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Thermomanagement bei Hybridfahrzeugen - Behr

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Heat up. Cool down.<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

<strong>Thermomanagement</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>Hybridfahrzeugen</strong>


2<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

3<br />

4<br />

10<br />

14<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Kühlung von Li-Ionen-Batterien –<br />

mehr als nur eine weitere Kühlungsaufgabe<br />

Kühlung für elektrische Fahrzeuge<br />

mit erhöhter Reichweite<br />

Thermischer Komfort im Fahrzeug –<br />

neue Fahrzeugkonzepte erfordern<br />

neue Klimakonzepte


Dr. Markus Flik<br />

Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung<br />

Wir haben uns schon früh mit dieser<br />

neuen Technologie auseinandergesetzt<br />

und verfügen heute über ein breites<br />

Wissen, wenn es um das <strong>Thermomanagement</strong><br />

von <strong>Hybridfahrzeugen</strong> geht.<br />

Editorial<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 3<br />

es gibt einen klaren Trend zu kleineren Fahrzeugen und kleineren Motoren, da<br />

der CO 2 -Ausstoß der Fahrzeugfl otte drastisch gesenkt werden muss. Sicher ist,<br />

dass der Verbrennungsmotor weiterentwickelt werden wird, um die steigenden<br />

Anforderungen an Verbrauchs- und Emissionssenkung in den kommenden Jahren<br />

erfüllen zu können. Um jedoch die zukünftigen CO 2 -Grenzen einzuhalten, wird<br />

man die größeren Fahrzeugklassen in gewissem Umfang elektrifi zieren.<br />

Wo steckt der Ansatzpunkt für das <strong>Thermomanagement</strong> von <strong>Hybridfahrzeugen</strong>?<br />

Bei den <strong>Hybridfahrzeugen</strong> erzeugt der elektrische Antriebsstrang nur eine<br />

geringe Abwärme. Das heißt, dass die Wärmeströme im Kühlmittel durch das<br />

<strong>Thermomanagement</strong> besser geregelt werden müssen und als weitere Energiequelle<br />

die im Abgas enthaltene Energie genutzt werden muss. Wir müssen<br />

unsere Klimasysteme wesentlich effi zienter gestalten, damit ein hoher Innenraumkomfort<br />

im Sommer nicht auf Kosten der Reichweite geht.<br />

Um eine beschleunigte Alterung der temperatursensiblen Li-Ionen-Zellen zu<br />

verhindern, müssen die Li-Ionen-Batterien an das Klimasystem des Fahrzeugs<br />

angebunden werden. Bei Elektrofahrzeugen mit erhöhter Reichweite sind zwei<br />

Wärmequellen verbaut deshalb müssen auch <strong>bei</strong>de gekühlt werden. Das heißt,<br />

das Kühlmodul muss aus mindestens zwei Kühlmittelkühlern aufgebaut sein.<br />

Diese zukünftigen <strong>Thermomanagement</strong>systeme erfordern aufgrund der hohen<br />

Komplexität eine enge Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen den Fahrzeugherstellern und<br />

uns als Systemlieferant. Das heißt, dass wir uns auch auf die neuen Herausforderungen<br />

einstellen müssen. Die Kühlung der Li-Ionen-Batterie erfordert<br />

ein interdisziplinäres Vorgehen. Sie vereint das Know-how der klassischen<br />

Motorkühlung mit Aufgabenstellungen der Fahrzeugklimatisierung. So müssen<br />

wir aber auch verstehen, wie die elektrochemischen Vorgänge in der Zelle ablaufen,<br />

um unser Kühlungskonzept daran anpassen zu können.<br />

Sie sehen: eine für uns spannende Technologie, die <strong>Behr</strong> neue Geschäftsfelder<br />

eröffnet. Wir haben uns deshalb schon früh mit dieser neuen Technologie auseinandergesetzt<br />

und verfügen heute über ein breites Wissen, wenn es um das<br />

<strong>Thermomanagement</strong> von <strong>Hybridfahrzeugen</strong> geht. Sie werden auf den folgenden<br />

Seiten sehen, welche technischen Lösungen für Hybridfahrzeuge bereits existieren<br />

und wo die Herausforderungen für die künftigen Fahrzeugkonzepte liegen.<br />

Ihr<br />

Dr. Markus Flik<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung


4<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

Kühlung von Li-Ionen-Batterien –<br />

mehr als nur eine weitere Kühlungsaufgabe<br />

Dr. Thomas Heckenberger,<br />

Leiter Technologiecenter<br />

Die Lithium-Ionen-Batterie kann nur in<br />

einem Temperaturfenster von bis zu<br />

ca. 40 °C betrieben werden. Vor allem<br />

in den Sommermonaten ist deshalb<br />

eine Anbindung an das Klimasystem<br />

des Fahrzeugs notwendig.<br />

Der Markt für Fahrzeuge und mobile<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmaschinen erlebt derzeit einen<br />

