PDF herunterladen - WOLFIN Bautechnik
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2<br />
Anforderungen<br />
Fette, Milchsäuren & Co.<br />
Von der Notwendigkeit und den besonderen<br />
Anforderungen von Küchenabdichtungen<br />
Selbst bei größter Aufmerksamkeit und intensivster Pflege<br />
verbreiten sich Nahrungsfette und -öle erfahrungsgemäß<br />
in Küchen, gleich welcher Größe. Dringen Fette in Fugen<br />
und Risse ein, so nimmt zunächst der Estrich und in der<br />
Folge die Tragkonstruktion diese Fette schwammartig auf.<br />
Bei einer chemischen oder auch biochemischen Reaktion<br />
(Mikroorganismen) entsteht aus Fetten als Abbauprodukt<br />
Milchsäure, die neben dem Beton auch die als Bewehrung<br />
eingebauten Eisen innerhalb des Betons angreift.<br />
Für den Erhalt der Tragfähigkeit ist daher eine entsprechende<br />
Abdichtung einzubauen.<br />
Neben den zu erwartenden statischen Problemen hat natürlich<br />
auch die Sauberkeit im Bereich von Großküchen eine<br />
immense Bedeutung. Eine mit Öl und Fett beaufschlagte<br />
Konstruktion ist professionell nicht rein zu halten. Die Folge<br />
sind Schimmel-, Geruchs- und Schädlingsbefall. Eine Abdichtung<br />
verhindert diesen Kontakt und sorgt für dauerhaft<br />
hygienische Verhältnisse. Die häufig als Alternativabdichtung<br />
auf dem Estrich aufgebrachte Epoxidharzbeschichtung<br />
ist ein starr mit dem Untergrund verbundenes System. Auf<br />
diese Schicht kann, falls gewünscht, direkt im Dünnbettverfahren<br />
die Nutzschicht aus einem Fliesenbelag aufgebracht<br />
werden. Treten nunmehr durch Bewegungen aus der Konstruktion,<br />
durch Schwindrisse oder durch hohe mechanische<br />
Belastungen (Hubwagen) im Estrich oder in den Fugen der<br />
Fliesen Risse auf, so werden sich diese durch die eingeschränkte<br />
Dehnfähigkeit der Epoxidbeschichtung in die<br />
darunter befindende Schicht fortsetzen.<br />
Die Folge: Feuchtigkeit und Öle/Fette können ungehindert<br />
eindringen. Kann der kontaminierte Estrich noch vergleichsweise<br />
einfach ausgetauscht und ein neuer Nutzbelag<br />
aufgebaut werden, so ist bei fehlender unterster Abdichtungsebene<br />
die Tragkonstruktion betroffen und die Standsicherheit<br />
des Gebäudes gefährdet. Der Austausch einer<br />
massiven Tragschale ist in der Regel gar nicht oder nur mit<br />
erheblichen finanziellen Mitteln möglich.<br />
Fette werden nach biochemischen Reaktionen im Boden zu aggressiven Milchsäuren.<br />
RG_s118.qx7:Kap03_103-119_210609 30.05.2011 15:39 Uhr Seite 118<br />
118<br />
Normen, Gesetze, Richtlinien<br />
Bauwerksabdichtungen – Abdichtung von Küchen und Nassräumen<br />
Küchenabdichtungen fallen unter den Teil 5 der DIN 18195<br />
Die Bauproduktenrichtlinie 89/106/EWG der EU vom Als Konsequenz ergibt sich daraus ein Planungsbedarf und<br />
21. Dezember 1998 verlangt nach Anhang I, dass mit Bau- eine Planungs- wie auch eine Ausführungssorgfalt.<br />
„Abdichtungen gegen nicht drückendes Wasser auf Deckenprodukten<br />
Bauwerke errichtet werden können, die (als Ganzes<br />
und in ihren Teilen) unter Berücksichtigung der Wirt- Grundlage für die Planung von Abdichtungen ist die Konflächenschaftlichkeit<br />
gebrauchstauglich und in Nassräumen“. sind und den wesentlichen Unter struktionsnorm Punkt DIN 18195 7 des (Bauwerksabdichtungen), Teils 5 wird nach<br />
Anforderungen entsprechen. Diese Anforderungen müssen der Abdichtungen für die gegebenen Lastfälle zu planen und<br />
unter bei normaler zwei Instandhaltung Beanspruchungsarten über einen wirtschaftlich ange- auszuführen unterschieden:<br />
sind. Die konstruktive Gestaltung von Abdichmessenen<br />
Zeitraum erfüllt werden. Zu diesen wesentlichen tungssystemen unterliegt keiner öffentlich rechtlichen Anforde-<br />
7.2 Anforderungen Zu den gehört neben mäßig der mechanischen beanspruchten Festigkeit rung (außer Flächen in Hessen), zählen privatrechtlich werden unter jedoch ent-<br />
und Standsicherheit, Brandschutz, Schallschutz, Wärmesprechende Anforderungen gestellt, da die allgemein aner-<br />
anderem<br />
schutz und Energieeinsparung sowie Nutzungssicherheit kannten Regeln der Technik (aRdT) einzuhalten sind. Die<br />
