhärenz ist in aller Munde. Sie umschreibt<br />
die gemeinsame Verantwortung<br />
des medizinischen Fachpersonals<br />
und des Patienten zum Einhalten von<br />
Therapieplänen. Die Entwicklung adhärenz-fördernder<br />
Maßnahmen rückt<br />
auch zunehmend in den Fokus der In-<br />
20 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Vor- und Nachteile von Market Research Online Communities<br />
PRO<br />
·Tiefe und umfangreiche Insights<br />
durch Alltagsnähe, größere Teilnehmerzahl,<br />
Anonymität, ethnografische Elemente, hohes<br />
Teilnehmerinvolvement<br />
· Schnelligkeit<br />
Entscheidungsgrundlagen liegen während des<br />
Projekts permanent vor<br />
· Methodische Flexibilität ‚on the go‘<br />
· Keine räumliche Kopräsenz nötig<br />
· Überregionale Rekrutierung<br />
· Weniger Reisetätigkeit<br />
· Schwierige Zielgruppen gut einbindbar<br />
· 1:1 Protokoll ohne Zusatzkosten direkt<br />
verfügbar<br />
· Kunden können verdeckt beobachten<br />
oder sogar teilnehmen<br />
dustrie: Zahlreiche Untersuchungen<br />
auf Ebene der Patienten ergeben mittlerweile<br />
alarmierende Einblicke in das<br />
Einnahmeverhalten. Das Kennenlernen<br />
von Patientenlebenswelten und von Erfahrungen<br />
der Angehörigen im Umgang<br />
mit der Erkrankung liefern sehr gute<br />
Ansatzpunkte zur Entwicklung adhärenz-fördernder<br />
Maßnahmen.<br />
Weitere community-geeignete Themen<br />
sind z.B.:<br />
· Beurteilungen oder alternativ sogar<br />
Inhouse-Tests von Medizinprodukten<br />
und Kleingeräten für den Endverbraucher<br />
(Blutzucker- oder Blutdruckmessgeräte,<br />
Pens etc.)<br />
· Interdisziplinärer Austausch zur Biological-Therapie<br />
(z.B. mit Schwestern<br />
aus der Rheumatologie, Dermatologie<br />
und Gastroenterologie)<br />
· Kommunikations-Checks: Wahrnehmung<br />
und Bewertung von Websites,<br />
Betreuungsprogrammen, Kommunikationskampagnen<br />
und Infomaterialien<br />
· Ernährungsverhalten spezieller Patientengruppen<br />
CONTRA<br />
· Mehr Breite als Tiefe – daher weniger<br />
geeignet für<br />
· Tiefgehende Diskussion komplexer Fragestellungen<br />
und Motivationen<br />
· Detailliertes Eingehen auf Einzelmeinungen<br />
· Anonymität als Gefahr für Validität<br />
· Einfluss des Mediums sehr individuell<br />
und schwer abzuschätzen (z.B.: Würde<br />
man verbal anders antworten?)<br />
· Wenn die Methode zu sehr an die Technik<br />
angepasst werden muss<br />
Fazit<br />
Market Research Online Communities<br />
eröffnen neue, tiefe Einblicke in das<br />
Leben von Patienten und <strong>Care</strong>givern.<br />
Der dabei vorherrschende Kontakt<br />
auf Augenhöhe ist es, der von vielen<br />
Pharmaunternehmen gewünscht wird.<br />
Denn nur so lassen sich erfolgreiche Innovationen<br />
innerhalb des Produkt- und<br />
Serviceportfolios entwickeln sowie die<br />
Patientenansprache und das Marketing<br />
passgenau aufsetzen.<br />
Wie in vielen anderen Bereichen gilt es<br />
aber auch hier, die spezifischen Rahmenbedingungen<br />
der Pharmaindustrie zu berücksichtigen.<br />
Der Einsatz einer MROC<br />
ist daher bei jeder Studie genauestens zu<br />
überdenken. Wenn sich der Einsatz aber<br />
nicht verbietet, eröffnen MROCs eine<br />
neue Möglichkeit, Patienten und <strong>Care</strong>giver<br />
schnell und flexibel in Unternehmensprozesse<br />
mit einzubinden. In anderen<br />
Branchen wie der Konsumgüterindustrie<br />
ist das Instrument schon seit längerem<br />
dabei, sich zu etablieren. Die Chancen,<br />
dass sich MROCs auch im Pharmasektor<br />
durchsetzen, stehen nicht schlecht.<br />
Dr. Ulrike Dulinski<br />
ist seit 2011 Head of Health & Pharma beim IFAK Institut für Markt-<br />
und Sozialforschung, Taunusstein. Während ihres Werdegangs leitete<br />
sie nationale und internationale Pharma-Marktforschungsprojekte<br />
und moderierte Einzelexplorationen und Gruppendiskussionen mit<br />
Healthcare Professionals sowie Patienten und deren Angehörigen.<br />
Zu ihren Spezialgebieten zählen Rheumatologie, Diabetologie, Pneumologie,<br />
Schmerztherapie, Onkologie und ZNS. Zuvor war sie bei Go<br />
Research, Frankfurt, tätig.<br />
F Kontakt: ulrike.dulinski@ifak.com
Märkte + Unternehmen<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
21
Märkte + Unternehmen<br />
Gesetzliche Krankenkassen<br />
Gesundheitssystem in<br />
der Bürokratiefalle<br />
Das Gesundheitssystem krankt an zu hohen Verwaltungskosten. Grund hierfür<br />
sind unter anderem unnötig viele Schnittstellen zwischen den handelnden<br />
Akteuren sowie chaotische Kommunikationswege. Eine aktuelle Umfrage<br />
unter den Leistungserbringern ermittelt ein Einsparpotenzial von mindestens<br />
13 Milliarden Euro in 2010.<br />
Autor: Dr. Oliver Scheel, A.T. Kearney<br />
Der öffentliche Gesundheitssektor ist<br />
geprägt von immer komplexeren Strukturen<br />
– und das in Kombination mit stetig<br />
steigenden Kosten und ausufernden<br />
Verwaltungsprozessen. Die gesetzlichen<br />
Krankenkassen (GKV) sind dabei in die<br />
Funktion einer Zentralinstanz gerückt,<br />
deren Hauptaufgabe – neben der Zusicherung<br />
erforderlicher Patientenversorgung<br />
– die Kontrolle und Allokation von<br />
Leistungsausgaben an die Leistungser-<br />
22 Healthcare Marketing 6/2012<br />
bringer, zum Beispiel Krankenhäuser<br />
und Ärzte, ist. 2009 wurde zum ersten<br />
Mal die Grenze von elf Prozent des<br />
Bruttoinlandsproduktes überstiegen und<br />
Krankenkassenbeiträge haben die 15,5<br />
Prozent-Marke erreicht. Zwar gab es<br />
in den vergangenen Jahren eine große<br />
Anzahl tiefgreifender Reformen, eine finanzielle<br />
Entlastung des Systems konnte<br />
jedoch nicht erreicht werden.<br />
Verursacht wird der hohe Verwaltungs-<br />
aufwand vor allem durch eine Reihe<br />
von Komplexitätstreibern wie etwa die<br />
Vielzahl unterschiedlicher Akteure, ein<br />
Überangebot an Produkten und Dienstleistungen,<br />
unterschiedliche IT-Systeme,<br />
häufig wechselnde Reformen und Gesetze<br />
sowie Schnittstellenprobleme aufgrund<br />
nicht aufeinander abgestimmter<br />
Prozesse.<br />
Denn: Die Komplexität eines arbeitsteilig<br />
organisierten Systems steigt durch<br />
Foto: iStock
die interne Organisation von<br />
Arbeitsabläufen. Ist das Zusammenspiel<br />
der einzelnen handelnden Akteure nicht<br />
optimal organisiert, so werden unnötig<br />
viele Schnittstellen zur Arbeitsbewältigung<br />
benötigt. Diese Schnittstellen<br />
wirken dann als Komplexitätstreiber<br />
und hemmen die Effizienz der Funktion<br />
des Gesamtsystems. Je vielschichtiger<br />
ein System in sich vernetzt ist und<br />
je mehr ‚Knotenpunkte‘ von ihm intern<br />
bewältigt werden müssen, desto<br />
schwieriger gestaltet sich die Erledigung<br />
seiner Hauptaufgabe. Die Konsequenz<br />
ist fehlende Transparenz über die tatsächlichen<br />
Verwaltungskosten und ein<br />
zunehmend schwieriger zu steuerndes<br />
Gesamtsystem.<br />
Zudem werden die Verwaltungskosten<br />
dadurch in die Höhe getrieben, dass<br />
die GKV zunehmend Verwaltungstätigkeiten<br />
auf die Leistungserbringer<br />
überträgt. Als Beispiel sei die Praxisgebühr<br />
genannt. Sie wurde 2004 eingeführt,<br />
um die Anzahl der Arztkontakte<br />
einzuschränken und stellt eine private<br />
Zuzahlung der Patienten für ärztliche<br />
Leistungen dar, die pro Quartal an den<br />
behandelnden Arzt zu entrichten ist. Die<br />
Praxisgebühr stellt somit eine 100-prozentige<br />
Verwaltungstätigkeit des Arztes<br />
dar, die ihm von der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
übertragen wird, durch<br />
die er selbst aber keinen Gewinn erzielt.<br />
Mafo-Analyse zeigt hohe<br />
Verwaltungskosten auf<br />
In Summe fallen also innerhalb des<br />
Gesundheitssystems wesentlich höhere<br />
Verwaltungskosten an, als offiziell berichtet.<br />
Dies haben wir unter anderem<br />
mittels einer groß angelegten Marktforschungsanalyse<br />
aufgezeigt. Um die Verwaltungsaufwände<br />
der Leistungserbringer<br />
im Einzelnen zu ermitteln, wurde<br />
im Zeitraum von Juni bis August 2011<br />
eine deutschlandweite Umfrage durchgeführt,<br />
an der sich 6.000 Leistungserbringer<br />
beteiligt haben.<br />
Für 2010 hat die GKV etwa Verwaltungskosten<br />
in Höhe von 9,5 Milliarden<br />
Euro ausgewiesen. Tatsächlich jedoch<br />
wurden von den rund 176 Milliarden<br />
Euro GKV-Gesundheitsausgaben 40,4<br />
Milliarden Euro für Verwaltungsaktivitäten<br />
aufgewendet, anstatt sie für Vorsorge,<br />
Medizin, Heilung und Pflege auszugeben.<br />
Zusätzlich sind nämlich 30,9<br />
Milliarden Euro auf Seiten der Leistungserbringer<br />
entstanden. Die Folge:<br />
Von einem Euro Beitrag zur gesetzlichen<br />
Krankenversicherung kamen nur maximal<br />
77 Cent in Form von Gesundheitsdienstleitungen<br />
direkt beim Patienten<br />
an. 23 Cent wurden für rein administrative<br />
Aufgaben ausgegeben.<br />
Von den 30,9 Milliarden Euro, die bei<br />
den Leistungserbringern entstanden<br />
sind, wurden 18 Milliarden Euro direkt<br />
oder indirekt durch die GKV verursacht,<br />
etwa durch zunehmende Aufgabenver-<br />
lagerungen. Die gesamten, durch die<br />
GKV verursachten Verwaltungskosten<br />
beliefen sich somit auf 27,5 Milliarden<br />
Euro (9,5 Milliarden bei der GKV direkt<br />
und 18 Milliarden bei den Leistungserbringern).<br />
Damit beträgt die Verwaltungskostenquote<br />
der GKV nicht, wie<br />
ausgewiesen, 5,4 Prozent, sondern 15,6<br />
Prozent. Sie ist mehr als doppelt so hoch<br />
wie die durchschnittliche Verwaltungskostenquote<br />
deutscher Unternehmen<br />
von 6,1 Prozent.<br />
Beitragssatz von 14,2 Prozent<br />
oder weniger möglich<br />
Die Befragung der Leistungserbringer<br />
hat ferner ergeben, dass mindestens<br />
die Hälfte der von der GKV verursachten<br />
Verwaltungsaufwände und -kosten<br />
durch die Reduktion der Komplexität<br />
der Prozesse, Systeme und Regelungen<br />
eingespart werden könnte. Konkret lässt<br />
sich das Einsparpotenzial für 2010 auf<br />
mindestens 13 Milliarden Euro beziffern.<br />
Das bedeutet, dass von jedem Euro<br />
Märkte + Unternehmen<br />
Beitragszahlung acht Cent eingespart<br />
werden können und sich der Beitragssatz<br />
von 15,5 Prozent sich auf mindestens<br />
14,2 Prozent senken ließe.<br />
Ganzheitliche Optimierung<br />
des Systems nötig<br />
Es besteht also dringender Handlungsbedarf,<br />
sollen die heute schon ausufernden<br />
Verwaltungskosten nicht noch weiter<br />
steigen. Dabei gibt es eine Reihe von<br />
Ansatzpunkten, mit deren Hilfe die Kosten<br />
gesenkt und ohne weiteren Mittelzufluss<br />
Leistungssteigerungen erzielt werden<br />
können. Vorteilhaft auf das System<br />
würde sich zum Beispiel eine gesamthaft<br />
koordinierte Reduktion der Anzahl ge-<br />
setzlicher Krankenkassen sowie die Optimierung<br />
des Verwaltungsapparats der<br />
Kassenärztlichen Vereinigungen auswirken.<br />
Außerdem ist das komplexe Portfolio<br />
an Produkten und Dienstleistungen<br />
und der damit verbundene Verwaltungsaufwand<br />
auf ein für das Gesamtsystem<br />
sinnvolles Maß zu reduzieren. Wichtig<br />
sind zudem schlanke, direkte und<br />
durchgängige Informationsströme, die<br />
Kosten sparen und Schnittstellen reduzieren.<br />
Nur dann, wenn einzelne Akteure<br />
sich mit ihren Entscheidungen<br />
nicht wiederholt bei anderen Beteiligten<br />
rückversichern müssen, wird die Schaffung<br />
schlankerer Verwaltungsstrukturen<br />
durch direkte Kommunikation gelingen.<br />
Es besteht kein Zweifel daran, dass das<br />
deutsche Gesundheitswesen über ein<br />
signifikantes und bislang ungenutztes<br />
Effizienzsteigerungs- und Kostendämpfungspotenzial<br />
verfügt. Eine tatsächliche<br />
und substanzielle Verbesserung kann allerdings<br />
nur erreicht werden, wenn sich<br />
alle Akteure aktiv im Sinne einer Systemtransformation<br />
daran beteiligen.<br />
Dr. Oliver Scheel ist Partner bei A.T. Kearney und leitet dort den Bereich Pharma &<br />
Healthcare für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Er berät<br />
nationale und internationale Unternehmen der Pharmabranche, Medizintechnik<br />
und des Gesundheitswesens. Dabei ist der Biochemiker<br />
spezialisiert auf wertschöpfungskettenübergreifendes Komplexitätsmanagement,<br />
Strategieentwicklung sowie innovative Ansätze zur<br />
Optimierung im Bereich Operations (Beschaffung, Supply Chain und<br />
Produktion). F Kontakt: oliver.scheel@atkearney.com<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
23
Märkte + Unternehmen<br />
Apotheken<br />
Der anspruchsvolle Kunde<br />
Eine Studie des IFH Köln untersucht die Wünsche der Bevölkerung an die<br />
Apotheker. Dabei zeigt sich: Die bewährte Apothekenlandschaft soll auch in<br />
Zukunft beibehalten werden. Am Beispiel von Procter & Gamble wird deutlich,<br />
wie ein Unternehmen seinen Vertrieb über Pharmazeuten ausbaut.<br />
Vor dem Hintergrund einer alternden<br />
Gesellschaft wird die Bedeutung der<br />
Apotheken in den kommenden Jahren<br />
steigen. Das fand das Institut für Handelsforschung<br />
(IFH Köln) im Rahmen<br />
der Studie „Zukunft der Apotheken“<br />
heraus, die auf Initiative der nordrheinwestfälischen<br />
Apothekerkammern und<br />
Apothekerverbände durchgeführt wurde.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die deutsche<br />
Bevölkerung klare Vorstellungen<br />
davon hat, was sie von den Apotheken<br />
erwartet. Zu den Basisanforderungen<br />
gehören eine gute Erreichbarkeit und<br />
die schnelle Verfügbarkeit von Arzneimitteln.<br />
Die Profilierung erfolgt über die<br />
Beratung und den Service. Wenn es nach<br />
den Verbrauchern ginge, soll beides weiterhin<br />
ausgeweitet werden.<br />
Die repräsentativen Ergebnisse der Studie<br />
zeigen, dass Apotheker bereits als kompetente<br />
Ansprechpartner und Lotsen im<br />
Gesundheitswesen wahrgenommen wer-<br />
24 Healthcare Marketing 6/2012<br />
den. 60 Prozent der Verbraucher nutzen<br />
auch schon heute den Apotheker als erste<br />
Anlaufstelle bei leichten Beschwerden.<br />
Apotheker genießen großes<br />
Vertrauen<br />
In Zeiten, in denen die ärztlichen Leistungen<br />
ständig gekürzt werden, glauben<br />
über zwei Drittel der Verbraucher, dass<br />
der Apotheker als Ansprechpartner in<br />
Gesundheitsfragen eine immer größere<br />
Rolle spielen wird. Vor diesem Hintergrund<br />
wird aus Sicht der Befragten die<br />
Beratungsaufgabe des Apothekers künftig<br />
noch weiter an Bedeutung gewinnen.<br />
Der Studienleiter des IFH Köln Dr. Markus<br />
Preißner fordert: „Im Apothekengeschäft<br />
gibt es eine intensive Kunden-<br />
Mitarbeiter-Beziehung wie kaum in<br />
einer anderen Branche. Deshalb muss<br />
der Faktor Mensch in den Apotheken<br />
Dr. Markus Preißner, IFH Köln<br />
noch weiter ausgebaut werden.“<br />
Laut Studie gibt es für den Ausbau des<br />
Beratungsangebotes gute Voraussetzungen:<br />
Die Beziehung zum Apotheker und<br />
seinem Team wird von den Apothekenkunden<br />
als vertrauensvoll wahrgenommen.<br />
Entsprechend hoch ist der Stammkundenanteil<br />
von 79 Prozent. Obwohl<br />
Foto: fotolia
der Berufsstand des Apothekers großes<br />
Vertrauen genießt, zeigt beispielsweise<br />
eine Studie von Stiftung Warentest, dass<br />
Kunden keineswegs immer kompetent<br />
beraten werden. Stiftung Warentest untersuchte<br />
2010 50 Apotheken (Vor-Ort<br />
und Versandapotheken), von denen elf<br />
Apotheken mit einem mangelhaften<br />
Qualitätsurteil bewertet wurden.<br />
„Wo Apotheke drauf steht,<br />
muss Apotheke drin sein“<br />
„Zukunft der Apotheken“ zeige im Gegensatz<br />
zu Stiftung Warentest, was die<br />
Verbraucher wollen. Gewünscht wird<br />
vor allem eine sinnvolle und engere<br />
Zusammenarbeit zwischen den Arztpraxen<br />
und Apotheken. Was der Kunde<br />
von dem Apotheker will und wie<br />
dies am besten umzusetzen ist, erläutert<br />
Preißner: „Freundlichkeit, Kompetenz,<br />
Einfühlungsvermögen und die Glaubwürdigkeit,<br />
eine vertrauensvolle Beratung<br />
durchführen zu können. Dies kann<br />
einerseits durch bauliche Maßnahmen<br />
im Kassenbereich verstärkt werden, andererseits<br />
kann der Apothekenmitarbeiter<br />
das Gefühl dafür entwickeln, wann<br />
es angebracht ist, in den Nebenraum zu<br />
gehen.“ Preißner plädiert zudem: „Überall<br />
wo Apotheke drauf steht, muss auch<br />
Apotheke drin sein. Man braucht einen<br />
einheitlichen Standard für Apotheken,<br />
weshalb es wichtig ist, dass sich die Apotheker<br />
fortwährend fortbilden.“<br />
Was diese Forderung für das Freiwahlsortiment<br />
bedeutet, hängt zunächst von<br />
den Standorten der Apotheke ab. Einzugsgebiet<br />
und Wettbewerbssituation<br />
ist für den Verkaufserfolg entscheidend,<br />
weiß auch Preißner: „Das Produkt darf<br />
nicht willkürlich im Sortiment gelistet<br />
sein, sondern muss sich in die Positionierung<br />
der Apotheke einfügen. Die Industrie<br />
muss den Apotheker in das gesamte<br />
Leistungsportfolio einbinden und den<br />
Fokus auf die Beratung legen.“<br />
Der Konsumgüterhersteller Procter &<br />
Gamble (P&G) hat in Kooperation mit<br />
Alliance Boots die Schönheitspflegemarke<br />
Boots Laboratories auf den Markt<br />
gebracht und drängt ins Freiwahlsortiment.<br />
Seit Januar 2012 sind die Pflegelinien<br />
Serum7 und Serum7 Lift für<br />
Anti-Aging Bedürfnisse sowie die Optíva<br />
Linie zur Feuchtigkeitspflege in den<br />
Apotheken erhältlich. Für den erfolgreichen<br />
Vertrieb der Produkte bietet P&G<br />
Relevanz von Apotheken<br />
Die Bundesbürger sehen Apotheken in zentraler Rolle<br />
den Apothekenteams ein umfangreiches<br />
Trainingsprogramm an. Es werden Online-Videos<br />
und andere Lehrmittel zur<br />
Verfügung gestellt, um die Apothekenmitarbeiter<br />
auf persönliche Verkaufsgespräche<br />
vorzubereiten. Künftig sollen<br />
weitere Elemente folgen, um die Beratungskompetenz<br />
für die Marke weiter<br />
auszubauen.<br />
Der Fokus liegt auf der<br />
Beratung<br />
Nach den Ergebnissen der Kölner Studie<br />
spielt das Ergänzungssortiment mit Kosmetika,<br />
Körperpflegemitteln etc. eine<br />
eher untergeordnete Rolle. Gewünscht<br />
werde eine klare Fokussierung auf Arzneimittel.<br />
Umso wichtiger ist es für die<br />
Hersteller von Ergänzungssortimenten,<br />
ein ausgereiftes Marketingkonzept zu<br />
entwickeln.<br />
Um den Kunden auf das Produkt aufmerksam<br />
zu machen, stellt P&G den<br />
Apothekern sowohl Dekorationselemente<br />
für Schaufenster und Theke als<br />
auch Infotainment-Material zur Verfügung.<br />
Schließlich wird Boots Laboratories<br />
apotheken-exklusiv vertrieben.<br />
Der Launch der Pflegeserie wird durch<br />
eine Printkampagne in Publikumszeitschriften<br />
und der pharmazeutischen<br />
Fachpresse begleitet. P&G beauftragte<br />
für die Kommunikation gleich mehrere<br />
Agenturen. Leo Burnett ist als Kreativagentur<br />
verantwortlich, die DSB & K<br />
Werbeagentur GmbH kümmert sich um<br />
die Gestaltung der Instore-Materialien,<br />
Märkte + Unternehmen<br />
während die Cocomore AG den digitalen<br />
Bereich übernimmt. Für die PR<br />
zeichnen Brandzeichen (<strong>Consumer</strong> PR)<br />
und MSL Germany (Professional PR)<br />
verantwortlich.<br />
Das Thema Kundenbeziehung sollte<br />
nach wie vor weit oben auf der Agenda<br />
der Unternehmen stehen. Macht man<br />
Kunden zu Fans, kann man sich eine<br />
hohe Loyalität sichern. Dies erkennt<br />
auch Dr. Wolfgang Kaerkes, geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied der Deutschen<br />
Gesellschaft für Qualität (DGQ).<br />
Nach Kaerkes Ansicht werde es im<br />
Zeitalter austauschbarer Produkte und<br />
Dienstleistungen immer wichtiger, Kunden<br />
auch emotional an die eigene Marke<br />
zu binden.<br />
Als positives Beispiel geht die Bahnhof-<br />
Apotheke Eberbach voran, die 2012<br />
bereits zum dritten Mal in Folge zu<br />
Deutschlands Kundenchampion ausgezeichnet<br />
wurden. Die Beziehung der<br />
Bahnhof-Apotheke zu ihren Kunden<br />
wird nach eigenen Aussagen über die<br />
stetige Weiterbildung der Mitarbeiter,<br />
ein über dem Standard liegendes Leistungsangebot<br />
und ein professionelles<br />
Qualitätsmanagement gewährleistet.<br />
Seit 2008 suchen die Deutsche Gesellschaft<br />
für Qualität e.V. und die forum!<br />
Marktforschung GmbH jedes Jahr die<br />
Unternehmen mit den besten Kundenbeziehungen<br />
in Deutschland. Dabei werden<br />
die Kundenbeziehungen von Unternehmens-,<br />
Kunden- und Expertensicht<br />
beleuchtet.<br />
Janika Ebmeyer<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
25
Märkte + Unternehmen<br />
OTC-Marketing<br />
Pricing ohne Blindflug<br />
Der Preis eines Arzneimittels wurde lange Zeit zu wenig beachtet. Doch<br />
neben der Marke ist der Preis immer wichtiger für den Abverkaufserfolg. Ein<br />
neues statistisches Modell soll helfen, den optimalen Preises zu finden.<br />
Mit der Gesundheitsreform 2004 wurden<br />
die OTC-Preise freigegeben. Zunächst<br />
blieb diese Neuregelung ohne<br />
Auswirkungen für den Verbraucher.<br />
Denn die Apotheken nahmen die unverbindliche<br />
Preisempfehlung (UPE) noch<br />
über Jahre als tatsächlichen ‚Festpreis‘.<br />
Mit der Zunahme des OTC-Geschäfts<br />
über den sehr preisaktiven Versandhandel<br />
und die Gründung erster Discountapotheken<br />
bekam das Argument Preis<br />
jedoch auch für Apotheken einen wesentlich<br />
höheren Stellenwert.<br />
Dennoch wurde der Preis eines Produktes,<br />
eines der 4 Ps im Marketing Mix<br />
(Produkt, Promotion, Platzierung, Preis)<br />
im aktuellen OTC-Marketing lange zu<br />
wenig beachtet. Erst mit dem zunehmenden<br />
Druck des Marktes sowie daraus<br />
folgend immer häufigeren Preisaktionen<br />
der Apotheken rückte dieses Element<br />
26 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Autoren: Agnieszka Wolk und Janina Bäder, IMS Health<br />
der Marketingstrategie verstärkt auch<br />
in den Blickwinkel der Verantwortlichen<br />
bei der Industrie. Denn neben der Marke<br />
ist der Preis immer entscheidender für<br />
den Abverkaufserfolg.<br />
Zur Findung des optimalen Preises gehört<br />
aber inzwischen deutlich mehr als<br />
