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Leitfaden für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe im Kreis Kleve

Diese Broschüre ist ein Leitfaden für alle, die sich im Kreis Kleve für Flüchtlinge engagieren möchten mit wichtigen Adressen, Hintergrundinfos und praktischen Tipps.

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LEITFADEN<br />

FÜR EHRENAMTLICHE IN DER<br />

FLÜCHTLINGSHILFE IM KREIS KLEVE<br />

Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V.


IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V.<br />

Südwall 1-5<br />

47608 Gel<strong>der</strong>n<br />

Tel: 02831/9395-0<br />

<strong>in</strong>fo@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

www.caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

Konzept/Texte:<br />

Große Teile <strong>der</strong> Broschüre s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Arbeitshilfe „Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

<strong>in</strong> Köln“ des Caritasverbandes <strong>für</strong> die Stadt Köln<br />

wörtlich entnommen. Wir danken dem Caritasverband<br />

<strong>für</strong> die Stadt Köln <strong>für</strong> die dazu erteilte Erlaubnis.<br />

Überarbeitung:<br />

Gerrit Hermans, Fachleitung Integration/Migration,<br />

Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V., Anne Radke,<br />

Asylverfahrensberatung, Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-<br />

Kevelaer e.V.<br />

Redaktion:<br />

Tobias Kle<strong>in</strong>ebrahm, Öffentlichkeitsarbeit, Caritasverband<br />

Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V., Gerrit Hermans, Fachleitung<br />

Integration/Migration, Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-<br />

Kevelaer e.V.<br />

Fotos:<br />

Tobias Kle<strong>in</strong>ebrahm<br />

Gestaltung:<br />

KOMPLIMENT, Ilka Janhsen<br />

Druck:<br />

flyeralarm GmbH, Würzburg<br />

Stand:<br />

1. Auflage, 2015<br />

geför<strong>der</strong>t vom Asyl-, Migrations-<br />

und Integrationsfonds (AMIF) <strong>der</strong><br />

Europäischen Union<br />

02


VORWORT<br />

VORWORT<br />

gen, ihre Not wahrzunehmen und ihnen<br />

bei uns menschenwürdige Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu geben. Dabei zeigen viele<br />

Menschen <strong>in</strong> unserer Region e<strong>in</strong> großes<br />

Engagement. Auch Ihr Caritasverband<br />

hat sich diese Problematik zu Herzen<br />

genommen.<br />

Liebe engagierte Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger!<br />

Mit diesem Informationsheft zum Thema<br />

Flüchl<strong>in</strong>gsarbeit greift <strong>der</strong> Caritasverband<br />

Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V. e<strong>in</strong> zentrales<br />

Problem dieser Tage auf. Mehr und<br />

mehr Menschen kommen <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

als Flüchtl<strong>in</strong>ge zu uns. Als Christen fühlen<br />

wir uns verantwortlich, <strong>für</strong> sie zu sor-<br />

Ich danke Ihnen sehr <strong>für</strong> Ihren E<strong>in</strong>satz.<br />

Sie tragen mit dazu bei, dass es nicht<br />

nur bei guten Worten und For<strong>der</strong>ungen<br />

bleibt, son<strong>der</strong>n Sie helfen mit, konkrete<br />

Lösungen zu f<strong>in</strong>den und Werke <strong>der</strong><br />

Nächstenliebe zu tun.<br />

Gott segne Sie bei dieser wichtigen Aufgabe.<br />

Herzlich danke ich Ihnen allen <strong>für</strong><br />

Ihr glaubwürdiges Zeugnis.<br />

Ihr Weihbischof + Wilfried Theis<strong>in</strong>g<br />

03


VORWORT<br />

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN,<br />

LIEBE FREIWILLIG ENGAGIERTE,<br />

LIEBE INTERESSIERTE,<br />

noch nie waren so viele Menschen auf<br />

<strong>der</strong> Flucht wie heute. Weltweit haben<br />

über 50 Millionen Menschen ihre He<strong>im</strong>at<br />

aufgrund von Krieg, Verfolgung, Gewalt,<br />

Unterdrückung und an<strong>der</strong>en Notsituationen<br />

verlassen. Auch bei uns <strong>in</strong> Deutschland<br />

machen sich höhere Flüchtl<strong>in</strong>gszahlen<br />

bemerkbar. Im Jahr 2014 wurden<br />

etwas mehr als 200.000 Asylanträge<br />

<strong>in</strong> Deutschland gestellt. Doch obwohl<br />

weiterh<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em Anstieg <strong>der</strong> Asylsuchenden<br />

zu rechnen ist, wird Europa<br />

tatsächlich nur von e<strong>in</strong>em Bruchteil aller<br />

Geflüchteten auf dieser Welt als sicherer<br />

Zufluchtsort erreicht. Nicht wenige verlieren<br />

auf den gefährlichen Fluchtrouten,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf dem Weg über das<br />

Mittelmeer, ihr Leben.<br />

Die mit <strong>der</strong> Migration unweigerlich verbundenen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen sollten<br />

uns als Gesellschaft nicht abschrecken.<br />

Ablehnung, Ressent<strong>im</strong>ents und e<strong>in</strong>e auf<br />

Abwehr ausgerichtete Flüchtl<strong>in</strong>gspolitik<br />

können nicht helfen, Probleme zu bewältigen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d angesichts unserer Lebenssituation<br />

und unseres Wohlstands<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die zu uns kommenden<br />

Schutzsuchenden angemessen aufzunehmen<br />

und ihnen e<strong>in</strong>e neue Lebensperspektive<br />

zu bieten. Dies zeigt nicht<br />

zuletzt die große Unterstützungsbereitschaft<br />

aus <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Wer alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fremden Land ankommt,<br />

<strong>für</strong> den ist es schön, auf Menschen<br />

zu treffen, die e<strong>in</strong>em das Gefühl<br />

geben, willkommen zu se<strong>in</strong>. <strong>Ehrenamtliche</strong><br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

s<strong>in</strong>d hier unverzichtbare Brückenbauer<br />

zwischen Neuankommenden und Aufnahmegesellschaft.<br />

Sie bieten erste Orientierungshilfen,<br />

Unterstützung <strong>in</strong> alltäglichen<br />

Lebenssituationen und helfen, die<br />

deutsche Sprache zu erlernen.<br />

Die vorliegende Broschüre soll ehrenamtlichen<br />

Helfer<strong>in</strong>nen und Helfern und<br />

an Flüchtl<strong>in</strong>gsfragen Interessierten<br />

04


VORWORT<br />

grundlegende Informationen und Anregungen<br />

geben. Sie soll Ideen liefern<br />

und Tipps geben, welche Hilfen vor Ort<br />

gebraucht und über E<strong>in</strong>zelne o<strong>der</strong> Gruppen<br />

und Netzwerke ermöglicht werden<br />

können. Dennoch können die nachstehend<br />

aufgeführten Informationen ke<strong>in</strong>en<br />

Anspruch auf Vollständigkeit erheben. In<br />

<strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>gsarbeit gibt es <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

Fragestellungen, die nicht e<strong>in</strong>fach zu<br />

klären s<strong>in</strong>d. Wenden Sie sich bei Problemen<br />

und Unsicherheiten, auch <strong>im</strong> Interesse<br />

<strong>der</strong> Schutzsuchenden, <strong>im</strong>mer an<br />

fachkundige Beratungsstellen.<br />

Andreas Becker<br />

Vorstand<br />

Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V.<br />

Sprechen Sie uns gern an, wenn wir Sie<br />

neugierig gemacht haben o<strong>der</strong> bestärken<br />

konnten, wenn Sie sich engagieren<br />

und mittun möchten!<br />

Wir wünschen Ihnen bei Ihrem ehrenamtlichen<br />

E<strong>in</strong>satz viel Freude, Erfahrungen,<br />

Geduld und Kraft.<br />

Herzlichen Dank und freundliche Grüße<br />

Gerrit Hermans<br />

Fachleitung Integration und Migration<br />

Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V.<br />

05


INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTE DIESES RATGEBERS:<br />

Impressum ................................................................................................................. 02<br />

Vorworte ............................................................................................................... 03-05<br />

Erste Orientierung zur Situation von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge – wer ist geme<strong>in</strong>t? .............................................................................. 08-12<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>im</strong> Asylverfahren ................................................................................ 13-16<br />

Zur Wohnsituation von Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Kleve</strong> ............................................. 17-18<br />

Spezielles Sozialrecht <strong>für</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge:<br />

Das Asylbewerberleistungsgesetz ....................................................................... 19-20<br />

Spezielle gesundheitliche Belastungen:<br />

Traumatisierte Flüchtl<strong>in</strong>ge .................................................................................... 21-25<br />

Der „Zugang“ zum Arbeitsmarkt .......................................................................... 26-28<br />

Sprachför<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge ............................................................................... 29<br />

Schule und Ausbildung <strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und jugendliche Flüchtl<strong>in</strong>ge ......................... 30-31<br />

Freizeitgestaltung <strong>für</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge –<br />

je<strong>der</strong>zeit s<strong>in</strong>d Angebote willkommen! ................................................................. 32-33<br />

Weitere Anregungen <strong>für</strong> Sie als <strong>Ehrenamtliche</strong><br />

Interkulturelle Kompetenz ist gefragt – aber was ist das? .................................... 34-35<br />

Die Situation <strong>in</strong> Herkunftslän<strong>der</strong>n – Wo gibt es Informationen? ........................... 36-38<br />

„Stolperste<strong>in</strong>e“ <strong>im</strong> Rahmen des persönlichen Engagements ............................. 39-41<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gshilfe <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> <strong>Kleve</strong>:<br />

Beratungsstellen und Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen ...................................................... 42-46<br />

Beratungsstellen und Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen ........................................................... 47<br />

07


FLÜCHTLINGE – WER IST GEMEINT?<br />

FLÜCHTLINGE – WER IST GEMEINT?<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge: Das s<strong>in</strong>d so viele Menschen,<br />

die weltweit ihr Land verlassen haben<br />

bzw. verlassen mussten o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />

ihres Landes als „B<strong>in</strong>nenflüchtl<strong>in</strong>ge“ aus<br />

ihren Wohnorten und Herkunftsgebieten<br />

vertrieben worden s<strong>in</strong>d. Vertriebene,<br />

Kriegsflüchtl<strong>in</strong>ge, Überlebende, Katastrophenopfer,<br />

Schutzsuchende, politische<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge, Armutsflüchtl<strong>in</strong>ge....<br />

Alle<strong>in</strong> <strong>für</strong> die sich <strong>in</strong> Deutschland aufhaltenden<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge haben wir diverse Begriffe,<br />

die auch H<strong>in</strong>weise auf ihren rechtlichen<br />

Status geben. Wer ist geme<strong>in</strong>t?<br />

Asylsuchende/Asylbewerber<br />

s<strong>in</strong>d Menschen, die durch verschiedene<br />

Län<strong>der</strong> o<strong>der</strong> auf dem Luftweg nach<br />

Deutschland geflohen s<strong>in</strong>d und hier e<strong>in</strong>en<br />

Antrag auf Asyl gestellt haben. Sie<br />

bef<strong>in</strong>den sich noch <strong>im</strong> laufenden Asylverfahren,<br />

d.h. es wurde noch ke<strong>in</strong>e endgültige<br />

Entscheidung über ihren Antrag<br />

gefällt. Für die Dauer des Asylverfahrens<br />

erhalten sie als Ausweisdokument e<strong>in</strong>e<br />

Besche<strong>in</strong>igung über die „Aufenthaltsgestattung“.<br />

Asylberechtigte nach Artikel 16a Abs. 1<br />

unseres Grundgesetzes<br />

„Politisch verfolgte genießen Asylrecht“<br />

(Art. 16a Abs.1 GG). Die Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Anerkennung als Asylberechtigter<br />

nach diesem Artikel s<strong>in</strong>d die Verfolgung<br />

<strong>im</strong> He<strong>im</strong>atland <strong>in</strong> asylerheblicher<br />