historischen Umbruch. Unter dem<br />

Druck der Emissionsgesetzgebung und<br />

der Kraftstoffverteuerung entwickeln<br />

Hersteller hocheffi ziente Antriebe oder<br />

suchen gar nach einer Alternative<br />

zum reinen Verbrennungsmotor für<br />

bestimmte Anwendungsgebiete. Es<br />

hat sich deshalb ein starker Trend zur<br />

Elektrifi zierung des Antriebsstrangs in<br />

Form verschiedener Hybridvarianten<br />

oder gar zu reinen Elektrofahrzeugen<br />

hin entwickelt.<br />

Die Li-Ionen-Batterie<br />

Die Schlüsselkomponente ist da<strong>bei</strong> der<br />

elektrische Energiespeicher. Lithium-<br />

Ionen-Batterien stellen derzeit die<br />

interessanteste Option unter den verfügbaren<br />

Speichertechnologien dar,<br />

die in den kommenden Generationen<br />

von Hybrid- und Elektrofahrzeugen<br />

zum Einsatz kommen werden.<br />

Die Vorteile gegenüber der bislang<br />

verwendeten Nickel-Metallhydrid-<br />

Batterie sind:<br />

höhere Leistungs- und Energiedichte<br />

sehr kompakte Abmessungen<br />

hoher Lade- und Entladewirkungsgrad<br />

hohe Zyklierfähigkeit<br />

Hinzu kommt eine lange kalendarische<br />

Lebensdauer. Vor einem Serienstart<br />

müssen die Fahrzeughersteller Lebensdauern<br />

von acht bis zehn Jahren<br />

sicherstellen, da dem Endkunden ein<br />

Austausch der Batterie nach wenigen<br />

Jahren – verbunden mit hohen<br />

Kosten – nicht zu vermitteln ist.<br />

Eine Li-Ionen-Batterie kann jedoch<br />

nur in einem bestimmten Temperatur-<br />

fenster effi zient betrieben werden:<br />

Ab Betriebstemperaturen von 40 °C<br />

an wird die Batterielebensdauer reduziert.<br />

Bei sehr niedrigen Temperaturen<br />

unter ca. – 10 °C lässt die Leistung<br />

der Batterie nach und der Wirkungsgrad<br />

sinkt deutlich. Und schließlich<br />

darf der Temperaturgradient in einer<br />

Batteriezelle und innerhalb der<br />

Batterie von Zelle zu Zelle lediglich<br />

fünf bis zehn Kelvin betragen.<br />

Li-Ionen-Hochleistungsbatterien<br />

werden in hybriden Antriebssträngen<br />

mit einer sehr hohen Dynamik betrieben.<br />

Während den kurzzeitigen<br />

Spitzenbelastungen, z. B. <strong>bei</strong>m<br />

Bremsen (Rückgewinnung (Rekuperation)<br />

der Bremsenergie) und<br />

Beschleunigen (Beschleunigungsunterstützung<br />

(Boosten), muss die Batterie<br />

in sehr kurzer Zeit eine hohe Leistung<br />

erbringen. Diese kurzen Spitzenbelastungen,<br />

<strong>bei</strong> denen sehr hohe Ströme<br />

fl ießen, führen aufgrund des Innenwiderstands<br />

zu einer signifi kanten<br />

Erwärmung der Li-Ionen-Zellen. Der<br />

Lade- und Entladewirkungsgrad ist<br />

mit ca. 95 Prozent sehr hoch, dennoch<br />

ist die entstehende Abwärme<br />

nicht vernachlässigbar. Hinzu kommt,<br />

dass vor allem in den wärmeren<br />

Monaten die Innentemperatur des<br />

Fahrzeugs deutlich über 40 °C liegen<br />

kann und damit der Betrieb von<br />

Li-Ionen-Batterien ohne Kühlung<br />

nicht möglich ist.<br />

Was passiert nun, wenn die Li-Ionen-<br />

Batterie unzureichend oder nicht<br />

homogen gekühlt wird? Bei hohen<br />

Temperaturen altern die Zellen<br />

schneller und ihre Leistung und<br />

Kapazität geht zurück. Folge: Die Zelle<br />

erreicht nicht die erforderlichen zehn<br />

Jahre Lebensdauer. Die Alternative


Li-Ionen-Batterie<br />

K<br />

Tmax<br />

= < 40 °C<br />

Tin Zelle<br />

= 5 - 10<br />

Tzw. Zelle<br />

= 5 K<br />

Gekühlte Luft<br />

Kältemittel direkt<br />

Sekundärkreislauf<br />

Abbildung 1 | Kühlung Li-Ionen-Batterie<br />

wäre, die Batterie <strong>bei</strong> zu hohen Temperaturen<br />

auszuschalten. Alle Vorteile<br />

des Hybridfahrzeugs – elektrisches<br />

Boosten oder die Rekuperation der<br />

Bremsenergie – wären dann nicht<br />

verfügbar. Und <strong>bei</strong>m reinen Elektrofahrzeug<br />

wäre dies sogar unmöglich:<br />

die Li-Ionen-Batterie ist hier der<br />

einzige Energielieferant.<br />

Eine Lebensdaueranforderung von zehn<br />

Jahren ist deshalb ohne hinreichende<br />

thermische Konditionierung der<br />

Batterie nicht realisierbar. Also muss<br />

die Zelle <strong>bei</strong> allen Betriebszuständen<br />

in einem thermisch unkritischen<br />

Zustand unter ca. 40 °C gehalten<br />

werden. Hierfür bedarf es eines leistungsfähigen<br />

<strong>Thermomanagement</strong>s.<br />

Aus den Anforderungen für das<br />

Thermo management von Li-Ionen-<br />

Batterien wird ersichtlich, dass man<br />

hier an die Grenzen der klassischen<br />

Motorkühlung stößt. Es gibt drei<br />

verschiedene Ansätze, eine Li-Ionen-<br />

Batterie zu kühlen (Abbildung 1):<br />

1. Mit gekühlter Luft. In der Regel<br />

wird hierfür klimatisierte Luft aus<br />

dem Fahrzeuginnenraum genutzt<br />

oder in einem eigens für die<br />

Batterie installierten Klimagerät<br />

erzeugt.<br />

2. Mit einem zusätzlichen Verdampfer<br />

in Form einer Kühlplatte in der<br />

Batterie. Die Batteriezellen sind<br />

da<strong>bei</strong> auf dieser Kühlplatte montiert.<br />

Sie weist Kanäle auf, in<br />

Kältekreislauf<br />

denen Kältemittel aus dem<br />

Kältekreislauf des Klimasystems<br />

verdampft.<br />

3. Ein Wärmeübertrager („Chiller“)<br />

überträgt die niedrige Temperatur<br />

des verdampfenden Kältemittels<br />

auf einen zweiten Kreislauf<br />

(Sekundärkreislauf), der wiederum<br />

die Zellen in der Batterie kühlt.<br />

Auch hier wird eine Kühlplatte in<br />

der Batterie benötigt.<br />

Zellaufbau, mögliche Kühlungspfade<br />

und Zelltypen<br />

Abbildung 2 zeigt den schematischen<br />

Aufbau einer Li-Ionen-Zelle. Sie ist<br />

aus metallischen, beschichteten Elektroden<br />

aufgebaut. Diese Schichten<br />

dienen als Speicher für die Li-Ionen.<br />

Die Isolierung zwischen positiver und<br />

negativer Elektrode wird durch einen<br />

elektrisch nicht leitenden Separator<br />

sichergestellt, der aber durchlässig<br />

für die Li-Ionen ist. Als Elektrolyt<br />

λh λr Abbildung 3 | Zelltypen<br />

Gute Wärmeleitfähigkeit:<br />

Entlang der Elektroden<br />

In den Ableitern<br />

Im metallischen Gehäuse<br />

Geringe Wärmeleitfähigkeit:<br />

Senkrecht zu den Elektroden<br />

In Hohlräumen<br />

Mögliche Kühlkontaktstelle<br />

Wärmeströme<br />

Abbildung 2 | Zellaufbau<br />

und Kühlungspfade<br />

λ h<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 5<br />

dient ein organisches Lösungsmittel,<br />

in dem Leitsalze gelöst sind.<br />

Derzeit sind drei verschiedene Zelltypen<br />

erhältlich (Abbildung 3):<br />

Hohlräume<br />

Isolation<br />

1. Rundzellen: Anode, Separator und<br />

Kathode sind aufgerollt und in<br />

einem zylindrischen Gehäuse aus<br />

Aluminium eingefügt.<br />

2. Prismatische Zellen: fl ache Wickel<br />

in einem rechteckigen Aluminiumgehäuse<br />

3. Pouch- oder Coffeebag-Zelle: Die<br />

einzelnen Lagen des Aktivmaterials<br />

sind gestapelt oder gefaltet und in<br />

einer fl exiblen Aluminiumverbundfolie<br />

verpackt.<br />

Aus rein kühlungstechnischer Sicht,<br />

eignet sich die prismatische oder die<br />

Pouch-Zelle für den Fahrzeugeinsatz<br />

am besten. Der Grund dafür liegt in<br />

der Geometrie der Zelle. Bei der<br />

λ d<br />

Ableiter Kathode<br />

Ableiter Anode<br />

Elektrodenstapel aus:<br />

Kathoden, Anoden,<br />

Separator<br />

Zylindrisch Prismatisch Pouch („coffeebag“)<br />

λ h<br />

Gehäuse<br />

λ d


6<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

Montage Zellen<br />

in Batterie<br />

Kühlungseffektivität<br />

Bauraumbedarf<br />

in Batterie<br />

a) Luftkühlung b) Boden- bzw.<br />

Kopfkühlung<br />

+ +<br />

0<br />

–<br />

Abbildung 4 | Kühlkonzepte für Zellen<br />

Rundzelle steht relativ wenig Oberfl<br />

äche für den Wärmetransport aus<br />

dem Zellinnern zur Verfügung. Dies<br />

führt zu einem größeren radialen<br />

Temperaturgradienten von innen nach<br />

außen. Zudem erschwert die gewölbte<br />

Außenfl äche einen optimalen thermischen<br />

Kontakt zu den Wärmeleitelementen,<br />

mit denen die Abwärme<br />

der Zelle zu einer Wärmesenke abgeführt<br />

werden kann.<br />

Letztendlich spielen <strong>bei</strong> der Auswahl<br />

des zu verwendeten Zelltyps jedoch<br />

auch Kriterien wie Serienreife, Verfügbarkeit,<br />

Sicherheit, Lebensdauer<br />

und Kosten eine entscheidende Rolle,<br />

sodass die bewährte Rundzelle derzeit<br />

recht häufi g zum Einsatz kommt.<br />

Physikalisch bedingt folgt aus einer<br />

guten elektrischen Leitfähigkeit eines<br />

Materials auch eine gute thermische<br />

Leitfähigkeit. Entlang der metallischen<br />

Elektrodenlagen ist deshalb<br />

die thermische Leitfähigkeit um zwei<br />

Größenordnungen höher als senkrecht<br />

dazu. Grund hierfür ist, dass die Separatoren<br />

zwischen den Elektroden<br />

als thermische Isolatoren wirken.<br />

In Abbildung 4 sind prinzipielle Kühlkonzepte<br />

für die Zelle auf Zellebene<br />

schematisch dargestellt. Man unterscheidet<br />

zwischen zwei verschiedenen<br />

+<br />

+<br />

+ +<br />

c) Kühlbleche<br />

zwischen Zellen<br />

0<br />

+<br />

+<br />

d) Fluidführende<br />

Kühlbleche<br />

–<br />

+ +<br />

–<br />

e) Ableiterkühlung<br />

Konzepten: Luftkühlung oder Kühlung<br />

über einen thermischen Kontakt.<br />

Bei der Luftkühlung (Abbildung 4a)<br />

umströmt kalte Luft die Zelle und<br />

kühlt da<strong>bei</strong> die frei zugänglichen<br />

Oberfl ächen. Möglich sind <strong>bei</strong> dieser<br />

Art der Kühlung alle Zelltypen, wo<strong>bei</strong><br />

aus strömungstechnischer Sicht die<br />

Rundzelle hier gewisse Vorteile hat.<br />

Die Schnittstelle zum Kühlsystem ist<br />

relativ einfach. Allerdings ist der<br />

Bauraumbedarf für die Kühlluftkanäle<br />

zwischen den Zellen, für die Zu- und<br />

Abführkanäle zum Batteriemodul sowie<br />

für ein etwaiges Kleinklimagerät zur<br />

Luftkonditionierung erheblich. Auch<br />

ist die Kühlungseffektivität nicht zufriedenstellend<br />

und die Homogenität<br />

der Zellkühlung schwierig darzustellen.<br />

Dagegen sind Kühlungsarten, in denen<br />

die Zellen in thermischem Kontakt zum<br />

Kühlapparat stehen und die Wärme<br />

zu einer Wärmesenke abführen, hinsichtlich<br />

Bauraumbedarf und Kühlungseffektivität<br />

deutlich überlegen. Da<strong>bei</strong><br />

