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Kultur und Tourismus in den neuen Ländern - Culture Concepts

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<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

- e<strong>in</strong>e Untersuchung am Beispiel der<br />

kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte<br />

Auftraggeber:<br />

Beauftragter der<br />

B<strong>und</strong>esregierung<br />

für Angelegenheiten<br />

der <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien<br />

(BKM)<br />

Auftragnehmer<strong>in</strong>:<br />

<strong>Culture</strong> <strong>Concepts</strong><br />

(CDCC)<br />

Dr. Cornelia Dümcke<br />

Moosdorfstraße13<br />

12435 Berl<strong>in</strong><br />

TEL: +49-(0)30 - 53699800<br />

FAX: +49-(0)30 - 53699801<br />

e-mail: <strong>in</strong>fo@cultureconcepts.de<br />

www.cultureconcepts.de<br />

Berl<strong>in</strong>, August 2002


Impressum<br />

Studie im Auftrag des<br />

Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung<br />

für Angelegenheiten der <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien (BKM)<br />

Dr. Cornelia Dümcke<br />

<strong>Culture</strong> <strong>Concepts</strong><br />

unter Mitarbeit von<br />

Silvia Hermann<br />

Die Redaktion der Studie wurde am 5. August 2002 abgeschlossen.<br />

Layout:<br />

<strong>Culture</strong> <strong>Concepts</strong><br />

Titelblatt:<br />

Philipp Dümcke<br />

Druck:<br />

vierC digitalpr<strong>in</strong>t + mediafabrik GmbH & Co. KG<br />

Die Druckkosten dieser Studie wur<strong>den</strong> durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gefördert.


Inhaltsverzeichnis Seite<br />

1 H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Untersuchungsansatz 1<br />

2 <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> - Ausgangspunkte<br />

2.1 Zur Klärung der Ausgangslage 6<br />

2.2 <strong>Kultur</strong>tourismus - Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> Entwicklungstrends 10<br />

2.3 Zum Interesse der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an der <strong>Kultur</strong> 15<br />

2.4 <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Analyse <strong>und</strong> Konzeptionsbildung auf Länderebene 20<br />

3 <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> im Untersuchungsfeld der<br />

kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte<br />

3.1 Das Untersuchungsfeld<br />

3.1.1 Kriterien der Auswahl 25<br />

3.1.2 Profile, Betriebsgrößen, Standorte 26<br />

3.2 Rückblick <strong>und</strong> Neuorientierungen 33<br />

3.3 Das Interesse der E<strong>in</strong>richtungen am <strong>Kultur</strong>tourismus 37<br />

3.4 Der <strong>Kultur</strong>tourist aus der Perspektive der E<strong>in</strong>richtungen 43<br />

3.5 Kooperation, Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kommunikation 48<br />

3.6 Voraussetzungen der E<strong>in</strong>richtungen 56<br />

3.7 Übersichten Indikatoren 62<br />

4 Zusammenfassung<br />

4.1 Bewertungen 72<br />

4.2 Empfehlungen 80<br />

Exkurse 87<br />

Methodischer Ansatz 104<br />

Liste der befragten Personen 106<br />

Quellen 109<br />

Verzeichnis der Abkürzungen 117<br />

Aktuelle Anmerkung 119


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 1<br />

1 H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Untersuchungsansatz<br />

In Bezug auf die Wertigkeit <strong>und</strong> Wahrnehmung der <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Ostdeutschland wurde im<br />

Dezember 2001 mit dem "Blaubuch - <strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme <strong>in</strong> Bran<strong>den</strong>burg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>gen" e<strong>in</strong> wichtiges<br />

kulturpolitisches Dokument vorgelegt. Es wurde im Auftrag des Beauftragten der<br />

B<strong>und</strong>esregierung für Angelegenheiten der <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien (BKM) von Paul<br />

Raabe erarbeitet. (RAABE, PAUL 2001)<br />

Im "Blaubuch" wer<strong>den</strong> die folgen<strong>den</strong> Museen <strong>und</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen von<br />

gesamtstaatlicher Bedeutung als "kulturelle Leuchttürme" bestimmt. Unter ihnen<br />

bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich sechs E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>den</strong> Status "Weltkulturerbe der UNESCO"<br />

tragen.<br />

"<strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme" <strong>in</strong> Ostdeutschland<br />

(<strong>in</strong> der Reihenfolge zitiert nach "Blaubuch")<br />

Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg (UNESCO seit 1990)<br />

Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong><br />

Weimarer Klassikerstätten <strong>und</strong> Kunstsammlungen (UNESCO seit 1998)<br />

Mecklenburgische Kunstsammlungen, Schlösser <strong>und</strong> Gärten<br />

Gartenreich Dessau-Wörlitz (UNESCO seit 2000)<br />

Franckesche Stiftungen zu Halle<br />

Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong><br />

Deutsches Hygiene-Museum Dres<strong>den</strong><br />

Bauhaus Dessau (UNESCO seit 1996)<br />

Luther-Ge<strong>den</strong>kstätten <strong>in</strong> Wittenberg <strong>und</strong> Eisleben (UNESCO seit 1996)<br />

Fürst-Pückler-Park Bad Muskau<br />

Fürst-Pückler-Museum Park <strong>und</strong> Schloss Branitz<br />

Grassimuseen Leipzig (drei E<strong>in</strong>richtungen)<br />

Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dres<strong>den</strong><br />

Wartburg Eisenach (UNESCO seit 1999)<br />

Museum der bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste Leipzig<br />

Staatliche Galerie Moritzburg Halle<br />

Kunstsammlungen Chemnitz<br />

L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg<br />

Bach-Archiv Leipzig<br />

Händelhaus Halle<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wer<strong>den</strong> im "Blaubuch" folgende überwiegend kle<strong>in</strong>ere Museen <strong>und</strong><br />

Sammlungsorte als "kulturelle Gedächtnisorte" mit überregionaler Bedeutung bestimmt.<br />

Untersuchungsfeld:<br />

<strong>Kultur</strong>elle<br />

Leuchttürme<br />

Untersuchungsfeld:<br />

<strong>Kultur</strong>elle<br />

Gedächtnisorte<br />

1


Abschnitt 1 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

2<br />

"<strong>Kultur</strong>elle Gedächtnisorte" <strong>in</strong> Ostdeutschland<br />

(<strong>in</strong> der Reihenfolge zitiert nach "Blaubuch")<br />

Gleimhaus Halberstadt<br />

Less<strong>in</strong>g-Museum Kamenz<br />

Kleist-Museum Frankfurt / Oder<br />

Forschungsstätte für Frühromantik <strong>und</strong> Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt<br />

Theodor-Fontane-Archiv Potsdam<br />

Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner<br />

Hans-Fallada-Haus Carwitz<br />

Bachhaus Eisenach<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Ge<strong>den</strong>kstätte He<strong>in</strong>rich-Schütz-Haus Bad Köstritz<br />

Robert-Schumann-Haus Zwickau<br />

Mendelssohn-Haus Leipzig<br />

Kurt-Weill-Zentrum Dessau<br />

Ernst-Barlach-Museen Güstrow<br />

Stiftung Lyonel-Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger-Galerie Quedl<strong>in</strong>burg<br />

Panorama Museum Bad Frankenhausen<br />

Werkstattmuseum für Druckkunst Leipzig<br />

Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig<br />

W<strong>in</strong>ckelmann-Museum Stendal<br />

He<strong>in</strong>rich-Schliemann-Museum Ankershagen<br />

Otto-Lilienthal-Museum Anklam<br />

Diese kulturellen E<strong>in</strong>richtungen bil<strong>den</strong> das empirische Untersuchungsfeld der<br />

vorliegen<strong>den</strong> Studie "<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> - e<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung am Beispiel der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte".<br />

Sie wurde im Dezember 2001 vom Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung für<br />

Angelegenheiten der <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien (BKM) <strong>in</strong> Auftrag gegeben.<br />

Der Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> wird <strong>in</strong> dieser Studie aus e<strong>in</strong>er<br />

kulturpolitischen Perspektive behandelt. Für diese kulturpolitische Perspektive gibt<br />

es folgende H<strong>in</strong>tergründe:<br />

Erstens. Das "Blaubuch" würdigt die <strong>in</strong> Ostdeutschland seit zwölf Jahren<br />

unternommenen Anstrengungen des B<strong>und</strong>es, der Länder <strong>und</strong> der Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> zu Erhalt,<br />

Wiedergew<strong>in</strong>nung <strong>und</strong> Entwicklung dieser national <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternational bedeutsamen<br />

<strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Ostdeutschland. Es vermittelt e<strong>in</strong> Bild des "Reichtums kultureller<br />

Substanz <strong>in</strong> Ostdeutschland" (RAABE, PAUL 2001: 50) <strong>und</strong> hat dafür e<strong>in</strong> verstärktes<br />

kulturpolitisches Interesse geweckt. Zugleich macht es <strong>den</strong> dr<strong>in</strong>gen<strong>den</strong><br />

Handlungsbedarf deutlich.<br />

E<strong>in</strong>er Empfehlung des Blaubuchs folgend, haben sich im Dezember 2001 die im<br />

"Blaubuch" benannten kulturellen Leuchttürme zu e<strong>in</strong>er "Konferenz Nationaler<br />

<strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen" (KNK) zusammengeschlossen. In e<strong>in</strong>em "Offenen Brief" haben sie<br />

ihre Lage wie folgt beschrieben:<br />

"Das kulturelle Erbe ist derzeit der e<strong>in</strong>zige Bereich, <strong>in</strong> dem die <strong>neuen</strong> Länder gegenüber<br />

<strong>den</strong> alten <strong>Ländern</strong> <strong>in</strong> vollem Umfang wettbewerbsfähig s<strong>in</strong>d. Die <strong>Kultur</strong> ist für die <strong>neuen</strong><br />

Länder weit mehr als e<strong>in</strong> 'weicher' Imagefaktor:


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 1<br />

Sie bedeutet die Chance auf e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> begünstigt nachweislich<br />

wirtschaftlichen Erfolg. Solange es jedoch nicht gel<strong>in</strong>gt, <strong>in</strong> der Erhaltung <strong>und</strong><br />

Ausstattung der Institutionen das Niveau der alten B<strong>und</strong>esländer zu erreichen, bleiben<br />

sie h<strong>in</strong>ter <strong>den</strong> an sie gestellten Ansprüchen h<strong>in</strong>sichtlich Bewahrung, Pflege, Erforschung<br />

<strong>und</strong> Vermittlung des kulturellen Erbes zurück. Schlimmer noch: Notwendige<br />

Investitionen, vor <strong>den</strong>en jetzt zurückgeschreckt wird, können <strong>den</strong> endgültigen Verlust<br />

historischer Bauten bedeuten; <strong>in</strong> jedem Fall aber wird heutige Untätigkeit weit höhere<br />

Folgekosten <strong>in</strong> der Zukunft verursachen." (KNK 2002)<br />

Die im "Blaubuch" enthaltenen Beschreibungen zur Situation der kulturellen<br />

Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte belegen im Konkreten e<strong>in</strong> Fazit der<br />

Infrastrukturanalyse "Wie <strong>in</strong> <strong>Kultur</strong>(-bauten) <strong>in</strong>vestieren? - <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>vestitionsprogramme<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong>: Bestandsaufnahme, Probleme <strong>und</strong> Perspektiven für die<br />

Modernisierung der kulturellen Infrastruktur". (DÜMCKE, CORNELIA 2001) Danach<br />

muss trotz erheblicher Investitionen <strong>in</strong> Bau, Unterhaltung <strong>und</strong> Betrieb kultureller<br />

E<strong>in</strong>richtungen von e<strong>in</strong>em weiterh<strong>in</strong> hohen <strong>in</strong>vestiven Nachholbedarf ausgegangen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Festgestellt wurde u.a., dass die "Infrastrukturförderung im <strong>Kultur</strong>bereich ... <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> aufs Engste mit dem <strong>Kultur</strong>tourismus verknüpft (ist). Sie hat an vielen<br />

Standorten zu e<strong>in</strong>er höheren touristischen Anziehungskraft <strong>und</strong> Attraktivität geführt.<br />

Viele der von <strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> <strong>und</strong> Kommunen im Rahmen der Untersuchungen benannten<br />

<strong>in</strong>novativen Investitionsprojekte im <strong>Kultur</strong>bereich verweisen auf erfolgreiche Ansätze bei<br />

der touristischen Entwicklung von Standorten durch <strong>Kultur</strong>. Wegen der zentralen<br />

Bedeutung der Frem<strong>den</strong>verkehrs- <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>branche für die wirtschaftliche <strong>und</strong><br />

soziale Stabilisierung vieler ostdeutscher Regionen <strong>und</strong> Städte ist dieses Argument zur<br />

Erhöhung der Wertigkeit der Infrastrukturförderung im <strong>Kultur</strong>bereich von besonderer<br />

Bedeutung." (DÜMCKE, CORNELIA 2001: VII)<br />

Diese <strong>in</strong>frastrukturbezogene Untersuchung streifte Aspekte der touristischen<br />

Entwicklung von ostdeutschen Städten <strong>und</strong> Regionen durch kulturelle Angebote nur am<br />

Rande. Am Beispiel der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen des Blaubuchs wer<strong>den</strong> diese nun<br />

vertiefend analysiert.<br />

Zweitens. Die E<strong>in</strong>richtungen des "Blaubuchs" bil<strong>den</strong> e<strong>in</strong> Untersuchungsfeld, das<br />

besonders geeignet ist, <strong>den</strong> existieren<strong>den</strong> Herausforderungen <strong>und</strong> Chancen im<br />

Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> nachzugehen.<br />

Es handelt sich um Museen <strong>und</strong> historische Stätten, die überall <strong>in</strong> Europa - <strong>in</strong> größerem<br />

Maße als andere kulturelle E<strong>in</strong>richtungen - Anziehungspunkte für Touristen s<strong>in</strong>d. Per se<br />

kann mit Bezug auf <strong>den</strong> "Leuchtturmcharakter" der gesamtstaatlich bedeutsamen<br />

E<strong>in</strong>richtungen des "Blaubuchs" unterstellt wer<strong>den</strong>, dass kulturelle Leuchttürme neben<br />

ihren eigentlichen kulturellen Funktionen e<strong>in</strong> touristisches Potenzial besitzen.<br />

Wegen ihrer oft unterschätzten, nicht auf <strong>den</strong> ersten Blick wahrnehmbaren Bedeutung<br />

für <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> wur<strong>den</strong> neben <strong>den</strong> kulturellen Leuchttürmen auch die kle<strong>in</strong>eren<br />

kulturellen Gedächtnisorte <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Damit gehören zum Untersuchungsfeld sowohl E<strong>in</strong>richtungen, die zu <strong>den</strong> touristischen<br />

„Highlights“ <strong>in</strong> Ostdeutschland gehören, als auch kulturelle Orte mit e<strong>in</strong>em<br />

brachliegen<strong>den</strong>, noch zu heben<strong>den</strong> kulturtouristischen Potenzial.<br />

Mit diesem heterogenen Untersuchungsfeld von s<strong>in</strong>gulären E<strong>in</strong>richtungen der Pflege<br />

<strong>und</strong> zeitgemäßen Vermittlung kulturellen Erbes existieren e<strong>in</strong>erseits Grenzen <strong>in</strong> der<br />

Verallgeme<strong>in</strong>erung der touristischen Fragestellungen.<br />

3


Abschnitt 1 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

4<br />

Andererseits ermöglicht die Spezifik <strong>und</strong> unterschiedliche Ausgangslage dieser<br />

<strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitute, die kulturpolitischen Herausforderungen <strong>und</strong> Chancen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> aus ganz unterschiedlichen Erfahrungen zu<br />

begrün<strong>den</strong>.<br />

Drittens. Obwohl der <strong>Tourismus</strong> geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> <strong>in</strong> Zuständigkeit <strong>und</strong> Kompetenz der<br />

Wirtschaftspolitik fällt, ist seit geraumer Zeit <strong>in</strong> ganz Europa e<strong>in</strong> wachsendes Interesse<br />

der <strong>Kultur</strong>politik am <strong>Tourismus</strong> zu erkennen (UNESCO, Europarat etc.).<br />

Dies ist allgeme<strong>in</strong> auf die Tatsache zurückzuführen, dass <strong>Kultur</strong> verstärkt <strong>in</strong> das<br />

Zentrum der Aufmerksamkeit von ökonomischen <strong>und</strong> sozialen Entwicklungsstrategien<br />

der Städte <strong>und</strong> Regionen <strong>in</strong> Europa gerückt ist (vgl. u.a. UNESCO-Weltdekade für<br />

kulturelle Entwicklung 1988-1997). Die auf <strong>Kultur</strong> bezogenen <strong>Tourismus</strong>formen bil<strong>den</strong><br />

dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong> konkretes Praxisfeld.<br />

Prognosen auf europäischer Ebene gehen von e<strong>in</strong>em weiteren Wachstum des<br />

modernen <strong>Kultur</strong>tourismus aus. Sie verweisen zugleich auf e<strong>in</strong>e Reihe aktueller<br />

Veränderungen im europäischen <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt. Dazu gehören e<strong>in</strong> wachsender<br />

Wettbewerb um <strong>den</strong> Besucher resp. Touristen als Folge e<strong>in</strong>er rasanten Entwicklung<br />

kultureller Angebote <strong>in</strong> Umfang <strong>und</strong> Qualität, e<strong>in</strong>e zunehmende Fragmentierung von<br />

Angebot <strong>und</strong> Nachfrage, e<strong>in</strong> Wandel <strong>in</strong> Bedürfnissen <strong>und</strong> Verhalten der Besucher sowie<br />

neue Herausforderungen im Vertrieb kulturtouristischer Angebote. (RICHARDS, GREG<br />

2001)<br />

Da Touristen nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten e<strong>in</strong>e wichtige Zielgruppe vieler<br />

kultureller E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung mit diesen Entwicklungen<br />

auch unter <strong>in</strong>haltlichen Fragestellungen unabd<strong>in</strong>gbar. Dabei fällt auf, dass<br />

Neuorientierungen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>in</strong>haltliche Konzepte sowie zeitgemäße Organisations-<br />

<strong>und</strong> Vermittlungsformen im <strong>Kultur</strong>betrieb momentan zusammen fallen mit der Suche<br />

nach <strong>neuen</strong> Konzepten <strong>in</strong> der touristischen Profilierung von Städten <strong>und</strong> Regionen über<br />

<strong>Kultur</strong>. Zu diesem Wandel muss sich verstärkt auch die <strong>Kultur</strong>politik verhalten.<br />

Viertens. Insbesondere <strong>in</strong> Ostdeutschland existiert für e<strong>in</strong>e Mehrzahl der auf <strong>Kultur</strong> (im<br />

engeren S<strong>in</strong>ne) bezogenen <strong>Tourismus</strong>formen e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit von "public<br />

goods" <strong>und</strong> damit auch von öffentlicher Förderung bzw. F<strong>in</strong>anzierung.<br />

Viele der kulturbezogenen Angebote von <strong>den</strong>en der <strong>Tourismus</strong> profitiert - wie z.B. der<br />

Museen - liegen <strong>in</strong> Trägerschaft <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzieller Verantwortung der öffentlichen Hand.<br />

Der bauhistorisch orientierte kulturelle Städtetourismus oder der<br />

veranstaltungsorientierte <strong>Kultur</strong>tourismus stehen <strong>in</strong> direkter Abhängigkeit von <strong>den</strong><br />

Voraussetzungen zu Erhalt <strong>und</strong> Vermittlung des kulturellen Erbes, das <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland bekanntermaßen neben e<strong>in</strong>er besonderen Dichte <strong>und</strong> Wertigkeit auch<br />

e<strong>in</strong>en weiterh<strong>in</strong> hohen Sanierungs- <strong>und</strong> Modernisierungsbedarf aufweist.<br />

Der <strong>Kultur</strong>tourismus berührt <strong>in</strong>sofern gr<strong>und</strong>legende Fragen der <strong>Kultur</strong>ökonomie <strong>und</strong> der<br />

Professionalisierung im Management <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g kultureller E<strong>in</strong>richtungen. Er stellt<br />

zugleich an die kulturpolitische Konzeptionsbildung <strong>und</strong> Praxis ihrer Träger h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Gestaltung von dafür erforderlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen höhere Anforderungen.<br />

Fünftens ist festzustellen, dass der <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> vielen europäischen <strong>Ländern</strong><br />

erst seit relativ kurzer Zeit verstärkt <strong>in</strong> das Blickfeld der Forschung gelangt ist.<br />

(RICHARDS, GREG 2001)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 1<br />

Gemessen am ökonomischen Potenzial <strong>und</strong> gesellschaftlichen Stellenwert des<br />

<strong>Tourismus</strong> wird im Vergleich zu anderen westeuropäischen <strong>Ländern</strong> für die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik e<strong>in</strong> Defizit <strong>in</strong> fachübergreifender Analyse <strong>und</strong> Forschung konstatiert.<br />

(BACHLEITNER, REINHARD ; SCHIMANY, PETER 1999: 20)<br />

Dies gilt um so mehr für die <strong>neuen</strong> Länder, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en sich der kulturtouristische Markt<br />

seit 1990 sowohl angebots- als auch nachfrageseitig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em erheblichen<br />

Transformationsprozess befand.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wur<strong>den</strong> unter dem kulturpolitischen Interesse der vorliegen<strong>den</strong><br />

Studie folgende Schwerpunkte gesetzt (vgl. Methodik der Untersuchungen):<br />

Für die empirische Analyse im Bereich der E<strong>in</strong>richtungen des „Blaubuchs“ wer<strong>den</strong><br />

zunächst e<strong>in</strong>e Reihe von Ausgangspunkten zum Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> bestimmt. (vgl. Abschnitt 2)<br />

Diese Aufnahme von Ausgangspunkten be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Darstellung<br />

- der wesentlichen Problemlagen der Analyse des Zusammenhangs von <strong>Kultur</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>,<br />

- des aktuellen Kenntnisstandes zum <strong>Kultur</strong>tourismus unter Berücksichtigung<br />

des theoretischen <strong>und</strong> empirischen Forschungsstandes,<br />

- der Interessen der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an der <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong>,<br />

- der Voraussetzungen <strong>in</strong> Analyse <strong>und</strong> Konzeptionsbildung zum <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ländervergleichen<strong>den</strong> Betrachtung aus<br />

kulturpolitischer Perspektive.<br />

Die empirische Analyse im Bereich der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte (vgl.<br />

Abschnitt 3) ist u.a. von folgen<strong>den</strong> Fragestellungen geleitet:<br />

- Was ist das Interesse der E<strong>in</strong>richtungen am <strong>Kultur</strong>tourismus?<br />

- Welches Wissen existiert momentan <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen zum <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

bzw. zum <strong>Kultur</strong>touristen?<br />

- Welche <strong>in</strong>haltlichen <strong>und</strong> organisatorischen Konzepte sowie welche eigenen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Ressourcen existieren <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen zur<br />

Bewältigung der kulturtouristischen Herausforderungen?<br />

- Wie wer<strong>den</strong> die Voraussetzungen <strong>und</strong> Bed<strong>in</strong>gungen für Kooperationen mit <strong>den</strong><br />

touristischen Akteuren <strong>und</strong> für E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> touristische<br />

Entwicklungskonzepte von Städten <strong>und</strong> Regionen beurteilt, um e<strong>in</strong> produktives<br />

Zusammenwirken von kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteuren zu ermöglichen?<br />

Die Untersuchungsergebnisse wer<strong>den</strong> abschließend <strong>in</strong> Empfehlungen<br />

zusammengefasst. (vgl. Abschnitt 4)<br />

5


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

6<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

ist ke<strong>in</strong> neues<br />

Phänomen<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

profitiert von der<br />

Wahrnehmung der<br />

volkswirtschaftlichen<br />

Bedeutung des<br />

<strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong><br />

2 <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> - Ausgangspunkte<br />

2.1 Zur Klärung der Ausgangslage<br />

Reisende, die Zielgruppe sowie Nachfrage <strong>und</strong> damit die ökonomische Basis der<br />

<strong>Tourismus</strong>wirtschaft bil<strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d auf unterschiedliche, nur schwer zu erfassende Weise<br />

auch kulturell motiviert. Dies beschreibt e<strong>in</strong>e kritische Analyse zum Thema "Reiselust":<br />

"Der <strong>Tourismus</strong> entfaltet sich im Spannungsverhältnis von kulturell vermittelten<br />

Phantasien <strong>und</strong> realer Ortsveränderung. Se<strong>in</strong> Ziel besteht wesentlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

sche<strong>in</strong>bar paradoxen Form des Erlebens: <strong>in</strong> der s<strong>in</strong>nlichen Erfahrung imag<strong>in</strong>ärer<br />

Welten. Se<strong>in</strong>e materiell-konkrete Seite lässt ihn als praktische Aktivität wie jede andere<br />

ersche<strong>in</strong>en, auf e<strong>in</strong>er Wirklichkeitsebene mit dem Autofahren, Essen oder E<strong>in</strong>kaufen,<br />

die ja durchaus zum Reisen gehören. Zugleich nähert er sich aber <strong>den</strong> Bereichen der<br />

Phantasietätigkeit an: dem Traum, der Literatur, dem Film. Wir reisen <strong>in</strong> der wirklichen<br />

<strong>und</strong> der imag<strong>in</strong>ären Welt zugleich, wenn wir als Touristen unterwegs s<strong>in</strong>d.<br />

Wir verstehen nun besser, warum sich das Besichtigungs-Reisen <strong>in</strong> engem<br />

Zusammenhang mit der Kunst entfaltet hat: Beide schöpfen aus dem gleichen<br />

kollektiven Ideenvorrat der imag<strong>in</strong>ären Geographie. Seit dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert nehmen<br />

Touristen die Sichtweisen von bil<strong>den</strong>der Kunst <strong>und</strong> Literatur auf, suchen ihre Bilder<br />

wiederzuf<strong>in</strong><strong>den</strong> <strong>und</strong> folgen <strong>den</strong> Routen der Maler, Schriftsteller <strong>und</strong> ihrer Romanhel<strong>den</strong>."<br />

(HENNIG, CHRISTOPH 1999: 96)<br />

Folgende Ausgangspunkte, die zugleich e<strong>in</strong>e bestimmte Problematik für Näherungen<br />

an <strong>den</strong> Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> verdeutlichen, lassen sich mit Bezug<br />

auf das oben beschriebene Spannungsverhältnis bestimmen.<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> bil<strong>den</strong> nicht erst seit Kurzem e<strong>in</strong>e „zeitgemäße Allianz“.<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus hat als Bildungstourismus - dem Reisen aus Grün<strong>den</strong> der Bildung als<br />

se<strong>in</strong>er ältesten Form - schon immer existiert. Insofern ist der Zusammenhang von<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>, <strong>in</strong>sbesondere der zwischen kulturellem Erbe <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>, aus<br />

verschie<strong>den</strong>en Grün<strong>den</strong> ke<strong>in</strong> neues Thema <strong>und</strong> Praxisfeld.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren hat aber - aus ökonomischen <strong>und</strong> kulturellen Grün<strong>den</strong> - der<br />

"<strong>Kultur</strong>tourismus" im Rahmen anderer <strong>Tourismus</strong>formen <strong>in</strong> der <strong>Tourismus</strong><strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />

ganz Europa e<strong>in</strong>en erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren. Dies gilt sowohl für <strong>den</strong><br />

Massentourismus als auch für <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> der "wahren" oder "anders" Reisen<strong>den</strong><br />

(Jean Didier Urba<strong>in</strong>). Dennoch ist der <strong>Kultur</strong>tourismus ke<strong>in</strong> gänzlich neues Feld im<br />

allgeme<strong>in</strong>en <strong>Tourismus</strong>markt.<br />

<strong>Tourismus</strong> bzw. Frem<strong>den</strong>verkehr /1/ als Wirtschaftsbranche haben <strong>in</strong> der zweiten Hälfte<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>e erhebliche ökonomische Bedeutung erlangt. Jeder zehnte<br />

Arbeitsplatz hängt <strong>in</strong> Europa mittlerweile vom <strong>Tourismus</strong> ab. Die Beschäftigungs- <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>kommenseffekte des <strong>Tourismus</strong> wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> vielen europäischen <strong>Ländern</strong> mit<br />

zahlreichen E<strong>in</strong>zeluntersuchungen belegt (www. atlas-euro.org.) In der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

ist der <strong>Tourismus</strong> mit e<strong>in</strong>em Anteil von ca. acht Prozent am Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP)<br />

ebenso e<strong>in</strong> wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Anteil der vom <strong>Tourismus</strong> abhängigen<br />

Arbeitsplätze an der Gesamtbeschäftigung <strong>in</strong> Deutschland liegt mit ca. 2,8 Mio.<br />

Erwerbstätigen ebenfalls bei ca. acht Prozent. (DEUTSCHER BUNDESTAG 2000)<br />

/1/ Die Begriffe <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> Frem<strong>den</strong>verkehr wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> der Regel synonym gebraucht.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

Auch <strong>in</strong> Ostdeutschland hat sich der <strong>Tourismus</strong> im letzten Jahrzehnt als<br />

ernstzunehmende Wirtschaftsbranche etabliert. Der sektorale Beitrag des <strong>Tourismus</strong><br />

am Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (BIP) bemisst sich 2001 <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern auf ca.<br />

zehn Prozent, <strong>in</strong> <strong>den</strong> anderen <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> beläuft er sich auf Größenordnungen<br />

zwischen drei <strong>und</strong> sechs Prozent. Auch die Beschäftigungseffekte, gemessen am Anteil<br />

der Beschäftigten der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an <strong>den</strong> Gesamtbeschäftigten, s<strong>in</strong>d im<br />

Vergleich zu anderen Wirtschaftsbranchen <strong>in</strong> Ostdeutschland erheblich. (vgl. Exkurs 1:<br />

Synopse Länderdaten, Tab. 1)<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Strukturschwäche <strong>und</strong> der wirtschaftlichen Probleme vieler<br />

ostdeutscher Städte <strong>und</strong> Regionen ist der <strong>Tourismus</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en sowie der<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus im Besonderen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> zu e<strong>in</strong>em Hoffnungsträger für<br />

<strong>den</strong> wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Aufschwung avanciert.<br />

Die zunehmende Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des <strong>Tourismus</strong><br />

allgeme<strong>in</strong> hat hier zu e<strong>in</strong>er gestiegenen Wertigkeit des <strong>Kultur</strong>tourismus auch auf der<br />

politischen Agenda geführt. Faktum ist, dass sich die Akteure des <strong>Kultur</strong>betriebs <strong>und</strong> die<br />

Akteure der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft aus ihren jeweiligen Interessenlagen heraus, gerade <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland stärker aufe<strong>in</strong>ander zubewegt haben. Gleichzeitig verweist die<br />

kulturtouristische Praxis auf viele ungelöste Probleme im Zusammenwirken von<br />

kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteuren.<br />

Trotz se<strong>in</strong>er hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung fällt bei der Betrachtung des<br />

Analysestandes zum <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong> auf, dass der <strong>Tourismus</strong> paradoxerweise e<strong>in</strong><br />

theoretisch vergleichsweise unerforschtes Gebiet ist. "Zwar existiert e<strong>in</strong>e Fülle von<br />

Detailstudien zum Thema. Aber ihre Ergebnisse wer<strong>den</strong> kaum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em theoretischen<br />

Zusammenhang reflektiert." (HENNIG, CHRISTOPH 1999: 9)<br />

Obwohl verschie<strong>den</strong>ste Diszipl<strong>in</strong>en, wie z.B. die Soziologie, die Anthropologie, die<br />

<strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Geschichtswissenschaft, die Ökologie oder die Ökonomie zum Verständnis<br />

des <strong>Tourismus</strong> beigetragen haben, wird der Mangel an fachübergreifender Analyse im<br />

deutschsprachigen Raum wiederholt beklagt. (vgl. u.a. HEINZE, THOMAS 1999;<br />

DREYER, AXEL 2000; BACHLEITNER, REINHARD; SCHIMANY, PETER 1999)<br />

Die Schwierigkeiten der Analyse des <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong> wer<strong>den</strong> allerd<strong>in</strong>gs auch für<br />

viele andere Länder <strong>in</strong> Europa konstatiert. (RICHARDS, GREG 1996, 2001;<br />

CULTURELINK NETWORK 2002)<br />

Das offensichtliche Defizit e<strong>in</strong>er ökonomischen Theorie des <strong>Tourismus</strong> fällt dabei<br />

besonders <strong>in</strong>s Gewicht. "Die Besonderheiten der <strong>Tourismus</strong>ökonomie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

wirtschaftswissenschaftlichen Theorieentwürfen bislang nicht zureichend berücksichtigt<br />

wor<strong>den</strong>. ...E<strong>in</strong>e ökonomische Theorie des <strong>Tourismus</strong> müsste die kulturellen<br />

Determ<strong>in</strong>anten der Nachfrage systematisch reflektieren; sie hätte dem Doppelcharakter<br />

des touristischen 'Produkts' Rechnung zu tragen <strong>und</strong> <strong>den</strong> substantiell nichtökonomischen<br />

Charakter der Attraktionen - als Gr<strong>und</strong>lage der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft -<br />

ebenso zu berücksichtigen wie die unmittelbar wirtschaftlichen zusätzlichen Leistungen<br />

(Anmerkung C.D.: z.B. aus <strong>den</strong> Bereichen Hotellerie, Gastronomie oder Verkehr).<br />

Entsprechende theoretische Ansätze s<strong>in</strong>d bislang kaum ausgearbeitet wor<strong>den</strong>."<br />

(HENNIG, CHRISTOPH 1999: 164)<br />

Der H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> für das systemische, methodische Problem der Analyse des <strong>Tourismus</strong><br />

allgeme<strong>in</strong> als wirtschaftliches <strong>und</strong> zugleich kulturelles Phänomen kann hier nur<br />

angedeutet wer<strong>den</strong>.<br />

begrenzter<br />

Forschungsstand –<br />

systemische<br />

Ursachen für<br />

Probleme der Analyse<br />

des <strong>Tourismus</strong><br />

allgeme<strong>in</strong><br />

7


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

8<br />

<strong>Kultur</strong>ökonomische<br />

Forschung widmet<br />

sich dem<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus erst<br />

seit kurzer Zeit<br />

Schwierigkeiten der<br />

Def<strong>in</strong>ition des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

Es ist zum e<strong>in</strong>en auf die Besonderheiten des "touristischen Produkts" zurückzuführen,<br />

<strong>in</strong> das kulturelle Aspekte viel stärker e<strong>in</strong>gehen als <strong>in</strong> anderen Wirtschaftsbereichen. Es<br />

resultiert zum anderen aus <strong>den</strong> komplexen, sich im zeitlichen Verlauf immer schneller<br />

wandeln<strong>den</strong> Bedürfnis- <strong>und</strong> Freizeitstrukturen, die Veränderungen <strong>in</strong> Motiven <strong>und</strong><br />

Verhalten der Reisen<strong>den</strong> bestimmen.<br />

Schließlich ist, als Folge der Spezifik des touristischen Produkts, der <strong>Tourismus</strong> als<br />

Branche eng verwoben mit anderen Sektoren. Das "touristische Beziehungsgeflecht",<br />

das aus traditionellen Wirtschaftsakteuren, kulturellen Leistungsträgern sowie<br />

kommunalen, regionalen <strong>und</strong> staatlichen Trägern <strong>und</strong> Akteuren besteht, erschwert<br />

begriffliche <strong>und</strong> statistische Abgrenzungen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong>.<br />

Auch die kulturökonomische Forschung <strong>in</strong>teressiert sich - <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik noch<br />

weitaus ger<strong>in</strong>ger als im Ausland - erst seit kurzer Zeit für <strong>den</strong> Zusammenhang von<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>, obwohl dieser Zusammenhang zentrale Fragen der<br />

<strong>Kultur</strong>ökonomie berührt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hat sich die kulturwirtschaftliche Forschung <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik seit Ende<br />

der 90er Jahre dem Thema <strong>Kultur</strong>tourismus stärker zugewendet. In <strong>den</strong> auf<br />

Länderebene erarbeiteten <strong>Kultur</strong>wirtschaftsberichten (vgl. KULTURWIRTSCHAFTS-<br />

BERICHTE NRW, ST, MV), welche die Größenordnung <strong>und</strong> Dynamik des<br />

volkswirtschaftlichen Potenzials der <strong>Kultur</strong>wirtschaft h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Umsatz- <strong>und</strong><br />

Arbeitsmarkteffekte abbil<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong> Aspekte des <strong>Kultur</strong>tourismus aus<br />

kulturwirtschaftlicher Perspektive behandelt. Die Argumente der kulturwirtschaftlichen<br />

Forschung haben damit – auch <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus - erst seit kurzer Zeit<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die kulturpolitische Konzeptionsbildung <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Praxis von Stadt- <strong>und</strong><br />

Regionalentwicklung <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik gef<strong>und</strong>en.<br />

Obwohl für die kulturwirtschaftlichen Branchen (Verlage, Musikwirtschaft,<br />

Filmproduktion <strong>und</strong> -vertrieb etc.) auf die Verflechtungen <strong>und</strong> Abhängigkeiten zum<br />

überwiegend öffentlich getragenen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzierten <strong>Kultur</strong>betrieb (Theater, Museen,<br />

Bibliotheken, Musikschulen etc.) immer wieder deutlich h<strong>in</strong>gewiesen wird, s<strong>in</strong>d diese<br />

Abhängigkeiten <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus bisher nur marg<strong>in</strong>al thematisiert <strong>und</strong><br />

untersucht wor<strong>den</strong>. Dies steht im Widerspruch zu der faktischen Abhängigkeit der<br />

<strong>Tourismus</strong>wirtschaft von kulturellen Angeboten <strong>und</strong> Leistungen des öffentlichen<br />

<strong>Kultur</strong>betriebs.<br />

E<strong>in</strong>schätzungen zu <strong>den</strong> „Antriebswirkungen“ des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Richtung<br />

<strong>Kultur</strong>politik gehen davon aus, dass „der <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahren e<strong>in</strong>e<br />

Hauptantriebskraft für die <strong>Kultur</strong>politik <strong>und</strong> für die Erhöhung der <strong>Kultur</strong>etats se<strong>in</strong> (wird).“<br />

(HEINZE, THOMAS 1999: 399) Letztere Prognose muss unter Berücksichtigung der<br />

aktuellen F<strong>in</strong>anzierungslage des öffentlichen <strong>Kultur</strong>betriebs <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> eher<br />

bezweifelt wer<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e der wenigen Übere<strong>in</strong>stimmungen <strong>in</strong> der <strong>Tourismus</strong>forschung <strong>in</strong> ganz Europa ist die<br />

Schwierigkeit, <strong>Kultur</strong>tourismus zu def<strong>in</strong>ieren.<br />

Was mit Bezug auf <strong>den</strong> Doppelcharakter des touristischen "Produkts" <strong>und</strong> die kulturellen<br />

Determ<strong>in</strong>anten des Reisens als e<strong>in</strong> Problem der Analyse des <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong><br />

festgestellt wurde, gilt <strong>in</strong> besonderer Weise für <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

Im <strong>Kultur</strong>tourismus begegnen sich mit "<strong>Kultur</strong>" <strong>und</strong> "<strong>Tourismus</strong>" zwei Elemente, von<br />

<strong>den</strong>en jedes für sich schwer zu def<strong>in</strong>ieren ist. Auch deshalb ist im häufig <strong>in</strong>flationären<br />

Gebrauch des Begriffs <strong>Kultur</strong>tourismus dieser zum Teil auch missverstan<strong>den</strong> wor<strong>den</strong>.<br />

(RICHARDS, GREG 1996: 19)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

Als Folge der Spezifik des touristischen "Produkts" muss <strong>in</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> empirischer<br />

Analyse des <strong>Kultur</strong>tourismus überwiegend mit Hilfskonstruktionen <strong>und</strong> exemplarischen<br />

E<strong>in</strong>zelfallstudien gearbeitet wer<strong>den</strong>. (vgl. Abschnitt 2.2)<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus ist e<strong>in</strong> komplexes gesellschaftliches Phänomen <strong>und</strong> daher nicht nur e<strong>in</strong><br />

simpler „Markttrend“. Im <strong>Kultur</strong>tourismus können, vergleichbar mit Entwicklungen im<br />

Bereich der <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>dustrien, seit <strong>den</strong> 90er Jahren <strong>in</strong> ganz Europa zwei Prozesse<br />

beobachtet wer<strong>den</strong>:<br />

Sie lassen sich mit e<strong>in</strong>er Ten<strong>den</strong>z zur „Ökonomisierung der <strong>Kultur</strong>“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Ten<strong>den</strong>z<br />

zur „<strong>Kultur</strong>alisierung der Ökonomie“ auf <strong>den</strong> Begriff br<strong>in</strong>gen. "Die Ökonomisierung von<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> die '<strong>Kultur</strong>alisierung' des Marktes bedeutet e<strong>in</strong>erseits, dass die Hochkultur<br />

zunehmend kommerzialisiert wird <strong>und</strong> andererseits, dass der kulturelle Inhalt (Content)<br />

zunehmend die Warenproduktion trägt." (MKW 2001: 21)<br />

Übersetzt auf <strong>den</strong> Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> im Untersuchungsfeld<br />

dieser Studie heißt dies konkret, dass sich die kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> ihre<br />

öffentlichen Träger e<strong>in</strong>er Vielzahl neuer Herausforderungen <strong>und</strong> Fragen stellen müssen.<br />

Museen, zu <strong>den</strong>en die Mehrzahl der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld gehören, s<strong>in</strong>d<br />

bei der Überprüfung ihres Selbstverständnisses <strong>und</strong> ihrer Funktionen, ihrer<br />

Vermittlungsarbeit <strong>und</strong> ihrer betriebswirtschaftlichen Konzepte seit geraumer Zeit im<br />

Dialog mit dem <strong>Tourismus</strong>. (VOGT, ARNOLD; GÜNTHEROTH, NELE 2000)<br />

Ohne Touristen könnten viele dieser E<strong>in</strong>richtungen nicht existieren. Dennoch s<strong>in</strong>d die<br />

Funktionen dieser kulturellen E<strong>in</strong>richtungen nicht auf ihre touristische Wirksamkeit zu<br />

reduzieren.<br />

Die Anforderungen, die <strong>in</strong> touristischen Zusammenhängen für die kulturellen<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> ihre Träger existieren, bewegen sich im Spannungsverhältnis von<br />

Bildungsauftrag <strong>und</strong> Markterfolg, von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Kommerz, von Pflege <strong>und</strong> Erhalt des<br />

kulturellen Erbes für künftige Generationen <strong>und</strong> zeitgemäßer Öffnung für das heutige<br />

Publikum, das sich wandelt.<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus –<br />

e<strong>in</strong>e Feld von<br />

"Ökonomisierung der<br />

<strong>Kultur</strong>" <strong>und</strong><br />

"<strong>Kultur</strong>alisierung der<br />

Ökonomie"<br />

9


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

10<br />

Wissen um die<br />

<strong>Kultur</strong>touristen ist<br />

noch immer<br />

begrenzt<br />

Def<strong>in</strong>itionen<br />

zum<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

2.2 <strong>Kultur</strong>tourismus – Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> Entwicklungstrends<br />

Mit dem wachsen<strong>den</strong> ökonomischen <strong>und</strong> politischen Interesse am <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

wurde seit Ende der 80er Jahre <strong>in</strong> ganz Europa e<strong>in</strong>e Vielzahl von empirischen Studien<br />

mit Prognosen zum <strong>Kultur</strong>tourismus erarbeitet.<br />

Sie halten e<strong>in</strong>e Reihe von unterschiedlichen Def<strong>in</strong>itionen zum <strong>Kultur</strong>tourismus bereit.<br />

Geme<strong>in</strong>sam ist ihnen die Frage, wer <strong>den</strong>n die „<strong>Kultur</strong>touristen“ s<strong>in</strong>d.<br />

Dieses Wissen wird trotz vermehrter Forschungen noch immer als begrenzt bewertet.<br />

"Über <strong>den</strong> speziellen Typus der '<strong>Kultur</strong>touristen' wissen wir im qualitativ-empirischen<br />

S<strong>in</strong>ne nichts Genaues. Es liegen zu wenig Kenntnisse darüber vor, wie sich das<br />

Segment der '<strong>Kultur</strong>touristen' e<strong>in</strong>grenzen lässt, welche Motivationen die Urlauber<br />

bewegen <strong>und</strong> welche Aktivitätsmuster sich vollziehen." (HEINZE, THOMAS 2002: 124)<br />

Das Problem, <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus zu def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> das konkrete Wissen um die<br />

<strong>Kultur</strong>touristen zu erweitern, war im Jahr 1991 Anlass für e<strong>in</strong> europäisches<br />

Forschungsprojekt zum <strong>Kultur</strong>tourismus der „European Association for Tourism and<br />

Leisure Education“ (ATLAS) /1/ . Anknüpfend an e<strong>in</strong>e Untersuchung des Irish Tourist<br />

Board zum <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Europa (IRISH TOURIST BOARD 1988) hat ATLAS<br />

se<strong>in</strong>en empirischen Analysen Anfang der 90er Jahre folgende Def<strong>in</strong>ition zum<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus zu Gr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

"Conceptual def<strong>in</strong>ition: The movement of persons to cultural attractions away from their normal<br />

place of resi<strong>den</strong>ce, with the <strong>in</strong>tention to gather new <strong>in</strong>formation and experiences to satisfy their<br />

cultural needs.<br />

Technical def<strong>in</strong>ition: All movements of persons to specific cultural attractions, such as heritage<br />

sites, artistic and cultural manifestations, arts and drama outside their normal place of resi<strong>den</strong>ce."<br />

(RICHARDS, GREG 1996: 24)<br />

Diese Def<strong>in</strong>ition basiert sowohl auf e<strong>in</strong>em produkt- als auch prozessbezogenen Ansatz.<br />

Letzterer räumt <strong>den</strong> Motiven der Touristen e<strong>in</strong>en zentralen Platz e<strong>in</strong>. Angesichts des<br />

sozialen <strong>und</strong> kulturellen Wandels ist die Anwendung dieses Ansatzes, wie ATLAS<br />

später selbst e<strong>in</strong>räumt hat, <strong>in</strong> wachsendem Maße jedoch problematisch gewor<strong>den</strong>.<br />

(RICHARDS, GREG 1996: 24)<br />

In Abhängigkeit vom jeweiligen <strong>Kultur</strong>begriff (z.B. Hochkultur, Popularkultur, <strong>Kultur</strong> als<br />

Lebensform etc.) existieren zwischen <strong>den</strong> europäischen <strong>Ländern</strong> naturgemäß<br />

Unterschiede <strong>in</strong> Verständnis <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition des <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

/1/ ATLAS ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler Zusammenschluss von Forschungs<strong>in</strong>stituten <strong>und</strong> anderen<br />

Organisationen mit 250 Mitgliedern aus 43 <strong>Ländern</strong> (Stand 2000). Das Forschungsprogramm<br />

zum <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Europa wurde 1991 mit Unterstützung der Europäischen Kommission<br />

gestartet. Die Ziele des Forschungsprogramms bestehen <strong>in</strong> der Weiterentwicklung der Def<strong>in</strong>ition<br />

des <strong>Kultur</strong>tourismus, der Qualifizierung der statistischen Gr<strong>und</strong>lagen, der Evaluierung von Profil<br />

<strong>und</strong> Motiven der <strong>Kultur</strong>touristen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Entwicklung von Fallstudien zum <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong><br />

ausgewählten europäischen <strong>Ländern</strong>. www.atlas.org


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

Nachfolgend zitierte Ansätze zur Analyse des <strong>Kultur</strong>tourismus verdeutlichen auch im<br />

deutschsprachigen Raum die Spannweite <strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong> Verständnis.<br />

"Dem Phänomen <strong>Kultur</strong>tourismus kann man sich sowohl aus der Angebotsperspektive als auch<br />

der Nachfrageperspektive nähern. Als Faktor des touristischen Angebotes ist <strong>Kultur</strong> im weitesten<br />

S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er der Aspekte, die die Anziehungskraft e<strong>in</strong>er Region ausmachen, sie kann aber auch<br />

eigens zur Ergötzung der Touristen geschaffen wor<strong>den</strong> se<strong>in</strong>.<br />

Nachfrageseitig ist <strong>Kultur</strong>tourismus zunächst e<strong>in</strong>e motivationale Haltung, d.h. der Wunsch oder<br />

die Erwartung, im Urlaub etwas mit <strong>Kultur</strong> (welcher Art auch immer) zu tun zu haben. Dieser<br />

Wunsch kann wesentlicher Auslöser für e<strong>in</strong>e Urlaubsreise se<strong>in</strong> oder aber auch andere<br />

Urlaubserwartungen begleiten <strong>und</strong> mit ihnen geme<strong>in</strong>sam zu e<strong>in</strong>em konkreten Urlaubsverhalten<br />

führen." (LOHMANN, MARTIN 2000: 77)<br />

"Nach der historischen E<strong>in</strong>ordnung der Entstehung des Begriffs <strong>Kultur</strong>tourismus lässt sich se<strong>in</strong>e<br />

Bedeutung verallgeme<strong>in</strong>ern. Folgende vier Ebenen bzw. Fassungen des Begriffs lassen sich<br />

unterschei<strong>den</strong>.<br />

1. Im engsten S<strong>in</strong>ne bezeichnet <strong>Kultur</strong>tourismus e<strong>in</strong>e ganz bestimmte neue Form des<br />

Deutschlandtourismus. ...<br />

2. In e<strong>in</strong>er weiten Fassung bezeichnet der Begriff <strong>Kultur</strong>tourismus jede auf '<strong>Kultur</strong>' (<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em breiten Verständnis) ausgerichtete Reise. Er wird damit zu e<strong>in</strong>em Oberbegriff für<br />

e<strong>in</strong> bestimmtes (neues) Segment im <strong>Tourismus</strong>. Bildungs- <strong>und</strong> Studienreisen wer<strong>den</strong><br />

dann zu besonderen Formen dieses Segments. ...<br />

3. In e<strong>in</strong>em noch weiteren S<strong>in</strong>ne bezieht der Begriff <strong>Kultur</strong>tourismus das Element '<strong>Kultur</strong><br />

im <strong>Tourismus</strong>' mit e<strong>in</strong>. Als <strong>Kultur</strong>tourismus wird dann jede Form von <strong>Tourismus</strong><br />

bezeichnet, <strong>in</strong> die kulturelle Angebote <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. ...<br />

4. Im weitesten S<strong>in</strong>ne wird der Begriff i<strong>den</strong>tisch mit 'Reisekultur'. Der Begriff<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus verstärkt das Bewusstse<strong>in</strong>, dass <strong>Tourismus</strong> immer selbst bereits <strong>Kultur</strong><br />

ist <strong>und</strong> zwischen <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>en des Herkunftslandes der Reisen<strong>den</strong> sowie des<br />

Gastlandes vermittelt." (NAHRSTEDT, WOLFGANG 2000: 20-22)<br />

"<strong>Kultur</strong>tourismus umfasst alle kulturbezogenen Aktivitäten von Personen, die sich an Orte<br />

außerhalb ihrer ungewohnten Umgebung, über die Grenzen ihrer Stadtregion h<strong>in</strong>aus begeben<br />

<strong>und</strong> dort gegebenenfalls auch übernachten." (BECKER <strong>und</strong> STEINECKE 1993)<br />

"Mit <strong>Kultur</strong>tourismus wer<strong>den</strong> alle Reisen bezeichnet, <strong>den</strong>en als Reisemotiv schwerpunktmäßig<br />

kulturelle Aktivitäten zugr<strong>und</strong>e liegen." (DREYER, AXEL 2000: 26)<br />

Auf das existierende Def<strong>in</strong>itionsdilemma zum <strong>Kultur</strong>tourismus wird von <strong>den</strong> Autoren mit<br />

eigenen E<strong>in</strong>schränkungen verwiesen. So bemerkt Dreyer, dass se<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition "unter<br />

<strong>den</strong> unterschiedlichen Auffassungen der Reisen<strong>den</strong> von <strong>Kultur</strong>" leidet. (DREYER, AXEL<br />

2000: 26)<br />

11


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Arbeit mit<br />

Hilfskonstruktionen<br />

bei der Analyse der<br />

<strong>Kultur</strong>touristen<br />

Entwicklungstrends<br />

im <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

12<br />

Auch Lohmann betont, dass "die Vielfalt dessen, was zur <strong>Kultur</strong> zählt oder zählen<br />

könnte, so groß (ist), dass auch hier e<strong>in</strong>e klare Abgrenzung unmöglich ist." (LOHMANN,<br />

MARTIN 2000: 77)<br />

Diesem Def<strong>in</strong>itionsdilemma wird mit entsprechen<strong>den</strong> Hilfskonstruktionen begegnet. E<strong>in</strong><br />

solcher Ansatz ist die Klassifizierung der <strong>Kultur</strong>touristen nach der Intensität der Nutzung<br />

kultureller bzw. kulturwirtschaftlicher Angebote. Der 4. <strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (2001) <strong>und</strong> die <strong>Kultur</strong>wirtschaftsberichte der Länder Mecklenburg-<br />