Weise durch staatliche Stellen, die unmittelbare<br />

Flucht nach Deutschland und<br />

die unmittelbare Asylantragstellung <strong>in</strong><br />

Deutschland. Dabei führt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reise<br />

über e<strong>in</strong>en sicheren Drittstaat (z.B. EU-<br />

Län<strong>der</strong>) zu e<strong>in</strong>er Ablehnung <strong>der</strong> Asylberechtigung.<br />

In <strong>der</strong> Praxis wird e<strong>in</strong>e<br />

Anerkennung nach dem Grundgesetz<br />

mittlerweile nur noch sehr selten ausgesprochen,<br />

da e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reise theoretisch<br />

nur über den Luftweg möglich ist. Asylberechtigte<br />

erhalten <strong>für</strong> 3 Jahre e<strong>in</strong>e befristete<br />

Aufenthaltserlaubnis nach § 25<br />

Abs. 1 AufenthG.<br />

Anerkannte Flüchtl<strong>in</strong>ge nach <strong>der</strong> Genfer<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gskonvention (§ 3 AsylverfG)<br />

E<strong>in</strong> Auslän<strong>der</strong> kann nach <strong>der</strong> Genfer<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gskonvention als Flüchtl<strong>in</strong>g anerkannt<br />

werden, wenn er sich aus begründeter<br />

Furcht vor Verfolgung wegen<br />

se<strong>in</strong>er Rasse, Religion, Nationalität,<br />

politischen Überzeugung o<strong>der</strong> Zugehörigkeit<br />

zu e<strong>in</strong>er best<strong>im</strong>mten sozialen<br />

Gruppe außerhalb se<strong>in</strong>es Landes bef<strong>in</strong>det<br />

(…). Als Verfolgung gilt u.a. die Anwendung<br />

physischer o<strong>der</strong> psychischer<br />

Gewalt, e<strong>in</strong>schließlich sexueller Gewalt,<br />

08


FLÜCHTLINGE – WER IST GEMEINT?<br />

FLÜCHTLINGE<br />

DAS SIND VERTRIEBENE, KRIEGSFLÜCHTLINGE,<br />

ÜBERLEBENDE, KATASTROPHENOPFER,<br />

SCHUTZSUCHENDE, POLITISCHE FLÜCHTLINGE,<br />

UND VIELE MEHR...<br />

09


FLÜCHTLINGE – WER IST GEMEINT?<br />

diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierende gesetzliche, adm<strong>in</strong>istrative<br />

o<strong>der</strong> polizeiliche Maßnahmen o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e unverhältnismäßige Strafverfolgung<br />

und Bestrafung (…).E<strong>in</strong>e Verfolgung<br />

kann ausgehen von dem Staat, Parteien<br />

o<strong>der</strong> Organisationen, die den Staat o<strong>der</strong><br />

wesentliche Teile des Staatsgebietes<br />

beherrschen o<strong>der</strong> auch nichtstaatlichen<br />

Akteuren. Sofern e<strong>in</strong>e Rücküberstellung<br />

unmöglich ist, führt die E<strong>in</strong>reise über e<strong>in</strong><br />

sicheres Drittland nicht zwangsläufig zu<br />

e<strong>in</strong>er Ablehnung. Anerkannte Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

erhalten <strong>für</strong> 3 Jahre e<strong>in</strong>e Aufenthaltserlaubnis<br />

nach § 25 Abs. 2 AufenthG.<br />

Subsidiär Schutzberechtigte<br />

(§ 4 AsylverfG)<br />

E<strong>in</strong> Auslän<strong>der</strong> ist subsidiär Schutzberechtigter,<br />

wenn er stichhaltige Gründe<br />

<strong>für</strong> die Annahme vorgebracht hat, dass<br />

ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herkunftsland e<strong>in</strong> ernsthafter<br />

Schaden droht. Als ernsthafter<br />

Schaden gilt die Verhängung o<strong>der</strong> Vollstreckung<br />

<strong>der</strong> Todesstrafe, Folter o<strong>der</strong><br />

unmenschliche o<strong>der</strong> erniedrigende Behandlung<br />

o<strong>der</strong> Bestrafung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

ernsthafte <strong>in</strong>dividuelle Bedrohung des<br />

Lebens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Unversehrtheit e<strong>in</strong>er<br />

Zivilperson <strong>in</strong>folge willkürlicher Gewalt<br />

10


FLÜCHTLINGE – WER IST GEMEINT?<br />

<strong>im</strong> Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternationalen o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>nerstaatlichen bewaffneten Konflikts.<br />

Subsidiär Schutzberechtigte erhalten<br />

ebenso e<strong>in</strong>e Aufenthaltserlaubnis nach<br />

§ 25 Abs. 2 AufenthG, jedoch mit weiteren<br />

e<strong>in</strong>schränkenden Auflagen.<br />

werden, weil ihre Pässe nicht organisiert<br />

werden können (z.B. weil <strong>für</strong> die zuständigen<br />

Botschaften ihre Nationalität/Herkunft<br />

unklar ist, o<strong>der</strong> weil die Betroffenen<br />

ihrer Mitwirkung nicht ausreichend<br />

nachkommen können).<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge mit Aufenthalt aus an<strong>der</strong>en<br />

humanitären Gründen<br />

s<strong>in</strong>d Menschen, die darüber h<strong>in</strong>aus wegen<br />

allgeme<strong>in</strong>er Gefahr <strong>für</strong> Leib und Leben<br />

o<strong>der</strong> wegen spezieller persönlicher<br />

Härtegründe nicht <strong>in</strong> ihr Herkunftsland<br />

zurück geschickt o<strong>der</strong> abgeschoben<br />

werden können, und die deshalb e<strong>in</strong>e<br />

Aufenthaltserlaubnis nach unterschiedlichen<br />

Paragraphen des Aufenthaltsgesetzes<br />

erhalten. Darunter fallen auch<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Kriegsgebieten. Sie<br />

verfügen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel über ihren Nationalpass<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> deutsches Passersatz-<br />

Dokument und e<strong>in</strong>e befristete Aufenthaltserlaubnis.<br />

Geduldete Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

s<strong>in</strong>d grundsätzlich zur Ausreise verpflichtet.<br />

Die Abschiebung kann kurzzeitig<br />

aber auch über viele Jahre ausgesetzt<br />

werden. Von Duldung können<br />

solche Flüchtl<strong>in</strong>ge betroffen se<strong>in</strong>, <strong>der</strong>en<br />

Abschiebung aus <strong>in</strong>dividuellen gesundheitlichen<br />

Gründen zurück gestellt wird,<br />

o<strong>der</strong> die zunächst nicht abgeschoben<br />

Kont<strong>in</strong>gentflüchtl<strong>in</strong>ge/<br />

Resettlement-Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

s<strong>in</strong>d Flüchtl<strong>in</strong>ge, die <strong>im</strong> Rahmen <strong>in</strong>ternationaler<br />

Vere<strong>in</strong>barungen nach Deutschland<br />

als „Kont<strong>in</strong>gent“ (festgelegte Anzahl<br />

und / o<strong>der</strong> weiter festgelegte Merkmale<br />

von Flüchtl<strong>in</strong>gen) übernommen und<br />

hier entwe<strong>der</strong> nur vorübergehend aufenthaltsberechtigt<br />

s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> dauerhaft<br />

neuangesiedelt (Resettlement) werden.<br />

Sie haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>en ähnlichen<br />

Status wie die Asylberechtigten o<strong>der</strong> anerkannten<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge.<br />

H<strong>in</strong>weis: Der ebenfalls <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>für</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge verwendete Begriff „Asylanten“<br />

ist rechtlich unscharf und ist erst<br />

e<strong>in</strong>geführt worden, als es zunehmende<br />

Ressent<strong>im</strong>ents gegenüber Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

gab. Der Begriff ist deshalb diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierend,<br />

und wir raten von se<strong>in</strong>er Verwendung<br />

ab.<br />

11


FLÜCHTLINGE – WER IST GEMEINT?<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Die jeweilige Art des Aufenthaltsstatus<br />

entscheidet oft sehr weit reichend<br />

über weitere Rechte und Integrationsmöglichkeiten<br />

von Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

Nicht <strong>im</strong>mer s<strong>in</strong>d die Gründe <strong>für</strong> die<br />

Erteilung e<strong>in</strong>er Aufenthaltserlaubnis<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Duldung „trennscharf“, so<br />

dass es sich lohnen könnte, genauer<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, ob nach Ausstellung<br />

e<strong>in</strong>er Duldung <strong>der</strong> Aufenthaltsstatus<br />

unter best<strong>im</strong>mten Bed<strong>in</strong>gungen doch<br />

verbessert werden könnte (langer<br />

Aufenthalt, gute Integrationsperspektive,<br />

Arbeitsaufnahme, Klärung <strong>der</strong><br />

Staatsangehörigkeit etc.).<br />

12


FLÜCHTLINGE IM ASYLVERFAHREN<br />

FLÜCHTLINGE IM ASYLVERFAHREN<br />

Wer <strong>in</strong> Deutschland als Flüchtl<strong>in</strong>g „anerkannt“<br />

o<strong>der</strong> Schutz erhalten möchte,<br />

muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>en „Asylantrag“<br />

stellen. Der Asylantrag ist e<strong>in</strong>e mündliche<br />

o<strong>der</strong> schriftliche Äußerung, aus <strong>der</strong><br />

hervorgeht, dass <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>g Schutz<br />

vor politischer Verfolgung sucht. Der Antrag<br />

soll unmittelbar nach Grenzübertritt<br />

gestellt werden. Hier<strong>für</strong> müssen sich die<br />

Asylsuchenden entwe<strong>der</strong> selbst an e<strong>in</strong>e<br />

Außenstelle des Bundesamtes <strong>für</strong> Migration<br />

und Flüchtl<strong>in</strong>ge (BAMF) wenden,<br />

an<strong>der</strong>nfalls werden sie z.B. von <strong>der</strong> Polizei<br />

weiterverwiesen. Zunächst erfolgt<br />

e<strong>in</strong>e Registrierung durch die „Zentrale<br />

Auslän<strong>der</strong>behörde“ sowie die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Erstaufnahmee<strong>in</strong>richtung“.<br />

In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen bef<strong>in</strong>den<br />

sich die Außenstellen des BAMF und<br />

die Zentralen Auslän<strong>der</strong>behörden u.a. <strong>in</strong><br />

Dortmund und Bielefeld.<br />

Bei <strong>der</strong> Registrierung des Asylsuchenden<br />

s<strong>in</strong>d F<strong>in</strong>gerabdrücke, die Aufnahme<br />

<strong>der</strong> Personalien und die Abgabe<br />

von Pass und weiteren Dokumenten<br />

zur Identifizierung obligatorisch. Sehr<br />

wichtig: Es wird auch überprüft, ob <strong>der</strong><br />

Flüchtl<strong>in</strong>g möglicherweise bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

an<strong>der</strong>en europäischen Land registriert<br />

wurde (Eurodac-Abfrage). Ebenso<br />

wird e<strong>in</strong>e ärztliche Untersuchung durchgeführt,<br />

um Tuberkuloseerkrankungen<br />

o.ä. auszuschließen.<br />

Da die Kapazitäten <strong>der</strong> Erstaufnahmee<strong>in</strong>richtungen<br />

sehr begrenzt s<strong>in</strong>d, br<strong>in</strong>gt<br />

das Land NRW die Asylsuchenden ergänzend<br />

<strong>in</strong> sogenannten „Zentralen<br />

Unterbr<strong>in</strong>gungse<strong>in</strong>richtungen“ unter,<br />

wie z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Via Stenden/Kerken. Die<br />

Aufenthaltsdauer beträgt hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

14 Tage, max<strong>im</strong>al jedoch 3 Monate.<br />

Danach best<strong>im</strong>mt die Bezirksregierung<br />

e<strong>in</strong>en Wohnort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune <strong>im</strong><br />

Rahmen e<strong>in</strong>es festgelegten Zuweisungsverfahrens.<br />

Die Wohnsitznahme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> zugewiesenen Kommune ist m<strong>in</strong>destens<br />