ergeben sich jedoch neue Herausforderungen<br />

<strong>bei</strong> der Gestaltung der<br />

thermischen Kontaktierung, weil in<br />

vielen Fällen eine elektrische Isolation<br />

gegenüber dem Zellgehäuse erforderlich<br />

ist. Bei Zellen mit geringer Höhe<br />

und genügend dicken Zellwänden<br />

reicht es aus, lediglich den Zellboden<br />

oder -kopf thermisch zu kontaktieren<br />

+<br />

+<br />

+ +<br />

(Abbildung 4b) – die Zellen werden<br />

einfach auf eine Kühlplatte gestellt.<br />

Die Zellen können sehr dicht gepackt<br />

werden: der Bauraumbedarf ist deshalb<br />

sehr gering. Pouch-Zellen sind für<br />

diese Art der Kühlung eher ungeeignet,<br />

da die Wärmeabfuhr in erster<br />

Linie über die Gehäusewand der Zelle<br />

zum Zellboden und von dort in die<br />

Kühlplatte erfolgt. Pouch-Zellen haben<br />

in der Außenfolie eine umlaufende<br />

Naht, die einen optimalen thermischen<br />

Kontakt verhindert.<br />

Ist die Wärmeabfuhr durch das Zellgehäuse<br />

nicht ausreichend, müssen<br />

Wärmeleitelemente zwischen den<br />

Zellen in Form von Wärmeleitrippen<br />

(Abbildung 4c) oder sogar fl uidführenden<br />

Platten (Abbildung 4d)<br />

eingebracht werden. Letzteres führt<br />

allerdings zu einem hohen Montageaufwand<br />

in der Serienfertigung, weil<br />

sehr viele solcher Platten <strong>bei</strong> der<br />

Montage der Zellen in der Batterie<br />

dicht verbunden werden müssen.<br />

Eine besonders effi ziente Art der<br />

Kühlung stellt die Ableiterkühlung<br />

dar (Abbildung 4e). Hier<strong>bei</strong> wird<br />

direkt über die Ableiter und die<br />

Elektroden das Zellinnere gekühlt.<br />

Man nutzt da<strong>bei</strong> den direkten metallischen<br />

Pfad und damit den Weg entlang<br />

einer guten Wärmeleitfähigkeit<br />

in den Elektrodenstapel hinein.<br />

Besonders Pouch-Zellen sind für<br />

diese Art der Kühlung geeignet, da<br />

deren fl ach gestaltete Ableiter eine<br />

ausreichend große Angriffsfl äche für<br />

die Kontaktierung bieten. In allen<br />

Fällen wird die Abwärme der Zellen<br />

in eine Kühlplatte geleitet. Dort<br />

nimmt entweder Kühlwasser oder<br />

ein verdampfendes Kältemittel die<br />

Wärme auf und führt sie über das


Kühl- oder Kältesystem des Fahrzeugs<br />

an die Umgebung ab.<br />

Einbindung der Batteriekühlung<br />

in das Kühlsystem des Fahrzeugs<br />

Wie schon eingangs erwähnt, ist<br />

eine Einbindung der Batteriekühlung<br />

in den Kältekreislauf der Klimaanlage<br />

aufgrund der relativ niedrigen zulässigen<br />

Betriebstemperatur der<br />

Li-Ionen-Zellen unabdingbar.<br />

Im Falle der Luftkühlung der Batterie<br />

(Abbildung 5) entnimmt man die<br />

Kühlluft aus der klimatisierten<br />

Fahrzeugkabine oder erzeugt sie in<br />

einem separaten Kleinklimagerät<br />

(Abbildung 6), ähnlich einem Heckklimagerät<br />

in Oberklassefahrzeugen.<br />

Der große Bauraumbedarf der Luftkanäle<br />

hin zur Batterie und das<br />

Gewicht des Gebläses oder Kleinklimagerätes<br />

sind jedoch erheblich. Hinzu<br />

kommen eventuell störende Geräu sche<br />

im Innenraum durch das Gebläse.<br />

Besonders zu beachten ist der Sicherheitsaspekt<br />

<strong>bei</strong> der Nutzung von<br />

Kabinenluft, weil hier<strong>bei</strong> eine direkte<br />

Verbindung zwischen der Kabine und<br />

dem Inneren der Batterie besteht.<br />

Wesentlich kompakter ist die Kühlung<br />

der Li-Ionen-Batterie direkt mit Kältemittel<br />

(Abbildung 7). Der Batterieverdampfer<br />

ist da<strong>bei</strong> parallel zum<br />

Hauptkältekreislauf geschaltet und<br />

sitzt als Kühlplatte ausgestaltet direkt<br />

in der Batterie. Es sind nur zwei<br />

zusätzliche Kältemittelleitungen notwendig,<br />

nämlich Saug- und Druckleitung.<br />

Die von der Batterie erzeugte<br />

Wärme wird vom verdampfenden Kältemittel<br />

aufgenommen. Die Abstimmung<br />

des Gesamtkreislaufs ist aufwendig,<br />

da zwei Kältenutzer mit völlig unterschiedlichen<br />

Betriebscharakeristika<br />

Kondensator Kondensator Kondensator<br />

Kältemittelkreislauf<br />

Abbildung 5 | Kühlsysteme für Batterien – Luftkühlung Kabinenluft<br />

Kompressor<br />

Kältemittelkreislauf<br />

Abbildung 6 | Kühlsysteme für Batterien – Luftkühlung autark<br />

Kompressor<br />

Kältemittelkreislauf<br />

Verdampfer Verdampfer Verdampfer<br />

Kabine Kabine<br />

Abbildung 7 | Kühlsysteme für Batterien – Direktkühlung mit Kältemittel<br />

von einem Kältekreislauf bedient<br />

werden müssen. Für den Kühlbetrieb<br />

ist ein gewisser Anteil der Kompressorleistung<br />

des Klimasystems notwendig,<br />

die aber gegenüber der Leistungsanforderung<br />

des Kabinenklimasystems<br />

gering ist.<br />

Mit dieser Kühlungsart kann die<br />

Batterie im Winter nicht beheizt<br />

werden. Eine kalte Batterie ist aber<br />

weniger leistungsfähig als eine<br />

wohltemperierte und kann <strong>bei</strong> Temperaturen<br />

deutlich unter dem Gefrierpunkt<br />

kaum noch geladen werden.<br />

Im Mild-Hybrid kann man dies<br />

tolerieren. Im Extremfall steht die<br />

Batterieverdampfer<br />

Verdampferplatte<br />

Batterie<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 7<br />

Batterie<br />

Batterie<br />

Verdampferplatte<br />

Hybridfunktion nur eingeschränkt<br />

zur Verfügung, Fahren ist dennoch möglich.<br />

Im reinen Elektrofahrzeug dagegen<br />

wird man eine Batterieheizung vorsehen<br />

müssen, um im Winter immer starten<br />

und fahren zu können.<br />

Im Mild-Hybrid ist die Kältemittelkühlung<br />

die bevorzugte Lösung, da sie mit<br />

geringstem Installationsaufwand verbunden<br />

ist. Der S400 BlueHYBRID von<br />

Mercedes-Benz geht bald in Serie und ist<br />

mit einer solchen Kältemittelkühlung für<br />

die Li-Ionen-Batterie ausgestattet.<br />

Bei größeren Batterien, wie sie <strong>bei</strong><br />

Plug-in und reinen Elektrofahrzeugen


8<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

Batteriekühler<br />

Kondensator<br />

Kompressor<br />

Kältemittelkreislauf<br />

Verdampfer<br />

Abbildung 8 | Sekundärkreislauf mit Chiller und Kühlplatte in Batterie<br />

verwendet werden, spielt das Thema<br />

Energieeffi zienz der Kühlung eine entscheidende<br />

Rolle, weil die Reichweite<br />

durch den Energiebedarf der Kühlung<br />

verringert wird. Zudem erfordert die<br />

Verfügbarkeit von elektrischer Energie<br />

auch <strong>bei</strong> sehr kalten Witterungsbedingungen<br />

eine Batterieheizung, s. o.<br />

Die Kühlung der Batterie über einen<br />

Sekundärkreislauf (Abbildung 8) erfüllt<br />

all diese Forderungen. Die Kühlung<br />

erfolgt da<strong>bei</strong> über einen separaten<br />

Kühlwasserkreislauf. Dieser Sekundärkreislauf<br />

wird <strong>bei</strong> Temperaturen<br />

zwischen ca. 15 und 30 °C betrieben.<br />

Bei niedrigen Außentemperaturen<br />

genügt dafür ein Luftkühler, ähnlich<br />

einem konventionellen Motorkühler.<br />

Übersteigen die Außentemperaturen<br />

die erforderlichen Temperaturen, muss<br />

dieser Sekundärkreislauf vom Kältekreislauf<br />

des Klimasystems zusätzlich<br />

Abbildung 9 | Direktkühlung mit Kältemittel im Mercedes Benz S400 BlueHYBRID<br />

Kühlmittelkreislauf<br />

Chiller Kühlplatte<br />

Batterie<br />

Heizung<br />

rückgekühlt werden. Dafür hat <strong>Behr</strong><br />

spezielle Wärmeübertrager, sogenannte<br />

Chiller entwickelt, die sehr kompakt<br />

und mit hoher Leistungsdichte Wärme<br />

aus dem Sekundärkreislauf auf das<br />

verdampfende Kältemittel übertragen.<br />

Was hat dies mit Energieeffi zienz zu<br />

tun? Die Kühlung mit dem Kältekreislauf<br />

verbraucht mehr Energie als der<br />

Betrieb eines Kühlwasserkreislaufs, da<br />

ja der Klimakompressor angetrieben<br />

werden muss. Deshalb versucht man<br />

dies so weit wie möglich zu vermeiden.<br />

Das Kühlmittel lässt sich im Gegensatz<br />

zum Kältemittel auch beheizen,<br />

so dass eine Erwärmung der Batterie<br />

möglich wird. Damit kann die Batterie<br />

im wirkungsgradoptimalen Temperaturfenster<br />

betrieben werden. Es<br />

wird momentan diskutiert, aus welcher<br />

Quelle eine solche Batterieheizung<br />

gespeist werden kann.<br />

Den Preis, den man dafür bezahlen<br />

muss: ein erhöhter Bauraumbedarf,<br />

erhöhtes Gewicht sowie eine höhere<br />

Systemkomplexität durch zusätzliche<br />

Komponenten wie Pumpe, Ventile,<br />

Chiller und Niedertemperaturkühler,<br />

die natürlich Kosten verursachen.<br />

Erste Serienaufträge für solche Chiller<br />

und Niedertemperaturkühler liegen<br />

uns vor.<br />

Aktuelle Beispiele<br />

Abbildung 9 zeigt die Li-Ionen-Batterie<br />

des Mercedes-Benz S400 BlueHYBRID.<br />

Der kompakte Kühlapparat ist nicht nur<br />

für die Kühlung der Zellen zuständig,<br />

sondern dient auch als Aufnahme für<br />

die Zellen. Gekühlt wird die Batterie<br />

direkt mit Kältemittel und ist analog<br />

Abbildung 7 als Verdampferplatte<br />

direkt in den Kältekreislauf des Fahrzeugs<br />

eingebunden. Der Kühlapparat<br />

besteht weiterhin aus einer umlaufenden<br />

Wandung sowie zahlreichen<br />

Wärmeleitelementen, die mit der<br />

Verdampferplatte verbunden sind.<br />

Sie sorgen für die Kühlung des Innenbereiches<br />

der Batterie, indem sie die<br />

Wärmeleitung aus den Zellen in die<br />

Verdampferplatte unterstützen. In<br />

Abbildung 10 | Direktkühlung mit Kältemittel<br />

oder Kühlmittel und Ableiterkühlung


Spannung: ≤ 500 V<br />

Stromstärke: ≤ 300 A<br />

Leistung: 65 kW<br />

CAN<br />

Laden/<br />

Entladen<br />

der Verdampferplatte sind Kanäle eingebracht,<br />

in denen das Kältemittel<br />

verdampft und somit die Abwärme<br />

aus den Zellen aufnimmt. Die Kanalstruktur<br />

ist so gewählt, dass sich eine<br />

homogene Temperaturverteilung über<br />

die gesamte Platte ergibt. Diese<br />

Homogenität sowie die gleichmäßige<br />

Wärmeleitung in den Kühlelementen<br />

und in der Behälterwand sorgen in<br />

ihrem abgestimmten Zusammenspiel<br />

dafür, dass der gesamte Zellbereich<br />

gleichmäßig gekühlt wird.<br />

Im Rahmen eines vom BMBF geförderten<br />

Verbundvorhabens hat <strong>Behr</strong> in<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t mit der Li-Tec Battery<br />

