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Österreich - Median-Verlag

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4/2010


Impressum<br />

© <strong>Median</strong>-<strong>Verlag</strong> von Killisch-Horn GmbH<br />

ISSN 0933-1980<br />

ZKZ 13057<br />

45. Jahrgang<br />

Redaktion, Vertrieb und Anzeigen-Verwaltung:<br />

<strong>Median</strong>-<strong>Verlag</strong> von Killisch-Horn GmbH,<br />

Im Breitspiel 11a, 69126 Heidelberg,<br />

Postfach 10 39 64, 69029 Heidelberg,<br />

Telefon (0 62 21) 90 509-0,<br />

Telefax (0 62 21) 90 509-20<br />

Internet: www.median-verlag.de<br />

E-Mail: info@median-verlag.de<br />

Geschäftsführung: Björn Kerzmann<br />

Redaktionsgremium:<br />

Jakob Stephan Baschab, BI der Hörgeräte akustiker,<br />

Wallstraße 5, 55122 Mainz<br />

Gerhard Hillig,<br />

Auf der Heide 15, 71120 Grafenau-Döffingen<br />

Chefredaktion: Björn Kerzmann<br />

Redaktion: Anja Bäder, Anja Born, Christina Osterwald<br />

Chef vom Dienst: Mareike Massinger<br />

Die Beiträge der namentlich genann ten Mitarbei ter<br />

stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar.<br />

Mit der Annahme zur Alleinver öffent lichung erwirbt<br />

der <strong>Verlag</strong> alle Rechte, einschließlich der Befugnis zur<br />

Einspeisung in eine Datenbank.<br />

Anzeigen:<br />

Kyra Schiffke, 69126 Heidelberg, Tel. (0 62 21) 90 509-16<br />

E-Mail: anzeigen@median-verlag.de<br />

Zurzeit ist Preisliste Nr. 25 vom 1. 1. 2010 gültig.<br />

Anzeigenschluss: 10. des Vormonats.<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Bezugspreis (Inland):<br />

jährlich S 116,—<br />

Ausland auf Anfrage<br />

Einzelheft (Inland) S 10,—<br />

Versandkosten:<br />

Inland S 15,50<br />

Ausland Europa S 45,—<br />

Ausland Welt S 49,—<br />

Luftpost S 62,—<br />

Abonnentenbetreuung:<br />

Marion Dallaway, 69126 Heidelberg, Tel. (0 62 21) 90 509-15<br />

E-Mail: vertrieb@median-verlag.de<br />

Kündigungstermin:<br />

Bis zu 4 Wochen vor Ablauf des Abonnements.<br />

Wird nicht gekündigt, verlängert sich das Abonnement<br />

um ein weiteres Jahr.<br />

Die Preise sind inklusive 7 % Mehrwertsteuer.<br />

Layout:<br />

Günter Lochmeyer · 74909 Meckesheim<br />

Bildbearbeitung:<br />

psi-motion.de · 65597 Hünfelden<br />

Druck:<br />

W. Kohlhammer GmbH + Co. KG · 70329 Stuttgart<br />

Sie möchten uns einen Leserbrief oder Artikel schicken?<br />

Ihr Kontakt zur Redaktion: redaktion@median-verlag.de<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernehmen wir<br />