die einfache Rechnung ‚Kosten plus x‘.<br />
In diese Berechnungen müssen zahlreiche<br />
weitere Faktoren einfließen, wie<br />
Wettbewerbsstellung, Preishistorie des<br />
Produktes, die Preissensitivität und das<br />
Image des Produktes. Entscheidend ist<br />
schließlich, ob der empfohlene Preis tatsächlich<br />
auch umgesetzt wird. Und das<br />
ist oft nicht der Fall. Zumal viele Apotheken<br />
aus Angst vor preisaktiven Wettbewerbern<br />
am Ort oder dem Versandhandel<br />
dazu übergegangen sind, sogar<br />
bekannte Marken zu verramschen.<br />
Um Hersteller bei der optimalen Preis-<br />
strategie zu unterstützen, bietet IMS<br />
ein neues statistisches Modell an, dass<br />
Faktoren wie diese berücksichtigt. Die<br />
entsprechenden Berechnungen basieren<br />
auf der Auswertung der evidenzbasierten<br />
Daten des rund 4.200 Apotheken<br />
umfassenden IMS-Apothekenpanels. Im<br />
Rahmen eines solchen Projektes werden<br />
zunächst die effektive Preisstellung des<br />
untersuchten Produktes und die dazu<br />
gehörenden Mengen analysiert. Daraus<br />
wird ermittelt, welcher Zusammenhang<br />
zwischen Preis und Absatz besteht. Abschließend<br />
erfolgt eine Beratung zur optimalen<br />
Pricing-Strategie.<br />
Im ersten Schritt eines solchen Projektes<br />
werden die Rohdaten aus dem<br />
Apothekenpanel für einen bestimmten<br />
Zeitraum ausgewertet. Die Analyse der<br />
Preisstellung und Menge zeigt dem beauftragenden<br />
Unternehmen, wie viele<br />
Foto: fotolia
Apotheken die UPE bei welchem Absatz<br />
umgesetzt haben. So kann der Hersteller<br />
beurteilen, ob sich eine kritische Anzahl<br />
von Apotheken nicht an die UPE gehalten<br />
hat und ob er gegebenenfalls gegensteuern<br />
sollte.<br />
Interessant kann dies z.B. auch bei Preisanhebungen<br />
sein. Denn der Hersteller<br />
erfährt so anhand echter Daten, wie<br />
viele Apotheken diese Erhöhung nicht<br />
(mehr) mitgegangen sind. Erkennbar<br />
ist zudem die Geschwindigkeit, mit der<br />
die Apotheken die Anhebung des Preises<br />
umgesetzt haben. Anhand von Kurvendiagrammen<br />
sieht das Unternehmen wie<br />
groß die Differenz des UPE zum tatsächlichen<br />
Abverkaufspreis ist. Es kann dabei<br />
nicht nur sehen, ob diese Differenz<br />
z.B. nach einer Preiserhöhung wächst,<br />
sondern auch aus den Daten ablesen, wie<br />
sich die Apotheken in den unterschiedlichen<br />
Umsatzgrößenklassen verhalten.<br />
Daraus lässt sich beispielsweise ablesen,<br />
ob die großen Apotheken preisaktiver<br />
als ihre kleineren Mitbewerber sind.<br />
Die detaillierte Analyse der Apothekendaten<br />
erlaubt schließlich Rückschlüsse<br />
darüber, wie die tatsächlichen Preisspannen<br />
sind und zu welchem Preis die<br />
Mehrzahl der Apotheken das untersuchte<br />
Produkt anbietet. Damit die beauftragenden<br />
Unternehmen ein reales Bild erhalten,<br />
werden aus den Apothekendaten<br />
Marketingaktionen herausgefiltert, bei<br />
denen mit Sonderangeboten gearbeitet<br />
wurde. Berücksichtigt werden nur Preise<br />
bzw. Preis-Mengen-Kombinationen, die<br />
länger als fünf Wochen gehalten wurden.<br />
Sind diese Zahlen bereits ein erster Indikator<br />
für die Akzeptanz des aktuellen Pricings,<br />
lässt sich mit der Preis-Absatz-Funktion<br />
zusätzlich ermitteln, wie empfindlich<br />
ein Produkt auf Veränderungen des Preises<br />
reagiert. Grundsätzlich gilt nach den<br />
Gesetzen der Betriebswirtschaftslehre,<br />
dass der Absatz umso geringer wird, je<br />
höher der Preis der Handelsform ist. Wie<br />
aber zeigt sich das bei bestimmten Produkten<br />
in den Apotheken?<br />
Um hier die Relationen genau zu berechnen,<br />
wird nicht nur das Produkt<br />
selbst beobachtet. Zusätzlich werden<br />
auch die Besonderheiten der Apotheken<br />
berücksichtigt. Für die Berechnung der<br />
Marktsituation des aktuellen Produktes<br />
wird lediglich ein ‚robuster Bereich‘ herangezogen.<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
eine Preishöhe, die von besonders vielen<br />
Apotheken gewählt wurde.<br />
Durch die Kombination verschiedener<br />
Berechnungsmodelle ist es so möglich,<br />
Preisschwellen erkennbar zu machen<br />
und die Preiselastizität zu quantifizieren.<br />
Konkret lassen sich mit diesem Modell<br />
dann nicht nur die Auswirkungen von<br />
Preiserhöhungen berechnen. Die Einbeziehung<br />
der zahlreichen Koeffizienten<br />
ermöglichen es dem Unternehmen auch,<br />
exakt den Preis zu finden, mit dem es<br />
unter Berücksichtigung des Marktverhaltens<br />
seiner Apothekenpartner den<br />
besten Rohertrag erzielen kann.<br />
Relevante Faktoren<br />
Doch selbst diese bereits sehr harten Zahlen<br />
ermöglichen noch nicht das optimale<br />
Pricing. Hierzu ist die Berücksichtigung<br />
weiterer Wettbewerbsfaktoren erforderlich.<br />
Dazu gehört natürlich in erster Linie<br />
die Positionierung des Herstellers selbst.<br />
Ein Premium-Anbieter wird im Gegensatz<br />
zu Discountmarken nicht auf Billigprodukte<br />
setzen. Zu beachten ist zudem,<br />
wie die Wettbewerber voraussichtlich auf<br />
Preisveränderungen reagieren werden.<br />
Schließlich spielt auch die Handelsstufe<br />
noch eine entscheidende Rolle. Dies gilt<br />
vor allem dann, wenn von den Apotheken<br />
der Wunsch nach Preissenkungen<br />
geäußert wird, die das Unternehmen<br />
nicht mitgehen will. Mit dem neuen statistischen<br />
Modell ist es möglich einen<br />
Vorschlag zu entwickeln, der optimal zur<br />
Gesamtstrategie des Unternehmens passt.<br />
IMS Health<br />
ist ein Anbieter von Informationen und Dienstleistungen für die Pharma- und Gesundheitsindustrie<br />
mit über 55 Jahren internationaler Markterfahrung. IMS führt mehr als 100 Niederlassungen und<br />
verknüpft Healthcare-Informationen mit analytischem Know-How und Consulting-Expertise.<br />
In regelmäßigen Abständen äußern sich Experten von IMS Health in ‚Healthcare Marketing‘ in der Rubrik<br />
Märkte zu aktuellen Themen und stellen ihr Wissen über hochspezialisierte Märkte zur Verfügung.<br />
F Kontakt: awolk@de.imshealth.com und jbaeder@de.imshealth.com<br />
Märkte + Unternehmen<br />
Der rechnerisch ertrags- und/oder umsatzoptimale<br />
Preis lässt sich dann auf<br />
Basis der ermittelten Preiselastizitäten<br />
in einem halbtägigen Workshop mit<br />
dem Consulting Team ermitteln. Hierbei<br />
werden auch eventuelle Interdependenzen<br />
zwischen den einzelnen Handelsformen<br />
sowie die Preise der Wettbewerber<br />
einbezogen. Dank der validen Datenlage<br />
können die Absatzeffekte der eigenen<br />
Preisänderung prognostiziert und mögliche<br />
Reaktionen der Wettbewerber darauf<br />
modelliert werden.<br />
Am Ende des Projektes erhält das Unternehmen<br />
eine detaillierte Übersicht aller<br />
quantitativen Umsatz-/Absatzparameter<br />
für seine Entscheidungsfindung. Dabei<br />
kann sogar konkret vorausberechnet<br />
werden, welche Umsatzveränderung bei<br />
Findung des optimalen Preises erwirtschaftet<br />
werden kann.<br />
Das neue statistische Modell ist ebenso<br />
flexibel wie schnell einsetzbar. Je nach<br />
Bedarf können die optimalen Preise<br />
für einzelne Handelsformen oder Produktlinien<br />
in einem statischen Markt<br />
mit wenig Preisaktivitäten bis hin zu<br />
Produktlinien in dynamischen Märkten<br />
mit ausgeprägter Preisaktivität ermittelt<br />
werden.<br />
Damit sind Unternehmen nicht nur dazu<br />
in der Lage, ihre Preisanpassungen unter<br />
Berücksichtigung der realen Marktsituation<br />
durchzuführen; sie können auch begleitende<br />
Maßnahmen vorbereiten, mit<br />
denen sie die Akzeptanz in der Apotheke<br />
befördern. Für die letzte Entscheidung<br />
kann die evidenzbasierte Vorlage aber<br />
nur eine Orientierungshilfe sein. Denn<br />
diese muss dann auf die Gesamtstrategie<br />
des Herstellers angepasst werden. Klar<br />
ist aber: Für die Unternehmen, die das<br />
neue Instrument kreativ nutzen, gehören<br />
‚Preisanpassungen im Blindflug‘ der Vergangenheit<br />
an. Denn durch das statistische<br />
Modell weiß man vorab, wie der<br />
Markt auf veränderte Preise reagiert. Im<br />
Idealfall bis auf die Kommastelle genau.<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
27
Märkte + Unternehmen<br />
Micro-Trends<br />
Der Diät-Check<br />
Ob Brille, Inhalator oder Kantine in Tokio – innovative Produkte und Dienstleistungen<br />
sollen das Abnehmen einfacher machen. Unternehmen glänzen mit<br />
Erfindergeist und Mut zur Nische. Der Markt rund ums Traumgewicht boomt.<br />
28 Healthcare Marketing 6/2012<br />
+++ Zukunftsfenster +++ Zukunftsfenster +++ Zukunfts<br />
Brille verleitet dazu, weniger zu essen<br />
Eine von Michitaka Hirose und seinem Team von der University of Tokyo entwickelte<br />
Brille vergrößert das wahrgenommene Bild der Speisen und verringert so den<br />
Appetit. Die eingebaute Kamera sendet die Aufnahmen an den Computer, wo sie von<br />
einem Bildverarbeitungssystem manipuliert werden. Lediglich das Essen sieht nach<br />
bis zu 50 Prozent mehr oder 33 Prozent weniger aus, während Hand und Besteck die<br />
originale Größe behalten. In einem Experiment wurden Probanden dazu aufgefordert,<br />
so viel zu essen, bis sie sich satt fühlten. Bei optischer Vergrößerung der Speisen<br />
aßen sie 9,3 Prozent weniger und bei der Verkleinerung rund 15 Prozent mehr.<br />
Quelle: www.rcast.u-tokyo.ac.jp/en/people/staff-hiros...<br />
Initiator: University of Tokyo<br />
Kalorienloses Dessert zum Inhalieren<br />
Vaportrim hat ein Diäthilfsmittel vorgestellt, das Konsumenten den Geschmack<br />
und Geruch von unterschiedlichen Desserts einatmen lässt und so das Hungergefühl<br />
nimmt. Die Technologie basiert auf einer Untersuchung, die zeigt, dass Geruch<br />
und Geschmack eng verbunden sind und das Riechen von Essen die Ausschüttung<br />
bestimmter Hormone auslöst, die ein Sättigungsgefühl hervorrufen. Jeder Inhalator<br />
enthält 50 Portionen in den Geschmacksrichtungen Vanilla Cupcake, Strawberry<br />
Shortcake, Raspberry Cheesecake, Caramel Frappe und Cinnamon Bun.<br />
Quelle: www.vaportrim.com/<br />
Initiator: Vaportrim<br />
Die gesundheitsfördernde Kantine<br />
Die von Tanita, einem Hersteller medizinischer Geräte, eröffnete Kantine ‚Tanita<br />
Shokudo‘ in Tokio bietet nicht nur gesunde und ausgewogene Mahlzeiten, sondern<br />
auch Diätessen und Nahrungsmittelberatung von Experten an. Tanita testete das<br />
Konzept zunächst in der unternehmenseigenen Kantine. Die Speisekarten der Kantine<br />
enthalten Informationen und Wertetabellen zum Menü. Die Gäste können ihre<br />
Speisen am Tisch abwiegen, um überflüssig große Portionen zu vermeiden. Zudem<br />
lädt ein Beratungsraum dazu ein, Experten zu konsultieren und sich beispielsweise<br />
einen Diätplan erstellen zu lassen.<br />
Quelle: www.tanita.co.jp/company/shokudo/index.php<br />
Initiator: Tanita Corporation<br />
Über TrendONE<br />
Die Hamburger Firma TrendONE ermittelt seit 2003 weltweit Micro-Trends, die konkrete Innovationen und<br />
zugleich Signale für Macro-Trends sind. Dazu scannen Trend-Scouts verschiedene Quellen und filtern nach<br />
Innovationen. Eine Auswahl stellen wir im ‚Zukunftsfenster‘ in jedem Heft vor. Kontakt: www.trendone.de
fenster +++<br />
Märkte + Unternehmen<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
29
Kommunikation + Agenturen<br />
Klinik-Marketing<br />
Das Mammut-Projekt<br />
Die Nachricht von der Übernahme der Rhön-Gruppe durch Fresenius lässt<br />
eine ganze Branche aufhorchen. Gelingt der Deal, entstünde der mit Abstand<br />
größte private Klinikbetreiber Deutschlands. Damit hätte erstmals ein Konzern<br />
die Möglichkeit, neue Maßstäbe in der Gesundheitsversorgung zu setzten.<br />
Der Erfolg des Megaprojekts hängt speziell von der Kommunikation ab.<br />
Wer sich in diesen Tagen nach dem Zusammenschluss<br />
von zwei der größten<br />
privaten Klinikbetreiber erkundigt, bekommt<br />
das Bild vom Gewinner Fresenius<br />
und dem Verlierer Rhön geschildert.<br />
Etwa so: Rhön-Gründer und Großaktionär<br />
Eugen Münch hatte immer schon<br />
die Vision einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung<br />
in Deutschland.<br />
Kleinere Häuser sollten übernommen<br />
werden und mit Maximalversorgern<br />
kooperieren, wofür die Möglichkeiten<br />
der Telematik zum Einsatz kommen<br />
sollten. Münchs Strategie geriet jedoch<br />
in die Sackgasse. Der Wettbewerb um<br />
Transaktionen im Markt wurde zunehmend<br />
größer, sodass das erforderliche<br />
Wachstum ins Stocken geriet. Münchs<br />
sogenanntes Teleportal-Konzept scheiterte,<br />
denn die dazu notwendige regionale<br />
Masse wurde nie erreicht.<br />
Der Gesundheitskonzern Fresenius<br />
setzte hingegen frühzeitig auf Maximalversorger,<br />
übernahm Kliniken in<br />
30 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Erfurt, Berlin-Buch, Wuppertal, Schwerin,<br />
Krefeld und Duisburg. Im Markt<br />
tritt das Tochterunternehmen Helios<br />
als Klinikbetreiber auf. Mit 75 Kliniken<br />
(davon sechs Maximalversorger), über<br />
43.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz<br />
von rund 2,7 Milliarden Euro<br />
zählen die Helios Kliniken bereits zu<br />
den größten privaten Krankenhausanbietern<br />
neben Asklepios, Rhön und den<br />
Sana Kliniken (Marktanteil insgesamt<br />
15 Prozent).<br />
Neuer Name: Helios-Rhön<br />
Nun bietet Fresenius für Rhön insgesamt<br />
3,1 Milliarden Euro. Das Angebot<br />
muss noch kartellrechtlich geprüft<br />
werden. Fresenius macht Tempo und<br />
will die Transaktion im dritten Quartal<br />
2012 noch abschließen. Bis Juni soll<br />
klar sein, ob die erhoffte Mehrheit unter<br />
den Aktionären von über 90 Prozent zustande<br />
kommt. Damit würde der größte<br />
private Klinikverband in Deutschland<br />
entstehen, mit einem gemeinsamen<br />
Umsatz von sechs Milliarden Euro und<br />
80.000 Mitarbeitern. Eine neue Ära<br />
in der Gesundheitsversorgung begänne.<br />
Noch nie zuvor hätte es einen Klinikbetreiber<br />
gegeben, der eine nahezu<br />
flächendeckende Versorgung erreichen<br />
würde. Die Größe des neuen Unternehmens<br />
mit dem Namen Helios-Rhön<br />
lässt ahnen, vor welchen komplexen<br />
Aufgaben die Unternehmenskommunikation<br />
bei Helios steht, die für die Markenarchitektur<br />
des Klinikverbundes<br />
verantwortlich zeichnet. Zuständig als<br />
Leiter Unternehmenskommunikation<br />
und Marketing bei der Helios GmbH in<br />
Berlin zeichnet Tobias Meixner. Noch<br />
sei es, wie er sagt, viel zu früh darüber<br />
zu diskutieren, wie das Unternehmen<br />
am Markt auftreten werde. „Wie wir<br />
Kliniken in unser Markenportfolio integrieren,<br />
stellt für uns eine Riesenherausforderung<br />
dar“, sagt Meixner. Er<br />
und sein Team (neun Mitarbeiter) küm-
Kommunikation + Agenturen<br />
Helios Klinikum Berlin-Bruch, Uni-Klinik Gießen (Rhön), Klinikum Meiningen (Rhön), Helios Endo-Klinik Hamburg (v.l.)<br />
mern sich um nichts anderes als um das<br />
Zusammenführen der vom Mutterkonzern<br />
akquirierten Kliniken unter das<br />
Markendach Helios – dazu zählen Strategien,<br />
Standards und Rollouts.<br />
Externe Dienstleister wie Agenturen<br />
werden nach eigenen Angaben nur auf<br />
Projektbasis etwa für das Design und<br />
Werbematerialien beauftragt. „Wir<br />
stärken mit Instrumenten und Erfahrungswerten<br />
die regionalen Strukturen,<br />
um Klinken zu integrieren“, so Meixner.<br />
Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrer<br />
Abteilung, ihrer Station oder dem gesamten<br />
Krankenhaus. Daher sei es wichtig,<br />
dem Klinikpersonal Zeit zu geben,<br />
Änderungen zuerst intern zu kommunizieren,<br />
bevor man damit nach draußen<br />
gehe. An der jüngsten Übernahme der<br />
Damp-Gruppe durch Helios Fresenius<br />
im Oktober vergangenen Jahres wird<br />
die Markenstrategie des Klinikverbundes<br />
deutlich. Die Integration von Damp<br />
erfolgte nach und nach. Die Endo-Klinik<br />
in Hamburg (ein Unternehmen der<br />
Damp-Gruppe) wurde erst vor kurzem<br />
komplett unter das Markendach eingebunden,<br />
das bisherige Logo (rot- blau)<br />
wurde durch das Helios-Signet samt<br />
dem neuen Namen Helios Endo Klinik<br />
Hamburg ersetzt. Nach diesem Prinzip<br />
(Helios + Klinikname + Ortsname) soll<br />
auch die Damp-Gruppe im Mutterkonzern<br />
aufgehen. „Stringenz in der Marke<br />
ist wichtig“, erläutert Meixner, um eine<br />
gewisse Markenstärke sicherzustellen,<br />
„doch im Klinikbereich müssen wir mit<br />
viel Sensibilität vorgehen“, erklärt er.<br />
Ein einfaches Übertragen der Strukturen<br />
aus dem übernehmenden Haus sei<br />
kaum erfolgversprechend.<br />
Dieses Feingefühl wird Fresenius aber<br />
durchaus zugetraut. Sebastian Irps,<br />
Geschäftsführer bei IMC clinicon, einer<br />
auf den Krankenhausmarkt spezialisierten<br />
Tochter des Iges-Instituts,<br />
sagt über das Markenimage von Helios:<br />
„In der Qualitätsfrage hat Helios<br />
einen überdurchschnittlich guten Ruf.<br />
„Stringenz in der Marke ist wichtig, um eine gewisse<br />
Stärke zu zeigen. Doch im Klinikbereich müssen<br />
wir mit viel Sensibilität vorgehen.“<br />
Tobias Meixner, Helios<br />
Diesen Ruf sollte man versuchen, auf<br />
die Rhön-Kliniken zu erweitern.“ Helios<br />
und Rhön waren lange Jahre bittere<br />
Konkurrenten. Es gab eine Zeit, in der<br />
Rhön-Gründer Münch die Übernahme<br />
von Helios geprüft hatte. Nun kommt<br />
es offenbar anders als gedacht. Entscheidend<br />
für den erfolgreichen Zusammenschlusses<br />
der Konzerne ist jedoch,<br />
dass nicht eine Seite als Verlierer und<br />
die andere Seite als Gewinner daraus<br />
hervorgeht. Irps von IMC clinicon rät<br />
daher, die Mitarbeiter an den Prozessen<br />
zu beteiligen: „Wenn eine gut organisierte<br />
größere Krankenhausgruppe<br />
ein weiteres Krankenhaus übernimmt,<br />
wird es meist sinnvoll sein, die erfolgreichen<br />
Strukturen auch in dem neuen<br />
Krankenhaus einzuführen. Da wird<br />
man nicht alles mit allen neu diskutieren<br />
wollen und können. Aber über eine<br />
gute Kommunikationskultur können<br />
die Mitarbeiter für die Sache gewonnen<br />
werden und das Gefühl bekommen, an<br />
der Fusion beteiligt gewesen zu sein.“<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
31
Kommunikation + Agenturen<br />
„Von der Geburt bis zum<br />
Sarg ein komplettes Paket“<br />
Das Besondere im Fall Fresenius und<br />
seinem Plan, einen flächendeckenden<br />
Krankenhauskonzern zu schmieden,<br />
sind die positiven Reaktionen vieler<br />
Marktteilnehmer in einem sonst schwer<br />
zerstrittenen Gesundheitsmarkt. Branchenkenner<br />
sind sich darin einig, dass<br />
es in der Gesundheitsversorgung einer<br />
gewissen Größe bedarf, um besser in<br />
Strukturen investieren, Kompetenzen<br />
aufbauen und Geschäftsmodelle entwickeln<br />
zu können. Marktbeobachter<br />
Jürgen Wasem vom Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement<br />
der Universität<br />
Duisburg Essen sagte zur ‚Welt‘: „Für<br />
die Patienten bietet der Zusammenschluss<br />
mittelfristig erst einmal Chancen.“<br />
Konzern wie Patienten könnten<br />
künftig von besser abgestimmten Ver-<br />
Foto: fotolia<br />
32 Healthcare Marketing 6/2012<br />
sorgungsprogrammen profitieren, so<br />
Wasem weiter. „Fresenius befähige sich<br />
mit jedem Zukauf mehr dazu, von der<br />
Geburt bis zum Sarg ein komplettes Gesundheitspaket<br />
anzubieten – Medikamente,<br />
Dienstleistungen, Versorgung“,<br />
erläuterte der Wissenschaftler gegenüber<br />
der Zeitung.<br />
Wasem spielt auf den Plan von Fresenius-Chef<br />
Ulf Schneider an, der bereits<br />
angekündigt hatte – bei erfolgreicher<br />
Zusammenführung beider Konzerne –<br />
über neue Formen der integrierten Versorgung<br />
sowie über neue Produkte nachdenken<br />
zu wollen. Im Gespräch ist etwa<br />
eine private Krankenversicherung, die<br />
Patienten an den Krankenhausverbund<br />
binden soll. Helios-Sprecher Meixner<br />
verspricht: „Wenn es soweit ist, wollen<br />
wir die Produkte mit niedergelassenen<br />
Ärzten und Kostenträgern gemeinsam<br />
entwickeln.“<br />
„Gemeinsam mit Ärzten und Kostenträgern neue Produkte entwickeln“<br />
„Jede Entwicklung zu professionellen Strukturen<br />
und größeren Einheiten ist ein Schritt in die richtige<br />
Richtung zu mehr integrierter Versorgung.“<br />
Volker Amelung, Bundesverband Managed <strong>Care</strong><br />
Grünes Licht bekommt Fresenius auch<br />
von Volker Amelung vom Institut für<br />
Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung<br />
der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover. In seiner<br />
Funktion als Vorstandsvorsitzender des<br />
Bundesverbandes Managed <strong>Care</strong> sagt<br />
er: „Von zentraler Bedeutung bei der<br />
integrierten Versorgung ist die Größe<br />
und Marktmacht. Jede Entwicklung zu<br />
professionellen Strukturen und größeren<br />
Einheiten sind ein Schritt in die richtige<br />
Richtung zu mehr integrierter Versorgung.“<br />
Derzeit gäbe es zwar viele tolle<br />
Konzepte am Markt, aber viele seien so<br />
klein, dass sie überhaupt keine Chance<br />
hätten, profitabel zu sein. Entscheidend<br />
sei eine starke Rolle vor Ort, da Gesundheitsversorgung<br />
hochgradig regional sei.<br />
Ein Anbieter wie Helios-Rhön bedeutete<br />
auch eine Konzentration von Macht. Die<br />
aber Amelungs Ansicht nach von Mitbewerbern<br />
und Marktteilnehmern als positiv<br />
betrachtet werden könnte: „Wenn<br />
es in Richtung Professionalisierung geht,<br />
sind bessere Kooperationen möglich.“<br />
Defizitäre Häuser in die<br />
Gewinnzone führen<br />
Strategisch bedeutet die Übernahme-<br />
Aktion von Fresenius laut Experten<br />
mehr Marktvorteile. Etwa im Einkauf<br />
könnten tiefere Preise verhandelt werden.<br />
Münch sei letztlich mit seinem<br />
Geschäftsmodell daran gescheitert, defizitäre<br />
Krankenhäuser zu kaufen und<br />
diese in die Gewinnzone zu führen.<br />
Dies ist aufgrund des generell stärkeren<br />
Wettbewerbs zunehmend schwieriger<br />
geworden. Denn nicht nur im Pharma-<br />
sondern auch im Klinikmarkt wird die<br />
Kostendebatte immer heftiger geführt.