GmbH & Co. KG und der ISEA RWTH<br />

Aachen ein automotive-taugliches<br />

Li-Ionen-Batterie-Funktionsmuster für<br />

die Anwendung in hybriden Antriebssträngen<br />

entwickelt (Abbildung 10).<br />

Um eine möglichst hohe Packungsdichte<br />

<strong>bei</strong> gleichzeitig optimalem<br />

<strong>Thermomanagement</strong> und geringem<br />

Fahrzyklus<br />

Klimaprofi l<br />

Abbildung 11 | Klima-Batterie-Systemprüfstand – Batterie, AC-Kreislauf/Sekundärkreislauf unter realen Betriebsbedingungen<br />

Gewicht zu erreichen, werden fl ache<br />

Pouch-Zellen eingesetzt und über die<br />

elektrischen Ableiter gekühlt. In einem<br />

Bauraum einer normalen Bleibatterie<br />

der Größe H8 werden 38 Batteriezellen<br />

mit einer Kapazität von 6 Ah pro Zelle<br />

inklusive Batteriemanagementsystem<br />

und <strong>Thermomanagement</strong> integriert.<br />

Zusammenfassung<br />

Es gibt nicht ein einziges „wahres“<br />

Kon zept zur Kühlung von Li-Ionen-<br />

Batterien. Je nach Zelltyp und<br />

Einsatzprofi l der Batterie kommen<br />

unterschiedliche Kühlungslösungen<br />

zum Tragen.<br />

Die immer komplexeren Kühlungsaufgaben<br />

erfordern einen stetig steigenden<br />

Entwicklungsaufwand. Vieles<br />

kann heute schon über numerische<br />

Simulation virtuell analysiert und vorentwickelt<br />

werden. Zur Validierung<br />

benötigt man jedoch immer noch die<br />

Bestätigung durch das Experiment.<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 9<br />

Evaporator test section Condenser test section<br />

Aus diesem Grund hat <strong>Behr</strong> einen in<br />

seiner Art einmaligen, speziellen Klima-<br />

Batterie-Systemprüfstand aufgebaut,<br />

der es ermöglicht, eine reale Batterie<br />

unter realen Betriebsbedingungen,<br />

gekoppelt mit einem realen Kältekreislauf<br />

zu betreiben (Ab bildung 11).<br />

Da<strong>bei</strong> wird die Batterie entlang eines<br />

frei wählbaren kundenspezifi schen<br />

Fahrzyklus be- und entladen. Durch<br />

zwei voneinander getrennte Klimakammern<br />

(jeweils für Batterie und<br />

Fahrzeuginnenraum) lassen sich die<br />

thermischen Rand bedingungen für das<br />

Kühlsystem realitätsnah darstellen.<br />

Die Kühlung von Li-Ionen-Batterien<br />

ist also mehr als nur eine weitere<br />

singuläre Kühlungsaufgabe. Sie<br />

erfordert vielmehr ein komplexes<br />

<strong>Thermomanagement</strong> und die sorgfältige<br />

Analyse und Abstimmung<br />

aller beteiligten Kühl- und Kältesysteme<br />

und deren Komponenten<br />

im Fahrzeug.


10<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

Kühlung für elektrische Fahrzeuge<br />

mit erhöhter Reichweite<br />

Dr. Simon Edwards,<br />

Leiter Vorentwicklung Nkw<br />

Elektrische Fahrzeuge mit erhöhter<br />

Reichweite besitzen zwei Wärmequellen.<br />

Das Kühlmodul unterscheidet<br />

sich also von einem Kühlmodul eines<br />

traditionellen Fahrzeugs.<br />

In Zukunft wird das Automobil sicherlich<br />

elektrisch angetrieben werden,<br />

vielleicht sogar unterstützt von einer<br />

Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle.<br />

Welche Rolle spielt die klassische<br />

Motorkühlung vor diesem Hintergrund?<br />

Derzeit noch das große Handicap des<br />

elektrischen Antriebs ist die Reichweite.<br />

Ein wichtiger Schritt hin zur<br />

vollständigen Elektrifi zierung des<br />

Antriebsstranges ist das Fahrzeug<br />

mit erhöhter Reichweite („range<br />

extended vehicle“). Im Folgenden soll<br />

gezeigt werden, was die Unterschiede<br />

und Herausforderungen im Vergleich<br />

zur klassischen Motorkühlung sind,<br />

inwieweit <strong>Behr</strong> schon in der Kühlung<br />

solcher Fahrzeugantriebe aktiv war,<br />

welche Kompetenz aufgebaut und<br />

welche Komponenten und Systeme<br />

schon entwickelt worden sind.<br />

Was ist ein elektrisches Fahrzeug<br />

mit erhöhter Reichweite?<br />

In einem klassischen Antriebsstrang<br />

treibt ein Verbrennungsmotor über ein<br />

Getriebe die Räder an (Abbildung 1).<br />

In einem Mild-Hybrid, wie z. B. dem<br />

S400 BlueHYBRID von Mercedes-Benz,<br />

Abbildung 1 | Elektrisches Fahrzeug mit erhöhter Reichweite<br />

für den <strong>Behr</strong> die Batteriekühlung<br />

liefert, wird der Verbrennungsmotor<br />

von einem parallel geschalteten elektrischen<br />

Motor unterstützt. Dieser<br />

ermöglicht die Start-Stopp-Funktionalität<br />

und wegen des zusätzlichen<br />

Drehmoments kann der Verbrennungsmotor<br />

entsprechend „downgesized“<br />

werden. Im einem richtigen Full-<br />

Hybrid, wie z. B. dem Toyota Prius,<br />

können die Räder <strong>bei</strong> niedrigen Geschwindigkeiten<br />

und niedriger Last<br />

rein elektrisch angetrieben werden.<br />

Entlang dieser Entwicklung wird die<br />

Batterie immer wichtiger und der<br />

Verbrennungsmotor immer weiter<br />

downgesized. Mit den steigenden Anforderungen<br />

an die vom elektrischen<br />

Motor zur Verfügung gestellte Energie<br />

steigen auch die Anforderungen an<br />

die Batterie. Die Vorzüge, die Batterie<br />

über Nacht laden zu können („plugin“),<br />

steigen.<br />

Der nächste Schritt besteht nun darin,<br />

den Verbrennungsmotor vom Antriebsstrang<br />

zu trennen und rein elektrisch<br />

zu fahren. Wenn die dafür erforderliche<br />

Energiedichte verfügbar wäre, könnte<br />

auf den Verbrennungsmotor komplett<br />

Normaler Antriebsstrang Hybrid-Antriebsstrang „E-REV“-Antriebsstrang<br />

Motor<br />

Getriebe<br />

Batterie<br />

Kupplung<br />

E-Maschine<br />

E-Maschine<br />

Batterie<br />

E-Maschine


Generator<br />

Elektrischer Antrieb Plug-in-Port<br />

verzichtet werden. Je nach Nutzungsprofi<br />

l ergeben sich mit den derzeit<br />

zur Verfügung stehenden Batterien für<br />

ein Mittelklassefahrzeug Reichweiten<br />

um die 50 km, bevor der elektrische<br />

Energiespeicher wieder aufgeladen<br />

werden müsste. Zu wenig, als dass<br />

sich ein solches Fahrzeug auf dem<br />

Markt durchsetzen könnte.<br />

Die Lösung ist, dass der Verbrennungsmotor<br />

<strong>bei</strong>behalten wird. Er wird beträchtlich<br />

downgesized und ar<strong>bei</strong>tet<br />

lediglich als ein in Serie geschalteter<br />

Generator, der die Batterie während der<br />

Abbildung 3 | Kühlmodul des Opel Insignia<br />

Lithium-Ionen-Batterie<br />

Abbildung 2 | Chevrolet Volt mit Hybrid-Architektur © GM Corp.<br />

Fahrt lädt und gleichzeitig für einen<br />

elektrischen Vortrieb sorgt. Damit<br />

kann die Reichweite des E-Fahrzeugs<br />

beträchtlich erhöht werden.<br />

Wahrscheinlich das bekannteste Beispiel<br />

einer solchen Hybrid-Architektur<br />

ist der Chevrolet Volt (Abbildung 2),<br />

der auf der GM-Voltec-Plattform aufbaut.<br />

Sie kann darauf ausgelegt<br />

werden, mit Strom aus unterschiedlichen<br />

Quellen betrieben zu werden.<br />

Das Fahrzeug wird von einem elektrischen<br />

Motor angetrieben. Der Antrieb<br />

ist damit unabhängig von der Art<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 11<br />

des Verbrennungsmotors. So können<br />

bis zu 65 km rein elektrisch gefahren<br />

werden. Zusätzlich kann die Batterie<br />

über Nacht über Plug-in-Ports direkt<br />

über die Steckdose aufgeladen werden.<br />

Das Kühlmodul für ein elektrisches<br />

Fahrzeug mit erhöhter Reichweite<br />

Was unterscheidet dieses Kühlmodul<br />

von dem Kühlmodul traditioneller<br />

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor als<br />

Antriebsaggregat?<br />

Als Beispiel für ein typisches<br />

Kühl modul eines aktuellen Mittelklasse<br />

wagens ohne elektrifi zierten<br />

Antriebsstrang dient das Kühlmodul<br />

des neuen Opel Insignia, für den<br />

<strong>Behr</strong> das komplette Kühlmodul in<br />

Systemverantwortung entwickelt<br />

hat und auch liefert (Abbildung 3).<br />

Zu dem zeigt Abbildung 4 die unterschiedlichen<br />

Motoren des Insignias:<br />

vom 1,6l-I4-Zylinder bis zu einem<br />

2,8l-V6-Zylinder Benzinmotor sowie<br />

einem 2.0L-4-Dieselmotor und das<br />

Kondensatorrahmen<br />

Kondensator<br />

Ölkühlschleife<br />

Ladeluftkühlerkühler<br />

Kühlmittelkühler<br />

Lüfterzarge<br />

Lüftermotor


12<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

Benzinmotoren<br />

Antrieb<br />

Schadstoffarm nach<br />

Kraftstoff<br />

Anzahl der Zylinder<br />

Hubraum in cm3 Max. Leistung in kW (PS)/<strong>bei</strong> min-1 Max. Drehmoment in Nm/<strong>bei</strong> min-1 Dieselmotoren<br />