Vorpommern (1997) sowie Sachsen-Anhalt (2001) unterschei<strong>den</strong> folgende drei<br />

Kategorien von <strong>Kultur</strong>touristen:<br />

- "<strong>Kultur</strong>touristen im engeren S<strong>in</strong>ne": Hauptreiseanlass dieser <strong>Kultur</strong>touristen ist der<br />

Besuch von <strong>Kultur</strong>veranstaltungen <strong>und</strong> -e<strong>in</strong>richtungen oder die Besichtigung des<br />

baulichen kulturellen Erbes. In der Regel wer<strong>den</strong> mehrere <strong>Kultur</strong>angebote mite<strong>in</strong>ander<br />

verknüpft.<br />

- "Gelegenheits-<strong>Kultur</strong>touristen": Die Touristen planen <strong>und</strong> besuchen mehrere kulturelle<br />

Ziele im Rahmen dieser Reise. Der Hauptreisezweck ist nicht kulturbezogen. Neben<br />

dem Erholungsurlaub, dem Besuch von Fre<strong>und</strong>en oder e<strong>in</strong>er Geschäftsreise wer<strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>angebote wahrgenommen. Der Gelegenheits-<strong>Kultur</strong>tourist verknüpft somit häufig<br />

mehrere Reiseanlässe.<br />

- "Zufalls-<strong>Kultur</strong>touristen": Für diese Gruppe ist <strong>Kultur</strong> nur e<strong>in</strong>e touristische Aktivitätsform<br />

unter vielen. Der Besuch e<strong>in</strong>es <strong>Kultur</strong>angebotes ist nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>geplant, sondern<br />

der 'Zufalls-<strong>Kultur</strong>tourist' beschließt kurzfristig e<strong>in</strong> <strong>Kultur</strong>angebot wahrzunehmen (z.B.<br />

weil es regnet). (KULTURWIRTSCHAFTS-BERICHT NRW 2001: 23)<br />

Weitere methodische Hilfskonstruktionen, s<strong>in</strong>d Unterscheidungen nach kulturbezogenen<br />

Angebotsfeldern für <strong>Kultur</strong>touristen.<br />

Diese wer<strong>den</strong> im <strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht Sachsen-Anhalt beispielsweise differenziert nach<br />

- dem kulturellen Erbe (z.B. mit baulichem kulturellen Erbe, Persönlichkeiten, sonstigem<br />

kulturellen Erbe),<br />

- dem sonstigen traditionellen <strong>Kultur</strong>angebot,<br />

- sowie der Freizeitkultur (z.B. Themen- <strong>und</strong> Freizeitparks).<br />

(ARBEITSGEMEINSCHAFT KULTURWIRTSCHAFT LSA 2001: 99)<br />

Bei aller def<strong>in</strong>itorischen Problematik ist <strong>Kultur</strong>tourismus unter Berücksichtigung von<br />

aktuellen Analysen <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en europäischen <strong>Ländern</strong> (ATLAS-Forschung u.a.)<br />

durch e<strong>in</strong>e Reihe geme<strong>in</strong>samer Merkmale <strong>und</strong> Entwicklungstrends bestimmt:<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus ist Teil des <strong>Tourismus</strong> gesamt <strong>und</strong> folgt daher <strong>den</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Marktentwicklungen der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft. Allen Prognosen zu Folge handelt es sich<br />

auch weiterh<strong>in</strong> um e<strong>in</strong>en Markt der wächst.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

Zugleich wer<strong>den</strong> Ten<strong>den</strong>zen der Sättigung <strong>und</strong> e<strong>in</strong> verschärfter Wettbewerb festgestellt.<br />

Sie resultieren u.a. aus e<strong>in</strong>er Explosion des <strong>in</strong> Umfang <strong>und</strong> Vielfalt erheblich<br />

gestiegenen kulturellen Angebotes ( z.B. Boom von neu erbauten Museen oder von<br />

wieder zugänglich gemachten historischen Stätten, die Festivalisierung von Städten <strong>und</strong><br />

Regionen im regionalen Standortwettbewerb etc.). Diesem kulturtouristischen<br />

Angebotswachstum ist die Nachfrage nicht überall gleichmäßig gefolgt.<br />

Folgender Tatbestand ist e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>uum <strong>in</strong> der kulturtouristischen Marktbeobachtung:<br />

Nur für e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit von <strong>Kultur</strong>touristen ist <strong>Kultur</strong> der Hauptreiseanlass. Der<br />

spezifische, primär kulturell <strong>in</strong>teressierte bzw. motivierte Tourist (der "<strong>Kultur</strong>tourist im<br />

engeren S<strong>in</strong>ne") ist e<strong>in</strong> relativ schmales Segment im gesamten kulturtouristischen<br />

Markt.<br />

Zu diesem „spezifischen“, quasi „wahren“ <strong>Kultur</strong>touristen wird allgeme<strong>in</strong> festgestellt: er<br />

ist überdurchschnittlich kulturmotiviert <strong>und</strong> besser ausgebildet, er hat e<strong>in</strong> höheres<br />

E<strong>in</strong>kommen <strong>und</strong> ist damit kaufkräftiger, er gehört nach dem Alter zur Gruppe der unter<br />

30- bzw. über 50-jährigen. Lebensstil- <strong>und</strong> Szene-Typologien wer<strong>den</strong> seit geraumer<br />

Zeit als Alternative zu e<strong>in</strong>em statischen Zielgruppenbegriff dazu genutzt, das Wissen<br />

über <strong>den</strong> „unberechenbaren <strong>Kultur</strong>konsumenten“ auch <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>touristen<br />

zu erweitern.<br />

Der Anteil dieser „spezifischen“ <strong>Kultur</strong>touristen am gesamten <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt, für<br />

die <strong>Kultur</strong> <strong>den</strong> Hauptreiseanlass bildet, ist überall <strong>in</strong> Europa relativ konstant geblieben.<br />

Se<strong>in</strong> Anteil liegt <strong>in</strong> vielen westeuropäischen <strong>Ländern</strong> bei ca. fünf bis zehn Prozent, <strong>in</strong><br />

der B<strong>und</strong>esrepublik bei ca. acht bis neun Prozent. (RICHARDS, GREG 2001)<br />

Im Umfang erheblich gewachsen ist dagegen der „generelle“ <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt, wie<br />

nachfolgende E<strong>in</strong>schätzungen belegen. Mit se<strong>in</strong>er Dynamik ist zugleich der<br />

„spezifische“ <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt auch absolut, allerd<strong>in</strong>gs nicht relativ gewachsen.<br />

Für Ende der 80er Jahre wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Untersuchung (IRISH TOURIST BOARD 1988: 23)<br />

festgestellt, dass 34,5 Mio. Touristenankünfte <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

dem <strong>Kultur</strong>tourismus zuzuordnen s<strong>in</strong>d, was ca. 23,5 Prozent aller Ankünfte entspricht. Davon<br />

wer<strong>den</strong> ca. 31 Mio. als "General Cultural Tourists" e<strong>in</strong>gestuft („visit<strong>in</strong>g cultural attractions as part<br />

of a general holiday”). Die restlichen 3,5 Mio., d.h. ca. 10 Prozent, gelten als "Specific Cultural<br />

Tourist" („specific reason for the trip was visit<strong>in</strong>g cultural attractions“).<br />

ATLAS hat diese E<strong>in</strong>schätzung Mitte der 90er Jahre wie folgt präzisiert (RICHARDS, GREG<br />

1996: 316): Spezifische <strong>in</strong>ternationale <strong>Kultur</strong>tourismusreisen haben sich danach von 15 Mio. <strong>in</strong><br />

1982 auf 22 Mio. p.a. <strong>in</strong> 1992 erhöht <strong>und</strong> übertreffen damit bei weitem die früheren<br />

E<strong>in</strong>schätzungen. Der gesamte <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt (<strong>in</strong>klusive der Touristen, für die <strong>Kultur</strong> e<strong>in</strong><br />

sek<strong>und</strong>äres Reisemotiv ist) wird als drei mal so hoch geschätzt, wie die Größe des „spezifischen“<br />

<strong>Kultur</strong>tourismusmarktes.<br />

Neben Wachstum <strong>und</strong> Verschärfung der Wettbewerbssituation ist der moderne<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus sowohl produzenten- als auch nachfrageseitig kennzeichnet von<br />

Fragmentierung <strong>und</strong> Differenzierung. Er zerfällt <strong>in</strong> unendlich viele Nischenmärkte, wie<br />

z.B. <strong>den</strong> Kunsttourismus, Erbetourismus, Architekturtourismus, Festivaltourismus,<br />

Operntourismus, Eventtourismus, Ereignistourismus, gastronomischen <strong>Tourismus</strong>,<br />

ethnischen <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> anderes mehr.<br />

13


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Entwicklungstrends<br />

im <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

stellen an kulturelle<br />

<strong>und</strong> touristische<br />

Akteure steigende<br />

Anforderungen<br />

14<br />

Diese Fragmentierung wird neben defizitären Vertriebskanälen <strong>und</strong> mangelhafter<br />

Zugänglichkeit zu kulturellen „Produkten“ für Touristen momentan als e<strong>in</strong><br />

Schlüsselproblem der <strong>Kultur</strong>tourimus<strong>in</strong>dustrien <strong>in</strong> Europa i<strong>den</strong>tifiziert. (RICHARDS,<br />

GREG 2001: 72)<br />

Auf diese Situation müssen sowohl die <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen <strong>und</strong> ihre Träger als auch ihre<br />

touristischen Partner neu reagieren.<br />

E<strong>in</strong>e Handlungsempfehlung, die für diese veränderte Ausgangslage für viele<br />

europäische Länder gegeben wird, besteht u.a. dar<strong>in</strong>, auf <strong>den</strong> Bedarf im Bereich<br />

kle<strong>in</strong>erer, segmentierterer Nischenmärkte mit der Entwicklung <strong>in</strong>novativer <strong>und</strong> kreativer<br />

kulturtouristischer Produkte zu reagieren.<br />

Dies hat für kulturelle E<strong>in</strong>richtungen u.a. zur Folge, <strong>den</strong> zugleich wachsen<strong>den</strong><br />

Anforderungen <strong>in</strong> Vertrieb <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g sowie im Besuchermanagement <strong>in</strong>cl. e<strong>in</strong>es<br />

Managements der Besuchererfahrungen zu entsprechen. (SHACKLEY, MYRA 1998)<br />

Wenn <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen weiterh<strong>in</strong> am <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt teilhaben wollen, wer<strong>den</strong><br />

sie ihre Aufmerksamkeit auf die immer differenzierter gewor<strong>den</strong>en Besuchermärkte<br />

richten müssen. (RICHARDS, GREG 2001: 250)<br />

Dies gilt auf verschie<strong>den</strong>e Weise sowohl für die etablierten, stark frequentierten<br />

touristischen Anziehungspunkte als auch für die kle<strong>in</strong>en Anbieter <strong>und</strong> Leistungsträger<br />

für kulturtouristische Attraktionen.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

2.3 Zum Interesse der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an der <strong>Kultur</strong><br />

Mit Bezug auf die Spezifik <strong>und</strong> <strong>den</strong> Doppelcharakter des touristischen "Produkts" (vgl.<br />

Abschnitt 2.2), ist per se für alle <strong>Tourismus</strong>formen von e<strong>in</strong>em Interesse der<br />

<strong>Tourismus</strong>wirtschaft an der <strong>Kultur</strong> auszugehen.<br />

Im <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> Ostdeutschland spielen kulturbezogene Angebotsfelder als so<br />

genannte touristische "Frequenzerzeuger" oder "frequenzverstärkende Angebote"<br />

(ARBEITSGEMEINSCHAFT KULTURWIRTSCHAFT LSA 2001: 98) e<strong>in</strong>e besondere<br />

Rolle. Dies belegt alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ländervergleich zum Themenmarket<strong>in</strong>g auf Länderebene.<br />

<strong>Kultur</strong>touristische Themen haben <strong>in</strong> allen <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> seit Mitte der 90er Jahre e<strong>in</strong>en<br />

herausgehobenen Stellenwert <strong>in</strong> der touristischen Vermarktung der Länder. (vgl.<br />

Exkurs 1: Synopse Länderdaten Tab. 4)<br />

Folgende Begründungen für das Interesse der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an der <strong>Kultur</strong> sollen<br />

am Beispiel des Landes Sachsen-Anhalt angeführt wer<strong>den</strong>. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vergleichbarer<br />

Weise auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> anderen <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

Begründungen zur wirtschaftlichen Bedeutung des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt<br />

(Antz, Christian; Dreyer, Axel 1999, S. 51)<br />

Die Vermarktung des kulturtouristischen Potenzials <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt besitzt<br />

wirtschaftspolitische Vorteile, <strong>und</strong> gewichtige Argumente sprechen für <strong>den</strong> Aufbau langfristiger<br />

kulturtouristischer Projekte.<br />

Erstens müssen beim <strong>Kultur</strong>tourismus die primären Angebote nicht erst mit hohem f<strong>in</strong>anziellen<br />

Aufwand geschaffen wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> auf dem Produktmarkt e<strong>in</strong>geführt wer<strong>den</strong>. Es kann auf <strong>den</strong><br />

kulturellen Bestand, auf Bauten, Stadtkerne, Brauchtum, Kirche etc. zurückgegriffen wer<strong>den</strong><br />

("endogenes Potenzial"). In der Nutzen-Kosten-Rechnung des <strong>Kultur</strong>tourismus kann auf der<br />

Habenseite verbucht wer<strong>den</strong>, dass Sanierungsmaßnahmen nicht nur <strong>den</strong> Touristen, sondern<br />

auch der Wohnbevölkerung zugute kommen.<br />

Zweitens wird durch die Darstellung der kulturellen Traditionen e<strong>in</strong> nicht zu unterschätzender<br />

Beitrag zur positiven Imagebildung des Landes geleistet. Und dieses kulturelle Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

bee<strong>in</strong>flusst nicht nur die Reiselust, sondern auch die Ansiedlungspolitik von Industrie- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsbetrieben.<br />

Drittens besitzen <strong>Kultur</strong>reisende <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e höhere Kaufkraft als sonstige Touristen,<br />

weshalb e<strong>in</strong> bedeutender Beitrag zur Steigerung der Wertschöpfung geleistet wer<strong>den</strong> kann.<br />

Viertens ist der <strong>Kultur</strong>tourismus e<strong>in</strong>er der bedeutendsten Bestandteile des sanften <strong>Tourismus</strong>.<br />

Durch se<strong>in</strong>e Ten<strong>den</strong>z zur räumlichen Verteilung der Besucher auf viele Orte e<strong>in</strong>er Region <strong>und</strong> der<br />

zeitlichen Verteilung der Besucher über das ganze Jahr h<strong>in</strong>weg (Ten<strong>den</strong>z zur Verlängerung der<br />

Hauptsaison) wer<strong>den</strong> die Überlastungsersche<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>es Massentourismus vermie<strong>den</strong>.<br />

Ausnahmen existieren auch hier. So muss z.B. versucht wer<strong>den</strong>, dem Andrang <strong>in</strong> <strong>den</strong> Harzorten<br />

Quedl<strong>in</strong>burg <strong>und</strong> Wernigerode durch e<strong>in</strong>e bessere regionale Vermarktung weniger frequentierter<br />

Städte entgegenzuwirken.<br />

Fünftens muss der wirtschaftspolitisch tragende <strong>und</strong> momentan äußerst angespannte<br />

Arbeitsmarkt bei der Konzeption von <strong>Kultur</strong>projekten angesprochen wer<strong>den</strong>. Direkt entstehen<br />

durch <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten, die vom Musiker bis zum<br />

Stadtführer reichen.<br />

Beispiele für<br />

Begründungen zur<br />

Bedeutung des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

15


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

weitere<br />

Ausgangspunkte<br />

für das Interesse<br />

der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft<br />

an der<br />

<strong>Kultur</strong><br />

16<br />

Die Chancen bei der Entwicklung des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt wer<strong>den</strong><br />

daraufh<strong>in</strong> wie folgt bestimmt.<br />

Chancen bei der Entwicklung des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt<br />

(Antz, Christian; Dreyer, Axel 1999,S. 51)<br />

• Steigende Nachfrage<br />

• Zunehmende Bedeutung von kulturellen Events<br />

• Nutzung des endogenen Potenzials<br />

• <strong>Kultur</strong> ist e<strong>in</strong> touristisch bedeutender Wirtschaftsfaktor für Städte<br />

• <strong>Kultur</strong> ist positiv besetzt (> Imageverbesserung)<br />

• Indoor-Aktivitäten (Museen etc.) bedeuten Wetterunabhängigkeit (> Saisonverlängerung)<br />

• Überdurchschnittliche Ausgabebereitschaft von <strong>Kultur</strong>touristen<br />

• Erhalt von <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

• Verbesserte <strong>Kultur</strong>angebote für E<strong>in</strong>heimische<br />

• Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen (> Dienstleistungsstandort)<br />

• Zahlreiche Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmale <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt vorhan<strong>den</strong>: Straße der<br />

Romanik, Luther's Land, Stätten des Weltkulturerbes etc.<br />

Dem Interesse der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an der <strong>Kultur</strong> arbeiten offensichtlich e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Marktentwicklungen im ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>markt allgeme<strong>in</strong> zu. Lediglich<br />

fragmentarisch soll auf ausgewählte Entwicklungen im ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>markt<br />

verwiesen wer<strong>den</strong>, aus <strong>den</strong>en e<strong>in</strong> erhöhtes Interesse der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an<br />

kulturtouristischen Angeboten abgeleitet wer<strong>den</strong> kann.<br />

Für die Darstellung der Lage des <strong>Tourismus</strong>marktes <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> bildet u.a.<br />

das Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer des Ostdeutschen Sparkassen- <strong>und</strong><br />

Giroverbandes (OSGV) e<strong>in</strong>en wichtigen Referenzpunkt.<br />

<strong>Tourismus</strong>barometer des OSGV für die Länder Bran<strong>den</strong>burg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt<br />

(DWIF 1999 bis 2002)<br />

Mit dem Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer des Ostdeutschen Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverbandes<br />

(OSGV), das seit 1998 mit e<strong>in</strong>em Jahresbericht (DWIF 1999 bis 2002) die <strong>Tourismus</strong>entwicklung<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> evaluiert, steht e<strong>in</strong>es der wichtigsten Monitor<strong>in</strong>g-Instrumente für <strong>den</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> ostdeutschen <strong>Ländern</strong> zur Verfügung.<br />

Das Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer des OSGV beobachtet seit 1998 kont<strong>in</strong>uierlich <strong>den</strong><br />

ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>markt <strong>und</strong> hat wesentliche Informationslücken der amtlichen<br />

<strong>Tourismus</strong>statistik schließen können.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

Der <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> wurde vom OSGV bisher noch nicht<br />

untersucht.<br />

<strong>Tourismus</strong>barometer des OSGV – bisher noch ke<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

Der <strong>Kultur</strong>tourismus wurde als Spezialthema im Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer - wie z.B. der<br />

Ges<strong>und</strong>heitstourismus im Jahresbericht für das Jahr 2001 - bisher noch nicht behandelt. Auch<br />

e<strong>in</strong>e Bewertung der über die Jahre festgestellten touristischen Entwicklungstrends <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die unterschiedlichen Segmente des kulturtouristischen Marktes <strong>in</strong> Ostdeutschland ist bisher nicht<br />

Gegenstand des Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometers.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs analysiert das Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer seit mittlerweile vier Jahren das<br />

konjunkturelle touristische Klima im Bereich von ausgewählten touristischen Freizeite<strong>in</strong>richtungen<br />

unter der Rubrik "Touristische Wetterstationen".<br />

Zu diesen Wetterstationen gehören u.a. Burgen <strong>und</strong> Schlösser, Freizeite<strong>in</strong>richtungen wie<br />

Erlebnisbäder, Zoos <strong>und</strong> Freizeitparks, Veranstaltungen wie Festivals <strong>und</strong> Ritterspiele, <strong>und</strong> auch<br />

Museen. Bei <strong>den</strong> e<strong>in</strong>bezogenen E<strong>in</strong>richtungen muss es sich „um besucherstarke E<strong>in</strong>richtungen<br />

handeln, die e<strong>in</strong>e überörtliche Ausstrahlungskraft besitzen, betriebsbezogene Besucherzahlen<br />

exakt, regelmäßig <strong>und</strong> zeitnah erheben.“ (DWIF 2002: 35)<br />

In das Monitor<strong>in</strong>g im Jahr 2001 wur<strong>den</strong> beispielsweise 240 Wetterstationen <strong>in</strong> Ostdeutschland mit<br />

ca. 27,4 Mio. Besuchern zur E<strong>in</strong>schätzung des <strong>Tourismus</strong>klimas im Bereich der <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong><br />

Freizeite<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Berücksichtigt man, dass <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> im Jahr 2000 ca. 1.250 Museen <strong>und</strong> ca. 490<br />

Ausstellungshäuser existierten, die ca. 22,1 Mio. Besuche <strong>in</strong> <strong>den</strong> Museen <strong>und</strong> ca. 5,3 Mio<br />

Besuche <strong>in</strong> <strong>den</strong> Ausstellungshäusern zählten (INSTITUT FÜR MUSEUMSKUNDE 2001), ist nur<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil dieser E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> die Erfassung der Wetterstationen des OSGV e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Da es sich aber um die besucherstarken Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> handelt, s<strong>in</strong>d die<br />

aufgezeigten Entwicklungstrends zur Besuchsentwicklung <strong>den</strong>noch e<strong>in</strong> gewisser Indikator für die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er kulturtouristischen Nachfrage.<br />

Aus folgen<strong>den</strong> aktuellen Bewertungen zum ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>markt ließe sich auf<br />

e<strong>in</strong>e höhere Wertigkeit kulturbezogener Angebote <strong>und</strong> e<strong>in</strong> davon abgeleitetes Interesse<br />

der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an der <strong>Kultur</strong> schließen, auch wenn dazu gesonderte<br />

Untersuchungen erforderlich wären.<br />

Die für <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt <strong>in</strong> anderen europäischen <strong>Ländern</strong> skizzierten<br />

Entwicklungstrends können auch auf <strong>den</strong> ostdeutschen <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt<br />

übertragen wer<strong>den</strong>, was z.B. Wachstum <strong>und</strong> Fragmentierung des kulturtouristischen<br />

Angebotes betrifft, dem die Nachfrage nicht gleichermaßen folgt. Für Ostdeutschland ist<br />

zusätzlich der begrenzte Marktanteil im Inlands- <strong>und</strong> Auslandstourismus zu<br />

berücksichtigen. An der <strong>in</strong>nerdeutschen Übernachtungsnachfrage hat Ostdeutschland<br />

beispielsweise im Jahr 2001 mit e<strong>in</strong>em Anteil von 17,6 Prozent partizipiert. (DWIF 2002:<br />

15) Gew<strong>in</strong>ne bestimmter Regionen <strong>und</strong> Städte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik immer noch<br />

überwiegend e<strong>in</strong> Ergebnis der Umverteilung <strong>in</strong>nerhalb des gesamten touristischen<br />

Marktes, wodurch sich nach dem Ende des „Schnuppertourismus“ <strong>in</strong> Ostdeutschland<br />

die Lage hier eher noch verschärft hat.<br />

Verschärfung des<br />

Wettbewerbs:<br />

gezielte<br />

Zielgruppenansprache<br />

17


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Zusammenhang<br />

von Städtetourismus<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

18<br />

Nach e<strong>in</strong>er Phase des Wachstums im ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>markt wird aktuell<br />

konstatiert, dass sich die bisherige Dynamik allmählich zu verlangsamen beg<strong>in</strong>nt.<br />

„Die Länder sche<strong>in</strong>en 'ihre' <strong>in</strong>dividuelle Position mehr oder weniger gef<strong>und</strong>en zu haben.<br />

... Weitere oder gar kont<strong>in</strong>uierliche Steigerungen wer<strong>den</strong>, wenn überhaupt, auf Dauer<br />

nur mit Hilfe e<strong>in</strong>es k<strong>und</strong>enorientierten, spezifischen Zielgruppenmarket<strong>in</strong>g zu realisieren<br />

se<strong>in</strong>." (DWIF 2002: 19). Diese Aussage wird mit Bezug auf die Langzeitbetrachtung der<br />

ostdeutschen Reisegebiete im sogenannten Regionen-TRIX /1/ des Sparkassen-<br />

<strong>Tourismus</strong>barometers gestützt.<br />

Die Frage, <strong>in</strong>wiefern ostdeutsche Reiseregionen durch kulturtouristische Angebote e<strong>in</strong><br />

attraktives Reiseziel für das <strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausländische Publikum se<strong>in</strong> wer<strong>den</strong>, wird sich<br />

demnach <strong>in</strong> <strong>den</strong> nächsten Jahren verschärfen.<br />

Profitiert wer<strong>den</strong> könnte dabei von steigen<strong>den</strong> Anteilen des Tages- <strong>und</strong><br />

Kurzzeittourismus im allgeme<strong>in</strong>en Reisemarkt. Da diese Reiseform häufig<br />

kulturbezogene Aktivitäten be<strong>in</strong>haltet, kann unterstellt wer<strong>den</strong>, dass umgekehrt <strong>Kultur</strong><br />

bzw. kulturelle Angebote diesen Trend begünstigen bzw. begleiten können. Von dieser<br />

Entwicklung könnte der <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Ostdeutschland profitieren, wenn<br />

entsprechende Angebote vorgehalten wer<strong>den</strong>.<br />

Da der <strong>Kultur</strong>tourismus im Rahmen des Städtetourismus e<strong>in</strong>e herausgehobene<br />

Bedeutung hat (HEINZE, DREYER, BECKER, RICHARDS u.a.), soll die momentane<br />

Ausgangslage ostdeutscher Städte <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> Städtetourismus knapp skizziert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Wenngleich Städtereisen nicht immer ausschließlich re<strong>in</strong>e <strong>Kultur</strong>reisen s<strong>in</strong>d, sondern <strong>in</strong><br />

verschie<strong>den</strong>en Reiseformen stattf<strong>in</strong><strong>den</strong> (z.B. als Geschäftsreise), ist <strong>Kultur</strong> für viele<br />

Städtereisende Anlass <strong>und</strong> Motiv der Reise. Bedeutung <strong>und</strong> Wachstumspotenzial des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus wer<strong>den</strong> daher häufig <strong>in</strong> <strong>den</strong> Zusammenhang der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Entwicklungstrends im Städtetourismus gestellt.<br />

Wirtschaftsfaktor Städtetourismus (DIWF 2002 S. 67 ff.)<br />

E<strong>in</strong>e aktuelle Analyse zum Städtetourismus <strong>in</strong> Ostdeutschland gibt das Sparkassen-<br />

<strong>Tourismus</strong>baromter des OSGV <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Jahresbericht 2002.<br />

Der Städtetourismus hat allgeme<strong>in</strong> unter allen Urlaubsformen e<strong>in</strong>en herausgehobenen<br />

Stellenwert. Momentan bewegt sich dieser bei e<strong>in</strong>em Anteil von ca. 10 bis 11 %. Im Vergleich zu<br />

anderen Urlaubsformen (Ges<strong>und</strong>heitsurlaub, W<strong>in</strong>terurlaub/Sonne), weist er gemäß Reiseanalyse<br />

das höchste Wachstumspotenzial für die nächsten Jahre auf (F.U.R. 2000).<br />

Städtetourismus ist e<strong>in</strong> entschei<strong>den</strong>der Wirtschaftsfaktor. R<strong>und</strong> 45 Prozent aller touristischen<br />

Umsätze <strong>in</strong> Deutschland entstehen <strong>in</strong> Städten, wobei h<strong>in</strong>sichtlich Anteil <strong>und</strong> Umsatzvolumen<br />

zwischen Übernachtungsreisen<strong>den</strong>, Tagesreisen<strong>den</strong> <strong>und</strong> Geschäftsreisen<strong>den</strong> zu differenzieren<br />

ist.<br />

/1/ Der Touristische Regionalentwicklungs<strong>in</strong>dex (TRIX) wurde speziell für das Sparkassen-<br />

<strong>Tourismus</strong>barometer entwickelt. Er verknüpft touristische Schlüsseldaten wie Übernachtungen<br />

<strong>und</strong> Auslastung <strong>und</strong> stellt deren relative Entwicklung im Jahresvergleich dar. Dabei wer<strong>den</strong> die<br />

Reiseregionen nach vier Gruppen unterschie<strong>den</strong>: sogenannten Stabilisierern, Expandierern,<br />

Konsolidierern <strong>und</strong> <strong>den</strong> Problemfällen.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

Nach DTV-Studie zum Städtetourismus <strong>in</strong> Deutschland (letzter Untersuchungsstand 1995)<br />

entfallen auf <strong>den</strong> Städtetourismus<br />

- 30 Prozent des Übernachtungstourismus,<br />

- 50 Prozent des Tagesausflugsverkehrs sowie<br />

- 67 Prozent des Tagesgeschäftsreiseverkehrs.<br />

Als zwei wichtige Zielgrupppen im Städtetourismus wer<strong>den</strong> die 20 bis 29-jährigen sowie die 50<br />

bis 59-jährigen gesehen, die aus der Perspektive von mittleren bzw. höheren E<strong>in</strong>kommen auch<br />

aus wirtschaftlicher Perspektive von Interesse s<strong>in</strong>d. (DWIF 2002: 67)<br />

Bei <strong>den</strong> Urlaubsreisen der Europäer nach Deutschland gehörten im Jahr 2000 Städtebesuche zu<br />

<strong>den</strong> Favoriten (DWIF 2002: zit. nach European Travel Monitor 1999):<br />

- 34 Prozent Städtereisen mit Events (+ 34 % gegenüber dem Vorjahr)<br />

- 20 Prozent R<strong>und</strong>reisen mit Städtebesuch (+ 11 % gegenüber dem Vorjahr)<br />

- 46 Prozent sonstige Urlaubsarten (+ 4 % gegenüber dem Vorjahr)<br />

Der Städtetourismus hat sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten Jahren im Rahmen anderer Urlaubsformen<br />

<strong>in</strong> Ostdeutschland <strong>in</strong>sgesamt dynamisch entwickelt. Konsolidierungsten<strong>den</strong>zen im<br />

Ostdeutschlandtourismus <strong>in</strong>sgesamt zeichnen sich nach Bewertung des Sparkassen-<br />

<strong>Tourismus</strong>barometers auch im Städtetourismus ab. E<strong>in</strong> automatisches Wachstum ist<br />

deshalb auch hier nicht mehr selbstverständlich. (DWIF 2002: 94)<br />

"Infolge der sehr unterschiedlichen, <strong>in</strong>dividuellen Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Potenziale<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Städte s<strong>in</strong>d Pauschalaussagen über die weiteren Entwicklungschancen<br />

<strong>und</strong> -richtungen nicht s<strong>in</strong>nvoll.... In allen <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> gibt es kle<strong>in</strong>ere <strong>und</strong> größere<br />

Städte, die bereits stark, <strong>und</strong> andere, die noch verhalten am Wachstumsmarkt<br />

Städtetourismus partizipieren." (DWIF 2002: 94)<br />

Zwei gr<strong>und</strong>sätzliche Bewertungen s<strong>in</strong>d mit Bezug auf die aktuellen Analyseergebnisse<br />

des Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometers zum ostdeutschen Städtetourismus jedoch<br />

festzuhalten (DWIF 2002: 71):<br />

- Der Anteil des Städtetourismus liegt <strong>in</strong> Ostdeutschland deutlich unter dem <strong>in</strong><br />

Westdeutschland (e<strong>in</strong>schließlich Berl<strong>in</strong>).<br />

- Der Ausländertourismus spielt <strong>in</strong> westdeutschen Städten (e<strong>in</strong>schließlich Berl<strong>in</strong>)<br />

e<strong>in</strong>e größere Rolle als <strong>in</strong> ostdeutschen Städten.<br />

Städtetourismus <strong>in</strong> Ostdeutschland ist von Polarisierung <strong>und</strong> Konzentration auf wenige<br />

Städte gekennzeichnet. Ca. 60 Prozent des Übernachtungsvolumens entfallen aktuell<br />

auf die Städte Dres<strong>den</strong>, Leipzig <strong>und</strong> Rostock. (DWIF 2002: 71)<br />

Folgt man <strong>den</strong> Analysen der Touristiker zu <strong>den</strong> aktuell konstatierten Potenzialen <strong>und</strong><br />

Defiziten im ostdeutschen Städtetourismus, wird <strong>den</strong> kulturellen Akteuren <strong>in</strong><br />

ostdeutschen Städten <strong>und</strong> Regionen bei der Entwicklung <strong>in</strong>novativer kulturtouristischer<br />

Angebotsformen e<strong>in</strong>e noch größere Bedeutung als bisher zukommen. Geeignete<br />

Angebotsformen wer<strong>den</strong> sich sowohl auf <strong>den</strong> „generellen“ als auch „spezifischen“<br />

<strong>Kultur</strong>touristen richten müssen. Dies be<strong>in</strong>haltet Strategien der Städte, die sich nicht nur<br />

mit Events an e<strong>in</strong> größeres Publikum richten, sondern vermehrt auch die Entwicklung<br />

zielgruppenspezifischer „Nischenprodukte“. Für beide Entwicklungen wer<strong>den</strong> die<br />

kulturellen Akteure <strong>in</strong> Ostdeutschland auch künftig e<strong>in</strong>e wichtige Funktion haben.<br />

Bedarf nach der<br />

Entwicklung<br />

<strong>in</strong>novativer<br />

kulturtouristischer<br />

Angebotsformen<br />

19


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

20<br />

gestiegene<br />

Wertigkeit des<br />

<strong>Tourismus</strong><br />

<strong>in</strong> der politischen<br />

Wahrnehmung,<br />

darunter auch des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

Stellenwert von<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

<strong>in</strong> kulturpolitischer<br />

Konzeptionsbildung<br />

2.4 <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Analyse <strong>und</strong> Konzeptionsbildung auf<br />

Länderebene<br />

E<strong>in</strong>en Schwerpunkt der Recherche von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zum <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> bildete die Frage, von welcher Ausgangslage momentan <strong>in</strong> Bezug<br />

auf politische Wahrnehmung <strong>und</strong> Analyse zum <strong>Kultur</strong>tourismus ausgegangen wer<strong>den</strong><br />

kann. Zugleich wurde recherchiert, welche strategischen Orientierungen zum<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus auf der Ebene der <strong>Kultur</strong>politik der Länder existieren.<br />

Dazu wur<strong>den</strong> u.a. die M<strong>in</strong>isterien Kunst/<strong>Kultur</strong> sowie die Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien/<br />

Fachreferate <strong>Tourismus</strong>politik aller <strong>neuen</strong> Länder unter ausgewählten Schwerpunkten<br />

schriftlich befragt <strong>und</strong> um Übergabe von relevanten Unterlagen gebeten.<br />

Wenngleich die Ergebnisse dieser Recherche ke<strong>in</strong>en Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erheben können /1/ , lässt sich aus dem gesichteten Material <strong>und</strong> <strong>den</strong> Ergebnissen der<br />

Befragung durchaus e<strong>in</strong> "Bild" zusammensetzen. (vgl. Exkurs 1: Synopse<br />

Länderdaten)<br />

Festzuhalten ist, dass seit Mitte der 90er Jahre <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> e<strong>in</strong>e deutlich<br />

gestiegene Wertigkeit des <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong> zu beobachten ist. Sie ist <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland eng verb<strong>und</strong>en mit <strong>den</strong> Potenzialen des reichen kulturellen Erbes <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er dichten <strong>Kultur</strong>landschaft, die e<strong>in</strong>e wesentliche Basis der ostdeutschen<br />

<strong>Tourismus</strong>wirtschaft bil<strong>den</strong>.<br />

Die gewachsene politische Wahrnehmung des Themas <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong> spiegelt<br />

sich <strong>in</strong> diversen parlamentarischen Anfragen <strong>und</strong> Anhörungen zum <strong>Tourismus</strong> auf<br />

Länderebene wider. In allen <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> war der <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong>sbesondere seit Mitte<br />

der 90er Jahre Gegenstand von Anfragen <strong>und</strong> Debatten <strong>in</strong> <strong>den</strong> Länderparlamenten. Im<br />

Freistaat Sachsen stehen zwei Große Anfragen zum Thema „<strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> Sachsen“<br />

kurz vor der Veröffentlichung. Die e<strong>in</strong>gesehenen Dokumente verweisen auf e<strong>in</strong>e<br />

gewachsene Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Potenziale des <strong>Tourismus</strong> als<br />

Wirtschaftsbranche.<br />

Explizite Anfragen zum <strong>Kultur</strong>tourismus existieren <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der <strong>neuen</strong> Länder.<br />

Gleichwohl wird der <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> allen Anfragen gestreift (besonders bezogen auf<br />

die Museen <strong>und</strong> Festivals, die Schlösser <strong>und</strong> Herrenhäuser sowie die Denkmalpflege).<br />

Die Kunst- bzw. <strong>Kultur</strong>m<strong>in</strong>isterien der <strong>neuen</strong> Länder wur<strong>den</strong> dazu befragt, welchen<br />

Stellenwert der <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> der kulturpolitischen Konzeptionsbildung auf<br />

Landesebene hat. Diese Frage unterstellt, dass trotz ressortmäßiger Zuordnung der<br />

<strong>Tourismus</strong>politik zum Wirtschaftsressort auch die Kunst- bzw. <strong>Kultur</strong>m<strong>in</strong>isterien der<br />

<strong>neuen</strong> Länder stärker mit dem <strong>Kultur</strong>tourismus befasst se<strong>in</strong> müssten.<br />

In <strong>den</strong> Antworten wurde von allen <strong>Ländern</strong> betont, dass sich der Stellenwert des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus seit Mitte der 90er Jahre <strong>in</strong> direkter Abhängigkeit von der<br />

Wahrnehmung der ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>wirtschaft als relevante Wirtschaftsbranche<br />

/1/ Von nicht allen befragten M<strong>in</strong>isterien wurde die Anfrage schriftlich beantwortet. In e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Ländern</strong> fan<strong>den</strong> ergänzende Gesprächs<strong>in</strong>terviews auf Ebene der M<strong>in</strong>isterien Kunst/<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong><br />

Wirtschaft statt.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

auch auf kulturpolitischer Ebene deutlich erhöht hat. Der <strong>Kultur</strong>tourismus wird nach<br />

Aussagen der Länder allgeme<strong>in</strong> als e<strong>in</strong> wichtiger Faktor der <strong>Kultur</strong>politik neben der<br />

i<strong>den</strong>titätsstiften<strong>den</strong> <strong>und</strong> bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Funktion der <strong>Kultur</strong> betrachtet.<br />

Die Argumente, die seitens der kulturpolitischen Entscheidungsträger auf Landesebene<br />

zur Bedeutung des <strong>Kultur</strong>tourismus angeführt wer<strong>den</strong>, nehmen nahezu e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s die<br />

Argumente der Wirtschaftsförderung auf <strong>und</strong> orientieren sich an <strong>den</strong> Beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> Wertschöpfungseffekten des <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong> für die Perspektive ostdeutscher<br />

Städte <strong>und</strong> Regionen.<br />

Vergleichbar mit Entwicklungen des <strong>Kultur</strong>tourismusmarktes <strong>in</strong> vielen anderen<br />

europäischen <strong>Ländern</strong>, ist auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> e<strong>in</strong> erhebliches Wachstum des<br />

kulturtouristischen Angebotes festzustellen.<br />

Die Angebotsformen, über die sich die Länder im E<strong>in</strong>zelnen als kulturtouristisches<br />

Reiseziel nach außen präsentieren, s<strong>in</strong>d vielfältig <strong>und</strong> verweisen auf e<strong>in</strong> breites<br />

Verständnis von <strong>Kultur</strong>. Sie reichen von <strong>den</strong> Stätten des kulturellen historischen Erbes<br />

über die Museen <strong>und</strong> Ausstellungsszenen, die Musik- <strong>und</strong> Festivalkultur, die Architektur<br />

der Städte, die Industriekultur, die Handwerkskunst bis zur Kle<strong>in</strong>kunst- <strong>und</strong> Szenekultur.<br />

Auch die diesjährigen Präsentationen der <strong>neuen</strong> Länder auf der Internationalen<br />

<strong>Tourismus</strong>börse Berl<strong>in</strong> (ITB) im März 2002 haben Wachstum <strong>und</strong> Vielfalt im<br />

kulturtouristischen Angebot belegt. Die ostdeutschen Länder <strong>und</strong> Städte waren mit<br />

ihren <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stituten <strong>in</strong> der "Art Cities Halle für <strong>Kultur</strong>tourismus" von "Art Cities <strong>in</strong><br />

Europe" (www. artcities.de) auf der ITB 2002 ausgesprochen präsent <strong>und</strong> stärker<br />

vertreten als im Vorjahr.<br />

Die ländervergleichende Betrachtung der Profilierung von Dachmarken bzw.<br />

Themenschwerpunkten im touristischen Market<strong>in</strong>g der Länder verweist darauf (vgl.<br />

Exkurs 1: Synopse Länderdaten, Tab. 4), dass die überregionale Darstellung des<br />

Image der <strong>neuen</strong> Länder seit Mitte der 90er Jahre ausgeprägt über <strong>Kultur</strong> erfolgt.<br />

Jedes der <strong>neuen</strong> Länder nimmt dabei für sich <strong>in</strong> Anspruch, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

<strong>Kultur</strong>reiseziel zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> Außeror<strong>den</strong>tliches zu bieten. Allerd<strong>in</strong>gs steht <strong>in</strong> Frage, ob<br />

„Musikland“- oder „<strong>Kultur</strong>land“-Kampagnen, die e<strong>in</strong>ige Länder gleichzeitig nutzen,<br />

ausreichend Zugkraft <strong>und</strong> Erkennbarkeit im „Dest<strong>in</strong>ationen“-Market<strong>in</strong>g haben.<br />

In <strong>den</strong> drei ostdeutschen <strong>Ländern</strong> Bran<strong>den</strong>burg, Mecklenburg-Vorpommern <strong>und</strong><br />

Sachsen-Anhalt, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en die Landesregierungen seit Ende der 90er Jahre<br />

Anstrengungen zu Landeskulturentwicklungskonzepten bzw. -planungen unternommen<br />

haben, ist der <strong>Kultur</strong>tourismus e<strong>in</strong> Bestandteil der kulturpolitischen Konzeptionsbildung.<br />

Sachsen-Anhalt hat im Rahmen e<strong>in</strong>er umfassen<strong>den</strong> landesweiten "Bestandsaufnahme<br />

der kulturellen Infrastruktur" im Vorfeld der Erarbeitung e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Kultur</strong>entwicklungskonzeption des Landes kulturtouristische Fragestellungen gesondert<br />

analysiert <strong>und</strong> thematisiert. (CORDES; MANSCHWETUS 2001a, 2001b)<br />

In Bran<strong>den</strong>burg wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> der "Bestandsaufnahme <strong>Kultur</strong>" mit der im Juni 2002<br />

vorgelegten <strong>Kultur</strong>entwicklungskonzeption der Landesregierung für nahezu alle<br />

kulturellen Fachbereiche kulturtouristische Erfordernisse explizit hervorgehoben.<br />

(LANDTAG BRANDENBURG 2002)<br />

Im Ländervergleich fällt auf, dass Sachsen-Anhalt auf Landesebene die wohl<br />

umfangreichsten Anstrengungen <strong>in</strong> Analyse <strong>und</strong> Kommunikation zum Thema<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus unternommen hat.<br />

<strong>Kultur</strong>touristisches<br />

Angebot ist <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

erheblich<br />

gewachsen<br />

Themenmarket<strong>in</strong>g<br />

der Länder<br />

erfolgt ausgeprägt<br />

über <strong>Kultur</strong><br />

Stellenwert von<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

<strong>in</strong> Landeskultur-<br />

entwicklungskonzepten<br />

21


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

22<br />

enger<br />

Zusammenhang<br />

zur Infrastrukurförderung<br />

volkswirtschaftliche<br />

Potenziale des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

quantifiziert<br />

analytische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zum<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus im<br />

Rahmen von<br />

<strong>Kultur</strong>wirtschafts-<br />

berichten<br />

Sie zeigen sich u.a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Dokumentation touristischer<br />

Landesprojekte <strong>und</strong> <strong>in</strong> diversen Veranstaltungen zur Sensibilisierung der verschie<strong>den</strong>en<br />

Akteure. Diese Aktivitäten wer<strong>den</strong> vom Wirtschafts- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>m<strong>in</strong>isterium geme<strong>in</strong>sam<br />

getragen. (ANTZ, CHRISTIAN u.a. <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong>studien des Landes Sachsen-<br />

Anhalt)<br />

Festgestellt wurde <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Bran<strong>den</strong>burg e<strong>in</strong>e<br />

starke Ausrichtung der <strong>in</strong>vestiven Infrastrukturförderung im <strong>Kultur</strong>bereich an touristisch<br />

orientierten E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Projekten (u.a. im Rahmen der GA- <strong>und</strong> EFRE-<br />

Förderungen <strong>und</strong> der <strong>in</strong> diesen bei<strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> davon abgekoppelten, gesonderten<br />

<strong>Kultur</strong><strong>in</strong>vestitionsprogramme).<br />

Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich, dass zu erwartende touristische Effekte <strong>und</strong> Wirkungen von<br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen oder Projekten <strong>in</strong> der Nachfolge von Investitionsmaßnahmen<br />

für <strong>den</strong> öffentlichen <strong>Kultur</strong>betrieb <strong>den</strong> Zugriff auf "kulturfremde" <strong>in</strong>vestive<br />

Förderprogramme ermöglichen. Der Zusammenhang von <strong>in</strong>vestiver<br />

Infrastrukturörderung im <strong>Kultur</strong>bereich der <strong>neuen</strong> Länder <strong>und</strong> Verbesserung der<br />

touristischen Erschließung kultureller E<strong>in</strong>richtungen wurde bereits <strong>in</strong> der<br />

Infrastrukturuntersuchung zu <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> festgestellt. (vgl. DÜMCKE,<br />

CORNELIA 2001)<br />

Von bei<strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> wird die Ausrichtung der Investitionspolitik auf e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

der Voraussetzungen zur touristischen Erschließung kultureller E<strong>in</strong>richtungen<br />

(<strong>in</strong>sbesondere im Bereich der Museen) ausdrücklich betont.<br />

Die volkswirtschaftlichen Potenziale des <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> s<strong>in</strong>d evi<strong>den</strong>t<br />

(vgl. Exkurs 1: Synopse Länderdaten). Von Interesse war im Zusammenhang des<br />

Untersuchungsthemas dieser Studie, <strong>in</strong>wiefern die Länder auch Aussagen treffen<br />

können zu <strong>den</strong> volkswirtschaftlichen Effekten des <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

Hierzu ist festzuhalten, dass die Länder ke<strong>in</strong>e gesonderten, empirisch begründeten<br />

Aussagen zu <strong>den</strong> volkswirtschaftlichen Potenzialen des <strong>Kultur</strong>tourismus treffen können<br />

(z.B. zu <strong>den</strong> kulturtouristischen Umsatz- <strong>und</strong> Arbeitsmarkteffekten).<br />

Begründungen der Landesregierungen zum wachsen<strong>den</strong> Marktvolumen des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus knüpfen zum e<strong>in</strong>en an allgeme<strong>in</strong>e Trendbewertungen <strong>und</strong> das<br />

Monitor<strong>in</strong>g der <strong>Tourismus</strong>forschung zum Reisemarkt an. Zum anderen wur<strong>den</strong> die<br />

Wertschöpfungs- <strong>und</strong> Beschäftigungseffekte des <strong>Kultur</strong>tourismus mit Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> als Wirtschaftsfaktor allgeme<strong>in</strong> begründet.<br />

Ergänzend haben e<strong>in</strong>ige Landesregierungen (Bran<strong>den</strong>burg, Sachsen-Anhalt <strong>und</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen) betont, dass Analysen zu <strong>den</strong> volkswirtschaftlichen Effekten des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus auf Landesebene erwünscht s<strong>in</strong>d. Thür<strong>in</strong>gen verweist darauf, dass die<br />

Kosten e<strong>in</strong>er solchen Untersuchung bislang nicht aufgebracht wer<strong>den</strong> konnten. Über die<br />

methodischen Probleme der empirischen Analyse des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Abgrenzung<br />

zu anderen <strong>Tourismus</strong>formen existiert e<strong>in</strong> zunehmendes Bewusstse<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Verbesserung der analytischen Gr<strong>und</strong>lagen zum <strong>Kultur</strong>tourismus auf Länderebene<br />

wurde <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern (KULTURWIRTSCHAFT IN MV 1997) <strong>und</strong><br />

Sachsen-Anhalt (ARBEITSGEMEINSCHAFT KULTURWIRTSCHAFT LSA 2001) mit<br />

Landesuntersuchungen zur <strong>Kultur</strong>wirtschaft versucht. In <strong>den</strong> drei anderen <strong>neuen</strong><br />

<strong>Ländern</strong> liegen bislang ke<strong>in</strong>e Landeskulturwirtschaftsberichte vor.<br />

Die für Mecklenburg-Vorpommern <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt existieren<strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>wirtschaftsberichte behandeln das Thema <strong>Kultur</strong>tourismus aus<br />

kulturwirtschaftlicher Perspektive.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 2<br />

Empirische Quantifizierungen der Wertschöpfungs- <strong>und</strong> Beschäftigungseffekte des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus enthalten beide <strong>Kultur</strong>wirtschaftsberichte nicht. Auch der 4.<br />

<strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />

KULTURWIRTSCHAFT NORDRHEIN-WESTFALEN 2001) behandelt <strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen nur exemplarisch mittels E<strong>in</strong>zelfallstudien.<br />

Der <strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht für Sachsen-Anhalt kommt zusammenfassend zu der<br />

Feststellung, dass die Gesamteffekte des <strong>Kultur</strong>tourismus für Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Beschäftigung wegen fehlender Datengr<strong>und</strong>lagen nur e<strong>in</strong>geschränkt abgebildet wer<strong>den</strong><br />

können.<br />

"Der <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt generiert sowohl <strong>in</strong> der Erstellung der Angebote<br />

(Leistungserstellung) als auch <strong>in</strong> deren tatsächlicher Nutzung dieser Angebote durch<br />

<strong>Kultur</strong>touristen (Leistungsabgabe) relevante Effekte für die Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>den</strong><br />

Arbeitsmarkt. Diese dürften für die Leistungsabgabe, also die Ausgaben der<br />

<strong>Kultur</strong>touristen auf der Basis der zugr<strong>und</strong>egelegten Schätzungen <strong>und</strong> Annahmen<br />

zwischen 1,5 bis 1,8 Mrd. Euro betragen. Die Gesamteffekte der Leistungserstellung<br />

kulturtouristischer Angebote s<strong>in</strong>d derzeit nicht zu quantifizieren."<br />

(KULTURWIRTSCHAFT SACHSEN-ANHALT 2001: 111)<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus muss als "Querschnittsprodukt" <strong>in</strong> Doppelverantwortung<br />

wahrgenommen wer<strong>den</strong>. Daraus folgt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter <strong>und</strong> direkter Zwang zu<br />

ressortübergreifender <strong>und</strong> kooperativer Verfahrenspraxis. Deshalb war die Frage von<br />

Interesse, welche Formen der Kooperation die momentane Praxis <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus auf Länderebene bestimmen.<br />

Als e<strong>in</strong> Instrument wurde dazu von <strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> Bran<strong>den</strong>burg <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt die<br />

Arbeit <strong>in</strong> <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isteriellen Arbeitsgruppen (IMAG) benannt, welche sich dort seit Mitte<br />

der 90er Jahre auch auf kulturtouristische Fragen richtet.<br />

Bran<strong>den</strong>burg bewertet die Arbeit der IMAG als geeignet für operative Planung <strong>und</strong><br />

Koord<strong>in</strong>ierung von kulturtouristischen Projekten, allerd<strong>in</strong>gs weniger effektiv für die<br />

Bewältigung strategischer Aufgaben. Sachsen verweist darauf, dass<br />

ressortübergreifende Kooperationen zumeist konkreter Anlässe bedürfen (z.B. <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Sächsischen Landesausstellungen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en e<strong>in</strong> direktes Landesengagement<br />

existiert). Insofern besteht <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> e<strong>in</strong>e heterogene Verfahrenspraxis.<br />

Auch wenn auf Landesebene allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong> steigendes Bewusstse<strong>in</strong> über die<br />

Komplexität der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft sowie die <strong>Tourismus</strong>förderung existiert, <strong>in</strong> der die<br />

Infrastrukturförderung (z.B. im Bereich der Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur), die<br />

Städtebauförderung, der Denkmalschutz <strong>und</strong> die <strong>Kultur</strong>förderung <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander greifen<br />

müssen, signalisiert die Praxis diesbezüglich erhebliche Defizite <strong>in</strong> Information,<br />

Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kooperation. Hier steht <strong>in</strong> eigentlich allen <strong>Ländern</strong> die Frage, welche<br />

anderen Arbeitsformen <strong>und</strong> Instrumente (über IMAGs h<strong>in</strong>aus) das Zusammenwirken<br />

von touristischen <strong>und</strong> kulturellen Akteuren erleichtern <strong>und</strong> optimieren könnten.<br />

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass <strong>in</strong> Ostdeutschland <strong>in</strong> <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong><br />

Jahren erhebliche f<strong>in</strong>anzielle Mittel aus EU-Strukturförderungen <strong>in</strong> die Regional- <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklung geflossen s<strong>in</strong>d, wur<strong>den</strong> die Landesregierungen danach befragt, ob<br />

EU-f<strong>in</strong>anzierte Projekte im Bereich des <strong>Kultur</strong>tourismus bekannt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> benannt<br />

wer<strong>den</strong> können. Ergänzend wurde erfragt, ob im Nachgang Evaluierungen der<br />

Wirksamkeit dieser Projekte auf Landesebene existieren.<br />

Ressortübergreifende<br />

Kooperationen im<br />

Ländervergleich<br />

s<strong>in</strong>d differenziert<br />

entwickelt<br />

EU-geförderte<br />

<strong>Kultur</strong>tourismusprojekte<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

- Bedarf nach<br />

Evaluationen<br />

23


Abschnitt 2 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

24<br />

benannte<br />

Schwerpunkte <strong>in</strong><br />

Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

für die Zukunft<br />

Von allen befragten M<strong>in</strong>isterien wur<strong>den</strong> beide Fragen verne<strong>in</strong>t! Diesem Bef<strong>und</strong> konnte<br />

nicht tiefer nachgegangen wer<strong>den</strong>. Er könnte aber e<strong>in</strong> Signal für e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Nachholbedarf se<strong>in</strong>, da aus <strong>den</strong> auf regionaler oder städtischer Ebene existieren<strong>den</strong>, <strong>in</strong><br />

Kooperation mit europäischen Partnern realisierten Projekten auch für landespolitische<br />

Aufgaben Schlüsse möglich s<strong>in</strong>d.<br />

Aus <strong>den</strong> Antworten der Kunst- bzw. <strong>Kultur</strong>m<strong>in</strong>isterien zu <strong>den</strong> künftigen Schwerpunkten<br />

der Landesregierungen im Bereich des <strong>Kultur</strong>tourismus zeichnen sich zwei Ten<strong>den</strong>zen<br />

ab:<br />

Zum e<strong>in</strong>en wer<strong>den</strong> <strong>in</strong>frastrukturelle Maßnahmen, <strong>in</strong>sbesondere bezogen auf das<br />

kulturelle Erbe wegen e<strong>in</strong>es weiterh<strong>in</strong> hohen Bedarfs zu Erhalt <strong>und</strong> Modernisierung der<br />

<strong>Kultur</strong>bauten, von <strong>den</strong> Landesregierungen auch künftig als die zentrale<br />

Herausforderung gesehen.<br />

Auf die Bemühungen der Landesregierungen um Ausweisung <strong>und</strong> Erschließung der<br />

UNESCO-Weltkulturerbestätten wurde von <strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt<br />

gesondert verwiesen.<br />

Zum anderen deuten die Kunst- bzw. <strong>Kultur</strong>m<strong>in</strong>isterien der Länder Bran<strong>den</strong>burg,<br />

Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt <strong>den</strong> <strong>in</strong> touristischen Zusammenhängen erhöhten Bedarf<br />

im überregionalen Vertrieb sowie im Market<strong>in</strong>g für die <strong>in</strong> ihrer kulturpolitischen<br />

Verantwortung liegen<strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen an.<br />

Bis auf das Land Bran<strong>den</strong>burg, das auf e<strong>in</strong>e konkrete Landes<strong>in</strong>itiative verweist, wurde<br />

von <strong>den</strong> <strong>Ländern</strong> nicht spezifiziert, wie diesem Bedarf künftig entsprochen wer<strong>den</strong> kann.<br />

Das Land Bran<strong>den</strong>burg kündigt als e<strong>in</strong>ziges der <strong>neuen</strong> Länder die Herausgabe e<strong>in</strong>es<br />

„<strong>Kultur</strong>touristischen Führers für das Land Bran<strong>den</strong>burg“ an, um das „<strong>Kultur</strong>land<br />

Bran<strong>den</strong>burg“ als touristische Marke auf dem nationalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

<strong>Tourismus</strong>markt weiter zu etablieren. Im Ergebnis des Pilotprojekts <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

der <strong>Tourismus</strong> Market<strong>in</strong>g Bran<strong>den</strong>burg GmbH (TMB) wird e<strong>in</strong> kulturtouristischer<br />

Angebotskatalog entstehen, der die kulturellen Höhepunkte des Landes mit anderen<br />

touristischen Angeboten komb<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> als buchbare Packages ab 2003 überregional<br />

vermarkten soll. (LANDTAG BRANDENBURG 2002: 93)<br />

Seitens der Landesregierungen wur<strong>den</strong> ke<strong>in</strong>e konkreten Aussagen darüber gemacht,<br />

wie die mangelhaften eigenen Voraussetzungen der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen (vgl.<br />

Abschnitt 3) verbessert wer<strong>den</strong> können, um strategische Partnerschaften <strong>und</strong><br />

Netzwerke mit <strong>den</strong> touristischen Dienstleistern aufzubauen sowie eigene professionelle<br />

Market<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Vergleichbare Initiativen, wie<br />

beispielsweise die vom Arts Council <strong>in</strong> England im Jahr 1999 gestartete Kampagne zur<br />

Unterstützung der Museen <strong>in</strong> Besucherforschung sowie zur personellen Stärkung der<br />

Market<strong>in</strong>gkapazitäten <strong>in</strong> englischen Museen (RESOURCE 2001), s<strong>in</strong>d momentan <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> (noch) nicht <strong>in</strong> Sicht.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

3 <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> im Untersuchungsfeld der<br />

kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte<br />

3.1 Das Untersuchungsfeld<br />

3.1.1 Kriterien der Auswahl<br />

Der Auftrag zu dieser Untersuchung legt das empirische Untersuchungsfeld auf die<br />

E<strong>in</strong>richtungen des "Blaubuchs" fest. Die damit zum Untersuchungsgegenstand dieser<br />

Studie gehören<strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Ostdeutschland wur<strong>den</strong> bereits<br />

e<strong>in</strong>gangs benannt. (vgl. Abschnitt 1)<br />

Die Metapher von „kulturellen Leuchttürmen“ für 20 E<strong>in</strong>richtungen mit gesamtstaatlicher,<br />

nationaler Bedeutung <strong>und</strong> von „kulturellen Gedächtnisorten“ für weitere 20<br />

E<strong>in</strong>richtungen mit ebenso überregionaler Bedeutung, die im Blaubuch geprägt wurde,<br />

wird auch <strong>in</strong> dieser Studie benutzt.<br />

Die Auswahl der kulturellen Leuchttürme erfolgte im "Blaubuch" unter folgen<strong>den</strong><br />

Kriterien.<br />

Kriterien für die Auswahl der kulturellen Leuchttürme im "Blaubuch"<br />

Quelle: (RAABE, PAUL 2001: 25,26)<br />

1. Die kulturellen Leuchttürme heben sich, wenngleich lokal oder regional verankert, aus<br />

der Vielzahl kultureller E<strong>in</strong>richtungen durch ihr überregionales Ansehen heraus. Ihre<br />

nationale Bedeutung beruht auf verschie<strong>den</strong>en Faktoren, die für sich genommen oder<br />

im Verb<strong>und</strong> mit anderen zu dem überregionalen Rang beitragen.<br />

2. Die kulturellen Leuchttürme zeichnen sich durch die E<strong>in</strong>maligkeit <strong>und</strong> Besonderheit<br />

ihrer Anlagen, Bauten oder Ensembles aus. Sie s<strong>in</strong>d herausragende Zeugnisse <strong>und</strong><br />

Zeugen e<strong>in</strong>er oft verschütteten, wieder zu entdecken<strong>den</strong> Geschichte.<br />

3. <strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme können sich auch durch die überregionale Bedeutung, die<br />

Größe oder die E<strong>in</strong>maligkeit ihrer Bestände <strong>und</strong> Sammlungen auszeichnen.<br />

4. <strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme können durch <strong>den</strong> Gegenstand oder die Thematik der Institution<br />

e<strong>in</strong>e nationale Bedeutung haben. Sie können sich auch auf e<strong>in</strong>e historische<br />

Persönlichkeit beziehen.<br />

5. <strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme wirken durch kulturelle <strong>und</strong> wissenschaftliche Aktivitäten über<br />

die Region h<strong>in</strong>aus, was ihre nationale Bedeutung begründet.<br />

6. <strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme wer<strong>den</strong> <strong>in</strong>ternational wahrgenommen <strong>und</strong> tragen zum<br />

Deutschlandbild im Ausland bei.<br />

7. <strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme unterschei<strong>den</strong> sich durch ihre Ausstattung <strong>und</strong> <strong>den</strong> hohen<br />

F<strong>in</strong>anzbedarf von anderen kulturellen E<strong>in</strong>richtungen. Ihre Erfordernisse übersteigen oft<br />

die f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten e<strong>in</strong>es Landes oder e<strong>in</strong>er Stadt. So s<strong>in</strong>d sie unter dem<br />

Aspekt der nationalen Bedeutung <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Fällen auf die Unterstützung durch<br />

<strong>den</strong> B<strong>und</strong> angewiesen.<br />

Kriterien der Auswahl<br />

der E<strong>in</strong>richtungen<br />

im "Blaubuch"<br />

(RAABE, PAUL 2001)<br />

25


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Beschreibung des<br />

Untersuchungsfeldes<br />

26<br />

Die Auswahl der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im "Blaubuch" erfolgte nicht unter dem<br />

Kriterium ihrer touristischen Potenziale <strong>und</strong> Wirksamkeit. Gleichwohl ist davon<br />

auszugehen, dass die kulturellen E<strong>in</strong>richtungen des „Blaubuchs“ wegen ihrer nationalen<br />

<strong>und</strong> überregionalen Bedeutung e<strong>in</strong> Anziehungspunkt für Reisende s<strong>in</strong>d.<br />

Aus dem Zuschnitt der Untersuchungen auf die E<strong>in</strong>richtungen des "Blaubuchs" folgt,<br />

dass mit dieser Studie lediglich e<strong>in</strong> exemplarischer Ausschnitt aus der Vielfalt kultureller<br />

Angebote <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em touristischen Kontext betrachtet wird.<br />

Weder die Bau<strong>den</strong>kmäler als Zeugnisse nationaler Geschichte, wie berühmte Dome<br />

<strong>und</strong> Kirchen, noch die vielfältigen Angebote der dichten Theater- <strong>und</strong><br />

Musiktheaterlandschaft oder die Festivalkultur <strong>in</strong> Ostdeutschland, die sich mittlerweile<br />

zu touristischen Anziehungspunkten entwickelt haben <strong>und</strong> im Zentrum von<br />

Anstrengungen zur touristischen Profilierung von Städten <strong>und</strong> Regionen über <strong>Kultur</strong><br />

stehen, wer<strong>den</strong> damit <strong>in</strong> dieser Untersuchung berücksichtigt.<br />

3.1.2 Profile, Betriebsgrößen, Standorte<br />

Nachfolgend wer<strong>den</strong> e<strong>in</strong>ige generelle Ausgangspunkte bestimmt, die für das<br />

Verständnis der Spezifik des Untersuchungsfeldes - auch ohne Kenntnis des<br />

"Blaubuches" - erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />

Zunächst wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> tabellarischen Übersichten<br />

- e<strong>in</strong> Überblick über das jährliche Besucherpotenzial sowie die Betriebsgrößen<br />

der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen nach Beschäftigten <strong>und</strong> Jahresetats gegeben<br />

(vgl. Tab. 1, S. 27),<br />

- die Standorte der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte mit ihren<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahlen abgebildet (vgl. Tab. 2, S. 28)<br />

- <strong>und</strong> das touristische Potenzial der Städte, die Standorte von<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d, mittels ausgewählter touristischer Indikatoren<br />

aufgenommen (vgl. Tab. 3, S. 29).<br />

In Ergänzung zu <strong>den</strong> Beschreibungen der E<strong>in</strong>richtungsprofile im "Blaubuch" wur<strong>den</strong> für<br />

die Aufgabenstellung dieser Studie diverse zusätzliche Unterlagen ausgewertet <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>richtungsbezogene Daten <strong>und</strong> Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em standardisierten Fragebogen<br />

erhoben. In tabellarischer Übersicht s<strong>in</strong>d ausgewählte Ergebnisse dieser gesonderten<br />

Erhebung <strong>in</strong> <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im Abschluss des Abschnitts 3 auf <strong>den</strong><br />

Seiten 62 ff. tabellarisch zusammengefasst.<br />

Die Erhebungen wur<strong>den</strong> ergänzt durch E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppen<strong>in</strong>terviews mit <strong>den</strong><br />

Leitungen <strong>und</strong> Mitarbeitern der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen. (vgl. Liste der befragten<br />

Personen)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Tab. 1 E<strong>in</strong>richtungen nach Besuchen p.a., Personal <strong>und</strong> Jahresetat<br />

Quelle: Zusammenstellung culture concepts 2002 (Sortierung nach Besuchszahl p.a.)<br />

Land LT / E<strong>in</strong>richtungen<br />

Besuche /1/ Personal /2/ Etat /3/<br />

GO<br />

2001 2001 2000<br />

- Anzahl - - Anzahl - - <strong>in</strong> Tsd. Euro -<br />

BB LT Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg 2.100.000 486 41.052<br />

SN LT Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> 1.662.620 378 16.191<br />

MV LT Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> 597.221 61 4.052<br />

TH LT Weimarer Klassikerstätten <strong>und</strong> Kunstsammlungen 551.891 256 21.590<br />

TH LT Wartburg Eisenach 435.941 43 3.888<br />

ST LT Gartenreich Dessau-Wörlitz 408.907 91,5 6.963<br />

MV LT Mecklenburgische Kunstsammlungen, Schlösser <strong>und</strong> Gärten 320.911 101 6.538<br />

SN LT Deutsches Hygiene-Museum Dres<strong>den</strong> 225.862 75 6.822<br />

ST LT Luther-Ge<strong>den</strong>kstätten <strong>in</strong> Wittenberg <strong>und</strong> Eisleben 97.509 36 3.683<br />

SN LT Museum der bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste Leipzig 68.000 29,75 8.672<br />

ST LT Franckesche Stiftungen zu Halle 80.000 29,75 8.449<br />

BB LT Fürst-Pückler-Museum Park <strong>und</strong> Schloss Branitz 52.011 23 2.013<br />

ST LT Bauhaus Dessau 50.000 57 6.368<br />

SN LT Kunstsammlungen Chemnitz 47.000 18,5 1.467<br />

SN LT Grassimuseum Leipzig (drei E<strong>in</strong>richtungen) 45.321 87,5 4.675<br />

ST LT Staatliche Galerie Moritzburg Halle 39.275 42 2.740<br />

ST LT Händel-Haus Halle (<strong>in</strong>cl. Händelfestspiele) 32.358 37,5 2.760<br />

SN LT Bach-Archiv Leipzig 30.175 36 1.751<br />

SN LT Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dres<strong>den</strong> 27.453 46 2.402<br />

TH LT L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg 24.000 12,3 919<br />

SN LT Fürst-Pückler-Park Bad Muskau 12.000 43,2 5.329<br />

TH GO Panorama Museum Bad Frankenhausen 107.449 20,7 1.632<br />

TH GO Bachhaus Eisenach 61.996 11,5 762<br />

MV GO Ernst-Barlach-Museen Güstrow 61.238 8,0 862<br />

ST GO Kurt-Weill-Zentrum Dessau 33.000 2,5 833<br />

ST GO Stiftung Lyonel-Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger-Galerie Quedl<strong>in</strong>burg 20.424 9,0 531<br />

SN GO Less<strong>in</strong>g-Museum Kamenz 20.209 8,5 647<br />

MV GO Otto-Lilienthal-Museum Anklam 20.100 2,6 160<br />

SN GO Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig 19.130 9,0 778<br />

SN GO Mendelssohn-Haus Leipzig 18.000 4,3 384<br />

MV GO He<strong>in</strong>rich-Schliemann-Museum Ankershagen 15.792 3,5 213<br />

MV GO Hans-Fallada-Haus Carwitz 11.355 0,8 50<br />

ST GO Gleimhaus Halberstadt 8.861 10 422<br />

ST GO Forschungsstätte für Frühromantik <strong>und</strong> Novalis-Museum Schloss<br />

Oberwiederstedt<br />

8.084 3,5 220<br />

BB GO Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner 7.943 2,5 174<br />

BB GO Kleist-Museum Frankfurt/Oder 7.277 8,8 478<br />

TH GO Forschungs- <strong>und</strong> Ge<strong>den</strong>kstätte He<strong>in</strong>rich-Schütz-Haus<br />

Bad Köstritz<br />

6.474 3,0 232<br />

ST GO W<strong>in</strong>ckelmann-Museum Stendal 5.331 3,0 240<br />

SN GO Robert-Schumann-Haus Zwickau 4.500 5,5 303<br />

SN GO Werkstattmuseum für Druckkunst Leipzig 4.000 4 465<br />

BB GO Theodor-Fontane-Archiv Potsdam k.A. 5 290<br />

1) bei e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen (z.B. historische Gärten, Schlösser, Burgen) nur registrierte, "zahlende" Besuche/Nutzer 2001<br />

2) feste Personalstellen 2001, ohne 2. Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Saisonkräfte<br />

3) Jahresetat 2000 (ger<strong>und</strong>et) nach Blaubuch; bei e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen ohne Bauetat, da außerhalb des laufen<strong>den</strong> Haushalts<br />

27


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

28<br />

Tab. 2 Standorte der E<strong>in</strong>richtungen des "Blaubuchs" (Sortierung nach der Zahl<br />

der E<strong>in</strong>wohner der Städte bzw. Orte)<br />

( kulturelle Lechttürme: graue Markierung, kulturelle Gedächtnisorte: weiß)<br />

Standorte E<strong>in</strong>wohner<br />

E<strong>in</strong>richtung Land<br />

Leipzig 493 Tsd. Museum der bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste Leipzig SN<br />

Leipzig Grassimuseum Leipzig (drei E<strong>in</strong>richtungen) SN<br />

Leipzig Bach-Archiv Leipzig SN<br />

Leipzig Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig SN<br />

Leipzig Werkstattmuseum für Druckkunst Leipzig SN<br />

Leipzig Mendelssohn-Haus Leipzig SN<br />

Dres<strong>den</strong> 473 Tsd. Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> SN<br />

Dres<strong>den</strong> Deutsches Hygiene-Museum Dres<strong>den</strong> SN<br />

Dres<strong>den</strong> Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dres<strong>den</strong> SN<br />

Chemnitz 254 Tsd. Kunstsammlungen Chemnitz SN<br />

Halle a. d. Saale 242 Tsd. Franckesche Stiftungen zu Halle ST<br />

Halle a. d. Saale Staatliche Galerie Moritzburg Halle ST<br />

Halle a. d. Saale Händel-Haus Halle ST<br />

Potsdam (Berl<strong>in</strong>) 129 Tsd. Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Brbg. BB /B<br />

Potsdam Theodor-Fontane-Archiv BB<br />

Branitz / Cottbus 105 Tsd. Fürst-Pückler Museum Park <strong>und</strong> Schloss Branitz BB<br />

Zwickau 104 Tsd. Robert-Schumann-Haus Zwickau SN<br />

Schwer<strong>in</strong>/ Ludwigs- 98/12/33 Mecklenburgische Kunstsammlungen, Schlösser <strong>und</strong> MV<br />

lust /Güstrow<br />

Tsd. Gärten<br />

Dessau-Wörlitz 81 Tsd. Gartenreich Dessau-Wörlitz ST<br />

Dessau Bauhaus Dessau ST<br />

Dessau Kurt-Weill-Zentrum Dessau ST<br />

Frankfurt / O. 74 Tsd. Kleist-Museum Frankfurt /Oder BB<br />

Weimar 63 Tsd. Stiftung Weimarer Klassik TH<br />

Strals<strong>und</strong> 60 Tsd. Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> MV<br />

Wittenberg / Eisleben 49/23 Tsd. Lutherge<strong>den</strong>kstätten <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt ST<br />

Eisenach 45 Tsd. Wartburg Eisenach TH<br />

Eisenach Bachhaus Eisenach TH<br />

Halberstadt 43 Tsd. Gleimhaus Halberstadt ST<br />

Altenburg 42 Tsd. L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg TH<br />

Stendal 37 Tsd. W<strong>in</strong>ckelmann-Museum Stendal ST<br />

Güstrow 33 Tsd. Ernst-Barlach-Museum Güstrow MV<br />

Quedl<strong>in</strong>burg 24 Tsd. Stiftung Lyonel-Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger-Galerie Quedl<strong>in</strong>burg ST<br />

Kamenz 18 Tsd. Less<strong>in</strong>g-Museum SN<br />

Anklam 16 Tsd. Otto-Lilienthal-Museum Anklam MV<br />

Erkner 12 Tsd. Gerhart-Hauptmann-Museum BB<br />

Bad Frankenhausen 10 Tsd. Panorama-Museum Bad Frankenhausen TH<br />

Bad Muskau 4 Tsd. Fürst-Pückler-Park Bad Muskau SN<br />

Bad Köstritz 4 Tsd. Forschungs- <strong>und</strong> Ge<strong>den</strong>kstätte He<strong>in</strong>rich-Schütz-Haus Bad<br />

Köstritz<br />

Oberwiederstedt/<br />

Wiederstedt<br />

1Tsd. Forschungsstätte für Frühromantik <strong>und</strong> Novalis-Museum ST<br />

Ankershagen 0,5 Tsd. He<strong>in</strong>rich-Schliemann-Museum Ankershagen MV<br />

Carwitz 0,3 Tsd. Hans-Fallada-Haus Carwitz MV<br />

TH


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Tab. 3 Touristische Indikatoren zu ausgewählten Städten, die Standorte von<br />

Leuchttürmen <strong>und</strong> Gedächtnisorten s<strong>in</strong>d<br />

(Reihenfolge der Städte sortiert nach Zahl der Übernachtungen p.a.)<br />

Quelle: nach eigener Befragung der Städte, Zusammenstellung culture concepts 2002<br />

2001<br />

Angaben p.a.<br />

E<strong>in</strong>wohner<br />

Stand<br />

2001 (1)<br />

Ankünfte<br />

Anteil<br />

Ankünfte<br />

Ausländer<br />

Übernachtungen<br />

Anteil<br />

Übernacht.<br />

Ausländer<br />

Aufent<br />

-<br />

halts-<br />

dauer<br />

Bett.-<br />

aus-<br />

lastg.<br />

Anzahl<br />

privater<br />

Besucher-<br />

verkehr (2)<br />

Tages-<br />

Besucher (2)<br />

Anzahl Anzahl <strong>in</strong> % Anzahl <strong>in</strong> % Tage <strong>in</strong> % Anz. <strong>in</strong> Tsd. Anz. <strong>in</strong> Tsd.<br />

Dres<strong>den</strong> 472.921 1.149.258 13,6 2.492.434 13,4 2,2 44,0 4.700 16.500<br />

Leipzig 492.701 783.959 10,5 1.433.387 11,7 1,8 34,9<br />

Potsdam 129.307 329.924 5,7 668.944 6,8 2,2 47,2<br />

Weimar 234.825 234.825 12,2 440.075 12,7 1,9 33,4 103<br />

Chemnitz 253.500 202.000 8,4 427.539 8,8 2,1 28,0 300<br />

Schwer<strong>in</strong> 98.361 165.294 5,7 295.378 6,9 1,8 30,3 1.500<br />

Strals<strong>und</strong> 59.836 117.833 13,1 255.061 13,6 2,2 34,6 1.000<br />

Eisenach 44.600 141.208 11,0 247.008 10,3 1,7 31,8 1.000<br />

Halle 241.710 131.984 238.705 11,6 1,8 27,0<br />

Cottbus 105.493 110.860 7,6 220.110 8,1 2,0 30,3<br />

Altenburg 42.005 57.712 7,8 161.741 13,3 2,8 28,5<br />

Quedl<strong>in</strong>burg 23.853 65.374 6,0 140.184 4,9 2,1 35,6 1.200<br />

Bad Frankenhausen 9.759 25.231 2,5 139.811 0,8 5,5 46,0 400<br />

Dessau 81.149 79.627 17,2 127.204 16,6 1,6 29,6 3.600<br />

Zwickau 104.146 118.511 12,4 2,0 29,0<br />

Wittenberg 48.578 64.933 14,6 114.790 15,2 1,8 23,3<br />

Güstrow 33.371 112.020 8,4 2,2 37,1<br />

Frankfurt/O. 73.832 92.518 12,2 1,8 26,5<br />

Anklam 15.800 13.540 32.942 2,5 100<br />

Bad Köstritz 4.000 15.420 5,8 23.722 6,0 1,5 23,8<br />

Kamenz 18.290 7.859 5,0 16.875 6,7 2 19,8 28 157<br />

Bad Muskau 4.123 17.200 5,0 8.600 5,0 117<br />

(1) E<strong>in</strong>wohnerzahlen 2001 nach Angaben der Städte<br />

(2) zum überwiegen<strong>den</strong> Teil nach Schätzungen der Städte<br />

Leerstellen: ke<strong>in</strong>e Angaben von <strong>den</strong> Städten übergeben<br />

29


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Spezifik der<br />

E<strong>in</strong>richtungen im<br />

Untersuchungsfeld<br />

Ausgangspunkte aus<br />

touristischer<br />

Perspektive<br />

30<br />

Die Übersichten verdeutlichen, dass sich die kulturellen E<strong>in</strong>richtungen, unabhängig von<br />

der S<strong>in</strong>gularität <strong>in</strong> ihren <strong>in</strong>haltlichen Profilen, sowohl nach ihrem Besucherpotenzial als<br />

auch nach ihren Betriebsgrößen, regionalwirtschaftlichen Effekten sowie touristischen<br />

Standortbed<strong>in</strong>gungen erheblich unterschei<strong>den</strong>.<br />

Geme<strong>in</strong>sam ist <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen, dass es sich um E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><br />

öffentlicher Verantwortung handelt. Es s<strong>in</strong>d Stätten des kulturellen <strong>und</strong><br />

wissenschaftlichen Lebens, "die sich nicht auf das Bewahren <strong>und</strong> Erhalten<br />

beschränken, sondern die Öffentlichkeit durch Veranstaltungen, Forschungen,<br />

Veröffentlichungen e<strong>in</strong>beziehen <strong>und</strong> am Wandlungsprozess geistigen Lebens<br />

mitwirken". (RAABE, PAUL 2001: 25)<br />

Der kulturpolitische Auftrag <strong>und</strong> die Funktionen dieser überwiegend musealen<br />

E<strong>in</strong>richtungen richtet sich auf <strong>den</strong> Erhalt, die Erforschung sowie Präsentation <strong>und</strong><br />

Vermittlung von überregional bedeutsamen Sammlungen der Kunst, Natur- oder<br />

technischen Wissenschaften, von Persönlichkeiten der Musik <strong>und</strong> Literatur, von<br />

historischen Gärten <strong>und</strong> Bauten.<br />

Auf das Untersuchungsfeld trifft die "Allgeme<strong>in</strong>e Erklärung zur kulturellen Vielfalt" der<br />

UNESCO vom 2. November 2001 zu. Diese unterstreicht <strong>in</strong> Artikel 8 die Besonderheiten<br />

von "<strong>Kultur</strong>gütern <strong>und</strong> kulturellen Dienstleistungen als e<strong>in</strong>zigartige Güter" <strong>und</strong> erhebt die<br />

Forderung, dass "die Besonderheiten kultureller Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen anerkannt<br />

wer<strong>den</strong>, die als Träger von I<strong>den</strong>titäten, Wertvorstellungen <strong>und</strong> S<strong>in</strong>n nicht als e<strong>in</strong>fache<br />

Waren oder Konsumgüter betrachtet wer<strong>den</strong> können." (UNESCO 2001: 3)<br />

Die klassische "Trias" von Sammlungs-, Forschungs- <strong>und</strong> Vermittlungsaufgaben ist für<br />

die Mehrzahl der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen funktionsbestimmend.<br />

Aus touristischer Perspektive s<strong>in</strong>d zum Untersuchungsfeld folgende Ausgangspunkte<br />

festzuhalten.<br />

Das Besucherpotenzial der Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte gesamt bemisst sich 2001<br />

auf ca. 7,4 Mio. jährliche registrierte Besuche. Davon entfallen ca. 70 Prozent auf sechs<br />

E<strong>in</strong>richtungen mit mehr als 400 Tsd. jährlichen Besuchen.<br />

Das tatsächliche Besucherpotenzial der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld ist unter<br />

Berücksichtigung der nicht registrierten Nutzer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen noch weitaus<br />

höher anzusetzen.<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

Registrierte tatsächliche Besuche<br />

("gezählte") (nach Schätzungen, z.T. durch<br />

Besuche 2001 Untersuchungen belegt)<br />

- <strong>in</strong> Tsd. - - <strong>in</strong> Tsd. -<br />

Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten B-BB 2.100 4.000<br />

Gartenreich Dessau-Wörlitz 408 1.300<br />

Wartburg Eisenach 435 650<br />

Fürst Pückler Branitz 52 200<br />

Fürst Pückler Bad-Muskau 12 150<br />

Stellt man die Besuchszahlen der E<strong>in</strong>richtungen des Blaubuchs nach <strong>Ländern</strong> <strong>in</strong>s<br />

Verhältnis zu <strong>den</strong> jährlichen Besuchszahlen der Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> jeweiligen <strong>Ländern</strong>,<br />

repräsentieren die E<strong>in</strong>richtungen alle<strong>in</strong> unter dem Aspekt der Besucherfrequentierung<br />

e<strong>in</strong>en bedeuten<strong>den</strong> Teil der Museumsbesuche <strong>in</strong> <strong>den</strong> jeweiligen <strong>Ländern</strong>.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Im Durchschnitt aller Länder entfallen mehr als e<strong>in</strong> Drittel der Besuche der Museen auf<br />

die E<strong>in</strong>richtungen des Blaubuchs (vgl. Tab. 4), wobei dieser Anteil vor allem von <strong>den</strong><br />

stark frequentierten kulturellen Leuchttürmen getragen wird, die jeweils zu <strong>den</strong><br />

besucherstärksten musealen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> ihren <strong>Ländern</strong> gehören.<br />

Tab. 4 Anteil der Jahresbesuche der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen an <strong>den</strong><br />

Jahresbesuchen der Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

Quellen: (1) Statistisches Jahrbuch der DDR 1989; (2) Institut für Museumsk<strong>und</strong>e,<br />

Besucherbefragung 2001; (3) eigene Erhebung, Zusammenstellung culture concepts<br />

2002<br />

Länder<br />

Jahresbesuche der Museen<br />

der Bezirke der DDR (ohne<br />

Berl<strong>in</strong>) 1988 (1)<br />

Jahresbesuche der Museen<br />

gesamt <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

2000 (2)<br />

Jahresbesuche der<br />

E<strong>in</strong>richtungen des Blaubuchs<br />

2001 (3)<br />

Anteil der E<strong>in</strong>richtungen des<br />

Blaubuchs an Jahresbesuchen<br />

der Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong><br />

<strong>Ländern</strong><br />

BB<br />

3,5 Mio<br />

2,2 Mio<br />

63 %<br />

MV<br />

3,2 Mio<br />

1,0 Mio<br />

31 %<br />

SN<br />

8,2 Mio<br />

2,2 Mio<br />

27 %<br />

ST<br />

2,5 Mio<br />

0,8 Mio<br />

32 %<br />

TH<br />

4,7 Mio<br />

1,2 Mio<br />

26 %<br />

Gesamt<br />

30,1 Mio.<br />

22,1 Mio.<br />

7,4 Mio.<br />

33 %<br />

H<strong>in</strong>sichtlich ihrer regionalwirtschaftlichen Effekte (z.B. nach Beschäftigungspotenzial,<br />

Steurrückflüssen an ihren Standorten etc.) bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich im Untersuchungsfeld<br />

E<strong>in</strong>richtungen, die an e<strong>in</strong>igen Standorten zu <strong>den</strong> größten Arbeitgebern zählen (z.B. <strong>in</strong><br />

Bad-Muskau oder Wörlitz).<br />

Die touristischen Potenziale <strong>und</strong> Qualitäten der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld<br />

ergeben sich aus ganz unterschiedlichen Verb<strong>in</strong>dungen von bil<strong>den</strong>der Kunst, Literatur,<br />

Musik, Architektur, Geschichte <strong>und</strong> Natur. Sie sprechen <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise <strong>und</strong><br />

vor allem Breite e<strong>in</strong> Publikum an, das e<strong>in</strong> <strong>Kultur</strong>-, Bildungs-, Erlebnis- <strong>und</strong><br />

Erholungsbedürfnis hat.<br />

Aus der Perspektive des Angebotes der E<strong>in</strong>richtungen im zu betrachten<strong>den</strong><br />

touristischen Kontext existieren E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>e außeror<strong>den</strong>tliche Breite <strong>und</strong><br />

Diversifikation von Angeboten aufweisen. Dazu gehören vor allem die Burgen,<br />

Schlösser <strong>und</strong> Gärten, aber auch die naturwissenschaftlich orientierten E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Dagegen s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>richtungen, wie z.B. die Kunstmuseen <strong>und</strong> kulturgeschichtlichen<br />

Spezialmuseen nicht nur auf e<strong>in</strong> schmaleres Angebots- <strong>und</strong> Leistungsspektrum<br />

begrenzt, sie sprechen erfahrungsgemäß auch e<strong>in</strong>e engere Zielgruppe an.<br />

Aus der Perspektive der Nachfrage berühren die Angebote der E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>sofern<br />

auch unterschiedliche Motive als Besuchs- oder Reiseanlass. Deshalb partizipieren die<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld auch <strong>in</strong> unterschiedlichem Maße am Markt der<br />

„generellen“ <strong>und</strong> „spezifischen“ <strong>Kultur</strong>touristen. (vgl. Abschnitt 2.2)<br />

31


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

32<br />

Die Mehrzahl der Standorte der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld s<strong>in</strong>d Städte ganz<br />

unterschiedlicher E<strong>in</strong>wohnergröße. Neben <strong>den</strong> standortspezifischen E<strong>in</strong>zugsbereichen,<br />

der Nähe zu Ballungsräumen sowie der verkehrlichen Erschließung dieser Standorte ist<br />

deren Bedeutung im touristischen Reisemarkt auch sehr verschie<strong>den</strong>. Aus<br />

städtetouristischer Perspektive ist von e<strong>in</strong>er unterschiedlichen Wertigkeit <strong>und</strong> Position<br />

der Standorte der E<strong>in</strong>richtungen auszugehen. (vgl. Tab. 3, S. 29)<br />

Die genannten Faktoren haben mittelbare <strong>und</strong> unmittelbare Auswirkungen auf die<br />

Wirksamkeit der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em touristischen Kontext. So können<br />

e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen von <strong>den</strong> touristischen Prägungen ihrer Städte profitieren, während<br />

andere zu e<strong>in</strong>er touristischen Erschließung ihrer Städte bzw. Standorte erst beitragen<br />

müssen.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

3.2 Rückblick <strong>und</strong> Neuorientierungen<br />

Die touristischen Fragestellungen dieser Untersuchungen s<strong>in</strong>d nicht lösgelöst zu<br />

betrachten vom Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtungen als komplexe <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong><br />

Bildungs<strong>in</strong>stitutionen. Insbesondere im Bereich der Museen wird dieses<br />

Selbstverständnis seit geraumer Zeit überall <strong>in</strong> Europa unter dem Aspekt des Wandels<br />

der Funktionen der traditionellen <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Kunst<strong>in</strong>stitute heftig diskutiert. (LANDRY,<br />

CHARLES; PACHTER, MARC 2001) Diese Debatte berührt u.a. zentrale Fragen nach<br />

der Öffnung zu <strong>neuen</strong> Vermittlungsformen oder der Professionalisierung <strong>in</strong><br />

management- <strong>und</strong> market<strong>in</strong>grelevanten Arbeitsfeldern.<br />

So unterschiedlich die Situation der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen im E<strong>in</strong>zelnen auch gelagert<br />

ist, kann im Ergebnis der persönlichen E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppen<strong>in</strong>terviews <strong>und</strong> der Sichtung<br />

des übergebenen Materials mit e<strong>in</strong>em "Blick zurück" e<strong>in</strong>e Reihe von geme<strong>in</strong>samen<br />

Phänomenen im Untersuchungsfeld festgehalten wer<strong>den</strong>.<br />

Im Blaubuch wird bezogen auf die kulturellen Leuchttürme bilanzierend festgestellt: "Die<br />

Übersicht über die kulturellen Leuchttürme <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> vermittelt e<strong>in</strong> Bild von<br />

dem ungewöhnlichen Reichtum an kultureller Substanz. Aber sie kann unter <strong>den</strong><br />

gegenwärtigen Verhältnissen weniger e<strong>in</strong>e Erfolgsbilanz als vielmehr e<strong>in</strong><br />

Zwischenbericht über die Entwicklung kultureller Spitzenleistungen se<strong>in</strong>. Im Vergleich<br />

zu Institutionen <strong>in</strong> <strong>den</strong> alten B<strong>und</strong>esländern ist der fortbestehende Abstand allzu<br />

deutlich festzustellen. Das betrifft <strong>den</strong> äußeren Zustand der Bauten wie die teilweise<br />

fehlende Aktualität der Bestände <strong>und</strong> Sammlungen <strong>und</strong> überhaupt die Ausstattung <strong>und</strong><br />

Gestaltung der Institutionen." (RAABE, PAUL 2001: 50)<br />

Im Verlauf der zurückliegen<strong>den</strong> zwölf Jahre mussten Bestandssicherung, Erhalt <strong>und</strong><br />

Ausbau der baulichen Infrastruktur bei vielen E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>en Schwerpunkt von<br />

Entwicklungsstrategien bil<strong>den</strong>. Dieser wird die Arbeit von E<strong>in</strong>richtungen mit e<strong>in</strong>em<br />

weiterh<strong>in</strong> hohen baulichen Erhaltungs- <strong>und</strong> Modernisierungsbedarf oder von erst <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Aufbau bef<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>richtungen auch künftig bestimmen.<br />

Zugleich wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong> Jahren Neuorientierungen <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlichen<br />

Profilen sowie Wege zu <strong>neuen</strong> Präsentations- <strong>und</strong> Vermittlungsformen mit dem<br />

Publikum beschritten. Von Besucherverlusten nach 1990 war, wie <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten<br />

Museen <strong>und</strong> vielen anderen <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stituten <strong>in</strong> Ostdeutschland, auch e<strong>in</strong> Großteil der<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen betroffen. Die national bedeutsamen Leuchtturme<strong>in</strong>richtungen,<br />

wie z.B. die Staatlichen Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>, das Händelhaus Halle oder die<br />

Wartburg Eisenach, für die e<strong>in</strong>e touristische Nachfrage aus dem Ausland bereits vor<br />

1990 konstitutiv war, haben mit <strong>den</strong> Umbrüchen des ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>marktes<br />

beträchtliche Besucherverluste vor allem durch <strong>den</strong> Wegfall des organisierten<br />

Gruppentourismus aus osteuropäischen <strong>Ländern</strong> nach 1990 verzeichnet.<br />

Zu beobachten ist <strong>in</strong> <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong> Jahren bei der Mehrzahl der E<strong>in</strong>richtungen<br />

im Untersuchungsfeld e<strong>in</strong>e erhebliche Erweiterung der Ausstellungs- <strong>und</strong><br />

Veranstaltungsaktivitäten, was Leuchtürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte gleichermaßen betrifft.<br />

Fast alle E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d heute an langen Museumsnächten beteiligt <strong>und</strong> bieten<br />

Zusatzveranstaltungen zum Internationalen Tag der Museen, zum Tag des offenen<br />

Denkmals u.a.m. Neuorientierungen <strong>in</strong> der Besucherb<strong>in</strong>dung erfolgten mit dem Aufbau<br />

von Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Förderkreisen oder unter Nutzung der <strong>neuen</strong> Medien (vgl. Übersicht<br />

Indikatoren S. 62 ff.).<br />

"Blick zurück"<br />

33


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

34<br />

Zum Untersuchungszeitpunkt ist nur e<strong>in</strong>e der E<strong>in</strong>richtungen noch ohne eigene Website.<br />

(vgl. Exkurs 2: Recherche Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen)<br />

So kann die bisherige Entwicklung für die meisten E<strong>in</strong>richtungen im Rückblick als e<strong>in</strong>e<br />

Phase des Aufbaus, des Erhalts <strong>und</strong> der Öffnung für neue Perspektiven betrachtet<br />

wer<strong>den</strong>. Sie musste an vielen Orten unter zum Teil schwierigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

bewältigt wer<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Verschärfung der Wettbewerbssituation gilt besonders <strong>in</strong> Bezug auf die Gew<strong>in</strong>nung<br />

<strong>und</strong> B<strong>in</strong>dung der Besucher, die heute an <strong>den</strong> meisten Standorten der E<strong>in</strong>richtungen aus<br />

e<strong>in</strong>em erheblich gewachsenen Angebot von <strong>Kultur</strong>, Event <strong>und</strong> Gastronomie wählen<br />

können. Wie e<strong>in</strong> Gesprächspartner <strong>in</strong> Dres<strong>den</strong> bemerkte, blieb e<strong>in</strong>em früher bei e<strong>in</strong>em<br />

Dres<strong>den</strong>besuch nichts anderes übrig, als <strong>in</strong> die Museen zu gehen.<br />

In der Befragung gaben uns ca. zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen an, dass sich <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

zurückliegen<strong>den</strong> Jahren die eigene Wettbewerbssituation im "Werben" um <strong>den</strong><br />

Besucher erheblich verschärft hat. Die übrigen E<strong>in</strong>richtungen stimmten dieser<br />

Bewertung weniger oder gar nicht zu. Für Folgejahre geht e<strong>in</strong> noch größerer Kreis der<br />

befragten E<strong>in</strong>richtungen von e<strong>in</strong>em Trend zur Verschärfung des Wettbewerbs aus.<br />

Tab. 5: Bewertung der eigenen Wettbewerbssituation<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

(N= 43) Unsere Wettbewerbssituation hat<br />

sich erheblich verschärft.<br />

(Zeitraum bis 2001)<br />

Der Trend zu e<strong>in</strong>em stärkeren<br />

Wettbewerb wird sich auch <strong>in</strong><br />

Zukunft fortsetzen.<br />

Stimme sehr zu 22 % 39 %<br />

Stimme eher zu 34 % 32 %<br />

Stimme weniger zu 27 % 17 %<br />

Stimme nicht zu 17 % 12 %<br />

Diese Feststellungen zur allgeme<strong>in</strong>en Wettbewerbssituation lassen sich auch aus e<strong>in</strong>er<br />

Länderperspektive mit Blick auf Entwicklungen im Bereich der Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong><br />

<strong>Ländern</strong> allgeme<strong>in</strong> belegen.<br />

So ist <strong>in</strong> der Langzeitbetrachtung der ostdeutschen Museumslandschaft seit 1990 zu<br />

konstatieren, dass sich im Museumssektor trotz e<strong>in</strong>es zum Teil beträchtlichen Anstiegs<br />

der Zahl der Museen durch Neugründungen die jährlichen Besuchszahlen nur<br />

vergleichsweise moderat erhöht haben /1/ . Dort, wo e<strong>in</strong> spürbares Wachstum durch<br />

besondere Ereignisse zu verzeichnen war (z.B. <strong>Kultur</strong>stadtjahr Weimar 1999), konnten<br />

Entwicklungen <strong>in</strong> Folgejahren nicht verstetigt wer<strong>den</strong>.<br />

Zugleich haben die öffentlichen Ausgaben von B<strong>und</strong>, <strong>Ländern</strong> <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> im<br />

Bereich der Museen <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>in</strong>sgesamt seit Mitte der 90er Jahre ke<strong>in</strong>e<br />

nennenswerten Steigerungsraten mehr erfahren <strong>und</strong> liegen im Jahr 2000 etwa auf dem<br />

Ausgabenniveau des Jahres 1997. (vgl. Exkurs 3: Allgeme<strong>in</strong>e Entwicklungstrends<br />

im Bereich der Museen)<br />

/1/ Die statistische Gesamterhebung der Museen der B<strong>und</strong>esrepublik, die jährlich vom Institut für<br />

Museumsk<strong>und</strong>e herausgegeben wird, bildet seit Jahren systematisch Entwicklungsprozesse im<br />

Bereich der Museen <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik ab. E<strong>in</strong>e gesonderte Befragung nach touristischen<br />

Zielgruppen, an <strong>den</strong>en Trends ablesbar wären, enthält diese jedoch nicht. Unter dem Aspekt der<br />

Zielgruppen der museumspädagogischen Arbeit der Museen wurde allerd<strong>in</strong>gs 1993 die<br />

Zielgruppe der „Touristen“ im Rahmen anderer museumspädagogischer Zielgruppen abgefragt<br />

(INSTITUT FÜR MUSEUMSKUNDE 1994: 48). vgl. w.u. Abschnitt 3.3


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Das Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer des OSGV, das Museen als sogenannte<br />

"Wetterstationen" neben anderen <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Freizeitangeboten <strong>in</strong> Ostdeutschland im<br />

Rahmen der Analyse des ostdeutschen <strong>Tourismus</strong>klimas e<strong>in</strong>em jährlichen Monitor<strong>in</strong>g<br />

unterzieht, ordnet die Museen nach der jährlichen Besuchsentwicklung mit<br />

Schwankungen mal <strong>den</strong> Gew<strong>in</strong>nern, mal <strong>den</strong> Verlierern zu. (DWIF 1999 bis 2002)<br />

"Museen: Zufrie<strong>den</strong>stellend - aber mit E<strong>in</strong>schränkungen! Zwar verzeichnen fast die<br />

Hälfte aller erfassten E<strong>in</strong>richtungen im Vergleich zum Vorjahr Rückgänge, jedoch<br />

konnten die besonders besucherstarken E<strong>in</strong>richtungen Besucherzuwächse<br />

verzeichnen, so dass sich die erfreuliche Entwicklung des letzten Jahres <strong>in</strong> der Summe<br />

fortsetzt." (DWIF 2001: 39) Dagegen stellt der Jahresbericht 2002 fest: "Empf<strong>in</strong>dlicher<br />

Dämpfer! Nach sehr erfolgreichen Jahren mussten die erfassten Museen e<strong>in</strong>en<br />

Besucherrückgang um 7,4 % verkraften. Auch <strong>in</strong> dieser Branche war das dritte Quartal<br />

mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>us von fast 15 % mitentschei<strong>den</strong>d für die Deutlichkeit des aufgezeigten<br />

Nachfragerückgangs." (DWIF 2002: 46) Zu berücksichtigen ist für die Aussagekraft des<br />

Monitor<strong>in</strong>g der Museen im Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer des OSGV die<br />

Beschränkung auf nur e<strong>in</strong>ige besucherstarke Museen <strong>in</strong> Ostdeutschland. (vgl.<br />

Abschnitt 2.2, S.17)<br />

Auch die Besuchsentwicklung im Bereich der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen vollzog sich <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen seit 1990 differenziert /1/ . Aus <strong>den</strong> übergebenen Zeitreihen ist abzulesen,<br />

dass Gew<strong>in</strong>ne bei e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen Verluste oder Stagnation der jährlichen<br />

Besuche bei anderen gegenüber stehen. Schließzeiten <strong>und</strong> Interimslösungen wegen<br />

Bauphasen geben zudem e<strong>in</strong> verzerrtes Bild. (vgl. Exkurs 4: Besuchsentwicklung <strong>in</strong><br />

ausgewählten Blaubuche<strong>in</strong>richtungen 1990-2001)<br />

Der Mangel an Planungssicherheit für vorausschauende Konzeptionsbildungen <strong>und</strong><br />

verb<strong>in</strong>dliche Planungen bestimmte die Praxis der meisten E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong><br />

vielen Interviews beklagt. An die Stelle der <strong>in</strong>stitutionellen f<strong>in</strong>anziellen Förderung ist<br />

besonders im Kreis der Gedächtnisorte für wichtige Arbeits- <strong>und</strong> Leistungsbereiche der<br />

E<strong>in</strong>richtungen die <strong>in</strong> der Regel unsichere Projektförderung getreten.<br />

Trotzdem haben die meisten E<strong>in</strong>richtungen ihre Ausstellungs- <strong>und</strong><br />

Veranstaltungsabgebote erheblich erweitert. In <strong>den</strong> Schlösser- <strong>und</strong> Gartenanlagen<br />

wurde der Öffentlichkeit nach baulicher Instandsetzung e<strong>in</strong>e erhebliche Zahl von<br />

Objekten neu zugänglich gemacht. Für <strong>den</strong> laufen<strong>den</strong> Betrieb der E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d<br />

dagegen die personellen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Voraussetzungen oft nicht im gleichen Maße<br />

nachgewachsen. Die Problematik des Missverhältnisses von <strong>in</strong>vestiver<br />

Infrastrukturförderung <strong>und</strong> konsumtiven Folgekosten, auf die bereits die<br />

Infrastrukturuntersuchung im Bereich von <strong>Kultur</strong>bauten <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

aufmerksam gemacht hat (DÜMCKE, CORNELIA 2001), existiert bei vielen<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld.<br />

Sie hat <strong>in</strong> vielen E<strong>in</strong>richtungen zu struktureller Überlastung <strong>und</strong> zum Teil zur<br />

Selbstausbeutung von Leitungen <strong>und</strong> Mitarbeitern geführt. Ganz besonders trifft dies<br />

auf die kle<strong>in</strong>eren E<strong>in</strong>richtungen aus dem Kreis der Gedächtnisorte zu. Punktuell waren<br />

aber auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Gesprächsr<strong>und</strong>en mit Leitern <strong>und</strong> Mitarbeitern der<br />

Leuchtturme<strong>in</strong>richtungen Ermüdungsersche<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> der Wunsch nach neuer<br />

Motivation nicht zu übersehen.<br />

/1/ Nicht alle E<strong>in</strong>richtungen haben auf unsere Anfrage Zeitreihen der Besuchsentwicklung seit<br />

1990 übergeben.<br />

zum Teil schwieriges<br />

Umfeld der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

35


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

geme<strong>in</strong>samer<br />

Bef<strong>und</strong><br />

Beispiele für Neu-<br />

orientierungen<br />

im Untersuchungsfeld<br />

36<br />

Dabei wur<strong>den</strong> auch die generellen Problemlagen <strong>in</strong> ostdeutschen Städte <strong>und</strong> Regionen<br />

mit demographischem Wandel <strong>und</strong> akuter Abwanderungsten<strong>den</strong>z vor allem der jungen<br />

Generation angesprochen. Viele der E<strong>in</strong>richtungen müssen ihre Aufgaben daher <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em schwierigen Umfeld erfüllen.<br />

Dazu gehört auch das Image der Ausländerfe<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong>iger ostdeutscher Städte,<br />

das für e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld e<strong>in</strong> Thema der Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

ist (z.B. <strong>in</strong> Frankfurt/O, Dessau oder Anklam). Die "wertevermitteln<strong>den</strong>" Funktionen<br />

kultureller Zentren <strong>in</strong> Ostdeutschland, zu <strong>den</strong>en die Blaubuche<strong>in</strong>richtungen gehören,<br />

s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> diesem Kontext immer wieder neu <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Mit vollzogenen Wechseln <strong>in</strong> Trägerschaft oder Rechtsform (z.B. im Rahmen der<br />

Stiftungsgründungen oder dem Übergang von städtischer <strong>in</strong> Landesträgerschaft) waren<br />

"Neuverortungen" der E<strong>in</strong>richtungen an ihren Standorten zu bewältigen. Als e<strong>in</strong> Beispiel<br />

sei benannt, dass im Übergang von städtischer <strong>in</strong> Landesträgerschaft mehrere<br />

E<strong>in</strong>richtungen die Erfahrung machten, dass sich die Städte ab sofort nicht mehr für<br />

diese E<strong>in</strong>richtungen zuständig fühlten, u.a. mit der Konsequenz der Streichung der<br />

Veranstaltungsangebote der E<strong>in</strong>richtungen aus <strong>den</strong> städtischen<br />

Veranstaltungsbroschüren. Wenngleich dies e<strong>in</strong> eher profanes Beispiel aus <strong>den</strong> Mühen<br />

der täglichen Praxis ist, verweist es auf e<strong>in</strong> Klima <strong>und</strong> Verhalten, das man sich<br />

eigentlich ersparen kann.<br />

Die geführten E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppen<strong>in</strong>terviews signalisieren zum Zeitpunkt der<br />

Untersuchungen e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Bef<strong>und</strong>:<br />

Verstärkt ist e<strong>in</strong> Bedürfnis nach Verständigung über <strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> strategische<br />

Orientierungen zu beobachten, relativ unabhängig davon, ob es sich um große oder<br />

kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>richtungen handelt. Fragen der Professionalisierung <strong>in</strong> management- <strong>und</strong><br />

market<strong>in</strong>grelevanten Handlungsfeldern rücken momentan stärker <strong>in</strong>s Zentrum der<br />