Kommunikation + Agenturen<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
33
Kommunikation + Agenturen<br />
Nach einer Roland Berger Studie lagen<br />
die Gesundheitsausgaben von Krankenhäusern<br />
in Deutschland 2010 bei rund<br />
73 Milliarden Euro. Davon seien 40<br />
Prozent der Krankenhausausgaben auf<br />
Sachkosten zurückzuführen, die laut<br />
Studie bis 2016 voraussichtlich auf über<br />
50 Milliarden Euro steigen werden. Einkaufsgesellschaften<br />
könnten etwa helfen,<br />
die Sachkosten bei Kliniken auf bis<br />
zu 15 Prozent zu reduzieren. Hier ginge<br />
der Trend zu mehr Verbindlichkeit und<br />
Professionalisierung, prognostiziert die<br />
Unternehmensberatung.<br />
IT-Hersteller erhoffen Neugeschäft<br />
durch Übernahme<br />
Was heißt nun all das für die Anbieter<br />
von Klinikinformationssystemen?<br />
Bedeuten professionellere Strukturen<br />
mehr Digitalisierung und damit mehr<br />
Geschäft für IT-Unternehmen? Oder<br />
bedeutet eine weitere Konsolidierung<br />
in der Kliniklandschaft eher schwierigere<br />
Marktbedingungen? Die systema<br />
Deutschland GmbH in Koblenz ist ein<br />
Unternehmen der CompuGroup Medical<br />
AG (CGM) und spezialisiert auf<br />
IT-Lösungen für den Akut-, Reha- und<br />
Sozialmarkt. Zudem ist CGM in den<br />
Bereichen MVZ-Lösungen, Arztpraxen-<br />
IT und in der Vernetzung unterschiedlicher<br />
Leistungserbringer tätig. Christoph<br />
Becker zeichnet als Geschäftsführer bei<br />
systema und sieht zwei Szenarien für den<br />
Markt: Kleinere Krankenhausverbünde<br />
werden bei guter finanzieller Lage tendenziell<br />
versuchen, ihre IT-Systeme zu<br />
homogenisieren, sich also auf ein System<br />
umstellen. Die großen und mittelgroßen<br />
Klinikverbünde dagegen werden<br />
Beckers Ansicht nach mit zwei bis drei<br />
34 Healthcare Marketing 6/2012<br />
„Wir erhofffen uns von einem Zusammenschluss<br />
wie von Helios und Rhön, ein bereits installiertes<br />
Produkt auf neue Standorte ausrollen zu können.“<br />
Christoph Becker, systema<br />
IT-Herstellern zusammenarbeiten, um<br />
nicht von einem Software-Unternehmen<br />
abhängig zu sein. Zu den drei größten<br />
Kliniksoftware-Unternehmen zählen<br />
Aqua, Siemens und SAP. Die systema<br />
GmbH ist als junges Unternehmen noch<br />
nicht so weit verbreitet im Klinikmarkt.<br />
Geschäftsführer Becker wittert Chancen<br />
vor allem da, wo die systema bereits mit<br />
Angeboten gelistet ist. „Wir erhoffen<br />
uns von einem Zusammenschluss wie<br />
zum Beispiel von den Helios-Kliniken<br />
mit der Rhön-Gruppe, ein bereits installiertes<br />
Produkt auf mehrere neue Standorte<br />
ausrollen zu können.“ Das Risiko<br />
bestünde aber auch, komplett aus den<br />
Listen herauszufallen, wenn andere Anbieter<br />
den Zuschlag bekämen, räumt<br />
Becker.<br />
Das Thema Standort-Vernetzung spielt<br />
bei Helios schon lange eine große Rolle.<br />
Helios wie auch andere private Krankenhausträger<br />
sind laut Branchenbeobachtern<br />
sehr gut darin, andere Häuser zu<br />
integrieren. „Ob eine weitere Konzentration<br />
von Macht in einer Hand von der<br />
Sebastian Irps, IMC clinicon: „Schnelle<br />
Imageverbesserung durch Helios möglich“<br />
Bevölkerung und den Patienten positiv<br />
aufgenommen wird, gilt es abzuwarten“,<br />
mahnt Klinikexperte Irps. Nicht<br />
immer läuft alles glatt, wenn ein neuer<br />
Eigentümer in ein regionales Krankenhaus<br />
einzieht. Bei den Uni-Kliniken Gießen<br />
und Marburg handelte es sich beispielsweise<br />
um die erste Privatisierung<br />
eines Universitätsklinikums. Die Häuser<br />
hatte die Rhön-Gruppe 2006 erworben,<br />
aber dann nicht erfolgreich restrukturieren<br />
können, „da die betriebswirtschaftliche<br />
Trennung zwischen dem Lehrbetrieb<br />
und der Krankenhausbewritschaftung<br />
nie recht gelang“, schreibt ‚Die Welt‘.<br />
Zuletzt hatten Pläne für einen Stellenabbau<br />
dort zu Protesten und Querelen geführt.<br />
Sonderrolle Uni-Kliniken<br />
Gießen und Marburg<br />
Vor diesem Hintergrund wiegt die Tatsache<br />
besonders schwer, dass die Uni-<br />
Kliniken bis 2010 auf keinen Pressesprecher<br />
zurückgreifen konnten. Die Stelle<br />
wurde erst vor zwei Jahren geschaffen<br />
und mit Frank Steibli besetzt, der zuvor<br />
als Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion<br />
in Hessen tätig war. Nun begrüßt<br />
die hessische Landesregierung laut<br />
Medienberichten die Fusion und hofft,<br />
mit dem kommenden neuen Eigentümer<br />
die Interessen des Landes bei Krankenversorgung,<br />
Forschung und Lehre besser<br />
wahren zu können. Aber auch aus Marketingsicht<br />
könnte der Wechsel gelingen:<br />
„Ein Krankenhaus mit weniger gutem<br />
Ruf kann durch die Übernahme durch<br />
einen starken Partner durchaus eine<br />
schnelle Imageverbesserung erfahren“,<br />
sagt Irps von IMC clinicon.<br />
Birte Schäffler
Kliniken<br />
Geld oder Liebe<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
Die Kliniken Deutschlands schalteten eine gemeinsame Werbekampagne mit<br />
dem Ziel, dass der Staat Geld locker macht. Das wurde erreicht, die Kampagne<br />
beendet. Kliniken sind also auch künftig auf sich selber angewiesen,<br />
Sympathiewerte aufzubauen und ihre Qualitäten zu kommunizieren.<br />
Die Situation steigender Kosten und<br />
etwa gleichbleibender Einnahmen veranlasste<br />
die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG), eine kleine Werbekampagne<br />
loszutreten. Etwa fünf Wochen<br />
lang wurden verschiedene Anzeigen in<br />
meinungsbildenden Zeitschriften und<br />
Zeitungen geschaltet, die von den Agenturen<br />
Fischer Appelt (Kreation), Berlin,<br />
und Pilot (Media), Hamburg, betreut<br />
wurden. Der Anlass war die Tariferhöhung<br />
in Kliniken, die die finanzielle<br />
Ausstattung der Häuser weiter verschlechtert.<br />
Experten schätzen, dass die<br />
aktuell 2.060 Kliniken Deutschlands 75<br />
Milliarden Euro umsetzen. Davon kommen<br />
61 Milliarden aus der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung. Neben den Personalkosten<br />
steigen übrigens auch die<br />
Sachausgaben.<br />
Roland Berger Strategy Consultants<br />
rechnet in einer Studie vor, dass aktuell<br />
40 Prozent der Ausgaben auf Sachkos-<br />
In den Gemeinschaftskampagnen der Kliniken geht‘s ums Geld (l.: 2008; r.: 2012)<br />
ten entfallen. Bis 2016 sollen diese Kosten<br />
auf über 50 Milliarden Euro steigen.<br />
Der Rat der Consultants: Einkaufsgesellschaften<br />
können helfen, hier bis zu<br />
15 Prozent zu reduzieren. „Angesichts<br />
der steigenden Kosten müssen Krankenhäuser<br />
Wege finden, ihre Ausgaben<br />
zu senken und möglichst kostengünstig<br />
einzukaufen“, erklärt Zun-Gon Kim,<br />
Partner von Roland Berger Strategy<br />
Consultants.<br />
Einkaufsgesellschaften – sie können unterschiedlicher<br />
Ausprägung sein – bündeln<br />
den Produktbedarf vieler Krankenhäuser<br />
und erzielen dadurch niedrigere<br />
Kosten. Das Volumen über Einkaufsgesellschaften<br />
nimmt seit Jahren zu. Wurden<br />
im Jahr 2000 nur rund 20 Prozent<br />
der Sachkosten über Einkaufsgesellschaften<br />
abgewickelt, so sind es aktuell 42<br />
Prozent. Die Roland Berger-Experten gehen<br />
davon aus, dass dieser Anteil im Jahr<br />
2012 auf knapp 50 Prozent steigen wird.<br />
Fischer Appelt – erfahren in<br />
Public Campaigning<br />
Zurück zu den Tariferhöhungen und<br />
der Kampagne. Werbepartner Fischer<br />
Appelt ist im Kern eine PR-Agentur<br />
mit 230 Mitarbeitern und Zentrale in<br />
Hamburg. Das Berliner Büro unter der<br />
Leitung von Marius Voigt ist auf Public<br />
Campaigning spezialisiert, d.h. es entwickelt<br />
Kommunikation für Verbände, Ministerien<br />
und Auftraggeber der Öffentlichen<br />
Hand. Die frühere, 2008 gelaufene<br />
Kampagne stammte von der Berliner<br />
Agentur Lecker Werbung. Damals wurden<br />
Anzeigen geschaltet und eine Großdemonstration<br />
durchgeführt.<br />
Der diesjährige Klinik-Auftritt mit dem<br />
Claim ‚Wann immer uns das Leben<br />
braucht‘ lief im Zeitraum April / Mai<br />
und startete mit einer Erklärung des<br />
DKG-Präsidenten Alfred Dänzer: „Das<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
35
Kommunikation + Agenturen<br />
Hauptproblem für die Krankenhäuser<br />
ist die Refinanzierung der aktuellen<br />
Tariferhöhungen bei gleichzeitig weiter<br />
stattfindenden Kürzungen.“ Weitere<br />
Brisanz komme in die Situation, weil<br />
bei Gesundheitsfonds und Krankenkassen<br />
ein Überschuss von 20 Milliarden<br />
Euro aufgelaufen sei.<br />
Auf all das machte die DKG mit Aktionen<br />
an Klinikstandorten, Plakaten und<br />
Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen<br />
und Zeitschriften wie ‚Spiegel’,<br />
‚Focus’ und ‚Stern’ aufmerksam. In die<br />
Fläche getragen werden die Maßnahmen<br />
über die 16 Landeskrankenhausgesellschaften,<br />
zwölf Spitzenverbände<br />
sowie die 1,1 Millionen Mitarbeiter der<br />
Krankenhäuser.<br />
Die Maßnahmen der DKG zeigten Wirkung,<br />
denn Anfang Mai stand fest: Die<br />
Kliniken bekommen einen finanziellen<br />
Ausgleich für die gestiegenen Löhne<br />
ihrer Angestellten. Experten gehen von<br />
einer Summe zwischen 300 bis 350 Millionen<br />
Euro aus. Die genauen weiteren<br />
Schritte sollten auf einer Präsidiumssitzung<br />
Ende Mai beschlossen werden.<br />
„Genau der richtige Ansatz“<br />
Damit ist die Anzeigenkampagne beendet,<br />
und in Sachen Kommunikation<br />
tritt für die DKG wieder Alltag ein –<br />
die politische Lobbyarbeit steht wieder<br />
oben auf der Prioritätenliste. Zuständig<br />
für Kommunikation, ob Anzeigenkampagne,<br />
Lobbying oder PR, ist Moritz<br />
Quiske, Leiter des DKG-Bereichs Presse<br />
und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die Zahl der Kliniken in Deutschland<br />
sinkt, wobei sich diese Tendenz in den<br />
letzten Jahren abgeschwächt hat. Der<br />
Druck kommt nicht nur über die Finanzen,<br />
sondern auch durch den zunehmenden<br />
Wettbewerb z.B. durch private<br />
Anbieter.<br />
Gerade geht die Mega-Übernahme der<br />
Rhön-Klinikum AG durch den Klinik-<br />
Marktführer Helios bzw. dessen Konzernmutter<br />
Fresenius über die Bühne.<br />
Erst vor wenigen Monaten hatte Rhön<br />
selber die Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken<br />
in Wiesbaden (HSK) geschluckt und<br />
Helios die stark in Norddeutschland<br />
vertretene Damp-Gruppe.<br />
Druck also von vielen Seiten, eine Situation,<br />
die nicht gerade die Patientensicherheit<br />
in den Operationssälen und<br />
Behandlungsräumen der Kliniken er-<br />
36 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Geld ist das Hauptproblem der Krankenhäuser:<br />
DKG-Präsident Alfred Dänzer<br />
höht. Felix Dorn, Leiter Marketing und<br />
Vertrieb der Hamburger Klinikgruppe<br />
Albertinen, hält die breit in die Bevölkerung<br />
gehende DKG-Kampagne für<br />
richtig: „An genau diejenigen mit dieser<br />
flammenden Kampagne zu gehen, die<br />
in Zukunft ihre Patientenrechte noch<br />
besser informiert und versorgt wahrnehmen<br />
möchten, halte ich für genau<br />
den richtigen Ansatz.“ Die Begründung:<br />
Neben der gesundheitspolitischen Dimension,<br />
wie viel Geld für Hich-Tech<br />
ausgegeben werden soll, finden sich Klinikmanager<br />
schnell in einem Zukunftsthema<br />
des Krankenhausmarketings<br />
wieder – der Patientensicherheit. Diese<br />
wird in Zukunft noch mehr von Kliniken<br />
abverlangen, z.B. „den Einsatz viel<br />
mehr motivierter wie qualifizierter Mitarbeiter<br />
und damit ansteigender Investitionen,<br />
die uns bei ausbleibender Unterstützung<br />
der Politik fehlen werden“.<br />
In Gesprächen, die Dorn mit Kollegen<br />
führt, betrübe es ihn immer wieder,<br />
dass „Kliniken meist prozentual nicht<br />
mehr Marketing-Budget aufbringen als<br />
ein kleiner Sanitärbetrieb“.<br />
„Am Ende kein Unterschied,<br />
ob ich für Schokolade oder<br />
eine Klinik werbe.“<br />
Die Gemeinschaftskampagne der deutschen<br />
Kliniken blieb ein Strohfeuer – sie<br />
war aber auch von Anfang an darauf<br />
angelegt, dass die Politik Geld als Tarifausgleich<br />
locker macht. Die einzelnen<br />
Klinikunternehmen sind auch künftig<br />
allein dafür verantwortlich, welches<br />
Image und welchen Bekanntsgrad sie<br />
haben und wie sie ihre Behandlungs-<br />
Flammende Kampagne ist richtig: Felix<br />
Dorn, Marketing-/Vertriebsleiter Albertinen<br />
qualität gegenüber den Menschen kommunizieren.<br />
Ein Marktteilnehmer, der<br />
seine Geschicke offensiv in die Hand<br />
nimmt, ist die Paracelsus-Kliniken<br />
Deutschland GmbH. Das Osnabrücker<br />
Unternehmen setzt seit einigen Monaten<br />
auf die Werbeagentur Butter, Düsseldorf/Berlin,<br />
die den Internetauftritt<br />
und das Corporate Design von Paracelsus<br />
neu entwickelte und aktuell eine<br />
Imagebroschüre erstellt. Butter ist eine<br />
klassische Agentur, die für verschiedene<br />
Branchen arbeitet, hin und wieder auch<br />
für Ministerien – z.B. das Bundesgesundheitsministerium<br />
– und die SPD.<br />
Zuständig bei Paracelsus ist Simone<br />
Hoffmann als Direktorin Unternehmenskommunikation<br />
und Marketing.<br />
Sie hat eine offensive Haltung zur Werbung:<br />
„Am Ende macht es keinen Unterschied,<br />
ob ich für ein Krankenhaus<br />
werbe oder für eine Schokolade. In beiden<br />
Fällen greifen die gleichen Marketingmechanismen,<br />
und in beiden Fällen<br />
geht es am Ende nur um das Eine: Ich<br />
muss meine Zielgruppe davon überzeugen,<br />
sich für mich zu entscheiden.“<br />
Ist eine Klinik inaktiv, dürfe sie sich<br />
nicht wundern, wenn die Verbraucher<br />
etwa folgende Gleichung aufmachen:<br />
veraltetes Auftreten gleich veraltete<br />
Medizin und Pflege. Für Hoffmann hat<br />
Kommunikation daher die Aufgabe,<br />
dafür zu sorgen, dass die „breite Öffentlichkeit<br />
das Angebot eines Krankenhauses<br />
sowie dessen Image und<br />
Philosophie kennt und glaubt“. Ein<br />
Weg dahin sei es, Expertenthemen in<br />
allgemeinverständliche und interessante<br />
Sprache zu übersetzen, um damit eine<br />
möglichst große Anzahl von verschiedensten<br />
Menschen zu erreichen.