Antrieb<br />

Schadstoffarm nach<br />

Kraftstoff<br />

Anzahl der Zylinder<br />

Hubraum in cm3 Max. leistung in kW (PS)/ <strong>bei</strong> min-1 Max. Drehmoment in Nm/<strong>bei</strong> min-1 1.6<br />

ECOTEC®<br />

Frontantrieb<br />

EURO5<br />

Super<br />

4<br />

1.598<br />

85(115)/6.000<br />

155/4.000<br />

Abbildung 4 | Unterschiedliche Motoren des Opel Insignia<br />

Kühluft<br />

CAC<br />

Radiator<br />

2.0 CDTI<br />

ECOTEC®<br />

Frontantrieb<br />

EURO5<br />

Diesel<br />

4<br />

1.956<br />

81(100)/4.000<br />

260/1.750-2.500<br />

mit manueller und Automatikschaltung.<br />

Die von <strong>Behr</strong> geschätzten Leistungskurven<br />

für diese Motoren zeigen<br />

Bandbreiten von 85 kW bis 191 kW<br />

<strong>bei</strong> 6.000 bis 6.300 Umin-1 für die<br />

Benzinmotoren und von 81 kW bis<br />

140 kW <strong>bei</strong> 4.000 bis 4.500 Umin-1<br />

für die Dieselmotoren (Abbildung 5).<br />

EGR DPF<br />

Ladeluft<br />

Abgas<br />

Hauptkühlungskreislauf<br />

1.8<br />

ECOTEC®<br />

Frontantrieb<br />

EURO5<br />

Super<br />

4<br />

1.796<br />

103(140)/6.300<br />

175/3.800<br />

Abbildung 5 | Motorleistung und Kühlkreislauf (Dieselmotor) des Opel Insignia<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Motorleistung [kW]<br />

1.6 Turbo<br />

ECOTEC®<br />

Frontantrieb<br />

EURO5<br />

Super<br />

4<br />

1.598<br />

132(180)/5.500<br />

230/2.000-4.000<br />

2.0 CDTI<br />

ECOTEC®<br />

Frontantrieb<br />

EURO5<br />

Diesel<br />

4<br />

1.956<br />

96(130)/4.000<br />

300/1.750-2.500<br />

Da die Mehrzahl der heutigen Motoren<br />

turboaufgeladen und zudem eine<br />

Fahrzeugklimaanlage Standard ist,<br />

besteht unser Kühlmodul aus den in<br />

Abbildung 3 gezeigten Komponenten:<br />

einem großfl ächigen Kondensator<br />

für die Klimatisierung mit einer<br />

Leistung von 18 kW,<br />

Diesel<br />

Otto<br />

Motordrehzahl [U min –1 ]<br />

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000<br />

2.0 Turbo<br />

ECOTEC®<br />

Frontantrieb<br />

EURO5<br />

Super<br />

4<br />

1.998<br />

162(220)/5.300<br />

350/2.000-4.000<br />

2.0 CDTI<br />

ECOTEC®<br />

Frontantrieb<br />

EURO5<br />

Diesel<br />

4<br />

1.956<br />

118(160)/4.000<br />

350/1.750-2.500<br />

7.000<br />

1.6 Turbo<br />

ECOTEC®<br />

Adaptiver 4 x 4<br />

Allradantrieb<br />

EURO5<br />

Super<br />

4<br />

1.998<br />

162(220)/5.300<br />

350/2.000-4.000<br />

2.8 V6 Turbo<br />

ECOTEC®<br />

Adaptiver 4 x 4<br />

Allradantrieb<br />

EURO5<br />

Super<br />

6<br />

2.792<br />

191(260)/5.500<br />

350/1.900-4.500<br />

2.0 BiTurbo CDTI<br />

ECOTEC®<br />

Adaptiver 4 x 4<br />

Allradantrieb<br />

EURO5<br />

Diesel<br />

4<br />

1.956<br />

81(100)/4.000<br />

260/1.750-2.500<br />

einer Lenkhilfeölkühlerschleife,<br />

die 1,65 kW an Wärmemenge abführen<br />

kann,<br />

einem Ladeluftkühler, der 40 kW<br />

an Wärmemenge abführen kann,<br />

einem großfl ächigen Kühlmittelkühler,<br />

mit einer Leistung von<br />

150 kW,<br />

einem im Wasserkasten eingebauten<br />

Getriebeölkühler, der 7 kW<br />

an Wärmemenge abführen kann,<br />

einem Doppellüfter, der bis zu<br />

2,2 kg/s Luft <strong>bei</strong> 2.950 Umin-1<br />

liefert.<br />

Wie sieht nun das Kühlmodul für ein<br />

Fahrzeug wie dem Chevrolet Volt im<br />

Vergleich dazu aus?<br />

Der erste gravierende Unterschied<br />

ist, dass hier der Verbrennungsmotor<br />

lediglich dazu dient, über einen<br />

Generator elektrische Energie nach<br />

Bedarf zur Verfügung zu stellen.<br />

Alternativ ist auch eine Brennstoffzelle<br />

denkbar, in diesem Beispiel soll<br />

jedoch nur auf einen Verbrennungsmotor<br />

eingegangen werden.


Im Vergleich zu den Motoren des<br />

Opel Insignias ist der Motor des<br />

Volts stark downgesized und vereinfacht<br />

(Abbildung 6). Obwohl ein<br />

aufgeladener Dreizylindermotor angedacht<br />

ist, wird zuerst wahrscheinlich<br />

ein nicht aufgeladener 1,4-Liter-<br />

Benzinmotor mit vier Zylindern und<br />

einer Leistung von 53 kW zum Einsatz<br />

kommen, der mit bis zu 85 Prozent<br />

Ethanol<strong>bei</strong> mischung betrieben werden<br />

kann. Da der Motor nicht mechanisch<br />

mit den Rädern verbunden ist, kann<br />

seine Dreh zahl auf einen optimalen<br />

Bereich hin begrenzt werden. Der<br />

Motor ist dadurch hinsichtlich Effi -<br />

zienz optimiert.<br />

Was heißt das für das Kühlsystem?<br />

Da ein Benzin- und nicht ein Dieselmotor<br />

zum Einsatz kommt, braucht es<br />

keine Abgaskühlung. Der Motor ist<br />

auch nicht aufgeladen, sodass auch<br />

der Ladeluftkühler wegfällt. Da der<br />

Motor stark downgesized und im Vergleich<br />

zu z. B. einem Motor des Opel<br />

Insignias stark vereinfacht ist, sollte<br />

der Kühlmittelkühler auch einfacher<br />

ausfallen. All das trifft zu. Bei genauerem<br />

Hinsehen zeigt sich jedoch,<br />

dass die Kühlung komplizierter als<br />

gedacht ist.<br />

Tatsächlich besitzt das Kühlmodul<br />

des Volts vier anstatt nur drei Wärmeübertrager<br />

wie im Falle des Insignias<br />

(Abbildung 7):<br />

Vorne am Modul: ein großfl ächiger<br />

Niedertemperatur-Batteriekühler,<br />

der so ausgelegt ist, dass die<br />

Li-Ionen-Batterie des Volts <strong>bei</strong><br />

Temperaturen von um die 30 °C<br />

hält.<br />

Danach: ein großfl ächiger Kondensator<br />

mit genügend Leistung, um<br />

Kühluft<br />

Radiator<br />

TWC<br />

Ladeluft<br />

Abgas<br />

Hauptkühlungskreislauf<br />

Abbildung 6 | Motorleistung und Kühlkreislauf (Verbrennungsmotor) der GM Voltec-Plattform<br />

den thermischen Komfort für die<br />

Fahrzeuginsassen zu halten.<br />

An dritter Stelle eine neue Komponente:<br />

ein Kühler, für die Leistungselektronik<br />

des Hybridantriebs.<br />

An vierter Stelle, ein Hochtemperatur-Kühlmittelkühler,<br />

optimiert<br />

für den downgesizeten Motor.<br />

Abschließend: ein doppelter,<br />

bürstenloser Lüfter und der abgedichtete<br />

Rahmen des Kühlmoduls,<br />

damit die Luftströmung<br />

durch und um das Kühlmodul<br />

herum kontrolliert werden kann.<br />

Betrachtet man den notwendigen<br />

Kühlkreislauf, so erkennt man, dass<br />

dieser wesentlich komplexer ist als<br />

der Kühlkreislauf des Insignias oder<br />

eines anderen herkömmlichen Verbrennungsmotors.<br />

Eine Komplexität,<br />

die nur von einem Systemlieferant<br />

wie <strong>Behr</strong> verstanden und beherrscht<br />

werden kann.<br />

Abbildung 7 | Mögliches Kühlmodul für ein elektrisches Fahrzeug mit erhöhter Reichweite<br />

200<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Motorleistung [kW]<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 13<br />