Aufmerksamkeit. Besucherorientierte Kommunikationsstrategien <strong>und</strong> -<strong>in</strong>strumente<br />

wer<strong>den</strong> sowohl im Innen- wie im Außenverhältnis als immer dr<strong>in</strong>gender angesehen,<br />

wofür Voraussetzungen vielerorts erst zu schaffen s<strong>in</strong>d (vgl. Abschnitte 3.5 <strong>und</strong> 3.6).<br />

Gleichzeitig ist festzustellen, dass bei <strong>den</strong> kulturellen Akteuren das eigene Bewusstse<strong>in</strong><br />

über die Notwendigkeit <strong>und</strong> Wertigkeit von Partnerschaften <strong>und</strong> Kooperationen - auch<br />

mit <strong>den</strong> touristischen Akteuren - zu wachsen beg<strong>in</strong>nt.<br />

Drei Beispiele für aktuelle Neuorientierungen im Kreise der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

sollen nachfolgend zitiert wer<strong>den</strong>:<br />

Am deutlichsten benennen die Staatlichen Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> <strong>in</strong> der "Denkschrift -<br />

Probleme <strong>und</strong> Perspektiven der Staatlichen Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> (SKD)" <strong>den</strong> aktuellen<br />

<strong>in</strong>ternen sowie externen Handlungsbedarf. "Die Abwesenheit professioneller<br />

Managementstrukturen gefährdet die Perspektive der Staatlichen Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>.<br />

Komplizierte <strong>und</strong> langwierige Entscheidungswege, red<strong>und</strong>ante Verantwortlichkeiten, unklare<br />

Kompetenzverteilungen machen e<strong>in</strong>e Strukturreform bei <strong>den</strong> SKD unmöglich - <strong>und</strong> darüber<br />

h<strong>in</strong>aus bewirkt die fest gefahrene Bürokratie dauerhafte Mittelverschwendung. Notwendig ist e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>sam von Land <strong>und</strong> SKD zu erarbeitende entscheidungsorientierte Adm<strong>in</strong>istration - mit<br />

dem Ziel, die Rechtsform der SKD ihren Bedürfnissen anzupassen." (ROTH, MARTIN 2002: 6)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Im Bericht des amt. Generaldirektors der Stiftung Preussische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-<br />

Bran<strong>den</strong>burg vom 30.November 2001 heißt es: "Neben der äußeren Konsolidierung muss der<br />

neue Generaldirektor die <strong>in</strong>nere Konsolidierung der Stiftung <strong>in</strong>s Visier nehmen. In <strong>den</strong> letzten<br />

zehn Jahren ist aus zwei noch verhältnismäßig kle<strong>in</strong>en Schlösserverwaltungen die größte<br />

<strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> B<strong>und</strong>esländern herangewachsen. Organisation <strong>und</strong><br />

Kommunikation <strong>in</strong>nerhalb der E<strong>in</strong>richtung konnten dabei nicht immer mithalten. Vielfach zeigen<br />

sich Defizite <strong>in</strong> Struktur <strong>und</strong> Abläufen. Auch die Ziele der Stiftung s<strong>in</strong>d dabei neu zu überprüfen.<br />

... Wenn die Stiftung <strong>in</strong> ihrer wissenschaftlichen <strong>und</strong> <strong>den</strong>kmalpflegerischen Arbeit, sowie bei der<br />

besucherwirksamen Präsentation ihrer Schätze national <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternational Maßstäbe setzen soll,<br />

dann müssen wir <strong>in</strong> der nächsten Zeit unsere Organisation (Struktur, Abläufe, Personal,<br />

F<strong>in</strong>anzen) <strong>und</strong> die Inhalte kritisch durchforsten <strong>und</strong> überprüfen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wird<br />

deutlich, warum die Organisations- <strong>und</strong> Personalbedarfsuntersuchung im kommen<strong>den</strong> Jahr so<br />

besonders wichtig für die Stiftung ist." (SPSG 2001: 8-9)<br />

Aber auch kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>richtungen haben mit anderer Ausgangslage <strong>und</strong> Gewichtung auf die<br />

Notwendigkeit von strategischen Neurorientierungen aufmerksam gemacht. So formuliert das<br />

Bachhaus Eisenach auf unsere Frage zur <strong>in</strong>ternen Konzeptionsbildung <strong>in</strong> touristischen<br />

Zusammenhängen, dass e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Strukturreform <strong>in</strong>nerhalb des Bachhauses notwendig<br />

ist, die auch zu e<strong>in</strong>er stärkeren Besucher- <strong>und</strong> Serviceorientierung führen muss: "Die klassische<br />

Trias 'sammeln, forschen <strong>und</strong> bewahren' alle<strong>in</strong> kann für das Bachhaus nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Zukunft als attraktives <strong>und</strong> besucherorientiertes Museum führen. Sie muss ergänzt wer<strong>den</strong> um<br />

die Aspekte 'vermitteln, präsentieren, <strong>in</strong>formieren'." (NENTWIG, FRANZISKA 2002: 2)<br />

3.3 Das Interesse der E<strong>in</strong>richtungen am <strong>Tourismus</strong><br />

Der <strong>Tourismus</strong> ist nicht der zentrale Fokus, unter dem die Blaubuche<strong>in</strong>richtungen ihre<br />

kulturellen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Funktionen erfüllen müssen. Der kulturpolitische<br />

Auftrag dieser E<strong>in</strong>richtungen def<strong>in</strong>iert diese nicht als "touristische<br />

Infrastrukture<strong>in</strong>richtung".<br />

Dennoch bil<strong>den</strong> Museen <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> ke<strong>in</strong>en Antagonismus. Touristen bil<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e<br />

wesentliche Besuchergruppe der meisten Museen.<br />

Nach e<strong>in</strong>er museumspädagogischen Analyse des Instituts für Museumsk<strong>und</strong>e waren<br />

1993 Touristen (nach <strong>den</strong> Schulklassen) mit 58,9 Prozent <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> <strong>und</strong><br />

32,5 <strong>in</strong> <strong>den</strong> alten <strong>Ländern</strong> die bereits an zweiter Stelle rangierende Zielgruppe für die<br />

Arbeit der Museumspädagogen /1/ . (INSTITUT FÜR MUSEUMSKUNDE 1994: 48)<br />

Museen partizipieren allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> größerem Maße am <strong>Tourismus</strong> als andere kulturelle<br />

E<strong>in</strong>richtungen. E<strong>in</strong>er Studie zu Market<strong>in</strong>gstrategien <strong>in</strong> ca. 250 kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />

/1/ Es handelt sich bei <strong>den</strong> Prozentangaben um die Anteile der befragten Museen, die Touristen<br />

neben anderen Zielgruppen wie Schulklassen, K<strong>in</strong>der, Jugendliche, Senioren, Beh<strong>in</strong>derte,<br />

Museumsfre<strong>und</strong>eskreis, Ausländer <strong>und</strong> sonstige als ihre Zielgruppe benannt haben. Die Daten<br />

geben deshalb ke<strong>in</strong>en Aufschluss über <strong>den</strong> Anteil der Touristen, die museumspädagogisch<br />

tatsächlich betreut wer<strong>den</strong>. Im Übrigen ist <strong>in</strong> der Abfrage des Instituts für Museumsk<strong>und</strong>e die<br />

Unterscheidung der Zielgruppen Touristen <strong>und</strong> Ausländer nicht schlüssig.<br />

Museen <strong>und</strong><br />

<strong>Tourismus</strong><br />

bil<strong>den</strong> ke<strong>in</strong>en<br />

Antagonismus<br />

37


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

38<br />

<strong>in</strong> 19 europäischen Städten zufolge, s<strong>in</strong>d Museen im Vergleich zu anderen kulturellen<br />

E<strong>in</strong>richtungen, wie z.B. Theater, Opernhäuser oder Konzerthallen, <strong>in</strong> höherem Maße e<strong>in</strong><br />

Anziehungspunkt für Reisende. Anders als beim Theater ist das Leistungsangebot der<br />

Museen für Touristen ke<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>gentiertes "Produkt". Besuchsentscheidungen s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>facher <strong>und</strong> spontaner zu treffen. So ermittelt die Studie <strong>in</strong> ca. 120 Museen <strong>in</strong><br />

europäischen Städten e<strong>in</strong>en durchschnittlichen Anteil von Touristen an <strong>den</strong><br />

Gesamtbesuchern <strong>in</strong> Höhe von ca. 39 Prozent. Dieser Anteil liegt deutlich über <strong>den</strong><br />

ermittelten Werten <strong>in</strong> anderen kulturellen E<strong>in</strong>richtungen (Anteil der Touristen am<br />

Gästeaufkommen gesamt: Konzerthallen / Theater sowie Oper / Operette / Musical /<br />

Ballett jeweils mit ca. 12 Prozent. (LEIPZIG TOURIST SERVICE 1998: 19)<br />

Wie w.u. belegt, liegt der Anteil touristischer Zielgruppen bei e<strong>in</strong>igen<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen noch weitaus höher als <strong>in</strong> o.g. Studie für Museen <strong>in</strong><br />

europäischen Großstädten ermittelt (vgl. Abschnitt 3.4 sowie Übersicht Indikatoren,<br />

S. 62 ff.).<br />

Die folgen<strong>den</strong> Zitate aus <strong>den</strong> Gesprächsprotokollen verweisen zunächst darauf, wie<br />

unterschiedlich die Begründungen der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen zum <strong>Tourismus</strong> aus der<br />

Perspektive ihrer E<strong>in</strong>richtungsprofile <strong>und</strong> -erfahrungen s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>Tourismus</strong> - aus der Perspektive der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />

(Ausschnitte aus Gesprächsprotokollen)<br />

... <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> Wartburg bil<strong>den</strong> schon immer e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit ... (Wartburg Eisenach)<br />

... mit unserem Konzept von "Museum als Gesamterlebnis" waren wir schon immer beides,<br />

touristische E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> Museum zugleich ... (Meeresmuseum Strals<strong>und</strong>)<br />

... unsere E<strong>in</strong>richtung hat e<strong>in</strong>en Sonderstatus <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e "card blanche", die exklusive Zielgruppen<br />

anspricht ... gerade Exklusivität kann vermarktet wer<strong>den</strong>, nur darf diese nicht e<strong>in</strong>fach unter<br />

populären Formen der touristischen Vermarktung subsumiert wer<strong>den</strong> ... (Bauhaus Dessau)<br />

... vor e<strong>in</strong>igen Jahren haben wir realisiert, dass vor unserem Haus ke<strong>in</strong>e Touristenbusse halten<br />

<strong>und</strong> uns mit dem Thema <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong>tensiver ause<strong>in</strong>ander gesetzt ... (Deutsches Hygiene<br />

Museum Dres<strong>den</strong>)<br />

... die Verschränkung von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> ist für unsere E<strong>in</strong>richtung mittlerweile (über-)<br />

lebensnotwendig ... (Bachhaus Eisenach, L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg)<br />

... mit e<strong>in</strong>er stärkeren H<strong>in</strong>wendung zum <strong>Tourismus</strong> kriegen wir die Politiker auf unsere Seite ... zur<br />

Erhöhung der Wertigkeit unserer E<strong>in</strong>richtung, zum Bestandserhalt <strong>und</strong> als Argument für <strong>den</strong><br />

Zugang zu Ressourcen ... (mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... wer heute - nach dem Ende des "Schnuppertourismus" - <strong>in</strong> ostdeutsche Städte reist, hat als<br />

Reisemotiv e<strong>in</strong> spezielles kulturelles Interesse... (mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... Thür<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> fangen zwar beide mit "T" an, liegen aber <strong>in</strong> unserer Region sehr<br />

weit ause<strong>in</strong>ander.... ab dem Hermsdorfer Kreuz passiert <strong>in</strong> Sachen <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen nicht<br />

mehr viel ... (He<strong>in</strong>rich-Schütz-Haus Bad Köstritz)<br />

... <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> Bad Frankenhausen geht fast nur von unserer E<strong>in</strong>richtung aus ... die Stadt hat<br />

bisher aber nur bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Interesse an uns gezeigt ... würde es die Unterstützung seitens des<br />

Landes nicht geben, würde es uns nicht mehr geben ... (Panorama-Museum Bad<br />

Frankenhausen)<br />

... wir lei<strong>den</strong> <strong>in</strong> Sachen <strong>Tourismus</strong> auch unter dem Negativimage der Stadt <strong>in</strong> Presse <strong>und</strong><br />

Medien... (Kleist-Museum Frankfurt/Oder)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Im touristischen Untersuchungszusammenhang dieser Studie war von Interesse,<br />

<strong>in</strong>wiefern sich die E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld <strong>in</strong> ihrem eigenen<br />

Selbstverständnis als "touristische Infrastrukture<strong>in</strong>richtung" begreifen.<br />

Bei dieser Fragestellung wurde konkret an das Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer des<br />

Ostdeutschen Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverbandes angeknüpft (DWIF 1999 bis 2002), <strong>in</strong><br />

dem Museen neben anderen Freizeite<strong>in</strong>richtungen (z.B. Märkte, Feste, Freizeitbäder<br />

etc.) <strong>in</strong> die Rubrik "touristische Infrastrukture<strong>in</strong>richtung" fallen. Mit diesem Bezug wur<strong>den</strong><br />

alle E<strong>in</strong>richtungen um Bewertungen zu ihrem Selbstverständnis als "touristische<br />

Infrastrukture<strong>in</strong>richtung" gebeten.<br />

Tab. 6: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zum Selbstverständnis als<br />

"touristische Infrastrukture<strong>in</strong>richtung"<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Unsere E<strong>in</strong>richtung begreift sich als touristische Infrastrukture<strong>in</strong>richtung. (N=43)<br />

Stimme sehr zu 23 %<br />

Stimme eher zu 45 %<br />

Stimme weniger zu 20 %<br />

Stimme nicht zu 13 %<br />

Unsere E<strong>in</strong>richtung ausschließlich als touristische Infrastrukture<strong>in</strong>richtung zu sehen,<br />

greift viel zu kurz! (N=43)<br />

Stimme sehr zu 83 %<br />

Stimme eher zu 14 %<br />

Stimme weniger zu -<br />

Stimme nicht zu 3 %<br />

Etwa zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen begreifen sich "sehr" bzw. "eher" als touristische<br />

Infrastrukture<strong>in</strong>richtung. Allerd<strong>in</strong>gs lehnt die Mehrzahl der E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e<br />

Bewertung als "ausschließlich" touristische Infrastrukture<strong>in</strong>richtung ab, was von vielen<br />

E<strong>in</strong>richtungen mit Verweis auf die Forschungs- <strong>und</strong> Sammlungsaufgaben zusätzlich<br />

kommentiert wurde. Hier deutet sich das Spannungsverhältnis von wirtschaftlicher<br />

Marktorientierung <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Bildungsauftrag an, <strong>in</strong> dem sich quasi alle<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld bef<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

Für das Interesse der E<strong>in</strong>richtungen am <strong>Tourismus</strong> wurde von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

deutlich auf Veränderungen im politischen Klima an ihren Standorten h<strong>in</strong>gewiesen. Die<br />

touristischen Potenziale <strong>und</strong> regionalwirtschaftlichen Effekte der <strong>Kultur</strong> wer<strong>den</strong> <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland zunehmend als "harte" Argumente im Kampf der <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen um<br />

Legitimation <strong>und</strong> Anerkennung benutzt.<br />

Dies wäre <strong>in</strong>sofern ke<strong>in</strong> Problem, wenn dabei nicht deren eigentliche <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong><br />

Bildungsfunktion aus dem Auge verloren würde, wofür es <strong>in</strong>sbesondere aus dem Kreis<br />

der kle<strong>in</strong>eren Gedächtnisorte deutliche Signale gibt. Sie verweisen darauf, dass ihnen<br />

mittlerweile das Argument der <strong>Tourismus</strong>- <strong>und</strong> damit der Wirtschaftsförderung e<strong>in</strong><br />

größeres Maß an Legitimation <strong>und</strong> Anerkennung durch örtliche Politik <strong>und</strong><br />

Zuwendungsgeber verschafft, als ihr kultureller Auftrag.<br />

Museen als<br />

"touristische<br />

Infrastruktur-<br />

E<strong>in</strong>richtung"?<br />

39


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

ungenutzte, "brach"<br />

liegende touristische<br />

Potenziale<br />

40<br />

Dabei ist auch die momentane Praxis im Bereich der Infrastrukturförderung im<br />

<strong>Kultur</strong>bereich zu berücksichtigen, nach welcher vor allem touristische Effekte <strong>und</strong><br />

Auswirkungen <strong>den</strong> Zugang bzw. Zugriff auf EU-kof<strong>in</strong>anzierte Strukturförderprogramme<br />

für kulturelle E<strong>in</strong>richtungen erlauben. (DÜMCKE, CORNELIA 2001)<br />

Nach <strong>den</strong> eigenen Bewertungen bestehen bei vielen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Nutzung ihres<br />

tatsächlich vorhan<strong>den</strong>en touristischen Potenzials für die Erhöhung e<strong>in</strong>er touristischen<br />

Nachfrage noch erhebliche Reserven. E<strong>in</strong> relativ großer Teil der E<strong>in</strong>richtungen gibt an,<br />

dass sie dieses Potenzial momentan noch nicht ausschöpfen. (vgl. Tab.7, S.41)<br />

Dafür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Regel komplexe Ursachen maßgebend. Nur<br />

e<strong>in</strong>ige können hier beispielhaft angeführt wer<strong>den</strong>.<br />

Als umfeldbezogener Gr<strong>und</strong> wird vor allem von E<strong>in</strong>richtungen für die der <strong>Tourismus</strong><br />

schon vor 1990 konstitutiv war, das Wegbrechen wichtiger touristischer Märkte,<br />

<strong>in</strong>sbesondere aus osteuropäischen <strong>Ländern</strong> benannt. Die Wiedergew<strong>in</strong>nung z.B. von<br />

<strong>Kultur</strong>touristen aus Osteuropa konnte bislang nicht ausreichend erfolgen. Für Vorstöße<br />

zu e<strong>in</strong>er gezielten Vermarktung der großen Leuchttürme <strong>in</strong> Potsdam, Dres<strong>den</strong>, Weimar<br />

<strong>und</strong> Leipzig <strong>in</strong> Richtung des asiatischen Raums gibt es erst seit kurzer Zeit gezieltere<br />

Strategien. Positive Ansätze existieren beispielsweise am Meeresmuseum <strong>in</strong> Strals<strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> Richtung des skand<strong>in</strong>avischen Raums (z.B. Website auf Schwedisch <strong>in</strong> Planung)<br />

oder <strong>in</strong> der Barlach-Ge<strong>den</strong>kstätte <strong>in</strong> Güstrow durch Ausstellungsprojekte mit Partnern<br />

im skand<strong>in</strong>avischen Raum.<br />

Während viele kle<strong>in</strong>ere Gedächtnisorte auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge überregionale Bekanntheit ihrer<br />

E<strong>in</strong>richtung h<strong>in</strong>weisen, muss für Schloss Sanssouci <strong>in</strong> Potsdam <strong>und</strong> für das<br />

Goethehaus <strong>in</strong> Weimar beispielsweise eher e<strong>in</strong> „De-Market<strong>in</strong>g“ betrieben wer<strong>den</strong>.<br />

Für viele andere kulturelle Leuchttürme <strong>in</strong> Ostdeutschland kann mit großer<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit angenommen wer<strong>den</strong>, dass Wahrnehmung <strong>und</strong> Bekanntheit<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Westdeutschland sowie mehr noch im Ausland schwach entwickelt<br />

s<strong>in</strong>d. Es steht im Übrigen auch <strong>in</strong> Frage, wie weit deren Bekanntheit bei <strong>den</strong> Bürgern<br />

der <strong>neuen</strong> Länder reicht. Hierzu fehlen für viele E<strong>in</strong>richtungen die dazu erforderlichen<br />

Untersuchungen.<br />

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz hat kürzlich die Reichweite der Bekanntheit der<br />

Wörlitzer Anlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er b<strong>und</strong>esweiten Befragung erk<strong>und</strong>et. Danach kennen ca. 25<br />

Prozent der b<strong>und</strong>esdeutschen Bevölkerung ab 14 Jahren die Wörlitzer Anlagen. Die<br />

Studie stellt fest: “Es bleibt trotz des hohen Bekanntheitsgrades e<strong>in</strong> großes Potenzial an<br />

bislang noch nicht für das Gartenreich sensibilisierter Bevölkerung.“ (BRANDT, ARNO<br />

2002: 52)<br />

Als Ursache für ungenutzte touristische Potenziale wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

sowohl der Mangel an eigenen personellen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Kapazitäten (vgl. Abschnitt<br />

3.6) als auch unzureichende E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> örtliche <strong>und</strong> überregionale Vermarktungs-<br />

<strong>und</strong> Vertriebskonzepte ihrer Städte (vgl. Abschnitt 3.5) angeführt.<br />

Auffallend viele E<strong>in</strong>richtungen haben ihre Bewertungen mit der Bemerkung<br />

kommentiert, dass e<strong>in</strong>e entschei<strong>den</strong>de Voraussetzung zur Verbesserung ihrer eigenen<br />

Position e<strong>in</strong>e professionellere touristische Vermarktung ihrer städtischen Standorte u.a.<br />

im Rahmen des Städte- <strong>und</strong> Tagestourismus ist.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Insbesondere E<strong>in</strong>richtungen, die sich momentan <strong>in</strong> der Phase von baulichen<br />

Erweiterungen bef<strong>in</strong><strong>den</strong> (wie z.B. das Deutsche Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> mit <strong>den</strong><br />

Planungen zu e<strong>in</strong>em Meeresschildkrötenbecken <strong>und</strong> Ozeaneum oder das Hygiene-<br />

Museum Dres<strong>den</strong>), haben das Thema <strong>Tourismus</strong> im Zusammenhang ihrer baulichen<br />

Planungen <strong>in</strong>tensiver thematisiert. Sie s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> durch die Erweiterung ihrer<br />

Ausstellungs- <strong>und</strong> Veranstaltungsflächen gezwungen, <strong>den</strong> Anspruch an entsprechende<br />

Besucherzuwächse vor allem auch aus touristischen Zielgruppen zu generieren.<br />

Tab. 7: Bewertung der E<strong>in</strong>richtungen zur Ausschöpfung ihres<br />

touristischen Potenzials<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Unsere E<strong>in</strong>richtung schöpft das Potenzial an Touristen bzw. <strong>Kultur</strong>touristen momentan<br />

noch nicht aus. (N=43)<br />

Stimme sehr zu 45 %<br />

Stimme eher zu 45 %<br />

Stimme weniger zu 10 %<br />

Stimme nicht zu -<br />

Das Interesse der E<strong>in</strong>richtungen an wachsen<strong>den</strong> Besucher- <strong>und</strong> Touristenströmen<br />

bewegt sich für die Mehrheit der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Spannungsverhältnis. Es resultiert aus <strong>den</strong> Funktionen der E<strong>in</strong>richtungen zum Schutz<br />

des <strong>Kultur</strong>gutes <strong>und</strong> ihrem <strong>Kultur</strong>auftrag sowie dem wirtschaftlichen Druck auf<br />

E<strong>in</strong>nahmesteigerungen über zahlende Besucher. Insbesondere e<strong>in</strong>e zu starke<br />

touristische Nutzung kann zu Schä<strong>den</strong> am <strong>Kultur</strong>gut führen. Insofern s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er<br />

touristischen Vermarktung auch Grenzen im Wachstum gesetzt.<br />

Die Grenzen, die sich daraus für e<strong>in</strong> Wachstum von Besucher- <strong>und</strong> Touristenströmen<br />

ergeben, s<strong>in</strong>d wegen der Heterogenität des Untersuchungsfeldes ganz unterschiedlich<br />

gelagert. Dies spiegelt sich auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen<br />

wider. Von e<strong>in</strong>em Drittel der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld wird e<strong>in</strong>e Gefährdung<br />

des <strong>Kultur</strong>gutes aus e<strong>in</strong>er stärkeren touristischen Frequentierung als eher niedrig<br />

e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Tab. 8: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zur Gefährdung des <strong>Kultur</strong>gutes<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Bewertung der E<strong>in</strong>richtungen: Gefährdung des <strong>Kultur</strong>gutes durch stärkere touristische<br />

Vermarktung nach Schulnoten ( 1 = sehr hoch; 6 = sehr niedrig)<br />

(N=43)<br />

Schulnotenbewertung 1 <strong>und</strong> 2 30 %<br />

Schulnotenbewertung 3 <strong>und</strong> 4 34 %<br />

Schulnotenbewertung 5 <strong>und</strong> 6 36 %<br />

Insbesondere für die historischen Gärten sowie Schlösser- <strong>und</strong> Museumskomplexe im<br />

Untersuchungsfeld existiert <strong>in</strong> Bezug auf das Spannungsverhältnis der Aufgaben zum<br />

Schutz des <strong>Kultur</strong>gutes auf der e<strong>in</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Öffnung für möglichst viele Nutzer auf<br />

der anderen Seite e<strong>in</strong>e Vielzahl von speziellen Herausforderungen <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

zu e<strong>in</strong>em modernen Besuchermanagement.<br />

Grenzen im<br />

unkontrollierten<br />

Besucherwachstum:<br />

hohe Anforderungen<br />

an das Besucher-<br />

management<br />

41


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Analysebedarf zu<br />

Korrelationen<br />

zwischen touristischer<br />

Entwicklung<br />

allgeme<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

kulturtouristischer<br />

Nachfrage<br />

42<br />

Dazu gehören die Besucherlenkung, e<strong>in</strong>e ganzheitliche Vermarktung der<br />

Museumskomplexe <strong>und</strong> historischen Anlagen ebenso wie die Frage, ob unter dem<br />

pekuniären Aspekt der Ref<strong>in</strong>anzierung Gebühren für die Nutzung von Parkanlagen<br />

außerhalb der e<strong>in</strong>trittspflichtigen Ausstellungsbereiche bzw. historischen Anlagen<br />

erhoben wer<strong>den</strong> sollen.<br />

Die touristische Übernutzung, <strong>in</strong> deren Folge e<strong>in</strong>tretende Nutzungsschä<strong>den</strong> <strong>und</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ene erhöhte f<strong>in</strong>anzielle Aufwendungen der E<strong>in</strong>richtungen stellen besonders für<br />

die historischen Schlösser- <strong>und</strong> Gartenanlagen e<strong>in</strong>e Herausforderung dar. (BRANDT,<br />

ARNO 2002: 15) In diesen E<strong>in</strong>richtungen liegt die tatsächliche Zahl der Nutzer weit<br />

über der Zahl der Besucher, die die Angebote der Ausstellungs- <strong>und</strong><br />

Sammlungsbereiche sowie der Veranstaltungen der E<strong>in</strong>richtungen nutzen, die e<strong>in</strong>em<br />

Entgelt unterliegen.<br />

Die Anlagen der Preußischen Stiftung Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg<br />

beispielsweise wer<strong>den</strong> jährlich von mehr als 4 Mio. Besuchern frequentiert. Höchstens<br />

die Hälfte zahlt für <strong>den</strong> Besuch der Schlösser. Zudem konzentriert sich die Nachfrage<br />

nicht gleichmäßig auf alle historischen Anlagen. Schloss Sanssouci sei hier als das<br />

prägnanteste Beispiel angeführt. Strategien zur gezielten Besucherlenkung <strong>in</strong> die<br />

weniger bekannten <strong>und</strong> frequentierte historischen Anlagen bil<strong>den</strong> e<strong>in</strong>en Versuch der<br />

Gegensteuerung. Bei diesem Versuch hilft Potsdam Tourist mit e<strong>in</strong>er ganzheitlichen<br />

Strategie der Vermarktung der Stadt seit kurzer Zeit mit.<br />

Auch das Gartenreich Dessau-Wörlitz verzeichnet jährlich ca. 1,3 Mio. Besucher. Von<br />

nur e<strong>in</strong>em Teil dieser Nutzer des Gartenreichs profitiert die E<strong>in</strong>richtung als "zahlendem<br />

Besucher". Auch für die Wartburg <strong>in</strong> Eisenach existiert dieses Problem. Es veranlasst<br />

die E<strong>in</strong>richtung nach Wegen zu suchen, <strong>den</strong> Anteil der Besucher zu erhöhen, die die<br />

Burg nicht nur von außen als Ziel e<strong>in</strong>er Bergwanderung besichtigen.<br />

E<strong>in</strong> unkontrolliertes Wachstum e<strong>in</strong>er touristischen Nutzung liegt damit sowohl aus<br />

kulturellen als auch aus wirtschaftlichen Grün<strong>den</strong> nicht im Interesse der E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>und</strong> ihrer Träger.<br />

Angebote der Museen wer<strong>den</strong> allgeme<strong>in</strong> als „Frequenzbr<strong>in</strong>ger“ oder<br />

„Frequenzerzeuger“ für <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> bewertet. Von Interesse wäre aber auch die<br />

Frage, <strong>in</strong>wiefern umgekehrt die Museen von der touristischen Entwicklung ihrer<br />

Standorte profitieren. Diese positiven oder negativen Korrelationen zwischen<br />

touristischer Nachfrage allgeme<strong>in</strong> <strong>und</strong> Nachfrage nach <strong>den</strong> Angeboten <strong>und</strong> Leistungen<br />

kultureller E<strong>in</strong>richtungen können nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfallstudien ermittelt wer<strong>den</strong>. Sie haben<br />

komplexe E<strong>in</strong>flussfaktoren zu berücksichtigen.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise, das als Land zu <strong>den</strong> "Gew<strong>in</strong>nern" im<br />

touristischen Wettbewerb gehört, haben an dieser Entwicklung E<strong>in</strong>richtungen wie das<br />

Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> oder die Mecklenburgischen Kunstsammlungen<br />

offensichtlich nur wenig partizipiert. Beide E<strong>in</strong>richtungen gehören mit ca. 600 Tsd.<br />

bzw. ca. 320 Tsd. Jahresbesuchern zu <strong>den</strong> besucherstärksten musealen<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern. Wie e<strong>in</strong>e Untersuchung zum<br />

Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> belegt, bestand <strong>den</strong>noch ke<strong>in</strong> positiver Zusammenhang<br />

zwischen der allgeme<strong>in</strong>en <strong>Tourismus</strong>entwicklung <strong>in</strong> Strals<strong>und</strong> <strong>und</strong> der Entwicklung der<br />

Besucherzahlen des Meeresmuseums. Am Museum ist der Aufschwung des <strong>Tourismus</strong><br />

<strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern weitestgehend vorbeigegangen. (RASMUSSEN, THOMAS<br />

1997) Diese hier nur angedeutete Fragestellung bedürfte vertiefender Untersuchungen.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Auf e<strong>in</strong> Sonderproblem im ostdeutschen <strong>Kultur</strong>tourismus soll h<strong>in</strong>gewiesen wer<strong>den</strong>. In<br />

Untersuchungen zum <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> Osteuropa (RICHARDS, GREG 2001) wurde<br />

nachgewiesen, dass sich osteuropäische <strong>und</strong> westeuropäische „spezifische“<br />

<strong>Kultur</strong>touristen h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Motive <strong>und</strong> soziodemographischen Merkmale (z.B.<br />

höheres Bildungsniveau, kulturelles Kapital etc.) nicht unterschei<strong>den</strong>. E<strong>in</strong><br />

entschei<strong>den</strong>der Unterschied besteht <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>kommen, das ihre Kaufkraft <strong>und</strong><br />

Zahlungsfähigkeit bestimmt. Diese liegt bei <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>touristen aus osteuropäischen<br />

Transformationsländern deutlich niedriger als beispielsweise bei <strong>Kultur</strong>touristen aus<br />

westeuropäischen <strong>Ländern</strong>. Dieser Bef<strong>und</strong> ließe sich mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zum<br />

Teil auch auf bestimmte Gruppen von ostdeutschen <strong>Kultur</strong>reisen<strong>den</strong> übertragen, die<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Zielgruppe der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d (z.B. die ehemaligen<br />

<strong>in</strong>tellektuellen "Eliten" der DDR, die sich <strong>den</strong> Kauf von Katalogen nicht mehr leisten<br />

können). Mehrere E<strong>in</strong>richtungen haben ihr Interesse am zahlungskräftigeren<br />

"spezifischen" <strong>Kultur</strong>touristen aus <strong>den</strong> alten <strong>Ländern</strong> <strong>und</strong> aus dem westeuropäischen<br />

Ausland auch mit diesem Argument begründet.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der <strong>Tourismus</strong> für die kulturellen<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld e<strong>in</strong> Bereich der Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>und</strong><br />

Konzeptionsbildung unter verschie<strong>den</strong>en Aspekten <strong>und</strong> Interessen ist: der<br />

Besuchergew<strong>in</strong>nung, der Verbesserung der eigenen Ertragslage, der politischen<br />

Akzeptanz bei <strong>den</strong> Zuwendungsgebern oder der Infrastrukturförderung.<br />

3.4 Der <strong>Kultur</strong>tourist aus der Perspektive der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

Wie w.o. dargelegt, ist allgeme<strong>in</strong> nur unzureichend bekannt, wer tatsächlich der<br />

"<strong>Kultur</strong>tourist“ ist (vgl. Abschnitt 2.2). Es war deshalb <strong>in</strong> dieser Untersuchung von<br />

Interesse, welches Wissen <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld zum<br />

<strong>Kultur</strong>touristen existiert.<br />

Im Rahmen der E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppen<strong>in</strong>terviews wur<strong>den</strong> die Leitungen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen dazu befragt, welche Aussagen sie zum "<strong>Kultur</strong>touristen"<br />

<strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>richtung treffen können. Die Antworten der Interviewpartner s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Indiz für<br />

e<strong>in</strong>richtungsspezifisch ganz unterschiedliche Auffassungen <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />

Me<strong>in</strong>ungen zum "<strong>Kultur</strong>touristen" aus Perspektive der E<strong>in</strong>richtungen<br />

(Ausschnitte aus Gesprächsprotokollen)<br />

... wer nach Dres<strong>den</strong> kommt, ist a priori <strong>Kultur</strong>tourist. Schon deshalb unterscheidet unsere<br />

E<strong>in</strong>richtung nicht zwischen Touristen <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>touristen... (Deutsches Hygiene Museum<br />

Dres<strong>den</strong>)<br />

... der <strong>Kultur</strong>tourist ist <strong>in</strong> unserer E<strong>in</strong>richtung der klassische Kunsttourist, also e<strong>in</strong> spezifisches<br />

Fachpublikum ... (mehrere Kunstmuseen)<br />

... für unsere E<strong>in</strong>richtung s<strong>in</strong>d <strong>Kultur</strong>touristen nicht erst seit neuerer Zeit die größte<br />

Besuchergruppe ... wir hatten aber vor der Wende beispielsweise mit dem organisierten<br />

Gruppentourismus aus Osteuropa wesentlich mehr <strong>Kultur</strong>touristen im Hause als heute ...<br />

(Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>, Händelhaus Halle)<br />

Me<strong>in</strong>ungen zum<br />

<strong>Kultur</strong>touristen<br />

aus der Perspektive<br />

der E<strong>in</strong>richtungen<br />

43


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

thematische<br />

Hauptzielgruppen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

44<br />

... nicht jeder Besucher, der die Burg betritt, ist für uns <strong>Kultur</strong>tourist ... unsere wichtigste<br />

Besuchergruppe ist der "kulturhistorisch <strong>in</strong>teressierte Ausflugstourist" ... (Wartburg Eisenach)<br />

... aus fachspezifischer Sicht löst der Begriff "<strong>Kultur</strong>tourist" zunächst e<strong>in</strong>e Kränkung aus ... man<br />

sollte doch eher die unterschiedlichen Zusammenhänge von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> thematisieren<br />

(mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... der <strong>Kultur</strong>tourist von heute ist nicht mehr der <strong>Kultur</strong>tourist von gestern ... der Markt hat sich<br />

stark verändert ... vor allem haben wir es nicht mehr mit dem klassisch vorgebildeten Touristen zu<br />

tun ...(mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

Zunächst ist festzuhalten, dass für knapp 90 Prozent der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im<br />

Untersuchungsfeld der <strong>Kultur</strong>tourist e<strong>in</strong>e Zielgruppe unter anderen ist. Mit Bezug auf<br />

ihren Bildungs- <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>auftrag weisen mehr als zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e zu starke Orientierung auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>touristen <strong>den</strong> komplexen<br />

Aufgabenstellungen ihrer E<strong>in</strong>richtungen widerspricht.<br />

Tab. 8: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zur Zielgruppe "<strong>Kultur</strong>tourist"<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

N=43<br />

Unsere Zielgruppe ist nicht nur der<br />

<strong>Kultur</strong>tourist.<br />

E<strong>in</strong>e zu starke Orientierung auf<br />

<strong>Kultur</strong>touristen widerspricht <strong>den</strong> Aufgaben<br />

unserer E<strong>in</strong>richtung.<br />

Stimme sehr bzw. Stimme weniger<br />

eher zu bzw. gar nicht zu<br />

88 % 12 %<br />

66 %<br />

34 %<br />

Ergänzend wur<strong>den</strong> die E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Befragung gebeten, <strong>den</strong> Stellenwert ihrer<br />

thematischen Hauptzielgruppen nach Schulnoten zu bewerten. Die<br />

Bewertungsergebnisse verweisen neben touristischen Hauptzielgruppen (z.B. Senioren,<br />

Fachpublikum, Tagesausflügler <strong>und</strong> Städtetouristen) auf <strong>den</strong> hohen Stellenwert von<br />

örtlichen Zielgruppen (z.B. K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche).<br />

Tab. 9: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zu thematischen Hauptzielgruppen<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Bewertung der E<strong>in</strong>richtungen zum<br />

Stellenwert folgender Hauptzielgruppen<br />

(n= 43)<br />

Anteil der E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>den</strong><br />

Stellenwert der jeweiligen Zielgruppen mit<br />

sehr hoch bzw. hoch bewertet haben<br />

(Schulnoten "1" <strong>und</strong> "2")<br />

K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche 81 %<br />

Stu<strong>den</strong>ten 68 %<br />

Familien 59 %<br />

Senioren 78 %<br />

Fachpublikum 83 %<br />

Tagesausflügler 81 %<br />

Städtetouristen 72 %<br />

Kur- <strong>und</strong> Erholungsgäste 25 %<br />

Messe-, Kongress- <strong>und</strong> Tagungsgäste 36 %


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

In dem <strong>in</strong> der Untersuchung genutzten standardisierten Fragebogen wur<strong>den</strong> alle<br />

E<strong>in</strong>richtungen um präzisere Aussagen zum Anteil der <strong>Kultur</strong>touristen am<br />

Besucherpotenzial ihrer E<strong>in</strong>richtung gebeten. (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.)<br />

Als Kriterium wurde <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen die <strong>in</strong> der touristischen Literatur häufig<br />

gebrauchte Def<strong>in</strong>ition vorgegeben, nach der <strong>Kultur</strong>tourismus "alle kulturbezogenen<br />

Aktivitäten von Personen umfasst, die sich an Orte außerhalb ihrer gewohnten<br />

Umgebung, über die Grenzen ihrer Stadtregion h<strong>in</strong>aus begeben <strong>und</strong> dort<br />

gegebenenfalls auch übernachten". (BECKER <strong>und</strong> STEINECKE 1993)<br />

Die Frage, ob unter diesem Kriterium Aussagen zum <strong>Kultur</strong>touristen <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>richtung<br />

zu treffen s<strong>in</strong>d, verne<strong>in</strong>ten <strong>in</strong>sgesamt 19, d.h. knapp die Hälfte der E<strong>in</strong>richtungen. Alle<br />

anderen E<strong>in</strong>richtungen schätzten <strong>den</strong> prozentualen Anteil von <strong>Kultur</strong>touristen am<br />

Aufkommen ihrer Jahresbesucher e<strong>in</strong>. (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.)<br />

Unter <strong>den</strong> kulturellen Leuchttürmen s<strong>in</strong>d nach <strong>den</strong> Angaben der Weimarer<br />

Klassikerstätten <strong>und</strong> der Lutherge<strong>den</strong>kstätten (nur bezogen auf Wittenberg) Besucher<br />

zu ca. 95 bzw. 80 Prozent <strong>Kultur</strong>touristen. Das Bauhaus Dessau <strong>und</strong> die Wartburg<br />

Eisenach bewerten ihre Besucher sogar mit 100 Prozent ausschließlich als<br />

<strong>Kultur</strong>touristen.<br />

Unter <strong>den</strong> Gedächtnisorten wer<strong>den</strong> die Besucher vom Panorama-Museum Bad-<br />

Frankenhausen oder vom He<strong>in</strong>rich-Schliemann-Museum Ankershagen zu ca. 95 bzw.<br />

80 Prozent als <strong>Kultur</strong>touristen angesehen.<br />

Auch das Bachfest, das vom Bach-Archiv Leipzig mitorganisiert wird, spricht e<strong>in</strong>e<br />

überdurchschnittliche hohe touristische Zielgruppe an.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Besucheranalyse des Bach-Archives Leipzig zum Bachfest 2000 beträgt der<br />

Anteil der Touristen gegenüber dem Leipziger Publikum ca. 84 Prozent (im Vorjahr 65 Prozent),<br />

darunter 29 Prozent ausländische <strong>und</strong> 55 Prozent <strong>in</strong>ländische Touristen. Für die Mehrheit der<br />

Touristen (76 Prozent) ist der Besuch des Bachfestes der Hauptreiseanlass. Das Publikum wird<br />

als "überdurchschnittlich kultur<strong>in</strong>volviert <strong>und</strong> -<strong>in</strong>teressiert charakterisiert: klassische Konzerte <strong>und</strong><br />

Museen wur<strong>den</strong> <strong>in</strong>nerhalb der letzten sechs Monate von jeweils mehr als 70 Prozent der<br />

Befragten besucht." (KONTUR 21 2000: 14) Wenngleich das Jahr 2000 wegen dem von der<br />

Deutschen Zentrale für <strong>Tourismus</strong> (DZT) als Jahresthema vermarkteten "Bachjahr" e<strong>in</strong> gewisser<br />

Ausnahmestatus e<strong>in</strong>zuräumen ist, belegen die vorläufigen Ergebnisse e<strong>in</strong>er Folgeuntersuchung<br />

zum Bachjahr 2001 ähnliche Ergebnisse.<br />

Folgt man <strong>den</strong> Aussagen der E<strong>in</strong>richtungen, die dazu Angaben machten, liegt der Anteil<br />

der <strong>Kultur</strong>touristen am gesamten Besucher- <strong>und</strong> Nutzerpotenzial der<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld im Durchschnitt bei ca. 60 Prozent.<br />

Die E<strong>in</strong>richtungen wur<strong>den</strong> weiter gebeten, Angaben zur regionalen Herkunft ihrer<br />

Besucher zu übermitteln. Wegen lückenhafter Angaben waren diese nur bed<strong>in</strong>gt<br />

verwertbar (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.).<br />

Auffällig ist bei <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die dazu Angaben machten, e<strong>in</strong>e vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>ge Zahl von E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>en höheren Anteil von Besuchern aus dem<br />

Ausland anziehen.<br />

regionale Herkunft<br />

der Besucher<br />

45


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

der "generelle" <strong>und</strong><br />

der "spezifische"<br />

<strong>Kultur</strong>tourist<br />

aus der Perspektive<br />

der E<strong>in</strong>richtungen<br />

46<br />

Tab. 10: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zur regionalen Herkunft der<br />

Besucher<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Besucher der E<strong>in</strong>richtungen nach regionaler Herkunft<br />

Anteile <strong>in</strong> Prozent<br />

im Durchschnitt der E<strong>in</strong>richtungen (N=24)<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

Besucher am Standort sowie aus der näheren Region 35 %<br />

Besucher aus <strong>den</strong> übrigen <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> 30 %<br />

Besucher aus <strong>den</strong> alten <strong>Ländern</strong> 25 %<br />

Besucher aus dem Ausland 10 %<br />

Anteil von Besuchern aus dem Ausland an<br />

Jahresbesuchern (N=24)<br />

Anzahl der E<strong>in</strong>richtungen<br />

liegt über 15 % 3<br />

liegt zwischen 10 bis 15 % 7<br />

liegt unter 5 % 14<br />

Die w.o. festgestellte Differenzierung zwischen dem "generellen" <strong>und</strong> "spezifischen"<br />

<strong>Kultur</strong>touristen f<strong>in</strong>det sich auch im Untersuchungsfeld der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

wieder. In E<strong>in</strong>richtungen, wie z.B. im Bauhaus Dessau, Schliemann-Museum<br />

Ankershagen, Bacharchiv Leipzig mit Bachfest, Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum /<br />

Grassimuseum Leipzig, Robert-Schumann-Haus <strong>in</strong> Zwickau, Händelhaus <strong>in</strong> Halle,<br />

Panorama-Museum <strong>in</strong> Bad-Frankenhausen (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.),<br />

bil<strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>touristen e<strong>in</strong>e auffällig größere Zielgruppe gegenüber e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>heimischen, lokalen Publikum. Die touristische Zielgruppe ist <strong>in</strong> diesen E<strong>in</strong>richtungen<br />

weniger der "generelle" als der exklusive, "spezifische" <strong>Kultur</strong>tourist, d.h. das an e<strong>in</strong>em<br />

spezifischen kulturellen Angebot <strong>in</strong>teressierte Fachpublikum.<br />

In E<strong>in</strong>richtungen mit e<strong>in</strong>em Profil, das per se breitere Zielgruppen <strong>und</strong> deren Interessen<br />

<strong>und</strong> Reisemotive anspricht (wie z.B. <strong>in</strong> <strong>den</strong> historischen Gartenanlagen), ist der<br />

"spezifisch" kulturelle motivierte Tourist e<strong>in</strong> Besuchersegment neben anderen, wie dem<br />

"generellen" <strong>Kultur</strong>touristen, re<strong>in</strong>en Erholungstouristen, Ausflugstouristen etc.<br />

Die Untersuchung "Das Gartenreich Dessau-Wörlitz als Wirtschaftsfaktor" (BRANDT, ARNO<br />

2002: 100, 101) hält diesbezüglich folgendes Ergebnis fest:<br />

"Das Gartenreich Dessau-Wörlitz verfügt über e<strong>in</strong> umfangreiches <strong>und</strong> anschauliches Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Erholungspotenzial für <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus, durch das sowohl e<strong>in</strong> Fach- als auch e<strong>in</strong><br />

Laienpublikum angesprochen wird. ... Die Wörlitzer Anlagen wer<strong>den</strong> zu e<strong>in</strong>em großen Teil von<br />

<strong>den</strong> Besuchern aus der Region als Naherholungsziel, das nur <strong>in</strong>direkt kulturellem oder<br />

historischem Interesse dient, besucht."<br />

Auf der Basis von Besuchsmotiven wur<strong>den</strong> folgende vier Besuchergruppen ermittelt:<br />

"Stammk<strong>und</strong>en", "<strong>Kultur</strong>besucher", "Erlebnisorientierte Besucher" <strong>und</strong> "Erholungsbesucher".<br />

Festgestellt wurde, dass <strong>in</strong>sbesondere der Umfang der Besucher mit e<strong>in</strong>deutig motiviertem<br />

<strong>Kultur</strong>bezug an <strong>den</strong> Gesamtbesuchern des Gartenreichs bislang unterrepräsentiert ist.<br />

Die Untersuchung ermittelte e<strong>in</strong>en Anteil der "<strong>Kultur</strong>besucher" <strong>in</strong> Höhe von 15,4 Prozent der<br />

Befragten. (BRANDT, ARNO 2002: 66)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Zu ten<strong>den</strong>ziell ähnlichen Aussagen kommt auch die Besucheranalyse der Stiftung<br />

Preußische Schlösser <strong>und</strong> Garten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg, nach der 38 Prozent der<br />

Befragten als wichtigsten Besuchsgr<strong>und</strong> "bei schönem Wetter spazieren gehen"<br />

benannt haben (INSTITUT FÜR TOURISMUS 1998).<br />

Wie problematisch jedoch e<strong>in</strong>e Abgrenzung der „spezifischen“ <strong>Kultur</strong>touristen von <strong>den</strong><br />

„generellen“ <strong>Kultur</strong>touristen ist, verdeutlicht das Beispiel des Gartenreichs Dessau-<br />

Wörlitz. In unserer Befragung benannte uns die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>en Anteil der<br />

"<strong>Kultur</strong>touristen" <strong>in</strong> Höhe von ca. 50 Prozent. Diese Angaben beziehen sich nach<br />

Auskunft der E<strong>in</strong>richtung nicht auf die gesamten Nutzer des Gartenreichs, sondern auf<br />

die Besucher ausgewählter Schlossanlagen.<br />

Ähnlich <strong>den</strong> historischen Gartenanlagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die auf Natur- <strong>und</strong><br />

Technikwissenschaften oder e<strong>in</strong> komplexeres Gesamterlebnis ausgerichtet s<strong>in</strong>d, weder<br />

die Besucher per se auf <strong>den</strong> Begriff des klassischen <strong>Kultur</strong>touristen festzulegen noch<br />

die Besuchsmotive alle<strong>in</strong> kulturell begründet.<br />

Das Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> oder das Deutsche Hygiene Museum Dres<strong>den</strong> können<br />

dieser Gruppe von E<strong>in</strong>richtungen zugerechnet wer<strong>den</strong>. Beide E<strong>in</strong>richtungen haben<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich auch aus diesem Gr<strong>und</strong>e ke<strong>in</strong>e Angaben zum Anteil der <strong>Kultur</strong>touristen<br />

an <strong>den</strong> Besuchern ihrer E<strong>in</strong>richtung übergeben, obwohl sie über Besucheranalysen<br />

verfügen.<br />

Zusammenfassend lässt sich zum "<strong>Kultur</strong>touristen" aus der Perspektive der<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld festhalten:<br />

<strong>Kultur</strong>touristen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> Blaubuche<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e wichtige Besuchergruppe. Ihr<br />

Stellenwert <strong>und</strong> Anteil als Hauptzielgruppe ist bei der Mehrzahl der E<strong>in</strong>richtungen hoch.<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Kriterium von "kulturbezogenen Aktivitäten", das Touristiker <strong>in</strong> der<br />

Abgrenzung des <strong>Kultur</strong>tourismus von anderen <strong>Tourismus</strong>formen nutzen, ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur wenig geeignet, präzise Informationen zum <strong>Kultur</strong>touristen zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Das Wissen um <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>touristen ist bei <strong>den</strong> meisten E<strong>in</strong>richtungen im<br />

Untersuchungsfeld begrenzt. Dies ist zum e<strong>in</strong>en auf das allgeme<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>itionsdilemma<br />

zum <strong>Kultur</strong>tourismus zurückzuführen. Zum anderen ist das Selbstverständnis der<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>touristen von e<strong>in</strong>richtungsspezifisch<br />

unterschiedlichen Erfahrungen bestimmt.<br />

E<strong>in</strong>richtungsbezogene Besucher- <strong>und</strong> Zielgruppenanalysen (wie im Falle der w.o.<br />

zitierten Untersuchungen zum Bachfest Leipzig oder zum Gartenreich Dessau-Wörlitz)<br />

können dieses Wissen erweitern. Über solche Untersuchungen verfügen momentan nur<br />

wenige E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld.<br />

Zwischenfazit<br />

47


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> für die<br />

Bedeutung der<br />

drei K's<br />

48<br />

3.5 Kooperation, Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kommunikation<br />

Das Thema Kooperation, Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kommunikation (drei K's) durchzieht<br />

momentan viele kritische Analysen <strong>und</strong> Debatten zum <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong>. Wegen<br />

des Doppelcharakters des touristischen "Produkts" s<strong>in</strong>d die "drei K's" <strong>in</strong> besonderem<br />

Maße e<strong>in</strong> Themenfeld aktueller Ause<strong>in</strong>andersetzungen <strong>in</strong> der kulturtouristischen Praxis.<br />

Auch im Untersuchungsfeld dieser Studie berührt es bei örtlich unterschiedlicher<br />

Ausgangslage sowohl die touristische Profilierung der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen als auch<br />

ihrer überwiegend städtischen Standorte.<br />

Für die Umsetzung kulturtouristischer Entwicklungskonzepte, die e<strong>in</strong>e möglichst<br />

"geschlossene Kette" <strong>in</strong> Entwicklung, Vertrieb <strong>und</strong> Vermarktung kulturtouristischer<br />

"Produkte" zur Voraussetzung hat, s<strong>in</strong>d enge Kooperationen zwischen kulturellen <strong>und</strong><br />

touristischen Akteuren erforderlich. Sie setzen u.a. e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionen- <strong>und</strong><br />

fachressortübergeifende Praxis voraus.<br />

Vergleichbar dem Bereich der kommunalen Wirtschaftsförderung, die ebenso als<br />

Querschnittsaufgabe begriffen wer<strong>den</strong> muss, lassen sich durch e<strong>in</strong>e solche Praxis nicht<br />

nur zusätzliche Ressourcen mobilisieren. Wie e<strong>in</strong>e Untersuchung zu <strong>den</strong><br />