Simone Hoffmann, Kommunikations- und<br />
Marketingchefin der Paracelsus-Kliniken<br />
Jubiläumskommunikation<br />
in Augsburg<br />
Ein gern genommener Anlass für eine<br />
kommunikative Offensive ist ein Jubiläum.<br />
So zu beobachten bei Vivantes,<br />
Berlin, im Jahr 2011. In diesem Jahr feiert<br />
das Klinikum Augsburg sein 30-jähriges<br />
Bestehen – nicht mit einem einzelnen<br />
Großevent, sondern einer Reihe<br />
von Veranstaltungen. Folgende wurden<br />
bereits oder werden noch durchgeführt<br />
(eine Auswahl): Neujahrsempfang<br />
(erstmals überhaupt); ‚Tag der Impul-<br />
Öffentlichkeit darüber aufklären, dass Schlaganfallfolgen<br />
minimiert werden, wenn innerhalb<br />
von 60 Minuten behandelt wird<br />
Raphael Doderer, Kommunikations- und<br />
Marketingchef am Klinikum Augsburg<br />
se’ im Februar für die Führungskräfte<br />
aus Medizin, Pflege und Administration;<br />
Mitarbeiterfest im April in einem<br />
Volksfest-Festzelt mit 3.000 Kollegen<br />
(von 5.300 Mitarbeitern): u.a. wurden<br />
Auszüge aus neuen Mitarbeiterspots<br />
gezeigt, die künftig beim Personalmarketing<br />
eingesetzt werden können, und<br />
der neue Gesamtimagefilm; Tag der offenen<br />
Tür am 15. Juli; Charity-Golfturnier<br />
im August zugunsten von ‚mukis’,<br />
dem Förderverein für die neue ‚Kinderklinik<br />
Augsburg Mutter-Kind-Zentrum<br />
Schwaben‘.<br />
Das Jubiläumsjahr zeigt sich in einem<br />
Zusatz zum Logo, im Patientenmagazin<br />
gibt es eine Serie über die letzten<br />
30 Jahre der Klinik, und<br />
auch das Klinik-TV greift das<br />
Thema auf, das zudem im Lokalfernsehen<br />
und bei YouTube<br />
ausgestrahlt wird.<br />
Die Aktivitäten werden laut<br />
Raphael Doderer, Leiter Unternehmenskommunikation<br />
und Marketing, alle zentral<br />
inhouse durch ihn und sein<br />
Team gesteuert sowie weitgehend<br />
in Eigenleistung durchgeführt.<br />
Verstärkung gibt es für<br />
die Klinik-TV-Sendungen mit<br />
dem lokalen Partner a.tv sowie<br />
dem Produktionsunternehmen<br />
rt1.tv. „Für den Imagefilm haben<br />
wir mit der Augsburger pro air<br />
Medienagentur GmbH zusammengearbeitet“,<br />
erläutert Doderer.<br />
Das Patientenmagazin und<br />
die Zusatzbeilage betreue in gewohnter<br />
Weise der Vindelica Verlag,<br />
Gersthofen, die Inhalte aber<br />
stellt die Klinik mit eigenem Team.<br />
Für den neuen Kongress ‚Augsbur-<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
ger Perspektiven’ wird mit der Agentur<br />
Wok, Berlin, kooperiert.<br />
Qualität und Patientensicherheit als eigene<br />
besetzte Themenfelder spielen in<br />
der Jubiläumskampagne der Augsburger<br />
keine Sonderrolle, sondern sind integriert<br />
in die Gesamtkommunikation. Doderer:<br />
„Der Imagefilm beispielsweise zeigt die<br />
Mitarbeiter bei der Arbeit und macht so<br />
die hohen Standards sichtbar. Wir betonen<br />
nicht die Qualität oder Zertifikate<br />
also solche, sondern wollen durch die<br />
Leistung überzeugen.“ Patientensicherheit<br />
spielte als ganzes Thema eine Rolle.<br />
Mit der Einführung seines neuen Patientenarmbandes<br />
habe das Klinikum in der<br />
internen wie externen Kommunikation<br />
die Maßnahmen gebündelt und damit<br />
„gezeigt, wie wichtig uns die Sicherheit<br />
ist“. Doderer: „Nichtsdestotrotz sind<br />
übergeordnete und zentrale Kampagnen<br />
für die Krankenhäuser wichtig, um<br />
damit Lobbyarbeit zu unterstützen und<br />
ein Agenda-Setting zu betreiben. Durch<br />
eine gute Zusammenarbeit von Partnern<br />
im Gesundheitswesen können wir unseren<br />
zentralen Forderungen mehr Nachdruck<br />
verleihen und unsere Botschaften<br />
mit einer Stimme an die Öffentlichkeit<br />
bringen.“<br />
Pars pro toto<br />
Relativ losgelöst von der Unternehmenskommunikation<br />
der Uniklinik Freiburg<br />
beauftragen deren Neurologie- und Psychiatrie-Abteilungen<br />
die ortsansässige<br />
Agentur Bird & Schulte Advertising mit<br />
der Kreation von Aufklärungskampagnen,<br />
d.h. mit Anzeigen, Druckmaterialien,<br />
Websites und Social Media. So entstand<br />
jüngst eine Anzeige zum Thema<br />
Schlaganfall. Agenturkreativchef Jeremy<br />
Bird sagt: „Das Schöne an diesen Projekten<br />
ist, dass wir bei den Anzeigen größtmöglichen<br />
kreativen Freiraum genießen,<br />
da sie völlig eigenständig funktionieren<br />
und nicht in die CI des Klinikmarketings<br />
eingebunden sind.“ Vorgegeben<br />
werde nur das Thema. So könnten sich<br />
die Werber mit ungewöhnlichen Visuals<br />
kreativ austoben. Tätig ist Bird & Schulte<br />
außerdem für das Freiburger Bündnis<br />
gegen Depression, das eng mit der<br />
Uniklinik Freiburg vernetzt ist.<br />
Gut möglich, dass eine Klinik als Ganzes<br />
von Einzelmaßnahmen dieser Art<br />
profitiert.<br />
Reiner Kepler<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
37
Kommunikation + Agenturen<br />
Unternehmenskommunikation<br />
Kliniksprecher als Beruf<br />
Im Krankenhaussektor etabliert sich das Berufsbild des Kliniksprechers. Dies<br />
zeigt eine empirische Studie, die an der Hochschule Osnabrück durchgeführt<br />
wurde. Doch noch mangelt es vielen Kliniksprechern an Akzeptanz und<br />
Durchsetzungskraft an ihren Arbeitsplätzen.<br />
Erst die spektakuläre Nachricht, dass<br />
Fresenius als größter Arbeitgeber auf<br />
dem deutschen Gesundheitsmarkt die<br />
Nummer zwei dieser Liste, die Rhön-<br />
Kliniken, schlucken will, hat das Augenmerk<br />
einer breiten Öffentlichkeit auf ein<br />
Wirtschaftsfeld gerichtet, in dem – wie<br />
in anderen Branchen auch – mit publizistisch<br />
teils harten Bandagen gerungen<br />
wird. Und damit fällt der Blick auf ein<br />
recht junges Berufsfeld: die Kliniksprecher.<br />
Bis zu viertausend dürfte es von<br />
ihnen in Deutschland geben. Und wenn<br />
noch vor zehn Jahren die Unternehmenskommunikation<br />
der Krankenhäuser<br />
allenfalls als semiprofessionell bezeichnet<br />
werden durfte, so hat es in jüngster<br />
Zeit einen echten Professionalisierungsschub<br />
gegeben. Immerhin, so fand jetzt<br />
eine Studie der Hochschule Osnabrück<br />
heraus, wenden die Kliniken (ohne<br />
Personalkosten) zwischen 50.000 und<br />
38 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Autor: Prof. Dr. Achim Baum, Hochschule Osnabrück<br />
150.000 Euro jährlich für ihre Kommunikation<br />
auf und stellen durchschnittlich<br />
etwas mehr als vier Planstellen dafür<br />
zur Verfügung. Damit nehmen auch die<br />
Kommunikationsfachleute – im Ganzen<br />
gesehen – am Stellenboom in der Gesundheitsbranche<br />
teil und ihre Häuser<br />
stehen, was die Budgets und Stellenpläne<br />
betrifft, im Vergleich zu mittelständi-<br />
schen Betrieben in vergleichbarer Größe<br />
richtig gut da.<br />
Die wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen<br />
Rahmenbedingungen haben<br />
dafür gesorgt, dass Krankenhäuser<br />
Kommunikation und Marketing für sich<br />
als wichtige Betätigungsfelder entdecken<br />
müssen. In den Klinikvorständen und<br />
Die Studie ‚Beruf Kliniksprecher‘<br />
wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Achim Baum (Hochschule Osnabrück) durchgeführt.<br />
Das Forschungsprojekt umfasste 42 Fragen zu den strukturellen Rahmenbedingungen,<br />
Ressourcen, Handlungsfeldern und Kompetenzen von Kliniksprechern. Die Grundgesamtheit<br />
der Studie bildeten die Mitarbeiter in deutschen Krankenhäusern und Klinikgruppen,<br />
die für die Kommunikation im Unternehmen zuständig sind – sowohl in verantwortlicher<br />
Position als auch als Mitarbeiter einer Kommunikationsabteilung. Die Einladung zur Teilnahme<br />
an der Studie wurde an 975 Kliniksprecher bundesweit verschickt. Die Erhebung<br />
erfolgte im April und Mai 2011. Die Auswertung basiert auf insgesamt 228 vollständig<br />
ausgefüllten Fragebögen. Damit beträgt die Rücklaufquote 23,4 Prozent.<br />
Foto: iStock Photo
Quelle: lege artis<br />
Quelle: lege artis<br />
Anzahl der Planstellen in der Unternehmenskommunikation 2011<br />
Über die Hälfte der Kliniken plant mit einer festen Stelle im Bereich Marketing und Kommunikation<br />
Geschäftsleitungen hat sich im Großen<br />
und Ganzen allerdings noch kein Bewusstsein<br />
für strategische Kommunikation<br />
entwickelt, das über das reine Case-<br />
Mix-Denken hinausgeht. Vor allem die<br />
Großen der Branche haben mittlerweile<br />
erkannt, dass Gesundheit und Kommunikation<br />
zusammengehören. Dass<br />
sich insgesamt die Kliniksprecher in der<br />
Krankenhaushierarchie – quer durch<br />
alle Häuser – weit oben ansiedeln, ist<br />
aber noch weitgehendes Wunschdenken:<br />
So bezeichnen sich 71 Prozent der<br />
Befragten als „Leiter der Unternehmenskommunikation“<br />
– und insgesamt fast<br />
drei Viertel aller Kliniksprecher sind mit<br />
ihrer Tätigkeit zufrieden oder sogar sehr<br />
zufrieden. Doch die meisten von ihnen<br />
sind Einzelkämpfer, sie leiten sich gewissermaßen<br />
selbst.<br />
Ein fehlendes Kommunikationskonzept<br />
wird auch daran deutlich, dass die klassische<br />
Presse- und Medienarbeit für 81<br />
Prozent der Befragten noch den höchsten<br />
Stellenwert besitzt. Daneben sind<br />
auch die Handlungsfelder Corporate<br />
Branding (64 Prozent), Standort-PR (62<br />
Prozent) und Mitarbeiterkommunikation<br />
(51 Prozent) zu relevanten Tätigkeiten<br />
im Arbeitsalltag der Kliniksprecher<br />
geworden. Doch für die Medienarbeit<br />
Aufwendungen für die Unternehmenskommunikation<br />
Rund ein Viertel der Kliniken veranschlagt 150.000 Euro oder mehr für die Kommunikation<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
wird die meiste Zeit aufgewendet;<br />
Krankenhausbroschüren und Veranstaltungen<br />
nehmen beim Zeitaufwand<br />
die zweite und dritte Stelle ein. Onlinekommunikation<br />
und soziale Medien<br />
spielen eine noch nachrangige Rolle.<br />
60 Prozent halten sie für weniger wichtig<br />
– ein deutliches Zeichen dafür, dass<br />
eine umfassende Strategie noch nicht<br />
überall wirksam geworden ist. Erst<br />
dann könnten die Kommunikationsverantwortlichen<br />
das Web 2.0 nämlich<br />
zielgruppenadäquat und kommunikativ<br />
sinnvoll nutzen.<br />
Diskrepanz zwischen Selbst-<br />
und Fremdwahrnehmung<br />
Defizite in der strategischen Bedeutung<br />
und Ausrichtung der Unternehmenskommunikation<br />
für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg eines Krankenhauses zeigen<br />
sich auch, wenn man die hierarchische<br />
Stellung des Kliniksprechers genauer<br />
beleuchtet: Zwar schätzen mehr als die<br />
Hälfte von ihnen die eigene Akzeptanz<br />
und den eigenen Handlungsspielraum<br />
als hoch ein. Diese Daten sprechen jedoch<br />
nicht unbedingt für ihre tatsächliche<br />
Durchsetzungskraft. Im operativen<br />
Geschäft hält ein Drittel der Kliniksprecher<br />
bei der Pressearbeit immer noch<br />
Rücksprache mit den Entscheidungsträgern<br />
oder lässt sich sämtliche Beiträge<br />
zur Veröffentlichung autorisieren. Gefragt<br />
nach der Einschätzung, ob „der<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
39
Kommunikation + Agenturen<br />
Leitung meines Unternehmens noch das<br />
Verständnis für strategische Unternehmenskommunikation“<br />
fehlt, halten sich<br />
Zustimmung und Ablehnung die Waage.<br />
Zudem wird das Verhältnis zu den<br />
Chefärzten – im Vergleich zur Verwaltungsleitung<br />
und zur Pflege – insgesamt<br />
schlechter bewertet. Das Ergebnis lässt<br />
erahnen, dass man nach wie vor Chefärzte<br />
vom alten Schlag antrifft, für die<br />
der Kommunikationsleiter allenfalls<br />
ein gescheiterter Pressemensch ist, der<br />
in der Lokalzeitung gelegentlich ‚einen<br />
Artikel schaltet’.<br />
Geringe Handlungsfreiheit<br />
Die eingeschränkte Handlungsfreiheit<br />
zeigt sich zudem, wenn man die Frage<br />
nach den Budgets differenziert betrachtet.<br />
Denn die meisten Kliniksprecher<br />
(60 Prozent) besitzen kein eigenes Budget.<br />
Nur bei den privaten Klinikträgern<br />
kehrt sich das Verhältnis genau um.<br />
Hier verfügen mehr als die Hälfte der<br />
Kliniksprecher (61 Prozent) über einen<br />
eigenen Kommunikationsetat. Und wenig<br />
erstaunlich: Die Häuser der Grund-<br />
und Regelversorgung haben eher kein<br />
eigenes Kommunikationsbudget, große<br />
Häuser und Klinikgruppen überwiegend<br />
schon. Deutlich wird, dass mehr<br />
als die Hälfte aller Befragten (52 Prozent)<br />
Einzelkämpfer im Bereich der Unternehmenskommunikation<br />
sind – und<br />
das zum Teil nur auf einer halben Stelle.<br />
Kommunikation und Marketing<br />
wird oft verwechselt<br />
Ein Drittel der Befragten gibt an, neben<br />
der Kommunikation auch mit anderen<br />
Aufgaben innerhalb der Organisation<br />
(wie Controlling, EDV und Qualitätsmanagement)<br />
betraut zu sein. Da können<br />
die Position in der Hierarchie und die<br />
Akzeptanz des Kliniksprechers noch so<br />
hoch sein, der Eindruck einer teils stiefmütterlichen<br />
Behandlung der Unternehmenskommunikation<br />
schimmert trotz<br />
aller Professionalisierung durch. Vielleicht<br />
liegt es daran, dass in den meisten<br />
Krankenhäusern Unternehmenskommunikation<br />
und Marketing über einen<br />
Leisten geschlagen werden. Knapp die<br />
Hälfte (48 Prozent) der Befragten gibt<br />
an, in ihrem Unternehmen nicht zwischen<br />
Kommunikation und Marketing<br />
40 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Relevanz der Handlungsfelder<br />
Kliniksprecher managen ein breites Aufgabenfeld<br />
zu unterscheiden. Genau ein Drittel<br />
der Häuser (33 Prozent) unterhält eine<br />
gemeinsame Abteilung für Marketing<br />
und Unternehmenskommunikation.<br />
Erschwerend kommt schließlich hinzu,<br />
dass die wenigsten Kliniksprecher vor<br />
ihrem Job im Krankenhaus überhaupt<br />
in der Unternehmenskommunikation<br />
gearbeitet haben, nämlich nur sechs<br />
Prozent. Der überwiegende Teil (rund<br />
81 Prozent) arbeitete vorher in einem<br />
anderen Bereich: Verwaltung/Management<br />
(29 Prozent), Medizin/Pflege/Soziales<br />
(16,7 Prozent) oder Journalismus<br />
(32,5 Prozent). Damit sind die meisten<br />
Kliniksprecher Quereinsteiger oder sind<br />
vom Journalismus in die PR gewechselt.<br />
Ein Drittel der Kliniksprecher hat weniger<br />
als fünf Jahre Berufserfahrung in<br />
der Unternehmenskommunikation. Ein<br />
weiteres Drittel arbeitet bereits seit bis<br />
zu zehn Jahren in der Kommunikation.<br />
In der Mitte angekommen<br />
Trotz aller Defizite in punkto Autonomie<br />
und Akzeptanz zeigt die Studie<br />
immerhin, dass die Kliniksprecher in<br />
der Mitte der Kommunikationsbranche<br />
angekommen sind. Denn viele ihrer<br />
Probleme teilen sie mit den übrigen<br />
Vertretern ihrer Branche. Und nicht<br />
zuletzt gibt es auch in den Kommunikationsabteilungen<br />
der Krankenhäuser<br />
eine – branchentypische – Dominanz<br />
der Frauen: 68 Prozent der Kliniksprecher<br />
sind Sprecherinnen und mit durchschnittlich<br />
42 Jahren im besten Alter,<br />
die Professionalisierung ihres jungen<br />
Berufs offensiv voranzutreiben.<br />
Prof. Dr. Achim Baum<br />
lehrt seit zehn Jahren Kommunikationsmanagement an der Hochschule<br />
Osnabrück. Als Seniorpartner der Agentur lege artis in Münster<br />
berät er Unternehmen und Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich.<br />
Nach seinem Studium an der Universität Münster war er<br />
Redakteur bei RIAS-TV und bei der Deutschen Welle, Medienjournalist<br />
für die taz, Berliner Zeitung und den Branchendienst Funkkorrespondenz,<br />
1995-1996 Leiter des Referats für Publizistik und<br />
Öffentlichkeitsarbeit am Adolf Grimme Institut, seit 1997 Senior<br />
PR-Beratung u.a. für den Deutschen Presserat, IBM, WDR, WGZ-Bank, 2001-2002 Vertretung<br />
der Professur für Kommunikationswissenschaft (Journalistik) am Institut für Kommunikationswissenschaft<br />
der WWU Münster.<br />
F Kontakt: a.baum@hs-osnabrueck.de<br />
Quelle: lege artis
Kommunikation + Agenturen<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
41
Kommunikation + Agenturen<br />
Positionierungen I<br />
Kundenorientierung statt<br />
Patientenorientierung?<br />
Kernidee des Marketings ist eine unübertreffliche Kundenorientierung. Somit<br />
ist es vorhersehbar, dass mit dem Marketingeinzug in Praxis und Klinik in<br />
Anlehnung an die Konsumwelt die Ausrichtung am Kunden-Leitbild propagiert<br />
werden könnte. Aber ist Kundenorientierung tatsächlich ideal? Kann<br />
man einem kranken Menschen wünschen oder zumuten, im Ernstfall als<br />
Kunde behandelt zu werden?<br />
Autor: Prof. Dr. Gerhard F. Riegl, Universität Augsburg<br />
Vorbei sind die Zeiten, als Ärzte in<br />
Praxen oder Kliniken quasi ein himmlisches<br />
Mandat genossen, weil sie für<br />
Patienten äußerst wichtig und damit<br />
unverzichtbar waren. Heute sind auch<br />
Patienten, egal ob Kassenversicherte,<br />
Privatversicherte, Wahlleistungsfälle,<br />
IGeL-Nachfrager oder „Scheichs“<br />
wichtig für die so genannten Leistungserbringer.<br />
Ärzte und Kliniken haben gelernt:<br />
Jeder bekommt die Patienten, die<br />
er sich verdient. Das große Umdenken<br />
42 Healthcare Marketing 6/2012<br />
hat begonnen. Patienten Empowerment<br />
liegt im Trend der Informations- und<br />
Bildungsgesellschaft. Aber das Entscheidungsverhalten<br />
der mündigeren<br />
Verbraucher wird sich anders entwickeln,<br />
als viele Medien und Patientenschützer<br />
vermuten. Internet und Social<br />
Media liefern den engagierten Patienten<br />
in Zukunft so viel Informationen, dass<br />
sie sich immer schwerer tun, alles noch<br />
zu durchschauen. Die Intransparenz<br />
nimmt mit der Vielfalt der Informati-<br />
onsangebote zu. Mehr Informationsangebote<br />
und mehr Wettbewerb führen<br />
nach neuen Erkenntnissen der Verhaltensforscher<br />
bei Verbrauchern nicht zu<br />
besseren, sondern sogar zu nachteiligen<br />
Entscheidungen, z.B. mit Entscheidung<br />
für teuere Alternativen. Krankenkassen<br />
wollen sich als Patientenlotsen positionieren,<br />
aber sie haben einen systemimmanenten<br />
Interessenskonflikt, denn Patienten<br />
sind eigentlich Schadensfälle für<br />
Risikoversicherer und Patienten haben<br />
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oft Flatrate-Mentalitäten. Es ist noch<br />
nicht abschließend erforscht, ob gut informierte<br />
Patienten zu anspruchsvolleren<br />
Kostenverursachern im Solidarsystem<br />
werden oder zu kostensenkenden<br />
Mitentscheidern.<br />
Genauso wie die Kundenorientierung in<br />
der lange angeprangerten Servicewüste<br />
in den letzten Jahrzehnten nachweisbare<br />
Verbesserungen erlebt hat, musste sich<br />
natürlich auch die Patientenorientierung<br />
positiv weiterentwickeln. Das Klischee<br />
vom geduldigen, leidensfähigen, passiven,<br />
demütigen, ehrfürchtigen und relativ<br />
einfach zu steuernden Patienten, der<br />
eigentlich nur einen einzigen Wunsch<br />
beim Arzt hat, ist überholt und nicht<br />
mehr akzeptabel. Gute ärztliche Leistungen<br />
in Praxen und die Fachkompetenz<br />
in Kliniken reichen nicht mehr zur<br />
Wettbewerbs-profilierung und Existenzsicherung.<br />
Im Herzen und bei Kopfentscheidungen<br />
sind die Menschen jedoch angesichts<br />
der Informations-Überangebote<br />
in Ausnahmesituationen, wenn es um<br />
ihr wertvollstes „Gut“, die Gesundheit<br />
geht, immer noch auf der Suche nach<br />
menschlicher Geborgenheit, persönlichem<br />
Vertrauen, hoher Glaubwürdigkeit<br />
und verlässlichen Lotsenfiguren.<br />
Es ist zu fraglich, ob der heute besser<br />
informierte, direkt finanziell beteiligte<br />
Patient tatsächlich zum cleveren<br />
verhandlungs-souveränen Kunden mit<br />
eigenverantwortlichen Entscheidungen<br />
gemacht werden will, weil er sich damit<br />
angeblich besser stellt. Geldzahlungen<br />
oder Wunschleistungen machen im Gesundheitssektor<br />
nicht automatisch aus<br />
Patienten Kunden. Gesundheit ist nur<br />
begrenzt käuflich zu erwerben und für<br />
viele Kranke sind die unvermeidlichen<br />
Behandlungsmühen noch belastender<br />
als eine unangenehme Bezahlung. Anders<br />
ausgedrückt: So mancher würde<br />
gerne noch mehr bezahlen, wenn er sich<br />
von seiner leidigen Krankheit freikaufen<br />
könnte.<br />
Die viel gepriesene unsichtbare Hand<br />
der Marktsteuerung mit Kundenorientierung<br />
versagt im Gesundheitssektor<br />
und passt nicht zu Ärzten oder zu Kliniken.<br />
Deshalb darf angezweifelt werden,<br />
ob Kundenorientierung als Vorbild für<br />
bessere Patientenorientierung taugt.<br />
Viele Verbraucher sind im Zeichen von<br />
Lebensmittelskandalen und Bankenkrisen<br />
sehr ernüchtert von Kundenbeziehungen.<br />
Das Motto ‚Der Kunde ist<br />
König.“ könnte unerfüllbare Patientenerwartungen<br />
wecken. Auch Studierende<br />
sind trotz neuer Studiengebühren<br />
noch keine privilegierten VIP-Kunden<br />
mit Lernvereinfachungen, leichteren<br />
Klausuren, spielerischen Abschlüssen<br />
und garantiert besseren Noten auf<br />
Grund ihrer Geldzahlungen.<br />
Nobody is Perfect – das gilt<br />
auch für Patienten<br />
Nach den Erfolgsgesetzen der Kundenorientierung<br />
wird in der Marktwirtschaft<br />
darum konkurriert, möglichst<br />
viele Wünsche von Verbrauchern<br />
übererfüllen zu dürfen, selbst wenn es<br />
sich um unvernünftige Erwartungen<br />
handelt. Leider wird dabei im Wettbewerb<br />
mehr profitiert, wenn man auch<br />
menschliche Schwächen gezielt bedient<br />
oder Angebote schön färbt. Abraten bei<br />
Kundenwünschen, Ermahnungen oder<br />
Verweigern von Wunscherfüllungen<br />
bietet in den deregulierten Anbieter-<br />
Nachfrager-Beziehungen keine Wertschöpfungen<br />
für Anbieter. Wie z.B. eine<br />
Freizeiteinrichtung durch das Verweigern<br />
von gesundheitlich umstrittenem,<br />
aber durchaus gefragtem Bungee-Jumping<br />
Geld verdient, muss erst noch erfunden<br />
werden.<br />
Befürworter der Patientenautonomie<br />
propagieren: Patienten könnten stets für<br />
sich selbst bessere Entscheidungen treffen<br />
als andere. Experten wissen jedoch:<br />
selbst Ärzte sind im eigenen Krankheitsfall<br />
nicht zwingend die besten Entscheider.<br />
Patienten können und wollen<br />
nicht bei eigener Erkrankung um jeden<br />
Preis den Boss spielen. Nach Erkenntnissen<br />
der Verhaltensforscher haben wir<br />
es in der Realität mit unperfekten Men-<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
schen zu tun. Das betrifft z.B. den so<br />
genannten „Unmittelbarkeits-Defekt“,<br />
der auch zur Erkrankung mit Diabetes<br />
Typ 2 führen kann. Nach diesem Defekt<br />
wird Gewinn, Genuss und Vorteil<br />
in der Gegenwart viel begehrenswerter<br />
eingestuft als eine Gegenrechnung der<br />
damit verursachten Kosten, Einschränkungen,<br />
Folgerisiken und Gesundheitsverluste<br />