Diesel<br />

Otto<br />

Volt?<br />

Motordrehzahl [U min –1 ]<br />

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000<br />

7.000<br />

Batteriekühler<br />

Kondensator<br />

Modulrahmen<br />

Leistungselektronikkühler<br />

Kühlmittelkühler<br />

Lüfterzarge<br />

Lüftermotoren


14<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

Thermischer Komfort im Fahrzeug –<br />

neue Fahrzeugkonzepte erfordern neue Klimakonzepte<br />

Peter Kroner,<br />

Leiter Vorentwicklung<br />

Klimatisierung<br />

Der Klimakomfort hat <strong>bei</strong> Elektro-<br />

und <strong>Hybridfahrzeugen</strong> Einfl uß<br />

auf die Reichweite. Deshalb muss,<br />

wie <strong>bei</strong> allen Nebenaggregaten,<br />

auch <strong>bei</strong> der Klimatisierung Energie<br />

eingespart werden.<br />

Schichtung<br />

Kühler Kopf<br />

Warme Füße<br />

Abbildung 1 | Klimakomfort im Fahrzeug<br />

Der Klimakomfort in heutigen Fahrzeugen<br />

hat einen sehr hohen Stand erreicht:<br />

variable Luftströmung, vertikale<br />

Temperaturschichtung, angenehme<br />

Akustik, mehrere Klimazonen, angenehmer<br />

Geruch, verschiedene Klimastile<br />

sind die Stichworte dazu, Abbildung 1.<br />

Die neuen Fahrzeugkonzepte, die<br />

heute entwickelt werden, stellen die<br />

Klimatechnik jedoch vor ganz neue Anforderungen,<br />

so hat <strong>bei</strong> einem Elektro-<br />

Automobil der Klimakomfort Einfl uss<br />

auf die Reichweite; deshalb muss, wie<br />

<strong>bei</strong> allen Hilfsaggregaten, auch <strong>bei</strong> der<br />

Klimatisierung Energie gespart werden:<br />

durch effi zientere Systeme, neue Konzepte<br />

und zusätzliche Funktionen wie<br />

etwa die Klimatisierung der Kabine<br />

vor Fahrtantritt. Die Lithium-Ionen-<br />

Technik <strong>bei</strong> <strong>Hybridfahrzeugen</strong> wiederum<br />

erfordert aus Lebensdauer- und<br />

Leistungsgründen eine geregelte<br />

Kühlung der Batterie, <strong>bei</strong> tiefen Temperaturen<br />

auch eine Beheizung. <strong>Behr</strong><br />

ar<strong>bei</strong>tet an Lösungen für alle diese<br />

Probleme; die schon vorliegenden<br />

werden im Folgenden dargestellt.<br />

Zonen-Klimatisierung<br />

Zugfreie Belüftung Akustik<br />

1. Fahrzeugkonzepte<br />

Abbildung 2 zeigt die neuen Fahrzeugkonzepte,<br />

ihre Verteilung über die<br />

Fahrzeugklassen sowie ihren prognostizierten<br />

Marktanteile im Jahr 2015.<br />

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren<br />

wird es weiterhin – und sicherlich<br />

noch viele Jahre – in allen Klassen<br />

geben. Die Start-Stopp-Automatik wird<br />

es ebenfalls in allen Klassen geben;<br />

Mild-Hybrids von der Oberklasse bis<br />

einschließlich Mittelkasse. Full-Hybrids<br />

werden der Ober- und Mittelklasse<br />

vorbehalten bleiben. Elektro-Automobile<br />

wird es hauptsächlich in den<br />

kleinen Klassen, teilweise auch in der<br />

Kompaktklasse geben.<br />

1.1 Fahrzeuge mit<br />

Verbrennungsmotoren<br />

Abbildung 3 zeigt die Charakteristik<br />

des Klimasystems von herkömmlichen<br />

Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor:<br />

Antrieb des Kältekreislaufs<br />

durch einen vom Motor über einen<br />

Keil riemen angetriebenen Kälte mittelkom<br />

pressor, Nutzung von Motorab-


Oberklasse<br />

Mittelklasse<br />

Kompaktklasse<br />

Kleinwagen<br />

Kleinstwagen<br />

Szenario<br />

Markt 2015<br />

Abbildung 2 | Neue Fahrzeugkonzepte, ihre Verteilung über die Fahrzeugklassen und die<br />

prognostizierte Marktanteile im Jahr 2015<br />

Kühlen<br />

Heizen<br />

Effi zienz<br />

Akustik<br />

Int. combustion<br />

engine<br />

Verbrennungsmotor<br />

Elektrisches System: U = 12 V<br />

Kältekompressor<br />

riemengetrieben<br />

Motorabwärme<br />

Kraftstoffmehrverbrauch<br />

Klimatisierung<br />

Abbildung 3 | Klimasysteme <strong>bei</strong> Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor<br />

wärme und eventuell Abgaswärme<br />

für die Heizung. Es werden hohe<br />

Anforderungen an die Klima ti sie rungs -<br />

akustik gestellt, die von den Geräuschen<br />

des Verbrennungsmotors<br />

beeinfl usst, teilweise über deckt<br />

wird. In der letzten Zeit sind hier<br />

einige wichtige Verbesserungen<br />

erzielt worden: Klimageräte mit<br />

strö-mungsgünstigeren Luftführungen<br />

(Silent-HVAC) und rauscharme Gebläse<br />

(Silent-Blower). (HVAC – Heating,<br />

Ventilating, Air-Conditioning)<br />

Bei diesen konventionellen Klimasystemen<br />

– Abbildung 4 zeigt einen<br />

Kältekreislauf – geht es hauptsächlich<br />

darum, den Kraftstoffmehrverbrauch<br />

des Fahrzeugs infolge der Klimatisierung<br />

zu senken. Zu diesem Zweck<br />

hat <strong>Behr</strong> die Konzepte ECO-A/C® und<br />

Start/stop<br />

Basisniveau durch Verbrennungsmotor<br />

Mild<br />

hybrid<br />

Kälteleistung<br />

jederzeit verfügbar<br />

Heizen nach<br />

Kaltstart und im<br />

Normalbetrieb<br />

Full<br />

hybrid<br />

Elektro-<br />

Automobile<br />

<strong>Behr</strong> Systeme<br />

ECO-A/C®<br />

High-Performance<br />

Wärmeübertrager<br />

ECO-Heat<br />

High-Performance<br />

Wärmeübertrager<br />

ECO-A/C®<br />

ECO-Heat<br />

Silent-HVAC<br />

Silent-Blower<br />

ECO-Heat entwickelt, mit denen folgende<br />

Einsparziele erreicht werden<br />

können: <strong>bei</strong> ECO-A/C® auf Basis von<br />

2007 eine Senkung von 20 % bis<br />

2012, <strong>bei</strong> ECO-Heat gegenüber heute<br />

eine Senkung um 30 %, ebenfalls bis<br />

2012, Abbildung 5.<br />

Bei ECO-A/C® wird das erreicht durch<br />

1. hocheffi ziente Wärmeübertrager im<br />

Kältekreislauf,<br />

2. den Einsatz eines inneren Wärmeübertragers<br />

3. eine energiesparende Einstellung<br />

des Kältemittel-Expansionsventils<br />

am Verdampfer.<br />

Bei ECO-Heat wird die Verbrauchssenkung<br />

erreicht durch<br />

1. hocheffi ziente Wärmeübertrager<br />

im Heizkreislauf<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 15<br />

2. eine luftseitige Absperrung des<br />

Kühlers (Kühler-Jalousie)<br />

3. eine Wärmerückgewinnung aus<br />

dem Abgas, die für die Kabinen-<br />

Heizung oder für eine schnellere<br />

Aufheizung des Motors genutzt<br />

werden kann<br />

4. durch einen partiellen Umluftbetrieb,<br />

<strong>bei</strong> dem die Regelung<br />

die Gefahr von Scheibenbeschlag<br />

ausschließt.<br />

Die Effi zienzverbesserungen durch<br />

ECO-A/C® und ECO-Heat werden –<br />

wo möglich – auch in den Klimasystemen<br />

für die neuen Fahrzeugkonzepte<br />

genutzt.<br />

1.2 Micro- und Mild-Hybrids<br />

Unter Micro-Hybrids werden Fahrzeuge<br />

verstanden, <strong>bei</strong> denen ein herkömmlicher<br />

Verbrennungsmotor mit einer<br />

Start-Stopp-Automatik ausgerüstet<br />

ist. Mild-Hybrids hingegen sind zusätzlich<br />

mit einem (kleinen) Elektromotor<br />

und einer stärkeren Batterie<br />

ausgestattet. Der elektrische Hilfsantrieb<br />

wird ausschließlich für eine<br />

Unterstützung <strong>bei</strong>m Anfahren und<br />

für eine größere Kraftentfaltung<br />

Hochleistungskondensator<br />

Kompressor<br />

Expansionsventil<br />

Hochleistungs- oder<br />

Speicherverdampfer<br />

Innerer<br />

Wärmeübertrager<br />

Abbildung 4 | Kältemittelkreislauf eines Fahrzeugsystems


16<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

CO 2 -Emission<br />

(g/km)<br />

Kraftstoff-<br />

Verbrauch<br />

(Liter/100 km)<br />

Abbildung 5 | Krafstoff- und CO 2 -Reduktionspotenziale durch ECO-A/C® und ECO-Heat<br />

