Sinfonie im Wandel der Zeit - Freiherr-vom-Stein-Schule
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2. Der Begriff „<strong>Sinfonie</strong>“ <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Seit dem Mittelalter bis zur Gegenwart hat sich <strong>der</strong> Begriff Symphonia (gr.) bzw.<br />
Sinfonia (lat. & it.) in <strong>der</strong> Bedeutung oft verän<strong>der</strong>t. Im Mittelalter verstand man<br />
darunter einen Zusammenklang, eine Konsonanz <strong>der</strong> Intervalle, ein Ensemble<br />
und in England sogar ein Tasteninstrument. Erst <strong>im</strong> 17. Jahrhun<strong>der</strong>t begann<br />
sich die einheitliche Bedeutung des Wortes <strong>Sinfonie</strong> herauszukristallisieren.<br />
Instrumentale Vor- und Zwischenspiele zu geistlichen und weltlichen<br />
Vokalwerken, Opern, Oratorien etc wurden nun darunter verstanden. Doch<br />
diese Definition hat mit <strong>der</strong> späteren <strong>Sinfonie</strong> nichts mehr zu tun. Mit <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
breitete sich die italienische Opern-, Oratorien- und Sologesangsmusik aus und<br />
<strong>der</strong> Begriff Sinfonia beschränkte sich nur noch auf die Vor- und<br />
Zwischenspielstücke. Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts nahm die Sinfonia breitere<br />
Formen an und wurde allmählich zu einem selbstständigen Orchesterstück, das<br />
auch alleine konzertmäßig aufgeführt werden konnte. Da <strong>der</strong> Begriff Sinfonia<br />
auf einen <strong>im</strong>mer größeren Bereich verwendet wurde, kam es bald zu einer<br />
Wortkonkurrenz zum Begriff Sonata, <strong>der</strong> jedoch zu <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> das gleiche<br />
aussagte. Diese Konkurrenz hielt bis ins 18. Jahrhun<strong>der</strong>t an. Es kam jedoch<br />
auch vor, dass <strong>der</strong> Begriff Sonata auf den Zyklus bezogen war und Sinfonia nur<br />
den einleitenden Satz meinte. Zu bemerken ist jedoch, dass um 1700 die<br />
Gattungen Sinfonia, Kirchensonate, Kammersonate und französische Ouvertüre<br />
sich in <strong>der</strong> Praxis vielfach überschnitten haben und es dadurch schwierig ist,<br />
eine klare Abgrenzung zwischen den einzelnen Gattungen zu finden.<br />
Die Satzfolge <strong>der</strong> Sinfonia war kombinierbar. Man findet z.B. sowohl die<br />
Reihenfolgen schnell-langsam-schnell als auch langsam-schnell-langsam-<br />
schnell vor. Als Vorbild für viele Komponisten <strong>im</strong> 18. Jahrhun<strong>der</strong>t galt Scarlatti<br />
(1660-1725), <strong>der</strong> weitestgehend die dreisätzige Form und die Besetzung mit<br />
Streichern, Oboen und Hörnern verwendete. Er gab <strong>der</strong> instrumentalen<br />
Operneinleitung, die die Satzfolge schnell-langsam-schnell hatte, den Namen<br />
<strong>Sinfonie</strong>.<br />
Nach 1730 löste sich in Italien die Konzert-Sinfonia von <strong>der</strong> Opern-<strong>Sinfonie</strong> ab<br />
und diese Bewegung ging schnell auf Frankreich, Deutschland und an<strong>der</strong>e<br />
Län<strong>der</strong> über. Italien wird als Ursprungsland bei<strong>der</strong> Formen, <strong>der</strong> Opern- und<br />
Konzert-<strong>Sinfonie</strong>, angesehen. Die Italienische und Wiener <strong>Sinfonie</strong> wurzeln in<br />
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