in Zukunft. Es stellt sich somit<br />
im Rahmen aufrichtiger, nachhaltiger<br />
Patientenorientierung die Frage: Wer<br />
hilft dem Patienten am besten und effizientesten<br />
so zu sein, wie er schon<br />
längst sein wollte (z.B. in der Prävention<br />
und bei der Ermahnung zu Vorsorgeuntersuchungen)?<br />
Dies ist auch gesundheitspolitisch<br />
bedeutungsvoll, wenn es<br />
um Risiken geht, die auf Kosten der<br />
Solidargemeinschaft finanziert werden<br />
und für die Ärzte womöglich finanziell<br />
mithaften müssen. Manchmal braucht<br />
der Patient eben auch einen Schutz vor<br />
sich selbst. Dieser Patientenschutz ist<br />
wesentlich anspruchsvoller als Kundenverwöhnung<br />
um jeden Preis.<br />
Bei der im Konsumbereich viel zitierten<br />
Maxime ‚Kunde ist König‘ sind die<br />
Anbieter bildlich gesprochen untergeordnet.<br />
Das passt nicht zur qualifizierten<br />
Arzt-Patienten-Beziehung, denn<br />
ein Arzt, der dem Patienten nach dem<br />
Mund redet, ist nicht zwangsläufig gut.<br />
Unterschiede in der Patienten-<br />
und Kundenorientierung<br />
Im Gegenteil: Der gewissenhafte fachkompetente<br />
Arzt in Praxis und Klinik<br />
muss auch den Mut und das Durchsetzungsvermögen<br />
besitzen, Unangenehmes,<br />
Unbequemes, Verdrängtes,<br />
Unerwünschtes, Heikles aber Wichtiges<br />
der Klientel trotz Wettbewerbsdruck<br />
(mit Softvorschlägen manchmal auch<br />
von Seiten eigentlich unvergleichbarer<br />
„Voodoomediziner“) positiv zu ver-<br />
Riegl, G. F. : Krankenhaus Marketing & Qualitäts-Management,<br />
Verlag Prof. Riegl & Partner, Augsburg, ISBN 3-926047-12-7. Das im<br />
Jahr 2000 erschienene, 573 Seiten starke Handbuch beschreibt,<br />
welches die wirtschaftlichen Naturgesetze beim Umgang mit kranken<br />
Menschen sowie mit Klinikentscheidern sind. Nachhaltiges Klinikmarketing<br />
hat auch Vorbildcharakter für die Konsumwelt, in der<br />
übertriebenes Marketing manchmal zum Dirty Word abrutscht. Am<br />
Beispiel Mitarbeiterorientierung wird gezeigt, wie Klinikmarketing<br />
mehr mit Menschen als mit Werbefeldzügen zu tun hat.<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
43
Kommunikation + Agenturen<br />
mitteln. Dazu braucht der nachhaltig<br />
erfolgreiche Arzt eine hervorragende<br />
Patienten-Compliance, die jede Markenloyalität<br />
übertrifft. Schließlich ist<br />
der Patient in der Medizin durch Compliance-Notwendigkeit<br />
ein aktiver und<br />
qualitätsentscheidender Mitwirkender,<br />
nicht nur ein passiv Behandelter oder<br />
Konsument von Gesundheitsleistungen.<br />
Nach den Regeln der ärztlichen Kunst<br />
können Ärzte nur gut sein, wenn sie<br />
bei Patienten eine „Lizenz zum positiven<br />
Nein-Sagen“ besitzen. Für den<br />
frühzeitigen Aufbau dieser belastbaren<br />
Beziehung ist ein besonderes Praxis-<br />
oder Klinik-Marketing unverzichtbar,<br />
das andere Naturgesetze kennt als<br />
im Konsumbereich. Im Gegensatz zu<br />
Kunden sind kranke Menschen relativ<br />
preisunelastisch und können nicht wie<br />
gesunde Smart Shopper frei verhandeln.<br />
Um in der Verhandlung nicht zu unterliegen,<br />
müssten die Patienten im Prinzip<br />
ihren schlechten, manchmal erbärmlichen<br />
Gesundheitszustand verschweigen.<br />
Dies ist jedoch keine Basis für ein<br />
ärztliches Vertrauensverhältnis.<br />
Markenartikler sollten sich<br />
an Patientenorientierung<br />
eine Scheibe abschneiden<br />
Übermäßiges und unkorrektes Marketing<br />
mit Kundenorientierung wird heute<br />
bereits als „Dirty Word“ gebrandmarkt.<br />
Bei zu viel kundenorientierter Werbung<br />
werden Patienten stutzig, warum eine so<br />
gute Leistung so viel Werbung braucht.<br />
Eine perfekt organisierte Service-Praxis<br />
ohne Wartende bringt Patienten ins<br />
Grübeln, warum hier so wenig los ist.<br />
Der nachhaltige Lösungsansatz für ein<br />
adäquates patientenorientiertes Marketing<br />
in Praxis und Klinik wird von der<br />
Verhaltensforschung rund um den „Libertären<br />
Paternalismus“ (Maternalismus<br />
bei Ärztinnen) aufgezeigt. Patienten<br />
werden bei diesem Ansatz als völlig<br />
freie Entscheider (Libertär – mit freier<br />
Arzt- und Klinikwahl usw.) betrachtet,<br />
die durch die fürsorgliche, fachkompetente<br />
und ethisch verantwortliche<br />
Betreuung der Ärzte/ Ärztinnen (Paternalismus/<br />
Maternalismus) geführt<br />
werden. Allerdings räumen die Forscher<br />
ein, eine völlig neutrale Nichtbeeinflussung<br />
von Menschen kann es in der Re-<br />
44 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Das Wichtigste für Praxen und Kliniken ist „Excellence in Menschlichkeit“, nicht aber Hochglanzbroschüren<br />
oder preisgekrönte Websites<br />
alität nicht geben. Selbst ergebnisoffene<br />
ausgewogene Patientenaufklärungen<br />
sind stets beeinflussend.<br />
Der Marketingansatz mit Patientenorientierung<br />
hat unter diesen Bedingungen<br />
das große Ziel, Ärzte, Praxen oder Kliniken<br />
zu vertrauenswürdigen, profilierten<br />
Lotsen und Navigatoren mit Markenmythos<br />
weiter zu entwickeln und auf den<br />
einzigartigen, unaustauschbaren sowie<br />
unverzichtbaren personifizierten Markenkern<br />
der Leitfiguren aufzubauen.<br />
Exzellente Patientenorientierung ist<br />
eine Steigerung gegenüber bester Kundenorientierung<br />
und nicht umgekehrt.<br />
Das Konsummarketing mit seiner Ausrichtung<br />
auf Kunden kann noch sehr<br />
viel von der nachhaltigen, zwischenmenschlichen<br />
und ganzheitlichen Patientenorientierung<br />
lernen. In unserer<br />
Patientenforschung haben wir erkannt:<br />
Die hoch begehrte, unbezahlbare, aber<br />
nicht käuflich erwerbbare Wettbewerbsspitzenleistung<br />
der Zukunft für<br />
Praxen und Kliniken ist „Excellence<br />
in Menschlichkeit“. Dafür braucht<br />
man kein Marketing-Budget, denn<br />
das hat mehr mit dem Streicheln der<br />
Patientenseele zu tun als mit Vierfarb-<br />
Hochglanz-Prospekten, preisgekrönten<br />
Webseiten oder Videofilmen. Reklame<br />
von Praxen oder Kliniken versprechen<br />
allzu gerne eine Welt, die es womöglich<br />
gar nicht gibt oder die mehr Wert auf<br />
austauschbare Äußerlichkeiten legt als<br />
auf das wichtige Menschliche.<br />
„Excellence in Menschlichkeit“ gibt es<br />
nicht im Internet, nicht im Ausland und<br />
nicht bei merkantilen Anbietern. In Zukunft<br />
trainieren hoffentlich die Besten aus<br />
der Sparte „Patientenorientierung“ des<br />
Gesundheitssektors, die Marketing-anwender<br />
in der Konsumwirtschaft, z. B. der<br />
Fluggesellschaften oder im Bankensektor<br />
und nicht umgekehrt. Das fortschrittliche<br />
patientenorientierte Menschenbild im<br />
Gesundheitssektor hat Vorbild-Charakter<br />
für nachhaltiges Marketing in der Konsumwelt<br />
und für die künftige Ausbildung<br />
an den Hochschulen.<br />
Prof. Dr. Gerhard F. Riegl<br />
ist Gründer und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Management<br />
im Gesundheitsdienst PR&P GmbH, Augsburg. Zudem lehrt er<br />
an der Hochschule Augsburg, Fakultät für Wirtschaft, Schwerpunkt<br />
Marketing Management International. Darüber hinaus ist er Patientenforscher,<br />
Klinikanalyst und Praxis-Berater.<br />
Mehr unter www.prof-riegl.de<br />
F Kontakt: prof.riegl@hs-augsburg.de<br />
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Kommunikation + Agenturen<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
45
Kommunikation + Agenturen<br />
Positionierungen II<br />
Wie innovativ<br />
darf’s denn sein?<br />
Die ‚Gesundheits‘-Positionierung ist in Mode. Krankenkassen verstehen sich<br />
als Gesundheitskassen, Krankenhäuser werben mit innovativer Spitzenmedizin.<br />
Welche Risiken birgt dieses Vorgehen? Verbraucher stehen den Versprechungen<br />
skeptisch gegenüber.<br />
Autoren: Dr. Jessica Bogner und Dr. Uwe Lebok, K&A<br />
Zunehmend mehr Unternehmen der<br />
Healthcarebranche positionieren sich<br />
heute als Gesundheitsdienstleister. Krankenkassen<br />
verstehen sich als Gesundheitskassen,<br />
Pharmaunternehmen als<br />
Gesundheitsunternehmen und Krankenhäuser<br />
werben mit innovativer Spitzenmedizin.<br />
All diese Akteure schreiben<br />
sich auf die Fahne, für eine gesündere<br />
Welt wichtig zu sein. Besonders für<br />
Pharmaunternehmen und wissenschaftlich<br />
ausgerichtete Kliniken spielen hier<br />
Innovationen eine Rolle und werden als<br />
Differenzierungskriterium ausgebaut.<br />
Doch in der Realität sieht es so aus, dass<br />
Innovationen mehr Distanz schaffen als<br />
Anziehungskraft ausüben.<br />
Die Positionierung als „innovative Gesundheitsdienstleister“<br />
trägt vermutlich<br />
den beiden Tatsachen Rechnung, dass<br />
erstens Innovationen eine besondere<br />
Ausstrahlungskraft unterstellt wird<br />
46 Healthcare Marketing 6/2012<br />
und zweitens die aktive Gestaltung der<br />
eigenen Gesundheit grundsätzlich immer<br />
mehr zunimmt. Denn unbestritten<br />
wächst durch das steigende Lebensalter<br />
die Bedeutung der Erhaltung der Gesundheit,<br />
und des Weiteren ist die Bevölkerung<br />
durch die Veränderungen im<br />
Gesundheitssystem zur eigenen Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema Gesundheit<br />
gezwungen. Und diese aktive Auseinandersetzung<br />
wird ja auch durch die<br />
Just-in-Time-Verfügbarkeit von Informationen<br />
ermöglicht. Eigeninitiative in<br />
Bezug auf die eigene Gesundheit zwingen<br />
Gesundheitsdienstleister, ganz gleich<br />
ob sie im entsprechenden Segment ihre<br />
Endkunden direkt ansprechen dürfen<br />
oder nicht, sich mit deren Bedürfnissen<br />
auseinander zu setzen. Daher sollte eine<br />
Kernfrage lauten, wie Gesundheitsunternehmen<br />
den Benefit ihrer innovativen<br />
Leistun-gen so kommunizieren, dass<br />
er von der entsprechenden Zielgruppe<br />
auch richtig dekodiert wird.<br />
Nimbus von Innovation und<br />
Modernität<br />
Aus vielen anderen Industriezweigen<br />
kennen wir die Anziehungskraft von Innovationen<br />
und wie mit dieser im Rahmen<br />
der Kommunikation gespielt wird.<br />
Innovativ zu sein gilt als chic und stärkt<br />
das Selbstbewusstsein der Marketingverantwortlichen.<br />
Ob Unterhaltungselektronik<br />
oder Autos, ob Putzmittel<br />
oder Rasenmäher: Fortschrittlichkeit<br />
ist ein wichtiger Auslöser für das „Habenwollen“<br />
und wirkt sich direkt auf<br />
die Imagewahrnehmung entsprechender<br />
Marken aus. Firmen wie Kodak, die hier<br />
nicht Schritt halten, werden von Kunden<br />
abgestraft. Einige Pharmaunternehmen<br />
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sowie Kliniken nutzen die vermeintliche<br />
Kraft der Innovation bereits kommunikativ<br />
und präsentieren sich beispielsweise<br />
im Rahmen ihres Internetauftritts<br />
als hochmoderne Versorger. Doch so<br />
modern und aufgeklärt der Patient heute<br />
sein mag, aus K&A-Eigenstudien resultiert,<br />
dass medizinische Innovationen<br />
hier keinen vergleichbaren Reiz ausüben<br />
wie in anderen Branchen! Knapp 40 Prozent<br />
der chronisch Kranken suchen zwar<br />
ab und an nach Informationen zu innovativen<br />
Heilungsmöglichkeiten. Jedoch<br />
scheint die Vorstellung vom Nutzen medizinischer<br />
Innovationen sehr vage und<br />
wird von den Befragten sehr rational in<br />
einer schnelleren oder besseren Heilung<br />
oder weniger Nebenwirkungen gesehen,<br />
dem klassischen Grundnutzen aller medizinischer<br />
Maßnahmen. „Wunder“<br />
oder zumindest ansatzweise emotionale<br />
Benefits werden keine erwartet, denn<br />
dass man durch medizinische Innovationen<br />
tatsächlich besser oder länger lebt,<br />
kann sich nur etwa ein Drittel der Befragten<br />
vorstellen (vgl. Abb. 1).<br />
Interessant ist auch die Unsicherheit<br />
hinsichtlich des persönlichen Nutzens:<br />
Fast 40 Prozent der Befragten gibt an,<br />
sich nicht sicher zu sein, ob sie selbst von<br />
medizinischen Innovationen profitieren<br />
könnten. Das gilt sowohl für die Gesunden<br />
als auch für chronisch Kranke.<br />
Fast erschreckend ist die Tatsache, dass<br />
sich die Befragten im Vergleich sogar als<br />
nachrangigste (!) Nutznießer von medizinischen<br />
Innovationen verstehen, denn<br />
sie gehen davon aus, dass nicht nur die<br />
Pharmaindustrie oder Apotheken, sondern<br />
sogar Ärzte, Krankenhäuser und<br />
Abb.2: Nutznießer medizinischer Innovationen<br />
Krankenkassen von neuen Medikamenten<br />
mehr profitieren als sie selbst (vgl.<br />
Abb. 2)!<br />
Wendet man sich speziell dem Krankenhausmarkt<br />
zu, so wird hier häufig<br />
an den Bedürfnissen der Kunden vorbei<br />
kommuniziert. Das geschieht maßgeblich<br />
durch diejenigen Krankenhäuser, die<br />
sehr stark den Benefit einer hochmodernen<br />
Versorgung besetzen wollen. Doch<br />
qualitative Marktforschungsstudien<br />
zeigen: Das Gros der Patienten möchte<br />
nur dann hochmodern und höchst wissenschaftlich<br />
versorgt werden, wenn es<br />
buchstäblich um Leben und Tod oder<br />
um starke akute Schmerzen geht: Hier<br />
zahlt der Benefit der Wissenschaftlichkeit<br />
auf den persönlichen hochemotionalen<br />
Need des Überlebenwollens bzw.<br />
der sofortigen Schmerzfreiheit ein. Die<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
Was erhoffen Sie sich persönlich von zukünftigen medizinischen Innovationen? Bitte wählen Sie die<br />
5 Aspekte aus, die Sie sich am meisten wünschen.<br />
Eine schnellere / bessere Heilung von<br />
Erkrankungen (wirksamere<br />
Behandlungsmöglichkeiten)<br />
Weniger Nebenwirkungen<br />
Linderung der Symptome von Erkrankungen<br />
Bessere Vorbeugung gegen Erkrankungen<br />
Einfachere Behandlungsmöglichkeiten von<br />
Erkrankungen<br />
Günstigere Behandlungsmöglichkeiten von<br />
Erkrankungen<br />
Ein angenehmeres Leben<br />
Mehr generelles Wohlbefinden<br />
Mehr Kraft fürs Privatleben<br />
Im Vergleich zu heute länger leben<br />
Bedingungslose Gesundheit (Immunität gegen<br />
Erkrankungen)<br />
Im Vergleich zu heute länger jung bleiben<br />
Mehr Leistungsfähigkeit für den Beruf<br />
In welchem Ausmaß profitieren die folgenden Personen / Institutionen aus Ihrer Sicht von medizinischen<br />
Innovationen? (Top Box 4+5 = stimme voll und ganz zu)<br />
Pharmaunternehmen<br />
Apotheken<br />
Ärzte<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenkassen<br />
25%<br />
21%<br />
22%<br />
23%<br />
Patienten 13% 23%<br />
Top Box 5 Top Box 4<br />
70%<br />
24%<br />
40%<br />
38%<br />
35%<br />
2<br />
13%<br />
Patienten haben nur wenig Nutzen von Innovationen<br />
Abb.1: Hoffnungen an medizinische Innovationen<br />
Top Box<br />
4+5<br />
83%<br />
65%<br />
59%<br />
57%<br />
47%<br />
36%<br />
1<br />
69%<br />
59%<br />
59%<br />
51%<br />
50%<br />
43%<br />
39%<br />
36%<br />
20%<br />
18%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
Vorbeugung und Behandlung<br />
von Erkrankungen!<br />
Generelle Lebensqualität<br />
(ein angenehmes, langes,<br />
gesundes und aktives Leben)!<br />
Nur ein Drittel der Befragten glaubt, dank Innovationen besser oder länger zu leben<br />
Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)<br />
Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)<br />
Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=250)<br />
Rechnung geht aber nur für das verhältnismäßig<br />
kleine Segment von Akutpatienten<br />
auf! Geht es jedoch um die<br />
breite Masse weniger schwerwiegender<br />
Erkrankungen, so wünschen sich Patienten<br />
eher umsorgt zu werden, und das<br />
auf menschlicher Ebene und nicht auf<br />
höchstem wissenschaftlichen Niveau.<br />
Zum Gesundwerden gehören nämlich<br />
primär weiche Faktoren. Technisierung,<br />
Innovation und Wissenschaftlichkeit<br />
schaffen hingegen Distanz und machen<br />
Angst. In die Kerbe „Menschlichkeit“<br />
schlagen speziell Krankenhäuser christlicher<br />
Träger, denn sie haben erkannt, was<br />
Patienten wünschen<br />
Das Glaubwürdigkeitsproblem<br />
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin,<br />
dass die eher pessimistisch-verhaltene<br />
Einstellung gegenüber Innovationen<br />
auch mit einem Glaubwürdigkeitsproblem<br />
der Anbieter zusammen hängt.<br />
Man kann eindeutig erkennen, dass der<br />
mündige Patient Krankenhäuser, Krankenkassen<br />
und natürlich auch die Pharmaindustrie<br />
mitnichten als patienten-,<br />
sondern überwiegend als gewinnorientiert<br />
wahrnimmt. Die Erforschung neuer<br />
Behandlungsmöglichkeiten wird sogar<br />
als vorsätzlich zu langsam wahrgenommen,<br />
denn das Motiv, Menschen gesund<br />
zu erhalten bzw. zu machen, erscheint<br />
nicht glaubwürdig, wie Originalzitate<br />
aus der Social Media Research zeigen:<br />
„[Die Pharmaindustrie] braucht kranke<br />
Menschen. Die Chemos sind gerade<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
47<br />
Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=250)
Kommunikation + Agenturen<br />
nicht giftig genug um einen Menschen<br />
zu töten. Nur helfen tun sie nicht.“ oder:<br />
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass<br />
mit Hochdruck in der Krebs-, Aids- oder<br />
Alzheimerforschung geforscht wird, weil<br />
denen die Menschen Leid tun!“. Der<br />
Vergleich mit anderen, hochinnovativen<br />
Industriezweigen verstärkt die Skepsis<br />
weiter: „Wieso gibt es noch keine Heilung<br />
für Aids oder Krebs? Die Technik<br />
ist so weit, aber die Medizin…?“.<br />
Dies wird auch durch quantitative Daten<br />
gestützt, die ein erhebliches Gap<br />
zwischen dem Ideal und der Realität<br />
aufzeigen: Während man sich von einer<br />
hochmodernen Versorgung als oberste<br />
Priorität wünscht, dass ein Gesundheitsdienstleister<br />
ehrlich an der Gesundheit<br />
der Patienten interessiert ist, gibt es hier<br />
die größte Soll-Ist-Abweichung, und<br />
das nicht nur bei gewinnorientierten<br />
Pharmaunternehmen oder Krankenkassen,<br />
sondern auch bei Ärzten und Apothekern<br />
(vgl. Abb. 3).<br />
Alles in allem wird durch diese Wahrnehmungen<br />
ein kognitives Schema aufgebaut,<br />
das die Bemühungen der Anbieter<br />
konterkariert: Die Diskrepanz zwischen<br />
dem, wofür diese werben und dem, was<br />
sie aus Sicht von Patienten tun, ist so<br />
stark ausgeprägt, dass ein echtes Imageproblem<br />
entstehen kann.<br />
Wie kommuniziert ein<br />
Innovator richtig?<br />
Für eine glaubwürdige Darstellung innovativer<br />
Leistungen ist es unerlässlich,<br />
seine Zielgruppen so gezielt anzusprechen,<br />
dass auch ein individueller Nutzen<br />
erkannt wird. Denn weder modernen<br />
noch bewährten noch natürlichen Wirkstoffen<br />
vertraut der Deutsche so sehr<br />
wie einer als individuell empfundenen<br />
Therapie. Zu pauschale Versprechungen<br />
wie „Wir machen Sie gesund.“ sprechen<br />
Dr. Uwe Lebok ist Vorstand bei K&A BrandResearch. Zuvor<br />
war er in Forschung und Lehre an verschiedenen<br />
Universitäten tätig. Heute zählt zu<br />
seinen Hauptaufgabenfeldern die strategische<br />
Markenbetreuung und Methodenentwicklung<br />
in besonderen Zielgruppen. K&A<br />
BrandResearch, Röthenbach bei Nürnberg,<br />
ist ein Full Service-Marktforschungsinstitut<br />
für Zielkundenpositionierung von Markenartiklern.<br />
F Kontakt: u.lebok@ka-brandresearch.com<br />
48 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Abb.3: Ideal-Real-Vergleich für Pharmaunternehmen<br />
Bitte wählen Sie die drei wichtigsten Merkmale aus, die Sie sich von Pharmaunternehmen wünschen.<br />
Und nun geben Sie bitte an, wie aus Ihrer Sicht Pharmaunternehmen im Allgemeinen tatsächlich sind.<br />
sind wirklich an meiner<br />
Gesundheit interessiert<br />
sind immer ehrlich<br />
bieten eine bewährte medizinische<br />
Versorgung an<br />
bieten innovative<br />
Behandlungsmöglichkeiten an<br />
verhelfen mir zu einem<br />
angenehmeren Leben<br />
helfen mir, mein Leben zu<br />
verlängern<br />
begleiten mich über einen<br />
längeren Zeitraum<br />
sind gewinnorientiert<br />
niemanden auf einer persönlichen Ebene<br />
an und verpuffen ohne Effekt. Für eine<br />
effektive Kommunikation muss man<br />
zwei Dinge beachten: die grundsätzliche<br />
Skepsis gegenüber Innovationen<br />
sowie zu Grunde liegende Bedürfnisse<br />
der jeweiligen Zielgruppe. So haben beispielsweise<br />
Menschen mit psychischen<br />
Erkrankungen ein ausgeprägtes Sicherheitsmotiv,<br />
während es für Menschen<br />
mit Herz-, Haut- und ZNS-Erkrankungen<br />
wichtig ist, die „bestmögliche“ Therapie<br />
zu erhalten.<br />
Neben dem Inhalt einer Botschaft muss<br />
auch der Kanal der passende sein. Wenngleich<br />
zumindest im RX-Bereich gesetzliche<br />
Beschränkungen die direkte Kundenansprache<br />
erheblich erschweren, so<br />
darf man nicht vergessen: Social Media<br />
sind unbestritten auf dem Vormarsch,<br />
wobei es hier auch wieder Unterschiede<br />
ja nach Art der Erkrankung gibt. So nutzen<br />
beispielsweise bereits 15 Prozent der<br />
psychisch Erkrankten aus unserer Stichprobe<br />
Facebookgruppen, um sich über<br />
die Erkrankung auszutauschen, und sogar<br />
20 Prozent von ihnen nutzen Blogs.<br />
Real Ideal<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
3<br />
Differenz<br />
Große Soll-Ist-Abweichung (63%) beim Thema ‚wirklich an der Patientengesundheit interessiert‘<br />
-63%<br />
-51%<br />
Dr. Jessica Bogner<br />
ist seit 2007 bei K&A BrandResearch beschäftigt.<br />
Seit 2011 ist die Diplom-Psychologin<br />
Leiterin der K&A Healthcare-Unit.<br />
Zu ihren Aufgaben gehören die Kundenberatung,<br />
die Entwicklung spezifischer Methoden<br />
und die Ausbildung der Projektleiter der<br />
Unit. Vorher war sie u.a. bei der TargetGroup<br />
GmbH tätig.<br />
F Kontakt: j.bogner@ka-brandresearch.com<br />
5%<br />
11%<br />
-1%<br />
1%<br />
13%<br />
85%<br />
Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)<br />
In „älteren“ Social Media wie Internetforen<br />
halten sich insgesamt fast die Hälfte<br />
der befragten chronisch Kranken auf.<br />
Für eine erfolgreiche Performance im<br />
Web 2.0 muss zunächst ehrliches Interesse<br />
der Anbieter am Wohlergehen ihrer<br />
Endkunden wahrgenommen werden,<br />
damit Botschaften überhaupt ankommen.<br />
Social Media sind sicherlich nicht<br />
der alles entscheidende Kanal für die<br />
Durchdringung von innovativen Lösungen<br />
rund um Gesundheit. Gerade wegen<br />
des allgemeinen Hypes ist besonders dafür<br />
Sorge zu tragen, dass bei Nutzung<br />
der neuen Kanäle die richtigen Signale<br />
gesendet werden, damit die Inhalte möglichst<br />
exakt dekodiert werden. Insbesondere<br />
bei den angeteaserten Zielgruppen<br />
können unglaubwürdige Versprechungen<br />
oder aber „Verdachtsfälle“ von<br />
Schwindel, Betrug oder unethischen Absichten<br />
desaströse Folgen haben, wenn<br />
sich Negativpresse via Blogs, Facebook<br />
& Co. ausbreitet.<br />