<strong>für</strong> die Dauer des Asylverfahrens<br />

verpflichtend.<br />

Während das Land, bzw. anschließend<br />

die Kommunen sich um die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

und Versorgung <strong>der</strong> Asylbewerber<br />

kümmern, bleibt das Bundesamt<br />

<strong>für</strong> Migration und Flüchtl<strong>in</strong>ge (BAMF) <strong>für</strong><br />

die Prüfung des Asylantrags zuständig.<br />

Im Normalfall sollte die persönliche Antragstellung<br />

und Anhörung unverzüglich<br />

nach <strong>der</strong> Äußerung des Asylgesuchs erfolgen.<br />

Wie das Asylverfahren tatsächlich<br />

abläuft, hängt nicht zuletzt von <strong>der</strong><br />

13


FLÜCHTLINGE IM ASYLVERFAHREN<br />

Zahl <strong>der</strong> aufzunehmenden Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

ab. Angesichts zum Teil hoher Zugangszahlen<br />

kommt es häufi ger vor, dass e<strong>in</strong><br />

Asylantrag be<strong>im</strong> BAMF erst nach dem<br />

Transfer <strong>in</strong> die Kommunen gestellt werden<br />

kann. Doch selbst wenn e<strong>in</strong> Asylantrag<br />

gestellt werden konnte, müssen<br />

viele Asylsuchende oft mehrere Monate<br />

auf e<strong>in</strong>en Anhörungsterm<strong>in</strong> warten.<br />

Die Anhörung, bzw. das „Interview“, von<br />

dem die Flüchtl<strong>in</strong>ge meist sprechen, be<strong>in</strong>haltet<br />

Fragen zu den Personalien, den<br />

Fluchtgründen und dem Fluchtweg. Im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Anhörung ist es sehr wichtig,<br />

dass <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>g möglichst umfassend<br />

und detailliert alle Umstände erläutert,<br />

weshalb er aus dem Herkunftsland<br />

fl iehen musste, ggf. nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Drittland<br />

bleiben konnte, und weshalb ke<strong>in</strong>e<br />

Rückkehrmöglichkeit besteht. Auch ist<br />

es hilfreich, Zeugen o<strong>der</strong> Beweismittel<br />

zu benennen. Das Interview wird mit<br />

Hilfe von Dolmetschenden durchgeführt<br />

und protokolliert, <strong>der</strong> Antragsteller (o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> von ihm beauftragte Rechtsanwalt)<br />

erhält später e<strong>in</strong>e Kopie des Interviews.<br />

Es ist möglich, dass <strong>der</strong> Rechtsanwalt<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Vertrauensperson bei<br />

<strong>der</strong> Anhörung zugegen ist. Bezüglich<br />

<strong>der</strong> Vertrauensperson entscheidet aber<br />

letztendlich <strong>der</strong> anhörende Beamte. Auf<br />

e<strong>in</strong>e persönliche Anhörung wird nur bei<br />

DIE ANHÖRUNG<br />

DIE ANHÖRUNG, BZW.<br />

DAS „INTERVIEW“, VON<br />

DEM DIE FLÜCHTLINGE<br />

MEIST SPRECHEN,<br />

BEINHALTET FRAGEN ZU<br />

DEN PERSONALIEN, DEN<br />

FLUCHTGRÜNDEN UND<br />

DEM FLUCHTWEG.<br />

Personen unter 16 Jahren verzichtet.<br />

Antragsteller aus Syrien o<strong>der</strong> Eritrea,<br />

die e<strong>in</strong>e hohe Anerkennungschance<br />

besitzen, haben aktuell die Möglichkeit,<br />

lediglich e<strong>in</strong>en schriftlichen Kurzfragebogen<br />

auszufüllen, um das Verfahren zu<br />

beschleunigen.<br />

Nach Registrierung des Asylantrags erhält<br />

<strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>g dann se<strong>in</strong>e „Aufent-<br />

14


FLÜCHTLINGE IM ASYLVERFAHREN<br />

haltsgestattung“ als vorübergehendes<br />

Ausweisdokument.<br />

Die Bearbeitungszeiten, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>er<br />

e<strong>in</strong>e Entscheidung <strong>im</strong> Asylverfahren getroffen<br />

wird, s<strong>in</strong>d schwankend. Mitunter<br />

wird noch am gleichen Tag e<strong>in</strong> Bescheid<br />

erteilt (meist negativ). Vielfach müssen<br />

sich die Asylsuchenden aber auf Wartezeiten<br />

von 3-6 Monaten e<strong>in</strong>stellen, nicht<br />

selten sogar 1 Jahr und länger.<br />

Sofern das Verfahren positiv verlaufen<br />

ist, enthält <strong>der</strong> Bescheid die Feststellung<br />

e<strong>in</strong>er „Anerkennung“ (z.B. weil<br />

aufgrund politischer Überzeugungen<br />

Verfolgungsmaßnahmen drohen o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> Abschiebungsverbot wegen <strong>der</strong> Gefahr<br />

von Folter o<strong>der</strong> Todesstrafe o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

an<strong>der</strong>en erheblichen Gefährdung <strong>für</strong><br />

das Leben des Betroffenen ausgesprochen<br />

wird). Wenn die Rechtskraft des<br />

15


FLÜCHTLINGE IM ASYLVERFAHREN<br />

Bescheides e<strong>in</strong>getreten ist, wendet sich<br />

<strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> diesen Fällen wegen<br />

Ausstellung <strong>der</strong> Aufenthaltserlaubnis<br />

an se<strong>in</strong>e zuständige Auslän<strong>der</strong>behörde<br />

(hier: <strong>Kreis</strong> <strong>Kleve</strong>). Wenn <strong>der</strong> Asylvortrag<br />

aus diversen Gründen nicht überzeugt<br />

hat o<strong>der</strong> bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Land e<strong>in</strong> Asylverfahren<br />

e<strong>in</strong>geleitet wurde, wird <strong>der</strong> Asylantrag<br />

abgelehnt. Hier<strong>für</strong> gibt es mehrere Varianten:<br />

E<strong>in</strong>e Ablehnung als „offensichtlich<br />

unbegründet“, als „unbegründet“<br />

o<strong>der</strong> als „unbeachtlich“. In jedem dieser<br />

Fälle sollte umgehend e<strong>in</strong>e Beratungsstelle<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> sachkundiger Rechtsanwalt<br />

aufgesucht werden, um Fristen <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>e Klage und e<strong>in</strong>en gegebenenfalls<br />

erfor<strong>der</strong>lichen „Antrag auf aufschiebende<br />

Wirkung <strong>der</strong> Klage“ (Eilantrag) zu<br />

wahren. Das Klageverfahren gegen die<br />

Ablehnung des Asylantrages wird be<strong>im</strong><br />

zuständigen Verwaltungsgericht durchgeführt<br />

(hier: VG Düsseldorf).<br />

Das Asylverfahren kann unter Umständen<br />

mehrere Jahre andauern, je nachdem<br />

welche juristischen Schritte e<strong>in</strong>geleitet<br />

werden und wie lange sich die<br />

Bearbeitungszeiten be<strong>im</strong> BAMF und<br />

den Gerichten erstrecken.<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Das Asylverfahren, schon die erste<br />

Anhörung, ist <strong>für</strong> den Flüchtl<strong>in</strong>g von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Es ist<br />

unbed<strong>in</strong>gt ratsam, dass <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>g<br />

vor dem Anhörungsterm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsberatungsstelle o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en auf Asylrecht spezialisierten<br />

Rechtsanwalt aufsucht, um sich<br />

vorher beraten und möglichst ke<strong>in</strong>e<br />

wichtigen Details auszulassen. Da<br />

die Interviews schon mal „zweigeteilt“<br />

zu unterschiedlichen Zeiten stattf<strong>in</strong>den<br />

(erster Term<strong>in</strong> pr<strong>im</strong>är Fragen zum<br />

Fluchtweg, zweiter Term<strong>in</strong> <strong>für</strong> weitere<br />

Fragen zur Begründung des Asylantrags)<br />

ist es möglich, dass Sie als <strong>Ehrenamtliche</strong>r<br />

diesen H<strong>in</strong>weis noch geben<br />

können. Zum Asylverfahren gibt<br />

es Informationsblätter <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Sprachen, die e<strong>in</strong>e erste Orientierung<br />

bieten (siehe www.asyl.net).<br />

Sehr wichtig und ernst zu nehmen<br />

s<strong>in</strong>d auch alle Fristen, die genannt<br />

werden. Der Flüchtl<strong>in</strong>g selbst muss<br />

alle amtlichen Papiere <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Verfahrens schnell verstehen können,<br />

um <strong>für</strong> term<strong>in</strong>gerechte Erwi<strong>der</strong>ungen,<br />

Anträge und begründete Klagen sorgen<br />

zu können. Die Zustellung <strong>der</strong><br />

Post muss sichergestellt se<strong>in</strong>.<br />

16


WOHNSITUATION VON FLÜCHTLINGEN IM KREIS KLEVE<br />

WOHNSITUATION VON FLÜCHTLINGEN<br />

IM KREIS KLEVE<br />

Die Kommunen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

s<strong>in</strong>d dazu verpflichtet, die ihnen nach<br />

Berechnung des „Königste<strong>in</strong>er Schlüssel“<br />

zugewiesenen Flüchtl<strong>in</strong>ge aufzunehmen<br />

und mit Wohnraum zu versorgen.<br />

Nach dem Asylverfahrensgesetz<br />

sollen Asylbewerber und Geduldete<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsunterkünften<br />

untergebracht werden. Hierbei<br />

s<strong>in</strong>d sowohl das öffentliche Interesse<br />

als auch Belange des Auslän<strong>der</strong>s zu<br />

berücksichtigen. Die Unterbr<strong>in</strong>gung erfolgt<br />

letztendlich nach näherer Maßgabe<br />

<strong>der</strong> Kommune. Die Anmietung von<br />

Privatwohnungen ist demnach ebenso<br />

erlaubt.<br />

Im <strong>Kreis</strong> <strong>Kleve</strong> machen <strong>im</strong>mer mehr<br />

Kommunen davon Gebrauch, Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

auf kle<strong>in</strong>ere, dezentrale Wohne<strong>in</strong>heiten<br />

zu verteilen, bzw. privaten Wohnraum<br />

anzumieten. Dennoch bestehen vieler-<br />

17


WOHNSITUATION VON FLÜCHTLINGEN IM KREIS KLEVE<br />

orts noch Geme<strong>in</strong>schaftsunterkünfte<br />

mit e<strong>in</strong>er Belegungskapazität zwischen<br />

50 und 100 Plätzen, <strong>in</strong> wenigen Fällen<br />

auch mehr. Die Lage <strong>der</strong> Unterkünfte<br />

(zentral o<strong>der</strong> am Ortsrand gelegen), <strong>der</strong><br />

bauliche Zustand und die Ausstattung<br />

divergieren sehr stark. In vielen E<strong>in</strong>richtungen<br />

werden Küchen und Sanitärräume<br />

von mehreren Personen geme<strong>in</strong>sam<br />

genutzt. Abgeschlossene Wohne<strong>in</strong>heiten<br />

s<strong>in</strong>d eher die Ausnahme. Für e<strong>in</strong>en<br />

Großteil <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge gilt, dass sie <strong>in</strong><br />

beengten räumlichen Verhältnissen le-<br />

ben müssen und wenige Rückzugsmöglichkeiten<br />

haben.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>für</strong> traumatisierte Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

o<strong>der</strong> Menschen, die an an<strong>der</strong>en körperlichen<br />

und/o<strong>der</strong> psychischen Erkrankungen<br />

o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen leiden,<br />

stellt diese Form <strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Belastung dar. Daher sollten<br />

diese schutzbedürftigen Personen, aber<br />

auch alle<strong>in</strong> reisende Frauen und Familien<br />

nach Möglichkeit <strong>in</strong> Privatwohnungen<br />

untergebracht werden.<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Wie <strong>in</strong> Ihrer Kommune die Wohnraumversorgung<br />

geregelt ist,<br />

können Sie über die Kommunalverwaltung<br />

o<strong>der</strong> die Flüchtl<strong>in</strong>gsberatungsstelle<br />

<strong>in</strong> Erfahrung<br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