keine Haftung.<br />

Beilagenhinweis:<br />

Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Widex Hörgeräte GmbH<br />

bei. Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />

Bildquellen Titelseite:<br />

Foto oben: Widex<br />

Foto Mitte: aberenyi / istockphoto.com<br />

Foto unten: hfox / fotolia.com<br />

Collage: psi-motion.de<br />

Fachwissen<br />

8 Verstehprobleme von Schwerhörigen erklärt<br />

Kohortenmodell<br />

Fred Warnke<br />

12 Vorteile für Hörgeräte-Träger, Akustiker und<br />

Hersteller<br />

Das »richtige« Vent als Teil der perfekten<br />

Anpassung<br />

Dipl.-Ing. (FH) Tobias Pötzl<br />

20 Halsringschleifen im Test<br />

Frequenzgang-Messungen<br />

Dipl.-Ing. Carsten Ruhe<br />

Verbands- und Branchenpolitik<br />

24 Mitteilungen der Bundesinnung<br />

26 Leistungspflichten der Krankenkassen<br />

Bundessozialgericht Urteil (B 3 KR 20/08 R)<br />

Isabell Claßen<br />

28 Vom Kavaliersdelikt zur strafbaren Handlung<br />

Korruption und Betrug im Gesundheitswesen<br />

Gudrun Porath<br />

32 Hören erhält politisches Gewicht<br />

EU-Initiative AHEAD: Folgen von Altersschwerhörigkeit<br />

im Blick<br />

Gudrun Porath<br />

Produkte und Markt<br />

34 »Auf der Pole-Position«<br />

Interview mit Valentin Chapero<br />

Björn Kerzmann<br />

42 Fernsehzubehör für Hörgeräte-Träger<br />

Corinna Ruhl<br />

46 Zarte Töne – viel versprechende Zukunftspläne<br />

Neuausrichtung von Oticon<br />

Anja Born<br />

Ausbildung / Weiterbildung<br />

53 Bedürfnisse berücksichtigen<br />

Wenn zur Hörbehinderung noch eine Sehbehinderung<br />

hinzukommt<br />

Stefan Spring<br />

56 Ein Kunde kommt in den Laden …<br />

… er möchte gerne sein Gehör testen lassen<br />

Lübeck-Info<br />

Akademie für Hörgeräte-Akustik<br />

2 Hörakustik 4/2010


Unternehmensführung<br />

62 Gegendarstellung<br />

Bianca Möller<br />

63 Wenn das Kaninchen im Zylinder<br />

verschwindet …<br />

Wertvolle Tipps zur Umsatzsteigerung<br />

Marc M. Galal<br />

65 Die Verantwortung des Unternehmers<br />

Rechtzeitige Nachfolgeregelung<br />

Rolf Hassemer<br />

68 »Manchmal ist es gut, alles neu zu überdenken«<br />

Interview mit Dr. Inge Bliestle,<br />

Geschäftsführerin der GN Hearing GmbH<br />

Martin Schaarschmidt<br />

Veranstaltungen<br />

76 Spannende Diskurse zum Thema Hören und<br />

Hörschädigung<br />

15. Multidisziplinäres Kolloquium der Geers-<br />

Stiftung<br />

Barbara Bogner · Sascha Bischoff<br />

80 Gestärkt und motiviert<br />

FDH-Unternehmerfachtagung<br />