Kühlen<br />

Heizen<br />

Effi zienz<br />

Akustik<br />

Elektrisches System:<br />

Micro => U = 12 V, Start-Stopp<br />

Mild => U > 12 V, P < ca. 15 kW, Start-Stopp,<br />

el<br />

Rekuperation, Li-Ionen-Batterien<br />

Abbildung 6 | Klimasystem <strong>bei</strong> Micro- und Mild-Hybrids<br />

Kühlen<br />

Heizen<br />

Effi zienz<br />

Akustik<br />

Kältekompressor<br />

riemengetrieben<br />

Motorabwärme<br />

Elektrisches System<br />

U >> 12 V P > ca. 15 kW Start-Stopp, Rekuperation,<br />

el<br />

Elektrisches Fahren, Plug-in-Aufl adung, Li-Ion-Batterien<br />

Abbildung 7 | Klimasystem <strong>bei</strong> Full-Hybrids<br />

ECO-A/C®<br />

Durchschnittlicher jährlicher Verbrauch<br />

– Kühlen –<br />

125 %<br />

1997<br />

Kraftstoffmehrverbrauch<br />

Klimatisierung<br />

Stopp-Phasen ohne<br />

Verbrennungsmotorakustik<br />

Kältemittelkompressor<br />

elektrisch<br />

Motorabwärme<br />

und/oder elektrisch<br />

Kraftstoffmehrverbrauch<br />

Klimatisierung<br />

Stopp-Phasen + elektrisches Fahren<br />

ohne Verbrennungsmotorakustik<br />

100 % 100 %<br />

15 12 10<br />

0,6 0,5 0,4<br />

2007<br />

keine Kälte<br />

in Stopp-Phase<br />

Restwärme und/oder PTC<br />

in Stopp-Phasen<br />

„aus der Batterie“<br />

Standkühlung möglich<br />

Heizungsmanagement<br />

erforderlich<br />

ECO-Heat<br />

Durchschnittlicher jährlicher Verbrauch<br />

– Heizen –<br />

80 % 70 %<br />

2012<br />

10<br />

heute<br />

7<br />

0,4 0,3<br />

2012<br />

<strong>Behr</strong> Systeme<br />

ECO-A/C®<br />

Speicherverdampfer<br />

ECO-Heat<br />

ECO-A/C®<br />

ECO-Heat<br />

Silent-HVAC<br />

Silent-Blower<br />

<strong>Behr</strong> Systeme<br />

ECO-A/C®<br />

Batterie-Kühlung<br />

ECO-Heat<br />

Hochvolt-PTC<br />

ECO-A/C®<br />

ECO-Heat<br />

Silent-HVAC<br />

Silent-Blower<br />

<strong>bei</strong>m Überholen, dem sogenannten<br />

„Boosten“, eingesetzt. Die Batterie<br />

kann <strong>bei</strong>m Mild-Hybrid meist durch<br />

Rückgewinnung von Bremsenergie aufgeladen<br />

werden. In Abbildung 6 ist<br />

die Charakteristik der Klimatisierung<br />

für <strong>bei</strong>de Hybridtypen aufgelistet.<br />

Kühlen: Antrieb des Klimasystems<br />

durch einen riemengetriebenen Kompressor.<br />

Da dieser <strong>bei</strong> Motorstillstand<br />

ruht, wird der Klimakomfort im Sommer<br />

<strong>bei</strong> kurzen Motorstopps, etwa vor<br />

Ampeln, durch einen Kältespeicher,<br />

dem sogenannten Speicherverdampfer,<br />

aufrechterhalten.<br />

Heizen: durch Motorabwärme, einschließlich<br />

Restwärmenutzung <strong>bei</strong><br />

kurzen Stopps und/oder durch elektrische<br />

Zuheizung (PTC-Heizer)<br />

Akustik des Klimasystems: In den<br />

Stopp-Phasen wird das Geräusch des<br />

Klimasystems nicht mehr anteilig<br />

durch das Motorgeräusch kaschiert und<br />

dadurch dominant. Die Akustik des<br />

Systems musste deshalb so verbessert<br />

werden, dass sie auch ohne die Kaschierung<br />

durch das Motorgeräusch<br />

nicht als unangenehm, wenn möglich<br />

sogar als angenehm empfunden wird,<br />

auch und gerade in den hohen Gebläsestufen.<br />

Auch hier kommen wieder die<br />

Verbesserungen durch Silent-HVAC<br />

(Heating, Ventilating, Air-Conditioning)<br />

und Silent-Blower zum Tragen.<br />

Kraftstoffeinsparung durch Start-<br />

Stopp: Durch die Motor-Stopp-Phasen<br />

können im Schnitt im Stadtverkehr bis<br />

zu 8 % Kraftstoff eingespart werden.<br />

Vorausgesetzt, es wird ein Speicherverdampfer<br />

eingesetzt. Ohne diesen<br />

Kältespeicher muss der Motor wegen<br />

der schnell steigenden Innentem-


peratur <strong>bei</strong> warmem Wetter – und<br />

wegen der Gefahr von Geruchsabbildungung<br />

– oft schon lange vor Ende<br />

der Stopp-Phase wieder eingeschaltet<br />

werden, wodurch das Kraftstoffeinsparpotenzial<br />

von Start-Stopp auf etwa<br />

die Hälfte sinkt.<br />

1.3 Full-Hybrids<br />

Full-Hybrids können nicht nur boosten,<br />

sondern auch – je nach dem elektrischen<br />

System – mehr oder weniger<br />

lange Strecken rein elektrisch fahren.<br />

Dafür sind sie mit einem kompletten<br />

elektrischen Antriebsstrang ausgestattet,<br />

der natürlich eine viel stärkere<br />

Batterie erfordert als ein Mild-Hybrid.<br />

Heute werden dafür überwiegend noch<br />

Nickel-Metallhydrid-Batterien eingesetzt,<br />

die aber zunehmend durch die<br />

leistungsfähigeren Lithium-Ionen-<br />

Batterien ersetzt werden. Beide Batterietypen<br />

können während der Fahrt<br />

durch Umwandlung von Bremsenergie<br />

(Rekuperation) in elektrischen Strom<br />

ganz oder teilweise wieder aufgeladen<br />

werden. Abbildung 7 enthält die<br />

Charakteristik des Klimasystems für<br />

Full-Hybrids.<br />

Kühlen: Mit dem elektrischen Kompressor<br />

kann die Fahrzeugkabine<br />

sowohl <strong>bei</strong>m verbrennungsmotorischen<br />

wie <strong>bei</strong>m elektrischen Fahren gekühlt<br />

werden, auch wenn <strong>bei</strong>m verbrennungsmotorischen<br />

Betrieb der Motor <strong>bei</strong><br />

Stopps und im Stau zeitweilig still<br />

steht, solange es der Batteriestatus<br />

zulässt. Auch das Vorkühlen eines<br />

aufgeheizten Innenraumes kurz vor<br />

Antritt der Fahrt ist möglich, etwa<br />

mithilfe einer Fernbedienung. Der<br />

Klimakomfort wird dadurch beträchtlich<br />

erhöht, weil <strong>bei</strong> einem Hitzestau<br />

oft Temperaturen von über 50 °C, oft<br />

sogar über 60 °C auftreten, die immer<br />

Elektrischer Kompressor<br />

als belastend empfunden werden,<br />

auch wenn sie <strong>bei</strong> eingeschalteter<br />

Klimaanlage nur kurz ertragen werden<br />

müssen. Eine längere Standkühlung<br />

ist abhängig von der zur Verfügung<br />

stehenden Batteriekapazität möglich.<br />

Heizen: Da nur der Verbrennungsmotor<br />

Abwärme für die Beheizung<br />

liefert, muss <strong>bei</strong>m rein elektrischen<br />

Fahren elektrisch geheizt werden.<br />

Dafür wird ein Hochvolt-PTC eingesetzt.<br />

Beim Fahren mit Verbrennungsmotor<br />

muss, falls die Motorabwärme zum<br />

Beheizen nicht ausreicht, elektrisch<br />

zugeheizt werden, was ein Heizungsmanagement<br />

erfordert.<br />

Akustik: Da <strong>bei</strong> den Full-Hybrids der<br />

Verbrennungsmotor längere Zeiträume<br />

steht, ist die Verbesserung der Akustik<br />

des Klimasystems noch dringender und<br />

wichtiger als <strong>bei</strong> den Mild-Hybrids.<br />

Auch dafür stehen die verbesserten<br />

Komponenten von Silent-HVAC und<br />

Silent-Blower zur Verfügung.<br />

Temperieren der Batterie: Mit dem<br />

Trend zu leistungsfähigeren Lithium-<br />

Ionen-Batterien entsteht eine neue<br />

technische Herausforderung, denn<br />

diese Batterien müssen, um einen<br />

robusten und langfristigen Betrieb<br />

zu gewährleisten, in einem engen<br />

Hochvolt-PTC<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 17<br />

Expansionsventil<br />

Abbildung 8 | Klimasystem (Kältekreislauf und Klimagerät) für Elektro-Automobile<br />

Temperaturfenster betrieben werden.<br />

Bei Kühlung der Batterie direkt über<br />

den Kältekreislauf konkurrieren <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Komfort und Batterie um<br />

die Energie. Die Frage heißt: Kabine<br />

temperieren oder Fahren.<br />

Plug-in-Hybrids: Plug-in-Hybrids<br />

ermöglichen ein Aufl aden der Batterie<br />

an der Steckdose. Dadurch kann <strong>bei</strong><br />

ausreichender Ladezeit mit voller<br />

Batterie und vortemperierter Kabine<br />

gestartet werden. Das energieintensive<br />

schnelle Aufheizen und Kühlen<br />

der Kabine ist dadurch nicht mehr<br />

erforderlich.<br />

1.4 Elektro-Automobile<br />

Die Reichweite von E-Fahrzeugen, ein<br />

wichtiges Kriterium für ihren Einsatz,<br />

hängt neben der Leistungsfähigkeit<br />

der Batterie von der Effi zienz aller<br />

elektrischen Verbraucher ab, also auch<br />

vom Klimasystem. Die Effi zienz dieses<br />

Systems, Abbildung 8 zeigt ein solches,<br />

musste deshalb beträchtlich erhöht<br />

werden. Dazu entwickelte <strong>Behr</strong> das<br />

schon genannte System ECO-A/C®.<br />

Die Charakteristik des Klimasystems<br />

für Elektro-Automobile ist in Abbildung<br />

9 aufgeführt.<br />

Kühlen: Es erfolgt wie <strong>bei</strong>m Full-<br />

Hybrid durch das vom elektrischen<br />

Hochleistungsverdampfer


18<br />

Technischer Pressetag 2009<br />

Kühlen<br />

Heizen<br />

Effi zienz<br />

Akustik<br />

Elektrisches System:<br />

Batterie und Elektromotor Erweiterung: Range-Extender<br />

Unterstützende Maßnahmen<br />

am Fahrzeug<br />

Plug-in-Aufl adung<br />

Kältemittelkompressor<br />

elektrisch<br />

Elektrisch<br />

Kraftstoffmehrverbrauch beeinfl usst<br />

die Reichweite<br />

Akustik der Klimatisierung im Vordergrund<br />

Abbildung 9 | Klimasysteme <strong>bei</strong> Elektro-Automobilen ohne/mit Range-Extender<br />