Für ehrenamtliches Engagement<br />

bietet die Wohnsituation <strong>der</strong><br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>ige Anknüpfungspunkte:<br />

Hilfestellung bei <strong>der</strong><br />

Wohnungssuche ist sehr gefragt.<br />

18


DAS ASYLBEWERBERLEISTUNGSGESETZ<br />

SPEZIELLES SOZIALRECHT FÜR FLÜCHTLINGE:<br />

DAS ASYLBEWERBERLEISTUNGSGESETZ<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge, die e<strong>in</strong>en Asylantrag gestellt<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Duldung erhalten haben und<br />

bedürftig s<strong>in</strong>d, erhalten Sozialleistungen<br />

nach dem „Asylbewerberleistungsgesetz“<br />

(AsylbLG). Bei e<strong>in</strong>er Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erstaufnahmee<strong>in</strong>richtung<br />

wird <strong>der</strong> notwendige Bedarf an Ernährung,<br />

Unterkunft, Heizung, Kleidung,<br />

Gesundheitspflege und Gebrauchsund<br />

Verbrauchsgütern des Haushalts <strong>in</strong><br />

Form von Sachleistungen gedeckt. Zusätzlich<br />

wird e<strong>in</strong> Taschengeld als Barbetrag<br />

ausgezahlt. Sobald die Asylsuchenden<br />

aber e<strong>in</strong>er Kommune zugewiesen<br />

worden s<strong>in</strong>d, d.h. spätestens nach drei<br />

Monaten, müssen vorrangig Geldleistungen<br />

gewährt werden. Nur <strong>in</strong> begründeten<br />

E<strong>in</strong>zelfällen dürfen Kommunen<br />

e<strong>in</strong>e Versorgung durch Sachleistungen<br />

sicherstellen.<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit mussten Asylbewerber<br />

und Geduldete weitreichende<br />

Leistungse<strong>in</strong>schränkungen h<strong>in</strong>nehmen.<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Urteil von 2012 jedoch festgestellt,<br />

dass auch Asylbewerber unabhängig<br />

von migrationspolitischen Erwägungen<br />

e<strong>in</strong>en Anspruch auf Leistungen zur<br />

Sicherung des soziokulturellen Existenzm<strong>in</strong><strong>im</strong>ums<br />

haben, die e<strong>in</strong>e Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben ermöglichen.<br />

Seit dem 01.März 2015 gelten folgende Regelsätze nach §3 AsylbLG:<br />

Alle<strong>in</strong>stehende /<br />

alle<strong>in</strong>erziehende<br />

Erwachsene<br />

Ehe- bzw.<br />

Lebenspartner<br />

Haushaltsangehörige<br />

Erwachsene<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> von<br />

Beg<strong>in</strong>n 15.<br />

bis Vollendung<br />

18. Lebensjahr<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> von<br />

Beg<strong>in</strong>n 7. bis<br />

Vollendung 14.<br />

Lebensjahres<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis<br />

zur Vollendung<br />

des 6. Lebensjahres<br />

GRUND-<br />

LEISTUNGEN<br />

216 €<br />

194 €<br />

174 €<br />

198 €<br />

157 €<br />

133 €<br />

BARBETRAG<br />

143 €<br />

129 €<br />

113 €<br />

85 €<br />

92 €<br />

84 €<br />

GESAMT<br />

359 €<br />

323 €<br />

287 €<br />

283 €<br />

249 €<br />

217 €<br />

19


DAS ASYLBEWERBERLEISTUNGSGESETZ<br />

Die Regelsätze liegen unterhalb <strong>der</strong> Bedarfssätze<br />

nach dem SGB II (Hartz-IV).<br />

Zusätzlich werden bei e<strong>in</strong>er Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaftsunterkunft<br />

anteilige Stromkosten von den Leistungen<br />

e<strong>in</strong>behalten.<br />

Das Asylbewerberleistungsgesetz sieht<br />

weitere E<strong>in</strong>schränkungen <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> gesundheitlichen Versorgung vor.<br />

Leistungsbezieher nach dem AsylbLG<br />

haben ke<strong>in</strong>en Anspruch auf Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krankenkasse. Kostenträger<br />

ist das Sozialamt, das über die<br />

Übernahme von Gesundheitsleistungen<br />

zu entscheiden hat und hier<strong>für</strong> entsprechende<br />

Krankensche<strong>in</strong>e ausstellt. In<br />

<strong>der</strong> Regel werden nur die Kosten <strong>für</strong> die<br />

Behandlung akuter Erkrankungen und<br />

Schmerzzustände übernommen. Die<br />

Kosten <strong>für</strong> die Behandlung von chronischen<br />

Erkrankungen o<strong>der</strong> solchen, die<br />

unter Umständen „aufschiebbar“ s<strong>in</strong>d,<br />

müssen geson<strong>der</strong>t beantragt werden.<br />

Das ist vielfach e<strong>in</strong> langwieriger Prozess:<br />

E<strong>in</strong>em Antrag auf Kostenübernahme<br />

be<strong>im</strong> Sozialamt, abgesichert<br />

durch ärztliche Atteste und Gutachten,<br />

folgt die E<strong>in</strong>schaltung des zuständigen<br />

Gesundheitsamtes zur Beurteilung <strong>der</strong><br />

„Notwendigkeit“. Beson<strong>der</strong>s schwierig<br />

s<strong>in</strong>d die Versorgung mit Sehhilfen, Zahnersatz<br />

und die Behandlung psychosomatischer<br />

Erkrankungen.<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Es bleibt abzuwarten, ob <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />

Neuregelungen zur gesundheitlichen<br />

Versorgung <strong>der</strong> Asylbewerber<br />

e<strong>in</strong>führen wird. Um Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

e<strong>in</strong>en besseren Zugang zu Gesundheitsleistungen<br />

zu ermöglichen und<br />

Bürokratie <strong>in</strong> den Sozialämtern abzubauen,<br />

sollen die Kommunen Gesundheitskarten<br />

e<strong>in</strong>führen dürfen.<br />

Näheres ist bislang jedoch noch<br />

nicht best<strong>im</strong>mt. Nach 15 Monaten<br />

des Aufenthalts erhalten Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

mit Duldung o<strong>der</strong> Aufenthaltsgestattung<br />

Leistungen analog des SGB XII.<br />

Sie bekommen dann höhere Geldbeträge<br />

und außerdem e<strong>in</strong>e Krankenversichertenkarte.<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge,<br />

die anerkannt worden s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e<br />

entsprechende Aufenthaltserlaubnis<br />

besitzen, erhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ganz<br />

normal Leistungen nach dem SGB<br />

II und werden durch das Jobcenter<br />

betreut. Trotzdem bestehen <strong>in</strong> vielen<br />

Bereichen <strong>der</strong> Sozialgesetzgebung<br />

noch Son<strong>der</strong>regelungen <strong>für</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

und an<strong>der</strong>e Auslän<strong>der</strong>. Inwieweit<br />

z.B. Leistungen <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe,<br />

BaFöG o<strong>der</strong> auch die Ausstellung<br />

e<strong>in</strong>es Wohnberechtigungssche<strong>in</strong>s<br />

beantragt werden können, klären Sie<br />

am Besten mit den entsprechenden<br />

Fachleuten vor Ort.<br />

20


SPEZIELLE GESUNDHEITLICHE BELASTUNGEN: TRAUMATISIERTE FLÜCHTLINGE<br />

SPEZIELLE GESUNDHEITLICHE BELASTUNGEN:<br />

TRAUMATISIERTE FLÜCHTLINGE<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge haben häufig seelische und<br />

körperliche Wunden auf Grund von<br />

Menschenrechtsverletzungen, Kriegserlebnissen,<br />

Flucht- und Vertreibungserfahrungen<br />

erlitten. Die Schätzung<br />

ist, dass weltweit rund e<strong>in</strong> Drittel aller<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge an e<strong>in</strong>er „post-traumatischen<br />

Belastungsstörung“ (PTBS) leiden.<br />

Unter e<strong>in</strong>em „Trauma“ versteht man<br />

die Verletzung <strong>der</strong> Seele durch e<strong>in</strong><br />

tragisches, erschütterndes, stark belastendes<br />

Erlebnis, das außerhalb <strong>der</strong><br />

üblichen menschlichen Erfahrung liegt.<br />

Kennzeichnend <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e traumatische Situation<br />

ist das Erleben von Bedrohung,<br />

Ausgeliefertse<strong>in</strong>, Entsetzen, Hilflosigkeit<br />

sowie Todesangst. Durch e<strong>in</strong> Trauma<br />

werden vier existentiell wichtige, psychische<br />

Grundannahmen über das Selbst<br />

und die Welt erschüttert:<br />

21


SPEZIELLE GESUNDHEITLICHE BELASTUNGEN: TRAUMATISIERTE FLÜCHTLINGE<br />

• Der Glaube an die eigene persönliche<br />

Unverletzbarkeit<br />

• Die eigene Sichtweise über das<br />

Selbst als etwas Positives<br />

• Der Glaube an die Welt als e<strong>in</strong>en<br />

Ort, <strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvoll und <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

geordnet funktioniert<br />

• Das Vertrauen, dass die Menschen<br />

<strong>im</strong> Grunde gut, verlässlich und<br />

vorhersehbar s<strong>in</strong>d<br />

Die Symptome werden häufig erst sehr<br />

spät erkannt und richtig zugeordnet.<br />

Folgende Symptome können jedenfalls<br />

H<strong>in</strong>weise <strong>für</strong> psychische Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

und Erkrankungen se<strong>in</strong>:<br />

• Ständige Gedanken und Rücker<strong>in</strong>nerungen<br />

an das traumatische Erlebnis<br />

• Rückblenden <strong>in</strong> das traumatische<br />

Geschehen, „also ob es jetzt passiert“<br />

• Massive Versuche, das traumatische<br />

Erlebnis zu ignorieren, nicht darüber<br />

zu reden o<strong>der</strong> daran zu denken<br />

• Gefühle emotionaler Betäubung<br />

• Andauernde Schlafstörungen<br />

• Albträume, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vom<br />

traumatischen Geschehen<br />

• Grübelneigung / Grübelzwang<br />

• Nervosität/ Reizbarkeit/ Neigung zu<br />

aggressiven Verhaltensweisen<br />

• Ängste<br />

• Schreckhaftigkeit<br />

• nie<strong>der</strong>gedrückte St<strong>im</strong>mung,<br />

häufiges We<strong>in</strong>en<br />

• Gedächtnis- und Er<strong>in</strong>nerungsstörungen<br />

• Konzentrationsstörungen,<br />

Entscheidungsschwierigkeiten<br />

• Interesse- und Lustlosigkeit<br />

• Verän<strong>der</strong>tes Selbsterleben, niedriges<br />

Selbstwertgefühl<br />

• Gefühle <strong>der</strong> Isolation<br />

• Misstrauen<br />

• Angst, verrückt zu se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> verrückt<br />

zu werden<br />

• Schuld- und Schamgefühle<br />

• Suizidgedanken, Gefühle von<br />

Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit,<br />

S<strong>in</strong>nlosigkeit<br />

• Vielfältige körperliche Beschwerden<br />

(oft verbunden mit chronischen<br />

Schmerzen)<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge, die unter diesen Symptomen<br />

leiden, haben manchmal Schwierigkeiten,<br />

sich neu zu orientieren, ihr<br />

Leben aktiv zu bewältigen und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

durchzuhalten. Dies kann<br />

sich auch <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht auswirken.<br />