vom 12. bis 13. Februar 2010 in Bochum<br />

Heide Pipo<br />

Betroffene<br />

82 »Qualität setzt sich durch«<br />

Interview mit Mario Adorf<br />

Anja Bäder<br />

93 Ergreifende Momente<br />

Hörgeräte-Anpassung in der Mongolei<br />

Anja Bäder<br />

Blick über die Grenzen<br />

98 Neues aus der Schweiz<br />

Prof. Dr. Jürgen Kießling<br />

Inserenten dieses Heftes<br />

Audio Service Seiten 23 u. 105<br />

Bernafon Seite 25<br />

Egger Seite 47<br />

FGH Seite 99<br />

Hansaton Seiten 49-52<br />

Hörkonzept Seiten 29, 35, 43,<br />

69, 95, 101 u. 103<br />

Humantechnik Seite 55<br />

Hörakustik 4/2010<br />

100 Neues aus <strong>Österreich</strong><br />

Carmen Freihaut<br />

Rund ums Hören<br />

103 Polizei und Hörgeräteakustiker als Freund<br />

und Helfer<br />

Hörgerät defekt: Senior stiftet Unruhe<br />

Carmen Freihaut<br />

104 Wellness für die Ohren<br />

Ohrenkerzen und -massagen<br />

Anja Bäder<br />

Rubriken<br />

1 Editorial<br />

Das Stigma<br />

Gerhard Hillig<br />

6 Schon gewusst?<br />

72 HIMSA-Zertifikationstest<br />

106 Neuerscheinungen & Für Sie gelesen<br />

Kyra Schiffke · Katharina Wagner<br />

109 Leserbrief<br />

Harald Bonsel<br />

109 Veranstaltungen · Termine<br />

110 Moment mal …<br />

Elf Fragen an Dr. Martin Kinkel<br />

111 Wissenswertes in Kürze<br />

115 Stellenmarkt<br />

140 Das letzte Wort<br />

Angela Merkel, 55<br />

Gerhard Hillig<br />

<strong>Median</strong>-<strong>Verlag</strong> Seiten 7, 27, 31,<br />

33, 48, 60, 62, 64,<br />

79, 102, 108 u. 137<br />

opta data Seite 39<br />

Oticon Seiten 4/5, 74/75 u. 107<br />

Otometrics Seite 19<br />

Phonak Seiten 11, 57, 59, 61 u. 97<br />

Real Ear Seite 37<br />

Ihr Kontakt zur Redaktion: redaktion@median-verlag.de<br />

ReSound Seite 45<br />

Siemens Seiten 40/41<br />

u. 4. Umschlagseite<br />

Starkey Seite 67<br />

Unitron 3. Umschlagseite<br />

Widex Seiten 85-92<br />

u. 2. Umschlagseite<br />

3


Blick über die Grenzen<br />

Schweiz<br />

Bruno Herzig: Ein Urgestein tritt in den Ruhestand<br />

Ad multos annos<br />

Mitte März stand bei Bruno Herzig, Urgestein der schweizerischen Hörgeräteakustik, ein halbrunder<br />

Geburtstag an. Nämlich derjenige, der so manchem den Ruhestand beschert. So auch<br />

Bruno Herzig, der aufgrund seiner langjährigen hörakustischen Aktivitäten in der Schweiz und<br />

darüber hinaus in der Branche bestens bekannt ist. Damit verlässt ein Akteur die professionelle<br />

Bühne, der die Hörakustik in der Schweiz über viele Jahre und in zahlreichen Funktionen begleitet<br />