Quelle: K&A Eigenstudie, 2012 (n=100)
Übern Tag hinaus gedacht<br />
Trade Marketing<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
Welcher Weg führt in die Welt<br />
der Apotheke?<br />
Die Apotheken, früher Abgabestelle von Arzneimitteln, verändern sich hin zu<br />
einem Allround-Anbieter für Gesundheit. Wie können Hersteller von Produkten<br />
dabei die Pharmazeuten unterstützen? Was haben die Hersteller vom<br />
Vertriebsweg Apotheke?<br />
Autor: Wolfgang Pachali, WEFRA<br />
Waren die Apotheken früher vor allem<br />
für die medikamentöse Versorgung im<br />
Krankheitsfall zuständig, erwachsen<br />
sie heute zunehmend zu Einkaufs- und<br />
Beratungszentren mit umfassendem<br />
Leistungsangebot in Sachen Gesundheit,<br />
Prävention und Wellness. Das<br />
macht die Offizin nicht nur für die<br />
Kunden, sondern auch als Absatzmarkt<br />
für freiverkäufliche Gesundheitsprodukte<br />
immer interessanter. Aber der<br />
Platz in der Freiwahl ist begrenzt – und<br />
der Apothekenmarkt spielt nach seinen<br />
ganz eigenen Regeln.<br />
Vier Millionen Apothekenbesucher<br />
zählen wir täglich in Deutschland. Kein<br />
Wunder, denn: 66 Prozent der Deutschen<br />
konsultieren laut ‚Verbraucher<br />
Foto: iStock Photo<br />
Analyse 2011‘ bei leichten Beschwerden<br />
nicht ihren Arzt, sondern ihren Apotheker.<br />
Warum? Rund 60 Prozent der Befragten<br />
schätzen beim Kauf rezeptfreier<br />
Produkte die fachlich fundierte gesundheitsorientierte<br />
Beratungskompetenz<br />
des Pharmazeuten – eine Aussage, die<br />
von Apothekenvertretern bei einer Diskussionsrunde<br />
zwischen Apotheke und<br />
Industrie bestätigt wurde. So erstaunt<br />
es kaum, dass der Absatz von apothekenpflichtigen<br />
OTC-Präparaten und<br />
freiverkäuflichen Gesundheitsprodukten<br />
häufig höher ist als der, den Apotheker<br />
heute mit verschreibungspflichtigen<br />
Arzneimitteln erzielen - auch bedingt<br />
durch deren zunehmende Entlassung<br />
aus der Erstattungspflicht der GKV.<br />
Kampf um Freiwahl-Plätze<br />
eröffnet<br />
Gerade das sogenannte Nebensortiment<br />
ist es, das die Apotheke als Absatzkanal<br />
zunehmend auch in den Fokus von<br />
Herstellern rückt, deren Waren auf den<br />
ersten Blick eher apotheken-untypisch<br />
wirken. Und der Kampf um die beliebten<br />
Freiwahl-Plätze scheint durchaus<br />
erfolgreich zu verlaufen, nehmen Apotheker<br />
doch immer mehr Produkte in<br />
ihr Nebensortiment auf. Entsprechend<br />
groß ist der Verdrängungswettbewerb<br />
– denn sogar klassische OTC-Produkte<br />
gegen Erkältung, Schmerz und Gelenkbeschwerden<br />
müssen ihren Stammplatz<br />
in der Sichtwahl nun immer häufiger<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
49
Kommunikation + Agenturen<br />
für Wärmflaschen, Wasserfilter, Fruchtsnacks,<br />
Lufterfrischer & Co. räumen.<br />
Beim Apotheker punkten<br />
Für die Hersteller klassischer Nebensortiments-Produkte<br />
gilt: Wer mit der<br />
Apothekerschaft ins Geschäft kommen<br />
möchte, muss genau wissen, mit wem<br />
er es zu tun hat, denn: Der Absatzkanal<br />
Apotheke spielt nach seinen ganz<br />
eigenen Spielregeln. Und nur wer diese<br />
Regeln beherrscht, kann die begehrten<br />
Plätze in der Offizin auch gewinnen. Ein<br />
maßgebliches Kriterium für die Aufnahme<br />
eines neuen Produktes in das eigene<br />
Sortiment ist nach Meinung vieler Experten<br />
die Apothekenexklusivität. Sie<br />
trägt zur Untermauerung der Wahrnehmung<br />
der Apotheken in der Bevölkerung<br />
bei und bildet somit eine wichtige Säule<br />
im Markt. Darüber hinaus sind ein klar<br />
ersichtlicher Gesundheitsnutzen und<br />
eine hochwertige Produktqualität Kriterien,<br />
die die Aufnahme ins Sortiment sicherlich<br />
beeinflussen. Auch die Stärke einer<br />
Marke ist letztlich spielentscheidend<br />
dafür, ob der Apotheker ein bestimmtes<br />
Produkt ins Sortiment aufnimmt oder<br />
nicht, denn starke Marken geben Orientierungshilfe<br />
bei der Kaufentscheidung.<br />
Ein ungeklärter Zulassungsstatus, unseriöse<br />
Marketingaktivitäten sowie zu<br />
hohe Preisvorstellungen oder ein nichtadäquater<br />
Außendienst können hingegen<br />
von vornherein das Verhandlungsaus<br />
bedeuten.<br />
Betriebsordnung regelt den<br />
Produkteverkauf<br />
Als Kardinalfehler all jener Unternehmen,<br />
die traditionell mit Drogerien und<br />
Supermarktketten arbeiten und sich nun<br />
den Vertriebsweg Apotheke erschließen<br />
möchten, dürfte vor allem der fragwürdige<br />
Gesundheitsnutzen des Produktes<br />
sein. Denn anders als der einfache Einzelhandelskaufmann<br />
vom Laden um die<br />
Ecke kann der Apotheker nicht einfach<br />
alles verkaufen, was er möchte: Was in<br />
der Apotheke über den HV-Tisch gehen<br />
darf, ist ganz klar geregelt. So müssen<br />
die Waren der in § 25 der Apothekenbetriebsordnung<br />
(ApBetrO) festgeschriebenen<br />
Definition der gesundheitlichen<br />
Zweckbestimmung entsprechen, will<br />
sagen: der Wiederherstellung der Ge-<br />
50 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Schwerpunkte für die Sortimentsgestaltung<br />
sundheit oder der Aufrechterhaltung<br />
des bestehenden Gesundheitszustandes<br />
(= Prävention / Pflege). Hat der Apotheker<br />
Produkte im Sortiment, die nicht<br />
den Vorgaben der ApBetrO entsprechen,<br />
muss er mit erheblichen rechtlichen<br />
Konsequenzen rechnen.<br />
Ein Sortiment, das den<br />
Unterschied macht<br />
Wer als Hersteller mit Apothekern ins<br />
Gespräch kommen möchte, sollte das<br />
Prinzip der Gegenseitigkeit im Hinterkopf<br />
haben: Wie wird aus dem „puren“<br />
Deal eine Win-Win-Situation für<br />
beide Seiten? – Viele Apotheken richten<br />
ihr Sortiment heute bewusst in eine be-<br />
Übern Tag hinaus gedacht<br />
Festgeschriebene Definition der gesundheitlichen Zweckbestimmung<br />
stimmte Richtung aus, um sich vom<br />
Wettbewerb abzuheben und eindeutig zu<br />
positionieren. Denn zukunftsfähig sind<br />
insbesondere Apotheken mit speziellen<br />
pharmazeutischen Kompetenzfeldern,<br />
starker Beratung und attraktiven Angeboten<br />
wie Liefer- bzw. Versandservices.<br />
Sie wandeln sich zu Gesundheitstempeln,<br />
zur Apotheke mit Schwerpunkt Diabetes<br />
oder spezialisieren sich z.B. über einen<br />
Sportler-Shop – mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln,<br />
Bandagen und<br />
Tapes, Büchern und Trainingsgeräten.<br />
Kluge Hersteller unterstützen die Pharmazeuten<br />
dabei, sich auf diese Weise klar<br />
vom Wettbewerb zu differenzieren und<br />
schnüren passend zur Neueinführung ihres<br />
Produkts ein entsprechendes Profilierungs-Paket<br />
für den Pharmazeuten.<br />
Aufnahme in das Sortiment: Entscheidungskriterien der Apotheker<br />
Spezialisierung ist angesagt, z.B. für Sportler mit Bandagen, Tapes und Büchern<br />
Quelle: Wefra Consult<br />
Quelle: Wefra Consult
Übern Tag hinaus gedacht<br />
Die Apotheke perfekt in<br />
Szene setzen<br />
Und da ist der Kreativität keine Grenze<br />
gesetzt. Die unterstützenden Angebote<br />
der Hersteller an den Apotheker<br />
reichen von Schulungen, Aktionstagen,<br />
Fortbildungen, Kommunikations- und<br />
Verkaufstrainings bis zum Support beim<br />
Product-Placement. Sortimentspräsentationen<br />
werden vorbereitet, Kundentypologien<br />
erstellt. Gleichzeitig helfen<br />
aufmerksamkeitsstarke POS-Aktivitäten<br />
mit Flyern, Broschüren, Probierständen,<br />
Gewinnspielen und Schaufenster-<br />
Dekorationen dem Apotheker, das neue<br />
Produkt in der Offizin wirkungsvoll zu<br />
präsentieren. Ein weiterer nicht zu unterschätzender<br />
Faktor ist ein geschulter<br />
Außendienst, der auch für individuelle<br />
Fragenstellungen Hilfe anbietet und so<br />
die Beratungskompetenz des Fachpersonals<br />
in der Apotheke unterstützt.<br />
Apotheke als Synonym für<br />
Produktqualität<br />
Im Gegenzug lädt die Apotheke die Marke<br />
des Herstellers mit ihrem gemeinhin<br />
akzeptierten Gesundheitsfachwissen<br />
und ihrem hohen Qualitätsanspruch an<br />
in der Offizin vertriebene Produkte auf.<br />
Maßgebliche Faktoren sind hier insbesondere<br />
das seriöse Image der Apotheken,<br />
die hohe Beratungskompetenz des<br />
Personals sowie der Vertrauensvorschuss<br />
auf Kundenseite. Ein Image-Transfer, der<br />
funktioniert: Laut ‚Verbraucher Analyse<br />
2011‘ favorisieren 83 Prozent der Konsumenten<br />
die Apotheke als Einkaufsstätte<br />
für rezeptfreie Gesundheitswaren. Die<br />
Drogerie folgt mit 29 Prozent weit abgeschlagen<br />
auf Platz Zwei. Darüber hinaus,<br />
so das Ergebnis einer 2009 durchgeführten<br />
Umfrage des Kölner Instituts für<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
Kardinalfehler bei der Erschließung des Vertriebswegs Apotheke<br />
Je maßgeschneiderter Positionierung und Distribution, desto größer der Erfolg in der Offizin<br />
Handelsforschung, sind 43 Prozent der<br />
befragten 450 Verbraucher überzeugt,<br />
dass freiverkäufliche Arzneimittel aus<br />
Apotheken hochwertiger sind als solche<br />
aus der Drogerie.<br />
Einmal in der Apotheke –<br />
immer in der Apotheke?!<br />
Aber auch wer mit seinen Produkten<br />
einmal den Weg in die Apotheke geschafft<br />
hat, darf sich auf diesen Lorbeeren<br />
nicht ausruhen: Einmal erfolgreich<br />
in der Apotheke heißt keineswegs immer<br />
erfolgreich in der Apotheke! Insbesondere<br />
eine Abkehr von einer einmal<br />
getroffenen Entscheidung für eine<br />
Vertriebsstrategie ist sowohl gegenüber<br />
dem Handelspartner als auch gegenüber<br />
den Konsumenten nur schwer zu<br />
verargumentieren. Bestes Beispiel: Ein<br />
Knoblauch-Produkt etablierte sich als<br />
Marke in der Apotheke ausgesprochen<br />
erfolgreich – bis sich der Hersteller fatalerweise<br />
dazu entschied, das Präparat<br />
fortan nicht mehr apothekenexklusiv<br />
Wolfgang Pachali<br />
ist Geschäftsführer der WEFRA Werbeagentur Frankfurt und Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der WEFRA Consult GmbH.<br />
F Kontakt: wp@wefra.de<br />
Innerhalb des Agenturenverbands GWA, Frankfurt, gibt es das Forum Healthcare<br />
Kommunikation, dem 24 Agenturen angehören. 2011 startete das Forum den GWA<br />
Healthcare Award. Er zeichnet Kommunikation aus, die durch „Klarheit und Unverwechselbarkeit<br />
von Auftritt und Positionierung sowie durch ihre channel-übergreifende<br />
Marken- und Mediastrategie überzeugt“. Der nebenstehende Beitrag erscheint in<br />
unserer Rubrik ‚übern Tag hinaus gedacht‘, in der sich Führungskräfte aus Healthcare-<br />
Agenturen zu einem visionären Thema ihrer Wahl äußern (www.gwa.de).<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
Quelle: Wefra Consult<br />
zu vermarkten und den Vertriebsweg<br />
in Richtung Massenmarkt zu öffnen.<br />
Die Konsequenz war vernichtend: Die<br />
Apothekerschaft hat das Produkt gezielt<br />
boykottiert, nicht mehr empfohlen und<br />
Restbestände zurückgesandt – das Aus<br />
einer Marke und schließlich fast das<br />
Ende eines Traditionsunternehmens.<br />
Fazit<br />
Ob Apothekenexklusivität, Mehrkanal-<br />
oder Mass Market-Strategie der richtige<br />
Vertriebsansatz ist, hängt letztlich davon<br />
ab, ob die Positionierung des Produkts<br />
mit der Einkaufsstätte tatsächlich kompatibel<br />
ist. Und insbesondere für den Absatzkanal<br />
Apotheken gilt: Je spitzer und<br />
maßgeschneiderter die Positionierung,<br />
je klarer die Distributionspolitik, desto<br />
höher die Chancen für die erfolgreiche<br />
Behauptung der Marke in der Offizin.<br />
Denn – da sind sich quasi alle Experten<br />
einig: Was letztendlich erstrebenswert<br />
ist, ist eine Win-Win-Situation für alle<br />
Beteiligten.<br />
51
Kommunikation + Agenturen<br />
Neuromarketing<br />
Der Wert der Emotionen<br />
Viele Ärzte lehnen Werbung ab. Informationen ja, aber bitte ohne Emotionen.<br />
Entsprechend schwer tun sich Arzneimittelhersteller mit der Ansprache ihrer<br />
wichtigsten Klientel. Warum es dennoch sinnvoll ist, expressive Auslöser zu<br />
verwenden, zeigen neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft.<br />
Bitte keine Werbung! Um diese oder ähnliche<br />
Aussagen zu kennen, müssen Sie<br />
nicht Briefzusteller sein. Es reicht aus,<br />
einmal an Interviews mit Ärzten zum<br />
Thema Pharmamarketing teilgenommen<br />
zu haben. Damit sind die Klagen<br />
über die Vermarktungsaktivitäten der<br />
Pharmaunternehmen aber noch nicht<br />
am Ende. Wenn Werbung unbedingt<br />
sein muss, dann aber bitteschön frei von<br />
jeglicher Interpretation und Kommentierung,<br />
auch Bilder sind nicht gewünscht.<br />
Die kommunikativen Aktivitäten sollen<br />
sich auf die Schilderung der Faktenlage<br />
beschränken. Eine zu deutliche Aktivierung<br />
soll möglichst vermieden werden.<br />
Und: auf gar keinen Fall Emotionen!<br />
Dabei kommen kleine Kinder, niedliche<br />
Tiere und schöne Frauen, die beliebtesten<br />
Auslöser für Emotionen in Werbung<br />
und Kommunikation, eigentlich immer<br />
gut an. Hinter diesen bekannten Auslösern<br />
steht in vielen Fällen die Absicht<br />
eine (emotionale) Bindung zwischen Angebot<br />
und Zielgruppe aufzubauen. Das<br />
ist der Faktor, der am häufigsten mit<br />
52 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Autor: Rafael Reyeros-Bienert, R&R/COM<br />
emotionaler Werbung verbunden wird.<br />
Größere Bedeutung, besonders aus Sicht<br />
der werbenden Pharmaunternehmen,<br />
haben Emotionen in der Werbung allerdings<br />
bei der Einleitung und Nutzung<br />
emotionsinduzierter Effekte. Das ist<br />
zum Beispiel die Kaufentscheidung. Einige<br />
Unternehmen offerieren Produkte,<br />
die den Einsatz der emotionalen Auslöser<br />
ganz einfach machen, wie die Modebranche.<br />
Andere tun sich schwer die<br />
richtigen Emotionen zu identifizieren.<br />
Dazu gehört der Pharmabereich.<br />
Ist es tatsächlich so, dass der Einsatz von<br />
Emotionen in der Kommunikation für<br />
bestimmte Zielgruppen nicht zum Ziel<br />
führt, weil die Zielgruppe dies ablehnt?<br />
Ist es sogar besser, ganz auf emotionale<br />
Auslöser zu verzichten, um die geschätzte<br />
Klientel nicht zu sehr abzuschrecken?<br />
Sicher ist auch dies oft eine Frage der<br />
Dosierung. Besonders der Pharmabereich<br />
tut sich traditionell schwer, wenn<br />
es um Emotionen geht. Zum einen wiegelt<br />
die Zielgruppe wie beschrieben früh<br />
ab. Auf der anderen Seite geht es um<br />
ernste Themen, die entsprechend kommuniziert<br />
werden sollen. Trotzdem kann<br />
hier eine eindeutige Aussage getroffen<br />
werden. Emotionen können auch im<br />
Pharmabereich für den entscheidenden<br />
Wettbewerbsvorteil sorgen.<br />
Für den Einsatz von Emotionen im<br />
Pharmamarketing sprechen wesentliche<br />
Erkenntnisse der Neurologie und<br />
der Neuropsychologie. Seit einiger Zeit<br />
manifestiert sich daraus das Gebiet des<br />
Neuromarketings. Die Bezeichnung<br />
bewegt sich zwischen Neurologie und<br />
Werbepsychologie. Im Wesentlichen<br />
aber konzentriert sich das Neuromarketing<br />
auf den Einsatz von Emotionen<br />
in Werbung und Kommunikation. Das<br />
Neuromarketing geht davon aus, dass<br />
Emotionen eine direktere Verbindung<br />
zu unserem Handeln haben als rationale<br />
Informationen. Dieser Zusammenhang<br />
ist zwar schon seit Darwin bekannt,<br />
hat durch neuere Forschungsergebnisse<br />
aber weitere wesentliche Erkenntnisfort-<br />
Foto: iStock Photo
schritte erzielt, die für das Marketing<br />
von Nutzen sind.<br />
Die entscheidenden Ansätze dafür hat<br />
der Neurologe und Psychiater Antonio<br />
R. Damasio mit seinen Forschungsergebnissen<br />
Ende der 90iger Jahre des vergangen<br />
Jahrhunderts geliefert. Danach<br />
ist eine der wesentlichen Aufgaben von<br />
Emotionen die effiziente Entscheidungsfindung<br />
in besonders komplexen Situationen.<br />
Situationen, die entweder einer<br />
umgehenden Entscheidung bedürfen<br />
oder die scheinbar nicht voneinander<br />
unterscheidbare Lösungen anbieten. Das<br />
Gehirn bearbeitet diese Entscheidungssituationen<br />
mit einem überraschend einfachen<br />
Lösungsprozess: die Entscheidung<br />
wird von der unlösbaren rationalen, vergleichenden,<br />
bewertenden Ebene auf die<br />
emotionale, gefühls- und belohnungsorientierte<br />
Ebene verlagert.<br />
Die Emotionen, auf die das Gehirn in<br />
scheinbar ausweglosen Entscheidungssituationen<br />
zurückgreift, sind assoziierte,<br />
also mit der Entscheidung verbundene,<br />
Emotionen. Die wesentliche Verbindung<br />
entsteht über das Modell der Belohnung.<br />
Das Gehirn sucht nach Emotionen, die<br />
eine relevante, von der Entscheidung<br />
ausgehende Belohnung darstellen. So<br />
sind zwei herumtollende kleine Eisbären<br />
zwar niedlich, allerdings haben die beiden<br />
oft wenig mit den damit beworbenen<br />
Produkten und deren Vorzügen gemein.<br />
So steht in der Produkterinnerung keine<br />
relevante Emotion für eine Entscheidung<br />
zur Verfügung.<br />
Deshalb gilt es, die richtigen Emotionen<br />
zu identifizieren. Richtig sind<br />
produktrelevante Emotionen, die zur<br />
Unterstützung der Produktdarstellung<br />
genutzt werden können und den Weg zu<br />
einer klaren Entscheidung weisen. Die<br />
Identifizierung der richtigen Emotionen<br />
muss dazu zweigleisig vorgenommen<br />
werden. Sie muss Produkt und Zielgruppe<br />
gleichermaßen berücksichtigen, um<br />
einen wirklichen emotionalen Anker<br />
zwischen beiden herzustellen. Produkte<br />
und ihre Anwendung enthalten viele Ansatzpunkt<br />
für einen emotionalen Wert:<br />
Schutz, Sorge, Zufriedenheit sind häufige<br />
emotionale Aspekte. Auch Zielgruppen<br />
sind für viele Emotionen empfänglich,<br />
nur eben nicht in jedem beliebigen<br />
Zusammenhang. Die Emotion ‚Spaß‘ ist<br />
sicher für fast alle Zielgruppen relevant.<br />
Aber Pharmaprodukte lassen sich nur<br />
schwer glaubwürdig mit diesem Wert<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
Key Visuals als Träger und Auslöser von Emotionen<br />
Entscheidungen von der rationalen auf die emotionale Ebene verlagern<br />
ausstatten. Die Relevanz muss also nicht<br />
nur für die Beziehung Produkt-Emotion,<br />
sondern auch für die Beziehung Zielgruppe-Emotion<br />
ermittelt werden.<br />
Die Identifizierung des emotionalen<br />
Ankers ist allerdings nur der Ausgangspunkt<br />
für die weitere marketing-kommunikative<br />
Arbeit. Denn auf Basis des<br />
Ankers muss die weitere Kommunikation<br />
ausgerichtet werden. Einen wesentlichen<br />
Bereich nimmt dabei die Entwicklung<br />
des emotionalen Key Visuals für<br />
das Produkt ein. Das Visual steht dabei<br />
für den emotionalen Kern des Produktes<br />
und liefert der Zielgruppe den nachvollziehbaren<br />
(glaubhaften) emotionalen<br />
Anker. Die Glaubwürdigkeit der Kampagne<br />
wird dabei wesentlich von einer<br />
optimalen Übersetzung des emotionalen<br />
Ankers in das Key Visual bestimmt.<br />
Auslöser wie kleine Kinder, niedliche Tiere<br />
und schöne Frauen führen hier in die<br />
falsche Richtung. Die damit assoziierten<br />
Emotionen können zwar eine gewisse<br />
Relevanz haben (Schutz, Liebe), fokus-<br />
sieren aber zu sehr familiäre, zwischenmenschliche<br />
Aspekte. Optimale Umsetzungen<br />
verarbeiten den Produkteinsatz<br />
ebenso wie Verwendungssituation der<br />
Zielgruppe. Die Visualisierungen sollten<br />
dabei auf einer umfangreichen Datenbank<br />
basieren, die Verknüpfungen<br />
zwischen Emotionen oder emotionalen<br />
Begriffen und stereotypischen Visualisierungen<br />
herstellt. In einem letzten Konkretisierungsschritt<br />
sollten diese Umsetzungen<br />
getestet werden. Zum Schluss<br />
müssen die Aussagen und die Texte nach<br />
dem emotionalen Anker und der Visualisierung<br />
ausgerichtet werden.<br />
Emotionen können der Pharmawerbung<br />
erfolgversprechende Differenzierungen<br />
im Wettbewerb liefern. Allerdings sollten<br />
diese Differenzierungen Ergebnisse<br />
eines strukturierten Entwicklungsprozesses<br />
sein. Dieser Prozess sollte die relevanten<br />
emotionalen Anker für Produkt<br />
und Zielgruppe identifizieren. Erst dann<br />
sind es diese Emotionen wert, erfolgreiche<br />
Werbung zu werden.<br />
Rafael Reyeros-Bienert<br />
ist Mitinhaber und kreativ-strategischer Geschäftsführer der Agentur<br />
R&R/COM in München. Vorher arbeitete er unter anderem als<br />
freier Autor für Print und Fernsehen, zum Beispiel für Gruner + Jahr<br />
sowie für Interpublic-Werbeagenturen. „Emotionale Werbung“ im<br />
Healthcare-Bereich entwickelte er für die Kunden GlaxoSmithKline,<br />
Weber & Weber und Gambro Deutschland.<br />
F Kontakt: rafael.reyeros@r-u-r.com<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
Quelle: R&R/COM<br />
53
Kommunikation + Agenturen<br />
Reprints<br />
Kosten kappen<br />
Reprints von wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />
über Studien sind unterstützendes<br />
Material im Marketingmix.<br />
Die Agentur WEFRA sieht Synergiepotenzial<br />
– vor allem internationale<br />
Konzerne bestellen relativ unkoordiniert<br />
Reprints bei Verlagen – die neue Plattform<br />
Reprintsinternational.com soll hier helfen.<br />
Reprints, also Sonder- beziehungsweise<br />
Fortdrucke von medizinisch-wissenschaftlichen<br />
Veröffentlichungen in Fachzeitschriften,<br />
dienen der Kommunikation<br />
von Arzneimittelunternehmen. Vor allem<br />
sind es die Veröffentlichungen von Studienergebnissen,<br />
die für die Marktzulassung<br />
einerseits und die Vermarktung von<br />
Arzneimitteln andererseits eine wichtige<br />
Rolle spielen. Große Volumina von Reprints<br />
türmen sich speziell bei international<br />
tätigen Unternehmen auf. Experten<br />
rechnen mit einem Betrag in Höhe von<br />
rund 20 Millionen Euro, die Unternehmen<br />
von der Größe Pfizers in Europa pro<br />
Jahr ausgeben. Hier wittert die WEFRA<br />
Werbeagentur Frankfurt eine Geschäftschance<br />
und gründet das Portal Reprintsinternational.com.<br />
Laut der Agentur lassen sich die oben<br />
beschriebenen Reprints „hervorragend<br />
für PR- und Reputationszwecke“ einsetzen,<br />
und zwar speziell zur Ausgabe auf<br />
Messen, als Tagungsunterlage, für Kundenmailings,<br />
Pressemitteilungen und als<br />
gesprächsunterstützendes Material für<br />
den Außendienst. Auch die Möglich-<br />
54 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Matthias Haack, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der<br />
Agentur WERFA (l.), und sein<br />
Partner Andrew King von der<br />
Londoner Mediaagentur MMS<br />
keit, Artikel über die eigenen<br />
Arzneimittel digital über das<br />
Internet zu verbreiten, werde<br />
immer häufiger in Anspruch<br />
genommen. Die Voraussetzung<br />