Sie zweifeln z.B. an sich selbst o<strong>der</strong> ihren<br />

Fähigkeiten und s<strong>in</strong>d deshalb mutlos,<br />

etwas Neues zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

Manchmal fällt es dem Flüchtl<strong>in</strong>g nicht<br />

leicht, um Hilfe nachzusuchen. O<strong>der</strong><br />

22


SPEZIELLE GESUNDHEITLICHE BELASTUNGEN: TRAUMATISIERTE FLÜCHTLINGE<br />

RE-TRAUMATISIERUNG<br />

DIE LANGJÄHRIGE LEBENSSITUATION ALS ASYL-<br />

BEWERBER/IN ODER GEDULDETER FLÜCHTLING<br />

IST STARK BELASTEND UND FÜHRT IN EINZELNEN<br />

FÄLLEN ZU DEM GEFÜHL, WIEDER DER GLEICHEN<br />

HILFLOSIGKEIT UND REPRESSION AUSGESETZT<br />

ZU SEIN.<br />

23


SPEZIELLE GESUNDHEITLICHE BELASTUNGEN: TRAUMATISIERTE FLÜCHTLINGE<br />

er/sie for<strong>der</strong>t massiv e<strong>in</strong>, dass Sie ihm<br />

vielleicht vieles abnehmen, was er doch<br />

teilweise selbst leisten kann. E<strong>in</strong>ige<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge kontaktieren auf Grund ihres<br />

Misstrauens und/o<strong>der</strong> ihrer Unsicherheit<br />

gleich mehrere Berater (erhalten lei<strong>der</strong><br />

auch oft unterschiedliche Auskünfte)<br />

und wissen dann nicht mehr, woran sie<br />

sich orientieren sollen.<br />

Auch die langjährige Lebenssituation als<br />

Asylbewerber/<strong>in</strong> o<strong>der</strong> geduldeter Flüchtl<strong>in</strong>g<br />

ist stark belastend und führt <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen<br />

sogar zu „Re-Traumatisierungen“,<br />

dem Gefühl, wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> gleichen<br />

Hilflosigkeit und Repression ausgesetzt<br />

zu se<strong>in</strong>. Ängste eventuell doch <strong>in</strong> das<br />

He<strong>im</strong>atland zurück zu müssen, können<br />

viel Energie blockieren und den Lebensmut<br />

e<strong>in</strong>schränken. Symptome treten gelegentlich<br />

recht plötzlich auf, manchmal<br />

verstärken sie sich langsam über e<strong>in</strong>en<br />

längeren Zeitraum. Die Symptomatik<br />

kann <strong>in</strong> ihrer Ausdrucksform kulturell geprägt<br />

se<strong>in</strong>. K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben teilweise e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Symptomatik als Erwachsene.<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Bei Flüchtl<strong>in</strong>gen werden häufig<br />

folgende Erkrankungen <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

Schwere diagnostiziert:<br />

• Posttraumatische<br />

Belastungsstörungen<br />

• Depressionen o<strong>der</strong><br />

Angststörungen<br />

• Psychosomatische Beschwerden<br />

Die Erfahrungen können auch Asylverfahren<br />

sehr bee<strong>in</strong>flussen, wenn Betroffene<br />

nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d über die<br />

schrecklichen Erlebnisse zu sprechen<br />

o<strong>der</strong> nach den Erfahrungen <strong>im</strong> He<strong>im</strong>atland<br />

Ängste bestehen, mit e<strong>in</strong>em Beamten<br />

zu sprechen, und deshalb viele<br />

wichtige Aspekte verschweigen. Oft wird<br />

dann später e<strong>in</strong>e psychologisch-fachliche<br />

Begutachtung zur gesundheitlichen<br />

Situation des Betroffenen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

E<strong>in</strong>ige Flüchtl<strong>in</strong>ge leiden schon seit<br />

Jahren an Beschwerden, die wegen<br />

e<strong>in</strong>geschränkter Krankenhilfeleistungen,<br />

sprachlichen Problemen, isolierter<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung häufig nicht e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />

Behandlung zugeführt wurden.<br />

24


SPEZIELLE GESUNDHEITLICHE BELASTUNGEN: TRAUMATISIERTE FLÜCHTLINGE<br />

Folter- und Kriegserfahrungen,<br />

aber auch langjährige Unterdrückungen<br />

und Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierungen als<br />

Gruppe s<strong>in</strong>d hier beson<strong>der</strong>s massiv<br />

Auslöser.<br />

In diesen Fällen braucht es oft fachlichen<br />

Rat, um Betroffenen weiter zu<br />

helfen. Es werden Psycholog<strong>in</strong>nen<br />

und Psychologen mit fundierten Zusatzausbildungen<br />

gebraucht, die<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich beson<strong>der</strong>s geschult<br />

s<strong>in</strong>d und Beratung, Therapie<br />

und Begutachtung anbieten o<strong>der</strong><br />

vermitteln können. Gleichzeitig ist<br />

Geduld gefragt. Hilfestellung bei<br />

<strong>der</strong> Strukturierung von Tagesabläufen<br />

und Orientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen<br />

Umgebung, Maßnahmen zur Entlastung<br />

können hilfreich se<strong>in</strong> und<br />

leichte Beschwerden auch deutlich<br />

l<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

25


DER „ZUGANG“ ZUM ARBEITSMARKT<br />

DER „ZUGANG“ ZUM ARBEITSMARKT<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge, die neu <strong>in</strong> das Bundesgebiet<br />

e<strong>in</strong>gereist und noch nicht <strong>im</strong> Besitz<br />

e<strong>in</strong>er Aufenthaltserlaubnis s<strong>in</strong>d, haben<br />

zunächst <strong>für</strong> drei Monate e<strong>in</strong> grundsätzliches<br />

Arbeitsverbot. Nach dieser<br />

Frist besteht <strong>für</strong> Asylsuchende und Geduldete<br />

e<strong>in</strong> sogenannter nachrangiger<br />

Arbeitsmarktzugang, <strong>der</strong> <strong>für</strong> fünfzehn<br />

Monate ab E<strong>in</strong>reise gilt. Dies bedeutet,<br />

dass <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e konkrete Tätigkeit bei<br />

e<strong>in</strong>em best<strong>im</strong>mten Arbeitgeber – vor<br />

Abschluss e<strong>in</strong>es Arbeitsvertrags - e<strong>in</strong>e<br />

Beschäftigungserlaubnis bei <strong>der</strong> zuständigen<br />

Auslän<strong>der</strong>behörde beantragt<br />

werden muss. Die Auslän<strong>der</strong>behörde<br />

prüft dann <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, ob die Beschäftigungserlaubnis<br />

<strong>im</strong> konkreten E<strong>in</strong>zelfall<br />

erteilt wird.<br />

In <strong>der</strong> Regel wird die Erteilung abgelehnt,<br />

wenn die Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

zum Ergebnis kommt, dass die<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen nicht h<strong>in</strong>reichend<br />

s<strong>in</strong>d (z.B. zu ger<strong>in</strong>ge Entlohnung <strong>im</strong><br />

Vergleich zum ortsüblichen Lohnniveau<br />

<strong>für</strong> vergleichbare Tätigkeiten) und/o<strong>der</strong><br />

<strong>für</strong> die konkrete Tätigkeit genügend so<br />

genannte ‚bevorrechtigte‘ Personen zur<br />

Verfügung stehen (Vorrangprüfung),<br />

also Deutsche, EU-BürgerInnen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Personen mit e<strong>in</strong>em besseren<br />

Aufenthaltsstatus. Aus diesem Grund ist<br />

es sehr schwierig, mit e<strong>in</strong>em nachrangigen<br />

Arbeitsmarktzugang e<strong>in</strong>e Beschäftigungserlaubnis<br />

zu erhalten. In e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen bieten Helfertätigkeiten <strong>im</strong> Gartenbau<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft e<strong>in</strong>e Beschäftigungsmöglichkeit.<br />

Die Beschäftigung<br />

bei Zeit- und Leiharbeitsfirmen ist<br />

grundsätzlich ausgeschlossen.<br />

Ausnahmen von <strong>der</strong> Vorrangprüfung<br />

gibt es bei Praktika, <strong>der</strong> schulischen<br />

o<strong>der</strong> betrieblichen Berufsausbildung,<br />

<strong>für</strong> Hochqualifizierte o<strong>der</strong> bei Ausübung<br />

e<strong>in</strong>er Tätigkeit, die e<strong>in</strong>e anerkannte Berufsausbildung<br />

voraussetzt. Die hier<strong>für</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lichen Stellenvoraussetzungen<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nicht <strong>im</strong>mer leicht zu erbr<strong>in</strong>gen.<br />

Vielfach stößt die Anerkennung von<br />

Schul- und Berufsabschlüssen auf hohe<br />

Hürden. Dennoch kann es sich lohnen,<br />

mit Hilfe entsprechen<strong>der</strong> Beratungsstellen<br />

auf e<strong>in</strong>e mögliche Berufsanerkennung<br />

bzw. berufliche Weiterqualifizierung<br />

h<strong>in</strong>zuwirken.<br />

In jedem Fall muss e<strong>in</strong>e Beschäftigungserlaubnis<br />

durch die Auslän<strong>der</strong>behörde<br />

e<strong>in</strong>geholt werden. Dieser obliegt es<br />

26


DER „ZUGANG“ ZUM ARBEITSMARKT<br />

VORRANGPRÜFUNG<br />

MIT EINEM NACHRANGIGEN<br />

ARBEITSMARKTZUGANG EINE<br />

BESCHÄFTIGUNGSERLAUBNIS<br />

ZU ERHALTEN, IST SEHR<br />

SCHWIERIG. DEUTSCHE,<br />

EU-BÜRGERINNEN ODER<br />

ANDERE PERSONEN MIT EINEM<br />

BESSEREN AUFENTHALTSSTATUS<br />

WERDEN BEVORRECHTIGT.<br />

27


DER „ZUGANG“ ZUM ARBEITSMARKT<br />

nämlich zu prüfen, ob ggf. an<strong>der</strong>e aufenthaltsrechtliche<br />

Gründe gegen die<br />

Erteilung e<strong>in</strong>er Arbeitserlaubnis sprechen.<br />

Selbst nach 15 Monaten Aufenthalt<br />

kann die Auslän<strong>der</strong>behörde das<br />

Beschäftigungsverbot bei Geduldeten,<br />

z.B. wegen mangeln<strong>der</strong> Mitwirkung bei<br />

<strong>der</strong> Passbeschaffung, aufrecht erhalten.<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Bei <strong>der</strong> Unterstützung nach e<strong>in</strong>em<br />

Arbeitsplatz/e<strong>in</strong>er Ausbildungsstelle<br />

o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Erstellung von Bewerbungsunterlagen<br />

und <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

auf Vorstellungsgespräche ist<br />

Ihre Hilfe sehr gefragt.<br />

Meistens lässt sich an <strong>der</strong> Formulierung<br />

<strong>im</strong> Ausweisdokument erkennen,<br />

ob e<strong>in</strong>e Arbeitsmöglichkeit gegeben<br />

ist. Auf politischer Ebene f<strong>in</strong>den <strong>der</strong>zeit<br />

verschiedene Diskussionen über<br />

e<strong>in</strong>en erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

sowie über die Ausweitung<br />

von Qualifizierungsangeboten<br />

<strong>für</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge statt. Nähere Anfragen<br />

zu Beschäftigungsmöglichkeiten und<br />

Antragsverfahren beantworten Ihnen<br />

gerne auch die Beratungsstellen <strong>in</strong><br />

Ihrer Nähe.<br />

28


SPRACHFÖRDERUNG FÜR FLÜCHTLINGE<br />

SPRACHFÖRDERUNG FÜR FLÜCHTLINGE<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge, die neu <strong>in</strong> das Bundesgebiet<br />

e<strong>in</strong>gereist s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e Aufenthaltsgestattung<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Asylverfahrens<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Duldung besitzen, haben zunächst<br />

ke<strong>in</strong>en Zugang zu e<strong>in</strong>er staatlich<br />

geför<strong>der</strong>ten Sprachför<strong>der</strong>ung. Inwieweit<br />

sich diese <strong>in</strong>tegrationsh<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Regelungen<br />

alsbald än<strong>der</strong>n werden, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Da Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong> Geld<br />

zur F<strong>in</strong>anzierung privater Sprachkurse<br />

haben, s<strong>in</strong>d gerade <strong>in</strong> den ersten Monaten<br />

Caritas und an<strong>der</strong>e freie Träger sowie<br />

<strong>Ehrenamtliche</strong> und Pfarrgeme<strong>in</strong>den<br />

gefragt, kostenlose Angebote zum Erlernen<br />

<strong>der</strong> deutschen Sprache sowie zur<br />

Alphabetisierung zu organisieren und<br />

anzubieten! Das ist sehr wichtig, damit<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge sich so rasch wie möglich <strong>in</strong><br />

ihrer neuen Umgebung zu Recht f<strong>in</strong>den<br />

können. Gerade zu Beg<strong>in</strong>n ihres Aufenthaltes<br />

<strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d sie meistens<br />

hoch motiviert, die Sprache zu erlernen.<br />

Der Bedarf an Sprachför<strong>der</strong>ung ist überall<br />

sehr hoch.<br />

werden. Je nachdem, welcher Aufenthaltstitel<br />

nach welcher Norm erteilt<br />

wurde, gibt es entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Teilnahmeanspruch<br />

o<strong>der</strong> es liegt <strong>im</strong> Ermessen<br />

des Jobcenters o<strong>der</strong> des BAMF trotz<br />

fehlenden Anspruchs die Teilnahme zuzulassen.<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Die zuständigen Beratungsstellen<br />