auch der Bereich Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz. DIN 18195 unterscheidet verschiedene Lastfälle und Anwen-<br />
n Balkone und ähnliche Flächen dungsbereiche im Wohnungsbau<br />
für Bauwerksabdichtungen u. a. im Teil 5:<br />
Bezogen auf den Bereich „Hygiene, Gesundheit und Umwelt- „Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Decken-<br />
n schutz“ unmittelbar führt die Bauproduktenrichtlinie spritzwasserbelastete im Abschnitt 3 des flächen undFußboden- in Nassräumen; Bemessung und Ausführung“<br />
Anhanges I aus: „Das Bauwerk muss derart entworfen und und gibt Abdichtungskonstruktionen mit dafür zu verwenden-<br />
ausgeführt sein, dass die Hygiene und die Gesundheit der den Stoffen (Teil 2) und deren Verarbeitung (Teil 3) vor.<br />
und Wandflächen in Nassräumen(1) des<br />
Bewohner und Anwohner insbesondere durch folgende Einwirkungen<br />
nicht gefährdet werden: „Feuchtigkeitsansamm- Der Stoffteil der 18195 (Teil 2) wurde mittlerweile an die zu<br />
lung Wohnungsbaus in Bauteilen und auf Oberflächen von – Bauteilen soweit in sie verwendenden nicht durch harmonisierten andere europäischen Normen für Ab-<br />
Innenräumen“.<br />
dichtungsprodukte (EN 13967) sowie an die nationalen An-<br />
Maßnahmen, deren Eignung wendungsnormen nachzuweisen DIN V 20000-202 ist, angepasst. Daraus<br />
Dadurch besteht ein Gebot für Planer und Ausführende, folgt, dass die zu verwendenden Abdichtungsbahnen mit der<br />
durchhinreichend Maßnahmen das Auftreten gegen von Feuchtigkeit eindringende in Bautei- CE-Kennzeichnung Feuchtigkeit<br />
versehen sein müssen und dass sie zulen<br />
wie auch auf Oberflächen von Bauteilen zu verhindern. gleich dem in der Anwendungsnorm geforderten Leistungsgeschützt<br />
sind.<br />
Die Zusammensetzung der aus einigen natürlichen Fetten erhaltenen Fettsäuregemische 1)<br />
DIN 18195-5<br />
Prozentualer Anteil am Gesamtfettsäuregemisch in<br />
tierischen Fetten pflanzlichen Fetten<br />
Kuh- Hammel- Rinder- Schweine- Walöl Dorschöl Kokos- Palm- Kakao- Erdnuss- Olivenöl Leinöl<br />
butter talg talg schmalz fett kernfett butter öl<br />
Buttersäure (C4) 3 – – – – – – – – – – –<br />
Capronsäure (C6) 2 – – – – – – – – – – –<br />
Caprylsäure (C8) 1 – – – – – 8 3 – – – –<br />
Caprinsäure (C10) 2 – – – – – 7 5 – – – –<br />
Laurinsäure (C12) 4 – – – – – 47 50 – – – –<br />
Myristinsäure (C14) 10 1 2 3 8 0 18 14 – – – –<br />
Palmitinsäure (C16) 28 21 32 25 12 9 9 8 24 7 9 7<br />
Stearinsäure (C18) 10 30 15 10 2 0,5 2 2 35 4 2 3<br />
gesättigte C20-C22-Säuren – – – – – – – – – 7 – –<br />
gesättigte Fettsäuren insgesamt 60 52 49 38 22 15,5 91 82 59 18 11 10<br />
gesättigte C14-Säuren – – – – 1,5 – – – – – – –<br />
Zoomarinsäure (C16) – – – – 15 20 – – – – – –<br />
Ölsäure (C18) 35 43 48 52 43 29 6 17 39 60 85 10<br />
Linolsäure (C18) 5 5 3 10 – – 2 1 2 21 4 42<br />
Linolensäure (C18) – – – – – – – – – – – 38<br />
ungesättigte C20-C22-Säuren – – – – 18,5 35,5 – – – – – –<br />
ungesättigte Fettsäuren insgesamt 40 48 51 62 78 84,5 8 18 41 81 89 90<br />
gesamte erfaßte Menge 100 100 100 100 100 100 99 100 100 99 100 100<br />
(1) DIN 18195 Teil 1 Pkt. 3.31 Nassraum: Innenraum, in dem<br />
nutzungsbedingt Wasser in solchen Mengen anfällt, dass zu einer<br />
Ableitung eine Fußbodenentwässerung erforderlich ist. Bäder im Wohnungsbau<br />
ohne Bodenablauf zählen nicht zu den Nassräumen.<br />
7.3 Zu den hoch beanspruchten Flächen zählen unter<br />
anderem<br />
n Dachterrassen, intensiv begrünte Flächen,<br />
Parkdecks, Hofkellerdecken und Durchfahrten,<br />
erdüberschüttete Decken<br />
n durch Brauch- oder Reinigungswasser stark<br />
beanspruchte Fußboden- und Wandflächen in<br />
Nassräumen wie: Umgänge in Schwimm-<br />
bädern, öffentliche Duschen, gewerbliche Küchen<br />
und andere gewerbliche Nutzungen.<br />
Hoch beanspruchte Flächen sind nach 8.3 abzudichten.<br />
8.3 Abdichtungen für hohe Beanspruchungen<br />
8.3.4 Abdichtungen mit Kunststoffbahnen aus EVA, PVC-P<br />
oder Elastomeren<br />
Die Abdichtung ist aus einer Lage Kunststoff- oder Elastomerbahnen<br />
mit einer Dicke von mindestens 1,5 Millimeter<br />
herzustellen, die lose verlegt oder aufzukleben sind.<br />
Der Stoffteil der DIN 18195 (Teil 2) wurde mittlerweile<br />
an die zu verwendenden harmonisierten europäischen