und mitgeprägt hat.<br />

Was die Vielfalt und die Vielschichtigkeit<br />

beruflicher Engagements<br />

betrifft, dürfte Herzig in der Schweizer<br />

Hörakustik-Branche wohl kaum zu<br />

toppen sein. Diese berufliche Pluralität<br />

ist seiner multidisziplinären Aus- und<br />

Weiterbildung und – vermutlich in der<br />

Hauptsache – seiner außergewöhnlichen<br />

Persönlichkeit zuzuschreiben.<br />

Nach einer technischen Grundausbildung<br />

zum Maschineningenieur, einem<br />

Wirtschaftsdiplom und zahlreichen anderen<br />

Qualifikationen war Bruno Herzig<br />

reif für die vielfältigen beruflichen<br />

Herausforderungen, die seiner harrten.<br />

Zunächst war er bis 1982 als Akustik-<br />

Ingenieur bei der Hartmann AG in Biel<br />

im Lärmschutz tätig. Von 1982 bis 1993<br />

fungierte Herzig als Geschäftsführer<br />

bei Bernafon, Flamatt, damals noch<br />

unter den Fittichen der Ascom. In dieser<br />

Zeit kam er erstmals mit Hörgeräten<br />

in Berührung, und das gleich ziemlich<br />

heftig! Denn unter seiner Ägide<br />

erfolgte im Februar 1988 in der Schweiz<br />

die Einführung des weltweit ersten digital-programmierbaren<br />

Hörgerätes.<br />

Die Bezeichnung Phox und das zugehörige<br />

Programmiergerät mit Steckmodulen<br />

für verschiedene Hörgeräte-Typen<br />

ist altgedienten Branchenkennern<br />

noch immer ein Begriff. Zweifellos ein<br />

Meilenstein in der Hörakustik!<br />

In den Jahren 1993 bis 1995 war Herzig<br />

dann in der Verkaufsleitung der Autac<br />

AG im Hörgeräte-Vertrieb landesweit<br />

tätig und lernte die Branche aus<br />

einem neuen Blickwinkel kennen.<br />

Doch damit nicht genug der beruflichen<br />

Vielfalt, denn es folgten zwei<br />

Jahre als Geschäftsführer der Aare Hörzentralen<br />

AG und der Werner GmbH,<br />

Olten – also im Basisgeschäft, wo es<br />

sich zeigen muss, was ein Produkt<br />

wirklich taugt.<br />

Aber Herzig wäre nicht Herzig,<br />

wenn er es nicht geschafft hätte, eine<br />

weitere berufliche Dimension für sich<br />

und die Abrundung seines Erfahrungshorizonts<br />

zu entdecken: das Bundesamt<br />

für Sozialversicherungen in<br />

Bern, wo er in den Jahren 1998 bis 2002<br />

mit der Gestaltung der Hörgeräte-Tarife<br />

in der Schweiz befasst war. Gesundheitliche<br />

Gründe haben ihn dann<br />

leider gezwungen, beruflich kürzer zu<br />

treten. Doch dem Thema »Hören« ist<br />

er auch danach treu geblieben. Und so<br />

widmet er sich mit dem Unternehmen<br />

»congresse.ch«, bis heute der Organisation<br />

von Medizin-Kongressen, speziell<br />

im Bereich der HNO. Und angesichts<br />

seiner persönlichen Kontakte zur<br />

Berner »Insel« ist zu erwarten, dass er<br />

auch im Ruhestand auf diesem Sektor<br />

noch das eine oder andere bewegen<br />

wird.<br />

Der Mensch Bruno Herzig besteht<br />

aber aus weit mehr als nur einem abwechslungsreichen<br />

Berufsleben. Wollte<br />

man ihn darauf reduzieren, würde<br />

man ihm gewiss nicht gerecht werden.<br />

Wer Herzig kennt, weiß, dass er neben<br />

einer interessanten beruflichen Vita<br />

vielfältige andere Interessen und Facetten<br />

zu bieten hat. So gilt seine Zuneigung<br />

den schönen Dingen des Lebens,<br />

die er mit Bedacht zu genießen<br />

versteht: Kunst, Literatur, Reisen, gu-<br />

tes Essen und Trinken und was sonst<br />

noch dazu gehört. Er kann dem Kleinen<br />

Prinzen von Saint-Exupéry ebenso<br />

etwas abgewinnen wie dem Belcanto<br />

der Italienischen Oper. Deshalb kann<br />

man ihn bei den Opernfestspielen in<br />

Verona oder bei den Bregenzer Festspielen<br />

ebenso antreffen wie zur Wellness<br />

im Schweizer Jura. Und diese Pluralität<br />

macht den Menschen Bruno<br />

Herzig so interessant, vielschichtig und<br />

liebenswert.<br />

In diesem Sinne, lieber Bruno, wünschen<br />

Dir Deine Freunde und Weggefährten<br />

alles Gute und ad multos<br />

annos.<br />

Jürgen Kießling<br />

98 Hörakustik 4/2010<br />

(Foto: privat)


Blick über die Grenzen<br />

<strong>Österreich</strong><br />

Neue Hörsystem-Anpassung<br />

Realitätsnahe Geräuschkulissen<br />

mit 3D-Sound-Simulator<br />

Die jüngste technische Entwicklung bei Hansaton, der 3D-Sound-Simulator, ermöglicht eine<br />

Anpassung von Hörsystemen in naturgetreuen Umgebungen. Basis dafür waren Kundenwünsche,<br />

erhoben in einer Hörstudie. Das Unternehmen geht seit vielen Jahren einen konsequenten Weg<br />