Erfolgsfaktoren kommunaler Wirtschaftspolitik <strong>in</strong> Ostdeutschland aktuell belegt, s<strong>in</strong>d<br />

Kommunen mit aufe<strong>in</strong>ander bezogenen Fachpolitiken (Stadtentwicklungs-,<br />

Arbeitsmarkt-, <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Umweltpolitik) erkennbar erfolgreicher als Kommunen, <strong>den</strong>en<br />

dies weniger gel<strong>in</strong>gt. (BLUME, LORENZ 2001: 46)<br />

Diverse Untersuchungen, die <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> aus<br />

kulturwirtschaftlicher Perspektive analysiert <strong>und</strong> bewertet haben<br />

(ARBEITSGEMEINSCHAFT KULTURWIRTSCHAFT LSA 2001; ZAREWI-PROJEKT<br />

2001; BORNER, JOCHEN 2002; KULTURWIRTSCHAFT MV 1997), machen auf<br />

Defizite im Bereich von Kooperation, Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kommunikation aufmerksam.<br />

In <strong>den</strong> Handlungsempfehlungen zur Stärkung des <strong>Kultur</strong>tourismus stellt beispielsweise<br />

der <strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht für Sachsen-Anhalt diesbezüglich fest:<br />

"Dabei geht es darum:<br />

- <strong>den</strong> vorhan<strong>den</strong>en Informationsfluss <strong>und</strong> die Kommunikation bei <strong>und</strong> zwischen<br />

<strong>den</strong> kulturtouristischen Akteuren zu verbessern,<br />

- ebenso die Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kooperation,<br />

- die Servicequalifizierung der kulturtouristischen Akteure zu verbessern <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

"Gastgeberland Sachsen-Anhalt" zu entwickeln,<br />

- die kulturtouristischen Produkte marktorientierter, auf Zielgruppen ausgerichtet<br />

zu gestalten sowie Kernkompetenzen auszubauen <strong>und</strong> um die Freizeitkultur zu<br />

ergänzen,<br />

- die Images/Profile des Landes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er <strong>Tourismus</strong>regionen durch<br />

Verbesserung regionaler kultureller Stärken nach <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> außen zu<br />

verbessern.<br />

Insgesamt ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Reduzierung der Informations- <strong>und</strong> Kommunikations-<br />

sowie der Koord<strong>in</strong>ations- <strong>und</strong> Kooperationsdefizite e<strong>in</strong>e besonders hohe Priorität zu<br />

haben." (ARBEITSGEMEINSCHAFT KULTURWIRTSCHAFT LSA 2001: 123, 124)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Auch für westdeutsche B<strong>und</strong>esländer belegen Analysen diesen Handlungsbedarf. So<br />

stellt der 4. <strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen fest, dass bei der Entwicklung<br />

kulturtouristischer Produkte <strong>und</strong> Strategien zwischen touristischen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Akteuren Sprach- <strong>und</strong> Verständigungsprobleme existieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e vorurteilsfreie<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation nicht immer vorausgesetzt wer<strong>den</strong> kann.<br />

(KULTURWIRTSCHAFTSBERICHT NRW 2001)<br />

Ebenso wird für die meisten west- <strong>und</strong> die noch im Transformationsprozess bef<strong>in</strong>dlichen<br />

osteuropäischen Länder das Zusammenwirken von kulturellen <strong>und</strong> touristischen<br />

Akteuren kritisch <strong>und</strong> als e<strong>in</strong> Schlüsselproblem im modernen <strong>Kultur</strong>tourismus bewertet.<br />

(CULTURELINK NETWORK 2002)<br />

Andererseits wird aus der kulturellen Praxis heraus gefordert, dass <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen<br />

selbst <strong>in</strong>itiativ wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> nicht darauf warten sollten, von der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft<br />

bestimmt zu wer<strong>den</strong>. (RHEIN, STEFAN 2000: 53) Oder, wie an anderer Stelle durch<br />

<strong>den</strong> Deutschen Museumsb<strong>und</strong> festgestellt, s<strong>in</strong>d „klare I<strong>den</strong>tität <strong>und</strong> Ausdrucksform<br />

(C.D.: der Museen) für <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong>vermarkter e<strong>in</strong> deutlicher Aktionsbonus“.<br />

(DEUTSCHER MUSEUMSBUND 1998)<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wurde dem Handlungsfeld der "drei K's" sowohl <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Interviews als auch <strong>in</strong> der standardisierten Befragung vertiefend nachgegangen. Dabei<br />

<strong>in</strong>teressierten weniger die fachlichen Netzwerke <strong>und</strong> Kooperationen, <strong>in</strong> die alle<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen auf <strong>in</strong>ternationaler, nationaler oder lokaler Ebene sowieso<br />

e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, sondern die im touristischen Kontext im engeren S<strong>in</strong>ne relevanten<br />

Partnerschaften.<br />

Die nachfolgen<strong>den</strong> Zitate aus <strong>den</strong> E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppen<strong>in</strong>terviews s<strong>in</strong>d zunächst<br />

geeignet, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> konkrete Kooperationserfahrungen zwischen <strong>den</strong> kulturellen<br />

<strong>und</strong> touristischen Akteuren zu geben.<br />

Kooperation, Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kommunikation zwischen <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

- Erfahrungen aus der Perspektive der kulturellen Akteure<br />

(Ausschnitte aus Gesprächsprotokollen)<br />

... wir haben erkannt, dass man von <strong>den</strong> Touristikern lernen kann, sie haben das Fachwissen im<br />

Bereich Vertrieb <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g ... (verschie<strong>den</strong>e kulturelle E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Dres<strong>den</strong> <strong>und</strong> Leipzig)<br />

... über die überregionale touristische Vermarktung des Bachjahres (DZT <strong>und</strong> Landes<strong>in</strong>itiative)<br />

s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> Kommunikationszusammenhänge gekommen, die wir ohne diese nie alle<strong>in</strong>e<br />

bewerkstelligen könnten ... (Bach-Archiv Leipzig)<br />

... leider <strong>in</strong>teressieren sich die Touristiker nicht für die kle<strong>in</strong>en, unspektakulären Angebote ... es ist<br />

schwierig, deren Aufmerksamkeit auf die kle<strong>in</strong>en Museen zu lenken ... (Gerhart-Hauptmann-<br />

Museum Erkner)<br />

... entschei<strong>den</strong>d s<strong>in</strong>d die personellen Konstellationen bei <strong>den</strong> verantwortlichen touristischen<br />

Entscheidungsträgern, ihr Verständnis um die Bedeutung <strong>und</strong> Wertigkeit von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Kunst im<br />

städtischen Kontext ... (mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... die Touristiker brauchen "simple" Botschaften ... wegen der Vielfalt des kulturellen Auftrags<br />

<strong>und</strong> unserer Leistungen s<strong>in</strong>d diese jedoch <strong>in</strong> der touristischen Vermarktung nur schwer auf e<strong>in</strong>en<br />

Begriff zu br<strong>in</strong>gen bzw. schwer zu vermitteln ... (mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> konkrete<br />

Erfahrungen zu <strong>den</strong><br />

drei K's<br />

49


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

50<br />

... Voraussetzung für Kooperationen mit <strong>den</strong> Touristikern ist zunächst das Vorhan<strong>den</strong>se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es<br />

"kulturellen Produktes" (mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... die Touristiker s<strong>in</strong>d sich selbst nicht im Klaren darüber, wor<strong>in</strong> <strong>den</strong>n das<br />

"Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal" ihrer Stadt besteht... e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam getragenes Stadtmarket<strong>in</strong>gkonzept<br />

existiert entweder nicht oder ist gerade erst wieder neu <strong>in</strong> der Debatte (E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Halle,<br />

Chemnitz, Altenburg, Schwer<strong>in</strong>)<br />

... die Zersplitterung von Verantwortung <strong>und</strong> Kompetenzen sowie Doppelstrukturen <strong>in</strong>nerhalb der<br />

touristischen Dienstleister <strong>und</strong> ihrer Verbände legen Ressourcen <strong>und</strong> Energien lahm ... es wäre<br />

s<strong>in</strong>nvoll nach dem tatsächlichen Output <strong>und</strong> nach der Wirksamkeit von Umsetzungsprozessen zu<br />

fragen ... (mehrere E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... die Touristiker müssen begreifen, dass e<strong>in</strong>e "Monokultur" im Lande nichts nützt ... (mehrere<br />

E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... e<strong>in</strong> entschei<strong>den</strong>des H<strong>in</strong>dernis für uns ist, dass wir dem erforderlichen längerfristigen<br />

Planungshorizont im <strong>Tourismus</strong> wegen mangelnder eigener Planungssicherheit nicht<br />

entsprechen können, auch wenn wir dies wollen ... (fast alle E<strong>in</strong>richtungen)<br />

... wir müssen uns auf <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> e<strong>in</strong>lassen, ohne das "Geschäft" zu verstehen ... (mehrere<br />

E<strong>in</strong>richtungen)<br />

Kooperation, Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Kommunikation zwischen <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

- Erfahrungen aus der Perspektive der touristischen Akteure<br />

(Ausschnitte aus Gesprächsprotokollen)<br />

... der <strong>Tourismus</strong> entdeckt die <strong>Kultur</strong> als Geschäftsfeld erst seit kurzer Zeit ...<br />

... weder der <strong>Tourismus</strong> noch die <strong>Kultur</strong> haben ausreichend Geld <strong>und</strong> qualifiziertes Personal für<br />

Vertrieb <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g (mehrere Tourist<strong>in</strong>formationen)<br />

... nicht alle kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> nicht jedes kulturelle "Produkt" ist touristisch attraktiv<br />

<strong>und</strong> vermarktbar ... außerdem fehlt es uns besonders im <strong>Kultur</strong>tourismus an geschlossenen<br />

Serviceketten ...<br />

... <strong>Tourismus</strong> wird von <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen als e<strong>in</strong> "Vehikel" betrachtet, dessen man sich<br />

bedient ... oder auch nicht ...<br />

... Kooperationen funktionieren nur dann, wenn man diese tatsächlich will ... dies setzt<br />

geme<strong>in</strong>same Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse voraus ...<br />

... der ostdeutsche <strong>Kultur</strong>betrieb hat erhebliche Mängel <strong>in</strong> der Marktbeobachtung <strong>und</strong> deren<br />

Akteure e<strong>in</strong> Problem mit der Selbstvermarktung ...<br />

... das Market<strong>in</strong>g von <strong>Kultur</strong> im <strong>Tourismus</strong> ist nicht e<strong>in</strong>faches "Produkt"-Market<strong>in</strong>g, sondern stellt<br />

komplexere <strong>und</strong> zum Teil subtilere Anforderungen ...<br />

... der Faktor Zeit auf Angebots- <strong>und</strong> Nachfrageseite wird von <strong>den</strong> kulturellen Akteuren<br />

unterschätzt <strong>und</strong> zu wenig beachtet ...


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Wenngleich das Bewusstse<strong>in</strong> über die Bedeutung von strategischen Partnerschaften mit<br />

der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft seitens der kulturellen Akteure erheblich gestiegen ist (vgl.<br />

Abschnitt 3.2), verweisen auch die Ergebnisse dieser Untersuchung auf e<strong>in</strong>en<br />

erheblichen Handlungsbedarf. Er existiert <strong>in</strong> unterschiedlichen Feldern.<br />

Bis auf wenige Ausnahmen haben fast alle E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

zurückliegen<strong>den</strong> Jahren e<strong>in</strong> Netz von Kooperationen mit Partnern <strong>in</strong> der<br />

<strong>Tourismus</strong>wirtschaft aufgebaut. In <strong>den</strong> Interviews wurde oft betont, dass dies e<strong>in</strong><br />

gegenseitiger Lernprozess war.<br />

Am <strong>in</strong>tensivsten entwickelt s<strong>in</strong>d bei der Mehrzahl der E<strong>in</strong>richtungen im<br />

Untersuchungsfeld die Kontakte zu <strong>den</strong> lokalen bzw. regionalen touristischen Akteuren<br />

(z.B. Tourist<strong>in</strong>formationen, Tourist-Market<strong>in</strong>ggesellschaften auf der Ebene der Städte<br />

oder Regionen). Darauf verweisen beispielsweise alle<strong>in</strong> die Internetseiten der<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen mit Verl<strong>in</strong>kungen zu <strong>den</strong> relevanten touristischen<br />

Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen an <strong>den</strong> Standorten der E<strong>in</strong>richtungen (vgl. Exkurs 2:<br />

Websiterecherche der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen). Die meisten E<strong>in</strong>richtungen haben<br />

zugleich eigenständige Vertriebspartnerschaften zu privaten touristischen Dienstleistern<br />

aufgebaut (z.B. Hotellerie, allgeme<strong>in</strong>e oder auf <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Bildungsreisen spezialisierte<br />

Reiseunternehmen <strong>und</strong> -veranstalter), soweit ihnen dies u.a. die eigenen personellen<br />

Voraussetzungen gestatten.<br />

Zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen gaben an, mit <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong>organisationen an ihren<br />

Standorten <strong>in</strong> regelmäßigem Austausch zu stehen <strong>und</strong> selbst über ihre Aktivitäten <strong>und</strong><br />

kulturellen Angebote zu <strong>in</strong>formieren (z.B. mit Fortbildungen der Frem<strong>den</strong>führer). In<br />

Leipzig beispielsweise s<strong>in</strong>d die <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen am sogenannten<br />

"<strong>Tourismus</strong>frühstück" beteiligt, das nach <strong>den</strong> Aussagen der E<strong>in</strong>richtungen positive<br />

Impulse im S<strong>in</strong>ne der "drei K's" gesetzt hat.<br />

Dort, wo thematische Bezüge <strong>und</strong> Verknüpfungen mit Schwerpunkten der touristischen<br />

Vermarktung auf Landes- oder B<strong>und</strong>esebene gegeben s<strong>in</strong>d, existieren Kooperationen<br />

verstärkt auch zu diesen touristischen Akteuren (Landesmarket<strong>in</strong>ggesellschaften, DZT,<br />

DTV). Von touristischen Kampagnen <strong>und</strong> Dachmarkenthemen wie z.B. "Luther`s Land"<br />

haben die Luther-Ge<strong>den</strong>kstätten Wittenberg-Eisleben <strong>und</strong> die Wartburg Eisenach, oder<br />

vom "Bachjahr", zusätzlich durch die DZT forciert, das Bacharchiv Leipzig <strong>und</strong> das<br />

Bachhaus Eisenach im jeweiligen Vermarktungsjahr sichtlich profitiert (vgl. Exkurs 3:<br />

Entwicklung der Besucher <strong>in</strong> ausgewählten Blaubuche<strong>in</strong>richtungen 1990 bis<br />

2001).<br />

Das Engagement der Länder zur Herstellung themenbezogener Kooperationen <strong>und</strong> zum<br />

Aufbau von Market<strong>in</strong>gallianzen, das seit e<strong>in</strong>iger Zeit auch Landesgrenzen überschreitet,<br />

hat für e<strong>in</strong>ige Blaubuche<strong>in</strong>richtungen "Mitnahmeeffekte" aus überregionaler<br />

Wahrnehmung <strong>und</strong> touristischer Vermarktung erzeugt. E<strong>in</strong>ige der w.o. genannten<br />

E<strong>in</strong>richtungen haben angemerkt, dass ihnen dadurch Wege geöffnet wur<strong>den</strong>, die sie <strong>in</strong><br />

Isolation mit Alle<strong>in</strong>gängen nicht hätten bewerkstelligen können.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der <strong>in</strong> <strong>den</strong> Interviews von vielen anderen E<strong>in</strong>richtungen zum<br />

Ausdruck gebrachten Probleme bei der Bewerkstelligung kooperativer Allianzen mit<br />

<strong>den</strong> touristischen Akteuren (vgl. w.o. Zitate Gesprächsprotokolle) wur<strong>den</strong> die<br />

E<strong>in</strong>richtungen gebeten, strukturelle Entwicklungshemmnisse für die touristische<br />

Vermarktung zu benennen. Die Bewertungen wur<strong>den</strong> getrennt nach<br />

Kooperationserfahrungen mit <strong>den</strong> touristischen Partnern auf Landesebene e<strong>in</strong>erseits<br />

<strong>und</strong> städtischer bzw. regionaler Ebene andererseits erbeten.<br />

Vielfalt von<br />

Kooperationsbeziehungen<br />

51


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Bewertungen zu<br />

Entwicklungs-<br />

hemmnissen<br />

52<br />

Da mehr als die Hälfte der E<strong>in</strong>richtungen nach eigenen Angaben nicht über die<br />

touristischen Orientierungen <strong>und</strong> Schwerpunktbildungen auf Landesebene <strong>in</strong>formiert ist,<br />

musste hier auf e<strong>in</strong>e Auswertung verzichtet wer<strong>den</strong>. Ger<strong>in</strong>ge <strong>in</strong>haltliche<br />

Berührungspunkte vieler E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld zu <strong>den</strong> thematischen<br />

Schwerpunkten der touristischen Landes<strong>in</strong>itiativen müssen bei e<strong>in</strong>er Interpretation<br />

dieses Ergebnisses berücksichtigt wer<strong>den</strong>. „Mitnahmeffekte“ von Landes- <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>itiativen im kulturtouristischen Themenmarket<strong>in</strong>g existieren nur für die<br />

E<strong>in</strong>richtungen, die aus ihrem <strong>in</strong>haltlichen Profil heraus Bezüge zu diesen Initiativen<br />

aufweisen (z.B. Bachjahr).<br />

Aus <strong>den</strong> Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zu vorhan<strong>den</strong>en Entwicklungshemmnissen <strong>in</strong><br />

Bezug auf Kooperationen mit <strong>den</strong> touristischen Partnern auf der Ebene der Städte<br />

wer<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von systemischen Problemlagen erkennbar. Sie wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

geführten Interviews von vielen E<strong>in</strong>richtungen mit konkreten Beispielen dargelegt.<br />

Tab. 11: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zu Entwicklungshemmnissen <strong>in</strong><br />

der touristischen Vermarktung<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Wo liegen auf städtischer bzw. regionaler Ebene<br />

die größten Entwicklungshemmnisse für die<br />

touristische Vermarktung?<br />

(N=39)<br />

Anteil der E<strong>in</strong>richtungen, die das<br />

jeweilige Hemmnis mit 1 = sehr hoch<br />

<strong>und</strong> 2 = hoch bewertet haben<br />

(Schulnotenbewertung 1 bis 6)<br />

zu viele Gremien/Akteure 44 %<br />

Diskont<strong>in</strong>uität beim Aufbau touristischer Strukturen 53 %<br />

Informationsdefizite 63 %<br />

unklare Entscheidungskompetenzen 62 %<br />

mangelnde Transparenz <strong>in</strong> Entscheidungsprozessen 60 %<br />

unterschiedlicher Planungshorizont 68 %<br />

Interkommunaler Wettbewerb: Widerstände gegen<br />

geme<strong>in</strong>same Vermarktung mit anderen Städten<br />

31 %<br />

Danach gibt e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil der E<strong>in</strong>richtungen Defizite <strong>in</strong> Information, mangelnde<br />

Transparenz <strong>in</strong> Entscheidungsprozessen, Diskont<strong>in</strong>uität beim Aufbau der touristischen<br />

Strukturen sowie unterschiedliche Planungshorizonte als sehr hohes bis hohes<br />

Entwicklungshemmnis <strong>in</strong> der touristischen Vermarktung ihrer E<strong>in</strong>richtung an.<br />

Unterschiedliche Planungshorizonte zwischen kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteuren<br />

erhielten ebenso bei der Frage nach <strong>den</strong> Grün<strong>den</strong> für das Scheitern von Kooperationen<br />

mit <strong>den</strong> touristischen Dienstleistern entsprechend hohe Nennungen (vgl. Tab. 12).<br />

Den für die touristische Vermarktung erforderlichen längerfristigen Planungszeiträumen<br />

kann seitens der meisten kulturellen E<strong>in</strong>richtungen wegen unsicherer eigener, langfristig<br />

orientierter Planungs- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierungsgr<strong>und</strong>lagen nicht entsprochen wer<strong>den</strong>.<br />

Auf Grenzen <strong>in</strong> langfristiger Planung der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen hat auch die<br />

Recherche der Internetseiten der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen verwiesen. Nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger<br />

Teil der E<strong>in</strong>richtungen kündigt zum Zeitpunkt der Website-Recherche eigene<br />

Programmplanungen zu Ausstellungs- <strong>und</strong> Veranstaltungsvorhaben über 2002 h<strong>in</strong>aus<br />

an. (vgl. Exkurs 2: Websiterecherche der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Abhilfe ließe sich hierzu gr<strong>und</strong>sätzlich nur schaffen durch Herstellung verb<strong>in</strong>dlicher,<br />

längerfristiger Planungssicherheit durch die Träger der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen. (vgl.<br />

Abschnitt 2.6)<br />

Tab. 12: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Bezug auf das Scheitern von<br />

Kooperationen mit <strong>den</strong> touristischen Akteuren<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Gründe für das Scheitern von Kooperationen<br />

Mit <strong>den</strong> touristischen Akteuren<br />

(N=16)<br />

Anteil der E<strong>in</strong>richtungen, die diese<br />

Gründe mit 1 = sehr hoch <strong>und</strong> 2 = hoch<br />

bewertet haben<br />

(Schulnotenbewertung 1-6)<br />

unterschiedlicher Planungshorizont 87 %<br />

"Sprach"- <strong>und</strong> Verständigungsprobleme 72 %<br />

Informationsdefizite 75 %<br />

gegensätzliche Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse 64 %<br />

E<strong>in</strong>e weitere Beobachtung, die sich sowohl aus <strong>den</strong> Interviews als auch aus punktuell<br />

e<strong>in</strong>gesehenen Dokumenten der Städte (Market<strong>in</strong>gkonzepte, Leitbilder,<br />

<strong>Tourismus</strong>analysen, <strong>Kultur</strong>entwicklungspläne der Städte) ergibt, berührt e<strong>in</strong>en<br />

übergeordnete Zusammenhang.<br />

Dieser betrifft die Frage, wie sich ostdeutsche Städte konkret <strong>in</strong> ihrem eigenen<br />

Selbstverständnis auf ihre Geschichte <strong>und</strong> kulturellen Orte beziehen <strong>und</strong> welche<br />

Bedeutung <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> ihren unterschiedlichen Dimensionen, Ausdrucks- <strong>und</strong><br />

Angebotsformen dar<strong>in</strong> hat. Dabei spielt e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle, <strong>in</strong> welchem Maße <strong>und</strong><br />

über welche Formen kulturelle E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> deren Akteure e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

städtische <strong>und</strong> regionale Entwicklungsstrategien.<br />

Dieser Punkt bedürfte e<strong>in</strong>er eigenständigen Untersuchung. Gleichwohl verweisen die<br />

Befragungsergebnisse der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im Rahmen dieser Untersuchungen<br />

auf e<strong>in</strong>e für viele ostdeutsche Städte zutreffende, noch unbefriedigende Situation.<br />

Tab. 13: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zur <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

touristischen Fragestellungen auf der Ebene der Städte<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Bewertung folgender Aussagen durch die E<strong>in</strong>richtungen<br />

(N=43)<br />

Anteil der E<strong>in</strong>richtungen, mit<br />

Bewertungen als 1 = sehr<br />

hoch <strong>und</strong> 2 = hoch zutreffend<br />

(Schulnotenbewertung 1-6)<br />

Stellenwert des <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> unserer Stadt vor 1990. 40 %<br />

Aktueller Stellenwert des <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> unserer Stadt, u.a. <strong>in</strong><br />

Fragen des Stadtmarket<strong>in</strong>gs sowie touristischer Profilierung.<br />

80 %<br />

Unsere Stadt hat e<strong>in</strong>e klare I<strong>den</strong>tität <strong>und</strong> e<strong>in</strong> touristisches<br />

Leitbild im Innen- <strong>und</strong> Außenmarket<strong>in</strong>g.<br />

30 %<br />

Unsere Stadt r<strong>in</strong>gt noch immer um e<strong>in</strong>e klare I<strong>den</strong>tität <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

touristisches Leitbild als Voraussetzung für e<strong>in</strong> Innen- <strong>und</strong><br />

Außenmarket<strong>in</strong>g.<br />

80 %<br />

Unsere Stadt hat zwar e<strong>in</strong> touristisches Leitbild <strong>und</strong><br />

Stadtmarket<strong>in</strong>gkonzept, aber Probleme <strong>in</strong> ihrer Umsetzung.<br />

80 %<br />

Unsere Stadt hat <strong>in</strong> <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong> Jahren mehrfach die<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Zuständigkeiten für die touristische Vermarktung<br />

auf städtischer Ebene (bzw. der Personen) verändert.<br />

45 %<br />

Unsere Stadt hat <strong>in</strong> der touristischen Vermarktung <strong>und</strong> im<br />

Kampf um überregionale Aufmerksamkeit nur e<strong>in</strong>e Chance<br />

durch Bes<strong>in</strong>nung auf ihr kulturelles Potenzial.<br />

98 %<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong><br />

städtische <strong>und</strong><br />

regionale<br />

Entwicklungs-<br />

konzepte<br />

53


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

54<br />

Rolle der<br />

Landesmuseumsverbände<br />

<strong>in</strong> Bezug<br />

auf <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

steigt<br />

Zu diesen Ergebnissen der Befragung muss angemerkt wer<strong>den</strong>, dass die Bewertungen<br />

der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Städten wie Dres<strong>den</strong> <strong>und</strong> Leipzig, die zu <strong>den</strong><br />

"Gew<strong>in</strong>nern" im ostdeutschen Städte- <strong>und</strong> Tagestourismus zählen, wesentlich positiver<br />

ausfallen als <strong>in</strong> Bezug auf die Standorte der anderen E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Trotz e<strong>in</strong>es gewachsenen Stellenwertes des <strong>Tourismus</strong> im Rahmen der regionalen <strong>und</strong><br />

städtischen Strukturentwicklung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es darauf gerichteten Regionen- <strong>und</strong><br />

Stadtmarket<strong>in</strong>gs haben die meisten kulturellen E<strong>in</strong>richtungen die momentanen<br />

Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e "kulturtouristische Inwertsetzung" ihrer Städte eher<br />

kritisch bewertet.<br />

Hier fallen besonders das weiterh<strong>in</strong> andauernde R<strong>in</strong>gen vieler ostdeutscher Städte um<br />

e<strong>in</strong>e klare I<strong>den</strong>tität <strong>und</strong> e<strong>in</strong> touristisches Leitbild als Voraussetzung für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternes <strong>und</strong><br />

externes Market<strong>in</strong>g sowie Umsetzungsprobleme (u.a. bei der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der kulturellen<br />

Akteure) <strong>in</strong>s Gewicht. Dies steht im Widerspruch zu der Aussage, der fast alle<br />

E<strong>in</strong>richtungen zugestimmt haben: Unsere Stadt hat <strong>in</strong> der touristischen Vermarktung<br />

<strong>und</strong> im Kampf um überregionale Aufmerksamkeit nur e<strong>in</strong>e Chance, wenn sie sich auf ihr<br />

kulturelles Potenzial bes<strong>in</strong>nt.<br />

Als e<strong>in</strong>e gesonderte Frage war aus kulturpolitischer Perspektive von Interesse, welche<br />

Anforderungen die E<strong>in</strong>richtungen an die Landesverbände der Museen im touristischen<br />

Kontext stellen. Die Landesverbände der Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> setzen sich mit<br />

dem Thema "Museen <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>" seit e<strong>in</strong>iger Zeit verstärkt ause<strong>in</strong>ander. Sie s<strong>in</strong>d<br />

daher im touristischen Kontext e<strong>in</strong> relevanter, zu berücksichtigender Partner.<br />

Neben der Lobbyarbeit <strong>und</strong> Konzeptionsbildung auf Landesebene, die die E<strong>in</strong>richtungen<br />

als wichtigste Funktion der Landesverbände der Museen ansehen, wird von ihnen e<strong>in</strong>e<br />

verstärkte Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Thema <strong>Tourismus</strong> erwartet. Dieser Bedarf<br />

wurde stärker aus dem Kreis der kle<strong>in</strong>eren Gedächtnisorte signalisiert.<br />

Als erfolgreich wird beispielsweise das Pilotprojekt zur Weiterbildung der Museen <strong>in</strong><br />

Sachsen-Anhalt bewertet, das die Harzer Hochschulgruppe e.V. <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

dem Museumsverband Sachsen-Anhalt im Jahr 1999 durchgeführt hat. (CORDES,<br />

JENS; MANSCHWETUS, UWE 2001a: 108) Auch <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen zeichnet sich e<strong>in</strong><br />

starkes Engagement des Landesmuseumsverbandes <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> ab.<br />

Tab. 14: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zu Landesmuseumsverbän<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> deren Funktionen im touristischen Kontext<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

(N=36) Welchen Stellenwert hatte<br />

Ihr Landesmuseumsverband<br />

Museen bisher bei der<br />

Unterbreitung von Qualifizierungsangeboten<br />

zum Thema<br />

<strong>Tourismus</strong>?<br />

Welchen Stellenwert haben<br />

künftig Qualifizierungsangebote<br />

Ihres Landesmuseumsverbandes<br />

zum<br />

Thema <strong>Tourismus</strong>?<br />

(Bewertung nach Schulnoten: 1 = sehr hoch; 6 = sehr niedrig)<br />

Schulnotenbewertung 1 <strong>und</strong> 2 6 % 60 %<br />

Schulnotenbewertung 3 <strong>und</strong> 4 47 % 30 %<br />

Schulnotenbewertung 5 <strong>und</strong> 6 47 % 10 %


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

E<strong>in</strong> Qualifizierungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarf der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld<br />

besteht allerd<strong>in</strong>gs nicht nur zu touristischen Fragen. Vor allem auf der Mitarbeiterebene<br />

ist dieser Bedarf unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Befragung wesentlich<br />

weiter gespannt. Nur fünf E<strong>in</strong>richtungen sahen für sich momentan ke<strong>in</strong>en<br />

Qualifizierungsbedarf.<br />

Unsere Befragung wurde von mehreren E<strong>in</strong>richtungen ergänzt um <strong>den</strong><br />

Qualifizierungsbedarf im Bereich Controll<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnologien.<br />

Als e<strong>in</strong> ostdeutsches Sonderproblem muss das von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen signalisierte<br />

Defizit <strong>in</strong> der Kenntnis von Fremdsprachen gesehen wer<strong>den</strong> (vor allem auf der<br />

Mitarbeiterebene). Es ist verw<strong>und</strong>erlich, dass dieser Bedarf <strong>in</strong> Fortbildungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> -angeboten, wenn überhaupt, e<strong>in</strong>e so marg<strong>in</strong>ale Rolle spielt. Auch im<br />

Projektvorschlag zu e<strong>in</strong>er Qualifizierungsoffensive im Land Sachsen-Anhalt im Rahmen<br />

der Erarbeitung des Landeskulturkonzeptes ist dieser Bedarf außer Acht gelassen.<br />

(CORDES, JENS; MANSCHWETUS, UWE 2001b)<br />

Tab. 15: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zum Qualifizierungsbedarf<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Schwerpunkte, für die von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> besonderer Qualifizierungsbedarf<br />

gesehen wird<br />

(N=36)<br />

Anteil der E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>den</strong><br />

jeweiligen Bedarf mit 1 = sehr hoch <strong>und</strong><br />

2 = hoch bewertet haben<br />

(Schulnotenbewertung 1 bis 6)<br />

Market<strong>in</strong>g / Öffentlichkeitsarbeit 80 %<br />

Spen<strong>den</strong> / Sponsor<strong>in</strong>g / F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g 79 %<br />

<strong>Tourismus</strong> 75 %<br />

Fremdsprachen 86 %<br />

Diese Untersuchungsergebnisse s<strong>in</strong>d nicht ohne Berücksichtigung der konzeptionellen,<br />

personellen, f<strong>in</strong>anziellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>frastrukturellen Voraussetzungen der E<strong>in</strong>richtungen zu<br />

sehen (vgl. Abschnitt 2.6). Dazu sollen stellvertretend die Feststellungen von zwei<br />

E<strong>in</strong>richtungen zitiert wer<strong>den</strong>.<br />

" ... zuerst braucht man Personal, für das Qualifizierungsangebote relevant s<strong>in</strong>d ..." Kommentar<br />

des Lilienthal-Museum Anklam zum Fragenkomplex Qualifizierung<br />

"Bei der Ausstattung mit Informationstechnologie geht es um e<strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>faches 'Konzept': darum,<br />

<strong>den</strong> bereits vollständig verpassten Anschluss an die Entwicklung ... so schnell wie möglich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en erträglichen Zustand zu verwandeln.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel aus dem täglichen Leben: Bis vor wenigen Wochen existierten nur zwei E-Mail-<br />

Anschlüsse <strong>in</strong> der Generaldirektion sowie e<strong>in</strong> Internet-Anschluss bei der Abteilungsleiter<strong>in</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit. Dieser Computer ist e<strong>in</strong>e Spende der Firma Ruhrgas - sonst gäbe es<br />

ke<strong>in</strong>en. Ke<strong>in</strong>er der Museumsdirektoren verfügt über e<strong>in</strong>en eigenen Anschluss ... Entsprechend<br />

stehen auch kaum Möglichkeiten e<strong>in</strong>er weiter entwickelten Kommunikation mit <strong>den</strong> "K<strong>und</strong>en" -<br />

<strong>den</strong> Museumsbesuchern zur Verfügung." Auszug aus der DENKSCHRIFT der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>, März 2002<br />

Qualifizierungs- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsbedarf<br />

- nicht nur <strong>in</strong><br />

touristischen Feldern<br />

55


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Schwerpunkte der<br />

Recherche zu <strong>den</strong><br />

eigenen<br />

Voraussetzungen<br />

der E<strong>in</strong>richtungen<br />

56<br />

3.6 Voraussetzungen der E<strong>in</strong>richtungen<br />

Auf <strong>den</strong> Widerspruch zwischen der herausgehobenen Stellung der kulturellen<br />

Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte, die sich aus ihrer nationalen bzw. überregionalen<br />

Bedeutung ableitet, <strong>und</strong> <strong>den</strong> defizitären Voraussetzungen <strong>in</strong> personeller Ausstattung<br />

<strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierung des laufen<strong>den</strong> Betriebs macht bereits das „Blaubuch" aufmerksam.<br />

Wie <strong>den</strong> gewachsenen Ansprüchen im Bereich Market<strong>in</strong>g, Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong><br />

Besucherbetreuung seitens der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen momentan entsprochen<br />

wer<strong>den</strong> kann, wurde im Blaubuch nicht dargestellt.<br />

Aussagen von ausgewählten E<strong>in</strong>richtungen sollen das Problemfeld e<strong>in</strong>gangs<br />

exemplarisch umreißen.<br />

... wir können <strong>den</strong> Ansprüchen, die an touristische <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen gestellt wer<strong>den</strong>, nur<br />

bed<strong>in</strong>gt genügen, da die Baumaßnahmen nicht abgeschlossen s<strong>in</strong>d, da ke<strong>in</strong>e Mittel für<br />

touristische Werbung zur Verfügung stehen <strong>und</strong> da die gesamte <strong>Tourismus</strong>-Situation <strong>in</strong> Halle<br />

sehr unterentwickelt ist ... (Moritzburg Halle, Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalt)<br />

... Es kann realistisch davon ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass sich die Besucherzahlen nach<br />

Fertigstellung der Museen verdreifachen wer<strong>den</strong>. Derzeit gibt es ke<strong>in</strong>e Vermarktung; e<strong>in</strong><br />

Market<strong>in</strong>gkonzept existiert nicht. Im Haushalt s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Planstellen für e<strong>in</strong>e<br />

Vermarktungsabteilung vorgesehen: E<strong>in</strong>e derartige E<strong>in</strong>richtung wird von Seiten des Landes<br />

abgelehnt. Das heißt, dass perspektivisch auf e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>npotenzial von r<strong>und</strong> 60 Prozent<br />

verzichtet würde, wenn der Status quo beibehalten wird. ... Die SKD haben deshalb die Initiative<br />

ergriffen <strong>und</strong> Drittmittel für e<strong>in</strong>e Stelle e<strong>in</strong>geworben, um e<strong>in</strong>en Modellversuch zu ermöglichen: Die<br />

Aufgabe des Stellen<strong>in</strong>habers wird es se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Konzept zu erarbeiten <strong>und</strong> mit <strong>den</strong> Akquisen, die<br />

Planstelle selbst zu f<strong>in</strong>anzieren ... (Denkschrift, Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>, 2001)<br />

Unter der touristischen Betrachtungsperspektive dieser Untersuchung wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld zwei Schwerpunkte für vertiefende Recherchen<br />

bestimmt (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.):<br />

1. die personellen Voraussetzungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> relevanten Arbeits- <strong>und</strong><br />

Leistungsbereichen,<br />

2. der Stand der Besucherforschung <strong>und</strong> Kommunikationspolitik.<br />

Als Fazit e<strong>in</strong>er touristisch orientierten Marktforschungsstudie zu "Market<strong>in</strong>gstrategien <strong>in</strong><br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Europa" wurde festgestellt, dass <strong>in</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />

das Vorhan<strong>den</strong>se<strong>in</strong> von festen Personalstellen im Bereich Market<strong>in</strong>g neben anderen<br />

Erfolgskomponenten (z.B. Marktforschung, Produkt-, Distributions-, Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Preispolitik) der Faktor mit dem stärksten E<strong>in</strong>fluss auf die Besuchsentwicklung im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en sowie auf die Gew<strong>in</strong>nung touristischer Zielgruppen im Besonderen ist.<br />

(LEIPZIG TOURIST SERVICE 1998: 79)


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Für die regionalen Museen <strong>in</strong> England stellt e<strong>in</strong> kürzlich veröffentlichter Report<br />

"Renaissance <strong>in</strong> the Regions: a new vision for England's Museums" fest, dass im<br />

Unterschied zu <strong>den</strong> nationalen Museen <strong>in</strong> England <strong>in</strong>adäquate Market<strong>in</strong>gkapazitäten<br />

e<strong>in</strong>e entschei<strong>den</strong>de Schwäche der englischen Regionalmuseen s<strong>in</strong>d. Zu diesen<br />

Regionalmuseen gehören E<strong>in</strong>richtungen, die nach überregionaler Bedeutung,<br />

jährlichem Besucherpotenzial, Personalstellen <strong>und</strong> Etats durchaus vergleichbar s<strong>in</strong>d mit<br />

e<strong>in</strong>igen kulturellen Leuchttürmen. Die Studie des "Arts Council for Museums, Archives<br />

and Libraries" kommt u.a. zu dem Schluss: "Defizitäre Market<strong>in</strong>gkapazitäten s<strong>in</strong>d ... e<strong>in</strong>e<br />

entschei<strong>den</strong>de Barriere für <strong>den</strong> Zugang". (RESOURCE 2001: 132)<br />

Aus der Recherche der personellen Voraussetzungen <strong>in</strong> Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie Besucherbetreuung/Museumspädagogik <strong>in</strong> <strong>den</strong> Blaubuche<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d<br />

folgende Ergebnisse festzuhalten (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.):<br />

Tab. 16: Personelle Ausstattung der E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> ausgewählten<br />

Bereichen der Vermittlungsarbeit<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

LT<br />

GO<br />

(N=23)<br />

(N=20)<br />

Festes Personal 2001 gesamt<br />

darunter feste Personalstellen für<br />

1.990 126<br />

Market<strong>in</strong>g / Öffentlichkeitsarbeit 34 9<br />

Museumspädagogik 114 (72 /1/ + 42) 9<br />

Sponsor<strong>in</strong>g / F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g 1,5 1<br />

Anteil zusätzlicher Stellen, f<strong>in</strong>anziert über <strong>den</strong> 2. 12 % 42 %<br />

Arbeitsmarkt, an festem Personal 2001 gesamt<br />

/1/ Auf die Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg (SPSG) entfallen von<br />

<strong>den</strong> 114 festen Personalstellen im Bereich Museumspädagogik alle<strong>in</strong> 72 der Stellen.<br />

Lässt man die SPSG außer Betracht entfallen im Durchschnitt aller<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen auf jede E<strong>in</strong>richtung ca. e<strong>in</strong>e feste Personalstelle im Bereich<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit sowie 1,2 feste Personalstellen im<br />

museumspädagogischen Bereich.<br />

Um das Problem klarer zu stellen, soll exemplarisch die personelle Ausstattung der drei<br />

größten kulturellen Leuchttürme im Untersuchungsfeld dargestellt wer<strong>den</strong>. Zusätzlich<br />

wer<strong>den</strong> diese mit <strong>den</strong> Personalstrukturen der National Museums and Galleries on<br />

Meyerside verglichen.<br />

Tab. 17: Personelle Ausstattung ausgewählter Leuchtturme<strong>in</strong>richtungen<br />

im Vergleich<br />

Quelle: /1/ Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

sowie /2/ für das NMGM (RESOURCE 2001: 81)<br />

SPSG SK Weimarer NMGM /3/<br />

Berl<strong>in</strong> BB Dres<strong>den</strong> Klassik<br />

Quelle / Jahr /1/ 2001 /1/ 2001 /1/ 2001 /2/ 2000<br />

Festes Personal 2001 gesamt<br />

darunter feste Personalstellen für<br />

486 378 256 530<br />

Market<strong>in</strong>g / Öffentlichkeitsarbeit 4 5 1 13<br />

Museumspädagogik 72 5 6 35<br />

Sponsor<strong>in</strong>g / F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g - - - 10<br />

/3/ NMGM National Museums and Galleries on Meyerside<br />

Personelle<br />

Voraussetzungen <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

entschei<strong>den</strong>der<br />

Erfolgsfaktor<br />

57


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

58<br />

Sicherung vieler<br />

Leistungsbereiche<br />

über <strong>den</strong> zweiten<br />

Arbeitsmarkt<br />

Bewertungen zu <strong>den</strong> erheblichen Unterschie<strong>den</strong> <strong>in</strong> der personellen Ausstattung der auf<br />

die Vermittlung <strong>und</strong> Kommunikation bezogenen Arbeitsbereiche <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

setzen vertiefende Organisationsuntersuchungen voraus. Diese müssten zudem die<br />

Spezifik der <strong>in</strong>haltlichen Profile <strong>und</strong> Ziele der E<strong>in</strong>richtungen berücksichtigen. Dennoch<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige gr<strong>und</strong>sätzliche Feststellungen möglich:<br />

In der außeror<strong>den</strong>tlich guten Personalausstattung der Stiftung Preußische Schlösser<br />

<strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg im Bereich der Besucherbetreuung spiegelt sich deren<br />

längerfristige Strategie wider, die Besucher- <strong>und</strong> Zielgruppenarbeit <strong>in</strong> Gesamtkonzeption<br />

<strong>und</strong> Selbstverständis der E<strong>in</strong>richtung stärker zu verankern. Mit wiederholten<br />

Besucheranalysen <strong>in</strong> <strong>den</strong> SPSG, e<strong>in</strong>er professionellen Market<strong>in</strong>gberatung (ARTHUR D.<br />

LITTLE 2000) <strong>und</strong> der Erarbeitung e<strong>in</strong>es strategischen Market<strong>in</strong>gplans mit prioritären<br />

Maßnahmen hat sich die Stiftung systematisch Gr<strong>und</strong>lagen für e<strong>in</strong><br />

Market<strong>in</strong>gkommunikationskonzept geschaffen.<br />

Der Vergleich mit <strong>den</strong> Weimarer Klassikerstätten oder <strong>den</strong> Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> verweist diesbezüglich auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

bestehen<strong>den</strong> akuten Nachholbedarf, <strong>den</strong> diese momentan versuchen aufzuholen.<br />

Im Kreis der national bedeutsamen Leuchttürme verfügen nur zwei E<strong>in</strong>richtungen über<br />

feste Personalstellen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen Sponsor<strong>in</strong>g <strong>und</strong> F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g. Dies ist eher<br />

ernüchternd, wenngleich nicht untypisch für die Situation der Museen der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik. Der gewählte Vergleich mit dem National Museums and Galleries on<br />

Meyerside (vgl. Tab. 17) verweist auf die Differenz im Maßstab <strong>in</strong>ternationaler<br />

Entwicklungen <strong>und</strong> Standards.<br />

Im Untersuchungsfeld haben lediglich das Deutsche Hygiene Museum Dres<strong>den</strong> <strong>und</strong> das<br />

Bach-Archiv Leipzig im F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e entsprechende personelle Weichenstellung<br />

Anfang 2000 getroffen. Auch die Galerie für Zeitgenössische Kunst <strong>in</strong> Leipzig verfügt<br />

über e<strong>in</strong>en fest angestellten F<strong>und</strong>raiser.<br />

Im Durchschnitt aller Gedächtnisorte müssen zum Untersuchungszeitpunkt mehr als 40<br />

Prozent des festen Personals momentan über <strong>den</strong> zweiten Arbeitsmarkt gesichert<br />

wer<strong>den</strong>. Dies belegt besonders die überwiegend prekäre personelle Situation der<br />

Gedächtnisorte. E<strong>in</strong>richtungen im Aufbau, wie beispielsweise das Lilienthal-Museum <strong>in</strong><br />

Anklam <strong>und</strong> das Novalis-Museum <strong>in</strong> Oberwiederstedt, das He<strong>in</strong>rich Schütz-Haus <strong>in</strong> Bad<br />

Köstritz u.a. könnten ohne Personal aus dem zweiten Arbeitsmarkt (ABM, SAM etc.)<br />

nicht existieren.<br />

Unter diesen hier alle<strong>in</strong> personell betrachteten Voraussetzungen s<strong>in</strong>d die meisten<br />

Gedächtnisorte kaum <strong>in</strong> der Lage, aus eigenen Kräften heraus offensive Market<strong>in</strong>g- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsstrategien auch für touristische Zielgruppen zu entwickeln.<br />

Aber auch im Kreis der kulturellen Leuchttürme wer<strong>den</strong> elementare Leistungsbereiche<br />

der E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> hohem Maße über Maßnahmen der Arbeitsförderung betrieben,<br />

wie z.B. im Fürst-Pückler Museum <strong>in</strong> Branitz, im Deutschen Meeresmuseum <strong>in</strong><br />

Strals<strong>und</strong> oder <strong>in</strong> <strong>den</strong> Frankeschen Stiftungen <strong>in</strong> Halle. Der fachlichen Qualität <strong>und</strong> vor<br />

allem der Kont<strong>in</strong>uität der Arbeit der E<strong>in</strong>richtungen wer<strong>den</strong> damit zum Teil erhebliche<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Die defizitäre personelle Ausstattung für alle Bereiche der besucherorientierten<br />

Vermittlungsarbeit korrespondiert bei der Mehrzahl der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong><br />

Gedächtnisorte zusätzlich mit der Unterf<strong>in</strong>anzierung ihrer Market<strong>in</strong>getats.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

In <strong>den</strong> Gesprächen wurde von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen mehrfach signalisiert, dass e<strong>in</strong><br />

Verständnis zur Stärkung der auf die besucherorientierte Vermittlungsarbeit gerichteten<br />

Funktions- <strong>und</strong> Leistungsbereiche <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen (u.a. <strong>in</strong> Bezug auf die Schaffung<br />

personeller oder f<strong>in</strong>anzieller Voraussetzungen <strong>in</strong> Market<strong>in</strong>g, Museumspädagogik etc.)<br />

seitens der Zuwendungsgeber momentan nicht vorhan<strong>den</strong> oder nur marg<strong>in</strong>al entwickelt<br />

ist.<br />

Neben <strong>den</strong> personellen Voraussetzungen wurde der aktuelle Stand der<br />

Besucherforschung <strong>und</strong> der Erarbeitung von Kommunikationskonzepten <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen vor folgendem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> recherchiert:<br />

Die Besucherforschung ist allgeme<strong>in</strong> für <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen zu e<strong>in</strong>em immer wichtigeren<br />

strategischen Planungs<strong>in</strong>strument gewor<strong>den</strong>. Auch im Bereich der Museen ist die<br />

Bedeutung von Besucherforschungen zunehmend erkannt wor<strong>den</strong>, wenngleich weniger<br />

"als strategisches Planungs<strong>in</strong>strument <strong>und</strong> damit zukunftsorientiert, sondern vielmehr<br />

als rückwärtsgewandte Methodik, welche Ausstellungen <strong>und</strong> das Besucherverhalten an<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zurückliegen<strong>den</strong> Zeitperiode bewerten. ... Um ihr<br />

Vermittlungsziel zu erreichen, ist e<strong>in</strong> aktives Engagement unter E<strong>in</strong>beziehung der<br />

Besucher, <strong>in</strong> Form von Marktforschung als auch darauf aufbauen<strong>den</strong><br />

Kommunikationsmaßnahmen erforderlich". (KOCH, ANNE 2002: 213)<br />

Dieser Ansatz wird für zielgruppenorientierte Besucherstrategien <strong>und</strong> zeitgemäße<br />

Vermittlungsformen, die sich <strong>in</strong> Museen <strong>in</strong> besonderem Maße auf Touristen richten,<br />

immer wichtiger.<br />

Die Untersuchungsergebnisse zum Stand der Besucherforschung <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

von Kommunikationsstrategien <strong>in</strong> <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld<br />

belegen e<strong>in</strong>e diesbezüglich heterogene, <strong>in</strong>sgesamt aber unbefriedigende Situation. (vgl.<br />

Übersicht Indikatoren S. 62 ff.)<br />

Alle E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld führen eigene Besucher- <strong>und</strong><br />

Veranstaltungsstatistiken, wenngleich <strong>in</strong> unterschiedlicher Qualität, Ausrichtung <strong>und</strong><br />

Zielorientierung.<br />

Aus dem direkten Kontakt mit dem Besucher haben die E<strong>in</strong>richtungen durchaus e<strong>in</strong><br />

Wissen um <strong>den</strong> "typischen" Besucher <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>richtung. Mit professioneller externer<br />

Unterstützung erarbeitete Besucher- <strong>und</strong> Zielgruppenanalysen, die ausreichend<br />

qualifizierte Gr<strong>und</strong>lagen für strategische Orientierungen, für Zielvere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong> vor<br />

allem für e<strong>in</strong>e professionelle Market<strong>in</strong>gkommunikation - auch <strong>in</strong> Bezug auf touristische<br />

Zielgruppen - schaffen, existieren jedoch nur <strong>in</strong> wenigen E<strong>in</strong>richtungen.<br />

In der Ten<strong>den</strong>z lassen die Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zum Stand der eigenen<br />

Besucherforschung e<strong>in</strong>en erheblichen Analysebedarf erkennen.<br />

Nur zehn, d.h. ca. e<strong>in</strong> Drittel der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld verfügen nach<br />

eigenen Angaben über aussagekräftige, aktuelle Besucheranalysen, die die<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> die Lage versetzen, ihre Besucher nach regionaler Herkunft,<br />

soziodemographischen Merkmalen oder K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung genauer benennen zu können.<br />

Entsprechend kritisch fallen die Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zum Stand der eigenen<br />

Zielgruppen- <strong>und</strong> Besucherforschung aus:<br />

Ca. zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen bewerten <strong>den</strong> Stand der eigenen Besucher- <strong>und</strong><br />

Zielgruppenforschung nach Schulnoten nur mit drei bis vier, e<strong>in</strong> Viertel der<br />

E<strong>in</strong>richtungen sogar mit fünf bis sechs.<br />

zum Entwicklungs-<br />

stand von<br />

Besucherforschung<br />

<strong>und</strong> Kommunikationsstrategien<br />

59


Abschnitt 3 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

60<br />

Tab. 18: Bewertungen der E<strong>in</strong>richtungen zur eigenen Besucher- <strong>und</strong><br />

Zielgruppenforschung<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Bewertung der E<strong>in</strong>richtungen zum Stand der Besucher- <strong>und</strong> Zielgruppenforschung für die<br />

Formulierung künftiger Strategien ( 1 = sehr gut; 6 = sehr schlecht) (N=43)<br />

Schulnotenbewertung 1 - 2 15 %<br />

Schulnotenbewertung 3 - 4 60 %<br />

Schulnotenbewertung 5 - 6 25 %<br />

E<strong>in</strong>richtungen wie z.B. die Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-<br />

Bran<strong>den</strong>burg (wiederholte Besucheranalysen seit 1998), die Lutherge<strong>den</strong>kstätten<br />

Wittenberg <strong>und</strong> Eisleben (2000), die Moritzburg Halle (2000), das Meeresmuseum<br />

Strals<strong>und</strong> (wiederholte Besucheranalysen) oder das Gartenreich Dessau-Wörlitz<br />

(BRANDT, ARNO 2002) haben sich u.a. mit extern beauftragten Besucheranalysen<br />

unterschiedlichen Zuschnitts wichtige Basis<strong>in</strong>formationen geschaffen, welche die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für Entscheidungen zur strategischen <strong>und</strong> operativen Ausrichtung der<br />

E<strong>in</strong>richtungen bil<strong>den</strong>.<br />

Dass sich systematische, wiederholt betriebene Marktforschung für die E<strong>in</strong>richtungen<br />

längerfristig auszahlt, belegt das Beispiel der Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten<br />

Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg (SPSG). Erkenntnisse aus der Besucherforschung konnten hier<br />

beispielsweise <strong>in</strong> das w.o. erwähnte Market<strong>in</strong>gkonzept der SPSG e<strong>in</strong>fließen, an dessen<br />

Umsetzung die Stiftung momentan arbeitet.<br />

Auch die Ergebnisse der Marktuntersuchung zum Gartenreich Dessau-Wörlitz, die<br />

detaillierte Informationen zum E<strong>in</strong>zugsgebiet, zum Bekanntheitsgrad <strong>und</strong> zur<br />

Besucherstruktur liefern, enthalten "wertvolle H<strong>in</strong>weise für die abgestimmte Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Market<strong>in</strong>g-Strategie für das Gartenreich Dessau-Wörlitz". (BRANDT, ARNO 2001:<br />

100)<br />

Den genannten E<strong>in</strong>richtungen ist es gelungen, Marktforschung s<strong>in</strong>nvoll zu Gunsten der<br />

eigenen Konzeptionsbildung über e<strong>in</strong>en längeren Prozess unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung externer<br />

Partner e<strong>in</strong>zusetzen. Das macht das momentan existierende Defizit bei anderen<br />

E<strong>in</strong>richtungen besonders deutlich.<br />

Die Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> oder auch die Weimarer Klassikerstätten können<br />

aktuell auf e<strong>in</strong> analoges Wissen nicht zurückgreifen. Beide E<strong>in</strong>richtungen bewerten <strong>den</strong><br />

Stand der eigenen Zielgruppen- <strong>und</strong> Besucherforschung (nach Schulnoten) mit fünf<br />

bzw. sechs. (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.)<br />

Aktuell beabsichtigen allerd<strong>in</strong>gs sowohl die Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> als auch sechs<br />

weitere E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld die Beauftragung von Besucher- <strong>und</strong><br />

Zielgruppenanalysen zur Verbesserung ihrer eigenen analytischen Gr<strong>und</strong>lagen.<br />

Die beträchtlichen Unterschiede, die zwischen <strong>den</strong> großen Leuchtturme<strong>in</strong>richtungen<br />

alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> Stand ihrer Besucherforschung existieren, haben komplexe<br />

H<strong>in</strong>tergründe. Sie s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen mit e<strong>in</strong>em großen Nachholbedarf nicht<br />

alle<strong>in</strong> auf personelle Engpässe zurückzuführen. Letztere können als e<strong>in</strong><br />

Begründungsargument nur für die kle<strong>in</strong>eren Gedächtnisorte gelten. Vielmehr wur<strong>den</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen zum Teil e<strong>in</strong>fach Entwicklungen verpasst.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 3<br />

Die Entwicklung von besucherorientierten Kommunikationsstrategien <strong>und</strong> -<strong>in</strong>strumenten,<br />

für die e<strong>in</strong>e Besucherforschung Gr<strong>und</strong>lagen schafft, ist für viele kulturelle E<strong>in</strong>richtungen<br />

e<strong>in</strong> zentrales Erfordernis. Sie wer<strong>den</strong> auch im Bereich der Museen als e<strong>in</strong> "Dreh- <strong>und</strong><br />

Angelpunkt zwischen eigenem Standpunkt e<strong>in</strong>er Museumse<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> extern an sie<br />

gestellten Umfeldanforderungen" (KOCH, ANNE 2002: 219) immer mehr zur Kenntnis<br />

genommen.<br />

Insbesondere <strong>in</strong> touristischen Zusammenhängen hat die Außendarstellung der<br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen mittels Kommunikationskonzepten sowohl für <strong>den</strong> externen als<br />

auch <strong>in</strong>ternen Gebrauch e<strong>in</strong>en zunehmen<strong>den</strong> Stellenwert.<br />

Dieser Aspekt wurde im Rahmen der Befragung der E<strong>in</strong>richtungen im<br />

Untersuchungsfeld gesondert mit der Fragestellung recherchiert, ob <strong>in</strong> <strong>den</strong> kulturellen<br />

E<strong>in</strong>richtungen Kommunikationskonzepte existieren. Dies verne<strong>in</strong>te die Mehrzahl der<br />

E<strong>in</strong>richtungen (vgl. Tab. 19).<br />

Tab. 19: Befragung zu Vorhan<strong>den</strong>se<strong>in</strong> von Kommunikationskonzepten<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

Quelle: Befragung der E<strong>in</strong>richtungen, vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.<br />

Anzahl der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen,<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong>en zum Untersuchungszeitpunkt<br />

e<strong>in</strong> Kommunikationskonzept existiert<br />

Anzahl der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen, die momentan<br />

an e<strong>in</strong>em Kommunikationskonzept arbeiten<br />

LT<br />

(N=23)<br />

2<br />

GO<br />

(N=20)<br />

Die eigenen defizitären Voraussetzungen <strong>in</strong> Personalausstattung <strong>und</strong><br />

Besucherforschung bil<strong>den</strong> dafür <strong>in</strong> vielen E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e Ursache.<br />

Neuorientierungen <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher Profilierung, Strukturveränderungen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen, bereits laufende bzw. noch bevorstehende bauliche Maßnahmen etc.<br />

haben die Erarbeitung von Kommunikationskonzepten <strong>in</strong> <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />

verzögert. Zum Teil wur<strong>den</strong> aber auch hier Entwicklungen verpasst.<br />

Offensichtlich beg<strong>in</strong>nt sich jedoch auch <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht das Selbstverständnis der<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld zu wandeln. E<strong>in</strong> großer Teil der E<strong>in</strong>richtungen<br />

bef<strong>in</strong>det sich, wie die Befragung ergab, aktuell <strong>in</strong> der Phase der Erarbeitung eigener<br />

Kommunikationskonzepte.<br />

15<br />

2<br />

11<br />

Entwicklungs-<br />

stand von<br />

Kommunikationskonzepten<br />

der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

61


Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Übersichten Indikatoren<br />

Ausgewählte Befragungsergebnisse der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte<br />

mittels standardisiertem Fragebogen<br />

Quelle: nach Befragung der E<strong>in</strong>richtungen im April/Mai 2002, Angaben für 2001, Jahresbudget gemäß Blaubuch für 2000,<br />

Zusammenstellung culture concepts 2002<br />

Anmerkungen zu <strong>den</strong> tabellarischen Übersichten S.63 bis 71:<br />

62<br />

- Die Angaben <strong>in</strong> <strong>den</strong> tabellarischen Übersichten wur<strong>den</strong>, wie von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen im Fragebogen<br />

übergeben, zusammengestellt. Leerstellen bedeuten, dass von <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

übermittelt wur<strong>den</strong>.<br />

- Bei <strong>den</strong> Angaben zur Besucherforschung <strong>und</strong> zu Kommunikationskonzepten handelt es sich um<br />

Eigenbewertungen der E<strong>in</strong>richtungen.<br />

- Vorgabe für die Benennung des Anteils von <strong>Kultur</strong>touristen an <strong>den</strong> Jahresbesuchen der E<strong>in</strong>richtungen<br />

vgl. Abschnitt 3.4, S. 45


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung<br />

Stiftung PreußischeSchlösser<br />

<strong>und</strong> Gärten<br />

Potsdam<br />

Fürst-Pückler-<br />

Museum Park<br />

<strong>und</strong> Schloss<br />

Branitz/Cottbus<br />

Mecklenburgische<br />

Kunstsammlungen,<br />

Schlösser <strong>und</strong><br />

Gärten/Schwer<strong>in</strong><br />

Deutsches<br />

Meeresmuseum<br />

Strals<strong>und</strong><br />

Staatliche<br />

Kunstsamm-<br />

lungen Dres<strong>den</strong><br />

Zuordnung LT / GO / Land LT / BB LT / BB LT / MV LT / MV LT / SN<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit 1990<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 129 Tsd. 105 Tsd. 98 Tsd. 60 Tsd. 473 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 41,1 € 2,0 € 6,6 € 4,1 € 16,2 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

486,0<br />

23,0<br />

101,0<br />

61,0<br />

378,0<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 4,0 1,5 1,0 1,0 5,0<br />

Museumspädagogik<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g<br />

71,6 4,0 2,0 5,5<br />

befristet Beschäftigte 119,0 0,75 19,0 26,0<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 1,0 1,0 35,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

17,0 33,0 2,0<br />

registrierte Besuche<br />

2.100.000 52.011<br />

320.911<br />

597.221 1.662.629<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

ca. 4.000.000 ca. 200.000<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 11 % 4 % 20 %<br />

Anteil > 50 + 36 % 50 % 33 %<br />

nach regionaler Herkunft: ( 1 )<br />

Besucher aus Stadt<br />

Besucher 50 km Umfeld<br />

} 52 % 10 %<br />

15%<br />

5 %<br />

9 %<br />

Besucher restliche NBL 25 % 30 % 50 %<br />

Besucher ABL 33 % 43 % 38 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

12 % 2 % 3 %<br />

Erstbesucher 36 % 90 % 59 %<br />

Wiederholungsbesucher<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

64 % 10 % 40 %<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

65 %<br />

k. A.<br />

k. A.<br />

k. A.<br />

k. A.<br />

aussagekräftige BA<br />

JA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

JA NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"2"<br />

"4"<br />

"3"<br />

"2"<br />

"6"<br />

vorhan<strong>den</strong> JA NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 1983/69/87/90 2 2001<br />

1995<br />

1969/91<br />

1991<br />

Mitgliederstand 2001 1.220 7 75 310 424<br />

Eigene Website seit<br />

1999<br />

2000<br />

1997<br />

1998<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 90.000 150 5.000 30.781<br />

1 SPSG: Prozentangaben stammen aus verschie<strong>den</strong>en Befragungen; daher gesamt nicht 100%<br />

2 SPSG: mehrere Fre<strong>und</strong>eskreise, nur der Mitgliederstand des größten Fre<strong>und</strong>eskreises wurde benannt.<br />

1998<br />

63


Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

64<br />

Deutsches<br />

Hygienemuseum<br />

Dres<strong>den</strong><br />

Museum f. Kunst<br />

handwerk<br />

Grassimuseum<br />

Leipzig 1<br />

Museum für<br />

Völkerk<strong>und</strong>e<br />

Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum<br />

Staatliche Natur-<br />

historische<br />

Sammlungen<br />

Dres<strong>den</strong><br />

Zuordnung LT / GO / Land LT / SN LT / SN LT / SN LT / SN LT / SN<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 473 Tsd. 493 Tsd. 493 Tsd. 493 Tsd. 473 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 6,8 € 1,7 € k. A. 0,6 € 2,4 €<br />

Festes Personal 2001<br />

75,0<br />

24,0 2<br />

53,0 2<br />

darunter Personalstellen<br />

10,5<br />

46,0<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 2,5 1,0 1,0 3 0,25<br />

Museumspädagogik 7,0 1,0 3,0 3 0,75 1,0<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g 1,0<br />

befristet Beschäftigte 19,0 1,0 12,0<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 14,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

4,0 6,0 21,0<br />

registrierte Besuche<br />

225.862 21.050 4<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

8.326<br />

15.945<br />

27.453<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 42 % 20 % 40 % 30 % 45 %<br />

Anteil > 50 +<br />

nach regionaler Herkunft:<br />

20 % 20 % 40 % 55 %<br />

Besucher aus Stadt 50 % 66 % 50 % 30 %<br />

Besucher 50 km Umfeld 20 % 14 % 20 % 30 %<br />

Besucher restliche NBL 15 % 12 % 10 % 20 %<br />

Besucher ABL 13 % 7 % 10 % 10 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

2 % 1 % 10 % 10 %<br />

Erstbesucher 50 % 50 % 30 % 70%<br />

Wiederholungsbesucher 50 % 50 % 70 % 30 %<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

k. A. k. A. k. A. 60 % 30 %<br />

aussagekräftige BA<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"4"<br />

"2"<br />

"3"<br />

"4"<br />

"3"<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 1991<br />

1991<br />

ke<strong>in</strong> FK<br />

1991<br />

1998<br />

Mitgliederstand 2001 20 250 85 46<br />

Eigene Website seit<br />

1998<br />

1999<br />

im Aufbau<br />

1998<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 150.000 885 41.700<br />

1 seit 2001 Umzug <strong>in</strong> Interimsgebäude<br />

2 Angaben aus Blaubuch<br />

3 aus Organigramm Museum für Völkerk<strong>und</strong>e<br />

4 Besuchszahlen 18. Oktober bis Dezember 2001<br />

1998


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung<br />

Museum der<br />

bil<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Künste Leipzig<br />

Bach-Archiv<br />

Leipzig<br />

Kunstsamm-<br />

lungen<br />

Chemnitz<br />

Fürst-Pückler-Park<br />

Bad Muskau<br />

Gartenreich<br />

Dessau-Wörlitz<br />

Zuordnung LT / GO / Land LT / SN LT / SN LT / SN LT / SN LT / ST<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit 2000<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 493 Tsd. 493 Tsd. 254 Tsd. 4Tsd. 81Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 8,7 € 1,8 € 1,5 € 5,3 € 7,0 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

29,8<br />

36,0<br />

18,5<br />

43,2<br />

91,5<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 2,0 1,0 2,0 1,75<br />

Museumspädagogik 2,0 1,0 1,0 1,0<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g 0,5<br />

befristet Beschäftigte 1,0 1,0 2,0 30,0<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 1,0 15,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

5,0 1,0 8,0 6,0 7,0<br />

registrierte Besuche<br />

68.000 30.175<br />

47.000<br />

12.000<br />

408.907<br />

Besuche/Nutzer gesamt ca. 150.000 ca. 1.300.000 1<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 27% 15 % 15 %<br />

Anteil > 50 +<br />

nach regionaler Herkunft:<br />

20% 10 % 44 %<br />

Besucher aus Stadt 40%<br />

Besucher 50 km Umfeld 20% 50 %<br />

Besucher restliche NBL 31 %<br />

Besucher ABL 33% 15 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

5% 4 %<br />

Erstbesucher 50%<br />

Wiederholungsbesucher 50%<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

48% 70 % k.A. k.A. 50 %<br />

aussagekräftige BA<br />

JA<br />

JA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

JA<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

JA NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"3"<br />

"4"<br />

"6"<br />

"4"<br />

"2"<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN JA NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 1994<br />

2001<br />

1992<br />

ke<strong>in</strong> FK<br />

1993<br />

Mitgliederstand 2001 116 27 957 895<br />

Eigene Website seit<br />

1996<br />

1998<br />

2000<br />

2001<br />

1998<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 10.000 10.000 1.000<br />

1 Dessau-Wörlitz: Besuchszahlen für die Schlösser Wörlitz, Mosigkau, Oranienbaum, Luisum sowie Gondeln <strong>und</strong> Fähren<br />

65


Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

66<br />

Franckesche<br />

Stiftungen<br />

Halle<br />

Bauhaus Dessau<br />

Lutherge<strong>den</strong>kstätt.<br />

Wittenberg<br />

<strong>und</strong> Eisleben<br />

Staatliche Galerie<br />

Moritzburg Halle<br />

Händelhaus Halle<br />

Zuordnung LT / GO / Land LT / ST LT / ST LT / ST LT / ST LT / ST<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit 1996 1996<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 242 Tsd. 81Tsd. 49 / 23 Tsd 242Tsd. 242 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 8,4 € 6,3 € 3,7 € 2,7 € 2,8 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

29,75<br />

50,0<br />

36,0<br />

42,0<br />

37,0<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 2,0 1,5 1,0 2,0<br />

Museumspädagogik<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g<br />

1,0 1,0 1,0 3,0 1,0<br />

befristet Beschäftigte 9,66 3,0 7,0 0,5<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 14,0 1,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

33,9 5,0 2,0<br />

registrierte Besuche<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

80.000 50.000<br />

97.509<br />

39.275<br />

32.358<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 25% 15 % 45 % 10 %<br />

Anteil > 50 +<br />

nach regionaler Herkunft:<br />

60% 23 % 65 % 60 %<br />

Besucher aus Stadt 30% 5 % 25 %<br />

Besucher 50 km Umfeld 50% 15 % 5 % 25 % 35 %<br />

Besucher restliche NBL 20% 11 % 5 %<br />

Besucher ABL 25% 61 % 75 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

5% 13 % 10% 40 %<br />

Erstbesucher 20% 80 %<br />

Wiederholungsbesucher 80% 20 %<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

k.A. 99 % 80 % k.A. 60 %<br />

aussagekräftige BA<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"4"<br />

"3"<br />

"5"<br />

"3"<br />

k.A.<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 1990<br />

2001<br />

ke<strong>in</strong> FK<br />

1989<br />

1990<br />

Mitgliederstand 2001 1.300 65 180 308<br />

Eigene Website seit<br />

1994<br />

1997<br />

1998<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 8.000 10.000<br />

1998<br />

1997


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung<br />

Weimarer<br />

Klassiker-<br />

stätten<br />

Wartburg<br />

Eisenach<br />

L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum<br />

Altenburg<br />

Kleist-Museum<br />

Frankfurt/Oder<br />

Theodor-Fontane-<br />

Archiv Potsdam<br />

Zuordnung LT / GO / Land LT / TH LT / TH LT / TH GO / BB GO / BB<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit 1998 1999<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 63 Tsd. 45 Tsd. 42 Tsd. 74 Tsd. 129 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 21,6 € 3,9 € 0,9 € 0,5 € 0,3 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

256,0<br />

43,0<br />

12,3<br />

8,8<br />

5,0<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 1,0 3,0 0,7 0,5<br />

Museumspädagogik<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g<br />

6,0 2,0 0,7 0,5<br />

befristet Beschäftigte 86,0 41,0 1,0 2,0<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 1,0 3,0 4,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

68,0 9,0 1,0 1,0<br />

registrierte Besuche<br />

551.891 435.941<br />

24.000<br />

7.277<br />

k. A.<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

k. A. ca. 650.000<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

(1)<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 32,2 22% 40% 18 %<br />

Anteil > 50 +<br />

nach regionaler Herkunft:<br />

48,9 25%<br />

Besucher aus Stadt<br />

Besucher 50 km Umfeld<br />

Besucher restliche NBL<br />

Besucher ABL<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

Erstbesucher<br />

Wiederholungsbesucher<br />

22 %<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

95 % 100 % 70 % 40 % 30 %<br />

aussagekräftige BA<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"5"<br />

"3"<br />

"5"<br />

"3"<br />

"3"<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA JA JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 1990 ke<strong>in</strong> FK<br />

1994<br />

Mitgliederstand 2001 225 180<br />

ke<strong>in</strong> FK<br />

ke<strong>in</strong> FK<br />

Eigene Website seit<br />

1996<br />

2000<br />

2001<br />

1998<br />

2001<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 12.000 4.500 700<br />

1 Weimarer Klassikerstätten: Angaben nur für Goethes Wohnhaus<br />

67


Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

68<br />

Gerhart-<br />

Hauptmann-<br />

Museum Erkner<br />

Hans-Fallada-<br />

Haus Carwitz<br />

Ernst-Barlach-<br />

Museum Güstrow<br />

He<strong>in</strong>rich-Schliemann-Museum<br />

Ankershagen<br />

Otto-Lilienthal-<br />

Museum Anklam<br />

Zuordnung LT / GO / Land GO / BB GO / MV GO / MV GO / MV GO / MV<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 12 Tsd. 0,3 Tsd. 33 Tsd. 0,5 Tsd. 16 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 0,2 € 0,05 € 0,9 € 0,2 € 0,2 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit<br />

2,5<br />

0,8<br />

8,0<br />

3,5<br />

2,6<br />

Museumspädagogik<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g<br />

1,0<br />

befristet Beschäftigte 2,0 1,0<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 2,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

1,0 1,0 10,0<br />

registrierte Besuche<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche<br />

7.943 11.355<br />

61.238<br />

15.792<br />

20.100<br />

Anteil > 50 + 17 % 16 % 30 %<br />

nach regionaler Herkunft: 21 %<br />

Besucher aus Stadt 5 %<br />

Besucher 50 km Umfeld 10 %<br />

Besucher restliche NBL 42 %<br />

Besucher ABL 40 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

Erstbesucher<br />

Wiederholungsbesucher<br />

3 %<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

k.A. k.A. k.A. 80 % k.A.<br />

aussagekräftige BA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"4"<br />

"4"<br />

"5"<br />

"3"<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 1998 ke<strong>in</strong> FK<br />

1992<br />

1991<br />

1991<br />

Mitgliederstand 2001 24 70 204 25<br />

Eigene Website seit<br />

1999 ke<strong>in</strong>e www. 2000<br />

2000<br />

1997<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 6.000 4.000 10.000


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung<br />

Less<strong>in</strong>g-Museum<br />

Kamenz<br />

Robert-<br />

Schumann-Haus<br />

Zwickau<br />

Mendelssohn-Haus<br />

Leipzig<br />

Werkstatt-<br />

museum für<br />

Druckkunst Leipzig<br />

Galerie für Zeit-<br />

genössische Kunst<br />

Leipzig<br />

Zuordnung LT / GO / Land GO / SN GO / SN GO / SN GO / SN GO / SN<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 18 Tsd. 104 Tsd. 493 Tsd. 493 Tsd. 493 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 0,6 € 0,3 € 0,4 € 0,5 € 0,8 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

8,5<br />

5,5<br />

4,3<br />

4,0<br />

9,0<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 1,0 0,5 1,0 1,0<br />

Museumspädagogik 2,0 0,75 1,0<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g 1,0<br />

befristet Beschäftigte 1,0 1,5<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 1,5 1,0 1,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

3,0 1,0 2,0 9,0<br />

registrierte Besuche<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

20.209 4.500<br />

18.000<br />

4 .000<br />

19.130<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 60 % 20 % 5 % 65 % 45 %<br />

Anteil > 50 +<br />

nach regionaler Herkunft:<br />

40 % 66 % 20 % 2 %<br />

Besucher aus Stadt<br />

Besucher 50 km Umfeld<br />

} 50 % 10 %<br />

10 %<br />

45 %<br />

5 %<br />

75 %<br />

10 %<br />

} 50 %<br />

Besucher restliche NBL 20 % 5 % 5 % 10 %<br />

Besucher ABL 40 % 20 % 7 % 30 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

10 % 25 % 3 % 10 %<br />

Erstbesucher 60 % 95 % 85 % 85 % 40 %<br />

Wiederholungsbesucher 5 % 15 % 15 % 60 %<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

20% 95 % 56 % 15 % 40 %<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

aussagekräftige BA<br />

NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

NEIN NEIN NEIN NEIN JA<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"6"<br />

"5"<br />

"2"<br />

"6"<br />

"3"<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN NEIN JA NEIN JA<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 2001<br />

1957<br />

1991<br />

1994<br />

1990<br />

Mitgliederstand 2001 6 250 850 600 293<br />

Eigene Website seit<br />

2000<br />

2000<br />

1999<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 4.000<br />

1999<br />

1997<br />

69


Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

70<br />

Gleimhaus<br />

Halberstadt<br />

Novalis-Museum<br />

Schloss<br />

Oberwieder-<br />

stedt<br />

Kurt-Weill-Zentrum<br />

Dessau<br />

Stiftung "Lyonel-<br />

Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger-Galerie<br />

Quedl<strong>in</strong>burg"<br />

W<strong>in</strong>ckelmann-<br />

Museum Stendal<br />

Zuordnung LT / GO / Land GO / ST GO / ST GO / ST GO / ST GO / ST<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 43 Tsd. 1 Tsd. 81 Tsd. 24 Tsd. 37 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 0,4 € 0,2 € 0,8 € 0,5 € 0,2 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

10,0<br />

3,5<br />

2,5<br />

9,0<br />

3,0<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 1,0 0,5 1,0 0,3<br />

Museumspädagogik<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g<br />

1,0 0,3<br />

befristet Beschäftigte 1,0 2,0<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 6,0 14,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

3,0 12,0 2,0 4,0 4,0<br />

registrierte Besuche<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

8.861 8.084<br />

33.000<br />

20.424<br />

5.331<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 20 % 26 % 10 % 28 %<br />

Anteil > 50 +<br />

nach regionaler Herkunft:<br />

60 % 25 % 60 % 50 %<br />

Besucher aus Stadt<br />

Besucher 50 km Umfeld<br />

50 %<br />

20 %<br />

} 70 %<br />

7 %<br />

8 %<br />

40 %<br />

10 %<br />

Besucher restliche NBL 5 % 18 % 30 % 15 %<br />

Besucher ABL 20 % 10 % 50 % 25 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

5 % 2 % 5 % 10 %<br />

Erstbesucher 20 % 30 % 70 %<br />

Wiederholungsbesucher 80 % 70 % 30 %<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

50 % 40 % 90 % 60 % k.A.<br />

aussagekräftige BA<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

NEIN JA JA JA NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"3"<br />

"2"<br />

"3"<br />

"3"<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit 1990<br />

1992<br />

1993<br />

1998<br />

1940<br />

Mitgliederstand 2001 300 405 140 140 600<br />

Eigene Website seit<br />

2002<br />

1997<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 900<br />

1997<br />

2002<br />

1999


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Übersicht Indikatoren / Fragebogenerhebung<br />

Bachhaus<br />

Eisenach<br />

Forschungs- u.<br />

Ge<strong>den</strong>k-<br />

stätte He<strong>in</strong>rich-<br />

Schütz-Haus<br />

Bad Köstritz<br />

Panorama-Museum<br />

Bad Frankenhausen<br />

Zuordnung LT / GO / Land GO / TH GO / TH GO / TH<br />

UNESCO-<strong>Kultur</strong>erbe / seit<br />

E<strong>in</strong>wohner Stadt/LK 2001 45 Tsd. 4 Tsd. 10 Tsd.<br />

Jahresbudget 2000 <strong>in</strong> Mio. 0,8 € 0,2 € 1,6 €<br />

Festes Personal 2001<br />

darunter Personalstellen<br />

11,5<br />

3,0<br />

20,7<br />

Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit 1,0 1,0<br />

Museumspädagogik<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g<br />

1,0 1,0<br />

befristet Beschäftigte 1,0<br />

ehrenamtlich Beschäftigte 7,0<br />

Beschäftigte 2. Arbeitsmarkt<br />

Jahresbesuche 2001<br />

4,0<br />

registrierte Besuche<br />

Besuche/Nutzer gesamt<br />

Besucherstrukturen<br />

(Jahresbesucher = 100 %)<br />

nach Alter:<br />

61.996 6.474<br />

107.749<br />

K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendliche 20 % 10 %<br />

Anteil > 50 +<br />

nach regionaler Herkunft:<br />

Besucher aus Stadt<br />

Besucher 50 km Umfeld<br />

40 % 38 %<br />

Besucher restliche NBL 55 %<br />

Besucher ABL 44 %<br />

Besucher Ausland<br />

nach K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung:<br />

40 % 1 %<br />

Erstbesucher 80 %<br />

Wiederholungsbesucher 20 %<br />

Anteil <strong>Kultur</strong>touristen an<br />

Jahresbesuchern<br />

Besucheranalysen (BA)<br />

- Eigenbewertungen der<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

E<strong>in</strong>richtung verfügt über<br />

k.A. k.A. 95 %<br />

aussagekräftige BA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

BA momentan beauftragt<br />

Schulnotenbewertung (1-6)<br />

Stand der Besucher- <strong>und</strong><br />

JA NEIN NEIN<br />

Zielgruppenforschung<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> PR-<br />

Konzept der E<strong>in</strong>richtungen<br />

"4"<br />

"3"<br />

"6"<br />

vorhan<strong>den</strong> NEIN NEIN NEIN<br />

<strong>in</strong> Arbeit JA JA<br />

Fre<strong>und</strong>es-/Förderkreis seit ke<strong>in</strong> FK 1991<br />

Mitgliederstand 2001 68<br />

ke<strong>in</strong> FK<br />

Eigene Website seit<br />

1997<br />

1999<br />

2000<br />

Durchschnittl. Zugriff / Monat 300 800<br />

71


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

72<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

ist <strong>in</strong> ganz Europa<br />

erst seit kurzer Zeit<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Blickw<strong>in</strong>kel der<br />

<strong>Kultur</strong>politik geraten<br />

Veränderungen <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> kulturpolitischen<br />

Strategien <strong>und</strong><br />

Argumenten<br />

Schlüsselprobleme<br />

des modernen<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus<br />

4 Zusammenfassung<br />

4.1 Bewertungen<br />

Wie festgestellt, ist der Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> ganz Europa erst<br />

seit relativ kurzer Zeit <strong>in</strong> <strong>den</strong> Blickw<strong>in</strong>kel der <strong>Kultur</strong>politik geraten, sowohl auf der Ebene<br />

der EU als auch der Länder, Regionen <strong>und</strong> Städte.<br />

Seit Mitte der 90er Jahre ist <strong>in</strong> Forschung <strong>und</strong> Praxis <strong>in</strong> größerem Maße Klarheit sowohl<br />

über die Potenziale als auch über die Schlüsselprobleme im modernen <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

geschaffen wor<strong>den</strong>, wobei das Wissen um <strong>den</strong> "<strong>Kultur</strong>touristen" nach wie vor begrenzt<br />

ist.<br />

Vor allem die gewachsene Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Größenordnungen<br />

sowie der Dynamik des <strong>Kultur</strong>tourismus hat - vergleichbar mit Entwicklungen im Bereich<br />

der <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>dustrien - auch zu Veränderungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> kulturpolitischen Strategien <strong>und</strong><br />

Argumenten <strong>in</strong> ganz Europa geführt.<br />

Diese Veränderungen wer<strong>den</strong> besonders sichtbar<br />

- an e<strong>in</strong>em erweiterten <strong>Kultur</strong>begriff,<br />

- <strong>in</strong> der Nutzung der "Ressource" <strong>Kultur</strong> für andere Politikbereiche (z.B. Stadt-<br />

<strong>und</strong> Regionalentwicklung)<br />

- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Wandel der kulturpolitischen Argumente zum Stellenwert, zu <strong>den</strong><br />

Funktionen <strong>und</strong> schließlich auch zur Förderung der <strong>Kultur</strong>.<br />

Die parallelen Ten<strong>den</strong>zen von "Ökonomisierung der <strong>Kultur</strong>" <strong>und</strong> "<strong>Kultur</strong>alisierung der<br />

Ökonomie", die besonders <strong>in</strong> <strong>den</strong> modernen <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>dustrien festzustellen s<strong>in</strong>d (MKW<br />

2001: 21), bestimmen ebenso <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus. Beide Ten<strong>den</strong>zen s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> zu beobachten.<br />

Den Potenzialen des <strong>Kultur</strong>tourismus als Faktor der wirtschaftlichen, sozialen <strong>und</strong><br />

kulturellen Entwicklung von Städten <strong>und</strong> Regionen steht daher überall <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Schlüsselproblemen gegenüber, mit <strong>den</strong>en die kulturellen <strong>und</strong> touristischen<br />

Akteure gleichermaßen konfrontiert s<strong>in</strong>d. Dazu gehören:<br />

- das Ressourcenproblem vor allem <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller <strong>und</strong> personeller H<strong>in</strong>sicht,<br />

- e<strong>in</strong> zunehmender Wettbewerb,<br />

- die Fragmentierung von Angebot <strong>und</strong> Nachfrage, die begleitet ist von e<strong>in</strong>em<br />

immer schnelleren Wandel <strong>in</strong> Bedürfnissen, Motiven <strong>und</strong> Verhalten der<br />

Konsumenten resp. Besucher,<br />

- <strong>in</strong> deren Folge gewachsene Anforderungen an zielgruppengenauere Vertriebs-<br />

<strong>und</strong> Market<strong>in</strong>gstrategien<br />

- sowie Probleme im Zusammenwirken von kulturellen <strong>und</strong> touristischen<br />

Akteuren beim Aufbau strategischer Partnerschaften zur Entwicklung<br />

attraktiver kulturtouristischer Angebote.<br />

In ganz Europa haben sich Angebot <strong>und</strong> Nachfrage im gesamten <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt<br />

mit großer Dynamik entwickelt. In diesem gewachsenen Markt kultureller Attraktionen,<br />

die Reisende <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heimische gleichermaßen anziehen, ist der "spezifisch" an <strong>Kultur</strong><br />

<strong>in</strong>teressierte Reisende e<strong>in</strong> vergleichsweise kle<strong>in</strong>es Segment.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 4<br />

Der Anteil der "spezifischen" <strong>Kultur</strong>touristen am "generellen" <strong>Kultur</strong>tourismusmarkt ist <strong>in</strong><br />

vielen west- <strong>und</strong> osteuropäischen <strong>Ländern</strong> im zurückliegen<strong>den</strong> Jahrzehnt trotz e<strong>in</strong>es<br />

Wachstums des gesamten, "generellen" <strong>Kultur</strong>tourismusmarktes relativ unverändert<br />

geblieben. (RICHARDS, GREG 2001)<br />

Die benannten Schlüsselprobleme des modernen <strong>Kultur</strong>tourismus fallen momentan<br />

zusammen mit e<strong>in</strong>em Wandel, <strong>in</strong> dem sich der kulturelle Sektor seit geraumer Zeit<br />

selbst bef<strong>in</strong>det.<br />

Dieser wirft auch für die traditionellen <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Kunst<strong>in</strong>stitutionen (Theater, Museen,<br />

Konzerthäuser, Bibliotheken etc.) Fragestellungen zu ihren gesellschaftlichen<br />

Funktionen <strong>und</strong> ihrem Selbstverständnis auf. Sie resultieren aus dem Verschwimmen<br />

der Grenzen zwischen "öffentlich" <strong>und</strong> "privat", von Kommerz <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>, von Hoch- <strong>und</strong><br />

Massenkultur, dem E<strong>in</strong>fluss der <strong>neuen</strong> Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />

<strong>und</strong> dem Agieren der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> engen oder breiten<br />

Zielgruppenmärkten. Auf damit verb<strong>und</strong>ene neue Anforderungen versuchen<br />

<strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen momentan mit ähnlichen Strategien zu reagieren, wie z.B. mit der<br />

Öffnung für neue Vermittlungs- <strong>und</strong> Veranstaltungsformen, dem E<strong>in</strong>gehen von<br />

Partnerschaften mit dem privaten Sektor, der Flexibilisierung <strong>und</strong> Modernisierung der<br />

eigenen Betriebs- <strong>und</strong> Organisationsformen etc.<br />

Die Frage nach e<strong>in</strong>er "ostdeutschen Spezifik" <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus ist<br />

angesichts dieser allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> Europa zu konstatierender Situation nicht e<strong>in</strong>deutig zu<br />

beantworten.<br />

Aus folgen<strong>den</strong> Grün<strong>den</strong> existiert aber gerade <strong>in</strong> Ostdeutschland <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus e<strong>in</strong> besonderer Erwartungsdruck:<br />

1. Der <strong>Tourismus</strong> hat sich, wenngleich <strong>in</strong> Potenzial <strong>und</strong> Dynamik unterschiedlich,<br />

<strong>in</strong> allen <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> als ernst zu nehmende Wirtschaftsbranche entwickelt. Er hat für<br />

die wirtschaftliche <strong>und</strong> strukturelle Entwicklung besonders <strong>in</strong> strukturschwachen<br />

Regionen <strong>und</strong> Städten e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung.<br />

Erhebliche Beträge öffentlicher Gelder wur<strong>den</strong> bisher zur Ankurbelung von privatem<br />

Engagement <strong>in</strong> die touristische Infrastruktur von Hotellerie <strong>und</strong> Gaststättengewerbe<br />

oder von Rad- <strong>und</strong> Wanderwegen <strong>in</strong> Ostdeutschland <strong>in</strong>vestiert. Ebenso bildet die<br />

touristische Vermarktung e<strong>in</strong>en Förderschwerpunkt der <strong>Tourismus</strong>politik. Wie<br />

festgestellt wurde hat <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> all ihren Facetten e<strong>in</strong>en herausgehobenen Stellenwert <strong>in</strong><br />

der touristischen Entwicklung <strong>und</strong> Vermarktung ostdeutscher Länder, Regionen <strong>und</strong><br />

Städte.<br />

Stellt man dies <strong>in</strong> Rechnung, kann nach <strong>den</strong> Anstrengungen der zurückliegen<strong>den</strong> Jahre<br />

das Interesse der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft <strong>und</strong> der <strong>Tourismus</strong>politik nicht se<strong>in</strong>, dass diese<br />

"kulturelle Basis" für <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> ausgedünnt wird <strong>und</strong> im Standortwettbewerb vor<br />

allem <strong>in</strong> qualitativen Standards nicht mehr mithalten kann. Was aber, wenn gerade die<br />

"kulturtouristischen Produkte" im Wettbewerb der Städte, Regionen oder Länder die<br />

"Versprechungen" der Werbeprospekte nicht (mehr) e<strong>in</strong>lösen können?<br />

Letztendlich wird dies nicht nur zu e<strong>in</strong>em Problem des <strong>Kultur</strong>betriebs <strong>und</strong> der<br />

<strong>Kultur</strong>politik. Es wird über kurz oder lang auch zu e<strong>in</strong>em Problem der<br />

<strong>Tourismus</strong>wirtschaft <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>politik. Insofern ist paradox, dass trotz vieler<br />

erfolgreicher kulturtouristischer Projekte <strong>und</strong> Initiativen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> im<br />

Zusammenwirken von kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteure so viele Barrieren <strong>und</strong><br />

Defizite (vgl. w.u.) signalisiert wer<strong>den</strong>.<br />

besonderer<br />

Erwartungsdruck<br />

<strong>in</strong> Ostdeutschland<br />

73


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

74<br />

2. <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> ostdeutschen Städten entwickelt sich stark im Umfeld des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus. <strong>Kultur</strong>touristische Angebote haben <strong>in</strong> vielen ostdeutschen Städten im<br />

Städtetourismus bereits heute e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion. Unter Berücksichtigung der<br />

städtetouristischen Marktentwicklungen (z.B. wegen der Verlangsamung der bisherigen<br />

Dynamik im ostdeutschen <strong>Tourismus</strong> allgeme<strong>in</strong>, der Konzentration des Städtetourismus<br />

auf wenige Standorte <strong>und</strong> des entwicklungsfähigen Potenzials <strong>in</strong> kulturtouristisch<br />

weniger erschlossenen Orten) wird sich diese Funktion künftig noch verstärken.<br />

Wenngleich mittlerweile <strong>in</strong> überregionaler Erkennbarkeit <strong>und</strong> Wahrnehmung über <strong>Kultur</strong><br />

zwischen <strong>den</strong> ostdeutschen Städten große Unterschiede auszumachen s<strong>in</strong>d (DWIF<br />

2002), sche<strong>in</strong>t sich nach dem Verlust der Hoffnungen vieler Städte auf e<strong>in</strong>e<br />

Standortprofilierung über die Ansiedlung von Industrien auch an <strong>den</strong> noch wenig<br />

touristisch erschlossenen Standorten e<strong>in</strong>e vermehrte Aufmerksamkeit auf deren<br />

kulturelles Potenzial zu richten. Zum<strong>in</strong>dest deuten diese Untersuchungen e<strong>in</strong>e solche<br />

Ten<strong>den</strong>z an.<br />

3. Die Angebotsvielfalt im <strong>Kultur</strong>tourismus der <strong>neuen</strong> Länder ist beträchtlich. Sie<br />

ergibt sich aus der Vielfalt der kulturellen Initiativen <strong>und</strong> aus der Dichte der kulturellen<br />

Infrastruktur: <strong>den</strong> historischen Schlössern, Bauten <strong>und</strong> Museen, <strong>den</strong> Festivals, dem<br />

Opern- <strong>und</strong> Theaterangebot etc. Sie schaffen die Voraussetzungen für ganz<br />

verschie<strong>den</strong>e <strong>Tourismus</strong>formen: <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>-, Erlebnis-, Bildungs-, Industriekulturtourismus<br />

u.a.m. Diese existieren <strong>in</strong> vielen Komb<strong>in</strong>ationen mit Erholungs- <strong>und</strong><br />

Naturtourismus, Geschäftsreise- <strong>und</strong> Tagungstourismus als engere Nischenmärkte oder<br />

als e<strong>in</strong> breiterer Massentourismusmarkt. Die meisten dieser unterschiedlichen<br />

<strong>Tourismus</strong>formen leben <strong>in</strong> ostdeutschen Städten <strong>und</strong> Regionen von der "Ressource<br />

<strong>Kultur</strong>".<br />

Dennoch gibt es an vielen Orten e<strong>in</strong>e offensichtliche Diskrepanz zwischen der<br />

potenziellen, kulturtouristischen Anziehungskraft noch zu entwickelnder Dest<strong>in</strong>ationen<br />

<strong>und</strong> ihrer tatsächlichen Wahrnehmung <strong>und</strong> Nutzung (z.B. von Reisen<strong>den</strong> aus dem<br />

Ausland).<br />

4. Der Beitrag der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> zur Schaffung von<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> zur Lösung der angespannten Arbeitsmarktlage ist evi<strong>den</strong>t. Von<br />

daher ergibt sich e<strong>in</strong>e hohe Erwartungshaltung <strong>und</strong> e<strong>in</strong> arbeitsmarktpolitisch<br />

begründetes Interesse auch am <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

Die potenziellen Möglichkeiten der Gründung von Kle<strong>in</strong>unternehmen aus dem Bereich<br />

alternativer Wirtschaftsformen, die spezialisierte Dienstleistungen anbieten <strong>und</strong> im<br />

Gefolge der Entwicklung "kulturtouristischer Cluster" Existenzen sichern können (z.B.<br />

Gästeführer, Reiseagenturen etc.), s<strong>in</strong>d aber bei Weitem nicht ausgeschöpft.<br />

(BORNER, JOCHEN 2002)<br />

5. Schließlich hat der öffentliche <strong>Kultur</strong>betrieb, der <strong>in</strong> Ostdeutschland e<strong>in</strong>en<br />

Großteil des kulturtouristischen Angebots schafft, e<strong>in</strong> zunehmend gewachsenes<br />

eigenes Interesse am <strong>Kultur</strong>touristen resp. <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

Der öffentliche <strong>Kultur</strong>betrieb leidet selbst unter knappen f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen <strong>und</strong><br />

steht unter politischem Legitimationsdruck. Zu berücksichtigen ist <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong><br />

<strong>Ländern</strong> zudem für viele auf <strong>Kultur</strong> im engeren S<strong>in</strong>ne bezogene <strong>Tourismus</strong>formen e<strong>in</strong>e<br />

starke Abhängigkeit von "public goods" <strong>und</strong> von öffentlicher Förderung (z.B. wegen<br />

Dichte <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>teiligkeit der Museumslandschaft für <strong>den</strong> kulturellen Erbetourismus, der<br />

Zahl der UNESCO-Weltkulturerbestätten <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt u.a.m.).


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 4<br />

Aus der Hoffnung auf Besuchergew<strong>in</strong>nung, die Verbesserung der eigenen Ertragslage,<br />

die Infrastrukturförderung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Erhöhung der politischen Akzeptanz resultiert daher<br />

e<strong>in</strong> vitales Interesse des <strong>Kultur</strong>betriebs am <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

Dabei bewegt sich besonders das wirtschaftlich bestimmte Eigen<strong>in</strong>teresse des<br />

öffentlichen <strong>Kultur</strong>betriebs am <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em permanenten<br />

Spannungsverhältnis: von <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Bildungsauftrag sowie Markterfolg, von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong><br />

Kommerz, von Pflege <strong>und</strong> Erhalt des kulturellen Erbes für künftige Generationen sowie<br />

zeitgemäßer Öffnung für das Publikum, dessen Bedürfnisse <strong>und</strong> Motive sich wandeln.<br />

Dieses Spannungsverhältnis ist auf die Besonderheit von "<strong>Kultur</strong>gütern <strong>und</strong> kulturellen<br />

Dienstleistungen als e<strong>in</strong>zigartige Güter" zurückzuführen, die als "Träger von I<strong>den</strong>titäten,<br />

Wertvorstellungen <strong>und</strong> S<strong>in</strong>n nicht als e<strong>in</strong>fache Waren <strong>und</strong> Konsumgüter betrachtet<br />

wer<strong>den</strong> können." (UNESCO 2001: 3)<br />

Aus dieser Ausgangslage folgt <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus auch für die<br />

<strong>Kultur</strong>politik <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> e<strong>in</strong> erheblicher Problemlösungs- <strong>und</strong><br />

Handlungsdruck. Dessen H<strong>in</strong>tergründe wer<strong>den</strong> nachfolgend auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Untersuchungsergebnisse zusammengefasst.<br />

Aus der Recherche zum Stand von Analyse <strong>und</strong> Konzeptionsbildung zum<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus aus der Perspektive der <strong>Kultur</strong>politik der Länder lässt sich<br />

durchaus e<strong>in</strong> "Bild" für die momentane Situation zusammensetzen. (vgl. Abschnitt 2.4)<br />

E<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong> gewachsenen Wahrnehmung der Bedeutung des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> der<br />

<strong>Kultur</strong>politik der <strong>neuen</strong> Länder stehen folgende Bef<strong>und</strong>e gegenüber:<br />

- <strong>Kultur</strong>politik setzt sich <strong>in</strong> ihrer eigenen Konzeptionsbildung erst seit kurzer Zeit<br />

<strong>und</strong> im Ländervergleich auch mit unterschiedlicher Intensität mit dem<br />

Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> ause<strong>in</strong>ander.<br />

- Die analytischen Gr<strong>und</strong>lagen zum <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong><br />

wur<strong>den</strong> zwar verbessert, das Wissen um <strong>den</strong> "<strong>Kultur</strong>touristen" ist <strong>den</strong>noch<br />

begrenzt.<br />

- Die volkswirtschaftlichen Potenziale des <strong>Kultur</strong>tourismus s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der<br />

<strong>neuen</strong> Länder durch empirische Untersuchungen aus e<strong>in</strong>er Landesperspektive<br />

bestimmt. Punktuell existieren jedoch Falluntersuchungen über die<br />

regionalwirtschaftlichen, darunter auch die kulturtouristischen Effekte für<br />

e<strong>in</strong>zelne kulturelle E<strong>in</strong>richtungen bzw. für kulturwirtschaftliche Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Projekte, u.a. im Rahmen von <strong>Kultur</strong>wirtschaftsberichten <strong>in</strong> Sachsen-<br />

Anhalt (2001) <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern (1997).<br />

- Für e<strong>in</strong>e fachressort- <strong>und</strong> fachpolitikübergreifende Praxis auf Länderebene, die<br />

der "Querschnittscharakter" des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>und</strong> der Doppelcharakter des<br />

touristischen Produkts erfordert, existieren unterschiedliche Verfahrensweisen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> (z.B. IMAGs). Auch wenn die Notwendigkeit für<br />

fachressort- <strong>und</strong> fachpolitikübergreifende Arbeit von der <strong>Kultur</strong>politik erkannt<br />

wird, s<strong>in</strong>d deren Instrumente allgeme<strong>in</strong> eher unterentwickelt.<br />

Gründe für <strong>den</strong><br />

kulturpolitischen<br />

Handlungsdruck<br />

Untersuchungsebene:<br />

<strong>Kultur</strong>politik <strong>und</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus auf<br />

Landesebene<br />

75


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Untersuchungsebene:<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus im<br />

Bereich der<br />

kulturellen<br />

Leuchttürme <strong>und</strong><br />

Gedächtnisorte<br />

viele positive<br />

Ausgangs-<br />

bed<strong>in</strong>gungen<br />

bzw.Optionen<br />

76<br />

- Es existiert zu viel "Gleiches" <strong>und</strong> zu wenig Unterscheidbares <strong>in</strong> der<br />

kulturtouristischen Vermarktung auf Ebene der Länder (z.B. <strong>Kultur</strong>land,<br />

Musikland etc.).<br />

- Betont wird von allen <strong>Ländern</strong> der enge Zusammenhang von <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

<strong>und</strong> Infrastrukturförderung sowie e<strong>in</strong>er Prioritätensetzung der<br />

Landesregierungen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>in</strong>frastrukturelle Maßnahmen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

fehlen darüber h<strong>in</strong>aus reichende strategische Orientierungen bzw. Ziele.<br />

Es sche<strong>in</strong>t sich erst langsam e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> durchzusetzen, dass auf<br />

<strong>in</strong>frastrukturelle Maßnahmen auch seitens der <strong>Kultur</strong>politik andere Prioritäten<br />

<strong>und</strong> Schwerpunktsetzungen folgen müssen (z.B. h<strong>in</strong>sichtlich der Schaffung von<br />

Voraussetzungen zur Stärkung der Vertriebs- <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>gkompetenz der<br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen, für externe fachressortübergreifende als auch <strong>in</strong>terne<br />

spartenübergreifende Kooperationen <strong>und</strong> Vernetzungen <strong>in</strong>nerhalb des<br />

<strong>Kultur</strong>betriebs, für die auch landesseitig Anreize <strong>und</strong> Unterstützung erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d).<br />

- Die spezifischen Erfordernisse des <strong>Kultur</strong>tourismus (z.B. die Bildung regionaler<br />

kulturtouristischer Cluster, die Etablierung geschlossener<br />

Wertschöpfungsketten, die verstärkte Ausrichtungen auf die immer<br />

differenzierter gewor<strong>den</strong>en kulturtouristischen Zielgruppenmärkte etc.) wer<strong>den</strong><br />

von der <strong>Kultur</strong>politik gerade erst wahrgenommen <strong>und</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong> nur punktuell <strong>in</strong><br />

kulturpolitische Schwerpunktsetzungen <strong>und</strong> Handlungsorientierungen E<strong>in</strong>gang.<br />

- Es existiert e<strong>in</strong> erheblicher Bedarf an Prozessevaluierungen zum<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus, besonders unter Berücksichtigung von Projekten mit<br />

europäischer, länderübergreifender oder regionenbezogener Dimension.<br />

Aus der Bestandsaufnahme zum Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> im<br />

Bereich der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte ergibt sich e<strong>in</strong><br />

kulturpolitischer Handlungsbedarf aus folgen<strong>den</strong> Untersuchungsergebnissen (vgl.<br />

Abschnitt 3).<br />

Zunächst ist im Untersuchungsfeld der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen von e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

positiver Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen bzw. Optionen für die künftige Entwicklung des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> auszugehen.<br />

- Die kulturellen E<strong>in</strong>richtungen, die zum Untersuchungsfeld gehören, stehen<br />

stellvertretend für die Dichte der kulturellen Infrastruktur <strong>und</strong> Wertigkeit des<br />

kulturellen Erbes <strong>in</strong> Ostdeutschland. Zum Untersuchungsfeld gehören sowohl<br />

E<strong>in</strong>richtungen, die zu <strong>den</strong> touristischen Highlights <strong>und</strong> besucherstärksten<br />

Museen <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik zählen, als auch E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong><br />

kulturtouristischer Leistungsträger mit engeren Zielgruppen an ihren<br />

Standorten s<strong>in</strong>d.<br />

In vielfältiger Weise haben alle kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld<br />

neben ihren eigentlichen kulturellen Funktionen zur städtetouristischen<br />

Profilierung <strong>und</strong> damit auch zur wirtschaftlichen Stabilisierung ihrer<br />

überwiegend städtischen Standorte beigetragen.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 4<br />

- Als kulturelle E<strong>in</strong>richtungen der Bewahrung <strong>und</strong> Vermittlung des kulturellen<br />

Erbes haben sie <strong>in</strong> unterschiedlichem Maße zu kultureller I<strong>den</strong>tität <strong>und</strong> sozialer<br />

Stabilität beigetragen. Die großen kulturellen Leuchttürme s<strong>in</strong>d nicht nur e<strong>in</strong><br />

"weicher" Standortfaktor. H<strong>in</strong>sichtlich ihrer Umsätze oder ihres<br />

Beschäftigungspotenzials s<strong>in</strong>d sie selbst e<strong>in</strong> regionaler Wirtschaftsfaktor.<br />

E<strong>in</strong>ige der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld gehören zu <strong>den</strong> größten<br />

Arbeitgebern an ihren Standorten (z.B. die Klassikerstätten <strong>und</strong><br />

Kunstsammlungen <strong>in</strong> Weimar, das Gartenreich <strong>in</strong> Wörlitz, der Fürst-Pückler-<br />

Park <strong>in</strong> Bad-Muskau).<br />

- In <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong> Jahren getätigte Infrastrukturmaßnahmen haben mit<br />

baulicher Instandsetzung, neu eröffneten Anlagen, Bauten <strong>und</strong><br />

Ausstellungsbereichen die kulturtouristische Attraktivität dieser E<strong>in</strong>richtungen<br />

erheblich erhöht. Durch bereits abgeschlossene oder noch laufende bauliche<br />

Maßnahmen (z.B. durch Neubau, Modernisierung, Erweiterungs- <strong>und</strong><br />

Umbauten, Verbesserung der besucherbezogenen Servicebereiche) eröffnen<br />

sich für die Zukunft verbesserte Perspektiven <strong>in</strong> Besuchergew<strong>in</strong>nung <strong>und</strong><br />

-b<strong>in</strong>dung. Die erweiterten oder neu geschaffenen Kapazitäten (z.B. von<br />