für all das: Der Artikel muss<br />
in einer angesehenen Orginalien-Zeitschrift<br />
veröffentlicht<br />
sein wie ‚Lancet‘, ‚European<br />
Heart Journal‘, ‚Circulation‘,<br />
‚European Respiratory<br />
Journal‘, ‚Current Medical<br />
Research & Opinion‘ oder<br />
‚New England Journal of Medicine‘.<br />
„Bisherige unterschiedliche Bestellprozesse verursachen<br />
bei Unternehmen erhebliche Kosten.“<br />
Matthias Haack, WEFRA
Nationale Interessen<br />
im Vordergrund<br />
Agenturchef Matthias Haack hat analysiert,<br />
dass bisher der Bestellprozess<br />
für einen Reprint in der Regel wie folgt<br />
abläuft: „Ein verantwortlicher Marketingmitarbeiter<br />
– aus Land A – wird<br />
aufmerksam auf die Veröffentlichung<br />
und bestellt beim Verlag des entsprechenden<br />
Journals einen Nachdruck in<br />
Originalsprache in einer Auflage von<br />
10.000 Stück. Er weiß aber nicht, dass<br />
der Kollege aus Land B auch Interesse<br />
an diesem Reprint hat – allerdings in<br />
seiner Sprache. Der Kollege aus Land B<br />
bestellt also seinerseits beim Herausgeber-Verlag<br />
5.000 übersetzte Nachdrucke<br />
des veröffentlichten Fachbeitrags.“<br />
Eine Vorgehensweise, die nicht gerade<br />
nach Kosten sparen oder abgestimmten<br />
Marketingaktionen klingt.<br />
Obendrein kann es passieren, dass Kollegen<br />
in anderen Länderniederlassungen<br />
des betreffenden Unternehmens<br />
weder etwas von der Veröffentlichung<br />
noch von den Bestellungen der Länder<br />
A und B weiß. So entscheidet sich eventuell<br />
ein halbes Jahr später eine weitere<br />
Niederlassung für den Druck von einigen<br />
Tausend Exemplaren.<br />
Synchronisiert weltweit<br />
Reprint-Bestellungen<br />
„Durch diese unterschiedlichen Bestellprozesse<br />
werden wertvolle Kapazitäten<br />
gebunden – dem Unternehmen entstehen<br />
insgesamt erhebliche Kosten. Hätte<br />
man von Anfang an gewusst, welche<br />
Auflage und wie viele Übersetzungen<br />
benötigt werden, hätte man eventuelle<br />
Mengenrabatte vom Verlag erhalten<br />
und zeitgleich sowie länderübergreifend<br />
den Sonderdruck als PR- und Marketinginstrument<br />
nutzen können“, spielt<br />
Haack einen umfangreichen Fall theoretisch<br />
durch.<br />
Reprintsinternational.com, zunächst in<br />
englischer und deutscher Sprache, soll<br />
nicht nur den Kauf von Sonderdrucken<br />
innerhalb eines Unternehmens bündeln,<br />
sondern auch dazu dienen, Produktmanager<br />
bzw. Kollegen aus verschiedenen<br />
Kontinenten miteinander zu vernetzen.<br />
Beispielsweise erfolgen Freigabeprozesse<br />
bezüglich Layout und Anzeigen- wie<br />
Logo-Platzierung nach klaren Regeln<br />
und werden damit transparent für<br />
Ablaufdiagramm für Reprintsinternational.com<br />
Einkäufer und Marketingverantwortlichen.<br />
„Auch das Nachbestellen von<br />
produzierten Reprints wird deutlich<br />
einfacher und schneller“, so Haack. Die<br />
Plattform hält nach seinen Worten „alle<br />
Beiträge führender Zeitschriften in einer<br />
Datenbank“ für alle Kunden bereit.<br />
Außerdem hat der User die Möglichkeit,<br />
Studien und Fachbeiträge – sowohl<br />
die Originalveröffentlichung als auch<br />
den Nachdruck – zu archivieren.<br />
Die Idee zu Reprintsinternational.com<br />
hatte WEFRA gemeinsam mit der Agentur<br />
MMS Medical Media Services Ltd.,<br />
London (Design und Programmierung<br />
der Site stammen von den Frankfurtern).<br />
Auch für die Umsetzung und den<br />
Betrieb agieren beide Agenturen Arm<br />
in Arm. MMS ist ein 1982 gegründeter<br />
und von Andrew King geleiteter Media-<br />
Dienstleister im englischen Gesundheitssegment,<br />
mit dem die Deutschen bereits<br />
kooperieren. Zusammen mit anderen<br />
Inhaber-Mediaagenturen gründete man<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
Über ein Bestellformular legt ein Einkäufer aus Land A z.B. fest: Auflage, Sprache, Format<br />
(ePrint o.ä.), schwarz-weiß oder farbig, Auslieferungsart (z.B. Bündelung von 50 Stück),<br />
Währung und Termin der Auslieferung<br />
Heal International, ein Netzwerk mit<br />
sechs auf den Healthcare-Markt spezialisierten<br />
Mediaagenturen aus Europa<br />
und den USA.<br />
London ist übrigens auch der Standort<br />
der Verhandlungen, die mit den Startkunden<br />
von Reprintsinternational.com<br />
am weitesten fortgeschritten sind. Namen<br />
von Kunden werden noch nicht<br />
genannt. Die Website der Plattform<br />
ist für den Testlauf bereits online, der<br />
komplette Rollout ist für Juli dieses<br />
Jahres geplant. Das operative Reprintsgeschäft<br />
leitet Beckie Abnett. Derzeit ist<br />
Reprintsinternational.com ein Produkt<br />
der beiden Agenturen, im Laufe dieses<br />
Jahres soll die Site die Rechtsform einer<br />
Gesellschaft erhalten.<br />
Interessant auch für Verlage<br />
Die Vernetzung der Einkäufer und Produktmanager,<br />
die Reprintsinternational.com<br />
ermöglicht, wird laut Haack<br />
den Vertrieb der international tätigen<br />
Verlage unterstützen. Ein dank der<br />
neuen Plattform gesteigertes Interesse<br />
mehrerer Länder an einer einzelnen<br />
Veröffentlichung führe automatisch zu<br />
höheren Bestellmengen, die von Reprintsinternational.com.<br />
direkt beim<br />
Verlag eingehen. Durch diese zentrale<br />
Ansprechpartnerfunktion reduziere<br />
sich für Verlage der vertriebliche Aufwand.<br />
Reiner Kepler<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
55
Kommunikation + Agenturen<br />
Hautpflege-Markt<br />
Benefit gegen Budget<br />
Wie man sich mit einem Benefit auch in einem Markt voller budgetär übermächtiger<br />
Wettbewerber seinen Platz erkämpfen kann: Die Hautpflegeserie<br />
Imlan der Birken AG mischt sich trotz kleiner Budgets erfolgreich in den<br />
Markt der apothekenexklusiven Hautpflegeprodukte ein.<br />
Hautpflegeprodukte gibt es viele – echte<br />
Innovationen nur wenige. Die Birken<br />
AG mit Sitz im süddeutschen Niefern-<br />
Öschelbronn bietet mit ihrer medizinischen<br />
Hautpflegeserie Imlan Apothekern<br />
und deren Kunden überzeugende<br />
Produkte – und mit den Kommunikationsmaßnahmen<br />
der Agentur Brand-<br />
Pepper ein wirkungsvolles Konzept zur<br />
Ansprache und nachhaltigen Bindung<br />
der Kunden.<br />
Hohes Interesse = hohe<br />
Aufmerksamkeit<br />
Der Leidensdruck von Patienten mit<br />
Neurodermitis, Psoriasis, Juckreiz und<br />
anderen Hauterkrankungen ist hoch –<br />
die Suche nach dem richtigen Hautpflegeprodukt<br />
gleicht häufig einer Odyssee.<br />
Aber auch Menschen mit trockener oder<br />
zu Allergien neigender Haut suchen oft<br />
56 Healthcare Marketing 6/2012<br />
+++ Best Practice +++ Best Practice +++ Best Pra<br />
Autor: Ingo Meyer-Berhorn, BrandPepper<br />
nach Alternativen in der Hautpflege.<br />
Dies liegt unter anderem an enorm langen<br />
Listen von Inhaltsstoffen diverser<br />
Hautpflegeprodukte – in vielen Cremes<br />
sind zahlreiche Zusatzstoffe enthalten,<br />
die im Zweifel für zusätzliche Hautirritationen<br />
sorgen können.<br />
Reduktion auf das Minimum<br />
Und genau bei den Zusatzstoffen setzt<br />
die Hautpflegeserie von Imlan an –<br />
durch den vollständigen Verzicht auf<br />
jegliche Zusatz- und Reizstoffe. So besteht<br />
die Imlan- Creme ‚Pur‘ aus drei Bestandteilen:<br />
Betulin, Öl und Wasser. Und<br />
wo keine Zusatzstoffe enthalten sind,<br />
kann auch kein Zusatzstoff für Hautirritationen,<br />
Juckreiz oder Allergien sorgen.<br />
Betulin ist die natürliche Basis für die<br />
maximal reduzierte Formulierung von<br />
Imlan. Nach einem patentierten Ver-<br />
fahren wird Betulin aus der weißen<br />
Birkenrinde gewonnen und hat sowohl<br />
emulsionsstabilisierende Eigenschaften<br />
als auch eine vielfältige medizinische<br />
Wirksamkeit, die durch Studien belegt<br />
ist. Dabei ist Betulin auch für Birkenpollenallergiker<br />
unbedenklich.<br />
Interesse wecken,<br />
nachhaltig argumentieren<br />
Von diesem echten Benefit profitieren die<br />
Apotheker, denn die Pharmazeuten können<br />
aus Überzeugung ihren Kunden die<br />
Imlan-Hautpflegeserie guten Gewissens<br />
empfehlen. Die Kunden der Apotheker<br />
profitieren, weil sie eine Hautpflegeserie<br />
finden, die durch den Verzicht auf irritierende<br />
Zusatzstoffe und eine hohe medizinische<br />
Wirksamkeit helfen kann.<br />
Bei der Entwicklung der Kampagne für<br />
die medizinische Hautpflegeserie Imlan
ctice +++ Best Practice +++ Best Practice +++<br />
bestand die Herausforderung darin, die<br />
richtige Lücke in einem extrem starken<br />
Wettbewerbsumfeld zu finden und trotz<br />
kleiner Budgets diese Lücke zu nutzen.<br />
Zunächst musste die Apotheke für das<br />
Produkt und die Produktstory gewonnen<br />
werden. Intensive Information und<br />
Schulungen für das gesamte Apothekenteam<br />
sowie eine apothekenindividuelle<br />
Kampagne mit lokalem Zuschnitt machten<br />
aus Apothekern und PTAs Empfehler<br />
und „Überzeugungstäter“.<br />
Die teilnehmenden Apotheken wurden<br />
mit einem umfangreichen Paket für den<br />
Point of Sale ausgestattet, dabei war<br />
aber auch ein gewisses Eigenengagement<br />
der Apotheke gefordert. Eine individualisierte<br />
Hauswurfsendung musste von<br />
der Apotheke selbst im Umfeld verteilt<br />
werden – wodurch das Interesse der<br />
Apotheken am Gelingen der Aktion<br />
deutlich höher war als bei einer reinen<br />
Push-Kampagne.<br />
Doppelte Kundenansprache<br />
Mit der Hauttest-Aktion im Herbst<br />
2011 wurde Imlan bei Apotheken und<br />
Anwendern zusätzlich positiv verankert.<br />
Die Aktion bot mit dem Hauttest einerseits<br />
den Apotheken die Möglichkeit,<br />
ihre Beratungskompetenz hinsichtlich<br />
Hautpflege zu zeigen und die Kunden<br />
gleich zwei Mal in der Apotheke zu begrüßen.<br />
Andererseits konnte mit dem<br />
Hauttest dem Anwender „bewiesen“<br />
werden, dass die Pflege mit Imlan die<br />
Hautfeuchte erhöht – und dies bei absoluter<br />
Verträglichkeit. Der Herbst (Jahreszeit<br />
der trockenen Haut) wurde dabei<br />
als Aufhänger zusätzlich visualisiert.<br />
Karin Boden, Bereichsleiterin medizinische<br />
Hautpflege der Birken AG, sagt:<br />
„Dank der kreativen Umsetzung der<br />
neuen Positionierung von Imlan durch<br />
BrandPepper hat sich der Absatz in den<br />
letzten Jahren im zweistelligen Prozentbereich<br />
erhöht und das in einem wettbewerbsintensiven<br />
Umfeld. Die absatzstarken<br />
PoS-Aktionen werden von immer<br />
mehr Apothekern unterstützt. Für uns<br />
der Beweis, dass man mit einem sauber<br />
kommunizierten Benefit auch mit vergleichsweise<br />
kleinen Budgets erfolgreich<br />
sein kann.“<br />
Das gemeinsame Engagement zahlt sich<br />
also für allen Seiten aus – denn zufriedene<br />
Kunden bleiben dauerhafte Kunden.<br />
Kommunikation + Agenturen<br />
Schaufensterposter soll Laufkundschaft in die<br />
Apotheken holen<br />
Imlan-Hauttest sorgt für zweifache Ansprache –<br />
bei Apothekern und Endkunden<br />
BrandPepper<br />
berät als Marken- und Kreativagentur<br />
Kunden aus dem gesamten Gesundheitsmarkt.<br />
Mit zehn festen und zwölf freien Mitarbeitern versteht sich die 2007 gegründete<br />
Düsseldorfer Agentur als Fullservice-Dienstleister – geleitet von Ingo Meyer-Berhorn<br />
(GF) und Jörg Barnhusen (Management Supervisor). Sie ist Teil der Vendus Group und<br />
arbeitet u.a. für Ärztekammer Nordrhein, Dolorgiet, Medica-Messe, Otto Bock und 3M.<br />
Aus der Markenartikelwerbung kommend (Agenturen: Cayenne, BMZ), steht Meyer-Berhorn<br />
seit der Gründung an der Spitze von BrandPepper.<br />
F Kontakt: imb@brandpepper.de<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
57
Medien + Internet<br />
Gesundheitsportale<br />
Fahren mit angezogener Handbremse<br />
NetDoktor erweist sich als investitionsfreudig und geht in die Offensive, was<br />
den Ausbau seiner Marke betrifft. Doch ein neues Gerichtsurteil zu Arztbewertungen<br />
könnte das Gesundheitsportal in die Defensive zwingen.<br />
Gesundheitsportale gibt es im Web inzwischen<br />
einige. Allesamt wollen sie<br />
Patienten besser informieren und medizinisches<br />
Wissen verständlich aufbereiten.<br />
So auch das nach eigenen Aussagen<br />
marktführende Gesundheitsportal<br />
NetDoktor. Doch die Konkurrenz ist<br />
groß: Neben NetDoktor tummeln sich<br />
noch weitere Wettbewerber wie Vitanet,<br />
Onmeda, Gesundheit.de, Imedo.de und<br />
Apotheken-umschau.de auf dem Markt.<br />
Arzt-Patienten-Gespräche<br />
auf Augenhöhe<br />
Mit den gestiegenen Informationsmöglichkeiten<br />
muss auch das gestiegene<br />
Informationsbedürfnis der Deutschen<br />
befriedigt werden. Genau dies versucht<br />
NetDoktor und verspricht eine hohe<br />
Qualität der Beiträge, die nach eigenen<br />
Angaben von Medizinjournalisten und<br />
Ärzten publiziert werden. NetDoktor<br />
58 Healthcare Marketing 7/2011<br />
sieht sich selbst als Partner für Arzt und<br />
Patienten und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
Patienten umfassend zu informieren, damit<br />
das Arzt-Patienten-Gespräch „auf<br />
Augenhöhe“ stattfinden kann. Die Qualität<br />
der Internetbeiträge kann jedoch<br />
sehr variieren. Dr. Olivier Blanchard,<br />
Geschäftsführer der Netdoktor.de<br />
GmbH, versucht daher die Qualität der<br />
Beiträge abzusichern: „Wir arbeiten mit<br />
Experten aus verschiedenen Fachgebieten<br />
zusammen, die uns bei der Konzeption<br />
der Themen unterstützen und alle<br />
Artikel auf ihre medizinische Richtigkeit<br />
prüfen. […] Auch auf die Diskussionen<br />
im Forum haben wir ein waches Auge,<br />
um gerade bei diesen Themen Qualitätsstandards<br />
einzuhalten. Aber insgesamt<br />
stellen wir fest, dass es in unserer Community<br />
ein hohes Maß an Selbstregulierung<br />
gibt. Sie achtet selbst darauf, dass<br />
kein medizinischer Unsinn verbreitet<br />
wird.“ NetDoktor will künftig vermehrt<br />
patienten-generierte Inhalte auf die Ge-<br />
sundheitsplattform stellen. Der Trend<br />
bei medizinischen Fragestellungen ginge<br />
dahin, Zweit- oder Drittmeinungen einzuholen,<br />
weshalb user-generated content<br />
eine größere Bedeutung in der Online-<br />
Welt erhält. Die Erfahrungswerte anderer<br />
und unabhängige Meinungen von<br />
Ärzten, Studenten oder der Redaktion<br />
sollen ähnlich wie eine Selbsthilfegruppe<br />
in der realen Welt funktionieren. Im<br />
Zuge dessen startet die Münchner Werbeagentur<br />
Zum goldenen Hirschen eine<br />
Kampagne und übernimmt dabei sowohl<br />
deren Entwicklung als auch Umsetzung.<br />
Es werden Printanzeigen in Titeln wie<br />
‚Focus‘, ‚Focus Gesundheit‘ und ‚Zeit<br />
Wissen‘ sowie Online-Banner geschaltet.<br />
Erstmals seit dem Start des Portals 1999<br />
wird NetDoktor auch außerhalb des<br />
Webs werblich aktiv. Zudem hat sich die<br />
NetDoktor-Website am 21. Mai 2012<br />
eine neue CI zugelegt. Ziel ist es, die Bekanntheit<br />
und die Quote der direkten Besucher<br />
der Website zu erhöhen.<br />
Foto: fotolia
NetDoktor in Investitionslaune<br />
Doch nicht nur Zum goldenen Hirschen,<br />
sondern auch eine neue PR-Agentur holte<br />
sich NetDoktor ins Haus. Nach einem<br />
Pitch erhielt die Münchner Agentur<br />
Edelman den Etat und löst Element C ab.<br />
Blanchard, der seit September 2011 Geschäftsführer<br />
ist, kündigte bereits damals<br />
an, dass er in das Portal und die Marke<br />
investieren wolle. Seit dem 1. Mai hat<br />
Bewertungskriterien bei NetDoktor<br />
NetDoktor-User können mit einem Schulnotensystem und<br />
einem Freitextfeld Empfehlungen für Praxen abgeben<br />
NetDoktor auch einen neuen Bereichsleiter<br />
Produktmanagement. Jens Mayer<br />
löst damit Sebastian Müller ab und<br />
übernimmt die strategische Produktentwicklung<br />
der Plattform. Mayer soll den<br />
Reichweitenausbau, die Usability sowie<br />
die Zielgruppenbindung ins Visier nehmen.<br />
Die Netdoktor.de GmbH gehört<br />
zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck<br />
und zählt 2,93 Millionen Unique<br />
User (AGOF internet facts 2012-01) und<br />
4,34 Millionen Visits (IVW April 2012).<br />
Sollte die Website durch die neue Kampagne<br />
mehr Besucher<br />
erhalten, könnte dies<br />
auch positive Auswirkungen<br />
auf den<br />
Arztbewertungsbereich<br />
von NetDoktor<br />
haben. Die Chefredakteurin<br />
des Portals<br />
Ingrid Müller schreibt<br />
im NetDoktor-Blog:<br />
„Es gibt die Möglichkeit<br />
der Arztbewertung,<br />
aber kaum einer<br />
geht hin. Der erste<br />
Schritt wäre also, Patienten<br />
überhaupt zum<br />
Mitmachen zu motivieren.<br />
Die fleißigsten<br />
Arztgänger sind aber<br />
ältere Menschen –<br />
und die tummeln sich<br />
wiederum oft nicht im<br />
Internet.“ Doch nicht<br />
nur das ist problematisch<br />
an der grundsätzlich<br />
guten Idee,<br />
die Patienten über<br />
einem Portal zu Wort<br />
kommen zu lassen.<br />
Die Bewertungskriterien<br />
vieler Anbieter<br />
Medien + Internet<br />
„Auch auf die Diskussionen im Forum haben wir<br />
ein waches Auge, um gerade bei diesen Themen<br />
Qualitätsstandards einzuhalten.“<br />
Olivier Blanchard, NetDoktor<br />
sind laut Müller oftmals undurchsichtig.<br />
In einem Freitextfeld können Nutzer<br />
subjektive Empfinden äußern. Auch ist<br />
nicht auszuschließen, dass ein Nutzer<br />
unter verschiedenen Pseudonymen mehrere<br />
Bewertungen abgibt – zum Beispiel<br />
durchweg schlechte Noten oder eben<br />
gute, schreibt Müller im Blog.<br />
Arztbewertung vor Gericht<br />
Ein solcher Fall landete erst vor kurzem<br />
vor Gericht. Ein User hatte anonym im<br />
Forum eine negative Bewertung zu seiner<br />
zahnärztlichen Behandlung eingestellt.<br />
Der Zahnarzt wies den Betreiber<br />
darauf hin, dass er bei diesem Patienten<br />
gar keine Behandlung durchgeführt<br />
habe. Als Reaktion dieser Beschwerde<br />
fragte der Betreiber beim Nutzer des<br />
Forums nach. Der Nutzer bestätigte, es<br />
sei alles so gewesen wie im Forum beschrieben.<br />
Mit dieser Antwort gab sich<br />
der Internetprovider zufrieden. Das<br />
Landgericht Nürnberg-Fürth gab dem<br />
Zahnarzt recht und beschloss, dass Internetprovider<br />
ihre Prüfpflicht konkretisieren<br />
müssen. Der Betreiber des Portals<br />
hätte die Beschwerde des Zahnarztes<br />
sorgfältiger prüfen und sich von seinem<br />
User einen Nachweis für den Arztbesuch<br />
geben müssen.<br />
Der grundsätzliche Konflikt der dahinter<br />
steht, wird offensichtlich: Der Arzt<br />
steht unter Schweigepflicht, die Nutzer<br />
besitzen ein Recht auf Meinungsfreiheit<br />
und die Portale haben die Pflicht, solche<br />
Aussagen zu überprüfen. Wie soll das<br />
funktionieren?<br />
Das Web 2.0. entwickelt sich rasant und<br />
vermutlich muss nicht lange auf neue<br />
Urteile gewartet werden.<br />
Janika Ebmeyer<br />
Healthcare Marketing 7/2011<br />
59
Medien + Internet<br />
Arztbewertungen 2.0<br />
„Empfehlungen anderer<br />
Patienten sind schon seit<br />
jeher die zentrale Entscheidungsgrundlage<br />
für die<br />
Wahl des richtigen Arztes.<br />
Das Internet ermöglicht es,<br />
sie nicht nur mit Bekannten<br />
zu teilen, sondern auch mit<br />
Fremden. Dadurch kann<br />
jeder von Empfehlungen<br />
außerhalb seiner direkten<br />
Kontakte profitieren.<br />
Zudem kann der Patient<br />
Empfehlungen von Patienten<br />
erhalten, die sich in<br />
einer ähnlichen Situation<br />
wie er selbst befinden. Beispielsweise Personen, die an<br />
der gleichen Krankheit leiden und gute Erfahrungen<br />
mit einem Arzt gemacht haben.<br />
Patientenempfehlungen sind immer subjektiv und keine<br />
objektive Messung der Arztkompetenz. Doch gerade<br />
sie geben anderen Patienten Transparenz über Patientenzufriedenheitskriterien<br />
wie zum Beispiel wahrgenommenen<br />
Behandlungserfolg, genommene Zeit, etc.<br />
Patientenempfehlungen sind auch für die<br />
mehr als 2 Millionen Patienten, die alleine<br />
auf jameda jeden Monat nach einem<br />
Arzt suchen, wichtige Entscheidungshilfe<br />
bei der Arztwahl. Nicht zuletzt diese<br />
Nutzerzahl belegt das große Bedürfnis<br />
nach diesen Informationen und<br />
deren hohe Relevanz.“<br />
Dr. Philipp Goos, jameda Dr. Frank U. Montgomery,<br />
Dr. Philipp Goos<br />
ist seit Beginn des Jahres 2011 Geschäftsführer der Arztbewertung<br />
jameda GmbH, die eine 100-prozentige Tochter der<br />
börsennotierten Tomorrow Focus AG mit Hubert Burda Media<br />
als Hauptaktionär ist.<br />
F Kontakt: gesundheit@jameda.de<br />
60 Healthcare Marketing 7/2011<br />
+++ Die Streitfrage des Monats +++ Die Streitfrage des Mona<br />
Können Portale die Qualität der<br />
Ärzte transparenter machen?<br />
Pro Contra<br />
„[…] In Arztbewertungsportalen<br />
werden Informationen<br />
von Patienten für<br />
Patienten bereitgestellt, die<br />
im Einzelfall sinnvoll sein<br />
können. Die Einschätzungen<br />
können durchaus zu<br />
mehr Patientenorientierung<br />
Bundesärztekammer und Patientenzufriedenheit<br />
beitragen. Voraussetzung<br />
aber ist, dass diese Bewertungen nach fairen Spielregeln<br />
erfolgen. Deshalb haben Bundesärztekammer und<br />
Kassenärztliche Bundesvereinigung […] Standards für<br />
gute Arztbewertungsportale entwickeln lassen. Hierzu<br />
zählen unter anderem der sensible Umgang mit persönlichen<br />
Daten, Transparenz bezüglich des Portalbetreibers<br />
und der Finanzierung des Angebots sowie natürlich ein<br />
verständliches und nachvollziehbares Bewertungsverfahren.<br />
[…]<br />
Anonyme Internetbewertungen sind nicht nachprüfbar.<br />
Hinzu kommt, dass Patienten die wirklich wichtigen<br />
Kriterien kaum nachprüfen können. Wie sieht es mit der<br />
Hygiene in der Praxis aus, sind die Geräte auf dem neusten<br />
Stand und erfüllt der Arzt die fachliche Qualifikation?<br />
Gewissheit darüber, dass diese Kriterien eingehalten<br />
werden, geben allein die ärztliche Körperschafen und die<br />
zuständigen staatlichen Stellen.“<br />
Dr. med. Frank Ulrich Montgomery<br />
ist seit 2011 Präsident der Bundesärztekammer sowie seit<br />
2006 Präsident der Ärztekammer Hamburg. Als Facharzt für<br />
Radiologie war er am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />
tätig.<br />
F Kontakt: monti@montgomery.de
ts +++<br />
Foto: fotolia<br />
Print-Vermarktung<br />
Einer für alle<br />
Print verliert an Auflage, die Einnahmen gehen runter, und der Kostendruck<br />
steigt. Verlage von Publikumstiteln müssen handeln, um sich dem wandelnden<br />
Mediennutzungsverhalten anzupassen. Die Lösung scheint in Vermarktungsbündnissen<br />
und Konzentrationsprozessen zu liegen.<br />
Print verliert an Auflage, das ist schon<br />
längst kein Geheimnis mehr. Die aktuellen<br />
IVW-Zahlen I/2012 haben<br />
erneut den Negativtrend bei der verkauften<br />
Auflage der Publikumspresse<br />
bestätigt: So erzielte die Gattung im<br />