Kompressor angetriebene Klimasystem.<br />

Durch eine Stromversorgung<br />

aus dem Netz (Plug-in-Aufl adung)<br />

kann die Kabine vor Antritt der Fahrt<br />

vorgekühlt werden, ebenso auf Parkplätzen<br />

mit einer Ladestation.<br />

Heizen: Die Heizung kann wahlweise<br />

als Luft- oder Wasserheizung ausgelegt<br />

werden. Für die Luftheizung wird<br />

ein Hochvolt-PTC eingesetzt. Für die<br />

Wasserheizung wird das Fahrzeug mit<br />

einem kleinen, di-rekt elektrisch beheizten<br />

Wasserkreislauf ausgestattet.<br />

Auch <strong>bei</strong> der Heizung ist eine Vorkonditionierung<br />

der Kabine aus dem<br />

Netz möglich.<br />

Effi zienz der Klimaanlage: Bei der<br />

Klimatisierung (Kühlen und Heizen)<br />

muss man neben den effi zienzsteigernden<br />

Maßnahmen am Klimasystem<br />

selbst auch an eine verbesserte Isolierung<br />

der Kabine denken oder an<br />

eine Reduzierung der Sonneneinstrahlung<br />

durch Abschatten der Scheiben<br />

oder eine Senkung ihres Transmissionsgrades.<br />

Klimakomfort gegen Reichweite:<br />

Es besteht auch die Möglichkeit, die<br />

Anforderungen an den Klimakomfort<br />

in bestimmten Fahrsituationen zu<br />

„aus der Batterie“<br />

Standkühlung möglich<br />

Elektrische Luftund/oder<br />

Wasserheizung<br />

<strong>Behr</strong> Systeme<br />

ECO-A/C®<br />

Batterie-Kühlung<br />

Hochvolt-PTC<br />

ECO-A/C®<br />

Silent-HVAC<br />

Silent-Blower<br />

senken, etwa wenn ein Ziel oder eine<br />

Ladestation nur durch eine Erhöhung<br />

der normalen Reichweite erreicht<br />

werden kann. Denkbar ist hier eine<br />

Wahlmöglichkeit zwischen einem Komfortstil,<br />

einem Reichweitenstil und<br />

eventuell noch einem dritten, einem<br />

mittleren Stil.<br />

Beim Reichweitenstil könnte die<br />

Klimatisierung zurückgefahren<br />

werden, etwa durch: Verlangsamung<br />

der Abkühlung des Innenraums, eine<br />

höhere Innenraumtemperatur oder<br />

eine schwächere Durchströmung der<br />

Kabine. Damit der Fahrer eine für seine<br />

Bedürfnisse und für die anderen Fahrzeuginsassen<br />

optimale Entscheidung<br />

zwischen den Stilen treffen kann,<br />

muss das Batteriemanagement die<br />

Auswirkungen des gewählten Stils auf<br />

Reichweite und Fahrdauer berechnen<br />

können. Die dafür erforderliche Zieleingabe<br />

und Routenplanung könnte<br />

durch eine Kopplung mit dem Navigationsgerät<br />

abgefragt werden. Dann<br />

wäre auch eine Berücksichtigung von<br />

Staumeldungen möglich.<br />

Akustik des Klimasystems: Bei<br />

E-Fahrzeugen rückt die Klimaanlagenakustik<br />

analog zum elektrischen<br />

Fahren <strong>bei</strong> den Full-Hybrids in den<br />

Vordergrund, da das Geräusch des<br />

Verbrennungsmotors entfällt.<br />

Kühlen der Batterie: Siehe dazu die<br />

entsprechende Beschreibung unter<br />

„Full-Hybrids“<br />

1.5 E-Automobile mit Range-<br />

Extender<br />

Eine Möglichkeit die Reichweite zu<br />

erhöhen, liegt in der Erzeugung des für<br />

den Antrieb benötigten elektrischen<br />

Stroms on-board durch einen kleinen<br />

Verbrennungsmotor, der auch als<br />

Range-Extender bezeichnet wird.<br />

Das Klimasystem der Elektro-Automobile<br />

mit Range-Extender funktioniert<br />

wie das der E-Fahrzeuge ohne<br />

bord eigene Stromproduktion, aber<br />

mit dem Unterschied, dass durch<br />

Strom erzeugung im Fahrzeug immer<br />

genug Strom zum Betrieb der Klimaanlage<br />

zur Verfügung steht, Komfort,<br />

Reichweite und Fahrweise also nicht<br />

zwingend aufein ander abgestimmt<br />

werden müssen.<br />

2. Klimasysteme und Komponenten<br />

für neue Fahrzeugkonzepte<br />

2.1 Komponenten für ECO-A/C®<br />

und ECO-Heat<br />

Die wesentlichen Komponenten<br />

und Maßnahmen für ECO-Heat und<br />

ECO-A/C® sind (Abbildung 10):<br />

ECO-A/C®:<br />

hocheffi ziente Wärmeübertrager<br />

energiesparende Einstellung des<br />

Expansionsventiles<br />

innerer Wärmeübertrager<br />

Regelungsstrategie, z. B. Frischluft-Umluft-Regelung<br />

Energieeffi ziente elektrische<br />

Baugruppen


ECO-Heat:<br />

hocheffi ziente Wärmeübertrager<br />

Kühlerjalousie<br />

Regelungsstrategie<br />

Abgaswärmerückgewinnung<br />

2.2 Speicherverdampfer für<br />

Start-Stopp-Automatik<br />

Der Speicherverdampfer besteht aus<br />

zwei Blöcken: einem Hauptverdampfer-<br />

und einem Speicherverdampferblock.<br />

Beide werden im Kühlbetrieb parallel<br />

vom Kältemittel durchströmt; da<strong>bei</strong><br />

wird das im Speicherblock vorhandene<br />

zweite Medium, ein Latentmedium,<br />

so weit gekühlt, dass es gefriert<br />

und damit „Kälte speichert“. In den<br />

Stopp-Phasen wird das Latentmedium<br />

nicht länger gekühlt, es beginnt<br />

zu schmelzen. Die dafür benötigte<br />

Wärme entzieht sie der Kabinenluft,<br />

die den Kältespeicher im Umluftbetrieb<br />

durchströmt. Bei der Fahrt wird der<br />

Speicher dann wieder durch Einfrieren<br />

des Latentmediums beladen. Bei einer<br />

Verdampfereintrittstemperatur von<br />

25 °C ist der Speicher nach 30 Sekunden<br />

wieder zu 70 % beladen, nach<br />

einer Minute komplett. Mit dem Speicherverdampfer<br />

kann der Klimakomfort<br />

in der Kabine in 95 % aller Stopp-<br />

Phasen im Stadtverkehr (gemessen in<br />

Stuttgart) aufrecht erhalten werden.<br />

2.3 Hochvolt-PTC<br />

Für das elektrische Fahren <strong>bei</strong> den<br />

Full- und den Plug-in-Hybrids, wie<br />

generell <strong>bei</strong> den E-Fahrzeugen, steht<br />

keine Motorabwärme für die Beheizung<br />

der Fahrzeugkabine zur Verfügung.<br />

Deshalb entwickelt <strong>Behr</strong> auf Basis<br />

seiner seit vielen Jahren bewährten<br />

PTC-Technologie neue Hochvolt-Zuheizer,<br />

die im Winter für eine angeneh me<br />

Temperatur im Fahrzeug sorgen. Diese<br />

elektrischen Zuheizer können wie<br />

System<br />

125 %<br />

1997<br />

Akustik<br />

100 % 100 %<br />

2007<br />

ECO-A/C®<br />

80 % 70 %<br />

2012<br />

heute<br />

Abbildung 10 | Klimasysteme und Komponenten für neue Fahrzeugkonzepte<br />

die heute von <strong>Behr</strong> eingesetzten PTC<br />

bauraumsparend in das Klimagerät<br />

integriert werden. Eigensichere Hochvolt-Zuheizer<br />

und die dafür benötigten<br />

Leistungsregler sind heute verfügbar.<br />

2.4 Kühlsysteme für Lithium-<br />

Ionen-Batterien<br />

Für eine wirkungsvolle und sichere<br />

Kühlung der Li-Ionen-Batterien hat<br />

<strong>Behr</strong> drei verschiedene Kühlsysteme<br />

entwickelt:<br />

1. Kältemittelkühlung durch einen<br />

Anschluss der Batterie an den<br />

Kältekreislauf des Klimasystems<br />

2. Kühlung durch einen Kühlmittel-<br />

Sekundärkühlkreislauf<br />

3. Kühlung durch klimatisierte<br />

Kabinenluft oder (im Winter) durch<br />

Außenluft.<br />

Für die Kühlung durch das Klimasystem<br />

muss es mit einem zusätzlichen<br />

Verdampfer ausgestattet sein. (Für<br />

ein detaillierte Darstellung dieser<br />

Kühlsysteme siehe den Beitrag<br />

von Dr. Heckenberger: Kühlung für<br />

elektrische Fahrzeuge mit erhöhter<br />

Reichweite)<br />

2012<br />

2.5 Akustik: Silent-HVAC<br />

Kältekreislauf: Um die Effi zienz zu<br />

steigern, sind im Kältekreislauf ver-<br />

<strong>Thermomanagement</strong> für Hybridfahrzeuge 19<br />

ECO-Heat Speicherverdampfer Hochvolt-PTC<br />

Akustik Kältekreislauf Silent Blower Silent-HVAC<br />

schiedene Anpassungen notwendig.<br />

Die dadurch entstehenden akustischen<br />

Effekte werden durch gezielte Maßnahmen<br />

im Kältekreislauf entschärft.<br />

Ziel ist es, die Akustik so weit zu<br />

verbessern, dass das heutige Niveau<br />

unterschritten werden kann, um in<br />

Stopp-Phasen oder <strong>bei</strong>m elektrischen<br />

Fahren akustisch unauffällig zu sein.<br />

Gebläse (Silent-Blower): Um das<br />

Gebläsegeräusch zu reduzieren, wurden<br />

akustisch verbesserte, rauscharme<br />

Gebläse und verbesserte Gebläsemotorentkopplungen<br />

entwickelt.<br />

Klimagerät (Silent-HVAC): Die Luftwege<br />

im Klimagerät werden akustisch<br />

optimal ausgelegt. Für die Dämpfung<br />

unvermeidlicher Strömungsgeräusche<br />

werden neue, schalltransparente<br />

Materialien sowie Resonanz- oder<br />

Interferenz-Schalldämpfer eingesetzt.<br />

Komponenten<br />

Batteriekühlung


<strong>Behr</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mauserstraße 3<br />

70469 Stuttgart<br />

Deutschland<br />

Telefon: + 49 (0) 711/896-0<br />

Fax: + 49 (0) 711/896-4000<br />

www.behrgroup.com

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