der Innovation und Qualitätssteigerung.<br />

Eine übliche Ton- und Sprach-Audiometrie<br />

in einem schallgedämmten<br />

Raum beim Hörakustiker reicht<br />

oftmals nicht aus, um das Hör- und<br />

Verstehvermögen eines Kunden realitätsnah<br />

zu prüfen. Probleme bei der<br />

Kommunikation sind häufig noch nicht<br />

bei einem normalen Gespräch zu erkennen<br />

– keine idealen Bedingungen,<br />

um den Kunden von der Notwendigkeit<br />

eines Hörsystems zu überzeugen. Erst<br />

recht nicht, um es auf den Alltagsgebrauch<br />

einzustellen. Dazu Manfred<br />

Laaber, Geschäftsführer von Hansaton:<br />

»Bei der Anpassung von Hörsystemen<br />

konnten wir bisher nicht auf die spezielle<br />

Alltags-Situation eingehen. Erst<br />

mit dem 3D-Sound-Simulator haben<br />

wir nun die Möglichkeit, verschiedene<br />

Hörsituationen nachzustellen und so<br />

die bestmögliche, individuelle Einstellung<br />

des Hörsystems zu erreichen.<br />

Unsere sehr gut geschulten Akustiker<br />

müssen sich bei der Anpassung von<br />

Hörsystemen auf die Wahrnehmung<br />

des Kunden verlassen können.«<br />

Resultate der Hörstudie<br />

In einer Hörstudie, durchgeführt im<br />

Herbst 2008, fand Hansaton heraus,<br />

dass 79 Prozent der befragten 1 003 Studienteilnehmer,<br />

die zumeist noch kein<br />

Hörsystem trugen, vor allem bei störenden<br />

Nebengeräuschen Schwierigkeiten<br />

beim Verstehen feststellen. Drei<br />

Viertel der Befragten wünschten sich<br />

eine Verbesserung des Verstehens bei<br />

störenden Hintergrundgeräuschen. Bei<br />

den Studienteilnehmern wurde durch<br />

den Einsatz eines Hörsystems das<br />

Sprachverstehen um 66 Prozent bei<br />

störenden Hintergrundgeräuschen und<br />

um 67 Prozent in ruhiger Umgebung<br />

verbessert. Jedoch empfand ein Fünftel<br />

der Testpersonen Nebengeräusche<br />

mit Hörsystem als störend. »Diese Studienergebnisse<br />

bestätigen dem Unternehmen<br />

die Notwendigkeit einer Hörgeräte-Anpassung<br />

in einer naturgetreuen<br />

Umgebung.« Dazu meint auch<br />

Alexander Ohm, Audiologischer Leiter<br />

von Hansaton: »Wir haben immer wieder<br />

feststellen müssen, wie schwierig<br />

es für unsere Kunden ist, ein konkretes<br />

Feedback zu ihren Hörerlebnissen in<br />

lärmreicher Umgebung zu geben. Was<br />

stört im täglichen Hörleben? Handelt<br />

es sich um störende Nebengeräusche<br />

oder schlichtweg um neue Geräusche?«<br />

Typische Klangszenarien<br />

Aufgrund dieser Erkenntnisse hat<br />

Hansaton gemeinsam mit Ton- und<br />

Akustik-Experten den 3D-Sound-Simulator<br />

entwickelt. Es handelt sich dabei<br />

um eine Surround-Sound-Anlage, die<br />

nun ein Teil der Hansaton Hörstudios<br />

ist. Über das System werden Alltagsklänge<br />

und Geräuschumgebungen in<br />

täuschend echter Klangqualität für<br />

Kunden erlebbar. Dafür wurden zwölf<br />

typisch österreichische Geräuschkulissen<br />

in Surround-Sound aufgezeichnet:<br />

Vom Wiener Westbahnhof mit der<br />

original Lautsprecherdurchsage bis zur<br />

Lesung im Kaffeehaus. Kunden können<br />

dadurch verschiedene hörkritische Situationen<br />

schon während der Anpassung<br />

erleben und direkt Feedback geben.<br />

Die Einstellung der Hörsysteme<br />

auf die persönlichen Empfindungen<br />

der Kunden wird deutlich verbessert,<br />

die Zusatzfunktionen der Hörsysteme<br />

können optimal ausgenutzt werden.<br />

Der 3D-Sound-Simulator ermöglicht<br />

so nicht nur eine optimierte Anpassung<br />

der Hörsysteme – auch das subjektive<br />

Verstehen der Kunden in unterschiedlichen<br />

Geräuschkulissen kann<br />

getestet bzw. demonstriert werden. Inzwischen<br />

sind alle 70 Hansaton-Hör-<br />

Wie gut verstehen Kunden im Kaffeehaus? Zukünftig hören Hansaton-Kunden<br />