<strong>der</strong> Caritas, <strong>der</strong> Internationale Bund<br />

o<strong>der</strong> die Volkshochschulen beraten<br />

gerne über die Sprachför<strong>der</strong>möglichkeiten<br />

vor Ort.<br />

Sprechen Sie uns an, wenn Sie sich<br />

zutrauen, <strong>im</strong> E<strong>in</strong>zelfall o<strong>der</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe Sprachunterricht zu erteilen.<br />

Gerne Unterstützen wir Sie, wenn Sie<br />

e<strong>in</strong>en Sprachkurs organisieren wollen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Bildungspatenschaft<br />

übernehmen wollen mit Rat und Tat!<br />

Sobald sich <strong>der</strong> Aufenthalt durch Erteilung<br />

e<strong>in</strong>er Aufenthaltserlaubnis verfestigt<br />

hat, kann die Zulassung zu e<strong>in</strong>em<br />

staatlichen Integrationskurs beantragt<br />

29


SCHULE UND AUSBILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE FLÜCHTLINGE<br />

SCHULE UND AUSBILDUNG FÜR KINDER<br />

UND JUGENDLICHE FLÜCHTLINGE<br />

Auch Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong><strong>der</strong> mit perspektivisch<br />

unsicherem Aufenthaltsstatus<br />

(Aufenthaltsgestattung, Duldung, ohne<br />

Papiere) haben <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong><br />

Recht, <strong>in</strong> die Schule zu gehen. Wie <strong>für</strong><br />

alle an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> besteht <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Schulpflicht.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche bzw. junge heranwachsende<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge können und<br />

sollen den schulischen E<strong>in</strong>stieg f<strong>in</strong>den.<br />

Die Schulpflicht besteht <strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>im</strong> Alter<br />

von 6 Jahren bis 16 Jahren. Dennoch<br />

ist darauf zu achten, dass <strong>der</strong> Verpflichtung<br />

auch Folge geleistet werden kann.<br />

Auf Grund <strong>der</strong> hohen Informationsbedarfe<br />

ist die Begleitung durch den schulischen<br />

Alltag <strong>für</strong> die meisten Eltern und<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfangsphase je<strong>der</strong>zeit<br />

hilfreich und s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Der Übergang <strong>für</strong> jugendliche Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> den Beruf ist oft<br />

sehr „holprig“, hier muss viel Motivationsarbeit<br />

– gegenüber Jugendlichen<br />

und Ausbildungsstätten - geleistet werden.<br />

Es lohnt sich!<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

In den e<strong>in</strong>zelnen Kommunen und<br />

Schulen s<strong>in</strong>d die Sprachför<strong>der</strong>angebote<br />

<strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

unterschiedlich geregelt. Es gibt z.T.<br />

Seitene<strong>in</strong>steigerklassen, stundenweise<br />

Deutsch-För<strong>der</strong>unterricht o<strong>der</strong><br />

zusätzliche Angebote <strong>im</strong> Nachmittagsbereich.<br />

Sicher s<strong>in</strong>d die Unterstützungsbedarfe<br />

weitaus höher.<br />

Auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Flüchtl<strong>in</strong>gsfamilien<br />

haben die Möglichkeit, sich be<strong>im</strong><br />

Offenen Ganztag anzumelden. Daneben<br />

kann es hilfreich se<strong>in</strong>, sogenannte<br />

Bildungspatenschaften<br />

e<strong>in</strong>zurichten. Wenn Sie Lust und Interesse<br />

haben, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

bei <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung zu<br />

unterstützen, melden Sie sich bei<br />

den Freiwilligenzentren <strong>in</strong> <strong>Kleve</strong> o<strong>der</strong><br />

Gel<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> sprechen Sie die Beratungsstellen<br />

und Schulen vor Ort<br />

direkt an.<br />

30


SCHULE UND AUSBILDUNG FÜR KINDER UND JUGENDLICHE FLÜCHTLINGE<br />

31


FREIZEITGESTALTUNG FÜR FLÜCHTLINGE<br />

FREIZEITGESTALTUNG FÜR FLÜCHTLINGE –<br />

JEDERZEIT SIND ANGEBOTE WILLKOMMEN!<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong><strong>der</strong> haben <strong>in</strong> ihren oft sehr<br />

engen Unterkünften fast ke<strong>in</strong>en Raum<br />

zum Spielen, wenig Raum <strong>für</strong> Bewegung.<br />

Engagement und e<strong>in</strong>e Angebotsstruktur<br />

<strong>für</strong> zusätzliche und ergänzende<br />

Spiel- und Sprachför<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendliche aus Flüchtl<strong>in</strong>gsfamilien<br />

können Abhilfe schaffen und das E<strong>in</strong>leben<br />

<strong>in</strong> die hiesige Bildungsgesellschaft<br />

und Umgebung weiter erleichtern.<br />

Dabei gibt es so viele Möglichkeiten.<br />

• die Kooperation mit e<strong>in</strong>em<br />

Sportvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe<br />

• Angebote <strong>der</strong> Hausaufgabenhilfe<br />

• Spielkreise<br />

• Kunstaktionen<br />

• die E<strong>in</strong>ladung <strong>in</strong> Jugendzentren<br />

• die Teilnahme von Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

an Ausflügen, Ferien- und Freizeitaktivitäten<br />

Die E<strong>in</strong>trittspreise s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und ihre Familien teilweise ermäßigt<br />

o<strong>der</strong> gar kostenlos, wenn e<strong>in</strong> Sozialleistungsbescheid<br />

vorgelegt wird. Auch die<br />

f<strong>in</strong>anzielle För<strong>der</strong>ung von sportlichen<br />

Aktivitäten, Nachhilfe o<strong>der</strong> Teilnahme<br />

an Ferienmaßnahmen ist teilweise durch<br />

das „Bildungs- und Teilhabepaket“ <strong>für</strong><br />

sozial benachteiligte K<strong>in</strong><strong>der</strong> über das<br />

Sozialamt för<strong>der</strong>fähig. Natürlich müssen<br />

auch hier<strong>für</strong> wie<strong>der</strong> die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Anträge gestellt werden!<br />

Aber auch erwachsene Flüchtl<strong>in</strong>ge freuen<br />

sich, wenn sie dem Alltag <strong>im</strong> Wohnhe<strong>im</strong><br />

entkommen und sich an Aktivitäten<br />

beteiligen können:<br />

Frauen wie Männer haben beispielsweise<br />

vielleicht Spaß an geme<strong>in</strong>samen<br />

Handarbeiten, kreativen und handwerklichen<br />

Tätigkeiten o<strong>der</strong> Gesprächen. Als<br />

Neuankömml<strong>in</strong>ge entdecken sie auch<br />

gerne mehr von <strong>der</strong> Umgebung und<br />

den neuen Kulturen. Oft s<strong>in</strong>d Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

hoch motiviert, ihre Sprachkenntnisse<br />

<strong>in</strong> Gesprächskreisen, Sport- und Hobbygruppen<br />

erweitern zu können o<strong>der</strong><br />

Arbeitsstätten <strong>in</strong> Deutschland kennen<br />

zu lernen. Die Freude an sportlichem<br />

und kulturellem Engagement wird gern<br />

geteilt. Interkulturelle Begegnungen und<br />

Kontaktaufnahme zu „E<strong>in</strong>he<strong>im</strong>ischen“<br />

s<strong>in</strong>d dabei hilfreich.<br />

H<strong>in</strong>weis: Bei Ausflügen und E<strong>in</strong>ladungen<br />

zu Ferienfreizeiten <strong>in</strong>s Ausland ist <strong>im</strong><br />

Auge zu behalten, dass ggf. mit <strong>der</strong> Aus-<br />

32


FREIZEITGESTALTUNG FÜR FLÜCHTLINGE<br />

län<strong>der</strong>behörde wegen <strong>der</strong> Erlaubnis, sich<br />

vorübergehend <strong>im</strong> Ausland aufzuhalten,<br />

verhandelt werden muss. Im E<strong>in</strong>zelfall<br />

ist – je nach Herkunft des Flüchtl<strong>in</strong>gs –<br />

auch e<strong>in</strong> Visum <strong>für</strong> die E<strong>in</strong>reise <strong>in</strong> das<br />

europäische Nachbarland erfor<strong>der</strong>lich.<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Angebote zur Sprachför<strong>der</strong>ung von<br />

Erwachsenen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Spielund<br />

Freizeitgruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterkunft<br />

o<strong>der</strong> unmittelbarer Nähe s<strong>in</strong>d hilfreich.<br />

Aber auch das Kennenlernen des<br />

Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong>s, z.B. durch Organisation<br />

von Ausflügen und Stadtbesuchen ist<br />

<strong>für</strong> die betroffenen Flüchtl<strong>in</strong>ge oft e<strong>in</strong><br />

„Highlight“. Ob Sie sich <strong>für</strong> die Unterstützung<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Menschen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe entscheiden: Sie<br />

werden gebraucht. Es gibt viel zu tun.<br />

Aber Sie müssen nichts alle<strong>in</strong> machen.<br />

Wir sorgen gern <strong>für</strong> Kooperationspartner<br />

und –partner<strong>in</strong>nen und<br />

helfen auch bei <strong>der</strong> Beantragung erfor<strong>der</strong>licher<br />

Mittel... Übrigens lassen<br />

sich Flüchtl<strong>in</strong>ge selbst auch gern zur<br />

Organisation von Aktivitäten ansprechen<br />

und e<strong>in</strong>beziehen.<br />

33


WEITERE ANREGUNGEN<br />

WEITERE ANREGUNGEN<br />

FÜR SIE ALS<br />

EHRENAMTLICHE<br />

Interkulturelle Kompetenz ist gefragt –<br />

aber was ist das?<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Im Flüchtl<strong>in</strong>gsbereich ist Kommunikationsfähigkeit<br />

durch Mehrsprachigkeit,<br />

gegebenenfalls auch nonverbal durch<br />

„E<strong>in</strong>satz von Händen und Füßen“ gefor<strong>der</strong>t.<br />

Es gibt aber noch mehr, was Ihre<br />

Sprach- und Kommunikationsfähigkeit<br />

mit Menschen unterschiedlichster Kulturen<br />

und Religionen bereichern kann...<br />

„Interkulturelle Kompetenz“ verstehen<br />

wir als Fähigkeit, zwischen Menschen<br />

unterschiedlicher Kulturen e<strong>in</strong>e Beziehung<br />

aufzubauen und Verständnis zu<br />

ermöglichen, Menschen mit vielfältigen<br />

Erfahrungen anzusprechen, zu erreichen<br />

und e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Sorge, Sie müssen bei uns<br />

ke<strong>in</strong>e Prüfung <strong>in</strong> „Interkultureller<br />

Kompetenz“ ablegen! Wir alle lernen<br />

<strong>im</strong> Alltag - <strong>im</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />

Umgang - mit- und vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Wenn Sie sich aber noch besser<br />

vorbereiten o<strong>der</strong> näher mit dem<br />

Thema befassen möchten: Der<br />

Fachdienst <strong>für</strong> Integration und Migration<br />

<strong>der</strong> Caritas bietet <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>terkulturelle Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs – auch<br />

<strong>für</strong> <strong>Ehrenamtliche</strong> - an.<br />

Interkulturelle Kompetenz ist mehr als<br />

Sprache – es ist Wissen!<br />

Wir alle kennen <strong>in</strong> unseren eigenen Bezügen<br />

schon unterschiedliche kulturelle<br />

H<strong>in</strong>tergründe, wie Unterschiede <strong>in</strong> den<br />

Sprachformulierungen und Werten bei<br />

Akademikern und Arbeitern, o<strong>der</strong> bei<br />

Senior<strong>in</strong>nen <strong>im</strong> Unterschied zu Jugendlichen.<br />

• Wissen um eigene Werte<br />

• Wissen um eigene Vorannahmen/<br />

Vorurteile<br />

• Wissen um unterschiedliche Werte<br />

• Systemisches Wissen<br />

• (Familien-)Geschichtliches Wissen<br />

• Gesellschaftspolitisches Wissen<br />

34


WEITERE ANREGUNGEN<br />

Interkulturelle Kompetenz verlangt auch<br />

Haltung, zum Beispiel<br />

• Respekt<br />

• die Anerkennung von kultureller<br />

Vielfalt als Normalität<br />

• Gelassenheit<br />

Persönlichkeit, bzw. persönliche Kompetenzen,<br />

die den Zugang zu an<strong>der</strong>en<br />

Menschen erleichtern:<br />

• E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />

• Offenheit (Neugier)<br />

• Fähigkeit zur Selbstreflexion,<br />

Unsicherheit und Missverständnisse<br />

auszuhalten<br />

• Flexibilität <strong>in</strong> den Umgangsformen<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausdrucksfähigkeit<br />

• Fähigkeit zur Abgrenzung<br />

• Lernfähigkeit<br />

• nicht zuletzt Humor<br />

35


WO GIBT ES WEITERE INFORMATIONEN?<br />

DIE SITUATION IN HERKUNFTSLÄNDERN UND VOR ORT:<br />

WO GIBT ES WEITERE INFORMATIONEN?<br />

Im Umgang mit Flüchtl<strong>in</strong>gen kann es<br />

hilfreich se<strong>in</strong>, mehr über das Herkunftsland<br />

zu erfahren.<br />

Wie wird die politische und wirtschaftliche<br />

Situation e<strong>in</strong>geschätzt? Gibt es M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitenrechte<br />

o<strong>der</strong> werden M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten<br />

unterdrückt und verfolgt? Wie ist die<br />

gesellschaftliche Position von religiösen,<br />

sozialen und kulturellen Gruppierungen?<br />

Das kann dazu beitragen, die Situation<br />

des Flüchtl<strong>in</strong>gs besser zu verstehen.<br />

Manche ehrenamtlichen Helfer<strong>in</strong>nen<br />

und Helfer recherchieren zudem gerne<br />

selbst, um Asylanträge besser zu verstehen,<br />

vielleicht aber sogar zu „untermauern“<br />

und Anwälten hilfreiche Tipps<br />

geben zu können.<br />

Folgende Organisationen L<strong>in</strong>ks <strong>im</strong> Internet<br />

können <strong>für</strong> Sie hilfreich se<strong>in</strong>:<br />

Der Hohe Flüchtl<strong>in</strong>gskommissar <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen (UNHCR) <strong>in</strong>formiert regelmäßig<br />

über Flüchtl<strong>in</strong>gsentwicklungen<br />

weltweit und ist auch <strong>für</strong> die rechtliche<br />

Situation von Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> vielen Län<strong>der</strong>n<br />

zuständig und ansprechbar:<br />

www.unhcr.de<br />

Der Informationsverbund Asyl stellt auf<br />

se<strong>in</strong>er Homepage e<strong>in</strong>e Reihe von Informationen,<br />

Arbeitshilfen, das Asylmagaz<strong>in</strong>,<br />

Län<strong>der</strong>berichte und auch das<br />

Informationsblatt zur Anhörung <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Sprachen zur Verfügung:<br />

www.asyl.net<br />

Pro Asyl ist e<strong>in</strong>e unabhängige Organisation,<br />

die zur Flüchtl<strong>in</strong>gssituation <strong>der</strong> EU<br />

und <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>formiert, regelmäßig<br />

Kampagnen durchführt, und auch<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen zur Verfügung<br />

stellt: www.pro-asyl.de<br />

Der Flüchtl<strong>in</strong>gsrat Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

e.V. ist e<strong>in</strong> offenes und unabhängiges<br />

Netzwerk von Asylarbeitskreisen,<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>itiativen und -räten, Selbstorganisationen<br />

und E<strong>in</strong>zelpersonen. Er<br />

engagiert sich <strong>für</strong> die Rechte von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

und bietet auf se<strong>in</strong>er Homepage<br />

und über se<strong>in</strong>en kostenlosen Newsletter<br />

stets aktuelle Informationen, u.a. auch<br />

zur Flüchtl<strong>in</strong>gssituation <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen: www.frnrw.de<br />

Das Erzbistum Köln engagiert sich stark<br />

<strong>für</strong> die Etablierung e<strong>in</strong>er Willkommens-<br />

36


WO GIBT ES WEITERE INFORMATIONEN?<br />

HINTERGRUNDWISSEN<br />

EINE RECHERCHE ÜBER DAS<br />

HERKUNFTSLAND KANN DAZU<br />

BEITRAGEN, DIE SITUATION DES<br />

FLÜCHTLINGS BESSER ZU<br />

VERSTEHEN UND ASYLANTRÄGE<br />

ZU UNTERMAUERN.<br />

37


WO GIBT ES WEITERE INFORMATIONEN?<br />

kultur vor Ort. Auf e<strong>in</strong>er eigens angelegten<br />

Aktions-Homepage f<strong>in</strong>den sich<br />

zahlreiche Praxisbeispiele <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Integration von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

sowie wichtige H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen:<br />

www.aktion-neue-nachbarn.de<br />

Amnesty International ist e<strong>in</strong>e weltweit<br />

agierende Menschenrechtsorganisation,<br />

die regelmäßig Jahresberichte zur<br />

Menschenrechtssituation <strong>in</strong> diversen<br />

Län<strong>der</strong>n mit <strong>in</strong>teressanten und hilfreichen<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen herausgibt:<br />

www.amnesty.de<br />

FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Sie können sich gern <strong>in</strong>formieren,<br />

und es gibt viel Material hier<strong>für</strong>! Angesichts<br />

von zahlreichen Neuentwicklungen<br />

und Än<strong>der</strong>ungen ist es<br />

jedoch nicht <strong>im</strong>mer leicht, den Überblick<br />

zu behalten.<br />

Bei Rückfragen und Unsicherheiten<br />

stehen Ihnen die Beratungsstellen<br />

vor Ort gerne als Ansprechpartner<br />

zur Verfügung.<br />

Caritas International – e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vielen<br />

Hilfsorganisationen – engagiert sich <strong>in</strong><br />

diversen Län<strong>der</strong>n und Flüchtl<strong>in</strong>gslagern<br />

und stellt teilweise auch Informationen<br />

hierüber zur Verfügung:<br />

www.caritas-<strong>in</strong>ternational.de<br />

Das Bundesamt <strong>für</strong> Migration und<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong>formiert zur Flüchtl<strong>in</strong>gssituation<br />

<strong>in</strong> Deutschland und för<strong>der</strong>t auch<br />

– mit Unterstützung aus EU-Fonds - e<strong>in</strong>ige<br />

Projekte zur Unterstützung <strong>der</strong> rechtlichen<br />

und sozialen Situation von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

www.bamf.de<br />

38


„STOLPERSTEINE“ IM RAHMEN DES PERSÖNLICHEN ENGAGEMENTS<br />

„STOLPERSTEINE“ IM RAHMEN DES<br />

PERSÖNLICHEN ENGAGEMENTS<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge können Ihre Unterstützung<br />

wirklich gebrauchen. Das ist sicher<br />

deutlich geworden.<br />

Haben Sie sich aber Gedanken darüber<br />

gemacht, ob und warum Sie gerade<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge unterstützen möchten? Vorüberlegungen<br />

zu Ihrer persönlichen Motivation,<br />

zu Ihren Erwartungen, zu Ihren<br />

zeitlichen Kapazitäten und Vorstellungen<br />

<strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die konkreten Aufgaben<br />

s<strong>in</strong>d hilfreich, um Enttäuschungen<br />

und „Überlastungen“ vorzubeugen. Wir<br />

stehen Ihnen auch da<strong>für</strong> gern als AnsprechpartnerInnen<br />

zur Verfügung.<br />

Auch wenn Sie sich bereits engagieren,<br />

und Sie statt Zufriedenheit eher Unbehagen<br />

o<strong>der</strong> Verärgerung spüren, ist es<br />

gut, <strong>der</strong> „Sache“ mal auf den Grund zu<br />

gehen...<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> großen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>im</strong> ehrenamtlichen Engagement mit<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d sicher die „Sprachbarrieren“,<br />

die aus unterschiedlichen<br />

sprachlichen und schulischen Vorbildungen,<br />

aber auch – wie <strong>im</strong> Kapitel „Interkulturelle<br />

Kompetenz“ schon erwähnt<br />

- aus unterschiedlichen Formen <strong>der</strong><br />

Kommunikation, manchmal auch aus<br />

fehlendem Vertrauen, herrühren. Rechnen<br />

Sie – schon alle<strong>in</strong> deshalb - <strong>im</strong>mer<br />

damit, dass <strong>im</strong> Umgang mit Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

Geduld und Ausdauer gefragt s<strong>in</strong>d. Es<br />

ist auch sehr wahrsche<strong>in</strong>lich, dass Sie<br />

Verhaltensweisen o<strong>der</strong> Gewohnheiten<br />

antreffen, die Ihnen fremd s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> als<br />

„unangemessen“ ersche<strong>in</strong>en. Vielleicht<br />

haben Sie schon e<strong>in</strong> klares Konzept vor<br />

Augen, wie sich die Flüchtl<strong>in</strong>ge hier <strong>in</strong>tegrieren<br />

sollten und stellen fest, dass<br />

ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Es<br />

könnte se<strong>in</strong>, dass Ihre Ratschläge und<br />

Hilfen nicht angenommen werden…<br />

Da<strong>für</strong> können viele Gründe verantwortlich<br />

se<strong>in</strong>: Vielleicht ist <strong>der</strong> Zeitpunkt zu<br />

früh, <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>g hat an<strong>der</strong>e Prioritäten.<br />