Ausstellungs-, Veranstaltungs- <strong>und</strong> Servicebereichen, wieder zugänglich<br />

gemachten Schloss- <strong>und</strong> historischen Gartenanlagen) erzeugen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>en Zwang, aus sowohl kulturpolitischen als auch<br />

wirtschaftlichen Grün<strong>den</strong> erforderliche Besucherzuwächse <strong>in</strong> verstärktem<br />

Maße aus touristischen Zielgruppen zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

- Mehr als zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld gaben an, dass<br />

sie ihr touristisches Potenzial momentan noch nicht ausschöpfen.<br />

Für die vielfältigen <strong>in</strong>haltlichen Angebote der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />

existieren daher bei entsprechender Aufbereitung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong><br />

touristische Entwicklungskonzepte ihrer Städte bzw. Regionen (unter der<br />

Voraussetzung von möglichst geschlossenen touristischen<br />

Wertschöpfungsketten) noch viele unerschlossene kulturtouristische<br />

Quellmärkte <strong>und</strong> Zielgruppen. Sie wer<strong>den</strong> zum Teil erst jetzt erkannt <strong>und</strong> zu<br />

erschließen versucht.<br />

- Seitens der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen existiert auch deshalb e<strong>in</strong>e gestiegene<br />

Offenheit gegenüber dem <strong>Tourismus</strong> bei zugleich höheren Erwartungen an die<br />

touristischen Leistungsträger.<br />

- Die zurückliegen<strong>den</strong> Jahre s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>en Lernprozess <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Intensivierung der Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> touristischen Leistungsträgern auf<br />

unterschiedlichen Ebenen gekennzeichnet (im Untersuchungsfeld <strong>in</strong> größerem<br />

Maße auf regionaler oder städtischer Ebene, bei <strong>den</strong> kulturellen Leuchttürmen<br />

auch auf der Ebene von Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong>). Dabei ist bei <strong>den</strong> kulturellen<br />

Akteuren das Bewusstse<strong>in</strong> über die Bedeutung von strategischen<br />

Partnerschaften <strong>und</strong> die Notwendigkeit von Kooperationen <strong>und</strong> Vernetzungen<br />

für e<strong>in</strong>e touristische Profilierung deutlich gestiegen. Es existiert seitens der<br />

kulturellen Akteure e<strong>in</strong> großes Bedürfnis nach E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> regionale oder<br />

städtische Entwicklungskonzepte.<br />

77


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

positiven Optionen<br />

zum <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

steht e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

H<strong>in</strong>dernissen<br />

gegenüber<br />

78<br />

- Diese Öffnung fällt bei vielen E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld zusammen<br />

mit der Überprüfung ihres Selbstverständnisses, e<strong>in</strong>er verstärkten Ausrichtung<br />

der fachlichen Aufgabenfelder an <strong>den</strong> Bedürfnissen der Besucher <strong>und</strong> der<br />

Entwicklung neuer Betriebs- <strong>und</strong> Organisationsformen.<br />

Hierbei ist zu beobachten, dass das Bewusstse<strong>in</strong> für die Bedeutung von Markt-<br />

<strong>und</strong> Besucherforschung <strong>und</strong> darauf aufsetzen<strong>den</strong> zielgruppenorientierten<br />

Besucher- <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>gstrategien <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten E<strong>in</strong>richtungen gewachsen<br />

ist. Die Möglichkeiten der modernen Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnologien wer<strong>den</strong> im Pr<strong>in</strong>zip schon von allen E<strong>in</strong>richtungen<br />

im Untersuchungsfeld seit Ende der 90er Jahre genutzt.<br />

Diesen positiven Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen für die Entwicklung des <strong>Kultur</strong>tourismus steht<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld e<strong>in</strong>e Reihe von H<strong>in</strong>dernissen<br />

gegenüber, die zentrale kulturökonomische Fragestellungen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>in</strong><br />

ihrem Management <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g berühren (vgl. w.u.).<br />

Die H<strong>in</strong>dernisse, die auf der Ebene der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

touristischen Herausforderungen existieren, betreffen quasi das gesamte Arsenal ihres<br />

Selbstverständnisses <strong>und</strong> ihrer Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen (z.B. <strong>in</strong> Bezug auf ihre <strong>in</strong>haltliche<br />

Arbeit, ihre momentane f<strong>in</strong>anzielle, organisatorische <strong>und</strong> personelle Verfasstheit sowie<br />

die Sicherung qualitativer Standards). Zugleich s<strong>in</strong>d die kulturellen E<strong>in</strong>richtungen von<br />

<strong>den</strong> <strong>in</strong> ihrem Umfeld existieren<strong>den</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen auch zur Stärkung ihrer<br />

touristischen Potenziale abhängig.<br />

Trotz S<strong>in</strong>gularität der E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld können aus touristischer<br />

Perspektive zusammenfassend folgende Problemlagen verallgeme<strong>in</strong>ert wer<strong>den</strong>:<br />

- Der begonnenen Öffnung für touristische Fragestellungen <strong>und</strong> Projekte seitens<br />

der kulturellen Akteure stehen die eigenen, zum Teil "embryonalen"<br />

Voraussetzungen der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen als touristischer<br />

Leistungsträger oder als Kooperationspartner für die <strong>Tourismus</strong>wirtschaft<br />

gegenüber.<br />

Hierzu s<strong>in</strong>d ganz allgeme<strong>in</strong> zu benennen: die Unterausstattung mit Personal<br />

<strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzen, der Mangel an flexiblen, nicht personal- oder<br />

<strong>in</strong>frastrukturgeb<strong>und</strong>enen Ressourcen, das Missverhältnis von <strong>in</strong>vestiven <strong>und</strong><br />

konsumtiven Mitteln, die Kapitalschwäche der neu gegründeten Stiftungen, e<strong>in</strong><br />

weiterh<strong>in</strong> hoher <strong>in</strong>vestiver Nachholbedarf für Erhalt <strong>und</strong> Modernisierung von<br />

Gebäu<strong>den</strong> <strong>und</strong> Anlagen oder für Ankäufe <strong>und</strong> Ausstattungen.<br />

- Für Partnerschaften mit <strong>den</strong> touristischen Akteuren bil<strong>den</strong> u.a. die<br />

mangelhaften Voraussetzungen der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen z.B. für<br />

Besucherbetreuung <strong>und</strong> eigene Market<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Kommunikationsstrategien e<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>dernis.<br />

Sie beruhen bei vielen E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld auf:<br />

- der unzureichen<strong>den</strong> Ausstattung mit festen Personalstellen <strong>in</strong> Market<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit, Museumspädagogik sowie F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g,<br />

- e<strong>in</strong>er Unterausstattung ihrer Market<strong>in</strong>getats (zum Teil gibt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

E<strong>in</strong>richtungen nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Haushaltstitel dafür),


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 4<br />

- dem Defizit an touristischen Schlüsselqualifikationen,<br />

- dem Fehlen oder der mangelhaften Ausstattung mit moderner Informations-<br />

<strong>und</strong> Kommunikationstechnik,<br />

- e<strong>in</strong>er unterentwickelten Besuchermarktforschung, da mangels eigener<br />

f<strong>in</strong>anzieller Mittel Kooperationen mit professionellen Partnern nicht aufgebaut<br />

wer<strong>den</strong> können. Der Stellenwert von Besucherforschung für kulturtouristische<br />

Handlungskonzepte ist aber zugleich auch erst seit kurzer Zeit <strong>in</strong> das<br />

Bewusstse<strong>in</strong> mancher E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld gerückt.<br />

- defizitären Vertriebs- <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dungs<strong>in</strong>strumenten (z.B. überwiegend<br />

niedrige Effizienz von Regionen-, City- oder Museums-Cards).<br />

In Bezug auf das Zusammenwirken mit <strong>den</strong> touristischen Akteuren wur<strong>den</strong> auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Interviews <strong>und</strong> der Bewertungen der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen sowie der<br />

geführten Interviews mit ihren touristischen Partnern viele H<strong>in</strong>dernisse <strong>in</strong> zu vielen<br />

Städten i<strong>den</strong>tifiziert.<br />

Zu diesen H<strong>in</strong>dernissen gehören momentan an vielen Standorten der kulturellen<br />

E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld:<br />

- Mit <strong>den</strong> Städten oder Regionen (z.B. mit <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong>vere<strong>in</strong>en,<br />

Landesmarket<strong>in</strong>ggesellschaften, Stadtmarket<strong>in</strong>ggesellschaften etc.) existieren<br />

abgestimmte, langfristig ausgerichtete <strong>und</strong> vor allem verb<strong>in</strong>dliche<br />

Standortentwicklungskonzepte <strong>und</strong> darauf gerichtete Market<strong>in</strong>gstrategien<br />

überwiegend nicht.<br />

- Die politischen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für langfristige Strategien<br />

<strong>und</strong> Planungen s<strong>in</strong>d für die kulturellen E<strong>in</strong>richtungen häufig <strong>in</strong>stabil, u.a. mit der<br />

Konsequenz von hoher Planungsunsicherheit <strong>und</strong> von Grenzen <strong>in</strong> der eigenen<br />

vorausschauen<strong>den</strong> Planung. Längerfristige Planungszeiträume seitens der<br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d aber e<strong>in</strong>e elementare Voraussetzung, um<br />

Synchronität zu <strong>den</strong> Planungsrhythmen der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft herzustellen.<br />

- Die Arbeit der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zum Teil schwierigen<br />

Umfeld <strong>und</strong> <strong>in</strong> unübersichtlichen, zu oft wechseln<strong>den</strong> <strong>und</strong> daher nicht<br />

verlässlichen touristischen Akteurskonstellationen. Hierbei wird seitens der<br />

kulturellen Akteure allerd<strong>in</strong>gs oft unterschätzt, dass knappe F<strong>in</strong>anzen, der<br />

"Teufelskreis des touristischen Arbeitsmarktes" <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e mangelnde<br />

Anerkennung durch die Politik auch die Situation der Touristiker bestimmen.<br />

(DWIF 2001: 120,121) Insofern sitzen die kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteure<br />

quasi "im selben Boot".<br />

- Kommunikationsprobleme zwischen kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteuren<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen an vielen Standorten im Untersuchungsfeld die Effizienz von<br />

erforderlichen Koord<strong>in</strong>ierungs- <strong>und</strong> Kooperationsprozessen.<br />

- Es gibt aus dem Untersuchungsfeld dieser Studie deutliche Signale für Defizite<br />

<strong>in</strong> der Integration <strong>und</strong> Sensibilisierung der e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung für die<br />

Umsetzung kulturtouristischer Entwicklungskonzepte (z.B. für die<br />

Herausbildung von I<strong>den</strong>tität <strong>und</strong> <strong>den</strong> Umgang mit <strong>den</strong> Stätten des kulturellen<br />

Erbes beispielsweise <strong>in</strong> Wörlitz, Branitz oder Bad-Muskau).<br />

Defizite im<br />

Zusammenwirken<br />

von kulturellen <strong>und</strong><br />

touristischen<br />

Akteuren<br />

79


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

80<br />

Handlungs-<br />

empfehlungen<br />

- Es existiert e<strong>in</strong> Mangel an stabilen, langfristig angelegten Strategien <strong>in</strong><br />

Standort- <strong>und</strong> Imageprofilierung sowie <strong>in</strong> deren Umsetzungsprozessen an zu<br />

vielen Orten, die Standorte von Blaubuche<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d. Hierzu ist die<br />

Beobachtung gemacht wor<strong>den</strong>, dass e<strong>in</strong>ige Städte, die Standorte von<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d, zum Teil erst jetzt erkennen, wie wichtig e<strong>in</strong>e<br />

Bes<strong>in</strong>nung auf das vorhan<strong>den</strong>e kulturelle Potenzial dieser oder auch anderer<br />

kultureller E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Projekte für sie ist.<br />

Partnerschaften mit der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft s<strong>in</strong>d unter diesen Voraussetzung auf<br />

strategischer <strong>und</strong> operativer Ebene von <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen schwer zu<br />

entwickeln. Weil die ermittelten Bef<strong>und</strong>e die national <strong>und</strong> überregional bedeutsamen<br />

kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte <strong>in</strong> Ostdeutschland betreffen, sollten die<br />

folgen<strong>den</strong> Argumente e<strong>in</strong> besonderes Gewicht haben.<br />

4.2 Empfehlungen<br />

Aus der beschriebenen Ausgangslage folgt für die <strong>neuen</strong> Länder <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus e<strong>in</strong> erheblicher Problemlösungs- <strong>und</strong> Handlungsdruck. Die<br />

Frage, wie damit auch kulturpolitisch umgegangen wird, ist daher drängend.<br />

Die kulturpolitischen Herausforderungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> sich daraus ergebender<br />

Handlungsbedarf s<strong>in</strong>d unter Berücksichtigung der Ergebnisse dieser Studie auf<br />

verschie<strong>den</strong>en Ebenen festzumachen. Sie wer<strong>den</strong> nachfolgend als<br />

Handlungsempfehlungen formuliert.<br />

1. E<strong>in</strong> "appellativer" Charakter von allgeme<strong>in</strong>en Statements zur Bedeutung<br />

des <strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> reicht nicht mehr aus.<br />

Bei Akzeptanz der These, dass der <strong>Kultur</strong> künftig e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion im <strong>Tourismus</strong><br />

<strong>in</strong> Ostdeutschland zukommt, reicht e<strong>in</strong> "appellativer" Charakter von allgeme<strong>in</strong>en (kultur-)<br />

politischen Statements zur Bedeutung des <strong>Kultur</strong>tourismus nicht mehr aus.<br />

Bestimmte ostdeutsche Regionen haben bereits heute <strong>den</strong> Charakter von "Pionierfällen"<br />

im <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

Dazu gehören z.B. die Dichte der UNESCO-Welterbestätten <strong>in</strong> dem strukturschwachen<br />

Land Sachsen-Anhalt, der auf <strong>den</strong> touristischen Auslandsmarkt ausgerichtete<br />

Vermarktungsansatz für die UNESCO-Weltkulturerbestätten des UNESCO-<br />

Welterbestätten e.V. mit Sitz <strong>in</strong> Quedl<strong>in</strong>burg oder auch die geme<strong>in</strong>same Vermarktung<br />

der Fürst-Pückler-E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Bad-Muskau <strong>und</strong> Branitz über die trennen<strong>den</strong><br />

Ländergrenzen von Sachsen <strong>und</strong> Bran<strong>den</strong>burg h<strong>in</strong>weg. Zu nennen s<strong>in</strong>d weiter die<br />

touristische "Inwertsetzung" von noch zu heben<strong>den</strong> kulturtouristischen Potenzialen für<br />

engere, aber potente Zielgruppen von "speziellen" <strong>Kultur</strong>touristen, wie beispielsweise <strong>in</strong><br />

Bezug auf das Fontane-Archiv <strong>in</strong> Potsdam, das Druckkunstmuseum <strong>in</strong> Leipzig, das<br />

Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum im Grassimuseum <strong>in</strong> Leipzig. Die Benennung von anderen<br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen aus dem Untersuchungsfeld der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen ließe<br />

sich fortsetzen.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 4<br />

Sie bedürfen der Unterstützung durch unterschiedliche Politik- <strong>und</strong> Fachbereiche, <strong>den</strong>en<br />

quasi die Rolle e<strong>in</strong>es "Geburtshelfers" auf unterschiedlichen Ebenen <strong>und</strong> mit<br />

verschie<strong>den</strong>en Funktionen zukommt. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer politischer Wille <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

mentaler Wandel <strong>in</strong> E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> im Handeln der Akteure auch außerhalb des<br />

<strong>Kultur</strong>bereichs ist für die erwähnte Geburtshelferfunktion e<strong>in</strong>e entschei<strong>den</strong>de<br />

Voraussetzung.<br />

Daneben wird es zugleich immer wichtiger, von welcher Position aus<br />

<strong>Kultur</strong>politiker <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>arbeiter <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

argumentieren, d.h. eigene Standpunkte, Konzepte <strong>und</strong> Strategien entwickeln.<br />

2. Das gestiegene Bewusstse<strong>in</strong> für <strong>den</strong> Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> <strong>und</strong> die Suche nach <strong>neuen</strong> Orientierungen sowohl der kulturellen<br />

als auch der touristischen Akteure ist produktiv zu machen:<br />

<strong>in</strong> Praxis, Forschung <strong>und</strong> Politik.<br />

Das gestiegene Bewusstse<strong>in</strong> für <strong>den</strong> Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> die<br />

Suche nach <strong>neuen</strong> Orientierungen, die sowohl bei <strong>den</strong> kulturellen als auch <strong>den</strong><br />

touristischen Akteuren existiert, bietet <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> ggf. die Chance für e<strong>in</strong>en<br />

produktiven <strong>und</strong> <strong>in</strong>novativen Umgang mit dem <strong>Kultur</strong>tourismus.<br />

Wie festgestellt wurde, existiert <strong>in</strong> Praxis, Forschung <strong>und</strong> Politik e<strong>in</strong> großes Bedürfnis an<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem <strong>Kultur</strong>tourismus. Dabei sitzen quasi die kulturellen <strong>und</strong><br />

touristischen Akteure "im selben Boot": mit Hoffnungen auf neue Konzepte, e<strong>in</strong>em<br />

hohen Erwartungs- <strong>und</strong> Handlungsdruck sowie auf bei<strong>den</strong> Seiten knappen Ressourcen<br />

<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>und</strong> Personal.<br />

3. Der Beitrag des <strong>Kultur</strong>tourismus zu unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Bereichen (<strong>Kultur</strong>, Natur, Arbeit, Soziales, Stadt, Region) ist noch expliziter<br />

darzustellen <strong>und</strong> zu kommunizieren.<br />

Die dargestellte Ausgangslage sollte von der <strong>Kultur</strong>politik dazu genutzt wer<strong>den</strong>, <strong>den</strong><br />

Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> verstärkt zu kommunizieren: <strong>in</strong> Richtung der<br />

kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteure, der e<strong>in</strong>heimischen Bürger <strong>und</strong> der<br />

Entscheidungsträger auf Landes- <strong>und</strong> kommunaler Ebene <strong>in</strong> allen relevanten<br />

Politikfeldern.<br />

Für erforderliche Sensibilisierungen s<strong>in</strong>d geeignete Wege zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Das vom Land<br />

Sachsen-Anhalt angeregte Projekt "Gartenträume - Historische Parks <strong>in</strong> Sachsen-<br />

Anhalt" (touristisches Schwerpunktthema <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt im Jahr 2006) könnte dafür<br />

e<strong>in</strong> beispielgebendes Modellprojekt se<strong>in</strong>.<br />

Für überzeugende Argumente (z.B. für diejenigen, die <strong>den</strong> "apellativen" Statements zur<br />

Bedeutung des <strong>Kultur</strong>tourismus nicht mehr glauben) ist es erforderlich, <strong>den</strong> Beitrag des<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (<strong>Kultur</strong>, Natur,<br />

Arbeit, Soziales, Stadt, Region) noch expliziter klar- bzw. darzustellen.<br />

81


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

82<br />

Fallweise Evaluierungen der wirtschaftlichen Effekte kulturtouristischer Angebote bzw.<br />

kulturtouristisch relevanter E<strong>in</strong>richtungen beispielsweise können dazu e<strong>in</strong>en hilfreichen<br />

Beitrag leisten. Im Untersuchungsfeld liegen diese mit Analysen zum Bachfest am<br />

Bachhaus Leipzig (KONTUR 21 2000) <strong>und</strong> zum "Gartenreich Dessau-Wörlitz als<br />

Wirtschaftsfaktor" (BRANDT, ARNO 2002) für nur zwei der <strong>in</strong>sgesamt 20 kulturellen<br />

Leuchttürme vor. Die Fakten zu <strong>den</strong> regionalwirtschaftlichen Effekten, die diese bei<strong>den</strong><br />

Untersuchungen empirisch belegen, ließen sich auch für andere Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

herleiten <strong>und</strong> kultur- sowie tourismuspolitisch nutzen.<br />

Begründete Argumente zu <strong>den</strong> touristischen Funktionen des öffentlich f<strong>in</strong>anzierten, <strong>in</strong><br />

kulturpolitischer Verantwortung bef<strong>in</strong>dlichen <strong>Kultur</strong>betriebs sowie e<strong>in</strong>e über dessen<br />

Angebote vermehrt <strong>in</strong>duzierte touristische Nachfrage wären aber gerade <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland auch dafür geeignet, die fragwürdige Diskussion zu <strong>den</strong> Pro-Kopf-<br />

Ausgaben für <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen kulturpolitischen Zusammenhang zu stellen.<br />

Diese liegen <strong>in</strong> vielen ostdeutschen Städten, auch wegen der Dichte der kulturellen<br />

Infrastruktur, häufig weit über <strong>den</strong> Pro-Kopf-Ausgaben vergleichbarer westdeutscher<br />

Städte. Auch der Vergleich der kulturellen Pro-Kopf-Ausgaben nach <strong>Ländern</strong> belegt<br />

diese Differenz (vgl. Exkurs 3, S. 101). Häufig wird diese Ost-West-Differenz als<br />

"Kampfmittel" für e<strong>in</strong>en "Rückbau" der <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Ostdeutschland benutzt.<br />

In Städten, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en kulturelle Angebote <strong>und</strong> Leistungen <strong>in</strong> besonderem Maße<br />

touristische Funktionen haben, s<strong>in</strong>d derartige Vergleiche alle<strong>in</strong> aus kulturtouristischer<br />

Perspektive <strong>in</strong> Frage zu stellen. Zum<strong>in</strong>dest stellen ausgeprägte touristische Funktionen<br />

der <strong>Kultur</strong> bzw. e<strong>in</strong>e stark über <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong>duzierte touristische, <strong>und</strong> damit wirtschaftlich<br />

relevante Nachfrage <strong>in</strong> bestimmten ostdeutschen Städten die vergleichende kulturelle<br />

"Pro-Kopf-Ausgabendebatte" <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Ostdeutschland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

anderen Zusammenhang.<br />

Um zu diesem Sachverhalt weitergehende Argumente zu entwickeln <strong>und</strong> Fakten offen<br />

zu legen, s<strong>in</strong>d Untersuchungen mit <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärem Zuschnitt erforderlich, die<br />

momentan nicht existieren.<br />

4. Dynamik, Bedürfnisse <strong>und</strong> Mechanismen des <strong>Kultur</strong>tourismus s<strong>in</strong>d noch stärker zu<br />

analysieren <strong>und</strong> für praktische Umsetzungsprozesse nutzbar zu machen. Es geht<br />

dabei darum, mehr darüber zu wissen, wie der kulturtouristische Sektor funktioniert!<br />

Erst an dieses sachbezogene Wissen können konkrete Orientierungen <strong>und</strong><br />

Schwerpunktsetzungen der <strong>Kultur</strong>politik <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

anknüpfen.<br />

Für Antworten zu <strong>den</strong> Schlüsselproblemen im modernen <strong>Kultur</strong>tourismus reichen<br />

Nachweise zu se<strong>in</strong>en volkswirtschaftlichen Effekten <strong>und</strong> Wirkungen nicht aus. Es wird<br />

vielmehr immer wichtiger zu wissen, wie der kulturtouristische Sektor <strong>in</strong> der Vielfalt<br />

se<strong>in</strong>er Prozesse funktioniert bzw. funktionieren kann.<br />

Dazu belegen auch die Ergebnisse dieser Untersuchungen - aus dem konkreten<br />

Praxisfeld der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen heraus - bei vielen beteiligten Akteuren e<strong>in</strong> eher<br />

diffuses Wissen. Es ist bestimmt durch unterschiedliche Erfahrungen <strong>und</strong> Interessen.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 4<br />

Dynamik, Bedürfnisse <strong>und</strong> Mechanismen des <strong>Kultur</strong>tourismus s<strong>in</strong>d deshalb verstärkt zu<br />

analysieren <strong>und</strong> für praktische Umsetzungsprozesse nutzbar zu machen. Daran können<br />

sach- <strong>und</strong> prozessbezogene kulturpolitische Orientierungen <strong>und</strong> Schwerpunktsetzungen<br />

anknüpfen.<br />

E<strong>in</strong> Bedarf wird deshalb für weitere Prozessevaluierungen gesehen, <strong>in</strong>sbesondere für<br />

kulturtouristische Projekte mit europäischer, länderübergreifender <strong>und</strong><br />

regionenbezogener Dimension.<br />

Als e<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er solchen regionenbezogenen Prozessevaluation, die sich u.a. auch<br />

auf das Bauhaus Dessau, das Gartenreich Dessau-Wörlitz <strong>und</strong> die Lutherge<strong>den</strong>kstätten<br />

Wittenberg-Eisleben bezieht, sei das dreijährige <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Forschungsprojekt <strong>in</strong><br />

der Region Dessau-Bitterfeld-Wittenberg genannt. Es hat am Anfang unter dem Thema<br />

"Reformtourismus", im Projektverlauf später unter "<strong>Kultur</strong>tourismus" versucht, auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage von Prozessbeobachtungen <strong>und</strong> -beschreibungen s<strong>in</strong>nvolle<br />

Handlungsoptionen für regionale Netzwerke "von unten" aufzuzeigen (vgl. www.<br />

zarewi.de). Der zu erhoffende Erfolg des von <strong>den</strong> Leitern der drei E<strong>in</strong>richtungen auf <strong>den</strong><br />

Weg gebrachten "Stille"-Projekts, das e<strong>in</strong>en herausfordernd hohen qualitativen<br />

Anspruch hat, wird die Tragfähigkeit der Handlungsempfehlungen dieser<br />

Langzeitbeobachtung zeigen.<br />

Wenn <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> Landesregierungen, Kommunen u.a. relevante<br />

Auftraggeber solche Projektevaluierungen <strong>und</strong> -beratungen beabsichtigen, ist unter<br />

Berücksichtigung der Ergebnisse dieser Untersuchungenn verantwortungsvoll zu<br />

prüfen, mit welchem Ziel, mit welchen Metho<strong>den</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchen Akteurskonstellationen<br />

diese auf <strong>den</strong> Weg gebracht wer<strong>den</strong>.<br />

Zu be<strong>den</strong>ken wäre auch, ob der <strong>Kultur</strong>tourismus, der <strong>in</strong> nur zwei der <strong>neuen</strong> Länder im<br />

Rahmen von wesentlich komplexeren <strong>Kultur</strong>wirtschaftsberichten als e<strong>in</strong> die<br />

<strong>Kultur</strong>wirtschaft tangierender Bereich behandelt wurde, e<strong>in</strong> eigenständiges<br />

Untersuchungsfeld auf Länderebene se<strong>in</strong> sollte.<br />

Auch der OSGV ist zu ermutigen, das Thema <strong>Kultur</strong>tourismus aufzunehmen <strong>und</strong> ggf.<br />

se<strong>in</strong> Know-How <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Infrastruktur mit kompetenten Partnern des <strong>Kultur</strong>betriebs <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> "Spezialmodul <strong>Kultur</strong>tourismus" e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

5. Aus dem hohen Erwartungs- <strong>und</strong> Handlungsdruck <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>tourismus <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> kann e<strong>in</strong> zentrales Handlungspr<strong>in</strong>zip für die<br />

<strong>Kultur</strong>politik, egal ob auf Ebene der Länder oder der Kommunen, formuliert wer<strong>den</strong>.<br />

Es soll auf das Kürzel "Ermöglichen" als e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung des<br />

politischen <strong>und</strong> adm<strong>in</strong>istrativen Handelns für e<strong>in</strong>e kooperative Praxis zwischen<br />

kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteuren gebracht wer<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Schritt zur Lösung der <strong>in</strong> dieser Studie i<strong>den</strong>tifizierten Probleme im<br />

Zusammenwirken von kulturellen <strong>und</strong> touristischen Akteuren ist e<strong>in</strong>e Praxis des<br />

"Ermöglichens". Referenzpunkt ist dafür e<strong>in</strong> Wechsel von e<strong>in</strong>er "Government"- zu e<strong>in</strong>er<br />

"Governance"-Perspektive (REICHARD, CHRISTOPH 2001: 388), die - wie für andere<br />

Politikfelder - auch für die <strong>Kultur</strong>politik gilt. Sie ist als e<strong>in</strong>e Handlungsorientierung <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

kulturpolitischen Debatten <strong>in</strong> Europa zu verfolgen.<br />

83


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

84<br />

Bricht man die "Governance"-Perspektive herunter auf die i<strong>den</strong>tifizierten<br />

kulturtouristischen Herausforderungen im Bereich der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen, ergibt<br />

sich u.a. folgender kulturpolitischer Handlungsbedarf:<br />

- Das Thema der Qualität, die Sicherung qualitativer Standards <strong>und</strong> damit von<br />

Wettbewerbsfähigkeit im wachsen<strong>den</strong> Markt kultureller Attraktionen ist von der<br />

<strong>Kultur</strong>politik stärker zu thematisieren.<br />

- In diesem S<strong>in</strong>ne s<strong>in</strong>d Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich kulturelle<br />

E<strong>in</strong>richtungen als attraktive <strong>und</strong> kompetente kulturtouristische Leistungsträger<br />

entwickeln können.<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen heißt dies - hier nur <strong>in</strong> Stichworten thematisiert:<br />

- breitere <strong>und</strong> <strong>in</strong>tegriertere Ansätze <strong>in</strong> der <strong>Kultur</strong>politik zu schaffen (z.B. mit der<br />

Konsequenz, dass die <strong>Tourismus</strong>politik <strong>und</strong> die <strong>Kultur</strong>politik weniger isoliert<br />

nebene<strong>in</strong>ander stehen),<br />

- neben der <strong>in</strong>vestiven Infrastrukturförderung neue Schwerpunktsetzungen,<br />

Orientierungen <strong>und</strong> Hilfestellungen durch die <strong>Kultur</strong>politik zu geben, wie z.B.<br />

durch:<br />

- Unterstützung der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen mit e<strong>in</strong>er "taske force" der <strong>neuen</strong><br />

Länder <strong>in</strong> Besucherforschung <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g, vergleichbar der Initiative des<br />

Arts Council <strong>in</strong> England <strong>in</strong> Bezug auf die Britischen Museen (RESOURCE<br />

2001),<br />

- gezielte Orientierungen <strong>und</strong> Anreize für die Bildung von Netzwerken der<br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen sowohl <strong>in</strong>tra- als auch extrasektoral, wie es<br />

beispielsweise das Land Bran<strong>den</strong>burg <strong>in</strong> <strong>den</strong> Handlungsempfehlungen se<strong>in</strong>er<br />

<strong>Kultur</strong>entwicklungskonzeption punktuell thematisiert hat (LANDTAG<br />

BRANDENBURG 2002),<br />

- Unterstützung von "tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g-Effekten", die die häufig gegebene Isolation vieler<br />

kultureller E<strong>in</strong>richtungen aufbrechen (was sich beispielsweise vielleicht mit der<br />

Initiative der "Konferenz Nationaler <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen" <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

kle<strong>in</strong>eren kulturellen Gedächtnisorte, quasi als "Mitnahmeffekt", entwickeln<br />

könnte),<br />

- e<strong>in</strong>e gezieltere Nutzung der "Botschafterfunktion" der kulturellen Leuchttürme<br />

<strong>und</strong> Gedächtnisorte im In- <strong>und</strong> besonders im Ausland. E<strong>in</strong>e eigene Recherche<br />

wäre es Wert, die Nutzung der Botschafterfunktion der kulturellen Erbestätten<br />

Ostdeutschlands <strong>in</strong> der kulturellen Auslandsarbeit auf Ebene des B<strong>und</strong>es zu<br />

prüfen.<br />

6. Von <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld s<strong>in</strong>d im Zusammenhang<br />

von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von Herausforderungen zu bewältigen. Sie<br />

berühren zentrale Probleme der <strong>Kultur</strong>ökonomie <strong>und</strong> des Managements der<br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen. Dazu müssen die kulturellen E<strong>in</strong>richtungen selbst<br />

Angebote unterbreiten <strong>und</strong> <strong>in</strong>itiativ wer<strong>den</strong>.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abschnitt 4<br />

Die heterogene Ausgangslage <strong>und</strong> die Vielfalt der Fragestellungen zum<br />

Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>, die <strong>in</strong> dieser Studie <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte analysiert <strong>und</strong> dargestellt wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d,<br />

erlauben ke<strong>in</strong>e Formulierung von operativen Maßnahmen <strong>und</strong> Handlungszielen für jede<br />

e<strong>in</strong>zelne E<strong>in</strong>richtung. Gleichwohl stehen alle kulturellen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> vor ähnlichen kulturökonomischen Fragestellungen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

<strong>in</strong> ihrem Management.<br />

Bei Letzteren geht es darum, wie es <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen gel<strong>in</strong>gen kann, quasi<br />

ihr "Handwerkszeug" für die verschie<strong>den</strong>en Arbeitsfelder <strong>und</strong> Leistungsbereiche zu<br />

professionalisieren (z.B. <strong>in</strong> Besucherforschung <strong>und</strong> Besuchermanagement, <strong>in</strong><br />

zielgruppenorientiertem Market<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Vertrieb, <strong>in</strong> ganzheitlichen<br />

Kommunikationsstrategien, im F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Volunteer<strong>in</strong>g oder <strong>in</strong> der Nutzung der<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien).<br />

Auch wenn sich nicht jeder Prozess <strong>in</strong> <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen für e<strong>in</strong>e<br />

betriebswirtschaftliche Durchleuchtung eignet, s<strong>in</strong>d auch wegen der angespannten<br />

Haushaltslage das Kostenbewusstse<strong>in</strong> zu stärken <strong>und</strong> Instrumente des "Neuen<br />

Steuerungsmodells" anzuwen<strong>den</strong> (z.B. mittels Budgetierung, Kosten-Leistungs-<br />

Rechnung <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g). Dies gilt <strong>in</strong> besonderem Maße für die großen kulturellen<br />

Leuchttürme.<br />

E<strong>in</strong>e zentrale Herausforderung für die E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld ist dabei, wie<br />

höhere eigene Deckungsbeiträge - auch über e<strong>in</strong>e größere touristische Nachfrage -<br />

erwirtschaftet wer<strong>den</strong> können. Zugleich ist aber auch zu sichern, dass die E<strong>in</strong>richtungen<br />

selbst an ihren wirtschaftlich relevanten Wirkungen <strong>und</strong> Aktivitäten tatsächlich<br />

partizipieren können.<br />

Hierzu s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die vorhan<strong>den</strong>en Kooperationsmöglichkeiten mit anderen<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Unternehmen aus <strong>Kultur</strong>, Forschung <strong>und</strong> privater Wirtschaft stärker<br />

auszuschöpfen. Zum anderen s<strong>in</strong>d Entwicklungs- <strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e<br />

organisatorisch <strong>und</strong> wirtschaftlich flexible Führung der E<strong>in</strong>richtungen zu schaffen. Dabei<br />

hat die Garantie auf e<strong>in</strong>e längerfristige Planungssicherheit seitens ihrer Träger hohe<br />

Priorität.<br />

Für die Stärkung der unternehmerischen Handlungsfreiheit der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />

ist auch aus touristischer Perspektive zentral, mit welchem Ziel diese Prozesse <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

kulturellen E<strong>in</strong>richtungen gestaltet <strong>und</strong> organisiert wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>e stärkere Ausrichtung als<br />

zeitgemäßes "Dienstleistungsunternehmen" ist für alle E<strong>in</strong>richtungen im<br />

Untersuchungsfeld ke<strong>in</strong> Selbstzweck. Sie erfolgt im Interesse der Erfüllung ihrer<br />

kulturellen Funktionen. Dazu können u.a. beitragen:<br />

- unbürokratische Organisationsformen, die e<strong>in</strong> wirtschaftlich flexibles Handeln<br />

ermöglichen,<br />

- effektive Rechtsformen <strong>und</strong> rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

- die Vergabe von Leistungsbereichen (außerhalb der Kernleistungen) an Dritte<br />

unter Berücksichtigung der e<strong>in</strong>richtungsspezifischen Situation <strong>und</strong><br />

Erfordernisse,<br />

- die Schaffung selbständiger Organisationsformen für wirtschaftlich relevante<br />

Aktivitäten, z.B. durch Gründung von Betriebsgesellschaften mit Funktionen im<br />

Besucher- <strong>und</strong> Veranstaltungsmanagement, im Verpachtungs- <strong>und</strong><br />

Vermietungsgeschäft, für Rechteverwertungen <strong>und</strong> Publikationen.<br />

85


Abschnitt 4 <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

86<br />

Diese Schritte <strong>und</strong> Maßnahmen der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen im Untersuchungsfeld<br />

bedürfen der Unterstützung <strong>und</strong> Begleitung durch die <strong>Kultur</strong>politik. Dabei handelt es sich<br />

um Anforderungen, die für die Modernisierung des heutigen <strong>Kultur</strong>betriebs <strong>in</strong> vielen<br />

anderen <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen ebenso existieren.<br />

In Bezug auf <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> besteht die Aufgabe auf der Ebene der kulturellen<br />

E<strong>in</strong>richtungen dar<strong>in</strong>, mit dem <strong>Tourismus</strong> verb<strong>und</strong>ene Herausforderungen <strong>in</strong> konkrete<br />

<strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> organisatorische Konzepte umzusetzen. Dies können die E<strong>in</strong>richtungen<br />

nur selber tun!<br />

Dabei s<strong>in</strong>d sie - neben <strong>den</strong> dargestellten managementbezogenen Anforderungen -<br />

zugleich mit e<strong>in</strong>er Reihe komplizierter Spannungsverhältnisse konfrontiert, die zentrale<br />

Fragen der <strong>Kultur</strong>ökonomie berühren. Im Untersuchungsfeld der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

beziehen sich diese vor allem auf <strong>den</strong> Umgang mit dem kulturellen Erbe.<br />

Sie resultieren aus <strong>den</strong> gesellschaftlichen Aufgaben zu se<strong>in</strong>em Schutz <strong>und</strong> Erhalt, dem<br />

kulturellen Bildungs- <strong>und</strong> Vermittlungsauftrag der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen sowie e<strong>in</strong>em<br />

wirtschaftlich bestimmten Interesse, auch zur Verbesserung ihrer Eigenf<strong>in</strong>anzierung.<br />

Deshalb s<strong>in</strong>d touristische Konzepte für <strong>den</strong> Umgang mit dem kulturellen Erbe <strong>in</strong> diesen<br />

E<strong>in</strong>richtungen nicht alle<strong>in</strong> betriebswirtschaftlich zu begrün<strong>den</strong>. Sie s<strong>in</strong>d, was die<br />

gesellschaftliche Anerkennung ihrer meritorischen Funktionen, die Interessen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse ihrer Besucher oder die Inhalte <strong>und</strong> Formen ihrer Vermittlungsarbeit<br />

anbelangt, unmittelbar vom allgeme<strong>in</strong>en <strong>Kultur</strong>prozess abhängig.<br />

Im Konkreten können <strong>Kultur</strong>prozess <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>betrieb durchaus <strong>in</strong> Widerspruch geraten.<br />

So müssen Wirksamkeit <strong>und</strong> Effektivität der Gestaltung des <strong>Kultur</strong>betriebs ke<strong>in</strong><br />

unmittelbarer Indikator für <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>prozess se<strong>in</strong>. Dennoch lässt sich der <strong>Kultur</strong>prozess<br />

nur entwickeln durch e<strong>in</strong>e effektive Gestaltung des <strong>Kultur</strong>betriebs. Dieser Widerspruch<br />

bestimmt auch die Entwicklung von Konzeptionen kultureller E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>in</strong><br />

besonderem Maße mit dem <strong>Tourismus</strong> verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.


Exkurse<br />

Methodischer Ansatz<br />

Liste der befragten Personen<br />

Quellen<br />

Verzeichnis der Abkürzungen<br />

Aktuelle Anmerkung<br />

87


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 1: Synopse Ländervergleich<br />

Exkurs 1: Synopse Ländervergleich<br />

Tab. 1 Touristische Marktdaten im ostdeutschen Ländervergleich<br />

Quelle: Statistische Landesämter sowie nach Übergabe Informationen der Länder,<br />

Zusammenstellung culture concepts 2002<br />

E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> Tsd. (2001)<br />

Beschäftigte <strong>in</strong> der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft<br />

absolut (direkt Beschäftigte)<br />

zzgl. <strong>in</strong>direkt Beschäftigte <strong>in</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

(Saison, Nebenerwerbsarbeitsplätze etc.)<br />

BB MV SN ST TH<br />

2.602 1.784 4.425 2.615 4.422<br />

Indikatoren zur volkwirtschaftlichen Bedeutung des <strong>Tourismus</strong> (Stand 2000 / 2001)<br />

(2001)<br />

52.000<br />

(2001)<br />

56.000<br />

(2000)<br />

42.700<br />

(2001)<br />

30.000<br />

20.000 50.000 30.000<br />

(2001)<br />

70.000<br />

Anteil Beschäftigte der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft an<br />

Gesamtbeschäftigten<br />

(B<strong>und</strong>esdurchschnitt 7,6 %)<br />

Anteil des <strong>Tourismus</strong> am Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />

15,1 %<br />

5,7 %<br />

(BIP) des Landes<br />

(sektoraler Beitrag)<br />

5 %<br />

10 %<br />

2,7 %<br />

4 %<br />

6 %<br />

Ausgewählte touristische Indikatoren (2001)<br />

Anzahl Beherbergungsstätten 1.425 2.650 1.826 1.051 1.426<br />

Ankünfte p.a. (<strong>in</strong> Mio.) 3,12 4,54 5,15 2,22 2,95<br />

Gewerbliche Übernachtungen p.a. (<strong>in</strong> Mio.) 8,83 19,76 14,54 5,55 8,79<br />

Übernachtungs<strong>in</strong>tensität (ÜN je 100 E<strong>in</strong>wohner) 339 1.104 328 212 360<br />

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer <strong>in</strong> Tagen 2,8 4,4 2,8 2,5 3,2<br />

Betten (<strong>in</strong> gewerbl. Beherbergungsbetrieben) 79.358 164.524 117.189 53.581 76.224<br />

Betten<strong>in</strong>tensität (Betten je 1.000 EW) 30 92 26 20 31<br />

Bettenauslastung <strong>in</strong> Prozent 31,3 % 33,4 % 34,0 % 28,4 % 31,5 %<br />

Übernachtungen Ausländer 512.601 413.786 857.745 300.863 415.141<br />

Anteil Übernachtungen Ausländer <strong>in</strong> Prozent 5,8 % 2,1 % 5,9 % 3,4 % 5,1 %<br />

89


Exkurs 1: Synopse Ländervergleich <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Tab. 2 Ländervergleich Touristische Infrastrukturförderung - Volumen <strong>und</strong> Beschäftigungseffekte<br />

Quelle: Angaben der Länder <strong>und</strong> DWIF 2001, Zusammenstellung culture concepts 2002<br />

90<br />

BB MV SN ST TH<br />

<strong>Tourismus</strong>förderung (<strong>in</strong> Frem<strong>den</strong>verkehrs<strong>in</strong>frastruktur <strong>und</strong> Gastgewerbe) <strong>in</strong> allen fünf <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> gesamt 1990 - 2000<br />

(DWIF 2001: 77)<br />

Investitionen: 22.056,1 Mio.DM<br />

GA-Mittel: 8.646,9 Mio. DM<br />

Touristische Investitionen pro E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> DM<br />

(DWIF 2001: 80)<br />

Gastgewerbe 1.029 3.363 483 788 937<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrs<strong>in</strong>frastruktur 505 591 500 457 334<br />

GA-Mittel (touristisch) pro E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> DM<br />

(DWIF 2001: 80)<br />

Gastgewerbe 229 861 96 260 231<br />

Frem<strong>den</strong>verkehrs<strong>in</strong>frastruktur 368 406 385 302 222<br />

Beschäftigungswirkungen der <strong>Tourismus</strong>förderung 1990 - 2000: Schaffung von Dauerarbeitsplätzen im Gastgewerbe<br />

(DWIF 2001: 83)<br />

zusätzlich 6.900 9.097 6.928 4.379 6.327<br />

gesichert 2.969 5.611 2.251 1.681 2.200<br />

gesamt 9.869 14.708 11.253 6.060 8.527<br />

Anteil der <strong>Tourismus</strong>förderung an der allgeme<strong>in</strong>en Wirtschaftsförderung des Landes <strong>in</strong> Prozent<br />

(nach Angaben der Länder)<br />

Vorjahre ca. 30 - 40 % ca. 9 %<br />

2001 ca. 30 - 40 %


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 1: Synopse Ländervergleich<br />

Tab. 3 Touristische Organisations- <strong>und</strong> Vermarktungsstrukturen auf Landesebene - Auswahl<br />

Quelle: übergebene Unterlagen Wirtschafts- <strong>und</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterien, ke<strong>in</strong>e Angaben von Sachsen<br />

Zusammenstellung culture concepts 2002<br />

BB MV SN ST TH<br />

Anzahl Reisegebiete 13 5 10 5 5<br />

Landese<strong>in</strong>richtung<br />

zur touristischen Vermarktung<br />

<strong>Tourismus</strong><br />

Market<strong>in</strong>g<br />

Bran<strong>den</strong>burg<br />

GmbH (TMB)<br />

<strong>Tourismus</strong>verband<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern e.V.<br />

<strong>Tourismus</strong><br />

Market<strong>in</strong>g<br />

Gesellschaft<br />

Sachsen mbH<br />

(TMGS)<br />

Landesmarket<strong>in</strong>g<br />

Sachsen-Anhalt<br />

GmbH<br />

(LMST)<br />

Thür<strong>in</strong>ger <strong>Tourismus</strong><br />

GmbH<br />

(TTG)<br />

Gründungsjahr<br />

Landesmarket<strong>in</strong>ggesellschaft ist<br />

1998 1991 1999 1999 1996<br />

<strong>in</strong> Verantwortung für touristische<br />

Vermarktung des Landes:<br />

Existiert e<strong>in</strong> Market<strong>in</strong>gbeirat bei<br />

seit 1998 seit 1991<br />

seit 2000<br />

seit 2000<br />

seit 1997<br />

der o.g. Landese<strong>in</strong>richtung?<br />

JA<br />

JA<br />

NEIN<br />

Wenn JA seit wann (Jahr)? 2000 2000<br />

Öffentliche Zuwendungen für TMB GmbH: TVMV:<br />

LMST:<br />

TTG:<br />

Landesmarket<strong>in</strong>ggesellschaften 5,4 Mio. DM 4,1 Mio. DM<br />

6,7 Mio. DM 4,7 Mio. DM<br />

(1999)<br />

(1999)<br />

(1999)<br />

(2001)<br />

Existieren darüber h<strong>in</strong>aus weitere<br />

3,2 Mio. DM<br />

NEIN 0,7 Mio. DM<br />

Market<strong>in</strong>gmittel aus anderen<br />

(2000)<br />

(2001)<br />

M<strong>in</strong>isterien etc.?<br />

zzgl. 786.900 DM<br />

Wur<strong>den</strong> auf Landesebene im<br />

JA<br />

JA<br />

JA<br />

JA<br />

<strong>Tourismus</strong> Preise ausgelobt? "Innovation <strong>und</strong> "Qualitäts-<br />

<strong>Tourismus</strong>preis LSA Thür<strong>in</strong>ger<br />

Market<strong>in</strong>g" (2003) tourismus"<br />

<strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en Market<strong>in</strong>gpreis für<br />

"Forschungspreis"<br />

Kategorien <strong>Tourismus</strong>/Prädikat<br />

Thür<strong>in</strong>ger<br />

Gastlichkeit<br />

Wenn Ja, seit wann? 1999 1999 1999 seit 1998 / seit 1994<br />

Existiert e<strong>in</strong>e Qualitätsoffensive <strong>Tourismus</strong>-<br />

<strong>Tourismus</strong> ?<br />

akademie<br />

JA<br />

JA<br />

JA<br />

Wenn Ja, seit wann?<br />

Existiert e<strong>in</strong>e Interm<strong>in</strong>isterielle<br />

seit 2001/2002 seit 1997 seit 2000 2001<br />

Arbeitsgruppe zum <strong>Tourismus</strong>,<br />

<strong>in</strong>cl. <strong>Kultur</strong>tourismus?<br />

JA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

JA<br />

JA<br />

Wenn Ja, seit wann?<br />

Ist <strong>in</strong> Ihrem B<strong>und</strong>esland die<br />

1998 1991 1995<br />

Herausgabe e<strong>in</strong>es speziellen<br />

JA<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

<strong>Kultur</strong>tourismusführers geplant?<br />

War ihr Land oder e<strong>in</strong>e Region /<br />

Stadt <strong>in</strong> <strong>den</strong> zurückliegen<strong>den</strong><br />

(für 2003)<br />

Jahren Gegenstand von<br />

europäischen Evaluierungsprogrammen<br />

zum <strong>Kultur</strong>tourismus?<br />

Systematische Gäste-<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

NEIN<br />

befragungen im Lande existieren 1999<br />

1994<br />

2000<br />

2000<br />

2000<br />

seit<br />

Existiert <strong>in</strong> Ihrem Land e<strong>in</strong><br />

alle zwei Jahre alle zwei Jahre<br />

<strong>Kultur</strong>wirtschaftsbericht, der auch NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

Fragen des <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

behandelt?<br />

1994<br />

2001<br />

91


Exkurs 1: Synopse Ländervergleich <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Tab. 4 Landesweite Jahresthemen <strong>in</strong> der touristischen Vermarktung im Ländervergleich<br />

(Schwerpunktthemen der Länder)<br />

Quelle: nach Übergabe Informationen der Länder, ke<strong>in</strong>e Angaben von Sachsen,<br />

Zusammenstellung culture concepts 2002<br />

92<br />

Jahr BB MV /1/ ST /2/ TH<br />

1993 Straße der Romanik<br />

1994 Straße der Romanik<br />

1995 Musikland ST<br />

1996 Luther's Land Lutherjahr<br />

1997 Familienfre<strong>und</strong>liches MV Melanchthon-Jahr<br />

1998 Theodor Fontane-Jahr <strong>Kultur</strong>land MV 1.000 Jahre We<strong>in</strong> an<br />

Saale-Unstrut<br />

<strong>Kultur</strong>land BB<br />

1999 Die Oranier Musikland MV<br />

BUGA - Gärten, <strong>Kultur</strong>stadtjahr Weimar<br />

Schlösser, Parks 1999<br />

<strong>Kultur</strong>land BB MV - e<strong>in</strong>fach buchen Goethejahr<br />

Kathar<strong>in</strong>a von Bora<br />

Geoethejahr<br />

2000 Industriekultur Fit <strong>und</strong> aktiv <strong>in</strong>s neue EXPO - Land der Bachjahr<br />

Jahrtausend<br />

Reformen<br />

<strong>Kultur</strong>land BB Musikland MV Bachjahr<br />

2001 300 Jahre Preußen<br />

Weilljahr<br />

MV tut gut Auf <strong>den</strong> Spuren Ottos des<br />

Großen durch Sachsen-<br />

Anhalt<br />

<strong>Kultur</strong>land BB Musikland MV Urlaub auf dem Lande<br />

2002 Jahr der Romantik<br />

Wege zur Backste<strong>in</strong>gotik<br />

Landesgartenausstellung<br />

<strong>Kultur</strong>land BB Musikland MV<br />

Heilen <strong>und</strong> Wohlbef<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> ST<br />

Goethe <strong>in</strong> Sachsen-<br />

Anhalt<br />

<strong>Kultur</strong>feste Land BB MV tut gut Historische Parks<br />

TH Wanderbar<br />

TH sagenhaft - Burgen,<br />

Schlösser, Schätze<br />

2003 Bran<strong>den</strong>burg <strong>und</strong> IGA Rostock - Schlösser, 10 Jahre Straße der TH sprudelnd - Brunnen,<br />

Europa<br />

Parks <strong>und</strong> Gärten <strong>in</strong> MV Romanik<br />

Bäder Beauty<br />

<strong>Kultur</strong>land BB MV tut gut Tagen <strong>in</strong> TH<br />

2004 Schlösser & Gärten Blaues Band Musikland TH<br />

2005 Städtetourismus Friedrich Schiller (200.<br />

2004 - 2006<br />

Todestag)<br />

2006 Gartenträume -<br />

BUGA 2007 <strong>in</strong> Gera <strong>und</strong><br />

Historische Parks <strong>in</strong><br />

Sachsen-Anhalt"<br />

Ronneburg<br />

2007 Heilige Elisabeth (800.<br />

Geburtstag) <strong>und</strong> BUGA<br />

2007<br />

2008 Hansestädte<br />

/1/ Anmerkung MV: bis 1995 noch ke<strong>in</strong>e str<strong>in</strong>gente Schwerpunktsetzung<br />

/2/ Anmerkung ST: Dachmarke LSA - Fasz<strong>in</strong>ation Romanik, - Blaues Band, - Gartenträume, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Verstärkerthema pro Jahr


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 2: Recherche Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

Exkurs 2: Recherche der Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Recherche der Websites<br />

Prognosen gehen davon aus, dass sich <strong>in</strong> Zukunft die Beziehungen zwischen der <strong>Tourismus</strong><strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> dem<br />

kulturellen Sektor über die Nutzung neuer Vertriebskanäle ändern wer<strong>den</strong> (RICHARDS, GREG 2001: 251).<br />