Quartalsdurchschnitt je Ausgabe rund<br />
1,43 Prozent weniger Auflage als im<br />
gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dies<br />
bedeutet in Stückzahlen ein Minus von<br />
1.610.000 verkauften Exemplaren (im<br />
Quartalsdurchschnitt Gesamtergebnis<br />
110,61 Millionen Exemplare.) Die Tagespresse<br />
verliert sogar gegenüber dem<br />
Vorjahr 3,39 Prozent ihrer verkauften<br />
Auflage (I/2011: 22,10 Millionen Exemplare<br />
laut IVW).<br />
Mit den bröckelnden Auflagen geraten<br />
die Verlage unter Handlungsdruck. Das<br />
Mediennutzungsverhalten der Verbraucher<br />
hat sich mit neuen digitalen Produkten<br />
wie Smartphones und Tablets<br />
verändert, und dieser Trend wird sich<br />
laut Studien fortsetzen. „Die Verlage<br />
haben diesem Wandel jedoch kaum<br />
Rechnung getragen. Die sinkenden<br />
Werbeerlöse in Print konnten durch<br />
Online nie aufgefangen werden“, sagt<br />
ein Vermarkter aus Düsseldorf. Nun<br />
werden die Vermarktungsstrukturen<br />
überdacht, um die Kosten in den Griff<br />
zu bekommen. Ein Beispiel sind die<br />
WAZ-Zeitschriften: Ab 1. Juli 2012<br />
vermarktet das Burda Community Network<br />
(BCN) die Publikumstitel von<br />
Gong Verlag und WAZ-Women Group.<br />
Ein entsprechender Vertrag wurde Mitte<br />
März von der WAZ Zeitschriften<br />
Marketing GmbH und dem BCN unterzeichnet.<br />
Zum Gong Verlag und zur<br />
WAZ-Women Group gehören 32 Titel<br />
mit einem Bruttowerbeumsatz von 70<br />
Millionen Euro. Der Bruttowerbeumsatz<br />
des BCN beträgt 599 Millionen<br />
Euro.<br />
Angebots- und Preishoheit, Marktpositionierung<br />
und Titelmarketing verbleiben<br />
in der Verantwortung der WAZ<br />
Zeitschriften Marketing GmbH unter<br />
Medien + Internet<br />
der Führung von Daniela Sakowski. Sie<br />
sagt über die Zusammenarbeit: „Dem<br />
hohen Anspruch, dem Medienvermarkter<br />
heute gerecht werden müssen, können<br />
wir bei wachsendem Titelportfolio<br />
künftig nur in Kooperation mit einem<br />
deutlich größeren und breiter aufgestellten<br />
Vermarkter entsprechen.“<br />
Manfred Braun, Zeitschriftenchef und<br />
Mitglied der Geschäftsleitung der WAZ<br />
Mediengruppe, ergänzt: „Die Zusammenarbeit<br />
mit dem erfolgreichen Vermarkter<br />
ist für uns eine strategische<br />
Weichenstellung für eine immer komplexer<br />
werdende Medienwelt mit deutlich<br />
gewachsenen Herausforderungen.“<br />
Für beide Partner bietet das Bündnis<br />
laut Branchenbeoachtern Vorteile. Michael<br />
Denker, Group Head Kundenbindung<br />
bei der Mediaagentur Initiative,<br />
sagt: „Das Titelportfolio beider Verlage<br />
ergänzt sich grundsätzlich sehr gut.<br />
Das Burda Community Network kann<br />
mit den WAZ-Titeln ein breiteres Port-<br />
Healthcare Marketing 7/2011<br />
61
Medien + Internet<br />
folio insbesondere im Bereich der Programmzeitschriften<br />
anbieten und damit<br />
seine Position besonders gegenüber<br />
Bauer und Axel Springer stärken.“ Die<br />
eher kleinere WAZ-Gruppe könne auf<br />
die Vermarktungsstrukturen von Burda<br />
zurückgreifen.<br />
„Kritische Größe erreichen“<br />
Auch Mediaagenturen können von Vermarktungsbündnissen<br />
profitieren. Der<br />
Ruf nach einfacheren Buchungsprozessen<br />
seitens der Mediaagenturen ist<br />
schon seit Längerem hörbar. Denn der<br />
Markt der regionalen Zeitungen ebenso<br />
wie der Special-Interest-Zeitschriften<br />
ist kleinteilig. Werbungtreibende oder<br />
ihre Agenturen müssen viel Energie aufwenden,<br />
um die für sie interessanten<br />
Zielgruppen zu identifizieren. „Wenn<br />
sich in der Verlagsbranche Vermarktungsbündnisse<br />
herausbilden, so werden<br />
diese von Mediaplanern zunächst<br />
begrüßt“, sagt Lars Kirschke, CEO<br />
Optimedia. Erfolgreich könnten solche<br />
Verbünde laut Kirschke aber nur sein,<br />
wenn sie eine kritische Größe erreichen.<br />
Zielgruppenpakete und gemeinsame<br />
Wirkungsnachweise seien Pflicht.<br />
Für die Healthcare-Branche, sagt Kirschke,<br />
„könnten die crossmedialen Konzepte,<br />
die das WAZ-BCN-Bündnis zweifellos<br />
anbieten wird, interessant sein.<br />
In Zielgruppenbefragungen sehen wir<br />
schon länger, dass Healthcare-Produkte<br />
viel stärker digital beworben werden<br />
sollten“, sagt er weiter. Viele Hersteller<br />
zögerten jedoch, Online-Display und<br />
Search tiefer zu erschließen. „Der Wandel<br />
wird aber kommen“, konstatiert der<br />
Mediaexperte.<br />
Der Markt in Zahlen<br />
Aktuelle Zahlen von Nielsen Media Research<br />
bestätigen diesen Trend: Während<br />
der Werbemarkt im ersten Quartal<br />
ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahr verzeichnet und damit rund<br />
5,8 Milliarden Euro im ersten Quartal<br />
2012 einnimmt, sind die Bruttowerbeeinnahmen<br />
im Segment der Publikumszeitschriften<br />
um 3,6 Prozent auf 874<br />
Millionen Euro gesunken (siehe Tabelle<br />
1). Speziell im OTC-Markt sieht es noch<br />
düsterer aus: Hier sind die Bruttowerbespendings<br />
im ersten Quartal 2012<br />
62 Healthcare Marketing 7/2011<br />
Tab. 1: Gesamt-Werbemarkt im ersten Quartal 2012<br />
Kanäle 2011 Mio in Euro I/2012 Mio in Euro +/- in % zu I/2011<br />
Fernsehen 11.109,31 2.381,91 7,74<br />
Zeitungen 5.397,81 1.290,30 -3,78<br />
Publikumszeitschriften 3.729,90 874,29 -3,56<br />
Internet 2.465,19 533,81 16,14<br />
Radio 1.444,90 325,64 6,53<br />
Out of Home 1.275,16 274,37 -4,16<br />
Fachzeitschriften 419,01 106,75 -0,69<br />
Kino 93,65 17,59 4,32<br />
Gesamt 25.934,94 5.804,67 3,45<br />
Online-Spendings erzielen ein Plus von 16 Prozent zum ersten Quartal 2011<br />
um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />
auf 215,1 Millionen Euro gefallen.<br />
Allein die Publikumspresse muss einen<br />
Einbruch von rund 5,5 Prozent verkraften.<br />
Damit belaufen sich die Spendings<br />
in diesem Segment im ersten Quartal<br />
2012 auf 75,1 Millionen Euro (siehe Tabelle<br />
2).<br />
Verlage auf Aufholjagd<br />
Das Vermarktungsbündnis zwischen<br />
WAZ-Zeitschriften und BCN ist nicht<br />
der erste Schulterschluss von Verlagen,<br />
die sich sonst in punkto Auflagen<br />
und Einnahmen spinne Feind sind. Wie<br />
auf ‚healthcaremarketing.eu‘ berichtet,<br />
gründeten die drei Verlagshäuser Bauer<br />
Media Group, Axel Springer und<br />
Hubert Burda Media bereits im Juni<br />
2010 die Initiative ‚Take Five‘, um die<br />
Programmpresse voranzubringen. In<br />
der Tageszeitungslandschaft gibt es das<br />
Tab. 2: OTC-Werbemarkt im ersten Quartal 2012<br />
nationale Vermarktungsbündnis NBRZ<br />
(mit Geschäftsführer Sven Holsten) sowie<br />
den Anzeigenverbund ACN für Tageszeitungen<br />
aus Nordrhein-Westfalen<br />
(Motto: ‚One Order, one Bill‘). Zudem<br />
staunte die Branche zu Beginn des Jahres<br />
nicht schlecht, als ‚Der Spiegel‘ bekannt<br />
gab, mit der ‚Süddeutschen Zeitung‘ im<br />
Werbegeschäft kooperieren zu wollen.<br />
In den letzten Monaten setzte sich der<br />
Konzentrationsprozess noch weiter fort,<br />
als die Zusammenarbeit von Vision Media<br />
und dem Jahreszeiten Verlag durch die<br />
Gründung des gemeinsamen Vermarkters<br />
Brand Media bekannt wurde.<br />
Das Ziel ist klar: Verlage können durch<br />
die Bündnisse Kosten reduzieren. Sie<br />
können ein größeres Portfolio abdecken,<br />
profitieren von Skalierungseffekten und<br />
punkten bei Werbungtreibenden und<br />
Agenturen mit zielgruppenspezifischen<br />
Konzepten. Das sind die Vorteile. Allerdings<br />
sagt Michael Denker von Initiative<br />
Kanäle 2011 Mio in Euro I/2012 Mio in Euro +/- in % zu I/2011<br />
Fernsehen 429,69 115,59 -5,29<br />
Publikumszeitschriften 260,42 75,13 -5,49<br />
Internet 26,20 7,97 -48,71<br />
Zeitungen 13,05 5,34 -39,45<br />
Fachzeitschriften 18,29 4,84 7,37<br />
Radio 12,65 3,53 -46,88<br />
Out of Home 8,56 1,95 71,27<br />
Kino 0,83 0,78 -59,46<br />
Gesamt 769,69 215,14 -7,72<br />
OTC-Spendings 2012 verzeichnen ein Minus von 7,7 Prozent zum ersten Quartal 2011<br />
Quelle: Nielsen Media Research; Stand: 31.03.2012<br />
Quelle: Nielsen Media Research; Stand: 31.03.2012
Michael Denker, Media-Group Head Kundenbindung<br />
bei Initiative: „Konzentration<br />
von Zeitschriften nicht immer von Vorteil“<br />
auch: „Ein Zusammenschluss von Vermarktern<br />
und die damit einhergehende<br />
stärkere Konzentration im Zeitschriftenmarkt<br />
sind für die Kundenseite nicht immer<br />
von Vorteil. So muss sich das Bündnis<br />
daran messen lassen, inwieweit auch<br />
in Zukunft individuelle Kundenangebote<br />
mit attraktiven Konditionen realisierbar<br />
sind – auch wenn die Angebots- und<br />
Lars Kirschke, CEO Optimedia: „OTC-<br />
Hersteller zögern noch, Online-Werbung<br />
beherzter zu erschließen“<br />
Preisverantwortung für die WAZ-Titel bei<br />
der WAZ-Mediengruppe bleiben soll.“<br />
Bauer ins Premium-Segment<br />
Nun wurde bekannt, dass die deutschen<br />
Marquard Media-Zeitschriften Cosmopolitan‘,<br />
‚Joy‘ und ‚Shape‘ künftig bei der<br />
Medien + Internet<br />
Bauer Media Group erscheinen. Verlegerin<br />
Yvonne Bauer geht damit neue Wege,<br />
denn mit der Übernahme stößt die Bauer<br />
Media Group in den Premium-Markt<br />
vor. Zu den vertriebsstarken Titeln der<br />
Bauer Media Group kommen nun Magazine<br />
mit großem Anzeigenpotenzial<br />
im Lifestyle- und Luxussegment. „Die<br />
Transaktion bietet für uns im Print- wie<br />
auch im Digitalbereich neue Vermarktungs-<br />
und Vertriebschancen mit starken<br />
Marken in unserem Portfolio“, sagt<br />
Yvonne Bauer. „Wir freuen uns auf die<br />
Zusammenarbeit mit einem erfolgreichen<br />
und engagierten Team in München,<br />
unter der Leitung von Geschäftsführerin<br />
Waltraut von Mengden.“ Marquard behält<br />
in Deutschland indes die Computec<br />
Media AG.<br />
Zudem gehört zu Bauer seit Juni 2010<br />
die zweimonatliche Wohlfühl- und<br />
Esoterik-Zeitschrift ‚Happinez‘ (siehe<br />
‚Healthcare Marketing 6/2010). Das<br />
Magazin erreichte zuletzt eine verkaufte<br />
Gesamtauflage von 100.673 Exemplaren<br />
(IVW I/2012).<br />
Birte Schäffler<br />
Healthcare Marketing 7/2011<br />
63
Porträt<br />
Online-Agenturen<br />
Dem Trend auf der Spur<br />
Er wettet auf die Zukunftsaussichten: Markus Hartmann ist Geschäftsführer der Agentur<br />
xeomed, die Online-Marketing-Lösungen für den Healthcaremarkt anbietet. Ob im<br />
Verlagswesen oder in der Agenturbranche – mit qualitativ hochwertigen Inhalten will<br />
Hartmann punkten.<br />
Markus Hartmann ist Geschäftsführer<br />
der auf den Gesundheitsbereich spezialisierten<br />
xeomed GmbH. 2009 gründete<br />
der inzwischen 34-Jährige die Agentur<br />
in Nürnberg. Er ist gewissermaßen<br />
in die Rolle des Unternehmers hineingewachsen,<br />
wie er selbst sagt. „Wenn<br />
man von klein auf sieht, dass man erfolgreich<br />
selbstständig sein und<br />
Agenturgründer Markus Hartmann<br />
64 Healthcare Marketing 6/2012<br />
Verantwortung für andere übernehmen<br />
kann, dann ist es sicherlich ein einfacherer<br />
Schritt“, erzählt Hartmann. Sein<br />
Vater ist Gründer des Hartmann Verlages<br />
im mittelfränkischen Heßdorf,<br />
der Fach- und Publikumszeitschriften<br />
für Ärzte und Patienten verlegt. In dem<br />
Familienbetrieb konnte Hartmann<br />
schon früh mit anpacken. 2005 nahm<br />
er nach Lehre und Studium die Geschicke<br />
des medizinischen Verlages mit in<br />
die Hand. Die Schnittstelle zum Bereich<br />
Gesundheit ist somit gegeben. Durch<br />
die damit einhergehenden Verbindungen<br />
zur pharmazeutischen<br />
Industrie konnte er die Agentur<br />
bereits mit drei Kunden starten.<br />
Gegenwärtig, so freut sich<br />
Hartmann, könne er 15 Kunden<br />
zählen.<br />
Gute Informationen<br />
zählen<br />
Schwerpunkt der Agentur ist das<br />
sogenannte Healthcare Performance<br />
Marketing. xeomed versteht<br />
darunter, mit relevanten<br />
Inhalten die Kunden<br />
für ihre jeweiligen Zielgruppen<br />
im Internet auf<br />
verschiedenen Kanälen<br />
sichtbar zu machen. Was<br />
qualitativ gute Inhalte bedeuten,<br />
erkannte der gelernte<br />
Verlagskaufmann<br />
schon früh. Besonders<br />
sein Vater lehrte ihm, wie<br />
wichtig gute Inhalte für<br />
die Leser sind. „Egal ob<br />
Papier, Flachbildschirm<br />
oder iPad, es geht darum,<br />
dass ich gute Informatio-<br />
nen biete.“ Diesen Grundsatz hat sich<br />
Hartmann zur Philosophie gemacht.<br />
Das Besondere an seiner Agentur sei die<br />
ganzheitliche Betrachtung des Internets.<br />
Dementsprechend werden die Online-<br />
Marketing-Maßnahmen in die gesamte<br />
Kommunikationsstrategie eines Unternehmens<br />
integriert. xeomed will hier<br />
die effizientesten Kanäle ansteuern, um<br />
Websites erfolgreich zu machen. Dazu<br />
gehören zum Beispiel Google AdWords<br />
(als Google-zertifizierte Partneragentur)<br />
und Suchmaschinenoptimierung.<br />
Hartmann erklärt: „Wir machen messbar,<br />
welchen geschäftlichen Erfolg die<br />
Maßnahmen haben.“<br />
Wachstumsmarkt Online<br />
Der Unternehmer sieht im Online-<br />
Bereich eine erkennbar wachsende Bedeutung<br />
für die Healthcare-Branche:<br />
„Online ist für die Pharmaindustrie ein<br />
Wachstumsmarkt. Bislang wird sehr<br />
stark über den Außendienst oder über<br />
klassische Medien gearbeitet. Viele betreiben<br />
zudem eine Website. Welchen<br />
Anteil jedoch der Bereich Online am<br />
Geschäftserfolg hat, bleibt unklar. Darauf<br />
geben wir eine Antwort.“ Sein Ziel<br />
ist es, den Marketingverantwortlichen<br />
weitere Möglichkeiten der Kommunikation<br />
aufzuzeigen. „Wir machen deutlich,<br />
wie man mit Online-Kommunikation<br />
erfolgreich sein kann.“ Hartmann<br />
rät seinen Kunden daher, zunächst ein
Die Entwicklung, Betreuung<br />
und Optimierung einer<br />
Website sieht xeomed nicht<br />
als Projekt, sondern als<br />
Prozess – ein dauerndes Optimieren,<br />
Verändern, Erweitern<br />
und Verstärken.<br />
ganzheitliches und auf die Zielgruppe<br />
abgestimmtes Konzept zu erstellen, in<br />
dessen Mittelpunkt die eigene Website<br />
steht. Themen wie Social Media oder<br />
YouTube sind für ihn nicht erste Wahl.<br />
Gleichwohl sieht er auch in Social Media<br />
großes Potentiale für erfolgreiche<br />
Online-Marketing-Strategien. Schon<br />
Tino Niggemeier, Co-Geschäftsführer der<br />
Agentur xeomed<br />
seit 1997 beschäftigt er sich mit Online-Marketing<br />
und der operativen Umsetzung<br />
von Internetauftritten. Er kann<br />
selbst programmieren, so dass er nicht<br />
nur die theoretische Seite beherrscht.<br />
Hartmann, der seine Fähigkeiten im<br />
kreativen, aber auch im technischen<br />
Bereich sieht, führt seit zwei Jahren das<br />
Unternehmen nicht mehr alleine. Tino<br />
Niggemeier ist gleichberechtigter Geschäftsführer<br />
von xeomed. Laut Hartmann<br />
hat der studierte Wirtschaftsingenieur<br />
Niggemeier hierbei den<br />
organisatorischen und kaufmännischen<br />
Part inne.<br />
Die Konkurrenz ist groß<br />
Hartmann und Niggemeier legen viel<br />
Wert darauf, ihre Mitarbeiter zu fördern.<br />
„Wir als Agentur stellen gegenwärtig ein<br />
Nachwuchsproblem fest. Es gibt kaum<br />
konkrete Ausbildungsberufe und Studiengänge<br />
für Online-Marketing. Deshalb<br />
holen wie viele unserer Mitarbeiter direkt<br />
von der Universität ab und bilden<br />
Healthcare Marketing 6/2012<br />
Porträt<br />
Foto: iStock Photo<br />
für den Online-Bereich Mediengestalter,<br />
Redakteure und Marketing-Spezialisten<br />
aus“, so Hartmann. Aktuell sind bei<br />
xeomed zehn feste Mitarbeiter tätig.<br />
Für das laufende Jahr sind drei weitere<br />
Stellen ausgeschrieben. Hartmann sieht<br />
seine Firma auf Wachstumskurs, wobei<br />
der Wettbewerb nicht einfach sei,<br />
zumal es eine Vielzahl konkurrierender<br />
Agenturen gäbe. Daher setzt er auf Spezialisierung:<br />
„Wir sehen unsere Stärken<br />
vorrangig im Bereich Online-Marketing.<br />
Hier decken wir für unsere Kunden alle<br />
Leistungsstufen ab.“<br />
Hartmanns Ehrgeiz ist auch im privaten<br />
Bereich sichtbar. Nach einem Halbmarathon<br />
will er als nächstes einen Marathon<br />
laufen. Diesen Ehrgeiz zur ständigen<br />
Verbesserung überträgt er auch<br />
auf seine Firma: „Die Entwicklung, Betreuung<br />
und Optimierung einer Website<br />
sehen wir nicht als Projekt, sondern als<br />
Prozess. Es ist ein dauerndes Optimieren,<br />
Verändern, Erweitern und Verstärken<br />
der Site. Optimierungsleistungen<br />
sehen wir als zentrales Element.“<br />
Janika Ebmeyer<br />
65
Service<br />
Tagungen, Kongresse und Messen<br />
Juni<br />
Kommunikationskongress<br />
Medizintechnologie<br />
05.06.2012, Köln<br />
Jährliche Branchenveranstaltung<br />
Veranstalter: Bundesverband<br />
Medizintechnologie e. V.<br />
Kontakt: www.bvmed.de<br />
Hauptstadtkongress 2012<br />
Medizin und Gesundheit<br />
13.-15.06.2012, Berlin<br />
Treffpunkt für Politik und Wirtschaft<br />
Veranstalter: WISO S.E. Consulting<br />
Kontakt: www.hauptstadtkongress.de<br />
PerMediCon<br />
19.-20.06.2012, Köln<br />
Internationale Kongressmesse<br />
zur Personalisierten Medizin<br />
Veranstalter: Koelnmesse GmbH<br />
Kontakt: www.permedicon.de<br />
Strategisches Marketing für<br />
Führungskräfte im Gesundheitsmarkt<br />
21.06.2012, Köln<br />
Stephan Rotthaus, Experte für Klinikmarketing,<br />
über Marketingkonzepten<br />
Veranstalter: rotthaus medical GmbH<br />
Kontakt: www.klinikerfolg.org<br />
Fehlverhalten im Gesundheitswesen<br />
28.-29.06.2012, Frankfurt/Main<br />
3. Euroforum-Jahrestagung mit<br />
Vorträgen, Diskussionsrunden<br />
und Round Table Sessions<br />
Veranstalter: Euroforum-<br />
Deutschland SE<br />
Kontakt: www.euroforum.de<br />
Juli<br />
8. Nationale Branchenkonferenz<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
04.-05.07.2012, Rostock<br />
Zweitägige Konferenz mit dem Titel<br />
‚Gesundheit erleben!‘ über Aspekte<br />
branchenübergreifender Kooperationen<br />
Veranstalter: BioCon Valley GmbH<br />
Kontakt: www.konferenzgesundheitswirtschaft.de<br />
66 Healthcare Marketing 5/2012<br />
August<br />
8. Gesundheitswirtschaftskongress<br />
29.-30.08.2012, Hamburg<br />
Zweitägiger Netzwerk-Kongress für<br />
Manager aus verschiedenen Bereichen<br />
der Gesundheitswirtschaft<br />
Veranstalter: WISO Hanse management<br />
Kontakt: www.gesundheitswirtschaftskongress.de<br />
September<br />
Social Media-Strategien in<br />
der MedTech-Branche<br />
25.09,2012, Berlin<br />
Seminar für Mitarbeiter der<br />
MedTech-Branche ohne eigene<br />
Kommunikationsabteilung<br />
Veranstaler: MedInform<br />
Kontakt: www.medinform.de<br />
Oktober<br />
KommGe 2012<br />
09.-10.10.2012, Hamburg<br />
Tagung zu aktuellen Trends in<br />
der Gesundheitskommunikation<br />
Veranstalter: Eligehausen<br />
Kommunikation<br />
Kontakt: www.kommge.de<br />
Rehacare<br />
10.-13.10.2012, Düsseldorf<br />
Internationale Fachmesse und Kongress<br />
zum Thema ‚Selbstbestimmt leben‘<br />
Veranstalter: Messe Düsseldorf GmbH<br />
Kontakt: www.rehacare.de<br />
Mehr Termine unter<br />
www.healthcaremarketing.eu Foto: Fotolia<br />
Mehr Termine unter<br />
www.healthcaremarketing.eu<br />
Expopharm 2012<br />
10.-13.10.2012, München<br />
Internationale Pharmazeutische<br />
Fachmesse mit rund 500 Austellern<br />
Veranstalter: WuV - Werbe-<br />
und Vertriebsgesellschaft<br />
Deutscher Apotheker mbH<br />
Kontakt: www.expopharm.de<br />
Landes Gesundheitsmesse<br />
Berlin-Brandenburg<br />
26-28.10.2012, Berlin<br />
Publikumsmesse für den<br />
Gesundheitsbereich<br />
Veranstalter: Messe Berlin GmbH<br />
Kontakt: www.messe-berlin.de<br />
11. Europäischer Gesundheitskongress<br />
München<br />
11-12.10.2012, München<br />
Mehr als 800 Referenten widmen<br />
sich den Herausforderungen<br />
im Gesundheitsbereich<br />
Veranstalter: WISO S.E. Consulting<br />
Kontakt: www.gesundheitskongress.de<br />
November<br />
7. Kongress Klinikmarketing<br />
05.-08.09.11.2012, Köln<br />
Kongress über Erfolgsstrategien im<br />
Gesundheitsmarkt<br />
Veranstalter: rotthaus medical GmbH<br />
Kontakt: www.klinikerfolg.org
Die neue Ausgabe erscheint<br />
am 28.06.2012, darin lesen Sie:<br />
Saft und Kraft<br />
Der Markt rund um Lebensmittel mit<br />
gesundem Zusatznutzen boomt. Doch<br />
für Hersteller wird es künftig schwieriger,<br />
sich ein entsprechendes Image<br />
aufzubauen. ‚Healthcare Marketing‘<br />
stellt neue Marketing-Strategien vor.<br />
Online und Vermarktung<br />
Print verliert Reichweite und damit<br />
auch Werbeeinnahmen. Gleichzeitig<br />
steigen die Besucherzahlen im Internet.<br />
Healthcare-Unternehmen zögern<br />
jedoch noch, die digitale Welt für sich<br />
zu erschließen. ‚Healthcare Marketing‘<br />
berichtet über den kommenden Wandel.<br />
Kundenmagazine und Preise<br />
Es wird spannend. Wer sind die Gewinner<br />
des diesjährigen BCP Best of Corporate<br />
Publishing Awards? ‚Healthcare<br />
Marketing‘ berichtet über das Branchen-Event<br />
des Jahres und stellt die<br />
Gold-Gewinner aus dem Gesundheitsmarkt<br />
vor.<br />
Impressum<br />
Healthcare Marketing erscheint in der<br />
New Business Verlag GmbH & Co. KG,<br />
Nebendahlstraße 16, 22041 Hamburg<br />
Gegründet 2006<br />
Fon: 040/60 90 09-0<br />
Fax: 040/60 90 09-55 (Verlag)<br />
ISDN: 040/60 90 09-47<br />
Internet: www.healthcaremarketing.eu<br />
Mail: nachname@new-business.de<br />
Healthcare Marketing 5/2012<br />
Service<br />
Verleger: Peter Strahlendorf<br />
Kfm. Geschäftsführung: Antje-Betina<br />
Weidlich-Strahlendorf<br />
Grafik/Layout: Daniela Rocksin<br />
Anzeigenverkauf: Jörg Luttkau (-59)<br />
Abo-Marketing: Birgit Jessen (-62)<br />
Vertriebsleitung: Angelika Schmidt (-65)<br />
Druck und Lithos: Lehmann Offsetdruck<br />
GmbH, Norderstedt<br />
Herausgeber: Peter Strahlendorf<br />
Chefredakteur: Reiner Kepler (rk, -72)<br />
Redaktion: Janika Ebmeyer (je -78)<br />
Uwe Käckenhoff (kae)<br />
Agneta Melzer (am, -73)<br />
Birte Schäffler (bs, -76)<br />
Autoren dieser<br />
Ausgabe: Siehe gekennzeichnete<br />
Beiträge<br />
Erscheinungsweise monatlich<br />
(inklusive einer Doppel ausgabe)<br />
Druckauflage: 3.000<br />
Verbreitete Auflage: 2.796<br />
Bezugspreis:<br />
Jahresabonnement: 140,00 Euro zzgl. Porto<br />
und Umsatzsteuer<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 3 vom<br />
1. Januar 2012<br />
Bankverbindung:<br />
Hamburger Sparkasse (BLZ 200 505 50),<br />
Kto.-Nr. 1217 131 323<br />
Commerzbank (BLZ 200 400 00),<br />
Kto.-Nr. 48 22 821<br />
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zugelassenen Fälle ist die Verwertung nur mit schriftlicher<br />
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© Healthcare Marketing 2012<br />
ISSN: 1862-2100<br />
Titelbild: Helios Kliniken<br />
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