Bef<strong>in</strong>det er sich noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Schock- o<strong>der</strong> Trauerphase? Vielleicht<br />

kommt er aus ganz an<strong>der</strong>en sozialen<br />

Verhältnissen, fühlt sich überfor<strong>der</strong>t<br />

o<strong>der</strong> schämt sich gar, dass er Ihnen –<br />

so empf<strong>in</strong>det er es vielleicht - nichts zurückgeben<br />

kann.<br />

Meistens empfiehlt es sich, nicht vorschnell<br />

zu urteilen, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> wenig<br />

abzuwarten und eventuell zu e<strong>in</strong>em<br />

späteren Zeitpunkt auf das Thema o<strong>der</strong><br />

Anliegen zurückzukommen.<br />

39


„STOLPERSTEINE“ IM RAHMEN DES PERSÖNLICHEN ENGAGEMENTS<br />

Gerade zu Beg<strong>in</strong>n des Kontaktes ist<br />

es ratsam, viel Zeit zum Kennenlernen<br />

e<strong>in</strong>zuplanen und Vertrauen aufzubauen.<br />

Hören Sie zu und stellen Sie nur behutsam<br />

Fragen (nicht „ausfragen“!) Für<br />

die meisten Flüchtl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d die Signale,<br />

dass jemand echtes Interesse zeigt<br />

und sich zuwendet, zunächst vorrangig<br />

– und oft auch neu. Sie benötigen<br />

Zeit, um Ängste und Unsicherheiten<br />

– oft auch angesichts schlechter Erfahrungen<br />

– abzubauen. Es braucht auch<br />

Zeit, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.<br />

Verschlossenheit, Misstrauen,<br />

zögerliche Reaktionen werden Ihnen<br />

voraussichtlich, gerade <strong>im</strong> Kontakt mit<br />

Verfolgten und Flüchtl<strong>in</strong>gen mit schwer<br />

traumatisierenden Erfahrungen, begegnen.<br />

Es ist gut, wenn Sie diese Reaktionen<br />

akzeptieren können und nicht als<br />

persönliche Zurückweisung e<strong>in</strong>ordnen.<br />

Sie haben schon gelesen, teilweise auch<br />

<strong>in</strong> den Medien verfolgt, dass Sie <strong>im</strong> Kon-<br />

40


FÜR SIE WICHTIG ZU WISSEN:<br />

Für den Aufbau von Beziehungen<br />

braucht es oft auch Sympathie, um<br />

gut mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umgehen zu können.<br />

Es kann tatsächlich se<strong>in</strong>, dass<br />

zwischen Ihnen und dem Flüchtl<strong>in</strong>g,<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie, um die Sie sich<br />

zu kümmern vorgenommen haben,<br />

e<strong>in</strong>fach „die Chemie“ nicht st<strong>im</strong>mt.<br />

Vielleicht passt <strong>der</strong> kulturelle H<strong>in</strong>tergrund<br />

auch nicht… Dann überlegen<br />

Sie lieber noch e<strong>in</strong>mal – und<br />

nehmen vielleicht <strong>in</strong> diesem Fall Abschied<br />

und starten an an<strong>der</strong>er Stelle<br />

neu!<br />

takt mit Flüchtl<strong>in</strong>gen mit vielschichtigen<br />

Themen und existentiellen Nöten konfrontiert<br />

werden können: Dramatische<br />

Vorflucht- und Fluchterlebnisse, Verlust<br />

von Familienangehörigen, psychische<br />

und körperliche Erkrankungen, Armut,<br />

Abschiebegefahr, ungünstige Wohnverhältnisse<br />

und vieles mehr. Gerade,<br />

wenn Flüchtl<strong>in</strong>ge Vertrauen zu Ihnen<br />

fassen, werden die Themen stärker auf<br />

den Tisch kommen. Das kann auch bei<br />

Ihnen zu Betroffenheit und Belastungen<br />

führen - jedenfalls wäre das die ganz<br />

normale Reaktion.<br />

Die eigene „Psychohygiene“, <strong>der</strong> seelische<br />

und vielleicht auch körperliche<br />

Ausgleich ist also auch <strong>für</strong> Sie wichtig<br />

und <strong>im</strong> Blick zu behalten. Scheuen Sie<br />

sich nicht, sich mit Ansprechpartner<strong>in</strong>nen<br />

o<strong>der</strong> weiteren <strong>Ehrenamtliche</strong>n dazu<br />

auszutauschen!<br />

41


42<br />

BERATUNGSSTELLEN UND ANSPRECHPARTNER/INNEN


BERATUNGSSTELLEN UND ANSPRECHPARTNER/INNEN<br />

FLÜCHTLINGSHILFE IM KREIS KLEVE<br />

BERATUNGSSTELLEN UND ANSPRECHPARTNER/INNEN<br />

Netzwerkkoord<strong>in</strong>ation<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gshilfe <strong>Kreis</strong> <strong>Kleve</strong><br />

Gerrit Hermans<br />

Caritasverband Gel<strong>der</strong>n-Kevelaer e.V.<br />

Südwall 52<br />

47608 Gel<strong>der</strong>n<br />

Tel. 02831 / 9102-327<br />

hermans@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

www.caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

KLEVE<br />

Caritasverband <strong>Kleve</strong> e.V.<br />

Larissa Bursch<strong>in</strong>ski<br />

Hoffmannallee 66a-68<br />

47533 <strong>Kleve</strong><br />

Tel. 02821 / 7209-0<br />

l.bursch<strong>in</strong>ski@caritas-kleve.de<br />

Sprechstunde:<br />

mittwochs 9.00-11.00 Uhr<br />

und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

weitere Angebote: Deutschkurse<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsRat <strong>Kleve</strong><br />

Mechtild Bielenberg-Keller<br />

Am Brücktor 2<br />

47533 <strong>Kleve</strong><br />

Tel. 02821 / 13430<br />

fluechtl<strong>in</strong>gsrat-kleve@web.de<br />

Haus <strong>der</strong> Begegnung –<br />

Beth HaMifgash e.V.<br />

Deutschkurse- und Freizeitangebote<br />

www.hdb-kleve.de<br />

BEDBURG-HAU<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsRat <strong>Kleve</strong>/<br />

Auslän<strong>der</strong><strong>in</strong>itiativkreis<br />

Mechtild Bielenberg-Keller<br />

Haus Nr. 9<br />

Zur Mulde 7<br />

47511 Bedburg-Hau<br />

Sprechstunde:<br />

mittwochs 18.00-20.00 Uhr<br />

KALKAR<br />

Caritasverband <strong>Kleve</strong> e.V.<br />

Larissa Bursch<strong>in</strong>ski<br />

Kirchplatz 3<br />

47546 Kalkar<br />

Tel. 02824 / 9615769<br />

Sprechstunde:<br />

dienstags 15.00-17.00 Uhr<br />

donnerstags 9.00-11.00 Uhr<br />

43


BERATUNGSSTELLEN UND ANSPRECHPARTNER/INNEN<br />

REES<br />

Fremde werden Freunde<br />

(Flüchtl<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>itiative Rees)<br />

Anne Wagner (Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>)<br />

Geeststr. 10b<br />

46459 Rees-Mehr<br />

02857/9024177<br />

weitere Angebote: Deutschkurse<br />

Mobil: 0157 - 30 954 602<br />

fwf.rees@gmail.com<br />

www.willkommenskultur-nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong>.de/<br />

fremde-werden-freunde<br />

Caritasverband <strong>Kleve</strong> e.V.<br />

Kirchplatz 12<br />

47459 Rees<br />

Tel. 02851 / 7005<br />

Sprechstunde:<br />

dienstags 9.00-12.00 Uhr<br />

donnerstags 9.00-12.00 Uhr<br />

und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

GOCH<br />

Arche Goch<br />

Hilda Fielenbach<br />

Arnold-Janssen-Str. 8<br />

47574 Goch<br />

Tel. 02823 / 9764434<br />

Sprechstunde:<br />

mittwochs 14.30-17.00 Uhr<br />

Caritasverband <strong>Kleve</strong> e.V.<br />

Caritas-Beratungsstelle Goch<br />

Mühlenstr. 50-52<br />

47574 Goch<br />

Tel. 02823 / 928636-63<br />

(nur während <strong>der</strong> Sprechstunde)<br />

Sprechstunde:<br />

mittwochs 9.00-11.00 Uhr<br />

WEEZE<br />

Weezer Wellenbrecher<br />

Bahriye Altun (Integrationsbeauftragte)<br />

Vitt<strong>in</strong>ghof-Schell-Park 2<br />

47652 Weeze<br />

Tel. 02837 / 7110<br />

<strong>in</strong>fo@wellenbrecher-weeze.de<br />

Caritas-Centrum Kevelaer-Weeze<br />

Gudrun Blumenkemper<br />

Marktstr.35<br />

47623 Kevelaer<br />

Tel. 02832 / 9259-324<br />

blumenkemper@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

Sprechstunde:<br />

dienstags 14.00-17.00 Uhr<br />

donnerstags 10.00-12.00 Uhr<br />

44


BERATUNGSSTELLEN UND ANSPRECHPARTNER/INNEN<br />

KEVELAER<br />

Caritas-Centrum Kevelaer/Weeze<br />

Anne van Renn<strong>in</strong>gs/<br />

Gudrun Blumenkemper<br />

Marktstr.35<br />

47623 Kevelaer<br />

Tel. 02832 / 9259-300<br />

anne.vanrenn<strong>in</strong>gs@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

blumenkemper@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.-Fr. 8.30-13.00 Uhr<br />

Mo.-Do. 13.30-17 Uhr<br />

mittwochvormittags: geschlossen<br />

weitere Angebote: Deutschkurse<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.-Do. 8.30-12.30 u. 13.00-17.00 Uhr<br />

freitags 8.30-13.00 Uhr<br />

mittwochvormittags: geschlossen<br />

weitere Angebote: Deutschkurse<br />

Internationaler Bund<br />

Alfred Schmitz/Halis Biter<br />

Glockengasse 18<br />

47608 Gel<strong>der</strong>n<br />

Tel. 02831 / 1323908<br />

alfred.schmitz@<strong>in</strong>ternationaler-bund.de<br />

Angebote: Jugendmigrationsdienst<br />

Integrations- und Sprachkurse<br />

Run<strong>der</strong> Tisch Kevelaer<br />

rtf-kevelaer@gmx.de<br />

Deutschför<strong>der</strong>ung, E<strong>in</strong>zelfallhilfe,<br />

Sport- und Freizeitangebote<br />

GELDERN<br />

Caritas-Centrum Gel<strong>der</strong>n<br />

Gerrit Hermans/<br />

Christiane Kemkes/<br />

Hrowsith Kotters<br />

Südwall 52<br />

47608 Gel<strong>der</strong>n<br />

Tel. 02831 / 9102-300<br />

hermans@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

STRAELEN<br />

Caritas-Centrum Straelen-Wachtendonk<br />

Bett<strong>in</strong>a Urbanski<br />

Marienstr. 61<br />

47638 Straelen<br />

Tel. 02834 / 9151-98<br />

urbanski@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.-Do. 8.30-12.30 u. 13.00-17.00 Uhr<br />

freitags 8.30-13.00 Uhr<br />

mittwochvormittags: geschlossen<br />

weitere Angebote: Deutschkurse<br />

45


BERATUNGSSTELLEN UND ANSPRECHPARTNER/INNEN<br />

Ökumenischer Arbeitskreis<br />

Asyl Straelen<br />

Robert Pauksztat<br />

Mobil: 0175 633 35 98<br />

<strong>in</strong>fo@asyl-straelen.de<br />

www.asyl-straelen.j<strong>im</strong>do.com<br />

Angebote:<br />

Deutschkurse/Café <strong>der</strong> Begegnung<br />

Beratung: donnerstags, 15 – 17 Uhr<br />

<strong>in</strong> den Räumen <strong>der</strong> ev. Kirche Straelen<br />

Anmerkung:<br />

Die vorliegende Kontaktliste erhebt<br />

ke<strong>in</strong>en Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Än<strong>der</strong>ungen und Ergänzungen bitte<br />

melden an:<br />

hermans@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

WACHTENDONK<br />

Ökumenischer Arbeitskreis<br />

<strong>für</strong> soziale Fragen<br />

Rolf Netz<br />

Landfriedensstr. 6<br />

47669 Wachtendonk<br />

Tel. 02836 / 7278<br />

rolf.netz@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

weitere Angebote:<br />

Deutschkurse, Begegnung<br />

RHEURDT<br />

<strong>Ehrenamtliche</strong> Flüchtl<strong>in</strong>gshilfe Rheurdt<br />

Haus Quademechels<br />

Margret Schrö<strong>der</strong>s<br />

Tel. 02845 / 6437<br />

Rathausstr. 57<br />

47509 Rheurdt<br />

Sprechstunde:<br />

montags 11.00-12.00 Uhr<br />

46


0 28 31 / 93 95-0<br />

<strong>in</strong>fo@caritas-gel<strong>der</strong>n.de<br />

www.caritas-gel<strong>der</strong>n.de

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