Der <strong>Kultur</strong>tourismus ist e<strong>in</strong> Markt, der zwar wächst aber gleichzeitig immer fragmentierter wird. E<strong>in</strong>e potenzielle<br />

Lösung für dieses Problem wird für kulturelle E<strong>in</strong>richtungen u.a. <strong>in</strong> der Anwendung neuer Technologien <strong>in</strong> Vertrieb<br />

<strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g gesehen. Dabei wer<strong>den</strong> große Chancen für die eigene Vermarktung kultureller E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><br />

Richtung zersplitterter, aber speziell <strong>in</strong>teressierter <strong>Kultur</strong>touristen (<strong>in</strong>sbesondere auch im Ausland), im Internet<br />

gesehen. Die ATLAS-Forschung hat ermittelt, dass bereits im Jahr 1999 das Internet zu 20 % von <strong>Kultur</strong>touristen<br />

genutzt wurde, um Informationen über Reiseziele zu erhalten. Andererseits wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass<br />

<strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten europäischen <strong>Ländern</strong> weder das technische Know-How, noch die Gelder für<br />

e<strong>in</strong>e professionelle Betreuung <strong>und</strong> Pflege ihrer Websites haben <strong>und</strong> damit abhängig bleiben von <strong>den</strong> Medien der<br />

touristischen Dienstleister oder Städte (RICHARDS, GREG 2001: 245). Für e<strong>in</strong> effizientes Informationsmanagement<br />

der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen mittels neuer Technologien stellt dies <strong>in</strong> Anbetracht der steigen<strong>den</strong> Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Market<strong>in</strong>ganforderungen im kulturtouristischen Markt e<strong>in</strong> erhebliches Defizit dar.<br />

Vorgehen bei der Recherche der Websites<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wur<strong>den</strong> für die Aufgabenstellung dieser Studie als zusätzliches Informationsmedium die<br />

Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen genutzt.<br />

Zum Untersuchungszeitpunkt verfügen alle Blaubuche<strong>in</strong>richtungen über eigene Websites. Etwa die Hälfte aller<br />

E<strong>in</strong>richtungen hatte bereits bis zum Jahr 1999 eigene Websites, die anderen E<strong>in</strong>richtungen zogen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Folgejahren<br />

nach (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.).<br />

Die Recherche der Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen erfolgte im Zeitraum vom 11. bis 18. Januar 2002.<br />

Insgesamt wur<strong>den</strong> 38 Websites analysiert <strong>und</strong> unter ausgewählten Kriterien, die aus <strong>den</strong> Fragestellungen im<br />

Untersuchungszusammenhang abgeleitet wur<strong>den</strong>, bewertet.<br />

Recherchiert wurde u.a. danach,<br />

- ob e<strong>in</strong> mehrsprachiges Angebot der Websites existiert,<br />

- wie langfristig die E<strong>in</strong>richtungen ihre kulturellen Angebote (z.B. Ausstellungen, Veranstaltungen)<br />

ankündigen,<br />

- ob Verl<strong>in</strong>kungen der Websites der kulturellen E<strong>in</strong>richtungen zu relevanten Partnern existieren (z.B. zu<br />

<strong>in</strong>ternationalen Organisationen, zu <strong>den</strong> touristischen Dienstleistern oder <strong>den</strong> Landesverbän<strong>den</strong> der<br />

Museen),<br />

- ob die E<strong>in</strong>richtungen über ihre eigenen Serviceleistungen <strong>und</strong> -e<strong>in</strong>richtungen (z.B. Museumsshop,<br />

Merchandis<strong>in</strong>g) <strong>in</strong>formieren,<br />

- <strong>und</strong> wie hoch die externe Zugriffs<strong>in</strong>tensität auf die Websites liegt.<br />

Zu diesen Schwerpunkten der Recherche können folgende Ergebnisse festgehalten wer<strong>den</strong>:<br />

Unter dem Kriterium der nationalen <strong>und</strong> überregionalen Bedeutung der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen sollte vorausgesetzt<br />

wer<strong>den</strong>, dass e<strong>in</strong> mehr- bzw. zum<strong>in</strong>dest zweisprachiges Angebot der Websites existiert. Dies erfüllen zum<br />

Recherchezeitpunkt nur ca. 45 Prozent der E<strong>in</strong>richtungen mit e<strong>in</strong>er englischen Sprachauswahl (drei E<strong>in</strong>richtungen<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>e französische Sprachauswahl).<br />

93


Exkurs 2: Recherche Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Kriterium (N=38)<br />

Anteil der Websites, die mehrsprachiges Angebot offerieren<br />

LT GO gesamt<br />

(Englisch)<br />

58 % 31 % 45 %<br />

Die Ankündigung von Ausstellungen <strong>und</strong> Veranstaltungsaktivitäten reicht bei vier Fünfteln aller E<strong>in</strong>richtungen nicht<br />

über das Jahr 2002 h<strong>in</strong>aus. Nur knapp e<strong>in</strong> Drittel der Leuchtturme<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>formiert längerfristig über die<br />

eigenen Programmplanungen über 2002 h<strong>in</strong>aus. Bei <strong>den</strong> Gedächtnisorten liegt dieser Anteil noch niedriger.<br />

Kriterium (N=38)<br />

Anteil der Websites, die Informationen zu Planungen über 2002<br />

LT GO gesamt<br />

h<strong>in</strong>aus bereithalten<br />

27 % 12 % 16 %<br />

Im Untersuchungszusammenhang war von Interesse, ob Verl<strong>in</strong>kungen zu relevanten Partnern - u.a. für touristische<br />

Belange - existieren.<br />

Kriterium (N=38) LT & GO<br />

gesamt<br />

Anteil der Websites, mit L<strong>in</strong>ks zu:<br />

touristischen Dienstleistern (z.B. Tourist<strong>in</strong>formationen der Stadt, Hotels) 40 %<br />

Webseiten der Stadt am Standort der E<strong>in</strong>richtungen 60 %<br />

Internationalen Partnern 44 %<br />

E<strong>in</strong>richtungen mit Kooperationen (z.B. anderen Museen) 63 %<br />

Museumsverband des Landes 16 %<br />

Ca. zwei Drittel der E<strong>in</strong>richtungen, <strong>und</strong> hier ohne Unterschied zwischen <strong>den</strong> Leuchttürmen <strong>und</strong> Gedächtnisorten,<br />

<strong>in</strong>formieren über die Existenz e<strong>in</strong>es Museumsshops <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Zusammenhang über entsprechende eigene<br />

Serviceleistungen.<br />

Kriterium (N=38) LT GO gesamt<br />

Serviceleistung Museumsshop:<br />

H<strong>in</strong>weis auf Museumsshop auf der Website vorhan<strong>den</strong> 60 % 60 % 60 %<br />

Angebot von Produkten /Merchandis<strong>in</strong>g 32 % 37 % 34 %<br />

Bestellung / Bezug per Internet möglich 58 % 63 % 60 %<br />

In der direkten Befragung der E<strong>in</strong>richtungen (vgl. Übersicht Indikatoren S. 62 ff.). wurde zusätzlich zur<br />

Websiterecherche vom Januar 2002 die durchschnittliche monatliche Zugriffs<strong>in</strong>tensität auf die Websites erfragt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs konnten nur etwa 40 Prozent der E<strong>in</strong>richtungen Auskunft über <strong>den</strong> Zugriff auf ihre Website geben. In allen<br />

anderen E<strong>in</strong>richtungen wer<strong>den</strong> Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Erfolgskontrolle <strong>und</strong> Zielgruppenbeobachtung offensichtlich<br />

verschenkt.<br />

Bei <strong>den</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die Angaben zum Zugriff auf ihre Websites machen konnten, wur<strong>den</strong> sehr unterschiedliche<br />

Zugriffs<strong>in</strong>tensitäten ermittelt. Mit durchschnittlichen monatlichen Zugriffen von ca. 150.000 beim Deutschen Hygiene<br />

Museum Dres<strong>den</strong>, ca. 90.000 bei der Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg (im Vergleich:<br />

nur ca. 12.000 bei <strong>den</strong> Weimarer Klassikerstätten; Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> ohne Angabe), ca. 30.000<br />

beim Deutschen Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> liegen diese im Vergleich zu <strong>den</strong> anderen E<strong>in</strong>richtungen entsprechend<br />

hoch. Dies könnte auf <strong>den</strong> ersten Blick e<strong>in</strong> Verweis auf e<strong>in</strong>e entsprechend breite Besucherzielgruppe se<strong>in</strong>.<br />

Ca. 40.000 monatliche Zugriffe auf die Website beim Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum / Grassimuseum Leipzig oder ca.<br />

10.000 beim Otto-Lilienthal-Museum Anklam belegen jedoch die Reichweite mittels neuer Medien auch bei<br />

verme<strong>in</strong>tlich engeren, spezialisierteren Zielgruppen.<br />

94


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 2: Recherche Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

Von e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen wurde im Fragebogen darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass f<strong>in</strong>anzielle Mittel für e<strong>in</strong>e permanente<br />

Pflege der Webseiten nicht zur Verfügung stehen. Bei e<strong>in</strong>igen Websites fiel alle<strong>in</strong> unter ästhetischen<br />

Gesichtspunkten auf, dass diese mangels Ressourcen ohne professionelle Beratung <strong>und</strong> Unterstützung durch<br />

Webdesigner entstan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Diese Ergebnisse decken sich mit <strong>den</strong>en der ATLAS-Forschung (vgl. w.o.).<br />

Nachfolgend wer<strong>den</strong> die Webseiten der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte benannt.<br />

Websites der E<strong>in</strong>richtungen<br />

Quelle: Zusammenstellung culture concepts 2002<br />

Land Name der E<strong>in</strong>richtung<br />

BB<br />

LT Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg www.spsg.de<br />

LT Fürst-Pückler-Museum Park <strong>und</strong> Schloss Branitz www.pueckler-museum.de<br />

GO Kleist-Museum Frankfurt/Oder www.kleist-museum.de<br />

GO Theodor-Fontane-Archiv Potsdam www.fontanearchiv.de<br />

Website<br />

GO Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner www.gerhart-hauptmann-museen.de<br />

MV<br />

LT Mecklenburgische Kunstsammlungen, Schlösser <strong>und</strong> Gärten www. museum-schwer<strong>in</strong>.de<br />

LT Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong> www. meeresmuseum.de<br />

GO Hans-Fallada-Haus Carwitz www.fallada.de<br />

GO Ernst-Barlach-Museen Güstrow www.Ernst-Barlach-Stiftung.de<br />

GO He<strong>in</strong>rich-Schliemann-Museum Ankershagen www.schliemann-museum.de<br />

GO Otto-Lilienthal-Museum Anklam www.lilienthal-museum.de<br />

ST<br />

LT Gartenreich Dessau-Wörlitz www. ksdw.de / www. gartenreich.com<br />

LT Franckesche Stiftungen zu Halle www.francke-halle.de<br />

LT Bauhaus Dessau www. bauhaus-dessau.de<br />

LT Luther-Ge<strong>den</strong>kstätten <strong>in</strong> Wittenberg <strong>und</strong> Eisleben www. mart<strong>in</strong>luther.de<br />

LT Staatliche Galerie Moritzburg Halle www.moritzburg.halle.de<br />

LT Händel-Haus Halle www.haendelhaus.de<br />

GO Gleimhaus Halberstadt www.gleimhaus.de<br />

GO Forschungsstätte für Frühromantik <strong>und</strong> Novalis-Museum<br />

Schloss Oberwiederstedt<br />

www.novalis-gesellschaft.de<br />

www.novalis-museum.de<br />

www.novalis-stiftung.de<br />

GO Kurt-Weill-Zentrum Dessau www.kurt-weill.de<br />

GO Stiftung "Lyonel-Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger-Galerie Quedl<strong>in</strong>burg" www.fen<strong>in</strong>ger-galerie.de<br />

GO<br />

SN<br />

W<strong>in</strong>ckelmann-Museum Stendal www.w<strong>in</strong>ckelmann-gesellschaft.de<br />

LT Fürst Pückler-Park Bad Muskau www.pueckler-museum.de<br />

LT Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> www. staatl-kunstsammlungen-dres<strong>den</strong>.de<br />

LT Deutsches Hygiene-Museum Dres<strong>den</strong> www. dhmd.de<br />

LT Grassimuseum Leipzig (Museum für Kunsthandwerk,<br />

www.grassi-museum.com /<br />

Museum für Völkerk<strong>und</strong>e,<br />

www.mvl-grassimuseum.de / www.grassimesse.de<br />

Musik<strong>in</strong>strumenten-Museum)<br />

www.uni-leipzig.de/museum/musik<br />

LT Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dres<strong>den</strong> www. snsd.de<br />

95


Exkurs 2: Recherche Websites der Blaubuche<strong>in</strong>richtungen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Land Name der E<strong>in</strong>richtung<br />

zu SN<br />

96<br />

Website<br />

LT Museum der bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste Leipzig www.leipzig.de<br />

www.Leipzig.de/museum_d_bild_kuenste.htm<br />

LT Kunstsammlungen Chemnitz www.chemnitz.de/kunstsammlungen<br />

LT Bach-Archiv Leipzig www. bach-Leipzig.de<br />

GO Less<strong>in</strong>g-Museum Kamenz www.less<strong>in</strong>gmuseum.de<br />

GO Robert-Schumann-Haus Zwickau www.robert-schumann-haus.de<br />

GO Mendelssohn-Haus Leipzig www.mendelssohn-stiftung.de<br />

GO Werkstattmuseum für Druckkunst Leipzig www.druckkunst-museum.de<br />

GO<br />

TH<br />

Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig www.gfzk.de<br />

LT Weimarer Klassikerstätten <strong>und</strong> Kunstsammlungen www.weimar-klassik.de<br />

LT Wartburg Eisenach www. wartburg-eisenach.de<br />

LT L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg www. l<strong>in</strong><strong>den</strong>au-museum.de<br />

GO Bachhaus Eisenach www.bachhaus.de<br />

GO Forschungs- <strong>und</strong> Ge<strong>den</strong>kstätte He<strong>in</strong>rich-Schütz-Haus Bad<br />

Köstritz<br />

www.He<strong>in</strong>rich-Schuetz-Haus.de<br />

GO Panorama Museum Bad Frankenhausen www.panorama-museum.de


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 3: Entwicklungstrends im Bereich der Museen<br />

Exkurs 3: Ausgewählte Entwicklungstrends im Bereich der Museen<br />

Die folgen<strong>den</strong> Übersichten geben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige ausgewählte Entwicklungstrends im Bereich der<br />

Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong>. Sie stellen aus Länderperspektive die Entwicklung der Zahl der Museen,<br />

der jährlichen Museumsbesuche sowie der durchschnittlichen Jahresbesuche je Museum von 1990 bis 2000<br />

dar. Die Darstellungen <strong>in</strong> Abb. 1 bis 6 basieren auf <strong>den</strong> Ergebnissen der jährlichen Gesamterhebung des<br />

Instituts für Museumsk<strong>und</strong>e an <strong>den</strong> Museen der B<strong>und</strong>esrepublik (INSTITUT FÜR MUSEUMSKUNDE 1991<br />

bis 2001). Sie wur<strong>den</strong> von culture concepts für <strong>den</strong> Zeitraum 1990 bis 2000 zusammengestellt.<br />

Abb. 1: Anzahl Museen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> 1990 - 2000<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Anmerkung zu BB: wesentlich Erweiterung des Erfassungskreises der Museen im Land Bran<strong>den</strong>burg <strong>in</strong> der<br />

Gesamterhebung des Instituts für Museumsk<strong>und</strong>e im Jahr 2000 gegenüber 1999.<br />

Abb. 2: Anzahl Museen nach Flächenländern <strong>und</strong> Stadtstaaten 1990 - 2000<br />

5.000<br />

4.500<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

BB MV SN ST TH<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

Flächenländer Ost Flächenländer West Stadtstaaten<br />

354<br />

212<br />

322<br />

197<br />

159<br />

4.347<br />

1.244<br />

236<br />

97


Exkurs 3: Entwicklungstrends im Bereich der Museen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Abb. 3: Museumsbesuche <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> 1990 - 2000 <strong>in</strong> Mio.<br />

98<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Anmerkung zu TH: Besuchszahlen <strong>in</strong> 1999 s<strong>in</strong>d bee<strong>in</strong>flusst von Goethejahr <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong>hauptstadt Weimar<br />

Abb. 4: Museumsbesuche nach Flächenländern <strong>und</strong> Stadtstaaten 1990 - 2000 <strong>in</strong> Mio.<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

BB MV SN ST TH<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

Flächenländer Ost Flächenländer West Stadtstaaten<br />

8,2<br />

4,7<br />

3,5<br />

3,3<br />

2,5<br />

63,8<br />

22,3<br />

11,5


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 3: Entwicklungstrends im Bereich der Museen<br />

Abb. 5: Durchschnittliche Jahresbesuche je Museum 1990 - 2000<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> B<strong>und</strong>esländern<br />

40.000<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

Abb. 6: Durchschnittliche Jahresbesuche je Museum 1990 - 2000<br />

nach Flächenländern <strong>und</strong> Stadtstaaten<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

24.013<br />

20.602<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

BB MV SN ST TH<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

NBL ABL Stadtstaaten<br />

23.254<br />

11.966<br />

10.794<br />

48.907<br />

17.886<br />

15.131<br />

99


Exkurs 3: Entwicklungstrends im Bereich der Museen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Abb. 7: Öffentliche Ausgaben für Nichtwissenschaftliche Museen, Sammlungen, Ausstellungen<br />

1995 bis 2000 (Gr<strong>und</strong>mittel) <strong>in</strong> Mio. DM<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2001): <strong>Kultur</strong>f<strong>in</strong>anzbericht 2000. Wiesba<strong>den</strong>. S. 45<br />

100<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

334,2<br />

879,2<br />

1.893,8<br />

1.916,5<br />

2.000,1 1.922,4 1.994,8<br />

1975 1985 1995 1997 1998 1999 2000<br />

Anmerkung: bis 1998 Ist, 1999 vorläufiges Ist (Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> geschätzt), 2000 Soll bzw. geschätzt<br />

Öffentliche Ausgaben für Museen nach B<strong>und</strong>esländern 1998 <strong>in</strong> DM je E<strong>in</strong>wohner<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (Hrsg.) (2001): <strong>Kultur</strong>f<strong>in</strong>anzbericht 2000. Wiesba<strong>den</strong>. S. 44<br />

Neue Länder<br />

BB<br />

MV<br />

ST<br />

SN<br />

TH<br />

Alte Länder<br />

BW<br />

BY<br />

HE<br />

NI<br />

NW<br />

RP<br />

SL<br />

SH<br />

Stadtstaaten<br />

BE<br />

HB<br />

HH<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

12,5<br />

10,0<br />

10,5<br />

15,1<br />

15,0<br />

21,4<br />

20,5<br />

19,9<br />

25,0<br />

23,5<br />

29,6<br />

32,3<br />

40,0<br />

36,0<br />

31,0<br />

65,0


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 4: Besuchsentwicklung Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

Exkurs 4: Besuchsentwicklung <strong>in</strong> ausgewählten Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

Quelle: eigene Zusammenstellung culture concepts 2002 nach Übergabe Unterlagen der E<strong>in</strong>richtungen<br />

Abb. 1: E<strong>in</strong>richtungen Land Sachsen, Besuchsentwicklung 1990 - 2001<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

Anmerkung: E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Leipzig - seit 1999 / 2000 Unterbr<strong>in</strong>gung im Interim<br />

Abb. 2: E<strong>in</strong>richtungen Land Mecklenburg-Vorpommern, Besuchsentwicklung 1990 - 2001<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Deutsches Hygiene Museum Dres<strong>den</strong><br />

Museum für Völkerk<strong>und</strong>e zu Leipzig - Grassimuseum<br />

Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dres<strong>den</strong><br />

Museum der Bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste Leipzig<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Mecklenburgische Kunstsammlungen, Schlösser u. Gärten<br />

Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong><br />

101


Exkurs 4: Besuchsentwicklung Blaubuche<strong>in</strong>richtungen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

Abb. 3: E<strong>in</strong>richtungen Land Thür<strong>in</strong>gen, Besuchsentwicklung 1990 - 2001<br />

Abb. 4: E<strong>in</strong>richtungen Land Sachsen-Anhalt, Besuchsentwicklung 1995 - 2001<br />

102<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Wartburg Eisenach<br />

L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg<br />

Bachhaus Eisenach<br />

0<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Franckesche Stiftungen zu Halle<br />

Bauhaus Dessau<br />

Luther-Ge<strong>den</strong>kstätten <strong>in</strong> Wittenberg <strong>und</strong> Eisleben


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Exkurs 4: Besuchsentwicklung Blaubuche<strong>in</strong>richtungen<br />

Abb. 5: E<strong>in</strong>richtungen Land Bran<strong>den</strong>burg, Besuchsentwicklung 1990 - 2001<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

Kleistmuseum Frankfurt/Oder Stiftung Fürst Pückler Museum Park <strong>und</strong> Schloss Branitz<br />

103


Methodischer Ansatz <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

104<br />

Methodischer Ansatz der Studie<br />

Das empirische Untersuchungsfeld dieser Studie bil<strong>den</strong> die im "Blaubuch" benannten<br />

kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte <strong>in</strong> <strong>den</strong> fünf ostdeutschen B<strong>und</strong>esländern<br />

Bran<strong>den</strong>burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

(RAABE, PAUL 2001). Die Stadt Berl<strong>in</strong> wurde aufgr<strong>und</strong> ihrer Größe <strong>und</strong> Sonderstellung<br />

nicht <strong>in</strong> die Untersuchungen aufgenommen.<br />

Darüber wird an die im September 2001 vorgelegte Untersuchung "Wie <strong>in</strong> <strong>Kultur</strong><br />

(-bauten) <strong>in</strong>vestieren? - <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>vestitionsprogramme <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong>:<br />

Bestandsaufnahme, Probleme <strong>und</strong> Perspektiven der Modernisierung der kulturellen<br />

Infrastruktur" angeknüpft (DÜMCKE, CORNELIA 2001), die ebenso im Auftrag des<br />

BKM erarbeitet wurde (Bestellung unter 322@bpa.b<strong>und</strong>.de).<br />

Projektlaufzeit<br />

Die Untersuchung wurde im Dezember 2001 vom BKM beauftragt. In Anbetracht der<br />

Komplexität des Themas stand mit Abschluss der Untersuchungen Ende Juli 2002 e<strong>in</strong><br />

extrem kurzer Untersuchungszeitraum zur Verfügung. Redaktionsschluss war der 5.<br />

August 2002.<br />

Partner im Untersuchungsprozess<br />

Über die "<strong>Kultur</strong>ellen Leuchttürme" <strong>und</strong> "<strong>Kultur</strong>ellen Gedächtnisorte" der <strong>neuen</strong> Länder<br />

("Blaubuch") h<strong>in</strong>aus, wurde für die Untersuchungen e<strong>in</strong> weiter gesteckter Rahmen für<br />

Recherche <strong>und</strong> Kommunikation aufgebaut. Dazu gehören im E<strong>in</strong>zelnen:<br />

BKM, BMWi, DZT, DTV sowie Touristische Landesverbände <strong>und</strong><br />

Landesmarket<strong>in</strong>ggesellschaften, Kunst- bzw. <strong>Kultur</strong>m<strong>in</strong>isterien sowie<br />

Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien / <strong>Tourismus</strong>ressorts der <strong>neuen</strong> Länder, Landesverbände Museen<br />

der <strong>neuen</strong> Länder sowie Deutscher Museumsb<strong>und</strong>.<br />

In ausgewählten Städten, die Standorte der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte<br />

s<strong>in</strong>d, wur<strong>den</strong> punktuell Entscheidungsträger im <strong>Kultur</strong>tourismus (z.B.<br />

Tourist<strong>in</strong>formationen) auf städtischer oder regionaler Ebene <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong><br />

Gruppen<strong>in</strong>terviews befragt. Dies konnte nur punktuell geschehen, allerd<strong>in</strong>gs erlaubte<br />

die ITB Berl<strong>in</strong> im März 2002 viele hilfreiche Gespräche am Rande der Messe.<br />

Die verfügbare Untersuchungszeit gestattete ke<strong>in</strong>e Recherchen im Bereich der privaten<br />

touristischen Dienstleister <strong>und</strong> deren Verbän<strong>den</strong> (z.B. dem Hotel- <strong>und</strong><br />

Gaststättenverband).<br />

Insgesamt wur<strong>den</strong> zum Untersuchungsthema <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppen<strong>in</strong>terviews etwa<br />

120 Personen angehört (vgl. Liste der befragten Personen).<br />

Datenbasis <strong>und</strong> methodisches Vorgehen<br />

Die Untersuchung erforderte e<strong>in</strong>e umfangreiche Quellenrecherche. Auf Vorarbeiten, die<br />

explizit e<strong>in</strong>en Überblick über <strong>den</strong> Forschungsstand zum Thema <strong>Kultur</strong>tourismus aus<br />

e<strong>in</strong>er ostdeutschen Länderperspektive liefern, konnte nicht zurückgegriffen wer<strong>den</strong>. Mit<br />

dem Sparkassen-<strong>Tourismus</strong>barometer des Ostdeutschen Sparkassen- <strong>und</strong><br />

Giroverbandes, das seit 1998 mit e<strong>in</strong>em Jahresbericht (DWIF 1999 bis 2002) die


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Methodischer Ansatz<br />

<strong>Tourismus</strong>entwicklung <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> evaluiert, steht e<strong>in</strong>es der wichtigsten<br />

Monitor<strong>in</strong>g-Instrumente für <strong>den</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> ostdeutschen <strong>Ländern</strong> (ausgenommen<br />

Thür<strong>in</strong>gen) zur Verfügung. Fragestellungen zum Zusammenhang von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Tourismus</strong> wer<strong>den</strong> hier jedoch nicht behandelt.<br />

In e<strong>in</strong>er Umfeldrecherche wur<strong>den</strong> konzeptionelle <strong>und</strong> strategische Ansätze zum<br />

<strong>Kultur</strong>tourismus auf Landesebene recherchiert. Dazu wur<strong>den</strong> die Kunst- bzw.<br />

<strong>Kultur</strong>m<strong>in</strong>isterien sowie die Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien/Fachbereich <strong>Tourismus</strong>politik <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong> schriftlich befragt <strong>und</strong> um Übergabe von Unterlagen gebeten. Punktuell<br />

fan<strong>den</strong> ergänzende Interviews statt.<br />

Im Zentrum der Untersuchungen stan<strong>den</strong> Aufnahmen zu <strong>den</strong> Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

Strategien im Bereich der kulturellen Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte entsprechend<br />

des Untersuchungsauftrags. Sie wur<strong>den</strong> punktuell ergänzt um Betrachtungen zu <strong>den</strong><br />

unmittelbaren Standortbed<strong>in</strong>gungen der E<strong>in</strong>richtungen im Rahmen des<br />

Untersuchungsthemas.<br />

Die Analyse des von <strong>den</strong> kulturellen E<strong>in</strong>richtungen angeforderten <strong>und</strong> übergebenen<br />

Materials <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Projektphase wurde durch Leitfa<strong>den</strong>-Interviews <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong><br />

Gruppengesprächen vor Ort ergänzt. Aus zeitlichen <strong>und</strong> kapazitiven Grün<strong>den</strong> konnten<br />

nur die Leuchttürme besucht <strong>und</strong> ausführliche Gespräche geführt wer<strong>den</strong>.<br />

Als ergänzendes Informationsmedium wurde e<strong>in</strong>e Recherche der Internetseiten aller<br />

Blaubuche<strong>in</strong>richtungen durchgeführt.<br />

In der zweiten Projektphase wur<strong>den</strong> alle Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte mittels<br />

standardisierten qualitativen Fragebogens befragt. Der Konzeption des Fragebogens<br />

lagen Thesen zu Gr<strong>und</strong>e, die sich u.a. aus <strong>den</strong> Ergebnissen der Interviews ergaben. An<br />

der Befragung haben sich alle Blaubuche<strong>in</strong>richtungen beteiligt.<br />

Die schriftlichen Anfragen <strong>und</strong> persönlichen Interviews vor Ort ergänzten telefonische<br />

Interviews.<br />

Zu <strong>den</strong> Treffen der Konferenz Nationaler <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen (KNK), zu der sich die<br />

kulturellen Leuchttürme Ende letzten Jahres zusammengeschlossen haben, hatte die<br />

Autor<strong>in</strong> dieser Studie im Dezember 2001 <strong>und</strong> Februar 2002 die Gelegenheit, vor <strong>den</strong><br />

Leitern der E<strong>in</strong>richtungen sowohl die Ziele <strong>und</strong> Ansätze der Untersuchung als auch<br />

Zwischenergebnisse zu präsentieren.<br />

Am 15. April 2002 fand <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ganztägiger Workshop mit allen Leitern der<br />

kulturellen Gedächtnisorte zum Thema der Untersuchungen statt.<br />

105


Liste der befragten Personen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

106<br />

Liste der befragten Personen im Rahmen der Untersuchungen<br />

Mehr als 120 Personen - aus dem Kreis der kulturellen Leuchttürme, ihrer öffentlichen<br />

Träger <strong>und</strong> ihrer Kooperationspartner aus der <strong>Tourismus</strong>wirtschaft - wur<strong>den</strong> zum<br />

Untersuchungsthema <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppen<strong>in</strong>terviews angehört <strong>und</strong> befragt.<br />

Mit <strong>den</strong> mit Leitern <strong>und</strong> Mitarbeitern der Gedächtnisorte fand am 15. April 2001 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Workshop zum Thema der Studie statt.<br />

Allen Beteiligten, die diese Untersuchung mit ihren Erfahrungen <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen sowie<br />

mit der Übergabe von Unterlagen unterstützt haben, sei herzlich gedankt.<br />

Dr. Manfred Ackermann, Mitarbeiter beim Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung für<br />

Angelegenheiten der <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien (BKM); Prof. Dr. Omar Akbar, Direktor,<br />

Bauhaus Dessau; Dr. Christian Antz, Referatsleiter <strong>Tourismus</strong>politik <strong>und</strong><br />

<strong>Tourismus</strong>market<strong>in</strong>g, M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie des Landes Sachsen-<br />

Anhalt;<br />

Dr. Harald Benke, Direktor, Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong>; Prof. Dr. Kornelia<br />

von Berswordt-Wallrabe, Direktor<strong>in</strong>, Mecklenburgische Kunstsammlungen, Schlösser<br />

<strong>und</strong> Gärten; Barbara Brugger-Albel, Mitarbeiter<strong>in</strong>, Deutsches Hygienemuseum; Dirk<br />

Burghardt, Verwaltungsdirektor, Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>; Dr. He<strong>in</strong>z Buri,<br />

<strong>Kultur</strong>beauftragter, Berl<strong>in</strong> <strong>Tourismus</strong> GmbH;<br />

Hajo Cornel, Leiter Gr<strong>und</strong>satzfragen, M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong><br />

<strong>Kultur</strong> des Landes Bran<strong>den</strong>burg;<br />

Jörg Dittmer, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, Museum der bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste Leipzig; Kerst<strong>in</strong><br />

Drechsel, Leiter<strong>in</strong> Grafische Sammlung, Kunstsammlungen Chemnitz;<br />

Christa Eichbaum, Fachreferat <strong>Tourismus</strong>, M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft des Landes<br />

Mecklenburg-Vorpommern; Berthold Günther Ettrich, Direktor <strong>und</strong> Museumsleiter,<br />

Stiftung Fürst- Pückler-Museum Park <strong>und</strong> Schloss Branitz;<br />

Dr. Uwe Fritz, Direktor, Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dres<strong>den</strong>, Museum für<br />

Tierk<strong>und</strong>e; Dr. Eszter Fontana, Direktor<strong>in</strong>, Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum / Grassimuseum<br />

Leipzig;<br />

Kai Geiger, Geschäftsführer, <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>itiative Art Cities <strong>in</strong> Europe GmbH; Matthias<br />

Gilbrich, Market<strong>in</strong>g Direktor, Dres<strong>den</strong>-Werbung <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> GmbH; Marlies<br />

Gröger, Kongress- <strong>und</strong> Tagungsservice, Halle Tourist e.V.;<br />

Bertram Hacke, Market<strong>in</strong>gkoord<strong>in</strong>ator, Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-<br />

Bran<strong>den</strong>burg; Ulrich Hager, Referatsleiter <strong>Tourismus</strong>, M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft,<br />

Mittelstand <strong>und</strong> Technologie des Landes Bran<strong>den</strong>burg; Kar<strong>in</strong> Hellmeier, Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

Market<strong>in</strong>g, Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong>; Herr Heß, Geschäftsführer, Bach-<br />

Archiv Leipzig; Sab<strong>in</strong>e Hoffmann, Stellv. Direktor<strong>in</strong>, L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg; Dr.<br />

Eva Maria Hoyer, Direktor<strong>in</strong>, Museum für Kunsthandwerk / Grassimuseum Leipzig;<br />

Jörg Ivandić, Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Pressereferent, Kunstsammlungen Chemnitz;<br />

Re<strong>in</strong>er Jäck, Referatsleiter <strong>Tourismus</strong>, Gastgewerbe, Messen <strong>und</strong> Kongresse,<br />

Standortmarket<strong>in</strong>g, Berl<strong>in</strong>er Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit <strong>und</strong> Frauen; Dr.<br />

Hanna John, Leiter<strong>in</strong> Händelfestspiele Halle;<br />

Dr. Wolf Karge, Geschäftsführer, Landesverband Museen <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

e.V.; Yvonne Kieselbach, Regierungsdirektor<strong>in</strong>, Referatsleiter<strong>in</strong> <strong>Tourismus</strong>,<br />

Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit; Dr. jur. Thomas Köstl<strong>in</strong>,<br />

Ständiger Vertreter des Generaldirektors, Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Liste der befragten Personen<br />

Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg; Elena Krauße, Mitarbeiter<strong>in</strong> Marktbetreuung Deutschland<br />

Sonderprojekte, Leipzig Tourist Service e.V.; Dr. Helmut Krüger, M<strong>in</strong>isterialrat,<br />

Referatsleiter <strong>Tourismus</strong>, B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie;<br />

Ute Lehmann, Referent<strong>in</strong> Öffentlichkeitsarbeit, Museum für Völkerk<strong>und</strong>e/<br />

Grassimuseum Leipzig; Dr. Enoch Lemcke, Leiter <strong>Kultur</strong>abteilung, M<strong>in</strong>isterium für<br />

Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> Mecklenburg-Vorpommern; Heidi Liepe,<br />

Museumspädagog<strong>in</strong>, Besucherbetreuung, Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten<br />

Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg; Dr. Jürgen L<strong>in</strong>de, Präsi<strong>den</strong>t, Deutscher <strong>Tourismus</strong>verband e.V.; Dr.<br />

Ulf L<strong>in</strong>nemann, Direktor, Staatliche Naturhistorische Sammlungen Dres<strong>den</strong>, Museum für<br />

M<strong>in</strong>eralogie <strong>und</strong> Geologie; Andreas Lorenz, Geschäftsführer, Reppel <strong>und</strong> Lorenz<br />

<strong>Tourismus</strong>beratung; Barbara Ludwig, Bürgermeister<strong>in</strong> <strong>und</strong> Leiter<strong>in</strong>, Dezernat Soziales,<br />

Jugend <strong>und</strong> Familie, Ges<strong>und</strong>heit, <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Sport der Stadt Chemnitz;<br />

Evelyn Lukowczyk, Leiter<strong>in</strong> Öffentlichkeitsarbeit, Galerie Moritzburg Halle;<br />

Margit Mahn, Museumspädagog<strong>in</strong>, Öffentlichkeitsarbeit, L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg;<br />

Wolfgang Manthey, Referent <strong>Tourismus</strong>politik/<strong>Tourismus</strong>market<strong>in</strong>g, M<strong>in</strong>isterium für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie des Landes Sachsen-Anhalt; Prof. Marx, Direktor<br />

Albert<strong>in</strong>um, Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>; Frau Milde, Museumspädagog<strong>in</strong>,<br />

Kunstsammlungen Chemnitz; Ingrid Möss<strong>in</strong>ger, Direktor<strong>in</strong>, Kunstsammlungen<br />

Chemnitz; Ingo M<strong>und</strong>t, Mitarbeiter Gr<strong>und</strong>satzfragen, Kultusm<strong>in</strong>isterium des Landes<br />

Sachsen-Anhalt;<br />

Marie Neumüllers, Leiter<strong>in</strong> Kommunikation, Stiftung Bauhaus Dessau; Dagmar<br />

Nollenberg, Mitarbeiter<strong>in</strong>, Beauftragter der B<strong>und</strong>esregierung für Angelegenheiten der<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien (BKM);<br />

Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Direktor, Franckesche Stiftungen zu Halle, seit Mai 2002<br />

Kultusm<strong>in</strong>ister des Landes Sachsen-Anhalt;<br />

Cord Pann<strong>in</strong>g, Direktor, Stiftung Fürst- Pückler-Park Bad Muskau; Reg<strong>in</strong>a Patzt, EU-<br />

Consult Rostock; Jutta Penndorf, Direktor<strong>in</strong>, L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg; Bett<strong>in</strong>a<br />

Probst, persönliche Referent<strong>in</strong> des Generaldirektors, Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dres<strong>den</strong>; Dr. Helga Puhlmann, Leiter<strong>in</strong> Öffentlichkeitsarbeit, Staatliche<br />

Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>;<br />

Prof. Dr. Dr. Paul Raabe, Kunsthistoriker; Susanne Reim, Restaurator<strong>in</strong>, L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-<br />

Museum Altenburg; Dr. Stefan Rhe<strong>in</strong>, Direktor, Luther-Stiftung Wittenberg; Gert Richter,<br />

Stellvertretender Direktor, Händelhaus Halle; Christa R<strong>in</strong>gkamp, Diplom-Ing., freie<br />

Landschaftsarchitekt<strong>in</strong>, Hortec Garten- <strong>und</strong> Landschaftsplanung GbR; Beate Ritter,<br />

Leiter<strong>in</strong> Abteilung Malerei <strong>und</strong> Plastik, Kunstsammlungen Chemnitz; Monika Röhs,<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong>, Potsdam <strong>Tourismus</strong> GmbH; Dr. Mart<strong>in</strong> Roth, Generaldirektor,<br />

Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>; Bernd Ruscher, Referent, <strong>Kultur</strong>amt Chemnitz;<br />

Dr. Sebastian Saad, Mitarbeiter beim Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung für<br />

Angelegenheiten der <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien (BKM); Dr. Wolfgang Savelsberg, Leiter<br />

Abteilung Museen <strong>und</strong> Sammlungen, <strong>Kultur</strong>stiftung Dessau-Wörlitz; Anita Schael,<br />

Office Management, UNESCO-Welterbestätten e.V.; Frau Schild, Verwaltungsleiter<strong>in</strong>,<br />

Galerie Moritzburg Halle; Dr. Hans-Werner Schmidt, Direktor, Museum der bil<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Künste Leipzig; Uwe Schmitz, Verwaltungsleiter, <strong>Kultur</strong>stiftung Dessau Wörlitz; Dr.<br />

Katja Schneider, Direktor<strong>in</strong>, Staatliche Galerie Moritzburg Halle; Richard Schrumpf,<br />

Geschäftsführer, Leipzig Tourist Service e.V.; Günter Schuchardt, Burghauptmann,<br />

Wartburgstiftung Eisenach; Wolfgang Schütz, Kommunalberater, OSGV-Sparkassen-<br />

<strong>und</strong> Kommunalberatungsgesellschaft mbH; Re<strong>in</strong>er Spr<strong>in</strong>g, M<strong>in</strong>isterialrat, Leiter Referat<br />

<strong>Tourismus</strong>politik, M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Arbeit <strong>und</strong> Infrastruktur des Landes<br />

Thür<strong>in</strong>gen; Dr. Dirk H. Stechmann, Stellvertretender Direktor, Deutsches<br />

Meeresmuseum Strals<strong>und</strong>;<br />

107


Liste der befragten Personen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

108<br />

Frau Thiel, Mitarbeiter<strong>in</strong>, Referat <strong>Tourismus</strong>, M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Mittelstand <strong>und</strong><br />

Technologie des Landes Bran<strong>den</strong>burg;<br />

Antje Uhlig, Referent<strong>in</strong> für Sponsor<strong>in</strong>g <strong>und</strong> F<strong>und</strong>rais<strong>in</strong>g, Assistent<strong>in</strong> Vorstand, Stiftung<br />

Deutsches Hygienemuseum; Jutta Ullrich, Mitarbeiter<strong>in</strong> Öffentlichkeitsarbeit,<br />

<strong>Kultur</strong>stiftung Dessau Wörlitz;<br />

Klaus Vogel, Direktor, Stiftung Deutsches Hygienemuseum; Dipl.-Ing. Angelika Vogel,<br />

Verwaltungsleiter<strong>in</strong>, Deutsches Meeresmuseum Strals<strong>und</strong>; Andreas Volkert, Leiter<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Wartburgstiftung Eisenach;<br />

Horst Wadehn, Vorsitzender, UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.; Carol<strong>in</strong>e<br />

Weiss, PR-Mitarbeiter<strong>in</strong>, Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum / Grassimuseum Leipzig; Helmuth<br />

Weiss, Journalist, Das Reisemagaz<strong>in</strong> im Internet; Dr. Thomas Weiss, Direktor,<br />

<strong>Kultur</strong>stiftung Dessau-Wörlitz; Dr. Cornelia Wenzel, Stellv. Geschäftsführer<strong>in</strong>, Stiftung<br />

Fürs- Pückler-Park Bad Muskau; Dr. Edw<strong>in</strong> Werner, Direktor, Händelhaus Halle; Patricia<br />

Werner, Stellv. Geschäftsführer<strong>in</strong>, Ostdeutsche Sparkassenstiftung; Christoph<br />

W<strong>in</strong>gender, Leiter Presse- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit, Stiftung Deutsches<br />

Hygienemuseum; Frau Dr. Willard, Geschäftsführer<strong>in</strong>/Programmdirektor<strong>in</strong>, Franckesche<br />

Stiftungen zu Halle; Angelika Wodzicki, Museumspädagog<strong>in</strong>, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

L<strong>in</strong><strong>den</strong>au-Museum Altenburg;<br />

Matthias Zickora, Stellv. Direktorder Stiftung <strong>und</strong> Verwaltungsleiter, Stiftung Fürst-<br />

Pückler-Museum Park <strong>und</strong> Schloss Branitz;<br />

Teilnehmer des Workshops am 15. April 2001 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Jutta Baumann, Stellv. Direktor<strong>in</strong>, Stiftung "Lyonel-Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger-Galerie Quedl<strong>in</strong>burg";<br />

Clemens Birnbaum, Leiter, Kurt-Weill-Zentrum Dessau; Friederike Böcher, Direktor<strong>in</strong>,<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Ge<strong>den</strong>kstätte He<strong>in</strong>rich-Schütz-Haus Bad Köstritz; Dr. Wilfried Bölke,<br />

Leiter, He<strong>in</strong>rich-Schliemann-Museum Ankershagen; Jürgen Ernst, Geschäftsführer,<br />

Mendelssohn-Haus Leipzig; Dieter Fratzke, Leiter, Less<strong>in</strong>g-Museum Kamenz; Lutz<br />

Grumbach, Grafiker, Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt; Manfred Kuhnke,<br />

Leiter, Hans-Fallada-Haus Carwitz; PD Dr. Max Kunze, Präsi<strong>den</strong>t d. Gesellschaft,<br />

W<strong>in</strong>ckelmann-Museum Stendal; Dr. Gerd L<strong>in</strong>dner, Leiter, Panorama Museum Bad<br />

Frankenhausen; Ingrid Patitz, Öffentlichkeitsarbeit, Kleist-Museum Frankfurt/Oder; Dr.<br />

Ute Pott, Direktor<strong>in</strong>, Gleimhaus Halberstadt; Dr. Gerd Nauhaus, Leiter, Robert-<br />

Schumann-Haus Zwickau; Dr. Franziska Nentwig, Geschäftsführer<strong>in</strong>, Bachhaus<br />

Eisenach; Stefan Rohlfs, Leiter, Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner; Dr. phil. habil.<br />

Gabriele Rommel, Direktor<strong>in</strong>, Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt; Helga Thieme,<br />

wiss. Mitarbeiter<strong>in</strong>, Ernst-Barlach-Museen Güstrow; Dr. Hanna Delf von Wolzogen,<br />

Leiter<strong>in</strong>, Theodor-Fontane-Archiv Potsdam


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Bran<strong>den</strong>burg. In: <strong>Kultur</strong>politische Mitteilungen Nr. 9/5. IV / 201.S. 54-55. Bonn.<br />

113


Quellen <strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie<br />

114<br />

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Perspektiven. März 2002. Dres<strong>den</strong>.<br />

Rural-Europe-©European Commission-AEIDL (1997/1999): Vermarktung hochwertiger Angebote<br />

für <strong>den</strong> ländlichen Frem<strong>den</strong>verkehr; die LEADER I Erfahrung. www.rural-europe.aeidl.be/ruralde/biblio/touris/art09.htm.<br />

SEAMAN, BRUCE, A. (2002): National Investment <strong>in</strong> the Arts. Issue Paper. Center for Arts and<br />

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SHACKLEY, MYRA (1998): Visitor Management. Case studies from World Heritage Sites. Centre<br />

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Lösungsansätze. Trier.<br />

STEINECKE, ALBRECHT(1993): Chancen <strong>und</strong> Risiken der touristischen Vermarktung des<br />

kulturellen Erbes – E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung. In: Becker, Christoph <strong>und</strong> Albrecht Ste<strong>in</strong>ecke (Hrsg.):<br />

Megatrend <strong>Kultur</strong>? Chancen <strong>und</strong> Risiken der touristischen Vermarktung des kulturellen Erbes. S.<br />

7-12. Trier.<br />

STEINECKE, ALBRECHT(1999): Perspektiven des <strong>Kultur</strong>tourismus: Wettbewerbsdruck -<br />

Profilierung - Inszenierung. In: Thomas He<strong>in</strong>ze (Hrsg.): <strong>Kultur</strong>tourismus. S. 17-51.<br />

München/Wien.<br />

TÄNZLER, CHRISTIAN (Hrsg.) (1999): <strong>Tourismus</strong>konzepte <strong>in</strong> Bran<strong>den</strong>burg -<br />

Entwicklungspotentiale für <strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>tourismus. Impulsvortrag im Rahmen des Projektes KEP am<br />

12. Januar 1999 <strong>in</strong> Ludwigsfelde.<br />

TOURISMUSKONZEPTION MV (1998): <strong>Tourismus</strong>konzeption für das Land Mecklenburg-<br />

Vorpommern - Fortschreibung 1998 - (Berichtsband). Hrsg. Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Schwer<strong>in</strong>.<br />

UNESCO (2001): Allgeme<strong>in</strong>e Erklärung zur kulturellen Vielfalt. Erklärung vom 2. November 2001.<br />

31. Generalkonferenz der UNESCO. Paris.<br />

WEISS, THOMAS (2002): Das Gartenreich Dessau-Wörlitz - Lust <strong>und</strong> Last im Umgang mit e<strong>in</strong>em<br />

Weltkulturerbe. Vortragsmanuskript. Tagung der NORD LB zum "Market<strong>in</strong>g für historische<br />

Gärten" am 17. April 2002 <strong>in</strong> Hannover.<br />

WERSIG-SCHUCK, PETRA; WERSIG, GERNOT (1988): Museen <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g.<br />

Market<strong>in</strong>gkonzeptionen amerikanischer Großstadtmuseen als Anregung <strong>und</strong> Herausforderung.<br />

Heft 25. Materialien aus dem Institut für Museumsk<strong>und</strong>e. Berl<strong>in</strong>.<br />

WERSIG-SCHUCK, PETRA; WERSIG, GERNOT (1992): Museen <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Europa.<br />

Großstädtische Museen zwischen Adm<strong>in</strong>istration <strong>und</strong> Markt. Heft 37. Materialien aus dem Institut<br />

für Museumsk<strong>und</strong>e. Berl<strong>in</strong>.<br />

WIRTSCHAFTSMINISTERIUM MV (Hrsg.) (2000): Wirtschafts- <strong>und</strong> Arbeitsmarktfaktor <strong>Tourismus</strong><br />

<strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern - Zahlen - Daten - Fakten. Zusammenfassung.<br />

Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium Mecklenburg-Vorpommern. Juli 2000. Schwer<strong>in</strong>.<br />

ZAREWI (2001): Zukunft der Arbeit <strong>und</strong> nachhaltiges regionales Wirtschaften. Forschungsprojekt<br />

<strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. www.zarewi.de.<br />

ZIMMER, ANNETTE (Hrsg.) (1996): Das Museum als Nonprofit Organisation. Management <strong>und</strong><br />

Market<strong>in</strong>g. Frankfurt/Ma<strong>in</strong>.


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Quellen<br />

Relevante Websites zum Thema <strong>Kultur</strong>tourismus<br />

Websites der kulturellen <strong>und</strong> Leuchttürme <strong>und</strong> Gedächtnisorte vgl. Exkurs 2, S. 95-96<br />

www. artcities.de<br />

www. atlas-euro.org<br />

www. deutschlandtourismus.de<br />

www. european-heritage.net<br />

www. gfk.de<br />

www. icom.org/bank.html-27k<br />

www. museumspaedagogik.org<br />

www. s-tourismusbarometer.de<br />

www. touristik-report.de<br />

www. unesco.org.whc.welcome.htm<br />

www. unesco-welterbe.de (UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.)<br />

www. world-tourism.org<br />

115


116


<strong>Kultur</strong><strong>Tourismus</strong>studie Abkürzungsverzeichnis<br />

Verzeichnis der Abkürzungen<br />

Abb. Abbildung<br />

ABM Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

ATLAS European Association for Tourism and Leisure Education<br />

BB Bran<strong>den</strong>burg<br />

BKM Beauftragter der B<strong>und</strong>esregierung für Angelegenheiten der <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> der Medien<br />

BMWI B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft<br />

DTV Deutscher <strong>Tourismus</strong> Verband<br />

DWIF Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Frem<strong>den</strong>verkehr e.V.<br />

DZT Deutsche Zentrale für <strong>Tourismus</strong><br />

EFRE Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung<br />

ESF Europäische Strukturfonds<br />

EU Europäische Union<br />

EV E<strong>in</strong>igungsvertrag<br />

GA Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe<br />

GO <strong>Kultur</strong>eller Gedächtnisort (Blaubuch)<br />

IMAG Interm<strong>in</strong>isterielle Arbeitsgruppe<br />

ITB Internationale <strong>Tourismus</strong>börse Berl<strong>in</strong><br />

k.A. ke<strong>in</strong>e Angaben<br />

KEP <strong>Kultur</strong>entwicklungsplanung<br />

KIP <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>vestitionsprogramm<br />

KKIP Kommunales <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>vestitionsprogramm<br />

KNK Konferenz Nationaler <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

LT <strong>Kultur</strong>elle Leuchttürme (Blaubuch)<br />

MV Mecklenburg-Vorpommern<br />

N Zahl der Nennungen<br />

NL Neue Länder<br />

OSGV Ostdeutscher Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverband<br />

PKNL Programm "<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ländern</strong>"<br />

SAM Sozialarbeitsmaßnahme<br />

SKD Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong><br />

SN Sachsen<br />

Sonst. Sonstiges<br />

SPSG Stiftung Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten Berl<strong>in</strong>-Bran<strong>den</strong>burg<br />

ST Sachsen-Anhalt<br />

Tab. Tabelle<br />

TH Thür<strong>in</strong>gen<br />

117


118


Aktuelle Anmerkung<br />

Nach Abschluss dieser Studie hat das "Jahrh<strong>und</strong>erthochwasser" entlang der Flussläufe <strong>in</strong> Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-<br />

Anhalt schwere Zerstörungen <strong>in</strong> der <strong>Kultur</strong>landschaft verursacht. E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>den</strong> Gegenstand dieser<br />

Untersuchung bil<strong>den</strong>, wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong>, das Deutsche Hygiene-Museum Dres<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />

das Gartenreich Dessau-Wörlitz, s<strong>in</strong>d erheblich betroffen.<br />

Mit dem Sichtbarwer<strong>den</strong> drohender Verluste ist das Bewusstse<strong>in</strong> über <strong>den</strong> Wert <strong>und</strong> die Funktion des kulturellen<br />

Erbes <strong>und</strong> der dieses Erbe bewahren<strong>den</strong> <strong>und</strong> vermitteln<strong>den</strong> Institutionen gewachsen - mit Sicherheit auch das<br />

Interesse. Offensichtlich auch bei jenen, die diese Institutionen bisher kaum wahrgenommen haben.<br />

Die Beseitigung der Schä<strong>den</strong> darf nicht nur als e<strong>in</strong>e Reparaturaufgabe verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, sondern muss orientiert<br />

se<strong>in</strong> an langfristig wirken<strong>den</strong> Strategien. Die <strong>in</strong> dieser Studie behandelten Fragen können dabei von erheblicher<br />

Bedeutung se<strong>in</strong>.<br />

119

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