die Wiener Kaffeehauskultur des Café Central in jedem 3D-Sound-Simulator<br />

österreichweit. (Foto: Hansaton)<br />

100 Hörakustik 4/2010


studios mit einer 4.1 Surround Sound<br />

Anlage ausgestattet.<br />

Eine zweite Studie mit Hör- und Versteh-Tests<br />

im 3D-Sound-Simulator,<br />

durchgeführt von September 2009 bis<br />

Januar 2010, wird gerade ausgewertet.<br />

Hörgeräte für Tote verschrieben?<br />

Hrabcik im Kreuzfeuer der Kritik<br />

Das Monatsmagazin »Datum« veröffentlicht<br />

im Internet detaillierte<br />

Dokumente, denen zufolge der hohe<br />

Beamte zwischen 1998 und 2002 ca.<br />

10.000 Euro an Schwarzgeldzahlungen<br />

erhalten habe. Ein Hörgeräte-Händler<br />

dazu: »Wir sind regelmäßig in die<br />

Ordination gefahren und haben dort<br />

braune Umschläge voller Geld überreicht.<br />

Rechnungen hat es dafür nie<br />

gegeben.« Laut der Tageszeitung »<strong>Österreich</strong>«<br />

weist der Sektionschef die Beschuldigungen<br />

zurück: »Ich habe immer<br />

alles versteuert.«<br />

Aus dem Büro von Gesundheitsminister<br />

Alois Stöger heißt es jetzt dazu,<br />

dass man die Vorwürfe gegen Hrabcik<br />

auf ihre dienstrechtliche Relevanz<br />

überprüfe. Sogar eine Disziplinaranzeige<br />

wird erwogen – bei derartigen<br />

Vorwürfen gebe es dazu eine Verpflichtung.<br />

Die Staatsanwaltschaft müsse<br />

auch prüfen, ob diese Anschuldigun-<br />

Hörakustik 4/2010<br />

An der Entwicklung und Implementierung<br />

des Simulators waren neben Alexander<br />

Ohm auch die Marketing-Leiterin<br />

Sibylle Proschofsky und Berater<br />

Daniel Alders beteiligt.<br />

Carmen Freihaut<br />

gen von strafrechtlicher Bedeutung<br />

seien. Gleichzeitig betonten die Verantwortlichen<br />

im Ministerium, dass sie<br />

über keine neuen Informationen bezüglich<br />

der zur Last gelegten Tatbestände<br />

verfügen.<br />

Bereits im Jahre 2003 übermittelte<br />

die Wiener Gebietskrankenkasse der<br />

Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung,<br />

weil Hrabcik im Rahmen<br />

seiner Tätigkeit als HNO-Konsiliararzt<br />

zwei Patienten Hörgeräte verordnet<br />

haben soll, die aber schon seit<br />

einigen Wochen verstorben waren.<br />

Hrabcik hatte dies damit begründet,<br />

dass die ehemaligen Patienten die Hörgeräte<br />

auf Probe erhalten hätten, er<br />

aber die Verordnung erst nach Ablauf<br />

der vorgesehenen Probezeit ausgestellt<br />

habe, ohne die Patienten nochmals zu<br />

untersuchen.<br />

Blick über die Grenzen<br />

<strong>Österreich</strong><br />

Nach mehr als sieben Jahren tauchen nunmehr die Vorwürfe gegen Hubert Hrabcik, Generaldirektor<br />

für öffentliche Gesundheit, erneut auf. Als HNO-Arzt im Zivilberuf soll er illegale<br />

Provisionen eingenommen und bereits verstorbenen Patienten Hörgeräte verschrieben haben.<br />

Forderung: »rücktrittsreif«<br />

Der Grüne Sozialsprecher Karl Öllinger<br />

forderte jetzt Aufklärung und<br />

Konsequenzen für den Beamten. Seiner<br />

Ansicht nach ist der Sektionschef<br />

»rücktrittsreif«.<br />

Hubert Hrabcik jedoch sieht sich<br />

nicht als Täter, sondern als Opfer. In<br />

einem Interview, veröffentlicht bei<br />

»Springer Professional Media«, verteidigte<br />

er sich damit, dass die seit sieben<br />

Jahren auftretenden Ereignisse persönliche<br />

Racheakte von Insidern aus der<br />

Branche seien und spricht von »politischen<br />

Säuberungen«, die das Ministerium<br />

anstrebe.<br />

Unter anderem auch aufgrund nicht<br />

gemeldeter Nebenbeschäftigungen<br />

und dem Tragen des Titels »Generaldirektor«,<br />

der nicht rechtskonform sei,<br />

war der 60-Jährige schon mehrmals ins<br />

Kreuzfeuer der Kritik geraten.<br />

Carmen Freihaut<br />

101

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